Die Hof- und Familiengeschichte der Porzer Finken
Oberporz 1934
von Martin Fink
Ohne die vielen großen Helfer und kleinen Helferlein wäre dieses Buch nie zustande gekommen.
Danke! Florian Huber, wissenschaftliche Beratung und Lektorat; Mario Burg, Lektorat; Paul Fink; Theodor Fink; Vinzenz Fink; Verena Frei; Günther Geier, Landeswetterdienst; Irmgard Grande in Fink; Günther Gummerer, Kartenmaterial; Hans Heiss, Tipps; Ingrid Marmsoler; Josef Nössing, Tipps; Johannes Ortner, Flurnamen; Evi Pechlaner stellvertretend für alle Archivare am Südtiroler Landesarchiv; Gottfried Planer; Andreas Prechtl stellvertretend für alle Ausheber am Südtiroler Landesarchiv; Sandra Tartarotti; Harald Toniatti, Staatsarchiv Bozen; Maria Tirler in Fink; Andrej Werth; Walter Winkler, Grundbuchamt Bozen.
Alle Verwandte, die mir bei der Erstellung des Stammbaums geholfen haben Alle, die mich durch ihr Interesse motiviert haben. Und alle die ich vergessen habe.
F端r Papi
Vorausgeschickt:
Vor gut einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass man aus unserer Hof- und Familiengeschichte soviel herausfinden könnte, um ein Buch zu schreiben. Später dachte ich, dass es unmöglich wäre, die gesamten Fakten in einem Buch unterzubringen. Jetzt ist es fertig und ich hoffe eine gute Auswahl aus der Fülle der Ereignisse von 400 Jahren Familiengeschichte getroffen zu haben.
Letztlich war es auch zeitlich nicht möglich, alles bis ins letzte Detail zu recherchieren und zu analysieren. So will ich nicht behaupten, alles in dem Buch sei auch genauso gewesen: Wie die Erinnerung von Zeitzeugen mit den Jahren verblasst, so können auch Schriftstücke trügerisch sein. Zum Beispiel hätte dem Register des Kirchenbuches von Kastelruth zufolge mein Vater 1970 eine gewisse Ingrid Grande geheiratet…
Manchmal habe ich einfach von zwei sicheren Fakten auf einen Dritten geschlossen: Wissend, wie z.B. das Ritual eines Begräbnisses früher ablief habe ich anhand der im Kirchenbuch gefundenen Daten den letzten Weg der Maria Mulser Wwe. Mulser nachgezeichnet, so wie es sich zugetragen haben müsste.
Um bei den ganzen Personen nicht den Überblick zu verlieren, gibt zu Beginn des Buches eine Übersicht über die „wichtigsten“ Nachfahren des ersten von mir nachgewiesenen Finken. Wer hingegen wissen will, an welcher Stelle jemand bestimmtes im Buch vorkommt, kann dies hinten im Personenregister feststellen.
Ich wünsche eine spannende Lektüre!
Martin Oswald Josef Fink
INHALTSVERZEICHNIS Zeittafel und Stammbaum ........................................................................................ 7 Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken ................................ 12 Maße, Preise und Geldwert .................................................................................... 17 Maria Lichtmess: Ein neues Jahr beginnt............................................................... 21 Grundherrschaft, Grundzins und Steuern ............................................................... 22 Der Heidenbühl als Namenspate ............................................................................ 24 Regesten des Kirchenarchivs Kastelruth ................................................................ 29 Finanzer anno dazumal ........................................................................................... 31 Der Santner bestimmte den Standort ...................................................................... 34 Über den Schwarzgrieser Bach .............................................................................. 37 Kataster Maria Theresia 1778 ................................................................................ 43 Graf, Oberporz und Kälblweingart 1778 ............................................................ 52 Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz ................................................................... 54 Kälblweingart und Oberporz werden eins .............................................................. 74 Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer .................................................................... 76 Leben an der Grenze ............................................................................................... 81 Von Waffen und Anleihenlotterien ........................................................................ 83 Mythos Untertschelten ........................................................................................... 85 Anton Jakob Fink kauft Oberporz .......................................................................... 89 Joseph Golfmorter stirbt – mit Folgen bis nach Ungarn ...................................... 108 Das Ende des Grafer Hofes .................................................................................. 112 Christoph Fink (1805 – 1875) und seine Nachkommen ...................................... 119 Franziszeischer Kataster ....................................................................................... 120 Grundentlastung ................................................................................................... 122 Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010 ......................................... 125 Die ersten Finkenkinder zu Porz .......................................................................... 132 Die Messner-Verwandtschaft............................................................................ 134 Auf Anton Fink folgt Anton Fink......................................................................... 139 Porzerbäuerin (Josefa) Maria Mulser ................................................................... 141 Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam .......................................................... 143 St. Oswald um 1900 ............................................................................................. 153 Frauenpower zu Porz ............................................................................................ 168 Oberporz wird kleiner (1902) ............................................................................... 173 Dauerbrenner Wasser – 1903 und 1928 ............................................................... 175 Die 22 Tage von Großporz ................................................................................... 179 Die Plunger von Maloar ....................................................................................... 185
Herz gewinnt, Herz verliert ............................................................................... 193 Der Erste Weltkrieg .............................................................................................. 195 Vinzenz Gottfried Fink wird Bauer ...................................................................... 198 Chronik und Anekdoten des 20. Jahrhunderts ..................................................... 201 Die Doaswalder Musig...................................................................................... 204 Laranzer Wald: Endgültige Regelung der Teilwälderfrage .............................. 207 Hochzeitsglocken 1934 ..................................................................................... 209 Die Option ......................................................................................................... 215 Die 1940er Jahre ............................................................................................... 220 1950er Jahre ...................................................................................................... 229 Der geschlossene Hof........................................................................................ 239 Unfälle am laufenden Band .............................................................................. 240 Möbel Planer ..................................................................................................... 252 Hochzeitsglocken – Teil 2................................................................................. 253 Vergrünlandung ................................................................................................ 256 Politisches ......................................................................................................... 259 Mit dem Auto bis Porz ...................................................................................... 262 Von arbeitslosen Mohdern ................................................................................ 263 Von Seilbahnen und Galgen ............................................................................. 265 Ende gut, alles Gut ............................................................................................ 267 Die Oswalder Kirche ......................................................................................... 278 Die Seelsorger von St. Oswald ......................................................................... 281 Das Weberle: Wohnhaus, Feriendomizil und wieder Wohnhaus ..................... 286 Es fährt ein Zug… ............................................................................................. 287 Oberporz – Zahlen und Fakten ............................................................................. 289 Porzer Flurnamen ................................................................................................. 292 Fotoalbum ............................................................................................................. 296 Die Nachkommen von Anton Jakob Fink und Maria Lanziner ........................... 311 Vorfahren von Vinzenz Gottfried Fink ................................................................ 320 Vorfahren von Maria Rosa Plunger...................................................................... 322 Personenverzeichnis ................................................................................................. I Literatur- und Quellenverzeichnis ........................................................................... X
1680 Sebald Finckh 1751 Jacob Finckh 1766 Jakob Finckh 1780 Oswald Mulser
1630 Christian Finckh
Messner St. Vigil
7
1966 aufgeteilt
1905 Gem. Kastelruth
1864 Michael Fink 1878 Martin Fink
1794 Christian Fink 1819 Michael Fink
1780 Jakob Finckh
1924 Vinzenz Fink 1938 Paul, Vinzenz, Thomas Fink 1972 Paul Fink 2001 Theodor Fink
1881 Anton Fink 1901 Maria Mulser Wwe Fink
1841 Anton Jakob Fink
1788 Josef Goflmorter
1780 Johann Goflmorter
1751 Hans (Johann) Finckh
1288 Hof ze Portez
Oberporz
1630 Christina Baldaufin 1648 Valentin Goflmarder 1680 Matheis Goflmorter 1751 Hanns Gosslmorter
1630 Christof Pratatscher 1652 Sebald Finckh
1502 Stefan Graffer 1568 Baltasar Grafer
1334 Hof Grafe 1419 Michael von Graffe
Graf St. Vigil
1783 zu Oberporz
1680 Christoff Rainer 1751 Anna Regittin
1620 Christoph Thomaseth
1463 Drocker stiftet Gut der Kirche
K채lblweingarten
Zeittafel und Stammbaum
Johann Finckh *1685 +1767 Margareth Finckh *1720
Nikolaus Christian Finckh *1757 Michael J.
1 Maria 7 Peter1 lunger 9
Georg Finckh *1688
Michael Finckh *1690
Ursula Finckh *1721
Jakob Finckh *1724 +1794
1 Maria 7 Malfer5 theiner 6
Anna
1
Christian 1 *1760 +1834 *+1795
Christian *+1796 Anna Luise *1797 +1799
Martin F. *1834 +1836 Margareth *1835 +1906 Martin *1836 +1838 Michael *1838 +1877 Martin *1839 +1907
Thres Fink *1845 +1921
Anna
Finckh/Fink 7 Silbernagl 7 Ploner
1 Franz 8 Komiss 8 *1850 4 Trotzgütl
9 4
+1797 Michael Fink *1798 +1864 Grafer
9 7
*1771 +1832
Georg 1 Margareth Finckh 7 Planöt*1692 3 scher 3
Maria Finckh *1763
1 Margareth Christian *1799 +1815 8 Lanziner Josef Paul *1801+v1834 3 *1805 Anna Maria *1802+v1834 3 +1872 Jakob *1803 +1807 Pflegert. Anna *1806+v1834
Maria *1841 +1878 Anna *1843 +1911 Jakob *1847 +1848 Katherina *1849 +1921
Christoph Fink *1848 +1874
St. Valentin
Peter Komiss *1885 +1961
1 Maria 9 Tröbinger 1 *1889 7 +1974
Peter *1917 +1950 Franz *1919 +2000 Anna Mahlknecht
8
Die Nachkommen des Christian Finckh (Auszug) Sebald H Maria Finckh Sattler *um 1620 ? +um 1690
Christoff Fink
Christoph 1 Margareth Finckh 6 Thoma*1662 8 seth +1734 4 Nikolaus Finckh *1694
Michael Finckh *1694 +1755
1 Margareth 7 Malfer3 theiner 7
Maria Finckh *1697
Jakob Finckh *1701 +1758
Maria Runcker
Christoph Finckh *1704
Christoph 1 Magdalena Anton Jakob 1 Maria Fink 8 Schgaguler Fink 8 Lanziner *1805 4 *1808 4 *1813 +1875 4 +1881 1 +1891 UtschĂśtsch Oberporzer Pflegert. Sebastian 1 Thres 1 Thres Fink 8 Lanziner 8 Rasler *1846 7 *1850 8 *1850 +1915 5 +1885 5 ? Knecht Johann Fink *1875 +1925
1 Christine 9 Fulterer 0 *1880 7 +1939
Sebastian *1876 +1915 Anna Th. *1878 +1878 Theresia *1883 +1885
siehe nächste Seiten
Urban Fink *1887 ?
1 Francisca 9 Mesner 1 *1876 8 ?
Andreas 1910-1910 Aloisia *1915 +2013 August Prossliner Ida *1918 +1994 Johann Runggaldier
9
Anton Jakob Fink Anton H Maria (Porzer) 1 Mulser *1842 8 *1855 +1901 9 +1940 Oberporzer 1 FortschĂśllt.
Theresia Fink *1892 +1980
Paula 1923-1923 Josefa 1924-1944
H Anton 1 Planer 9 *1890 2 +1936 2 Gschluner
Josef Fink *1898 +1979 Moar
H Anna 1 Innerebner 9 *1905 4 +1995 6
Josef Michael *1844 +1920 Schulhaus
H Maria 1 Hilpold 8 *1842 9 5
Anton Fink *1894 +1922 Tonele
Maria Fink *1899 +1988 Moidele
Anna Maria *1847 +1905
Maria
Theresia
*1849 +1849
*1849 +1849
Vinzenz H Maria Fink 1 Plunger *1895 9 *1901 +1938 3 +1978 Oberporzer 4 Malengert.
Fink Anna 1875-1876 Agnes 1885-1885
Josef Planer *1925 Agnes Malfertheiner
Mathilde Planer *1926 Josef Werkmeister
Anton Planer 1928-2003 Erna Pederiva
Gottfried Planer *1929 Christine Pederiva
Theresia Planer *1930 Bernhard Gasslitter
Oswald Planer *1933 Theresia Gasser
Paul Fink *1935 Maria Tirler
Vinzenz Fink *1936 Martha Rauch
Planer Brigitte *1955 Angelika *1960
Werkmeister
Planer Julius *1954 Eva *1955 Martina *1956 Ludwig *1959 Christine *1963 Claudia *1964 Simon *1977
Planer Friedrich *1957 Elonora *1958 Oswald *1961 JĂźrgen *1970
Gasslitter Martha *1957 Bernadette *1958 Oswald *1960 Margret *1961 Hubert *1962 Rita *1965 Walter *1967 Michael *1969
Planer Thomas *1970
Fink Agnes *1967 Theodor *1968 Margareth *1970 Paula *1971
Fink Christian *1966 Irmgard *1969
Margerita *1962 Johann *1966
10
+ Maria Lanziner Michael Matthias *1846 +1921
H Anna 1 Schgaguler 8 *1845 7 +1885
Maria Agnes *1852 +1936
Messner 5
Anton Fink *1877 +1941
H 1 8 9
Franz Goller *1833 +1920
Theresia A. *1855 +1919
3 Pfanzelter
Maria Fink *1878 +1955
Anna Fink *1879 +1953
H Simon 1 Gudauner 9 *1863 0 +1926
H Vinzenz 1 Karbon 8 *1857 9 2 Schuhm.
Michael Fink *1880 *1946
Thres Fink *1882 +1946
H 1 9 2
Josef Mulser *1888 +1975
5
Paul Fink *1883 +1959
H Margarethe 1 Hartmann 9 *1898 2 +1988
Lehrer
1
Klosterfrau
Messnerin 8 Wergesers.
Thomas Fink *1937
Rosa Gudauner 1913-1990
Anna Gudauner *1914
Florian 1915-1915
Simon Gudauner 1920-1992
Gertrud Fink 1919-2010
Margareth Fink 1922-?
Gerhart Fink *1930
Irmgard Grande
Bernhard Plunger
+2010 H채userin
3 Kinder +bei Geburt
Maria Gruber
Rudolf Witavsky
Adolf Krismer
Heidi ?
Fink Irene *1975 Martin *1978
Plunger Max *1948 Bernhard 1949-1977 Anna Maria *1950 Rosa *1954
Krismer Ingrid ?
Fink Claudia ?
Gudauner Martha *1956 Maria Anna *1958 Albert *1960 Josef *1960 Erna *1967 Veronika *1970 Gabriela *1970
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Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
Darüber, wie die Besiedlung von statten ging, gibt es zahlreiche Schriften. Kurz gesagt wurde die Agrarwirtschaft ursprünglich sehr extensiv betrieben. Wälder wurden gebrandrodet und für kurze Zeit urbar gemacht, in die fruchtbare Asche streute man die Samen und als der Ertrag nach wenigen Jahren nachließ, benutzte man die Flächen als Weiden, bis sie langsam wieder zuwuchsen.
Dieser Kreislauf funktionierte, solange nur sehr wenige Menschen hier lebten. Mit der Zunahme der Bevölkerung wurden die Flächen der Einzelnen kleiner und wurden zunehmend intensiver genutzt.
Die meisten der heutigen Höfe in den Berggebieten entstanden durch Rodung im Mittelalter, die meist sehr aufwendig durchgeführt werden musste (Sägen kamen erst später in Gebrauch). Durch die günstigen klimatischen Verhältnisse in der sogenannten mittelalterlichen Warmzeit von 1000 bis 1300 n. Chr. lohnte es sich, auch in größeren Höhen Landwirtschaft zu betreiben.
Doch irgendwann waren auch diese Möglichkeiten erschöpft, sodass immer mehr Kinder am Hof blieben, welche in Folge der Realteilung immer weiter aufgeteilt wurden. Als Beleg für diese Praxis sind viele Namenszusätze wie Ober-, Unter-, Inner-, Außer- usw. erhalten. In Kastelruth zählt man relativ wenige solche Hofnamen, da hier länger als im übrigen Landesgebiet Rodungen durchgeführt und somit neue Flächen erschlossen wurden. In vielen Gegenden sorgte die Realteilung für eine starke Verarmung der Landbevölkerung. So sind die Schwabenkinder des Vinschgaus und die Emigration vieler Trentiner im späten 19. Jahrhundert eine direkte Folge dieser Aufteilung der Höfe auf alle Erben.
12
Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
Der fortschreitenden Zerstückelung hat schließlich Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1770 im sog. Theresianischen Patent Einhalt geboten. Demnach wurde eine prinzipielle Unteilbarkeit der landwirtschaftlichen Güter verfügt. Der Hoferbe hatte an seine Miterben einen Preis auszubezahlen, der aber niedriger als der tatsächliche Wert des Hofes war, um dem Hoferben das Weiterführen des Hofes zu ermöglichen. Aus diesem Grund wurde in früheren Zeiten in vielen Gegenden Südtirols wenig und vor allem spät geheiratet. Die älteren Geschwister mussten oft erst die jüngeren auszahlen, bevor sie eine eigene Familie gründen konnten. Die jüngeren hingegen bekamen mangels wirtschaftlicher Existenzgrundlage meist gar nicht die Erlaubnis zu heiraten. So verwundert es nicht, dass im 19. Jahrhundert im Heiligen Land Tirol in vielen Bezirken über zehn Prozent, teilweise sogar bis zur Hälfte der geborenen Kinder illegitime, also uneheliche Kinder waren. Im Trentino hingegen, wo die Realteilung mit den oben beschriebenen Folgen weiter praktiziert wurde, stammte kaum ein Neugeborenenes von einer ledigen Mutter.
In einem 1876 in Wien erschienenen Buch zur Bevölkerungsstatistik heißt es zu den Bewohnern der Alpen wörtlich: Hier begegnen wir der Alpenbevölkerung, welche in Folge der eigenthümlichen Besitzverhältnisse und der Lebensweise spät zur Verehelichung kommt. Die idyllische Romantik, welche man unter Alpenbewohnern zu finden meint, existirt nur im Reiche der Phantasie; die Ziffern der unehelichen Geburten sprechen anders, und die „gemüthlichen Aelpler“ sehen darin gar keinen besonderen Makel für die Mädchenehre. Bisweilen gelingt es dem Paare, einen eigenen Besitz zu erwerben, „sie heiraten“; die mittlerweile herangewachsenen Kinder werden dadurch legitimiert und „tanzen auf der Hochzeit ihrer Eltern“. Derlei Zustände kommen in allen österreichischen Alpenländern, in Nieder- und Oberösterreich (…), in Tirol, Obersteiermark, am stärksten in Salzburg und Kärnten vor.1
1
Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Österreich-Ungarn, Wien 1876, S. 103.
13
Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
Eheliche und uneheliche Geburten in Tirol mit Vorarlberg 1869.2
2
Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Österreich–Ungarn, Wien 1876, S. 104.
14
Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
Obwohl die allgemeine Lebenserwartung deutlich geringer war, heirateten männliche Angehörige des Bauernstandes meistens erst nach Vollendung des 30. oder gar 40. Lebensjahres. Das war auch insofern kein Problem, weil die Braut oft wesentlich jünger war (und dann bis zum Alter von 45 alle 18 Monate bis zwei Jahre niederkam). Die großen Kinderscharen auf den Höfen, mit 15 oder gar 20 Kindern, die wir noch aus den 1950er und 1960er kennen, waren jedoch nur ein relativ kurzes Phänomen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zuvor waren zehn Kinder meist das Maximum – und auch von diesen erreichten längst nicht alle das Erwachsenenalter.
Für den Fortbestand des Hofes war eine späte Heirat und damit verbunden eine geringe(re) Kinderzahl prinzipiell gut. Auf der anderen Seite gab es gar einige Höfe mit zu wenigen Kindern, wo die Familien einfach ausgestorben sind. Unabhängig von verwandtschaftlichen Banden gab es z.B. in der Kastelruther Gegend im 18. und 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von Höfen, deren Eigentümer sich Fink oder Finckh schrieb. Heute sind es lediglich der Stefaner in Tagusens und Oberporz in St. Oswald; unter einem anderen Nachnamen gibt es noch Nachfahren des Christian Fink beim Messner in St. Oswald und zu Maleng in St. Vigil.
Wie vielen Nachfahren von Christian Fink leben heute? Die hier erforschte Familiengeschichte umfasst insgesamt 12 Generationen. Wenn wir annehmen, dass durchschnittlich pro Generation 2 Kinder wiederum selber eine Familie gründeten, so gäbe es heute 2.048 Nachfahren Christians. Bei durchschnittlich 3 Kindern wären dies sogar unglaubliche 177.147 Menschen, deren Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Christian Fink war. Einen Haken hat die ganze Geschichte jedoch: Erstens heiraten die Nachfahren spätestens nach drei bis vier Generationen öfters einmal auch untereinander und zum zweiten ist es natürlich unmöglich, alle diese Nachfahren zu ermitteln. Zudem können allfällige Seuchen, Kriege und andere Faktoren die Familie auch zwischenzeitlich kurz vors Aussterben gebracht haben.
Bereits die genaue Anzahl der Nachfahren des ersten Oberporzer-Finken Anton Jakob Fink war nur nach sehr langwierigen Recherchen zu ermitteln: Bis heute kamen mindestens 212 Nachfahren von ihm und Maria Lanziner auf die Welt:
15
Zur Besiedlung des Landes und zur Vermehrung der Finken
8 Kinder, 13 Enkel, 22 Ur-Enkel, 45 Ur-Ur-Enkel, 96 Ur-Ur-Ur-Enkel und 39 Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel.
Der Familienname Fink trat historisch besonders im Untereisacktaler Raum auf. Als Hofname in Villanders als Außer- und Innerfink (auch als Siglanker bezeichnet). Das Adelsgeschlecht der Fink in Tisens ist seit 1185 bezeugt (Burg Katzenzungen). Fink wurde auch schon in althochdeutscher Zeit als Beiname verwendet, der Name soll das frohe und unbeschwerte Gemüt des Trägers ausdrücken.
2010 kam der Familienname in Südtirol 581 Mal vor. Die Hochburg des Namens befand sich dabei in Villanders – dort heißen 2,94 % aller Einwohner Fink als Nachnamen (56 Personen). Auf Platz 2 folgt Klausen mit 1,87 % noch knapp vor dem Ritten (1,83 %), wo aber in absoluten Zahlen mit 139 Personen am meisten Finken leben. Auch in Feldthurns gibt es mehr als 1 % Finken, während in weiteren 45 Gemeinden nur eine kleine Minderheit auf diesen Namen hört. In 67 Südtiroler Gemeinden gibt es gar keine Finken, speziell in den Vinschgau und ins Pustertal haben sich nur einzelne Exemplare der Familie verirrt. In Kastelruth beträgt der Finkenanteil immerhin noch 0,28 %, das sind 18 Personen. 3
3
Quellen für dieses Kapitel: Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Österreich–Ungarn, Wien 1876, S. 103f. Finsterwalder, Karl: Tiroler Familiennamenkunde, Innsbruck 1990, S. 276. ASTAT: Digitale Datenbanken: http://www.provinz.bz.it/astat/de/service/daten-online.asp.
16
Maße, Preise und Geldwert
Maße, Preise und Geldwert
Es ist oft schwer vorstellbar, wie viel oder wie wenig etwas in vergangenen Jahren wert war. Man denke nur an die starke Abwertung der Lira von 1950 bis 2000, kein Mensch kann sich heute vorstellen, dass man für Beträge wie 10 Lire überhaupt einmal etwas kaufen konnte. Noch komplizierter wird es, je weiter man in der Geschichte zurückgeht, vor allem da es verschiedene Währungen und Währungseinheiten gab, die oft aber gleich genannt wurden.
Wenn wir die letzten paar hundert Jahre betrachten, dann war das Geld ursprünglich eine „Silberwährung“ – der Gulden in Österreich. Erst mit dem Verfall des Silbers stellte man dann am Ende des 19. Jahrhunderts auf den damals allgemein üblichen Goldstandard um und führte in Folge die Kronenwährung ein. Dabei ersetzten zwei Kronen einen Gulden.
Da die Münzen und Geldnoten theoretisch jederzeit bei der Nationalbank in Gold bzw. Silber zurückgetauscht werden konnten, vergrößerte die sich im Umlauf befindliche Geldmenge nur langsam und somit blieb früher die Inflation bescheiden. Weil die Geldmenge eher gering war, verfügten die meisten einfachen Staatsbürger nur über eine geringe Barschaft und diese wurde oft wie ein Schatz gehortet. So sind auch die vermeintlich niedrigen Preise zu verstehen: Wenn ein Hof im 19. Jahrhundert für fünf Jahresgehälter den Besitzer wechselte so heißt das nicht, dass er auch heute nur fünf Jahresgehälter kosten würde, und damals dementsprechend günstig war. Früher war einfach nicht mehr Geld im Umlauf, zudem waren natürlich die Lebensumstände so, dass sich viele den sprichwörtlichen Bissen vom Mund absparen mussten, um so langsam die nötige Barschaft für einen größeren Kauf zusammentragen zu können.
Um zumindest eine Vorstellung von den Größenordnungen zu bekommen, nachfolgend einige Beispiele für den Geldwert vor über hundert Jahren:
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Maße, Preise und Geldwert
Forderung von Anton Fink gegenüber dem Simmelemüllerbauern: Bei Anton Fill, Simmelemüller in St. Vigil für gelieferte 11 Star Schwarzplenten a 4 Kr. 50 h zusammen 49.50.4 1 Star Schwarzplenten (= 31 Liter = ca. 25 kg): 4 Kronen 50 Heller
Von der Vererbung des Pitzerhofes im Jahre 1906 stammen folgende Sachwerte: 1 Kuh: 80 Kronen 1 Kalb: 60 Kronen 1 Pflug und Egge: 10 Kronen 1 Star Rüben: 20 Heller 1 Star Erdäpfel: 50 Heller 1 Zentner Heu und Grummet: 3 Kronen 1 Zentner Alpenheu, das noch auf der Alm in Saltria liegt: 2 Kronen 30 Heller 1 Sonntagsanzug: 6 Kronen5
Ein noch größerer Wirrwarr gab es bei den Maßen. So gab es alleine in Tirol eine Vielzahl unterschiedlicher Maße, die erst nach und nach vereinheitlicht wurden. Da viele Maßeinheiten den menschlichen Körper als Basis hatten, kam es auch hier zu Unterschieden, da ein Fuß oder eine Elle dann je nach Größe des Menschen unterschiedlich lang war.
4 5
Verfachbuch Kastelruth 1901 im Südtiroler Landesarchiv (SLA), Fol. 1162. Vgl: Verfachbuch Kastelruth 1906 im SLA, Fol. 1390ff.
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Maße, Preise und Geldwert
Gebräuchliche Flächenmaße um 1770 in Deutschtirol (heutiges Nord-, Ost- und Südtirol.)6
6
Abbildung entnommen aus: https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/kunstkultur/landesarchiv/downloads/flaechenmasse1.PDF.
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Maße, Preise und Geldwert
Napoleon hatte in Frankreich die Umstellung auf das metrische System angeordnet. Der größte Vorteil dessen ist sicherlich das dezimale System, wobei immer 10, 100 oder 1000 kleinere Einheiten eine größere Ergeben und so das Rechnen erheblich erleichtern. In Österreich-Ungarn wurde erst 1871 per Gesetz das metrische System eingeführt, aber noch bei Hofübergaben um 1900 wurden die Flächen häufig in Tiroler Joch und Klaftern angegeben. Das Rechnen mit den verschiedenen Maßeinheiten – ohne Taschenrechner, Handy und Co. – gestaltete sich also ziemlich schwierig. In einer Zeit, wo das einfache Volk gerade einmal Grundkenntnisse in der Schule vermittelt bekam und diese oft schnell wieder verlernte, kann man sich vorstellen, wie schwierig es war, den Überblick zu behalten.7
7
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbücher Kastelruths im SLA: 1901, 1906. Tiroler Landesarchiv: Alte Flächenmaße in Tirol und Vorarlberg: http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/downloads/flaechenmasse1.P DF.
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Maria Lichtmess: Ein neues Jahr beginnt
Maria Lichtmess: Ein neues Jahr beginnt
Maria Lichtmess (2. Feber) war früher ein sehr wichtiger Tag. Zum einen endete die Weihnachtszeit, zum anderen war der Tag ein wichtiger Termin im bäuerlichen Leben, da hier das neue „Bauernjahr“ begann. Knechte und Mägde verpflichteten sich stets für ein Jahr bei einem Bauern, zu Lichtmess bekamen sie den Rest des Jahreslohns ausgezahlt und konnten (oder mussten) sich eine neue Dienststelle suchen. Falls sie das bestehende Arbeitsverhältnis verlängerten, geschah dies meist per Handschlag. Verbreitet war auch der Brauch, dem Gesinde zu Lichtmess ein Paar Schuhe als Lohn zu geben, für die weitere Arbeit, oder die Arbeitssuche. Zu Lichtmess wurden also die Belegschaften durcheinandergewürfelt, und Liebschaften unter Dienstboten, denen das Heiraten lange Zeit nicht gestattet war, hielten oft nur bis zu diesem Zeitpunkt, daher auch der Spruch „Neue Schuhe, neue Liebe“.
Am darauf folgenden Tag, dem sogenannten Schlenggltag begann der kurze „Jahresurlaub“ der Knechte und Mägde. Mancherorts wurde dieser Tag auch Truhentag genannt, da das Gesinde sein weniges Hab und Gut oft in Truhen packte und zum neuen Arbeitgeber schaffte. Dieser Arbeitsplatzwechsel ging bis St. Agatha (5. Feber) vonstatten, und damit endete auch schon wieder der Urlaub.
Auch in Punkto Finanzen war der 2. Feber ein wichtiger Tag: Kaufverträge und damit verbundene Schuldverschreibungen und Ähnliches wurden oft von Lichtmess an gültig. Der neue Besitzer eines Hofes konnte so vor Einzug des Frühlings die Arbeit aufnehmen. Im 18. und 19. Jahrhundert waren das Zinsniveau und die Preisentwicklung relativ konstant, es galt praktisch ein Standardzinssatz von 4%, die Fälligkeit war meist wiederum Lichtmess. Ansonsten war es üblich, dass Schulden mit halbjährlicher Frist auf- bzw. abgekündigt werden konnten, beide Seiten hatten also das Recht, mit entsprechender Vorankündigung entweder die Schulden zu bezahlen oder zurück zu fordern. Von den früheren Tagen, an denen dem Grundherren die Pacht (Naturalien) abgeliefert werden musste, sind auch noch weitere Zinstage üblich gewesen:
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Grundherrschaft, Grundzins und Steuern
Zu Georgi am 23. April Zu Jakobi am 25. Juli und Zu Martini am 11. November.
Somit war das Jahr praktisch viergeteilt mit jeweils rund drei Monaten Abstand zwischen den einzelnen Terminen (und jeweils ein Prozent Zinsen). Auch Steuern und Abgaben waren oft zu diesen Terminen fällig, besonders oft zu Martini, das günstig nach Beendigung der Ernte folgt.8
Grundherrschaft, Grundzins und Steuern
Die ursprüngliche Funktion der Grundherren war über die Personen (Bauern) zu herrschen, die den Grund bearbeiteten. Diese ist aber in Tirol schon früh verblasst. Bereits in der Landesordnung von 1404 wurde das Erbbaurecht schriftlich festgehalten. Demnach konnte der Bauer sein Gut vererben und es mit Zustimmung des Grundherren auch verkaufen. So wurde die Grundherrschaft in die Rolle eines Rentenbeziehers gedrängt, d.h. sie hatte lediglich das Recht auf einen jährlichen Grundzins und gewisse Arbeitsleistungen (Fron bzw. Robot). Zudem musste ihre Zustimmung beim Verkauf von Höfen eingeholt werden, was aber in der Regel ohne weiteres geschah.
Der Grundzins musste zu bestimmten Terminen (siehe oben) geleistet werden. Ursprünglich war er aus den landwirtschaftlichen Produkten aus Ackerbau und Viehzucht zusammengesetzt, konnte aber auch in Form einer alternativen Geldzahlung entrichtet werden. Bei den in Tirol am meisten verbreiteten grundherrschaftlichen Grundleihen, dem Erbbaurecht und dem Freistiftrecht, war der Grundzins genau festgelegt. Dieser Grundzins war unabänderlich und durfte von der Grundherrschaft nicht
8
Quellen für dieses Kapitel: http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Lichtmess. http://de.wikipedia.org/wiki/Schlenggeltag. http://stadtmuseum.dornbirn.at/Martini.9754.0.html.
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Grundherrschaft, Grundzins und Steuern
nach Belieben erhöht werden. Da die Grundherrschaft als Anlageform von Vermögen immer beliebter wurde, erwarben neben dem Adel vermehrt Klöster, Filialkirchen, städtische Bürger, Zünfte usw. Grundherrschaften und so setzte sich immer mehr das Geld gegenüber den Naturalien als Abgabeform durch. Dieser Umstand begünstigte die Bauern, zwar war die Inflation wie bereits mehrmals erwähnt gering, doch stetig und so verloren die Abgaben über die Jahre langsam an Gewicht.
Die Grundsteuer hingegen war in Tirol wie in allen agrarischen Gesellschaften bis weit in das 19. Jahrhundert hinein eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landesfürsten bzw. des Staates. Dem Ursprung nach war sie „Hilfe in der Not“, sie war keine regelmäßige oder ständige, also Jahr für Jahr fällige Abgabe. An- und eingefordert wurde sie aus konkretem Anlassfall, vor allem wenn dem Land Krieg drohte. Seit den 1570er Jahren war diese Landsteuer dann aber eine regelmäßige, also Jahr für Jahr fällige Steuer, weil die Landschaft damals und auch späterhin Schulden von den Landesfürsten übernahm, die sie mit diesen Einnahmen abzutragen gedachte, was aber nicht gelingen sollte.9
9
Quelle für dieses Kapitel: Tiroler Landesarchiv: Archivglossar: http://www.tirol.gv.at/kunstkultur/landesarchiv/glossar/archivglossar-g/.
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Der Heidenbühl als Namenspate
Der Heidenbühl als Namenspate
Kultplätze der Heiden und Tummelplätze der Hexen im Schlerngebiet.10
Der 530 Meter hohe Heidenbühel spielte bereits zu vorchristlicher Zeit eine Rolle. Wiewohl er von der Bergseite mit nur wenigen Metern Höhenunterschied zu besteigen ist, ragt er mehr als 100 Meter über die Mündung des Schwarzgriesbaches in den Eisack hinaus. Von unten herauf führte so auch ein sehr steiler Felssteig empor, der im Winter zudem eisanfällig war. Auf dem Bühel selber, der neben Buschwald von magerem Wiesboden überdeckt wird und im Langes von Osterglocken übersät ist, wird wohl nie jemand gelebt haben. Erst im vorigen Jahrhundert wurde etwas Licht in die Geschichte des im Volksmund verrufenen Heidenbühels gebracht: 10
Abbildung entnommen aus: Tobia Moroder: Kultplätze der Heiden – Tummelplätze der Hexen, http://www.storicamente.org/05_studi_ricerche/streghe/moroder.htm.
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Der Heidenbühl als Namenspate
Heidenbühel von Westen in den 1960ern (links), von Norden im Herbst 2013.11 Zuerst konnte der Prälat und Vorgeschichtsforscher Adrian Egger einige Funde an der Oberfläche verzeichnen, ehe eine weitere Forschergruppe bei Versuchsgrabungen schließlich eindeutige vorgeschichtliche Beweisfunde zu Tage förderte. Demnach ließen sich anhand einiger Tonscherben sogar bronzezeitliche Spuren feststellen. Diese Spuren wurden also vor mindestens 3.000 Jahren auf dem Bühel zurückgelassen. Etwas später folgten die Räter, auf sie deuten mehrere Funde hin. Da das Land zu dieser Zeit noch nicht besiedelt war, dürfte es sich deswegen um eine Kultstätte handeln. Ein an einer erhabenen Stelle des Heidenbühels gelegener Porpyhrblock untermauerte diese Theorie. Der tischförmige Stein mit einer Länge von 150 cm, einer Breite von 70 cm und einer Dicke von 60 cm ruhte dolmenartig auf zwei von Menschenhand untergelegten Steinlagern und diente höchstwahrscheinlich als Opfertisch. 11
Bild links aus Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 119. Bild rechts aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
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Der Heidenbühl als Namenspate
Der Opferstein am Porzer Heidenbühel.12 In der unmittelbaren Umgebung des Steins fand man weitere Tonscherben, frührömische Keramik und eine Fibel aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus. Ebenfalls gefunden wurde eine Silex-Pfeilspitze. Der Stein selbst existiert heute nicht mehr. Nach den Römern kam das „finstere Mittelalter“. Finster deshalb, weil auch hier wiederum keine Quellen vorhanden sind, was in den über tausend Jahren nach der Ankunft der Römer geschah.
Erst im Jahre 1288 taucht der Heidenbühl wieder in den Quellen auf. In diesem Jahr wurden die Urbare Meinhards II von Tirol aufgezeichnet. Das Urbar umfasste – im Gegensatz zum (freien) Eigentum – jenen Grund und Boden, der besitzrechtlich an eine Grundherrschaft gebunden war. Urbar wurde auch die Aufzeichnung über den Besitzstand und die Rechte einer Grundherrschaft genannt. Aus einem Urbar geht hervor,
12
Der Opferstein am Porzer Heidenbühel, St. Oswald bei Kastelruth, in: Der Schlern 1965, S. 115.
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Der Heidenbühl als Namenspate
welcher Bauer unter welchem Rechtstitel (oder Leiheform) welche Liegenschaften der Grundherrschaft nutzen und besitzen konnte sowie welche Leistungen (Grundzins, Weisat, Robot oder Fron) ihr dafür zustanden. In Zinsurbaren wurden die jährlichen Einnahmen an Grundzins usw. einer Grundherrschaft festgehalten.
So befindet sich in der Urbare Meinhards in dem Kapitel Daz ist der gelt von Chastelrut folgender Eintrag:13
Wobei hier das gelt in Naturalien abzuliefern war. Erst später setzte es sich dann durch, dass die Lasten in Geld abgegolten werden konnten. Der Bauer des Hofes ze Portez musste demnach folgende Abgaben leisten: Von einem Weingarten ein Drittel, von einem anderen die Hälfte des Weins 4 pfunt (vermutlich 4 Pfund Berner Geld) 1 Schaf 2 fleish (vermutlich 2 große Stücke Fleisch, meist vom Schwein) 2 Hühner 20 Eier 1 Kitz oder stattdessen 30 Eier
Im späten Mittelalter waren noch weite Teile des Landes räteromanisch. Für Kastelruth vermutet Arnold Profanter in seiner Dissertation zur Entwicklung Kastelruths, dass z.B. um 1600 in St. Michael noch vorwiegend ladinisch gesprochen wurde. Dies führt er darauf zurück, dass eine von Gröden nach St. Michael verheiratete Frau bei einer Gerichtsverhandlung viele Jahre nach der Heirat kein deutsch sprechen konnte, sodass ihr Ehemann übersetzten musste. Demzufolge sollte St. Michael zu dieser Zeit zumindest zweisprachig gewesen sein, da die Frau kein Deutsch im täglichen Umgang mit den
13
Zingerle, Oswald von: Meinhards II Urbare der Grafschaft Tirol 1288, Wien 1890, S. 109.
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Der Heidenbühl als Namenspate
Nachbarn gebraucht hatte. Erst später zog sich die Sprachgrenze auf den Panider Sattel zurück.
Aus diesem Grund ist es nicht hundertprozentig auszuschließen, dass der Hofname Porz nicht auch wie so viele andere Hofnamen im Gemeindegebiet räteromanischen Ursprungs ist. Andererseits gibt es eine einleuchtende Erklärung für den Namen: Normalerweise wird mit „Porz“ ein Hügel gemeint. Mit „ze Portez“ wird also ausgedrückt, dass der Hof „in der Nähe eines Hügels“ liegt, also nicht unmittelbar auf dem Hügel. Somit ist es durchaus realistisch dass die Namensherkunft vom Heidenbühel stammen könnte.
Offenbar war das Porzergut recht groß und wurde bald in Unter- und Oberporz aufgeteilt.14
Unterporz gehörte damals zum Burgfriden von Aichach. Weitere Höfe in diesem Burgfrieden waren Pfleg, Schwarzgries, Lafogl, Plon, Madrungl, Puntschied und Simmelemühl. Sie alle zinsten nach Aichach und mussten auch noch 1780 Robotdienste leisten. Im restlichen St. Oswald war die Sache etwas komplexer, die Grundstücke gehörten zu mehreren Grundherren und so mussten dort die Abgaben meist an verschiedene Herren geleistet werden.
Spätestens als 1451 eine Anna von Unterporz notiert wurde ist klar, dass es ebenso einen Oberporzer Hof geben muss, auch wenn für diese Zeit kein Name eines Eigentümers aufscheint. Nicht zu vergessen den Kölbl Weingarten bzw. das Kalblweingart (heutiges
14
Tarneller, Josef: Eisacktaler Höfenamen - von Deutschnofen über das Schlerngebiet, Gröden und Villnöss bis Theis sowie Felthurns bis Wangen, Lana 1984, S. 160.
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Regesten des Kirchenarchivs Kastelruth
Weberle). Dieser befand sich im Besitz des Drockers und wurde 1463 der St.-OswaldKirche gestiftet, dazu im nächsten Kapitel mehr.15
Regesten des Kirchenarchivs Kastelruth
Ein Regest bezeichnet in der Geschichtswissenschaft die Zusammenfassung von rechtsrelevanten Urkunden, diese stammen meist aus dem Mittelalter und/oder der frühen Neuzeit. Leo Santifaller hat jene es aus dem Kirchenarchiv Kastelruth erforscht und 1923 als Regesten des Kirchenarchivs Kastelrut, 1295–1570 herausgegeben. Die Anna von Unterporz scheint darin 1451 auf, wenige Jahre später, am 25. April (dem St. Marx-Tag) 1463 folgte dann dieser Eintrag:
Hans Unterplanetscher bekennt als Kirchpropst der s. Oswalds Kirche in der Castlruter Pfarre, dass Nicklas Drocker auf seinem Todbette der genannten Kirche 1 Yren Weingelt aus seinem eigenen Weingarten, genannt Etban des Kälbleins Weingart, gelegen in St. Oswalds Malgrei, gegeben hat; Michel Paluger, Friedrich von Tzyuck und Yennebein von Erans als Gerhaben der Kinder des Nicklas Drocker, nämlich Osbalt, Hans, Lisabet und Lutzey, haben nun den vorgenannten Weingarten mit allem Zubehör der s. Oswaldskirche zum Eigentum übergeben und dafür 15 Pfd. P. Meraner Münze empfangen. Dafür soll in der s. Oswaldskirche alljährlich ein Jahrtag mit gesungenem Amt, 2 Messen und allgemeinem Gebet gehalten werden. – Zeugen: Hans Kueffer, Frühmesser in Kastlrut; Tomas von biden; Heinrich Verscheller; Stefel von Schelten; Bolfgang von Pängart. – Siegler: Nicklas von Lafax. – Orig. Perg., S. an Perg. Str.
15
Quellen des Kapitels: http://www.storicamente.org/05_studi_ricerche/streghe/moroder.html. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983. Der Schlern, 1965, S. 114f. Tarneller Josef: Eisacktaler Höfenamen -– von Deutschnofen über das Schlerngebiet, Gröden und Villnöss bis Theis sowie Felthurns bis Wangen, Lana 1984, S. 160. Zingerle: Meinhards II Urbare der Grafschaft Tirol 1288, Wien 1890, S. 109.
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Regesten des Kirchenarchivs Kastelruth
Der Drocker Bauer Nicklas Drocker stiftete also aus seinem Weingarten einen Teil der St. Oswalds Kirche. Seine Kinder bzw. deren Vormunde (Gerhabe = Vormund) gaben in Folge den gesamten Weingarten an die Kirche und bekamen dafür ein Entgelt. Dies bestand einerseits in barer Münze. Zum anderen wurden dafür in der Kirche ein jährlicher Jahrtag mit gesungenem Amt und zwei
„normale“
Messen
für
den
Vater
abgehalten. Durch solche Taten versuchte man, die Zeit nach dem Tode im Fegefeuer zu verkürzen. Noch nach 1900 zierten Stoßgebete wie Mein Jesus Barmherzigkeit! (100 Tage Ablaß) bzw. Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung oder Milder Jesus, gib ihm die ewige Ruhe (300 Tage Ablaß) viele Sterbebilder um den Verstorbenen ebenfalls zeitliche Sündenstrafen zu erlassen.16
Sterbebild mit Stoßgebeten.17
16
Quellen des Kapitels: Wikipedia: Stichwort „Regest“, http://de.wikipedia.org/wiki/Regest. Santifaller, Leo: Die Regesten des Kirchenarchivs Kastelrut, 1295–1570, Innsbruck 1923, S.25f. Verschiedene Sterbebilder von Kastelruth: http://sterbebilder.schwemberger.at/index.php?/search/35080. 17 http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/75657/search/37496.
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Finanzer anno dazumal
Finanzer anno dazumal Die Steuererhebung 1630
Früher war Papier bzw. Pergament sehr kostbar und vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht bestand der überwiegende Teil der Bevölkerung aus Analphabeten. Da sehr oft nur Priester oder Ordensleute Lesen und Schreiben konnten, befinden sich viele alte Aufzeichnungen in kirchlicher Hand. Weltliche Dinge wurden eigentlich nur festgehalten, wenn sie entsprechend wichtig waren. Deswegen können Angehörige adliger Familien ihre Spuren meist eine beträchtliche Zeit länger zurückverfolgen. Für Otto Normaldoaswalder hingegen reichen die frühesten Dokumente bis in die Zeit um 1550/1600 zurück, als man begann, Taufen, Eheschließungen und Todesfälle im Kirchenbuch festzuhalten. Dies ging nicht zuletzt auf die Reformation Martin Luthers zurück – durch die Führung der Kirchenbücher konnten Glaubensabtrünnige nun auch besser ausgeforscht und verfolgt werden. Diejenigen, die über einen Besitz verfügten und diesen veräußerten, konnten dies auch schon früher in Büchern festhalten lassen. Dazu sagte man verfachen lassen, von daher stammt der Ausdruck Verfachbuch.
Für Kastelruth sind heute Aufzeichnungen der Kirchenbücher ab 1580 erhalten, die Verfachbücher gehen bis ca. 1500 zurück. Allerdings hatte man damals nicht daran gedacht, dass diese Schriftstücke auch noch 500 Jahre später gelesen werden könnten. So ist heute vieles schwer entzifferbar, auch wenn der Erhaltungszustand oft recht gut ist.
Neben der kirchlichen Kontrolle interessierte sich auch der Staat zunehmend für seine Untertanen – um ihnen Steuern abknöpfen zu können. In unseren Breiten war dies erstmals 1630 der Fall, als man mit der Erfassung der Feuerstätten der Siedlungen begann. In St. Oswald befanden sich demnach 23, in St. Vigil 17 Feuerstätten.
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Finanzer anno dazumal
Eintrag zu Christina Baldaufin 1630.18 Für Oberporz wurde so ein Steuerwert von 180 Gulden ermittelt. Einer gewissen Christina Baldaufin gehörte Paurecht des hof und guets genannt zu Porz, aus Behaussung, Dillen, Stadl, Stallung bestehend. Das Kälblweingart gehörte Christoph Thomaseth, verfügte aber über kein Gebäude.
1630 ist auch das älteste Datum, zu dem ein direkter Fink–Vorfahr ermittelt werden konnte. Da Christian Finckh hier schon als Eigentümer eines Hofes genannt wird und eine weitere Nennung im Verfachbuche 1652 erfolgte, kann man davon ausgehen, dass er um 1600 geboren sein muss.
Eintrag zu Christian Finckh 1630. Christian Finckh Hat jener das Paurecht des Hof und guets genannt zum Mössner, so da ist ain guetes Behaussung, Dillen, Stadl, Stallung, zuvor gar kleins Krautgärten, Äickher von 12 Star Samen(?), und 9 Tagmodernisse 19
18 19
Steuerkataster von Kastelruth 1630 im SLA. Steuerkataster von Kastelruth 1630 im SLA, Fol. 51.
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Finanzer anno dazumal
Zum Grundertrag wurde festgehalten: Tragen die Äickher zu gemain Jares 65 Star getrayd. Die Wissen Hey und Gruemat bey 8 schupf Fueder
Als jährlicher Grundzins mussten unter Anderem geleistet werden: Roggen: 4 Star Gersten: 4 Star Gellt: 48 c Zu Ostern Küy: 1 und Äiger 30 Schnit Hianer: 2
Zu Schloss Aicha musste Christian 3 Tagwerk verrichten. Zu dem ist man von diesem Hof das Mössnerambt bey Sanct Vigilly Kirche verrichten schuldig.
Christian war also der Messner Bauer in St. Vigil und musste demnach neben den ganzen Abgaben auch noch das Messneramt in der nahegelegenen Kirche versehen. Mit Schnit Hianer war gemeint, dass er zum Zeitpunkt des Getreide- oder Heuschnitts 2 Hühner abzuliefern hatte.20
20
Quelle dieses Kapitels: Steuerkataster von Kastelruth 1630 im SLA.
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Der Santner bestimmte den Standort
Der Santner bestimmte den Standort Warum die St. Vigiller Kirche in der Schlucht steht
Die vielen Kirchen und Kapellen unseres Landes stehen oftmals auf Berg- und Hügelkuppen oder anderen weithin sichtbaren Positionen. So kündigte anno dazumal der weithin sichtbare Kirchturm eines Dorfes dem müden Wanderer an, dass er es nicht mehr weit zu seinem Ziel hatte.
In St. Vigil hingegen verhält es sich nicht so, ganz im Gegenteil: es scheint, als ob die Kirche am verstecktesten Plätzchen der Fraktion errichtet worden ist. Die Sage liefert eine einfache Erklärung, warum sich das Kirchlein von St. Vigil in der Schlucht des Schwarzgrieser Baches befindet: Ursprünglich soll sie auf der Seiser Alm gestanden haben. Infolge eines gewaltigen Erdrutsches rauschte sie ins Tal hinunter und nichts schien sie aufhalten zu können. Ein altes Weibele rief: „Heiliger Vigilius, hebs Stabele für!“ und da gehorchte die Kirche und kam an der heutigen Stelle zum Stillstand und wurde prompt dem heiligen Vigilius geweiht.
Die wissenschaftliche Erklärung oder vielmehr die wissenschaftliche Theorie ist etwas komplexer, dafür aber weitaus wahrscheinlicher. Demnach spielt der nahe Schlern, genauer gesagt der Santner eine wesentliche Rolle. Vielfach deuten die Namen von Bergspitzen oder Felszacken darauf hin, dass Berge früher nicht bestiegen, jedoch als natürliche Uhr verwendet wurden. Deswegen gibt es gar einige Stundenberge (z.B. Zwölferspitze) in den Alpen. Der 2.414 Meter hohe Santner könnte somit aus der Sicht der St. Valentiner ebenso eine Elferspitze sein, wahrscheinlich hätten da aber die Seiser etwas dagegen.
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Der Santner bestimmte den Standort
Schattenlinien des Santners im Jahresverlauf.21 Georg Innerebner hat sich vor über 60 Jahren die Mühe gemacht, die Wanderung des Santnerschattens aufzuzeichnen und in obigem Bild alle Schattenmöglichkeiten eines ganzen Jahres einzutragen. Am Sommersonnwendtag (unterste Linie) beschattet der Santner nur eine sehr kleine Fläche, mit jedem Monat wandert der Schatten jedoch weiter ins Völser und Kastelruther Gebiet. Am 22. Dezember sorgt der Santner schließlich sogar in Telfen beim Außerlanziner nach 10 Uhr für eine Unterbrechung des Sonnenscheins. So konnte früher der dortige Bauer genau Auskunft geben, dass der Santnerschatten für zwei bis drei Tage den Stubentisch von Außerlanzin erreichte und somit die Wintersonnwende anzeigte. Noch deutlicher zeigt sich dieses Phänomen im sogenannten Mittagstal zwischen Formsun und Marmsol in St. Valentin. Die zwischen beiden Höfen liegende, genau in Nord–Süd Richtung verlaufende Mulde scheint geradezu künstlich geschaffen. Genau hier kann man an jeden 22. Dezember die Mittagssonne über die Santnerspitze streichen
21
Der Schlern, 1946, S. 173.
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Der Santner bestimmte den Standort
sehen. Der Priester und Hofnamenforscher Josef Tarneller vermutete, dass der Hofname Marmsol mit „Mair in Sal“ zusammenhänge, was wiederum auf die „Saligen“ zurückzuführen sei, die in grauer Vorzeit viel mit dem Sonnenkult zu tun hatten. In St. Vigil, das tiefer und näher am Santner liegt, verläuft die Schattenlinie bei Tag- und Nachtgleiche. Genau an dem Punkt, an dem die Kirche steht, lugt die Sonne an diesen Tagen bei ihrer aufsteigenden Bahn gerade noch über die Santnerspitze.
Sonnenbahn von der St. Vigiller Kirche aus. Aufnahmen im 10-Minuten-Takt vom 23. September 1941.22 In der direkten Umgebung des Kirchleins weisen Scherbenfunde darauf hin, dass es auch hier schon in der Vorzeit um eine Kultstätte gehandelt haben kann. So wurde dann hier an dieser untypischen Stelle eine Kirche errichtet. Sie wurde dem heiligen Vigilius von Trient (4. Jahrhundert), einem der ersten Bischöfe unserer Gegend, geweiht. Das deutet darauf hin, dass in St. Vigil im Zuge der Christianisierung ein heidnisches Heiligtum durch eine christliche Kirche ersetzt worden sein könnte.23 22
Der Schlern, 1946, S. 177 Quellen für dieses Kapitel: Kastelruther Gemeindebote, Dezember 1991. Innerebner, Georg: Die Santnerspitzen-Sonnenuhr, in: Der Schlern, 1946. S. 170-177. 23
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Über den Schwarzgrieser Bach
Über den Schwarzgrieser Bach Finken zu Graf
Laut der Steuererhebung von 1630 gehörte der Grafer Hof einem gewissen Christoff Pratatscher. Mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), in dem Tirol zwar weitgehend
von
Kriegshandlungen
verschont
blieb,
wurde
vermutlich
von
durchziehenden Truppen 1634 die Pest eingeschleppt. Diese im Volksmund als „das große Sterben“ bezeichnete 2. Pestwelle in der Geschichte Tirols forderte beispielsweise in Neustift bei Brixen innerhalb von drei Jahren 150 Todesopfer, und das bei rund 300 Einwohnern! So kam es vielerorts zu einer regelrechten Entvölkerung, die überlebenden Bauern profitierten insofern, als dass sie günstig ihren Besitz vergrößern konnten. Möglicherweise kam Christian Finckh auf diesem Wege im Laufe der folgenden Jahre in Besitz des Grafer Hofes und war nun Eigentümer von Höfen beiderseits des Schwarzgrieser Baches.
