Vol. 1_2018
DAS MAGAZIN FÜR ALLE KULTURBEGEISTERTEN
Mit r #essenkultu Erlebnisse teilen
4 RUHR MUSEUM
Das Zeitalter der Kohle
Der deutsche Steinkohlenbergbau endet 2018. Dazu zeigen das Ruhr Museum und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum ab 27. April die große Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“.
8 UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN Neue Führungen im Denkmalpfad. 14 MUSEUM FOLKWANG Retrospektive würdigt Hans Josephsohn. 18 THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN 10 Jahre Ben Van Cauwenbergh.
Foto: Jochen Tack / Stiftung Zollverein
Der deutsche Steinkohlenbergbau endet im Dezember 2018. Mit „Glückauf Zukunft!“ würdigen die RAG-Stiftung, die RAG Aktiengesellschaft und die Evonik Industries AG zusammen mit dem Sozialpartner IG BCE seine Errungenschaften und Leistungen. Außerdem treiben sie mit neuen Impulsen die Zukunftsgestaltung in den Bergbauregionen voran.
Alle Veranstaltungen im Rahmen der Initiative „Glückauf Zukunft!“ finden Sie unter www.glückauf-zukunft.de/kalender
www.glückauf-zukunft.de
DAS MAGAZIN FÜR ALLE KULTURBEGEISTERTEN
In der Mischanlage der Kokerei
Begleitend zur großen Kohle-
Hans Josephsohn ist eine zentrale
Gespräch mit Daniel Bell, 1. Konzert-
Zollverein: „Das Zeitalter der Kohle.
ausstellung bietet der Denkmalpfad
Künstlerpersönlichkeit der figurativen
meister der Essener Philharmoniker,
Eine europäische Geschichte“.
zwei neue Führungen an.
Bildhauerei des 20. Jahrhunderts.
über die aktuelle Spielzeit.
UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN
14
4
RUHR MUSEUM
8
INHALT
4 GROSSE SONDERAUSSTELLUNG DER ANFANG VOM ABSCHIED 7
JOSEF STOFFELS – CHRONIST DES RUHRGEBIETS
MUSEUM FOLKWANG
THEATER UND 18 PHILHARMONIE ESSEN
EDITORIAL
Essen begeistert mit Kultur – und das nicht erst, seit die Stadt Europas Kulturhauptstadt RUHR.2010 war. Als einstige Kohlehauptstadt stellt Essen mit dem UNESCO-Welterbe Zollverein die Sehenswürdigkeit der gesamten Region, die jährlich allein über 1,5 Millionen Besucher anlockt.
8 DENKMALPFAD ZOLLVEREIN GESCHICHTE ERZÄHLEN 12 KULTURKALENDER 14 RETROSPEKTIVE HANS JOSEPHSOHN EXISTENZIELLE PLASTIK 17 EDVARD MUNCH – MEISTERWERKE ZU GAST
In der ehemaligen Kohlenwäsche auf Zollverein beheimatet, gilt das Ruhr Museum zu Recht als Gedächtnis der Region. Mit dem Museum Folkwang und seiner herausragenden Sammlung bietet die Stadt das bedeutendste der 20 RuhrKunstMuseen mit internationaler Beachtung. Die fünf Sparten der TUP bringen das um fassendste Programm unter den RuhrBühnen in der Metropole Ruhr aufs Parkett. Diese vier Institutionen stehen für ein herausragendes kulturelles Angebot, das wir in dem neuen Magazin
18 ERSTE GEIGE MUSIK UND KULTUR VERBINDEN 21 BEN VAN CAUWENBERGH – „10 BY BEN“
essenkultur vorstellen. Das Magazin wird künftig zwei Mal im Jahr erscheinen und die Geschichten der Akteure in den Mittelpunkt stellen. Wenn Sie Ihre Kulturerlebnisse in Essen mit anderen und mit uns teilen möchten, stellen Sie gerne unter dem Hashtag #essenkultur Fotos ins Netz.
22 SERVICE ADRESSEN UND KULTUR-ANGEBOTE 22 IMPRESSUM
Wir wünschen gute Unterhaltung. Die Redaktion
3
Der Anfang vom Abschied Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ RUHR MUSEUM UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN MUSEUM FOLKWANG THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN
→ Spektakulärer Ort Zu sehen ist die Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ in der ehemaligen Mischanlage der Kokerei Zollverein, hier die Trichterebene.
4
Text Guido Schweiss-Gerwin
D
er deutsche Steinkohlenbergbau endet 2018. Dazu zeigen das Ruhr Museum und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum ab 27. April die große Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“. Spektakulärer Ausstellungsort ist die Mischanlage auf der Kokerei Zollverein.
Foto Jochen Tack
„Das Abschiedsjahr der Kohle leitet einen kulturellen Epochenwandel ein“, erklärt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums. Die Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ zeigt das Thema in seiner ganzen Breite. „Es ist die erste europäische Ausstellung zur Kohle und zudem die größte Sonderausstellung, die das Ruhr Museum bisher gemacht hat“, so der Ausstellungsmacher weiter. „Mit der Sonderausstellung führen wir die Sammlung des Ruhr Museums zur Ruhrgebietsgeschichte mit den Beständen zur Bergbau- und Technikgeschichte aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum zusammen“, ergänzt Dr. Michael Farrenkopf, Leiter des Montanhistorischen Dokumentationszentrums am Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Dritter Ausstellungsmacher ist Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, der sich bereits in den 1990er-Jahren mit der musealen Vermittlung von Sozial-, Wirtschaftsund Technikgeschichte beschäftigt und an der großen Ruhrgebietsausstellung „Feuer und Flamme. 200 Jahre Ruhrgebiet“ im Gasometer Oberhausen wesentlich mitgewirkt hat. Besondere Qualität der Exponate In der Mischanlage auf der Kokerei Zollverein werden auf drei Ebenen und rund 2.000 Quadratmetern etwa 1.200 Exponate präsentiert. Davon stammt etwa die Hälfte der Objekte von 160 externen Leihgebern. „Die Besonderheit der Ausstellung zeigt sich nicht nur in der Menge, sondern vor allem in der Qualität der Exponate. Wir können viele Dinge im Original zeigen. Das dokumentiert die Wahrnehmung bei den Leihgebern und damit die Bedeutung der Ausstellung – auch im europäischen Kontext“, ist Brüggemeier zurecht stolz auf die Zusammenstellung der Exponate. Zur Ausstellung selbst möchten die Initiatoren noch nicht viel verraten. Aber immerhin: Gezeigt wird das größte existierende Kohlestück aus dem Ruhrgebiet. Es ist circa 2 mal 2 Meter groß und wiegt acht Tonnen. Genius Loci der Kohle Neben der Qualität der Exponate selbst steht auch der spezielle Ausstellungsort im →→
5
RUHR MUSEUM →→ Vordergrund. „Das UNESCO-Welterbe Zollverein ist als ehemals größte Steinkohlenzeche der Welt ein besonderer Ort der Kohle“, sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter. Die Mischanlage war erstmals zum Abschluss der Internationalen Bauausstellung (IBA) 1999 Ort der Ausstellung „Sonne, Mond und Sterne“. Der Zugang zur Ausstellung erfolgt wieder über die Standseilbahn, die gerade saniert worden ist. Besucher können vom Wiegeturm am Parkplatz C direkt in die obere Etage der Mischanlage fahren. Die Mischanlage als Maschine gab gestern den Weg der Kohle und gibt heute den Weg der Besucher vor.
