TSG Hoffenheim Saisonchronik 2018/19

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Saisonchronik 2018/19

Saisonchronik 2018/19


Saison 2018/2019

Vorwort Die Vorsaison hatte Hoffenheim auf dem dritten Platz beendet und sich damit direkt für die Champions League der neuen Saison qualifiziert! Der Start in die Liga verlief indessen etwas enttäuschend, nahm aber langsam Fahrt auf, während sich die Premiere in der Champions League mehr als ansehnlich gestaltete, bei allerdings unbefriedigender Punkteausbeute. Am Ende hatte sich die TSG viel internationales Ansehen erworben, lag aber leider in der zugelosten Gruppe nur auf Platz 4, sodass im neuen Jahr bloß noch der Bundesliga-Wettbewerb zu bestreiten blieb: Im DFB-Pokal war Hoffenheim, nach gewohnt schwerer Loszuteilung, wie im Vorjahr in der zweiten Hauptrunde ausgeschieden. Folgende Zugänge gab es für die neue Saison: Reiss Nelson (Ausleihe Arsenal FC), Kasim Nuhu (Young Boys Bern), Ishak Belfodil (Werder Bremen), Leonardo Bittencourt (1. FC Köln), Joshua Brenet (PSV Eindhoven), Felipe Pires (Austria Wien), Vincenzo Grifo (Gladbach), Joelinton (Rückkehr Austria Wien), Ribeiro (Rückrunde, Brasilien).

Impressum Herausgeber TSG 1899 Hoffenheim, Fußball-Spielbetriebs GmbH Dietmar-Hopp-Sportpark, Horrenberger Straße 58, 74939 Zuzenhausen Tel. 07261-9493-0, Fax 07261-9493-102 E-Mail: info@achtzehn99.de, www.achtzehn99.de Autor Alexander H. Gusovius Layout, Satz, Gestaltung gestaltungsWerk, Georg Luippold Fotos Uwe Grün, Kraichgaufoto, www.kraichgaufoto.de Quellen www.kicker.de, www.dfb.de Statistikteil (ab Seite 132 ff): www.kicker.de www.transfermarkt.de www.bundesliga.com/de/bundesliga/ewige-tabelle

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Und folgende Spieler verließen die TSG, teils zur Ausleihe, teils für immer, teils aber auch erst zur Rückrunde 18/19, um nach dem Ausscheiden aus den internationalen Wettbewerben den etwas zu großen Kader zu entzerren: Zulj (Union Berlin), Ochs (Aalborg), Gnabry (Bayern), Uth (Schalke 04), Passlack (Dortmund), Akpoguma (Hannover 96), Zuber (Stuttgart), Pires (Sao Paulo), Kobel (Augsburg), Grifo (Freiburg), Nordtveit (Fulham), Hoogma (St. Pauli), Skenderovic (Hartberg).

Die Kür des Nachfolgers von Nagelsmann hatte unterdessen auf sich warten lassen. Für den Winter war die Bekanntgabe des neuen Trainers angekündigt, sie fand aber trotz wieder wärmer werdender Tage nicht statt. Marco Rose aus Salzburg war der allseits vermutete Top-Kandidat, der offenbar zögerte, seine Unterschrift unter einen im Prinzip fixierten Vertrag zu setzen. Als sich die Anzeichen verdichteten, dass Rose auch mit anderen Vereinen im Gespräch war, wartete die TSG mit einem Paukenschlag auf, just vor Beginn des kalendarischen Frühlings, und gab die Verpflichtung von Alfred Schreuder bekannt. Der einstige Co-Trainer von Nagelsmann würde als Cheftrainer in den Kraichgau zurückkehren, nachdem er als Co von Ajax Amsterdam größte Erfolge gefeiert hatte. Allen Fans und Freunden der TSG 1899 Hoffenheim wünsche ich viel Spaß und Freude beim Rückerinnern und Nacherleben, Blättern und Lesen ...

Alexander H. Gusovius

Wie in der Vorsaison lag also die gesamte Saisonhoffnung auf der Rückrunde, die parallel zu Julian Nagelsmanns Abschiedstour wurde, bevor er im Sommer zur Konkurrenz aus Leipzig wechselte. Zunächst hielt die unglückliche Serie von zu vielen Unentschieden weiter an, ehe im Endspurt der Saison doch noch der Anschluss an die internationalen Plätze gelang. Selbst eine erneute Champions-League-Platzierung wäre möglich gewesen, wurde aber wie die Euro-League-Teilnahme aufgrund unkonzentrierter Leistungen verspielt. Platz 9 lautete die wenig befriedigende Position in der Abschlusstabelle der Liga.

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saison 2018/19 Hinrunde

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1:6 DFB-Pokal, 1. Hauptrunde » 18. August 2018

1. FC Kaiserslautern – TSG 1899 Hoffenheim

Die Pokal-Fee hatte mit Kaiserslautern einen Gegner für die TSG gezogen, auf den sie zum letzten Mal 2013 in der Relegation getroffen war, als es um Abstieg oder Aufstieg in 2. oder 1. Liga ging. Seither hatte sich die Schere der Entwicklung weit geöffnet: Lautern ging als frischgebackener Drittligist in die Pokalpartie, Hoffenheim als Champions-League-Debütant. Ein theoretischer Vorteil des Drittligisten lag darin, über einige Spieltage hinweg schon in Tritt gefunden zu haben; beim FCK sah es jedoch durch zwei Niederlagen in Folge eher nach einem veritablen Fehlstart in die Saison aus. Immerhin erschien auch die Lage der TSG im Vorfeld alles andere als rosig: Eine ellenlange Verletztenliste war zu beklagen, auf der neben den langzeitverletzten Geiger und Rupp nun auch noch Demirbay und Amiri standen, neben Hübner, Akpoguma, Nordtveit, Grillitsch und Kramaric. So führte Vogt als neuer Kapitän eine auf vielen Positionen umbesetzte Mannschaft aufs Feld, neben ihm Posch und Bicakcic als weitere Innenverteidiger, rechts und links Schulz und Kaderabek, der seinen Vertrag bei der TSG gerade verlängert hatte, vor ihnen der heimgeholte Grifo, Zuber und Neuzugang Bittencourt im Mittelfeld, während vorn Szalai und Joelinton für Gefahr sorgen sollten, letzterer nach zweijähriger Ausleihe an Rapid Wien in den Kraichgau zurückgekehrt und in den Testspielen vor der Partie sehr überzeugend auftretend. Neuzugang Nuhu war nicht spielberechtigt, er saß noch eine Pokalsperre aus der Schweiz ab. Dennoch war Trainer Nagelsmann von seiner Truppe überzeugt und äußerte im Vorfeld, er wolle „den Klassenunterschied sehen“. Und tatsächlich bekam er von der ersten Spielminute an das Gewünschte geboten! Denn Kaiserslautern, von Trainer Frontzeck aufs Verengen der Räume eingestellt, um die TSG an der Spielentfaltung zu hindern, gelangte immer erst dann in ebendiese freien Räume, wenn der Hoffe-Express längst durchgerauscht war ... Tatsächlich war es beeindruckend, zu sehen, wie Hoffenheim mit Hochgeschwindigkeitskombinationen das Mittelfeld überwand und in die Spitze ging.

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Darum dauerte es auch nur sechs Minuten, bis das erste Tor fiel: Joelinton kam in der rechten Strafraummitte an den Ball, nachdem Schulz links durchgegangen war, aufs Tor gefeuert und Keeper Sievers den Ball weggefaustet hatte. Bei Joelintons Flachschuss mit rechts ins lange Eck gab es dann nichts mehr zu halten ... In der 13. Minute klingelte es bereits zum zweiten Mal. Diesmal brauste der Hoffe-Express über rechts, Kaderabek trug die Kugel bis an den Strafraumrand und flankte ideal nach innen, wo Schulz mitgelaufen war und den Ball über die Linie brachte. In der 22. Minute war die Partie beinahe schon entschieden. Eine selbst bei den herrschenden Hochsommertemperaturen nicht nachlassende TSG ging in der 22. Minute zum wiederholten Mal schnell und energisch nach vorn: Grifo setzte mit feinem Pass Joelinton in Szene, der diesmal mit links abzog, wieder ins lange Eck und erneut unhaltbar zum 0:3. Im nicht annähernd vollbesetzten, dennoch lärmenden Fritz-Walter-Stadion machte sich eine gewisse Lähmung bemerkbar: Hoffenheim war in allen Belangen haushoch überlegen, die eigene Mannschaft machte bisher keinen Stich. Ein Fiasko schien sich anzubahnen. Doch nach der offiziellen Trinkpause, die nach dem dritten Tor gewährt wurde, gab sich die TSG etwas weniger ehrgeizig und ging vor allem engen Zweikämpfen aus dem Weg: angesichts der Verletztenliste völlig verstehbar, doch mit der Folge, dass Kaiserslautern nun besser ins Spiel fand und hier und da sogar für Gefahr sorgte. Dabei kam es in der 33. Minute zu einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Kobel, für Baumann im Pokal aufgeboten, verschätzte sich beim Hinauslaufen und musste zusehen, wie Spalvis, von Vogt aus den Augen verloren, sich im Sechzehner mutterseelenallein hochschraubte und den Ball ins verwaiste Tor köpfte! Bis zur Pause blieb es beim Spielstand von 1:3; doch bevor die roten Teufel nach dem Wiederanpfiff auch nur daran denken konnten, eventuell zum Anschlusstreffer und zu noch viel mehr zu kommen, reihte sich in der 51. Minute

auch Kaderabek in die Reihe der Torschützen ein: nach Vorarbeit durch Bittencourt und unsauberer Klärung der Lauterer Hintermannschaft kam der Verteidiger rechts an den Ball und versenkte ihn links flach in den Maschen ... Als in der 53. Minute Joelinton zum dritten Mal traf, war die Messe auf dem Betzenberg endgültig gelesen. Schulz war der Vorbereiter über links, Joelinton legte sich den Ball vom schwächeren rechten auf den stärkeren linken Fuß und wählte diesmal das kurze Eck. Gleich darauf durfte Schulz vom Feld und wurde durch Brenet ersetzt, während zuvor bereits Hoogma für Bittencourt eingewechselt worden war. Beide machten ihre Sache hervorragend. Hoogma als gelerntem Verteidiger im Mittelfeld zuzuschauen, wie er mit großer Spielübersicht und sanfter Effizienz die Bälle verteilte und sicherte, war fast eine Offenbarung, Brenets Auftritt als linker Verteidiger geriet zu einem beeindruckenden Wettbewerbsschreiben in Richtung Schulz, das in der 63. Minute sogar noch vom Treffer zum 6:1-Endstand gekrönt wurde, nachdem Grifo ihm bei einem Konter über links den Ball überlassen hatte. Belfodil, der danach noch für Joelinton auflaufen durfte, zeigte ein paar interessante Ansätze bei Kontern, nur wurde sein pfeilschneller Antritt jedesmal durch mitunter fragwürdige Abseitsentscheidungen neutralisiert.

1. FC KAISERSLAUTERN Sievers, Dick, Kraus, Hainault, Sternberg, Albaek, Fechner (46. Löhmannsröben), Hemlein, Biada (46.Thiele), Zuck, Spalvis (66.Pick) TSG 1899 HOFFENHEIM Kobel, Bicakcic, Vogt, Posch, Kaderabek, Zuber, Schulz (62. Brenet), Bittencourt (56. Hoogma), Grifo, Joelinton (68. Belfodil), Szalai ZUSCHAUER 22.818 TORE 0:1 Joelinton (6.) 0:2 Schulz (13.) 0:3 Joelinton (22.) 1:3 Spalvis (33.) 1:4 Kaderabek (51.) 1:5 Joelinton (53.) 1:6 Brenet (63.) SCHIEDSRICHTER Patrick Ittrich (Hamburg) GELBE KARTEN Spalvis, Hemlein Zuber, Schulz, Szalai

Am Ende feierten die TSG und die vielen mitgereisten Fans ausgelassen den überzeugenden Sieg – die Pokalüberraschung war ausgeblieben, anders als für Frankfurt und Stuttgart, die beide in Runde 1 ausschieden. Doch bei der Auslosung für die nächste Runde sorgte die Pokal-Fee, die sich hier eher als Pokal-Dämon erwies, für lange Gesichter, als ausgerechnet RB Leipzig als nächster Gegner gezogen wurde, noch dazu mit sächsischem Heimrecht!

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3:1 1. Spieltag » 24. August 2018

FC Bayern München – TSG 1899 Hoffenheim

Das Weiterkommen im Pokal hatten sich die ruhmreichen Bayern unter Neutrainer Kovac mit einem mageren 1:0 in der Fußballprovinz bei Drochtersen regelrecht errumpelt. Zum Ligaauftakt Freitagabend gegen die TSG war mit einem anderen Auftritt zu rechnen. Beide Teams mussten sich zudem auf einige Neuregelungen einstellen, u.a. auf Videobeweis-„Verbesserungen“ wie das Einblenden des zu untersuchenden Vorgangs auf den Stadionwänden, auf eine neue Abseitsregel, nach der nicht mehr der Moment entscheidend sein würde, zu dem der Ball den Fuß des Passgebers verlässt, sondern der Moment des Ballkontakts, auf die Erlaubnis, von der Tribüne zur Trainerbank Funkkontakt zu halten, auf ausgedehntere Nachspielzeit sowie auf das kuriose Verbot, den Gegner zu beißen ... Letzteres spielte in der Partie in München keine Rolle, doch die „verbesserte“ Videoschiedsrichterei gab es. Sie sollte sich indessen als Fehlzündung erweisen und die Partie mehr oder weniger komplett verschiedsen. Immer noch fehlten der TSG jede Menge wichtige Spieler, wobei der Ausfall von Hübner etwas mysteriös blieb – ohne klaren Befund, aber mit der Diagnose anhaltender Schwindelgefühle. Zulj wiederum fehlte, weil an diesem Wochenende seine Ausleihe an Union Berlin fixiert wurde, um ihm mehr Einsatzzeiten zu garantieren. Ansonsten griff Julian Nagelsmann im Wesentlichen auf dasselbe Personal zurück wie in Kaiserslautern, nur dass Grillitsch zurückgekehrt war, Baumann wieder das Tor hütete und Nuhu für Posch die linke Innenverteidigung übernahm. Zudem fehlte Vizeweltmeister Kramaric, der dafür aber, wie der von den Bayern heiß umworbene Vogt, seinen Vertrag bei der TSG verlängert hatte. Auf der Gegenseite bekam Coman den Vorzug vor Robben und durfte Süle für Hummels antreten. Die Bayern dominierten vom ersten Moment an die erste Halbzeit, Hoffenheim agierte fahrig, leblos und ohne jegliches Selbstvertrauen, so dass man schon bald um den Ausgang der mit höchsten Erwartungen befrachteten Partie fürchten musste. Doch hielt die Hintermannschaft die Bayern bei allem

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Druck vom Sechzehner meist so effizient fern, dass es kaum zu gefährlichen Szenen vor Baumanns Kasten kam. Das ging in unschöner Einseitigkeit so bis zur 23. Minute, als Kimmich einen Eckball von links auf den völlig ungedeckten Thomas Müller schlug, der sich per Kopfball für die herzliche Einladung bedankte und das 1:0 für die Bayern erzielte. Deren Auftritt war wie erwartet dominanter als im Pokal, aber lange nicht so glanzvoll wie von der Klubführung erwünscht. Hoffenheim riss sich jetzt zusammen und griff die Bayern höher an, was in der 34. Minute fast zum Ausgleich geführt hätte: Joelinton bekam eine Konterflanke von Schulz nicht richtig auf den Fuß und schoss neben das Tor. Umgekehrt rettete Baumann in der 37. Minute vor Coman, der Vogt ausgetanzt hatte und allein auf den Torhüter der TSG losging! Bis zur Pause blieb es beim 1:0 der Bayern und sammelte die TSG vier gelbe Karten ein, die keinesfalls alle völlig gerechtfertigt waren. Da sich die Bayern ständig fallenließen, vor angeblichen Schmerzen aufschrien und umherwälzten, war Schiri Dankert immer rascher mit dem gelben Karton zurstelle. Schulz, bereits verwarnt, hatte allerdings Glück, dass seine Grätsche in der 44. Minute nicht die nächste gelbe Karte nach sich zog, denn er hatte, wenn auch unabsichtlich, Coman dabei riskant von den Beinen geholt, der danach verletzt ausgewechselt werden musste. Für ihn kam doch noch Robben. Zum Wiederanpfiff lief aufseiten der TSG Zuber für Grifo auf und brachte die ersehnte Auffrischung. Von nun an spielte Hoffenheim sehr viel zielstrebiger nach vorn, setzte die Bayern Mal ums Mal in Verlegenheit und wurde zur bestimmenden Mannschaft. In der 58. Minute kämpfte sich Bicakcic weit nach vorne vor und kam zu Fall, erwischte aber noch im Liegen den Ball und stocherte ihn in die Füße von Szalai, der nach kurzem Lauf mächtig abzog und damit sowohl den mitgelaufenen Boateng wie auch Neuer im Tor düpierte. Die Bayern gerieten vom Ausgleichstreffer ziemlich aus dem Tritt, es roch förmlich nach Sensation ... Doch zwei Schwächungen der TSG bildeten in den nächsten Minuten den Auftakt für eine Serie eklatanter Fehlentschei-

dungen des Schiris vorort und seiner Kollegen in Köln, so dass Hoffenheim am Ende mit leeren Händen dastand. Zunächst ersetzte Akpoguma rätselhaft schwach den akut gelbrot gefährdeten Nuhu, dann musste Kapitän Vogt verletzt vom Platz und wurde durch Nordtveit ersetzt, der kurz darauf eine Grätsche im Strafraum gegen Ribéry ansetzte. Und der hob theatralisch und für jeden leicht erkennbar ab, wie man es von ihm kennt – ohne dass die spontane Strafstoßentscheidung des Pfeifenmannes in Köln überprüft wurde. Lewandowski lief an, Baumann parierte, Robben gelangte an den Ball und schoss ihn ins Tor. Doch er war viel zu früh in den Strafraum gelaufen, so dass es zu einer Überprüfung der Kölner Videozentrale kam. Am Ende durfte Lewandowski den Elfer wiederholen, statt dass auf Freistoß für die TSG entschieden wurde, und war diesmal erfolgreich: Robben und Ribéry hatten mit ihren sattsam bekannten Tricks und Gaunereien dafür gesorgt, dass die Partie reichlich Schlagseite bekam. Denn die TSG erholte sich von den vielen Unterbrechungen und gegen sie gefällten, ungerechten Entscheidungen nicht mehr. Ein Handtor von Müller wurde zwar noch aberkannt, aber am Ende erzielte Robben in den viel zu kurz angesetzten sechs Nachspielminuten noch das 3:1. Wieder einmal hatte die Videoschiedsrichterei auf der ganzen Linie versagt und ein Spiel einseitig beeinflusst. Hinzu kam in diesem Spiel noch die nicht nachlassende Bayerngunst, der zufolge sich Bayernstars die absurdesten Kapriolen leisten können, ohne dafür ähnlich in Haftung genommen zu werden wie „normale“ Kicker.

FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Kimmich, Süle, Boateng, Alaba, Martinez (67. Goretzka), Müller, Thiago, Coman (45. +4 Robben), Ribéry (83. James), Lewandowski TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Vogt (74. Nordtveit), Adams (67. Akpoguma), Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Bittencourt, Grifo (46. Zuber), Joelinton, Szalai ZUSCHAUER 75.000 (ausverkauft) TORE 1:0 Müller (23.) 1:1 Szalai (58.) 2:1 Lewandowski (82., Elfmeter) 3:1 Robben (90.) SCHIEDSRICHTER Bastian Dankert (Rostock) GELBE KARTEN Müller Adams, Bittencourt, Kaderabek, Schulz

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3:1 2. Spieltag » 1. September 2018

TSG 1899 Hoffenheim – SC Freiburg

Die Woche vor dem Baden-Derby war gefüllt mit Terminen internationalen Zuschnitts. Dazu gehörte, dass Nico Schulz für die kommenden Länderspiele in den Kader der Nationalmannschaft berufen worden war, Kevin Vogt blieb leider außen vor. Es folgte die Auslosung der Champions-League-Gruppen, wobei Hoffenheim in eine Gruppe mit Olympique Lyon, Schachtar Donezk und Manchester City gelangte. Und zuguterletzt schaffte es die TSG, das Arsenal-Nachwuchstalent Reiss Nelson unter Vertrag zu nehmen: jedoch nur per Ausleihe auf ein Jahr und ohne Kaufoption. Ohne Trainer Christian Streich, der an Bandscheibenproblemen litt, reiste der SC Freiburg in Sinsheim an. Hoffenheim dagegen hoffte auf die Rückkehr von Kramaric ins Team, der aber zunächst noch geschont wurde. Julian Nagelsmann hatte hinten Adams, Vogt und Bicakcic aufgeboten, neben ihnen Schulz und Kaderabek, davor Grillitsch – und offensiv Zuber, Bittencourt, Joelinton und Szalai. Grifo musste, wie auf der Gegenseite Terrazzino, mit der Bank vorlieb nehmen. Der SV Freiburg ging hoch pressend in die Partie und störte den Spielaufbau der TSG damit ganz erheblich, bzw. sahen sich Baumann, Vogt und andere zu sehr riskanten Zuspielen gezwungen. Daraus zogen sie jedoch bald schon den Vorteil, hinter den vielbeinig hoch anlaufenden Freiburgern freies Terrain zu erreichen, sodass die Hoffenheimer Spielkunst sich alsbald mit langen Bällen behalf, die Szalai vorn mustergültig verarbeitete und weiterleitete, worauf es häufig brannte im Strafraum der Südbadener. Bereits in der 6. Minute fiel das erste Tor, wurde aber von der Videozentrale wegen ebenso leichter wie diskussionswürdiger Abseitsstellung von Bittencourt nicht gegeben. In der 9. Minute prüfte Bittencourt Schwolow im Tor der Breisgauer erneut, der SC-Keeper parierte seinen Schuss aus 14 Metern jedoch glänzend. Mit großartigen Kombinationen aus dem Mittelfeld angreifend setzte Hoffenheim jetzt ein Ausrufezeichen nach dem andern, ohne bislang Zählbares aufweisen zu können. Freiburg machte kaum einen Stich, ging aber umso härter in die Zweikämpfe.

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Bei einer dieser Aktionen blieb Bicakcic liegen und musste Minuten später für Akpoguma ausgewechselt werden. Leider war damit der Hoffenheimer Elan gebrochen: Verletzungsangst ging um, sodass Freiburg unversehens mehr Spielanteile bekam. In der 26. Minute lag dann auch Akpoguma am Boden, nachdem ihn Petersen mit einem Torpedo-Kopfstoß von den Füßen geholt hatte, und machte zwar einstweilen weiter, musste aber nach der Halbzeitpause wegen Sehstörungen draußen bleiben. Wahrscheinlich war dies der Grund dafür, warum Akpoguma in der 36. Minute einen Freiburger Freistoß umständlich per Hacke zu klären versuchte und den Ball verfehlte, der ihm darauf ans Standbein sprang, sodass Heintz den Abpraller an Baumann vorbei ins Tor schieben konnte. Das 0:1 spiegelte den Spielverlauf nur in Härtegraden gemessen wieder – und es sollte noch immer nicht Schluss sein mit der unfeinen Klinge aus Südbaden: Adams wurde in der 41. Minute ihr nächstes Opfer und verließ nach „Zweikampf“ humpelnd das Grün des neuverlegten Rasens. »

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Statt nun wie zu erwarten Nordtveit einzuwechseln, setzte Julian Nagelsmann auf verstärkte Offensive und eine Viererabwehrkette: Kramaric betrat den Rasen – und Nordtveit kam mit dem Wiederanpfiff doch noch für Akpoguma zum Einsatz. Zuvor rettete Baumann vor dem frei auf ihn zulaufenden Gondorf, sodass es beim Spielstand von 0:1 blieb, der nach der Pause jedoch nicht lange Bestand haben sollte: Szalai, der kurz vor der Pause nach Flanke durch Schulz noch an Schwolow gescheitert war, holte das Versäumte in der 50. Minute nach. Hoffenheim war mit neuem Mut und Offensivgeist aus der Kabine gekommen. Der Treffer zum 1:1 war dann der verdiente glückliche Umstand: Kaderabek flankte etwas zu harmlos von rechts, doch Schwolow wurde von zweien seiner Verteidiger daran gehindert, den Ball abzufangen, der vom Südbadener Trio wegsprang und Szalai erreichte, der sicher abschloss! In der 63. Minute bewies Szalai erneut seinen Torinstinkt. Grillitsch schickte Schulz links Richtung Grundlinie, dessen flache Hereingabe an seinen Freund und Heidelberger Nachbarn Szalai aus sechs Metern unhaltbar zum 2:1 in die Maschen umgewandelt wurde: Innerhalb weniger Minuten hatte Hoffenheim die Partie gedreht. Einige weitere Chancen zum Ausbau der Führung blieben ungenutzt, während Freiburg jetzt wieder mehr nach vorn arbeitete

und in der 73. Minute bei einem Lattenkopfball von Petersen fast zum Ausgleich gekommen wäre. In den letzten Spielminuten inklusive drei Minuten Nachspielzeit mühte sich der SC redlich, doch Hoffenheim wehrte alle Angriffsversuch souverän ab. Als auch die drei Minuten abgelaufen waren, gab es noch einmal Eckball für die Breisgauer, den der eingewechselte, aber farblose Terrazzino hereinbrachte. Schwolow war vorne mit dabei und musste zusehen, wie Kramaric den Eckball aufnahm und auf Bittencourt weitergab, der mit Ball Richtung Mittellinie davonzog und von dort, von Freiburgern verfolgt und bedrängt, aufs leere Tor zu schießen versuchte. Der Kugel fehlte allerdings die nötige Schubkraft, um auch über die Linie zu rollen, oder wäre vielleicht auch vorbeigegangen, doch Kramaric war aufmerksam mitgelaufen, holte den verhungernden Ball ein und schoss ihn mit ausgebreiteten Armen jubelnd zum Endstand von 3:1 ins Tor. Die Verletzungen der drei Innenverteidiger drückten nach dem Spiel enorm auf die Stimmung, auch wegen der anstehenden Champions-League-Partien. Denn Akpoguma mit Augenhöhlenbruch und Adams mit multiplen Verletzungen im Knöchelbereich würden wochen-, vielleicht monatelang ausfallen. Einzig Bicakcic schien einigermaßen schnell genesen zu können.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic (19. Akpoguma (46. Nordtveit), Vogt, Adams (44. Kramaric), Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Zuber, Bittencourt, Joelinton, Szalai SC FREIBURG Schwolow, P. Stenzel, Gulde (89. Koch), Heintz, Günter, Höfler, Gondorf, Höler (66. Terrazzino), Frantz, Niederlechner (81. Waldschmidt), Petersen ZUSCHAUER 28.619 TORE 0:1 Heintz (36.) 1:1 Szalai (50.) 2:1 Szalai (63.) 3:1 Kramaric (90. +4) SCHIEDSRICHTER Robert Hartmann (Wangen) GELBE KARTEN Szalai Gondorf, Niederlechner

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2:1 3. Spieltag » 15. September 2018

Fortuna Düsseldorf – TSG 1899 Hoffenheim

Düsseldorf war zurück in der ersten Liga – und schlug sich wacker! Vor allem beim 1:1 am zweiten Spieltag in Leipzig hatte die Fortuna zu überzeugen gewusst: Hoffenheim hätte gewarnt sein können. Vielleicht lag die Konzentration aber auch schon beim anstehenden, ersten ChampionsLeague-Spiel gegen Donezk, und die Länderspielpause war nicht eben durch reguläres Training geprägt: zu viele Verletzte und zu Länderspielen Abgestellte wie Nico Schulz bei seinem erfolgreichen Debut gegen Peru im eigenen Stadion wirkten sich hinderlich aus. Dennoch legte Hoffenheim los wie die Feuerwehr. Nach ein paar tastenden Anfangsminuten, in denen auch Düsseldorf etwas vorzeigte, spielte die TSG die Fortuna förmlich an die Wand. Leider blieb nur eine Vielzahl von Chancen ungenutzt: Joelinton köpfte in der 9. Minute übers Tor, nachdem Kaderabek von rechts etwas ungenau geflankt hatte, Schulz dribbelte sich immer wieder links durch oder wurde lang geschickt, ohne etwas auszurichten, in der 24. Minute köpfte Szalai knapp über den Kasten, in der 29. Minute parierte Oldie-but-Goldie-Torhüter Rensing in größter Not einen Rückraumkracher von Grillitsch, in der 31. Minute legte Kramaric, der etwas eigensinnig wirkte, nicht auf den freistehenden Grillitsch ab, sondern feuerte aus ungünstiger Position direkt auf Rensing ... In der 32. Minute schließlich ging Joelinton rechts auf die Grundlinie durch und gab scharf nach innen herein, vorbei an Rensing, hin zu Kramaric, der den Ball mutterseelenallein empfing und ihn nur noch einzuschieben brauchte, doch verhedderte sich der Vizeweltmeister irgendwie im Fußbereich bzw. traf/trat er lässig mit dem rechten Huf nicht nur gegen den Ball, sondern auch gegen das eigene Standbein, woraufhin das Spielgerät links weghoppelte, vorbei am Tor ... Durch die mehr als unglückliche Szene kam es zu einem Bruch im Spiel der TSG, die mit einem Mal die Balance verlor und der Fortuna das Feld überließ. Zwischendrin gab es noch eine heiße Szene vor dem Düsseldorfer Tor: Grillitsch setzte Kaderabek in der 39. Minute in Szene, dessen Kopfball mit dem Rücken zum Tor im rechten Winkel gelandet wäre, hätte Rensing sich nicht

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erneut langgemacht und den Ball weggefischt. Danach vergingen nur noch wenige Minuten, bis die Fortuna jenes Tor erzielte, das fast immer auf der Gegenseite fällt, wenn eine überlegene Mannschaft zahllose Chancen versiebt: Zimmer flankte von rechts punktgenau in den Hoffenheimer Strafraum, wo Morales in vollem Tempo zum Kopfball ansetzte und die Kugel unhaltbar unten links versenkte! Nach der Halbzeitpause war das Spiel ein anderes: Düsseldorf, in der ersten Halbzeit über weite Strecken hilflos wirkend und vergeblich bemüht, die Räume zu besetzen, verteidigte jetzt entschieden die glückliche Führung und verlegte sich auf Zweikampfmaßnahmen, die teilweise ins Ruppige gingen. Dagegen fand die TSG so lange kein Mittel, wie sie ohne den jungen Nelson spielte. Denn Julian Nagelsmann hatte bald nach dem Wiederanpfiff Joelinton durch Belfodil ersetzt, was klar erkennbar eine Schwächung bedeutete, und dann Bittencourt durch Zuber, was zu nochmal weniger Durchschlagskraft führte. Erst die dritte Einwechslung samt Auflösung der Dreier-Innenkette brachte den erwünschten Erfolg. Nelson, in der 72. Minute für Posch eingewechselt, überzeugte sofort mit intelligenten, beweglichen, überraschenden Aktionen und erinnerte damit ein wenig an Gnabry, als dessen Ersatz er ja auch verpflichtet worden war. Kurz vor Spielende düpierte er die Düsseldorfer Abwehr und erzielte in einer schönen Einzelaktion den Ausgleich. Kurz zuvor hatte Grillitsch den Ball ans Lattenkreuz gefeuert: Hoffenheim war zurück im Spiel!

angesichts der vielen namhaften Verletzten die Leistung mindestens in der ersten Halbzeit richtig gut war. Aber das verlorene Spiel drückte, weil der Sieg so zum Greifen nah war, eben doch aufs Gemüt – und es war sehr die Frage, wie man jetzt in der Champions League bestehen sollte, am darauffolgenden Mittwoch gegen Donezk, wenn vielleicht auch noch Vogt und Grillitsch fehlten, die aus Düsseldorf angeschlagen heimkehrten. Dem Torschützen zum Siegtreffer der Nationalmannschaft über Peru, Nico Schulz, blieb es vorbehalten, die verlorene Partie angemessen zu bewerten: „Wir haben gut angefangen, die ersten 30 Minuten war es ein sehr gutes Spiel von uns – das Einzige, was fehlte, war ein Tor. Dann waren wir einmal etwas fahrlässig, kriegen das 0:1 und die Fortuna stellt sich hinten rein. Dann wird es sehr schwer. Wenn wir die ersten 30 Minuten ein, zwei Tore machen, dann sieht das hier komplett anders aus. Wir müssen konsequenter sein, die Chancen reinmachen und Tore schießen: Darum geht’s im Fußball. Wenn du das nicht machst, wird es gegen jeden Gegner schwer. Man hat ja heute gesehen, wie man dann so ein Spiel verlieren kann.“

FORTUNA DÜSSELDORF Rensing, Ayhan (59. Bormuth), Bodzek, M. Kaminski, J. Zimmer, Gießelmann, Sobottka, M. Zimmermann, Morales, Ducksch (79. Karaman), Hennings (67. Lukebakio) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Nordtveit, Vogt, Posch (72. Nelson), Grillitsch, Kaderabek, N. Schulz, Bittencourt (63. Zuber), Joelinton (57. Belfodil), Kramaric, Szalai ZUSCHAUER 40.111 TORE 1:0 Morales (45.) 1:1 Nelson (86.) 2:1 Lukebakio (88., Elfmeter) SCHIEDSRICHTER Tobias Stieler (Hamburg) GELBE KARTEN Hennings Kaderabek, Belfodil

So schien es wenigstens, aber nicht lang, denn noch kürzer vor dem Spielende rempelte Vogt den eingewechselten ehemaligen TSG-Stürmer Karaman unglücklich weg, und das noch im Strafraum! Den unstrittigen Elfer von Lukebakio hätte Baumann in der 88. Minute ums Haar pariert. Er flog in die richtige Ecke, doch der platzierte Schuss ins untere Eck war zu scharf. So blieb vom Besuch in Düsseldorf nicht mehr übrig als denkbar schlechte Laune über eine völlig unnötige Niederlage. Man konnte sich immerhin damit trösten, dass

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2:2 Champions League gruppenphase » 19. september 2018

Schachtar Donezk – TSG 1899 Hoffenheim

Die medizinische Abteilung hatte ganze Arbeit geleistet: Vogt und Grillitsch waren rechtzeitig wieder fit geworden, selbst Demirbay stand im Kader, wurde aber noch geschont. Bicakcic fehlte weiterhin, Akpoguma saß mit Maske auf der Bank. Die zum Anpfiff antretenden elf Spieler waren damit exakt dieselben wie beim Spiel in Düsseldorf. Bevor die Champions-League-Premiere der TSG jedoch wahr wurde, trat schon die U-19 in der Youth-League zur parallelen Begegnung an – und gewann überzeugend mit 2:1. Fast sollte sich das Ergebnis als gutes Omen erweisen ... Dann, kurz vor 18 Uhr 55, ertönte endlich die magische Melodie und stand die TSG aus dem kleinsten Champions-League-Ort und mit dem jüngsten Trainer aller Champions-League-Zeiten aufgereiht vor der Haupttribüne. Ca. 28.000 Zuschauer hatten den Weg ins Stadion von Charkiw gefunden, wo Donezk wegen der russischen Aggression im Donbass seine Heimspiele austrug. Gut 150 Fans aus dem Kraichgau waren auch dabei. Anfangs wirkte der Hoffenheimer Auftritt, verständlicherweise, noch etwas nervös, doch das sollte sich sehr bald legen. Denn in der fünften Minute wurde Szalai bei der Ballannahme hart angegangen, der dänische Schiri entschied auf Vorteil, so dass Grillitsch den Ball auf Bittencourt spielen konnte, der ihn ideal auf den einlaufenden Grillitsch zurückgab. Und der Hoffenheimer Sechser hob den Ball geschickt über den herausstürzenden Torhüter Pyatov hinweg zum 0:1 in die Maschen. Die TSG übernahm nun weitgehend die Initiative im Spiel, doch auch Donezk kam gelegentlich gefährlich nach vorn. Die mit Brasilianern gespickten Offensivkräfte verfügten allesamt über viel Speed und hohe Balltechnik. In der 19. Minute musste Baumann beherzt eingreifen und eine Flanke von Butko entschärfen, bevor Marlos sie per Kopf verwerten konnte. Drei Minuten zuvor hatte Szalai das 0:2 auf dem Fuß, nach Vorarbeit durch Kramaric drehte er sich mit dem Rücken zum Tor frei und hämmerte den Ball leider genau auf den Torhüter.