Belegt ist dann, dass der Grafer Hof am 25. Jänner 1652 von Vater Christian auf Sohn Sebald überging. Nach der Nennung der beiden Personen steht im Verfachbuch: …verkauft auf zuvor Antrags und Verwillung der ordentdliche Grundherschafft der Erstamb Christian Finckh Mösner bei St. Vilgen und gericht Castlrut für sich und seinen Erben den er (…) seinen ehelich lieben Son Sewalt Finckh und seinen Erbend nach den landesrechten der fürstlichen Grafschaft Tyrol (…) Nemlichen das Paurecht und Gerechtigkeit Haus Hofe und Guets genannt zu Graf bei St. Villgen gericht Castlruth herheim und auf Seisser Alben liegend, darüber das fürstliche Hofamt Brixen ordenliche Grundherrschaft is allhin eine dann jehrlichen ain Jre Most Claußner Maßsteri, Item 8 Star Roggen 6 Star Weiz, und 8 hat Perner gelt Zinß (…) Darzue ist in Kauft geben werden 2 Star Weizen, ein schlechts Pflueg gschirr ohne Wagen seu ein schlechts Hey gschirr ohne Räder verner die allda vorhandenen 2 breit Kisten, den allhin gehörigen Schrauff Torggl, und die vorhandenen Prot Pröter sambt den welprot welliche zway posten der son Christoff auch in hernach bemelten 5 Jarn zu genießen hat.
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Über den Schwarzgrieser Bach
Zusammben und hierfür ist zwischen jenen Kontrahenten das ordentlich abgerät und beschrossene Kaufgelt benenndlichen 1000 ff24
Wiewohl die Bauern in der Regel ein Erbbaurecht über ihre Höfe innehatten, gehörten diese ihnen nicht im heutigen Sinne. Sie hatten zwar das Recht, den Hof zu vererben oder zu verkaufen, mussten dafür aber die Zustimmung des Grundherren einholen. Speziell wenn ein Bauer seinen Hof teilen wollte, ihn z.B. je zur Hälfte an zwei Söhne vererben wollte, verweigerten die Grundherren oft ihre Zustimmung. Durch eine fortschreitende Zerstückelung wurden die Höfe nämlich weniger ertragsstark, und wenn sich der Bauer nur mehr gerade so über Wasser halten kann, vermag er sicherlich nicht mehr die ganzen Grundabgaben zu leisten.
In diesem Fall war jedoch alles in Ordnung: Die ordentliche Grundherrschaft hatte vor der Verschriftlichung der Transaktion im Verfachbuche dieser bereits zugestimmt. Interessant ist, dass das fürstbischöfliche Hofamt in Brixen die Grundherrschaft über den Grafer Hof gehabt hat. Dieses Hofamt hatte im ganzen Gemeindegebiet ansonsten nur über den Erhard Hof in Runggaditsch und Unterzann in St. Valentin die Grundherrschaft, sowie über Örtl einen unmittelbaren Nachbarn des Grafers in St. Vigil. Der Grafer musste unter anderem jährlich eine Yhre Most Klausner Maß, 8 Star Roggen und 6 Star Weizen nach Brixen zinsen, ebenso wie 8 Berner Münzen. Die Berner gingen auf Erzherzog Sigmund zurück, der 1486 eine Währungsreform durchgeführt hatte. Dieser verdankte er auch seinen Beinamen der Münzreiche. Im deutschsprachigen Raum sagte man früher statt Verona Bern – da dies die Prägestätte war, kam von daher auch der Name des Geldes.
Die Wiese auf der Seiser Alm gehörte bereits damals zum Hof, die Grundstücke in den Gemeindewäldern waren zu dieser Zeit jedoch noch nicht auf die einzelnen Höfe aufgeteilt. Außer dem Hof bekam Sebald noch ein paar bewegliche Güter mit, sogenannte Fährnisse. Darunter ein schlechter Pflug ohne Wagen und ein ebenso schlechtes Heugeschirr ohne Räder. Ob er damit viel anfangen konnte, ist fraglich.
24
Verfachbuch Kastelruth 1652 im SLA.
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Über den Schwarzgrieser Bach
Zudem hatte ein zweiter Sohn Christians, Christoff, auch noch das Recht für weitere fünf Jahre den Torggl und vermutlich den Backofen (Prot Pröter) zu benutzen. Was aus diesem Christoff wurde, ist nicht bekannt.
Sebald hingegen, der den Grafer Hof ab 1652 innehatte, sollte identisch sein mit dem Gebalt Finckh, den die nächste Steuererhebung bzw. das Kastelruther Gemeindebuch 1680 als Eigentümer der Höfe Messner und Graf von 1680 bezeichnet.
Dieser Theorie nach hätte Sebald mit Erreichen der Volljährigkeit oder bald danach den Grafer Hof von seinem Vater gekauft und übernommen. Spätestens mit dem Tode des Vaters Christian, vermutlich in den 1660–1670er Jahren wäre dann auch der Messner Hof in den Besitz Sebalds übergegangen.
Von Sebald wissen wir, dass er eine gewisse Maria Sattlerin geheiratet hatte und dass ihr erstes Kind Christoph Finckh hieß. Dieser kam im März 1662 auf die Welt. Da auf die Steuererhebung von 1680 erst jene von 1751 folgte, scheint Christoph im Kastelruther Gemeindebuch nicht als Hofbesitzer auf, dafür gibt es einen Eintrag im Kirchenbuch, als er sich am 8. Feber 1684 vor den Traualter begab:
Eintrag im Kirchenbuch zur Hochzeit von Christoph Finckh und Margareth Thomaseth.25 Nach dem damals noch auf Latein gehaltenen Eintrag im Kirchenbuch heiratete der ehrbare Christophory Finckh, Sohn des Sebaldi Finckh Grafer zu St. Vigili, die Jungfrau
25
Kirchenbuch (Hochzeiten) der Pfarre Kastelruth im SLA: Eintrag vom 8.2.1684.
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Über den Schwarzgrieser Bach
Margaritha Tomasetin. Diese war ihrerseits eine legitime (=eheliche) Tochter des Georgy Tomaset und der Maria Gollerin.
Aus ihrer kinderreichen Ehe gingen mindestens 9 Nachfahren hervor: Der älteste Sohn Johann und spätere Hoferbe ward gleich im Jahr nach der Hochzeit, am 5. Juli 1685 geboren, ihm folgten Georg *3.2.1688, Michael *8.2.1690, wiederum Georg *8.2.1692, die Zwillinge Nikolaus und Michael *4.12.1694, Maria * 4.8.1697, Jakob *Mai 1701 und schließlich als jüngster Sohn Christoph *16.1.1704. Da man damals zwar bei der Geburt die Eltern nannte, nicht aber im Sterbebuch das Geburtsdatum eintrug, kann nicht mehr genau festgestellt werden, welche der Kinder die ersten Jahre überlebten. Vermutlich starben die zweit- und drittältesten Söhne bald, weswegen ihre Namen nochmal verwendet wurden. Belegt werden kann indes, dass Georg 1733 eine Margareth Planötscherin heiratete. Für damalige Verhältnisse absolut selten war auch, dass zumindest einer der Zwillinge, Michael, das Erwachsenenalter erreichte. Und nicht nur das: aller Wahrscheinlichkeit nach war er der Michael Finckh, der 1751 als Eigentümer des Obertschötscher Hofes in St. Vigil benannt wird, aus seiner Ehe mit der Untertschötscher Nachbarstochter Margareth Malfertheiner entsprangen wiederum 8 Kinder. Es ist sehr gut möglich, dass von diesem Familienzweig heute noch Nachkommen in der Kastelruther Gegend leben. Der zweitjüngste Sohn, Jakob, hatte dann 1751 den Messner Hof inne. Da es zuvor eine lange Zeit ohne Steuererhebung gab, wissen wir aber nicht, ob er den Hof von seinem Vater Christoph oder vielleicht auch von einem kinderlosen Onkel bekommen hatte. Von den Töchtern Christophs ist nichts bekannt bzw. konnte nichts eruiert werden.
Von Oberporz hingegen gibt es aus dem 17. Jahrhundert folgendes zu berichten: Auf Christina Baldaufin folgten 1648 Valentin Goflmarder und 1680 Matheis Goflmorter. Dieser tauchte auch vier Jahre später in den Akten auf. Das Gericht Kastelruth verzeichnete da nämlich, dass Matheisen Goflmorter, Oberporzer, wegen eines gefangenen Luxes fünf Gulden Belohnung erhalten hatte. Auch für gefangene bzw. erlegte Wölfe und Bären wurden damals Prämien ausgezahlt.
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Ăœber den Schwarzgrieser Bach
Der Grafer Hoferbe Johann heiratete am 13. Feber 1719 Maria Peterlunger. Wie damals Ăźblich, wurde in der Winterzeit geheiratet, da es da weniger Arbeit am Hof gab.
Eintrag im Kirchenbuch zur Hochzeit von Johann Finckh und Maria Peterlunger.26
Demnach heiratete Joannes Finckh, ein ehelicher Sohn der Christophory Finckh und Margaretha Thomasäthin in der Filialkirche von St. Vigil die Maria Peterlungerin, eheliche Tochter von Christianj Peterlunger und Anna Lanzinerin.
Wie man aus dem Eintrag im Kirchenbuch unschwer erkennen kann, variierten damals die Namen der Personen. Zum einen, weil die lateinische Bezeichnung eine andere war und oft auch mit lateinischen Buchstaben statt in deutscher Kurrentschrift geschrieben wurde, zum anderen aber auch, weil es nicht so eine standardisierte Schreibweise der Namen wie heutzutage gab.
26
Kirchenbuch (Hochzeiten) der Pfarre Kastelruth im SLA: Eintrag vom 13.2.1719.
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Über den Schwarzgrieser Bach
Bei der Hochzeit stand Johann im 34. Lebensjahr – wie alt seine Braut zu diesem Zeitpunkt war, ist nicht bekannt. Möglich wäre jedoch, dass Maria Peterlunger auch nicht mehr die jüngste gewesen ist. So wie der Mensch damals, durch unzureichende bzw. einseitige Ernährung generell kleiner war und auch erst später in die Pubertät kam und oft erst mit Mitte 20 ganz ausgewachsen war, so blieben auf der anderen Seite die Frauen oft bis Mitte 40 fruchtbar. Dies sorgte dann oft trotz später Heirat für eine große Kinderschar, auf der anderen Seite vergrößerte sich dadurch natürlich auch das Risiko, dass die Mutter das Kindbett nicht überlebte.
Auf jeden Fall dürften der Ehe von Johann und Maria nur 3 Kinder entstammen: Margareth kam 1720 auf die Welt, ein Jahr später folgte Ursula. Erst am 1. Mai 1724 folgte schließlich der langersehnte Stammhalter Jakob. Dieser übernahm dann später den Hof von seinem Vater, sodass er, bei der Anlegung des Maria Theresianischen Steuerkatasters, als Eigentümer aufschien.27
27
Quellen dieses Kapitels: Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 228 und 261f. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA.
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Kataster Maria Theresia 1778
Kataster Maria Theresia 1778
Nach den Versuchen von 1620/1630, 1680 und 1740/1751 gab es nun in den Jahren von 1775-1780 in Tirol einen neuerlichen Anlauf, einen einheitlichen Kataster zu schaffen. Für St. Oswald und St. Vigil weisen die Dokumente 1778 als Erstellungsjahr aus.
Kurz vor der Erstellung dieses Katasters wurden (wieder einmal) die Maße reformiert. Die neuen Maße richteten sich nun am Wiener Klafter aus. Dieser Klafter sollte die Spanne der ausgestreckten Arme eines Mannes bemessen, dies entsprach sechs Fuß oder 1,89 Meter. Allerdings wurden vielfach die alten Maße weiterbenutzt. In den riesigen habsburgischen Erblanden, die um 1800 mit knapp 700.000 Quadratkilometern flächenmäßig fast doppelt so groß wie das heutige Deutschland waren, dauerte die Umsetzung neuer Regelungen natürlich entsprechend lange und zog sich oft über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin. Häufig blieben die alten Maße neben den neuen bestehen und wurden weiterverwendet, auch heute findet man zumindest im Sprachgebrauch noch so manches alte Maß (z.B. beim Metzet Speck). Das Joch hielt sich sogar bis nach der Umstellung auf das metrische System, so tauchte es noch in vielen Hofüberschreibungen bis ins Jahr 1900 auf. damalige (neue) Maße:28 entspricht 1 Jauch
1000
Klafter
1 Tagmahd
500
Klafter
1 Graber
150
Klafter
1 Morgen
500
Klafter
1 (Quadrat)klafter
3,596652 m²
28
https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/kunst-kultur/landesarchiv/downloads/flaechenmasse1.PDF.
43
Kataster Maria Theresia 1778
Einige alte Tiroler Maße:29 entspricht 1 Joch
1600
Klafter
1 Tagmahd
560
Klafter
1 Waldklafter
5,267
m²
1 Werchklafter
7,2199
m²
1 kleiner Tiroler Klafter
4,06
m²
Im Prinzip war die Landvermessung bei der Anlage des Maria-Theresianischen Katasters recht genau. Da es aber noch nicht die heutige Einteilung in einzelne Parzellen gab, sondern jeweils die gesamte zusammenhängende Fläche einer Kulturgattung angegeben wurde, ist eine Umrechnung nicht so leicht möglich, da man ja nicht genau weiß, ob die Ausmaße des Hofes von vor über 200 Jahren auch noch mit der heutigen Zeit übereinstimmen. Zudem wurden nur die wertvollen, produktiven Flächen genau vermessen.
Da der steuerliche Wert anhand des Ertrages der Objekte und nicht, wie heute Usus, anhand des Wertes festgelegt wurde, scheinen Häuser mit einem sehr geringen Steuerwert auf. Am wertvollsten und demzufolge auch am genauesten vermessen wurden Äcker („Ackerfeld“), Obstwiesen („Wießfeld mit Bäume“) und Weingärten. Almwiesen und Wälder wurden möglicherweise auch nur grob geschätzt oder auf Basis alter Maße eingetragen.
Als Beispiel dafür könnte man die Porzer Wiese auf Puflatsch hernehmen, welche zweifelsfrei schon im Steuerkataster existiert und der heutigen Wiese entspricht. Berechnet man die angegebenen 10 Tagmahd mit den neuen Maßen zu je 500 Klaftern und diese mit 3,59 m², so ergibt sich eine Fläche von knapp 1,8 Hektar. Im Schlerngebiet entsprach jedoch eine Tagmahd bis zu dieser Zeit 800 Klafter und der alte Tiroler Klafter war größer als jener von Wien, sodass ein Quadratklafter 4,06 m² entsprach. Multipliziert man die 10 Tagmahd mit diesen Größenangaben, so ergibt das 10*800*4,06 = 3,248 Hektar. In einer anderen Quelle ist angegeben, dass eine Tagmahd auf der Alm genau
29
Alte Maße in Tirol: http://www.similaun.net/geld.htm.
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Kataster Maria Theresia 1778
3.333 Quadratmeter messen würde, wonach es rund 820 bzw. 920 Klafter pro Tagmahd wären. Wiewohl dieser Wert am nächsten zu den heutigen Flächenangaben hinlangt, kann
aufgrund
fehlender
Verweise
nicht
bestimmt
werden,
ob
selbige
Umrechnungsfaktoren auch im Tal verwendbar sind.
Weiters wurden bis ins späte 18. Jahrhundert Waldflächen einfach durch Umschreiten ausgemessen. Demnach waren 9000 Quadratschritte ein Jauch zu 1000 Klaftern und somit zu 35,9 Ar. Man kann sich also vorstellen, wie ungenau die Porzer Wälder anno dazumal vermessen worden sind. Somit sollten die folgenden Tabellen mit Vorsicht genossen werden, sie dienen vor allem um die Größe der Höfe miteinander vergleichen zu können.
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Kataster Maria Theresia 1778
NR HOF 1 Gottes Haus 2 Sattl 3 Oberwalidt 4 Unterwalidt 5 Trocker 6 Platner 7 Torggl 8 Piz 9 Umasmayr 10 Schmidl 11 Panid 12 Ausserkost 13 Innerkost 14 Schenegg 15 Obertschötsch 16 Untertschötsch 17 Mesner 18 Kälblweingart 19 Dösch 20 Oberporz 21 Latsch 22 Publid 23 Fuschg 24 Fleß 26 Unterplanetsch 27 Oberplanetsch 28 Madrungl 29 Fortschöll 30 Gschlun Bürger Bürger Bürger Unterporz Lafogl Planer Aicha-Pfleger Schwarzgries Puntschied
Besitzer St. Oswaldskirche Georg Mulser Christoff Mulser Johann Mulser Josef Grafer Paul Tyrler, Josef Rungger Anton Rauch Christoff Mulser Jenewein Scherer Maria Runckerhin Christoff Mulser Maria Runckerhin Christina Porzerin Simon Mulser Anna Sattlerin Jakob v. Thurnstein Simon Mulser Anna Regittin Mathias Lanziner Johann Goflmorter Hans Marmsaller Paul Schieder Ursula Fill Josef Rottensteiner Martin Marmsoller Simon Rungger Josef Schider Anton Gasser Niclaus Thomaseth Anton Schieder Josef Rier Georg Mahlknecht Anna Lanzinerin Anna Rauchin Joseph Rier Johann v. Giovanelli Simon Atzwanger Christian Schieder
SteuerWald wert Garten Acker Wiese Waid Wein Alm Gulden Klafter Joch Kl. TM Kl. Morg. G K TM 64 230 3.466 30 10 0 25 250 50 31 2.691 40 6 600 12 0 40 28 2.349 20 6 400 9 0 4 38 3.564 58 9 800 12 250 12 67 51 34 464 1.061 533 331 961 1.197 211 2.266 3.527 464 262 1.092 947 889 1.228 1.515 2.405 2.227 2.939 1.974 3.160 1.018 58 16 4
3 2 8
100
2 8 12 4 15 9 8 20 8 30 16
1 605 1 800 1 405 1 4 3 1108 2 400 902 7 900 1 1319 0 952 1102 2 200 2 406 2 906 4 0 6 0 6 600 5 100 6 10 5 1108 9 400 2 1250
8
2 100
4
5 42 20 12
36 50 250 250 0 250 75 0 0 250 13 250 151 250 303 250 250 0 14 0 415 0 250 105
8 6 50 1 93 4 1 0 10 4,1 45 12 38 3 4,9 75 7 ? ? ? 0,5 75 ? ? ? 48 1 0 10 8 84 49 2 70 10 2 75 17 7 84 12 1 100 10 10 22 28 9
0 250
10 2 75
1 1 1 1 1 1 1 11 12 1 1 2 2 1 13 11 10 4 14 8 9 5
4 38 10 16 26 21
28 12
21 36 13 65 12
St. Oswalder Höfe im Steuerkataster von 1778.30
30
Eigene Zusammenstellung anhand der Daten im Steuerkataster von 1778 für die Fraktion St. Oswald und Burgfrieden Aichach.
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Kataster Maria Theresia 1778
Abkürzungen: Joch; 1 Joch = 1.600 Klafter = 57,5 Ar G = Graber; 1 Graber = 150 Klafter = 5,4 Ar K, Kl. = Klafter; 1 Klafter = 3,596652 m² Morg. = Morgen; 1 Morgen = 500 Klafter = 18 Ar (Wald: ACHTUNG!) TM = Tagmahd; 1 Tagmahd = 18, 20 oder 33 Ar Die Rechte am „Gemeinswald“ auf Laranz waren noch eher unübersichtlich. Laut Kastelruther Gemeindebuch wurde der Wald auf Laranz zwar schon 1742 aufgeteilt, jedoch geschah dies vermutlich nicht im heutigen Sinne in verschiedene Parzellen, sondern in die einzelnen Rechte. So war den Quellen zufolge meist nur eine relative kleine Fläche direkt im Besitz der einzelnen Höfe. Das lässt vermuten, dass der Hauptteil des Waldes weiter als Allmende genutzt wurde. Unter einer Allmende versteht man ein gemeinschaftliches Eigentum, das jeder Miteigentümer Nutzen kann. Im konkreten Fall konnte man also vermutlich für den Eigengebrauch Holz schlägern. Zumindest die angrenzenden Bauern werden wohl auch ihr Vieh zum Weiden in den Wald gebracht haben.
Im Steuerkataster befinden sich unter der Anlage St. Oswald nicht alle Höfe, es fehlen Unterporz, Lafogl, Planer (Plon), Pfleger, Puntschied und Schwarzgries. Diese gehörten zum Burgfrieden Aicha und wurden deshalb in einem eigenen Akt verzeichnet, der sehr undeutlich geschrieben wurde.
In St. Oswald gab es damals eine bunte Mischung aus großen, mittleren und Kleinsthöfen. Der größte Hof – wenn wir die Almflächen außen vor lassen – war der Untertschötscher mit einem Steuerwert von 3.527 Gulden. Der Hof hatte zwar nicht die größte Ausdehnung, aber die fruchtbarsten Grundstücke. Etwas wertvoller war der Trocker Hof, was aber vor allem auf die 67 Tagmahd Wiesen auf der Seiser Alm zurück zu führen ist. Als dritter im Bunde wäre noch der Sattler Hof zu nennen. Ebenfalls auf über 3.000 Gulden Wert kamen Fortschöll sowie Christoff Mulser, dem gleich 3 Höfe (Obermalid, Pitz und Panid/Himmelreich) gehörten.
47
Kataster Maria Theresia 1778
Im Mittelfeld befand sich der Oberporzer Hof des Johann Goflmorter. Wenn man das wenige Jahre später zum Hof fallende Kälblweingart hinzurechnet, rangiert „GroßOberporz“ mit 1.209 Gulden an 14. Stelle – vor den Nachbarn Dösch und Latsch.
Bei der Erstellung des Steuerkatasters waren die Finken noch nicht in St. Oswald und „saßen“ noch im Nachbarweiler St. Vigil. Dort gab es dafür viele Höfe, deren Geschichte sich mit derer der Finken im 18. Jahrhundert kreuzte.
NR Hof Besitzer Steuerwert 1 Laranz Johann Plunger 5679 2 Christian Runggatscher 694 3 Unterfelderer Georg Pachiel 1022 4 Fursch Paul Schgaguler 2236 5 Karlott Christian Heifler 3134 6 Platid Simon Heifler 1156 7 Unterzerod Ursula Runkerin 1028 8 Oberzerod Jacob Silbernagl 5474 9 Verlay Nikolaus Heifler 1353 10 Kampidell Hans Peternader 3476 11 Grafer Jacob Finckh 2585 12 Kandelberg Georg Marmsoler 1561 13 Maleng Veit Marmsoler 387 14 SimmelemüllerSimon Mulser 547 15 Messner Oswald Mulser 2226 16 Örtl Andre Marmsoler 779 17 Obertschötsch Hans Schider 1513 18 UntertschötschPeter Finckh 1313 19 20 Runckh Anton Graz 1960 21 Huber Jacob Schieder 1901 22 Pray Hans Gasser 908 23 Wergesgütl Maria Malfertheinerin 392 24 Grieshaus Joseph Mulser 852 Strasser ?
St. Vigiller Höfe im Steuerkataster 1778.31
31
Eigene Zusammenstellung anhand der Daten im Steuerkataster von 1778 für die Fraktion St. Vigil.
48
Kataster Maria Theresia 1778
Generell sieht man, dass es in St. Vigil auch damals weniger Höfe als in St. Oswald gab. Laut offizieller Zählung gab es 1780 in St. Oswald 31 Höfe und 6 Söllhäuser, in St. Vigil lediglich 23 Höfe bei 4 Söllhäusern. In den Söllhäusern wohnten die sogenannten Sölleute, ihnen gehörten nur kleine oder gar keine Grundstücke und sie reichten daher nicht aus, eine Familie zu ernähren. Die Sölleute arbeiteten deswegen oft als Tagwerker bei Bauern oder als Handwerker.
St. Vigil hatte zwar weniger Höfe, diese waren in der Regel aber wertvoller als jene in der Nachbarfraktion. So kam es auch immer wieder vor, dass es sich Bauernsöhne aus St. Vigil leisten konnten, in St. Oswald ein (kleineres) Höfl zu kaufen. Umgekehrt passierte es viel seltener, dass Oswalder in St. Vigil Besitz erwarben.
Wie schon im vorhergehenden Kapitel beschrieben, erbte Jacob bzw. Jakob Finckh, den Grafer Hof und war 1778 dessen Eigentümer. Jakob war der Ur-Ur-Ur-Großvater von Paul, Vinzenz und Thomas Fink. Der heute nicht mehr existierende Hof war nachgewiesen mindestens 253 Jahre im Besitz der Familie Fink (7 Generationen von 1652 bis 1905!). Der Hof war 2.585 Gulden wert, dazu aber später mehr.
Zu den anderen rot markierten Höfen:
Sozusagen der Stammhof der Familie, war der MESSNER. In der am weitesten zurückreichenden Quelle (siehe weiter vorne) gehörte einem gewissen Christian Finckh 1630 der Messner Hof. Im Kastelruther Gemeindebuch folgen: 1680 Gebalt Finckh, 1751 Jacob Finckh und 1766 nochmals Jacob Finckh. Dabei sollte mit Gebalt Finckh der gleichnamige Eigentümer des Grafer Hofes gemeint sein. Dieser müsste den Hof von seinem Vater Christian irgendwann zwischen 1652 und 1680 vererbt bekommen haben. Dessen 1701 geborener Enkel Jakob hatte den Hof bei der nächsten Steuererhebung 1751 inne. Nachdem er verstarb wurde 1766 sein Neffe Jakob Fink vom Grafer Hof zum Vormund für die minderjährigen Töchter Maria und Christine ernannt und wurde so zum nominellen Eigentümer des Hofes. Dieser wurde dann im Laufe der nächsten Jahre an Oswald Mulser verkauft.
49
Kataster Maria Theresia 1778
Der OBERTSCHÖTSCHER Hof gehörte noch 1751 Michael Finckh. Dabei handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen Bruder des Grafer-Erben Johann Finckh bzw. Onkel des Grafer Bauern Jacob Finckh.
Christian Fink, Messner Sebald, Grafer Christoph, Grafer Johann, Grafer
Michael, Obertschötscher
Jacob, Grafer
Peter, Untertschötscher
Christian, Grafer
Anton, Untertschötscher
Anton Jakob, Porzer Anton, Porzer Vinzenz, Porzer Ahnenfolge zum Obertschötscher und Untertschötscher Hof in St. Vigil.32 Der Obertschötscher Michael hatte die Untertschötscher Nachbarstochter Maria Malfertheiner 1737 geheiratet. Sie hatten 8 Kinder. Sein ältester Sohn Peter zog es offensichtlich vor, den UNTERTSCHÖTSCHER Hof zu übernehmen. (Vielleicht hat eine Tochter Michaels den späteren Obertschötscher Hans Schider geheiratet?). Dessen Sohn Anton (geb. 1775) folgte ihm als Bauer nach. Anton heiratete 1808 eine gewisse Katharina Schiederin und sie hatten wahrscheinlich nur einen Tochter, Anna (geb. 1812). 1828 verpachtete er schließlich den Hof an Johann Mulser, der ihn, nach Antons Tod 1835 von dessen Erben kaufte. Nach einigen Jahren kam der Hof nochmals in die Hand der Finken: 1844 kaufte der Grafersohn Christoph Fink (älterer Bruder des 1. Oberporzers Anton Jakob) den Hof. Er bewirtschaftete ihn 24 Jahre lang, bis er ihn 1868 wieder verkaufte.
32
eigene Zusammenstellung anhand der Daten in den Kirchenbüchern im SLA und Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983.
50
Kataster Maria Theresia 1778
Das WERGESGÜTL gehörte 1751 ebenfalls Maria Malfertheinerin, Michael Finckhs Ehefrau. Bereits 1776 war es aber schon im Besitz von Johann Schwaiger. Im 20. Jahrhundert heiratete dann ein Wergesersohn in die Familie Fink ein.
Bei RUNCKH taucht der Name Fink auf, eine Verwandtschaft ist jedoch nicht nachgewiesen. 1751 gehört der Hof der Witwe von Veith Bsayer, einer gewissen Maria Finckin. Dies könnte die am 4. August 1697 geborene Tochter Christophs sein. Dafür spräche, dass zu dieser Zeit keine andere Fink-Familie in St. Vigil lebte. Allerdings war Maria ein populärer Vorname, sodass es ohne weiteres auch eine der mehreren Maria Finckhs aus anderen Fraktionen (z.B. Tagusens) gewesen sein könnte, die Veith Bsayer geheiratet hatte.
Was OBERZEROD betrifft, so kann hier ebenfalls nur eine Vermutung aufgestellt werden. Der Hof war 1630 im Besitz eines gewissen Michael Finckhs. Es wäre demnach möglich, dass es sich dabei um einen Bruder des ersten nachgewiesenen Finckhs Christian handelte.
Zu guter Letzt bleibt noch MALENG zu nennen, dieser Hof hat aber für 1778 keine Relevanz. Erst 1911 erwarb der Vater der Porzer Mutter, Bernhard Plunger, den Hof.33
33
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth, 1766, Fol. 715ff. im SLA. Steuerkataster 1778 St. Oswald, St. Vigil, Burgfrieden Aichach. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983. Historisches Ortslexikon Südtirol: http://www.oeaw.ac.at/vid/download/histortslexikon/Ortslexikon_Suedtirol.pdf, S. 61.
51
Kataster Maria Theresia 1778
Graf, Oberporz und Kälblweingart 1778
Wie schon vorher beschrieben, wurde es durch den neuen Steuerkataster erstmals möglich, Vergleiche von verschiedenen Höfen untereinander durchzuführen.
HOF
Graf Fläche
Haus Gartl
Wert Fläche
Kälblweingart zum Vergleich: Latsch Wert Fläche
22,3
Wießfeld+Bäume
13 Klafter 4 Joch 1100 Klafter 7 Tagmahd 211 Klafter
Weingarten/pergl
1/2 Graber
Ackerfeld
Oberporz
Weid/Wald/Klaubung 13 Morgen 4 Tagmahd 105 Klafter Wiese Almwiese
16 Tagmahd
weiterer Wald
?
10
3,15 8 Klafter 2 Joch 1095 406 Klafter 2 Tagmahd 665 303 Klafter 14 1 Graber 156 46 Morgen unterm Joch 240 2 Tagmahd 320 10 Tagmahd Publider Wald 70 2 Morgen
Wert Fläche 5,3
Wert 9
2
12 Klafter 2 Joch 1102 Klafter 454 180 906 Klafter 1 Tagmahd 1 Tagmahd 112 151 Klafter 60 250 Klafter 8 Graber 33 1/2 Graber 15 84 Klafter 138 1/2 Morgen 1,3 10 Morgen
3 450 75 280 60
36 150 2 Morgen 325 Klafter
12
Laranz
12
Laranz
Marzon Steuerwert in Gulden
2585,45
947
262
889
Vergleich des Steuerwertes der Höfe Graf, Oberporz, Kälblweingart und Latsch 1778.34 Der Grafer Hof war zu dieser Zeit im Besitz des Jakob Fink, des Großvaters des späteren Porzers Anton Jakob Fink. Oberporz gehörte Johann Goflmorter, das Kälblweingart der Anna Regitt und der Latscher Hof Hanns Marmsoler.
Dank Maria Theresia lassen sich einige Vergleiche ziehen. So verfügte der Grafer Hof sicherlich über ziemlich große Wirtschaftsgebäude, jene von Oberporz und Latsch waren in etwa gleich groß und die Beschreibung „eine schlechte Behausung“ zeigt sich beim Kälblweingart im geringen Steuerertrag. Der Garten, oder Krautgarten wie er genannt wurde, war jeweils 15 Kreuzer pro Klafter wert (60 Kreuzer ergeben 1 Gulden). Dass der 34
eigene Zusammenstellung anhand der Daten im Steuerkataster 1778 St. Oswald und St. Vigil.
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Kataster Maria Theresia 1778
Garten des Grafer Hofes größer war als die anderen deutet darauf hin, dass mehr Personen versorgt werden mussten, wahrscheinlich gab es bei Grafer mehr Gesinde als zu Oberporz und Latsch. Das wurde auch gebraucht, an Äckern und Wiesen übertrifft der Hof die anderen bei weitem. Da die Hauptursache für den Steuerkataster die Ermittlung der
wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit
war,
gab
es
zu
den
anderen
Bodennutzungsformen keinen allgemeinen Schlüssel. Grundsätzlich waren Weinberge am wertvollsten (oder vielleicht einfach nur am stärksten besteuert?), es wurde mit rund 13 Kreuzern je Klafter Fläche gerechnet, interessanterweise recht einheitlich, egal ob oben am Berg oder unten im Tal. Pro Klafter Acker waren 10–11 Kreuzer fällig, die Wiesen, die meist mit mehr oder weniger Obstbäumen bestückt waren, reichen von 5–9 Kreuzer. Obwohl die Almwiesen von Oberporz und dem Grafer nebeneinanderliegen, wurden jene von Oberporz mit 15 Gulden je Tagmahd, die des Grafer aber mit 20 Gulden bewertet (ca. 1–2 Kreuzer je Klafter). Die größten Unterschiede gab es aber – immer mit dem Vorbehalt der Größenangaben – beim Wald, wo es vermutlich darauf ankam, wie dieser wirtschaftlich nutzbar gewesen ist.35
35
Quellen für dieses Kapitel: Steuerkataster 1778 St. Oswald. Steuerkataster 1778 St. Vigil.
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
Um 1730 wurde den Eheleuten Kaspar Insam und Ursula Ladschneiderin in Sankt Christina in Gröden ein Sohn geboren, Peter Insam. Da der ältere Sohn Anton eines Tages den elterlichen Hof, der genauer gesagt aus einem Viertel des Berathonhofes in Gröden bestand, erben sollte, suchten die Geschwister anderswo ihr Glück zu finden. Der zweitälteste Sohn Thomas wurde beispielsweise Tagwerker im nahen Gufidaun, die Schwester Katharina heiratete indes ins Kelderer Gütl in Gröden ein.
Peter ergriff den Beruf des Müllerknechtes. Dabei verschlug es ihn mit Mitte Zwanzig nach Kastelruth, wo er beim Feler Josef Stuferin und bei Josef Kostner, Müller im Wald, einige Jahre arbeitete.
Um 1751 starb Simon Regitt, der Besitzer des kleinen Kälblweingartgutes, auch Weberle genannt. Den Hof erbte seine einzige lebende Tochter Anna, wobei Johann Schenk ihr als Gerhab (Vormund) zur Seite gestellt wurde.
Wann sich die Wege der beiden kreuzten, ist nicht gewiss. Jahre später beschrieb Anna ihren Mann mit wenig schmeichelhaften Worten. Demnach sei er ein Mann von mittelmessig Statur mit bleichem Angesicht, schwarzen starken Bardt und Kopfharen, schwarz braunen Augen, nicht gar starken Gliedmassen. Zudem war Insam auch noch Analphabet und wusste z.B. nicht genau, wie alt er eigentlich war. Charakterlich war Peter bei seinen Bekannten als nachtragender, eigensinniger Hitzkopf bekannt, der oft über Kleinigkeiten tagelang nachgesünnet habe.
Am 4. Mai 1762 heirateten die beiden. Als nun der scheidende Vormund der Anna Regittin dieser den Rat gab, sich für das eigene Vermögen einen Anweisser (Beistand, Prokurator) zu bestellen, Peter Insam hingegen forderte, dass das eheweibliche Vermögen ihm anvertraut werden sollte, gingen die Wogen das erste Mal hoch. Insam behauptete später, seine frisch angetraute Frau wäre als Fettl (schlampiges Weib)
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
bezeichnet worden. Er selber habe wohl nach dem Genuss von einigem Wein auch einige Bemerkungen getan, jedenfalls wurde er daraufhin vom Gerichtsdiener verprügelt.
Das kleine Kälblweingartgut war zu der Zeit wirtschaftlich recht gut situiert. Da Simon Regitt nur die eine Tochter Anna hatte – von weiteren Kindern wissen wir nichts, entweder gab es keine oder diese starben bereits im Kleinkindalter – mussten nur 3 Personen ernährt werden. So vererbte Simon bei seinem Ableben der Tochter das Weberle nicht nur schuldenfrei sondern zudem noch eine ansehnliche Barschaft von 250 Gulden. In den Jahren nach der Hochzeit erbte Anna zudem noch von einigen anderen, insgesamt an die 274 Gulden und einige Mobilien.
Somit waren die Voraussetzungen für das junge Paar nicht schlecht. Peter Insam, der durch die Heirat uxorio nomine (ehestandshalber im Namen der Frau) zum Bauer des Kälblweingartgutes und somit zu seinem eigenen Herrn wurde, kniete sich in die neue Aufgabe richtig hinein. Die schlechte Kuh, die er im Stall vorfand, verkaufte er sogleich und schaffte sich nach und nach neues Vieh an. Nach einiger Zeit gab es im Weberle schon 2 Kühe und 2 Ziegenkälber. Um diese Tiere über den Winter durchfüttern zu können, pachtete Insam unter anderem auf der Völser Seite des Schwarzgriesbaches die sogenannte Ferant(?)-Wiese. Mehrmals wöchentlich unternahmen er und/oder seine Frau den gut einstündigen Fußmarsch dorthin und zurück. Zudem war Peter – immer laut eigener Aussage – sehr fleißig und sehr genau beim Mähen und Einbringen des Heus. Auch die Verbesserung der Behausung will Insam durchgeführt haben, um mindestens 350 Gulden soll der Wert dessen gestiegen sein. Allerdings bewertete noch 1778 der Maria-Theresianische-Steuerkataster das Weberle eher schlicht als Behausung mit Zugebäuden.
Zu guter Letzt vergrößerte Peter Insam auch die landwirtschaftlich nutzbare Fläche durch eine völlige Neyraitt wie er zu Protokoll gab, eine Neurodung also. Dabei gab er an, dass er für die neue Wiese 2 Starr Saamen zum ansäen des Grases gebraucht hatte. Historiker berechneten, dass 2 Star zu je 31,7 Liter bzw. 23,25 kg ungefähr für ein Viertel Hektar Wiese ausgereicht haben sollten. Dadurch behauptete Insam, den Heuertrag von anfangs
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
nur 2-3 gutten Zuren (damit sind vermutlich Heutücher gemeint) auf rund 3 Fuder gesteigert zu haben.
In dem Maße, wie der Hof wuchs und gedieh, vergrößerte sich auch die Familie. Am 23. Juli 1763 wurde die erste Tochter Maria (eigentlich Anna Maria) geboren, ihr folgte am 8. Oktober 1765 Anna. Das dritte Kind Ursula (geb. 5. Juni 1767) starb bald, danach kam mit Barbara am 11. August 1769 das nächste Mädchen. Der langersehnte Stammhalter, Michael, wurde am 31. August 1772 geboren, starb aber bald, sodass der nächste Sohn wiederum Michael genannt wurde (Geburt am 11. Juli 1775). Als letztes der 7 Kinder folgte dann Ursula am 29. Juli 1778.
Obwohl es viele Nachbarn gab, hatte Peter eher wenig Kontakt zu diesen und kam mit ihnen deswegen halbwegs zurecht. So war es im ausgehenden 18. Jahrhundert in St. Oswald Brauch, dass sich am Silvesterabend alle Bauern beim Messner trafen und dort zusammen den Velser Wein tranken. Alle zusammen waren sie in etwa 30 Nachbarn, die friedlich miteinander tranken. Bei einer Gelegenheit wurde Insam zu späterer Stunde aufgefordert, mit einigen verbliebenen Nachbarn um den Wein zu karten. Peter allerdings verstand das Spiel nicht richtig und bekam so mehrere Striche aufgeschrieben. Als ihm dann der Planer (Plon) Josef Rier auch noch vorwarf, aus seinem Wald etwas Holz entfremdet zu haben, tat der Wein seine Wirkung und Insam begann zu fluchen, woraufhin ihm der Planer einige Ohrfeigen verabreichte. Nun drohte Insam den Nachbarn ihre Höfe anzuschüren, woraus sich ein Raufhändel entwickelte in dessen Folge Insam aus dem Haus geschmissen wurde und von den 2 Schgaguller Söhnen bräv abgebrigelt wurde.
Zudem entbrannte einige Jahre nach der Hochzeit ein Streit in St. Oswald, als der Anton Prosliner (ebenfalls nur im Namen seiner Frau Besitzer von Lafogl) auf die Idee kam, das Wasser des Weberle Baches umzuleiten. Er hatte zwar einen Trog errichtet, an dem er Wasser für sein Vieh sammelte, dieser stand jedoch auf Gemeindegrund. Deswegen wollte der Lafogler das Bächlein umleiten und das Wasser für sich alleine nutzen und verklagte nun die anderen Wassernutzer. Das waren neben Insam, der Obertschetscher Kristian Droker, der Untertschetscher Titl H. Jacob Kristoph von Thurner zu Brixen, der
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
Inhaber des Fortschölerhofes Anton Gasser, Mathias Lanziner, Döschof Inhaber und Insams Nachbar Johann Goflmorter, Oberporzer. Die Klage des Lafoglers wurde glücklicherweise abgewiesen, hätte die Umleitung doch die Trockenlegung der darunter liegenden Höfe bedeutet.
Insam jedoch forderte nun in einem weiteren Streit, dass ihm bei Wasserknappheit der Vorzug gegenüber dem Oberporzer gegeben werden sollte. Er argumentierte, dass das Restwasser, das in einen Graben und in einem Felsen, unter diesem Felsen jedoch wieder in den Gütern Mark seines Weibes und des Messners Anton Mulser Guett hervortritt, sich auf seinem Grund befinden würde. Goflmorter konnte mit den alten Bauern Simon Mulser (Messner) und Sebastian Lanziner (Unterporzer), Mulser war Ende 60 und Lanziner 81 Jahre alt, belegen, was seit Menschgedenken Usus war. Demnach musste Oberporz den Wassertrog und die Kölle auf eigene Kosten fertigen. Der Wassertrog wurde auf dem Grund des Kälblweingarts in unmittelbarer Nähe des Baches aufgestellt und beide Höfe durften diesen gleichberechtigt nutzen. Dazu durfte der Oberporzer Bauer auch sein Vieh durch den Grund des Kälblweingarts treiben.
Mit Simon Regitt hatte sich der Bauer von Oberporz, Johann Goflmorter, meist soweit verstanden, dass die gemeinsame Nutzung des Wassers zu keinen größeren Problemen geführt hatte. Simon hatte auch nur wenig Vieh. Bei größerer Trockenheit versiegte der Zustrom zum Trog, da ja bereits der Lafogler einen Teil des Wassers abzwackte, wurde das Wasser besonders im Sommer öfters knapp. Im schlimmsten Fall mussten die beiden Bauern einen längeren Fußmarsch auf sich nehmen, das nächstgelegene Wasser war beim Obermalider bzw. beim Eisack zu finden.
Der Oberporzer Bauer, Jahrgang 1708, hatte erst spät, 1750 geheiratet, als er schon 42 Jahre alt war. Seine Frau Anna gebar ihm mehrere Kinder. Wir wissen mit Sicherheit von Maria, Anna, Johann und Michael, die im Laufe der 1750er Jahre auf die Welt kamen. Von diesen wird – mit Ausnahme Annas – mehrfach berichtet, dass sie mehr oder minder von sehr geringem Verstand, einfältig und teilweise sogar blödsinnig (= geistig zurückgeblieben) gewesen sein sollen.
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
Nachdem die erste Frau gestorben war, heiratete Johann noch einmal. Am 16. Mai 1764 wurde Maria Obexerin seine Frau. So wurde er von seiner viel jüngeren Frau (Maria wurde um 1738 geboren) 1768 im stolzen Alter von 60 Jahren noch einmal Vater. Wiewohl auch ihm bereits nachgesagt wurde, dass er etwas einfältig sei (vielleicht altersbedingt), war der kleine Joseph ein gesunder Bub. Mit am Hof lebte ein Ingeheiss (heute würde man Mieter sagen), Joseph Mayr, der ein paar Jahre jünger als der alte Johann war.
Wir haben also auf der einen Seite das kleine Kälblweingartgut. Obwohl Peter Insam sicherlich viel Fleiß und Energie in den Hof steckte, fehlte letztendlich der landwirtschaftliche Grund für eine weitere Entwicklung. Die Pacht der Wiese auf der Völser Seite des Schwarzgriesbaches vermochte dies auch nicht zu mindern, da somit viel potentielle Arbeitszeit durch das Hin- und Hergehen verloren ging. Auf der anderen Seite das Gegenteil: der Oberporzerhof verfügte über fast 20 Hektar Grund. Die Ackerflächen, Wiesen und Weiden waren mehr als doppelt so groß wie jene des Nachbarn, dazu kamen noch eine Wiese auf Puflatsch und eine kleinere unterm Joch. Aber Johann Goflmorter war bereits in seinem 70. Lebensjahr und schon so schwach auf den Füßen, dass er einen Stock brauchte. Von den älteren Kindern konnten nur Michael und Anna zum Arbeiten eingesetzt werden, Joseph war erst 10 und der Ingeheiss Joseph Mayr bereits Mitte Sechzig. So wird Peter Insam möglicherweise öfters neidisch nach Oberporz geschaut haben und sich dabei ausgemalt haben, was er als Besitzer dieses Hofes daraus hätte machen können.
Doch stattdessen ärgerten ihn die Oberporzer. Wenn es trocken war, trieben sie in aller Herrgottsfrühe ihr Vieh zum gemeinsamen Trog, um das wenige Wasser ganz für sich alleine zu haben. Und wenn Peter nicht aufpasste und seine Zäune instand hielt, dann fraßen die Oberporzerschen Kühe auch noch das Gras vom den Wiesen vom Weberle! So geschah es auch am Freitag, den 17. Juli 1778: Nach längerer Trockenheit war nur mehr wenig Wasser im Trog, vom Bach her kam nur mehr ein Rinnsal nach. Der Oberporzersohn Michael trug sogleich in der Frühe einige Stöze Wasser fort und schickte sich an, eine tragende Milchkuh zum Wassertrog zum Tränken zu führen. Da die 3 Stück
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Vieh von Peter Insam zu diesem Zeitpunkt noch nicht getrunken hatten, stellte er sich ihm in den Weg: „Warum willst du die Kühe nicht trünken lassen, haben doch mir das Trog machen lassen und das Trog gehört unser“, soll Michael gesagt haben, worauf Peter Insam entgegnete: „wan das Trog schon euch gehört, so steht doch dieses in meinem Grund und ihr habt anheinto schon 6 Stötze voll fort getragen. Ich will für meinen Vieh auch ein Wasser haben und wann mein Vieh ein Wasser übrig last, kent ihr das übrige Wasser schon haben.“ Vom Streit aufmerksam gemacht, kamen Johann Goflmorter und Joseph Mayr hinzu. Letzterer mischte sich in den Streit ein und bezichtigte Insam, dass dieser seine Kinder zum Stehlen aus der Borzerischen Bewaldung anleiten würde und selbst aus dem Porzer Torggl Geld gestohlen haben sollte. Daraufhin griff Insam den Joseph Mayr an und warf ihn auf den Boden. Diesem kamen Michael mit einem Stecken und der alte Bauer Johann zu Hilfe. Mit der Äußerung „Ich will es dem welschen Teyfl wohl machen“, schleuderte dieser sogar einen Stein nach Insam, verfehlte ihn aber knapp.
Der nachtragende Insam hegte schon seit längerem einen immer stärkeren Groll gegen seine Nachbarn. So bezichtigte er den ältesten Sohn Hans, sich des Nachts mit Hilfe einer Leiter auf seinen Kerschbaum begeben zu haben und Belzkerschen geklaubt zu haben. Ein andermal hatte Hans beim Kühe Hüten mit dem Stecken Blüten des Weberleschen Türkenpürbaums (Winterbirnbaum) heruntergeschlagen, woraufhin er prompt von Insam verprügelt worden war und an die 14 Tage lang blau im Gesicht blieb. Laut Insam soll Hans auch andere Obstbäume in der Nachbarschaft geplündert haben: „Wegen seiner Unsauberkeit auch blödsinnigen Verstand haben die Ältern diesen Bueben nur allein in der Dilen liegen lassen. Aldort hat er halt kennen aus und eingehen und weilen diesen die Ältern auch nicht gestattet haben, mit ihnen zu essen und seine Portion nur besonders hienausgegeben und also nicht genuegsame Speisen erhalten, hat er halt etwan wegen den Hunger solche Entzühung vornemen müssen.“
Auch sollen die Porzer Kinder regelmäßig von den Weinbergen des Weberlegutes Trauben heruntergerissen und gegessen haben. Da der Oberporzer direkt neben dem Weingarten des Weberles einen Acker hatte, beklagte Insam auch, dass der Ochse des Oberporzers beim Kraut bauen mit den Hörnen eine Rebe beschädigt haben soll. Zu guter
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Letzt waren auch die Hühner und die Enten der Oberporzerin in den Grund von Insam eingedrungen und hätten dort beträchtlichen Schaden angerichtet.
Den ganzen auf der Episode mit dem Wasser folgenden Tag verbrachte Peter Insam grübelnd. Er überlegte sich, die Borzerleüth, wan ich sie einzeln bekomme, abzuprigeln, verwarf diesen Plan jedoch wieder. Am Abend, als die hochschwangere Anna Regittin mit der ältesten Tochter vom Völser Berg heimwärts kommend am Oberporzer Hof vorbeiging, kam es abermals zu einem scharfen Wortwechsel. Angeblich soll dabei der jüngste Porzer Bub Joseph den beiden zugerufen haben „jetzt kommen die 2 Weberle Hexen“. Peter Insam kam hinzu, es blieb aber bei Verbalattacken. Diese hatten ihn aber offensichtlich so erzürnt, dass er hinterher zu seiner Frau sagte: „Ich bleibe bey deinen Schund | das Höffl meinend | nimmer… Ich kann diese Unruhe mit dem Oberporzer nimmer leiden.“ Und daraufhin verließ er den Hof, nicht ohne die Drohung auszusprechen, gar nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Ein paar Gulden hatte er zu Hause. Er steckte sie und ein paar Toutenkraizer seiner Kinder ein. Die Nacht und den ganzen Sonntag über blieb Insam oben in die Köfl, etwa einen Bichsenschuss vom Weberle entfernt, und verbrachte den halben Tag schlafend, die andere Hälfte grübelnd. Wiewohl er von der nahen St. Oswalder Kirche in der Frühe das Ave Maria und später zur Heiligen Messe läuten hörte, schlummerte er lieber weiter. Nach dem endgültigen Erwachen betete Insam 3 heilige Rosenkränze samt den Schapulier Schuldigkeiten. In St. Christina gab es seit 1649 eine Skapulier-Bruderschaft, wahrscheinlich war Insam bei ihr Mitglied und musste deswegen pro Tag fünf Skapulier-Vaterunser beten.
Wenig später ertönte schon wieder Lärm vom Weberle herauf: Insam konnte von seiner Position aus recht gut hinunter sehen, während er selbst von unten herauf nahezu unsichtbar war. Er sah 3 Männerleith von Oberporz Steken in die Hand haltend bey meiner Behausung wiederum rükwerts gegangen sind, und mit meinen Weib gegrient. Wahrscheinlich wegen der Entfernung konnte Insam nicht alle Details erkennen, Johann Goflmorter und seine zwei Söhne waren mit Wasserbundeln unterwegs gewesen. Die Stecken hatten sie vorsichtshalber mitgenommen, wenn beim Trog nicht genug Wasser gewesen wäre, hätten sie diese benutzt, um das Wasser leichter den weiten Weg von der alternativen Quelle ober St. Oswald heruntertragen zu können. Insam aber kam zu dem
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Schluss, dass die 3 Oberporzer sich mit ihm prügeln wollten. Schon öfters hatte er in Zuständen der Erregung anderen damit gedroht, ihren Hof oder ihr Haus anzuzünden. Damals war das Legen von Feuer eines der schlimmsten Verbrechen – ein abgebrannter Hof war oft gleichbedeutend mit der Zerstörung der Existenz ganzer Familien. Nun aber fasste er den festen Entschluss, diesmal auch Taten folgen zu lassen und den Oberporzerhof anzuzünden.
Nichtsahnend legten sich die Bewohner des Oberporzer Hofes am Sonntagabend, den 19. Juli 1778 auf ihr Nachtlager nieder. Damals war es üblich, mit Einbruch der Dunkelheit schlafen zu gehen, da es noch keine Sommerzeit gab, wurde es bald nach 8 Uhr abends finster. Zu Oberporz war, wie bei vielen Höfen zu dieser Zeit, Haus und Dille aneinander gebaut. So konnte einiges an Stroh, mit dem die Dächer gedeckt waren, gespart werden. Auch der Stall war direkt angebaut, ein Teil des Hauses war gemauert, der andere Teil aus Holz gebaut. Die Kuchl war, wegen der Brandgefahr, gänzlich gemauert und mit Schindeln gedeckt. Der Eingang zum Haus war anders als heute auf der Unterseite gegen Mittag Bozen zue.
Der Bauer Hans Goflmorter, seine Frau Maria und der jüngste Sohn Joseph schliefen in der Stubenkammer (Kammer neben der Stube). Die älteren beiden Söhne und Joseph Mayr schliefen getrennt im Stroh unter Dach. Die Töchter hingegen hatten ihr Nachtlager in der Labnkammer (Laba = der Gang, also Kammer neben dem Gang).
Schon bald schlummerten alle tief und fest. Ein Lüftchen regte sich nach dem warmen Sommertag, der Wind blies von unten herauf. Wäre starker, äußerer Wind gegangen, so hätte Insam es sich vielleicht noch anders überlegt, da dann fliegende Funken unter Umständen auch das Weberle hätten bedrohen können. So aber näherte er sich gegen 10 Uhr nachts der Oberporzerischen Behausung.
Über den Tathergang gab Peter Insam später zu Protokoll: da ich bey 2 Klafter von der Oberporzer Behausung entfernet ware, habe ich den Feuerzeig aus den Sak genommen und mit den Feuernissen und mein Feuerstein Feuer geschlagen, die Schwebe Körzen mit den brinenden Feuer Spane und mit dieser sohin eine Waxkerzen angezunden. Dieses
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brenende Kerzl habe ich sohin mitten in der kleineren Schääb und Reisser Drischen hineingehebt und da alles zimlich dürr ware, hat diese Drisch gleich angefangen zu brinnen. Nachdeme diese Drischen aufgebrunnen, habe ich das Körzl wiederumen zu mir genommen und ich habe angefangen zu laufen.
Insam lief sogleich abwärts, beim Unterporzer vorbei und über den Bach hinüber auf die Völser Seite. Dort ist er über einen steilen und teilweise auch gefährlichen Steig, den er aber bestens kannte, da er ja oftmals ebendort zu seiner gepachteten Wiese gegangen war, bis zu einer kleinen Höhle geeilt.
Später wurde ihm bei seiner Vernehmung die Frage gestellt, warum er denn weg gelaufen sei, anstatt das Feuer zu löschen? Darauf Insam: Ich habe halt die Meinung gehabt, das Haus anzuzünden und wan ich hätte löschen wollen, hätte ich von Anfang an nicht angezündet und davon gelaufen bin ich derentwillen, damit man mich nicht sehen oder darbey ertappen solle. Also galt schon 1778 das Sprichwort: Wer blöd fragt, kriegt eine blöde Antwort!
Zu Oberporz hingegen loderten indessen die Flammen. Das Stroh und das bereits eingefahrene Heu und die Getreide Garben brannten wie Zunder. Die Bäuerin Maria Obexer schreckte auf, als sie vom oberen Stock einen Schrei zu hören glaubte. Im Halbschlaf sprang sie aus dem Bette, lief in die Stube und durch die sich bei der Stubentür befindliche Haustür ins Freie. Dort rannte sie förmlich die herbeigeeilten Nachbarn von Unterporz, Anna Lanziner und ihr Ehemann Johann Gasser über den Haufen. Sohn Joseph konnte ihr ins Freie folgen. Johann Golfmorter indes, eh schon schwach auf den Beinen, verlor vermutlich wertvolle Zeit, als er noch versuchte, sich die Pfaitt anzuziehen. Joseph Mayr war nicht so schamhaft und hatte sich nur die Bettdecke umgelegt, zusammen mit Michael das Vieh gerettet, und ins Freie gerannt. Johann wurde inzwischen von den Flammen eingeschlossen, worauf ihm der Unterporzer zurief, er solle Reu und Leid erwirken, es kenne ihme niemand helfen. Auch die älteste Tochter Maria, 27 Jahre alt, kam in den Flammen um:
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Joseph Mayr, Sohn Michael und Tochter Anna erlitten ein paar leichtere Verbrennungen und auch das Vieh, 5 Kühe, 2 Kälber und 1 Ziege, konnten gerettet werden. Die überlebende Bäuerin Maria schätzte, dass alleine an verbrannten Futter und Getreide 400 Gulden Schaden zu beklagen seien, der Verlust der ganzen Gebäude gar nicht mitgerechnet.