Großes Begleitprogramm „Wir haben ein sehr umfassendes Begleitprogramm entwickelt, das sich in die vier Module Vorträge, Filme, Exkursionen und museumspädagogische Bildung unterteilt“, so der Direktor des Ruhr Museums. „Ein größeres und breiteres Programm kann man zum Thema Kohle nicht machen.“ Die Vorträge, die im Museum in Bochum stattfinden werden, sollen unterschiedliche Perspektiven eröffnen und beschäftigen sich mit Themen verschiedenster Art, die mit Kohle korrespondieren, wie beispielsweise Politik und Wirtschaft, aber auch Fußball. Die Filme greifen unter anderem auf bisher unveröffentlichtes Dokumentationsmaterial zurück. Es stammt aus der Kinemathek des Ruhrgebiets, teilweise ist es auch Material von
Industriefilm Ruhr. Im Open-Air-Kino auf der Kokerei werden im August zudem die großen Klassiker der Bergbau-Filme über mehrere Nächte hinweg gezeigt. „Mein Wunsch wäre in diesem Zusammenhang ein Rote-Erde-Abend. Gerne möchten wir die WDR-Serie noch einmal zur Aufführung bringen“, sagt Dr. Michael Farrenkopf.
Sonderausstellung
Hinzu kommt ein breites Exkursionsprogramm zu den Originalstätten des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet und den benachbarten Revieren in Elsass-Lothringen, im belgischen Hennegau und in Nord-Pas-de- Calais. Im Rahmen des museumspädagogischen Programms sind Führungen für Familien ebenso wie für Schulen geplant. Alle Zielgruppen sollen sich angesprochen fühlen, so die Ausstellungsmacher weiter.
• bis 2. September Die Ausstellung präsentiert über 500 Objekte, darunter das mit fast 485 Millionen Jahren älteste Stück Nordrhein-Westfalens.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die RAG-Stiftung im Rahmen der Initiative „Glückauf Zukunft“. Prof. Heinrich Theodor Grütter: „Die Initiative ,Glückauf Zukunft!‘ der RAG-Stiftung bietet ein Programm wie eine kleine Kulturhauptstadt.“ Allein in die Finanzierung der Ausstellung fließen 1,5 Millionen Euro. Die drei Initiatoren planen insgesamt mit mindestens 80.000 Besuchern von April bis November. Diese Planung ist aber eher konservativ, insgeheim hofft man auf eine sechsstellige Besucherzahl.
Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum
Weitere Highlights
Panini-Album „Schwarzes Gold“ • seit Januar 2018 überall im Revier, wo es Zeitschriften gibt Der große Sammelspaß für die ganze Familie in 288 Sammelbildern. Das Album wird 300.000 Ausgaben der WAZ beigelegt.
← Die drei Ausstellungsmacher Dr. Michael Farrenkopf, Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier und Prof. Heinrich Theodor Grütter, Ruhr Museum, präsentieren das Plakat zur großen Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“.
6
Fotos Helena Grebe, Ruhr Museum, Klartext Verlag
UNESCO-Welterbe Zollverein Areal A [Schacht XII] Kohlenwäsche [A 14] Gelsenkirchener Straße 181 45309 Essen ruhrmuseum.de
Josef Stoffels
→ Zeche Prosper II, Malakowturm, Bottrop-Welheim 1954.
Zeche Consolidation, Gelsenkirchen, um 1953.
Der Chronist des Ruhrgebiets
Fotos Fotoarchiv Ruhr Museum
Sonderausstellung „Josef Stoffels. Steinkohlenzechen – Fotografi en aus dem Ruhrgebiet“ auf der 12-Meter-Ebene des Ruhr Museums noch bis 2. September 2018
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Mit rund 160 Fotografi en von 60 Steinkohlenzechen und über 250 weiteren, teilweise bislang unveröffentlichten Fotografi en zum Bergbau sowie Auftragsarbeiten und privaten Aufnahmen des Essener Industrie- und Dokumentarfotografen Josef Stoffels präsentiert die Ausstellung einen der bedeutendsten Fotografen und Dokumentaristen des Bergbaus im Ruhrgebiet. Die Ausstellung interpretiert die Fotografi en aus der Sicht des Endes des Bergbaus noch einmal neu und zeigt Josef Stoffels als einen wichtigen Chronisten des Ruhrgebiets. So vielfältig die Steinkohlenbergwerke waren, die Stoffels fotografi erte, so vielfältig waren seine fotografi schen Annäherungen an die Zechen. Er fotografi erte mit Kleinbild, Mittelformat und Großbild, inszeniert oder spontan, aus unterschiedlichen Perspektiven, mit unterschiedlichen Bildmustern und ohne bevorzugte Topoi.
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre frei sowie Schüler- und Studierendengruppen im Rahmen einer gebuchten Führung, Kombitickets und Gruppenermäßigungen erhältlich. Tickets unter tickets-ruhrmuseum.de
Stoffels hat in den 1950er Jahren so gut wie alle der damals existierenden 150 Klein- und Großzechen im Ruhrgebiet, aber auch in Niedersachsen und im Aachener Raum fotografi ert und 1959 im Bildband „Die Steinkohlenzechen. Ruhr, Aachen, Niedersachsen. Das Gesicht der Übertageanlagen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts“ veröffentlicht. Damit hat er ein Inventar des Steinkohlenbergbaus auf dem Höhepunkt seiner Produktion erstellt und der Kohlenförderung ein einmaliges Denkmal gesetzt. Allerdings erschien der Bildband in jenem Moment, in dem die Kohlenförderung völlig unverhofft und für die Zeitgenossen kaum vorstellbar in Bedrängnis geriet. Stoffels‘ Motivation war die Begeisterung für die Dimension und die Bedeutung des Industriezweiges. Und so dokumentierte er die Steinkohlenzechen im Revier in der Zeit vom Kohleboom zur Kohlekrise mit dem Ziel, eine „Enzyklopädie der Steinkohlenzechen“ zu schaffen.