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In der 27. Minute fiel dann der Ausgleich: Ismaily ging links durch, ließ Nordtveit aussteigen und spitzelte den Ball von halblinks per Außenrist ins lange Eck, wobei Baumann die Sicht durch Vogt komplett verstellt war. Nun wogte das Geschehen hin und her, mit Vorteilen für die TSG, die in der 37. Minute die nächste Riesenchance ausließ. Grillitsch steckte auf Schulz durch, der in die Mitte flankte, exakt auf den Kopf des hereinsprintenden Bittencourt. Dessen Kopfballtorpedo flog allerdings wieder genau in die Arme von Pyatov. Eine Minute später gab es einen Eckball für Hoffenheim, von Kramaric getreten, nach dem sich im Strafraum Pyatov und Nordtveit streckten, doch der Norweger schraubte sich so hoch, dass er vor den Händen des Keepers den Ball wegköpfte, unwiderstehlich hoch ins linke Eck – ganz wie von seinem dreijährigen Sohn am Vortag gefordert, der den Vater ermahnt hatte, doch endlich auch einmal ein Tor zu erzielen. Bis zur Halbzeit geschah nichts Aufregendes mehr, Hoffenheim ging daher mit einem Tor Vorsprung in die Kabinen. Unverändert kamen beide Teams daraus zurück. Ein Freistoß von Kramaric in der 53. Minute wurde zum ersten Höhepunkt der zweiten Halbzeit, doch der raffiniert getretene Ball flog knapp übers linke Toreck hinweg. Sieben Minuten später erzielte Donezk ein zurecht nicht gegebenes Abseitstor – Folge zunehmenden Drucks und größerer offensiver Entschiedenheit der Hausherren. Die Aufgabe für die TSG bestand nun darin, sich nicht zu weit hintenrein drücken zu lassen, die Chance darin, gegen die hinten ohnehin nicht ganz sattelfeste und immer offenere Abwehr per Konter zum befreienden nächsten Tor zu kommen. Dazu wechselte Julian Nagelsmann in der 64. Minute für den etwas angeschlagenen, extrem zweikampfstarken Bittencourt Demirbay ein, der in den nächsten Minuten mit einigen großartigen, weiten Bällen für Belebung sorgte. Denn unübersehbar ließen die Kräfte der Hoffenheimer allmählich nach: man war viel gelaufen bislang, um den Geg-

ner in Schach zu halten, dessen beste Phase in Spielen aber gewöhnlich erst gegen Ende kam. In der 75. Minute durfte Zuber den ausgepumpten Szalai ersetzen, doch in der 81. Minute war auch diese Maßnahme verpufft, nachdem Maycon im TSG-Rückraum unverzeihlich frei an den Ball gekommen war, ihn sich halblinks in aller Ruhe zurechtlegen konnte und aus ca. 20 Metern unhaltbar ins lange rechte Eck versenkte. Für Kramaric, der einige gute Spielszenen gehabt hatte, etliche andere aber auch versiebte, indem er zu viel dribbelte oder schwach abschloss, statt auf besser Postierte abzugeben, kam jetzt Nelson, der in Düsseldorf bereits zu überzeugen gewusst hatte. Auch diesmal ging echte Verstärkung von ihm aus, nur kam es zu keiner echten Torgelegenheit mehr, wenigstens aufseiten von Hoffenheim. Umgekehrt mussten Posch und Baumann gemeinsam einen scharfen Schuss von Marlos nach Ecke blocken, um die Partie nicht noch zu verlieren. So blieb es auch nach fünf Minuten Verlängerung beim letztlich gerechten 2:2, der erste CL-Punkt war gewonnen. Kapitän Vogt kommentierte den Ausgang so: „Ich gehe positiv aus dem Stadion. Das Unentschieden geht in Ordnung. Es war ein sehr starker Gegner. Donezk ist eine richtig gute Truppe. Wir haben es uns vorgenommen, nicht zu viel Respekt zu haben. Das ist uns sehr gut gelungen. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir haben uns in den vergangenen beiden Jahren immer gesteigert und wir wollten zeigen, dass wir Deutschland gut vertreten.“

SCHACHTAR DONEZK Pyatov, Butko, Khocholava, Rakytskyy, Ismaily, Stepanenko, Alan Patrick (76. Maycon), Marlos, Taison, Bolbat (57. Kovalenko), Junior Moraes TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Nordtveit, Vogt, Posch, Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Bittencourt (64. Demirbay), Kramaric (85. Nelson), Joelinton, Szalai (75. Zuber) ZUSCHAUER 28.336 TORE 0:1 Grillitsch (6.) 1:1 Ismaily (27.) 1:2 Nordtveit (38.) 2:2 Maycon (81.) SCHIEDSRICHTER Jakob Kehlet (Dänemark) GELBE KARTEN Junior Moraes, Alan Patrick, Rakytskyy Grillitsch

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1:1 4. Spieltag » 22. September 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund

In der Bundesliga sollte eigentlich der Fußball im Mittelpunkt stehen. Diesmal, beim Spiel gegen Dortmund, tat er es nicht. Leider, könnte man angesichts der hochkarätigen Spielpaarung sagen – doch das wäre falsch. Denn was im Fanblock des BVB geschah, war keinesfalls bedauerlich, sondern vor allem anderen ein krimineller Akt. Dietmar Hopp im Fadenkreuz zu zeigen, überlebensgroß, mit der Bildunterschrift „Hasta la vista Hopp“ (dem Satz, der den filmischen Tötungen des ‚Terminators‘ alias Arnold Schwarzenegger vorausging), war die vermeintliche Krönung anderer, nicht viel harmloserer Banner, die im Fanblock des BVB hergezeigt wurden. Sie alle zielten darauf, Dietmar Hopp persönlich anzugreifen, derb zu beleidigen, gegen ihn zu hetzen – und mit einem Aufruf zur Tötung zu versehen. Die BVB-Verantwortlichen übten sich natürlich in Zerknirschung und ließen die üblichen Entschuldigungen vom Stapel, bewiesen aber wie jedesmal nicht die nötige Einsicht, um Vertrauen für die Zukunft aufzubauen. Und Neu-Trainer Favre tat scheinheilig so, als wisse er gar nicht, worum es ginge. Hier half nur eines, nämlich die staatsanwaltliche Klärung und anschließende Würdigung vor Gericht. So nebensächlich die Partie selbst angesichts des wüsten Verhaltens zahlreicher BVB-Fans geworden war: für eine Chronik der gesamten Spielzeit ist es unerlässlich, das Ge-

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schehen auf dem grünen Rasen nachzuzeichnen und die skandalösen Vorgänge einstweilen auszublenden: Ohne Götze, den Favre aus dem Kader gestrichen hatte, trat der BVB in Sinsheim an, mit Reus als Kapitän und Sturmspitze, mit Dahoud, Pulisic und Kagawa sowie einigen Neuen, darunter Witsel und Delaney, der zunächst noch auf der Bank saß. Altbewährte Kräfte wie Piszczek und Schmelzer komplettierten die gelb-schwarzen Reihen. Hoffenheim hatte dem Spiel gegen Donezk Tribut gezollt und doppelt rotiert. So kam Brenet zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz auf der Position von Kaderabek, die er überzeugend ausfüllte. Bicakcic vertrat Nordtveit. Ansonsten blieb Szalai erstmal draußen, Zuber durfte von Beginn an ran. Joelinton in der Sturmmitte machte gleich nach dem Anpfiff auf sich aufmerksam, als er in Minute 2 davonzog und im Zweikampf mit Piszczek im Strafraum zu Fall kam. Weder ertönte ein Pfiff noch wurde die Szene nachträglich bewertet. Umgekehrt dasselbe Bild: In der siebten Minute wurde Pulisic von Schulz im Strafraum am Knöchel getroffen – hier wäre ein Elfmeterpfiff noch angemessener gewesen! Nur flog Pulisic derart theatralisch durch die Lüfte, dass er sich die Chance auf einen Strafstoß selber verdarb. In diesen ersten Minuten schien der BVB noch druckvoll zu agieren, viele Szenen liefen zugunsten der Dortmunder, ohne dass sie gefährlich vor Baumanns Kasten kamen. Die TSG brauchte 15 Minuten, ehe sie ihr Spiel erfolgreich durchsetzen konnte, und in der 19. Minute winkte schon der Lohn, als Schulz links durchbrach und auf den hereinlaufenden Bittencourt flankte. Dessen unbedrängter Torpedokopfball landete leider punktgenau bei Bürki. In 27. Minute erlief Brenet auf der Gegenseite einen langen Ball von Baumann, zögerte mit dem möglichen Abschluss aber zu lang. In der 37. Minute überspielte Joelinton gleich zwei Dortmunder im Strafraum und flankte von links scharf nach innen, wo ihn gleich zwei Hoffenheimer und ein Dortmunder Spieler verpassten. »

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Es half jedoch nichts, der Treffer zählte nicht. Genauso wenig wie der nächste in der 55. Minute, als Joelinton den Ball an den linken Pfosten geknallt hatte und Kramaric den Abpraller abstaubte, diesmal allerdings auch für das normale Auge erkennbar aus passivem Abseits kommend. In der 57. Minute stand das Stadion Kopf, denn Schulz wurde von Dahoud mehrfach am Arm gezogen, als er mit dem Ball am Fuß auf Bürki losmarschierte. Der regelgerechte Pfiff samt roter Karte blieb indessen aus: vermutlich, weil Schulz sich nicht fallenließ.

In der 42. Minute köpfte Joelinton eine Flanke von Schulz noch knapp am Gehäuse von Bürki vorbei, eher er in der 44. Minute den Sack zumachte, hoch verdient, nachdem die TSG den BVB über viele Minuten hinweg streckenweise ratlos gespielt hatte: Ein vom Dortmunder Abwehrspieler Diallo wegegesprungener Ball nach scharfer Hereingabe durch Brenet landete beim Brasilianer, der trotz seiner hünenhaften Figur noch im Wegrutschen aus 15 Metern gezielt ins lange Eck flach zum 1:0 abschloss. Ohne personelle Veränderungen kamen beide Teams aus den Kabinen zurück, und auch das Spiel lief gerade so weiter wie zuvor. Einzig die TSG spielte nach vorn und hatte durch Bittencourt gleich in der 48. Minute die nächste Großchance, die jedoch wieder bei Bürki landete, und in der 50. Minute scheiterte auch Kramaric, doch die anschließende Ecke wuchtete Bicakcic per Kopf in die Maschen. Nur zählte der Treffer nicht, da die Videozentrale in Köln ein formales Abseits ausgemacht hatte, das ohne Videobeweis nie und nimmer entdeckt worden wäre ...

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Danach drückte der BVB die auf Konter lauernde TSG allmählich immer tiefer in die eigene Hälfte, ohne dass einstweilen echte Gefahr davon ausging. Das geschah erst, nachdem in der 75. Minute Diallo die rote Karte bekam, als er Kramaric als letzter Mann umriss. Zu zehnt fand aber der BVB jetzt seltsamerweise seinen Rhythmus, und in der 84. Minute schaffte Reus es einmal, Bicakcic zu überlaufen und in die Mitte auf Pulisic abzuspielen, der den Ball aus kürzester Entfernung über die Linie ins Tor drückte. Julian Nagelsmann nahm nun Joelinton vom Feld und brachte Belfodil als letzte Hoffnung, die sich auch fast erfüllt hätte: in der Nachspielzeit feuerte Schulz von links aus dem Strafraum aufs Tor, doch statt hineinzugehen landete der Ball am langen Eck auf dem Fuß von Belfodil, der ihn frei hätte ins Tor prallen lassen können, aber stattdessen hoch über die Latte wegspringen ließ. So blieb es beim für Dortmund schmeichelhaften Remis und schon der dritten unverdienten Hoffenheimer Punkteinbuße. Thema des Tages blieb allerdings der schmähliche Auftritt des Dortmunder Anhangs.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Vogt, Posch, Brenet, Grillitsch, Schulz, Zuber (70. Nordtveit), Bittencourt, Joelinton (86. Belfodil), Kramaric (78. Szalai) BORUSSIA DORTMUND Bürki, Piszczek, Akanji, Diallo, Schmelzer, Witsel, Dahoud (60. Delaney), Kagawa (70. Philipp), Pulisic, Reus, Wolf (60. Sancho) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Joelinton (44.) 1:1 Pulisic (84.) SCHIEDSRICHTER Harm Osmers (Hannover) GELBE KARTEN Posch, Nordtveit Dahoud ROTE KARTEN Diallo (76.)

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1:3 5. Spieltag » 25. september 2018

hannover 96 – TSG 1899 Hoffenheim

„Gier, Biss und Siegeswille“ forderte 96-Trainer Breitenreiter vor der Partie am späteren Dienstagabend – in der englischen Woche innerhalb der Liga. Die Aussage ließ harte körperliche Angänge befürchten, auch der Nachsatz: “Wir wollen den ersten Dreier erzwingen.“ Hannover war spielerisch gut in die Saison gestartet, nur ließ die Punkteausbeute mehr als zu wünschen übrig: wogegen sich die Hoffenheimer Punktverluste geradezu harmlos ausnahmen. Doch auch hier herrschte Handlungsund Vollzugsbedarf: „Wir kreieren mit die meisten Torschüsse in der Liga. Gegen Dortmund waren’s 18, gegen Düsseldorf 21“, sagte Julian Nagelsmann vor der Partie mit Blick auf das Hauptmanko mangelnder Chancenverwertung. Sein Aufgebot berücksichtigte dennoch die Notwendigkeit, durch Rotation zur Schonung besonders beanspruchter Spieler beizutragen. Deshalb stand diesmal Kobel im Tor, Baumann konnte ausspannen. Brenet spielte für Schulz und Nelson durfte von Beginn an ran. In den ersten Spielminuten zeigte sich, wie nervös die Niedersachsen durch den verwanzten Saisonstart waren: die Fehlpässe und Lücken in der Abwehr vermochte Hoffenheim jedoch einstweilen nicht zu nutzen und produzierte selber etliche Ballverluste, sodass die Partie sich auf Augenhöhe eher schwach einzupegeln begann. In der 18. Minute lag den aus Protest gegen den DFB weitgehend stummen Hannover-Fans jedoch der Torschrei auf den Lippen. Schwegler düpierte Grillitsch an der Grundlinie knapp vor dem linken Torpfosten und chippte den Ball an Kobel vorbei Richtung des rechten Pfostens, wo ihn Bebou annahm und auf Kobels Kasten feuerte: Bicakcic machte sich lang, warf sich in den Schuss und verhinderte das sichere 1:0. Zwei Minuten darauf überlistete die TSG den Gastgeber, als Joelinton einen langen Ball von Kobel aufnahm und auf Brenet weiterleitete, der sich leichtfüßig und elegant weiter durchsetzte und plötzlich allein vor Esser im Tor war. Der Niederländer platzierte den Ball unhaltbar unten links im Kasten.

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Hannover geriet vom 0:1 jedoch nur kurz aus der Fassung und sicherte sich in der Folgezeit, und zwar bis zum Spielende, deutlich mehr Spielanteile, so dass die zu befürchtende harte Gangart ausfiel. Mal um Mal wurden die Gastgeber dennoch von Hoffenheim regelrecht überlaufen, was bis zur 37. Minute allerdings keine weitere Gefahr brachte. Einen defensiv bereits geklärten, verstolperten Ball vermochte Brenet diesmal nicht an Esser vorbeizubringen. Der Hannöversche Torwart war auch in der 45. Minute zurstelle, als er Joelintons Schuss nach schöner Vorarbeit per Tunnel von Sorg glänzend parierte. So gingen die Teams beim Zwischenstand von 0:1 in die Kabinen, aus denen die TSG mit Zuber für Nelson zurückkehrte. Der Jungprofi aus Arsenal hatte sich nicht effektiv ins mannschaftliche Gefüge eingebunden, offenbar litt er unter der Vielzahl der ihm im Mittelfeld aufgebürdeten Aufgaben. Hannover stellte nun um, von Vierer- auf Dreierkette, um signifikantes Übergewicht im Mittelfeld zu gewinnen, was die TSG jedoch wenig beeindruckte. In der 47. Minute zog Zuber ohne Vorankündigung aus 18 Metern flach ab, der Ball rauschte nur knapp am linken Pfosten vorbei. In der 49. Minute ging Kaderabek mit dem Ball am Fuß à la Robben in die Mitte und entschloss sich, als er nicht entschieden angegriffen wurde, zu einem Kunst-Bogenschuss, der zu seiner eigenen Überraschung auch noch ins Ziel fand – Esser war machtlos gegen die Flugbahn, die zu seiner Rechten halbhoch in den Maschen endete. In der 53. Minute erhielt Hannover unter freundlicher Mitwirkung von Schiri und Videozentrale die Chance, ins imgrunde schon verlorene Spiel zurückzukehren: Es gab einen Strafstoß, um Vogts losen Kontakt mit Füllkrug zu ahnden, der im Strafraum eine Flanke von Bebou erlaufen wollte und dabei stolperte und zu Fall kam. Der „Gefoulte“ trat in der 55. Minute selbst an, Kobel sprang nach der falschen Seite ab und kam an den scharf in die Mitte geschossenen Elfer nicht heran. Inzwischen war Stimmung im Stadionrund. Die Fans witterten die Chance auf Ausgleich und womöglich mehr. Tat-

sächlich traf Füllkrug in der 76. den Pfosten und in der 78. Minute aus Abseitsposition ins Tor – Hoffenheim ließ sich in dieser Phase zu weit zurückdrängen und schielte zu sehr auf Konter. In der 83. Minute wäre die Rechnung beinahe aufgegangen: der inzwischen für Joelinton eingewechselte Belfodil bekam einen Ball im 96-er Strafraum nahezu geschenkt und zog unmittelbar ab, scheiterte aber an Esser. Als zum Schluss fünf Minuten Nachspielzeit gegeben wurden, nahm das Spiel an Dramatik noch einmal zu: Ostrzolek knallte den Ball aus gut und gern 20 Metern aufs Tor, doch Kobel machte sich lang und lenkte ihn denkbar knapp über sein Gehäuse. Quasi im Gegenzug gab der für Bittencourt eingewechselte Kramaric beim Konter nach rechts auf Belfodil ab – und diesmal machte der Franzose es besser, indem er ein Tänzchen mit Ball im halbrechten Strafraum veranstaltete und auf einmal trocken abzog: unhaltbar für Esser ins lange Eck, zum Endstand von 1:3! „Das war ein ganz wichtiger Sieg in der Hochphase der Belastung“, sagte Julian Nagelsmann im Anschluss.

HANNOVER 96 Esser, Sorg, Anton, Wimmer, Ostrzolek, Schwegler (73. Weydandt), Walace, Bebou, Bakalorz (65. Asano), Maina (78. Fossum), Füllkrug TSG 1899 HOFFENHEIM Kobel, Akpoguma, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Grillitsch, Brenet, Bittencourt (65. Kramaric), Nelson (46. Zuber), Szalai, Joelinton (76. Belfodil) ZUSCHAUER 33.500 TORE 0: 1 Brenet (20.) 0: 2 Kaderabek (49.) 1: 2 Füllkrug (55., Elfmeter) 1: 3 Belfodil (90. +3) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Sorg, Walace Vogt, Kaderabek

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1:2 6. Spieltag » 29. september 2018

TSG 1899 Hoffenheim – RB Leipzig

Julian Nagelsmann wurde vor der Partie ermüdend oft darauf angesprochen, ob die Partie gegen seinen künftigen Arbeitgeber unter einem besonderen Stern stünde. Doch egal wie oft er betonte, dieses Spiel sei für ihn kein bisschen anders als andere und er wolle selbstverständlich alle drei Punkte davon mitnehmen, kehrte die Frage zu ihm zurück. Dabei plagten ihn viel größere Sorgen. Denn vor der Partie mussten Bicakcic und Vogt verletzt aus dem Kader ausscheiden, so dass die Hoffenheimer Innenverteidigung nur noch aus jungen Talenten bestand: in der Mitte Hoogma, außen Posch und Akpoguma. Im Sturm erhielt Belfodil seine Chance, neben Szalai, im Mittelfeld tummelten sich Kramaric, Bittencourt, Grillitsch und meist auch Kaderabek und Schulz. Das Tor hütete wieder Oliver Baumann.

Die ersten Minuten gehörten den Gästen, die mehr Zugriff auf ihre Spielweise hatten. Doch schon nach zehn Minuten nahm Hoffenheim die Zügel in die Hand und überwand die anfangs noch deutliche Unsicherheit, die natürlich aus der extremen Unerfahrenheit der Innenverteidigung resultierte, insbesondere, was die Spieleröffnung anbelangte. Einige Versuche, lange Bälle in die Sturmmitte oder auf die Außen zu schlagen, gingen weit daneben, ansonsten schoben sich die drei Youngster die Bälle ellenlang hin und her.

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Irgendwann jedoch, nach einer guten Viertelstunde, während der Leipzig nicht einmal gefährlich vors Tor von Baumann kam, gelang es Kaderabek, gut in die Mitte zu flanken. Grillitsch nahm die Flanke volley an, doch Gulacsi wehrte den Ball nach links ab, wo ihn Grillitsch im freien Raum erlief und wieder nach innen zurückflankte, genau auf den Kopf von Belfodil. Dessen Kopfball prallte unter die Latte, sprang jedoch exakt auf der Linie auf! Kein Tor ... Jetzt folgte die stärkste Phase der TSG, indem sich das Mittelfeld aus der weitestgehend fehlenden Offensivbeteiligung der Innenverteidigung befreite und sich die Bälle oft selber hinten abholte. In der 24. Minute entstand allerdings auf der Gegenseite Gefahr: Akpoguma klärte einen Ball nicht gut genug zur Seite, sondern mehr oder minder direkt in die Füße von Werner. Der schnelle Stürmer nahm das Angebot gern an und zog, von Akpoguma begleitet, aber nicht aufgehalten, Richtung Tor, wo er seinen scharfen Schuss von der Seite jedoch zu hoch ansetzte. Baumann musste nicht eingreifen. Umgekehrt spielte sich Hoffenheim immer wieder und immer besser durchs Mittelfeld, ließ aber beim letzten Pass die nötige Konzentration vermissen, sodass die Bälle oft zu weit flogen oder gleich in den Armen von Gulacsi landeten. In der 38. Minute setzte Szalai eine Flankendirektabnahme von rechts mit einem Drehschuss viel zu weit neben das Tor – der Ungar hatte nicht seinen besten Tag erwischt und verlor bzw. verschoss ungewöhnlich viele Bälle. Kramaric tat es ihm nach. Bis auf wenige Momente, in denen er seine Klasse überzeugend abrufen konnte, verhedderte sich der Kroate in Dribblings, traf falsche Entscheidungen bei Laufwegen und wirkte vor dem Leipziger Tor extrem unentschlossen und unsicher. »

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Kurz vor der Pause setzte Leipzig ein Ausrufezeichen. Die Sachsen hatten allmählich die Oberhoheit in der Partie zurückgewonnen und kamen in der 43. Minute mit Poulsen über rechts, wo er den Ball an den kurzen Pfosten brachte. Werner war eingelaufen und zog ab, Akpoguma fälschte ab: der Ball lief Richtung langem Pfosten und zuletzt dagegen. Baumann konnte den Abpraller sicher aufnehmen. Ohne Veränderungen kamen beide Mannschaften aus der anschließenden Pause. In der 49. Minute lief Werner links Akpoguma an und sprintete an ihm vorbei – sein Schuss mit links ging einstweilen aber nur ans Außennetz. Vier Minuten später war es dann geschehen: Werner setzte sich diesmal rechts gegen Posch durch und flankte nach innen, Poulsen schloss ab und traf Akpoguma, von dessen Hand der Ball zum 0:1 unhaltbar in die Maschen flog. Beim Zweikampf von Werner gegen Poulsen hatten beide Spieler gezogen und geschoben, aber nur Posch war zu Boden gegangen. Trotz erheblicher Proteste der Hoffenheimer und ihrer Fans ließ sich Schiri Aytekin nicht erweichen und zog auch Köln nicht zurate, sondern gab den Treffer: nicht wirklich zurecht, wie die TV-Bilder nahelegten. Für Bittencourt kam nun Demirbay, kurz darauf Grifo für Grillitsch, doch beide Auswechslungen brachten keine Verbesserung ins Spiel der TSG: Leipzig war entschlossener aus der Kabine zurückgekehrt und schien sich die Partie nicht mehr nehmen lassen zu wollen. In der 66. Minute knallte Poulsen den Ball erneut gegen den Pfosten, als er einen Abpraller aus dem Strafraum volley annehmen konnte.

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Hoffenheim probierte vieles, doch es gelang wenig, auch als ab der 70. Minute Joelinton für Szalai auflaufen durfte. In der 73. Minute stand die Partie ohnedies zur Entscheidung an, durch den überragenden Poulsen, der eine lange Hereingabe von Kampl mit dem Oberschenkel über die Linie brachte. Das 0:2 führte dazu, dass Julian Nagelsmann Posch einen Zettel mit neuen taktischen Anweisungen übergab, der anschließend zu Demirbay wanderte, aber wohl insgesamt eher ein bisschen Verwirrung stiftete. Die nun eingerichtet defensive Viererkette führte jedenfalls nicht zum erwünschten Ergebnis: dass Schulz, von defensiven Aufgaben entbunden, als weiterer Angreifer für Gefahr sorgte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Akpoguma, Hoogma, Posch, Kaderabek, Grillitsch (62. Grifo), Schulz, Bittencourt (57. Demirbay), Kramaric, Belfodil, Szalai (69. Joelinton)

In der 86. Minute musste Gulacsi immerhin noch einen Schlenzer von Joelinton klären, in der 93. Minute war er machtlos. Kramaric vollendete einen nach Foul von Ilsanker an Belfodil zurecht gegebenen Strafstoß, doch war dies nur noch eine Ergebniskorrektur. Zu mehr fehlte es an Zeit, die Heimpartie war verloren.

SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach)

RB LEIPZIG Gulacsi, Konaté, Ilsanker, Upamecano, Laimer (68. Mukiele), Demme, Saracchi, Sabitzer, Kampl, Poulsen (81. Cunha), Werner (68. Augustin) ZUSCHAUER 28.115 TORE 0:1 Poulsen (53.) 0:2 Poulsen (73.) 1:2 Kramaric (90. +3, Elfmeter)

GELBE KARTEN Szalai Sabitzer, Ilsanker, Konaté

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1:2 champions League Gruppenphase » 2. oktober 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Manchester City

Manchester City unter Pep Guardiola in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena, dazu die CL-Hymne – ein hoher Feiertag in den Annalen der TSG 1899 Hoffenheim! Gar nicht feierlich muteten indes die Nachrichten vor der Partie an: Vogt fiel aus, Schulz fiel aus, Zuber ebenso. Das Hoffenheimer Verletztenkabinett umfasste inzwischen 10 Leistungsträger. Wie sollte man da dem Spitzenreiter der englischen Premier League auf Augenhöhe begegnen? Nicht wenige rechneten damit, dass die TSG mit 0:6 oder ähnlich dramatisch vom Platz gefegt würde. Doch es kam alles ganz anders. Wieder sicherten die drei Youngster das Tor von Oli Baumann ab, wobei sich besonders Hoogma mit großer Spielübersicht hervortat, der bei Offensivgängen seiner Mannschaft zudem die Viererkette aufzulösen und sich auf der Sechs zu postieren hatte, um Grillitsch mehr Bewegungsdrang nach vorn zu ermöglichen. Brenet und Kaderabek sollten von hinten heraus Flankendruck erzeugen, Demirbay die Fäden auf der 10 ziehen, während Joelinton, Belfodil und Szalai im Sturm postiert waren. Das Spiel war gerade einmal 40 Sekunden alt, da geschah die Sensation: Hoffenheim ging durch Belfodil in Führung: Brenet hatte von rechts fein auf Demirbay halbrechts abgespielt, und der Dirigent schaute nur kurz und zirkelte den Ball mit einem Weltklassepass in den Laufweg von Belfodil – der nicht lang fackelte, allein weiterzog auf Ederson und durch dessen Hosenträger eiskalt einnetzte! ManCity wirkte nicht geschockt, aber irritiert, und ließ einen zweiten Hoffenheimer Gang Richtung Tor zu. Joelintons Flanke kam jedoch zu nah ans Tor, Ederson begrub sie unter sich. Die großartige Führung hielt daraufhin nur bis zur 8. Minute, dann wurde Sané von David Silva links in den weit offenen Hoffenheimer Strafraum geschickt, von wo aus er Agüero anspielte, der den Ball aus wenigen Metern trocken ins kurze linke Eck feuerte, unhaltbar für Baumann ...

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Es war anfangs beiderseits Tempo und Intensität in der Partie. Dann jedoch zog sich Hoffenheim zunehmend zurück und hatte nur noch in der 16. Minute Aussicht auf mehr, als Szalai mit einem Pass die zu hoch aufgerückte Abwehr der Gäste austrickste, doch Joelinton und Kaderabek, beide aussichtsreich gestartet, kamen sich in die Quere, sodass die Chance versandete. Ab da spielte eigentlich nur noch Manchester, ohne zu heißen Torchancen zu kommen – die blutjunge Abwehr der TSG aber hielt dicht! Es dauerte bis zur 40. Minute, ehe Belfodil die nächste Torchance für Hoffenheim auf den Fuß bekam. Sein Schuss aus dem rechten, etwas spitzen Winkel blieb leider am Torhüter hängen. Auf der Gegenseite hämmerte in der 43. Minute Agüero den Ball aus der Distanz über den Querbalken. »

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Damit war die an spielerischen und taktischen Höhepunkten reiche, an heißen Torszenen eher arme erste Halbzeit herum: Hoffenheim konnte zufrieden sein mit dem Remis gegen eine Spitzenmannschaft, die etliche Spieler von Weltniveau in ihren Reihen hatte. Nach der Pause kamen beide Teams unverändert zurück auf den vorbildlich gepflegten TSG-Rasen. Während Manchester eher verhalten in die zweite Halbzeit ging, versuchte sich Hoffenheim wieder an einem Blitzstart: Szalai verarbeitete einen langen Ball an der Mittellinie, indem er ihn zu Belfodil ideal steil auf die Reise schickte. Der Franzose spielte vor dem Kasten quer auf Grillitsch, doch der Österreicher verpasste und versuchte sich kurz darauf an einem Weitschuss, der deutlich zu hoch angesetzt war. Julian Nagelsmann brachte alsbald Kramaric für Szalai, um im offensiven Mittelfeld mehr Druck erzeugen zu können. Der Kroate vermochte seine durchwachsenen Auftritte der jüngeren Vergangenheit aber auch diesmal nicht zu krönen. Szalai erging es, außer in wenigen guten Szenen, auch nicht viel besser, Belfodil dagegen ließ nicht nur bei seinem Tor, sondern auch sonst und sogar bei seinen defensiven Antritten erahnen, was man sich von seiner Verpflichtung vor Saisonbeginn versprochen hatte. Vermutlich wäre es zielführender gewesen, Nelson statt Kramaric einzuwechseln. Denn in der 60. Minute verlor Kramaric ein Laufduell gegen Sané, nach langem Abschlag von Baumann, den zudem Ederson unterlaufen hatte. Statt einer Riesenchance für die TSG setzte es eine empfindliche Sprintniederlage ... Immerhin war Hoffenheim mit dieser Szene wieder im Spiel und ließ sich jetzt nicht mehr wie in Halbzeit 1 weit zurückdrängen, sondern kam sogar zu längeren Ballbesitzphasen. In der 66. Minute wusste sich Walker gegen Kaderabeks Offensivdrang nicht anders zu helfen, als mit gestrecktem, offenem Fuß dessen Schienbein anzugehen – die rote Karte war zwingend, blieb aber aus. Die gezeigte gelbe war ein Witz. Zum Glück konnte der Tscheche nach kurzer Behandlung weiterspielen. In der 74. Minute hatte Hoffenheim umgekehrt Glück. Baumann sprintete aus dem Tor, weil Sané allein mit Ball auf ihn loszog, hechtete nach rechts, verfehlte den Ball, traf die Füße des Gegners und riss ihn von den Beinen. Dennoch gab der verschiedentlich zweifelhaft entscheidende Schiedsrichter Skomina aus Slowenien keinen Elfer.

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So allmählich ließen die Kräfte der TSG nach, die bislang um einiges mehr an Laufarbeit in die Partie investiert hatte, sodass Manchester immer leichteres Spiel hatte, wenn der Ball schnell gemacht wurde. In der 82. Minute kam Bittencourt darum für den ausgepumpten Grillitsch, doch die Tempoüberlegenheit der Gäste hielt an und mündete in der 87. Minute in den Knock-out, wobei ein individueller Fehler den tragischen Ausschlag gab: Posch stoppte eine Flanke von links mit der Brust und kriegte die Kugel nicht schnell genug weg, David Silva kam in seinem Rücken angerauscht – und von Bittencourt nicht verfolgt, erspitzelte er sich den Ball und erzielte den für Baumann unhaltbaren Siegtreffer für die Truppe von Pep Guardiola. Daran vermochte auch die Einwechslung von Hack für Demirbay nichts mehr zu ändern. Die Niederlage, fast in letzter Minute kassiert, schmerzte sehr. Da half es auch nicht, dass man mit einer reinen NotElf lange Zeit auf Augenhöhe mitgespielt hatte. Die Fans indessen waren traurig und zugleich begeistert. Hoffenheim hatte sich der Champions League würdig erwiesen ...

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Akpoguma, Hoogma, Posch, Brenet, Demirbay (89. Hack), Grillitsch (82. Bittencourt), Kaderabek, Joelinton, Belfodil, Szalai (54. Kramaric) MANCHESTER CITY Ederson, Walker, Kompany, Otamendi (64. Stones), Laporte, Fernandinho, Silva, Gündogan (68. Silva), Sterling (75. Mahrez), Sané, Aguero ZUSCHAUER 24.851 TORE 1:0 Belfodil (1.) 1:1 Aguero (8.) 1:2 Silva (87.) SCHIEDSRICHTER Damir Skomina (Slowenien) GELBE KARTEN Demirbay Otamendi, Fernandinho, Walker, Aguero

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1:2 7. Spieltag » 7. Oktober 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Eintracht Frankfurt

Drei Heimspiele in direkter Folge – und dreimal kam es zu einer Niederlage, jedesmal stand es am Ende 1:2. Unter der Leitung von Julian Nagelsmann stellte das einen Negativhöhepunkt dar – entsprechend gereizt wirkte der Trainer nach der Partie gegen die Eintracht, die sich als zielorientierter und bissiger erwiesen hatte, trotz eines ähnlich hohen Belastungspensums wie die TSG! Niemand dachte bislang daran, dass der im Folgesommer anstehende Wechsel von Nagelsmann mit ein Grund für die schwache Punkteausbeute der TSG wäre. Dafür war vor allem die Verletztenliste zu lang und fiel die dadurch erzwungene Rotation zu intensiv aus. Dennoch wurde um das Spiel herum gemunkelt, dass ein Nachfolger bereits gefunden sei: Marco Rose von RB Salzburg, so der Kicker, sei der heißeste Kandidat. Das wurde von verantwortlicher Seite nicht kommentiert. Ohne den Ex-Hoffenheimer Abraham war die Eintracht nach Sinsheim gereist, Russ vertrat ihn. Mit dabei wie-

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der Ante Rebic, der die TSG-Abwehr gleich zu Beginn mit Sturmpartner Jovic unerwartet hoch anlief und selbst dem ins Team zurückgekehrten Kevin Vogt Probleme bereitete. Etliche Fehlpässe unterliefen dem sonst so ballgewandten Kapitän, gefolgt vom Rest der Mannschaft, die sich enorm schwer tat gegen das Pressing von Frankfurt und eigentümlich wenig innere Überzeugung ausstrahlte. Offenbar hatten die zumeist unverdienten Punktverluste der jüngeren Vergangenheit an den Nerven gezehrt ... Bis zur 20. Minute hatte keines der beiden Teams die Oberhand auf dem Rasen für sich gewinnen können, wobei Frankfurt zunehmend abwartend agierte und ca. ab der 20. Minute der TSG das Spiel überließ. Mehrere heiße Torszenen waren die Folge, ohne dass der Ball im dichten Getümmel ins Netz ging. Zweimal rettete die Latte, in der 30. Minute nach Kopfball von Bittencourt und in der 39. nach Lupfer von Demirbay über Trapp hinweg – der ansonsten alles vereitelte, was vor seinem Kasten brisant wurde. »

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Zwischendrin zwang Rebic Schiri Siebert förmlich dazu, ihm eine erste gelbe Karte zu zeigen, als er sich nach vermeintlich unfairem, in Wahrheit aber regelgerechtem Einsatz von Posch gegen ihn im Strafraum der TSG mächtig darüber erregte, dass er keinen Elfer zugesprochen bekam. Im direkten Nachgang zu Demirbays Lattentreffer kam es zu einem Einwurf für die TSG, den Grillitsch völlig verpeilt direkt in die Füße von Jovic setzte – dessen langen Pass auf Rebic schätzte Baumann ebenso katastrophal falsch ein. Er lief erst auf Rebic zu und machte dann kehrt, zu spät, um dessen Bogenlampe über ihn hinweg noch erreichen zu können. Damit stand es nach der allerersten Torchance von Frankfurt 0:1, imgrunde ein Eigentor und die Verkehrung des Spielverlaufs! In der Pause nahmen sich Nagelsmann und seine Mannen viel vor, wurden auf dem Rasen jedoch eiskalt erwischt. Bevor sie ihre Pläne auch nur im Ansatz realisieren konnten, stand es nach 40 Sekunden schon 0:2, nachdem Kostic in die Mitte geflankt und Baumann den Ball in die Mitte gefaustet hatte, wo Jovic ihn sich zurechtlegte und flach rechts unten einschoss. In der 48. Minute hatte Belfodil den Anschlusstreffer nach wunderschönem Pass von Demirbay auf dem Fuß, doch statt sofort abzuschließen, ließ sich der Ex-Bremer abdrängen und blieb hängen.

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In der 60. Minute kam Nelson für Grillitsch, sechs Minuten darauf Joelinton für Akpoguma, um den absurden Zwischenstand von 0:2 nach Möglichkeit zu pulverisieren. Beide neuen Stürmer belebten die Offensive auch sehr und glänzten mit mehr Eigenwilligkeit und Überraschungsmomenten, doch war der Sturm der TSG mit jetzt vier Akteuren zu dicht aufgestellt und wirkte der Rest der Mannschaft immer noch zu unentschlossen und unüberzeugt, um echten Druck auf Frankfurt erzeugen zu können. Es half nicht einmal, dass die Eintracht ab der 64. Minute einen Spieler weniger auf dem Platz hatte – Rebic hatte in einer überhaupt nicht brisanten Situation Akpoguma am Trikot gezerrt und umgerissen, sodass dem Schiri erneut nichts anderes überblieb, als Rebic die zweite gelbe Karte und damit die rote herzuzeigen. So blieb es bei gelegentlichen schönen Einzelaktionen der beiden Neuen, während der schon früher für Bittencourt eingewechselte Grifo nie Anschluss ans Geschehen fand.

Ab der 82. Minute hofften die Hoffenheimer Fans noch einmal: Nelson hatte doch noch, an diesem Tag unausweichlich in einer schönen Einzelaktion, den Anschlusstreffer erzielt. Von rechts war Nelson, da er keine Anspielstation fand und sich auch kein Mannschaftskamerad dazu anbot, auf gut Glück selbst samt dem Ball in den Strafraum gezogen und hatte hoch das lange Eck anvisiert: mit Erfolg! Die Hoffenheimer Folgeaktionen wirkten wieder recht konfus und machten es Frankfurt leicht, das Ergebnis zu verwalten. Bis auf die Nachspielzeit, als wieder einmal Belfodil die Chance bekam, mit einem Last-minute-Treffer den Spielausgang entscheidend zu verändern. Demirbays Freistoß auf seinen Kopf lenkte er jedoch exakt in Richtung von Trapp, der deshalb noch die Hand hochbekam und den Ball über die Latte lenkte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Akpoguma (66. Joelinton), Vogt, Posch, Brenet, Schulz, Grillitsch (60. Nelson), Demirbay, Bittencourt (52. Grifo), Belfodil, Szalai

„Wir haben sieben Punkte“, sagte ein sichtlich angefressener Kapitän Vogt im Anschluss in die Mikrofone. „Das ist gar nichts, das ist mickrig!“

EINTRACHT FRANKFURT Trapp, Russ, Hasebe, Ndicka, da Costa, Kostic (80. Willems), Fernandes, Allan (46. Gacinovic), de Guzman, Jovic (69. Haller), Rebic

Mit tatsächlich nur sieben Punkten lag Hoffenheim am Ende des siebten Spieltags auf Platz 13, viel zu wenig für den betriebenen Aufwand und die im Vorfeld formulierten Ansprüche ...

ZUSCHAUER 29.785 TORE 0:1 Rebic (40.) 0:2 Jovic (46.) 1:2 Nelson (82.) SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Akpoguma, Schulz Allan, Hasebe GELB-ROTE KARTEN Rebic (66.)