Peter Insam war inzwischen zu der vorhin genannten Höhle geflohen. Dort sah er das Feuer lodern und blieb nach eigenen Angaben drei Nächte und zwei Tage in der Höhle versteckt. Ohne zu Essen und zu trinken hatte er nur das Regenwasser, das über den Felsen in die Höhle hinunterfloss.
Derweil wurden die Ermittlungen von Richter und Pfleger Johann Xaver von Meitinger aufgenommen. Ihm zur Seite standen die beiden Gerichtsgeschworenen Jacob Cajetan Scheder und Joseph Rauch. Eine erste Befragung der Oberporzerbäuerin am Tag nach dem Brand brachte wenig, da diese noch ziemlich unter Schock stand. Der Verdacht fiel jedoch dennoch gleich auf den flüchtigen Peter Insam, am Folgetag wurde eine Ortsbegehung durchgeführt und dabei konstatiert daß nit allein alles Holz Werk ohne Außnam genzlichen abgebrunnen, sondern so gahr auch der Torggl Stain zersprungen und ainige in der Nache gewesene Fruchtbaim und Weinberglen von deme Feur fast ganzlichen oder zum Thaill beschediget worden. Auch die Mauern waren zimblich ruinieret und die Kuchl Gweben zusamen gefahlen. Ales, was immer eine Feur fangende Materie, ist durch das Feur verzeret und gleichsam in Staub und Aschen verwandlet worden. Nach der anschließenden Einvernahme von Anna Regittin erhärtete sich der Verdacht gegen Insam quasi zur Gewissheit.
Am nächsten Tag, am Mittwoch frühmorgens, beschloss Insam, seine Flucht fortzusetzen. Er hatte wohl realisiert, dass ihm keine andere Möglichkeit blieb. Alleine durch das Feuerlegen riskierte er bereits, hingerichtet zu werden – in Kastelruth hatte es erst am 24. Mai 1753 eine verheerende Brandkatastrophe gegeben und auch ein ähnliches Ereignis von 1703 in Völs war noch im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung verankert, weswegen Insam nicht mit Milde rechnen konnte.
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Möglicherweise hatte Insam zwar längere Zeit über das Anzünden des Oberporzerhofes nachgegrübelt, über die anschließende Flucht aber wahrscheinlich nicht. Bereits nach kurzem Abstieg erreichte Insam gegen 4.45 Uhr die Schwarzgriesserbrücke. Dort begegneten ihm zwei Bozner, einer davon war Veit Mulser, der 8 Jahre zuvor von Georgi bis Martini beim Unterporzer im Dienst gestanden hatte und deshalb Insam kannte. Veit Mulser war auf den Weg nach Kastelruth um dem Joseph Schgaguler die Ochsen auf der Alm zu hüten. Dort meldete er auch gleich dem Gericht, dass er den Weberle Bauern in der Nähe der Schwarzgriesserbrücke gesehen hatte. Darauf schickte das Gericht den Amtsdiener Joseph Goldbacher und Johann Regensburger mit einem Schreiben nach Bozen. Man wusste, dass Peter Insam schon einmal längere Zeit von seinem Hof fortgewesen war und sich dabei in Trient aufgehalten hatte. Da Veit Mulser ihn Richtung Bozen gehend gesehen hatte, vermutete man wohl, dass Insam wieder nach Trient gehen wollte. Dieser hatte es – anders als man vermuten würde –gar nicht eilig. Bereits in Atzwang kehrte er das erste Mal ein, beim Buschenwürth nächst der Post Teitschen stärkte er sich mit einer Suppe und einer halben Wein. In Blumau ging er ins nächste Gasthaus, zum Würth am Boden (Bodenwirt). Auch hier aß Insam etwas Suppe und trank diesmal ein Seittl Wein dazu. Der Wirtin erzählte er frei heraus, dass der den Oberporzerhof angezündet hatte und nun auf dem Weg zu den Franziskanern in Kaltern sei. Dort wollte er sich Rat holen, was nun am besten zu tun sei. Doch der Weg nach Kaltern war weit, und bereits kurz vor Kardaun kehrte Insam beim Ottenwirt zu und trank abermals ein Seittl. Schon etwas berauscht, hatte Insam es nun überhaupt nicht mehr eilig, ging aber immerhin noch ein Stückchen weiter bis er nach Rentsch kam. Dort traf er einen Bekannten, Georg Mahlknecht, und sie gingen ins Würtshaus am Lamppl. Ob der Bekannte Alarm schlug oder ob die beiden Amtsdiener sich inzwischen bei den Gasthäusern durchgefragt hatten – jedenfalls trafen sie am späten Nachmittag auf den Gesuchten Insam und nahmen ihn fest. Sie fesselten ihm die Hände und führten in nach Bozen zum Landrichter. Dieser veranlasste sogleich die Überführung nach Kastelruth, noch am selben Abend erreichten sie das Törggele in Atzwang. Dort übernachteten sie und erreichten am 23. Juli vormittags Kastelruth, wo Insam in den Kerker gesperrt wurde.
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Nachdem die Indizien mehr als ausreichend waren, wurde am 29. Juli die Personal Constitution oder Offensiv Process gegen Peter Insam eröffnet. Obschon er bereits bei der Verhaftung alles gestanden hatte, wurde er bis zum 8. August über insgesamt sechs Vernehmungstage lang ausführlich verhört, in den Akten sind 346 Fragen an ihn verzeichnet, weswegen der Fall sehr umfassend rekonstruiert werden konnte. Die erste Frage war noch harmlos…
[Frage] 1: Wie heißt du, wo bist du geboren, von wovon deine ältern, bist du verehlicht oder ledig, und wie alt bist du. 36
Antwort: Ich heiße Peter Insam, bin in der Curati bey Sanct christina in gröden gericht gufidaun gebohren meine ältern waren auf ein in gröden obe ge…mein Vatter hat Kaspar Insam und die Mutter hat Ursula geheißen. und beide sind längstens verstorben. Ich bin verehelicht Stande und bey 6,7, oder 48 Jahre alt. 37
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Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth, 1778, Fol. 10 im SLA. Gerichtsakten des Landgerichst Kastelruth, 1778, Fol. 10 im SLA.
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Insam beteuerte dabei, dass er die Tat gleich nach der Ausführung bereut habe. Deswegen wollte er sich in die Höhle zurückgezogen haben, um dort zu sterben…und als dies nicht so einfach von alleine ging, wollte er bei den Franziskanern in Kaltern um Rat fragen. Im Verhör beteuerte er ebenfalls, dem Oberporzer nur einen Schaden zufügen im Sinne gehabt zu haben, nicht aber ihn mitsamt seinem Hofe zu verbrennen.
Der Richter versuchte die Frage zu klären, ob Insam bewusst den Tod von Menschen in Kauf genommen hatte. Dazu konfrontierte er Insam mit mehreren belastenden Punkten: 1. Insam habe gewusst, dass unter Dach Leute geschlafen haben, wo auch Stroh und Holz gelagert wurde. Zudem war es trocken, sodass das Dach noch leichter brannte. 2. Hans Goflmorter war schlecht auf den Füßen, schwach und schon 70 Jahre alt. 3. Der Sohn Hans und die Tochter Maria waren eines sehr geringen Verstandes, folglich zum Fliehen fast unfähig. 4. Alle Bewohner befanden sich in der ersten, tiefen Schlafphase. 5. Insam hatte sich nach erfolgter Anzündung aus dem Staub gemacht, ohne die Bewohner zu warnen. 6. Sogleich das Haus so stark Feuer fing, dass es von der Rittner Seite her gegenleuchtete.
Insam jedoch bestritt vehement, Menschenleben bewusst aufs Spiel gesetzt zu haben. Auf alle diese und weiteren Vorwürfe antwortete er immer nur, er habe nicht daran gedacht.
Am 14. August schließlich wurde Insam erneut vor den Richter geführt. Ihm wurde nun die 16 Punkte umfassende Anklage vorgelesen. Insam bekam laut der Costitutio Criminalis drei Tage Zeit, um sich seine Verantwortung und Entschuldigung zu überlegen. Doch Insam hatte nichts wesentliches mehr hinzuzufügen, sodass die Akten dem Stadtrichter von Klausen, Johann Michael Hofer, übergeben wurden. Dieser verfasste das rechtliche Gutachten zur Anklage und so konnte sich bereits am 25. August das Bann- und Achtgericht zu Kastelruth versammeln. Neben dem Richter Johann Xaver von Maitinger zu Englsheim und Sankt Valentin und dem Gerichtsanwalt Jakob Kajetan Schedler waren auch die zwölf Geschworenen aus den Gerichtsmalgreien anwesend:
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Gerichtskassier Josef Rauch Balthasar Gabloner, Wegmacher (Dorf) Johann Gaslitter, Faslfuner (Seis) Veit Marmsoler, Malenger (St. Vigil) Christian Trocker, Obertschötscher (St. Oswald) Simon Trocker, Lieger (Tagusens) Nikolaus Schider, Tander (Tisens) Johann Mulser, Radauer (St. Michael) Johann Rier, Zazer (St. Valentin) Joseph Kostner, Kostner (Runggaditsch) Adam Kostner, Uhrer (Pufels) Joseph Linder, Hienderer (Überwasser)
Nachdem die Anklage ausführlich dargelegt worden war, hob das Gericht einige mildernde Umstände für Peter Insam hervor. Sein Verhalten, dass er sich ohne Widerstand festnehmen ließ und bei den Verhören stets kooperativ war und die Tat sogleich gestanden hatte, wurde ihm mildernd angerechnet. Ebenso wurde eine ganz übermässige Leidenschaft festgestellt, die sich auch darin widergespiegelt haben soll, dass Insam vor und nach der Tat laut eigener Aussage über 86 Stunden nichts gegessen hatte. Das Urteil fiel – ob der Schwere der Tat – jedoch einstimmig aus:
Mallefizurthl [Malefizurteil = Todesstrafe, Anm.d.V.]
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Der Peter Insam uxorio noe.[nomine] Inhaber des Kalblweingartgüttls zu Sanct Oswald des Gerichts Kastelrutt solle seiner begangenen Missetat halber zur wohlverdienten Strafe an die gewohnliche Richtstatt geführet, aldort mit dem Feuer von Leb zum Tott hingerichtet, der Körper zu Staub und Asche verbrennet und die Asche in die Luft gestreuet werden, und dies V.R.W.38 Da man um sein Seelenheil besorgt war, beschloss man, zur Verhütung der seelischen Verzweiflung des Delinquenten ihm einen schnelleren Tod zu gewähren. Nach der Urteilsfindung wurde der gesamte Aktenfaszikel nach Innsbruck gesandt, dort wurde der Urteilsspruch bestätigt und die Exekution befohlen. Obwohl man Insam ein Begräbnis verwehrte, durfte er vor der Vollstreckung des Urteils die Beichte ablegen und er erhielt die Hl. Sakramente vom Ortspfarrer Michael Schranzhofer. Zudem durfte er sich von Frau und Kindern verabschieden.
Inzwischen war schon der Scharfrichter von Hall, Johann Micheal Putzer samt Gehilfen in Kastelruth eingetroffen.
Am Freitag, dem 18. September 1778, sollte dann das Urteil vollstreckt werden. Um 9 Uhr wurde der Aarme Sinder Peter Insam vom Kerker auf den Dorfplatz geführt. Obwohl das Wetter regnerisch war, hatten sich unzählige Schaulustige eingefunden, vor denen nun noch einmal das
Malefizurteil
Daraufhin
verlesen
wurde
Hinrichtungsstätte
auf
Insam Telfen
wurde. zur geführt
(heute erinnert hier eine Inschrift an ihn)39, wobei die Amtsdiener mit den Stecken Platz machen mussten, damit Richter, Henker und Delinquent sich den Weg durch die Menge bahnen konnten. 38 39
Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth, 1778, im SLA. Foto von Theodor Fink.
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Als dann Peter Insam schließlich auf den Scheiterhaufen geführt und dort nidergesetzt wurde, legte ihm der Henker eine Schnur um den Hals und ein Knecht zog diese von hinten zu. Somit wurde Insam – von der Volksmenge unbemerkt – noch vor entzünden des Feuers erdrosselt. Rasch wurde das Feuer nun entfacht, sodass die Flammen den Körper Insams sehr schnell zudeckten.
Die Henkersrechnung betrug 33 Gulden und 48 Kreuzer. In der Rechnung wurden die einzelnen Posten detailliert aufgelistet:
Fir Exequirung des Urttl von Leben zum Tod 6 fl Fir Strick und Handschue 48 kr Fir das Ausfiehren des Maleficanten 2 fl Für Aufrichten und Bewachung des Scheiterhaufens 9 fl Den hingerichten Körper zu verbrennen, wozu er Scharpfrichter ausser des Holzes alle Nothwendigkeiten herzugeben schuldig 4 fl Fir Aufenthalt des Freyman, wozu drei Täg aufgemessen, à 1fl = 3 fl Denen zweyen hierzu angegeben bedürfftig Knechten für Exequirung des Todts Urttl als Gehülfen à 3 fl = 6 fl Fir deren Aufenthalt von 3 Täg à 30 kr = 3 fl
Anna Regittin war nun mit ihren 5 Kindern alleine, das jüngste Ursula war gerade erst 2 Monate alt. Dennoch musste sie, obwohl unschuldig, den Schaden begleichen, den ihr Mann Peter Insam angerichtet hatte. Der Besitz von Peter Insam hatte nicht ausgereicht, um den vom Unterporzer Johann Gasser geschätzten Schaden von rund 1000 Gulden zu begleichen. Deswegen überließ Anna Regittin den Erben von Johann Goflmorter mit Kaufvertrag vom 16. Juni 1782 das Kälblweingartgut. In einem Vergleich im darauffolgenden Jahr wurde im Verfachbuch festgehalten, dass das Weberle 667 Gulden wert war, sehr viel im Vergleich zu den laut des Maria-Theresianischen Steuerkatasters 262 Gulden. Dabei wurden vom Kaufpreis 170 Gulden abgezogen, wegen dem von Peter Insam zugefügten Schaden. Die Quellen sind dabei nicht ganz eindeutig, wie viel letztendlich von den Kinder Goflmorters an die Anna Regittin für das Kälblweingart
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gezahlt worden war, möglicherweise beließ man es ganz einfach mit der Übergabe des Weberles. Vielleicht hatte auch Anna Regittin inzwischen die Kosten für den Wiederaufbau des Oberporzer Hofes übernommen, aber dies sind nur Spekulationen.
Sie selbst jedenfalls wurde 1783 im Verfachbuch schon als Inhaberin des ansehnlichen Schlechten Hofes in Völs genannt. Dieser Hof existiert jedoch heute nicht (mehr), ebenso wenig ist er bei der Auflistung aller Höfe im Völser Gemeindebuch zu finden. Entweder handelt es sich hierbei um einen Fehler des Schreibers, der aus einem „schlechten Hof“ den Schlechtenhof machte oder der Hof trägt heute einen anderen Namen. In letzterem Falle würde man nach intensiver Recherche irgendwo im Völser Gemeindebuch Anna Regittin und/oder ihren zweiten Ehemann Simon Schaller als Besitzer eines Hofes finden können. Aus dem Pfarrbüchern geht nämlich hervor, dass sie bereits am 21. Februar 1781 wieder geheiratet hatte: Simon Schaller aus Völs. Anna selbst könnte 1797 in Völs gestorben sein, laut Pfarrmatrikel im 70. Lebensjahre stehend, dann hätte sie aber 1778 noch mit 49 oder 50 Jahren ein Kind bekommen, was eher unwahrscheinlich ist. Auch hier lassen sich die Fakten nicht mit Sicherheit rekonstruieren, da die Quellenlage zu dürftig bzw. unleserlich ist.40
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Quellen für dieses Kapitel: Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth,1778, im SLA. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Verfachbuch 1783 Kastelruth im SLA. Nössing Josef et al.: Die Obrigkeit auf dem Lande am Beispiel Kastelruth, Kastelruth 1998.
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Was geschah mit den anderen Personen des Dramas?
Familie Goflmorter:
Johann Goflmorter * 1708, + 19. Juli 1788 zu Porz durch das Feuer verheiratet in 1. Ehe am 26. Jänner 1750 mit Anna K…weger Kinder: Maria Juliana * 26. Dezember 1750, + 19. Juli 1778 ledig, zu Porz durch das Feuer Johann Goflmorter *6. Oktober 1752, + 26. Februar 1812 ledig in St. Oswald (zu Porz) an Gallfieber (Peter * 1754 + vermutlich 1754) Michael Goflmorter *15. November 1756, + 12. April 1802 ledig in St. Oswald (zu Porz) Anna Goflmorter * 25. Oktober 1755 + 30. März 1839 ledig in St. Oswald (zu Porz) an Altersschwäche. 1799 schloss sie mit dem Sattler/Sattlersohn einen Heiratskontrakt ab, es kam jedoch nicht zur Hochzeit, sodass sie vier Jahre später mit ihrem Bruder Joseph eine Vereinbarung traf, wonach sie bis zu ihrem Lebensende auf dem Hof verbleiben durfte. (Martin * 1758 + vermutlich 1758)
Johann Goflmorter verheiratet in 2. Ehe am 16. Mai 1764 mit Maria Obexer (* 1738, + vermutl. 1790) Kind: Joseph Goflmorter, Oberporzer * 9. Jänner 1768, + 12. Juli 1841 verwitwet im Dorf N. 24 an Gedärmentzündung verheiratet seit 1791 mit Margareth Schieder * 1763, + 1841 keine Kinder
Somit erlosch mit Joseph Goflmorter die Goflmortersche-Linie. Nach seinem Tode 1841 konnten als (erbberechtigte) Verwandte von der väterlichen Linie nur die Kinder seiner Cousine ausgeforscht werden. Da diese Cousine zweimal verheiratet war und 6 Kinder hatte, gab es zur Mitte des 19. Jahrhunderts Thomaseths und Malfertheiner, die als
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Nebenlinie der Goflmorter weiterbestanden und von denen es heute noch einige Nachkommen in Kastelruth geben könnte.
Familie Insam:
Peter Insam * um 1730 in St. Christina, + 18. September 1778 Telfen/Kastelruth durch Hinrichtung verheiratet seit 1762 mit Anna Regittin (* 1727/8?, + 1797 in Völs ?), Tochter des Simon Regitt, Weberle Kinder: Anna Maria Insam * 23. Juli 1763, + nach 1778 Anna Insam * 8. Oktober 1765, + 13/12/1833 ledig in St. Oswald 18 (Weberle) Ursula Insam * 5. Juli 1767, + als Kleinkind/Kind vor 1778 (Maria) Barbara Insam vereh. Sattler * 11. August 1769, + 20. April 1827 in St. Oswald 6 – Plattnerin. Sie kam 1808 in den Besitz des Plattner Gütls und heiratete am 25. Oktober 1811 Paul Sattler. Die Ehe blieb kinderlos, den Hof erbten 1838 nach dem Tode Pauls seine drei Töchter aus 1. Ehe. Michael Insam * 31. August 1772, + als Kleinkind vor 1775/1778 Michael Insam * 11. Juli 1775, + 22. April 1840 ledig im Dorf 27 an Entkräftung Ursula Insam * 29. Juli 1778, + 12. September 1851 ledig in St. Oswald 18 (Weberle) an Altersschwäche
Somit erlosch wahrscheinlich auch die Linie der Familie Insam. Über den Verbleib der ältesten Tochter ist nichts bekannt, möglicherweise ist sie aus dem Schlerngebiet weggezogen. Da jedoch in der Regel am Heimatort der Frau geheiratet wurde und keine Hochzeit in Kastelruth oder Völs aufscheint, ist auch sie vermutlich ledig verstorben.
Der Brand war nur indirekt dafür ausschlaggebend, dass sich die Geschichte der Finken mit der des Oberporzerhofes vereinte. Da die beiden älteren Söhne mehr oder weniger blödsinnig waren, hätte der jüngste Sohn Joseph seinen Vater wohl in jedem Fall beerbt. Obwohl Joseph bereits mit 23 Jahren die fünf Jahre ältere Margareth Schieder heiratete,
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Große Kriminalfälle: Tatort Oberporz
blieb ihre Ehe kinderlos. Da auch die heiratsfähige (weil nicht blödsinnige) Tochter Anna Goflmorter ledig und kinderlos blieb, hatte Joseph auch keinen Neffen, an den er den Hof hätte übergeben bzw. vererben können, wie dies früher manchmal geschah, wenn man keine eigenen Kinder hatte.
Sehr wohl eine Rolle spielte der Brand dabei, wie der Hof heute aussieht, auch und nicht zuletzt in der Ausdehnung. Zum einem wurde dadurch die Hofstelle neu aufgebaut, die Grundmauern und Teile des Hauses sind vermutlich heute noch jene, die unmittelbar nach dem Brand wieder aufgebaut worden sind. Zum anderen wurde der Kälblweingart wenige Jahre später an den Oberporzerhof verkauft. Flächenmäßig brachte dies eine Vergrößerung von gut einem Hektar, wovon aber ein beträchtlicher Teil Ackerland und Wiese war. Zudem löste sich die Streitfrage, wie das Wasser aus dem Weberle Bach aufzuteilen wäre, da ja nun alles, was über die Felsen herunterkam vom Oberporzerhof genutzt werden konnte.41
41
Quellen für dieses Kapitel: Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth, 1778, im SLA. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Verfachbücher Kastelruth 1783, 1799, 1803, 1841, im SLA. Nössing Josef et al.: Die Obrigkeit auf dem Lande am Beispiel Kastelruth, Kastelruth 1998.
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Kälblweingart und Oberporz werden eins
Kälblweingart und Oberporz werden eins
Bereits wenige Jahre nach dem schrecklichen Brand wurde das Kälblweingartgut an die Hinterbliebenen von Johann Goflmorter verkauft. In der Liquidation der Transaktion am 27. Jänner 1783 steht geschrieben: (…)zwischen der Anna Regittin, Inhaberin des schlechten Hofes zu Völs, Simon Schallers Ehewirtin als Verkäuferin des Kälblweingartguts zu Sanct Oswald an einer und dann den Johann Goflmorter oberporzersche Kindern Gerhab Georg Mulser Sattler zu Sanct Oswald als Erkäufer desselben am andertheil einher...
Der Kaufpreis wurde auf 667 Gulden und 18 Kreuzer festgelegt (wenige Jahre vorher hatte die Steuererhebung nur 262 Gulden als Wert ergeben). Hinzu kamen noch die Fährnisse (bewegliche Güter), sodass der Preis insgesamt 697 Gulden ausmachte, den der Vormund (=Gerhab) der minderjährigen Goflmorterschen Kinder ausgehandelt hatte.
davon könnt abzinsen: Anna Regittin zu eintheiligen Entschädigung des von ihrem gehabten Ehemann Peter Insam puncto incendy den Gofmorterschen Kindern zugefühgten Schaden laut des am 25 November 1782 mündlich protokollierten Briefs 170 Gulden 24 k + Zinsen (…)
Somit ergab sich eine restliche Kaufsumme von 509 Gulden und 33 Kreuzern. Von den 1.000 Gulden Schaden, von denen der Unterporzer Nachbar bei der Zeugeneinvernahme gesprochen hatte war anscheinend doch nur ein Bruchteil zu bezahlen. Vielleicht hatte aber Anna Regittin auch schon die Kosten des Wiederaufbaues der Hofstelle übernommen und somit bereits den größten Teil des materiellen Schadens wieder gutgemacht.
Der kleine Weberlehof ging also vor 230 Jahren auf den Oberporzer Hof über, der in Folge seine größte Ausdehnung erreichte. Die Beziehung der Familien Goflmorter und
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Kälblweingart und Oberporz werden eins
Insam scheinen sich ebenso normalisiert zu haben, da einige der Insam Kinder im Weberle blieben bzw. in späteren Jahren wieder hinzogen.42
1463 (bis) Nicklas Drocker 1463 Stiftung an die Kirche von St. Oswald 1620 (bis) Hans Sulzner 1620 Christoff Thomaseth (kein Gebäude) 1680 Christoff Rainer (hölzerne Behausung) 1700 (um) Simon Regitt 1751 Anna Regittin 1783 Oberporz
Kälbleins Weingart / Kälblweingart / Kalbl Weingüetl / Kölblweingartein / Wöberlehaus Weberle vor 1783.43
42
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth 1783, im SLA. Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth 1778, im SLA. Steuerkataster von St. Oswald 1778, im SLA. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 228. 43 Eigene Zusammenstellung anhand verschiedener Quellen auf Basis des Franz. Katasters von 1858.
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Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
Nachdem 1778 Johann Goflmorter und seine älteste Tochter in den Flammen umgekommen waren, wurde die Hofstelle wieder aufgebaut. Die Curatoren verwalteten den Hof, der ab 1780 formal auf den ältesten Sohn des verbrannten Johann lief (oder noch auf den verbrannten Vater, beide hießen Johann), für die Kinder bis 1788. Hier wurde nun entschieden, den Hof dem jüngsten Sohn Joseph, der inzwischen 20 Jahre alt war, zu übergeben. Die beiden älteren Brüder waren ziemlich der Blödsinnigkeit unterworfen, von daher rührte diese Entscheidung. Joseph wurde allerdings dazu verpflichtet, für seine Geschwister Sorge zu tragen. Da 1778 wohl auch ein großer Teil des Inventars verbrannt war, wurde nun Anton Proßliner (Lafogler) beauftragt, die gesamten Fahrnisse und Mobilien am und im Hof zu erfassen.
Aufgrund der zehn Seiten langen Schilderung der Gegenstände in den einzelnen Räumen lässt sich feststellen, dass das Haus im großen Teilen dasselbe war, wie es heute noch ist (deswegen auch der niedrige Türstock beim Eingang zur Stube, der auch auf die damalige Größe der Menschen schließen lässt).
So scheint in diesem Dokument auch schon die Labenkammer44 (Kammer neben der Laba = Gang) auf, worin sich auch eine schlechte Bettstatt befand (Wert: 10 Kreuzer).
In der Stube hingegen gab es unter Anderem: 1 Tisch ohne Schublade, 15 Kreuzer 37 hölzerne Milchschisslen a 2 Kreuzer, macht 1 Gulden 14 Kreuzer 7 hölzerne Löffel, 5 Kreuzer 2 Lain Stoff, 30 Kreuzer 44
Verfachbuch Kastelruth 1788, Fol. 222.
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Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
In der Dillen45 lagen 8 Fuder Hey a 3 Gulden, insgesamt 24 Gulden. Abgeleitet ist der Begriff Fuder von der "Fuhre" (Ladung), die ein ein- oder zweispänniger Wagen (auch Leiterwagen bei Korn, Heu und Holz) laden konnte.
Um das Haus herum, wie es weiter heißt, waren 4 Fuder gehacktes Holz a 12 Kreuzer macht 48 Kreuzer.
Einen großen Teil des Hofes nahmen damals die verschiedenen Äcker ein. Darauf wurden mehrere Getreidesorten angebaut, wie folgende Vorratsliste zeigt:
11 Star Weitzen a 2fe = 22fe 37 Star Roggen a 1fe24c = 51fe48c 48 Star Plenten a 1fe24c = 67fe12c 8 Star Gerste a 1fe18c = 10fe24c46
Demnach war Weizen das wertvollste Getreide. Ein Star entsprach dabei 30,57 Liter (rund 25 kg), womit der Weizenpreis bei rund 4 Kreuzern pro Liter liegen würde. Der
45 46
Verfachbuch Kastelruth 1788, Fol. 225. Verfachbuch Kastelrtuh 1788, Fol. ?.
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Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
Plenten war etwas weniger Wert: ca. 2,75 Kreuzer/Liter, über hundert Jahre später wurde 1901 pro Liter Schwarzplenten dann mit 15 Heller berechnet, was 7,5 Kreuzer entsprach.
Getreide an sich war über die Jahrhunderte in Tirol immer ziemlich teuer. Da der Großteil des Landes sehr gebirgig ist, waren die potentiellen Anbauflächen eher gering, sodass sich, trotz deutlich weniger Einwohnern als heute (rund 750.000 im gesamten Kronland Tirol zur Mitte des 19. Jahrhunderts), das Land nicht selbst ausreichend versorgen konnte.
Die einzige Lösung stellten Importe dar, die bis zum Aufkommen der Eisenbahn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr mühselig waren. Zudem schwankten die Preise stark, da die anderen Gebiete natürlich nur ihre Überschüsse verkauften – hatten diese schlechte Ernten, stieg hierzulande der Getreidepreis umso stärker.
Weizenpreise 1847.47
47
Abbildung aus: Nussbaumer Josef, Neuner, Stefan: Die Graphen von Tirol, Innsbruck 2012.
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Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
In Galizien, im äußersten Osten der Monarchie gelegen, gab es ausgedehnte Ackerflächen. Das Gebiet wird auch heute noch als Kornkammer bezeichnet. Dort kostete Weizen 1847 nicht einmal halb so viel, wie in Tirol!
Noch teurer als Getreide war das Fleisch und seine Lieferanten:
Im Stall 1 schwarz blekete Kuhe 27fe 1 schwarz leppete detto 20fe mehr 1 rot blekete detto 24fe 1 rot helmete Kuhe 21fe 1 schwarz bleketes Kalbele 19fe48
48
Verfachbuch Kastelruth 1788, Fol. 225.
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Joseph Goflmorter wird Porzer Bauer
Immerhin vier Kühe und ein Kalb befanden sich im Stall. Eine Kuh komplett schwarz, ebenso das Kalb (bleket = vollständig), eine weitere ist schwarzgefleckt (leppet). Angesichts der Tatsache, dass es durch die vielen Äcker weniger Heu zu mähen gab, war der Viehbestand hoch.
Nicht fehlen durfte natürlich der Speck:
In der Brod Kammer. 2 Metzet Spöck wiegen 14 Pfunt a 11 c(Kreuzer).49 Insgesamt wurden Fahrnisse und Mobilien im Wert von 394 Gulden und 18 Kreuzern aufgezählt.
In den folgenden Jahren wurde es wieder ruhig um den Oberporzer Hof. Joseph Goflmorter heiratete schon bald Margareth Schieder, sie bekamen aber keine Kinder.
Auf Puflatsch auf der Seiser Alm grenzt an den Oberporzer Grund die Grafer Wiese, die heute zu Dösch gehört. Damals aber war sie, wie der Name auch schon vermuten lässt, im Besitz des Grafer Bauern zu St. Vigil. Wiewohl in Kastelruth jeder jeden kennt, wird man sich wohl als Almnachbarn besser gekannt haben und so wird Joseph Goflmorter mit zunehmendem Alter sicherlich auch von den jüngeren Grafer-Söhnen gefragt worden sein, ob er denn seinen Hof verkaufen wolle. Der alte Grafer Bauer Christian Fink (geb. 1760), hatte schon 1819 den Hof seinem ältesten lebenden Sohn Michael (Jahrgang 1798) überschrieben. Vermutlich blieben die jüngeren Söhne Christoph (Jg. 1805) und Anton Jakob (Jg. 1808) wohl auch nach Erreichen ihrer Großjährigkeit mit 24 Jahren am Hof, bis Vater Christian 1834 starb und das Erbe anstand.
49
Verfachbuch Kastelruth 1788, Fol. ?.
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Leben an der Grenze
Leben an der Grenze Napoleons Grenzziehung durchs Schlerngebiet
Andreas Hofer und die Geschichte der Freiheitskämpfe gegen die Franzosen werden in unserer Geschichte stets ausführlich behandelt. Ob Christian Fink am Berg Isel kämpfte oder nicht, kann nicht mehr eruiert werden, sehr wohl aber die territorialen Verschiebungen, die dazu führten, dass Grenzen plötzlich direkt vor der Haus- und Stalltür verliefen.
Nachdem das schwer geschlagene Österreich im Frieden von Preßburg am 26. Dezember 1805 Tirol an das mit Napoleon verbündete Bayern abtreten musste und dieses mit seiner neuen Verfassung einen modernen Einheitsstaat schaffen wollte, wurde Tirol nach seinen drei Hauptflüssen in die Kreise Inn, Eisack und Etsch aufgeteilt. Nach der Erhebung von 1809 beschloss Napoleon, Tirol zu teilen. Den Bayern traute er nicht genügend Autorität zu, um das Land dauerhaft zu beherrschen und deshalb wurde im Pariser Vertrag vom 28. Feber 1810 beschlossen, den südlichen Teil dem Königreich Italien anzugliedern.
Da es keine genaue Definition darüber gab, was mit Tyrol Italien bzw. Tyrol méridional gemeint war – wurde festgelegt, dass das an Italien abzutretende Gebiet zwischen 280.000 und 300.000 Einwohner haben sollte. Da der Etschkreis (in etwa das heutige Trentino) nur knapp 230.000 Einwohner zählte, war klar, dass mindestens auch das Landgericht Bozen an Italien abgetreten werden musste. Dem längerem Hin und Her setzte der Kaiser selbst mit der linea Napoleonica den Diskussionen ein Ende
Die Grenze verlief nun quer durch das heutige Südtirol: von Nals über Gargazon durch das Sarntal und entlang des Schwarzgrieser Baches. So gehörte für einige Jahre Völs zu Italien, die Kastelruther Gebiete jedoch weiterhin zum Königreich Bayern.
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Leben an der Grenze
Grenze der Königreiche Bayern und Italien vom 7.6./17.8.1810 (Linea Napoleonica).50
Die Engstelle bei der Mündung des Schwarzgrieser Baches in den Eisack wurde damals Brixner Klause genannt, weil die Diözese Brixen und somit das Einflussgebiet des Brixner Hofes bis hierher reichte.
Nach der Niederlage der Franzosen in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 verschwand die Grenze wieder so schnell, wie sie gekommen war.51
50
Bild aus: Stauber, Reinhard: Der Zentralstaat an seinen Grenzen, Göttingen 2001, S. 383. Quellen für dieses Kapitel: Forcher, Michael und Peterlini, Hans-Karl: Südtirol in Geschichte und Gegenwart, S. 158 – 183, Stauber, Reinhard: Der Zentralstaat an seinen Grenzen, Göttingen 2001, S. 365 – 385. 51
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Von Waffen und Anleihenlotterien
Von Waffen und Anleihenlotterien Anno 1834 wurde nicht nur Geld vererbt
Wie wir schon weiter vorne bei der Erstellung des Steuerkatasters gesehen haben, war der Grafer Hof relativ wertvoll. Da Vater Christian ihn bereits 1819 an seinen ältesten Sohn Michael übergeben hatte, traf er einige Anordnungen, damit auch die beiden jüngeren Brüder später nach seinem Ableben zu einem angemessenen Erbteil gelangen konnten. So wurde 1834 an monetären Werten jedem der drei Brüder 1.021 Gulden und 46 Kreuzer zugestanden. Für Anton Jakob bestand diese Quote aus einem baren Anteil von 262 Gulden, 400 Gulden Guthaben gegenüber der Schuldnerin Maria Niglutsch zu Seis und den Rest schuldete ihm fortan Bruder Michael.
Doch Christian Fink legte auch fest, dass die beiden weichenden Söhne auch einige Mobilien zu bekommen haben. Auf einer entsprechenden Liste wurden folgende Güter festgehalten:
1. Ein ganzer Muhe(?) Dengeleisen 2. Ein Drispel 3. Ein einspanniges Bettgewand 4. Ein Schretflind [Schrotflinte] 5. Etwas von gebeth und hauhsbücher [kirchliche und weltliche Bücher] 6. Ein Bistollen [Pistole] 7. Haben sie die Bühnenstöck [Bienenstöcke] miteinander zu theilen alle 3 Brüder 8. Eine Truhe52
52
Kodizill von Christian Fink vom 29. Oktober 1831 im Verfachbuch Kastelruth 1834 im SLA, zwischen Fol. 228 und 229.
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Von Waffen und Anleihenlotterien
Woher Christian die Waffen hatte, ist unklar. Vielleicht waren sie ein Überbleibsel aus den den Napoleonischen Kriegen?
Bei der Aufteilung des Erbes dürfte den drei Brüdern aber eine Kleinigkeit entgangen sein.
Einige Jahre später, am 23. November
1837,
wurde
ein
Amortisierungsedikt veröffentlicht. Darin wurde eine Liste mit den Namen derer veröffentlicht, die mit einem Lotto-Anlehens-Kataster-Extrakt in Verzug geraten waren. Dabei handelte
es
Vorläufer
sich
um
der
Staatsanleihen,
einen
heutigen wobei
die
Auszahlung bzw. der Zinsertrag oft ausgelost wurde. Auch auf Christian Fink entfiel so ein Guthaben
von
immerhin
5
Gulden. Es ist nicht überliefert, ob sich die Söhne innerhalb Jahresfrist gemeldet
haben,
um
diesen
Anspruch nicht zu verlieren.53 Liste der Personen mit Ansprüchen.54
53
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth 1834 im SLA, Fol. 228ff Kaiserlich Königlich privilegierter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, 23. November 1837. E-Mail von Florian Huber, 17. März 2014. 54 Kaiserlich Königlich privilegierter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, 23. November 1837, S. 768.
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Mythos Untertschelten
Mythos Untertschelten
Das Kastelruther Gemeindebuch weist in der Hofgeschichte Anton Jakob Fink als „Untertscheltner“ aus. Somit war der Schluss naheliegend, dass Anton ein Sohn des Untertscheltner Bauern gewesen sei und seine Vorfahren von Waidbruck herauf gekommen sein mussten. Allerdings steht in den Kirchenbüchern Gegenteiliges, nämlich dass Anton zu Graf in St. Vigil geboren wurde. Eine Verwechslung kann deshalb ausgeschlossen werden, weil nach 1815 in den verschiedenen Büchern der Kirche (Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch) zunehmend auch die Daten der anderen Ereignisse aufgeschrieben wurden und man so doppelt nachprüfen kann, ob es sich um ein und dieselbe Person handelt.
Des Rätsels Lösung ist recht banal. Tatsächlich war Anton Jakob Fink nur rund ein Jahr lang Eigentümer des Untertscheltner Hofes, aber genau zu dem Zeitpunkt, als er Oberporz kaufte. So wurde er im Kaufdokument nicht als Grafersohn, sondern als Untertscheltner angeführt.
Auch für die sehr kurze Episode Untertschelten gibt es einige Indizien, anhand derer Interessantes über die damalige Zeit berichtet werden kann: So wie manch einer heute sein Geld mit Aktienspekulationen verdient, war es früher durchaus üblich, mit seinem Ersparten Grundstücke oder gar Höfe zu kaufen und verkaufen. Meist waren die Höfe mehr oder weniger stark verschuldet – im Erbfall wurde zwar der Grundbesitz tendenziell eher niedrig bewertet, doch musste vom Reinvermögen ein Teil an die Geschwister und Miterben abgegeben werden. Dieser Teil wurde oft nicht ausbezahlt (weil die nötige Barschaft auch nicht vorhanden war), sondern in der Regel mit 4% jährlich verzinst, sodass beim nächsten Erbfall oft diese Schulden weitervererbt wurden.
Der mittlerweile 32-jährige Grafersohn Anton Jakob Fink erwarb am 9. März 1840 den Untertscheltner Hof in Waidbruck.
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Mythos Untertschelten
Auf Ansuchen des Niklaus Schider Fuschg in St. Oswald, als Verkäufer, und des Anton Fink zu St. Vigil in Kastelruth, als Käufer, wird hiermit…55 Der Oberfuschger Bauer Niklaus Schieder (der Fuschgnhof war von 1821 bis 1849 in Ober- und Unterfuschg aufgeteilt), hatte im Jahre zuvor den Untertscheltner Hof von Anton Schieder geerbt. Dabei könnte es sich um einen älteren Bruder von Niklaus gehandelt haben, der auch schon 61 Jahre alt war. Da Niklaus als Oberfuschg selbst einen Hof zu bewirtschaften hatte und auf dem Untertscheltner Hof einige Schulden lasteten, war er sicher froh, dass sich ein Interessent für Untertschelten fand.
Ohne Autobahn vor der Haustür war Untertschelten damals ein schön gelegener Hof, dessen Realitäten rund 3.000 Gulden wert waren. Da der Hof mit vielen Schulden belastet war und diese im Zuge des Verkaufs mit überschrieben wurden, musste Anton Jakob Fink dem Fuschgn am Ende nur einen Kaufschilling von 525 Gulden bezahlen. 100 Gulden hatte er ihm bereits im Voraus gegeben, den Rest beglich Anton beim Abschluss des Kaufvertrages in Bar.
Ob Anton überhaupt vorhatte, zum Untertscheltnerbauer zu werden, darf ruhig bezweifelt werden. Wahrscheinlicher erscheint da, dass er mit dem Kauf des Hofes ein Schnäppchen gemacht hatte, was folgende Eintragungen belegen würden.
55
Verfachbuch Klausen 1840 im SLA, Fol. 206
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Mythos Untertschelten
Dann werden dem Käufer Anton Fink eigenthümlich überlassen und übergeben sämtliche dermal bey Haus und Hof vorfindigen lebenden und todten Fahrnisse jeder Gattung und ohne Ausnahme, u zwar um den Preis pr 800 f Rw.56
Dann werden dem Käufer Johann Nessing eigenthümlich überlassen und übergeben sämtliche dermal bey Haus und Hof vorfindigen lebenden und todten Fahrnisse jeder Gattung und ohne Ausnahme, und zwar um den Preis pr 1700 f Rw.57
56 57
Verfachbuch Klausen 1840 im SLA, Fol. 207 Verfachbuch Klausen 1841 im SLA, Fol. ?
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Mythos Untertschelten
Die beiden Einträge liegen nicht einmal ein Jahr auseinander: 9. März 1840 und 2. März 1841. Inzwischen hatte Klausen einen neuen Actuante erhalten, was man an der Handschrift der Eintragungen erkennen kann. Ansonsten war die Formulierung, mit der die am Haus befindlichen beweglichen Güter (lebende und todte Fahrnisse) beschrieben und im Zuge des Verkaufs übergeben wurde, dieselbe. Jedoch mit dem wesentlichen Unterschied, dass diese Güter 1840 zu 800 Gulden, das Jahr darauf aber mit 1.700 Gulden bewertet wurden. Da es sich um in beiden Jahren um die gleiche Jahreszeit handelte, ist es unwahrscheinlich, dass 1841 soviel mehr Heu, Getreide oder ähnliches am Hof war. Wennschon, dann könnte 1841 mehr Vieh im Stall gestanden haben.
Durch die höhere Bewertung der beweglichen Güter stieg der Gesamtwert des Hofes innerhalb eines Jahres von 3.800 auf 4.700 Gulden. Nach Abzug der Schulden (die gleich geblieben waren) musste nun der neue Eigentümer Johann Nössing (Untertschelten ist heute noch im Besitz dieser Familie) Anton 1.425 Gulden als Kaufschilling bezahlen. Davon wurden 900 zu Jakobi fällig, der Rest wurde wie damals üblich mit 4% pro Jahr verzinst.
Anton Jakob blieb nach knapp einem Jahr Untertschelten ein Bruttogewinn von 900 Gulden, von dem zumindest Steuern und Abgaben für die Transaktionen abgezogen werden müssen. Dazu eventuell auch bewegliche Güter, wie vorher beschrieben. Für 1840 ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Anton den Hof etwas unter Wert bekommen hat und auch der Preis 1841 wird Anton gepasst haben. Wenn man nun diesen Gewinn zur Erbschaft von 1834 dazuzählt, so könnte Anton Jakob Fink nun bis zu 1.900 Gulden zur Verfügung gehabt haben, was genug wäre, einen mittleren Hof zu kaufen, ohne gleichzeitig (zu) viele Schulden zu machen.58
58
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbücher Klausen 1840 und 1841 im SLA.
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Anton Jakob Fink kauft Oberporz
Anton Jakob Fink kauft Oberporz
Noch ehe der Verkauf von Untertschelten unter Dach und Fach war, hatte Anton Jakob Fink schon den Oberporzer Hof erworben, oder zumindest zuerst verfachen lassen. Joseph Goflmorter war mittlerweile schon in seinem 73. Lebensjahr, Anton Jakob war gerade 33 Jahre alt geworden.
Man kann heute nicht mehr rekonstruieren, ob es Anton Jakob tatsächlich jahrelang auf den Oberporzer Hof abgesehen hatte, ob er schon Jahre zuvor mit Goflmorter ausgemacht hatte, diesem irgendwann den Hof abzukaufen. Man weiß auch nichts darüber, was Anton Jakob nach dem Tod seines Vaters Christian getan hatte: ob er zu Graf als Knecht seines Bruders lebte, der sicherlich Hilfe am Hof gebrauchen konnte, oder ober er auswärts als Knecht oder Taglöhner arbeitete.
Auf jeden Fall wird Anton Jakob Fink geplant haben, sich irgendwann einmal selbst einen Hof zu kaufen, die finanziellen Voraussetzungen dafür waren ja gegeben. Das zeigte sich auch bei Christoph, dem mittleren der drei überlebenden Grafer Söhne, der selbst auch einen Hof kaufte. 1844 wurde er zum Eigentümer des Untertschötscher Hofes in St. Vigil, hatte damit aber nicht so viel Glück wie sein jüngerer Bruder.
Anton Jakob Fink und Joseph Goflmorter erschienen am 9. Jänner 1841 vor dem Landgericht Kastelruth, um folgenden Vertrag protokollieren zu lassen:
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Anton Jakob Fink kauft Oberporz
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Anton Jakob Fink kauft Oberporz
Aktum in der k.k. Landgerichts Kanzlei Kastelruth am 9. Jänner 1841 Vor dem k.k. Herrn Landrichter Anton Köpf Actuante Noggler Mit zu Protokoll gelegten grundherrlichen Konsensen verkauft Jos. Goflmorter Oberporzer zu St. Oswald dem Anton Fink Untertscheltner und letzterer übernimmt von heute an zum Besitz und Eigenthume: Nemlich die Baugerechtigkeit des Oberportzgutes in St. Oswald, welche nach Ausweiß des Steuer Catasters N: 777 folgende Grundstücke beyhat als A. Eine Behausung mit Zuegebäuden Stadl und Stallung B. Ein Krautgartl von 8 Klafter C. Ackerfeld von 2 Jauch und 406 Klafter D. Weingart von 1 Graben E. Wießfeld mit Obstbäumen besetzt von 2 Tagmahd und 302 ¾tl Klafter. F. Wald, Waid und Klaubung von 46 Morgen Diese Effekten liegen beyeinander, und stoßt 1. das Sattler Weingart, die Güter von Madrungl, auch Meßners Ditto, 2. die Döschgüter, 3. die Unterporzergüter, und 4. die Gehörde von Publid, und Untertschötsch.59 Auf Stempelpapier (4 Gulden) wurde der Hofkauf 1841 in der kaiserlich-königlichen Landgerichtskanzlei in Kastelruth schriftlich festgehalten. In diesem Kaufvertrag wurden die einzelnen Teile des Oberportzgutes festgehalten, die bereits 1778 im Steuerkataster von Maria Theresia erfasst worden waren. Als erstes wurden die im Steuerkataster unter Nummer 777 zusammengefassten Grundstücke beschrieben. Diese lagen nebeneinander und grenzten an die beschriebenen Nachbargrundstücke. Diese waren von Osten im Uhrzeigersinn Stück Grund vom Sattler und Madrungel, dem Messner Hof, dann in Richtung Süden Dösch, weiter Unterporz und schließlich im Norden Waldstücke (Gehörde) von Publid und Untertschötsch.
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Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 33.
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Anton Jakob Fink kauft Oberporz
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Anton Jakob Fink kauft Oberporz
G. Eine Wiese auf der Seiseralpe mit Dille untern Joch von 2 Tagmahd. Grenzt 1. an Unterplanetschers Wiese 2. an Ratzeser 3. an Kamaun zu St. Valentin, und 4. an Hubers Wiese. Über dieses beschriebene Oberporzgut besitzen die Hfrn Grafen v. Wolkenstein Trostburg zu Insbruck die Grundgerechtigkeit, und giebt von hievon jährlich in gemeinen Wimmet Mass der drey Yhren Klaußner Masserey Maß nunmehr 12 Gulden R.W. Geld Grundzins nach Griesbruck. Auf- und Abzug außer den befreiten Verwandschaftsgraden abjeden Gulden Kaufgeld 1 Kreuzer. Der St. Oswaldskirche für ein Geltl Roggen 4 Kreuzer alte T.W. Im Pfarrwidum dahier benannten zehend jährlich ½ Star Weitzen und 2 Stare Roggen. Diesen wegen eines Neurautes …… jährl. 30 C alt. T.W. Für Wasserleiten jährlich Wein oder Most 4 Maß, oder nun hiefür 4 Maßl Roggen H eine Wiese mit Heudille zu Puflatsch auf der Seiseralpe von 10 Tagmahd Stoßt 1. an Mahlfertheiner zu Tysens, und Grafer zu St. Vigil Wiese, 2. die Karlothen Wiese, 3. an Verschnallers im Burgfrieden Trostburg und 4. an Madrungl zu St. Oswald Wiese. Diese Wiese ist luteigen.60 Zur vorher erwähnten Steuereinheit gehörten auch zwei Wiesen auf der Seiser Alm, davon eine unter dem Joch mit ca. 67 Ar und eine zweite auf Puflatsch. Jene auf Puflatsch war im direkten Eigentum des Hofes (luteigen). Auf den Rest hatten die Herren Grafen von Wolkenstein-Trostburg die Grundgerechtigkeit, ihnen musste jährlich 12 Gulden Grundzins nach Griesbruck (Ansitz in Klausen) entrichtet werden und zusätzlich pro Gulden Kaufpreis über dem Wert von 1778 einen Kreuzer. Die Kirche zu St. Oswald bekam 4 Kreuzer der alten Tiroler Währung (120 Thaler Tiroler Währung waren 100 Thaler Wiener Währung, 1 Thaler = 2 Gulden) und zusätzlich für eine Neurodung 30 Kreuzer. Auch das Wasserleiten war 1841 wiederum ein Thema und wurde entsprechend abgegolten.
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Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 33.
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(Die ersten beiden Zeilen wurden auf der vorherigen Seite transkribiert) Weiters Cat. N. 779 I ein Stückl Wieß mit Gestrai Besetzt Marzon genannt. Grenzt 1. an Lafoglers Gut, 2. an Untertschötsch, 3 an Oberportzgut und 4 an Publid und an das Latscher Gut. K ein Gemeindswaldele mit Fören u. Feichten von ¼ Morgen u 12 Klafter L. ein Stückl Wald aus dem Publidhof heraus von 2 Morgen hierüber besitzet das Kloster Neustift bej Brixen die Grundgerechtigkeit, und giebt von hievon jährlich zu Martini 18 Kreuzer alte T.W. als Grundzinß. Auf- und Abzug wie vor. Endlich sub N. Cat. 774 die Baurecht und Gerechtigkeit des Gutes Kälblweingart genannt als A. Eine schlechte Behausung mit dann Zuegebäuden B. Ackerfeld von ½ Jauch und 302 ¼ Klafter C. Wießfeld von 1 Tagmahd und 151 Klafter D. Weingarten von ½ Graber und E. Weide mit Laubniß von ½ Morgen Diese Stücke liegen beyeinander und stoßen 1. und 2. an Meßners Güters, zu 3. und 4. an das vorbeschriebene Oberporzgut. F. Ein Stück Stackrecht Bewaldung auf Larans61 Als Katastereinheit 779 wurde ein Wiesl mit Gesträuch (Gestrai), also eine halbzugewachsene Weide genannt, die heutige Marzuna. Wiewohl diese an einer Seite an die vorher genannten Grundstücke des Oberporzerhofes grenzt, hatte man sie separat wiedergegeben, da mit dem Kloster Neustift hier ein anderer Grundherr die Grundgerechtigkeit hatte. Da der Gemeindewald auf Laranz noch nicht im heutigen Sinne aufgeteilt war, wurde hier nur eine sehr kleine Fläche als Eigentum ausgewiesen. Die Grundstücke des ehemaligen Kälblweingartes waren verhältnismäßig klein und maßen alle zusammen nicht einmal einen Hektar. Dafür hatte auch das Kälblweingart als ehemals eigentständiger Hof Rechte im Laranzer Gemeindewald. Aus diesem Grund hatte der Hof lange Zeit zwei Parzellen im Laranzer Wald inne, was später dazu führte, dass zu Oberporz flächenmässig am meisten Wald gehörte (siehe dazu St. Oswald um 1900).
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Mit Föhren von ½ Morgen und 150 Klafter. Stoßt um und um an die übrige Austheilung. Über diese beschriebenen Güther besitzet die St. Oswald Filialkirche die Grundgerechtigkeit und zinßt nun hievon jährlich 1 Yhre guten weißen Most Weißwein Wasserzins und Geld 6 Kreuzer alt. T.W. als Grundzinß. Im Pfarrwiddum zu Kastelruth an benannten Zehend 30 Kreuzer alt T.W. Im Schlosse zu Aicha an desgleichen jährl. 7 fl obiger Weisung. Und für das Wasserleiten dem Messner 1 Maßl Roggen. Diese beschriebenen Güter erhielt Jos. Goflmorter landväterlich Joh. Goflmortersche Vermögens „Ergänz“ und Besitz einsetzung dd. Kastelruth 4. März 1788 zum Eigenthume mit welchen Rechten und Beschwerden die Veräußerung geschieht, und zwar ohne Haftung für ein Flächenmaß, sondern blos als corpus. Hierfür wurde ein Kaufpreiß festgesetzet zu 2300 Gulden Dann übergiebt der Verkäufer dem Käufer das vorhandene Heu und Stroh, wie Letzterer es bereits schon übernommen hat, um den Preiß zu 100 Gulden. Suma der beysamt Kaufspreiße 2400 Gulden R.W.62 Das Weberle war ja einst vom Drocker der St. Oswalder Kirche gestiftet worden. Wohl daraus entstand dessen Grundgerechtigkeit über diese Güter. Interessant ist auch, dass ebenso dem Schlosse zu Aicha eine Abgabe gezahlt werden musste, das Grundherr von Unterporz war. Das Kälblweingart musste dem Messner für das Wasserleiten eine Abgabe entrichten, allerdings deutlich weniger als Oberporz der Kirche. Da man sich bewusst war, dass die Flächenangaben nicht ganz genau waren und die Güter nur beschrieben wurden, fügte man eine entsprechende Klausel ein. Rechtlich relevant waren damals die verschiedenen Markierungen an den Grenzen der Grundstücke. Anton Fink und Joseph Goflmorter einigten sich auf einen Kaufpreis von 2.300 Gulden plus Heu und Stroh im Wert von 100 Gulden, also insgesamt 2.400 Gulden.