7
RUHR MUSEUM UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN MUSEUM FOLKWANG THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN
8
Geschichte erzählen Text Guido Schweiss-Gerwin
M
it über 150.000 Besuchern jährlich zählt der Denkmalpfad zu den wichtigsten Angeboten auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein. Begleitend zur großen Sonder ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ sind ab April mit „Schichtwechsel“ und „Zollverein-Architektur gestern und heute“ zwei neue Führungen im Programm. „Auf Zollverein wurde bereits vor über 30 Jahren die Steinkohlenförderung eingestellt“, antwortet Thorsten Seifert, Leiter des Denkmalpfads Zollverein, auf die Frage, was in diesem Jahr das endgültige Ende der Steinkohlenförderung in Deutschland für den Standort bedeute. „Wir müssen uns daher in die damalige Zeit versetzen, uns fragen, was das Jahr 1986 für die Menschen in Essen bedeutet hat“, so Seifert weiter. Einen wichtigen Zeitzeugen hatte er in der Familie. Sein Vater Joachim Seifert hat auf Zollverein gearbeitet. „Wir haben quasi mit den Füßen auf der Seilscheibe gelebt“, erzählt er. Der Schatten des Doppelbocks fiel in sein Kinderzimmer. „Die Vermittlung des Themas wird zunehmend spannender“, sagt Seifert, weil immer weniger Menschen in der Region eine Verbindung zum Bergbau hätten.
← Kokerei Zollverein Bis 1993 wurde in den Öfen der Kokerei bei mehr als 1.000 Grad Celsius Kohle zu Koks veredelt. Unter fachkundiger Begleitung lernen die Teilnehmer die Produktionsabläufe der einst größten Zentralkokerei Europas kennen.
9
UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN
Schichtwechsel Bergbau, Kohleausstieg und Strukturwandel auf Zollverein Ort: Zeche Dauer: 2 Stunden Termine öffentliche Führungen: Apr–Okt: am 4. So des Monats, 14.30 Uhr 22.04., 27.05., 24.06., 22.07., 26.08., 23.09., 28.10. Teilnahmegebühr: 9,50 Euro (ermäßigt 6 Euro) Kinder und Jugendliche (5 – 17 Jahre): 6 Euro Familienticket I: 22 Euro Familienticket II: 14 Euro auch als Gruppenführung Kontakt: denkmalpfad@zollverein.de Weitere Informationen: denkmalpfad-zollverein.de
← Ehemaliger Bergmann als Guide Der Gästeführer vermittelt interessante Fakten zu Architektur, Natur und Wandel Zollvereins vom Bergwerk zum modernen Kulturstandort.
→→
Erste Führungen bereits zwei Jahre nach der Stilllegung Das war zur Zeit der Schließung noch ganz anders. „Zollverein war für viele Bergleute nicht mehr als eine Zeche, ein Ort der Arbeit“, erklärt der Experte. Heute ist das markante Doppelbock-Fördergerüst ähnlich wie der Eiffelturm in Paris eine Top-Sehenswürdigkeit. Dabei hat der touristische Betrieb ganz klein begonnen. Bereits zwei Jahre nach der Stilllegung organisierten Bergleute erste Führungen auf dem früheren Industriegelände. Interessierte Bürger, aber auch die Ehefrauen
10
und Kinder der ehemaligen „Zollvereiner“ wollten endlich einmal wissen, wie es hinter den Werkstoren aussah. Seiferts Vater Joachim gehörte mit zu den ersten, die Führungen realisierten. In den 1990er-Jahren erschloss die mit dem Umbau der Zollverein Schacht XII beauftragte Bauhütte das Industriedenkmal für die Öffentlichkeit. 1993 lockten die ersten regelmäßigen Führungen an den Wochenenden mehr als 5.000 Besucher in das Industriedenkmal. Nach einer umfassenden
UNESCO-Welterbe Zollverein Gelsenkirchener Straße 181 45309 Essen 0201.24681-0 zollverein.de
← Thorsten Seifert verantwortet seit vielen Jahren die Weiterentwicklung des Denkmalpfads Zollverein.
»Unsere Aufgabe ist es, die Wurzeln des Standortes zu erhalten und zu vermitteln – und das so authentisch wie möglich.« Thorsten Seifert
Fotos (S. 8 – 11) Jochen Tack, FUNKE Foto Services
Zollverein-Architektur gestern und heute Die klassische Moderne und ihre Erben Ort: Zeche und Kokerei Zollverein Dauer: 2 Stunden Führungen: · nicht als öffentliche Führung im Angebot · maximale Gruppengröße: 20 Personen · Gruppenführungen: ganzjährig individuell buchbar · Gruppenpreis: 130 Euro
didaktischen und musealen Überarbeitung eröffnete der „neue“ Denkmalpfad im Dezember 2009. Seitdem können Besucher im Rahmen von Führungsangeboten den Weg der Kohle in den authentisch erhaltenen Anlagen der einst größten und leistungsfähigsten Steinkohlenzeche der Welt nachvollziehen – von der Förderung über die Verarbeitung bis zur Verladung. Auseinandersetzung mit dem Strukturwandel anregen In dem neuen Führungsangebot „Schichtwechsel“, das begleitend zum Jahr des Steinkohleausstiegs in Deutschland ab Ende April an den Start geht, steht der gesamte Prozess des Wandels im Mittelpunkt. „Wir wollen Geschichte erzählen und die Auseinandersetzung mit dem Thema anregen“, so der Leiter des Denkmalpfads. „Unsere Aufgabe ist es, den historischen Kern des Standortes zu erhalten und zu vermitteln –
und das so authentisch wie möglich.“ Dabei führt er an, dass der Strukturwandel in der Region bereits in den 1960er-Jahren mit der Schließung erster Zechen begann. Die Schließung der Zeche Zollverein 1986 und der Kokerei 1993 sind aus seiner Sicht frühe Stationen des Ausstiegs. „Die Führung beschäftigt sich daher auch mit der Frage, welche Chancen der Ausstieg aus der Kohle für die Region bietet“, sagt Thorsten Seifert. „Schichtwechsel“ wird unter anderem auch von ehemaligen Bergleuten durchgeführt. Insgesamt rund 110 geschulte Gästeführer begleiten die Besucher bei den mehr als 30 verschiedenen Themenführungen. Inspiration für Architektur und Gestaltung Bei der Führung „Zollverein-Architektur gestern und heute“ lernen Besucher die Gebäudekomplexe der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer auf Zollverein kennen. Die Zentralschachtanlage XII, von 1928 bis 1932 errichtet, gilt als technisches und ästhetisches Meisterwerk der Moderne – ein Kulturdenkmal, das die UNESCO 2001 offiziell als „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in die Welterbeliste aufgenommen hat. Noch heute besticht die symmetrische Anordnung der Gebäude auf zwei Blickachsen. Die 20 Einzelgebäude bilden die technischen Arbeits- und Produktionsabläufe der Kohleförderung nach der Bauhaus-Maxime, dass sich die Form an der Funktion orientieren soll, ab. Durchgestaltet bis in die Details der Lampen, Treppengeländer und Türgriffe ist der komplett erhaltene Komplex ein Gesamtkunstwerk und repräsentiert exemplarisch die soziale, ökonomische, ästhetische und industrielle Geschichte des Kohle- und Stahlzeitalters. Die Teilnehmer erfahren zudem Wissenswertes über die Sanierung der Gebäude nach Stilllegung der Zeche, z. B. über den spektakulären Ausbau der Kohlenwäsche, aber auch zu neueren Bauten wie dem SANAA-Gebäude. „Diese Führung wird für Gruppen bis 20 Personen angeboten und dauert etwa zwei Stunden“, sagt Thorsten Seifert.