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1:3 8. Spieltag » 20. Oktober 2018

1. FC Nürnberg – TSG 1899 Hoffenheim

Drei Spiele in Folge verloren – und die Leichtigkeit war hin. Da beschwor der eine oder andere Fan schon mal einen „dreckigen Sieg“ oder rief flehentlich den Fußballgott an. Liebend gern wollte man endlich drei Punkte, anstatt einmal mehr feinen Fußball zelebriert und ganz unfein die Punkte weggeschenkt zu sehen. Den schmerzhaften Trend wollte man egal wie umgebogen wissen, zur Not auch unverdient. Doch dazu kam es nicht bzw. war es nicht nötig, unfeine Zwecke mit unfeinen Mitteln zu erreichen, denn Hoffenheim hielt auch in Nürnberg am eingeschlagenen Kurs und gepflegten Spielstil fest – und wurde diesmal belohnt. In den ersten Minuten der Partie sah es dennoch eher nach ungepflegtem Fußball aus, was beide Teams da auf dem umso gepflegteren Rasen herzeigten: Fehlpässe in Hülle und Fülle, die kreuz und die quer, meist auf den mittleren 20 Metern des Wettkampffeldes, so dass sich überhaupt kein Spielfluss ergab. Dann jedoch lösten sich als erste die Gastgeber aus der Verzettelung und kombinierten sich immer wieder über wenige Stationen durch die Hoffenheimer Reihen, die davon noch konfuser wurden als zuvor schon. Mit Bangen sah man, wie das in vielen Teilen erneuerte TSG-Team vor lauter Verunsicherung über die immer gefährlicher vorgetragenen, blitzschnellen Aktionen der Clubberer nahezu alles verstolperte, was sonst ihre feine Klinge ausmachte. Das nahm hinten seinen Anfang, wo Vogt diesmal Bicakcic und Adams neben sich hatte, setzte sich fort über Grillitsch, der mit Demirbays Kommando im Mittelfeld nicht gut zurechtkam, machte auch vor Demirbay nicht halt, der über weite Strecken den ganz großen Gestus bemühte und damit vieles verdarb, und erstreckte sich auf die Offensive, wo sich Kramaric fast schon gewohnt verzettelte, Joelinton wirkungslos ackerte und Nelson keinen strukturierten Zugang zum Spiel fand. Da nahm es nicht Wunder, dass Adams im Ablaufen entlang der Strafraumgrenze, leider innerhalb des Sechzehners, Misidjan lapidar zu Fall brachte und Schiri Zwayer auf den Elfmeterpunkt zeigte – und Köln griff nicht ein, was mehr als regelgerecht gewesen wäre. Behrens verwan-

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delte das Geschenk in der 18. Minute zum letztlich nicht unverdienten 1:0 der Nürnberger, deren Fans sich nicht entblödeten, den ähnlich blöd gelagerten Dortmunder Vorbildern mit üblen Spruchbändern und Sprechchören gegen Dietmar Hopp nachzueifern. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit gelang es der TSG, die viel agiler wirkenden und effizienter zweite Bälle jagenden Nürnberger spielerisch unter Druck zu setzen, und konnte froh sein, dass man inzwischen nicht weiter in Rückstand geraten war. Nach der Pause knüpfte Hoffenheim an die paar Minuten vor dem Kabinengang nahtlos an und widerlegte endgültig den Verdacht, es auf einen dreckigen Sieg abgesehen zu haben. Denn trotz höherer Agilität und besserem Zweikampfverhalten war der Grund für die nun anhebende enorme fußballerische Überlegenheit der TSG: ganz einfach überlegener Fußball. Ein weiterer Schlüssel lag strategisch in der Auswechslung von Grillitsch für Szalai. Endlich gerieten sich Demirbay und Grillitsch nicht mehr ins Gehege und war offensiv ein Mann mehr abzudecken, was die Clubberer nachhaltig aus dem Konzept brachte. Und auf einmal lief die TSG-Maschinerie wieder wie geölt: Kramaric wurde zusehends besser, Demirbay produktiver – und Nelson konnte taktisch unbelasteter agieren, was er in der 50. und 57. Minute in zwei kreative Tore ummünzte, beide Male nach Vorarbeit von Kaderabek.

te den Sack zu. Auch die Einwechslungen von Akpoguma für Adams und Hoogma für Nelson in den letzten 20 Minuten führten zu keiner Schwächung: Hoffenheim hatte damit die Negativserie beendet, sprang mit den drei Punkten vor auf Platz 8 der Tabelle und war nun bestens gerüstet für das anstehende CL-Duell gegen Lyon. Kapitän Kevin Vogt blickte offen auf die Partie: „Nürnberg hat es in den ersten 25 Minuten besser gemacht. Sie waren viel giftiger und viel aktiver bei den zweiten Bällen. Man muss die nötige Mentalität auf den Platz bringen und das haben wir zu Beginn nicht ganz so gut gemacht. Nach dem Rückstand sind wir wach geworden und haben noch vor der Halbzeit ordentlich Druck gemacht. Christian Mathenia hat vier Schüsse sehr gut gehalten. In der zweiten Hälfte haben wir es taktisch besser gemacht und unter dem Strich auch in der Höhe verdient gewonnen.“

1. FC NÜRNBERG Mathenia, Valentini, Margreitter, Mühl, Ro. Bauer, Behrens, Petrak, Löwen, Palacios (66. Kerk), Misidjan (86. Kubo), Ishak (41. Knöll) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Vogt, Adams (68. Akpoguma), Kaderabek, Grillitsch (46. Szalai), Schulz, Demirbay, Nelson (70. Hoogma), Joelinton, Kramaric ZUSCHAUER 36.472 TORE 1:0 Behrens (18., Elfmeter) 1:1 Nelson (50.) 1:2 Nelson (57.) 1:3 Szalai (67.) SCHIEDSRICHTER Felix Zwayer (Berlin) GELBE KARTEN Valentini, Misidjan, Löwen, Mühl Grillitsch, Vogt

Das erste Tor fiel infolge eines listigen Hebers von Kaderabek in den Strafraum und einer fast akrobatischen Ballannahme, die Nelson in einen Volleyschuss ins lange Eck links unten umwandelte: Mathenia, der in der ersten Halbzeit noch großartig gehalten hatte, war machtlos. Ganz genauso wie bei Nelsons zweitem Treffer, der scheinbar nach Doppelpass mit Demirbay aussah, aber einer missglückten Selbstvorlage von Demirbay entsprang: Nelson nahm die unfreiwillige Vorlage gern an und setzte den Ball trocken unter die Latte. Szalai legte in der 67. Minute per Kopf, wieder nach Kaderabeks direkter Vorleistung, das dritte Tor nach und schnür-

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3:3 champions League Gruppenphase » 23. oktober 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Olympique Lyon

Champions-League-Spiele sollten nicht an Bundesligaspiele erinnern. Das Niveau sollte grundsätzlich höher angesiedelt sein. Was auch der Fall war beim Duell mit Lyon, das trotzdem, nur eben auf viel höherem Niveau, an die Partie gegen Nürnberg erinnerte: leider mit anderem Ausgang. Die entscheidende Parallele lag darin, dass Hoffenheim zu Beginn enorm nervös wirkte, was schon beim Abspielen der CL-Beethovenhymne zu sehen war: die Lyonnaiser schauten allesamt gut gelaunt und äußerst unternehmungslustig drein, als sei das bevorstehende, wichtige Match nichts weiter als ein Mordsspaß, während die TSGSpieler vor heiligem Ernst und konzentrierter Entschlossenheit fast traurig wirkten und ihre Anspannung danach auf dem Rasen nicht schnell genug loswurden. Es dauerte fast so lang wie gegen Nürnberg, bis die seelischen Banden abgeworfen werden konnten und großartiger Fußball gezeigt wurde.

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Das war dann auch dringend an der Zeit: Lyon attackierte bis dahin in Permanenz, mit äußerst wendigen Angreifern, die druckvolle kurze, aber auch lange Pässe punktgenau spielten und sehenswert ballsicher verarbeiteten. Damit brachten die Franzosen die Hoffenheimer Abwehr ein ums andere Mal in größere Verlegenheit. Als die TSG allmählich ihr eigenes Ballbesitzspiel aufzog und immer mehr Vorteile erlangte, verhalf sie dem Gegner wie in Nürnberg durch ein regelrechtes Geschenk zur Führung. Diesmal war es Vogt, der seit seiner Verletzung nicht mehr so sicher wirkte wie zuvor und einen von Baumann etwas riskant auf ihn gespielten Abstoß viel zu kurz zurückgab, sodass Traoré ihn problemlos erlaufen und frei im Tor unterbringen konnte. Da die Hoffenheim Elf jedoch fast immer am besten spielte, wenn sie zurücklag und förmlich gezwungen war, sich auf ihre Tugenden zu besinnen, intensivierte sie nun das eigene Angriffsspiel und kam schon sechs Minuten später durch Kramaric nach Vorarbeit durch Kaderabek zum Ausgleich. Der Kroate schien wieder aufsteigende Form zu haben, er wirkte lang nicht mehr so unentschlossen und ineffektiv wie in etlichen Spielen zuvor – und erzielte unmit-

telbar nach der Halbzeitpause gleich noch seinen zweiten Treffer zur zwischenzeitlichen TSG-Führung. Vorlagengeber war Demirbay mit einem punktgenauen, wunderschönen, langen Querball über die Lyoner Defensive hinweg. Da die TSG, in Führung liegend, jedoch umgekehrt häufig nicht zu Höchstleistungen neigte, sondern sich vom Gegner dessen Spielweise aufdrücken ließ, geriet sie nach einer weiteren ausgelassenen Riesenchance von Kramaric zusehends in Rückwärtsbewegung, was um die 60. Minute herum in den Ausgleichstreffer mündete, bei dem diesmal Baumann der Überbringer des Präsents war, als er beim Schuss aus spitzem Winkel die kurze Ecke zu wenig abdeckte. Wie so oft war der brisanten Szene aber eine Fehlerkette weiter vorn vorausgegangen, die Baumann nun ausbaden musste. Wenige Minuten danach schnürte Akpoguma bereits das nächste Geschenk: Er verschätzte sich bei einem langen Ball auf Depay, der damit freien Verkehr Richtung Tor hatte und Baumann keine Chance ließ. »

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Statt weiter in Führung zu liegen, lief Hoffenheim unversehens einem Rückstand hinterher – aber auf wieder beeindruckende Weise, was alle Mannschaftsteile einschloss. Nach und nach kamen Joelinton, Nelson und Zuber für Szalai, Bicakcic und Belfodil in die Partie und reihten sich nahtlos ins Gefüge ein. Doch erst als die Mannschaft wie Mitte der ersten Halbzeit begann, die Lyoner Abwehr mit langen Diagonalbällen in Verwirrung zu stürzen und nicht mehr dauernd durch die Mitte zu kombinieren, wurde es wieder richtig gefährlich – bis Joelinton kurz vor Spielschluss nach Vorarbeit von Schulz den reichlich verdienten Ausgleichstreffer erzielte. Vogt, dem das Pech etwas an den Füßen klebte, vergab wenige Minuten zuvor per Kopf. Joelintons Treffer wiederum fiel aus hauchzartem Abseits, was aber nur gerecht war, weil Hoffenheim ein glasklarer Handelfmeter verweigert wurde. Es gab auch andere schwer erklärbare Entscheidungen des spanischen Schiris, vor allem die spürbare Verkürzung der gewährten Nachspielzeit, als Hoffenheim auf bestem Weg schien, vielleicht sogar noch den Siegtreffer zu erzielen. Trainer Nagelsmann war darüber so erregt, dass man ihn noch Minuten später auf dem Spielfeld heftig diskutieren sah. Am Ende war die Stimmung halb gedrückt, halb gelöst, das Remis wirkte letztendlich wie ein kleiner Sieg, auch wenn deutlich mehr drin gewesen wäre. Hoffenheim hätte ohne die individuellen Aussetzer aufgrund der über

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Akpoguma, Vogt, Bicakcic (73. Nelson), Grillitsch, Kaderabek, Schulz, Demirbay, Belfodil (80. Zuber), Kramaric, Szalai (60. Joelinton) OLYMPIQUE LYON Lopes, Tete, Marcelo, Denayer, Mendy, Tousart, Ndombelé, Aouar, Traoré (90. +1 Pape Diop), Depay (81. Dembelé), Terrier (82. Ferri) ZUSCHAUER 24.144

weite Strecken überlegenen Spielweise den Sieg völlig verdient gehabt. Aber in der Schlussabrechnung half der Konjunktiv nicht weiter, sodass man zuletzt doch über den gewonnenen Punkt froh sein durfte, der im tabellarischen Bild immerhin alle Türen offen ließ.

Trainer Nagelsmann zurrte den Blickwinkel auf die Partie danach so fest: „Wir haben einen sehr, sehr guten Fußball gespielt, super verteidigt und viele, viele Situationen herausgespielt, aber mit der Überlegenheit zu wenige Tore erzielt.“

TORE 1:0 Traoré (27.) 1:1 Kramaric (33.) 2:1 Kramaric (47.) 2:2 Ndombelé (59.) 2:3 Depay (67.) 3:3 Joelinton (90. +2) SCHIEDSRICHTER Alberto Undiano Mallenco (Spanien) GELBE KARTEN Demirbay Tete

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4:0 9. Spieltag » 27. oktober 2018

TSG 1899 Hoffenheim – vfb stuttgart

Seit einigen Wochen waren die verbalen und physischen Übergriffe radikaler Fans nicht mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung wegzubringen, so oft wiederholten sie sich – nicht zuletzt gegenüber Dietmar Hopp, der sich mit rechtlichen Schritten Respekt zu verschaffen suchte. Nach den Dortmunder bildlichen und gesanglichen Attacken folgten die Nürnberger, und jetzt gesellten sich auch einige Stuttgarter Sprechchöre dazu, eingerahmt von Pyros, die in großer Anzahl im Gästeblock gezündet und geschwenkt wurden. Das Thema, soviel war klar, würde dem Fußball noch lange Kopfschmerzen bereiten. Umso erfreulicher, dass Hoffenheim die passende Antwort zunächst auf dem Rasen gab und den VfB mit 4:0 aus der bis unters Dach gefüllten WIRSOL Rhein-Neckar-Arena fegte. Für den schwäbischen Krisenclub, der bereits das zweite Spiel unter Neu-Trainer Weinzierl absolvierte, war es gleich die zweite Vier-ToreKlatsche in Folge. Nach der verlorenen Partie distanzierte Weinzierl sich denn auch schon leicht von seiner Mannschaft, indem er entschuldigend davon sprach, einen Tabellenachtzehnten übernommen zu haben, während er vorher noch die für ihn typische, nach Durchhalteparolen klingende Parole ausgegeben hatte: „Es gilt, Zweikämpfe zu suchen und zu gewinnen – und in keinster Phase brav zu agieren.“ Kaderabek und Grillitsch bekamen die Auswirkung dieser Traineranweisung schmerzhaft zu spüren. Der Tscheche konnte nach Schulterkontakt mit der Stollensohle von Insua zum Glück weitermachen, Stuttgart aber war nach der regelgerechten roten Karte um einen Mann reduziert: so geschehen in der 8. Spielminute. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit trat Ascacibar mit offener Sohle auf Grillitschs wegknickenden Knöchel und verletzte ihn so schwer, dass er gegen Demirbay ausgewechselt werden musste. Trotzdem gab es dafür nur die gelbe Karte – schwer verständlich ...

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Die rote Karte erwies sich allerdings nicht als besonders vorteilhaft: Julian Nagelsmann verriet nach dem Spiel, dass durch die folgende Umstellung im Spiel des VfB seine taktische Marschroute gestört war, die er seiner gegenüber Lyon stark veränderten Startaufstellung mit auf den Weg gegeben hatte. Und danach sah die erste Halbzeit auch aus: Hoffenheim fand einfach kein Mittel gegen die tiefstehenden Gäste, die stets kontergefährlich waren, die besseren Halbchancen hatten und mit etwas Glück sogar in Führung hätten gehen können. Das Hoffenheimer Spiel wirkte in dieser Phase fast statisch, bestand aus vielen ideenlosen Pässen, manchen Fehlpässen und hatte nur einmal, bei Belfodils Pfostentreffer in der 23. Minute, Aussicht auf Erfolg. »

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Mit der Einwechslung von Demirbay belebte sich das Spiel der TSG jedoch, was in der zweiten Halbzeit zu zählbaren Erfolgen führte: von Liverpool-Scouts schon gegen Lyon beobachtet, spielte der Hoffenheimer Mittelfeldstar groß auf. Den entscheidenden Impuls für den Kantersieg über den VfB setzte indessen Nelson, indem er in der für ihn typischen Unbekümmertheit ein Tänzchen im VfB-Strafraum hingelegt und aufs Tor geschossen hatte, ohne Zieler zu überwinden: das besorgte Brenet, der nach der Halbzeit mit Kaderabek die Seiten gewechselt hatte, im Nachschuss. In höchst unterhaltsamer Folge fielen nun alle drei Minuten die nächsten Tore, erst durch Joelinton, der vorbereitend auch an fast jedem anderen Treffer beteiligt war und trotz seiner Größe unfassbar gewandt agierte, dann versenkte Belfodil zweimal den Ball im Netz und hatte durchaus Chancen, seinen Sahnetag mit einem blütenreinen Hattrick abzuschließen – doch weitere Treffer blieben aus, auch wenn oder weil sich nach dem 4:0 jeder mal im fröhlichen Scheibenschießen versuchte, egal wie aussichtsreich die Situation gerade war. Eine halbe Stunde lang durfte sich nun auch Grifo für Kramaric auf dem Feld versuchen, gegen Ende kam auch noch Nordtveit für Kaderabek in die Partie. Beide reihten sich nahtlos in die Mannschaft ein, ohne neue Glanzpunkte set-

zen zu können. Zwischendrin war es zu einem Wiedersehen mit Andi Beck gekommen, der für den VfB auf seiner rechten Verteidigerseite eingewechselt und auch von den Hoffenheimer Fans mit warmem Applaus begrüßt wurde. Wie in alter Zeit bedankte sich Beck nach dem Schlusspfiff mit einer kleinen Verbeugung vor der Südkurve dafür. Es war der erste Zu-Null-Sieg der Saison, Baumann musste nicht ein einziges Mal hinter sich greifen. Kaderabek und Grillitsch fielen für die nächste Partie in Leipzig angeschlagen aus. Das waren keine guten Nachrichten, dennoch zeigte sich Julian Nagelsmann optimistisch: „Mit der Leistung wie in der zweiten Halbzeit kann man in Leipzig weiterkommen.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek (62. Nordtveit), Vogt, Bicakcic, Brenet, Grillitsch (40. Demirbay), Nelson, Kramaric (61. Grifo), Zuber, Belfodil, Joelinton VFB STUTTGART Zieler, Baumgartl, Badstuber, Pavard, Maffeo (75. Beck), Gentner, Ascacibar, Insua, Thommy (85. Özcan), Gomez (56. Sarpei), Gonzalez ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Brenet (48.) 2:0 Joelinton (51.) 3:0 Belfodil (57.) 4:0 Belfodil (60.) SCHIEDSRICHTER Frank Willenborg (Osnabrück) GELBE KARTEN Demirbay Ascacibar ROTE KARTEN Insua (8.)

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2:0 DFB-Pokal, 2. Hauptrunde » 31. oktober 2018

rb leipzig – TSG 1899 Hoffenheim

Es sah später nach einem gebrauchten Abend aus, einem vergeigten Spiel, einem kampflosen Krampfkick – am Ende stand eine Niederlage, verdient war sie auch noch. Auf viele Fans wirkte es so. Doch nicht nur auf sie, auch Bicakcic schien so zu fühlen, als er nach seiner Auswechslung für Grifo in der 67. Minute zugunsten einer Viererabwehr so ziemlich alles malträtierte, was ihm vor die Hände und Füße kam. Nicht mal eine Jacke wollte er sich überziehen: Eisen-Ermin glühte vor Zorn über seine Auswechslung und die insgesamt schlechte Leistung ... Tatsächlich wirkte das Spiel der TSG über weite Strecken etwas seelenlos. Zog man jedoch die Äußerung des Leipziger Abwehrspielers Halstenberg zurate, der zufolge es 30 schwere Minuten brauchte, bis Leipzig den Gegner in den Griff bekam, dann war das Spiel ganz anders zu bewerten – aller berechtigten Enttäuschung zum Trotz. In der Anfangsperiode bspw. hätte Hoffenheim sogar in Führung gehen können: Demirbay, Bittencourt und Szalai hatten durchaus Chancen dazu auf Kopf und Fuß. Umgekehrt wirkte Leipzig nicht eben blitzgefährlich, sondern offensiv recht behäbig – und hatte alle Hände voll damit zu tun, taktisch überhaupt im Spiel zu bleiben. Und genau diese Taktik – und zwar bei beiden Mannschaften dieselbe – erwies sich auf längere Sicht für Hoffenheim wie auch für die gesamte Partie als ein regelrechtes Verhängnis: Wenn zwei Mannschaften auf zweite Bälle aus sind und den Gegner tief gestaffelt erwarten, um bei Ballgewinnen im überbevölkerten Mittelfeld alsbaldige Ballverluste kaum noch vermeiden zu können, dann wird so ein Fußballabend schnell zu einem alptraumhaften Ballgestochere im Mittelfeld, mit dem schlechteren Ende für jene Mannschaft, die sich irgendwann doch irgendeinem frischeren Impuls des Gegners ausgesetzt sieht. Und das war an diesem Pokalabend leider die TSG. Schon gegen Ende der ersten Halbzeit wurde es unübersehbar, dass die Mannschaft immer tiefer und irgendwann endgültig zu tief stand, um selber noch wirkungsvoll angreifen zu können. Doch das würde sich, wie schon öfter, nach der Pausenansprache von Julian Nagelsmann grundlegend

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ändern – so viel schien sicher. Im Duell der gleichen Konzepte kam es jedoch offenbar auf der Gegenseite zu genau den gleichen Maßgaben, unterfüttert durch die Hereinnahme des pfeilschnellen Werner, während Hoffenheim den angeschlagenen Szalai für Joelinton bereits in der ersten Halbzeit hatte auswechseln müssen, sodass im Moment keine ähnliche Auffrischung denkbar war. Als es durch Nelson doch noch dazu kam, hatte die Frische von Werner aber schon den Unterschied gemacht und stand es bereits 2:0, Nelsons Einwechslung erfolgte zu spät. Leipzig wirkte inzwischen in allen Belangen wacher und agiler, soweit das bei einem der langweiligsten Pokalabende aller Zeiten, der auch noch von der ARD übertragen wurde, überhaupt vorstellbar war, während Hoffenheim sich zunehmend verzettelte und auch nicht mehr die Kraft zu haben schien, sich noch einmal gegen die sich anbahnende Niederlage zu stemmen. Mit Beginn der zweiten Hälfte brachte Rangnick also Werner für Augustin – und der Nationalspieler sollte der Partie sofort seinen Stempel aufdrücken. Er war keine drei Minuten im Spiel, als er nach einer halbhohen Hereingabe von Halstenberg völlig frei im Strafraum stand und zum 1:0 für Leipzig vollendete. Hoffenheim verdaute den Schock nur schwer, Leipzig jedoch bekam sprichwörtlich Flügel und erarbeitete sich weitere Chancen. In der 55. Minute ließ Werner unkonzentriert eine gute Konterchance aus, kurz darauf war er beim nächsten heißen Konter wieder zurstelle: Poulsen legte im Strafraum quer auf Werner, der zuvor noch weit im Abseits gestanden hatte und von der TSG-Abwehr aus den Augen gelassen worden war. Inzwischen war er aber nicht mehr im Abseits, sondern gänzlich unbewacht, der herbeieilende Vogt kam zu spät. Nach einer Pirouette schoss Werner durch die Beine von Kobel zum 2:0 ein.

herum, wollte danach aber nichts davon wissen, dass er etliche Böcke gerissen hatte, die natürlich nicht eben zur Stabilität des Spiels beitrugen.

RB LEIPZIG Gulacsi, Konaté, Ilsanker, Upamecano, Klostermann, Demme, Halstenberg, Sabitzer (90. Mukiele), Kampl (79. Laimer), Augustin (46. Werner), Poulsen

Am Ende wirkte Hoffenheim fast auseinandergefallen, müde und überspielt, während Rangnicks Taktik erneut über Nagelsmanns Taktik triumphiert hatte. Mancherorts wurde sogar gemunkelt, der jetzige Hoffenheimer und kommende Leipziger Trainer habe seinen zukünftigen Arbeitgeber wohl begünstigt, absichtsvoll oder unterbewusst, was jedoch so absurd war, dass niemand den Trainer danach zu fragen wagte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Kobel, Adams, Vogt, Bicakcic (67. Grifo), Brenet, Demirbay, Schulz, Kramaric, Bittencourt (58. Nelson), Szalai (36. Joelinton), Belfodil

Das frühe Pokal-Aus der letzten Jahre hatte sich wiederholt. Schuld daran waren alle und keiner. Hoffenheim kämpfte trotz der enormen Verletztenliste alle paar Tage auf höchstem Niveau, da konnte es durchaus einmal zu einem Einbruch kommen. Vielleicht wäre eine offensivere Taktik gegenüber Leipzig zielführender gewesen. Im Jahr zuvor hat die Konterausrichtung der TSG Leipzig andererseits zweimal in Grund und Boden gespielt ... Doch entlang der Torhüterfrage konnte man immerhin darüber nachdenken, ob in einem so wichtigen Wettbewerb wie dem DFB-Pokal nicht besser die stärkste Formation hätte auflaufen sollen.

SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb)

ZUSCHAUER 21.042 TORE 1:0 Werner (48.) 2:0 Werner (56.)

GELBE KARTEN Bicakcic

Trainer Nagelsmann kommentierte das Ausscheiden aus dem Pokal so: „Die ersten 20 Minuten in der zweiten Hälfte waren wir nicht auf dem Platz. Wir haben da zwei simple Zweikämpfe im Mittelfeld nicht gewonnen. Danach entstanden die Konterräume. Wir hatten noch genug Zeit, um den Anschluss zu erzielen, haben es aber nicht gemacht. Wir sind vollkommen zurecht ausgeschieden. Wir waren heute etwas müde und hatten kaum Power auf dem Feld.“

Hoffenheim sah in dieser Phase alles andere als gut aus, im Weiteren auch verunsichert durch wiederkehrende Schwächen von Torhüter Kobel, der nach dem Pokal-Schema von Julian Nagelsmann den Vorzug vor Baumann erhalten hatte. Mal ums Mal irrte der junge Keeper im Strafraum

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1:4 10. Spieltag » 3. november 2018

Bayer 04 Leverkusen – TSG 1899 Hoffenheim

Nach dem Pokal-Aus veränderte Julian Nagelsmann seine Mannschaft auf acht Positionen. Und schon kehrte das Quäntchen Glück zurück, das in den zurückliegenden Wochen oft genug gefehlt hatte, wenn Spiele knapp verloren wurden oder unentschieden austrudelten. Doch für den so bedeutsamen Auswärtssieg in Leverkusen war natürlich auch die eine oder andere gewichtige Eigenleistung ausschlaggebend. Zu Beginn der Partie lag noch nichts von dem auf der Hand. Die Aufstellung der TSG sah mit Grillitsch und Nordtveit eine ungewohnt defensive Doppelsechs vor – und auch die Aussagen von Trainer Nagelsmann kurz vor der Partie deuteten nicht nur auf vermehrte Kontersicherung hin, sondern auch auf deutlich weniger Offensivgeist. Vor den beiden Sechsern war allein Grifo auf der 10 ins offensive Mittelfeld gestellt, um Nelson und Joelinton in Szene zu setzen oder selber aktiv aufs Tor zu gehen. Hinten sollten neben Vogt, der auch diesmal wieder Schwächen offenbarte, Akpoguma und Adams nebst Baumann im Tor für defensive Stabilität sorgen. Nach dem Anpfiff und über die gesamte erste Halbzeit hinweg konnte man sich allerdings fragen, ob es sich bei der massiv auf Defensivtaktik deutenden Aufstellung und bei den ungewohnt offenen Trainerworten zur Gesamtstrategie kurz vor dem Spiel nicht um eine Finte von Nagelsmann handelte. Denn auf dem Feld war nichts davon zu sehen: Grillitsch kurbelte vorn mindestens so oft an, wie er hinten zu klären half, und Schulz und Kaderabek gingen munter nach vorn, so oft Gelegenheit dazu war, selbst Akpoguma und Vogt waren des Öfteren weit vorn unterwegs und vermehrten den Eindruck, den die insgesamt sehr hoch angreifende Hoffenheimer Elf über weite Strecken der ersten Halbzeit hinterließ: dass sie zwar weniger Ballbesitz, aber nicht weniger Offensivfußball bieten wollte. Falls es eine Finte war, fiel Leverkusen jedenfalls darauf herein und war auf die heftigen TSG-Angriffe nicht vorbereitet, die wie zur weiteren Taktikverschleierung öfters mit langen Bällen aus der Defensive eingeleitet wurden. Das 1:0 für Hoffenheim in der 19. Minute entsprang dabei

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wieder einmal einer besonderen Einzelleistung durch Nelson, der eine kurz gespielte Grifo-Ecke aufnahm, Richtung Sechzehner kurvte und aus ziemlich spitzem Winkel überraschend zu einem Bogenschuss ansetzte, der unhaltbar im rechten oberen Torwinkel landete. Bei den folgenden Ecken war dann stets ein Bewacher an Nelsons Seite, der im Übrigen von seinem Trainer darauf aufmerksam gemacht worden war, wie unaufmerksam die gegnerischen Verteidigungen in solchen Momenten oft sind ... Leverkusen ließ sich vom Führungstreffer der TSG zwar nicht entmutigen, wirkte aber vorerst doch einigermaßen erschüttert, weil bis dahin beide Mannschaften offensiv aussichtsreich unterwegs waren. Für den späteren Sieg war dieses Momentum besonders wichtig, weil die Werks-elf, die desaströs in die Saison gestartet war, nach zuletzt zwei furiosen Auswärtssiegen nun unbedingt auch daheim den Fans etwas bieten wollte. Die breiten BayerSchultern würden umso tiefer herabhängen, je weiter Leverkusen hinten läge, das schien klar, und exakt so kam es dann.

Leverkusen griff nun mit allem an, was die Werkself zu bieten hatte, und das war viel, sodass zunehmend Hektik ausbrach in den hinteren Hoffenheimer Reihen. Immer wieder lag der Anschlusstreffer förmlich in der Luft, doch war das Selbstbewusstsein der Hausherren wie zu erwarten bereits so angeknackst, dass abwechselnd Brand, Volland oder Bailey fast schon bemitleidenswert Großchancen versemmelten – oder Baumann sie glanzvoll zunichtemachte. Mit jeder liegengelassenen Chance mehr wuchs die Aussicht auf einen hohen Auswärtssieg, den eine Viertelstunde vor Schluss Joelinton – wer sonst in dieser Partie – nach Vorlage von Grifo steilgehend vollendete. Das Endergebnis von 1:4 gab die Spielanteile und die spielerische Qualität beider Mannschaften nicht angemessen wieder: Leverkusen war weit besser, als es nach Zahlen aussah. Hoffenheim wiederum erwies sich als so effizient vorm Tor, wie man sich das schon länger wünschte, und kletterte in der Tabelle weit genug nach oben, um der Anschluss an die Spitzengruppe wiederherzustellen.

BAYER 04 LEVERKUSEN Hradecky, Tah, S. Bender (46. Baumgartlinger), Jedvaj, Weiser, L. Bender, Havertz, Wendell, Bellarabi (38. Bailey), Brandt (67. Paulinho), Volland TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Vogt (59. Bicakcic), Akpoguma, Nordtveit, Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Grifo (78. Bittencourt), Nelson (64. Belfodil), Joelinton ZUSCHAUER 27.589 TORE 0:1 Nelson (19.) 1:1 Bellarabi (30.) 1:2 Joelinton (34.) 1:3 Grifo (49., Elfmeter) 1:4 Joelinton (73.) SCHIEDSRICHTER Tobias Stieler (Hamburg) GELBE KARTEN Akpoguma, Adams

Zu diesem frühen Zeitpunkt gab Leverkusen sich natürlich noch nicht auf und kam auch nach gut 10 Minuten bereits zum Ausgleich, bei dem Baumann erneut nicht ganz glücklich wirkte: nur dass Joelinton das dadurch notdürftig geflickte Bayer-Selbstbewusstsein vier Minuten später einem harten Stresstest unterzog, indem er eine Kaderabek-Flanke mittels eines idealen Kopfballs zum 1:2 verwandelte. Zu sehen, wie der riesige Stürmer sich hochschraubte und die Kugel punktgenau ins lange Eck wuchtete – das war schon ganz große fußballerische Kunst. In Führung liegend ging Hoffenheim in die zweite Hälfte und ließ sich von Leverkusen sofort sehr weit zurückdrängen. Daran änderte auch der zeitlich perfekt getimte TSG-Treffer in der 49. Minute nichts, der aus einem Strafstoß nach Foul an Joelinton resultierte. Dessen zaghaft angemeldeter Wunsch, selber anzutreten, wurde von Freistoßspezialist Grifo weggewischt, und als guter Kamerad verzichtete Joelinton gern. Grifos platzierter, harter Schuss ins rechte untere Eck sprach für sich.

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2:2 champions League Gruppenphase » 7. november 2018

Olympique Lyon – TSG 1899 Hoffenheim

Auch diesmal wieder dabei: Joelinton. Einst als Fehlkauf apostrophiert und in die Ausleihe geschickt, nahm der Rückkehrer von Austria Wien bisher an jedem Pflichtspiel teil. Die fußballerischen Prinzipien der TSG hatte der Brasilianer mit viel Fleiß und Köpfchen schnell assimiliert und eiferte auch darin seinem großen Vorbild Firmino nach. Während die U-19 durch ein 3:3 in Lyon bereits das Weiterkommen feiern durfte, musste das A-Team der TSG in Lyon eigentlich gewinnen, um noch Chancen aufs Weiterkommen aus eigener Kraft zu haben – und so gingen die Profis auch in die Partie. Lyon war vom Kombinationsfußball Marke Hoffenheim sichtbar überrascht und fand, abwartend ins Match gegangen, zunächst kein Mittel dagegen. Dann lehnten sich die Franzosen jedoch gegen die selten final gefährlichen Hoffenheimer Angriffe auf und gingen selber nach vorn: schon wehte ein Hauch von Panik durch die Defensivreihen der TSG. Und kaum waren 20 Minuten gespielt, lag der Ball auch schon hinter Oli Baumann im Netz. Vorausgegangen war ein Ballgeflipper im Strafraum der TSG, wobei es nicht gelang, die Kugel wirkungsvoll aus der Gefahrenzone wegzuhauen, wodurch Lyon am Drücker blieb und die damit verbundene halbe Einladung zum Torerfolg in der 19. Minute schließlich dankend annahm, in Gestalt des Olympique-Superstars Fekir, der nach längerer Verletzungspause ins Team zurückgekehrt war. Es kam dabei letztendlich einiges Glück für die Franzosen zusammen, durch Hoffenheimer defensive Mängel aber erst ermöglicht. Belfodil hätte nur Minuten später in einer ähnlichen Szene auf der Gegenseite die Führung der Gastgeber egalisieren können, doch hätte er dazu beim Ballstochern höher ansetzen müssen – oder Lopes seinen flach angesetzten Torversuch ins Getümmel zurückprallen lassen müssen – was alles nicht geschah. Schulz probierte drei Minuten darauf sein Glück aus spitzem Winkel, doch Lopes vereitelte auch diesen Schuss. Die daraus resultierende Ecke brachte wie viele andere Eckbälle nichts ein, mindestens nicht aufseiten der TSG: denn im Gegenzug spielte Lyon den Ball nahezu ungestört durch den Hoffenheimer Strafraum, bis

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Ndombélé völlig ungedeckt an den Ball kam. Es war die 28. Minute, und Vogt, einmal mehr nicht sicher wirkend, fälschte den scharfen Schuss per Schienbein ab und ließ Baumann keine Chance auf Abwehr. Damit schien diese so wichtige Partie fast schon entschieden zu sein. Hoffenheim, mit Demirbay, Belfodil, Bicakcic und Kramaric nicht erkennbar stärker als in Leverkusen aufgestellt, wirkte jedenfalls in den Grundfesten erschüttert und hatte Glück, dass Baumann in der 39. Minute einen scharfen Schuss von Aouar parierte – aber auch Pech, dass Lopes kurz zuvor einen Weitschuss von Demirbay abgefangen hatte. Die Frage war, ob es beim 2:0 bis zur Pause bleiben würde, und ob eine veränderte TSG danach mehr ausrichten könnte. Zu einer Veränderung in den Hoffenheimer Reihen kam es nach dem Wiederanpfiff tatsächlich, aber nicht aus freien Stücken, indem Adams, der schon in der ersten Halbzeit früh eine überzogene gelbe Karte gesehen hatte, sich in der 51. Minute die zweite, rot eingefärbte, zuzog und vom Feld musste. Der niederländische Schiri wirkte hier wie auch in etlichen anderen Momenten allerdings einseitig übersensibel, indem er Lyon vieles durchgehen ließ, dass er bei Hoffenheim sanktionierte.

che Maßnahmen zeigten Wirkung, auch wenn Lyon davon zunächst nichts merkte – bis Kramaric in der 65. Minute aus dem Lauf von der Strafraumkante trocken abzog und mit einem leicht abgefälschten Schuss den Anschlusstreffer erzielte. In genau diesem Moment rastete der TSG-Wille, hier doch noch etwas zu reißen, fast hörbar ein, ein Ruck ging durch die Mannschaft, die es in der Nachspielzeit tatsächlich noch schaffte, den Ausgleich zu erzielen: Kramaric flankte per Freistoß in die Mitte, Joelinton verlängerte per Kopf und Kaderabek schob ein. So wenig Zeit danach blieb, die Partie auch noch komplett zu drehen, wäre es doch fast gelungen: Joelinton bekam am Ende eine brauchbare Chance, das 2:3 zu erzielen, köpfte aber über die Querlatte. Unterm Strich blieb der TSG zumindest ein Rest Hoffnung, doch noch in der Champions League zu überwintern. Nebenbei war die Aussicht, wenigstens in der Euro-League weitermachen zu können, deutlich angestiegen. Vor allem aber hatte sie etwas erreicht, das ihr in der laufenden Saison noch entscheidend weiterhelfen konnte: sie hatte sich selbst bewiesen, dass sie nicht nur durch Spielkunst, sondern auch aus schierem Willen viel erreichen konnte.

OLYMPIQUE LYON Lopes, Denayer, Marcelo, Morel, da Silva, Mendy, Tousart, Ndombelé (88. Pape Diop), Aouar, Fekir (74. Dembelé), Depay (87. Traoré) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Grillitsch (57. Nelson), Schulz, Demirbay (79. Nordtveit), Kramaric, Belfodil (67. Szalai), Joelinton ZUSCHAUER 53.850 TORE 1:0 Fekir (19.) 2:0 Ndombelé (28.) 2:1 Kramaric (65.) 2:2 Kaderabek (90. +2) SCHIEDSRICHTER Danny Makkelie (Niederlande) GELBE KARTEN Denayer, Morel Grillitsch, Bicakcic, Vogt, Joelinton GELB-ROTE KARTEN Adams (51.)

In Unterzahl gegen elf Lyoner vom holländischen Schiri konsequent benachteiligt, gab es wohl kaum jemanden, der noch allzu viele Hoffnungen an die Partie knüpfte: wie zu erwarten, rollte denn auch alsbald eine Flut von gefährlichen Kontern auf die TSG-Defensive zu. Zum Ausgleich begann damit zugleich die große Zeit des Oli Baumann, denn was Lyon in selbstgefälliger Schludrigkeit nicht allein versiebte, machte er Mal ums Mal großartig zunichte und weckte zunehmend den Willen der ganzen Mannschaft, hier und heute nicht schmählich unterzugehen, was sich Zug um Zug in den Willen verwandelte, das Unmögliche wahrzumachen und Lyon auch zu zehnt zu besiegen ... Erst mal jedoch kam Nelson ins Spiel, aus der Dreierkette hinten wurde eine Zweier-Innenabwehr, später spielten Szalai für Belfodil und Nordtveit für Demirbay. Und sämtli-

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2:1 11. Spieltag » 10. november 2018

TSG 1899 Hoffenheim – FC Augsburg

In den letzten Wochen mehrten sich die Stimmen jener, die nicht länger gewillt waren, die ansteigende grobe Hetze gegen Dietmar Hopp durch gegnerische „Fans“ zu tolerieren oder eben stillschweigend gutzuheißen. Aus England meldete sich bspw. Torhüter Leno zu Wort: „In Deutschland meinen einige Vollidioten, die für mich keine Fans sind, in jedem Spiel gegen Hoffenheim Dietmar Hopp aufs Übelste beleidigen zu müssen. Das ist einfach nur schade.“ Doch auch diesmal setzte es aus dem Gästeblock Schmähungen, und es wurde ein beleidigendes Banner hochgehalten. Dietmar Hopp selber zeigte sich betroffen und hoffnungsvoll-resigniert zugleich: „Wenn der DFB nicht handelt, kann ich nichts machen“, sagte er nach dem Spiel, bei dem Augsburg auf vier verletzte Spieler verzichten musste, während auf Hoffenheimer Seite auch noch Grillitsch infolge des Lyon-Spiels auf die lange Krankenliste gerutscht war und für drei Wochen ausfiel. Allerdings wirkte die Mannschaft ohnedies müde und überspielt, besonders auf den Außenbahnpositionen, wo Kaderabek und Schulz aufliefen: kein Wunder nach all den anstrengenden Wochen.