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Zur theilweisen Tilgung dieses Kaufpreises überbindet sohin der Verkäufer dem Käufer in Erhaftung der alten Fürpfandsrechte verzinßlich von Lichtmeß d.Js, und letzterer übernimmt zubezahlen folgende Schulden Dem Michael Hofer Tirlersohn ober dem Dorfe Kastelruth fürpfändlich_______114f 17c Ratenzinß von Georgi v. bis Lichtmeß d. J ab ¾ tl Jahre___________3.23 ½ c Diesem in 2 ter Post fürpfändlich____50 fl – c Ratenzinß von Jakobi V. bis Licht. D. Js ab ½ Jahr_____________ 1 fl – c Der Kirche zu St. Oswald laut dies gerichtl. Obligation vom 24 August 1838______75 fl Zinszeit 14. August Ratenzinß von 14. Aug. V. bis Lichtmeß d.J.______________1 fl 30 c Der Anna Gabloner ledig auf Telfen_______________100 fl Zinßzeit Lichtmeß a 4 % Suma der überbundenen Schulden zu 345 fl 10 1/2c Über deren Abzug bleibt der Käufer dem Verkäufer nun Kaufschillingsrest schuldig zu 2054 fl 49 ½ c R.W.63 Anton Fink übernahm als Käufer die Schulden von Joseph Goflmorter, sie wurden ihm übertragen. Je nach Zinstermin (Zinszeit) – Lichtmeß (Feber), Georgi (April), Jakobi (Juli) und Martini (November) wurden auch die inzwischen anfallenden Zinsen mitberechnet. Bei einem jährlichen Zinssatz von 4% entspricht dies dann immer genau 1% je Quartal. Für die Schulden diente üblicherweise der Hof als Sicherheit, sodass mit dem Besitzwechsel auch die Schulden wechselten. Die Gläubiger werden wohl in der einen oder anderen Beziehung zu Joseph Goflmorter gestanden haben, wie genau wissen wir nicht. Zieht man die Schulden vom zuvor definierten Wert ab, so ergibt sich ein Kaufschillingsrest, also eine zu bezahlende Summe von 2.054 Gulden und einigen Kreuzern.
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welchen Betrag ersterer dem Letzteren von Lichtmeß d.H. und mit 4 % zu verzinsen, und nach einer halbjährlichen Ab- oder Aufkündigung bar zu bezahlen hat. Kontraktbedingungen 1. Hat der Käufer dem Verkäufer, das Recht zugestattet, das nöthige Ofen und Brennholz auf dem Herde für sich und seinem Wirte in dem Walde auf Laranz unentgeldlich auf seine Lebensdauer schlagen zu dürfen 2. Behält sich der Verkäufer den lebenslangen unentgeltlichen Genuß des Weibersitzes, welcher zum Oberporzgut gehörig ist für sein Eheweib Margareth Schieder bevor. 3. Die Auf und Abzugsgebühren bezahlen die Kontrahenten mitsammen, desgleichen die heutigen Stempelgebühren. 4. Die Steuern, Wüstungen und wie immer Nahmenhabende Gutsbeschwerden hat der Käufer von Lichtmeß d.J. an so zuübernehm und Abzuführen wiesie von dieser Zeit von auszuschreiben und und bey getrieben werden. Bis sowohl die überbundenen Pflichten, als auch der Kaufschillingsrest getilget seyn werden, verschreibt der Käufer jedoch in betreff der erstere ohne Steuerung die vorbeschriebenen Kaufseffekten zum Specialfürpfand.64 Wie üblich wurde der Kaufpreis nicht gleich bezahlt, sondern mit 4% verzinst und dabei vereinbart, dass beide Seiten dieses Schuldverhältnis mit einer halbjährlichen Vorankündigung kündigen konnten. Joseph Goflmorter handelte sich zudem einige Bedingungen aus. So durfte er, der nach dem Verkauf ins Dorf zog, für sich und seinem Vermieter (Wirt) Holz für den Eigengebrauch schlagen, seine Frau durfte dazu lebenslang den zum Hof gehörigen Weibersitz (fixer Platz in der Kastelruther Pfarrkirche) nutzen. Allerdings starben beide bereits im selben Jahr: Margareth Schieder, Goflmorters Frau im März im Alter von 78 Jahren und Joseph Goflmorter dann am 12. Juli 1841 im Alter von 73 Jahren an Gedärmentzündung. Die Gebühren teilten sich die beiden auf, die Steuern und sonstigen Gemeindeauflagen wurden von Lichtmeß an von Anton Fink getragen. Bis dieser nicht alle Schulden gegenüber Joseph Goflmorter beglichen hatte, sollte der Hof als Sicherheit dienen.
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Zur Bemessung der Baudemenial-Gebühren werden auf Grundlage der Katastraltazen folgende Separationspreiße unterworfen Das Oberporzgut Cat. N. 777 im Preiße pr 785 fl mit 1176 f 15 die Rain Wiese mit Wald Cat. N. 779 im Preiße pr 12 fl…17.35 die luteigene Seiseralpenwiese Cat. N. 778 im Preißepru 150 fl…224 f 41 Und endlich das Kälblweingartgut Cat N. 774 im Preiße pr 558 fl 30 c…881 fe 29 Worauf zur Bestätigung auf Ablegen die Unterschriften erfolget sind x Zeichen des Joseph Goflmorter Johann Pineider Nahmensschreiber als Zeugen Anton Fink Wurde durch hinterlegung dem Verfachbuche sub fol 33 einverleibt k.k. Landgericht Kastelruth vom 9. Jänner 184165 Um die Abgaben an die einzelnen Grundherren zu errechnen, wurden die Werte aus dem Steuerkataster von 1778 in Relation zum Kaufpreis aufgewertet. Dieser höhere Kaufpreis kann durch die Inflation bedingt sein – immerhin waren inzwischen 63 Jahre vergangen, da sind 50% Inflation eigentlich sehr wenig, teilweise hängt dieser jedoch auch vom jeweiligen Verhandlungsgeschick ab. Wobei in diesem Falle der Preis wohl eher niedrig gewesen sein könnte, da ja Joseph Goflmorter nur mehr einen ruhigen Lebensabend verbringen wollte. Sowohl Joseph Goflmorter, als auch der Zeuge Johann Pineider waren des Schreibens nicht mächtig, was das „x“ als Zeichen von Joseph sowie der Zusatz „Nahmensschreiber“ bei Johann belegen. Das ganze Schriftstück wurde dann schließlich im Verfachbuch hinterlegt und ab Seite 33 festgehalten. Auch wenn dies Steuern und Abgaben kostete so wurden alle größeren Transaktionen verfacht, um den Besitz im Fall der Fälle auch beweisen zu können.
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Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 36.
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Actum in der k.k. Landgerichts Kanzlei Kastelruth am 10. Feb. 1841 vor dem k.k. Herrn Landrichter Anton Köpf Acutante Noggler Unterm 9. Jänner l. J. [laufenden Jahres, Anmerkung des Verfassers] erkaufte Anton Fink Untertscheltner von Jos. Goflmorter das Oberporzgut zu St. Oswald mit der Bedingung, daß die vorhandenen Fährnisse an den Käufer gerichtlich einzuschätzen sind. Diesen nach wurden sohin gemäß gerichtl. Einschätzungsprotokoll vom 4. d.M. [des Monats] dem Anton Fink von dem Verkäufer Josef Goflmorter um den Betrag per 485 fl [Florin = Gulden] 40 c [Kreuzer] abus. R.W. [Reichswährung] Fährnisse tod und lebendigem Werthes übergeben und es bekennt sich der erstere gegen den letzteren im obigen Sinne mit dem Versprechen zum Schuldner, diese von Lichtmeß d. J. an jährlich mit 4% zu verzinsen und nach einen halbjähriger Ab oder Aufkündigung bar nach dem hierorts bestehenden Kurse rückzubezahlen. Bis zu dessen Erfolg setzet der Schuldner seine Besitzenden Baurecht und Gerechtigkeiten des Oberporzgutes in St. Oswald Cat. A 777 (…) dem jene Kälblweingarten Cat. A: 774: (…) welche derselbe zu Folge des allgemeinen Kaufs zum Eigentum erhielt zum Special Faustpfand. Mit dieser Schuldobligation stellet sich der Gläubiger zufrieden und es folgen zur Bestätigung auf Ablese die Unterschriften + Josef Goflmorter Handzeichen Anton Fink Wird durch Hinterlegen den Verfachprotokoll sub fol 246 einverleibt. K.K. Landgericht Kastelruth am 10. Febr. 184166 Am 10. Februar hatte man sich schließlich auch über die beweglichen Güter, also über Werkzeuge und Tiere, geeinigt. Dafür waren dann noch einmal 485 Gulden fällig.
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Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 246.
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Oberporz Kat. 777 Haus Krautgartl Ackerfeld Weingart Wießfeld mit Obstbäumen Wald, Waid und Klaubung Wiese unterm Joch Kat. 778 Wiese mit Heudille auf Puflatsch Kat. 779 Stückl Wieß mit Gestrai (Marzon) Gemeindswaldele Stückl Wald aus dem Publidhof Kat. 774 Kälblweingart schlechte Behausung Ackerfeld Wießfeld Weingarten Weide mit Laubniß Stackrecht Bewaldung auf Larans Hof insgesamt Heu und Stroh bewegliche Güter Kaufpreis Oberporz 1841 Zustandekommen des Kaufpreises 1841.67
Fläche min. Fläche max. 1176,15 Gulden 8 Klafter 2 Joch, 406 Klafter 1 Graber 2 Tagmahd, 303 Klafter 46 Morgen 2 Tagmahd 224,41 Gulden 10 Tagmahd 17,35 Gulden 1/4 Morgen, 12 Klafter 2 Morgen
29 m² 86,5 ar 5,4 ar
29 m² 129,7 ar 5,4 ar
47 ar 8,27 ha 67 ar
78 ar 8,27 ha 67 ar
3,33 ha
3,33 ha
?
?
4,9 ar 36 ar
4,9 ar 36 ar
28,8 ar
39,6 ar
23,4 ar 2,7 ar 9 ar ?
38,8 ar 2,7 ar 9 ar ?
881,29 Gulden 1/2 Joch, 302 Klafter 1 Tagmahd 151 Klafter 1/2 Graber 1/2 Morgen
2.300 Gulden 100 Gulden 485,45 Gulden 2.885,45 Gulden
14,71 ha+ ? 15,71 ha+ ?
Wie bereits erwähnt, wurde der vereinbarte Kaufpreis auf die einzelnen Katastergruppen aufgeteilt. Während bei den Oberporzerischen Gütern (777, 778 und 779) vom Steuerkataster von 1778 ausgehend der Preis kalkuliert wurde und dabei rund 50% aufgeschlagen wurde, gab es beim Kälblweingart einen viel höheren Aufschlag. 1778 67
Eigene Abbildung anhand der Daten aus dem Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 33ff.
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war es im Steuerkataster mit 262 Gulden bewertet worden, nun 1841 hatte sich der Wert plötzlich verdreifacht. Wieso und warum? Vielleicht hatte man beim Weberle nicht den Katasterwert von 1778 sondern den Verkaufspreis wenige Jahre später als Grundlage herangezogen, dieser lag ja bei 600 Gulden? Eine zweite Möglichkeit wäre, dass das Weberle absichtlich überbewertet wurde. Dies hätte eine geringere Bewertung der Katasternummer 777 verursacht, woran Anton Jakob Fink ein Interesse hatte. Bei diesen Grundstücken lag ja die Grundherrschaft bei Wolkenstein-Trostburg und Anton musste pro Jahr 12 Gulden plus 1 Kreuzer pro Gulden Kaufgeld über 785 Gulden bezahlen. Dies waren laut vorliegendem Vertrag an die 4 Gulden und hätten leicht einige Gulden mehr sein können, wenn eben nicht das Weberle plötzlich so viel wert gewesen wäre. Bei den Gütern des Kälblweingarts hingegen gab es keine solche Klausel, deswegen war es kein Problem, wenn diese teurer wurden. Auch wenn die Grundherrschaft das Recht hatte, den Verkauf abzulehnen, profitierten letztlich auch die Herren von Wolkenstein-Trostburg durch den Verkauf. Immerhin nahmen sie so 4 Gulden mehr pro Jahr ein, wäre der Hof vererbt worden, hätte man vermutlich weiterhin die alten Steuerwerte benutzt.
Wiewohl man inzwischen das Jahr 1841 schrieb, lassen die Quellen aus dieser Zeit noch sehr viel Interpretationsspielraum zu. Dies gilt für das Zustandekommen des Kaufpreises, noch viel mehr aber über die Flächenangaben des Hofes. Da es noch keine Parzellen im heutigen Sinne gab, kann man nur die jeweiligen Angaben umrechnen, ohne jedoch zu wissen, auf welche Grundstücke sich was bezieht. Die zweite Schwierigkeit ergibt sich in der Frage, welche Maßeinheiten überhaupt verwendet wurden. Obwohl bei der Anlage des Steuerkatasters 1778 fast sicher das Tiroler Joch für die Berechnung der Ackerflächen benutzt worden war und dies in den Kastelruther Verfachbüchern bis 1900 herauf immer benutzt wurde, steht im Kaufvertrag von Oberporz Ackerfeld 2 JAUCH und 406 Klafter. Während ein Tiroler Joch 1.600 (Quadrat)Klafter maß, war ein Jauch nur 1000 Klafter groß. Theoretisch sollte Oberporz mit 22,42 Hektar in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung erreicht haben. Anhand der Aufzeichnungen lassen sich aber nur 14-15 Hektar belegen.68
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Quelle für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth 1841 im SLA, Fol. 33–36 und 246.
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Joseph Golfmorter stirbt – mit Folgen bis nach Ungarn
Joseph Golfmorter stirbt – mit Folgen bis nach Ungarn Unverhofftes Erbe für entfernte Verwandte
Joseph Goflmorter starb noch im selben Jahr, in dem er Oberporz verkauft hatte. Er war kinderlos und hinterließ nur ein Kodizill, in dem einige Verfügungen getroffen wurden, wie z.B. wo Messen für ihn gelesen werden sollten. Dafür stellte er über 200 Gulden zur Verfügung. Ebenso vermachte er der Häuserin Barbara Gasser 300 Gulden. Wahrscheinlich hatte das alternde Ehepaar (Margareth war älter als Joseph) eine Häuserin in Diensten genommen, der Joseph nun eine ansehnliche Summe hinterließ. Nicht geregelt hatte Goflmorter jedoch das Erbe an sich, weswegen Landrichter Köpf aktiv wurde.
Vorladungs=Edikt. Am 12. L.M. ist Jos. Goflmorter, gewesener Oberporzer von St. Oswald, mit Hinterlassung eines Kodizills kinderlos gestorben. Da dem Landgerichte seine Erben unbekannt sind so werden hiemit diejenigen, welche auf seinen Nachl. einen Anspruch machen, aufgefordert, binnen Jahresfr. ihre Erbsrechte
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Joseph Golfmorter stirbt – mit Folgen bis nach Ungarn
allda geltend zu machen, widrigens d. Verlassenschaft mit dem aufgestellten Verlaßkurator gesetzlich verhandelt werden würde. K.K. Landgericht Kastelruth, am 20. Juli 1841. Köpf Landrichter.69 Durch den Verkauf des Hofes war Joseph als wohlhabender Mann gestorben. Abzüglich neu entstandener Schulden (z.B. an die Pfarre Tisens für Messen 48 Gulden) gab es ein Reinvermögen von 2.100 Gulden an die Erben zu verteilen. Ein Teil der Erben war auch bald ausfindig gemacht worden. Es handelte sich dabei um die Kinder der einzigen Cousine väterlicherseits:
Hanns(?) Goflmorter (Großvater) Johann Goflmorter, Oberporzer (Vater)
Maria Goflmorterin (Tante)
Erblasser: Joseph Goflmorter, Oberporzer
Maria Baldaufin (Cousine) Erben: Kinder der Maria Baldaufin
Erbberechtigte Personen väterlicherseits.70
Die Schwester von Johann Goflmorter (sen.) heiratete Peter Baldauf, ihre gemeinsame Tochter Maria Baldaufin 1775 Jakob Thomaseth und in 2. Ehe 1785 Joseph Malfertheiner. Daraus entstanden insgesamt 7 Kinder, was die Aufteilung erschwerte. Jedes hatte Anrecht auf 175 Gulden (1/7 von 1.050 Gulden), wobei diese zum Teil auch aus dem beweglichen Besitztümern Goflmorters bestritten wurden. Der größte Teil des Aktivums von Joseph Goflmorter war jedoch das Guthaben, das ihm Anton Fink schuldete. So musste dieser nun seine Schuld bei den verschiedenen Erben von Joseph Goflmorter begleichen.
69
Verfachbuch Kastelruth 1842 im SLA, zwischen Fol. 418 und 419. Eigene Zusammenstellung anhand Daten aus den Kirchenbüchern und Verfachbuch Kastelruth im SLA, 1842, Fol. 418ff. 70
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Um einiges komplizierter war die Situation bei der Verwandtschaft mütterlichseits, über Maria Obexer. Sogar in Ungarn wurden Erben gesucht:
Vereinigte Ofner=Pesther Zeitung vom 21. März 184471
Edict. Zu dem Nachlasse des Joseph Goflmorter, gew. Oberporzer zu St. Oswald, welcher am 12. Juli 1841 verstorben ist, haben auch dessen mutterseitige Anverwandten der Maria geb. Obwexer, als gesetzliche Erben einzutreten, hinsichtlich welcher jedoch nichts Näheres bisher erhoben werden konnte, als daß eine Schwester der genannten Mutter des Erblassers, Anna Obwexer, als Häuserin zu Oberporz verstorben, ein Bruder N. Obwexer aber zu Peterwardein in Ungarn sich in Aufenthalt befunden haben.
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Vereinigte Ofner-Pester Zeitung vom 21. März 1844, S. 1.
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Es werden daher alle Jene, welche auf die Vermögenshälfte des Joseph Goftmorter pr. 1050 fl. R.W. als mutterseitige Erben, oder aus was immer für einen Rechtsgrunde Ansprüche zu machen gedenken, aufgefordert, binnen Jahresfrist ihr Erbrecht um so gewisser bei diesem Gerichte anzumelden und nachzuweisen, als widrigenfalls dann auch diese Vermögenshälfte den vaterseitigen, oder sonst sich ausweisenden Erben nach Gesetztes=Vorschrift eingeantwortet werden würde. K.K. Landgericht Kastelruth, 12. December 1843.72 Es ist ungewiss, ob diese Erben ausfindig gemacht werden konnten. Da jeder Akt, der im Verfachbuch niedergeschrieben wurde, auch etwas kostete, kann man nicht mehr genau rekonstruieren, wann Anton Jakob nun die Schulden vollständig beglich.
1847 entschied er sich, die Wiese unterm Joch zu verkaufen. Es war wohl aufwendig, neben der größeren Wiese auf Puflatsch die kleinere zu mähen und dort wahrscheinlich auch eine zweite Dille zu unterhalten. Bei einer Fläche von 2 Tagmahd (0,67 Hektar) scheint es sich nicht gelohnt zu haben. Zudem hatte Anton Jakob auch schon wieder ein gutes Angebot bekommen. Im Maria-Theresianischen Steuerkataster war diese Wiese mit einem Wert von 36 Gulden ausgewiesen gewesen, beim Kauf 1841 war sie aufgrund der allgemeinen Wertsteigerung gut 55 Gulden wert. Nun zahlte ihm Anton Malfertheiner, Gsohler in St. Valentin ganze 100 Gulden dafür – in bar.73
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Vereinigte Ofner-Pester Zeitung vom 21. März 1844, S. 12. Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth 1847 im SLA, Fol. 148ff. Verfachbuch Kastelruth 1842 im SLA, Fol. 418ff. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Vereinigte Ofner-Pester Zeitung vom 21. März 1844. 73
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Das Ende des Grafer Hofes
Das Ende des Grafer Hofes
Der jüngste Grafersohn Anton Jakob wurde 1841 zum Eigentümer des Oberporzer Hofes. In den nächsten Kapiteln geht es nun darum, was aus seinen Eltern und Geschwistern wurde.
Im Jahre 1794 hatte der 34-jährige Christian Fink (geboren am 23. Dezember 1760) den Grafer Hof in St. Vigil N. 11 von seinem Vater Jakob vererbt bekommen. Im selben Jahr heiratete er Anna Silbernagl, die ihm auch gleich 2 Söhne gebar, welche aber nach wenigen Monaten verstarben. Es handelt sich hier um Michael Johann (10.3.1795 – 12.7.1795) und Christian (23.2.1796 – 1.5.1796). In Folge der dritten Geburt 1797 verstarb auch die Mutter, die neugeborene Tochter Anna Luise überlebte vorerst.
Weil er eine Mutter für die kleine Anna Luise dringend benötigte, heiratete Christian ohne ein Trauerjahr verstreichen zu lassen, bereits im Sommer desselben Jahres, was damals durchaus üblich war. Während zurückgelassene Frauen normalerweise Witwe blieben, heirateten die Männer oft ein zweites Mal. Christian erwählte sich Anna Ploner, mit dieser hatte er weitere 8 Kinder. Ihr gemeinsamer erster Sohn Michael kam schon am 17. Mai 1798 auf die Welt – und überlebte! Dafür starb die kleine Anna Luise am 13. Mai 1799 im Alter von 2 Jahren. Der nächste Sohn, der am 13. September 1799 das Licht der Welt erblickte, wurde, wie schon bei Christians erster Ehe nach dem Vater genannt. Auch Christian überstand die kritischen Kleinkinderjahre, verstarb aber 15-jährig am 2. Mai 1815. Die weiteren Kinder folgten im Rhythmus von eineinhalb Jahren: Josef Paul (23. Jänner 1801), Anna Maria (14. April 1802), Jakob (4. September 1803 – 25. März 1807), Christoph (9. Jänner 1805), Anna (25. Juli 1806) und schließlich als letztes Kind Anton Jakob (13. Juni 1808).
Somit war Michael zum Hoferben prädestiniert, bekam ihn aber überraschend früh überschrieben. Vater Christian, der in den Napoleonischen Kriegen möglicherweise dem Landsturmaufgebot angehört hatte, könnte bei den Kämpfen verwundet worden sein und
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vielleicht bleibende Beeinträchtigungen davongetragen haben. Dies wäre eine Erklärung dafür, dass er bereits 1819 dem damals noch minderjährigen Sohn Michael den Hof überschrieb. In Österreich erlangte man nämlich erst mit 24 Jahren die Volljährigkeit, Michael war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt.
Christian blieb am Hof und verbrachte dort noch viele Jahre, selbst die Hochzeit seines Sohnes Michael mit Margareth Lanziner am 12. Feber 1833 erlebte er noch. Margareth Lanziner war eine Tochter des Pfleger-Pächters Paul Lanziner und die Schwester der späteren Porzerin Maria Lanziner. Als Christian schließlich im 74. Lebensjahr stehend am 3. Oktober 1834 zu Graf verstarb, waren von seinen Kindern nur mehr 3 Söhne – Michael, Christoph und Anton Jakob – am Leben, diese teilten sich nun wie vorher gesehen ein stattliches Erbe.
Obwohl Michael den Hof ja schon viele Jahre zuvor übernommen hatte und somit auch wesentlich früher in den Stand der Ehe treten hätte können, wartete er noch ganze 14 Jahre. Da er als älterer Bruder mitbekommen hatte, wie ständig neue Kinder geboren wurden und zu versorgen waren, entschied er sich für die damals sicherste Verhütungsmethode – der späten Heirat. Allerdings war seine Braut sieben Jahre jünger als er und sie blieben beide lange fruchtbar: Als das letzte ihrer insgesamt 10 Kinder geboren wurde, war der Vater bereits 50 und die Mutter auch schon 43 Jahre alt. „Nur“ 3 (allesamt Buben) der 10 Kinder starben in den ersten Lebensjahren. Dies waren der Erstgeborene Martin Franz (9.2.1834 – 18.3.1836), Martin (2.9.1836 – 20.6.1838) und Jakob (25.7.1847 – 17.1.1848).
Als Michael schließlich am 8. März 1864 im 66. Lebensjahr an einer Lungenentzündung starb und der Hof an seinen 26-jährigen Sohn Michael überging, hätte ersterer wohl nicht gedacht, dass damit bereits das letzte Kapitel der Finken am Grafer Hof eingeläutet wurde.
Der junge Michael musste nun sechs miterbende Geschwister auszahlen und zudem die Mutter Margareth (+ 1.3.1872) erhalten, weswegen an die Gründung einer Familie vorerst nicht zu denken war. Das war auch an und für sich kein Problem, sein Vater war
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ja auch erst mit Mitte Dreißig in den Hafen der Ehe eingelaufen. Doch dann folgte die Grundentlastung (siehe eigenes Kapitel), die eine weitere schwere Belastung für den jungen Hoferben mit sich brachte. Und schließlich erkrankte Michael – er starb mit 39 am 21.3.1877 an einem chronischen Magengeschwür (ulcus ventriculi chronicus).
Nun war nur noch ein Sohn übrig: Martin, der um ein Jahr jüngere Bruder Michaels. Wie wohl dieser Vorname bei den Finken bis ins 19. Jahrhundert nie vorgekommen war, hatten wir es hier plötzlich mit drei Martins zu tun. Der Vater hatte die ältesten beiden Söhne jeweils so genannt, beide starben jedoch als Kleinkinder, sodass nach der Geburt von Michael ein dritter Versuch gewagt wurde. Dieser am 10. August 1839 geborene Martin wurde nun Grafer Bauer. Kurze Zeit später verstarb die Schwester Maria (geb. 25.9.1841 – gest. 3. Jänner 1878) an Wassersucht. So verblieb der Junggeselle Martin mit vier Schwestern am Hof. Als Knecht seines Bruders wird Martin nie mit einer möglichen Hochzeit gerechnet haben, nun, da er fast 40-jährig heiraten konnte, sah er mit den Schwestern am Hof vielleicht einfach keine Notwendigkeit mehr dazu. Der letzte Graferbauer Martin Fink 1896.74 Lediglich die am 23. April 1845 geborene Thres heiratete am 17. Juni 1884 einen gewissen Franz Komiß vom Weberhäusl (Trotzgütl) in St. Valentin und bekam prompt im Jahr darauf mit 40 Jahren ihr einziges Kind, Sohn Peter (1885 – 1961, siehe weiter unten).
Martin hingegen lebte mit seinen ledigen Schwester Margareth (geb. 18. April 1835), Anna (geb. 28. August 1843) und Katharina (7. April 1849) auf dem Hof. Der passionierte Musikant war bereits im Alter von 14 Jahren der Musikkapelle Kastelruth
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Die Musikkapelle in der neuen Tracht 1896 in Innsbruck in: Musikkapelle Kastelruth (Hrsg.): 200 Jahre Musikkapelle Kastelruth, S. 45.
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beigetreten und konnte so 1903 sein 50-jähriges Mitgliedsjubiläum am Euphonium feiern. Mit dem Einzug der Moderne ins Schlerngebiet und dem Aufkommen des Tourismus wollte auch die Gemeinde Kastelruth Anfang des 20. Jahrhunderts ein Elektrizitätswerk errichten, zumal um die Jahrhundertwende elektrische Beleuchtung als das Symbol des Fortschritts galt. Als Standort wählte man dafür den Schwarzgries- bzw. Frötschbach, der an der Grenze des Grafer Hofes vorbeirauschte. Aus diesem Grund trat die Gemeinde mit Martin in Verhandlungen und bot ihm 1905 den stolzen Kaufpreis von 15.000 Kronen für seinen Hof (2 Kronen = 1 Gulden, also 7.500 Gulden).
Martin Fink bekam 3.000 Kronen sofort und 8.775 Kronen seiner Schulden übernahm die Gemeinde, der Rest wurde wie üblich zu 4% verzinst. Als Bedingung handelte Martin aus, dass er und seine Häuserin, die jüngste Schwester Katharina, lebenslang am Hof wohnen bleiben konnten. Auch die Felder durfte er weiterhin bewirtschaften, musste jedoch
akzeptieren,
dass
die
Gemeinde
bauliche
Eingriffe
(Gebäude,
Elektrizitätsleitungen etc.) nach Belieben vornehmen durfte.
Den Plänen des Münchner Ingenieurs Degenhardt zufolge, sollte einfach der bestehende Kanal der nebenan liegenden Simmelemühle mitbenutzt werden. So plante man ein Gefälle von 120 Metern zu erreichen, ein bis zwei Drehstromgeneratoren zu je 105 PS Leistung sollten 800 Glühlampen in Seis und 600 in Kastelruth zum Leuchten bringen. Neben dem Kauf des Grafer Hofes rechnete die Gemeindeverwaltung mit Kosten von insgesamt rund 40.000 Kronen, weshalb man ein Darlehen bei der Sparkasse der Stadt Bozen aufnahm. Dieses sah bei einer 20-jährigen Laufzeit eine Verzinsung von 4,2 Prozent vor.
115
Das Ende des Grafer Hofes
Die Höfe Graf (rot; 1905) und Maleng (blau, 1911).75 Grafer Hof: Grün: 2,41 Hektar Wiese. Hellgrün: 0,27 Hektar Gutweide. Gelb: 2,04 Hektar Acker. Braun: 4,07 Hektar Wald am Hof, 0,97 Hektar ober Fursch. Nicht im Bild: 3,91 Hektar in 2 Parzellen in den Vigiller Teilwäldern unter Santner und Mull, 5,27 Hektar Almwiese auf Puflatsch. Doch nicht nur heute schießen die Kosten von öffentlichen Projekten bis zur Fertigstellung in die Höhe, auch damals war es nicht anders. Der Bau wurde aufgrund der Fahrlässigkeit und Inkompetenz des Projektanten Degenhardt und Ribbentropp zu einem großen Ärgernis. Der Rohrgraben entsprach nicht den Ausmaßen der Rohre, die 75
Eigene Darstellung auf Kartenmaterial (Franziszeischer Kataster 1858) der Provinz Bozen, Verfachbuch Kastelruth 1905 im SLA, Fol. 481ff. und Grundbuch Kastelruth im Grundbuchamt Bozen, 1911, N. 784.
116
Das Ende des Grafer Hofes
Maschinen mussten bei einer anderen Firma bestellt werden und schließlich entdeckte man bei der Kollaudierung weitere schwere Mängel. Degenhardt selbst verschwand nach dem Kassieren eines Vorschusses für die zweite Maschine und ward nie mehr gesehen. So kostete der Bau schließlich über 70.000 Kronen bis er endlich in Betrieb gehen konnte. Auch dieser verlief nicht reibungslos. So soll der Werksleiter Josef Pelzer aus Meran bereits nach drei Monaten wieder gekündigt haben, vor allem weil durch die fehlerhafte Rohrleitungsmontage das nötige Betriebswasser öfters ausblieb.
Was die Bewohner des Grafer Hofes darüber dachten, ist leider nicht überliefert. Allesamt schon etwas in die Jahre gekommen, starb zuerst die Älteste von ihnen, Margareth, am 2. Juni 1906 im Alter von 71 Jahren an Lungenkatarrh. Martin folgte ihr im darauffolgenden Winter am 27. Feber 1907 durch ein Nierenleiden (Morbus Brightii) und schließlich starb Anna am 20. Dezember 1911 an einer Lungenentzündung. Die jüngste, Katharina, wollte auch nicht mehr alleine am Hof wohnen und so verließ nach 260 Jahren die letzte der Finken den Grafer Hof. Katharina verstarb im Alter von 72 Jahren am 21. Dezember 1921 in Trotz bei Seis an Herzschwäche.
1927 ging das E-Werk der Gemeinde in den Besitz der Società Trentina di Elettricità (STE) über. Diese betrieb (mit wechselnden Namen) die Zentrale bis in die 1950er Jahre. Die Grundstücke des Hofes wurden zuerst verpachtet, später dann verkauft. Nachdem das Elektrizitätswerk aufgelassen worden war, verkaufte die Gemeinde Kastelruth 1966 die einzelnen Grundstücke. Dies war ohne weiteres möglich, da der Hof nicht geschlossen war und unter der Grundbuchzahl 312 II lief. Der Döscher kaufte die Wiese auf Puflatsch. Im Grundbuch wurde der Rungger Paul Marmsoler der Rechtsnachfolger, ihm blieb allerdings nach dem Verkauf des Restes nur die Wiese auf seiner Seite des Baches. Der Simmelemüller erwarb die Grundstücke oberhalb der Straße, die an seinen Hof grenzten sowie den Wald ober Fursch. Der größte Teil des Hofes ging an den anderen ehemaligen Nachbarn, Josef Marmsoler vom Kampideller Hof. Einen schmalen Streifen Wiese von 14 Ar erwarben die Eheleute Anton Fill und Magdalena Mulser von Platid und ein Waldstück in den Vigiller Teilwäldern ging an Anna Marmsoler.
117
Das Ende des Grafer Hofes
Der einzige überbleibende der direkten Graferlinie war der Sohn von Thres Fink und Franz Komiß. Peter Komiß wurde am 19. April 1885 geboren (+ 1961). Er heiratete mitten im Ersten Weltkrieg am 3. September 1917 Maria Tröbinger (*1889 +1974). Das war auch höchst an der Zeit, denn bereits wenige Monate später, am 27. November 1917 kam ihr ältester Sohn Peter zur Welt, dieser verstarb ledig am 6. Feber 1950. Ihr zweiter Sohn hingegen, Franz Martin, der am 27. Dezember 1919 zur Welt kam (+2000), heiratete 1957 Anna Mahlknecht (*1922 +1980) und übernahm nach dem Tode des Vaters 1962 das Trotzgütl in St. Valentin. Die beiden hatten zwei Kinder; Franz und Annie Komiß76
Blick von der Königswarte auf St. Vigil um 1940. In der Bildmitte unterhalb der im Wald versteckten Kirche der Grafer Hof mit dem neu erbauten Haus oberhalb des Weges. Ganz rechts in der Schlucht das Gebäude des Elektrizitätswerkes.77
76
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbücher von Kastelruth von 1794, 1819, 1868, 1877, 1905 im SLA. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 261. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. E-Mail von Annie Komiß, 10.01.2014. 77 Bild gefunden auf http://www.provinz.bz.it/katalog-kulturgueter/de/suche.asp.
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Christoph Fink (1805 – 1875) und seine Nachkommen
Christoph Fink (1805 – 1875) und seine Nachkommen
Der mittlere der drei Grafersöhne, Christoph (*1805 +1875), nutzte ebenso wie der spätere Porzer Anton Jakob seine Erbschaft, um selbst einen Hof zu erwerben. Dabei fiel seine Wahl auf den Untertschötscher Hof, der ja ebenfalls lange im Familienbesitz gewesen war, bis die Erben seines entfernten Verwandten, Anton Fink (dieser war ein Cousin 3. Grades seines Vaters Christian Fink), ihn 1835 an Johann Mulser verkauften.
Im selben Jahr, 1844, in dem er den Hof kaufte, heiratete auch er. Mit Magdalena Schgaguler hatte er zwei Söhne, Sebastian (*1846) und Christoph (*1848). Schon 1868 verkaufte Christoph den Hof allerdings wieder. Der jüngere Sohn starb 26-jährig 1874 ein Jahr vor seinem Vater. Der ältere arbeitete in Seis als Knecht, erwarb von seinem Erbe das Schlosserhaus (Tonela) in St. Valentin und heiratete am 3.2.1875 Thres Lanziner.
Schon bald nach der Geburt der beiden Söhne Johann und Sebastian verkaufte er das Höfl wieder, die beiden Töchter Anna und Theresia starben jeweils wenige Monate nach ihrer Geburt. Nach dem frühen Tod seiner Frau 1885 heiratete Sebastian wieder (Thres Rasler) und bekam noch einen Sohn, Urban. Sebastian selbst wurde 69 Jahre alt, bis er an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb. Von seinen Söhnen ist bekannt, dass Urban, 1918 die wesentlich ältere Franziska Messner heiratete und ohne Nachfahren blieb. Sebastian war ledig (von ihm werden wir später noch hören) geblieben. Johann, der älteste Sohn, fand eine Stelle beim neu errichteten E-Werk und heiratete 1907 Christine Fulterer. Ihre beiden Töchter wurden recht alt: Ida 76 Jahre (*1918 +1994) und Aloisia Christine 97 Jahre (*1915 +2013). Einige Nachfahren der letzteren, die 1936 August Prossliner (Zemmer-Gustl) heiratete, leben heute noch in Kastelruth.78 78
Quellen für dieses Kapitel: Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart: S. 262f. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Todesanzeige vom 22.01.2013 (Aloisia Wwe. Prossliner) in den Dolomiten http://www.stol.it/Dolomiten/Todesanzeigen/.
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Franziszeischer Kataster
Franziszeischer Kataster
Der
Franziszeische
Kataster
ist
der
erste
vollständige
österreichische
Liegenschaftskataster. Im riesigen österreichischen Kaisertum war man von 1817 bis 1861 beschäftigt, ihn zu erstellen. Insgesamt wurden rund 50 Millionen Grundstücke in ca. 30.000 Katastralgemeinden auf 164.357 Mappenblättern ausgearbeitet. Tirol und Vorarlberg wurden von 1855 bis 1861 vermessen, als Koordinatenursprung wurde dabei der südliche Turm der Pfarrkirche in Innsbruck hergenommen. Der Franziszeische Kataster wird als „stabiler Kataster“ bezeichnet. Er diente wiederum als Grundlage für die Steuereinhebung. Neu war indes, dass die Grundstücke in Parzellen aufgeteilt und einzeln vermessen wurden. Die Längen wurden dabei in Zoll und Klaftern, Flächen in Quadratklaftern, teilweise in Joch angegeben. Ein Quadratzoll in der Mappe entsprach einem Joch in der Natur. Nach 1870 wurde damit begonnen, in die Katasterblätter Maßstäbe zum metrischen System aufzunehmen und ältere Blätter damit zu ergänzen.
Zunächst wurden die Grenzen der Gemeinde festgelegt und in einer Grenzskizze festgehalten. Innerhalb der Gemeinde hatten die Grundbesitzer die Eigentumsgrenzen durch Steine, Pflöcke, Hotterhaufen (Erdhügel) oder Gruben zu kennzeichnen (Auspflockung).
Die
Grenzen
zwischen
unterschiedlichen
Bodennutzungsarten
(Culturgattungen: Wiesen, Äcker, Weingarten usw.) waren vom Grundeigentümer zu bezeichnen. Auf dieser Basis hatte der Vermessungsbeamte die Grenzen zu erfassen. Bei Kulturgrenzen innerhalb eines Besitzes waren den Vermessern Ausgleiche gestattet, solange Gestalt und Fläche der Grundstücke im Wesentlichen gleich blieben, auch konnten Abgrenzungen der Kulturgattungen vereinfacht (gerade Striche statt Kurven etc.) dargestellt werden. Auf die genaue Darstellung von steuerfreien und gering besteuerten Flächen wurde teilweise weniger Wert gelegt, kleine Stallungen und andere Gebäude mit untergeordneter Bedeutung wurden nicht immer erfasst.
Die im Rahmen der Auspflockung ermittelten Angaben (einschließlich Eigentümer) wurden in einer „Feldskizze“ festgehalten. Die Messtischaufnahme präzisierte deren
120
Franziszeischer Kataster
Angaben, weitere Details wurden in der „Indikationsskizze“ festgehalten. In der Winterzeit, in der keine Arbeiten im Freien sinnvoll waren, entstand aus diesen Unterlagen das endgültige Blatt. Erst nach einer weiteren Begehung durch eine Kommission wurden die Grundstücksnummern vergeben. Diese Grundstücksnummern bzw. Parzellennummer existieren noch heute!
Der Schwerpunkt der Angaben im Kataster lag bei der Bewertung von Liegenschaften: Es wurden alle Grundstücke wiedergegeben, auch wenn sie unproduktiv (öd) waren, außerdem Angaben über die Bauart von Häusern:
Holzhäuser
wurden
gelb,
Steinhäuser rosa, öffentliche Gebäude (Kirchen, Ämter usw.) rot gefärbt. Weideland wurde nach Gemeindeweide (GW) und Weide (W) unterschieden und blassgrün gefärbt. Wiesen hielt man in einem
kräftigeren
hingegen
waren
Grünton, hellbraun
Äcker und
Weingärten rosa gefärbt. Zusätzlich zur Farbe bezeichnete man die Kulturen durch kleine
Symbole (Weinstöcke,
Kastanienbäume etc.). Wälder wurden graubraun
gefärbt,
es
wurde
nach
Nadelwald und Laubwald, aber auch nach Alter unterschieden (JM Jungmais, SH Stangenholz, MH Mittelholz, HS hochstämmig schlagbar usw.)79 Historische Katasterkarte von Oberporz (1858).80
79
Quellen für dieses Kapitel: Geobrowser der Provinz Bozen. Tiroler Landesarchiv, Archivglossar Stichwort Kataster (Franziszeischer oder Stabiler Kataster): http://www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv/glossar/archivglossar-k/. 80 Eigene Darstellung auf Kartenmaterial (Franziszeischer Kataster 1858) der Provinz Bozen.
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Grundentlastung
Grundentlastung
Die allgemeine Grundentlastung war die wichtigste Agrarreform in den österreichischen Ländern. Auch in Tirol war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der bäuerliche Grundbesitz noch mit Grundrenten belastet, die aus alten Rechtstiteln wie Grundherrschaft, Vogtei, Zehentherrschaft usw. flossen. Für Oberporz finden sich diese Grundrenten z.B. im Kaufakt von 1841.
Zwei Reichsgesetze, die im Rahmen der Revolution 1848 und 1849 erlassen wurden, stellten die Grundlage für die durchzuführende Grundentlastung dar.
112. Allerhöchstes Patent vom 7. September 1848. Aufhebung des Unterthänigkeitsbandes und Entlastung des bäuerlichen Besitzes. Wir Ferdinand der Erste, constitutioneller Kaiser von Oesterreich etc. etc. Haben über Antrag Unseres Ministerrathes in Uebereinstimmung mit dem constituierenden Reichstage beschlossen und verordnen, wie folgt: 1.(…) 2. Grund und Boden ist zu entlasten; alle Unterschiede zwischen Dominicial= und Rustical=Gründen werden aufgehoben.81
81
ALEX Historische Rechts- und Gesetzestexte Online: Kaiserliches Patent vom 7. September 1848, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=pgs&datum=1848&page=327.
122
Grundentlastung
Auf
der
Basis
einer
folgenden
Ministerialverordnung
konnte
daraufhin
die
Grundentlastung im Kronland Tirol und Vorarlberg in Angriff genommen werden. Um diese Riesenaufgabe zu bewältigen, wurde eine eigene Landes=Comission eingesetzt. Die Leistungen, die in Bodenfrüchten oder anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen geleistet werden mussten, wurden per Grundsteuerkataster bzw. Katastralpreisen umgerechnet. Auch die Arbeitsleitungen (Robot) wurden mit einem eigenen Verfahren umgewandelt. Da die meisten Bauern an mehrere Grundherren Leistungen entrichten mussten, wurden diese auch separat berechnet, was diese Mammutaufgabe noch langwieriger machte. Die Ergebnisse der Landeskommission wurden in sogenannten Erkenntnissen festgehalten.
Die Grundentlastung sah vor, dass gegen die Zahlung von 20 Jahressätzen der Grund entlastet werden konnte. Von diesem Betrag wurde den Bauern 1/3 insofern erlassen, als dieses zu Lasten der Grundherrschaft ging und abgezogen wurde. Die verbliebene Summe mussten in der Regel das Land und der Bauer je zur Hälfte tragen, bei manchen abzulösenden Leistungen wie dem Grundzins der Bauer alleine.
Auch wenn die Regelung für die Bauern relativ günstig war, so brachte die Grundentlastung, die in Kastelruth dann schließlich um 1870 durchgeführt wurde, eine massive Belastung für die Höfe mit sich. Diese verschuldeten sich oft stark, hinzu kam die allgemein wirtschaftlich schwierige Situation für die Bauern in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die viele Bauern in den Ruin stürzte. So wurden alleine in der Gemeinde Kastelruth in den 1880er Jahren insgesamt 172 Zwangsveräußerungen gezählt.
Wie aufwendig die Grundentlastung war, spiegelt sich auch in den Verfachbüchern der Zeit wieder. Hatte ein Verfachbuch in normalen Jahren zwischen 500 und 1000 Seiten, so kamen beim Landgericht Kastelruth in den Jahren der Grundentlastung bis zu 10.000 Seiten pro Jahr zusammen.
123
Grundentlastung
Die Oberporzer Grundstücke waren zu einem Großteil von der Grundentlastung betroffen. Lediglich die Wiese auf Puflatsch war schon 1841 luteigen, also frei von Abgaben. So wurde der Hof in mehreren Schritten 1870/71 von den verschiedenen Reallasten entlastet und kam so zu folgenden Schulden:
7. Oktober 1870 (laut Erkenntniß vom 18.2.1851 N. 248.830) dem Pfarrwidum in Kastelruth 63,37 Gulden. 11. Oktober 1870 dem Armenfond Kastelruth 721,87 Gulden. 4. November 1870 der Filialkirche in Tisens 300,12 Gulden. 9. Oktober 1871 der Filialkirche in St. Oswald 21,49 Gulden.
Diese Schulden wurden lange nicht beglichen und lasteten fortan als Hypothekarschulden auf dem Hof. Noch 1901 befanden sie sich unter den Passiven. Die größte Einzelschuld an den Armenfond Kastelruth wurde sogar erst ein halbes Jahrhundert später beglichen, wie eine Löschungs-Urkunde belegt: Maria Mulser Wwe. Fink bezahlte am 26. April 1915 die Summe von 1.443 Kronen und 74 Hellern an den Verwalter des Fonds, Paul Sattler.82
82
Quellen für dieses Kapitel: ALEX Historische Rechts- und Gesetzestexte Online: http://alex.onb.ac.at/index.htm. Tiroler Landesarchiv, Archivglossar Stichwort Grundentlastung: http://www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv/glossar/archivglossar-g/. Verfachbuch Kastelruth 1870 im SLA, Fol. 6136, 6520, 7176. Verfachbuch Kastelruth 1871 im SLA, Fol. 4170, 4222. Verfachbuch Kastelruth 1881 im SLA,. Verfachbuch Kastelruth 1901 im SLA. Grundbuch Kastelruth im Grundbuchamt Bozen: N. 142/24, Contratto di consegna 1924.
124
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
Da die Einträge in den Pfarrmatrikeln von Jahr zu Jahr genauer und umfassender wurden, kann man spätestens ab 1800 neben den reinen anagrafischen Daten zur Geburt, Hochzeit und Tod auch viele weitere Einträge wie Trauzeugen, Taufpaten und Taufpfarrer, Hebamme usw. ablesen. Ebenso gingen die Pfarrer dazu über, die Einträge zu nummerieren,
womit
man
leicht
einen
Überblick
über
die
jährliche
Bevölkerungsentwicklung bekommen kann. Da zur Pfarre Kastelruth nur die deutschsprachigen Gebiete zählen, beziehen sich die Geburten- und Sterbeziffern bis 1940 nur auf die Pfarre Kastelruth, nach dem 2. Weltkrieg dann auf die ganze Gemeinde. Die Einwohnerzahlen hingegen sind immer jene der ganzen Gemeinde.
Über Jahrhunderte änderte sich die Einwohnerzahl, besonders im ländlichen Raum, kaum. Der – wenn überhaupt meist geringe – Geburtenüberschuss wurde oft von einzelnen Kriegs- oder Seuchenjahren wieder aufgefressen. Gab es länger keinen Krieg oder Seuche zu verzeichnen, so wanderte die „überschüssige“ Bevölkerung in der Regel Richtung Stadt oder ins Ausland ab. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war dieses Phänomen besonders im Trentino zu beobachten, wo zusätzlich die praktizierte Realteilung viele Höfe so klein werden ließ, dass die Menschen nicht mehr davon leben konnten.
Da man in Kastelruth bis 1918/19 nur mit Erlaubnis heiraten durfte und man diese Erlaubnis in der Regel erst bekam, wenn man nachweisen konnte eine Familie erhalten können, blieb die Geburtenrate relativ niedrig. Im 19. Jahrhundert hatte deshalb eine Kastelruther Frau durchschnittlich nur 2,6 Kinder. 1876 hatte Tirol mit Vorarlberg eine der niedrigsten Geburtenraten der ganzen Doppelmonarchie (30 je 1.000 Einwohner, wobei Kastelruth den Schnitt nach unten drückte) und wurde in der Statistik als Land mit schwacher Fruchtbarkeit ausgewiesen. Die stärkste Fruchtbarkeit wurde indes in Galizien mit einer Geburtenrate von 47/1000 verzeichnet. Das bedeutet, dass in 21 Jahren so viele Kinder geboren werden, wie Menschen dort leben – in Tirol brauchte es dazu 34 Jahre.
125
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
1812 lebten in der Gemeinde Kastelruth genau 3.257 Personen, davon 623 in den ladinischen Fraktionen und in St. Oswald 207, so viele Einwohner wurden dort seit dem nie wieder verzeichnet.
Bevölkerungsentwicklung 1811-1910.83 In kleineren Räumen, wie z.B. der Gemeinde Kastelruth, kommt es naturgemäß zu stärkeren Schwankungen, die meist rein dem Zufall geschuldet sind und auf kein besonderes Ereignis zurückzuführen sind. Wenn in einem Jahr 10 Personen mehr als üblich gestorben waren, so gab es oft schon im Folgejahr entsprechend weniger Tote. Aus diesem Grund wurden die Kurven geglättet, d.h. es wurde jeweils der 3-JahresDurschnitt abgebildet. So bleiben weniger sogenannte „schwarze Zacken“ übrig, bei denen die Sterberate nach oben schnellte.
83
Eigene Zusammenstellung anhand der Daten aus den Kirchenbüchern der Pfarre Kastelruth im SLA und Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 51.
126
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
Diese verbliebenen Zacken lassen sich dafür besser Kriegen, Seuchen und Ähnlichem zuordnen. Von 1811 bis 1910 gab es regelmäßig solche Ereignisse. 1815 wütete die Cholera, in diesem Jahr starben in der Pfarre Kastelruth 123 Einwohner, das entsprach damals 5% der Gesamtbevölkerung. Es folgten um 1850 eine Scharlachwelle und ein strenger Winter, der viele an Auszehrung zugrunde gehen ließ (91 Tote in der Pfarrei, 6 in St. Oswald). Bereits Mitte der 1860er Jahre schlug dann die Tuberkulose zu, eine Krankheit die sich auch durch das damals übliche öffentliche Spucken auf die Straße übertrug. Im Winter 1878 rafften die Pocken gleich vier Gschluner dahin. 1886 schließlich folgte eine zweite große Scharlachwelle, die vor allem unter den Kindern viele Opfer forderte.
Überhaupt war die Säuglingssterblichkeit sehr hoch, erst ab der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert ging sie von Jahr zu Jahr spürbar zurück. So erlebte in Österreich-Ungarn um 1870 von den jährlich 1,4 Millionen Neugeborenen jedes Vierte Mädchen und fast jeder Dritte Bub den 1. Geburtstag nicht. Selbst im kleinen St. Oswald starben von 1830 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 103 Kinder unter 5 Jahren. Besonders für Zwillinge waren die Überlebenschancen äußerst schlecht, auch die am 10. September 1849 geborenen Porzer Zwillinge Maria und Theresia starben wenige Wochen nach der Geburt.
Aus diesem Grund war auch die allgemeine Lebenserwartung so gering. Wer hingegen die ersten kritischen Kinderjahre überlebte, konnte sich durchaus Hoffnungen auf ein langes Leben machen. Es „lauerten“ zwar noch einige heute relativ harmlose bzw. hierzulande ausgestorbene Krankheiten wie Cholera, Scharlach oder Lungenentzündung. Deswegen betrug die durchschnittliche Lebenserwartung auch nach „Abzug“ der Kleinkinder nur rund 50 Jahre.
Die Aufzeichnungen zeigen jedoch auch, dass es häufig vorkam, dass Personen 70 oder 80 Jahre alt wurden, einige wenige wurden noch älter. So starb der Sattlerbauer Georg Mulser, der seinerzeit 1778 nach dem Brand des Hofes der Kurator der minderjährigen Goflmorter-Kinder war, im April 1842 nur wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag (an Altersschwäche). Auch der Fortschöller Pächter Paul Mulser (Großvater mütterlicherseits
127
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
von Vinzenz Fink; + 1888, 87 Jahre), der Innerkostner Bauer Jakob Rier (+1872; 89 Jahre), die gewesene Unterporzerin Maria Fill (+ 1883, 90 Jahre) und die Gschlunerin Anna Schmalzl (+ 1898, 89 Jahre) erreichten ein hohes Alter. Die vermutlich ältesten Einwohner St. Oswalds des 19. Jahrhunderts waren die ledige Simmelemüllertochter Anna Mulser (+ 1882) sowie der Seelsorger Johann Oberrauch (+ 1897), beide verstarben erst in ihrem 94. Lebensjahr.
Auf der anderen Seite verlief die Entwicklung der Geburten gleichmäßiger. Hier waren weniger singuläre Ereignisse bestimmend, als eher die längerfristige wirtschaftliche Lage. In längeren Phasen mit guten Ernten fiel es den Bauern leichter, die Geschwister auszubezahlen und früher zu heiraten, entsprechend zahlreicher fiel die Kinderschar aus. Nach den Wirren der Napoleonischen Kriege wirkte sich der Wiener Kongress 1814 und die Rückkehr zu Österreich für viele positiv aus, zudem endete langsam die sogenannte kleine Eiszeit. Diese hatte ab dem 16. Jahrhundert für regelmäßige Kältewellen und damit verbundenen Ernteausfällen gesorgt, im Winter 1709 fror sogar der Gardasee komplett zu. Das Jahr ohne Sommer 1816 („Achtzehnhundertunderfroren“), das auf den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien zurückging, sorgte hierzulande ebenfalls für eine schlechte Ernte – allerdings bei weitem nicht so schlecht wie nördlich der Alpen. Dort ging 1816 das Frühjahr direkt in den Herbst über, es kam durch Überschwemmungen und sommerliche Schneefälle bis in die Tallagen zu massiven Ernteausfällen. Im Eisacktal war das Jahr nur knapp zwei Grad kälter als normal. Da viele Schwache, Kranke, Alte und Kinder bereits im Vorjahr an der Cholera gestorben waren, blieb in Kastelruth die Todesrate 1816/17 gering.
So kam es Mitte der 1820er und später um 1840 zu zwei kleinen Babybooms. In St. Oswald gab es über die Jahre durchschnittlich 4-5 Geburten pro Jahr zu verzeichnen. Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurden im Bereich der Medizin immer größere Fortschritte erzielt. Während es vorher oft riskanter war einen Arzt aufzusuchen, als auf Hausmittelchen zu vertrauen, lässt sich von nun an der Bevölkerungsentwicklung der Erfolg der Schulmedizin ablesen. Ab 1890 trennten sich die Geburten- und Sterberaten Kastelruths spürbar voneinander, ab nun war ein Geburtenüberschuss die Regel und auch die Entwicklung der Einwohnerzahl, die im gesamten 19. Jahrhundert immer bei etwas
128
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
mehr als 3.000 gelegen hatte, ging nun spürbar nach oben. Da die Kindersterblichkeit abnahm, erreichten mehr junge Menschen ein heiratsfähiges Alter. Nicht zuletzt durch das Aufkommen des Fremdenverkehrs und neuer Berufe konnten und durften auch mehr von ihnen heiraten und so stiegen auch die Geburten weiter an. Interessanterweise traf diese Entwicklung in St. Oswald erst später ein: hier gab es ab 1910 einen rasanten Anstieg der Geburtenzahl: von 1911 bis 1924 wurden sage und schreibe 121 Neugeborene getauft und ins Pfarrbuch eingetragen. Durch die vielen Kinder auf den Höfen hatte St. Oswald 1921 wieder mehr als 200 Einwohner.
Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910.84 Zum Gerichtsbezirk Kastelruth gehörten seit 1849 auch die angrenzenden Gemeinden des Grödentals und Völs am Schlern. Von den insgesamt 8.993 Einwohnern waren fast alle katholisch (99,88 Prozent), lediglich 5 Evangelische, 1 Jude und 4 „andere“ wurden gezählt. St. Oswald war als viertkleinste Fraktion gar zu 100% katholisch, die 95 Männer 84
K.K. Statistische Zentralkommission (Hrsg.); Spezialortsrepertorium der Österreichischen Länder, Wien 1917, S. 16.
