BÜRO UND VERWALTUNG | OFFICE BUILDINGS
METROCUADRADO IN AMES Entwurf | Design Esteban Devesa, ES-Ames
Im galicischen Ames hat der junge Innenarchitekt Esteban Devesa den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und mit kleinem Budget das baufällige Dachgeschoss eines Wohnhauses in sein erstes eigenes Büro umgewandelt – einen Ort voller Kontraste aus bestehenden und neuen Elementen. In Ames in Galicia, the young interior architect Esteban Devesa has taken the and, on a small budget, converted the dilapidated top floor of a residential building into his own office – a place with a contrast of existing and new elements. 108 • AIT 4.2013
Fotos: Héctor Fernández Santos-Díez, ES-A Coruña
courageous step into independence
Alt und Neu, rau und glatt stehen in dem EinraumbĂźro in direktem Gegensatz. | The old and the new, the rough and the smooth are in direct contrast in the one-room office.
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BÜRO UND VERWALTUNG | OFFICE BUILDINGS
Die Bibliothek ist hinter einem Stück Restwand angeordnet. | The library stands behind the remainder of a wall.
Materialwechsel an den Wänden zonieren die Bereiche. | Changes of material on the wall subdivide the areas.
Zwei eigens entworfene Schreibtische stehen sich im Büroraum gegenüber. Für ausreichend Licht sorgen kunstvoll arrangierte Leuchtstoffröhren. | Two specifically designed desks face each other in the office.
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Der farbig hinterleuchtete Vorhang im Eingangsbereich verleiht dem Entree edle Leichtigkeit. | The colourfully back-lit curtain in the entrance gives the room a noble look.
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BÜRO UND VERWALTUNG | OFFICE BUILDINGS
Große Fensteröffnungen und die 23 Quadratmeter große Terrasse lassen die Büroebene von Weitem erkennen. | Large window openings and the 23 square-metre terrace make the new office level visible from afar.
Grundriss | Ground floor
Längsschnitt | Longitudinal section
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METROCUADRADO IN AMES Santiago de Compostela ist der wohl bekannteste Ort in der autonomen Region Galicien, die sich im Nordwesten Spaniens durch hohe Bergketten vom Rest des Landes abgrenzt. Hier endet der Jakobsweg, den Jahr für Jahr Tausende von Pilgern auf der Suche nach dem eigenen Ich erwandern. Nur wenige Kilometer vom Wallfahrtsort entfernt liegt die Stadt Ames - A Coruña. Sie ist Heimat des Innenarchitekten Esteban Devesa, der es – den wirtschaftlichen Schwierigkeiten seines Landes zum Trotz – gewagt hat, hier sein erstes eigenes Büro für Innenarchitektur, Grafik- und Webdesign einzurichten. Nach dem Studium der Innenarchitektur sammelte Devesa zunächst Erfahrungen in verschiedenen Büros und sah für sich die Zeit gekommen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Seine Bauherren stammen hauptsächlich aus dem Bürobereich. Für sie gestaltet der junge Kreative neben dem Innenraum am liebsten auch gleich die dazu passende Corporate Identity, also die Firmendarstellung mit Logo und Web-Auftritt. Sein Büro wollte er im Dach eines zweigeschossigen Wohnhauses an einer der meistbefahrenen Straßen der Stadt einrichten. Um mit dem Ausbau beginnen zu können, musste der vernachlässigte Raum erst einmal von allerhand Gerümpel befreit werden. Kurzfristig sah es dabei so aus, als würde das Projekt daran scheitern. Der Zustand des Objektes und das vorhandene Budget schienen nicht miteinander vereinbar zu sein. Schließlich überzeugte dann doch die Lage, und nach der Entrümpelung machte sich der zukünftige Nutzer daran, den 55 Quadratmeter großen Raum zu strukturieren. Die Fassade zur Straße wurde dabei fast vollständig abgebrochen und durch eine 12 Quadratmeter große Fensterfläche ersetzt, die außen von horizontal angebrachten Holzlatten gesäumt wird. Eine dem Büro vorgelagerte, 22 Quadratmeter große Terrasse stellt die direkte Verbindung zur stark frequentierten Avenida Rosalia de Castro her. Von der Straße aus ist das neu gestaltete Geschoss dank der großen Öffnungen gut einsehbar, und so zieht die neue Kreativschmiede die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Betreten wird das Büro über eine massive Blechtür, die eher an den Zugang zu einer Ab-