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Für die erste Halbzeit war beiden Mannschaften von ihren Trainern tiefes Verteidigen und schnelles Umschalten verordnet worden – und beide Teams hielten sich diszipliniert an den Matchplan. Dadurch war kein Angriffsspiel, das den Namen verdiente, mehr möglich, alle Räume waren dicht und die Passwege in die Tiefe verstellt. Und so tat der Ball das, was als einziges noch ging: er rollte beiderseits ermüdende Minuten lang immer nur hinten herum, von Innen- zu Innenverteidiger und zurück, als Höhepunkt garniert durch kurze Ballkontakte des Sechsers, des Torhüters oder eines Außenverteidigers. Wie die Revolverhelden in Italowestern belauerten sich beide Teams auf diese Weise bis hin zur Langeweile der Fans: von Spielfluss konnte in der ersten Halbzeit imgrunde nie die Rede sein ... Torchancen gab es hin und wieder trotzdem, selten nach Plan, sondern öfter infolge gegnerischer Fehlpässe und daraus resultierender Konter, eher aus der Halbdistanz, durchweg ohne Resultate. Florian Grillitsch mutmaßte im Sky-Interview in der Halbzeitpause, dass Trainer Nagelsmann in der Halbzeitansprache die richtigen Konzepte vermitteln würde, um den totalen Stillstand zugunsten der TSG aufzubrechen. Klar war jedenfalls, dass man entschieden mehr Risiko gehen, mehr Kontergefahr akzeptieren müsste, um das Spiel zu gewinnen. Als Hoffenheim sich nach dem Wiederanpfiff tatsächlich entsprechend umorientierte, nahmen folgerichtig zugleich auch die Augsburger Konter massiv zu – und wurden immer gefährlicher, weil die TSG-Defensive, wie in Lyon nach Nuhus Platzverweis in einer Viererkette spielend, zusehends den Überblick verlor. »

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Mehr und mehr sah es nun danach aus, als sei Augsburg kurz davor, in Führung zu gehen. In der 65. Minute knallte Finnbogason sogar den Ball an den Pfosten, doch quasi im Gegenzug ging Joelinton steil und legte ab auf Kramaric, der zum 1:0 einschob. Das Tor fiel zum idealen Zeitpunkt und war fast ein bisschen schmeichelhaft – und es verführte die TSG-Defensive vermehrt zu Leichtsinnigkeiten, so dass nur vier Minuten später Finnbogason sich unbewacht freilaufen und mit einem Heber über Baumann den Ausgleich erzielen konnte. Zum Glück für Hoffenheim waren inzwischen beide Mannschaften auf den offensiv-riskanten Geschmack gekommen und fielen darum nicht zurück ins frühere Italowestern-Szenario. Und so brachte Julian Nagelsmann jetzt auch Nelson ins Spiel, der schon öfter in hängenden Spielmomenten den Unterschied gemacht hatte. Dazu kam es diesmal aber erst in der 82. Minute, der Trainer nahm den völlig ausgepumpten Nico „Schulle“ Schulz für den torgefährlichen Youngster aus dem Rennen – und wurde umgehend belohnt. Szalai scheiterte noch mit einem Drehschuss an Augsburgs Torhüter Luthe, Nelson jedoch erlief den seitlich wegspringenden Ball – und erzielte den nächs-

ten betriebswichtigen Treffer, der die TSG in der Tabelle auf Platz 6 hievte. Ein ausgeprägt verdienter Sieg war das 2:1 nicht, aber ein verdient erkämpfter. Nach der Partie in Lyon in Unterzahl drei Tage später eine derartige Arbeitsleistung auf den Rasen zu bringen, hatte das nötige Spielglück förmlich erzwungen! Und nach vier Siegen in Folge am Ende des 11. Spieltags nur einen Punkt hinter den Bayern zu liegen: das konnte sich sehen lassen, auch wenn die Bayern wie schon letzte Saison zu Beginn der Spielzeit klar schwächelten. Nutznießer von alldem war der BVB, der unter Trainer Favre nach einigen wackligen Momenten inzwischen Sieg auf Sieg einfuhr und weit vor den Verfolgern auf Platz 1 lag. Ermin Bicakcic schilderte das Spiel so: „Es war ein sehr hart erkämpfter Sieg. Es ist nicht leicht, gegen Augsburg ein Tor zu machen. Sie standen tief, es war schwer, die Räume zu finden. Wir mussten sehr aktiv sein, um die Räume freizuziehen. Es war nach der Woche mit dem Spiel in Lyon mental schon sehr hart, die Beine wurden immer schwerer. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir sind froh, dass wir drei Punkte erkämpft haben.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Bicakcic, Schulz (82. Nelson), Nordtveit, Demirbay, Bittencourt (66. Grifo), Joelinton, Kramaric (88. Brenet), Szalai FC AUGSBURG Luthe, Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger, Schmid, Max, Baier, Richter, Koo (90. Schieber), Caiuby (77. Gregoritsch), Finnbogason ZUSCHAUER 27.009 TORE 1:0 Kramaric (65.) 1:1 Finnbogason (69.) 2:1 Nelson (84.) SCHIEDSRICHTER Robert Schröder (Hannover) GELBE KARTEN Nordtveit Gouweleeuw

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3:3 12. Spieltag » 24. november 2018

Hertha BSC – TSG 1899 Hoffenheim

Die ganz frühen Tore tun oft nicht gut – es ist meistens ein bisschen Glück dabei, dass man nicht überschätzen darf. So auch, als in der ersten Spielminute Demirbay einen von der Hertha schlecht verteidigten ersten TSG-Angriffsball von Szalai, der mit dem Rücken zum Tor stand, kurz vorgelegt bekam und unhaltbar versenkte. Doch schon in der 10. Minute gelang das 0:2, wenn auch halb ungewollt: Baumann musste einem Rückpass entgegengehen, der Ball sprang ihm zu weit vom Fuß, so dass er sich aus der entstehenden Notsituation mit einem Befreiungsschlag weit in die Hälfte der Herthaner rettete – den sich Kramaric klug erlief und volley in die Maschen jagte. Damit war der ganz frühe Treffer glücklich bestätigt. Nur durfte der Hertha jetzt keinesfalls ein schneller Anschlusstreffer gelingen, sonst würde sich das Momentum zugunsten der Hauptstädter drehen: kaum drei Minuten später war genau das jedoch geschehen ... Nach Dudas Schuss von der Strafraumkante, den Baumann noch blockte, entstand Chaos im TSG-Strafraum und fand Ibisevic aus kurzer Distanz die Lücke ins Tor. Einmal mehr wirkte Kapitän und Abwehrchef Vogt dabei nicht ganz auf der Höhe des Geschehens, er verstellte Baumann die Sicht und den Weg, der ihn deshalb von sich wegschubsen musste und bei Ibisevics Schuss zu spät kam. In der Folgezeit erlebten die gut 50.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion ein beidseitiges, seltsam fröhliches Scheibenschießen, weil weder Hoffenheim noch die Hertha sich auf die Tugend aktiven Verteidigens besannen, sondern eher blind nach vorn stürmten und träge nach hinten verteidigten, sodass die jeweiligen Defensivreihen von den gegnerischen Angriffen häufig überfordert waren. Der Anschlusstreffer hatte die Geister der Hertha fraglos geweckt, die trotzdem noch andauernde Führung schläferte die Sinne der TSG offenbar ein. Großchancen hüben und drüben in erstaunlicher Zahl waren die Folge, die allesamt vergeben oder von den Torhütern zunichte gemacht wurden. Schmerzhaft machte sich im defensiven „Schlafwagenfußball“, wie Julian Nagelsmann später kommentierte, das

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Fehlen von Grillitsch bemerkbar, der durch Nordtveit nicht adäquat ersetzt werden konnte. Bis zu Grillitschs Rückkehr würde es aber nicht mehr lang dauern, Hübner und Geiger trainierten auch bereits wieder und sammelten sogar schon Spielpraxis in der U 23. Vorn stürmte trotz Trainingsaussetzern unter der Woche Joelinton, der seinen Vertrag mit der TSG verlängert hatte. Der Neu-Nationalspieler Italiens, Grifo, erlebte die Partie indessen nur von der Bank aus. Nach der Pause, soviel schien klar, würde Hoffenheim entschlossener auftreten. Aber der mentale Vorteil lag wohl eher bei der Hertha, die nach dem Wiederanpfiff aktiver wirkte, bis in der 55. Minute Demirbay einen Bananenfreistoß von rechts in den Berliner Strafraum beförderte und dort den Eisen-Schädel von Bicakcic fand, der den weich anfliegenden Ball in einen Hochpräzisionstorpedo umwandelte, der unhaltbar im langen Berliner Torwinkel zum 1:3 einschlug. Dass Hoffenheim danach immer noch etwas unterspannt zuwerke ging, rief die alte Dame aus Berlin, die sich schon anfangs des Spiels nicht hatte entmutigen lassen, nun erst recht auf den Plan. Zeit genug war ja, um den erneuten Zwei-Tore-Vorsprung der TSG zu attackieren. Baumann jedoch hatte entschieden etwas dagegen und hielt selbst die unwahrscheinlichsten Bälle, war aber machtlos, als Schulz in der 71. Minute eine Selke-Flanke abfälschte und Leckie sie hinter Vogts Rücken über die Linie brachte.

das Spiel hergeschenkt haben. Wir waren nur in den ersten zehn bis 15 Minuten der zweiten Hälfte noch aktiv und haben danach viel zu wenig gemacht. Wenn du auswärts drei Tore machst, muss das reichen. Deswegen sind wir alle sehr enttäuscht. Es schmerzt sehr, so einen Sieg aus der Hand zu geben. Wir müssen es von vorne bis hinten besser verteidigen, damit der Gegner nicht so in die Zonen kommt. Schade, dass es trotz meines Treffers nicht zu drei Punkten gereicht hat. Daher kann ich mich über meinen Treffer nicht freuen.“ Nachdem Trainer Nagelsmann nach vier Siegen im Vorfeld der Partie seinen Anspruch erneuert hatte, mit Hoffenheim Deutscher Meister werden zu wollen, erwies sich die Ansage als offenbar wenig hilfreich. Unterdessen verdichteten sich die Gerüchte, dass die TSG seine Nachfolge im Sommer 2019 bereits geklärt hatte: Noch war nichts offiziell und hielten sich die Verantwortlichen bedeckt, doch würden die sportlichen Geschicke, wie es aussah, in der neuen Saison in Händen von Marco Rose liegen, der auch schon angedeutet hatte, von RB Salzburg in die Bundesliga wechseln zu wollen.

HERTHA BSC Jarstein, Lazaro, Luckassen, Lustenberger, Plattenhardt, Grujic, Maier, Leckie, Duda (62. Selke), Kalou, Ibisevic TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Vogt, Akpoguma, Kaderabek, Nordtveit (88. Nelson), Schulz, Demirbay, Kramaric (79. Bittencourt), Szalai (70. Belfodil), Joelinton ZUSCHAUER 44.508 TORE 0:1 Demirbay (1.) 0:2 Kramaric (10.) 1:2 Ibisevic (13.) 1:3 Bicakcic (55.) 2:3 Leckie (71.) 3:3 Lazaro (87.) SCHIEDSRICHTER Tobias Welz (Wiesbaden) GELBE KARTEN Leckie Joelinton, Kaderabek

Immerhin war auch ein 2:3 zu diesem Zeitpunkt, energisch verteidigt, durchaus über die Zeit zu retten ... Nicht jedoch an diesem Nachmittag ... Die Hertha benötigte noch eine tüchtige Portion Glück bei Lazaros Schuss aus der Distanz in der 87. Minute, mitten durchs TSG-Getümmel, nachdem Demirbay einen Freistoß der Hertha unzureichend per Kopf geklärt hatte, doch das 3:3 hatte, so glücklich es war, seine klare Berechtigung: Berlin hatte hart dafür gekämpft, Hoffenheim die Führungen eher lax verwaltet. Eisen-Ermin war wie manch anderer danach mächtig angefressen. Im Wortlaut: „Wir haben analysiert, dass wir

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2:3 champions League Gruppenphase » 27. november 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Schachtar Donezk

Auch wenn sich kleinere Aussetzer in letzter Zeit häuften, sah Kapitän Vogt immer noch Chancen, sich im europäischen Wettbewerb für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Gegen Donezk musste also auch für ihn ein Sieg her, damit er weiter auf Champions-League-Niveau präsent sein würde, und vermutlich ein Remis, um wenigstens in der Euro-League zu überwintern. Auf Unentschieden zu spielen, war indessen nicht nach dem Geschmack von Trainer Julian Nagelsmann – was sich in der offensiven Startaufstellung mit Szalai, Kramaric und Belfodil widerspiegelte. Überraschenderweise schickte der Trainer auch Nordtveit und Zuber ins Rennen, auf der 6-er- und der 8-er-Position. Während Nordtveit seine Sache gut machte, wirkte Zuber anfangs wie ein Fremdköper in der Mannschaft und stand vor allem Schulz öfters im Weg, der so nicht wie gewohnt zu seinen gefährlichen Flankenläufen ansetzen konnte. Die Choreographie der Hoffe-Fans „Dramatik und Spektakel“ vor dem Anpfiff sollte sich als Blick in die Kristallkugel erweisen. Hoffenheim wirkte von Anfang an spielbestimmend und drängte nach vorn, presste enorm gut und eroberte ständig Donezker Bälle, was durchs hohe Aufrücken umgekehrt schnelle Vorstöße von Donezk begünstigte. In der 14. und 15. Minute führte das zu einem fatalen Doppelschlag der Gäste: erst spielten sich Ismaily und Taison durch die entblößte TSG-Abwehr und schloss Ismaily wie im Hinspiel per Außenrist ab, während im energischen Vorwärtsdrang nach diesem Treffer Schulz einen unglücklichen Ballverlust produzierte, sodass Taison halblinks frei durchbrechen und ins lange Ecke unhaltbar zum 0:2 einschießen konnte! Die TSG ließ den Kopf, so deprimierend der Zwischenstand war, nicht hängen – und erzielte schon in der 17. Minute den Anschlusstreffer: Belfodil glänzte dabei wie im Weiteren als Torchancen-Vorbereiter und schickte Kramaric in den Strafraum der Gäste, wo der Kroate mit einem sehenswerten Heber Torhüter Pyatov überwand. »

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Und damit begann die beste Hoffenheimer Leistung auf europäischer Bühne. Donezk bekam bis zur Pause kaum noch die Luft zum Atmen zugestanden, Hoffenheim eroberte unendlich viele Bälle noch in der Gästehälfte zurück, flankte, schob, passte hoch oder flach herein – ohne einstweilen die Lücke im ukrainischen Abwehrbollwerk zu finden. In der 40. Minute jedoch fiel endlich der Ausgleich: Belfodil spielte sich an der rechten Seite trickreich durch und passte zu Kramaric, wo ein Ukrainer den Fuß an den Ball bekam. Die hoch wegspringende Kugel erlief Zuber und köpfte sie gezielt über Freund und Feind hinweg in die Maschen. Bis zur Pause blieb es beim Remis. Damit war im zweiten Durchgang wieder alles offen für Hoffenheim – falls die Kräfte bis ans Ende tragen würden. Denn der Aufwand, den die Mannschaft bis hierher schon getrieben hatte, war enorm! Trotzdem ging die TSG nach dem Wiederanpfiff sofort wieder druckvoll nach vorn und suchte die nächste Lücke im Abwehrverbund: Donezk lauerte wie zuvor auf Konter. In der 58. Minute bekam Szalai für ein unbeabsichtigtes Foul die etwas übertriebene gelbe Karte gezeigt, und in der 60. hielt er beim Zweikampf um einen verlorenen Ball im Donezker Strafraum die Sohle offen. Dem Schiri blieb nichts anderes übrig, als auch noch die zweite gelbe Karte und damit die rote herzuzeigen. In Unterzahl, soviel war klar, würde die kraftzehrende Balljagd der TSG noch mehr Energie verschleißen – doch in den Folgeminuten war nicht wirklich zu merken, dass die Mannschaft einen Mann weniger auf dem Platz hatte. Hin und wieder ergaben sich sogar gute Möglichkeiten, in Führung zu gehen, deren beste Zuber vergab, als er nach Flanke von Demirbay in die Mitte und Kopfballvorlage durch Belfodil den Ball in der 69. Minute an die Querlatte nagelte. Zunehmend ergaben sich inzwischen aber auch gute Kontermöglichkeiten für die Gäste, die nicht konsequent

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ausgereizt wurden. In der 77. Minute wechselte Julian Nagelsmann, vielleicht zu spät, Nelson für Zuber ein, der aber in der 81. Minute eine Riesenchance aus knapp 10 Metern am leeren Tor links vorbei vergab. Zwei Minuten zuvor hatte Schulz ein ähnliches Kunststück vollbracht und unbedrängt rechts verzogen. In der 83. Minute wiederum ließ Donezk zwei Chancen aus: einmal rettete der Pfosten, einmal Olli Baumann!

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Bicakcic, Schulz (85. Grifo), Nordtveit (84. Grillitsch), Demirbay, Kramaric, Belfodil, Szalai, Zuber (77. Nelson) SCHACHTAR DONEZK Pyatov, Khocholava, Kryvtsov, Matviienko, Danchenko (90. +4 Butko), Ismaily, Stepanenko (77. Alan Patrick), Maycon, Kovalenko (85. Dentinho), Taison, Junior Moraes ZUSCHAUER 22.920

Trainer Nagelsmann setzte nun alles auf eine Karte und brachte Grillitsch für Nordtveit sowie Grifo für Schulz, um noch offensiver zu werden. Mit den beiden vergebenen Riesenchancen war indessen das Offensivpulver der TSG verbrannt, anders gesagt reichten weder die physischen noch die mentalen Kräfte für ein weiteres Aufbäumen aus ... Und so kam es, wie es kommen musste, wenn man zu viel will und riskiert: Nach einem weiteren Pfostentreffer von Donezk in der 90. Minute gelang Taison in der vierminütigen Nachspielzeit der Siegtreffer für die Gäste. Die vollbesetzte Rhein-Neckar-Arena, die über die gesamte Spieldauer zunehmend einem Tollhaus glich und zuvor nie erreichte Lautstärken im Support entwickelte, erwies den geschlagenen TSG-Recken, die kaum noch laufen konnten, danach die Reverenz. Julian Nagelsmann, im Anschluss gefragt, warum er seine Mannschaft nicht gegen Spielende zum Ergebnishalten motiviert hatte, gab zum Besten: „Weil ich halt gewinnen will. Diese Unentschieden gehen mir voll auf den Sack. Jedes Scheißspiel will ich gewinnen!“

TORE 0:1 Ismaily (14.) 0:2 Taison (15.) 1:2 Kramaric (17.) 2:2 Zuber (40.) 2:3 Taison (90. +2) SCHIEDSRICHTER Ivan Kružliak (Slowakei) GELBE KARTEN Vogt, Demirbay Stepanenko, Matviienko, Kryvtsov, Danchenko, Pyatov GELB-ROTE KARTEN Szalai (60.) Ob er mit solcher Motivation richtig lag bzw. die Verantwortlichkeit gegenüber Verein und Mannschaft vollumfänglich wahrnahm, indem nun sogar der Verbleib in der Euro-League so gut wie ausgeschlossen war, sorgte für ausgiebige Diskussionen

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1:1 13. Spieltag » 1. dezember 2018

TSG 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04

Die Spekulationen um die Nachfolge von Marco Rose auf den Chefsessel von Julian Nagelsmann nahmen immer konkretere Formen an, laut Kicker lag ihm bereits ein unterschriftsreifes Angebot vor. Der Salzburger Coach selbst indessen kommentierte die Frage, ob er schon mit Hoffenheim in Verhandlungen stünde, so: „Das einzige, worüber ich im Moment verhandele, ist, ob meine Tochter zu Weihnachten ein neues Handy bekommt oder nicht.“ Julian Nagelsmann gab sich derweil gewohnt seelenoffen und gestand, dass er vom Ausscheiden aus der Champions League „geknickt“ gewesen sei wie nie zuvor. Sein Fokus liege inzwischen aber wieder voll auf der anstehenden Partie gegen Schalke 04. Doch auch der Ausgang dieser Partie dürfte ihn kaum zufriedengestellt haben, das Endergebnis gab nicht annähernd den Spielverlauf wieder – und wie es zustande kam, genauso wenig: In der vollbesetzten Rhein-Neckar-Arena gab es jede Menge Torszenen hüben und drüben, viel Qualitätsfußball beiderseits, etliche Fehler im Defensivspiel ebenfalls. Dafür überwog im Stadion der Lärm der TSG-Südkurve eindeutig die massiven Gesänge des Schalker Anhangs, fast durchgängig gab es großartige Unterstützung für Hoffenheim. An der Phonstärke lag es mithin nicht, wenn das Spielgeschehen am Ende auf ein maues Remis hinauslief. Wenn etwas dafür verantwortlich zu machen war, dann allenfalls eine seltsame Hemmung sämtlicher Feldspieler auf dem Platz, gute bis sehr gute Chancen auch zählbar zu verwerten. Und noch einmal so torverhindernd wirkten sich die herausragenden Reaktionen beider Torhüter aus, an denen außer Strafstößen nichts vorbeikam.

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Den ersten Strafstoß bekamen dabei die Knappen zugeschrieben, die – es war zum sich ständig die Augen reiben – mit Rudy antraten, der in altbekannter Minimalspielweise vor und zurück das Spiel der Schalker von hinten heraus strukturierte. Doch nach Rückkoppelung mit Köln nahm der Schiri den in der 44. Minute gegebenen Elfer wieder zurück, zurecht: Zuber war beim klärenden Rutschen durch den Strafraum der Flankenball aus kürzester Entfernung an den Arm gesprungen ... Bis es soweit war, dass die Schalker ihren Elfer nicht bekamen, war indessen noch ein weiter Weg, den Hoffenheim wie gewohnt unternehmungsreich in Angriff genommen hatte: Wie fast immer hatte die TSG in den Anfangsminuten ein offensives Feuerwerk gezündet, das wie gewohnt spätestens nach einer Viertelstunde verflachte, wenn nichts dabei heraussprang. So geschah es auch diesmal, denn die Schalker Abwehr stand einigermaßen sicher und war vor allem nicht mit hohen Flanken in den Strafraum zu knacken. Zuber setzte in der 6. Minute den Ball zwar erneut an die Latte, ansonsten jedoch glänzte Fährmann – besonders im Getümmel um die 30. Minute herum, als weder Demirbay noch Joelinton den Ball an ihm vorbei über die Linie brachten. »

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Da sich Hoffenheim danach zurückzog, fand Schalke im letzten Drittel der ersten Halbzeit mit viel Kampf und Willen zunehmend den Weg Richtung Baumann, der bereits in der 20. Minute Burgstaller zum Verzweifeln gebracht hatte, während sich umgekehrt aufseiten der Hoffe-Fans das ungute Gefühl breitmachte, die schönen Angriffe der Anfangsminuten könnten in einen fatalen Rückstand münden. Der erst gegebene und dann zurückgenommene Elfer war die nächste Warnung, wie schnell so ein Spiel aus der Hand gegeben werden konnte – und manche Fehlpässe und Stellungsfehler im TSG-Abwehrverbund taten ein Übriges. In der zweiten Halbzeit setzte Hoffenheim das zurückgezogene Spiel fort –und Schalke machte es genauso, weshalb erst der nächste Elfer-Pfiff in der 59. Minute die etwas dröge Szenerie belebte – vor allem seitens der Knappen, die wild gestikulierend partout nicht einsehen wollten, dass ihr Elfer vorher nicht ausgeführt werden durfte und sie stattdessen nun einen Elfer gegen sich gepfiffen bekamen, der tatsächlich auf ähnlich wackligen Füßen stand, aber ohne Videobeweis durchkam. Kramaric ließ sich vom Riesen-Lamento der Königsblauen nicht aus der Ruhe bringen und versenkte den Ball. Schiri Kampka schien sich unterdessen überlegt zu haben, dass, wenn die Partie schon nicht über nicht genügend Pfiff verfügte, er als letztes Mittel erneut einen Strafstoß pfeifen müsse, und rang sich in der 72. Minute tatsächlich zum nächsten Elfer durch – wegen angeblichen Fouls von Bicakcic im TSG-Strafraum. Caligiuri war zwar leicht wie ein Herbstblatt vom Baum gefallen: die Szene wurde jedoch ebenfalls nicht video-kontrolliert. Bentaleb trat an und sorgte für den Endstand.

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Dass es dabei blieb, lag allerdings ganz wesentlich an Baumann, der noch zwei grandiose Paraden hinlegte, während seine Sportkameraden nur gegen Ende noch eine Großchance durch Joelinton herausspielten, die Fährmann souverän neutralisierte. Am Ende war ein abwechslungsreiches Spiel ohne Tiefgang oder allzu aufwühlende Ereignisse zu verzeichnen, das die TSG aber gut und gerne auch hätte gewinnen können. Unübersehbar war jedoch, dass die Kräfte für mehr nach dem Verschleiß der letzten Spiele nicht ausreichten, sodass man wegen des einen Punktes vielleicht keine Freudensprünge vollführt, mit dem Remis aber tatsächlich zufrieden sein konnte – und musste.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Grillitsch, Zuber (70. Schulz), Demirbay, Kramaric (64. Nelson), Belfodil (80. Szalai), Joelinton

Steven Zuber sah die Sache zurecht so: „In der ersten Halbzeit haben wir sehr gute Balleroberungen und das Spiel im Griff gehabt. Am Ende der zweiten Hälfte waren wir nicht mehr so gut. Ich glaube, das war auch ein bisschen der Champions League geschuldet, weil wir da in Unterzahl gespielt haben. Man sollte in Zukunft vielleicht besser definieren, was Hand ist und was nicht.“

SCHIEDSRICHTER Dr. Robert Kampka (Mainz)

FC SCHALKE 04 Fährmann, Caligiuri, Sané, Nastasic, Oczipka, Rudy, Schöpf, Serdar (69. McKennie), Bentaleb (86. Mendyl), Burgstaller, Wright (70. Stambouli) ZUSCHAUER 30.000 TORE 1:0 Kramaric (59., Elfmeter) 1:1 Bentaleb (73., Elfmeter)

GELBE KARTEN Kramaric, Belfodil, Adams Nastasic, Caligiuri, Sané

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2:2 14. Spieltag » 8. dezember 2018

VfL Wolfsburg – TSG 1899 Hoffenheim

Auf der Jahreshauptversammlung der TSG 1899 Hoffenheim verabschiedete sich Trainer Julian Nagelsmann wortreich und emotional von den Mitgliedern und bekam umgekehrt nur Lob zu hören. Unterdessen gelang der TSG die langfristige Verpflichtung von Stefan Posch, der seinen Vertrag bis ins Jahr 2021 verlängerte. Auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen die Wölfe hatte Trainer Nagelsmann bereits angedeutet, dass die Rückkehr von Benni Hübner ins A-Team kurz bevorstünde – und tatsächlich gelang dem so lang schmerzlich Vermissten dann der Sprung in die Startaufstellung. Bicakcic gab den zweiten Innenverteidiger, denn Vogt agierte meist auf der 6 – eine Trainerentscheidung, die sich als wenig glücklich erweisen sollte, indem Vogts zunehmende Unsicherheit auch auf dieser Position nicht schwand, im Gegenteil. Demirbay, Zuber und Kramaric bildeten die Mittelfeldachse, flankiert von Schulz und Kaderabek, vorne agierten Joelinton und Belfodil. Letzterer sorgte bereits in der 4. Spielminute für die Hoffenheimer Führung. Nach einem Eckball für Wolfsburg hatte Kramaric den Ball links nach vorn getrieben und über die zurücklaufenden Wölfe klug hinweggehoben, auf den rechts einlaufenden Belfodil, der den Ball mit breiter Sohle direkt und unhaltbar für Casteels ins Tor beförderte. Kaum war der Treffer jedoch gefallen, schon ließ es die TSG, wie öfters in der jüngeren Vergangenheit, nach diesem Traumstart ruhiger angehen – und taten sich insbesondere Belfodil und Demirbay vermeintlich damit hervor, dass sie sich beständig an Star-Pässen und Gala-Szenen versuchten und, flankiert durch Vogts Irritationen im defensiven Mittelfeld, für den Aufbau der ganz und gar nicht schockierten Wölfe sorgten. Der nachlassende mannschaftliche Zusammenhalt bot Wolfsburg die Chance, mit sehenswerten Kombinationen das Mittelfeld bis hin zum Tor von Baumann zu beherrschen – Hoffenheim lief fast nur noch hinterher. In der 28. Minute gab es die Quittung für das alles: Bicakcic als bedauernswertes Ende von Fehlerketten weit vor ihm versuchte, eine scharfe Flanke von Ginczek ins Toraus zu köpfen, musste dazu jedoch immer tiefer herabtauchen und

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fand dadurch nicht mehr den richtigen Winkel, sodass der Ball torpedogleich am völlig überraschten Baumann vorbei in die Maschen flog. Doch damit nicht genug: knapp drei Minuten später gaben Ginczek und Bicakcic die nächste Co-Produktion in Sachen Tor, indem ersterer halbrechts frei abzog und Bicakcics Rücken den Schuss unhaltbar anhob, zum 2:1 für Wolfsburg. Bis zur Pause dominierten die Wölfe weiter das Geschehen, ohne den Score weiter erhöhen zu können, Hoffenheim agierte zerfahren und wirkte um Klassen schwächer. Kurz vor dem Halbzeitpfiff verletzte sich Demirbay durch einen unglücklichen Kontakt mit Belfodil – und wurde durch Grillitsch ersetzt. Das geschah schon als Vorgriff auf Nagelsmanns Pläne für Halbzeit 2, indem Vogt beim Wiederanpfiff fehlte und statt seiner Szalai auflief. Die Zeichen wurden trainerseits also auf Sturm gestellt, Grillitsch übernahm die 6, Joelinton zog sich etwas aus dem Sturmzentrum zurück, weil in der 60. Minute auch noch Nelson für Zuber ins Spiel kam. Damit waren drei schwache Positionen neu besetzt, wenn auch nicht durchweg besser, denn auch Grillitsch hatte nicht seinen besten Tag erwischt. Für das Offensivspiel der TSG zahlten sich die Wechsel indessen aus: jetzt presste Hoffenheim intensiv und hoch und unterband endlich das dominante Spiel der Wölfe, die nur noch auf Konter lauerten. In diesem kuriosen Match unter immer wieder wechselnder Vorherrschaft stürmte inzwischen nur noch die TSG! Und in der 72. Minute kam Kaderabek nach einer Ecke und viel Verwirrung der Wolfsburger Hintermannschaft am langen Pfosten zum Kopfball, der seinen Weg vermutlich auch allein ins Tor gefunden hätte. Kramaric hielt aber noch den Schlappen drauf, so dass der Ausgleichstreffer zum 2:2 ihm gutgeschrieben wurde. Schiri Zwayer entschied zwar zunächst auf Abseits, gab den Treffer aber, nachdem ihn entsprechende Nachrichten aus Köln erreicht hatten. Hoffenheim wollte nun auch noch den Sieg. Doch wie schon gegen Schalke fehlte es zuletzt an den nötigen Körnern – und konnten weitgehend wehrlose Wölfe am Ende

dankbar den Mond anheulen, dass die anhaltende Überlegenheit der TSG zu keinem zählbaren Ergebnis mehr führte. Die Zufriedenheit aufseiten Hoffenheims hielt sich indessen in Grenzen. Es war das dritte Liga-Remis in Folge, und so allmählich riss der Kontakt nach den angepeilten oberen Tabellenplätzen ab. Nur einer, der seine Rückkehr über volle 90 Minuten ansprechend hatte gestalten können, zeigte sich positiv angetan, und das war Benni Hübner, dem man die persönlich grundierte Freude denn auch gern zugestand: „Die Verletzung habe ich ausgeblendet, das spielte überhaupt keine Rolle mehr für mich. Die Rückkehr wäre schöner gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Ein frühes Tor auswärts sollte uns eigentlich Selbstvertrauen geben. Wir aber haben nach der Führung den Faden verloren und waren nicht mehr so aktiv. Das habe ich auch nicht richtig verstanden. Es gab die klare Ansage in der Kabine, dass wir es noch drehen wollen. Wir haben dann total offensiv gespielt und wurden mit dem Punkt belohnt. Da haben wir unser wahres Gesicht gezeigt.“

VFL WOLFSBURG Casteels, Verhaegh, Knoche, Uduokhai, Roussillon, Guilavogui, Gerhardt, Arnold, Mehmedi (66. Brekalo), Ginczek (84. Steffen), Weghorst TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic, Hübner, Schulz, Vogt (46. Szalai), Demirbay (44. Grillitsch), Zuber (59. Nelson), Belfodil, Kramaric, Joelinton ZUSCHAUER 20.602 TORE 0:1 Belfodil (4.) 1:1 Bicakcic (28., Eigentor) 2:1 Ginczek (31.) 2:2 Kramaric (71.) SCHIEDSRICHTER Felix Zwayer (Berlin) GELBE KARTEN Uduokhai Grillitsch, Belfodil

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2:1 champions League Gruppenphase » 12. dezember 2018

manchester city – TSG 1899 Hoffenheim

In der Anfangsphase dieses vorerst letzten Spiels in der Champions League konnte Hoffenheim gegen Manchester City den Grundstein dafür legen, dass die insgesamt sieglose erste Teilnahme nicht als Betriebsirrtum oder Systemfehler zu verbuchen war. Natürlich durfte man umgekehrt auch nicht erwarten, im Wettbewerb zu verbleiben, wenn in sechs Spielen gerade einmal drei Punkte bei drei Remis heraussprangen. Doch der Auftritt in Manchester bewies erneut, dass im Prinzip mehr Punkte möglich gewesen wären, und in der Folge auch ein länger andauernder Wettbewerb ... So schade es war, dass es am Ende nicht mal zum Weitermachen in der Euro League gereicht hatte, so wichtig war es, andererseits zu begreifen, dass der Trainer die Mannschaft zunehmend am obersten Limit entlang geführt und Leistungen aus ihr herausgeholt hatte, die in Permanenz und nochmals gesteigert nicht abrufbar gewesen wären – ohne bei noch mehr internationalen Spielen eine Spirale in Gang zu setzen, die in Sachen Kraftverschleiß ernsthaft die Substanz hätte angreifen können. Mit dem Abschied vom internationalen Parkett war diese Gefahr jedenfalls gebannt: die Substanz von Mannschaft und Verein erschien unangetastet und intakt ... Und mit ihrer Spielweise hatte sich die TSG international immerhin Respekt verschafft, auch diesmal stark gegen den Ball arbeitend, gefährlich konternd, den auf dem Papier übermächtigen Gegner und seine Pass-Maschinerie à la Pep Guardiola effizient unterbindend. Dabei sah die Aufstellung zunächst gar nicht danach aus, als wollte Hoffenheim den angekündigten ganz großen Wurf wagen. Neu in der Startaufstellung standen Brenet, Adams, Geiger, Bittencourt und Grillitsch. Doch bis auf Brenet, der kaum ins schnelle Getriebe der TSG hineinfand und darum zur Pause gegen Nelson ausgewechselt wurde, bedeutete keiner der Neuen eine systematische Schwächung. Sondern Adams und besonders Hübner spielten hinten gut bis sehr gut, Grillitsch glänzte wie Hübner diverse Male, Bittencourt kurbelte unermüdlich. Und Geiger bewies, auch wenn er nach der langen Ausfallzeit noch manche An-

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laufschwierigkeiten offenbarte, dass mit ihm demnächst wieder voll zu rechnen sein würde. Amiri, der später für ihn auflief, wirkte momentweise bärenstark. Vogt wiederum war daheim geblieben, er bekam eine Ruhepause verordnet, um zum hohen Niveau zurückzufinden, das ihn letzte und vorletzte Saison ausgezeichnet hatte. Und nur in der Rückerinnerung an diese Zeit fehlte er, vor allem mit seinen präzisen Spieleröffnungen – und als Anker im Ballbesitzspiel, das die TSG inzwischen umso weniger praktizierte, je länger Vogt nachließ. In den ersten 20 Minuten sah Manchester eine Chance nach der andern gegen sich entstehen, ohne geeignete Mittel zur Gegenwehr zu finden. Folgerichtig ging Hoffenheim nach einer guten Viertelstunde in Führung, wenn auch erst nach einem Strafstoß, den Hübner herausgeholt und Kramaric eiskalt in die Mitte verwandelt hatte – in Wiedergutmachung seines gegen Liverpool ein Jahr zuvor ähnlich angesetzten, kläglich vergebenen Elfers. Anders als so oft ließ es Hoffenheim nun aber nicht ruhiger angehen, sondern musste Manchesters ansteigendem Druck zusehends nachgeben, was nach einer Weile darauf hinauslief, dass nur noch Manchester spielte und Hoffenheim nur noch verteidigte. Es war klar, dass es in dieser Konstellation nicht ewig beim Spielstand von 0:1 bleiben würde. Zumal sich abzeichnete, dass besonders bei Standards brenzlige Situationen fast frei Haus entstanden, die ManCity einstweilen ausließ, teils unter Zuhilfenahme des Pfostens. Doch die Festung TSG hielt Minute um Minute und schien die knappe Führung in die Pause retten zu können. Nach einem etwas übereifrigen Foul von Hübner in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit jedoch legte sich Sané die Kugel zurecht und zimmerte sie aus ca. 27 Metern Entfernung in hohem Bogen unhaltbar ins rechte obere Eck.

und nur ein Lyoner Sieg bei gleichzeitigem Hoffenheimer Sieg in Manchester zum Verbleib wenigstens in der Euro League führen würde.

MANCHESTER CITY Ederson, Stones (46. Walker), Otamendi, Laporte, Gündogan, Silva (85. Kompany), Zinchenko (64. Delph), Foden, Sterling, Gabriel Jesus, Sané

Nach dem Wiederanpfiff sah es alsbald eher nach der gegenteiligen Entwicklung aus: Hoffenheim riskierte vorn viel, ohne durchschlagende Wirkung, Manchester bekam dadurch die Türen zu Kontern weit geöffnet – und marschierte alle paar Minuten steil ... In der 56. Minute wäre das K.o. dann auch fast schon eingetreten. Nur legte Sané bei einem Konter zu dritt allein gegen Baumann den Ball nochmal quer – weil er, wie er später gestand, auch mal einen Treffer vorbereiten wollte! Baumann ging resolut dazwischen und verhinderte den imgrunde unausweichlichen Treffer. Fünf Minuten darauf zog Sané die Lehren aus der heillos vergebenen Riesenchance und schoss im Vollsprint lieber selbst ins Tor, ohne Baumann die geringste Chance zu lassen.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Adams, Hübner, Schulz, Grillitsch, Geiger (63. Amiri), Bittencourt (70. Belfodil), Brenet (46. Nelson), Joelinton, Kramaric ZUSCHAUER 50.411 TORE 0:1 Kramaric (16., Elfmeter) 1:1 Sané (45. +1) 2:1 Sané (61.) SCHIEDSRICHTER Andreas Ekberg (Schweden) GELBE KARTEN Grillitsch, Joelinton

Die TSG versuchte nochmal alles, das Ruder herumzureißen, doch musste sie wieder einmal der kräftezehrenden Spielweise zu Beginn Tribut zollen, nicht zuletzt auch den vielen strapaziösen Spielen im Herbst, so dass kein Tröpfchen im Tank mehr übrig war, um Manchester in die Knie zu zwingen. Die Restminuten liefen ereignisfrei ab, das Ergebnis aber blieb – wie auch die Gewissheit, dass Hoffenheim sich mit ein bisschen mehr Reife und stabilerer Defensive durchaus hätte im Wettbewerb halten können. Die mitgereisten 1800 Fans waren denn auch sehr versöhnlich darüber gestimmt, dass sie trotz des Ausscheidens so viele gute und spannende Spiele hatten sehen dürfen.