129
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
und 82 Frauen wohnten in 34 Häusern, neben 175 Deutschsprachigen gab es auch zwei Ladiner/Italiener in der Fraktion.
Das 20. Jahrhundert war von den vier Phasen des demographischen Übergangs geprägt. Die erste Phase mit einem Gleichgewicht von hoher Geburten- als auch Sterberate ging in Kastelruth bis ans Ende des 19. Jahrhunderts. In der zweiten Phase sank zuerst die Sterberate, während die Geburtenrate hoch blieb. Diese Phase dauerte gute 60 Jahre lang an. Die dritte Phase hingegen begann Ende der 60er Jahre, als nach dem Babyboom die Geburten von Jahr zu Jahr zurückgingen. In den Phasen 2 und 3 war ein hoher Geburtenüberschuss zu verzeichnen, die Bevölkerung wuchs stark an. Seit einigen Jahren befindet sich Kastelruth im Übergang zur letzten Phase, dem neuerlichen Annähern der Geburten an die Todesfälle – diesmal jedoch auf einem niedrigen Niveau.
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth von 1911 – 201085
85
Eigene Zusammenstellung anhand der Daten aus den Kirchenbüchern der Pfarre Kastelruth im SLA und in der Pfarrei Kastelruth, Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 51 und ASTAT (Hrsg.): Die Bevölkerung in Südtirol 1940 – 2000, S. 58.
130
Bevölkerungsentwicklung in Kastelruth 1810 – 2010
Die Abbildung zeigt deutlich die vorher beschriebenen Merkmale, unterbrochen von den markanten Einschnitten der beiden Weltkriege. Während des 1. Weltkrieges fiel die Geburtenrate auf einen damals historischen Tiefstand. In der Zwischenkriegszeit nahm die Sterberate weiter ab, die Geburtenrate blieb hoch. Im 2. Weltkrieg schnellten die Todesfälle wieder nach oben, auch wenn Kastelruth dabei weniger tote Soldaten als noch im 1. Weltkrieg zu beklagen hatte. Es wanderten im Zuge der Option zwar über 1.000 Personen aus – in der Statistik wurden aber nur jene vermerkt, die nicht mehr zurückkamen.
In den Jahren des Babybooms der 1960er gab es schließlich in absoluten Zahlen die meisten Geburten in der Geschichte der Gemeinde. Als die Generation der 1960er selbst begann, Familien zu gründen, stieg die Geburtenrate gegen Ende des 20. Jahrhunderts abermals kurzfristig. Für die nächsten Jahre wird erwartet, dass die Todesfälle zunehmen und sich so die beiden Kurven wieder treffen werden.
Während die Einwohnerzahl über das gesamte 19. Jahrhundert relativ konstant blieb, kletterte sie im 20. Jahrhundert stetig nach oben. Heute leben mit 6.570 Einwohnern (Stand 31.12.2012) praktisch doppelt so viele Menschen in der Gemeinde, als dies 1900 (3.265) der Fall war. In St. Oswald hingegen war die Bevölkerungsentwicklung im letzten Jahrhundert rückläufig, weil die Familien auf den Höfen kleiner wurden und auch weil 1987 vier Höfe die Fraktion wechselten. Heute leben hier 141 Personen.86
86
Quellen für dieses Kapitel: Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA, 1810 – 1924. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth in der Pfarrei Kastelruth, 1924 – 1940. ASTAT (Hrsg.): Die Bevölkerung in Südtirol 1940 – 2000. ASTAT online, www.provinz.bz.it/astat. Kastelruther Gemeindebote, Jahrgänge 2000 – 2012. K.K. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium der Österreichischen Länder, Wien 1917. Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Österreich-Ungarn 1876, Wien 1876..
131
Die ersten Finkenkinder zu Porz
Die ersten Finkenkinder zu Porz
Mit dem Kauf des Hofes stand der Gründung einer eigenen Familie nichts im Wege. So heiratete Anton Jakob Fink schon wenige Monate später, am Montag den 7. Juni 1841 Maria Lanziner. Diese war eine jüngere Schwester der Margareth Lanziner, die Antons ältester Bruder Michael acht Jahre zuvor geheiratet hatte. Die Schwestern waren Töchter des Pflegerpächtern Paul Lanziner und seiner Frau Christina Schieder. Michael Fink fungierte bei der Hochzeit als Trauzeuge seines jüngsten Bruders Anton.
Bei der Hochzeit war Anton 33, seine Braut Maria 28 Jahre alt, für damalige Verhältnisse also noch eher jung. Die beiden hatten acht Kinder: Der älteste Sohn, Anton, wurde ein Jahr nach der Hochzeit, am 6. August 1842, geboren. Ihm folgten der spätere Neuhäusler (heute Schulhaus) zu St. Oswald, Josef Michael am 5. März 1844 und der spätere Messner in St. Oswald, Michael Matthias am 26. Feber 1846. Die erste Tochter, Anna Maria (geboren am 30. Dezember 1847) blieb ledig und am Hof wohnen, sie verstarb im Alter von 57 Jahren am 27. November 1905 an einer Lungenentzündung.
Auf Anna Maria folgten zwei Mädchen zugleich, die Zwillinge Maria und Theresia kamen am 10. September 1849 zur Welt. Wie zuvor erwähnt, war die Kindersterblichkeit im 19. Jahrhundert sehr hoch, besonders Zwillinge hatten kaum Überlebenschancen und so verstarben auch diese beiden im Alter von wenigen Wochen im Oktober desselben Jahres.
Das nächste Kind, Maria Agnes, geboren am 30. Mai 1852, war robuster. Maria Agnes lebte am längsten aller Kinder, sie wurde 83 Jahre alt (gestorben ist sie am 13. März 1936). Dafür hat sie sich erst spät dazu entschieden zu heiraten – als sie sich am 11. April 1893 mit Franz Goller, Pfanzelter in Seis vermählte, war es wohl schon zu spät zum Kinder kriegen. Der 19 Jahre ältere Witwer Franz Goller hatte bereits mit seiner ersten Frau Kinder in die Welt gesetzt. So übernahm der Stiefsohn von Maria Agnes, Michael Goller, 1906 den Hof und sein Sohn Paul Goller folgte dann 1951.
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
Mit 42 Jahren bekam Maria Lanziner dann das letzte Kind. Theresia A. wurde am 15. April 1855 geboren. Zuerst war sie als Häuserin in St. Oswald, vermutlich zu Oberporz, tätig. Damals wurde nicht nur die Hausfrau des Pfarrers als Häuserin bezeichnet sondern auch ledige Frauen, die meist für ihre ledigen oder verwitweten Brüder den Haushalt führten. Als Theresias ältester Bruder dann heiratete und Platz für seine eigene Familie brauchte, wird wohl auch sie sich, genauso wie ihre ältere Schwester Maria Agnes, zu einer späten Hochzeit entschieden haben, wobei sie sich mit ihren knapp 37 Jahren durchaus noch im gebärfähigen Alter befand. Am 9. Feber 1892 ehelichte sie Vinzenz Karbon, der Schuhmacher im Dorf war. Ebenso wie ihre ältere Schwester blieb aber auch sie kinderlos, sie verstarb 1919 (26. Mai) im Alter von 64 Jahren an Magenkrebs.
Insgesamt haben von den acht Kindern der ersten Porzer Finken fünf geheiratet (zu den Söhnen kommen wir später noch ausführlicher), aber nur zwei von ihnen bekamen wiederum Kinder. Acht Kinder sind zudem bis heute die höchste Kinderzahl, die je von Finken zu Porz in die Welt gesetzt worden sind. Trotzdem gibt es heute in der 5. und 6. Generation nach Anton Jakob und Maria so viele Nachkommen, dass sie kaum noch zu zählen sind.87
87
Quellen für dieses Kapitel: Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA.
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
Die Messner-Verwandtschaft
Anton Jakob Fink ist der näheste gemeinsame Vorfahr mit den Messnerischen in St. Oswald. Während sein ältester Sohn später Oberporz übernehmen sollte, zog Michael Matthias von Oberporz weg und wohnte im Dorf, wo er als Taglöhner und als Zimmermann arbeitete. So fand er sein Auskommen und heiratete als erstes der Porzer Kinder und noch zu Lebzeiten der Eltern am Dienstag, dem 26. Jänner 1875, Anna Schgaguler. Wie schon seine Mutter gebar auch Anna Schgaguler acht Kinder:
Die älteste Tochter Anna (14.11.1875) wurde nach der Mutter genannt, sie verstarb jedoch schon im gleichen Winter. Am 19.2.1877 kündigte sich ein Stammhalter an, Namenspate des kleinen Anton Konrad war Onkel Anton Fink. Ein Jahr später (16.6.1878) wurde eine Schwester Michaels Patin der Maria Juliana Aloisia. Diese ging ins Kloster, das Kirchenbuch Kastelruths berichtet, dass sie am 30. März 1955 in Innsbruck als Barmherzige Schwester starb. Auch das nächste Kind war eine Tochter: Anna Helene wurde am 18. August 1879 geboren, von ihr werden wir später noch hören. Auf Michael Ignatz (16.12.1880) folgte Thres Josefa (10.3.1882), die 1925 Josef Mulser (*1888 +1975) heiratete. Als nächstes war wieder ein Sohn an der Reihe, Paul Medardus, der 1883 am Tag des heiligen Medardus (8. Juni) geboren wurde. Bereits damals war Medardus ein sehr seltener Vorname, wahrscheinlich auch, weil er der Schutzpatron der Schirmemacher war, von denen es hierzulande nicht allzu viele gegeben haben dürfte. Zudem wurde Medardus früher von Bauern für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte angerufen und galt auch als Lostag:
Sankt Medardus schian, wearn no vierzig Tog so giahn. Sankt Medardus naß und Regen Bringt den Bauern wenig Segen!88
88
Fink, Hans: Verzaubertes Land: Volkskult und Ahnenbrauch in Südtirol, Innsbruck 1983, S. 43.
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
Da Vater Michael 1883 den Messner Hof kaufte, könnte auch dieser Umstand eine Rolle bei dieser ungewöhnlichen Namenswahl gespielt haben. Heute gibt es keinen einzigen Südtiroler, der Medardus heißt, lediglich die italienische Version Medardo hat zumindest einen Träger.
Als letztes Kind folgte Agnes, wobei diese bei ihrer Geburt am 12. Jänner 1885 zusammen mit ihrer Mutter Anna verstarb.
Nachdem Michael einige Jahre als Taglöhner und Zimmermann gearbeitet hatte, kaufte er schließlich im Feber 1883 den Messner Hof von Oswald Mulser. Dieser hatte ihn im Jahr zuvor vererbt bekommen; Michael zahlte ihm nun 2.400 Gulden für die Realitäten sowie weitere 150 für die Fährnisse und zog mit seiner Familie von Kastelruth wieder hinunter nach St. Oswald. Von seinen insgesamt acht Kindern erreichten sechs, drei Buben und drei Mädchen, das Erwachsenenalter.
Dennoch entschied sich Michael dafür, den Hof an seine zweitälteste Tochter weiterzugeben, an Anna Helene Fink. Dies geschah schon im Jahre 1909, als seine Söhne erst um die 30 waren und somit durchaus noch selbst eine Familie hätten gründen können. Zudem war der Hof nur sehr gering verschuldet, es brauchte also keinen wohlhabenden Sohn von außen, der durch Einheirat das finanzielle Überleben des Messner-Hofes sicherte. Aus den Kirchenbüchern geht zudem hervor, dass sowohl der älteste Sohn Anton Konrad (+ 1941) als auch Michael (+ 1940) nicht in der Pfarre Kastelruth gestorben sind. Sie sind vermutlich im Zuge der Option ausgewandert. Anna hingegen hatte am 21. September 1908 den Wergesersohn zu St. Vigil und zwischenzeitlichen Unterplanötscher in St. Oswald, Simon Gudauner, geheiratet. Simon war deutlich älter als Anna, er zählte bei der Hochzeit bereits 45 Lenze. Nun verkaufte Michael im Jahr drauf dem Ehepaar den Hof um insgesamt 6.000 Kronen (also 3.000 Gulden).
Drei der Kinder von Anna Fink und Simon Gudauner starben am Tag ihrer Geburt, ohne einen Namen erhalten zu haben, Florian Nikolaus wurde zudem nur wenige Tage alt. Rosa Agnes Gudauner (geb. 21.01.1913) war somit die älteste Tochter, sie heiratete
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
1947 den Halbbruder der Porzer Mutter, den Malenger Bernhard Plunger. Ihre Kinder Max, Bernhard, Rosa und Annemarie sind somit nicht nur über ihren Vater direkte Cousinen von Paul, Vinzenz und Thomas, sondern auch über die Mutter im 7. Grad (kirchlich 3./4. Grad) verwandt.
Hochzeitsgesellschaft von Bernhard Plunger und Rosa Agnes Gudauner am 15.02.1947. v.l.n.r. 1. Reihe: Simon Gudauner (Messner), Georg Marmsoler (Fortschöllerpächter), Anna Fink Wwe. Gudauner (Messner Mutter), Rosa Gudauner, Bernhard Plunger, Rosa Marmsoler (Latscherin, Taufpatin der Braut), Maria Putzer (Drock). 2. Reihe: MaliderMoidl (Patenkind der Braut), Wergeserin (Taufpatin des Bräutigams), Anna Plunger in Marmsoler (Malenger Nandl), Anna Gudauner (spätere Häuserin St. Oswald), Johann Plunger (Wergeser, Taufpate des Bräutigams), August Tröbinger (Zoch, Patenkind des Bräutigams). Hintere Reihen: Maria Plunger in Fink (Porzerin), Grafer Pächter, August Fill (Platieder vorne), Josef Egger (Kranebitter, hinten), Josef Marmsoler (Kampedeller), Anna Malfertheiner (Drock), Alois Trocker (Karlott), Paul Fill (Simmelemüller).89
89
Bild aus dem Fotoarchiv von Anna Plunger in Marmsoler.
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
Die zweite Tochter, Anna Maria Gudauner, (geb. 26.07.1914) war in St. Oswald als Widumhäuserin bekannt. Ihr war ein sehr langes Leben beschieden, sie verstarb 2010 im Alter von 96 Jahren. Der dritte im Bunde war schließlich auch das jüngste Kind, nach seinem Vater wurde er Simon Gudauner (geb. 7.6.1920, gest. 4.12.1992) genannt. 1953 wurde er Eigentümer des Messner Hofes, drei Jahre später heiratete er in Bozen Maria Gruber. Sie hatten sieben Kinder (Martha, Maria Anna, Alber, Josef, Erna, Veronika und Gabriela), davon gleich zwei Zwillingspärchen.
Der jüngste Spross der ersten Messner-Kinder, Paul Medardus, hatte nicht nur einen seltenen Namen. Da bereits alle Geschwister seines Vaters für jeweils ein Kind als Taufpaten fungierten, wurde der Untertschötscher Paul Jaider sein Pate. Paul ergriff den Beruf des Volksschullehrers und als solcher kam er nach Meran. Dort lernte er die 15 Jahre jüngere Margarethe Hartmann kennen, die auch prompt schwanger wurde. Erst zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Gertrud (geb. 26.9.1919) heirateten die beiden in der Pfarre Meran Mais 1921. Im Jahr drauf bekamen sie eine weitere Tochter, Margarethe (geb. 14.3.1922). Als Nachzügler und letztes Kind der beiden wurde schließlich Gerhart am 15.10.1930 geboren. Vermutlich im Zuge der Option verschlug es dann die Familie nach Innsbruck.
Thres Fink heiratete am 26.10.1925 Josef Mulser bzw. Mulesi, wie er im Zuge der Italianisierung neuerdings hieß. Sie beide erwarben im selben Jahr in eine kleine Liegenschaft. Diese befand sich auf Telfen in der Gegend des heutigen Schwimmbades (Alpenrose). Thres verstarb 1946, da sie keine gemeinsamen Kinder hatten, erbten gemäß damaligem Recht neben ihrem Mann, der sofort wieder heiratete, auch ihre Geschwister einen Teil. Einige Jahre später, 1951, verkaufte Josef seine ¾ umfassende Quote an Paul Trocker. Dieser nutzte den gesamten Grund, ohne dass die anderen Erben jemals einen Einspruch erhoben, zudem errichtete er auch ein Wohnhaus mit 3 Wohnungen. 1987 wandte sich Paul Trocker schließlich an den bekannten Bozner Anwalt Hanns Egger, um die mittlerweile erfolgte Ersitzung der verbleibenden ¼-Quote juristisch feststellen zu lassen und sie ins Grundbuch eintragen zu lassen. Da in der Klageschrift die Geschwister der Thres Fink bzw. ihre Nachkommen als Beklagte aufschienen, konnten auch die Kinder des Paul Medardus ausfindig gemacht werden.
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Die ersten Finkenkinder zu Porz
Paul selber war mit 76 Jahren in Innsbruck am 3.12.1959 verstorben und hinterließ seine Frau Margarethe und die drei Kinder. Aus der Klageschrift geht hervor, dass die betagte Mutter in der Speckbacherstraße 39 wohnte (sie verstarb 89-jährig am 13. Jänner 1988).
Sohn Gerhart hatte es inzwischen zum Ingenieur gebracht und hatte Heidi ? geheiratet, mit der er die Tochter Claudia hatte. Die beiden Töchter waren inzwischen ebenfalls verheiratet, Margarethe heiratete am 20.10.1951 in der Wiltener Kirche den Toningenieur des ORF Adolf Krismer, ihre Tochter Ingrid wurde später ebenfalls Ingenieurin. Gertrud hatte durch die Ehe den Namen ihres Mannes Rudolf Witavsky angenommen und lebte in Natters. Sie starb 2010 im Altersheim von Aldrans nahe Innsbruck.90
90
Quellen für dieses Kapitel: Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA und im Pfarramt von Kastelruth. Wikipedia, Stichwort Medardus: http://de.wikipedia.org/wiki/Medardus. E-Mail Gemeinde Natters, 18.11.2013. E-Mails Meldeamt Magistrat Innsbruck, 12. und 18.11.2013. ASTAT (Hrsg.): Vornamen in Südtirol – 2001: http://www.provinz.bz.it/astat/de/bevoelkerung/439.asp?demographischestruktur_action=4&demographisc hestruktur_article_id=5241. Verfachbuch Kastelruth 1883 im SLA. Verfachbuch Kastelruth 1909 im SLA. Klageschrift zur Festellung einer Ersitzung von Seiten Paul Trockers, 3.08.1987. Tiroler Tageszeitung vom 15.01.1988.
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Auf Anton Fink folgt Anton Fink
Auf Anton Fink folgt Anton Fink
Eintrag Anton Fink im Sterbebuch91 Im Winter 1881, am 16. Jänner um 11 ½ Uhr nachts verstarb Anton J. Fink im Alter von 72 Jahren. Als Todesursache wurde Apoplexia cerebri angegeben, also ein Schlaganfall. Versehen mit den heiligen Sakramenten wurde Anton zwei Tage später begraben. Unter diesem Eintrag steht „2 Pr., 6 Ämter“, was bedeutet, dass für ihn von zwei Priestern sechs Ämter gelesen wurden.
Die Hinterbliebenen hatten indes das Erbe zu regeln. Anton hinterließ ihnen neben dem Hof auch einige Schulden, die – wie vorher gesehen – hauptsächlich von der Grundentlastung herrührten. In der Folge wurde – wie bei jedem Erbfall – eine Einantwortung erstellt. Diese Einantwortung war eine Besonderheit des österreichischen Rechts: Nach einem Todesfall wurde ein Verlassenschaftsverfahren eingeleitet, bei dem der gesamte Vermögensstand des Verstorbenen erfasst wurde. Erst mit dem Beschluss über die Einantwortung am Ende des Verfahrens ging das Eigentum dann an die Erben über.
In der Einantwortung von 1881 hinterließ Anton seinen Erben den Oberporzer Hof, der mit dem ehemaligen Kaufpreis eingeschätzt wurde, sowie die darauf lastenden Schulden (langfristige Hypothekarschulden und kurzfristige Currentschulden) von insgesamt 1.870 Gulden, was ein effektives Vermögen von 930 Gulden ergab.
91
Sterbebuch der Pfarre Kastelruth im SLA, 1901, Fol. 91.
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Auf Anton Fink folgt Anton Fink
nach der gesetzlichen Erbfolge den Kindern des Erblassers Anton, Josef, Anna, Maria und Theresia in St. Oswald und Michael im Dorf hier,…92 Die Kinder lebten also allesamt noch auf dem Hof. Nur Michael war (wie vorher gesehen) ins Dorf hinauf gezogen, wo er als Taglöhner arbeitete. In der Erbtheilung wurde dann verfügt, dass der älteste Sohn Anton den Hof und alle Aktiva und Passiva als Alleinerbe erhielt. Die weichenden Geschwister bekamen jedes ein Sechstel des effektiven Vermögens von 930 Gulden, also 155 Gulden pro Kopf von ihrem Bruder Anton. Diese Summe wurden wiederum mit 4% jeweils von Lichtmess an verzinst. Die Mutter und Witwe Maria Lanziner erbte zwar nichts, Anton musste aber für ihr Lebensauskommen sorgen. Dies beinhaltete, ihr
jährlich 3 Star Weizen, 3 Star Roggen, 3 Star Plenten, 2 Klafter Holz unentgeldlich an ihren Wohnort zu stellen und derselben täglich ½ Maß Milch u. jährlich 10 (?) Schmalz, 4(?) Speck und ½ Yhre Wein und 1 Maß Branntwein unentgeldlich zu stellen. Alles zusammen im Wert von 40 Gulden pro Jahr.
Mittlerweile war Anton Fink Junior bereits 40 Jahre alt, doch erst jetzt mit der Regelung der Nachfolge auf dem Hof, konnte er sich daran machen, an eine eigene Familie zu denken. Allerdings hatte er keine so gute Ausgangssituation, da neben den bestehenden Schulden die neuen, den Geschwistern gegenüber dazu gekommen waren. Hinzu kam die generell wirtschaftlich schwierige Situation in den 1880er Jahren. Und zu guter Letzt kostete auch der Lebensunterhalt für die Mutter einiges, wahrscheinlich heiratete Anton deshalb erst nach ihrem Tod im Jahre 1891.93
92
Verfachbuch Kastelruth 1881, Flo. 509 im SLA. Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth 1881, Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth, beide im SLA. 93
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Porzerbäuerin (Josefa) Maria Mulser
Porzerbäuerin (Josefa) Maria Mulser
Anton Fink stand schon in seinem 50. Lebensjahr, als er endlich heiratete. Erst wenige Monate zuvor war seine Mutter im Alter von 78 Jahren gestorben, auch die Eltern seiner Braut lebten nicht mehr. Die 13 Jahre jüngere Maria Mulser wurde am 18. Mai 1855 in St. Oswald als Tochter des Fortschöller Pächters Paul Anton Peter Mulser (rechts94) geboren und auf den Namen Josefa Maria Mulser getauft. Für Maria Mulser wird der Altersunterschied kaum etwas ausgemacht haben, sie war das von zu Hause aus ja gewöhnt: ihr Vater hatte mit 45 Jahren die 18-jährige Josefa Tröbinger geheiratet und wurde noch als 65-jähriger Vater!
Maria, die bis 1940 lebte und an die sich Zeitzeugen noch erinnern können, wurde als eine sehr intelligente Person beschrieben. Sie wuchs als einzige Tochter mit sechs Brüdern auf und wird dabei wohl auch gelernt haben, sich durchzusetzen. Da sie auch sehr offen für Neuerungen war, kam Oberporz wesentlich früher als andere Höfe in der Umgebung zu Errungenschaften wie einer Wasserleitung oder einem Herd anstelle der offenen Feuerstelle. Auch in finanziellen Angelegenheiten verhielt sie sich sehr geschickt, wie wir später lesen werden.
Am Dienstag, den 15. September 1891, fand also die Hochzeit zwischen Anton Fink und Maria Mulser statt. Nachdem wenig später die jüngste Schwester Antons, Thres, ebenfalls heiratete, wurde sie und ihr Ehemann gebeten, für die zu erwartenden
94
Bild aus dem Archiv von Thomas Fink und Irmgard Grande in Fink.
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Porzerbäuerin (Josefa) Maria Mulser
Kinderschar Gfatterslait zu werden, also zusammen die Patenschaft für alle Kinder zu übernehmen. Im Jahr drauf, am 15. Dezember 1892 war es dann soweit: die erste Tochter kam zur Welt, sie wurde nach ihrer Patin Theresia Ottilie genannt. Der auf Theresia folgende Sohn bekam der Tradition nach den Namen des Vaters: Anton Vinzenz war die logische Namensgebung, die sowohl Vater als auch Taufpate berücksichtigte. Doch leider war der am 26. Juni 1894 erstgeborene Sohn behindert, damals wurde pauschal die Bezeichnung blödsinnig benutzt, ohne genauer zu unterscheiden, worin das Handicap des Buben bestand. Obwohl es früher mehr Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung gab, wurde dieses Thema oft tabuisiert. So wohl auch beim Tonele genannten Sohn, von dem man heute praktisch nichts mehr weiß.
Taufeintrag von Vinc(z)enz Fink.95 Das nächste Kind war der später als Porzer-Vater bekannte Vinzenz, im Kirchenbuch wurde sein Vorname lateinisch vermerkt. Er kam am 7. November 1895 zur Welt und war so ein bisschen älter, als der spätere englische König Georg VI, der im Dezember geboren wurde. Die Kinderschar machten schließlich Josef Urban (Moar, geb. 28. April 1898) und Maria Josefa (Porzer Moidele, geb. 31. August 1899) komplett.
Im Gegensatz zur ersten Generation der Finken-Kinder zu Porz gingen sie nicht mehr im Widum von St. Oswald zur Schule, sondern wurden im neuen Schulhaus unterrichtet. Wie es dazu kam, lesen wir im nächsten Kapitel. 96
95
Taufbuch der Pfarre Kastelruth im SLA, Eintrag am 7.11.1895, Fol. 215. Quellen für dieses Kapitel: Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 96
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Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Wieder einmal war es Kaiserin Maria Theresia, deren Schulgesetz 1774 direkte Auswirkungen auf die Geschichte der Familie Fink hatte. Laut dem neuen Gesetz wurde der Schulbesuch für alle Kinder von sechs bis zwölf Jahren Pflicht. So kann man davon ausgehen, dass mit den Kindern des Grafer Bauern Christian Fink die erste FinkenGeneration lesen, schreiben und rechnen lernte. Ob Christian selbst, 1760 geboren, lesen und schreiben konnte wissen wir nicht. Spannender verhielt es sich zu Oberporz: Joseph Goflmorter, 1768 geboren, könnte wohl noch zumindest einige Jahre in der Schule gewesen sein, allerdings dürfte er wohl das Wenige, das er erlernt hatte, im Laufe der Jahre wieder verlernt haben, da er 1841 mit einem „x“ unterschrieb. Zum anderen schickten die Bauern ihre Kinder bis ins 20. Jahrhundert herauf eher ungern in die Schule, fehlten sie ja dann daheim als Arbeitskräfte. Man kam ihnen zwar mit der sogenannten Winterschule entgegen. Diese dauerte nur von Martini (11. November) bis Ostern, doch auch hier besuchten bei weitem nicht alle Schüler regelmäßig den Unterricht. Da die Sommerschule von Ostern bis Michaeli (29. September) bis zum Ende des 19. Jahrhunderts praktisch nicht besucht wurde, sah die Schulreform der Maria Theresia auch die Feiertagsschule vor. Diese sollte als eine Art Wiederholungsunterricht für die älteren, nicht mehr schulpflichtigen Kinder, fungieren.
In Kastelruth gab es vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht lediglich im Hauptort eine Schule. Um nun der großen Zahl von Schülern Herr zu werden, mussten neue Schulstellen eingerichtet werden. Da es nicht sinnvoll und vor allem viel zu teuer gewesen wäre, in allen Fraktionen eine Schulstelle zu errichten, beschloss man lediglich drei weitere Schulen zu errichten. Auch wenn Seis damals noch eher klein war, so war es doch aufgrund der zentralen Lage mit den nahen Orten St. Valentin, St. Vigil und Ratzes ein idealer Standort für eine Schule. Auch die ladinischen Fraktionen bekamen ihre eigene Schule in Pufels, das damals kirchlich und politisch bedeutender als heute war. Für die vierte Schulstelle war neben der Schülerzahl vor allem die Entfernung und auch die Beschwerlichkeit der Schulwege entscheidendes Kriterium, sodass hier letztlich St. Oswald gegenüber St. Michael als Standort der Vorzug gewährt wurde.
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Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Die St. Oswalder Schule schien erstmals 1778 in einem offiziellen Dokument auf. St. Michael und Tagusens bekamen erst zwanzig Jahre später ihre eigene Schule. In die Oswalder Schule ging auch rund die Hälfte der Kinder aus St. Vigil (die andere Hälfte ging in Seis zur Schule), sodass der Grafersohn und spätere Porzer Anton Jakob wohl auch in St. Oswald zur Schule gegangen sein könnte. Diese war dadurch auch die drittgrößte Schule: Das Pfarrarchiv von Kastelruth wies im Schuljahr 1852/53 für die Werktagsschule in Kastelruth 161, Seis 101, St. Oswald 46, Pufels 32, Tagusens 28 und St. Michael 19 Schüler aus. Da einige Jahre zuvor eine Choleraepidemie vor allem unter den Kindern eine hohe Opferzahl gefordert hatte, lag die durchschnittliche Schülerzahl im 19. Jahrhundert meist höher. Die 1892 geborene Theresia Fink erzählte ihren Kindern, dass es einmal 90 Schüler in St. Oswald gegeben haben soll, wobei sie aber höchstwahrscheinlich
auch
die
schon
ausgeschulten
Jugendlichen
der
Wiederholungsschule mitgezählt hatte. Der Unterricht der Schüler erfolgte in St. Oswald in einem zweckmäßigen Lehrzimmer, welches im Benefizialgebäude untergebracht ist, also im Widum.
Schüler in St. Oswald 60 50
46
50
40
35
36
30 20 20
12
12
1980
1995
10
9
0 1852
1932
1950
1960
1970
2014
Schüler in St. Oswald seit 1852.97
97
Eigene Zusammenstellung anhand: Profanter, Eduard: Schulgeschichte der Gemeinde Kastelruth, (Dipl.Arb.), Innsbruck 1993 und Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 42.
144
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Die Lehrer verdienten damals eher schlecht, für das Unterrichten wurde nur 50 – 100 Gulden pro Jahr gezahlt. Deswegen übten die meisten eine Nebentätigkeit aus, bzw. sie wurden auch gleich als Mesner und/oder Organist verpflichtet und erreichten so ansehnliche Jahresgehälter von rund 300 Gulden. Trotz der Reformen unter Kaiser Joseph II. (1741–1790) war die Schule noch lange danach fest in kirchlicher Hand. Erst ab dem Schuljahr 1869/70 übernahm die weltliche Schulbehörde Inspektionsaufgaben in den ländlichen Schulen Tirols. Deswegen waren im 19. Jahrhundert sehr oft Pfarrer als Lehrer tätig, weswegen der Unterricht im Widum stattfand. In St. Oswald waren nachgewiesen Jakob Solderer (Seelsorger von 1817–1825) und Johann Oberrauch (ab 1839) als Lehrer tätig.
Der 93jährige Expositus Johannes Oberrauch von St. Oswald inmitten der Festgäste anlässlich seines 70jährigen Priesterjubiläums am 21. Oktober 1897.98 Johannes Oberrauch erreichte ein wahrlich biblisches Alter für die damalige Zeit. Als Anekdote wurde überliefert, wie er als kleiner Bub des Eisenhutwirtes in der Bozner Bindergasse noch Andreas Hofer höchstpersönlich kennenlernte. Dabei nannte er ihn in
98
Abbildung aus „Der Schlern“ Jahrgang 1946.
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Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
seinen Erzählungen immer, den Mann vom Land Tirol. Einmal nahm dieser den kleinen Buben auf seine Knie und sagte zu ihm: „Hansele, jetzt tuest mit miar Bratele essen!“
Christliche Erinnerung zum Gebete für den hochwürdigen Herrn Johann Oberrauch, welcher am 6. Dezember 1897, im 94. Lebensjahre, nach kurzer Krankheit und nach Empfang der hl. Sterbsakramente, selig im Herrn verschied. Geboren zu Bozen am 11. November 1804, wurde er am 21. Oktober 1827 zum Priester geweiht. Seit dem 30. September 1839, also nahe an 60 Jahre, versah er rüstig bis zum hohen Greisenalter als Expositus die Seelsorge und die Schule in St. Oswald (Pfarre Kastelruth). – Er hatte noch das hohe Glück, Ende Oktober den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe recht feierlich zu begehen, zu welcher Feier selbst das hochwürdigste F. B. Ordinariat einen Vertreter gesendet hat. Er war am phisischen Alter, wie als Priester der Senior der Diöcese Trient. Wenige Wochen nach der letzten Feier rief den seeleneifrigen pflichttreuen Priester Jesus, der Hirt der Seelen, zur ewigen Belohnung ab. R.I.P. Der überreiche Lohn der Ewigkeit Dem edlen, frommen Priestergreis gebührt, Der dem Altar gedient so lange Zeit, So vielen Seelen hat zu Gott geführt. Eine Ehrenkrone ist das Alter; auf dem Wege der Gerechtigkeit wird es gefunden. Prov. 16,17. Mein Jesus Barmherzigkeit! (100 Tage Abl.) Süßes Herz Mariä, Rettung! (300 T. A.)99
99
sei
http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/91511/category/46.
146
meine
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Nach dem Tode Oberrauchs übersiedelte die Schule 1894 aus nicht eindeutig belegbaren Ursachen vom Widum in ein ärmliches Bauernhaus, in dem es außer einem Klassenzimmer auch eine kleine Lehrerwohnung gab, die von der Gemeinde angemietet worden war. Möglicherweise war der Kulturkampf zwischen Staat und Kirche des späten 19. Jahrhunderts die Ursache dafür und dass nun ein weltlicher Lehrer als Nachfolger des Johann Oberrauch vorgesehen war. Mit den Neuerungen in der Schulaufsicht wurden ab 1892 auch Schulräte eingerichtet. Der erste gewählte und dokumentierte Ortsschulrat von Kastelruth setzte sich aus folgenden Personen zusammen:
Obmann: Anton Egger, Dekan Obmannstellvertreter: Michael Santifaller, k.k. Notar Ortsschulaufseher von Kastelruth: Filipp Ploner und Wilhelm Hofer, Johann Vigl Ortsschulaufseher von Seis: Jakob Mulser und Anton Gasslitter (Faselfohner) Ortsschulaufseher von Tagusens: Martin Rauch Ortsschulaufseher von St. Michael: Josef Trocker (Messner) Ortsschulaufseher von St. Oswald: Anton Fink (Porzer)
Die Oswalder Schule übersiedelte nun, wie vorher beschrieben, in ein nahe dem Widum gelegenes Bauernhaus. Der Vermieter war ein Oberporzersohn, Josef Fink. Der am 5. März 1844 geborene zweiälteste Sohn des Anton Jakob war möglicherweise als lediger Mann und wichtige Arbeitskraft lange Zeit am Oberporzerhof geblieben, zumal der dritte Sohn Michael seit 1883 den Messner Hof innehatte. Nach dem Tod der Eltern Anton Jakob Fink 1881 und Maria Lanziner 1891 heiratete der älteste Sohn Anton im September 1891 Maria Mulser. Nun nutzte Josef Fink die Gelegenheit, sein eigener Herr zu werden, zumal ihm auch die Frau von Anton, Maria Mulser, seinen Erbteil von 155 Gulden ausgezahlt hatte. Er erwarb am 12. Oktober 1893 von den Erben der Maria Fill das sogenannte Neuhaus zu St. Oswald (Hausnummer 35). Zu diesem gehörten die Wiese zwischen dem Haus und dem Widum, sowie vier kleine Grundstücke zwischen Lafogl und Madrungl (schwarz eingerahmte Parzellen). Insgesamt kaum mehr als ein halber Hektar Wiese, Weide und Acker im Wert von 625 Gulden, nach Abzug der übertragenen Schulden musste Josef 307 Gulden und 74,5 Kreuzer an die Erben der Maria Fill bezahlen. Solch eine Summe war durchaus bezahlbar, er hatte ja bereits beim Tod des
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Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Vaters 155 Gulden geerbt. Mit dem kleinen Grundbesitz und der
Vermietung
an
die
Gemeinde konnte es sich Josef auch endlich leisten zu heiraten. Seine Wahl fiel dabei auf Maria Hilpold (*27. Juni 1842), die Witwe des 1893/94 verstorbenen Obertschötschers Jakob Trocker, sie heirateten am 11. Februar 1895.
Grundbesitz Schulhaus.100
von
Neuhaus-
Der neue Lehrer, Alois Gasser, war nicht ganz zufrieden mit der Ausstattung der Schule: Der Abort war ein Blockhäuschen, das sich fünfzehn Schritte vom Haus entfernt befand. Zudem gab es im Haus weder Trink- oder Waschwasser. Im Widum gab es hingegen fließend Wasser, weswegen er an die
Bezirksschulbehörde
Trinkwassermangel
eine
einreichte.
Beschwerde Die
wegen
Bezirkshaupt-
mannschaft forderte daraufhin die Gemeinde auf, das Problem zu lösen und Wasser vom Widum her zu Leiten. Dies scheiterte jedoch laut Gemeinde an der Gehässigkeit zwischen dem Lehrer und dem neuen Expositus Bonell. Anton Bonell101 *1868 +1955 Kurat in St. Oswald 1899–1906. 100
Eigene Zusammenstellung auf Grundlage des Geobrowsers der Provinz Bozen und Verfachbuch Kastelruth 1893 im SLA, Fol. 1695f. 101 Bild von http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/130466/search/86405.
148
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Nette Zustände: In St. Oswald bei Kastelruth ist der Lehrer samt den Schulkindern ohne Wasser, obwohl der GemeindeAusschuß es ihm bewilligte. Der Gemeinde-Vorsteher besichtigte den dazu bestimmten Platz und fand es ganz und gar überflüssig. Nun ist infolgedessen der Lehrer sehr übel daran und muß mit dem Wasser, das er noch hat, sehr haushälterisch zu Werke gehen. Er muß nämlich das Wasser zum Waschen 2 bis 3 mal benützen und das zum Kochen nötige zuerst zum Spülen der Pfannen benützen um dann erst damit kochen zu können.102 Die generellen Probleme der Schule St. Oswald wären demnach nur durch einen Neubau zu lösen gewesen. Doch ebenso Seis und Pufels hatten neue Schulen notwendig, weshalb es
zu
einem
regelrechten
Wettstreit
zwischen
diesen
drei
kam.
Die
Bezirkshauptmannschaft räumte schließlich dem Neubau in St. Oswald Vorrang ein, die örtlichen Schulgremien sollten daraufhin mit der Gemeinde in Verhandlungen treten. Die Gemeinde Kastelruth jedoch – wir schreiben inzwischen das Jahr 1905 – zeigte kein Interesse, weil kein Geld vorhanden war. In dieser Zeit hatte sie erhebliche Ausgaben zu tätigen, einmal für die geplante Dorfkanalisierung und zum anderen für die Errichtung des neuen Elektrizitätskraftwerkes wofür sie im selben Jahr den Grafer Hof von Martin Fink (einem Cousin von Josef und Anton Fink) um 15.000 Kronen (= 7.500 Gulden) erworben hatte.
Doch Alois Gasser ließ nicht locker und brachte das Problem bis vor den Landesschulrat in Innsbruck, welcher die Gemeinde dringlich aufforderte, tätig zu werden. Doch diese nahm die Angelegenheit anscheinend immer noch nicht ernst und behauptete frech, dass sich die Kinderzahl ohnehin im Abnehmen befinde und somit ein Neubau nicht notwendig sei, was aber nicht der Wahrheit entsprach. Inzwischen war J.F. Planer 102
Bozner Zeitung vom 20. November 1902, S.3 http://dza.tessmann.it/tessmannPortal/Zeitungsarchiv/Seite/Zeitung/2/3/20.11.1902/33104/3.
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Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Ortsschulaufseher von St. Oswald geworden, bei einer Sitzung mit dem Landesschulrat 1907 erläuterte er, dass ein Neubau mit ein bisschen guten Willen ohne weiteres möglich wäre. Sowohl ein Bauplatz, Holz und Steine wären vorhanden, zudem könnten die Bewohner von St. Oswald über den Winter leicht Fronarbeiten leisten. Da der Gemeindevorsteher von Kastelruth unentschuldigt abwesend war, konnte nichts beschlossen werden. Einer angedachten zeitweiligen Schließung der Schule als Zwangsmittel stand Schulaufseher Planer skeptisch gegenüber. Seiner Meinung nach würde dies von vielen Bewohnern St. Oswalds lediglich als Befreiung vom lästigen Schulzwang angesehen. Als daraufhin die Landesschulbehörde der Gemeinde ernsthafte Konsequenzen androhte, ging diese wiederum die Defensive und sprach nochmals von einer abnehmenden Schülerzahl.
Inzwischen unterrichtete in St. Oswald Anna Albrecht, da man ihr für die unzureichende Wohnung eine Quartierbeilage ausbezahlte, erklärte sie schriftlich, mit den Bedingungen in der Schule sehr zufrieden zu sein. So vergingen wiederum einige Jahre. Erst als 1912 mit dem Fasslfohner Anton Gasslitter ein neuer Gemeindevorsteher ins Rathaus einzog, ergriff endlich die Gemeinde Kastelruth die Initiative. Die Baufirma des Karl Wanzo legte einen Plan mitsamt Kostenvoranschlag vor, der sich auf 22.000 Kronen belief und der keinen Umbau, sondern den Bau eines neuen Hauses vorsah. Bereits 1913 verkaufte Josef Fink seinen Besitz an die Gemeinde Kastelruth zum stolzen Preis von 6.000 Kronen, das war fünfmal so viel, als er 20 Jahre zuvor bezahlt hatte.
Allerdings war inzwischen die Regelung der Schulverhältnisse in Seis aufgrund der dort ansteigenden Schülerzahlen als dringlicher erachtet worden, sodass in St. Oswald wiederum nichts geschah. Als Lehrer fungierte nun Anton Mauracher, vermutlich kam er um 1910 und blieb bis zur Abschaffung der deutschen Schule durch die Faschisten. In den Pfarrmatrikeln finden sich entsprechende Hinweise – so wurden 1912 und 1921 Kinder vom ihm im Schulhaus zur Welt gebracht. Josef Fink und seine Frau sind vermutlich nach dem Verkauf ausgezogen, so dass Lehrer Mauracher mitsamt Familie Platz zum Wohnen hatte.
150
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Dann verursachte der ausgebrochene Erste Weltkrieg eine neuerliche Verschiebung des Ausbaus des Schulhauses. Es wurde dann schlussendlich erst nach dem Tode Josefs, der am 24. Jänner 1920 im Alter von 75 Jahren an chronischer Bronchitis starb, gebaut.
St. Oswald hatte in den 1910er Jahren einen regelrechten Babyboom erlebt. Waren zuvor durchschnittlich 4-5 Kinder pro Jahr auf die Welt gekommen, so zählte man 1911 und 1913 zehn, 1914 sogar elf Geburten. Selbst in den darauf folgenden Kriegsjahren, in denen sich die Geburtenzahl im Kastelruther Gemeindegebiet halbierte, kamen nie weniger als fünf Oswalder Kinder zur Welt.
So wurde im Jahre 1922 endlich an Stelle des alten Hauses auf dessen Mauerwerk die neue Schule gebaut, dabei wurde ein Stock hinzugefügt, der ursprüngliche Charakter des Hauses aber beibehalten.
Das Schulhaus in den 1960ern.103
Schon einige Jahre später kreuzten sich wieder die Wege der Finken mit dem Schulhaus. Nach dem Tod ihres Ehemannes übersiedelte Theresia Planer geb. Fink mit ihrem jüngsten Sohn Oswald in die Erdgeschosswohnung ins Schulhaus. Sie wurde Schuldienerin. Vermutlich war mit der Stelle auch das Wohnrecht verbunden, so daß Theresia lange Jahre Schuldienerin blieb. Somit war nun die Nichte des vormaligen Eigentümers Josef Fink im Schulhaus wohnhaft. Ihre kleine Wohnung befand sich im Erdgeschoss – die zwei Unterrichtsräume und die kleine Lehrerwohnung waren in den oberen beiden Stockwerken untergebracht.
103
Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
151
Wie St. Oswald zu seinem Schulhaus kam
Nach einiger Zeit gesellte sich die jüngere Schwester Maria zu Theresia. Während sich die jüngere Maria um 1960 herum nach den Jahren in Tagusens (auf Tschangitten) sozusagen zur Ruhe setzte, blieb Theresia weiterhin Schuldienerin. Sie bekleidete diese Stelle bis zu ihrem 80. Geburtstag, ab 1972 übernahm dann Maria Tirler in Fink diese Stelle. Sowohl Theresia als auch Maria blieben bis kurz vor ihrem Tod 1980 bzw. 1988 im Schulhaus wohnen.104
Oben: Maria Fink (Porzer-Moidele).105 Links: Theresia Fink Witwe Planer.106
104
Quellen für dieses Kapitel: Eduard Profanter: Schulgeschichte der Gemeinde Kastelruth, Diplomarbeit Innsbruck 1993. Verfachbücher Kastelruths im SLA, 1893 und 1905. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 169. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. 105 Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. 106 Bild aus dem Fotoarchiv von Gottfried Planer
152
St. Oswald um 1900
St. Oswald um 1900
Nach der Erstellung des Franziszeischen Katasters wurden bei Wechseln des Eigentümers von Höfen nun meist penibel alle einzelnen Parzellen aufgelistet, die zum Hof gehörten und somit auf den neuen Eigentümer übergingen.
Da die Parzellen bis auf allfällige Änderungen z.B. durch den Straßenbau oder bei Errichtung neuer Gebäude wie dem Weberle im Prinzip dieselben wie heute sind, lässt sich rekonstruieren, wie die Besitzverhältnisse in St. Oswald um 1900 ausgesehen haben müssen:
153
St. Oswald um 1900
St. Oswald um 1900 – Nordteil S=Schulhaus; C=Christele (Freidankmühle); F=Freidank; K=Kolfer; P=Pliggl.107 107
eigene Zusammenstellung anhand der Verfachbücher von Kastelruth 1880 – 1909 im SLA und Grundbuch Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen.
154
St. Oswald um 1900
St. Oswald um 1900 – Südteil.108
108
eigene Zusammenstellung anhand der Verfachbücher von Kastelruth 1880 – 1909 im SLA und Grundbuch Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen.
155
St. Oswald um 1900
Grundbesitz im „Zentrum“ von St. Oswald um 1900. G = Gemeindegrund: Zur Gemeinde gehörten die Flächen rund um die Kirche und die Lacke, zudem waren die braun eingezeichneten Wege im Gemeindebesitz. Gegenüber dem Schulhaus war ein ganz schmaler Streifen Grund hinter dem Weg, der vom roten Grenzstrich fast vollständig verdeckt wird, ebenfalls Gemeindeeigentum. K = Kirche: Kirchengrund war der Garten vom Widum samt zwei kleinen Wiesen und einem Acker; insgesamt 17 Ar groß. L = Lafogl: M = Messner S = Schulhaus.109
109
eigene Zusammenstellung anhand der Verfachbücher von Kastelruth 1880 – 1909 im SLA und Grundbuch Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen.
156
St. Oswald um 1900
Laranzer Wald um 1900.110
110
eigene Zusammenstellung anhand der Verfachbßcher von Kastelruth 1880 – 1909 im SLA und Grundbuch Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen.
157
Das
111
StraĂ&#x;ennetz
in
St.
Oswald
um
die
vorletzte
Jahrhundertwende.111
Eigene Zusammenstellung anhand der Daten aus dem Kastelruther Grundbuch, Grundbuchsamt Bozen.
158
Alle eingezeichneten Wege waren im Grundbuch als „Straßen“ eingetragen. Braune Wege befanden sich im Gemeindebesitz, während gelbe im Besitz der verschiedenen Höfe waren.
Von übergeordneter Bedeutung war der Puntschakofelweg (rechts im Bild)112, der sich im Nordteil der Fraktion befand. Von der Hauptstraße im Tal überquerte die Törggele Brücke den Eisack. Ging es ursprünglich direkt nach der Brücke gerade hinauf, so war spätestens um 1900 bereits eine Schleife vorhanden, um die ärgste Steigung zu entschärfen. Im nächsten Teil folgte der Weg der heutigen Fahrstraße, danach ging es über die Planetscher Höfe, Puntschuh, Katzenloch, Proslin und Stampfharter durchwegs steil hinauf nach Kastelruth. Teilweise wurden deswegen Rillen ausgehauen, um den Pferden Halt zu geben. Der Weg wurde nicht nur von den Kastelruthern genutzt, auch ins Grödner Tal führte der Südzugang bis zur Eröffnung der Grödnerstraße 1856 über diesen Weg. Ein gewisser J.A. Vien schrieb dazu einige Jahre später in seinem Buch „Gröden, der Grödner und seine Sprache“: Der frühere Zugang war auf einem steilen, unfreundlichen Wege bei Klausen durch Lajen und St. Peter, oder von der Terkelebrücke durch Kastelruth und St. Michael, wo man entweder zu Fuße mit bedeutender Anstrengung gehen, oder mit einiger Gefahr reiten musste. Wir erinnern uns oft noch mit bangem Herzen an die häufigen Schweißtropfen, die wir bei einer Rückkehr von Bozen oder Brixen übe den schauerlichen Puntscherkofel, oder über den steilen Bergweg von Klausen nach Lajen bei einer oft unerträglichen Hitze vergießen mussten.113
112
Bild aus: Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 140. Aus Geschichte Tirol, Ortsgeschichte Waidbruck: http://www.geschichte-tirol.com/orte/suedtirol/saltenschlern/96-waidbruck.html. 113
159
Das Fall-Bild (links im Bild)114 soll sich an einer alten Wegscheide befinden, auch wenn an dieser Stelle 1900 nur ein schmaler Steig Richtung Zoll / Tisens hinauf eingezeichnet war. Im Bildstock scheint die Jahreszahl 1680 auf. Als Erklärung, warum er erbaut wurde dient eine Sage: Demnach hatte St. Oswald seinerzeit
einen
ziemlich
durstigen
Kuraten, der die Messe häufig ziemlich oberflächlich zu lesen pflegte. Zur Strafe musste er nach seinem Tode die ganzen Messen im Fall-Bild nachholen. Deswegen sollen vorbeigehende Passanten in den frühen Morgenstunden des Öfteren das Klingeln eines Meßglöckleins gehört haben. Sonderbar erscheint auch, dass die in der Gegend oft aufgetretenen Murbrüche und Überflutungen aus dem Beastol den an sich sehr gefährdeten Bildstock stets verschont haben.
Wichtiger für die Fraktion war der Weg, der von obiger Strecke unterhalb des Fuschgn Hofes abzweigte (auf der Höhe der heutigen Zufahrt zu Publid). Dieser Weg führte direkt hinauf zum Fuschg, danach auf der linken Seite dem Wald entlang bis Madrungl, von da weiter zur heutigen Trasse und schließlich über Aichach Richtung Seis. Wiewohl eigentlich alle Wege, die in ihrem Verlauf mehrere Höfe durchquerten, üblicherweise im Gemeindebesitz waren, so traf das hier auf das Teilstück vom Puntschakofelweg bis Madrungl nicht zu. Dies müsste darauf zurück zu führen sein, dass es sich hier nicht um eine einzige Wegparzelle wie beim Abschnitt Törggelebrücke – Telfen (N. 7089, damals noch ungeteilt und 2,7 Hektar groß!) handelte. Das unterste Stück (7391-2) führte bis zur Grenze zwischen Fuschg und Madrungl und gehörte dem Fuschgn, das obere (7391-3) zu Madrungl. Die nächsten Teilstücke (Madrungl – Lafogl und Lafogl – Untertschötsch) waren wieder im Gemeindebesitz, erst von Untertschötsch an führte dann der Weg in einem Stück bis zum Grafer in St. Vigil.
114
Bild aus: Kastelruther Gemeindebote 1987, N. 5.
160
Der Weg zwischen der Lacke und Lafogl um 1940.115 Auch bei den Porzer Wegen gab es verschiedene Eigentümer. So begann der Weg von der Lacke hinunter auf Gemeindegrund und führte durch die Güter des Lafoglers und Oberporz abwärts. Folglich war dieser Weg im Gemeindebesitz. Das letzte Stück, das ab der Grenze zwischen Ober- und Unterporz eine eigene Parzelle bildete, war dann im Eigentum von Unterporz. Weiters scheint noch eine andere „Straße“ auf: die Verbindung zwischen den Keschtnbam und dem Weingart, obwohl es sich dabei lediglich um einen Steig gehandelt hatte. Generell ist es bei den Wegen im Hofbesitz nicht immer ganz nachvollziehbar, wo eine eigene Wegparzelle erstellt wurde, und wo Wege einfach in der Wiesen-, Acker- oder anderen Parzelle eingeschlossen waren.
Auf keinen Fall vergessen werden darf der Weg durch das Beastol, der für Fußgänger die kürzeste Verbindung nach Kastelruth darstellt und dementsprechend von den Oswaldern viel genutzt wurde. Bis in die 1960er Jahre führten auch die Leichenzüge durch den 115
Vgl: Stampfer, Helmut: Bauernhöfe in Südtirol – Bestandsaufnahmen 1940 – 1943, Band 6 Unteres Eisacktal, Bozen 2007, S. ?.
161
düsteren Wald, meist schon in aller Frühe, da die Begräbnisse in Kastelruth zwischen 8 und 9 Uhr stattfanden. Auf der Strecke gab es insgesamt vier Totenrasten, die zweite davon an einem Kreuz mitten im Wald, wo neben dem Fuhrweg eine steile Wand hinuntergeht. Diese Stelle ist sehr sagenumwoben.
Einer Überlieferung nach gab es in der Nähe der Eislöcher im Madrunglfuchsboden einst ein Gasthaus, dessen Wirt die Gäste beraubt und teilweise auch umgebracht haben soll. Als dieser Wirt nun starb und ihn die Sargträger nach Kastelruth bringen wollten, wählten sie den Weg über das Beastol, wo sie ob der Anstrengung des aufwärts tragen eine Rast einlegten. Dabei rutschte ihnen der Sarg von der Trage in die Schlucht hinunter, wo er nicht mehr gefunden werden konnte. Seither geistert die Seele des Wirtes im Beastol herum.
Eine andere Sage berichtet von einem alten Pfleger zu Aicha, der Leute, Tiere und auch Fuhrwerke bannen konnte, auch wenn diese weit entfernt im Tal über den Kuntersweg fuhren. Wenn er Durst hatte, bohrte er in seiner Stube das Ofngschal an, band dort seinen Schurz fest und zog aus diesen Bändern den Wein, der aus den Fässern kam, die unten im Tal transportiert wurden. Im Wandkastl seiner Stube soll er sein Hexenbüchl mit den Bannsprüchen verborgen haben. Als er eines Tages ins Dorf ging und vergaß, das Wandkastl zuzusperren, fanden seine Kinder das Büchl. Auf halbem Weg fiel es dem Pfleger ein, dass er das Kastl offengelassen hatte und er kehrte schleunigst um. Er kam in letzter Minute, hatten seine Kinder bereits die Stube voll Krähen herbeigezaubert, die durch seinen Gegenspruch prompt verschwanden. Als der Pfleger starb, wurde er ebenfalls durch das Beastol hinaufgetragen. An einer schmalen Stelle rutschte einer der Träger aus und der Sarg fiel in die Tiefe. Auch hier wurde die Leiche nie gefunden und geistert seit dem durch die Wälder.
