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Wie sind Sie zum Basketball gekommen? Ich ging zum Schwimmen in einen Sportclub und begann dort zu spielen. Nach zwei Jahren – ich war damals 14 – begann ich, organisierten Basketball zu spielen. Undn mit 18 Jahren begann ich in den letzten Jahren meiner Spielerkarriere zu trainieren. Wie sind Sie mit dem BC Marburg in Kontakt gekommen? Durch meinen Agenten wollte ich unbedingt nach Deutschland kommen. Ich habe es in den letzten paar Jahren immer wieder versucht und mit Nachdruck auch in diesem Sommer - aber wir konnten keine Einigung erzielen. Als sich die Gelegenheit beim BC Marburg zeigte, musste ich nicht allzu viel nachdenken ...
Julian Martinez trainiert die Damen des BasketballBundeligisten BC MArburg. Foto: Georg Kronenberg
Express: Kannten Sie den BC Marburg bereits? Ja, der Verein war mir ein Begriff. Ich denke, dass man beginnen muss, eine Liga und ihr Umfeld zu studieren, lange bevor der Moment kommt, in dem man sich ihr anschließt. Als wir dann Gespräche begannen, konzentrierte ich mich wirklich darauf, soviel an Kenntnissen anzuhäufen wie nur möglich, egal ob es zu einem Anstellung gekommen wäre oder nicht.
ben neben den bekannten Maßhahmen und Einschränkungen. Aber es könnte sein, dass wir später in der Saison stärker betroffen werden. Sie sind jetzt seit einigen Wochen in Marburg. Wie gefällt es Ihnen? Ich mag die Stadt. Ich komme aus dem Süden Europas, wohne fünf Minuten zu Fuß vom Strand entfernt, und es ist schon eine große Veränderung. Aber ich mag Wälder, Seen und diese Art von Natur. Und außerdem hat Marburg eine perfekte Größe: nicht so groß, um schwerwiegende Probleme mit Umweltverschmutzung und Verkehr zu haben, aber groß genug, um alles zu bekommen, ohne woanders hinfahren zu müssen. Was machen Sie neben Ihrer Arbeit? Gibt es Hobbys und Leidenschaften? Ich koche gern, liebe die römische Geschichte der Antike und kann es kaum erwarten, eine Pause einzulegen und den Teutoburger Wald zu besuchen. Sie sprechen Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Französisch. Haben Sie auch schon ein bisschen Deutsch gelernt? Ich hätte gerne mit meinem Deutschunterricht angefangen, so wie ich es getan habe, als ich in Belgien Französisch gelernt habe. Die Situation mit Corona macht
„Positives Aushängeschild werden“ Der neue BC-Trainer Julian Martinez
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ulian Martinez ist seit Kurzem Headcoach der Bundeliga-Damen vom BC Marburg. Dem Express verriet der gebürtige Sevillaner seine sportliche Zielsetzungen und warum er es kaum erwarten kann, den Teutoburger Wald zu besuchen.
Express: Herr Martinez, Sie blicken auf eine bemerkenswerte internationale Trainerkarriere im Basketball zurück. Könnten Sie einige Stationen nennen? Julian Martinez: Vielleicht kann ich drei besondere Stationen herausheben: Das erste Mal, dass ich ein weibliches Basketballteam trainiert habe, war es die lettische Nationalmannschaft. Damit stand meine Entscheidung fest, in den Frauen-Basketball zu gehen und zu versuchen, meine weitere Laufbahn in diese Richtung zu lenken. Der türkische Erstligist Fenerbahce Istanbul repräsentiert vielleicht
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das höchste Niveau, das ich bislang in meiner Laufbahn trainiert habe. Dort konnte ich mit Spielerinnen wie Penny Taylor, Angel McGountry oder Cappi Pondexter zusammenarbeiten. Als drittes würde ich Namur Capitale aus der 1. Liga von Belgien nennen. Während meines ersten Jahres dort haben wir sowohl das Doppel gewonnen, als auch die Liga und den Pokal – gegen Teams, die ein größeres finanzielles Budget hatten als wir. Deutschland und die deutsche Lebensweise sind für Sie etwas Neues? Nun, ich habe bereits in Schweden, der Schweiz und Island gelebt. Meine Frau ist Lettin, und auch dort haben wir gelebt. Ich weiß, dass jedes Land und jede Kultur anders ist. Aber wenn es um die Unterschiede in der Lebensart eines südlichen Landes und derjenigen eines nördlichen geht – Ich denke, ich bin bereit dafür.
Was sind Ihre Pläne für die kommende Basketball-Saison? Ich möchte drei Dinge erreichen: Erstens, dass sich meine Spielerinnen individuell verbessern. Zweitens, dass die Menschen in Marburg davon überzeugt sind, dass ich der richtige Mann bin. Und drittens, dass wir jedes einzelne Spiel unter Wettkampfbedingungen ernstnehmen. Ich bin mir sicher, dass dies ausreichen sollte, um die Stadt stolz auf ihr Team zu machen. Meine Spielerinnen sollen zu einem positiven Aushängeschild werden. Das ist meiner Meinung nach das endgültigen Ziel eines jeden professionellen Teams – neben dem Gewinn von Spielen und Titeln. Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf Ihre Arbeit aus? Wir alle wissen nicht, wie sich das mittelfristig auswirken wird. Im Moment scheinen wir keine größeren Probleme mit Corona zu ha-
momentan alles ein bisschen schwieriger. Aber ich denke, es wird nicht so lange dauern, bis ich an einem Sprachkurs teilnehmen kann. Ich persönlich kann es kaum erwarten. Ich sehe das Erlernen der deutschen Sprache nicht als Verpflichtung – das sollte selbstverständlich sein –, sondern als eine Chance. Interview: Michael Arlt
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