Weitere Führungen
Über Kohle und Kumpel Der Weg der Kohle auf der Zeche, ganzjährig, mehrmals täglich
Durch Koksofen und Meistergang Der Weg der Kohle auf der Kokerei, ganzjährig, mehrmals täglich
Von Kohle und Koks Der Weg der Kohle von der Zeche zur Kokerei, Wochenende, Feiertage
11
MAI
APRIL
MÄRZ
Historische Revue, die den sozialen Konflikten von den Bauernkriegen bis ins 20. Jahrhundert folgt. • ab 10. Mai
GESCHICHTE MUSIKALISCH. PROLETENPASSION im Grillo-Theater
Familienführungen, offene Workshops und Experimente: ein Nachmittag in XXL für alle Kinder mit ihren Eltern und Großeltern. Kostenfrei! • 6. Mai, 14 – 18 Uhr
FAMILIENTAG Museum Folkwang
• 4. Mai – 22. Juli
AUSSTELLUNG LUIGI GHIRRI. KARTE UND GEBIET Museum Folkwang
Die Choreographen Armen Hakobyan und Denis Untila garantieren ein funkelndes Fest der Sinne! • ab 28. April
URAUFFÜHRUNG: MOVING COLOURS Ballettabend im Aalto-Theater
• 19. April – 13. Juli
KLAVIERFESTIVAL RUHR
Briefe und Tagebucheinträge von E. Munch. Es liest Henrik Schubert. • 13. April, 18 Uhr
LESUNG ‚MEISTERWERKE ZU GAST: EDVARD MUNCH – SEHNSUCHT UND ERWARTUNG‘ Museum Folkwang
• 30. März – 24. Juni
AUSSTELLUNG HANS JOSEPHSOHN Existenzielle Plastik im Museum Folkwang
• bis 2. September
ERDGESCHICHTEN. Geologie im Ruhr Museum
Kulturkalender
Der deutsche Steinkohlenbergbau endet 2018. Dazu zeigen das Ruhr Museum und das Deutsche Bergbau- Museum Bochum ab 27. April die große Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“. Spektakulärer Ausstellungsort ist die Mischanlage auf der Kokerei Zollverein. zeitalterderkohle.de
Kokerei Zollverein
DAS ZEITALTER DER KOHLE. EINE EUROPÄISCHE GESCHICHTE
• 27. April – 11. November
In der gefeierten Inszenierung von Regisseurin Tatjana Gürbaca kehrt Richard Wagners „Lohengrin“ auf die Bühne zurück. Unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Tomaš Netopil ist ein packendes Drama zu erleben, das sich um den Schwanenritter Lohengrin, nach dessen Namen niemand fragen darf, und seine Gemahlin Elsa von Brabant dreht. aalto-musiktheater.de
Aalto-Theater
WAGNERS „LOHENGRIN“
• ab 8. April
Die Sonderausstellung „Josef Stoffels. Steinkohlenzechen – Fotografien aus dem Ruhrgebiet“ zeigt die Region auf dem Zenit des Ruhrbergbaus in den 1950er Jahren. ruhrmuseum.de
Ruhr Museum
„JOSEF STOFFELS. STEINKOHLENZECHEN – FOTOGRAFIEN AUS DEM RUHRGEBIET“
• bis 2. September
13
OKTOBER
AUGUST/ SEPTEMBER
JUNI/ JULI
• 28. – 29. April
ruhrmuseum.de zollverein.de museum-folkwang.de visitessen.de theater-essen.de
WEITERE TERMINE UNTER
• 10. – 14. Oktober
lit.RUHR u.a. auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein
• 8. Oktober – 3. Februar 2019
Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien. Ruhr Museum
• 9. August – 23. September
RUHRTRIENNALE
Mit einem großen Freiluftkonzert beschließen die Essener Philharmoniker die Spielzeit mit Werken von Bernstein, Copland und Mozart. • 7. Juli, 20 Uhr
ESSENER PHILHARMONIKER OPEN-AIR Grugapark
• 29. Juni – 30. September
Die Farbe in den Werken von Josef Albers ist kraftvoll und unverwechselbar. Linie, Farbe, Fläche und Raum interagieren miteinander, fordern den Betrachter heraus. Albers‘ Serie „Homage to the Square“ mit mehr als 2.000 Bildern wurde zum Markenzeichen des wegweisenden Künstlers, Lehrers, Kunsttheoretikers und Impulsgebers. In einer großangelegten Retrospektive führen die Kulturstiftung Ruhr und das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop Hauptwerke seines facettenreichen Schaffens in der Villa Hügel zusammen. villahuegel.de
Im Laufe der 1920er Jahre entfaltet sich in Italien der Realismo Magico, eine eigenständige Strömung, die lange mit der Neuen Sachlichkeit gleichgesetzt wurde. Rund 70 Gemälde dieser Bewegung sind im Herbst 2018 im Museum Folkwang zu sehen. museum-folkwang.de
Museum Folkwang
UNHEIMLICH REAL. JOSEF ALBERS. INTERACTION Villa Hügel
• 28. September – 13. Januar • 16. Juni – 7. Oktober
Johann Sebastian Bachs um- fangreiches Orgelwerk kommt an einem Wochenende komplett zur Aufführung. Zehn renommierte Organisten präsentieren sämtliche Stücke an der großen Kuhn-Orgel im Alfried Krupp Saal in 16 einstündigen Konzerten. philharmonie-essen.de
Philharmonie Essen
BACHS GESAMTES ORGELWERK
Vom 1. bis 3. Juni 2018 präsentiert die Medienkunstmesse contemporary art ruhr (C.A.R.) in den Hallen 5, 6, 8 und 12 auf dem Welterbe aktuelle Positionen aus den Bereichen Video, Installation, Performanceund Klangkunst sowie mit dem Schwerpunkt Fotografie. Unter einem Dach begegnen sich vielversprechende neue Talente und bereits etablierte Galerien, Künstler und Kunsthochschulen. Sonderausstellungen, Workshops und die C.A.R.-Video-Lounge runden das Programm ab. zollverein.de
• 8. Juni
AUSSTELLUNG ROLAND TOPOR. PANOPTIKUM Museum Folkwang
Medienkunstmesse & Foto-Special auf Zollverein
CONTEMPORARY ART RUHR (C.A.R.) 2018
• 1. – 3. Juni
KULTURPFADFEST „… MEHR BLAU“ 34 Orte entlang des Kulturpfades
• 3. Juni
UNESCO-WELTERBETAG Zeche Zollverein
RUHR MUSEUM UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN MUSEUM FOLKWANG THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN
→ Lorem ipsum dolor → iisquas et rehendigent, nessit quunt Die menschliche Figur stand qui ut errumquam siminciderio eos für Hans Josephsohn im aut officit aut eaquam laut vel Mittelpunkt. Mit Gips schuf er excerchit ipsant, nem fugiam nos unverwechselbare Plastiken, expero dolorporro velit pari. indem er sich auf die Grundtypen der Skulptur konzentrierte.