162
Das Wasser spielte nicht nur in der Geschichte von Oberporz eine wichtige Rolle: St. Oswald war und ist von drei Seiten von Wasserläufen begrenzt: Tisenser Bach, Eisack und Schwarzgrieser Bach. An beiden letzteren verläuft die Gemeindegrenze zu Ritten bzw. Völs am Schlern. Die Gewässer sind im „Besitz“ der Autonomen Provinz Bozen, sie wurden jedoch so parzelliert, dass jeweils die Hälfte des Wasserlaufs in der einen bzw. anderen Gemeinde liegt. Wenn man dann noch annimmt, dass der Tisenser Bach jeweils zur Hälfte den beiden Fraktionen Tisens und St. Oswald gehört, so lässt sich die Wasserfläche St. Oswalds folgendermaßen berechnen:
Eisackflussbett in der Gemeinde Kastelruth: 66.534m², davon rund 2/3 zwischen den Mündungen von Tisenser Bach und Schwarzgriesbach = 44.178m². Tisenserbachbett (heutige Straßenbrücke bei Fall – Mündung): 9053m², davon die Hälfte = 4.527m²
Schwarzgriesbachbett in der Gemeinde Kastelruth (Zusammenfluß mit Strasserbach unterhalb von Puntschied – Mündung): 10.894m²
Lacke (Lafogl) = 953m²
Insgesamt betrug somit die mit Gewässern besetzte Fläche von St. Oswald etwas über 6 Hektar (60.552 m²).
163
Höfe in St. Oswald um 1900 Obermalid Plon Sattler(1) Oberplanetsch Flöss Publid Fortschöll Oberporz Unterplanetsch Pfleg(2) Drock Untertschötsch Unterporz Madrungl Lafogl Latsch Innerkost Puntschied(3) Obertschötsch Untermalid Fuschg Dösch Rechenmacher Gschlun Himmelreich Ausserkost Messner Pitz Schmiedl Umasmair Mair Schönegg Schwarzgries(4) Schulhaus Kirche Torggl Gemeinde sonstige (5) Flüsse ST. OSWALD
Fläche in davon: Nr. St. Oswald Acker 3 28,00 ha 3,06 ha 33 26,65 ha 3,53 ha 2 26,50 ha 4,26 ha 27 25,98 ha 3,12 ha 24 23,72 ha 3,06 ha 22 21,57 ha 2,07 ha 29 20,03 ha 3,74 ha 20 18,34 ha 1,39 ha 26 17,94 ha 1,02 ha 34 17,57 ha 2,18 ha 5 17,55 ha 3,96 ha 16 16,54 ha 4,17 ha 31 16,52 ha 1,01 ha 28 16,09 ha 2,50 ha 32 14,99 ha 2,75 ha 21 14,44 ha ,91 ha 13 12,65 ha 1,31 ha 26V 11,59 ha 1,70 ha 15 10,99 ha 2,33 ha 4 10,20 ha 3,05 ha 23 9,65 ha 1,13 ha 19 8,85 ha 1,07 ha 36 7,81 ha ,46 ha 30 7,03 ha 1,70 ha 11 6,04 ha ,66 ha 12 5,94 ha 1,27 ha 17 5,12 ha ,70 ha 8 4,71 ha ,80 ha 10 4,07 ha ,76 ha 9 2,89 ha 1,10 ha 14 2,74 ha ,40 ha 37 1,18 ha 35 ,62 ha ,25 ha 1 ,17 ha ,07 ha 7 ,09 ha ,03 ha 8,32 ha 24,59 ha ,10 ha 6,06 ha 473,74 ha 61,61 ha
Wiese 3,07 ha 1,38 ha 4,52 ha 2,10 ha 3,96 ha 3,61 ha 2,09 ha ,40 ha 1,22 ha ,67 ha 3,08 ha 3,78 ha ,09 ha 3,39 ha 3,21 ha ,50 ha ,06 ha ,67 ha 2,49 ha 2,53 ha 2,88 ha ,25 ha 1,00 ha 1,14 ha ,25 ha ,42 ha ,50 ha ,28 ha ,28 ha ,35 ha ,34 ha ,26 ha ,04 ha ,06 ha
Weide 1,01 ha 1,60 ha ,53 ha 2,77 ha ,15 ha 1,68 ha 2,15 ha 1,12 ha 2,62 ha 2,53 ha 1,19 ha 1,36 ha ,21 ha ,17 ha 2,98 ha ,49 ha 2,03 ha 1,56 ha ,96 ha ,67 ha ,10 ha 1,64 ha ,00 ha ,29 ha ,70 ha ,35 ha ,88 ha ,65 ha ,36 ha 1,04 ha 1,34 ha ,05 ha ,09 ha
Wein ,04 ha ,27 ha ,21 ha ,10 ha ,11 ha ,20 ha
,05 ha
,51 ha ,06 ha
1,00 ha 2,56 ha ,63 ha
Wald 18,66 ha 16,57 ha 16,91 ha 14,29 ha 15,51 ha 12,77 ha 9,48 ha 10,77 ha 12,39 ha 12,10 ha 6,07 ha 4,57 ha 14,50 ha 8,41 ha 5,90 ha 11,85 ha 7,62 ha 7,43 ha ,82 ha ,74 ha 5,32 ha 2,15 ha 6,34 ha 2,37 ha 4,42 ha 1,69 ha 1,74 ha 2,10 ha 2,08 ha
,64 ha
Laranz Wald 2,09 ha 3,48 ha ,12 ha 2,69 ha ,73 ha 1,29 ha 2,36 ha 4,45 ha
Alpe
Alpe
sonst.
Wiese
sonst.
,10 ha
9,05 ha
1,18 ha
,05 ha
2,60 ha
,80 ha
,16 ha
37,03 ha
,74 ha
11,83 ha
,02 ha
,11 ha ,06 ha ,21 ha
20,14 ha 13,65 ha
,09 ha
3,41 ha
,48 ha ,10 ha
3,25 ha 2,48 ha ,58 ha 1,39 ha
19,71 ha
,01 ha
8,98 ha
,19 ha
14,91 ha
,08 ha ,24 ha ,15 ha
,15 ha 1,59 ha
7,38 ha
,03 ha ,04 ha
5,78 ha
,17 ha
4,25 ha 3,13 ha
,15 ha ,08 ha ,21 ha
3,72 ha
,02 ha ,00 ha
1,50 ha
,02 ha ,02 ha
2,19 ha 1,29 ha ,85 ha ,86 ha ,44 ha ,62 ha
,03 ha
5,59 ha
,02 ha ,04 ha
4,77 ha
,02 ha ,02 ha
8,67 ha
,04 ha ,14 ha ,02 ha ,06 ha ,01 ha
,99 ha 6,32 ha 1,55 ha 18,71 ha 1,03 ha 6,06 ha
53,43 ha 36,89 ha 1,55 ha 237,74 ha 65,19 ha 17,32 ha 159,82 ha 15,66 ha
St. Oswalder Höfe um 1900 nach Größe in der Fraktion.116
116
Eigene Zusammenstellung aufgrund der Daten des Grundbuchs von Kastelruth, Grundbuchamt Bozen und den Verfachbüchern von Kastelruth 1880-1909 im SLA.
164
(1) Sattler: Zum Hof gehörten auch ein kleiner Acker und eine Wiese im Unterdorf. (2) Pfleg: Zum Hof gehörten auch 57 Hektar Wald unterhalb des Mull. (3) Puntschied: Der Hof wurde schon um 1900 zu St. Vigil gezählt, im Kastelruther Gemeindebuch ist er jedoch unter St. Oswald angeführt. (4) Schwarzgries: Die Hofstelle lag in St. Oswald, der weitaus größte Teil des Grundes auf Völser Seite. Neben 0,8 Hektar Wiese war dies ein Waldgürtel zwischen Eisack und Felsen von gut 20 Hektar, der bis kurz vor Atzwang reicht. (5) Sonstige: Dabei handelte es sich vorwiegend um Grundstücke im Laranzer Wald. Aber auch einige Tisenser Höfe hatten Grundstücke auf der Oswalder Seite des Tisenser Baches: Pliggl, Kofler, Freidank und Freidankmühle (Christele).
Nur zu etwa der Hälfte der Höfe gehörten auch Grundstücke auf der Seiser Alm, das waren meistens Almwiesen oder Waldstücke. Diese lagen über die ganze Almfläche verstreut, im Einzelnen:
Auf dem Spiegl: Sattler Gumerdun: Sattler Moos am Joch: Drock, Umasmair Saltria: Lafogl, Obermalid, Pitz, Plon Pitz: Oberplanötsch Puflatsch: Fortschöll, Obermalid, Oberporz, Pitz, Untertschötsch Tuml: Fortschöll Unterjoch: Ausserkost, Innerkost, Plon Unternon: Fortschöll Unterpuflatsch: Oberplanötsch, Pfleg
165
Einige der früheren Höfe existieren heute nicht mehr. Bereits um 1900 waren das Kälblweingart, aber auch der Plattner Hof keine eigenen Höfe mehr. Auf der anderen Seite entstanden auch zu späterer Zeit neue Höfe: So gab es einige Zeit lang gleich zwei Fuschgnhöfe: von 1821 bis 1849 gab es einen Ober- und Unterfuschgn. Der kurzlebigste Hof in der Geschichte St. Oswalds war aber wohl der Rechenmacher, der lediglich 19 Jahre lang existierte: 1881 wurde dem Publider Johann Schieder die Erlaubnis erteilt, seinen Hof zu teilen und den so neu entstandenen Rechenmacher Hof an Nikolaus Mairl (Profillersohn) zu verkaufen. Die Hofstelle erhielt die Hausnummer 36.
Mittels zweier gerader Linien wurde der Hof aufgeteilt. An den Rechenmacher fielen die Hälfte der Parzelle 6985 (gemischter Hochwald, im Bild rechts), die Parzellen 6986 (Wiese mit Holznutzen, unten rechts), 6987 (Wiese mit Obstbäumen, links daneben mit der
schwarz
zeichneten
einge-
Hofstelle)
und 6988 (Acker, im Bild
ober
Hofstelle).
der
Von
Parzelle
6989
derum
Wiese
Holznutzen)
der (wiemit
wurden
200 Klafter dem neuen Hof
einverleibt,
der
große Publider Wald (31 Joch) verblieb zu zwei Publid,
Dritteln ein
bei Drittel
bekam laut Plan der Rechenmacher. Publid und Rechenmacher 1881.117
117
Verfachbuch Kastelruth 1881 im SLA, Fol. 849.
166
Heute verläuft die Grenze durch den Wald weiter südöstlich, sodass der Publider Anteil größer, jener des Rechenmachers kleiner als laut Teilungsplan ist. Durch den Bau der Straße, die hier in einer weiten Kehre abwärts führt, wurden die Grün- und Ackerflächen zerstückelt.
Schon wenige Jahre später kam der gebürtige Rittner Johann Mitterstieler in den Besitz des Hofes, der bald darauf zusammen mit dem Flösser Sebastian Rabanser auch Publid zum Eigentum erwarb. Wiederum einige Jahre später, 1896, wurde der Lajener Florian Schenk Eigentümer vom Rechenmacher. Das Geld aus dem Verkauf brauchte Rabanser um 1899 zum alleinigen Besitzer des Publid Hofes zu werden. Florian Schenk seinerseits erwarb 1900 zusätzlich den Fuschgenhof, sodass die Rechenmacher Güter seit dem Tag an zum Fuschg gehören.118
118
Quellen für dieses Kapitel: Verfachbücher von Kastelruth im SLA: 1880 – 1909. Grundbuch von Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen. Kastelruther Gemeindebuch. Fink, Hans: Der „Pfleger“, in: Der Schlern, 1966, S. 204. Fink, Hans: Das Fall-Bild zu Kastelruth, in: Der Schlern, 1984. Kastelruther Gemeindebote, 1987, N.5. Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), 1999, S. 87f. http://seiseralm-schlerngebiet.com/20100627145/schlerngebiet/wissenswertes/eisloecher-im-schlerngebiet. http://www.geschichte-tirol.com/orte/suedtirol/salten-schlern/96-waidbruck.html.
167
Frauenpower zu Porz
Anton Fink blieb 20 Jahre lang Bauer von Oberporz, also genau halb so lange wie sein Vater Anton Jakob es gewesen war. Anton starb 59-jährig am 29. Juni 1901 an Magenkrebs und hinterließ seine Witwe Maria Mulser samt fünf minderjährigen Kindern. Bei der neuerlichen Einantwortung gab es im Vergleich zu jener von 1881 zwei wesentliche Neuerungen.
Inzwischen hatte die neue Kronenwährung den alten Gulden abgelöst, als Umrechnungsformel galt dabei 1 Gulden = 2 Kronen. 1841
1881
1901
Realitäten
2.300 Gulden
2.400 Gulden
4.500,00 Kronen
Fahrnisse und Co
585,15 Gulden
400 Gulden
804,40 Kronen
Aktiva total
2.885,15 Gulden
2.800 Gulden
5.304,40
Kronen
(2.652,20 Gulden)
Hypothekarschulden 345,10 Gulden
1616,45 Gulden
3.844,79 Kronen
Currentschulden
253,15 Gulden
558,86 Kronen
930 Gulden
900,75 Kronen
Nettowert
2.540,05 Gulden
(450,37 Gulden) Vermögens- und Schuldenstand 1841, 1881 und 1901.119 Dieser Auflistung zufolge sank auf den ersten Blick der Nettowert des Hofes in den 60 Jahren von 1841 bis 1901 massiv, weil die Schulden stark zunahmen. Um die Tabelle jedoch im rechten Lichte zu beurteilen, scheinen folgende Überlegungen angebracht:
119
Eigene Zusammenstellung anhand Verfachbücher Kastelruths im SLA, 1841, 1881 und 1901.
168
Die Aktiva, also der Grundbesitz und die beim Hof befindlichen Fährnisse blieben von 1841 bis 1901 in etwa gleich hoch bewertet. Effektiv war es jedoch in der Regel so, dass nur bei einem Verkauf eines Hofes der wahre Wert bzw. der Marktwert dessen zutage trat, weil hier sich Käufer und Verkäufer auf einen Preis einigen mussten. Bei Erbfällen wurden die Realitäten zwar eingeschätzt, das wurde aber wie schon bereits an anderer Stelle erwähnt, meist zu einem eher niedrigeren Wert gemacht, um den Hoferben nicht allzu sehr finanziell zu belasten. Oberporz und das Weberle waren 1778 zusammen fast halb so viel wert wie der Grafer Hof und dieser wurde 1905 um 15.000 Kronen verkauft. Demnach könnte der Marktwert von Oberporz 1901 an die 7.000 Kronen betragen haben.
Joseph Goflmorter war über 50 Jahre lang Eigentümer des Hofes gewesen. Seine Geschwister musste er lediglich erhalten, da sie allesamt kinderlos blieben, fiel nach ihrem Tode ihr jeweiliges Vermögen an Joseph zurück. Deswegen hatte er 1841 nur sehr wenige Schulden, die er Anton Jakob übertrug.
Anton Jakob hatte vor dem Hofkauf ein Vermögen von 1.500 – 2.000 Gulden. Einige Schulden beglich er mit den vorhandenen Barmitteln ziemlich rasch, da der Hof jedoch insgesamt 2.885 Gulden gekostet hatte blieb er auf jeden Fall mit rund 1.000 Gulden im Minus. Da als Sicherheit der erworbene Hof diente, wurden sie als Hypothekarschulden verbucht.
Durch die Grundentlastung kamen 1870/71 zirka 1.100 Gulden neue Hypothekarschulden hinzu, der Verkauf der Wiese unterm Joch brachte 100 Gulden ein.
1881 erbte Anton eigentlich nur 155 Gulden. 775 Gulden erbten seine fünf Geschwister und waren folglich fortan als neue Schulden angeführt.
Anton Fink zahlte seinem Bruder Josef – vermutlich als dieser das Schulhaus kaufte – seinen Erbteil von 155 Gulden aus. Der Bruder Michael (Messner) bekam ebenfalls seinen Erbteil in bar: 55 Gulden von Anton und 100 Gulden von Schwester Anna, der Anton nun 255 Gulden schuldete.
807 Kronen und 20 Heller schuldete Anton seiner Frau Maria.
In dieser Hinsicht relativiert sich der hohe Schuldenstand. Weder von der Witwe, noch von den Geschwister Antons und vermutlich auch nicht von den Nutznießern der
169
Grundentlastung musste befürchtet werden, dass sie ihre Schulden einfordern würden, womit lediglich die jährlichen Zinsen anfielen. Und auch diese musste Anton wahrscheinlich weder den Geschwistern noch der Ehefrau in barer Münze bezahlen.
Der Vergleich mit zwei Nachbarn zeigt, dass es den Oberporzern in der damaligen für Bauersleute generell nicht rosigen Zeit noch relativ gut ging: Am 4. Jänner 1893 starb der 49-jährige Döscherbauer Michael Rier. Die Einantwortung wurde noch in Gulden berechnet. Demnach war der Wert von Dösch fast identisch mit jenem von Oberporz und betrug insgesamt 2.821 Gulden. Allerdings war die Passivseite deutlich höher, sodass letztlich ein Vermögen von gerade einmal 13,84 Gulden für die fünf erbberechtigen Kinder Johann, Michael, Gottfried, Elisabeth und Maria Rier übrigblieben. Im Tale unten segnete Georg Marmsoler zu Latsch am 6. Mai 1904 im Alter von 62 Jahren das Zeitliche. Hier standen dem Vermögen von 2.790 Kronen gar 2.865 Kronen auf der Passivseite gegenüber, so dass unterm Strich eine Schuld von 75 Kronen auf den ältesten Sohn Georg übertragen wurden, der den Hof schon im Jahr darauf wieder verkaufte bzw. verkaufen musste.
Die zweite Neuigkeit bei der Erbschaft von 1901 war, dass erstmals die Parzellennummern der Katastereinheiten aufgelistet wurden. Nach neuer Vermessung: Gr. Parz. N: 4332, 6584, 6585, 6586, 6632, 6633, 6634/I, 6634/II, 6635, 6636, 6637, 6638, 6639, 6640, 6642, 6643, 6644, 6647, 6648, 6649, 6650, 6822, 7386, Bau Parz. N: 713,805, Gr. Parz. N: 6651, 6652, 6653, 6654, 6655, 6657, 6658, 6678, B.P.N: 712,120 Ab diesem Zeitpunkt lässt sich also erstmals mit letzter Sicherheit sagen, welche Fläche Oberporz hatte, zu diesem Zeitpunkt waren es genau 21,75 Hektar. Zudem wurden die
120
Verfachbuch Kastelruth 1901 im SLA, Fol. 1162.
170
Grundstücke, die zum ehemaligen Kälblweingart gehörten, separat in den letzten zwei Zeilen aufgelistet. Es umfasste alle Grundstücke oberhalb des Weges, der von Unterporz herauf und weiter hinauf bis zu Weiher und Kirche führt, also auch das Stück Wald direkt über der Hofstelle von Oberporz. Zum Weberle gehörte auch eine Parzelle des Laranzer Waldes (6778), die hier aber fälschlicherweise als 6678 angegeben wurde.
Wofür das Gebäude des Weberle um die Jahrhundertwende benutzt wurde, lässt wenige Jahre später der Eintrag bei der Anlage des Grundbuches schließen:
Eintrag im Grundbuch von Kastelruth.121 Im Zuge der Einantwortung wurde der Bruder der Witwe, Franz Mulser, als Mitvormund der Kinder eingesetzt. Es wurde bestimmt:
Mit Rücksicht darauf, als die Kinder noch im jugendlichen Alter sind und der älteste zum Besitze berufene Sohn zudem blödsinnig ist, übernimmt die erblasserische Witwe Maria Fink geb. Mulser den gesamten Nachlaß Activum und Pahsivum gegen dem, daß sie den fünf m.j. Kindern den Erbbetrag von 900 Kr. 75h. auf den zu übernehmenden Liegenschaften sicherstellt. Auf Grund dessen verschreibt Maria Wwe Fink geb. Mulser vorstehende Liegenschaften für obgien Betrag per 900 Kr. 75 h. samt Zinsen, Beitreibungskosten(?) zum Unterpfand, verpflichtet sich diesen Betrag unbeschadet des ihr davon zustehenden lebenslänglichen Fruchtgenußes ob 1/6 tel |: ein Sechstel :| vom Tage an, als die Kinder aus der mütterlichen Verpflegung treten oder ihre Großjährigkeit mit 4% zu verzinsen und über halbjährigen Aufkündigung zurückzubezahlen. Sollten die Zinsen nicht binnen sechs Wochen vom Verfallstage an gerechnet bezahlt werden, sonst das ganze Kapital verfallen und kann sofort beigetrieben werden.
121
Grundbuch Kastelruth im Grundbuchamt Bozen.
171
Die Baulichkeiten, welche zu obigen Liegenschaften gehören, sind bei der Tiroler=Landesassekurranz laut Grundbuchszahl N:254 um 3000 Kr. versichert, und verschreibt Maria Mulser zur besseren
Sicherheit
Erbskapitales
obigen
auf
diese
Versicherungssumme
zum
Unterpfand, und gestattet die Vermerkung in den Büchern der Anstalt. Franz Mulser nimmt diese Erklärungen
an
und
wird
ersucht, eine Abschrift dieses Uebereinkommens gleichzeitig mit der Einantwortung hierg. zu verfachen, unter Verzicht auf
eine
weitere
Verständigung. 122 Maria Mulser Witwe Fink.123
122
Quellen für dieses Kapitel: Grundbuch Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen. Verfachbücher von Kastelruth im SLA: 1841, Fol. 33ff. 1881, Fol. 508ff. 1893, Fol. 1196ff. 1901, Fol. 1160ff. 1905, Fol. 1107ff. 123 Bild aus dem Fotoarchiv von Gottfried Planer.
172
Oberporz wird kleiner (1902) Durch einen Verkauf können alte Schulden getilgt werden.
Wie schon andernorts beschrieben, wurde damals munter mit Grundstücken Handel betrieben und das Geld auch gerne in Grund und Boden investiert. Auf Oberporz lasteten, wie zuvor gesehen, fast 4.000 Kronen Hypothekarschulden. Deshalb kam es der frischgebackenen Witwe sicherlich gelegen, als sich die Gelegenheit für einen Verkauf bot. Zum Oberporzerhof gehörten zum damaligen Zeitpunkt zwei Waldstücke auf Laranz, zusammen fast fünf Hektar groß. Dadurch hatte Oberporz einen der größten, wenn nicht den größten Einzelbesitz im ehemaligen Gemeindewald. Von diesen zwei Parzellen sollte nun das zum Weberle gehörige Stück N. 6778 veräußert werden.
Carl Flederspächer hingegen, der damals Tischlermeister in Kastelruth war, wird auch aus naheliegenden beruflichen Gründen am Ankauf von Wald interessiert gewesen sein. War früher die grundherrschaftliche Einwilligung nötig gewesen, so musste in diesem Falle ein Schreiben der k.k. Forstinspection Waidbruck beigelegt werden. Diese gab ihre Zustimmung, so dass vom geschlossenen Hof ein Stück Grund veräußert werden konnte. Da ja in der Regel Hypothekarschulden auf den Höfen lasteten, musste natürlich kontrolliert werden, ob bei einem Grundstücksverkauf die verbleibenden Grundstücke noch genügenden Wert für die Aufrechterhaltung der Hypothek hatten oder nicht. Erwartungsgemäß stellte auch dies beim Verkauf der Parzelle im Laranzer Wald kein Problem dar. Carl Flederspächer zahlte der Maria Mulser Wwe. Fink die stolze Summe von 800 Kronen für genau 2 Hektar, 41 Ar und 16 m² Wald. Dies entsprach fast 20 % des im Jahr zuvor ermittelten Hofwertes.
Wie schon an anderer Stelle berichtet, wurden die Höfe im Erbfalle durchwegs niedrig bewertet, um die Existenzgründung des Erben zu erleichtern. Zudem war die Ressource Holz im Alltag unentbehrlich. Dennoch scheint es, dass Maria Mulser mit 800 Kronen Verkaufspreis ein gutes Geschäft abgeschlossen hatte. Sie nutzte das Geld, um einige Schulden zu begleichen.
173
Am 14. April 1903 wurde im Kastelruther Verfachbuch folgendes verzeichnet:
Es erscheint Maria Mulser Witwe Fink zu Oberporz in St. Oswald und ersucht um Verfachung der angeschlossenen Quittungen im Original behelfs Löschung dinglicher Rechte unter Intimationsverzicht124 und zwar 3. März 1902 über 310 Kronen 18. März 1902 über 126 Kronen 74 Heller 1. April 1902 über 310 Kronen 1. November 1902 über 42 Kronen 98 Heller 24. November 1902 über 600 Kronen 24 Heller zur Bestätigung gefertigt.125
Jeweils 310 Kronen bekamen die Schwestern ihres verstorbenen Ehemannes. Theresia Karbon geb. Fink und Maria Goller geb. Fink hatten 1881 je 155 Gulden geerbt und jährlich 4% Zinsen bekommen. Die Schuld an sich wurde aber erst jetzt nach 21 Jahren beglichen. Bereits 1888 hatte Anton seinen Bruder Michael ausgezahlt, dafür aber bei der dritten Schwester Anna neue Schulden aufgenommen. 1893 war der andere Bruder Josef an der Reihe – hier hatte Maria ihrem Mann Anton das Geld geliehen. Somit verblieb jetzt nur noch die letzte Schwester Anna als Gläubigerin übrig. Sie war aber ledig, wahrscheinlich wurde vereinbart, dass sie lebenslang am Hof bleiben konnte und dafür die Schulden mit ihrem Tod (der 1905 erfolgte) erlöschen würden. Die anderen drei Beträge stammten aus der Grundentlastung von 1870/71. Nun wurde die Schuld bei den Pfarrpfründen von Kastelruth (126 Kr. 74 h), bei der Filialkirche St. Oswald (42 Kr. 98 h) und der Filialkirche Tisens (600 Kr. 24 h) beglichen. So hatten die fünf Kinder und Erben Antons – Theresia, Anton, Vinzenz, Josef und Maria – als Erben nur mehr drei Parteien gegenüber Schulden: neben der vorhin erwähnten Tante Anna waren dies die Mutter Maria, sowie dem größten Einzelgläubiger, dem Armenfond von Kastelruth.126
124
Intimation = obrigkeitliche Ankündigung, Aufforderung. Verfachbuch Kastelruth 1903 im SLA, Fol. 541. 126 Quellen für dieses Kapitel: Verfachbuch Kastelruth, 1902 im SLA, Fol. 221ff. Verfachbuch Kastelruth, 1903 im SLA, Fol. 541. 125
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Dauerbrenner Wasser – 1903 und 1928
Das Wasser war zu Porz immer ein wichtiges Thema. Doch während es beim Krimi 1778 um das Oberflächenwasser des Weberlebaches ging, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Trinkwasser Inhalt mehrerer Dokumente:
Was der umgesiedelten Schule und dem Lehrer verwehrt wurde, konnte die umtriebige Witwe Maria für den Hof erreichen: Die Nutzung des „Restwassers“ des Widums, das über eine eigene Trinkwasserleitung verfügte. Im Jahre 1903 traf sie folgende Vereinbarung mit der Kurie:
Kauf-Vertrag Unter Vorbehalt der Genehmigung des hochwürdigsten FB Ordinariat Trient wird zwischen der Expositur-Beneficium in St. Oswald einerseits und der Maria Mulser, Witwe Fink, Besitzerin des Oberporzerhofes ihrerseits folgender Kaufvertrag abgeschlossen: das genannte Beneficium verkauft und übergibt der Maria Witwe Fink und diese kauft
175
und übernimmt zum bleibenden Eigentume des Oberporzerhofes das überfließende Wasser - Abfallwasser des Beneficium-Brunnens unter folgenden Bedingungen: Die mehrerwähnte Käuferin zahlt dem Beneficium 70 K (sibzig Kronen) und übernimmt alle Auslagen der Stempel, Taxen u. Ausgaben dieses Kaufvertrages., sowie aller Haftung, Gefahr und eventuellen Umlagen des Abfallwassers. Der Oberporzerhof erhält hierfür das alleinige Recht auf die Benützung des bezeichneten Wassers jedoch erst von der Grenze an, welche die Grundparzellen N. 7387 der Gemeinde und N. 6675 des Lafoglerhofes trennt. Das Beneficium verliert durch diesen Vertrag das Recht, das ganze Abfallwasser und einen Theil desselben an eine drithe Partei abzutreten, übernimmt aber keinerlei Einschränkung im Wassergebrauche, sowie keinerlei Verantwortung, Pflicht oder Haftung für ein bestimmtes Quantum Wasser oder für die Zuleitung zur obgenannten Grenze und es steht dem Beneficium nach wie vor frei, den Brunnen wo immer zu errichten. Das Beneficium quittiert hiermit den Empfang des Kaufschillings von 70 K (sibzig Kronen). Die Verfachung dieser Urkunde oder Grundbücherliche Eintragung derselben übernimmt die Käuferin auf ihre Kosten mit Verständigung der andren Partei. St. Oswald am 6. Juni 1903 Abgelesen und gefertigt vor zwei Zeugen Maria Mulser Anton Bonell – Expositus Josef Rier – Zeuge Paul Fink – Zeuge127 Die definitive Genehmigung durch Trient erfolgte erst 1907, wie aus dem Vermerk am Ende der zweiten Seite ersichtlich ist. Für 70 Kronen (in etwa der Wert eines Kalbes) durfte also die Wasserleitung bis zum Hof hinunter verlegt werden. Weitere Neuerungen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Deckung des Hauses 1913 mit Ziegeln („Tscheltner-Platten“) und der Herd 1917, der die offene, stark rußende Feuerstelle ersetzte.
1928 wollte Vinzenz Fink dann weitergehen, in einem neuen Vertrag wurde ein Servitut ausgehandelt.
127
Archiv der Familie Fink.
176
Wasserservitut: Abschrift für Vincenzo Fink.128 Am 5. März 1928, dem „Anno VI“ der „faschistischen Ära“ wandten sich Fink Vincenzo fu Antonio und der Oswalder Pfarrer Psenner Giuseppe (als Vertreter der Expositur) von St. Oswald an den Ulricher Notar Remo Sartori. In einem contratto di servitù wurde festgehalten, dass Vinzenz die Erlaubnis erhalten solle, beim Widum einen Behälter/Tank (serbatoio) zu errichten um das Wasser zu fassen und von dort nach Oberporz zu leiten.
Eigentlich würde man meinen, dass bereits auf Grund des Kaufvertrages von 1903 eine Wasserleitung nach Oberporz gelegt worden war. Vielleicht sollte die Errichtung eines Wasserbehälters die Versorgung sichern, damit unabhängig vom jeweiligen Restwasser des Widums Wasser nach Oberporz fließen konnte? Auf jeden Fall sollte das Servitut nun im neuen Staat die Rechte absichern. Im Vertrag wurde jedoch festgehalten, dass die Kirche das Recht hatte, Oberporz jederzeit das Wasser abzudrehen. Andererseits wurde wiederum
Vinzenz
das
Recht
zugestanden,
sich
bei
unangekündigter
bzw.
ungerechtfertigter Wasserabdrehung an das zuständige Bischöfliche Ordinariat in Trient
128
Archiv der Familie Fink.
177
zu wenden, dessen Entscheidung dann die letztgültige war. Vinzenz verpflichtete sich zudem, für die Errichtung des Servituts jährlich 20 Lire zu bezahlen. Doch der Teufel steckte schon damals im Detail: Es wurde ausdrücklich festgehalten, dass die Vereinbarung zwischen dem Pfarrer und Vinzenz von dem Bischöflichen Ordinariat in Trient genehmigt werden musste um Gültigkeit zu erlangen. Und eben diese erfolgte nicht! Im Atto di rettifica hieß es nun …che tale documento non corrisponde alle istruzioni a condizioni impartite dal detto Ordinariato al comparso M° R° Psenner Giuseppe con lettera 9 novembre 1926, nel senso cioè che l’Ordinariato non voleva costituire una servitù vera e propria, ma solo dare il permesso nei sensi del punto II. del documento stesso.129 Das Ordinariat begründete die verweigerte Zustimmung damit, dass der Pfarrer von St. Oswald nicht seinen schriftlichen Anweisungen Folge geleistet habe. Demnach wollte das Ordinariat kein echtes Servitut bzw. Dienstbarkeit zulassen, sondern Vinzenz Fink lediglich die Erlaubnis erteilen, auf dem Besitz der Kurie einen Wassertank zu errichten. In der neuen Vereinbarung vom 1. Oktober 1928 wurde nun der entsprechende Artikel herausgestrichen.
Mit dem Eigentume dieses Grundbuchskörpers ist das Abfallwasserbezugsrecht in Einl. Zl 116II dieses Grundbuches verbunden.130 Deswegen befindet sich auch heute noch im Grundbuch lediglich ein Eintrag, auf die Dienstbarkeit auf Abfallwasserbezug des Brunnens, der nunmehr in den Bauparzellen 3744 und 3745 liegt.131
129
Vgl: Archiv der Familie Fink. Grundbuchsamt Bozen, Grundbuch Kastelruth Einlagezahl 85I. 131 Quellen für dieses Kapitel: Archiv der Familie Fink. Grundbuch von Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen. 130
178
Die 22 Tage von Großporz von Unterporzern und Latschern
Für kurze Zeit, vom 6. bis zum 28. Feber 1906, gehörte sowohl Ober- als auch Unterporz einem einzigen Eigentümer. Besser gesagt, einer Eigentümerin: Maria Mulser Wwe. Fink. Doch wie kam es zu dieser einmaligen Situation? Auch wenn einige Quellen für Oberporz die Jahreszahl 1288, für Unterporz 1451 nennen, so ist es doch ebenso möglich, dass mit dem Hof ze Portez Unterporz gemeint sein könnte bzw. dass es 1288 nur einen einzigen, großen Porzer Hof gegeben hatte. Der bekannte Volkskundler Hans Fink schrieb in seinem Artikel „Ein Langestag auf Doaswald“ 1967 in den Dolomiten gar, dass der Volksmund wisse, dass Unterporz/Porz der älteste Hof des ganzen Kastelruther Berges sei.
Bei der Anlage des Steuerkatasters 1778/80 befand sich Unterporz im Kataster des Burgfrieden Aichach (Nummer 2). Die Baurechte und Grundgerechtigkeit zu Unterporz bestand aus A. Behausung mit notwendigen Zugebäuden B. Dille, Stadl und Stallung C. D. E. F. G.
Krautgarten von 8 Klafter Ackerfeld von 2 Jauch 100 Klafter Weide und Waldung von 10 Morgen Weingarten und Berglen von 2 ½ Graber Wiesfeld von ½ Tagmad
und gehörte Anna Lanziner, der Ehefrau von Hansen Gasser. Nach einigen Weitergaben und Weiterverkäufen erwarb schließlich 1885 Franz Wenter den Hof. Er war der erste, der zu der Familie der Marmsoler gezählt werden kann. Franz erwarb den Hof um 1.200 Gulden, abzüglich der Schulden blieb jedoch nur ein geringer Kaufschillingrest von 194 Gulden zu zahlen.
Der aus der Gemeinde Barbian stammende Müllerknecht und Taglöhner Franz hatte Anfang der 1880er Jahr die Aspingertochter aus Saubach, Maria Schrott (geb. 3.1.1860),
179
geheiratet. Ihre älteste Tochter Maria wurde noch in Barbian und vor dem Hofkauf geboren. Am Hof kamen dann die Kinder Sabine Paulina, Franz, Paulina Maria, Monica Elisabeth und Ignatius zwischen 1885 und 1897 zur Welt. Alsbald wurde Franz Wenter krank und verstarb am 27. Dezember 1901. Die Regelung des Erbes dauerte ungewöhnlich lange, erst Anfang 1903 war es soweit. Da noch keines der Kinder volljährig war ging der Hof auf die Mutter über. Diese musste sich jedoch verpflichten, das Erbe noch zu Lebzeiten oder ansonsten per letztwilliger Verfügung (Testament) den Kindern zu überlassen. Zu erben gab es ohnehin nicht viel: der Activa von 2.572,20 Kronen (2 Kronen = 1 Gulden) standen Schulden von 2.589,10 Kronen gegenüber (davon 100 Kronen Krankheits- und Todesfallkosten). Somit ergab sich eine Überschuldung von 14 Kronen und 90 Heller.
Im selben Jahr, am 9.11.1903, heiratete die Witwe Maria ein zweites Mal. Der in Tiers gebürtige und 8 Jahre jüngere Josef Resch (geb. 30.2.1868) hatte eben den Huberhof in St. Vigil von seinem Vater überschrieben bekommen. Wahrscheinlich zog nun die ganze Familie nach St. Vigil, da Unterporz an Anton Mauroner, einem Schuhmachersohn aus St. Valentin verpachtet wurde. Von diesem wird später noch die Rede sein.
Indes drückte die Schuldenlast weiter auf den Hof. Dieser war nie zu einem geschlossenen Hof geworden, weil er dazu laut dem Tiroler Höfegesetz groß genug hätte sein müssen, um 5 Personen zu ernähren. Die Pacht wird allenfalls ausgereicht haben, um die laufenden Zinsen zu bezahlen. Im Gegensatz zu anderen Höfen lagen auf Unterporz nicht ausschließlich langfristige Schulden aus der Grundentlastung, die kein Problem darstellten, da die verschiedenen Kirchen nur die Zinsen wollten, nicht aber die eigentliche Schuld einforderten. Bei den Schulden gegenüber anderen Personen gab es immer das Risiko, dass diese mit halbjährlicher Vorankündigung ihre Schulden einforderten.
Warum es letztlich schon 1906 zu einer Versteigerung des Hofes kam, ist ungewiss. Der Hauptgläubiger der Unterporzer, Anton Schrott aus Saubach (ein Bruder Marias und Mitvormund der Kinder), dürfte kaum die Versteigerung veranlasst haben, da er auch später noch als Gläubiger aufschien. Auf jeden Fall hatte Josef Resch bereits im Jahre zuvor seinen Hof in St. Vigil verkauft.
180
Am 6. Februar wurde nun der Hof Unterporz versteigert. Die Meistbietende war mit 3.120 Kronen die Oberporzerin Maria Mulser Witwe Fink.
Maria Schrott hatte ihrem Ehemann Josef bald nach der Heirat eine Vollmacht erteilt, sie in allen Rechts- und Geldsachen zu vertreten. Wenn nun Josef Resch mitgesteigert hätte, dann wäre er praktisch der Käufer des eigenen Hofes gewesen. Vielleicht wurde deshalb die Oberporzerin damit betraut, den Hof zu ersteigern, denn offensichtlich hatte sie nie die Absicht, Unterporz zu übernehmen. Am 28. Februar 1906 wurde nun, gleichzeitig mit der Übergabe von Unterporz von Maria Schrott an Maria Mulser vereinbart, dass Josef Resch den Hof von ihr um 3.120 Kronen kaufen und gleichzeitig alle Spesen der vorhergehenden Transaktionen übernehmen sollte. Somit war Maria Mulser – rein rechtlich – 22 Tage lang Eigentümerin von Unterporz, auch wenn sie vielleicht in dieser Zeit keinen Fuß über dessen Türschwelle gesetzt hatte. Als Ergebnis der ganzen Geschichte blieb der Eigentümerwechsel von Maria Schrott auf ihren 2. Ehemann Josef Resch. Gleichzeitig bekamen die Wenterschen Unterporzerkinder endlich ein Erbe. Dies fiel aber bei einem Kaufschilling von 582,98 Kronen mit rund 83 Kronen pro Kopf nicht gerade üppig aus. Zum Vergleich: Ein Kilo Rindfleisch kostete 1906 in Bozen 1,50 Kronen, ein Liter Wein rund 50 Heller. Es stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht einfacher zu bewerkstelligen gewesen wäre. Oder aber es gab noch andere Gründe für die Versteigerung.
Vermutlich zog nun die Familie Schrott/Wenter/Resch wieder hinunter nach Unterporz. Der Pächter, Anton Mauroner hatte seinerseits am 12. Februar 1906 den Nachbarhof zu Latsch gekauft, den er aber ein Jahr später an seinen jüngeren Bruder Florian weitergab, der dann mit der Latschertochter Rosa Marmsoler eine Familie gründete.
Nun bewirtschaftete Josef Resch selbst den Unterporzer Hof für einige Jahre, solange bis die Kinder nach und nach volljährig wurden. Sohn Franz arbeitete einige Zeit als Fütterer beim Wenserhof in Bozen/Zwölfmalgreien. 1911 wurde er mit 24 Jahren volljährig und im Jahr darauf, am 14. Mai 1912, kaufte er den Hof von seinem Stiefvater um 4.000 Kronen, wobei abzüglich der Schulden ein Restbetrag von 1.582 Kronen zu bezahlen war.
181
Die anderen Kinder warteten teilweise erst gar nicht ihre Volljährigkeit ab, um der Enge des kleinen Hauses zu Unterporz zu entfliehen. So heiratete Paulina Maria 1909 schon mit knapp 18 Jahren Anton Mauroner, welcher 1914 Plattenmüller in Kastelruth wurde und 1917 im 1. Weltkrieg fiel.
Sabine Paulina Wenter war als Dienstmagd in St. Oswald tätig. Der Latschersohn Georg Marmsoler („Bach“), der 1906 Latsch an Anton Mauroner verkauft hatte, war in Atzwang beim Törggele wohnhaft und fungierte bei der Eisenbahn als Aushilfswächter. Höchste Eisenbahn war indes ihre Hochzeit am 14. September 1908 in Atzwang, da Sabine bereits schwanger war! Nach der Hochzeit wurde Georg zum ordentlichen Bahnwächter befördert und bezog eine Dienstwohnung in Aicha, nahe der Kreuzung der Brennerlinie mit der Pustertalbahn. Die älteste Tochter Maria kam dort auf die Welt, am 24. Feber 1909, 5 Monate nach der Hochzeit. Bis 1921 folgten weitere 8 Kinder.
Nach dem Krieg wurden die meisten Angestellten der Eisenbahn entlassen und durch Italiener ersetzt. Dieses Schicksal ereilte auch Georg Marmsoler. Da traf es sich gut, dass sein Schwager Franz Wenter bereit war, Unterporz herzugeben – für 9.000 Lire. Durch den ungünstigen Umwechselungskurs der Kronen in Lire war der Hof mittlerweile praktisch schuldenfrei, sodass ein Kaufschillingsrest von 8.041 übrigblieb. 1.041 Lire bezahlte Georg seinem Schwager gleich, für die restlichen 7.000 Lire diente der Hof als Sicherheit. Franz zog es weg – 1922 heiratete er in Lengstein Anna Rottensteiner. Er starb 84-jährig 1972 in Schruns in Vorarlberg.
Georg und Sabine lebten fortan zu Unterporz. Dort teilten sich 10 Menschen die paar Kammern des Hauses, das auf der Bergseite gemauert war, zum Tal hin Holzwände hatte und auf Stelzen stand. Die Kinder wuchsen in schlechten Zeiten auf. Nach dem 1. Weltkrieg folgte alsbald der Faschismus und so lernten vor allem die jüngeren nicht einmal mehr richtig Deutsch lesen und schreiben. Rosa konnte sich in den 1980ern noch gut erinnern, als es in der Schule hieß: fare i conti.
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Familie Marmsoler Ende der 1930er Jahre. Hinten von links: Rosa (*1919 +1999), Josef (*1914 +1942/3), Anton (*1912 +1942/3), Peter (*1918 +2001); Franz (*1921), Theresia Seraphina (*1916 +1950) Vorne von links: Georg (*1910 +1994), Mutter Sabina (*1885 +1961), Vater Georg (*1883 +1963), Maria (*1909 +1986).132 Beim Zweiten Weltkrieg waren die Unterporzersöhne als Optanten flugs einzogen gewesen. Anton Paul und Josef galten seit 1942/3 als in Stalingrad vermisst, erst 1951 kam die Nachricht, dass Anton gefallen war, das Schicksal von Josef ist noch immer ungeklärt. Die weitere Geschichte der Familie Marmsoler zu Unterporz befindet sich etappenweise im letzten Teil des Buches (Chronik und Anekdoten des 20. Jahrhunderts).133
132
Bild im Besitz von Franz Marmsoler. Quellen für dieses Kapitel: Bozner Nachrichten, 8.2.1906, S. 15. Fink Hans, Ein Langestag auf Doaswald. In: Dolomiten, 27. Mai 1967 S. 9. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 210f. und S. 228f. Verfachbücher von Kastelruth im SLA: 1885, Fol. 174ff., 1903 Fol. 496ff., 1905 Fol. 1107 – 1112, 1906 Fol. 481 – 487, 892 – 895. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth, Expositur Atzwang, Pfarre Aicha im SLA. 133
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Familie Marmsoler Michael oo Maria Thaler Georg 1842-1904 oo 1882 Maria Marmsoler
LATSCH Erbe 1831 Erbe 1881 Erbe 1904/05 Kauf 1906 Kauf 1907 Erbe 1931 Kauf 1954 Enteignung 1977
Michael Marmsoler Georg Marmsoler Georg Marmsoler Anton Mauroner Florian Mauroner Simon Mauroner Josef Mauroner Brennerautobahn
UNTERPORZ Kauf 1885 Erbe 1901/3 P채chter bis 1906 Ersteigert 1906 Kauf 1906 Kauf 1912 Kauf 1921 Erbe 1963/4
Franz Wenter Maria Schrott Anton Mauroner Maria Mulser/Fink Josef Resch Franz Wenter Georg Marmsoler Peter Marmsoler
Georg + Maria Marmsoler Barbara 1882-1925 Georg 1883-1963 oo 1908 Sabina Wenter Rosa 1886-1953 oo 1908 Florian Mauroner Thres 1887-? Zita 1890-? Josef 1893-1953 oo 1923 Maria Hatzis Peter 1895-1916 Georg + Sabina Wenter Maria 1909-1986 oo 1936 Alois Schweigl Georg 1910-1994 oo 1941 Anna Plunger Anton Paul 1912-1942 Josef 1914-1942 Ferdinand 1915-1915 Thres 1916-1950 Peter 1918-2001 Rosina 1919-1999 Franz *1921 Familie Wenter Franz Wenter 1843-1901 oo 1884 Maria Schrott Maria Schrott 1860-? oo 1903 Josef Resch
SONSTIGE Gschlun 1937 Simon Mauroner Plattenm체ller 1914Anton Mauroner Huber/Vigil 1903 Josef Resch
Franz + Maria Schrott Maria 1884-1949 Sabina Paulina 1885-1961 oo 1908 Georg Marmsoler Franz 1887-1972 oo 1922 Anna Rottensteiner Paulina Maria 1891-1963 oo 1909 Anton Mauroner oo 1919 Franz Goller Monica 1893-1986 Ignatius 1897-? oo 1920 Maria Litterin Familie Mauroner Anton + Anna Mair Anton 1876-1917 oo 1909 Paulina Wenter Florian 1878-? oo 1908 Rosa Marmsoler : Florian+Rosa Marmsoler Simon 1909-1998 Josef 1921-2010 :
Die Familien Marmsoler, Wenter und Mauroner im 19. und 20. Jahrhundert.134
134
Eigene Zusammenstellung anhand Verfach- und Kirchenb체cher im SLA.
184
Die Plunger von Maloar
Von der Vorfahren der Porzer Mutter Maria Plunger möchte ich auf die Linie Maloar näher eingehen. Der knapp 1.200 Meter hoch und in Ratzes gelegene Hofe Mallay / Malei / Maloar gehört seit gut 250 Jahren derselben Familie. Der 1780 im Steuerkataster Maria Theresias erwähnte Paul Gabloner vererbte den Hof 1805 an seine Tochter Anna, welche den Parnair Jakob Plunger geheiratet hatte. Von diesem Jakob, der für die damalige Zeit beachtliche 84 Jahre *1780 +1864) alt wurde, wissen wir, dass er insgesamt drei Mal geheiratet hat. Nach der zuvor erwähnten Anna Gabloner waren dies Maria Thomaseth und, nachdem auch diese verstorben war, Margareth Gabloner.
Sohn und Hoferbe Johann, der Großvater der Porzer Mutter, heiratete nur einmal, am 29. Mai 1838 die 22-jährige Maria Mulser. In diesem Jahr wurde ihm auch der Maloar Hof überschrieben, Parnair erbte er nach dem Tod seines Vaters 1864. Im Laufe seines Lebens erwarb er noch die Höfe Kamaun und Treff. Johann und Maria hatten 13 Kinder – da die Braut bei der Heirat jung gewesen war, auch nicht besonders verwunderlich. Sehr ungewöhnlich hingegen war, dass nur ein Kind, die erstgeborene Maria im Kleinkindalter verstarb und dass alle elf Nachkommen, die das Erwachsenenalter erreichten auch geheiratet haben. Während die Töchter „nur“ einen Bauern finden mussten, brauchten die Söhne de facto einen eigenen Hof, um die Erlaubnis zur Heirat zu erhalten. Dadurch verteilten sich die Plungerischen gegen Ende des 19. Jahrhunderts über halb Ratzes und St. Valentin, wie folgende Auflistung zeigt:
185
Geburt Heirat 1 Maria Filomena Plunger 23.6.1839 2 Maria Magdalena Plunger 15.7.1841 22.2.1876 Josef Goller 23.2.1831 3 Johann Michael Plunger 22.4.1843 3.2.1880 Barbara Mulser 22.1.1852 4 Josef Plunger 22.10.1844 6.4.1875 Margarethe Maria Kompatscher 8.8.1843 5 Kaspar Melchior Balthasar Plunger 5.1.1846 15.2.1881 Thres Mayrl 21.6.1857 6 Peter Paul Plunger 18.5.1847 5.2.1895 Maria Marmsoler 11.9.1856 Barbara Plunger 5.8.1864 9.2.1909 7 Anna Plunger 16.4.1849 8 Barbara Agnes Plunger 7.7.1851 15.2.1886 Anton Gasslitter 9 Josefa Elisabeth Plunger 16.9.1852 3.6.1890 Nikolaus Mairl 10 Jakob Florian 28.8.1854 15.4.1890 Anna Lanziner 11.12.1861 11 Nikolaus Plunger 6.12.1855 10.6.1890 Katharina Thomaseth 3.9.1864 Anna Hofer 28.11.1859 9.2.1897 12 Florian Plunger 12.12.1857 11.2.1896 Maria Gabloner 21.10.1865 13 Bernhard Plunger 19.8.1860 9.2.1897 Maria Rier 5.10.1863 Anna Jaider 27.11.1871 25.10.1909
Tod Hof 18.2.1840 22.3.1919 30.3.1905 Marzuner 24.9.1921 Maloar 1.3.1905 Mutz 10.7.1925 Kamaun Rier 4.3.1919 Pernair 21.3.1905 Ausserkost 31.5.1915 Grunser Pedasch
Fraktion
St. Michael St. Valentin St. Valentin St. Valentin St. Valentin St. Valentin St. Oswald St. Valentin Dorf
17.10.1866 27.9.1912 Faßlfuner
Seis
28.6.1922 21.3.1905 Schmalzl St. Valentin 21.1.1892 Grunser St. Valentin Pichlhaus/Stillhaus 7.6.1898 Treff St. Valentin Urthaler Dorf Wirt St. Michael 2.1.1931 Pluner St. Valentin Plung Seis 1.6.1933 Maleng St. Vigil 4.10.1904 Winterklaub St. Valentin 27.2.1946 Untertschötsch St. Oswald
Nachkommen von Johann Plunger und Maria Mulser.135
135
Eigene Zusammenstellung aufgrund der Aufzeichnung von Maria Plunger in Fink, Sterbebilder der betroffenen Personen und der Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA.
186
Ausbreitung der Familie Plunger im ausgehenden 19. Jahrhundert.136
136
Eigene Zusammenstellung auf Kartenmaterial des Geobrowsers der Provinz Bozen anhand Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 215 – 262.
187
Sterbebilder von 4 Sรถhnen von Johann Plunger und Maria Mulser.137
137
Bilder aus dem Nachlass von Maria Plunger Wwe. Fink bzw. http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/87028/search/81753.
188
Der jüngste Sohn, Bernhard Plunger, der als Zimmermann arbeitete, heiratete zugleich wie sein Bruder Nikolaus Plunger (Treff), am 9. Feber 1897. Aus
der
Ehe
mit
Maria
Rier138,
einer
Winterklaubtochter entstammte die spätere Porzer Mutter Maria Rosa Plunger (*23. August 1901). Mutter Maria starb jedoch schon 1904 an einer bösartigen Neubildung.
Nun zog Bernhard seine einzige Tochter zunächst alleine auf, sie lebten weiterhin in Ratzes / Haus Ausserer. Die neue Technik der Photographie
faszinierte
Bernhard,
trotz
sodass
der
vergleichsweise hohen Kosten gar einige Photos von ihm und seiner Tochter entstanden. Selbstverständlich ließ er dann auch seine 2. Hochzeit mit Anna Jaider
für
die
Nachwelt
festhalten: Bernhard Plunger und Anna Jaider, 25.10.1909.139
138 139
Bild aus dem Archiv von Thomas Fink und Irmgard Grande in Fink. Bild aus dem Nachlass von Anna Plunger in Marmsoler.
189
Mit der 1871 geborenen Anna hatte er noch zwei Kinder: Bernhard (*9.2.1902) und Anna Maria Josefa Antonia (*14.12.1913). Letztere verfasste sp채tere eine recht interessante Familienchronik 체ber die Vorfahren ihrer Mutter:
Familienchronik der Anna Plunger in Marmsoler, Seite 1.140
140
Schriftst체ck aus dem Nachlass von Anna Plunger in Marmsoler.
190
Familienchronik der Anna Plunger in Marmsoler, Seite 2.141
141
Schriftst端ck aus dem Nachlass von Anna Plunger in Marmsoler.
191
Familienchronik der Anna Plunger in Marmsoler, Seite 3.142
142
Schriftst端ck aus dem Nachlass von Anna Plunger in Marmsoler.
192
Herz gewinnt, Herz verliert
Was 2008 ein Hit der Kastelruther Spatzen wurde, galt auch schon mehr als 100 Jahre vorher. Die in der handschriftlichen Familienchronik genannte Anna Agnes Jaider, Mutter der Verfasserin Anna Plunger, hatte einige Jahre vor der Heirat mit Bernhard Plunger einen Verehrer, von dem einige Briefe erhalten sind. Der vermutlich letzte, vierseitige Brief,143 wurde nachfolgend möglichst genau transkribiert, also inklusive aller enthaltenen Fehler.
Michael 30.5.1901 Liebe Nandl! Weil ich dich immer noch gleich liebe u. du es noch verlangst, u. ich es dir versprochen habe, so sehe ich mich verpflichtet dir einige bar zeilen zu krizlen. Liebe Nandl! Das kommt mir schwer ahn ich muß dir aufrichtig gestehen, lieben tuh ich dich noch über alle, aber das mus ich jetzt doch einsehen, das wir nicht zusammen komen, ich höre immer u. immer wie der Vater schimpft aber verübel hab ich es ihm nicht mehr in dieser bezihung ist es mir kein Schaden sondern mehr nutzen das hab ich erfahren. Liebe Nandl! Du willst wissen ob ich dir Maidl liebe, dir beken ich alles ein, dir hab ich nie nicht verheimlicht auch noch nicht.
143
Brief aus dem Nachlass von Anna Plunger in Marmsoler.
193
Liebe Nandl! An Ostern hast du mich so betriebt mit den Brief das ich nimmer hab wisse was tuhn, u. sobald ich ausgeweint hatte ist es so kommen u. weil du mir diese gerathen hast hab ich es noch leichter über mich gebracht dir schenk ich so viel verstrauen weil du schonst alles so gut gemeint hast mit mir warum das nicht. ob sie mirso lassen oder nicht weiß ich noch nicht bestimmt das mus ich bald erfahren schonst verkauf ich u. gehe in die weite Weld das herzenleit zu vergessen ich hätte es dir gern mündlich gesagt, aber sobald ich dich gesehen habe verlis mich allmahl der muth u. heit auf bald.