Trotzdem durfte man noch hoffen. Auf die Rückkehr des erfolgreichen TSG-Fußballs der ersten Minuten, auf eine gute Portion Glück – ohne das hier ja ohnehin nichts zu gewinnen sein würde. Dämpfend wirkte sich indessen aus, dass Donezk inzwischen gegen Lyon in Führung lag

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0:0 15. Spieltag » 15. dezember 2018

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia M’gladbach

Niemand hätte gedacht, dass die TSG nur drei Tage nach dem Kräfteverschleiß von Manchester imstande wäre, über volle 90 Minuten hinweg höchstes Tempo zu gehen. Doch genau das geschah, leider ohne dass mehr dabei heraussprang als ein mageres, torloses Remis. Für die vollbesetzte Rhein-Neckar-Arena jedoch war nur das Ergebnis mau – der Spielverlauf sollte sich als ebenso spektakulär wie so viele Spiele zuvor gegen Gladbach erweisen. In der Startformation fehlte Vogt erneut und wurde durch Posch ersetzt, der die Organisation der Defensive tadellos versah und sich damit für die Zukunft als echte Alternative empfahl – was Trainer Nagelsmann nach der Partie so auch in den Raum stellte. Neben Posch verteidigten Bicakcic und Adams, Hübner wurde geschont. Bittencourt und Demirbay spielten eine Art Doppel-Sechs und Doppel-Zehn, offensiv unterstützt von Kaderabek, Schulz und Kramaric, vorn lauerten Nelson und Joelinton auf Verwertbares. Die Fohlen, diesmal als Tabellenzweiter angereist, mussten verletzungsbedingt auf einige Akteure verzichten, darunter Hofmann und Kramer, der durch den Ex-Hoffenheimer Strobl ersetzt wurde.

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Von Beginn an trat die TSG offensiv auf und setzte Gladbach massiv unter Druck. Kaderabek prüfte Sommer in der 4. Minute, verzog knapp in der 15., und Joelinton scheiterte in der 17. Minute ebenfalls am Keeper: bereits jetzt verfestigte sich der Eindruck, dass an Sommer im Tor der Gäste nicht leicht vorbeizukommen wäre. Seine Vorderleute entlasteten ihn unterdessen nur defensiv, nach vorne tat sich bei Gladbach wenig. Anders Hoffenheim! In der 28. Minute erzielte Kramaric nur vermeintlich das 1:0, der Abseitstreffer wurde ohne Fernsehbeweis und zurecht nicht gegeben. Sechs Minuten später tat es ihm Joelinton nach, sein wunderschöner Treffer zählte aber erst nach Intervention aus Köln nicht, wiederum zurecht. Vor der Pause vergab Posch nach Freistoß von Demirbay noch eine schöne Chance, endlich doch in Führung zu gehen, sein Kopfball zog über den Kasten. In der 50. Minute hielten die TSG-Fans aber erstmal kurz den Atem an, als Gladbach doch durchbrach, Hazard Baumann ausspielte und ins leere Tor einschob – doch lag dem Treffer der Gäste ebenfalls ein Abseits zugrunde. Danach kam Gladbach zu keiner einzigen, nennenswerten Chance mehr, von jetzt an spielte nur noch die TSG! In der 64. Minute musste der ohne Gegnereinwirkung verletzte Gästekapitän Stindl vom Platz, Hoffenheim wechselte Szalai für Kramaric ein. »

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Zwei, drei Mal waren die Gäste in der ersten Halbzeit andeutungsweise gefährlich vor Baumann aufgetaucht, in der zweiten Halbzeit sollte das noch weniger geschehen. Und wer sich nun besorgt fragte, ob die TSG wirklich imstande sein könnte, auch die zweiten 45 Minuten ähnlich massiv Vollgas zu geben, sah sich angenehm enttäuscht.. Gleich darauf verpasste Kaderabek einen weiteren sehenswerten Freistoß von Demirbay am zweiten Pfosten denkbar knapp, und in der 69. Minute hatten die TSG-Fans den Torschrei schon auf den Lippen: Von Demirbay steil geschickt, hob Joelinton den Ball allein vor Sommer gefühlvoll über den herausstürzenden Keeper hinweg, doch die Bogenlampe wurde immer länger, prallte zuletzt gegen den linken Pfosten und sprang unverwertbar zurück ins Feld. Nun kam Belfodil für Nelson, der stark gespielt, aber glücklos geblieben war. In der 78. Minute köpfte Szalai nach Flanke von Demirbay knapp über den Kasten, Belfodil traf per Kopf in der 82. nur Gladbachs Verteidiger Beyer, in der 83. landete sein Schuss in den Armen von Sommer. Kurz darauf hatte Gladbach nur noch 9 Feldspieler, nachdem

sich der gerade eingewechselte Raffael verletzt hatte und alle drei Wechselmöglichkeiten erschöpft waren. Doch auch in Überzahl gelang es nicht, den ersehnten und mehr als verdienten Siegtreffer zu erzielen, obwohl es reihenweise Chancen dafür gab! Schulz schoss in der 86. Minute volley weit übers Tor, Belfodil schob die Kugel in der 89. knapp am Tor vorbei, Szalai schlenzte den Ball in der 90. über die Querlatte, und in der Nachspielzeit vergab Bicakcic nach einer weiteren Zauberflanke von Demirbay, indem Sommer erst hielt und Bicakcic den wegspringenden Ball dann im Nachschuss neben den rechten Pfosten setzte. Es war schier zum Verzweifeln: Bicakcic befand danach auch, es sei „wie verhext“ zugegangen, dass der Ball partout nicht ins Tor wollte. Kerem Demirbay brachte den Spielverlauf auf den Punkt: „Das war mit das Beste, was wir diese Saison gespielt haben. Großes Lob an die Mannschaft, das war ein überragendes Spiel. Die Gladbacher wissen vermutlich selbst nicht, wie sie den Punkt mit nach Hause nehmen können. Wir haben es aber heute auf allen Positionen sehr gut gemacht. Das können wir mitnehmen.“

Und Julian Nagelsmann befand: „Wir haben ein unglaublich gutes Spiel gemacht. Wir haben viel investiert und sehr viel Druck entfacht. Ich hatte das Gefühl, dass ein Tor in der Luft lag. Es war unsere beste Saisonleistung. Sogar eins der besten oder vielleicht das beste in meiner Amtszeit. Ich bin ganz guter Dinge, dass das Momentum bald wieder auf unsere Seite kippt.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Posch, Bicakcic, Kaderabek, Demirbay, Bittencourt, Schulz, Nelson (71. Belfodil), Kramaric (63. Szalai), Joelinton BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Lang (74. Johnson), Beyer, Elvedi, Wendt, Strobl, Cuisance, Neuhaus, Hazard, Plea (80. Raffael), Stindl (64. Benes) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE SCHIEDSRICHTER Benjamin Cortus (Röthenbach) GELBE KARTEN Neuhaus, Cuisance

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1:1 16. Spieltag » 19. dezember 2018

SV Werder Bremen – TSG 1899 Hoffenheim

„Es gibt schönere und reichere Bräute als uns“, ließ Sportdirektor Rosen die Bild-Zeitung vor dem Mittwochsspiel in Bremen wissen, zu dem genau 100 Hoffe-Fans mitgereist waren. Er bezog sich damit auf Fragen zur drohenden Ausdünnung des Spielerkaders nach der Saison: Kramaric, Schulz, Joelinton, Amiri, Hübner oder Grillitsch waren allesamt gefragt – so dass man sich anstrengen musste, die Leistungsträger bei der Stange zu halten, was wenige Tage später mit der Vertragsverlängerung von Schulz bspw. gelang. Die Gefahr, dass Julian Nagelsmann für einen Spieler-Exodus Richtung Leipzig sorgen würde, sah Alexander Rosen hingegen nicht. Schon vor der Partie ließ Julian Nagelsmann wissen, dass Kapitän Vogt vermutlich noch länger pausieren solle. Er stand dann am Mittwochabend auch nicht im Kader, sondern wurde erneut durch Posch ersetzt. Hübner hütete zunächst wieder die Bank, Bicakcic und Adams waren rechts und links von Posch aufgeboten. Bis auf Szalai im Sturm für Nelson spielte darum dieselbe Elf wie vier Tage zuvor gegen Gladbach – was sich im Verlaufe des Spiels konditionell ungünstig auswirken sollte. Es war auch nicht ernsthaft zu erwarten, dass nach der Wahnsinns-Energieleistung gegen Gladbach im Gefolge der Wahnsinns-Energieleistung in Manchester gleich vier Tage später schon wieder der Leistungshammer herausgeholt werden könnte. Jeder, offenbar auch der Trainer, träumte irgendwie zwar davon, dass Werder bei ähnlichem Aufwand in Grund und Boden gespielt werden würde, doch war diesmal der Akku nicht mehr nachzuladen gewesen. Und deshalb war in Bremen eben der Ofen lang vor der 90. Minute aus, imgrunde ging schon ab der 46. Minute nicht mehr viel bei einer sichtbar überspielten TSG. Da half es auch nichts, dass der Trainer bald nach dem Wiederanpfiff einen Doppelwechsel vornahm und Grillitsch und Hübner für Bicakcic und Bittencourt brachte und später auch noch Nelson für Szalai. Zudem hatte Gladbach lange nicht so unbequem gespielt, wie es Werder tat, das im Vergleich zudem die weit bessere Mannschaftleistung bot – leider ziemlich ruppig dargeboten, was vom Schiri viel zu selten sanktioniert wurde.

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Vielleicht hatten sich aber nicht nur die Verantwortlichen, sondern auch die Hoffenheimer Spieler selber etwas zu sicher gewähnt, an der Wesermündung einfach da weitermachen zu können, wo sie gegen die Fohlen vom Niederrhein aufgehört hatten. Falls ja, war es um diese Selbstgewissheit nach wenigen Minuten bereits geschehen: Anders als so oft gelang es Hoffenheim diesmal nicht, den Gegner wenigstens anfangs zu dominieren und einzuschnüren. Bremen ging von Beginn an hoch und mutig drauf und unterband die schnellen Hoffenheimer Kombinationen. Der Ball wechselte in dieser Spielphase permanent den Besitzer, keiner Mannschaft gelang der klare Durchbruch. Chancen dazu gab es hüben wie drüben, nur dass sich ganz allmählich die Gewichte zugunsten von Werder zu verschieben begannen, bis es ca. ab der 25. Minute immer mehr danach aussah, als würde Bremen demnächst in Führung gehen. Wer jedoch in der 31. Minute tatsächlich in Führung ging, das war die TSG! Schulz war per Konter mal wieder rechts bis auf die Außenbahn durchgegangen und hatte im Rücken der Bremer Abwehr Bittencourt bedient, der sich an seinem Geburtstag das schönste Geschenk selber machte und rechts unten umstandslos einlochte. Vielfach hatte Hoffenheim in der jüngeren Vergangenheit bei Führungen die Zügel alsbald locker gelassen, die Dominanz preisgegeben und den Gegner damit aufgebaut. Ohne Dominanz in Führung zu gehen, war eine neue Situation – man durfte gespannt sein, wie sich die Dinge nun entwickeln würden: erstaunlicherweise so, dass beide Mannschaften viel weniger energisch um Bälle und Positionen rangen als zuvor und die Partie bis zur Pause erheblich verflachte. Nach der Pause ergab sich erneut eine ungewohnte Situation. Normalerweise kam die TSG mit gestraffter Leistung aus der Kabine: diesmal jedoch nicht. Die Bremer kehrten deutlich munterer und unternehmungslustiger aufs Spielfeld zurück, während Hoffenheim sehr bald schon konditionelle – und zunehmend auch mentale Defizite offenbarte. Bremen eroberte ständig die Bälle, Hoffenheim verlor

sie ohne Not. Das Spiel verlagerte sich dadurch eindeutig Richtung Strafraum der TSG, wo es immer öfter gefährlich konfus zuging, bis die Hausherren die förmliche Einladung zum Einnetzen annahmen und in der 57. Minute nach Flanke von Augustinsson durch Gebre Selassie den Ausgleichstreffer erzielten. Bremen vergab in der Folgezeit eine Riesenchance nach der andern, Hoffenheim taumelte zusehends und zahlte einen hohen Preis für die vielen kraftzehrenden Spiele. Als das Spiel vorbei war, sanken aber nicht nur sie, sondern auch viele Bremer Spieler ausgepumpt zuboden – alle hatten alles gegeben, mehr war nicht drin – und das sechste Remis in Folge durfte dieses Mal als glückliches Resultat angesehen werden. Gegen Mainz, drei Tage später, würde wohl nicht die Kondition den Ausschlag geben können, sondern rein die Spielkultur ...

SV WERDER BREMEN Pavlenka, Gebre Selassie, Langkamp, Moisander, Augustinsson, M. Eggestein, Möhwald, Klaassen (64. Rashica), Osako (86. Pizarro), J. Eggestein (78. Kainz), Kruse TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Posch, Bicakcic (53. Hübner), Kaderabek, Demirbay, Bittencourt (53. Grillitsch), Schulz, Kramaric, Joelinton, Szalai (66. Nelson) ZUSCHAUER 40.003 TORE 0:1 Bittencourt (31.) 1:1 Gebre Selassie (57.) SCHIEDSRICHTER Markus Schmidt (Stuttgart) GELBE KARTEN Schulz

Geburtstagskind Bittencourt, der sein erstes Pflichtspieltor für die TSG erzielt hatte, fasst die Geschehnisse so zusammen: „Einerseits nervt es langsam, andererseits nehmen wir den Punkt mit. Wir sind jetzt neun Bundesliga-Spiele ungeschlagen, das darf man auch nicht vergessen. Sonntag wollen wir den Bock umstoßen und die drei Punkte bei uns behalten, dann haben wir eine gute Ausgangslage für die Rückrunde. Werder hat ein gutes Spiel gemacht, wir haben viele Spiele in den Knochen und hätten das Spiel verlieren, am Ende aber auch gewinnen können. Ich habe den Ball gut getroffen und es freut mich, dass der Knoten da geplatzt ist.“ Nach der Partie stellte sich heraus, dass ein Werder-Scout beim Abschlusstraining der TSG in Zuzenhausen anscheinend eine Drohne hatte aufsteigen und filmen lassen. Seitens der TSG hielt man den Vorfall aus sportlicher Sicht nicht für gravierend, hatte aber die Polizei eingeschaltet wegen der Gefährdung der Spieler durch illegales Überfliegen. Kurz darauf entschuldigte sich Werder offiziell für den Vorfall, der im Übrigen, mangels Auswertung der Bilder, zu keinem Erkenntnisgewinn geführt hätte ...

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1:1 17. Spieltag » 23. dezember 2018

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FSV Mainz 05

Auch gegen Mainz kam die TSG kurz vor Heiligabend trotz der Rückkehr von Kapitän Vogt in die Startelf nicht über ein torgleiches Resultat hinaus und verzeichnete damit sechs Liga-Remis hintereinander! Diesen Vereinsrekord hielten selbst die stärksten Weihnachtsnerven nicht aus – mancher rechnete verständlicherweise nach, wie viele verdiente Punkte da wohl liegengelassen worden waren und wo Hoffenheim am Ende der Hinrunde andernfalls gelegen hätte: tatsächlich auf Platz 2 ... Joelinton und Kramaric waren angeschlagen und durften vortags schon heim zu ihren Familien, Brenet schaffte es mal wieder in die Startaufstellung und spielte hinten mit

Vogt, Hübner und Posch sowie Schulz. Belfodil und Grifo waren nach vorn beordert, Demirbay, Grillitsch und Zuber befüllten das Mittelfeld, Baumann hütete das Tor. Das Mainzer No-name-Team verhielt sich angesichts dieser unerwartbaren Aufstellung anfangs recht abwartend und empfing die TSG erst am Mittelkreis, um bei Ballgewinn möglichst mit langen Bällen nach vorn direkt in die Spitze zu spielen. In der 11. Minute stand es jedoch bereits 1:0 – Demirbay hatte einen Rückpass von Zuber von der Grundlinie im Rückraum des Sechzehners sich selber geschickt vorgelegt und in die Maschen gesetzt; Zuber wiederum war von

Posch auf die Reise geschickt worden. Nur fünf Minuten später erzielte Mainz den Ausgleichstreffer, der zugleich das Endresultat herstellte: Aaron trat einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld, Vogt klärte ungenügend per Kopf, Bell schoss nach, Posch blockte, Mateta bekam den Abpraller vor die Füße und zog aus 14 Metern ab, Baumann hatte gegen den Kracher, der unter der Querlatte einschlug, keine Chance ... Danach folgte ein Angriff dem andern, auf beiden Seiten, ohne dass es bis zur 28. Minute noch einmal richtig gefährlich wurde: als Zuber aus gut und gern 25 Metern zentral einfach mal drauf hielt und ein Geschoss abfeuerte, das unhaltbar gewesen wäre, aber leider nur die Latte touchierte. Baumann sicherte im Gegenzug mit großartigem Einsatz das Remis nach einem mega-gefährlichen Kopfball von Quaison. Und Hübner verpasste in der 35. die Führung, indem er einen Eckball von Demirbay nur an den Außenpfosten nickte. Bevor es zur Halbzeit in die Kabinen ging, war trotz ansehnlicher Angriffsversuche auf beiden Seiten lediglich noch ein Abseitstreffer der 05er zu verzeichnen, der zurecht nicht gegeben wurde. Unverändert kehrten beide Teams aufs Spielfeld zurück und zeigten zunächst deutlich weniger Angriffslust als in den ersten 45 Minuten. Hoffenheim hielt sich insbesondere mit langem Ballzirkulieren in eigenen Reihen auf und fand kaum noch die Kraft zu temporeichen Offensivgängen: Schulz, um die 60. Minute herum für Szalai vom Feld genommen, war völlig ausgepumpt. Sein leerer Blick, sein leicht schwankender Gang bei der Auswechslung war ein Menetekel für die gesamte Mannschaft, die ähnlich ausgequetscht wirkte. Der hohe Aufwand in so vielen Spielen ohne Ertrag hat die Akkus kurz vor Weihnachten offenbar komplett leergezogen, sodass der Motor der TSG bis zum Schlusspfiff nicht mehr richtig auf Touren kam. »

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Immerhin raffte sich Demirbay in der 65. Minute noch einmal auf und prüfte Zentner im Tor der Mainzer, der den Gewaltschuss aus knapp 20 Metern mit Mühe wegfaustete – und in der 70. Minute traf Belfodil aus spitzem Winkel nur den Pfosten. Am nun immer geschehnisloseren Spiel vermochte ab der 78. Minute auch Nelson nichts mehr zu ändern. Und auch Mainz stellte das Spiel nach vorn mehr oder weniger ein ... Die Mainzer Fans verlegten sich deshalb irgendwann aufs Singen von Weihnachtsliedern, wohl auch aus weihnachtlicher Lust – und viele Hoffe-Fans sangen mit. Nicht in jedem Block, am wenigsten in der Südkurve, wo man aufgrund der eigenen Gesänge nicht so recht mitbekam, was die 05er da unter massenhaft eingeschalteter Handy-Weihnachtsbeleuchtung intonierten. Trotzdem war dies eine schöne Idee, die von fern an Szenen im 1. Weltkrieg erinnerte, als britische und deutsche Truppen an Weihnachten überraschend und ohne Anordnung ihrer Heeresleitungen einfach die Waffen ruhen ließen, sich zwischen den Schützengräben trafen und gemeinsam feierten – bevor es wieder losging. In der 90. Minute war aus Sicht der gänzlich überspielten Hoffenheimer Mannschaft endlich Schluss mit der Quälerei. Kurz vor dem Abpfiff sorgte Baumann aber noch mit einer Glanztat dafür, dass wenigstens ein Punkt zubuche schlug, als er einen Überzahlkonter der Mainzer samt platziertem Abschluss durch Malong mit einem Hechtsprung entschärfte.

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Posch, Vogt, Hübner, Brenet (73. Kaderabek), Demirbay, Grillitsch, Schulz (59. Szalai), Zuber (78. Nelson), Grifo, Belfodil 1. FSV MAINZ 05 Zentner, Brosinski, Bell, Niakhaté (41. Hack), Aaron, Kunde, Gbamin, Latza (74. Baku), Boetius, Quaison, Mateta (68. Onisiwo) ZUSCHAUER 28.216 Julian Nagelsmann war danach denkbar unzufrieden: „Es war heute wie so oft in der Hinrunde: Viel Investition, wenig Ertrag. Wir müssten eigentlich 9 bis 13 Punkte mehr haben, deswegen sind wir nicht 100% zufrieden, die Einstellung aber war wieder top. Wir haben aber deutlich zu wenig Tore geschossen, jetzt freue ich mich, dass ich in der Rückserie wieder trainieren kann. Wir haben einen Punkt weniger als letzte Saison, also müssen wir nun in der Rückrunde mehr holen.“

TORE 1:0 Demirbay (11.) 1:1 Mateta (16.) SCHIEDSRICHTER Sascha Stegemann (Niederkassel) GELBE KARTEN Zuber

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saison 2018/19 RĂźckrunde

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1:3 18. Spieltag » 18. januar 2019

TSG 1899 Hoffenheim – FC Bayern München

Auf Platz sieben liegend startete Hoffenheim in die Rückrunde, ohne die verliehenen Zuber, Akpoguma, Kobel und Grifo, die ohne Kaufoption nach Stuttgart, Hannover, Augsburg und Freiburg verliehen wurden. Pires ging derweil zurück nach Brasilien. Damit war der für internationale Zwecke groß angelegte Kader auf Liga-Normalmaß zurückgeführt. Der Rückrundenauftakt gegen die Bayern fand schon am Freitagabend in der PreZero-Arena statt, wie die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena zum Jahreswechsel getauft worden war. Die Spielstätte war natürlich dieselbe, nur hieß sie eben anders, nachdem die TSG es geschafft hat, einen interessanten Sponsor an Land zu ziehen, der trotz oder gerade wegen seines seltsamen Namens an den Namensrechten der Arena interessiert war. Dem mit grundlegenden Fragen der Nachhaltigkeit befassten Unternehmen, das damit auch noch Geld verdiente, fehlte glücklicherweise die umweltbranchentypisch oft hergezeigte Penetranz, was die lange Laufzeit der Umtaufung umso erfreulicher machte. Ohne „Goldsteak“-Fan und Fan-Lästerer Ribéry und auch ohne Robben traten die Bayern bei erheblicher Kälte zum Flutlichtspiel an. Mit dabei auch Niklas Süle, der sich interessante Duelle mit Joelinton liefern sollte, nicht jedoch Sandro Wagner, der unter Trainer Kovac ohnehin nur noch wenig Einsatzzeit bekam und darum die vor einem Jahr so sehnsüchtig wiedererlangte Münchener Heimat gegen China eintauschte. Ansonsten war jedoch viel Rang und Namen aufseiten der Bayern in Sinsheim zu sehen, in der Startaufstellung standen Neuer, Alaba, Martinez, Kimmich, Thiago, Goretzka, Coman, Lewandowski und Müller. Hoffenheim spielte mit Baumann, Vogt, Hübner, Posch, Kaderabek, Schulz, Demirbay, Bittencourt, Kramaric, Belfodil und Joelinton. Das sah nach starkem Offensivgeist aus, aber nur, bis Schiri Welz die Partie anpfiff ... Denn kaum rollte der Ball, verkroch sich die TSG förmlich in der eigenen Hälfte und erspielte sich bis zur Pause außer in der 4. Minute bei einem unplatzierten Kopfball von Kramaric nicht eine einzige Torchance. Der kroatische Vizeweltmeister kommentierte die Leistung seines Teams später völlig zurecht so: „The first half was simply Scheiße.“

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Daran war allerdings auch eine ziemliche Vakanz auf der Sechserposition beteiligt, die eigentlich Demirbay auszufüllen hatte – was er aber eben selten tat. Meist trabte er weiter vorn über den Rasen, nach Gelegenheiten Ausschau haltend, um mit brillanten Pässen für kreative Unruhe und für Werbung in eigener Sache sorgen zu können. Da jedoch vorn in Halbzeit 1 nahezu TSG-Windstille herrschte, fiel sein ehrgeiziger Plan ins Wasser. In der Konsequenz hatte die Hoffenheimer Defensive mit umso mehr bayrischen Winden zu kämpfen, wobei Vogt durch anhaltende Unsicherheiten auffiel. Und so stand es, gegen die Bayern ein absolutes No-Go, relativ bald 0:2. Ungefähr eine halbe Stunde lang hatten die Starkicker in Halbzeit 1 noch nichts aus ihrer Überlegenheit machen können, als Goretzka in der 34. Minute Vogt anschoss, der das kurze Eck für Baumann nicht sauber blockte, sondern den Ball unhaltbar dorthin abfälschte. Und zum Ende der desolaten ersten Halbzeit kassierte Hoffenheim in der Nachspielzeit nach eigenem Eckball einen ebenso sauberen wie schnellen Konter der Bayern, den wieder Goretzka vollendete. Dass die TSG nicht höher zurücklag, hatte sie einzig Oli Baumann zu verdanken. Bundestorwarttrainer Köpcke sah’s von der Tribüne herab – und lud den ewig Unterschätzten trotzdem nicht ein ... »

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Posch, Vogt (56. Grillitsch), Hübner, Demirbay (56. Demirbay), Kaderabek, Schulz, Kramaric, Joelinton (78. Joelinton), Bittencourt, Belfodil FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Kimmich, Süle, Hummels, Alaba, Martinez (90. Boateng), Thiago (78. James), Müller, Goretzka, Coman (73. Gnabry), Lewandowski ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 0: 1 Goretzka (34.) 0: 2 Goretzka (45. +1) 1: 2 Schulz (59.) 1: 3 Lewandowski (87.) SCHIEDSRICHTER Tobias Welz (Wiesbaden) GELBE KARTEN Vogt, Grillitsch, Posch Kimmich, Martinez

In der 2. Halbzeit stellte Julian Nagelsmann, es war sein 100. Spiel als TSG-Chefcoach, auf Viererkette um und beorderte Vogt auf die Sechs. Als auch das nichts half, wechselte er 10 Minuten später Geiger und Grillitsch für Vogt und Demirbay ein – und auf einmal sprang der TSG-Motor an. Keine fünf Minuten später legte sich Schulz bei einem Konter nach Bittencourts Zuspiel den Ball per Kopf selber vor und hämmerte ihn von halbrechts an Neuer vorbei aus knapp 20 Metern in die Maschen. Ein Torschrei der Erleichterung rollte durch die PreZero-Arena: da war es wieder, jenes großartige, unvergleichliche TSG-Feeling, egal wie die Hütte hieß ... Und die Bayern knickten sofort ein und erwiesen sich – viel zu spät – als gar nicht so schwer zu bespielender Gegner. Der für Joelinton eingewechselte Szalai vergab dann in der 83. Minute den in der Luft liegenden Ausgleichstreffer, bzw. scheiterte er an Neuer und vergab kurz vor Ende noch ein dickes Ding – aber da stand es bereits 1:3, weil Lewandowski, der sonst durch viel grundloses Hinfallen und umso hingebungsvolleres Jammern auffiel, doch noch einmal eingenetzt hatte.

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Das eines Serienmeisters unwürdige Schauspiel gab aber beileibe nicht nur der Pole. Müller, Coman und Martinez taten sich in dieser Disziplin ebenfalls Oscar-reif hervor und wurden vom Schiedsrichter auch noch dafür belohnt, während Joelinton nach Herzenslust umgerempelt werden durfte. Spielentscheidend war das alles jedoch nicht, auch wenn der „Kicker“ nach dem Spiel eine gewisse Einseitigkeit der Entscheidungen von Schiri Welz monierte. Und so lautete die Bilanz von Julian Nagelsmann, dessen Ehrgeiz durch die zweite Niederlage gegen die Bayern innerhalb einer Saison einen kräftigen Dämpfer erfuhr: „Wir haben in der ersten Hälfte große Probleme gehabt. Das 0:2 vor dem Pausenpfiff war bitter. In der zweiten Hälfte haben wir die Grundordnung geändert. Der Sieg geht mehr als in Ordnung, weil wir über 90 Minuten nicht die nötige Präsenz gezeigt haben. Es war ein extremer Respekt zu spüren, das ging schon in Richtung Angst wie im Hinspiel. Wir haben in der ersten Hälfte zu viele lange Bälle gespielt, viel zu wenig Druck gemacht, es war nur ein Einheitstrab. Wir haben nicht gepresst, damit haben die Abläufe nicht mehr gestimmt. In der zweiten Hälfte wurde es besser, als wir die Grundordnung geändert haben und wir mehr Druck machten. Wir haben mutiger gespielt und die Spieler hatten nicht mehr die ewigen Ballhaltezeiten wie in der ersten Halbzeit. Aber es hat nicht gereicht gegen einen Gegner, der uns überlegen war. Mit der zweiten Hälfte kann ich leben, aber die erste Hälfte war nicht das Gesicht, das wir zeigen wollten.“

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2:4 19. Spieltag » 26. januar 2019

SC Freiburg – TSG 1899 Hoffenheim

Ohne Hoffenheim-Intimkenner Grifo ging der SC Freiburg ins Baden-Derby: notgedrungen, denn die TSG hatte bei der halbjährigen Ausleihe darauf bestanden, dass er nicht gegen den Hausverein eingesetzt werden dürfe. Für Akpoguma, Zobel und Zuber gab es keine ähnliche Klausel. Noch-Trainer Nagelsmann hatte sich vor dem Derby ansonsten zuversichtlich gezeigt, dass seine Mannschaft den unleugbaren Ergebnisdruck nach so vielen sieglosen Spielen in Serie samt gewachsenem Abstand nach oben positiv annehmen würde. Im Training hatte er unter der Woche jedenfalls viel Galligkeit und Einsatzwillen beobachtet ... Aber nach einem klaren Spiel in körperlicher Überlegenheit sah es zunächst nicht aus. Der SC lief die TSG hoch an, umgekehrt geschah dasselbe, sodass spätestens im Mittelfeld alle Versuche steckenblieben, Richtung Tor zu gelangen. Das ging so, bis sich in der 19. Minute der Freiburger Stenzel beim Timing eines rückwärts geschlagenen Balls grob verschätzte und ihn in den freien Raum zwischen Torhüter Schwolow und Heintz spielte, die beide offenbar meinten, für dieses missglückte Zuspiel sei wohl eher der Kollege zuständig. Für den hellwachen und genau auf solche Situationen lauernden Joelinton ergab sich dadurch eine Art Steilvorlage, und so nahm „Joe le Taxi“ sofort mächtig Fahrt auf, erlief sich den geschenkten Ball, umspielte locker den doch noch herbeigeeilten Heintz und schoss aus gut 10 Metern flach und wuchtig zum 0:1 ein. In der Folgezeit war Freiburg eifrig bemüht, den entstandenen Schaden wiederaufzuarbeiten. Die Südbadener drehten auf, um offensiv druckvoller zu werden, mussten aber erleben, wie der nordbadische Derbygegner souverän das Spiel kontrollierte. Die jetzt doch eingetretene, klare Hoffenheimer Überlegenheit litt nur unter einem entscheidenden Nachteil bzw. unter dem anscheinend unausrottbaren Fehler, dass sich die TSG in Führung irgendwie immer weiter zurückdrängen ließ. Der Effekt davon war, dass die Partie, je näher die Halbzeitpause rückte, immer mehr einer Einladung an den SC gleichkam, den Ausgleichstreffer zu erzielen, was der Gastgeber nach Eckball in der 42. Minute auch gern tat:

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Höler staubte, obwohl bzw. weil Baumann beim Eckstoß regelwidrig angegangen worden war, den Ball nach einem Alutreffer-Kopfball von Gulde zum 1:1 ab. Schiritesse Steinhaus interessierte sich aber für die Behinderung kein bisschen, wie sie auch weiterhin viel öfter zur Pfeife griff, wenn Hoffenheimer körpernah agierten als umgekehrt. Nach der Pause kam sie allerdings nicht umhin, für die TSG auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. TSG-Glücksbringer Stenzel hatte Nico Schulz an der linken Strafraumkante, wenn auch ohne Not, unabweisbar abgeräumt. In der 59. Minute trat Kramaric zur Vollstreckung an und ließ sich auch durch einige Mätzchen von Torhüter Schwolow nicht irritieren. War die Partie nach dem Wiederanpfiff bis dahin etwas geschehnisarm verlaufen, so stand sie ab jetzt unter Hochspannung. Beide Derbygegner schalteten auf Offensive pur und lieferten sich heiße Duelle. Dabei war Hoffenheim zunächst erfolgreicher: Grillitsch schickte in der 72. Minute Demirbay, Demirbay bediente Kramaric – der eiskalt durch die Hosenträger von Schwolow zum 1:3 einschoss. Doch nur fünf Minuten darauf verkürzte Niederlechner für die nun wie entfesselt anlaufenden Derby-Gastgeber per Kopf auf 2:3, erneut nach Eckstoß – weil die TSG wie so oft bei Standards in eine Art Hühnerhaufen-Modus geraten war.

Demirbay und Vogt, die beiden Schwachstellen im Spiel eine Woche zuvor gegen die Bayern, hatten beide ihre Nominierung gerechtfertigt. Demirbay zeigte eine starke Leistung, Vogt keine gravierenden Schwächen. Oliver Baumann, der an alter Wirkungsstätte einmal mehr ohne Fehl und Tadel das Tor gehütet hatte und gelegentlich immer noch mit Pfiffen bedacht wurde, zog folgende Bilanz: „Es war ein sehr wichtiger Sieg, der uns allen guttut. Das ist jetzt ein erster Baustein für die Ziele, die wir erreichen wollen. Hier in Freiburg ist es sehr, sehr schwer zu spielen. Hut ab, wie die Mannschaft den Kampf angenommen hat, sich nicht hat verrückt machen lassen. Ich bin froh, dass ich mit meinen Paraden helfen konnte nach dem 2:3. Es war sehr wichtig, dass wir durch diese Phase durchgekommen sind. Aber es ist natürlich zu einfach, wie wir die Gegentore kassieren. Da müssen wir besser werden, wenn wir ins internationale Geschäft wollen. Dafür war die Art, wie wir das 3:1 rausspielen, aber auch der Wahnsinn. Viel schöner geht es nicht.“

SC FREIBURG Schwolow, Stenzel (66. Niederlechner), Gulde, Heintz, Günter, Haberer, Koch, Gondorf (74. Ravet), Frantz, Höler (65. Waldschmidt), Petersen TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Hübner, Schulz (89. Brenet), Grillitsch, Demirbay, Geiger (78. Amiri), Kramaric, Joelinton, Szalai (64. Posch) ZUSCHAUER 23.900 TORE 0:1 Joelinton (19.) 1:1 Höler (42.) 1:2 Kramaric (59., Elfmeter) 1:3 Kramaric (72.) 2:3 Niederlechner (77.) 2:4 Demirbay (85.) SCHIEDSRICHTER Bibiana Steinhaus (Langenhagen) GELBE KARTEN Schulz, Grillitsch

Die angeblich einem ganz gewöhnlichen Fußballspiel, keinesfalls einem waschechten Derby beiwohnenden südbadischen Fans peitschten jetzt ihre Mannschaft ekstatisch voran – und so nervös, wie sich die TSG dabei präsentierte, hätte man das Schlimmste befürchten müssen, wäre nicht Baumann mit einer sehenswerten Parade nach der anderen zurstelle gewesen. Und in der 85. Minute packte schließlich Demirbay, mitten im heftigsten Freiburger Sturm und Drang, aus ca. 20 Metern Entfernung den Zentralhammer aus und jagte den Ball unter die Alukante, von wo er hinter der Linie aufsprang. Damit war der Derbyauswärtssieg gesichert, der umso schöner war, als Hoffenheim seit 2009 nicht mehr in Freiburg gewonnen hatte.

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1:1 20. Spieltag » 2. februar 2019

TSG 1899 Hoffenheim – Fortuna Düsseldorf

Unter der Woche wurde, als Perspektive für die Zukunft, aus Brasilien das 20-jährige Abwehrtalent Ribeiro verpflichtet. Wegen seiner Unabkömmlichkeit bei der brasilianischen U-20 in Chile musste ein Arzt der TSG extra dorthin reisen, um den Medizincheck vorzunehmen. Ungefähr zeitgleich wurden Hoogma zu St. Pauli, Skenderovic nach Österreich zu Hartberg und Nordtveit nach England zu Fulham ausgeliehen. Für die Partie gegen Düsseldorf wurde das Motto „Revanche“ ausgerufen, nachdem die TSG das Hinspiel gegen den Underdog mehr als unglücklich verloren hatte. Ein weiterer Motivationsfaktor lag darin, dass kurz zuvor Chefscout Pfannenstiel von der TSG als Sportdirektor zur Fortuna gegangen war. Dessen Rückkehr nach Sinsheim wäre nach Entfernung eines Nierensteins am selben Morgen beinahe ins Wasser gefallen, doch biss der Weltenbummler bewährt die Zähne aufeinander und erschien schmerzmittelgesättigt dennoch vorort ... Vor knapp 25.000 Zuschauern ging die TSG mit Amiri und Brenet in der Startelf ans Werk. Grillitsch gab diesmal den defensiven Innenverteidiger in der Mitte, spielte offensiv aber auf der Sechs, während Vogt innen auf der ungewohnten rechten Seite neben Brenet verteidigte und Posch links von Grillitsch neben Schulz tätig wurde. Vorne mit dabei waren wie fast immer Joelinton und Kramaric, dahinter Demirbay und Geiger. In den Anfangsminuten zeigte sich, dass Düsseldorf sich nicht wie erwartet einigelte, sondern höchst aktiv ausschwärmte, jeden ballführenden Hoffenheimer doppelt anlief und dadurch sehr effektiv störte, während sich die TSG im Überzahlspiel an Balldominanz versuchte – leider so erfolglos, dass es die Fortuna war, die sich erste gute Chancen herausarbeitete, von Baumann in der 4. und 5. Minute aber zunichtegemacht. In der 14. Minute gelang endlich auch Hoffenheim ein vielversprechender Vorstoß, als Geiger halblinks in den Strafraum zog, den Ball nah am Gegenspieler vom linken auf den rechten Fuß legte und dabei zu Fall gebracht wurde:

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Schiri Cortus zeigte sofort auf den Strafstoßpunkt und wurde von Köln nicht korrigiert, aus gutem Grund: Geiger war nicht nur gehalten, sondern auch am Fuß klar behindert worden. Kramaric legte sich den Ball zurecht und schloss alles andere als souverän ab, erwischte Rensing zum Glück jedoch auf dem falschen Fuß und erzielte somit das 1:0. In der Folgezeit versuchte sich Hoffenheim an Weitschüssen und hohen Bällen ins Zentrum, ohne größere Wirkung zu erzielen. Einzig Joelinton in der 36. Minute mit wuchtigem Schuss und Brenet in der 38. Minute per Kopf sorgten für so etwas wie Torgefahr, ohne dass der Ball noch einmal hinter Rensing einschlug. »

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Nach der Pause erwischte Düsseldorf einen Blitzstart, während die TSG die Rückkehr auf den Rasen komplett verschlief. Posch, der einen seiner schwächeren Tage abspulte, ließ Hennings im Rücken nach Flanke durch Stöger frei aufsteigen, der dann aus knapp 10 Metern unhaltbar einköpfte. Das geschah in der 47. Minute und war der Wendepunkt eines Spiels, das die TSG ganz erheblich unterhalb ihrer Möglichkeiten bestritt. Kam hinzu, das der Schiri in der 2. Halbzeit Hoffenheim klar benachteiligte, nachdem er in Halbzeit 1 noch weitgehend fair gepfiffen hatte, und nun eine gelbe Karte nach der anderen austeilte. Völlig im Recht war er allerdings, als er in der 50. Minute eine Schwalbe von Joelinton nicht zum Anlass für einen weiteren Elfer nahm. In der 58. Minute hatte die TSG Glück, dass Ayhan nach einem Freistoß von Stöger den Ball nur an die Latte brachte – Baumann wäre machtlos gewesen. Zwei Minuten darauf nahm Julian Nagelsmann den zurecht darüber empörten Amiri vom Feld – er war einer der wenigen Aktivposten einer ansonsten träge und überheblich agierenden Hoffenheimer Mannschaft gewesen. Nelson, der für Amiri eingewechselt wurde, entfachte ebenfalls kein Feuerwerk. Denn kurz darauf brachte Nagelsmann auch noch Szalai und Belfodil für Brenet und Joelinton und beorderte Nelson auf die rechte Defensivposition, sodass die Wirkung des Offensivtalents damit vollends neutralisiert war. Auch keine der anderen Maßnahmen entfaltete im Übrigen die gewünschte Wirkung: der Hoffenheimer Gang nach vorn litt nämlich von Spielbeginn an nicht unter mangelnder Ausbeute der Stürmer, sondern es haperte am qualifizierten Zuspiel aus dem Mittelfeld!