14
Existenzielle Plastik Retrospektive würdigt Hans Josephsohn
Text Jennifer Röder
Seine einzigartigen Plastiken machen Hans Josephsohn zu einer zentralen Künstlerpersönlichkeit der figurativen Bildhauerei des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung „Existenzielle Plastik“ im Museum Folkwang wirft zum ersten Mal nach seinem Tod 2012 einen retrospektiven Blick auf sein Gesamtwerk.
D Fotos Courtesy Josephsohn Estate, Kesselhaus Josephsohn/Galerie Felix Lehner, Hauser & Wirth, Stefan Altenburger
er Schweizer Künstler Hans Josephsohn zählt zu den großen Bildhauern der europäischen Moderne nach 1945. Sein umfangreiches Werk beschäftigt sich fast ausschließlich mit der menschlichen Figur und ihrer plastischen Gestaltung. Die große Überblicksausstellung im Museum Folkwang versammelt nun über 70 Skulpturen des Künstlers und gibt Einblicke in sein schöpferisches Schaffen. Köpfe, Halbfiguren, Stehende und Liegende – mehr als 60 Jahre schuf Hans Josephsohn (1920-2012) unverwechselbare Plastiken, indem er sich auf die Grundtypen der Skulptur konzentrierte. Die Ausstellung „Existenzielle Plastik“ versammelt Arbeiten des Künstlers von seinen Anfängen in den 1950er-Jahren bis zum fulminanten Spätwerk seit den 1990er-Jahren. Neben Messinggüssen können Besucher der Ausstellung auch Zeichnungen und Gipsmodelle des Bildhauers begutachten. Josephsohn arbeitete bevorzugt mit Gips, denn das Material ermöglichte ihm, seine Skulpturen immer wieder aufs Neue zu bearbeiten und zu präzisieren. „Er behandelte die weiche Masse, die schnell trocknet, mit dem Spachtel und mit den Händen, Missglücktes mitunter mit der Axt. Scheitern war alltäglich, Scheitern schien adäquat, Vollkommenheit ergab sich selten“, schrieb Guido Magnaguagno, Kunsthistoriker und früherer Vizedirektor am Kunsthaus Zürich, in einem Artikel über den Künstler anlässlich dessen Todes im Jahr 2012. Josephsohns prozesshafte Arbeitsweise ist auch an der rauen und teils brüchigen Oberfläche seiner Skulpturen erkennbar.
Vorschein kam, deren Patina er mit dem Schweißbrenner umgehend bearbeitete“, so Magnaguagno weiter. Lange stand Hans Josephsohn im Schatten der Öffentlichkeit. In der Schweiz gilt er längst als einer der wichtigsten Plastiker der Nachkriegsmoderne, doch international erfährt seine Kunst erst in den letzten Jahren Anerkennung. Mit der Ausstellung „Existenzielle Plastik“ rückt das Museum Folkwang seine Arbeit nun auch in Deutschland ins Rampenlicht. • Hans Josephsohn Existenzielle Plastik 30. März – 24. Juni Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag und Freitag 10 – 20 Uhr, Montag geschlossen Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro Tickets unter museum-folkwang.de
70 Über
Skulpturen des Bildhauers Hans Josephsohn geben einen Einblick in das schöpferische Schaffen des Künstlers.
„Nie werde ich jenen Moment vergessen, als in der Gießerei eine frühe Frauenfigur zum
15
MUSEUM FOLKWANG
Der italienische Fotograf Luigi Ghirri (1943 – 1992) zählt zu den Pionieren der europäischen Farbfotografie und erfährt seit einigen Jahren eine Wiederent deckung. Die Ausstellung stellt erstmals umfassend in Deutschland die konzeptionelle Arbeitsweise des Fotografen vor, welcher seine Bildserien zu fotografischen Essays zusammenfasste und in Ausstellungen, Lichtbildprojektionen und Fotobüchern veröffentlichte. Seine Bilder sind eher kleinforma-
tig, intim angelegt. Ihre Farbigkeit und Ausdruckskraft vereinen den Blick in die Zukunft mit Erinnerung und Nostalgie. Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem Nationalmuseum Centro de Arte Reina Sofia, Madrid, und der Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris.
Klaus Staeck
Hermann Kätelhön
Roland Topor
Sand fürs Getriebe • 9. Februar – 8. April
Ideallandschaft: Industriegebiet • 6. Mai – 5. August
Panoptikum • 29. Juni – 30. September
Luigi Ghirri, Orbetello ist eine Farbfotografie des italienischen Künstlers Luigi Ghirri, die im Jahr 1974 entstand. Im Fokus seiner Arbeiten standen Strandszenen wie diese, Landschaften, Parks oder Bilder aus dem städtischen Raum. Wiederkehrend erweiterten originelle Close-ups das Spektrum seines Werks.