Liebe Nandl! Von mir aus bist du jetzt frei, aber vergessen kan ich dich mein leben lang nicht, vergiß auch du mich nicht ganz, ich bitte dich ganz in ers ernst bete für mich hie u. da ein baar Vaterunser, u. besonders wen du hörst oder siest das ich zu ich Sehl oder Leib unglücklich bin, um das bitte ich dich gelt Nandl das tuhst du vergiß es nicht. Deine Briefe habe ich alle mit tränenden Augen verbrannt, und das Brosent das du mir zum Namenstag geschickt hast und ich noch behalten das ich noch ein Andenken von dir habe es wird niemand unter die Augen kommen u. ausrichten werde ich dich gewies nicht, du magst tuhn wie du willst
ich glaub immer noch für mich gibt es keine große Freude mehr auf der Weld. Geld Nandl du hast mir nicht verübel es wird wohlunser Herr sein Wille so sein ich weiß bestimmt mir komt es noch viel schwerer an als dir, u. wen wir zusammen gehören kan es noch komen ich bin noch wie immer. Ich mus jetzt mein schreiben schliesen mir wär das recht wen ich noch einmahl mit dir mündlich reden könnte aber du wirst nimmer wollen rede mich ahn wen wir uns einander begegnend grüß mir deine Mutter u. sage sie soll es auch tuhe u. soll mir nicht verübel habe es ist ja weil schön u. besseru. alle so. Lebe wohl es grüßt dich dein immer noch liebender Jos. Putzer einen schönen von Schöne Grus den Paul meiner Mutter.
194
Der Erste Weltkrieg
Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek in Sarajevo bei einem Attentat ermordet. Daraus entwickelte sich der Erste Weltkrieg. Die offizielle Berichterstattung zeigte Soldaten, die freudig in den Krieg zogen. Auch wenn man zu Kriegsbeginn allgemein der Meinung war, spätestens zu Weihnachten wieder zu Hause zu sein, so zogen die meisten einfachen Leute ohne große Begeisterung in den Krieg. Vinzenz Fink war beim Ausbruch des Krieges 18 Jahre alt. Vermutlich wurde er
spätestens
nachdem
Italien
1915 auf
eingezogen, Seiten
der
Alliierten in den Krieg eingetreten war. In den Militärarchiven scheint auf, dass er bei den Standschützen war. Das Standschützen-Bataillon von Kastelruth war ab Juli 1915 im Abschnitt Fleimstal entlang des Kamms der Lagoraikette im Einsatz. Später verlagerte sich die Front etwas und die Kastelruther wurden auf der Hochfläche von Folgaria eingesetzt. In dieser Gegend gibt es heute noch zahlreiche Befestigungswerke wie das Werk Lusern oder das Werk Gschwent in Lavarone, die auch besichtigt werden können. Vinzenz Fink in seiner Uniform.144
144
Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
195
Von Vinzenz ist nichts weiter bekannt, als dass er stets bedacht war, auch in den unwirtlichsten Unterkünften ein Minimum an Heimeligkeit herzustellen. Dazu pflückte er oft Blumen.
Ebenfalls bei den Standschützen war Johann Fink (Licht-Hans, *1875), sein Cousin 3. Grades. Dieser musste jedoch nur bis zum 1.12.1915 an der Front ausharren. Danach wurde er als mindertauglich eingestuft und in Wach- und Ersatzabteilungen eingesetzt. Weniger Glück hatte der jüngere Bruder von Johann: Sebastian Fink hatte es vor dem Krieg nach Meran verschlagen (zusammen mit Paul Medardus?), wo er als Hafnergehilfe arbeitete. Als Hafner wurden ursprünglich Töpfer bezeichnet. Da diese auch Ofenkacheln hergestellt haben nannte man später auch die Ofenbauer so. Er gehörte dem Landsturm an, einer Milizarmee, die nur in Kriegszeiten zum Einsatz kam. Sie bestand in Österreich im Wesentlichen aus ungedienten oder ausgedienten Reservisten des Heeres und umfasste wehrfähige Männer vom 19. bis zum 42., ab 1915 vom 18. bis zum 50. Lebensjahr. Üblicherweise wurde dieser Landsturm nicht direkt an der Front, sondern eher im Hinterland (z.B. zur Bewachung wichtiger Eisenbahnobjekte) eingesetzt. Somit könnte es auch sein, dass sich Sebastian nicht an einer Verwundung durch das Kriegsgeschehen einen Infekt zugezogen hatte, sondern aus einem anderen Grund im Quarantänespital in Ujvidek, dem heutigen Novi Sad in der Vojvodina, Serbien lag.
Fink Sebastian, Hafnergehilfe, geb. hier 19.12.1876 S.(ohn) d.(es) Sebastian u. Lanziner Theresia, ledig Landst.(urm) Inf.(anterie) Reg.(iment) 7, 41 Jahre Gestorben im Quarantänspital zu Kuk, Ujvidek Ungarn (am 10.2.1915).145
145
Bild aus dem Sterbebuch der Pfarre Kastelruth im SLA, Liste der Gefallenen im I. Weltkrieg.
196
Ebenfalls bitter war das Schicksal des Gschluners Anton Planer146 (späterer Schwager von Vinzenz). Dieser wurde schon bald nach Ausbruch des Krieges von den Russen gefangen genommen. Der Kienzlsohn teilte sein Schicksal und so waren sie wenigstens zu zweit im Gefangenenlager in Sibirien. Später wurde der Kienzl dann Taufpate der Kinder von Anton. Sieben lange Jahre dauerte ihre Gefangenschaft, bei der sie in einer Goldmine arbeiten mussten.
Im
Dorf sagte man, er habe
im
Krieg
„draufgezahlt“. Anton brachte bei seiner Heimkehr ein paar Steine mit, die ein bisschen Gold enthielten. Diese Steine standen lange Jahre auf dem Pultkasten der Familie. Der jüngste Porzersohn, Josef Urban Fink147 musste ebenfalls einrücken, als er 18 Jahre alt geworden war. Nach der Musterung bekam er ein Handgeld von sechs Kronen und rückte
am
22.
Mai
1916
beim
2.
Tiroler
Kaiserjägerregiment ein. In Anerkennung seines tapferen Verhaltens vor dem Feinde wurde ihm 1917 die bronzene Tapferkeitsmedaille verliehen. Ursache war vermutlich eine Splitterverletzung, derentwegen er einige Zeit im Spital in Bruneck zubringen musste.148
146
Bild aus dem Archiv von Paul Fink und Maria Tirler in Fink. Ebenda. 148 Quellen für dieses Kapitel: Liste der gefallenen und vermissten Soldaten Kastelruths im I. Weltkrieg im Sterbebuch der Pfarre Kastelruth im SLA. Tiroler Landesarchiv: Militärunterlagen von Josef Fink, Vinzenz Fink und Anton Planer. Interview mit Gottfried Planer. Wikipedia-Eintrag k.u.k. Kaiserjäger: http://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Kaiserj%C3%A4ger#cite_note-9 Wikipedia-Eintrag k.k. Standschützen im I. Weltkrieg: http://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Standsch%C3%BCtzen#Erster_Weltkrieg Wikipedia-Eintrag Hafner. Wikipedia-Eintrag Ujvideth. 147
197
Vinzenz Gottfried Fink wird Bauer
Eintrag im Sterbebuch zu Anton (Tonele) Fink.149
Aus dem Eintrag im Kirchenbuch geht hervor, dass am 24. September 1922 um 6 Uhr abends Fink Anton, geboren am 26.6.1894, Bauernsohn und zuständig Kastelruth, Sohn des Anton Fink Oberporzer und der Mulser Maria an Pneumonie (Lungenentzündung) gestorben ist. Der Tod kam vermutlich rasch bzw. unerwartet, da er ohne den Erhalt der heiligen Sterbesakramente verstorben ist. Der Eintrag wiederspricht der mündlichen Überlieferung, wonach er infolge eines Sturzes von einer Mauer verstorben wäre.
Durch Toneles Tod wurde Vinzenz zum ältesten Sohn. Allerdings hätte er wohl dennoch den Hof geerbt, da das Tonele bereits bei der Erbschaft des Vaters als blödsinnig eingestuft worden war und deshalb für die Weiterführung des Hofes wohl nicht geeignet war. Wenig zimperlich war man damals: Blödsinnig diente als Überbegriff für Kretins, Idioten oder Troddeln, trotz mangelhafter medizinischer Kenntnisse wurden anscheinend 25-50% der Betroffenen nach einiger Zeit als geheilt aus den Anstalten wieder entlassen.
149
Sterbebuch der Pfarre Kastelruth im SLA, N. 44 von 1922.
198
Familie Fink in den 1920ern. V.l.n.r. Maria Josefa, Mutter (Josefa) Maria Mulser Wwe. Fink, Vinzenz Gottfried, Theresia Ottilie und Josef Urban.150 In einem contratto di consegna überließ Maria Mulser nun Sohn Vinzenz am 20. Feber 1924 den Oberporzer Hof. In dem nüchternen, auf italienisch und mit Maschine geschriebenen Dokument wurde dokumentiert, was alles auf den Sohn übergehen sollte.
Folgende Bedingungen wurden festgehalten:
1. Vinzenz verpflichtete sich, seiner Mutter 3.000 Lire zu zahlen und die hypothekarischen Lasten allesamt zu übernehmen. Dazu gehörte, der seinen Geschwistern Teresa, Maria e Giuseppe von 1901 zustehende Erbteil zu je 180 Kronen zu bezahlen, was in insgesamt 324,35 Lire umgerechnet wurde (10 Kronen = 4 Lire). Ihr schon 1901 nicht gerade großer Erbteil war nun durch Umrechnung und Inflation noch einmal gewaltig geschrumpft. Da der Hof mit 6.000 Lire Wert bewertet wurde, fehlten noch 2.675,65 Lire, welche Maria Mulser ihrem Sohn jedoch auf dem Schenkungswege überließ. Das 150
Fotoarchiv der Familie Fink.
199
Registeramt bemerkte hierzu, dass die Mutter ein eigenes Vermögen besäße und somit sich selbst erhalte könne und nicht auf den Sohn angewiesen sei.
2. Die 3.000 Lire Schulden an die Mutter wurden zu 4,5 % verzinst, wie schon in früheren Jahren konnten beide Seiten diese Schuld mit einer halbjährlichen Frist aufkündigen. Als Sicherheit diente der eben übergebene Hof.
3. Rischio e pericolo sowie posesso e godimento des Hofes ging auf Vinzenz über.
4. Der Hof wurde ohne Garantie der Flächen, Grenzen, etc. übergeben (wie schon früher üblich).
5. Alle Spesen, die mit der Übergabe des Hofes anfielen, musste Vinzenz übernehmen. Diese Kosten betrugen, wie von Notar Luigi Stauder festgehalten, inklusive Stempel 11 Lire und 20 Cent.151
151
Quellen für dieses Kapitel: Grundbuchamt Bozen: Contratto di consegna risp. di donazione, 20 febbraio 1924. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth im SLA. Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Österreich-Ungarn, Wien 1876.
200
Chronik und Anekdoten des 20. Jahrhunderts
In den folgenden Kapiteln befinden sich kürzere und längere Geschichten und Geschichtchen zur Zeitgeschichte des Hofes. Bis hierher und für zwei „wichtigere“ Ereignisse der 1920er Jahre wurden fast ausschließlich Verfachbücher, Grundbücher und sonstige Akten verwendet. Ab nun stellt die sogenannte „Oral History“, die mündlich erzählte Geschichte, einen wesentlichen Baustein der Recherche dar, ebenso wie der rege Schriftverkehr zwischen der Porzer Mutter und Thomas ab den 1950er Jahren.
1921/1922: Nach sieben langen Jahren in Kriegsgefangenschaft kehrte Anton Planer auf den heimatlichen Hof zu Gschlun in St. Oswald zurück. Da sein Vater Ende 1918 gestorben war, hatte er inzwischen den Hof geerbt. Schon kurze Zeit später heiratete er am 8. Mai 1922 die älteste Oberporzertochter Theresia Fink. Einer Erzählung nach hatte sie einmal ein Kalb im steilen Bart gehütet. Dessen Namen ist auf das dort wachsende Borstgras zurückzuführen, das mundartlich Pirstling bzw. Bart genannt wird. Er schließt sich an das untere Ende des Großen Ackers zu Oberporz an und fällt steil zur Wand des Großen Ackers ab. Früher wurde er als Weide genutzt, da Theresia fürchtete, das Kälblein könnte über die Wand ins Tal hinunter stürzen, band sie es an ihren Schurz an. Ihre Befürchtung erwies sich als berechtigt, das Kalb rutschte prompt ab. Zum Glück riss aber auch die Anbindung, denn sonst wäre Theresia mit in die Tiefe gerissen worden.
Ob es sich so zugetragen hat ist heute unklar, tatsächlich wurde einmal an einer andreen Stelle eine Kuh nur mit Müh und Not vor einem Absturz gerettet. Ein andermal hingegen hatte die Unterporzer ein Kalb von Oberporz mit auf ihre gepachtete Almwiese bei Fromm genommen. Nach dem schweisstreibenden Auftrieb soll das Kalb regelrecht geplatzt sein. 152
152
Vgl: Interview mit Gottfried Planer; Interview mit Vinzenz Fink; Erzählung von Thomas Fink.
201
In Kastelruth wurde 1924 die Sennerei errichtet, bei der in den 50ern auch Zenz arbeitete. Dort war früher ein Senner angestellt, der die Milch verarbeitet hat. Hinter der Sennerei gab es einen großen Schweinestall – die Tiere wurden mit der überschüssigen Restmilch bei der Buttererzeugung gefüttert. Die Milchverarbeitung wurde schließlich im Jahr 1964 eingestellt, da die Normen immer strenger wurden. Ab diesem Jahr wurde die Milch lediglich in der Kastelruther Sennerei gesammelt und an den Milchhof Bozen geliefert. Einige Jahre zuvor hatten die ersten Oswalder Bauern begonnen, Milch zu liefern, ab 1963 transportierte der Fuschgnbauer Willi Rier mit seinem Kleintransporter die Milch und die Mittelschüler ins Dorf. So stellten dann die Bauern nach und nach auf Milchstellung um. Schließlich wurde im Jahr 1977 auch die Abholung der Milch durch die Sennerei eingestellt, sie wurde nun direkt von den Milchwagen der MILA bei den einzelnen Bauernhöfen abgeholt. Stattdessen wurde mit Artikel für Landwirtschaft (Kunstmist, Leccafutter) und Lebensmitteln gehandelt. Das geänderte Tätigkeitsfeld der Sennereigenossenschaft gab den Anlass, dass diese zur „Landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaft Kastelruth“ wurde. Ein weiteres entscheidendes Jahr war das Jahr 1982. In diesem Jahr erhielt die Bezugsgenossenschaft die Genehmigung, mit sämtlichen Waren zu handeln. Ab diesem Zeitpunkt konnten auch Nicht-Mitglieder der Genossenschaft hier Waren einkaufen.153
1925: Wie an anderer Stelle bereits berichtet, wurde kurz nach der Jahrhundertwende auf dem Grund des Grafer Hofes ein Elektrizitätswerk errichtet. In den Folgejahren wurden immer größere Teile der Gemeinde an das Stromnetz angeschlossen. Johann Fink, ein Enkel des mittleren Grafersohnes Christoph und somit Cousin 3. Grades des PorzerVaters Vinzenz, war dabei von Anfang an als Bediensteter des E-Werks mit dabei. Als fix angestellter Monteur konnte er eine eigene Familie gründen und heiratete 1907 Christine Fulterer. Aus der Ehe entstammten zwei Töchter, Aloisia Christine (verh. Prossliner, 1915 – 2013) und Ida Johanna (verh. Runggaldier, 1918 – 1994). Doch dann wurde ihm sein Beruf zum Verhängnis:
153
Vgl: Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), 1999, S. 49-53 und Kastelruther Gemeindebote 4/2013.
202
Vom Starkstrom getötet. Ein Monteur in Ausübung seines Berufes tödlich verunglückt. Kastelruth, 6. März. Heute gab es ein schweres Unglück. Der Elektromonteur Hans Fink, vulgo Lichthans, kam bei einer Dienstverrichtung mit dem Starkstrom in Berührung und erlitt dabei so schwere Verbrennungen, daß er bald darauf eine Leiche war. Das Unglück ist um so bedauerlicher, da durch dasselbe einer Familie der Ernährer plötzlich entrissen wurde. Hans Fink hinterläßt eine trostlose Witwe und zwei Kinder. Ein weiterer Bericht, den wir aus Kastelruth über dieses Unglück erhielten, enthält folgende Einzelheiten: Das Unglück ereignete sich am Freitag nachmittags bei Drahtspannungsarbeiten für eine elektrische Freileitung. Die dabei beschäftigten Arbeiter hatten dabei infolge ungünstigen Geländes ziemliche Schwierigkeiten zu überwinden. Auf einmal schnellte das Ende des Drahtes in die Höhe und kam mit der Starkstromleitung in Berührung. Die 3200 Volt des Starkstroms gingen dem armen Hans, der frei am Boden stand, durch den Körper. Der Unglückliche fiel dem Betriebsleiter, der hinter ihm stand, leblos in die Arme. Alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Der sofort gerufene Gemeindearzt, der gleich zur Stelle war und alle möglichen Versuche zur Rettung des Verunglückten machte, konnte nur mehr den Tod constatieren. Das Unglück, an sich schon groß genug, hätte noch bedeutend schlimmere Folgen haben können, indem auch die anderen Mitarbeiter in größte Gefahr kamen, bei diesem Vorfall ebenfalls durch den Starkstrom ihr Leben einzubüßen oder doch schwersten Schaden an der Gesundheit zu erleiden. Auch sie verspürten den Strom in ihrem Körper, doch kamen sie mit dem bloßen Schrecken davon. Johann Fink stand im Alter von 50 Jahren und war schon seit 20 Jahren als Monteur beim elektrischen Werk bedienstet. Er war ein ausgezeichneter und beliebter, fleißiger Arbeiter. Fink hinterläßt eine Witwe mit zwei Kindern im Alter von 6 und 10 Jahren. Die
203
Teilnahme, die der Familie ob des schweren und so plötzlichen Verlustes ihres Ernährers entgegengebracht wird, ist allgemein. Er ruhe in Frieden! 154
Die Doaswalder Musig Die 1930er Jahren waren die wohl aktivste Zeit der Musikkapelle von St. Oswald. Die Musikkapelle hatte sich nie offiziell bzw. als „richtiger Verein“ gegründet, sie war im späten 19. Jahrhundert entstanden.
Früher war der Tagesablauf streng geregelt und bestand im Wesentlichen aus Arbeit oder religiöser Betätigung. So war vor allem für die jungen Leute jedes Mittel recht, um dem starren Tagesablauf zu entfliehen. Deswegen war die entstehende Musikkapelle eine attraktive Möglichkeit, um von zu Hause fortzukommen, weswegen auch sehr fleißig und sehr oft geprobt wurde. Auftritte hatten die St. Oswalder hingegen nur wenige zu verzeichnen – über die Jahre hin beschränkten sich diese meist auf wenige Anlässe wie z.B. ein Konzert beim Kirchtag zu Silvester. Die Böhmische hingegen spielte auch bei Hochzeiten und sonstigen Anlässen auf. Bis in die 1950er Jahre war sie zu dem beim Moienpfeifen dabei, das am 30. April mittags begann und teilweise mehrere Tage dauern konnte. Dabei zogen die Musikanten von Hof zu Hof, spielten ein paar Stücke und bekamen dafür Eier, die in einem Zegger gesammelt wurden.
Als Ausgangspunkt der Musikkapelle gilt der Ploner Hof. Aus den Mitgliedern der Familie Rier formierte sich eine Böhmische, zu der sich im Laufe der Zeit weitere Musikanten dazugesellten. Unter ihnen befand sich auch der letzte Graferbauer, Martin Fink, der das Baßflügelhorn spielte. Auch vier Brüder der späteren Porzerin Maria Mulser stießen in den 1870er Jahren zu der größer werdenden Kapelle. Doch schon Ende der 1880er überredete der Dekan von Kastelruth die Oswalder, sich der Musikkapelle im Dorf anzuschließen.
154
Der Landsmann, 9. März 1925, S.4.
204
Erst nach dem 1. Weltkrieg formierte sich mit Hilfe des sehr musikalischen Kuraten Alois Pfitscher wieder eine Gruppierung, bei der um 1930 herum auch Vinzenz Fink an den Tschinellen mitwirkte.
Die Musikkapelle von St. Oswald 1931 vor dem Tschötscher Hof. Vinzenz Fink (mit den Tschinellen) steht als 2. von links in der mittleren Reihe.155 Doch auch diesmal beschränkten sich die Einsätze der Musikkapelle auf wenige Anlässe, wie z.B. die 700-Jahr Feier der St. Oswalder Kirche am 4. Juni 1934 und spätestens mit dem Ausbruch des nächsten Weltkriegs begann wiederum der Zerfall der Kapelle.156
155
Bild aus: Kastelruther Gemeindebote 2/1988, S. 3. Vgl: Kastelruther Gemeindebote, 2/1988 und Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 60f. 156
205
1933 Tödlicher Sturz vom Stadel. Castelrotto, 1. Juni. Gestern nachmittags stürzte der 73 Jahre alte Bauer Bernhard Plunger Besitzer des Malenger-Hofes in San Vigilio bei Castelrotto, so unglücklich durch eine Lucke vom oberen in das untere Stockwerk seiner Scheune, daß er bewußtlos liegen blieb und nach Empfang der letzten Oelung heute um 2 Uhr früh an den Folgen des Sturzes verschied.157
Familie Plunger zu Maleng, 1920 ca. V.l.n.r.: Anna Maria Josefa Antonia (Malenger Nandl *1913 +1997), Maria Rosa (spätere Porzer Mutter, *1901 +1978), Bernhard (Malloarsohn, Malenger, *1860 +1933), Anna Jaider (Untertschötschertochter, Malengerin *1871 +1946), Bernhard (Malenger, *1912 +1994).158
157 158
Aus: Dolomiten, 3. Juni 1933, S.7. Bild aus dem Fotoarchiv von Anna Plunger in Marmsoler.
206
Laranzer Wald: Endgültige Regelung der Teilwälderfrage
1933/1934 wurden die Rechte der einzelnen Eigentümer an den Teilwäldern endgültig geregelt. Die Vorgeschichte reichte bis 1700 zurück, als man in Niederösterreich erstmals eine diesbezügliche Verordnung getroffen hatte. Im Kastelruther Gebiet folgten analoge Regelungen für die verschiedenen Gemeinswälder rund 50 Jahre später. Als Basis dafür diente der volkswirtschaftliche Gedanke, dass Grundstücke bei der Bewirtschaftung durch einzelne besser und nachhaltiger bewirtschaftet werden können. So ging man daran, die Grundstücke unter allen Berechtigten aufzuteilen. Für den Staat war es primär wichtig, einen Eigentümer zu bestimmen, von dem Steuern eingehoben werden konnten.
Zudem gab es oft eine Reihe von Nutzungsrechten: So gab es oft in Wäldern Weiderechte oder das Recht Steine zu brechen, Wege zu bauen oder etwa Quellen zu fassen. Diese Rechte waren – wie auch im Laranzer Wald – der Gesamtheit der Höfe vorbehalten.
Soweit so gut. Zu einem Problem wurde diese Regelung im 19. Jahrhundert, als durch die Entstehung der Fraktionen und Gemeinden im heutigen Sinne das ehemalige „Gemain“ der Höfe zu einem Gemeinwesen territorialer Natur wurde. Da die Gemeinden bzw. Fraktionen danach trachteten, ihr Vermögen zu vergrößern, traten sie an die Stelle der ursprünglichen Höfe und nahmen so die Rechte für sich in Anspruch, die eigentlich nur gewissen Gruppen von Bauern aus wirtschaftlichen Gründen zustanden. So wurde z.B. bei der Anlage des Grundbuches um 1910 vermerkt, dass die Einlagezahl 316/II (Gemeinde Kastelruth) ein Holz- und Streubezugsrecht aus der verbliebenen Oberporzer Waldparzelle auf Laranz hatte. 1924 wurde das Gesetz zu den „usi civici“ verabschiedet, aufgrund dessen die Besitzrechte in Zukunft klarer geregelt werden sollten. Zuerst schienen dabei die Rechte der einzelnen Teilwaldbesitzer einen ziemlich schweren Stand gegenüber jenen der Gemeinde zu haben. Nach langen Verhandlungen konnte aber 1933 ein guter Ausgleich
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gefunden werden, landesweit wurde dabei zunächst die Frage der Teilwälder Kastelruths angegangen. Der Volksbote schrieb in seiner Ausgabe vom 1. Juni 1933: Die bisherigen Teilwaldbesitze werden im Sinne dieser in der Gemeindekanzlei von Castelrotto zur endgültigen Unterschrift aufliegenden Vereinbarung, die in den rechtlichen Auswirkungen für das ganze Land als Präzedenzfall angesehen werden kann, ausschließliche Eigentümer des betreffenden Teilwaldes: alle Rechte, welche bisher die Gesamtheit der Einwohner der Gemeinde Castelrotto an allen diesen Wäldern ausgeübt hat, insbesonders das Weiderecht, werden mit einer Pauschalsumme von 36.000 Lire abgelöst. Es ist daher pro Hektar ein Betrag von ungefähr 36 Lire zu bezahlen. Das ist wohl nur eine Art Anerkennungszins, der hiermit ein für allemal abgelöst wird. Fast zehn Prozent (rund 1.000 Hektar) des Gemeindegebietes von Kastelruth war von diesen Gemeinwäldern bedeckt. Der Laranzer Wald machte davon etwa 65 Hektar aus.
Verfügung über die Aufhebung der Rechte der Gemeinde.159
159
Grundbuch Kastelruth im Grundbuchamt Bozen, G.Zl. 1934/917.
208
In Folge dieser Regelung wurden die Rechte der Gemeinde Kastelruth von der verbliebenen Parzelle auf Laranz gestrichen. Dafür wurde eine jährliche Reallast von 82 Centesimi eingerichtet, die noch heute im Grundbuch aufscheint.160
Hochzeitsglocken 1934
1934 vermählten sich Vinzenz Fink und Maria Plunger. Zuvor mussten sie möglichst ungesehen in den Widum gelangen, um dem Pfarrer ihre Heiratsabsicht mitzuteilen. Wurde man dabei nämlich beobachtet, gab es am Samstagabend am Hof der Brautleute eine Katzenmusik, bei der sich die halbe Fraktion einfand, um bei reichlich Essen und Trinken laut zu musizieren. Am darauffolgenden Sonntag wurde dann das Brautpaar von der Kanzel herunter mit den Worten „Zum Sakrament der Ehe haben sich entschlossen…“ verkündet. Hierbei war es Brauch, dass das Brautpaar zu diesem Anlass auswärts zur Messe ging, erst bei der zweiten und dritten Verkündigung besuchte es wieder in der Heimatkirche die Sonntagsmesse. Während der Zeit des Aufgebotes erfolgte das Hochzeitsladen, wobei der Bräutigam alleine zu den Nachbarn ging. Die Taufpaten der beiden waren bereits gestorben, von den Eltern lebte nur mehr die Mutter von Vinzenz. So war die Hochzeitsgesellschaft, welche am Mittwoch, den 2. Mai 1934 frühmorgens ins Dorf ging, sehr überschaubar. Nach der schlichten Trauung wurde in einem der Dorfgasthäuser gefrühstückt und anschließend ging es wieder nach Hause. Das Datum der Hochzeit war eher unüblich, normalerweise heiratete man im Winterhalbjahr, speziell in der Faschingszeit. Gab es früher meist nur 10 – 15 Hochzeiten pro Jahr, so stieg deren Anzahl nach dem 1. Weltkrieg stark an. Oft wurden in der Pfarrkirche in Kastelruth mehrere Hochzeiten zugleich durchgeführt, wobei jedes der Brautpaare an einem der sechs Seitenaltäre mit einem eigenen Priester stand. Oft entwickelte sich ein regelrechter Wettstreit unter letzteren darüber, wer am schnellsten mit der Zeremonie fertig wurde.
160
Vgl: Volksbote, 1. Juni 1933.
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Hochzeitsgesellschaft am 2. Mai 1934 zu Porz vor der Dille. V.l.n.r 1. Reihe: Anna Jaider Wwe. Plunger (Malengerin), Augustin Mußner (Seiser Kurat), Maria Plunger, Vinzenz Fink, Kanonikus Josef Psenner (St. Oswald), Mathilde Planer spätere Werkmeister, Maria Mulser Wwe. Fink. 2. Reihe: Rosa Fulterer in Rier (Lafoglerin), Josef Fink (späterer Moar), Bernhard Plunger (Malenger), Johann Rier (Döscher), Anna Fink Wwe. Gudauner (Messnerin), Maria Fink (Porzer Moidele). 3. Reihe: Georg Marmsoler (Unterporzersohn), Simon Mauroner (Latscher, späterer Gschluner), Michael Jaider (Untertschötscher).161 Inzwischen bereiteten die beiden Schwestern Thres und Maria die Hochzeitstafel zu Hause vor. Nun trafen auch die Marenner ein, die Gäste, die nur zum zweiten Teil der Feier am Hof eingeladen waren. Dies waren neben den Geschwistern die Nachbarn und einige nahestehenden Verwandte. Onkel und Tanten wurden in der Regel nicht eingeladen. Am Nachmittag spielten dann die Masgerer einige Szenen aus dem Leben der Brautleute, ehe ein Nachbar Marias den Hans-Wurst gab. Dabei tanzte er mit einem Gugelhupf in der Hand, an dem mehrere an Fäden befestigte Püppchen herunterhingen. Die Braut musste nun versuchen, möglichst viele dieser Püppchen zu erwischen, während der Nachbar immer geschickt auszuweichen versuchte. Von der Zahl der erhaschten Püppchen wurden dann Rückschlüsse auf die Anzahl der Kinder der Eheleute 161
Bild aus dem Fotoarchiv von Anna Plunger in Marmsoler.
210
geschlossen. Die Feier endete dann schließlich schon vor Mitternacht, Flitterwochen gab es damals noch keine und es musste am darauffolgenden Tag auch schon wieder um 5 Uhr aufgestanden werden.
Masgerer zu Porz am 2. Mai 1934.162 Nachdem Vinzenz und Maria geheiratet hatten, zogen seine knapp 80-jährige Mutter Maria und die Schwester Maria ins Weberle. Da das Ehepaar dabei war, eine eigene Familie zu gründen wurde vereinbart, dass Maria sich um die Mutter kümmern sollte, die ihn ihren letzten Lebensjahren an altersbedingten Krankheiten litt. Im Gegenzug sollte Maria das lebenslange Wohnrecht im Weberle erhalten. Wenn Maria untertags arbeiten ging, passierte es öfter, dass die Mutter aus dem Weberle verschwand und man sie dann suchen musste. So wusste sich Maria nicht anders zu helfen, als ihre Mutter am Ofen anzubinden, was diese zu lautem Protestgeschrei veranlasste, das man oft noch bis Oberporz herüber hören konnte.163
162
Bild aus dem Fotoarchiv von Anna Plunger in Marmsoler. Vgl.: Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 80 – 84, Interviews mit Maria Tirler in Fink, Paul Fink und Irmgard Grande und Kirchenbücher im Pfarramt Kastelruth. 163
211
1930er Früher, als auch die kleineren Bauernhöfe noch als Vollerwerb genutzt wurden, verwerteten die Bauern fast alles, was auf dem Hof wuchs. So konnte anno dazumal relativ viel Vieh versorgt werden. Obwohl es viele Äcker anstelle der heutigen Wiesen gab, waren die Ställe eher voller als heute. In der warmen Jahreszeit wurde jedes kleine Fleckchen abgehütet. In trockenen Jahren wurde fleißig Laab geklaubt, dabei wurden bei Laubbäumen Äste heruntergehackt und das Laub heruntergezupft und an die Tiere verfüttert. Dies wurde zu Porz bis in die 1980er Jahre praktiziert. Der im Theresianischen Steuerkataster verwendete Sammelbegriff für Wälder Wald, Waid und Klaubung deutet darauf hin, dass in diesen Wäldern das Vieh geweidet wurde und Laubbäume zum Laub klauben vorhanden waren. Im Winter, als diese Optionen ausfielen, wurde dafür Wintergrün gesammelt. Als Wintergrün bezeichnete man den Efeu. Dieses wuchs hauptsächlich auf und über Steinen, welche es in der Porzer Gegend ja zur Genüge gab. So hatte der junge Unterporzersohn Franz in den 1930er Jahren seinen Vater an einem Seil angebunden und bei der Unterporzer Großen Acker Wand hinuntergelassen, damit dieser das Efeu, das an den Felsen wuchs, zusammenklauben konnte.164
Am Stephanstag 1936 starb der Gschluner Bauer Anton Planer im Alter von 46 Jahren an Magenkrebs und hinterließ die Oberporzertochter Theresia samt 7 minderjährigen Kindern. In der schwierigen Zwischenkriegszeit bedeutete dies gleichzeitig das Aus für den Hof – er wurde versteigert. Theresia kam mit dem 3 Jahre alten Oswald in der kleinen Wohnung im alten Schulhaus unter, wo sie als Schuldienerin arbeitete. Die übrigen Kinder wuchsen über verschiedene Höfe verstreut auf: Theresia kam nach Lafogl, Anton nach Fortschöll, Josef zum Kienzl, Josefa kam in Kastelruth unter und Gottfried kam nach Tagusens. Mathilde war bereits mit 2 ½ Jahren, als die Familie im Sommer auf die Alm ging, nach Porz gekommen. Da es ihr dort gut gefiel und es auch später kein Mädchen zu Porz gab, blieb sie dort wohnen.165
164
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Finkund Paul Fink. Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink, Index des 4. Regiments der Tiroler Kaiserjäger 1911 im Landesarchiv Tirol. 165
212
Familie Planer im September 1936 zu Gschlun. Hinten von links: Josefa (*1924), Oswald (*1933), der bereits von der Krankheit gezeichnete Vater Anton (*1890 +1936), Anton (*1928 +2003), Mutter Theresia (*1892 +1980), Mathilde (*1926). Vorne von links: Josef (*1925), Theresia (*1930), Gottfried (*1929).166
1936/1937: Der Fuschgnbauer Lorenz Schrott hatte 1930 den Publider Hof gekauft, sich in Folge aber stark verschuldet. Einige Jahre später wurde nun sein Eigentum versteigert(?). Mit Datum 5. November 1936 erwarb Michael Rier, der Großvater des heutigen Eigentümers Norbert, den Fuschgnhof. Der Porzersohn Josef Urban Fink hingegen übernahm Publid. Auf beiden Höfen lasteten beträchtliche Hypotheken: Fuschg: 35.695 Lire und Publid 20.490 Lire. Josef hatte seinerzeit einen Erbteil im Wert
166
Bild aus dem Fotoarchiv von Gottfried Planer.
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von rund 100 Lire erhalten und war nach dem Krieg in der Landwirtschaft als Knecht und Hofpächter tätig. Somit war eigentlich klar, dass er sich Publid nie und nimmer leisten konnte – vielleicht sah er auch einfach nur die Gelegenheit ein Geschäft zu machen. Bereits im Folgejahr war er den Hof nämlich wieder los. Am 13. August 1937 verkaufte er den Hof an die Eheleute Alfons Dorfmann und Josefine Kircher. In den im Grundbuch aufliegenden Akten ist nicht verzeichnet, wie hoch dabei der Kaufpreis war. Es wurde lediglich verzeichnet, dass die Eheleute dem Josef Fink nur einen Teil des Kaufpreises sofort bezahlten und fürs Erste 6.000 Lire schuldig blieben.167
Am 28. März 1938 starb der Porzer Vater Vinzenz im Alter von 42 Jahren im Spital in Kastelruth an einer Lungenentzündung. Die junge Witwe Maria zog mit den drei kleinen Söhnen für ein/zwei Jahre in ihr Elternhaus zu Maleng in St. Vigil. In der Zwischenzeit verpachtete sie den Hof an den bereits zuvor genannten Josef. Dies klappte jedoch nicht wie gewünscht, sodass Maria 1939/40 wieder zurückzog. Als Knecht wurde der Pfleger
Natz
(Ignaz
Mulser) verpflichtet, ein Cousin
des
ver-
storbenen Vinzenz. Dieser konnte dadurch später lange Zeit der Einberufung
zum
Militär entgehen und blieb auch nach dem Krieg noch einige Jahre am Hof. Paul, Thomas und Zenz zu Maleng 1938/39.168
167 168
Vgl: Grundbuch Kastelruth im Grunbuchamt Bozen, Tagebuchzahlen 1937/830 und 1938/620. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
214
Die Option
Schlagzeile der Alpenzeitung vom 22. Oktober 1939.169 Am 21. Oktober 1939 schlossen Hitler und Mussolini ein Abkommen zur Umsiedlung der deutschen und ladinischen Bevölkerung in Südtirol. Den etwa 250.000 deutschen Südtirolern wurde die Option für Deutschland nahegelegt. Wer in Italien verbleiben wollte, musste die Italianisierung mit Aufgabe von Kultur und Muttersprache in Kauf nehmen.
Nicht zuletzt durch ein von deutschen Stellen gestreutes Gerücht, dass die Dableiber allesamt nach Sizilien verfrachtet würden, optierten bis zum Stichtag am 31.12.1939 rund 85% für Deutschland. Erst kurz vor Ablauf des Stichtages wurde dieses Gerücht von den italienischen Stellen dementiert, da diese keine totale Auswanderung sondern lediglich eine Majorisierung der ansässigen Bevölkerung erreichen wollte.
Ein neues römisches Abkommen zur Frage der Auswanderung der Volksdeutschen
169
Alpenzeitung, 22. Oktober 1939, S. 1.
215
Unterzeichnung durch Buffarini und Himmler – Jene Oberetscher, welche sich für die Beibehaltung der italienischen Staatsbürgerschaft entscheiden, dürfen im Oberetsch bleiben – Wer den gelblichroten Zettel unterzeichnet und einreicht, der muß auswandern.170 Doch da war es bereits zu spät, viele hatten bereits für die Auswanderung gestimmt. In Kastelruth lag – wie in den meisten ländlichen Gebieten – der Prozentsatz der für die Auswanderung Stimmenden noch höher. Bis 1943 sollen dabei effektiv 1.039 Bürger aus der Gemeinde ausgewandert sein.
Jene, die für die Auswanderung gestimmt hatten, erhielten im Laufe des Jahres 1940 eine Bestätigung, aus der ihr Verzicht auf die italienische Staatsbürgerschaft hervorging. Weiters gab es gegen Vorlage von drei Fotografien einen Spezialpass und die Berechtigung bis zur Staatsgrenze gratis zu reisen.
Da bei allen, die Grund und Boden oder sonstigen Besitz hatten, dieser erst penibel erfasst und geschätzt werden musste, gab es für die Behörden viel zu tun.
Weitaus einfacher gestaltete sich die Umsiedlung der Besitzlosen, weswegen auch bei ihnen begonnen wurde. Einer von ihnen war Michael Fink171, der am Messner Hof seiner Schwester Anna als landwirtschaftlicher Arbeiter tätig war. Er verstarb jedoch kurz nach Erhalt seiner Ausreisepapiere 59-jährig am 1.2.1940, wobei unklar ist, wo er sich zu diesem Zeitpunkt aufhielt.
Seine Schwester, Maria Fink, befand sich schon seit längerer Zeit im Reich. Sie lebte bei den Schwestern der Heimsuchung Mariens in Hall in Tirol (als Schwester Climaka) Deswegen schrieb die ADERST (Amtliche Deutsche und Rückwandererstelle), dass sie keinen Pass benötige.
170 171
Volksbote, 28. Dezember 1939, S. 3. Foto aus der Optionsakte von Michael Fink im Staatsarchiv Bozen.
216
Die andere Schwester, Thres Fink, die 1925 Josef Mulser geheiratet hatte, wohnte bei der Alpenrose (Seis N. 110) und sie besaßen zusammen auch ein kleines Stück Land. Die Schätzung, die erst Ende 1942 durchgeführt wurde ergab einen Wert von 68.376,41 Lire für die Wiese (diese lag in etwa da, wo sich heute das Schwimmbad befindet) und 147.854 Lire für das Haus.
Neben den Besitzlosen, die oft schon gleich 1940 ausgewandert sind, wurden ab Mitte 1941 vorwiegend junge wehrpflichtige Männer ausgesiedelt, die dann meistens direkt in den Vernichtungskrieg in den Osten geschickt wurden. Dies wurde auch den folgenden drei Doaswaldern zum Verhängnis:
Von links: Michael Mulser, Josef Marmsoler und Anton Marmsoler.172 Der Pflegersohn Michael Mulser, ein 1914 geborener Cousin der Porzer Mutter, war bereits 1936/37 beim italienischen Militär gewesen und war vor dem Krieg als landwirtschaftlicher Arbeiter in Völs wohnhaft. Mit 25.7.1941 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft und siedelte 1943 um. Am 7.9.1944 fiel er in Brosteni/Rumänien.
Von den Unterporzer Nachbarn blieben zwei Söhne, Anton und Josef in Stalingrad. Sie waren schon Anfang 1942 ausgewandert und galten seit Ende 1942 als vermisst. Von Anton kam viele Jahre später die Meldung, dass er gefallen war, sein Name ist heute auf dem Sammelfriedhof in Rossoschka verzeichnet.
172
Fotos aus den jeweiligen Optionsakten im Staatsarchiv Bozen.
217
Der jüngste Sohn der Pfleger, Ignaz Mulser173 (geb. 11.12.1917) leistete 1939 gerade in Bologna beim 35. Infanterie-Regiment seinen Wehrdienst und optierte schon einige Zeit vor Ende der Frist für Deutschland, um aus dem Militärdienst freizukommen.
In
der
Folge
wurde
sein
Sonderpass zur Ausreise an die ADERST-Stelle von Brixen übermittelt, ist dabei aber in Verlust geraten. Aus diesem Grund schrieb am 12. April 1943 der Leiter der Brixner Stelle an das italienische Kommissariat und ersuchte diese um die Zustellung eines Duplikates, damit der Personalvorgang wieder ergänzt werden könne. Ignaz war zu diesem Zeitpunkt bereits zu Oberporz wohnhaft, wo er als Knecht arbeitete. In der Folgezeit sprach die Porzer Mutter Maria Plunger öfters in Bozen vor und konnte so immer wieder erreichen, dass Ignaz nicht eingezogen wurde, da er auf dem Hof unabkömmlich war. Irgendwann nutzte jedoch auch das nicht mehr und gegen Kriegsende wurde er schließlich eingezogen. Nachdem ihm die Porzer Mutter einmal ein Päckchen schickte, verfasste er einen Dankesbrief. Dieser kam zusammen mit der ganzen Post einmal die Woche ins Widum, und dort holte ihn Maria nach der Sonntagsmesse ab. Auf dem Weg hinunter nach Porz, den sie zusammen mit der Latscher Rosa (Rosa Mauroner, spätere Platzgurterin) ging, begann sie den Brief vorzulesen. Diese begann alsbald so laut zu lachen, dass man sie wohl noch am gegenüberliegenden Ritten gehört haben muss. Ignaz, der in der Schule nie Deutsch gelernt hatte, hatte auf den Umschlag folgende Adresse geschrieben: Frau Öberpurtz, San Ospalt. Im Brief hieß es weiter: Das Paket isch lei aso gnf gewesen und die Koscht isch lei aso mitterli. Aber weil mer im sechsten Kriegssein sein, miasn mer lei zufriedn sein!
Die Optionsakte der Oberporzer wurde indes 1946 vom Bevollmächtigten Wilhelm Quinz abgeholt. In den Nachkriegsjahren wurde die Akte einmal zu Porz gesichtet. Darin hatte die Wertfestsetzungskommission penibel jeden Baum, ja gar jede Schaufel und
173
Foto aus der Optionsakte von Ignaz Mulser.
218
jeden Pickel des Hofes verzeichnet – es wurde ja behauptet, dass man später draussen genau dasselbe bekommen würde. Heute ist die Akte jedoch verschollen.
Die Porzer Mutter Maria wusste sich im Herbst 1939 nicht recht zu helfen, als alle schrien „ausn ausn!“ Der Taufpate der Kinder, der Plankl Paul, war hingegen ein Dableiber und riet ihr ebenfalls zu bleiben. Hin und hergerissen ging sie schließlich am letzten möglichen Tag, zu Silvester 1939 ins Dorf und optierte fürs Auswandern.
Die einzige verwandte Person von der wir sicher wissen, dass sie nicht optiert hat, war Anna Plunger. Da nur die Akten der Optanten gesammelt wurden, weiß man in vielen Fällen nicht genau, ob die betreffende Person fürs Dableiben gestimmt hatte oder ob der Akt einfach nicht mehr auffindbar ist. Anna Plunger hingegen hatte zuerst für Deutschland optiert, ihre Entscheidung dann aber im letzten Moment am Silvestertag 1939 zurückgezogen. So wurde in ihr Optionsakt mit einem Stempel versehen: ha dichiarato di recedere alla domanda. Ihr Ehemann (sie heirateten 1941) Georg Jörgl Marmsoler hatte für Deutschland optiert, konnte aber als Fortschöller Pächter dableiben. Da er seit seiner Militärzeit, wo er als Meldereiter bei Neapel im Einsatz war, nach einer Mittelohrentzündung ziemlich schwerhörig war, musste Jörgl auch nicht in den Krieg ziehen.174
174
Kramer, Hans: Kastelruth in den Jahrzehnten vor 1914, Wien 1960, S. 545. Optionsakten im Staatsarchiv Bozen: Michael Fink, Maria Fink, Anton Marmsoler, Josef Marmsoler, Ignaz Mulser, Josef Mulser, Michael Mulser, Anna Plunger, Theresia Planer. Gräbersuche online auf www.volksbund.de. Sterbebild Michael Mulser auf http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/88627. Interview mit Vinzenz Fink. Interview mit Ingrid Marmsoler.
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Die 1940er Jahre
Am 7. April 1940 gab es in Kastelruth hohen geistlichen Besuch aus Trient. Als die Erzdiözese Trient 1818 vergrößert wurde, kamen neben der Valsugana, Meran und dem Vinschgau auch die Dekanate Klausen und Kastelruth hinzu. Bis 1964 gehörte Kastelruth somit kirchlich zu Trient. 1939 wurde der von Brez am Nonsberg stammende Oreste Rauzi zum Weihbischof geweiht. Dank seiner sehr guten Deutschkenntnisse betreute er neben seiner Professur am Priesterseminar in Trient auch den deutschsprechenden Anteil der Diözese. Oft war er dabei zu Pferd unterwegs, da viele entlegene Gemeinden nur sehr schwer erreichbar waren. Deswegen wurden bei den seltenen Visiten immer gleich mehrere Jahrgänge zugleich gefirmt. Aus dem Grund der beginnenden Umsiedlung wurden im Frühjahr 1940 besonders viele Kinder gefirmt, unter ihnen auch Zenz im zarten Alter von 3 ein halb Jahren und Bruder Paul, der immerhin schon 5 Jahre alt war. Als Paten fungierten zwei Cousins der Eltern: Platzer Flor (Silbernagl; Cousin des Vaters) für Paul und Pfleger Flor (ebenfalls Mulser, Cousin der Mutter und späterer Untermalider) für Vinzenz. Die Firmung erfolgte in Windeseile: Um 15 Uhr firmte der Weihbischof in Kastelruth insgesamt 330 Kinder und bereits um 17 Uhr war er in Völs bei der nächsten Massenfirmung.175
Wenige Wochen später starb 85-jährig Maria Mulser Wwe. Fink am 15. Juni 1940 um 4 Uhr morgens. Als Todesursache wurde marasma senile ausgemacht was so viel wie Altersschwäche bedeutet und zu der damaligen Zeit häufig als Überbegriff bei altersbedingten Erkrankungen diente. Als ihr baldiger Tod absehbar wurde, kam der Kurat Alfons Sanoll zum Versehen zum Hof herunter, wo im Krankenzimmer inzwischen
175
Pfarrarchiv Kastelruth, Einträge 8/1935 und 54/1936 im Taufbuch. Kramer, Hans: Kastelruth in den Jahrzehnten vor 1914. Musikkapelle Kastelruth (Hrsg.): 200 Jahre Musikkapelle Kastelruth, S. 120. http://www.comune.brez.tn.it/index.php?idpag=24&id=582 http://www.google.it/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&ved=0CEEQFjAC&url=http%3A %2F%2Fwww.webdiocesi.chiesacattolica.it%2Fcci_new%2FPagineDiocesi%2FAllegatiArt%2F207%255 CNOTIZIE%2520STORICHE%2520TED.doc&ei=ufKUtDKEajZygOH1oDQBQ&usg=AFQjCNGV4mvYEYRYcXukTTJfr3fw_1nAlQ&sig2=rxjuVONkfP mt6Oq2VLrB8A&bvm=bv.58187178,d.bGQ.
220
ein Hausaltar aufgebaut wurde. Dieser bestand aus einem Kreuz, zwei Leuchtern, einer Weihwasserschale und einem Becher aus Bauernsilber, einem Bild und darunter ein besticktes Leinentuch. Sodann wurde Maria die Letzte Ölung verabreicht. Es ist nicht überliefert, ob der Kurat nur diese Krankensalbung durchführte oder ob er bis zum Ableben bei Maria blieb. Es wurde nämlich großer Wert auf das Seel aussegnen des Priesters gelegt, wobei dieser bis zum Eintreten des Todes mit den am Sterbebett versammelte Familienmitgliedern gemeinsam betete.
Danach wurde die Leiche auf zwei Bretter unter dem Hergottswinkel in der Stube gelegt und man deckte sie mit einem Leintuch zu. An der
Fußseite
stellte
man
eine
Weihwasserschale und zwei brennende Kerzen auf, der Raum wurde verdunkelt und die Uhr abgestellt. Erst nach dem letzten Beten am Vortag vor der Beerdigung wurde die Tote in den Sarg gelegt. Ein Familienmitglied ging inzwischen zu den Messnern in St. Oswald und ins Dorf, damit diese das Zinglöggl, die jeweils kleinste Glocke im Kirchturm läuteten und so die Bevölkerung in Kenntnis setzen. Zusätzlich wurde ein Hoasn Kirchngianer beauftragt,
alle
Verwandten,
Paten
und
Nachbarn vom Tod zu informieren, damit sie zum Begräbnis kamen. Als Lohn bekam dieser in jedem Haus zwei Schüttelbrote. Sterbebild der Maria Fink geb. Mulser.176
176
Bild aus dem Archiv des Verfassers.
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Am 17. Juni startete der Leichenzug in St. Oswald schon vor 6 Uhr. Der nächste Nachbar ging mit dem Licht voraus, gefolgt von den Kindern Theresia, Josef und Maria und den Kranzträgern. Ein weiterer Nachbar führte den Sarg hinauf durch das Beastol. Nach der ersten Rast bei der Moises-Kapelle zu Beginn des Laranzer Waldes hörten die Glocken der Oswalder Kirche auf zu läuten. Diese hatten Maria aus der Fraktion verabschiedet. Die zweite Totenrast wurde bei einem Kreuz mitten im Wald gemacht, an der sagenumwobenen Stelle, wo mehrere Legenden davon berichten wie Särge über die Wand neben dem Fuhrweg hinuntergestürzt sein sollen. Während des gesamten Weges wurde mit einem Vorbeter der Seelenrosenkranz gebetet. Nach einer dritten Rast bei einem Bildstock auf Telfen und einer vierten am Ploier-Kirchl, erreichte der Zug schließlich unter Glockengeläut die Pfarrkirche von Kastelruth, wo bereits um halb acht Uhr die kirchliche Trauerfeier begann. Diese dauerte knapp zwei Stunden, danach gab es in einem umliegenden Gasthaus das Totenmahl, eine Nudelsuppe mit Rindfleisch.177
Das Porzermoidele (Maria Fink) ging nach dem Tode der Mutter für gut zehn Jahre in den Dienst nach Tagusens (Tschangitten-Hof). In der Zeit kam sie nur einmal im Jahr, meist im Winter, für ein paar Tage nach Oberporz herüber. Nach 1950 quartierte sie sich schließlich bei ihrer Schwester Theresia im Schulhaus ein. Die ebenerdige Wohnung bestand im Wesentlichen aus drei Zimmern: Küche, Stube und Schlafzimmer, wobei auf der Seite, wo das Schulhaus zum Hang hin gebaut war, der nackte Fels die Zimmer begrenzte. In einem schneereichen Winter wurde das Dach vom Weberle eingedrückt und einstweilen nicht repariert, da man zu Oberporz auch nicht unbedingt erreichen wollte, dass sich dann das Moidele wieder unten einquartiert. Schließlich meinte diese bei einer Gelegenheit zu Paul: tiat lei eppes wegnen Doch, i gea nimmer oi. In der Tat blieben sie und Theresia, die beide fast 90 Jahre alt wurden, bis kurz vor ihrem Tod im Schulhaus wohnen.178
177
Vgl: Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 85 – 87; Pfarrei Kastelruth: Eintrag 21/1940 im Sterbebuch. 178 Vgl.: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink; Interview mit Gottfried Planer.
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Nach dem Ausbruch des 2. Weltkriegs verlangsamte sich auch die Umsiedlung der Optanten. Da als erste hauptsächlich „besitzlose“, also unselbständig Erwerbstätige ausgesiedelt wurden, blieben die Porzer wie fast alle Bauern an Ort und Stelle. Als sich 1941/42 abzeichnete, dass die Umsiedlung gänzlich zum Erliegen kam, beschlossen die Oswalder eine Stromleitung zu ihrem Weiler legen zu lassen. In Folge wollte die Porzer Mutter auch Oberporz ans Stromnetz anbinden. Um die Kosten zu senken, plante sie, sich mit dem Unterporzer und dem Latscher zusammentun, diese lehnten jedoch ab. Der alte Unterporzer Bauer Georg Marmsoler war nämlich der Meinung: wenn olle Hittn zommgheng sein, nor geat die Welt unter. So kam es, dass es zu Unterporz bis 1988 keinen Strom gab! Der Latscher Hof hingegen wurde hingegen 1946 an das Stromnetz angeschlossen, als der Latscher Sepp (Josef Mauroner) vom Krieg heimkehrte. Da mit dem Fortschreiten des Krieges der Preis für Petroleum stark anstieg, beschloss die Porzer Mutter Ende 1942 alleine die Leitung legen zu lassen, glücklicherweise war der Sohn des Taufpaten der drei Kinder, der Plankl Zenz, von Beruf Elektriker, sodass es nicht ganz so teuer war.179
Elektrisches Licht. S. Osvaldo bei Castelrotto. 25. Jänner. Endlich ist es uns geglückt, das „Elektrische“ zu bekommen. Ja, es hat aber auch viel Arbeit gekostet, den Strom von soweit her zu bringen. Zu verdanken haben wir es hauptsächlich unserem eifrigen Betriebsleiter Herrn Alfons Lavatelli, der seine ganze Energie einsetzte, um das Werk zustande zu bringen. Ihm sei hiemit der erste Dank ausgesprochen. Aber auch die Arbeiter hatten kein Leichtes. Bei 17 Grad Kälte und brausendem Wind auf hohen Masten herumhantieren, ist wahrlich keine beneidenswerte Arbeit. Ihnen gilt der nächste Dank.180
179 180
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. aus: Dolomiten, 28. Jänner 1942, S. 4.