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Die Fortuna dagegen hatte hier und da durchaus noch Aussichten, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden, glaubte aber wohl selbst nicht daran und sicherte der TSG förmlich das achte Remis der Saison, das diesmal angesichts der gezeigten bzw. eben nicht gezeigten Leistung als echter Punktgewinn gelten durfte. Zugleich schwanden damit jedoch die Aussichten, wie geplant zum Saisonabschluss noch die Champions-League-Ränge zu erreichen. Der Trainer, der sich nach eigenem Bekunden nicht gewundert hätte, wenn sein Team die Partie verloren hätte, riet deshalb an, nurmehr die Euroleague anzupeilen. Kramarics etwas genervtes Fazit nach dem Abpfiff klang ähnlich: „Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Das war ein Spiel, das wir einfach gewinnen müssen, wenn wir unseren Traum oder unsere Hoffnung auf einen Champions-League-Platz nicht aufgeben wollen. Jetzt wird es richtig hart, das noch zu schaffen. Wir hatten nicht so viele Lösungen in der Offensive, dennoch treffen wir und gehen in Führung. Doch dann kassieren wir zum gefühlt 150. Mal wieder einen Gegentreffer ... Vielleicht sollte ich das ganze Spiel noch einmal im Fernsehen ansehen, dann könnte ich schlauere Dinge sagen, denn jetzt gerade ist es einfach Shit.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Brenet (71. Szalai), Vogt, Posch, Schulz, Grillitsch, Amiri (61. Nelson), Demirbay, Geiger, Joelinton (75. Belfodil), Kramaric FORTUNA DÜSSELDORF Rensing, Ayhan, Bodzek, Hoffmann, Zimmermann, Gießelmann, Morales, Stöger (90. +4 Bormuth), Fink, Hennings (84. Karaman), Ducksch (69. Lukebakio) ZUSCHAUER 24.747 TORE 1:0 Kramaric (16., Elfmeter) 1:1 Hennings (47.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Cortus (Röthenbach) GELBE KARTEN Vogt, Joelinton, Posch Morales, Zimmermann, Fink, Rensing

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3:3 21. Spieltag » 9. februar 2019

Borussia Dortmund – TSG 1899 Hoffenheim

Adam Szalai hätte zur Winterpause die TSG verlassen dürfen und bekam dazu durchaus auch passende Angebote. Er war jedoch geblieben, ließ er verlauten, weil es ihm bei der TSG so gut gefiele. Vor dem Dortmundspiel aufkommende Spekulationen, dass er im Sommer wegen seines angeblich auslaufenden Vertrags endgültig zum Wechsel gezwungen sei, konterte er mit den sibyllinischen Worten: „Wer sagt, dass mein Vertrag ausläuft?“ Gegen Dortmund saß der ungarische Stürmer zunächst auf der Bank, Vogt fehlte verletzt, auf Dortmunder Seite fiel Reus verletzt aus und musste Trainer Favre sich grippekrank abmelden, weil er ein zu hohes Infektionsrisiko für seine Mannschaft darstellte. Beide Teams verfügten jedoch über ausreichend Back-up, um vor über 80.000 Zuschauern hochqualifiziert in die Partie gehen zu können. In der berühmt-berüchtigten Südkurve hielt man sich diesmal mit Transparenten gegen Dietmar Hopp auffallend zurück, da im gegenteiligen Fall Strafen bis hin zum Punktabzug drohten: die üblichen, derb-dummen Schmähgesänge wollten sich die hochgelobten Traditionsfans dennoch nicht versagen. Auf dem Rasen bot der BVB, der unter der Woche spektakulär gegen Bremen aus dem DFB-Pokal ausgeschieden war, von Beginn an wie erwartet eine hochklassige Performance, während Hoffenheim, wie so oft in dieser Saison, wieder dem Prinzip der zwei grundverschiedenen Halbzeiten huldigte. In Halbzeit 1 führte das zu einer nachgerade unterklassigen Leistung: Das Mittelfeld und alles dahinter bis zu Torhüter Bürki gehörte wegen der sehr passiv tiefstehenden Grundordnung der TSG alsbald der Borussia, die darum mehr oder minder frei schalten und walten konnte und in der 12. Minute mit einem nach TV-Beweis zurecht nicht gegebenen Abseitstreffer die entsprechende Duftmarke setzte. Trotzdem erzielte erst in der 32. Minute BVB-Edeltalent Sancho den permanent in der Luft liegenden Dortmunder Führungstreffer, der nach Einwurf und Doppelpass mit Piszczek samt abschließendem Flachschuss ins linke, lange Eck durchaus zu verteidigen gewesen wäre. In der 43. Mi-

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nute näherte sich Sancho nach Zuspiel von Witsel erneut gefährlich, wenn auch in spitzem Winkel, dem Kasten von Baumann. Dessen Abklatscher nahm Götze auf und erzielte das überaus verdiente 2:0. Nur die TSG-Defensive hatte in Halbzeit 1 trotz des Mega-Drucks und zweier BVB-Tore einigermaßen ihr Terrain behauptet. Da erschien es logisch, dass Trainer Nagelsmann vorn und in der Mitte in der Pause Auswechslungen vornahm: womit er eine Fehlbesetzung seiner Startaufstellung korrigierte und die zwei größten Trägheitsmomente der TSG zum Duschen schickte, Demirbay und Kramaric, die beide wohl eine andere Erwartung ans Spiel gehegt hatten und mit dem, was dann geschah, offenbar so recht nichts zu tun haben wollten. Mit Geiger und Belfodil kamen nach dem Wideranpfiff zwei Aktivposten in die Hoffenheimer Mannschaft, die jetzt auch insgesamt aktiver wirkte und die Schwarzgelben endlich am dauer-überlegenen Treiben zu hindern versuchte, garniert mit eigenen Angriffen. Es war fast nicht zu glauben, wie druckvoll die TSG auf einmal zuwerke ging und Schulz in der 52. Minute äußerst knapp verzog und Kaderabek sowie Joelinton mit zwei Riesenchancen in der 56. und 61. Minute am exzellent reagierenden BVB-Torhüter scheiterten. „Da geht noch was“, hatte die TSG auf Facebook während des Kabinengangs gemutmaßt, worin die meisten User nur schalen Zweckoptimismus erkennen wollten. Doch das Posting sollte sich als wahre Prophetie erweisen! Erstmal jedoch geschah, was so oft geschieht, wenn eine Mannschaft Druck macht: die andere erzielt ein Tor. Es fiel also das dritte Tor für den BVB – und wer auf den schwarz-gelben Rängen zuvor bange gewesen war, die Partie könne sich vielleicht noch drehen, war nun absolut sicher, dass der schwarzgelbe Sieg mit Guerreiros Treffer in der 67. Minute zum 3:0 gekrönt worden war.

Kaderabek, geschickt von Bicakcic, einen halb geschlenkerten Ball zum 3:1 in die Maschen legte – und Bürki den etwas lächerlichen Versuch unternahm, die Kugel zwischen seinen Beinen zurück über die Linie zu heben. Doch die physisch und charakterlich aufgefrischte TSG, ab der 70. Minute nochmals um Nelson verbessert, gab das Spiel und sich selbst nicht auf. Zwei, drei haarscharf verpasste Chancen der Dortmunder samt Pfostentreffer durch Sancho in der 75. Minute waren noch zu überstehen, dann sicherten sich die tapferen Hoffenheimer mit zwei weiteren Kopfballtoren, durch Kaderabek und nochmal Belfodil, in der 83. und 87. Minute doch noch das Remis. Es war das neunte Unentschieden der laufenden Saison; es fühlte sich diesmal fast wie ein Sieg an. Weil die Bayern später am Spieltag auch noch gegen Schalke gewannen, hatte der BVB durch Hoffenheim zwei wertvolle Punkte im Meisterschaftswettkampf eingebüßt! Leider verletzte sich Hübner in der Partie am Knie und fiel erneut für unbekannte Zeit aus. Den nach Hannover ausgeliehenen Akpoguma traf es im Abstiegskampf der Niedersachsen indessen erheblich härter: er kugelte sich die Schulter aus und fiel nach anschließender OP bis zum Saisonende aus.

BORUSSIA DORTMUND Bürki, Piszczek, Weigl, Diallo, Hakimi, Dahoud, Witsel, Sancho, Philipp (70. Alcacer), Guerreiro (90. +2 Wolf), Götze (82. Toprak) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Posch, Hübner, Kaderabek, Demirbay (46. Geiger), Grillitsch, Schulz, Bittencourt (70. Nelson), Joelinton, Kramaric (46. Belfodil) ZUSCHAUER 81.365 (ausverkauft) TORE 1: 0 Sancho (32.) 2: 0 Götze (43.) 3: 0 Guerreiro (67.) 3:1 Belfodil (75.) 3:2 Kaderabek (83.) 3:3 Belfodil (87.) SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb) GELBE KARTEN Grillitsch, Demirbay, Geiger

Pavel Kaderabek sprach danach allen Fans und Kollegen aus dem Herzen, als er sagte: „Nach 0:3 noch 3:3 - das habe ich noch nie erlebt. Wir haben die erste Hälfte verschlafen. In der zweiten Hälfte waren wir die bessere Mannschaft. Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir nichts mehr zu verlieren haben. Wir haben dann einfach mutiger gespielt, sind früher draufgegangen. Wenn wir wie vor dem Wechsel so tief stehen und warten, was der Gegner macht, dann funktioniert es nicht gut.“

Und auch die TSG-Anhänger hatten nicht viel Hoffnung, dass noch ein anderer Spielausgang möglich wäre: selbst dann nicht, als Belfodil nach Flanke aus vollem Lauf von

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3:0 22. Spieltag » 16. februar 2019

TSG 1899 Hoffenheim – hannover 96

Akpoguma war also erneut vom Ausleihe-Verletzungspech hart getroffen und konnte nicht mit nach Sinsheim reisen. Doch nicht nur Hannovers neuer Coach Thomas Doll musste verletzungsbedingt umstellen: Wegen des Fehlens von Hübner bestand die TSG-Innendefensive diesmal aus Posch, Vogt und Nuhu. Zudem fehlten Grillitsch und Geiger, sodass Vogt im Offensivgang öfters die Sechserposition einnahm und diesmal mit einer guten Leistung endlich einmal wieder für sich einzunehmen wusste. Vor der Partie wurde Kramaric für bislang 100 Einsätze im Trikot der TSG geehrt und durfte danach natürlich auch auflaufen, vorn maximal unterstützt von Joelinton und Belfo-

dil sowie von Amiri, Demirbay und, auf den Außenbahnen, Kaderabek und Schulz. Die extrem offensive Aufstellung sollte sich alsbald lohnen: Gegen zutiefst verunsicherte, stark abstiegsgefährdete Norddeutsche, die unter dem Motto „locker und konzentriert spielen“ antraten, weder das eine noch das andere jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt einlösen konnten, bot die TSG beim „Spiel auf ein Tor“ das Spektakel einer Daueroffensive: Während der Begegnung in der sonnenverwöhnten PreZero-Arena am Samstagnachmittag hatte Baumann im Tor der TSG entsprechend wenig zu tun, imgrunde gar nichts, während Esser, sein Gegenüber aufseiten Hannovers,

durch die unfassbar vielen Angriffe der TSG alle Hände voll zu tun hatte. Die Hoffenheimer Offensivabteilung bescherte ihm 90 Minuten lang höchstes Stresslevel und hielt die Partie in Permanenz am Laufen; mehr als unterhaltsam war es, der TSG dabei zuzusehen, wie sie Hannover in Grund und Boden spielte. In den Anfangsminuten versuchte sich Hannover mitunter noch behutsam an Gängen nach vorn und kam in der 4. Minute sogar zu einem Eckball. Der landete jedoch bei Jubilar Kramaric, der ihn umgehend, wenn auch etwas unpräzise, nach vorn links schlug, von wo Korb ihn ideenlos irgendwie bloß weg irgendwohin in die Mitte köpfte – doch kam genau da Joe le Taxi in unfassbarem Tempo angesprintet, nahm die Kugel dankbar an und spitzelte sie durch Essers Beine ins Tor. Und in der 14. Minute streckte sich Hannovers Schlussmann vergeblich, als Belfodil einen Freistoß von Demirbay per Nacken und oberem Rücken ins lange Eck „köpfte“: zum 2:0, das die Hannoveraner Offensivversuche für lange Zeit erlahmen ließ. Die Untersuchung per Videobeweis zur Absicherung des Treffers dauerte unverhältnismäßig lang ... Danach jedoch spielte eigentlich nur noch und fast nach Belieben die TSG. Zug um Zug ging’s vor Essers Tor, oft wurden die Bälle Hannover schon in der Defensivzone abgenommen. Nur mit der Ernsthaftigkeit und der Chancenverwertung haperte es, weil sich inmitten der extremen Überlegenheit die Soloauftritte aller potentiellen Torschützen mehrten – und das waren nicht wenige, schließlich hatte Julian Nagelsmann gleich fünf offensive Hochkaräter aufgeboten, sogar Schulz und Kaderabek versuchten sich im Verlaufe des Spiels beide ebenfalls immer mal wieder als Torschützen. »

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So erlebten die knapp 24.000 Zuschauer bei sonnigstem Wetter ein wahres Schützenfest, aber kein Torfestival, das bei all den vergebenen Halb- und Großchancen auch möglich gewesen wäre, besonders in der 2. Halbzeit, als die TSG das nach dem 2:0 heruntergefahrene Tempo wieder anzog und dreimal Aluminium traf: Es war, als wollte der Ball partout nicht mehr ins Tor. Als die Fans gerade begannen, sich damit abzufinden, fiel doch noch das längst überfällige 3:0. Zuvor hatte Hannover inmitten zaghafter Offensivversuche in der 65. Minute tatsächlich einmal Baumann geprüft, doch in der 80. stellte Demirbay mit einem 20-Meter-Schuss von halblinks das Endergebnis her.

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Kevin Vogt bewertete den ungefährdeten Sieg so: „Wir haben uns die ersten 20 Minuten von unserer Schokoladenseite gezeigt und die zweite Hälfte auch. Das war richtig stark und dann sieht man auch, wie gut wir fußballerisch sind. Wir haben hier allen ein schönes Spiel geboten, drei Tore erzielt und dazu noch drei Mal den Pfosten oder die Latte getroffen. Ein 3:0 gegen einen Bundesligisten ist ein super Ergebnis, damit gehen wir glücklich nach Hause.“

Nico Schulz meinte: „Es war wichtig, dass wir die richtige Mentalität auf den Platz gebracht haben. Dass wir Fußball spielen können, ist ja bekannt. Wir sind sehr zufrieden, wie wir heute gespielt haben. Wir hätten noch mehr Tore machen können, wir können mit den drei Treffern aber gut leben.“ Was der phänomenale Sieg allerdings wirklich wert war, sollte sich erst am übernächsten Montag, dem darauffolgenden Spieltag, erweisen, als Hoffenheim in Leipzig antrat zum Duell des früheren Hoffenheim-Trainers Rangnick gegen den zukünftigen Leipziger Trainer Nagelsmann. Und erst am Ende der laufenden Saison würde man wissen, ob die vielen ausgelassenen Chancen in der Partie gegen chancenlose Hannoveraner das angepeilte Ziel erneuter Qualifikation zu den europäischen Wettbewerben gefährden könnten ...

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Vogt, Posch, Demirbay, Kaderabek, Schulz, Amiri, Joelinton (74. Bittencourt), Kramaric (79. Szalai), Belfodil (85. Otto) HANNOVER 96 Esser, Anton, Felipe, Wimmer, Korb, Bakalorz (46. Asano), Walace (67. Schwegler), Ostrzolek, Haraguchi, Jonathas (67. Wood), Müller ZUSCHAUER 23.404 TORE 1:0 Joelinton (4.) 2:0 Belfodil (14.) 3:0 Demirbay (80.) SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Walace

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1:1 23. Spieltag » 25. februar 2019

RB Leipzig – TSG 1899 Hoffenheim

Montagabend unter Flutlicht: von den meisten Traditionsfans erbittert bekämpft und gehasst, seitens der fairen Hoffenheimer Fans, wenn auch mit Zähneknirschen, als Ausdruck nach der Suche neuer Vermarktungsformen akzeptiert. Der Verlauf der Partie Leipzig vs. Hoffenheim ließ sportlich allerdings auch keinen Nachteil erkennen, die knapp 34.000 Zuschauer bekamen ganz großes fußballerisches Kino geboten. Natürlich war der im Sommer anstehende Wechsel von Nagelsmann zum sächsischen Rivalen das alles bestimmende Thema im Vorfeld, zumal Leipzig auch noch von seinem zukünftigen Chef, dem Ex-Hoffenheimer Ralf Rangnick, in die Partie geführt wurde. Was die Suche nach dem neuen TSG-Trainer anbelangte, sickerte weiterhin nichts durch: offenbar zog sich die Sache hin, Topkandidat Rose vermochte sich nicht zur Vertragsunterschrift durchzuringen. Fast ging dabei unter, dass Ribeiro, Hoffenheims neustes Juwel aus Brasilien, unterdessen bei der TSG angekommen war. Wie bald er die nach etlichen Verletzungen und Ausleihen extrem dezimierte Innenverteidigung würde auffüllen können, stand indessen in den Sternen. Und ob er jemals mit seinem Landsmann Joelinton zusammen auf dem Rasen stehen würde, nicht minder: Gerüchten zufolge überboten sich ausländische Vereine mit Rekordsummen, um den Stürmer im Sommer verpflichten zu können. Ein 50-Mio-Angebot im Winter hatte anscheinend Dietmar Hopp persönlich ausgeschlagen. Durch das verlängerte Wochenende gingen beide Teams ausgeruht ins Spiel, Hoffenheim musste auf die angeschlagenen Vogt und Geiger verzichten, Bicakcic saß immerhin schon auf der Bank. Grillitsch übernahm zwischen Adams und Posch Vogts Rolle als zurückfallender Sechser, Joelinton debütierte auf der 10, Demirbay und Amiri neben ihm, während vorn Belfodil und Kramaric ihre Runden zogen. Baumann, Kaderabek und Schulz komplettierten das Team. Auf Leipziger Seite fehlten Werner und Forsberg. In der ersten Hälfte spulte Hoffenheim die Traineranweisung so sauber herunter, dass Leipzig kaum ins Spiel fand.

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Hohes, erfolgreiches Pressing hemmte den Spielfluss der Bullen empfindlich, die dadurch nur ausnahmsweise zu Szenen im oder am TSG-Strafraum kamen. Das galt auch für die Gegenseite, wo sich jedoch Kaderabek zweimal aussichtsreich an Torschüssen versuchte – aber nur bis zur 22. Minute: Dann setzten Joelinton und Belfodil Demme halbrechts mächtig unter Druck und eroberten den Ball, Belfodil bediente Joelinton, der kraftvoll abzog und Gulacsi dazu zwang, per Flugeinlage seitlich wegzuklatschen! Kramaric passte am langen Pfosten auf und schob mühelos zum 0:1 ein. Das Spiel hatte bis hierhin einen eher unerwarteten Verlauf genommen – und dabei blieb es bis zum Halbzeitpfiff. Zweimal schickte Joelinton auf der für ihn ungewohnten Position seine Mitspieler mit viel zu langen Bällen Richtung Gulacsi, in der 44. verzog Amiri nur knapp aus 17 Metern am linken Pfosten vorbei. Inzwischen hatte Ralf Rangnick aber von einer 5-er Abwehr auf Vierkette umgestellt, doch die Leipziger Nachteile im Mittelfeld waren dadurch immer noch nicht ausreichend kompensiert. Immerhin kam Leipzig in der 44. Minute noch zu einer Riesenchance, die Baumann reaktionsschnell zunichtemachte, als er den Schuss des von Poulsen geschickten Laimer aus kurzer Entfernung per Fuß klärte. Nach dem Wideranpfiff änderte sich der Spielverlauf. Leipzig ging entschiedener nach vorn und drückte Hoffenheim zunehmend nach hinten, was durch die Einwechslung von Bicakcic für Amiri in der 64. Minute noch verstärkt wurde. Auch die Hereinnahme von Szalai für Belfodil sorgte nicht für offensive Belebung, sodass die einzige Chance zu Beginn der 2. Halbzeit in einem Fast-Eigentor von Orban bestand. Der immer stärkere Druck der Leipziger führte allerdings auch zu Konterchancen, die ein ums andere Mal von Dr. Brych, angeblich Deutschlands fähigstem Schiri, vielmehr eine Art TSG-Heimsuchung, zunichte gemacht wurden, indem mehrere Male aussichtsreiche Alleingänge auf Gulacsi wegen angeblichem Abseits abgepfiffen wurden.

In der 75. Minute ersetzte Ralf Rangnick Cunha durch Augustin – und erst jetzt griff seine Systemumstellung richtig und wuchs der Leipziger Offensivdruck immer mehr an. Noch hielt aber der Hoffenheimer Abwehrverbund! Und in der 85. Minute spielte Schulz den Ball auf Nelson, kurz zuvor für Joelinton eingewechselt, von Nelson ging es zu Kramaric, der weich in die Mitte flankte und Szalai fand. Dessen Kopfball aufs Tor war gut, aber die Parade von Gulacsi war besser. Mit einem Hechtsprung entschärfte er den Kopfball aus sieben Metern Entfernung ... Hoffenheim war nur noch eine ganz kurze Zeitspanne vom Sensationssieg in Leipzig entfernt. Da bekam Halstenberg den Ball in den Lauf gespielt und zog unbedrängt nach links weg, von wo aus er flach in die Mitte passte, wo Orban frei stand und aus wenigen Metern mit langem Bein zum 1:1 einschob. Fünf Minuten Nachspielzeit änderten nichts mehr an diesem imgrunde gerechten Remis – ein Ergebnis, dass seitens der TSG dennoch wenig Freude auslöste: zum einen gab es zu viele Unentschieden bislang, zum anderen hatte man wieder mal kurz vor Schluss einen Sieg hergegeben. Oliver Baumann brachte die Gefühle kurz nach dem Spiel auf den Punkt: „In der Kabine sind alle sehr enttäuscht und verärgert wegen des späten Ausgleichs. Wir hatten mehrere Situationen, in denen wir allein auf das Leipziger Tor zugelaufen wären, aber es wurde Abseits gepfiffen. Wir haben uns hinten reindrücken lassen. Insgesamt ist es wohl ein verdientes 1:1. Damit muss man leben. Einstellung und Herangehensweise waren sehr gut heute. Es ist schade, dass es nur zu einem Punkt gereicht hat.“

RB LEIPZIG Gulacsi, Konaté, Ilsanker (46. Adams), Orban, Klostermann, Demme (61. Kampl), Halstenberg, Sabitzer, Laimer, Poulsen, Cunha (75. Augustin) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Adams, Posch, Schulz, Grillitsch, Demirbay, Amiri (64. Bicakcic), Joelinton (82. Nelson), Belfodil (69. Szalai), Kramaric ZUSCHAUER 33.569 TORE 0:1 Kramaric (22.) 1:1 Orban (89.) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Kaderabek

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3:2 24. Spieltag » 2. märz 2019

Eintracht Frankfurt – TSG 1899 Hoffenheim

Die Ausleihe etlicher Spieler in der Winterpause begann angesichts der hohen Ausfallzahlen im TSG-Kader problematisch zu werden. Akpoguma und Nordtveit: wie dringend hätte man sie jetzt gebraucht. Und auch Grifo und Zuber wurden schmerzlich vermisst ... Das Aufgebot gegen die Eintracht aus Frankfurt war dementsprechend auf Kante genäht – und beim Blick auf die Ersatzbank wurde endgültig klar, wie dramatisch die Lage inzwischen war. Mit Amade, Ghana, Wähling und Otto saßen gleich vier Youngster, die tags zuvor noch für die U-23 im Einsatz gegen Offenbach gewesen waren, bereit zur Einwechslung ... Die Eintracht dagegen war fast in Bestbesetzung angetreten. Zwischen den beiden einzigen gesunden TSG-Innenverteidigern Posch und Adams verteidigte Grillitsch wieder zentral, links war Schulz, rechts Brenet wegen der Gelbsperre von Kaderabek aufgeboten. Im Mittelfeld tummelten sich, solange sie noch nicht verletzt ausgeschieden waren, Amiri und Demirbay hinter Joelinton, der wieder auf der 10 spielte. Kramaric und Belfodil bildeten den Sturm. Trotz oder wegen der personellen Engpässe suchte Hoffenheim von Beginn an sein Heil in offensiven Spielanteilen. In der 7. Minute setzte Belfodil einen Kopfball nach Heber von Demirbay knapp am langen Pfosten vorbei, eine Minute darauf verfehlte er das Tor nach Amiris Hereingabe erheblich. Die Eintracht hatte einstweilen noch keinen Abschluss zu verzeichnen und kam, wenn die TSG sie ließ, über links, wo Adams in der 15. Minute ein übereifriges Foul beging, das mit der gelben Karte geahndet wurde. Schiri Gräfe ließ sonst unwahrscheinlich viel laufen, hier reagierte er empfindlich. In der Folge kam Frankfurt besser ins Spiel: in der 16. Minute köpfte Ndicka haarscharf am Tor von Oli Baumann vorbei, und in der 20. Minute erzielte Kostic bei einem Freistoß das 1:0, indem er Rebic anschoss, von dessen Schädel der Abpraller unglücklich in die Maschen flog. In der 23. rettete Baumann vor dem einschussbereiten Rebic, der noch lange mit geröteter Stirn über den Rasen lief.

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In der 27. Minute signalisierte Demirbay zum ersten Mal, dass es nach einem Foul bei ihm wohl nicht weiterging, in der 37. Minute wurde er ausgewechselt. Für ihn kam Szalai, was eine ganze Reihe von Umstellungen nach sich zog, die Hoffenheim sogar gut taten. Vielleicht war auch Frust über die nächste Verletzung eines Mitspielers dabei, sodass es danach mit viel mehr Energie Richtung Trapp ging, bis in der 43. Minute der Lohn dafür eingeheimst wurde: Brenet war rechts auf die Grundlinie heruntergesprintet und hatte den Ball in die Mitte geschlagen, wo Szalai per Hackentrick abzuschließen versuchte. Joelinton, aus der Mitte herbeigeilt, konnte den am Tor vorbeitrudelnden Ball rutschend ins Netz hauen! Das Remis zur Halbzeit war ein gerechtes Resultat. Danach spielte seitens der Eintracht Jovic für Rebic, doch für die offensiven Akzente sorgte die TSG. In der 54. Minute setzte Szalai einen Kracher aus 20 Metern gegen den Querbalken, eine Minute darauf schoss Amiri von der Strafraumkante aus genau in Trapps Arme. Gerade als die Eintracht Hoffenheims Offensivlauf besser unter Kontrolle bekam, fiel das zu diesem Zeitpunkt verdiente 1:2. Nach Foul von Rode an Joelinton in der Nähe der Mittellinie ließ Gräfe Vorteil gelten, sodass Adams die Kugel in hohem, weitem Bogen nach vorn links auf Belfodil geben konnte. Der schlug an der Strafraumlinie ein, zwei Haken und schloss sofort flach ins kurze Eck ab: Trapp war chancenlos. Das grandiose Gefühl, mit einer regelrechten Resterampe gegen die enorme körperliche Wucht der Frankfurter Spieler bestehen zu können, erhielt einen argen Dämpfer, als in der 65. Minute Rode mit einem Steilpass Haller bediente, der von Adams begleitet wurde und eher unabsichtlich im Gewühl der Beine zu Fall kam. Gräfe waltete jedoch erneut überstreng seines Amtes und zog die gelbe Karte, in der Summe rot: Adams musste vom Feld, die TSG hatte noch eine halbe Stunde in Unterzahl zu bestehen.

Szalai einsetzte, der haarscharf am Kasten vorbeischoss. Danach kam Nelson für den ausgepumpten Belfodil, Rode ging für Paciencia vom Feld. In der 82. Minute stockte den TSG-Anhängern erneut der Atem, auch Amiri musste verletzt vom Feld, von Hasebe mit unfairen Wortattacken gegen die ihn behandelnden Ärzte unschön garniert. Es kam Amade, Joelinton rückte in die Abwehrkette ein.

EINTRACHT FRANKFURT Trapp, Toure (69. Willems), Hinteregger, Ndicka, da Costa, Kostic, Rode (80. Paciencia), Hasebe, Gacinovic, Haller, Rebic (46. Jovic)

In der 83. Minute hielt Baumann spektakulär einen Hammerschuss von Hasebe aus ca. 15 Metern, sah sich aber inzwischen fast minütlich heftigen Frankfurter Angriffen ausgesetzt. Das TSG-Bollwerk wackelte nun zusehends, hielt jedoch noch. Erst in der 89. Minute brachte Haller eine schlecht verteidigte Flanke von links im TSG-Tor zum 2:2 unter, danach gab es sechs Minuten Verlängerung, in denen Frankfurt alles daransetzte, das Spiel sogar noch zu gewinnen. Und das Unfassbare geschah: Haller hob ganz kurz vor dem Anpfiff von rechts einen Ball an den langen Pfosten, wo der eben erst eingewechselte Paciencia bereit stand und ihn zum 3:2 einnickte. Hasebe jubelte intensiv direkt vor der Hoffenheimer Bank und durfte sich von Julian Nagelsmann die dazu passenden Worte anhören.

ZUSCHAUER 49.500

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Grillitsch, Posch, Brenet, Schulz, Demirbay (37. Szalai), Amiri (82. Amade), Kramaric, Joelinton, Belfodil (78. Nelson)

TORE 1:0 Kostic (20.) 1:1 Joelinton (43.) 1:2 Belfodil (60.) 2:2 Haller (89.) 3:2 Paciencia (90. +6) SCHIEDSRICHTER Manuel Gräfe (Berlin) GELBE KARTEN Kramaric GELB-ROTE KARTEN Adams (65.)

André Kramaric zeichnete das Spielgeschehen anschließend nach: „Ich bin so enttäuscht und verärgert. Die ganze Saison ist wie dieses Spiel heute. Wir sollten das Spiel eigentlich gewinnen. Wir arbeiten hart und spielen auch gut, aber verlieren zu viele Punkte, die wir eigentlich brauchen, um in die Europa League zu kommen. Man kann es nicht beschreiben, es ist einfach schade.“ Als ein paar Tage später bekannt wurde, dass Amiri keine schwerwiegende Verletzung erlitten hatte, war die Erleichterung zunächst groß. Doch die Nachricht, dass Geiger sich einer Leisten-OP unterziehen musste und für den Rest der Saison ausfallen würde, sorgte alsbald für Ernüchterung.

In der Folge stieg der Druck der Eintracht immer weiter an, nur sehr selten gelang es Hoffenheim, mit Kontern für Entlastung zu sorgen wie in der 76. Minute, als Schulz zentral

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2:1 25. Spieltag » 10. märz 2019

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FC Nürnberg

Sogenannte „dreckige Siege“, bei denen drei Punkte eher unverdient zubuche schlagen, hatte die TSG 1899 Hoffenheim in ihrer bisherigen Bundesligageschichte kaum aufzuweisen. Diesmal kam es eindeutig dazu: Denn trotz erheblicher Probleme im Spiel gegen den Abstiegsaspiranten aus Nürnberg fuhr Hoffenheim einen keineswegs verdienten, knappen Sieg ein. In der Woche davor beschäftigten Gerüchte die Gemüter, die sich um die ausbleibende fixe Zusage von Marco Rose als Nachfolger von Julian Nagelsmann rankten. Zum einen sei Rose von Rosen ein Ultimatum gestellt worden, um die Zu- oder Absage zu erzwingen, und zum anderen sei im negativen Fall Tim Walter von Holstein Kiel der Favorit auf den TSG-Trainerstuhl. Bevor die Partie angepfiffen wurde, ehrten Peter Görlich, Frank Briel und Alexander Rosen noch André Kramaric wegen seines 100. Einsatzes für Hoffenheim. Natürlich stand der Kroate dann auch in der Startaufstellung – und sollte der Partie seinen Stempel aufdrücken ... Zurückgekehrt ins Mannschaftstraining nach ausgeheiltem Kreuzbandriss war unterdessen Marcel Rupp, für die Kadernominierung reichte es aber noch länger nicht. Wieder mit dabei waren Kaderabek, Amiri, Vogt und Bicakcic vor nicht ganz ausverkauftem Haus, darunter 2500 Gästefans, die ihren Club lange nicht so defensiv in die Partie gehen sahen wie erwartet. In der 8. Minute bspw. konnte Baumann einen unangenehmen Aufsetzer von Löwen aus ca. 20 Metern nur zur Seite wegprallen lassen.

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Der weitaus größere Aufreger zu Beginn des Spiels war jedoch ein Elfmeterpfiff von Schiri Dingert in der 6. Minute. Kramaric war im hitzigen Bewusstsein seines Jubiläumseinsatzes im Strafraumduell mit Ewerton zuboden gegangen, doch die Grätsche des Brasilianers galt allein dem Ball, Kramaric wurde nicht berührt. In Köln sah man das ähnlich, und auch Dingert schloss sich der einzig richtigen Sichtweise an, nachdem er die Szene nochmal auf dem Bildschirm angeschaut hatte. Glücklicherweise vergaß er im Getümmel, für Kramarics Schwalbe die gelbe Karte zu zeigen ... Erst in der 19. Minute kam es zu einer guten Torgelegenheit für die TSG, als Amiri den rasch abtauchenden Mathenia nach einer Hereingabe von Kaderabek mit einem Flachschuss ins Eck prüfte, aber nicht überwand. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Spielanteile noch klar aufseiten von Hoffenheim, ohne jedoch viel Nutzen einzutragen. In der 24. Minute schoss dann Kramaric aus 15 Metern Richtung Tor, Erras bekam die Kugel aus drei Metern Entfernung an den abgespreizten Arm, Dingert zeigte wieder auf den Elfmeterpunkt – und blieb diesmal dabei. Kramaric, der sich auch schon zu Beginn der Partie den Ball zurechtgelegt hatte, lief an und vollstreckte zum 1:0.

Die bis dahin ansehnlich spielenden Clubberer standen nun sichtlich unter Schock und überließen Hoffenheim bis zur Halbzeit die entscheidenden Spielanteile. Doch kam nichts Zählbares dabei heraus, außer ein weiterer Alu-Treffer durch Belfodil, der damit den aktuellen Alu-Ligahöchstwert der TSG noch höherschraubte. In der 42. Minute schickte Kramaric, an allen Ecken und Enden unterwegs, Schulz an die Grundlinie und erlief dessen Hereingabe selbst, drückte den Ball aber am Tor vorbei! Nach der Pause ging Hoffenheim das Spiel gefährlich lässig an. Nürnberg hatte in den Kabinen dagegen offenbar Mut getankt und griff wie zu Spielbeginn wieder hoch an und setzte die unterspannte Heimmannschaft damit ganz erheblich unter Druck, der jedoch nicht recht ernst genommen wurde. Die Folge davon war in der 61. Minute das 1:1 durch Behrens, nachdem Vogt zu passiv verteidigt hatte. »

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Wie meist reagierte Trainer Nagelsmann mit einer offensiven Auswechslung, wie so oft schickte er Szalai ins Rennen und nahm für ihn Posch aus der Mannschaft. Ein paar Minuten später brachte er Bittencourt für Amiri, an dem das Spiel eher vorbeigelaufen war – und der Deutsch-Brasilianer kurbelte die TSG-Offensive merklich wirkungsvoller an. Trotzdem musste Baumann in der 75. Minute einen Schuss von Kubo aus mittlerer Distanz entschärfen, wobei Kubo sich verletzte, und auch sonst lag der Führungstreffer für die Gäste förmlich in der Luft. Doch es war der umtriebige Kramaric, der völlig unerwartet den Deckel auf die Partie machte, indem er in der 78. Minute im Strafraumgetümmel Mathenia glücklich mit der Hacke überwand.

