Publicación sobre CIE en periódico alemán 2

Page 1

Thema der Woche 23

Nr. 1074, 04. Mai 2017 I Costa del Sol Nachrichten

saharianos über Wochen in ein CIE zu sperren, von wo sie ja eigentlich abgeschoben werden sollten, wenn man doch weiß, dass sie nicht zurückgeschickt werden können?“, fragt sich Triguero Hernández. Es gebe Alternativen zu den CIEs, so die Málaga-Acoge-Präsidentin. Anfang dieses Jahres seien viele Pateras an die andalusische Küste gelangt. Wie die Nachrichtenagentur Europa Press berichtete, wurden am 3. Januar dieses Jahres allein 228 Immigranten gerettet. Das ist die höchste Zahl zu Beginn eines Jahres seit einem halben Jahrzehnt.

Alternativen zu den CIEs „Die CIEs waren überfüllt, und deshalb kümmerten sich die verschiedenen NGOs um die Immigranten, da diese über genügend Unterkünfte und finanzielle Mittel verfügten“, erläutert Triguero Hernández. Sie erklärt, dass es mehr Sinn hätte, wenn sich die NGOs direkt nach der Ankunft der Immigranten um diese kümmern könnten, ohne den Umweg über die CIEs zu nehmen. Rodríguez Candela findet ebenfalls, dass es gute Alternativen zu den CIEs gebe. So könnten sie wie in Ceuta und Melilla in Wohnheimen untergebracht werden, die eben nicht an Strafanstalten erinnern. „Sobald ein Immigrant in einem Boot ankommt, wird der Prozess der Abschiebung in Gang gesetzt“, sagt Triguero Hernández. Personen, die über einen offiziellen Weg angekommen sind, etwa am Flughafen Barajas in Ma-

Immigranten, die ohne Papiere nach Spanien gelangen, werden sofort in ein Auffanglager gesteckt. Dabei gäbe es Alternativen, wie weitaus humanere Wohnheime. drid, und falsche Papiere besitzen, oder deren Touristenvisum abgelaufen ist und die einfach in Spanien geblieben sind, wird ein Ausweisungsverfahren eröffnet. Sie müssen verschiedene Dokumente, wie einen Arbeitsvertrag oder das Dokument für „arraigo“ vorlegen, mit denen sie beweisen können, dass sie sozial integriert sind und somit ein Recht darauf haben, im Land zu bleiben. Triguero Hernández berichtet, dass die Polizeibeamten, die für das CIE in Capuchinos in Málaga

zuständig waren, mit den Immigranten Partys mit Alkohol organisiert haben. „Das ist doch unglaublich“, echauffiert sich Triguero Hernández, „schamlos haben sie die Situation dieser Personen ausgenutzt und sich an ihnen vergriffen. Natürlich haben die mitgemacht.

Lichtjahre entfernt Niemand würde es doch ablehnen, wenn ein Polizist dazu auffordert, mit ihm eine Party steigen zu lassen. Aus Angst haben die Insassen eingewilligt. Das war die letzte

Episode des CIE in Capuchinos, bevor es geschlossen wurde.“ Die angeklagten Polizisten seien freigesprochen worden, sagt Rodríguez Candela. Im damaligen Urteil sei die Forderung gestellt worden, so der Anwalt, dass im Strafgesetzbuch festgelegt wird, dass allein eine Aufforderung zum sexuellen Akt auch in den CIEs bereits eine Straftat darstellen soll. Dieses Gesetz gelte für Heime für Minderjährige, nicht aber für die CIEs. „Am liebsten wäre es mir, wenn diese Zentren ein für al-

le Mal geschlossen würden“, sagt Triguero Hernández. „Das Gesetz sehe vor, dass die CIEs nicht den „Charakter eines Gefängnisses haben dürfen. Doch haben sie genau das, denn sie haben die gleiche Funktion wie eine Strafanstalt, sie berauben Personen der Freiheit“. Ob die CIEs eines Tages vollkommen von der Bildfläche verschwinden? „Schön wär’s“, sagt der Anwalt José Luis Rodríguez Candela mit einem bitteren Lachen. „Davon sind wir leider noch weit entfernt.“