• Luigi Ghirri Karte und Gebiet 4. Mai – 22. Juli Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
→ Das Museum Folkwang in Essen gehört zu den schönsten Kunst-Museen im Ruhrgebiet und ist international bekannt für seine Sammlungen der Malerei, Grafik und Skulptur des 19. Jahrhunderts, der Klassischen Moderne, der Kunst nach 1945 und der Fotografie sowie für seine wechselnden Ausstellungen. Im Ausstellungsjahr 2018 steht eine Vielzahl von Neu- und Wiederentdeckungen auf dem Programm.
Museumsplatz 1 45128 Essen Navigationsinformation: Bismarckstraße 60 0201 8845 000 museum-folkwang.de
Ausstellungen 2018/19
Eintritt frei
in die ständige Sammlung und in die folgenden Ausstellungen:
16
Fotos Eredi di Luigi Ghirri, Giorgio Pastore, Museum Folkwang, Klaus Staeck, Vorsicht Kunst, 1982, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Hermann Kätelhön, Roland Topor, Ubaldo Oppi
Luigi Ghirri
Edvard Munch
→ Die Mädchen auf der Brücke ist ein Motiv des norwegischen Malers Edvard Munch, das er erstmals im Jahr 1901 malte. Es zeigt eine Gruppe von Mädchen oder Frauen, die sich am Landungssteg von Åsgårdstrand versammelt haben. Munch verarbeitete das Motiv mit unterschiedlichen Figurenkonstellationen zwischen 1901 und 1940 in insgesamt zwölf Ölgemälden und fünf Grafiken.
Meisterhafter Besuch aus Oslo
Foto Munch-museet, Oslo
„Meisterwerke zu Gast“ heißt das neue Ausstellungsformat des Museum Folkwang, das im Februar 2018 gestartet ist und bei dem hochrangige Kunstwerke anderer Museen in Dialog mit Werken aus der Sammlung treten. Den Anfang macht Edvard Munchs berühmtes Gemälde Die Mädchen auf der Brücke (1927) aus dem Munch Museum, Oslo. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag und Freitag 10 – 20 Uhr, Montag geschlossen
Der norwegische Künstler Edvard Munch (1863 – 1944) gilt als ein Vertreter des Symbolismus und Wegbereiter des Expressionismus. Ab 1901 gestaltete er eine Reihe von Gemälden, die Mädchen auf der Brücke in Åsgårdstrand am Oslofjord zeigen, dem Badeort, in dem Edvard Munch ein Sommerhaus hatte und wo viele seiner bekanntesten Arbeiten entstanden sind. Für das Ausstellungsformat „Meisterwerke zu Gast“ hat das Museum Folkwang das im Jahr 1927 entstandene Werk Die Mädchen auf der Brücke vom Munch Museum nach Essen geholt. Dort bildet es den Mittelpunkt der Kabinett-Ausstellung von Gemälden und Grafi ken Edvard Munchs aus der Sammlung des Museum Folkwang, die in diesem Umfang noch nie zu sehen waren. • „Edvard Munch – Sehnsucht und Erwartung“ ist noch bis zum 22. April zu sehen. Der Eintritt ist frei.
17
RUHR MUSEUM UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN MUSEUM FOLKWANG THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN
»Musik und Kultur verbinden die Menschen, egal woher sie kommen.«
E
ssen ist die musikalische Hauptstadt des Ruhrgebiets. Diesen Ruf hat sie nicht zuletzt den Essener Philharmonikern zu verdanken, die auch internationale Anerkennung genießen. Wir haben mit Daniel Bell, der neben Florian Geldsetzer als 1. Konzertmeister die erste Geige im Orchester spielt, über seine Erfahrungen mit den Essenern Philharmonikern und über die aktuelle Spielzeit gesprochen.
18
Interview Jennifer Röder
Foto Saad Hamza
Im Gespräch mit Daniel Bell, 1. Konzertmeister der Essener Philharmoniker
Sie haben bereits in den großen Kulturmetropolen der Welt gespielt. Was unterscheidet das Publikum in der Metropole Ruhr von anderen? Es gibt keine nennenswerten Unterschiede. Musik und Kultur verbinden die Menschen, egal woher sie kommen. Und in Essen haben wir sowieso ein überregionales Publikum.
Daniel Bell wurde in Nottingham geboren und wuchs in Edinburgh auf. Bereits im Alter von vier Jahren begann er mit dem Violinspiel. Er war Mitglied im Petersen Quartett Berlin und später dem Henschel Quartett München. Seit 2015 ist er Mitglied des renommierten Mannheimer Streichquartetts. Zu seinen prägenden Erfahrungen als Orchestermusiker und Konzertmeister gehören die langjährige Zusammenarbeit mit der Londoner Academy of St. Martin in the Fields und den Berliner Philharmonikern. 2013 wurde er zum 1. Konzertmeister der Essener Philharmoniker berufen.
Welches Erlebnis mit den Essener Philharmonikern ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben? Ein Highlight war die Ligeti-Oper „Le Grand Macabre“, für mich eines der wichtigsten Stücke für Musiktheater der letzten Jahrzehnte. Zudem hatte ich die Chance, „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss zu spielen. Das ist das größte Solo überhaupt für einen Konzertmeister und war definitiv ein Höhepunkt. Wie spielt es sich unter Generalmusik direktor Tomáš Netopil? Netopil gehört zur obersten Liga der Dirigenten und ist ein sehr angenehmer und offener Mensch. Er hat viel tschechische Musik aus seiner Heimat nach Essen gebracht: Komponisten wie Janáček, Martinů, Suk oder Smetana wurden hier früher nicht so oft gespielt. Spannend finde ich auch, dass wir mit ihm immer wieder Konzertreisen nach Ost und West unternehmen, zuletzt etwa zum Dvořák-Festival nach Prag oder ins Concertgebouw nach Amsterdam. Sie spielen mit den Philharmonikern sowohl Konzerte in der Philharmonie, haben aber auch Opern- und Ballettdienste im Aalto-Theater. Warum ist das so reizvoll für Sie? Ich genieße die Vielfalt. In manch anderen Orchestern hätte ich nicht die ganze Bandbreite. Ich möchte nicht ausschließlich Opern spielen, aber ich genieße es als Teil des Ganzen. Am 15. und 16. März findet das 8. Sinfonie konzert mit Ihnen als Solist statt. Worauf kann sich das Publikum freuen? Auf zwei Werke von Vaughan Williams, die zu den beliebtesten und bekanntesten in
meinem Heimatland England gehören. „The Lark Ascending“ ist von der Natur beeinflusst, inspiriert von einem Gedicht der Romantik über eine aufsteigende Lerche. Das ist sehr atmosphärisch. Davor spielen wir die „Tallis-Fantasie“, in der sich Vaughan Williams von der Musik der englischen Renaissance auf herrliche Art und Weise beeinflussen ließ. Und das kombinieren wir mit der 5. Sinfonie von Beethoven und „The Unanswered Question“ von Charles Ives. In „The Lark Ascending“ spielen Sie die Solovioline. Wo liegen für Sie die größten Herausforderungen? Es kommt bei dem Werk nicht nur auf Virtuosität an. Eine der musikalischen Herausforderungen liegt darin, die besagte Lerche zu imitieren. Die Geigenstimme liegt sehr hoch und aus dem Orchester kommen lang ausgehaltene Akkorde dazu. Dadurch kann man sich als Solist nicht verstecken und steht ziemlich nackt da. Eine große Herausforderung ist es, diese Ruhe, die die Musik ausstrahlt, auch dann zu verkörpern, wenn man in Konzertstimmung und ein wenig aufgeregt ist. Auf welche Konzerte mit den Philharmonikern freuen Sie sich in der verbleibenden Spielzeit am meisten? Ich freue mich auf das 9. Sinfoniekonzert mit der 9. Sinfonie von Mahler, seine letzte vollendete Sinfonie. Darin geht es um Leben und Tod, was vor allem im letzten Satz deutlich wird. Dieses sehr untypische Ende der Sinfonie finde ich wahnsinnig bewegend. Gibt es eine Komposition, die Sie noch nie gespielt haben, aber gerne mal spielen möchten? Ich denke, man kann über 40 Jahre lang als Berufsmusiker tätig sein und trotzdem gibt es immer ein Stück, das man noch nicht gespielt hat. Ganz vorne liegen da bei mir Wagners „Meistersinger“. Bei Musikern ist die Oper wegen ihrer Länge zwar eher weniger beliebt, aber es ist einfach großartige Musik.
