Barmherzig

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TEXTE des Liturgiekreises Zum Thema: Erbarmen, Barmherzigkeit Gesprochen in der Eucharistiefeier Maria Geburt am Sonntag, 22.01.2017 zum gesungenen „Kyrie eleison“: Wo oder wann habe ich Barmherzigkeit erfahren? Erbarmen? Was macht es mit mir, wenn ich zu einem Menschen barmherzig bin? Befreit Aus Empfindungslosigkeit in Fülle Aus Freudlosigkeit und Mäkelei in Freude u. Fröhlichkeit Aus Angst und Einsamkeit in Zuversicht und Gemeinschaft In`s Leben Wenn es mir nicht gelingt, anzuerkennen, was ist, kann es mir vielleicht gelingen, meinen Widerstand zu sehen, nicht zu verstärken, ihm keine Energie mehr geben. was ich in diesem Moment erleben darf, ist heimkommen. die Tochter, die meinte, verloren zu sein, erlebt, angenommen sein – Ich darf sein mit allem, was ist. Ohne Bühne löst sich Widerstand auf im JA, Grundton des Lebens. Erbarmen lässt mich das Er-innern. JA - Enge öffnet sich in Weite. Friede. Still.

Erlebtes Erbarmen ist ... - die tiefe Erfahrung von einem Menschen innig geliebt zu werden, - die gewonnene Klarheit in einem Gespräch mit einem Freund – aus tiefen Zweifeln und innerer Zerrissenheit erlöst - Geborgenheit zu erfahren, aufgefangen zu werden durch den Partner und Freunde in einer Phase innerer Erschöpfung, Leere und Hilflosigkeit und all das ganz ohne mein Zutun. Erbarmen und Güte Gottes erfahre ich, wenn mir Menschen begegnen, mit denen ich ein herzliches und einfühlsames Gespräch in meiner Lebenssituation führen kann. Das gibt mir Geborgenheit. Die Schönheit dieses Geschenks macht mich achtsam, wach und bewusst für mich und meine Mitmenschen. Es eröffnet mir die Herzensdimension des liebenden Gottes! Nach dem Tod meines Vaters völlig erschöpft, am Ende meiner Kräfte. Niemand, der sich traut, mir zu begegnen, ein tröstendes Wort zu sprechen. Große Unsicherheit um mich herum. Einsam. Da kommt Natascha, das Kind von dem alle sagen, es sei behindert, blickt mich an und sagt: „Du traurig!?“ Nimmt mich in den Arm, ist für mich da. Nimmt mich wieder mit ins Leben.



Weitere Texte Ehekrise Kleine, dann große Missverständnisse. Unachtsamkeiten. Empfindlichkeiten. Erschöpfung. Irritation. Unser gemeinsame Rhythmus geht verloren, der Blick für den Anderen. Wo wollen wir hin? Ich hier lang, du dort – Irrwege Sich trotzdem nicht aus den Augen verlieren, Wertschätzung bewahren, bei allem, was trennt: Verständnis finden für den Anderen – Vergeben - Erbarmen Den ganzen Tag kreisen meine Gedanken im Kopf. Wie soll ich mich entscheiden? Dafür oder dagegen? Für andere Dinge habe ich keinen Nerv mehr. Nur mit viel Mühe gehe ich mit zwei Freundinnen zu einem Gospel-Konzert. Als der Chor anfängt zu singen, in die Hände zu klatschen und sich rhythmisch dazu bewegt, lösen sich meinen inneren Verspannungen. Mein Kopf wird frei. Meine Laune verbessert sich erheblich. Nach einer kurzen Weile ist die Entscheidung gefallen. Spätsommer Unterwegs nach unserer Obstwiese zu schauen. Zu dieser Zeit beginnen die ersten sich - ohne zu fragen – am Obst zu "bedienen".

Bei der Anfahrt sehen wir auf unserem Grundstück ein Auto, daneben ein provisorisches Zelt, darunter eine Frau. Ein Mann südländischen Typs kommt uns entgegen. Ich steige aus, gehe zu dem Mann. Er sagt, seine Frau musste mal raus - Sie sei völlig fertig. Daher seien sie spontan losgefahren, ohne zu wissen, wohin. Hier angekommen, ist der Ort wie ein Paradies. Die Natur, die Ruhe, der Ausblick, einfach nur noch schön. Ob sie diesen Nachmittag bleiben könnten? Heute Abend seien sie wieder weg, ganz sicher. Ich könnte gern das Autokennzeichen aufschreiben und in den Kofferraum schauen. Er habe kein Obst geklaut. Sie würden natürlich sofort das Feld räumen, wenn ich darauf bestünde. In solch einer Situation fällt Barmherzigkeit wie eine reife Frucht vom Baum. Mutterschoß - ein Tag Krankenhaus Ein Freund sagt, ich helfe Dir – spüre wie diese Worte tragen. Ein Arzt nimmt sich Zeit für mich, kümmert sich um schnelle Hilfe, fühle mich aufgehoben, kann loslassen. Freunde bleiben in Gedanken bei mirspüre innere Verbundenheit.



In der Kapelle fühle mich zuhause, bleibe lange. Beobachte meinen kranken Enkel, wie er sich in den Schoß seiner Mutter schmiegt und brabbelt: Mamamama. In diesen Schoss zurückkehren, kein Traum, sondern Raum den wir Erwachsene erleben, wenn wir leben. Spüre Glück, Freude, mitten in dem, was ist. Erbarmen, durch mich hindurchfließend - jeden Tag neu. Mitfühlen, spüren geht nur in Präsenz, geistesgegenwärtig.

Anruf einer Arbeitskollegin Sie hatte noch nie privat angerufen. Mit ihr verbindet mich nur die gemeinsame Arbeit. Sie muss weg von Zuhause, sagt sie am Telefon, wegen meines gewalttätigen Vaters. Im Frauenhaus ist leider kein Platz. Wir hätten doch ein Gästezimmer. Ob sie dort ein paar Tage bleiben kann, fragt sie mich, bis sie weiß, wie es weitergeht?

Gemeinsames Mittagessen in der Familie. Der 14jährige fragt wieder mal, wie das mit der Modelleisenbahn sei. Wir Eltern sind uns sicher, dass das nur ein vorübergehender Wunsch ist. Dann steht das Ding doch nur noch rum. Also wieder erklären, warum nicht und bitten, den unerfüllten Wunsch vorübergehen zu lassen.

Sie ist eigentlich nicht so mein Fall. In meinen Augen etwas derb, unfreundlich, ohne Einfühlungsvermögen. Und neigt zur Intoleranz.

Aber heute ist er damit nicht zufrieden. "Was ist eigentlich mit meinem Kommuniongeld geschehen?" fragt er.

Sie kommt, sieht schlimm aus. Wie ein gehetztes Tier. Völlig übernächtigt. Sie bleibt bei uns – 10 Tage.

Nie hat unser Kind uns eine solche Frage gestellt. Ich bin wütend und ärgerlich, da ich die Unterstellung heraushöre, ich hätte mich am geschenkten Geld bedient. Mein Herz wird eng. Sofort schieße ich heraus: "Ich kann Dir gern die Abrechnung und die Zinsen zeigen und zahle es Dir auf der Stelle aus." Später, als mein Sinn wieder klar wird, weiß ich, was zu tun ist: Mit meinem Kind reden. Es ist einfacher als mit mir selbst barmherzig zu sein.

Das spielt jetzt keine Rolle. Alle in meiner Familie sind sich einig, dass sie kommen kann.



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