Papier 1994
… Die Spontaneität, den uneingeschränkten Blick ins Innere, verweigert uns das Kunstwerk unter seinem letzten Schliff regelmäßig. Ulli Beckers Karteikarten haben da etwas entwaffnend Offenes. Sie verbinden das Originäre mit dem Fer tigen, geben den Blick frei auf die künstlerische Intention. Karteikarten mit Herz sozusagen. Herz charakterisiert auch die Gemälde, ergreifende Darstellungen von Kindern, Heranwachsenden mit beklemmender Ausstrahlung. Monumental und zart zugleich. Groß, beinahe über uns und doch eingeengt in ihre Bildausschnitte, gehetzt, aus dem Moment erhascht und doch erstarrt, gebannt. Besondere Technik des Farbauf trags, nicht mit dem Pinsel, der würde zu konkrete, zu harte Spuren lassen, nein zart getupft, ohne den Prozeß noch erkennbar sein zu lassen. Auf den Karteikarten gibt uns Frau Beckers schriftliche Hilfestellung. Er klärungen sind es nicht, Vermerke sind es, Teil der seriellen Zusammenhänge. Strenge und Herz | Grausamkeit und Sorge | Mensch und Tier, sind ihre Themen. John Lochner-Griffith Oktober 2007
„Jemand da?“
fragt der Vater beim Öffnen der Wohnungstür, wenn er von einer Reise zurückkommt. So ruft ein Fremder, der an der Pforte vergeb lich klingelt. „Jemand da?“ heißt, ich klopfe an, im buchstäblichen oder über tragenen Sinn. Ich stehe an der Schwelle und bitte um Einlaß. Ich bin ängstlich und hoffnungsvoll zugleich, daß ich bald nicht mehr allein sein werde. Mit der Frage „Jemand da?“ werden Räume gewechselt, Grenzen überschritten, Begegnungen begonnen. Die Bilder von Ulli Beckers erzählen von Räumen, von öffentlichen und privaten, und von Menschen, wie sie sich darin geben und bewegen, wie sie sich einrichten, wo sie arbeiten und wie sie leben. Räume sind wie Porträts, weil sich in ihnen das Wesen von Menschen widerspiegelt. Nicht zufällig unterscheidet die Künst lerin „Wohnungsporträts“, mit den Titeln „Berliner rettet den Feierabend“ und „High-Tech-Wohnung am Savignyplatz“, von „Raumporträts“ mit Titeln wie „Ber linische Galerie“ und „Staatsbibliothek“. Auch die Karteikartenserien, Büro-, Tanzstunden-, Tangoserie, sind Geschichten über Menschen in Räumen und in cha rakteristischen Situationen, persönlich, sympathisch und voller Humor. Die intimsten Räume von Ulli Beckers betreten wir in den „Hellen Akten“ und in der aktuellen Serie, aus der die Ausstellung ihren Titel erhielt: „Brüderchen und Schwesterchen — Heimspiel“. In ihrer individuellen Sicht auf den Menschen körper und den thematischen Varianten über die enge geschwisterliche Verbindung zeigt die Künstlerin, wie sehr sie dem Menschlichen zugewandt ist. Wir folgen ihr gern darin bis zu den großformatigen Ölbildern mit den Titeln „Bruder“, „Geschwister“ oder „Sherpamädchen aus dem Solokhumbu“.
Dr. Sibylle Ehringhaus März 2011
Helle Akte
1994, Papier
Tango
Papier, 2002
テ僕bilder
Alexander, 2009
Nepalesische Schulmテ、dchen, 2010 rechts Sherpamテ、dchen, 2010
テ僕bilder links
rechts Bruder, Öl, 2011
Brüderchen und Schwesterchen – Heimspiel links Papier, 2011,
Geschwister
テ僕, 2011
Brüderchen und Schwesterchen – Heimspiel Papier 2010
Papier, 1992
High-Tech-Wohnung am Savignyplatz
Berliner rettet den Feierabend Wohnung in der Erlanger StraĂ&#x;e
Papier, 1992
Berliner Stabi Papier, 1992
Berlinische Galerie
Papier, 1992
B端ro Serie
Papier, 1995
Tatsachen Serie
Karteikarten, 1992
Tanzstunden Serie Papier, 1995
Ulli Beckers 1959 1988 1989 1989-1991 1990-1993 1988-1998 1998 1999
in Bonn geboren Meisterschülerin bei Prof. Herbert Kaufmann an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) Berlin 1.Staatsexamen in den Fächern Kunst und Sport Stipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin Werkverträge des Senats von Berlin Tätigkeit als freischaffende Künstlerin 2.Staatsexamen Lehrerin an der Heinrich-Böll-Oberschule, Berlin-Spandau lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Berlin
Einzelausstellungen (Auswahl) 2010 wirst du froh sein mich gekannt zu haben, Galerie Friendly Society, Berlin 2007 Das wissen Sie doch alles, Galerie im Kontorhaus, Konsumverband, Berlin 1994 Jagdsaison, Galerie Kunsthalle, Berlin 1992 Ulli Beckers, Gildewart Galerie, Osnabrück 1991 Was bleibt, Galerie Parkberg, Hamburg 1990 Ulli Beckers, Galerie art is choke, Berlin 1988 Ritt auf dem Rhinoceros, Galerie Parkberg, Hamburg 1986 Unterm Dach, Rauminstallation auf dem Dach boden in der Lübecker Str. 45, Berlin-Moabit
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl) 1998 Galerie Seyffarth-Stahl, Berlin 1995 Muse küsst Muse – eine zeitgenössische Reflexion über historische Künstlerinnen, Lindenau Museum, Altenburg 1994 Jagdgründe, Galerie Kunsthalle, Berlin 1993 Synchronia, Bahnhof Westend, Berlin, House of Cyprus, Athen, Griechenland, Diaspro Art Center, Nicosia, Zypern 1992 ConSecuencias, Künstlerhaus Bethanien, Berlin Consecuencias made in Europe – Kettle´s Yard, Cambridge, England 1991 Werkstatt Berlin, U-Bahnhof Alexanderplatz, Berlin Ausschau´91, Obere Galerie im Haus am Lützowplatz, Berlin, Katalog 1990 Künstler der Galerie, Galerie Becker-Zang, Berlin Evolution oder Eigensinn, Quergalerie, Hochschule der Künste, Berlin 1989 22 Karl-Hofer-Stipendiaten, Forum der Commerzbank, Berlin, Katalog Projekt LÜ 21, Ausstellung, Aktionen, Lübecker Str.21, Berlin Moabit (gefördert durch die Künstlerförderung des Berliner Senats) 1988 Kunstpreis Kaiserslautern, Pfalzgalerie, Kaiserslautern 1987 Hochschule der Künste Berlin, Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, Bonn
Bandoneonspieler Papier, 2002
Mai 2011 | Auflage 250 St端ck Layout: www.mariaherrlich.de