Wie nach dem 1:0 wirkte Nürnberg auch nach dem 2:1 geschockt; der so nötige Auswärtssieg war zum Greifen nah gewesen ... Einen Löwen-Freistoß aus 30 Meter kurz vor dem Ende entschärfte Baumann noch souverän, dann war es geschafft: Hoffenheim kletterte von Platz 10 auf Platz 8, während die unglücklichen Clubberer das Schlusslicht der Tabelle waren. Kramaric näherte sich mit seinen beiden Toren nun immer mehr dem bisherigen Rekordtorschützenwert von Salihovic, der insgesamt 46 Tore im Trikot der TSG erzielt hatte. Sali jedoch gönnte Krama, wie zu lesen war, den bald zu erwartenden neuen Rekord. Uneinholbar in Front lag jedoch für alle Zeiten Zeugwart Heinz Seyfert, der zu Amateurzeiten einst sage und schreibe 227 Tore für Hoffenheim erzielt hatte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Posch (69. Szalai), Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Schulz, Grillitsch, Amiri (72. Bittencourt), Kramaric, Belfodil (85. Otto), Joelinton 1. FC NÜRNBERG Mathenia, Valentini (52. Tillman), Mühl, Ewerton, Leibold, Erras, Behrens, Löwen, Kerk (38. Bauer), Kubo (76. Jäger), Ishak ZUSCHAUER 29.015 TORE 1:0 Kramaric (25., Elfmeter) 1:1 Behrens (61.) 2:1 Kramaric (78.) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Posch, Joelinton, Grillitsch Erras, Leibold

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1:1 26. Spieltag » 16. März 2019

VfB Stuttgart – TSG 1899 Hoffenheim

Nicht nur Nico Schulz war für die bevorstehende Länderspielpause abgestellt, sondern auch Posch als bereits siebter Nationalspieler unter Nagelsmann. Er saß dann beim Länderspiel von Israel gegen Österreich allerdings nur auf der Bank. Ebenfalls abgestellt waren Grillitsch, Adams, Kramaric, Kaderabek und Szalai. In Stuttgart würde die TSG ein zu allem entschlossener Gegner erwarten, mit einem noch mehr zu allem entschlossenen Steven Zuber, der in der Schwabenmetropole bereits zu einem Führungsspieler avanciert war und Tore förmlich am Fließband vorbereitete und schoss – und darauf brannte, es allen bei der TSG zu zeigen, die ihn vor der Ausleihe für verzichtbar hielten. Trainer Nagelsmann wusste das und bereitete sein Team entsprechend darauf vor. Ohne Erfolg ... Felix Zwayer leitete das Spiel: selten eine gute Wahl! Diesmal jedoch pfiff der etwas kopflastige Referee, ohne größere Fehler zu machen und war insofern am nächsten schmerzhaften Remis nicht schuld. Denn bereits in den ersten Spielminuten wurde deutlich, dass man den VfB an diesem Tag nicht unterschätzen dufte: Nach einem Steilpass von Zuber brach in der 4. Minute Esswein links durch, scheiterte jedoch aus spitzem Winkel an einer blitzschnellen Fußabwehr von Oli Baumann. Die TSG benötigte eine knappe Viertelstunde, um sich in Stuttgart einzugewöhnen, kam dann aber gleich zu drei Chancen hintereinander: Joelinton in der 14. und Demirbay in der 16. Minute scheiterten am glänzend aufgelegten Ron-Robert Zieler. Kramaric in der 17. kam zwar an ihm vorbei, wurde dafür jedoch von Kempf auf der Linie am Torerfolg gehindert. Für Hoffenheim ergab sich nun zunehmend ein Übergewicht im Mittelfeld, das zu noch mehr Torgefahr durch Kramaric in der 28. und 35. Minute führte. Demirbay setzte in der 29. Minute einen Freistoß knapp über die Querlatte. Doch auch der VfB kam gelegentlich zu durchaus gefährlichen Konterchancen, spielte sie aber selten klar aus. Nach einer Flanke von Insua hätte Ex-Hoffenheimer Beck

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per Direktabnahme jedoch beinahe für einen Paukenschlag gesorgt, als er in der 37. Minute aus 15 Metern nur den Innenpfosten traf. Der Grund für diese und andere Halbchancen war im frühen Pressing zu finden, das der VfB inzwischen konsequent umsetzte. Nach einer möglichen, aber ausgebliebenen Gelbstrafe für Joelinton, wobei Zwayer für dieses Mal sogar Augenmaß bewies, setzte der Brasilianer in Minute 42 Belfodil in Szene, der sich links durcharbeitete und ein Auge für den im Rückraum der Stuttgarter Abwehr frei eingelaufenen Kramaric hatte. Gegen dessen Schuss mit der linken Klebe aus sieben Metern Entfernung war Zieler machtlos, die TSG lag zur Halbzeit mit 0:1 vorn. Es war der 46. Bundesligatreffer von Kramaric für die TSG, der Vereinsrekord von Sejad Salihovic war also eingestellt. Nach dem Pausengang kam Hoffenheim in der 48. Minute zu einem Eckball, den Demirbay exakt auf Kaderabeks Schädel fliegen ließ, von wo aus der Ball leider nur gegen den Außenpfosten ging. Wieder einmal wurde verpasst, rechtzeitig nachzulegen. Und so blieb Hoffenheim tonangebend, allerdings eben ohne den entscheidenden Wirkungstreffer zu setzen: Demirbay verpasste in der 64. Minute nach wunderschönem Hackentrick von Kramaric das erlösende zweite Tor, weil Pavard abfälschte. Quasi im Gegenzug, Szalai war eben für Joelinton gekommen, fuhr der VfB einen seiner selten gewordenen Angriffe über die rechte Seite, die Seite von Andi Beck – der flach in die Mitte abspielte und dort ausgerechnet Zuber fand, der zum 1:1-Endstand einschob.

den Ball aus spitzem Winkel aber nicht mehr aufs Tor. Es war die 90.+3. Minute – es blieb also beim Unentschieden. Dem neuen Co-Rekordtorschützen der TSG, André Kramaric, stand ein deutlicher Kommentar absolut zu: „Ich bin nicht in bester Stimmung. Unsere Spielverläufe wiederholen sich, wir verlieren jedes Wochenende auf die gleiche Art und Weise Punkte: Wir führen, aber gewinnen nicht. Wir lernen nicht daraus, obwohl wir das Potenzial haben, in der Champions League zu spielen. Es ist auch langsam ermüdend, nach jedem Spiel das Gleiche sagen zu müssen. Nach meinem Führungstor habe ich gehofft, dass wir dieses Mal das Spiel dann auch gewinnen, aber wir haben in der zweiten Hälfte nicht so gespielt wie in der ersten Hälfte. Über die Tor-Bestmarke bin ich glücklich und auch stolz, es ist wunderbar. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich diese Marke erreiche. Ich bin wirklich sehr glücklich in diesem Klub. Im Moment überwiegt aber die Enttäuschung über das Unentschieden, denn wir wollten wieder in die Champions League, aber das ist diese Saison definitiv nicht mehr möglich.“ Die geschwundenen Aussichten, wieder den europäischen Wettbewerb zu erreichen, kommentierte Bicakcic knapp, aber nicht minder deutlich, mit den Worten: „Das ist alles nur Gequatsche“, und auch Demirbay machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Wir sind kein TopTeam mehr!“

VFB STUTTGART Zieler, Kabak, Pavard, Kempf, Beck, Castro, Insua, Ascacibar, Zuber (85. Gentner), Esswein (77. Didavi), Gomez (54. Gonzalez) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Posch, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Grillitsch, Schulz (85. Nelson), Demirbay (85. Bittencourt), Kramaric, Belfodil, Joelinton (64. Szalai) ZUSCHAUER 56.743 TORE 0:1 Kramaric (42.) 1:1 Zuber (66.) SCHIEDSRICHTER Felix Zwayer (Berlin) GELBE KARTEN Castro, Zuber, Ascacibar, Kabak Joelinton, Schulz

An der Situation auf dem Rasen änderte sich einstweilen wenig: Hoffenheim machte unentwegt weiter Druck und hätte durch Kaderabek beinahe die ersehnte Antwort gegeben. Der Tscheche fand im herausstürzenden Zieler jedoch seinen Meister. Mit dem schmeichelhaften Remis im Rücken verteidigte Stuttgart nun allerdings deutlich engagierter und ließ wenig mehr zu, sodass der Zug der TSG zum Tor trotz der Einwechslung von Nelson und Bittencourt allmählich erlahmte. Die beste Möglichkeit zum Siegtreffer hatten am Ende die Schwaben: Ascacibar brachte

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4:1 27. Spieltag » 29. märz 2019

TSG 1899 Hoffenheim – Bayer 04 Leverkusen

Mit Brenet für den gelbgesperrten Schulz in einer Viererkette, bestehend im Weiteren aus Vogt, Hübner und Kaderabek, ging Hoffenheim in die Partie gegen den früheren Angstgegner Leverkusen, das von seiner einst furchteinflößenden Performance seit Kießlings skandalösem Phantomtor viel eingebüßt hatte und seither förmlich wie unter einem Fluch zu stehen schien, sodass die Verhältnisse inzwischen eher umgekehrt lagen. Zu Vollands Leidwesen ungefähr auch ab der Zeit, da er für die Werkself die Stiefel schnürte, sodass manche eher dort eine Art Bannfluch zu erkennen meinten denn in Kießlings Außennetztreffer, der ja imgrunde auch mindestens so sehr dem Versagen des pfeifenden Dr. Brych zuzuschlagen war. Der Nachfolger für Julian Nagelsmann war gefunden! Und es handelte sich bei aller massiven Überraschung um keinen Unbekannten! Nicht der heiß gehandelte Marco Rose, auch nicht Ex-Huddersfield-Trainer Wagner wurden gerade noch rechtzeitig vor Ablauf des kalendarischen Winters von der TSG öffentlich verkündet, sondern ein guter, alter Bekannter: und zwar Alfred Schreuder, einst Co-Trainer von Nagelsmann, der im Winter 2017/18 zu Ajax Amsterdam gewechselt war. Mit Schreuder holte die TSG also nicht nur jemanden an Bord, der die Verhältnisse bestens kannte, sondern auch einen Spitzenfachmann, der die Hoffenheimer Spieler – nach deren eigenem Bekunden – früher massiv verbessert hatte. Angesichts der stagnierenden Spielerentwicklung seither durfte man gespannt sein und sich auf Schreuder freuen. Einer, der sehr von ihm profitiert hatte, durfte in der Länderspielpause vor dem Spiel in Leverkusen wieder bei der Nationalmannschaft sein: Nico Schulz. Im wichtigen Spiel gegen Holland bereitete er nicht nur den Führungstreffer vor, sondern erzielte auch den Siegtreffer.

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Immerhin, in letzter Zeit zeigt die Formkurve der Pillendreher wieder nach oben, und zwar seit Peter Bosz sie das Fußballspielen lehrte, während Hoffenheim sich zum Remis-Spezialisten zurückentwickelt hatte, weshalb nicht wenige „Experten“ diesmal wieder Leverkusen im Vorteil sahen. In den ersten 10 Minuten des Spiels wurden sie darin auch bestätigt. Die Werkself spielte Hoffenheims neuformierte Abwehr, die mit Hübner und Vogt, Brenet und Kaderabek als Viererkette ins Rennen ging, ein ums andere Mal schwindlig. In der 3. Minute kam zum ersten Mal eine TSG-Fußspitze zum Einsatz: Hübner schaffte es, den Ball mit einer eigentlich unmöglichen Grätsche gerade noch so vor Volland wegzuspitzeln und damit das sichere 0:1 zu verhindern – das dennoch nur eine Frage der Zeit zu sein schien. In der 10. Minute traf umso überraschender Hoffenheim das Tor, und zwar so: Hübner, listig und stark wie eh und je, schlug einen langen Ball in Spitzenmanier auf Kramaric, was die weit aufgerückte Werkself hinten komplett aushebelte, und Kramaric schlenzte den Ball sehenswert per Außenrist mittig in den Rücken der Abwehr, wo sich Belfodil seiner annahm und ihn ebenso spitzenmäßig flach links unten versenkte. »

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Der Jubel war groß, auch wenn so ein Führungstreffer in dieser Saison gewöhnlich nicht lange hielt, und so war es auch diesmal: Leverkusen ging unbeirrt weiter munter nach vorn und erzielte nur sieben Minuten später durch Vollands Kopf das 1:1. Nur drei Minuten darauf hätte er den ominösen Fluch, falls er tatsächlich unter einem solchen litt, komplett von sich abschütteln können. Nur schob er einen Schussversuch von Bellarabi, der bei ihm landete, aus unerfindlichen Gründen nicht ins leere Tor hinein, sondern davon weg. Bis zur Halbzeitpause entwickelte sich nun ein munteres Spiel, bei dem die TSG zunehmend mehr Spielanteile hielt und in der 32. Minute durch Belfodil einen Abseitstreffer erzielte, den man möglicherweise auch hätte geben können. Doch Leverkusen litt schon genug unter einem schlechten Omen: Kurz hintereinander verlor die Werkself mit Bellarabi und Lars Bender zwei ihrer Besten, jeweils durch Verletzung ohne Fremdeinwirkung. Gleich nach der Pause, als es noch 1:1 stand, verlor jedoch auch Hoffenheim einen der Besten: Joelinton, der unter der Woche seine Treue zur TSG zugesichert hatte, war auf den Ball getreten und weggeknickt – Riss des Syndesmose-Bandes. Für ihn durfte Amiri ran, der gleich nach seiner Einwechslung von halbrechts zum Schuss kam, welchen Sven Bender gütig abfälschte, worauf der Ball zur erneuten Führung ins Tor kullerte ...

Das Spiel war gerade mal eine Stunde alt, als klar wurde, dass die Sterne bei diesem freitagabendlichen Flutlichtspiel für die TSG entschieden günstiger standen als für die Werkself. Grillitsch hatte Belfodil geschickt, der Weiser an der linken Strafraumkante umkurvte und nach innen zog. Mit einem trockenen, präzisen Schuss, wieder ins linke, untere Eck, traf er unwiderstehlich zum 3:1 ins Tor. Bayer versuchte noch dies und das, doch was immer die Werkself tat und ließ, ging daneben. Anders die eindeutig von keinem Fluch belastete TSG, der in der 79. Minute auch noch das 4:1 gelang. Wieder war Belfodil maßgeblich daran beteiligt und hätte den Ball von halblinks auch allein im Tor untergebracht, doch bugsierte Kramaric mit langem Bein sicherheitshalber noch seine Fußspitze daran und ließ damit Sali hinter sich bzw. stieg er so zum alleinigen TSG-Rekordschützen auf! Es war ein großartiger Fußballabend, voller phantastischer, geradezu magischer Spielmomente, den Hoffenheim durch die erheblich geschlossenere Mannschaftsleistung verdientermaßen für sich entschied.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Hübner, Brenet, Grillitsch, Demirbay, Bittencourt (74. Otto), Kramaric, Joelinton (51. Amiri), Belfodil (87. Bicakcic) BAYER 04 LEVERKUSEN Hradecky, L. Bender (36. Weiser), Tah, S. Bender, Jedvaj, Baumgartlinger, Havertz, Brandt, Bellarabi (26. Aranguiz), Bailey (80. Alario), Volland ZUSCHAUER 28.350 TORE 1:0 Belfodil (10.) 1:1 Volland (17.) 2:1 S. Bender (51., Eigentor) 3:1 Belfodil (61.) 4:1 Kramaric (79.) SCHIEDSRICHTER Harm Osmers (Hannover) GELBE KARTEN Grillitsch, Hübner Bailey, Havertz

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0:4 28. Spieltag » 7. april 2019

FC Augsburg – TSG 1899 Hoffenheim

Die Hoffenheimer Schlagzeilen unter der Woche gehörten der U-19. Sie hatte eine veritable Regenschlacht im Dietmar-Hopp-Stadion gegen Real Madrid über den Dächern von Hoffenheim bravourös mit 4:2 für sich entschieden und damit den Einzug ins Halbfinale geschafft. Getrübt wurde die Freude vom sich hartnäckig haltenden Gerücht, dass der BVB an TSG-Shooting-Star Nico Schulz Interesse zeige und Schulz selber einem Wechsel ins schwarz-gelbe Leibchen durchaus zugeneigt sei ... Mitte der Woche hatte Augsburg sein DFB-Pokal-Viertelfinalspiel gegen Leipzig erst in der Verlängerung verloren und dabei etliche Körner gelassen. So das Kalkül und die Hoffnung der nach Augsburg reisenden TSG-Truppe, zumal die Fuggerer einige Verletzungssorgen plagten. Mit dabei war im Tor Gregor Kobel, den die TSG fürs halbe Jahr an Augsburg ausgeliehen hatte. Bisher hielt er beachtenswert, was zu halten war, sodass bereits andere Vereine Interesse anmeldeten, bspw. Düsseldorf in Person von Lutz Pfannenstiel – und Kobel selber bekundete, dass er zukünftig auch nicht mehr auf der Ersatzbank Platz nehmen wolle. Außer Kobel traf die TSG in Augsburg auch auf die ehemaligen TSG-ler Schmid und Gregoritsch und trat ihrerseits mit der im letzten Spiel erfolgreichen Zweier-Innenverteidigung, bestehend aus Vogt und Hübner, an. Schulz und Kaderabek bildeten die Außen, davor sicherte Grillitsch ab, Demirbay und Amiri sollten das Hoffenheimer Spiel ankurbeln. Vorn waren Szalai, Kramaric und Belfodil fürs Toreschießen zuständig: welchem Auftrag letztere beiden denn auch geradezu vorbildlich nachkommen sollten. In der 6. Minute startete Kramaric den sonntäglichen TSG-Torreigen: Schulz hatte ihn angespielt, Kramaric auf Belfodil weitergeleitet – dessen Abschluss aus acht Metern von Kobel nur noch zur Seite gefaustet werden konnte, wo Kramaric freistand und die Kugel locker zum 1:0 einschob. Augsburg versuchte, den frühen Rückschlag durch Eigeninitiative möglichst auszubügeln, doch auch in diesen Momenten gesteigerter Aktivität war unübersehbar, dass die Puppenstädter Batterien leer und die Beine müde waren: echte Gefahr kam für Olli Baumann nicht auf.

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Anders Hoffenheim: In der 24. Minute scheiterte Belfodil eigensinnig an Kobel, statt auf den besser postierten Szalai abzugeben, im Nachsetzen passte er dann doch auf den Ungarn, der sein Glück mit der Hacke probierte, ohne Erfolg. Den dadurch nur verlängerten Ball bekam wieder Kramaric vor die Füße, doch Kobel brachte mit einem unwahrscheinlichen Reflex noch eine Hand an den Schuss aus kürzester Entfernung. In der 28. Minute neutralisierte Belfodil die nächste Großchance, indem er sich viel zu eigensinnig erneut zu einem Schuss entschied, anstatt abzugeben. Zur Pause hätte es also bereits 3:0 oder höher für die TSG stehen können, ein, zwei Halbchancen von Augsburg waren da nicht der Rede wert. In der 53. Minute wäre trotzdem beinahe der Ausgleichstreffer gefallen, wenn Gregoritsch, nachdem er Vogt halbrechts überspielt hatte, nicht die Querlatte getroffen hätte. Angesichts anhaltend guter Torgelegenheiten der TSG, die allesamt etwas leichtfertig vergeben wurden, blieb die Führung jedoch völlig verdient. Etwa eine halbe Stunde war noch zu spielen, als Belfodil den enormen Tordrang, den er an diesem Tage verspürte, endlich versilberte. Demirbay hatte einen idealen, feinfühligen Flankenball in die Mitte gehoben und Belfodil ihn meisterlich mittels schöner Flugeinlage in ein Kopfballtorpedo umgewandelt, gegen das Kobel chancenlos war. Belfodils Hunger war damit aber noch lange nicht gestillt. In der 74. Minute schob Grillitsch einen langen, perfekt getimten Ball durch die gesamten Augsburger Abwehrreihen, exakt in den Lauf von Belfodil, der aus 15 Metern mit rechts ins lange Eck abzog und zum 0:3 traf! Kurz darauf erzielte Finnbogason ebenfalls ein Tor, das wegen Abseitsstellung zurecht nicht anerkannt wurde. Dafür legte in der 82. Minute Belfodil nach und kam damit zu einem lupenreinen Hattrick: diesmal traf er mit links, nach unwiderstehlichem Lauf. Mit dem 0:4 war es dann auch genug, Augsburg stand nun auf Platz 15, Hoffenheim schielte mit Recht wieder auf die europäischen Plätze. Für den wackeren Augsburger Trainer

Baum bedeutete die heftige Niederlage indessen das Aus. Stefan Reuter, machbewusst wie eh und je, feuerte Baum und mit ihm gleich auch Jens Lehmann, der sich erst seit wenigen Monaten als Co-Trainer hatte versuchen dürfen. Nach dem Spiel blieb trotz der herausragenden Leistung von Belfodil die Frage offen, ob der Algerier sich bei den anderen guten Torchancen nicht zu egoistisch verhalten hatte. Trainer Nagelsmann wiegelte ab, weil die drei Tore für ihn sprächen, und verriet, dass die Mannschaft in der Pause ein paar unmittelbare Worte für Belfodil gefunden hatte, die offenbar Wirkung zeigten. Demirbay blieb es vorbehalten, Belfodils Leistung angemessen zu würdigen: „Wir hatten schon zu Beginn genügend Chancen, um das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Aber wir haben defensiv gut gespielt und vorne einen überragenden Ishak Belfodil, der ein sensationelles Spiel gemacht hat. Ich bin froh, dass wir Belfo in der Mannschaft haben. Er ist ein sehr cleverer Spieler, der Situationen gut erkennt.“

FC AUGSBURG Kobel, Gouweleeuw, Oxford (27. Finnbogason), Danso, Schmid, Max, Koo, Baier (74. Cordova), Richter (60. Hahn), Ji, Gregoritsch TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Hübner, Schulz (66. Brenet), Grillitsch, Demirbay, Amiri (62. Bicakcic), Kramaric (80. Bittencourt), Szalai, Belfodil ZUSCHAUER 27.552 TORE 0:1 Kramaric (6.) 0:2 Belfodil (61.) 0:3 Belfodil (74.) 0:4 Belfodil (84.) SCHIEDSRICHTER Robert Schröder (Hannover) GELBE KARTEN Gregoritsch Demirbay

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2:0 29. Spieltag » 14. april 2019

TSG 1899 Hoffenheim – Hertha BSC

Die wie immer zunehmenden Gerüchte zum Ende der laufenden Saison handelten nicht nur von möglichen Wechselwünschen der Hoffenheimer Akteure, sondern auch von Transferwünschen Richtung TSG. So war davon zu lesen, dass Alexander Rosen das 19-jährige Stürmertalent Joveljic aus Belgrad auf dem Schirm hätte. Er selbst wiederum stand offenbar kurz vor der Verlängerung seines Vertrags. Unterdessen erreichte Hoffenheims nächster Trainer Alfred Schreuder mit Ajax Amsterdam nicht nur das niederländische Pokalfinale, sondern auch das Champions-League-Halbfinale. Die Tabellenführung nahm Ajax in der Eredivisie ebenfalls ein. Sonntagmittag um 13.30 trat die alte Dame aus Berlin wieder einmal in Sinsheim an. Die PreZero-Arena war wegen des nicht ausverkauften Gästeblocks nicht ganz gefüllt, erlebte aber ein begeisterndes Spiel vonseiten der Gastgeber, die furios in die Partie starteten: Hoffenheim überrannte Hertha BSC förmlich bzw. spielte die Hauptstädter in gleicher Besetzung wie eine Woche zuvor in Grund und Boden. Eine gewisse Verkrampfung seitens der TSG-Haupttorschützen der letzten Wochen, Kramaric und Belfodil, war vermutlich stark dafür verantwortlich, dass diesmal andere fürs Scoring zuständig waren. Da auch Szalai, der seit Monaten nicht mehr getroffen hatte, eine gute Chance nach der andern versiebte, gaben sich zuletzt Amiri und Schulz die Ehre. Bis es soweit war, schoss jedoch Szalai erst noch am Tor vorbei (5. Minute), scheiterte Demirbay an Jarstein (7.), traf Kramaric den Pfosten (7.), nickte Demirbay eine Flanke von Schulz aus kurzer Distanz am Tor vorbei (8.), nickte auch Kramaric aus ähnlich kurzer Entfernung daneben (13.), jagte Belfodil die Kugel aus spitzem Winkel vorbei (18.) und erzielte Belfodil einen regulären Treffer (22.), der wegen vermeintlicher Abseitsstellung und zu frühem Pfeifen aber nicht gegeben wurde.

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In der 29. Minute dachte sich Amiri, dass es so nicht weitergehen könne, und nahm genau Maß, als er halbrechts kaum angegriffen wurde. Sein präziser Schuss ins lange Eck war für Jarstein nicht mehr zu klären, endlich stand es 1:0! Hoffenheim hielt sich danach fürs erste zurück und überließ der alten Dame zunehmend Spielanteile, die von den Hauptstädtern jedoch nicht wirkungsvoll genutzt wurden. »

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Nach dem Seitenwechsel eröffnete Amiri den neuerlichen Reigen vergebener Chancen, indem er in der 47. Minute aus knapp 20 Metern deutlich am Tor vorbeifeuerte. Die Hertha stand jetzt höher und griff frühzeitiger an, was bei einem der dadurch häufiger werdenden Konter dazu führte, dass in der 54. Minute Kramaric fein für Demirbay auflegte, der Hoffenheimer Regisseur jedoch knapp vorbeischoss. Eine Minute drauf zielte er aus 20 Metern weit über Jarsteins Kasten. Trainer Nagelsmann nahm nun Szalai, der ausgepumpt wirkte, für Bicakcic vom Feld und stellte auf 5-er Abwehrreihe um. In der 70. Minute kam Nelson für Amiri in einem mittlerweile fast ruhigen Spiel, bei dem die Hertha durch mehr Aktion auffiel, ohne große Gefahr vor Baumanns Kasten zu bringen. Kurz darauf vergab Kaderabek einen von Grillitsch verlängerten Demirbay-Eckstoß. Sein schöner Kopfball flog etwas zu drucklos ins lange Eck, sodass Jarstein ihn noch parieren konnte. In der 72. Minute flankte Schulz gegen seine ehemaligen Berliner Kameraden weit in die Mitte, wo Nelson eingelaufen war und den Ball unhaltbar einköpfte. Der Treffer wurde aber erst in der 76. Minute gutgeschrieben: so lange dauerte es, bis man im Kölner Keller die Linie kalibriert und die Szene exakt nachvermessen hatte. Und tatsächlich: Was bei den originalen Fernsehbildern noch wie ein klares Abseits ausgesehen hatte, erwies sich unter der Lupe als gleiche Höhe!

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Vogt, Hübner, Schulz, Grillitsch, Demirbay (77. Bittencourt), Amiri (69. Nelson), Kramaric, Szalai (64. Bicakcic), Belfodil HERTHA BSC Jarstein, Pekarik, Klünter, Rekik, Plattenhardt, Skjelbred, Mittelstädt, Lazaro (63. Dilrosun), Kalou, Leckie, Selke (85. Köpke) ZUSCHAUER 28.010 TORE 1:0 Amiri (29.) 2:0 Nelson (76.) SCHIEDSRICHTER Martin Petersen (Stuttgart) Damit war die Messe für diesen Fußballsonntag gelesen. Zum Abschluss durfte deshalb Demirbay sich ein wenig verschnaufen, für ihn kam Bittencourt, der sich alsbald nahtlos einreihte in die Kette der TSG-Chancenverweigerer, indem er in der 85. Minute von der linken Strafraumkante knapp am Tor vorbeischoss. Berlin wehrte sich kaum noch, Hoffenheim verwaltete die klar gewonnene Partie. Bevor es vier Minuten Nachspielzeit gab, köpfte Kramaric völlig freistehend nochmal aus 8 Metern Entfernung exakt in die Arme von Jarstein.

Es war der dritte Sieg in Folge, Hoffenheim kletterte auf Platz 6 der Tabelle und hatte Glück, dass Euro-League-Mitkonkurrent Wolfsburg sein Spiel in Leipzig verlor und durch Frankfurts unerwartete Heimniederlage gegen Augsburg sogar Platz 4 wieder in den Bereich des Möglichen rutschte. Pal Dardai, dessen Trainer-Aus bei der Hertha in der Woche nach der verlorenen Partie zum Sommer verkündet wurde, sagte offen und ehrlich: „Wir hatten keine echte Torchance und akzeptieren das Ergebnis, wie es ist.“

GELBE KARTEN Demirbay

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2:5 30. Spieltag » 20. april 2019

FC Schalke 04 – TSG 1899 Hoffenheim

Einer der Leistungsträger der widererstarkten TSG war Kapitän Vogt, der zu Beginn der Saison ungewohnte Schwächen offenbart hatte: Stellungsfehler, Passfehler prägten sein Spiel. Dass er inzwischen zurück in die Spur altvertrauter Souveränität gefunden hatte, lag zum einen daran, dass er vom Trainer stets weiter Vertrauen spürte, selbst als er geschont wurde, andererseits jedoch auch an der Rückkehr von Defensivkollege Hübner, mit dem er bestens harmonierte. Die Begegnung auf Schalke war zugleich eine Wiederbegegnung mit Huub Stevens, der sich bei den strauchelnden Knappen nochmal ins Trainergeschirr hatte spannen lassen. Die Defensive wirkte unter ihm bereits stark verbessert, kein Wunder, doch in der Offensive agierte Schalke immer noch unkoordiniert und durchsetzungsschwach. Das sollte auch an diesem Spieltag deutlich werden: Die Knappen griffen vor ausverkauftem Haus hoch an und machte Hoffenheim das fußballerische Leben durch massiven Kampfgeist anfangs schwer. Speziell das Herauskombinieren aus der TSG-Abwehr geriet derart unter Druck, dass bei zu vielen lässigen Hoffenheimer Passversuchen zu viele Fehlpässe produziert wurden und Schalke dadurch anfangs auf Augenhöhe agierte – ohne großartig Torchancen zu kreieren. Das gelang auf der anderen Seite aber auch nicht. In solchen verfahrenen Situationen hatte man als ehrgeizige TSG im Saisonendspurt nur zwei Möglichkeiten, wenn man der festhängenden Partie doch noch den Stempel aufdrücken wollte: entweder verließ man sich aufs Glück oder man probiert es mit energischem Fleiß. Doch da die TSG an diesem Samstagabend unter Flutlicht nicht willens war, die Kampfbereitschaft der Knappen anzunehmen, entschied sich der Fußballgott, der Hoffenheim über weite Strecken der Saison hartnäckig gemieden hatte, ausnahmsweise einmal zugunsten der TSG einzugreifen ... Es war also doch Glück, das zum Tragen kam. Denn ohne dass es sich spielerisch angekündigt hatte, fiel in der 25. Minute das erste Tor für Hoffenheim, indem Belfodil sich

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den Ball erst etwas stolpernd selber vorlegte und ihn dann mit einem allerdings gekonnten Strahl von Schuss aus ca. 14 Meter rechts in die Maschen jagte. Auf Schalker Seite fehlte zu vergleichbarem Glück in einigen Szenen mit Chancenpotential die nötige Entschiedenheit oder einfach der geniale letzte Pass. Genau den spielte jedoch kurz vor der Pause Demirbay auf Kramaric, der trocken ins lange Eck einnetzte. Der Hoffenheimer Spielmacher hatte sich eine Viertelstunde zuvor die fünfte gelbe Karte abgeholt und würde, was an dieser Szene besonders augenfällig wurde, der Mannschaft am nächsten Wochenende schmerzhaft fehlen. Der 0:2-Pausenstand bewies alles in allem nur scheinbar große Überlegenheit. Schalke spielte besser, als das Ergebnis ahnen ließ, weshalb der Fußballgott seine Einflussnahme in Sachen Glück nach dem Wideranpfiff korrigierte. Er tat das, indem er Schiri Dingert etwas Sand in die Augen streute (viel brauchte es gewöhnlich nicht, um diesen Referee mit Blindheit zu schlagen), sodass er beim Hinsinken von Embolo im TSG-Strafraum ein Foul als Ursache erkannte und auf den Elfmeterpunkt wies, von wo aus Caligiuri in der 60. Minute sicher verwandelte. Julian Nagelsmann hatte kurz zuvor Hübner wegen Gelb-Rot-Gefährdung durch Szalai ersetzt: auch um vorne jemanden zum Bälle-Festmachen zu haben. Der Ungar irrte in der Folge jedoch mehr über den Platz als dass er sinntragend agierte – was an diesem Abend der fußballgöttlich-glücklichen Umstände allerdings keine Rolle spielte, indem nur fünf Minuten nach dem Elfer-Einschlag im Tor der TSG Belfodil rechts durchbrach und einen extrem feinen, langen Heber ins Zentrum schickte: exakt auf den Schädel von Szalai, der den Ball ohne zu zögern einnickte und damit seinen 50. Bundesligatreffer verzeichnete.

Amiri und in der 80. Minute das 1:5 durch Belfodil erzielen konnte, das Bicakcic per Außenrist (!) vorgelegt hatte. Trainer Nagelsmann nahm nun Demirbay vom Platz und ersetzte ihn durch Adams, Amiri holte sich noch eine unnötige gelbe Karte. Schalke quittierte unmittelbar vor dem Schlusspfiff die in den letzten Minuten immer größere Sorglosigkeit der Hoffenheimer Siegermannschaft mit dem 2:5 durch Burgstaller, das hier keinen Schaden anrichtete, in der Endabrechnung nach Saisonschluss aber noch schmerzhafte Bedeutung erlangen konnte. Es war der vierte Sieg in Folge – allmählich konnte man sich die TSG wieder nicht mehr anders als siegreich vorstellen. Doch war der Sieg diesmal mit viel Chuzpe oder eiskalter Chancenverwertung oder eben auch viel Glück eingefahren worden, was für die kommenden Spiele gegen die europäischen Mitkonkurrenten Wolfsburg, Bremen und Gladbach kein verlässlicher Umstand sein würde. Nadiem Amiri hatte den Spielverlauf dementsprechend richtig gedeutet: „Es war ein sehr effektives Spiel“, sagte er, „aber von der Leistung gesehen, war es nicht unser bestes. Allerdings muss man auch erst mal 5:2 auf Schalke gewinnen. Wir haben gerade einen Lauf, wie in den beiden vergangenen Spielzeiten sind wir zum Ende sehr stark. Wir haben den Gegner bei jedem Tor sehr gut gelockt und dann im richtigen Zeitpunkt zugeschlagen. Wir sind sehr glücklich heute und feiern heute Abend ein bisschen. Ab morgen richtet sich unser Fokus wieder voll auf den Sonntag, denn gegen Wolfsburg erwartet uns wieder ein sehr schweres Spiel gegen einen direkten Konkurrenten.“

FC SCHALKE 04 Nübel, Stambouli, Sané, Nastasic, Caligiuri, Carls, Mascarell (81. Boujellab), McKennie (80. Harit), Serdar, Embolo, Burgstaller TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Vogt, Hübner (56. Szalai), Kaderabek, Schulz (71. Brenet), Demirbay (81. Adams), Grillitsch, Amiri, Kramaric, Belfodil ZUSCHAUER 58.958 TORE 0:1 Belfodil (25.) 0:2 Kramaric (45.) 1:2 Caligiuri (60., Elfmeter) 1:3 Szalai (65.) 1:4 Amiri (73.) 1:5 Belfodil (80.) 2:5 Burgstaller (90.) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Embolo, Caligiuri, Hübner, Demirbay, Amiri

Die Schalker Spieler wirkten vom neuerlichen Hoffenheimer Spielglück geschockt; mindestens war es um ihre hohe Lauffreudigkeit danach geschehen, so dass Hoffenheim, endlich wirklich überlegen, in der 73.Minute nach Vorarbeit von Kramaric auch noch locker das 1:4 durch

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1:4 31. Spieltag » 28. april 2019

TSG 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg

Mit Hübner an seiner Seite war Vogt in den letzten Partien wieder erstarkt. Da schmerzte es besonders, dass Hübner unmittelbar vor der Partie gegen die Wölfe mit Rückenproblemen aus der Startaufstellung weichen musste. Tatsächlich lieferte Vogt gleich wieder eine schwächere Vorstellung ab – was allerdings für die gesamte Mannschaft galt, die damit die Gelegenheit verpasste, zwei Tage nach dem 79. Geburtstag von Dietmar Hopp für die angemessenen Torgeschenke zu sorgen ...

Mit erheblichen Ausfällen belastet reisten die Wölfe in Sinsheim an. Angeschlagen waren Uduokhai, Roussillon, Brooks, Ginczek und Verhaegh, sodass der Ausfall von Hübner, Joelinton und die Sperre von Demirbay (nach fünf gelben Karten) vergleichsweise harmlos wirkten. Zurückgekehrt auf die TSG-Bank war erfreulicherweise Rupp, ohne jedoch gleich zum Einsatz zu kommen. Neu in der Startaufstellung stand Szalai, der nach stürmischem Beginn von Wolfsburg und ebenso stürmischen Anläufen der TSG seine Aufstellung bereits in der 9. Minute rechtfertigte, als er den Ball nach Hereingabe von Schulz am kurzen Pfosten mit dem Außenrist elegant zum 1:0 über die Linie brachte. Das Spiel vor knapp 28.000 Zuschauern pfiff Deniz Aytekin bewährt souverän: einer der letzten echten Typen und starken Persönlichkeiten der alten Schiedsrichtergarde. So zögerte er auch nicht, nur fünf Minuten nach dem Führungstreffer auf den Elfmeterpunkt zu zeigen, nachdem er ein zunächst übersehenes Foul an Schulz per Video kontrolliert hatte. Doch Kramaric, der einst gegen Liverpool schon einmal dem Druck nicht standgehalten hatte und nachher in ein spielerisches Loch gefallen war, versagte auch diesmal, traf nur den linken Pfosten und ließ im Anschluss jegliche Linie und jegliches Gefahrenpotential vermissen.

Die Leistung seiner TSG war imgrunde genommen sogar indiskutabel, eingeschlossen die abfälligen Anmerkungen von Julian Nagelsmann in Richtung einiger pfeifender und vor Spielende abwandernder Fans. Ganz anders lag der Fall bei der Halbfinalniederlage der U-19 in Nyon gegen Porto. Die Hoffenheimer Youngster spielten engagiert und hatten das Finale der Youth League nur sensationell knapp verpasst. Die Partie gegen Wolfsburg war nicht nur eine Art SechsPunkte-Spiel unter Tabellennachbarn, sondern auch eine Begegnung zweier scheidender Trainer, wobei Labbadia zum Saisonende weniger freiwillig und einstweilen ohne neue Adresse aus Wolfsburg wegging als Nagelsmann Richtung Leipzig. Das Gleiche galt für das kommende Spiel gegen Gladbach.

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Und auch Belfodil, der unter der Woche noch Ambitionen auf größere Vereine geäußert hatte und darum nach weiteren offensiven Sensationsszenen förmlich gierte, ließ die Schultern und sich selbst zunehmend hängen, als ihm diesmal so gar nichts gelingen wollte. So rissen Kramaric und Belfodil die Mannschaft mit sich mit in einen Abwärtsstrudel, aus dem ihr auch das Mittelfeld ohne Demirbay nicht heraushelfen konnte, zumal Grillitsch einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und noch mehr Wackler und Fehlpässe produzierte als Vogt oder Adams, die hinten ebenfalls wenig Licht, aber viel Schatten verbreiteten. »

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So kam es, dass die Wölfe in der PreZero-Arena bald ihr Revier absteckten und die TSG zunehmend einschnürten. Die Hoffenheimer Hoffnung, sich noch bis zum Pausenpfiff durchwursteln zu können, wurde durch einen Kunstschuss à la Robben in der 41. Minute durch William jäh beendet. Mit dem 1:1 ging es dann in die Kabinen, aus denen beide Mannschaften unverändert zurückkehrten. Um die hohe spielerische Überlegenheit der Wölfe bis zum Sechzehner einzudämmen, ließ Nagelsmann seine Elf nun extrem tief stehen, was tatsächlich dazu führte, dass Wolfsburg keinen Zugriff mehr auf das Kombinationsspiel vor der Pause fand. In der 62. Minute hätte Arnold nach rüdem Foul an Grillitsch die rote Karte sehen müssen, bekam aber nur gelb vors Gesicht gehalten. Je länger die Partie lief, desto schwächer wurde Hoffenheim: die Unsicherheiten vieler TSG-Akteure auf dem Platz wurde unübersehbar und irgendwann auch deutlich mit Pfiffen etlicher enttäuschter Fans garniert. Hauptleidtragender einer wahren Flut von guten Angriffen der Wölfe wurde Oli Baumann, der in der 69. und 85. Minute zweimal recht unglücklich aussah, als ihm Bälle von Weghorst und Arnold durchrutschten und Wolfsburg auf 1:3 davonzog. In der 88. Minute legte Weghorst zum 1:4 nach und vollendete die ebenso unnötige wie desolate Niederlage, die einen herben Rückschlag für die zuletzt wieder erwachten Champions-League-Träume bedeuteten.

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Die Partie hielt im Nachgang einen weiteren Aufreger parat, als Nagelsmann wie erwähnt auf der Pressekonferenz zum Rundumschlag gegen die eigenen Fans, ausgenommen die Südkurve, ausholte und andere Fans als „Zuschauer“ desavouierte, um ihnen abschließend noch zu empfehlen, in Zukunft vielleicht lieber in die Oper statt ins Fußballstadion zu gehen. Die Dünnhäutigkeit des scheidenden Trainers war bemerkenswert und hatte ihre Ursache zweifelsohne im herb enttäuschten, eigenen Ehrgeiz.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Adams, Vogt, Bicakcic (73. Nelson), Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Kramaric, Amiri (56. Bittencourt), Belfodil, Szalai

Nico Schulz, dessen Abwanderung zum Saisonende immer wahrscheinlicher wurde, kommentierte den Spielverlauf treffend so: „Das war ein schweres Spiel. Wir haben gut angefangen mit dem 1:0 und bekommen einen Elfmeter. Dann verlieren wir den Zugriff. Wir haben Wolfsburg zu viel Zeit im Spielaufbau gegeben und waren nicht mehr aggressiv genug im Spielaufbau. Dann kippt das Spiel und der VfL war besser.“

TORE 1:0 Szalai (9.) 1:1 William (42.) 1:2 Weghorst (69.) 1:3 Arnold (85.) 1:4 Weghorst (88.)