Highlights der Essener Philharmoniker
8. Sinfoniekonzert
10. Sinfoniekonzert
Schnupper-Abo
Tomáš Netopil dirigiert Beethovens 5. Sinfonie • 15. – 16. März
Hollywood-Programm mit Star-Geiger Daniel Hope • 17. – 18. Mai
Für neue Abonnenten: Das Orchester in 4 Konzerten genießen • ab 21. April erhältlich
19
THEATER UND PHILHARMONIE ESSEN ← „Salome“ im Aalto-Musiktheater Richard Strauss´Oper mit ihrem betörenden Orchesterklang steht ab 31. März auf dem Spielplan. Das Drama um Salome (Annemarie Kremer, Bild), der Prinzessin von Judäa und Stieftochter des Königs Herodes, gehört zu den großen Meisterwerken der Musikgeschichte.
← „Der Fall der Götter“ Das Stück nach dem Film „Die Verdammten“ von Luchino Visconti erzählt die Geschichte derer von Essenbeck, die am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme versuchen, ihr Familienunternehmen an die kommenden Machtverhältnisse anzupassen. Pate für die von Essenbecks und ihr Stahlwerk stand die Essener Krupp-Dynastie. Die Inszenierung von Jan Neumann feiert am 21. April Premiere im Grillo-Theater.
Angebote Karten und Abos:
20
Verschenken Sie Kultur!
Treue zahlt sich aus
Für 1 Euro ins Theater
OsterAbos für alle Sparten bis 31. März erhältlich.
Vergünstigte Tickets und weitere Vorteile mit der KulturCard.
Das KulturTicket für Studierende der Uni Duisburg-Essen.
TicketCenter der Theater und Philharmonie Essen II. Hagen 2 45127 Essen 0201 8122-200 tickets@theater-essen.de theater-essen.de
Fotos Isabel Abel, Benoit Peverelli, Philip Lethen, TUP, Martin Kaufhold
→ Philharmonie Essen präsentiert Festival „Sounds of Africa“ Gemeinsam mit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung präsentiert die Philharmonie Essen vom 25. bis 27. Mai ein neues Festival für Weltmusik. Die erste Ausgabe verspricht unter dem Titel „Sounds of Africa“ mitreißende Auftritte von international gefragten Stars aus Westafrika. Nach der Eröffnung mit Bassekou Kouyaté folgen an dem Wochenende ein Open-Air-Konzert im Stadtgarten und schließlich das Finale mit der großen Stimme von Mali Oumou Sangaré (Bild).
10 Jahre Ben Van Cauwenbergh TEXT JENNIFER RÖDER
F
rüher wurde er für seine Hauptrollen gefeiert, heute sind es seine Choreographien, die begeistern: Ben Van Cauwenbergh, Intendant der renommierten Ballett-Compagnie am Aalto-Theater, feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum in Essen.
Foto Saad Hamza
„Die Spiegel hier – das ist die Realität“, sagt Ben Van Cauwenbergh, als wir den stickigen Ballettsaal betreten, in dem die 32 Tänzer der Compagnie gerade mit Ballettmeister Patrick Hinson für „Schwanensee“ trainieren. Unermüdlich drehen sie Pirouetten, perfektionieren Posen und überprüfen ihre Haltung – den Blick immer auf ihr Spiegelbild gerichtet. Mit Pflastern verklebte Füße und eine Bandage, die unter dem Shirt eines Tänzers hervorblitzt, zeugen von hartem Training. Doch nichts hält die jungen Männer und Frauen davon ab, alles zu geben. Die Branche ist gnadenlos und verzeiht keine Wehwehchen. Das weiß niemand besser als Ben Van Cauwenbergh, einst selbst Solist unter anderem beim London Festival Ballet. Als Ballettintendant am Aalto-Theater stellt er hohe Ansprüche an seine Compagnie, dennoch steht das Wohl seiner Tänzer an erster Stelle: „Ich bin kein Direktor. Ich bin Motivator und manchmal auch ein Seelsorger, der versucht, die Tänzer wieder auf die Beine zu holen, wenn es ihnen schlecht geht. Ich habe mich dazu entschieden, mit ihnen zu leben. Das kostet viel Kraft, aber es ist der richtige Weg.“ Die Menschlichkeit, die er ausstrahlt, die Energie und die tiefe Liebe zum Ballett: Es sind all diese Eigenschaften, mit denen Van Cauwenbergh nicht nur seine Compagnie antreibt, sondern auch das Publikum begeistert. 2008 hat der
Belgier mit „La vie en rose“ seine erste Spielzeit als Ballettchef am Aalto-Theater eröffnet und die Herzen aller im Sturm erobert. „´La vie en rose´ ist ein Abbild meiner Identität“, sagt der gebürtige Antwerpener. „Damit habe ich den Essenern gezeigt, wer ich bin. Ich bin glücklich, dass sie mich akzeptiert haben.“ Neben Klassikern, denen er neues Leben einhauchen will, stehen bei dem 59-Jährigen auch moderne Werke wie „Tanzhommage an Queen“ auf dem Spielplan. Das Stück, das vor allem jüngeres Publikum anzieht, wurde inzwischen mehr als 100 Mal aufgeführt. Aber nicht nur in Essen finden seine Inszenierungen Anklang: Mit „Romeo und Julia“ zum Beispiel feierte die Compagnie auch internationale Erfolge. „10 BY BEN“ Was auch immer Ben Van Cauwenbergh in die Hand nimmt, es funktioniert. Den Beweis liefert der Jubiläumsabend „10 BY BEN“, der am 15. Juni 2018 Premiere feiert. An diesem Abend bringt die Ballettcompagnie alle Höhepunkte der vergangenen zehn Jahre auf die Bühne: von „La vie en rose“ bis „Der Nussknacker“. Es ist ein Rückblick auf das letzte Jahrzehnt, in dem Van Cauwenbergh mit seiner Arbeit fortlaufend für eine hohe Platzauslastung im Aalto-Theater gesorgt hat. Und doch geht es dem Belgier nicht darum, sich selbst ins Rampenlicht zu stellen: „Es geht darum, zu zeigen, was wir, das Team und die Compagnie, gemeinsam erreicht haben. Wir waren auf Tournee und international unterwegs und manchmal vergessen wir, wie viele Stücke wir tatsächlich schon getanzt haben. ´10 BY BEN´ hilft uns, all das Revue passieren zu lassen. Diese Erinnerungen wollen wir auffrischen und mit dem Publikum teilen.“