stellkammer erinnert. Dieser Eindruck schwindet aber sofort nach dem Eintritt: Der potenzielle Kunde wird in einem kleinen Vorraum empfangen, der an zwei Wänden von einem weißen, transluzenten Vorhang flankiert wird. Ein dahinter angebrachtes LED-Lichtband ändert seine Farbe in RGB-Tönen und veredelt die Raumwirkung zusätzlich. Ein ebenfalls weißes Sideboard scheint vor der textilen Wand zu schweben und dient als Sitzbank und Stellfläche für Unterhaltungselektronik. Einen spannungsvollen Kontrast zum edel anmutenden Entree bildet der eigentliche Büroraum. Vorhandene Deckenbalken und Stützen wurden roh belassen, das grobe Mauerwerk an Wänden und Decke erhielt einen weißen Anstrich. In glänzendem Weiß erstrahlt auch der Boden, im gesamten Dachgeschoss wurde er mithilfe eines Estrichs begradigt und anschließend mit weißer Epoxidfarbe gestrichen. Zwei Schreibtische stehen sich im Büroraum gegenüber, einen rustikalen Akzent setzt die Wandbekleidung aus roh belassenen Kiefernholzbrettern hinter einem der beiden Arbeitsplätze. Die spielerisch ungeordnet über den Schreibtischen angebrachten Leuchtstoffröhren wirken in dem Einraumbüro wie schwebende Skulpturen. Schlichte Tische aus weiß lackierten MDF-Platten wurden mit einer silbern schimmernden Wellblechverkleidung aufgewertet und sind eine Eigenkreation. Hinter einem gemauerten Wandrest verbirgt sich die Bibliothek. Hier werden Bücher und Zeitschriften gesammelt – in einem massiven Regal, das aus einer Kunstgalerie stammt. Der weiße, runde Tisch im Stil der Sixites wird für Besprechungen und beim Schmökern in Fachliteratur genutzt. „Eine heruntergekommene dunkle Box ohne Tageslicht wurde in einen Raum verwandelt, der von Nüchternheit, Licht und Gegensätzen bestimmt wird“, so beschreibt Esteban Devesa sein erstes eigenes Büro. In der Tat ist es ihm gelungen, mit einem Minimalbudget von gerade einmal 10.000 Euro Räume zu schaffen, die ihm und seinen künftigen Mitarbeitern als identifikationsstiftende Arbeitsplätze dienen. Und seinen Auftraggebern aufzuzeigen, dass er auch mit geringem Budget Unscheinbares und Unwirtliches in Repräsentationsräume verwandeln kann.
T The city of Ames – A Coruña is located in the autonomous Spanish region of Galicia. This is the home of interior architect Esteban Devesa who, despite the national economic situation, planned his first office for interior architecture, graphic- and web design. To start designing his office, he first had to empty the run-down space of junk. He removed the façade towards the street and replaced it with a large window. A 22 square-metre terrace in front of the office forms the connection to the always busy Avenida Rosalia de Castro. The office is accessed through a solid metal door reminding of that to a storeroom. However, this impression vanishes at once when one enters the new office. The floor had first been smoothed with mortar and then painted white. The room is flanked on two walls by a white curtain contrasting with the rough walls and creating a sophisticated look. The band of LEDs mounted behind the curtains changes its colours in RGB tones and additionally borders the room. On the long side is a seating bench which appears to float in front of the wall. Whereas ceiling beams and supports have been left rough, the brickwork of the wall has been painted white. In the office, two desks face each other. Asymmetrically placed fluorescent tubes above the desks look like suspended sculptures. The simple tables with silver corrugated-sheet cladding covering and table MDF tops painted white are a design by the interior architect. In the back of the room and behind a piece of wall which has been left standing is the library. Esteban Devesa describes his first own office as follows: „A decrepit dark box without daylight has been turned into a room characterized by sobriety, light and cleanliness.“ It must also be noted that he succeeded achieved this change with a minimal budget of no more than 10,000 euros. Christine Schröder studierte Architektur in Stuttgart und Istanbul. Nach ihrem Volontariat bei AIT sammelte sie Erfahrungen als Redakteurin und ist seit Oktober 2012 wieder Redaktionsmitglied der AIT. Christine Schröder studied architecture in Stuttgart and Istanbul. After her traineeship at AIT, she worked at another publishing house. Since October 2012, she has again been a member of the editorial team of AIT.
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