„Schlimmer als jedes Gefängnis“ Zwei Immigranten berichten im Gespräch über ihre Erfahrungen im CIE in Tarifa Algeciras – lk. Cham* und Konteh* wühlen in einem Kleiderberg. Jeder pickt sich ein passendes T-Shirt heraus, um danach in den dritten Stock der Herberge des Roten Kreuzes in Algeciras zu den anderen zu gehen. Es ist kurz vor 20 Uhr, heute ist Fußballabend: Atlético de Madrid gegen Real Madrid. Das will keiner verpassen. Noch vor ein paar Wochen hatten sie keine Kleidung zum Wechseln. Cham machte sich vor elf Monaten auf den Weg von Guinea nach Europa, Kontehs Odyssee von der Elfenbeinküste dauerte zwei Jahre. In Spanien angekommen, wurden sie in das CIE auf der Isla de las Palomas in Tarifa gesteckt. „Die Neuankömmlinge kommen dort erst mal in Block A“,

berichtet Konteh, „da ist es auszuhalten, weil du nur mit drei anderen im Zimmer bist.“ In den Blöcken B und C sei die Situation schwer zu ertragen. Die Räume, in denen bis zu 20 Personen untergebracht sind, seien zugleich Schlafsaal, Badezimmer und Speisesaal. „Privatsphäre hast du da nicht“, sagt Konteh. „Wenn einer auf Toilette geht, dann ist der ganze Saal vom Gestank erfüllt.“ Cham erzählt, dass die Enge und die schlechte Luft im CIE ihn fast in den Wahnsinn getrieben hätten. Es sei schwer gewesen, die Ruhe zu bewahren. Warmes Wasser gab es nur für die ersten unter der Dusche. Die letzten mussten kalt duschen, auch im Winter. „Es stinkt überall, denn zum Duschen bekommst du nur ein kleines Stück Seife und die

Kleidung wird auch nur einmal pro Woche gewaschen. Im CIE haben wir dieselbe Jogginghose, dieselben Schuhe und dasselbe T-Shirt getragen. Die Kleidung, die uns das Rote Kreuz ganz am Anfang gegeben hat“, sagt Konteh.

Rassistische Äußerungen Die Hygiene sei so miserabel gewesen, dass einige sogar Flöhe bekommen haben. Selbst wenn ihre Schuhe aus dem Leim gingen, hätten sie keine neuen erhalten. Dabei hätten sie Pakete mit Kleidern von Caritas gesehen. Was damit geschieht, wisse niemand. Jeweils nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen hätten sie eineinhalb Stunden Freizeit gehabt. Außer Fußball- oder Basketballspielen hätten sie nichts gemacht. Telefonieren war verboten. „Sobald wir

zum Frühstücken gingen, wurde ein schweres Metallgitter hinter uns zugezogen und auch der Innenhof ist von Gittern umgeben“, erinnert sich Cham. „Da ist es schlimmer als im Gefängnis“, sagt Konteh. „Im Knast hast du wenigstens ein paar Aktivitäten. Einige der Polizisten, die sie bewachten, hätten rassistische Bemerkungen über Afrikaner gemacht. Keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort Französisch. Ab und zu sei ein Übersetzer vorbeigekommen. Gewalt von Seiten der Polizisten habe es selten gegeben. Sie hätten eben ihre Pflicht erfüllt, nämlich, sie zu bewachen. „Ich erinnere mich nur an einen Vorfall“, sagt Konteh, „ein Marokkaner hatte Besuch von seiner Frau bekommen. Als er ihr zum Abschied zwei Küsschen gab, schubste einer der

Polizisten ihn. Danach drückte er ihm die Kehle so fest zu, dass er rote und blaue Stellen hatte.“ Jorge Ortega López ist freiwilliger Helfer beim Roten Kreuz und beim Gespräch dabei. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Situation derart dramatisch ist“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Wir bekommen nicht alles mit, obwohl wir die CIEs in Tarifa und Algeciras regelmäßig besuchen, um dort Spanisch zu unterrichten und die Immigranten über ihre Rechte aufzuklären.“ Sobald die Flüchtlinge die CIEs nach 60 Tagen verlassen, ist die Herberge die nächste Station. Hier bekommen sie Frühstück ohne Gitter und dürfen telefonieren. *Namen von der Redaktion geändert


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.