21
EMG – ESSEN MARKETING
IMPRESSUM Zu den Ausstellungen und Kulturhighlights der Stadt Essen bietet die EMG – Essen Marketing GmbH begleitende Rundfahrten und Rundgänge an. Alle Termine finden Sie im Veranstaltungskalender der Stadt Essen unter visitessen.de. Tickets erhalten Sie in der Touristikzentrale Essen, allen Reservix-Vorverkaufsstellen sowie online unter reservix.de.
Herausgeber EMG – Essen Marketing GmbH Anschrift EMG – Essen Marketing GmbH Rathenaustraße 2, 45127 Essen 0201 887200 info@essen-marketing.de Konzeption und Realisation Markt1-Verlag Markt 1, 45127 Essen 0201 1095-0 markt1-verlag.de Chefredaktion Guido Schweiß-Gerwin Redaktion Jennifer Röder
Rundfahrt: GRUBENGOLD UND FÖRDERTÜRME
Rundfahrt: BEGEGNUNG MIT KUNST
Die ideale Ergänzung zur Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ im Ruhr Museum
DIE IDEE FOLKWANG
Essen, einst größte Bergbaustadt in Europa, verfügt über herausragende historische Zeugnisse seiner Kohlevergangenheit. Auf der Rundfahrt werden nicht nur verschiedene Zechengenerationen, sondern das gesamte von der Förderung des „Schwarzen Goldes“ geprägte Umfeld sichtbar. 150 Jahre industrielle Bergbaugeschichte werden unter sachkundiger Führung noch einmal beschrieben.
Der Name Folkwang steht nicht nur für das Museum und die Universität, sondern für eine ganze Bewegung. Zwar hatte die Folkwang-Idee ihre Wurzeln in Hagen und wurde erst in den 1920er-Jahren nach Essen umgesiedelt, doch schon vor dem 1. Weltkrieg beeinflusste die Bewegung eine bemerkenswerte Anzahl bedeutender Bauprojekte. Die Fahrt führt zu den baulichen Zeugen des Folkwang-Gedankens, wie z.B. ehemalige und heutige Schulstandorte oder die vom Folkwang-Gedanken beeinflussten Gartenstadtsiedlungen.
Dauer: ca. 3 Stunden, Preis: 18 Euro pro Person.
Dauer: ca. 3 Stunden, Preis: 18 Euro pro Person.
Redaktioneller Beirat Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Prof. Heinrich Theodor Grütter, Delia Bösch (Stiftung Zollverein und Ruhr Museum), Anka Grosser (Museum Folkwang), Christoph Dittmann, Martin Siebold (Theater und Philharmonie Essen), Dieter Groppe, Richard Röhrhoff, Martina Rudziok (EMG – Essen Marketing) Art Direction Carsten Cimander Grafik Katja Müller Schlussgrafik Sigrid Herffs Anzeigen Guido Schweiß-Gerwin 0201 1095-273
Touristikzentrale Essen Service Die EMG-Touristikzentrale ist Ihr direkter Ansprechpartner vor Ort. Das Team berät Sie kompetent und ausführlich zu allen touristischen Fragen.
Rundgang: UNTERWEGS AUF BLAUEN STEINEN Bei diesem Rundgang geht es vorbei an den Kunstwerken im öffentlichen Raum auf dem südlichen Teil des Essener Kulturpfads von der Innenstadt, durch den Stadtgarten und vorbei an Aalto-Theater und Philharmonie, bis zum Museum Folkwang. Die Teilnehmer erhalten zudem Einblicke in die Geschichte und Entwicklung der Stadt und ihre renommierten Kultureinrichtungen. Im Anschluss: Möglichkeit zu einer Kaffeepause oder zum selbstständigen Rundgang durch das Museum. Dauer: ca. 1,5 Stunden, Preis: 14 Euro pro Person.
22
Hier die Serviceleistungen: Hotelvermittlung • Vermittlung von mehrsprachigen Gästeführern Individuelle Besuchsprogramme Stadtinformation • Merchandising Ticketing • Messe-Information Kongress- und Tagungsservice EMG – Essen Marketing GmbH Touristikzentrale, Am Hauptbahnhof 2, 45127 Essen Postfach/PO Box 10 10 17, 45010 Essen, Germany Tel.: 0201 8872333, Fax: 0201 88720-44 touristikzentrale@essen.de, visitessen.de
Das Magazin ist eine Beilage der Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). Erscheinungstermin ist der 8. März 2018. Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Dresden, Meinholdstraße 2, 01129 Dresden
Die nächste n vo be Ausga erscheint im r be Septem 2018
ESSENER FRÜHLINGSMARKT
22. März bis 15. April 2018 | Willy-Brandt-Platz Essener Autofrühling | Italienischer Markt | Verkaufsoffener Sonntag, 15.04.2018
www.visitessen.de
Foto: fotolia/Š ricardoferrando
Langeweile? 17.000 Veranstaltungen 200 Locations KIR. Alle Kulturveranstaltungen in der Metropole Ruhr auf einen Blick! Und fĂźr alle, die selbst was mieten wollen, alle Infos zur passenden Location.
www.kulturinforuhr.de