VFL WOLFSBURG Pervan, Jung (57. Steffen), Knoche, Tisserand, William , Guilavogui, Gerhardt, Arnold, Klaus (77. Rexhbecaj), Mehmedi (84. Malli), Weghorst ZUSCHAUER 27.725

SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Schulz, Kaderabek William, Arnold

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2:2 32. Spieltag » 4. mai 2019

Borussia M’gladbach – TSG 1899 Hoffenheim

„Der Verein bedeutet mir sehr, sehr viel“, sagte Noch-Trainer Nagelsmann vor der Partie in Gladbach. „Ich habe hier knapp ein Drittel meines Lebens verbracht und unglaublich viel gelernt. Für mich wird die TSG immer ein Herzensverein bleiben.“ Und er befand, dass „die Tür noch nicht zu sei“ für die europäischen Ziele. Zu deren Erreichen setze er stark auf die Rückkehr von Demirbay ins Team, und zwar für Amiri. Zugleich unterstrich er, dass Hübners erneutes Fehlen gut kompensiert werden könne, indem Posch in die Innenverteidigung einrückte. Ansonsten blieb die Startaufstellung unverändert. Im sehr schönen weinroten, sog. Third-away-Trikot trat die TSG Samstagnachmittag im ausverkauften Borussenpark an, wo sich die Verantwortlichen überzeugt gaben, dass nach intensiven Gesprächen mit den Ultras keine persönlichen Schmähbanner gegen Dietmar Hopp gezeigt würden. Wie nicht anders zu erwarten, schallten jedoch die aus Gladbach schon vertrauten Schmährufe laut durchs Stadionrund. Von Beginn an dominierte Hoffenheim die Partie. Gladbach lief der schnellen Ballzirkulation fast nur hinterher und geriet bei eigenem Ballbesitz meist schon nach Sekunden ins hohe TSG-Pressing, sodass eine Angriffswelle nach der anderen auf Torhüter Sommer zulief. Bereits ab der 10. Minute waren gegen die schwache Darbietung der Fohlen erste Pfiffe zu hören – die sich bis zur Halbzeitpause zu einem wahren Crescendo steigerten: Julian Nagelsmann, der sich gegen pfeifende Hoffe-Fans eine Woche zuvor noch recht abfällig geäußert hatte, dürften die Ohren davon geklungen haben. Seine Mannschaft erarbeitete sich währenddessen zunehmend gute Torchancen. Bis zur 20. Minute überwog meist noch die gute Absicht, dann wurden die Torszenen heißer, beginnend mit Belfodils Zuspiel auf Kramaric in der 30. Minute, dessen Volley Sommer mit starkem Reflex vereitelte. In der 32. löffelte er einen Kopfball von Szalai über die Querlatte, musste sich eine Minute darauf jedoch Kaderabek geschlagen geben, der einen Aufsetzer nach Ecke von Demirbay unhaltbar per Schädeldecke versenkte.

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Gladbach knickte nun endgültig ein. In der 36. Minute vergab Posch nach Freistoß von Demirbay, weil Sommer den Kopfball an die Latte lenkte – und im Nachgang per Eckstoß köpfte Bicakcic die Kugel knapp über den Torwinkel. In der 40. Minute vergab Kramaric aus spitzem Winkel, dann ging es in die Halbzeitpause. Mehr als verdient lag Hoffenheim zu Beginn der 2. Halbzeit vorn, aber ohne die verdienten zwei oder drei Tore Abstand, und war insofern, wie so oft schon in dieser Saison, auf brüchigem Eis unterwegs. Die Fohlen witterten denn auch ihre Chance und kehrten mit viel mehr Elan aus den Kabinen zurück, wirkungsvoll verstärkt um Traoré und Beyer. Dennoch hatte Hoffenheim die nächsten Großchancen zur Veränderung des Resultats: in der 59. Minute vergab Szalai nach Vorarbeit von Belfodil ungefähr vom Elfmeterpunkt aus, Sommer reagierte erneut herausragend, und in der 60. versuchte Belfodil selber sein Glück, verzog aber. Kurz vor der 70. Spielminute wechselte Nagelsmann den stark gelbrotgefährdeten Posch gegen Adams aus, und knapp fünf Minuten darauf fiel der Ausgleichstreffer für die Fohlen, nachdem Kramaric schon wieder eine Riesenchance ausgelassen hatte. Im Strafraumgetümmel vor Baumann ließ sich die Hoffenheimer Abwehr komplett verwirren, Vogt ging zu weit nach links außen, Schulz irrte durch leere Räume – und Adams verpasste es, Ginter daran zu hindern, aus kürzester Distanz einzulochen. Jetzt war Gladbach obenauf und gierte vor inzwischen frenetisch anfeuernden Fans nach einem völlig widersinnigen Sieg. Baumann rettete in der 77. Minute vor Traoré, dessen Einwechslung den Hausherren besonders viel Auftrieb verschafft hatte. Auf der Gegenseite traf der kurz zuvor für Kramaric eingewechselte Amiri überraschend volley in den Winkel, nachdem zunächst Schulz den Ball gegen die Latte geknallt hatte, sodass die überaus verdiente Führung wieder hergestellt war.

Weitergabe von Pléa nach Vorarbeit von Traoré, wodurch Baumann ausgeschaltet war, und legte den Ball zum 2:2 ins leere Tor.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Elvedi, Ginter, Jantschke (46. Beyer), Herrmann (46. Traoré), Strobl (81. Drmic), Wendt, Neuhaus, Zakaria, Hazard, Plea

Nelson durfte fünf Minuten vor Spielende auch noch ran, aber die Zeit reichte nicht aus, um echte Akzente zu setzen. So verpuffte die letzte Maßnahme des Trainers, der froh sein durfte, die Partie nicht am Ende noch verloren zu haben, jedoch auf der anschließenden PK deutlichen Unmut über die gezeigte Leistung seiner Mannschaft und über ihre generelle Leistungsfähigkeit äußerte – und sich und seine taktischen Anweisungen explizit von jeder Verantwortung für den erneuten Nackenschlag ausnahm.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Posch (67. Adams), Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Grillitsch, Schulz, Demirbay, Kramaric (75. Amiri), Belfodil, Szalai (85. Nelson)

Kramaric wollte das nach dem Spiel nicht auf sich sitzen lassen und übte zurecht scharfe Kritik am Trainer: „Wir wechseln zu oft das System während des Spiels. Wir sind nicht bereit dafür. Wir sind keine Roboter, sondern Menschen. Das sind viele Fehler von draußen“, sagte er der Bild-Zeitung. Auch die häufigen Positionswechsel hinterfragte der 27-Jährige: „In so vielen Spielen weiß ich manchmal nicht, auf welcher Position ich überhaupt bin. Es ist schwer, darüber zu sprechen. Ich bin wirklich enttäuscht.“

ZUSCHAUER 51.807 TORE 0:1 Kaderabek (33.) 1:1 Ginter (72.) 1:2 Amiri (79.) 2:2 Drmic (84.) SCHIEDSRICHTER Sascha Stegemann (Niederkassel) GELBE KARTEN Neuhaus, Zakaria Posch, Szalai, Demirbay, Adams

Der Verein reagierte umgehend und ließ verlauten, Kramaric und Nagelsmann hätten die Sache unter sich ausgemacht. Im Übrigen sei Kritik jederzeit möglich und erwünscht, dürfe aber nicht über den Umweg der Öffentlichkeit verlautet werden. Von einer Bestrafung, die vielleicht auch in zu scharfem Kontrast zu Nagelsmanns öffentlicher Kritik an seinen Mannen gestanden hätte, wurde abgesehen.

Trainer Hecking setzte nun alles auf eine Karte, nahm seinen Sechser, den Ex-Hoffenheimer Strobl vom Platz und ersetzte ihn durch einen Stürmer, durch Drmic. Und kaum war der Schweizer auf dem Feld, schon nutzte er eine

125


0:1 33. Spieltag » 11. mai 2019

TSG 1899 Hoffenheim – SV Werder Bremen

Ohne Kruse und Klaassen schaffte es Werder sogar, immer wieder mal eigene Angriffe aufs Tor der TSG zu starten, zunächst ähnlich harmlos wie umgekehrt: In der 16. Minute vergab Belfodil im Bemühen, den ehemaligen Kollegen zu zeigen, wie gut er sei, eine ohnedies eher aussichtslose Chance und wirkte auch sonst recht verkrampft. Das galt ebenso für Demirbay, aber auch für Kramaric, die beide unter Eindruck ihrer jeweiligen Problemlagen standen. Szalai jedoch, der unbelastet war, vergab in der 19. Minute eine flache Hereingabe durch Brenet, der Schulz wegen Knieproblemen ersetzte: Szalai versuchte sich kunstvoll per Außenrist, der Ball lief an Pavlenka und am Tor vorbei. .. Erst verlängerte unter der Woche Manager Rosen seinen Vertrag mit der TSG um drei Jahre, dann folgte der Paukenschlag: Demirbay und Leverkusen einigten sich auf den Wechsel des Hoffenheimer Spielmachers zur Werkself. Dennoch kam es vor dem letzten Heimspiel gegen Bremen mit wegweisender Bedeutung zu keiner offiziellen Verabschiedung von Demirbay, der sich darüber im Anschluss auch enttäuscht zeigte. Mit den üblichen Ritualen Ansprache, Dank, Händeschütteln, Umarmen, Blumen und Fotoarbeiten wurde dafür jedoch Julian Nagelsmanns Abschied begangen, der zudem noch seine Spieler, die Betreuer und die gesamte Geschäftsstelle des Abends auf ein Boot in Heidelberg geladen hatte, um dort seinerseits die bevorstehende Trennung zu begehen. Die Bremer sportliche Leitung hatte vor der Partie klargemacht, dass man kompakt in die wichtige Partie in Sinsheim (vor ausverkauftem Haus) gehen würde. Insofern war es keine Überraschung, dass Werder auf dem lange Zeit überspielt wirkenden, inzwischen deutlich erholten Grün der PreZero-Arena die Schotten dicht machte: also tief gestaffelt hinten drin stand, um Hoffenheim daran zu hindern, zu der üblichen hohen Torchancenquote zu kommen. Die zwei Bremer Sperrriegel waren derart wirksam, dass es bis zur Pause kaum eine brenzlige Situation vor Pavlenkas Gehäuse gab.

126

In der 25. Minute musste Werder auf Gebre Selassie verzichten, der umgeknickt war, ehe Szalai in der 27. erneut zu sorglos übers Tor schoss. Für die nächsten zehn Minuten herrschte Flaute, beide Teams spielten schön bis an die Strafraumgrenzen und kamen dort nicht weiter, ehe Kramaric in der 38. Minute einmal mehr den Pfosten traf – Hoffenheim war in der Alu-Disziplin schon länger führend in der Liga. Fast im Gegenzug fiel der einzige reguläre Treffer des Spiels, nachdem Demirbay etwas lustlos im Strafraum den Ball auf Baumann zurückgelegt hatte, der sich an einem fehlgehenden Heber versuchte, was in der Folge einiges Durcheinander verursachte und den Ball zuletzt vor Johannes Eggesteins Füße brachte, der aus kurzer Distanz unhaltbar einschoss ... Ein weiterer Bremer Kontertreffer kurz vor dem Pausenpfiff durch Maximilian Eggestein zählte nicht. Schiri Dankert besah sich die Szene auf dem Videobildschirm, nachdem er zunächst auf den Anstoßpunkt gezeigt hatte – und nahm seine Entscheidung zurück: dem ansonsten sehr schön herausgespielten Konter war ein Foul von Johannes Eggestein an Bicakcic vorausgegangen! »

127


Da an diesem vorletzten Spieltag allein ein Heimsieg für Hoffenheim zählte, um noch die Chance auf die Champions League zu wahren, rechnete jedermann mit einer verschärften Offensive der TSG nach dem Seitenwechsel, wozu es jedoch nicht wirklich kam: seltsam gehemmt und müde wirkten die Akteure der TSG, woran auch die Auswechslung von Szalai durch Joelinton in der 57. Minute nichts änderte. Umso durchschlagender, wenn auch ohne finale Wirkung, gestaltete sich die Einwechslung von Baumgartner für Amiri unmittelbar nach der Pause, nachdem der Jugendnationalspieler im für ihn typischen Übereifer unglücklich umgeknickt war und sich einen Außenbandriss zugezogen hatte.

128

Hier und da setzte Bremen auch wieder zu Kontern an, hielt sich jedoch meist an die allgemeine Marschrichtung, Pavlenkas Gehäuse sauber zu halten. Selten nur gelang es der TSG, eine Bresche in den Bremer Beton zu schlagen – und wenn es doch einmal gelang wie in der 72. und der 81. Minute, dann vergaben Belfodil per Kopf und Kramaric allein vor Pavlenka. Und es brachen Zwistigkeiten auf wie in der 84. Minute, als Belfodil sich den Ball schnappte bei einem Freistoß aus aussichtsreicher Position. Kramaric zeigte sich erkennbar unzufrieden darüber – und noch mehr, als Belfodil den Freistoß aus etwa 18 Metern in die Bremer Mauer knallte.

Am Ende stand es immer noch 0:1, Bremen hatte mit dem Auswärtssieg eine hauchzarte Chance aufs Erreichen der Euro League gewahrt, während Hoffenheim jegliche Champions-League-Träume verspielt hatte und auch nur dann noch in die Euro-League-Ränge gelangen konnte, wenn am letzten Spieltag auf andern Plätzen günstige Ergebnisse zustande kämen: vorausgesetzt, es gelänge in Mainz endlich der nächste Dreier, nachdem man nun im dritten Spiel in Folge glücklos geblieben war und deutlich unterhalb der eigenen Spielbefähigung performt hatte. Es wirkte, als läge das alles überlagernde Thema des bevorstehenden Trainer-Abschieds, von ihm selbst nach Kräften genährt, wie ein Bremsklotz auf der Mannschaft. Julian Nagelsmann tat danach seine eigene Sicht aufs Spiel kund: „Wir haben über weite Strecken ein ganz gutes Spiel gemacht. In der ersten Hälfte war es nicht ganz einfach, Chancen herauszuspielen. Wir haben viele gute Umschaltsituationen liegen gelassen. Das Offensivspiel von Bremen hatten wir aber vollkommen im Griff. Dann schießen wir leider ein ‚Eigentor‘. In der zweiten Hälfte war es etwas offener. Wir hatten ein paar gute Chancen, aber jeder abgewehrte Ball ist einem Bremer vor die Füße gefallen. Das zieht sich leider durch die ganze Saison. Der Abschied ist natürlich bescheiden. Ich bedanke mich bei den Fans für die Zeit in diesem wunderbaren Klub. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt und komme auch sehr gern als Auswärtstrainer oder auch privat in diese wundervolle Region zu diesen wundervollen Menschen. Ich werde die Zeit auf jeden Fall vermissen.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Vogt, Grillitsch, Bicakcic, Kaderabek, Brenet, Demirbay (74. Nelson), Amiri (46. Baumgartner), Kramaric, Szalai (56. Joelinton), Belfodil SV WERDER BREMEN Pavlenka, Veljkovic, Sahin, Moisander, Gebre Selassie (25. Friedl), Augustinsson, M. Eggestein, Möhwald, Osako, J. Eggestein (87. Langkamp), Rashica (61. Pizarro) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 0:1 J. Eggestein (39.) SCHIEDSRICHTER Bastian Dankert (Rostock) GELBE KARTEN Baumgartner, Kaderabek, Grillitsch Möhwald, Pizarro, Moisander, M. Eggestein

129


4:2 34. Spieltag » 18. mai 2019

1. FSV Mainz 05 – TSG 1899 Hoffenheim

Zum Saisonabschied ging es nach Mainz, gegen die im Niemandsland der Tabelle verhängenden 05-er. Nun galt es die letzte Chance auf einen europäischen Platz zu nutzen; allerdings erwies es sich dabei als wenig förderlich, den Willen der Heimmannschaft zu unterschätzen, dem Mainzer Publikum vor der Sommerpause nochmal großes Kino zu bescheren. Und so kam es, wie es kommen musste, wenn man den Maßstab der letzten Spiele anlegte: Hoffenheim wollte viel, betrieb aber zu wenig Aufwand, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Mit dabei war wieder Nico Schulz, der unter der Woche seinen Abschied von Hoffenheim mit der Unterschrift unter einen mehrjährigen Vertrag beim BVB besiegelt hatte. Von TSG-Jungkeeper Kobel war zu vernehmen, dass er seine Ausleihe nach Augsburg gern in einen regulären Vertrag umwandeln wollte, während Hoffenheim drei finale Transfers vermelden konnte: Neu im Kraichgau würden ab Sommer 2019 Adamyan, Stafylidis und Bebou sein, der eine als Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor, aus Regensburg kommend, der andere als Ex-Augsburger Option auf die Nachfolge von Schulz, von der BILD als „Griechengrätsche“ bezeichnet, der dritte als gefährlicher Stürmer, der in seiner Zeit in Hannover nur allzu oft verletzt gewesen war. Die nächste Nachricht betraf Szalai, dessen eigentlich abgelaufener Vertrag sich aufgrund einer Klausel zu Einsatzzeiten nochmals um ein Jahr verlängerte. „Die letzten Spieltage waren nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben“, ließ Noch-Trainer Nagelsmann vor der Partie verlauten. Seine Hoffnung, die Tür nach Europa zuletzt doch noch aufstoßen zu können, sollten jedoch ins Leere laufen: auch wenn die Partie sich denkbar gut anließ. Nach druckvollem Beginn erzielte Belfodil nach Vorarbeit von Demirbay mit einem hohen Schlenzer ins lange Eck in der 12. Minute die frühe Führung! In der 18. Minute bekam Baumgartner, der diesmal von Beginn an spielen durfte, die gelbe Karte von Schiri Aytekin gezeigt, nicht zu Unrecht nach grobem Foul an Kunde, und hätte in der Folge sein erkennbares Überengagement zügeln müssen – oder wäre besser ausgewechselt worden ...

130

Kurz darauf verhinderte Baumann mit einer Blitzreaktion den möglichen Gegentreffer, ehe in der 34. Minute Kramaric mit einem wunderschönen Freistoßtreffer über die Mainzer Mauer hinweg das 0:2 erzielte. Weil Frankfurt in München beim Abschied von Robben und Ribéry ins Hintertreffen geraten war, lag Hoffenheim für den Moment auf Platz 7, der zur Teilnahme an der Euro-League-Qualifikation berechtigt hätte. Dass es dabei nicht blieb, lag nicht zuletzt an Baumgartners hartem Einsteigen in der 41. Minute gegen den Mainzer Torhüter, was ihm die nächste gelbe Karte und somit den Platzverweis einhandelte. Zu zehnt war nun noch die gesamte zweite Halbzeit zu überstehen, bei einer Zwei-Tore-Führung eigentlich kein Ding der Unmöglichkeit, auch wenn Hoffenheim Belfodil verletzt gegen Szalai hatte auswechseln müssen. Doch mit Führungen hatte die TSG in dieser Saison so ihre Probleme und bereits 26 Punkte danach liegengelassen. Nicht auszudenken, welche Platzierung drin gewesen wäre, wenn man konstanter gespielt bzw. verteidigt hätte ... Während Mainz nach der Pause nochmal alles probierte, um den Anschluss an die Partie nicht zu verlieren, scheiterte Hoffenheim in der 50. Minute erst noch mit einer Doppelchance von Brenet und Szalai, eher der Mainzer Brosinski in der 66. Minute einen Foulelfmeter zum 1:2 verwandelte. In der 75. Minute zeigte Aytekin erneut auf den Mittelpunkt, nahm den wegen Handspiels irregulären Treffer von Boëtius aber zurück. Spätestens jetzt hätte die TSG gewarnt sein und hätte die letzte Viertelstunde in Alarmbereitschaft abspulen müssen, doch fehlten dazu vielleicht die nötigen Körner ... Was auch immer die Gründe für die erkennbar fehlende Konzentration sein mochten, jedenfalls ließ Demirbay sich in der 83. Minute eher träge den Ball von den Füßen nehmen, sodass Boëtius ungestört durchs halbe Mittelfeld gehen und zuletzt auch noch zum 2:2 einlochen konnte. Doch damit nicht genug, ließ sich Hoffenheim nun regelrecht vorführen: in der 90. Minute traf wieder Boëtius zum 3:2, und in der sechsminütigen Nachspielzeit erhöhte Mateta

nach Fehler von Bicakcic sogar auf 4:2. Damit war die Tür nach Europa endgültig zu! Und unterm Strich hatte Hoffenheim nun 29 Punkte nach eigener Führung ungenutzt gelassen. Es war in dieser Saison irgendwie der Wurm drin. Trotz herausragender Spiele und unendlich vieler Torchancen hatte es an zu vielem gemangelt, um ähnlich erfolgreich zu sein wie die beiden Jahre zuvor. Die Stimmen nach dem Spiel und Platz 9 auf der Abschlusstabelle fielen entsprechend enttäuscht aus, überall waren nur leere, abgekämpfte Gesichter zu sehen. Während in München der alte und neue Deutsche Meister mit Bierduschen feierte und Nürnberg sowie Hannover die Liga verließen, von Stuttgart nach verlorener Relegation gefolgt, äußerte Hoffenheims scheidender Trainer seine Seelengestimmtheit wie folgt: „Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir haben Europa nicht heute verloren. Das Spiel war ein Spiegelbild der ganzen Saison. Wir haben wie meist gut angefangen, den Gegner eigentlich im Griff gehabt, dann aber kam mangelnde Cleverness dazu wie oft in der Hinrunde. Wir haben uns die Butter vom Brot nehmen lassen und bekommen eine total dämliche gelb-rote Karte. Beide Aktionen dürfen Christoph Baumgartner einfach nicht passieren. Er ist ein toller Spieler mit großartiger Zukunft. Es ist dann vielleicht auch gut, wenn er mal diesen Dämpfer in der Karriere hat. Wir haben in der zweiten Halbzeit zwei Chancen, ein drittes Tor zu machen. Dann hätten wir einen Haken dran machen können, auch nach dem 2:2 hatten wir noch einmal die Chance. Aber die haben wir schlampig vergeben. So fahrlässig sind wir in dieser Saison mit vielen Situationen umgegangen und sind am Ende Neunter. Das haben wir anders geplant und uns anders gewünscht. Aber für den neuen Trainer ist es grundsätzlich eine bessere Situation, als wenn wir Siebter geworden wären und die Mannschaft durch Europa hätte tingeln müssen. Nun hat Alfred Schreuder die Chance, wieder etwas Großartiges aufzubauen. Das wünsche ich ihm und dem Klub.“

1. FSV MAINZ 05 Zentner, Brosinski, Bungert, Niakhaté, Aaron, Kunde e(56. Maxim), Gbamin, Latza (81. Öztunali), Boetius, Mateta, Ujah (56. Onisiwo) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Brenet (85. Nelson), Vogt, Bicakcic, Schulz, Grillitsch, Demirbay, Baumgartner, Kramaric, Belfodil (32. Szalai), Joelinton (66. Rupp) ZUSCHAUER 28.305 TORE 0:1 Belfodil (12.) 0:2 Kramaric (34.) 1:2 Brosinski (66., Elfmeter) 2:2 Boetius (83.) 3:2 Boetius (90.) 4:2 Mateta (90. +3) SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Kunde, Boetius Joelinton, Vogt GELB-ROTE KARTEN Baumgartner (41.)

131


statistik

132

133


abschlusstabelle saison 2018/19 Verein

Sp g

u v

t gt

d

p

34

6

88

56

78

1

FC Bayern München

24

4

32

2 Borussia Dortmund

34 23 7 4 81 44 37

76

3 RB Leipzig

34 19 9 6 63 29 34

66

4 Bayer Leverkusen

34 18 4 12 69 52 17

58

5 Borussia Mönchengladbach

34 16 7 11 55 42 13

55

6 VfL Wolfsburg

34 16 7 11 62 50 12

55

7 Eintracht Frankfurt

34 15 9 10 60 48 12

54

8

SV Werder Bremen

34

14

11

9

58

49

9

53

9

TSG 1899 Hoffenheim

34

13

12

9

70

52

18

51

10 Fortuna Düsseldorf

34 13 5 16 49 65 -16

44

11 Hertha BSC

34 11 10 13 49 57 -8

43

12

34

43

1. FSV Mainz 05

12

7

15

46

57

-11

13 SC Freiburg

34 8 12 14 46 61 -15

36

14

FC Schalke 04

34

8

9

17

37

55

-18

33

15

FC Augsburg

34

8

8

18

51

71

-20

32

16

VfB Stuttgart

34

7

7

20

32

70

-38

28

17

Hannover 96

34

5

6

23

31

71

-40

21

18

1. FC Nürnberg

34

3

10

21

26

68

-42

19

fairplay-tabelle saison 2018/19 Verein

fieberkurve – saisonverlauf 2018/19

gelbe Karten

gelb-rote Karten

rote Karten

FairPlay Index

1

1

Borussia Mönchengladbach

43

0

0

43

1

2

FC Bayern München

40

2

0

46

2

3

Borussia Dortmund

40

0

3

55

3

Bayer Leverkusen

50

0

1

55

4

5

1. FSV Mainz 05

56

0

0

56

5

6

SC Freiburg

51

3

0

60

6

FC Augsburg

55

0

1

60

7

8

VfL Wolfsburg

62

0

0

62

8

9

RB Leipzig

61

0

1

66

9

10

Eintracht Frankfurt

56

2

1

67

10

SV Werder Bremen

58

3

0

67

11

12

TSG 1899 Hoffenheim

65

2

0

71

12

13

Fortuna Düsseldorf

67

0

1

72

14

Hannover 96

59

3

1

73

15

1. FC Nürnberg

57

1

3

75

16

Hertha BSC

61

3

2

80

16

17

VfB Stuttgart

62

2

3

83

17

18

FC Schalke 04

71

1

4

94

18

Durchschnitt 65,8

134

Bewertung: Gelbe Karte: 1 Punkt Gelb-Rote Karte: 3 Punkte Rote Karte: 5 Punkte

2

3

4

5

6

7

8

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

13 14 15

135


tore (durchschnittlich pro Spiel)

gegentore (durchschnittlich pro Spiel)

Pässe 1

FC Bayern München

Saison gesamt

angekommen

Fehlpässe

Quote in %

22.202

19.414

2.788

87,44%

1

FC Bayern München

2,59

1

RB Leipzig

0,85

2

Borussia Dortmund

2,38

2

FC Bayern München

0,94

2 Borussia Dortmund

20.706 17.816 2.890 86,04%

3

TSG 1899 Hoffenheim

2,06

3

Borussia Mönchengladbach

1,24

3 Bayer Leverkusen

20.502 17.306 3.196 84,41%

4

Bayer Leverkusen

2,03

4

Borussia Dortmund

1,29

4 Borussia Mönchengladbach

17.612 14.858 2.754 84,36%

5

RB Leipzig

1,85

5

Eintracht Frankfurt

1,41

5

TSG 1899 Hoffenheim

16.422

13.464

2.958

81,99%

6

VfL Wolfsburg

1,82

6

SV Werder Bremen

1,44

6

SV Werder Bremen

16.728

13.362

3.366

79,88%

7

Eintracht Frankfurt

1,76

7

VfL Wolfsburg

1,47

7 VfL Wolfsburg

15.470 12.172 3.298 78,68%

8

SV Werder Bremen

1,71

8

TSG 1899 Hoffenheim

1,53

8 Hertha BSC

14.688 11.526 3.162 78,47%

9

Borussia Mönchengladbach

1,62

Bayer Leverkusen

1,53

9 SC Freiburg

13.498 10.540 2.958 78,09%

10

FC Augsburg

1,50

10

FC Schalke 04

1,62

10 Fortuna Düsseldorf

13.226 10.234 2.992 77,38%

11

Fortuna Düsseldorf

1,44

11

Hertha BSC

1,68

11

13.668

Hertha BSC

1,44

1. FSV Mainz 05

1,68

12 Hannover 96

13.634 10.472 3.162 76,81%

13

1. FSV Mainz 05

1,35

13

SC Freiburg

1,79

13

FC Schalke 04

13.022

9.928

3.094

76,24%

SC Freiburg

1,35

14

Fortuna Düsseldorf

1,91

14

1. FC Nürnberg

12.818

9.758

3.060

76,13%

15

FC Schalke 04

1,09

15

1. FC Nürnberg

2,00

15 VfB Stuttgart

13.566 10.268 3.298 75,69%

16

VfB Stuttgart

0,94

16

VfB Stuttgart

2,06

16 RB Leipzig

15.164 11.424 3.740 75,34%

17

Hannover 96

0,91

17

FC Augsburg

2,09

17 FC Augsburg

13.498 10.064 3.434 74,56%

18

1. FC Nürnberg

0,76

Hannover 96

2,09

18 Eintracht Frankfurt

13.294 9.724 3.570 73,15%

1,59

Durchschnitt

1,59

Durchschnitt

Durchschnitt

136

1. FSV Mainz 05

15.538

10.540

12.376

3.128

3.162

77,11%

79,65

137


durchschnittsalter (in Jahren)

1

RB Leipzig

laufleistung (in km)

Saison gesamt Ø pro Spiel

Fouls (Saison gesamt)

Foul gespielt gefoult worden

Differenz

Abseits (Saison gesamt)

24,1

1

Bayer Leverkusen

4.132,16

121,53

1

Borussia Dortmund

292

385

-93

1

FC Bayern München

88

2

1. FSV Mainz 05

24,9

2

SC Freiburg

4.090,84

120,32

2

VfL Wolfsburg

358

439

-81

2

RB Leipzig

87

3

Borussia Dortmund

25,0

3

TSG 1899 Hoffenheim

4.070,74

119,73

3

FC Bayern München

312

342

-30

3

FC Augsburg

85

4

1. FC Nürnberg

25,2

4

SV Werder Bremen

4.057,14

119,33

4

VfB Stuttgart

374

399

-25

4

1. FSV Mainz 05

83

5

Bayer Leverkusen

25,6

5

Borussia Mönchengladbach

4.024,24

118,36

5

Borussia Mönchengladbach

333

357

-24

5

Eintracht Frankfurt

81

6

TSG 1899 Hoffenheim

25,7

6

Borussia Dortmund

4.015,63

118,11

6

Bayer Leverkusen

367

383

-16

6

FC Schalke 04

79

VfL Wolfsburg

25,7

7

VfL Wolfsburg

3.989,66

117,34

7

Hannover 96

421

420

1

7

Hertha BSC

75

8

FC Schalke 04

25,8

8

Hannover 96

3.982,71

117,14

8

SC Freiburg

412

408

4

8

Borussia Mönchengladbach

70

9

Hertha BSC

26,2

9

1. FSV Mainz 05

3.953,01

116,27

9

1. FC Nürnberg

394

381

13

9

TSG 1899 Hoffenheim

67

SC Freiburg

26,2

10

RB Leipzig

3.946,41

116,07

10

Fortuna Düsseldorf

432

404

28

Bayer Leverkusen

67

11

Hannover 96

26,5

11

1. FC Nürnberg

3.945,55

116,05

11

FC Schalke 04

454

397

57

VfL Wolfsburg

67

12

Eintracht Frankfurt

26,6

12

Fortuna Düsseldorf

3.941,37

115,92

12

1. FSV Mainz 05

430

359

71

VfB Stuttgart

67

13

VfB Stuttgart

26,7

13

FC Augsburg

3.937,29

115,80

13

RB Leipzig

465

393

72

13

Borussia Dortmund

66

FC Augsburg

26,7

14

FC Bayern München

3.930,79

115,61

14

Hertha BSC

447

374

73

14

Hannover 96

58

15

Borussia Mönchengladbach

26,9

15

Eintracht Frankfurt

3.896,25

114,60

15

Eintracht Frankfurt

420

346

74

15

1. FC Nürnberg

53

16

Fortuna Düsseldorf

27,1

16

VfB Stuttgart

3.891,11

114,44

16

SV Werder Bremen

437

346

91

16

SC Freiburg

51

17

FC Bayern München

27,7

17

Hertha BSC

3.850,21

113,24

17

FC Augsburg

458

349

109

17

Fortuna Düsseldorf

50

SV Werder Bremen

27,7

18

FC Schalke 04

3.846,05

113,12

18

TSG 1899 Hoffenheim

471

348

123

18

SV Werder Bremen

41

26,0

Durchschnitt

3.972,29 116,83

404

379

Durchschnitt

138

Durchschnitt

25

Durchschnitt

69

139


gewonnene punkte (nach Rückständen)

Rückstände

Siege

Remis

Niederlagen

gew. Punkte

1 VfL Wolfsburg

19 4 4 11 20

18

2

SV Werder Bremen

1

8

9

19

3 Hertha BSC

20 3 4 13 17

Borussia Dortmund

10 5 1 4 17

5 FC Augsburg

23 3 2 18 13

6

1. FSV Mainz 05

20

2

3

15

12

7

FC Schalke 04

22

1

4

17

11

VfB Stuttgart

25 1 4 20 11

Eintracht Frankfurt

15 1 4 10 11

Borussia Mönchengladbach

16 1 4 11 11

11

13

TSG 1899 Hoffenheim

FC Bayern München

1. FC Nürnberg

2

2

9

10

8 2 2 4 10 26

0

5

21

10

SC Freiburg

19 0 5 14 10

15 Fortuna Düsseldorf

20 1 3 16 9

16 RB Leipzig

10 1 3 6 9

17 Bayer Leverkusen

15 2 1 12 8

18 Hannover 96

24 0 1 23 2

Durchschnitt 11,7

verlorene punkte (nach Führungen)

1

TSG 1899 Hoffenheim

Führungen

Siege

Remis

Niederlagen

verl. Punkte

26

13

10

3

29

2 FC Augsburg

17 8 4 5 23

3 SC Freiburg

16 8 7 1 17

4 Bayer Leverkusen

24 18 2 4 16

5 Hannover 96

11 5 3 3 15

6 Hertha BSC

17 11 4 2 14

1. FC Nürnberg

9 3 4 2 14

29

8

FC Bayern München

24

3

2

12

9 Borussia Dortmund

28 23 4 1 11

10 Eintracht Frankfurt

19 15 3 1 9

11 Fortuna Düsseldorf

16 13 1 2 8

12 Borussia Mönchengladbach

19 16 2 1 7

1. FSV Mainz 05

15

12

2

1

7

14

SV Werder Bremen

17

14

3

0

6

VfL Wolfsburg

19 16 3 0 6

VfB Stuttgart

10 7 3 0 6

17 RB Leipzig

21 19 1 1 5

FC Schalke 04

10 8 1 1 5

Durchschnitt 11,7

141


die ewige bundesliga-tabelle (1963 – 2019) Verein

1 FC Bayern München 2 Borussia Dortmund 3 SV Werder Bremen 4 Hamburger SV 5 VfB Stuttgart 6 FC Schalke 04 7 Borussia Mönchengladbach 8 Bayer 04 Leverkusen 9 Eintracht Frankfurt 10 1. FC Köln 11 1. FC Kaiserslautern 12 Hertha BSC 13 VfL Bochum 14 1. FC Nürnberg 15 VfL Wolfsburg 16 Hannover 96 17 MSV Duisburg 18 Fortuna Düsseldorf 19 Karlsruher SC 20 TSV 1860 München 21 SC Freiburg 22 Eintracht Braunschweig 23 1. FSV Mainz 05 24 Arminia Bielefeld 25 TSG 1899 Hoffenheim 26 FC Hansa Rostock 27 KFC Uerdingen 05 28 FC Augsburg 29 FC St. Pauli 30 SV Waldhof Mannheim 31 FC Energie Cottbus 32 Kickers Offenbach 33 Rot-Weiss Essen 34 RB Leipzig 35 Alemannia Aachen 36 SG Wattenscheid 09 37 1. FC Saarbrücken 38 SG Dynamo Dresden 39 SV Darmstadt 98 40 Rot-Weiß Oberhausen 41 SpVgg Unterhaching 42 Wuppertaler SV Borussia 43 FC Ingolstadt 04 44 FC Homburg 45 Borussia Neunkirchen 46 SV Stuttgarter Kickers 47 Tennis Borussia Berlin 48 SSV Ulm 1846 49 SC Paderborn 07 50 SC Fortuna Köln 51 SC Preußen Münster 52 SpVgg Greuther Fürth 53 SV Blau Weiss Berlin 54 1. FC Lokomotive Leipzig 55 Tasmania Berlin

Sp g

u v

t gt

1.840 1.094 405 341 4.033 2.001 1.764 784 454 526 3.132 2.486 1.866 785 469 612 3.132 2.709 1.866 746 495 625 2.937 2.662 1.798 740 434 624 2.969 2.628 1.730 681 434 615 2.544 2.463 1.738 701 457 580 2.946 2.521 1.364 583 373 408 2.291 1.828 1.696 621 430 645 2.647 2.620 1.594 629 407 558 2.617 2.364 1.492 575 372 545 2.348 2.344 1.216 442 307 467 1.719 1.851 1.160 356 306 498 1.602 1.887 1.118 344 286 488 1.428 1.794 748 283 191 274 1.127 1.102 1.016 308 250 458 1.385 1.734 948 296 259 393 1.291 1.520 820 258 220 342 1.209 1.451 812 241 230 341 1.093 1.408 672 238 170 264 1.022 1.059 646 196 167 283 802 1.041 706 242 177 287 937 1.086 442 148 116 178 578 642 544 153 139 252 645 883 374 131 112 131 600 571 412 124 107 181 492 621 476 138 129 209 644 844 272 82 75 115 330 410 272 58 80 134 296 485 238 71 72 95 299 378 204 56 43 105 211 338 238 77 51 110 368 486 238 61 79 98 346 483 102 54 24 24 186 121 136 43 28 65 186 270 140 34 48 58 186 248 166 32 48 86 202 336 140 33 45 62 132 211 136 28 33 75 152 273 136 36 31 69 182 281 68 20 19 29 75 101 102 25 27 50 136 200 68 18 18 32 69 99 102 21 27 54 103 200 98 25 18 55 109 223 72 20 17 35 94 132 68 11 16 41 85 174 34 9 8 17 36 62 34 7 10 17 31 65 34 8 9 17 46 79 30 7 9 14 34 52 34 4 9 21 26 60 34 3 12 19 36 76 34 3 11 20 32 69 34 2 4 28 15 108

p

3.134 2.425 2.375 2.270 2.220 2.152 2.103 1.929 1.859 1.806 1.666 1.447 1.129 1.091 1.040 1.038 904 773 765 753 725 667 560 523 505 469 410 321 224 214 211 205 201 186 123 116 112 107 105 103 79 77 72 69 68 57 38 35 31 25 23 21 18 17 8

Ab der Saison 95/96 galt die Drei-Punkte-Regel, davor die Zwei-Punkte-Regel.1993/1994: Dynamo Dresden wurden am Saisonende vier Punkte abgezogen. 1999/2000: Eintracht Frankfurt wurden am Saisonende zwei Punkte abgezogen. 2002/2003: Der 1. FC Kaiserslautern startete mit drei Minuspunkten in die Saison 2003/2004.

143



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