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Am 2. Mai 1942 kaufte Josef Fink von Josef Marmsoler um 15.000 Lire das Höfl Mair auf Schönegg (links von Süden her gesehen)181. Dieses bestand aus einem Haus in eher schlechtem Zustand und gut zwei Hektar Grund. Der Vertrag war ein innerdeutscher, da sowohl Käufer als auch Verkäufer bei der Option fürs Auswandern gestimmt hatten – Josef Fink (rechts im Bild)182 wurde am 4. August 1941 ins Deutsche Reich eingebürgert. Aus diesem Grund konnte der Grundbuchstand nicht unmittelbar aktualisiert werden, da ja die Option eigentlich vorsah, dass man in Folge der Auswanderung Grund und Boden in Südtirol zurückließ. So musste Josef den Rechtsweg einschlagen, um den Kauf ordnungsgemäß ins Grundbuch eintragen lassen zu können. Zuerst wurde in einem Schiedsvertrag im Spätherbst 1944 festgestellt, dass der Kauf getätigt worden war und auch das Eigentum an Josef Fink übergegangen war, der nun die Kosten des Verfahrens von 300 Lire tragen musste. Durch das Urteil von Einzelrichter Dr. Walther Lutz und einer weiteren Gebühr von 48 Lire wurde der Akt schließlich im September 1945 geschlossen und Josef Fink im Grundbuch als Eigentümer eingetragen.183
Moar auf Schönegg von Norden: Im Vordergrund Schwarzplentenhöckerchen und dahinter die damals höchstgelegene Rebzeile der Gemeinde.184
181
Bild aus: Kulturgüter in Südtirol im Südtiroler Bürgernetz: http://www.provinz.bz.it/katalogkulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=27307. 182 Bild aus: Einbürgerungsurkunde von Josef Fink ins Deutsche Reich, ausgestellt in Innsbruck am 4.8.1941, Staatsarchiv Bozen. 183 Grundbuch Kastelruth 1945 T.Zl. 505 im Grundbuchamt Bozen. 184 Bild aus: Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 41.
224
Während des Krieges dienten die Felsen beim Wasserfall hinter dem Weberle ab 1943 als Luftschutzbunker. Mit einem dicken Blech und weiteren Schutzmaßnahmen vor dem Wasser, die großteils der Döscher installiert hatte, konnte man sich unterstellen und wurde gleichzeitig nicht nass. Generell hatte man sich aber nicht besonders um die Bombardierungen gekümmert, auch wenn die Eisenbahnbrücke über den Eisack vor Kollmann und der Bahnhof von Atzwang einige Male im Visier der Angriffe waren und z.B. bei der Oswalder Kirche die Fensterscheiben infolge des Luftdrucks zu Bruch gingen. Zu Fortschöll und zu Madrungl waren die größten Schäden zu beklagen, diese entstanden, als die für die Kollmanner Eisenbahnbrücke gedachten Bomben zu früh abgeworfen wurden. Das Haus von Fortschöll erlitt einen Volltreffer, einmal sollen auch Grasbüschel sogar bis Unterporz hinunter geflogen sein. Einmal flog der Pippo genannte Aufklärungsflieger der Amerikaner ganz tief über Atzwang herein und so knapp über den Oberporzer Hof, dass die Buben, die auf dem Solder an der Hauswand standen meinten, er würde wohl das Dach mitnehmen.185
Ende April 1944 erkrankte Thomas schwer. Der herbeigerufene Gemeindearzt Fontana untersuchte den Buben und zog an einer Spritze etwas Flüssigkeit aus seinem Rücken, welche er ins Feuer spritzte. Daraufhin stellte er die Diagnose: Hirnhautentzündung. Auf einer Bahre wurde Thomas am 22. April durch das Beastol hinauf ins Kastelruther Spital getragen. Die Klosterfrauen legten ihn in einer kleinen fensterlosen Kammer, die auch Sterbekammer genannt wurde, ab. Dies kam dem Taufpaten der Porzer Kinder, dem Plankl Paul, zu Ohren. Er sorgte dafür, dass Thomas in ein ordentliches Zimmer verlegt wurde, wo er sich endlich, auch dank der guten Betreuung durch den Gemeindearzt, wieder erholte. Schließlich konnte er am 9. Mai nach 18 Tagen wieder nach Hause gehen. Für den Aufenthalt wurden der Porzer Mutter 720 Lire in Rechnung gestellt, abzüglich der von ihr gebrachten Lebensmittel (17 Lire) waren es 703 Lire. Die 2% Steuern „Bollo“ 14,06 wurden auf 3% aufgerundet, auf der Rechnung klebten Marken von 21,10 Lire.186
185
Vgl: Interview mit Vinzenz Fink. Vgl: Interview mit Vinzenz Fink; Rechnung N.37/44, ausgestellt von der Spitalverwaltung Kastelruth am 10. Mai 1944. 186
225
Bei der Option hatte Theresia Planer für sich und ihre 7 Kinder Giuseppina, Giuseppe, Matilde, Antonio, Goffredo, Teresa und Osvaldo fürs Auswandern optiert. Da die ältesten beiden Kinder schon 14 Jahre alt waren, musste für sie ein eigener Zettel ausgefüllt werden und um einen eigenen Pass angesucht werden. Demnach war Josefa als serva agricola und ihr Bruder als domestico agrario tätig.
Passfotos von Josef, Theresa und Josefa Planer.187 Der 1925 geborene Josef hatte verschiedene Beschwerden, u.a. mit seinem Knie. Deshalb musste er – als sein Jahrgang einberufen wurde – nicht in den Krieg ziehen sondern wurde vom Gemeindenazi, dem Nikolaus Putzer (Treff), zum Dienst zum Singer Hof in St. Valentin beordert. Die Bäuerin wollte ihn aber nicht und schickte ihn wieder heim. Nun wurde er nach Tagusens geschickt, wo er zuerst beim Stefaner, dann beim Platzer half. Doch auch hier wurde er schließlich wieder weggeschickt. Diese wollten nämlich erreichen, dass ein eigener Sohn als unentbehrliche Arbeitskraft am Hof bleiben konnte und so vom Kriegsdienst verschont bleiben würde. Inzwischen war die älteste Tochter Josefa quasi aus heiterem Himmel Anfang 1944 an einer Angina verstorben. Als Mutter Theresia ins Gemeindeamt gerufen wurde, fiel ihr auf, dass anstelle der Tochter der Name von Josef als Toter eingetragen war. Ob sie dies richtigstellen wollte oder es wohlweislich verschwiegen hat ist nicht bekannt, auf jeden Fall galt Josef offiziell als tot und bekam in Folge auch keine Lebensmittelkarten zugeteilt. Dafür musste er aber nie einrücken. Sein Bruder Anton hingegen musste beim SOD (Südtiroler Ordnungsdienst) Dienst tun und Bahnhöfe usw. bewachen.188
187 188
Optionsakte von Theresia Fink Wwe. Planer im Staatsarchiv Bozen. Quellen für dieses Kapitel: Interviews mit Vinzenz Fink und Gottfried Planer.
226
Der Pfleger Sepp (Josef Mulser, Bruder des Pfleger Natz) hatte in den 1940ern öfters Fallen aufgestellt, um Dachse zu fangen, die eine Vorliebe für Weimer hatten. Als er die Fallen kontrollierte, fand er einen Fuchs, den er erschlug und Zenz zum Heimtragen gab. Dieser fasste ihn um den Hals. Da er noch klein war, ging der Schwanz am Boden an. Plötzlich bewegte sich der Fuchs und Zenz bekam Angst, dass dieser ihm doch noch entkommen würde und der Pfleger daraufhin wütend werden würde. So drückte Zenz den Hals des Fuchses ganz fest zusammen und hinterher hieß es, er hätte den Fuchs mit seinen bloßen Händen erwürgt. Auch die Porzer Mutter hatte öfters Dachsfallen gestellt. Diese haben sich vornehmlich, wenn sie einmal in die Falle gegangen waren, mit dem Kopf eingegraben, sodass man sie von hinten herausziehen musste, um sie mit einem Schlag zu erschlagen. Wenn dieser daneben ging, dann konnte der Dachs leicht entkommen. Dachse waren damals vor allem wegen dem Fell begehrt, das Fleisch selber stank etwas nach Dachs, aber früher aß man es trotzdem. So wurde das Fleisch zuerst eine Weile zum ausstinken nach Unterporz in die Kalten Löcher gebracht und eine Weile ins Wasser gelegt und dann schließlich verkocht.189
Aus dem Volksboten von 1948: St. Oswald bei Kastelruth. (Ehrung – Renovierung) Am 16. April, dem Vorabend des Namensfestes unseres Seelsorgers hochw. Rudolf Psaier, [im Bild190 *1881 Villnöss +1968; Kurat in St. Oswald von 1943–1960 Anm.d.V.] brachte ihm die Ortsmusik ein Ständchen.
Die
Mitglieder
der
Drittordensgemeinde
beteten für den Seelsorger in der Kirche einen Rosenkranz und die Schulkinder führten zu Ehren des Herrn Kuraten unter Leitung des Frl. Lehrerin Pöll recht gut ein kleines Theaterstück auf. Möge unser Seelsorger noch recht lange in unserer Mitte wirken! – den sogenannten Moses-Bildstock ließ ein Nachbarbauer auf seine Kosten erneuern. Die
189 190
Vgl: Interview mit Vinzenz Fink. Bild von http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/97113/search/86494.
227
Renovierung führte Kunstmaler Oskar Wiedenhofer in vorzüglicher Weise durch, so daß der Bildstock jetzt eine Zierde des Ortes bildet.191
Nach dem Krieg gingen die Planer Söhne Anton und Gottfried in die Lehre. Gottfried kam bei seinem Cousin, dem Madrungl Hans (Johann Trocker) unter. Dieser hatte beim Felderer in St. Vigil eine Tischlerwerkstatt. Bruder Anton hatte bereits ein Jahr zuvor mit dem Erlernen des Rodererhandwerks (Rädermacher) in Seis begonnen. Die Arbeitszeiten waren damals noch viel länger als heute, zehn Stunden pro Tag waren normal. Auch am Samstag wurde bis 19 Uhr gearbeitet und danach mussten immer die Lehrbuben die Werkstatt aufräumen. Unter der Woche waren die beiden Lehrlinge bei ihren Arbeitgebern untergebracht, am Samstagabend gingen sie aber immer nach St. Oswald zu ihrer Mutter. Üblicherweise holte dabei Tonl den Gottfried gegen 9 Uhr abends ab, so auch an einem Samstag im Jänner. Damals führte der Steig zwischen dem Haus und dem Stall des Hofes Mair auf Schönegg hindurch. Als die zwei vorbeikamen, war ihr Onkel Josef Fink gerade beim Schnapsbrennen. Er lud sie ein, in der Küche das eben Gebrannte zu probieren und schenkte beiden einen Schnaps auf. Während Tonl nur wenig trank, schmeckte dem Gottfried der Schnaps recht gut und er schenkte sich als bald selber aus dem Kessel auf dem Herd nach…
Am nächsten Tag wachte Gottfried im Stall hinter den zwei Kühen im Mist auf und konnte sich nicht so recht erklären, wo er war. Wie er später herausfand, hatte er am Abend zuvor mit zunehmender Trunkenheit zu randalieren begonnen und auch einige Gläser zu Boden geworfen. Daraufhin haben ihn sein Onkel und Bruder kurzerhand in den Stall gesperrt, wo er seinen Rausch auch prompt ausschlief.192
191 192
Vgl: Volksbote vom 29.4.1948, S. 5. Vgl: Interview mit Gottfried Planer.
228
1950er Jahre
Die drei Porzersöhne Anfang der 1950er Jahre (noch ohne Autobahn im Tal).193 Im Herbst 1950 kam Thomas ins Johanneum in Dorf Tirol. Da das viel näher gelegene Vinzentinum zur Diözese Brixen gehörte, gingen bis 1964 alle Studenten aus dem deutschsprachigen Anteil der Diözese Trient ins Johanneum. Dessen vorrangiges Ziel war die Förderung von geistlichen Berufen, in der Nachkriegszeit ging jedoch die Zahl derer, die sich nach dem Johanneum ins Priesterseminar in Trient einschrieben, von Jahr zu Jahr zurück. Für Unterkunft und Verpflegung waren anfangs 5.000 Lire pro Monat fällig, dazu kamen 600 Lire für Schulgeld und Unterrichtsmaterialien. In der heutigen Zeit entspricht dies knapp 100 Euro und wäre nicht viel Geld. Damals aber, als die Landwirtschaft noch als Selbstversorgerwirtschaft betrieben wurde, hatten viele Bauern nur wenig Bargeld, das meist aus dem Verkauf von Butter und Eiern stammte.
193
Bild aus dem Archiv des Verfassers.
229
Um Thomas das Studium zu finanzieren, spendeten fast alle der Fraktion regelmäßig. Größere Beiträge kamen dabei vom Kuraten in Atzwang, „Sigmundskron“, „Weiber Spende“ und vom „Landesausschuß“. So konnte Thomas all die Jahre im Johanneum bis zur Matura 1958 zur Schule gehen. Der Tagesablauf im Seminar war streng geregelt: Um 5 Uhr früh läutete die Glocke zum allgemeinen Aufstehen. Nach dem Waschen ging es zur Messe. Danach 1¼ Stunde Studium und daraufhin Frühstück. Nach dem Frühstück begann die Schule, die vormittags vier Schulstunden umfasste und dreimal die Woche auch am Nachmittag zwei Stunden. Um vier Uhr gab es die Marende mit anschließendem Spaziergang. Nach ein bißchen Freizeit musste man in 1 ¾ Stunde Studium die Aufgaben machen. Darauf folgte das Abendessen und nochmals kurz Freizeit, bevor es zum Rosenkranz und anschließend ins Bett ging. Zu Beginn des Schuljahres tat sich Thomas schwer, zog aber rasch mit den anderen Klassenkameraden gleich. Nach Ende des 2. Bimesters schickte er seine Noten nach Hause: Betragen im Haus und in der Schule je 10, Fleiß 10, Religion 10. Deutsch, Latein und Geschichte 8, Geographie 9. Singen und Turnen 7 und in Italienisch und Mathematik eine 6.194
Am 12. Oktober 1950 wurde der letzte Plent des Jahres gedroschen.195
1951: Die ehemalige Lehrerin von St. Oswald, Rosa Pöll verh. Klotz berichtete Thomas in einem Brief, dass sie Mutter einer kleinen Eva geworden war.196
194
Vgl: Briefe von Thomas Fink an Maria Plunger Witwe Fink vom 23.10.1950 und 4.2.1951; Handschriftliche Notizen von unbekannt mit den einzelnen Spendern; verschiedene Rechnungen des Erzb. Seminars „Johanneum“ in Dorf Tirol, 1950 – 1954; tabella rivalutazione monetaria: http://www.oppo.it/tabelle/riv-lira-dal1861.html. 195 Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Oktober 1950. 196 Vgl: Brief von Klotz Pöll Rosa an Thomas Fink, 3. Dezember 1951.
230
Am 24. Feber 1951 fiel ½ Schuh Schnee, was aber nichts gegen die Ereignisse von zwei Wochen vorher war: Am 12. und 13. gab es einen starken Sturm und viel Regen. Überall flossen Bäche hinunter, der Weberle Bach war so groß wie seit Menschengedenken nicht mehr. Am 13. abends kam die Unterporzerin Sabine Wenter herauf, da sie sich unten vor dem Wetter und vielen Wasser fürchtete. In Kastelruth hatte es gut einen Meter Schnee. Viele Bauern gingen auf die Alm, um dort den Schnee von den Dächern zu schöpfen. Der Schnee reichte Augenzeugenberichten zufolge den Menschen bis zum Kopf, sodass ein Weiterkommen ohne Skier gänzlich unmöglich war. Der Februar 1951 war in Völs am Schlern mit 108 mm Niederschlag der feuchteste Februar in der ganzen Geschichte der dortigen Wetteraufzeichnungen.197
Anfang März 1951 schickte die Porzer Mutter neben den üblichen Grüßen auch einen von den Unterporzern, besonders von der Rosl aufn Ofen.198
Am 26. September 1951 kamen alle Schafe von der Alm zurück. Gewimmt wurde am 22. und am 29. September.199
Ende September 1951 gab es eine Hochzeit zu Lafogl, mit 38 Gästen, einigen Musikanten und 11 Masgerer. Diese spielten, wie damals bei Hochzeiten üblich, Episoden aus dem Leben der Brautleute nach. Die Porzer blieben bis 10 Uhr abends.200
Im Herbst 1951 wütete in Südtirol die Maul- und Klauenseuche. Fälle waren aus 33 Gemeinden bekannt. In Kastelruth traf es St. Michael, das Dorf, Tagusens und einige Höfe in St. Valentin.201 197
Der Feber 2014 hat die bisherige Rekordmarke übertroffen. Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, März 1951; Monatliche und jährliche Niederschlagsmengen in Völs am Schlern, 1924 – 2013 http://www.provinz.bz.it/wetter/download/7560-PS-FiealloSciliar-VoelsamSchlern.pdf. 198 Vgl: ebenda. 199 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Oktober 1951. 200 Vgl: ebenda.
231
Ende November 1951 kam im Dorf die Nachricht an, dass der Porzer Tonl (Anton Marmsoler) gefallen sei. Bis dahin hatte er als vermisst gegolten.202
Im Jänner 1952 stellte Zenz beim großen Acker unten 6 zualafate Latze auf, um Hasen zu fangen. Er staunte nicht schlecht, als sich darin plötzlich ein Fuchs befand. Normalerweise konnten Füchse, die in diese Falle gingen, den Draht durchbeißen und mitsamt der Falle fliehen. Dieser jedoch war mit dem Draht zu einer Kranewittstaude hingekommen und kam so nicht mehr aus. Zenz gab den Fuchs daraufhin dem Latscher Sepp (Josef Mauroner), der ihm 500 Lire für das Fell bezahlte.203
Im Mai 1952 besuchten Zenz und Nandl Thomas in Dorf Tirol. In Meran fuhr ihnen der Zug vor der Nase weg. Deswegen gingen sie die Landstraße entlang und versuchten dort vergeblich, ein Auto aufzuhalten. So kamen sie nach Lana und fuhren von dort mit der Tram nach Burgstall und erreichten von hier mit dem Zug Bozen, wo sie um halb 10 Uhr nachts eintrafen. Hier hatten sie Glück und der Lamplwirt von Kastelruth nahm sie mit bis zur Haltestelle, sodass Zenz schließlich um ½ 12 Uhr heimkam.204
Am 28. Mai 1952 wurde mit dem Heumähen begonnen.205
201
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, November 1951. Vgl: ebenda. 203 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Februar 1952; Interview mit Vinzenz Fink. 204 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Mai 1952; Interview mit Vinzenz Fink. 205 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Mai 1952. 202
232
Am 2. Juni 1953 schneite es zu Porz einen halben Schuh, so viel, wie den ganzen Winter nicht. Auf St. Valentin wurde 1 Schuh Schnee gemessen. Mit Schuh war aber nicht die Länge eines Fußes gemeint, sondern die Höhe des Schuhs (damals hatte man viel höhere und genagelte Schuhe an). Selbst in Bozen hatte es an dem Tag nur 3 Grad Plus. Der Latscher Florian (Florian Mauroner) war der Schuhmacher und –flicker, der für die genagelten Schuhe zuständig war. Der Unterporzer Franz (Franz Marmsoler) war der erste in Oswald, der die neuen Schuhe mit Gummisohlen benutzte – der Ärger war daraufhin beim Latscher groß, der um sein Geschäft fürchtete.206
Am 28. September 1952 kehrten alle Schafe gesund und wohlbehalten in ihre Heimat zurück.207
Die Porzer Söhne wollten schon längere Zeit ein Radio kaufen. Die Porzer Mutter jedoch war dagegen, sie sagte immer „Merkt enk sell, wenn es mir so an Kosten breng, den schmeiß i beim Fenster aussi!“ Schließlich dachten sich Paul und Zenz Anfang der 1950er, dass sie es nun doch riskieren könnten, zumindest beim Fenster würde die Mutter das Radio nicht mehr gleich hinauswerfen. So ging Zenz in der Bozner Museumstraße in eine Tauschhalle, wo er ein altes gebrauchtes Radio erstand und es mit heim nahm. Er stelle es in der Küche auf den Tisch nieder und schaltete es ein. Zum Glück war das erste, das aus dem Radio kam, eine Ansprache des Brixner Bischofs. Da war alles gut und die Porzer Mutter sofort Feuer und Flamme für den neuen Apparat. In späteren Jahren war hingegen die morgendliche Musiksendung das beliebteste Programm im Boazner. Von 5 bis 6 Uhr früh wurde Oberkrainer Musik gespielt, im Dorf hieß das die Tschechen lousen.208
206
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Juni 1953; Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 207 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Oktober 1952. 208 Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink; Interview mit Vinzenz Fink.
233
Die Wetterlage war 1954 günstig, sodass es viel Heu gab.209
Am 12. Juni 1954 schrieb Direktor Haller vom Johanneum, dass Thomas an einer Ripfellentzündung leide. Nach mehreren Einspritzungen war er auf dem Wege der Besserung, musste aber noch längere Zeit das Bett hüten. Da er das ganze Jahr hindurch sehr fleißig gelernt hatte, wurde ihm die Abschlussprüfung geschenkt.210
Am 19. September 1954 war Zenz in Sterzing bei der 50-Jahr-Feier des Bauernbundes. Es waren ca. 15.000 Menschen bei der Feier.211
Ab dem 20. September 1954 quartierte sich die Familie des Jörgl Marmsoler beim Weberle ein, Seppele (links im Bild vor der Porzer Dille)212 schlief zu Oberporz. Zuvor waren sie lange Jahre zu Förtschöll Pächter gewesen. Als der neue Besitzer den langwierigen Prozess gegen
die
Grafen
Wolkenstein-
Trostburg endlich gewonnen hatte, zog er selbst auf den Hof und so wichen diese für zwei Jahre aufs Weberle aus. Jörgl arbeitete fortan als Tagwerker, dabei
musste
er
oft
auch
weite
Fußmärsche, z.B. bis auf den Ritten, zurücklegen. Das Weberle war seit dem
209
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Mai 1954. Vgl: Schreiben von Direktor Haller an Maria Witwe Fink, 12. Juni 1954. 211 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, September 1954. 212 Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. 210
234
Tod der Maria Mulser Wwe. Fink leer gestanden und nun hauste in den drei Räumen (Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer) eine ganze Familie mit kleinen Kindern. Durch das ständige Waschen der Windeln und Kleider wurde die Wohnung recht feucht und verfiel so fast schneller, als wenn sie leer gestanden wäre. Schließlich fand die Familie eine neue Bleibe – zu Kandelberg neben dem Simmelemüller in St. Vigil.213
Am 7. Dezember 1954 fuhr Paul zusammen mit dem Untertschötscher auf die Alm. Dabei brachte er das letzte von 10 Fudern herunter, was verglichen mit anderen Jahren eine große Menge war. Ein Fuder entsprach in etwa 7-8 Heutüchern bzw. rund 400 kg Heu. Da das Auflegen des Fuders alleine sehr schwierig war, ging man meist zusammen mit einem Nachbarn. Gestartet wurde schon bald nach 4 Uhr, so war man beim Tag werden auf der Alm oben. Herunter ging es dann mit dem Schlitten, so weit wie Schnee lag. Sehr oft konnte nicht bis St. Oswald gefahren werden und in diesen Jahren entstand ein regelrechtes Lager beim Lanziner auf Telfen, wo es dann eine ganze Reihe von abgestellten Schlitten gab. Dort „verlud“ man dann die Ladung auf ein anderes Gestell mit Rädern vorne und dann gings damit das Beastol hinunter. Auf der Hinterseite bestand das Gestell aus Schloafen, die am Boden streiften. Um diese Schloafe herum wurden Ketten gehängt, um in den steilen Passagen besser bremsen zu können. Im Idealfall hatte man spätestens zu Weihnachten das gesamte Almheu zu Tal gebracht.214
Die Kühe waren Anfang Dezember krank und bekamen Brennsupp, Wein, AntiochiarolPillen im Gerstwasser und weizene Grischenhüpfer. Dem Kalb wurden Eier und Bohnenkaffee verabreicht, um zu bezwecken, dass es rasch an Gewicht zunahm. Damals war es auch üblich, den Kühen Schnaps zu geben. Diese Methode wurde vor allem angewandt, wenn beim Kalben die Nachgeburt nicht kommen wollte. Man nahm dann entweder den schlechten ersten oder letzten Schnaps, packte die Kuh beim Horn und
213
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Dezember 1954; Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 214
235
steckte ihr die Flasche hinter den letzten Zähnen ins Maul, damit sie die Flasche nicht zerbeißen konnte.215
Ende April 1955 war Paul beim Leasltag (Musterung) in Klausen im Dolomitenhof. Als ältester Sohn auf einem Hof ohne Vater musste er nicht einrücken.216
Nach vier Regentagen im März und nur zwei mit schwachen Niederschlägen im April war es Anfang Mai 1955 so trocken, dass die Wiesen nicht einmal überall grün waren und teilweise so wie kurz nach der Schneeschmelze aussahen.217
Die
Zimmerleute
hatten
das
Strohdach
alte des
Stadels abgetragen und
anschließend
erhöht
und
die
Stadelbrücke errichtet. Ab dem 5. Mai 1955 wurde der
Stadel
gedeckt.218 Thomas um 1950 vor dem alten Strohdach.219
215
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Dezember 1954; Interview mit Vinzenz Fink. 216 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Mai 1955. 217 Vgl: Ebenda. 218 Vgl: Ebenda. 219 Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
236
neu
Am 22. und 23. September 1955 wurde gewimmt, insgesamt kamen dabei 7 Zummen zusammen, was eine eher schwache Ausbeute darstellte. Einen Zummen trug man auf dem Rücken, ähnlich wie ein Korb, nur dass er aus Brettern wie ein Weinfass war und hinter dem Kopf hinaufging.
Im Keller wurden die Trauben in den Zuber geschüttet und darin zerstampft. Neben dem großen Gewicht das vom Weingart heraufgetragen werden musste, hatten die Söhne mit einer weiteren Schwierigkeit zu kämpfen. Da die Anbaufläche nur klein war, war ihnen das ganze Jahr über strengstens verboten, von den Trauben zu naschen. Nur während dem Wimmen durften sie nach Belieben Trauben essen, was sie dann dementsprechend übertrieben. Spätestens beim tragen der Zummen rächte sich das dann oft, so dass sie des Öfteren rasch in die Büsche neben dem Weg verschwinden mussten.220
oben: eine Zumme links: Porzer Mutter beim Wimmen, 1970er Jahre.221
220 221
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Oktober 1955; Interview mit Vinzenz Fink. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
237
Zu Lichtmess 1956 war es bitterkalt. In St. Oswald wurden beim Widum minus 17, in Kastelruth minus 20 Grad gemessen. Die Durchschnittstemperatur im ganzen Monat Februar lag zu Porz bei -2,4 Grad, also fast fünf Grad kälter als im langjährigen Durchschnitt. Die Leute sagten, es wäre seit den 1920er Jahre im Schlerngebiet nicht mehr so kalt gewesen.222
Im Winter 1956 haben Paul und die Porzer Mutter das erste Mal ferngesehen. Es lief die Übertragung der Olympischen Spiele in Cortina. Paul sah sie beim Turmwirt, Maria in Bozen.223
Die Musterung des Jahrganges 1936 in Klausen wurde für den 24. Mai 1956 festgelegt. Unter den 53 Kastelruther Burschen dieses Jahrgangs war auch Zenz.224
Zu Oberporz sah man sich im Langes 1956 nach einer neuen Kuh um, dafür sollte die Musterla verkauft werden.225
Am 27. Mai 1956 wurde ein neuer Gemeindeausschuss gewählt. Der Untertschötscher Michael Jaider wurde in den Gemeinderat gewählt.226
222
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Feber 1956; E-Mail von Günther Geier (Landeswetterdienst) vom 3.6.2013. 223 Vgl: Ebenda. 224 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Mai 1956. 225 Vgl: Ebenda. 226 Vgl: Ebenda.
238
Der geschlossene Hof
Mit dem Tiroler Höfegesetz von 1900 gab es einige Neuerungen bezüglich der geschlossenen Höfe. So musste seitdem ein Hof mindestens so groß sein, um einer 5köpfigen Familie einen angemessenen Unterhalt zu erlauben, damit er als geschlossen gelten konnte.
Mit zwei königlichen Dekreten von 1928 und 1929 verschwand der geschlossene Hof aus der Zivilgesetzgebung, was aber kaum Auswirkungen hatte. Nach dem 2. Weltkrieg jedoch gab es veränderte wirtschaftliche Bedingungen und vielfach begannen Hoferben, ihre Miterben mit Grundstücken abzufinden.
Da die Provinz Bozen bereits mit dem ersten Autonomiestatut 1948 in einigen Bereichen gesetzgeberische Kompetenz erhielt, wollte man der drohenden Zerstückelung der Höfe Einhalt gebieten. 1954 wurde ein Höfegesetz verabschiedet werden, das die Wiedereinführung
des
geschlossenen
Hofes
vorsah.
Eine
eigens
gebildete
Höfekommission überprüfte all jene Höfe, die bereits vor 1929 geschlossen waren.
Die lokale Kastelruther Kommission stellte noch im selben Jahr fest, dass bei Oberporz alle Voraussetzungen erfüllt waren und so wurde mit Datum 19.4.1956 verfügt, dass der Hof wieder geschlossen wurde. In St. Oswald gab es ab 1956 wieder 22 geschlossene Höfe. Nicht geschlossen wurden hingegen folgende Höfe: Schmiedl, Umasmair, Himmelreich, Pitz, Messner, Rienzner, Mair auf Schönegg, Schwarzgries und Unterporz.227
227
Vgl: Höfegesetz 1956: http://www.regione.taa.it/bur/pdf/I-II/1954/9/BO/BO09540184328.pdf. Mori, Edoardo und Hintner, Werner: Der geschlossene Hof: http://www.mori.bz.it/IL%20MASO%20CHIUSO-TE-tedesco.pdf. Grundbuch von Kastelruth im Grundbuchsamt Bozen. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 226 – 230.
239
Unfälle am laufenden Band
Am Pfingstsamstag 1956 luden der ehemalige Knecht zu Oberporz, der Pfleger Natz (Ignaz Mulser) und die Katzenlocher Seffa (Josefa Malfertheiner) in St. Oswald zu ihrer Hochzeit, welche am 23. Mai stattfinden sollte. Beim Böllerschiessen hat sich der Latscher Seppl (Josef Mauroner) verletzt, sodass er ins Spital nach Kastelruth gebracht werden musste. Die Porzer Mutter schrieb: die Hosen, die hat es ihm teilweise ins Fleisch eini kaut, eine Hand ist auch beschädigt. Sie können von Glück reden sie hätten beide tot sein können, er und der Messner.228
In der Schule von Zenz (landwirtschaftliche Schule Tannenheim) befassten sich 10 Kastelruther, 3 Deutschnofner und je 2 Schüler aus Völs und Tiers mit insgesamt 16 Fächern. Als sie eines Tages einen Ausflug nach Seis zum Heiss machten, der einen neuen, ganz modernen Stall hatte (inkl. Radiomusik um die Kühe zu einer größeren Milchleistung anzuspornen), waren sie auf dem Rückweg hinten auf einen Lastwagen aufgesessen. Da der Laster, der Material für den Straßenbau transportierte, etwas weiter als bis zum Tannenheim fuhr, wollte Zenz während der Fahrt abspringen. Dies funktionierte, wenn der Lastwagen langsam fuhr und wenn man beim Absprung ein bisschen mitlief. Der Laster war dann aber anscheinend doch zu schnell unterwegs, Zenz fiel und blieb bewusstlos liegen. Dann wurde er oberhalb des Tannenheims zu Plankl Paul und seiner Frau Maria Rier gebracht. Der Gemeindearzt Fontana kam mit einem Kollegen. Da beide ziemlich einen Rausch hatten, wurde Zenz etwas grob zusammengeflickt, sodass er eine schöne Narbe davontrug. In der offiziellen Version, die er Thomas bald danach schrieb und wohl auch seiner Mutter erzählt hatte, konnte sich Zenz jedoch nicht genau erinnern. Er wäre wohl vom Laster gefallen, auf keinen Fall wäre er jedoch so blöd gewesen, kurz vor dem Ziel bei voller Fahrt abzuspringen, schrieb Zenz.229
228 229
Vgl: Brief von Maria Plunger Wwe Fink an Thomas Fink, Mai 1956. Vgl: Brief von Vinzenz Fink an Thomas Fink, 1956; Interview mit Vinzenz Fink.
240
Ende September 1956 machte Thomas mit seinem Studienfreund Benedikt Hofer eine Bergtour auf die Zielspitze. Als er einige exponierte Edelweiße klauben wollte, verlor er den Halt und stürzte ab. Dabei erlitt Thomas einen Schädelbruch und verlor das Bewusstsein. Benedikt schleppte ihn bis zur Lodnerhütte, von da wurde er nach Meran ins Krankenhaus gebracht.
Die Nachrichtenübermittlung war damals noch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die Carabinieri von Meran riefen ihre Kollegen in Kastelruth an und informierten diese über den Vorfall. Da man damals St. Oswald noch nicht mit dem Auto erreichen konnte und die Carabinieri erfuhren, dass nahe Verwandte zu Kandelberg lebten, fuhren sie nach Seis und gingen das kurze Stück nach St. Vigil hinunter. Dort trafen sie aber niemanden an und hängten einfach einen Zettel an die Tür. Inzwischen hatte aber die Magd zu Latsch, die Döscher Tona (Antonia Rier, spätere Frau des Latscher Sepp) von dem Unfall im Radio gehört und die Oberporzer mit den Worten Wenn es in Thomas noamol lebend segn wellt, nor miasts schnell Meran aui fohrn benachrichtigt. Eilig machte sich die Porzer Mutter Maria auf den Weg nach Meran und ließ Paul und Vinzenz zurück. Nachdem sie zwei Tage lang nichts gehört hatten beschlossen die Brüder, Vinzenz möge der Mutter nachfahren. Nun wechselten sich die beiden bei der Wache beim bewusstlosen Thomas ab, bis dieser sich schließlich langsam erholte. Am Ende des Schuljahres hatte er dann 240 Fehlstunden in seinem Zeugnis aufscheinen.230
230
Vgl: Erzählungen von Thomas Fink; Genesungsglückwünsche seiner Klassenkameraden vom 17. Oktober 1956; Abschlusszeugnis Schuljahr 1967/57.
241
Am 30. März 1957 gab es bei der Alpenflora eine große Abschiedsfeier zum Schulschluss von Zenz, der als Klassenbester bei der Zeugnisvergabe als erster aufgerufen wurde. Anschließend brachen die Absolventen zu einer Abschlussfahrt auf, die über den Reschen nach Lindau, Kempten und München führte.231
Der Musterungsbefehl für Thomas traf zu Porz Ende Feber 1957 ein. Die Musterung war für den 27. April im Gasthaus Dolomiten in Klausen angesetzt. Durch sein Studium konnte er den Militärdienst bis zum spätmöglichsten Termin aufschieben und musste erst 1963 für 14 Monate einrücken. Bruder Vinzenz hingegen musste noch 18 Monate abdienen und kam 1958 zur Naia.
Vinzenz Fink, 1958.
Thomas Fink, 1963.232
Zenz kam später nach Mals. Als einziger des ganzen Bataillons wurde er zum Major gerufen und von diesem gefragt, welche Städte er bereits besichtigt habe. Zenz meinte daraufhin: „Bozen“ und nach einer kurzen Pause „und auch Meran“! Daraufhin fragte in 231 232
Vgl: Brief von Vinzenz Fink an Thomas Fink, April 1957. Beide Bilder aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
242
der Major, ob er nach Rom wolle, worauf Zenz Angst bekam, er würde hinunter versetzt. Gemeint war aber nur eine Prämienreise, die Zenz daraufhin mit einem italienischen Soldat, der in Schlanders stationiert war, antrat. Doch als sie in Meran ankamen und sich bei der Kaserne meldeten erfuhren sie, dass die anderen bereits gestartet waren. Am nächsten Tag entschied der Major, sie nachzuschicken, nachdem er ihnen eine ausführliche Predigt über Frauen und Co. gehalten hatte. Am nächsten Tagen fuhren sie also nach Rom und wurden dort mit Bussen herumchauffiert und konnten sich die ganze Stadt ansehen.
Anfang November 1958 sollte Zenz auf einen Erholungsurlaub heimkommen, nachdem er mit einem Wolf 40 Tage im Militärspital in Verona gelegen war. Bei der Visite hatte ihm der Militärarzt erklärt, er habe un buco nel culo.
Thomas wurde am 12. Juli 1963 eingezogen und dem 2. Alpiniregiment zugeteilt. In seinem foglio matricolare wurden seine äußeren Merkmale ausdrücklich festgehalten. Demnach war er 1,68 Meter groß und wog 60 Kilo, konnte sowohl lesen als auch schreiben und hatte einen naso greco. Nach der Grundausbildung in Cuneo hatte er Glück, dass er am 9. Oktober nach Vahrn versetzt wurde. Wohl eher wegen allfälliger Begünstigungen als aus Begeisterung fürs italienische Militär belegte er Kurse und wurde zuerst caporale und später sogar caporale maggiore, der höchste Dienstgrad, den ein normaler Wehrdienstleistender erreichen konnte. Prompt erhielt er auch nach einem Lehrgang, den er als bester von 30 allievi abschloß, eine licenza premio von 7 Tagen.233
233
Vgl: Musterungsbefehl für Thomas Fink, ausgestellt am 8.2.1957; Militärakte von Thomas Fink; Interview mit Vinzenz Fink, verschiedene Briefe.
243
1957 wurde die Almhütte auf Puflatsch errichtet, zuvor wurde in einer Ecke in der Dille gekocht, was natürlich ein erhebliches Brandrisiko dargestellt hatte.234
Die 1957 errichtete Almhütte.235
Ende Februar 1958 ging die Grippe um, die Porzer Moidl (Maria Marmsoler) musste mehr als neun Tage das Bett hüten.236
Am 26. Juni 1958 bestand Thomas die Matura am Vinzentinum. Da es sich um eine private kirchliche Einrichtung handelte, musste er auch noch die sogenannte Staatsprüfung am öffentlichen Klassischen Lyzeum ablegen, die er am 28. September in Meran bestand. Daraufhin konnte er sich ins Priesterseminar in Trient einschreiben, dessen Studienjahr am 4. Oktober begann.237
234
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. 236 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, März 1958. 237 Vgl: Reifediplome ausgestellt am 26.6.1958 in Tirol bzw. am 28.9.1958 in Meran. Mitteilung der Direktion des Priester-Seminars in Trient vom 10.9.1958. 235
244
Am 9. Oktober 1958 um ¾ 6 Uhr früh wurde im Radio verkündet, dass der Papst (Pius XII; * 2. März 1876) gestorben sei. Die Porzer Mutter hörte vier Stunden lang ununterbrochen Radio und ließ die Arbeit Arbeit sein. Sie ärgerte sich, dass alles nur auf Italienisch erklärt wurde, da man so etwas verstand, aber wenig. Sie hörte sich dann ebenso die Überführung und das Begräbnis des Papstes an.238
Die Weizenernte des Jahres 1958 betrug 20 Star. (das entsprach in etwa 500 Kilogramm.).239
Ende Oktober 1958 wurde 3,5 Tage Mist mit einem Ross auf den Großen Acker geführt und danach 2,5 Tage mit zwei Rössern gebaut. Es blieb zu säen und zu eggen mehr als der halbe Acker. Rüben gab es viele und große zu ernten, an Plent wurden 29 Star (25 unten und 4 draußen, mit unten war vermutlich der Große Acker und mit draußen der Weingart gemeint) eingefahren. Beim Plent wurde im Gegensatz zu den anderen Getreidearten mit den Ochsen gefahren. Da es im Sommer bei großer Hitze nicht möglich gewesen wäre, mit den Ochsen zu fahren, so gab es hier keine Tagschicht oder Mahlzeit (halber Tag) sondern Recka z.B. von 4 Uhr morgens bis 11 Uhr oder ab 17 Uhr bis spät in die Nacht hinein. Im Großen Acker brauchte es teilweise oft auch 3 Recka. Der Plent wurde dann kniend mit Gertenstöcken gedroschen.240
Am Kathreintag (25. November) 1958 verunglückte der Pluner (Josef Rier). Er war nach dem Klausner Markt mit dem Ronsoler, dem Freidank-Walter, dem Zatzer und noch einem Bauern in der Barbianer Gegend törggelen gewesen. Da er die Gegend kannte, bot er sich beim abwärts gehen an, vorauszugehen. Dennoch kam er über den Weg hinaus und stürzte ab. Dabei zog er sich eine Gehirnerschütterung, eine Achselverenkung und
238
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Oktober 1958. Vgl: Ebenda. 240 Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 239
245
einen Beckenbruch zu, sodass er zwei Wochen in Lebensgefahr schwebte und schließlich an den Folgen des Unfalls verstarb.241
Von der Alm wurden 1958 acht Fuder Heu heruntergebracht, Paul war dabei mit dem Tirler-Flor unterwegs gewesen.242
1959 gab es Heu in Hülle und Fülle. Am 3. Juni wurden 30 Tücher voll aufgenommen, am 4. Juni hat Paul die ganze Große Wiese gemäht. Die Heuernte dauerte bis zum 11. Juni.243
Zu Pfingsten 1959 besuchte der Weihbischof von Trient, Oreste Rauzi, mit großem TamTam die Gemeinde und kam auch nach St. Oswald.244
Der Döscher Hans (Johann Rier) übernahm 1959 den Döscher Hof. Die Geschwister haben jeweils 15.000 Lire bekommen. Dann hat er noch die Baalen Seppl-Wiese auf der Alm (westlich neben Porz) um 2.400.000 Lire gekauft (das würde heute zirka 30.000– 35.000 Euro entsprechen). Das Geld hatte er sich vom Staat zu 2% Zins geliehen. Er wollte um Peter und Paul herum (29. Juni) das Vieh auf seine neue Wiese hinauftreiben und schwaigen, hatte jedoch Anfang Juni noch keine Sennerin gefunden. Er hatte schon praktisch ganz Kastelruth gefragt (auch die Porzer Mutter). Die Döscherin wäre zwar hinaufgegangen, das wollte er jedoch nicht, denn dann wäre unten am Hof niemand gewesen.245
241
Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Dezember 1958; Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 242 Vgl: Ebenda. 243 Vgl: Brief von Maria Plunger Witwe Fink an Thomas Fink, Juni 1959. 244 Vgl: Ebenda. 245 Vgl: Ebenda.
246
1960: Der Gschlunerbauer und Latschersohn Simon Mauroner folgte im Kastelruther Gemeinderat dem Untertschötscher Michael Jaider als Vertreter der Fraktion nach.246
Im März 1960 schrieb die Porzer Mutter: der Tschötscher Lois (Alois Fill) fängt jetzt an Haus zu bauen, in der Obertschötscher Wiese ober dem Untertschötscher Kreuz. Und weiter: Diese Tage haben die Oswalder wieder fest Straße gebaut mit Traktor und Bagger. Der Gschluner hat dabei die Leute fest angetrieben, als erstes wurde die Straße von Zoll her (Straße Waidbruck-Kastelruth) in Angriff genommen. Zuerst war dann der Fuschg Willi (Wilhelm Rier) motorisiert, der sich dann in der Folge auch als Milch- und Schülertransporteur betätigte und später einen kleinen Bus sein Eigen nannte. 1963 war die Strecke Zoll – Fuhr fertiggestellt, es folgte Seis – Fuhr 1970 und der Unterriedler Weg 1974/75. Zwischen 1978 und 1983 wurden die Schotterwege dann asphaltiert.247
Ebenfalls im Frühjar 1960 wurde spekuliert, wer denn als neuer Kurat nach St. Oswald kommen sollte. Josef Zelger aus Deutschnofen wurde es schließlich, er blieb bis 1976.248
Im Oktober 1960 regnete es viel (in Völs war es mit 185mm Niederschlag der nasseste Oktober der Aufzeichungsgeschichte) und einmal mehrere Tage hintereinander. Dadurch kam der Milchwagen nur mehr ab und zu die Milch abholen. Der Sattler und der Mo(a)dl wollten ihm bis Fall entgegen fahren. Zuletzt kamen sie nicht hinauf und das Milchauto nur bis zur Säge, so verpassten sie sich. Auch der Busunternehmer Mantinger kam auch nicht mehr nach Waidbruck hinunter. Zu Unterporz ging hinter dem Garten eine Mure los, die bis zum Eisack hinunter kam. Dabei hat sie den Steig zugrundgerichtet.249
246
Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Witwe Fink und Thomas Fink, Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 65. 247 Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Witwe Fink und Thomas Fink, Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 53. 248 Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Witwe Fink und Thomas Fink, Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 169. 249 Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Witwe Fink und Thomas Fink.
247
Die Ernte verlief ob des Wetters mühsam, Plent wurde noch Mitte Oktober im Großen Acker geschnitten, in der Großen Wiese stand noch der Pofl, da man auf keine Dörrung hoffen konnte wurde er teilweise abgeweidet. Das Kalb, das verkauft wurde, wog 92 kg.250
Mit Beginn des Schuljahres 1960/61 kam eine neue Lehrerin nach St. Oswald. Neben der Kofler-Lehrerin unterrichtete nun auch die frisch von der Lehrerbildungsanstalt (LBA) kommende 18-jährige Boznerin Irmgard Grande die Oswalder
Schüler
und
wohnte
in
der
kleinen
Lehrerwohnung. Im Erdgeschoss lebte nach wie vor Theresia Fink, zu der inzwischen auch ihre jüngere Schwester Maria Fink (rechts im Bild)251 gezogen war. Jeden Abend kamen die zwei älteren Frauen in die Lehrerwohnung zum gemeinsamen Rosenkranz herauf. Nach einem Schuljahr verließ Irmgard Grande bereits wieder St. Oswald, ihre nächsten Stationen waren die Volksschulen in Halbweg im Sarntal, Eppan, Jenesien, Oberbozen und Bozner Boden.252
Anfang 1961 verließ Thomas das Priesterseminar in Trient und schrieb sich an der Universität Innsbruck im Sommersemester an der Fakultät für Rechts- und Staatswissenschaften im Fach Rechtswissenschaften ein. Nach längeren Zweifeln, ob er denn im Seminar am richtigen Platz sei, reifte während der Exerzitien sein Entschluss zu gehen. Dieser kam für sein Umfeld und besonders für die Mutter sehr überraschend. Sie machte sich große Sorgen und schrieb einen Brief an Benedikt Hofer, den besten Freund und Studienkollegen ihres Sohnes. Darin meinte sie, dass man mit ausgeschiedenen Theologen
schlechte
Erfahrungen
gemacht
habe.
In
einem
einfühlsamen
Antwortschreiben legte er ihr seine Sicht der Dinge dar. Auch Benedikt war vom 250
Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Witwe Fink und Thomas Fink. Bild aus dem Fotoarchiv von Gottfried Planer. 252 Vgl: Interview mit Irmgard Grande in Fink. 251
248
plötzlichen Entschluss Thomas überrascht worden, auch wenn er schon Monate vorher mit ihm über seine Zweifel gesprochen hatte und ihn dabei auch aufgefordert hatte, einen guten Schuss Egoismus in seine Überlegungen einzubeziehen. Benedikt war sich sicher, dass Thomas den richtigen Schritt getan hatte und nun selbst der größte Leidtragende seines Entschlusses sei.253
Die alte Unterporzerin Sabine Wenter starb am 10. Juni 1961 im Alter von 75 Jahren. Sie wurde in der Stube aufgebahrt. Ihr Mann Georg Marmsoler wurde 80 Jahre alt, er lebte bis 1963. Sie wurden nach dem Krieg Bach und Bachleia genannt. Am liebsten saßen sie vor dem Haus (wie später ihre ledigen Kinder Rosa und Franz). Für die Oberporzersöhne sahen sie damals uralt aus. Bach war in seinen späteren Jahren etwas wunderlich und sprach öfters von der Dreitägigen Finsternis. Wenn er sonntags den Berg herauf zum Kirchengang kam, ging er öfters einfach zu Oberporz bei der Tür hinein und setzte sich auf die Ofenbank und begann mit seinen Prophezeiungen. Einmal berichtete ihm die Porzer Mutter Maria, dass sie am Morgen einfach kein Feuer entzünden hatte können. Als sie daraufhin überlegte, ob dies wohl ein Zeichen für die dreitägige Finsternis sein könnte, beschloss sie, im Falle eines Falles einfach drei Tage im Bett zu bleiben. Als sie das dem Bach berichtete, war dieser ganz entrüstet, wie sie einfach im Bett bleiben würde, wenn gleichzeitig draußen die Teufel um Haus und Dille herumrennen würden.254
Ende Juni 1961 gab es von Porz große Hitze und Trockenheit zu vermelden. So wie manchmal ein ganzer Grasschnitt der Trockenheit zum Opfer fällt, so fing damals das Getreide von außen nach innen an auszutrocknen. Da es in der Regel erst im Juli und August zu größerer Trockenheit kam und das Getreide bereits im Juni geerntet wurde, war ansonsten die Ernte in den meisten Jahren gut.255
253
Vgl: Brief von Bendikt Hofer an Maria Plunger Witwe Fink, 19. Juni 1961. Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Wwe Fink und Thomas Fink, Kirchenbücher von Kastleruth im SLA. 255 Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Wwe Fink und Thomas Fink. 254
249
Am 2.7.1961 schrieb die Porzer Mutter: mit diesen Sprengstoffanschlägen werden sie es auch nicht bessern, so wird halt dass Unschuldige das Leben lassen müssen.256
Zenz konnte im Sommer 1961 doch noch nach Bad Ratzes gehen. In Rotholz bei Jenbach hatte er die Bundesanstalt für Alpenländische Milchwirtschaft besucht und dabei das beste Zeugnis von allen Südtirolern erhalten, doch hatte er es in seinem Übermut dort liegen lassen (auf dem Bett). 1962/63 besuchte er dann die Marco–Polo–Schule in Bozen.257
Zu Porz wurde 1961 der 8 Jahre alte Kandlberger Hansl (Johann Marmsoler) Knecht bzw. Hütbub. Er war viele Jahre den ganzen Sommer über bis in den Oktober hinein auf dem Hof. Bei seiner Firmung fungierte Thomas Fink als Pate.258
In der Nacht zum 31. Oktober 1961 kalbte eine Kuh gleich doppelt und brachte 2 Öchslein zur Welt.259
Am 17. November 1961 war noch der Weizen zu dreschen, der Rest war bereits erledigt.260
Am 14. März 1963 stellte der Bürgermeister der Maria Plunger Witwe Fink folgende Bestätigung aus: dass die obgenannte in den Steuerrollen dieser Gemeinde für die Entrichtung der Familiensteuer mit einem besteuerbaren Nettobetrah[sic!] von lire
256
Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Wwe Fink und Thomas Fink. Vgl: ebenda. 258 Vgl: Interview mit Paul Fink und Maria Tirler in Fink. 259 Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger Wwe. Fink mit Thomas Fink. 260 Vgl: ebenda. 257
250
120.000 und einer Steuer von lire 2.100.= eingetragen erscheint. Diese Bestätigung brauchte Thomas, um für einen Studienbeitrag ansuchen zu können.261
1960er: Sprengmeister waren auch in der Porzer Gegend aktiv. Dabei handelte es sich aber nicht um die Bumser: Der Bozner Heimatkundler Luis Oberrauch, der nach einigen Jahren wieder einmal in der Gegend war, staunte nicht schlecht, als er am Heidenbühel keinen Opferstein mehr vorfand. Dazu schrieb er 1965 in der Zeitschrift „Der Schlern“:
An der Stelle, wo einst der gewaltige moos- und flechtenüberzogene Stein lag, fand ich nur mehr etliche Bruchstücke und eine grasvernarbte Vertiefung, die einem Sprengtrichter sehr ähnlich sah. So wie es scheint, war die weitverbreitete Meinung um versunkene Schätze auch hier wiederum Wegweiserin für jene Dummiane, die vor wenigen Jahren auf Zwingenstein am Ritten, auf Castelfeder und auf Aichach in St. Oswald als Schatzsucher ihr Unwesen trieben und in ihrer Sucht nach Gold selbst vor Schändung der durch Alter und Geschichte geheiligten Stätten nicht zurückschreckten.
Da sich die Unterporzer bekanntlich als Goldsucher versuchten, ist diese Aktion auf ihrem Grundbesitz sehr wahrscheinlich auf sie zurück zu führen. Keiner weiß jedoch, ob sie dabei etwas gefunden haben…262
261 262
Bestätigung, ausgestellt vom Bürgermeister der Gemeinde Kastelruth am 14. März 1963. Oberrauch, Luis: Der Opferstein am Heidenbühel. In: Der Schlern, 1965, S. 114.
251
Möbel Planer
Das Möbelhaus Planer in den 1980ern.263 1949 kam Gottfried Planer zum Militär, anschließend kehrte er für kurze Zeit zu seiner vorherigen Arbeit zurück und ging dann 1951 als Tischlergeselle nach Burgstall zum gebürtigen Seiser Pederiva. Dessen Tochter Christine und spätere Ehefrau Gottfrieds war in Eppan Dienstmädchen und erzählte ihm, dass in Eppan noch Tischler gebraucht würden. Dieser spielte schon länger mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen und gründete mit seinem Kompagnon Josef Brugger 1955 eine kleine Werkstatt in St. Michael / Eppan.
In den Fünfzigern war es noch üblich, dass frischvermählte Ehepaare ins Fleimstal fuhren, um dort die Möbel für ihr Schlafzimmer zu erwerben. 1960 schlug Gottfried seinem Kompagnon vor, neben der Werkstatt einen kleinen Möbelhandel zu starten. Dieser ließ sich aber auch nach mehreren Versuchen Gottfrieds nicht überzeugen und so mietete er sich schließlich alleine ein rund 50 m² großes Handelslokal gegenüber der Tischlerei an. Als dann am 1. Februar 1961 die Gemeinde Eppan die entsprechende Lizenz ausstellte, konnte es losgehen: Die ersten Ausstellungsstücke waren ein Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Kinderwagen und ein Hocker. Der erste Werbespruch lautete: Richte dein behaglich Heim nur durch Möbel Planer ein! Schon nach wenigen Jahren kaufte Gottfried ein Grundstück in der Bozner Straße und seit 1966 befindet sich das Geschäft am heutigen Standort, wo es schrittweise immer weiter ausgebaut wurde.264
263
Bild von der Homepage von Möbel Planer, http://www.planer.it/de/unternehmen/geschichte.html. Vgl: Interview mit Gottfried Planer; Über 50 Jahre Planer auf http://www.planer.it/de/unternehmen/geschichte.html. 264
252
Hochzeitsglocken – Teil 2
1.9.1965: Martha Rauch und Vinzenz Fink, 12.5.1966: Maria Tirler und Paul Fink, 28.7.1970: Irmgard Grande und Thomas Fink, alle drei Hochzeiten fanden in Kastelruth statt.265 Der Bruder von Martha war Frächter, der auch die Sennerei belieferte, wo Zenz arbeitete. Martha kam dann immer zum kassieren und da funkte es zwischen den beiden. Paul und Maria lernten sich kennen, als diese aushilfsweise als Rechnerin in der Almwoche nach Puflatsch kam. Irmgard besuchte ihre frühere Kollegin, die Kofler-Lehrerin in St. Oswald und lernte dabei Thomas kennen.266
265
Fotoarchiv von Thomas Fink und Irmgard Grande in Fink. Quellen für dieses Kapitel: Interview mit Paul Fink und Maria Tirler in Fink, Vinzenz Fink und Irmgard Grande in Fink. 266
253
1966/1967: In diesem Winter brachen sich einige in der Fraktion ein Bein. So auch die Porzer Mutter, die Flößer Moidl (Maria Plunger) und der Valentin Messner. Als Maria im Dezember 1966 zum grampen in die Stadt fahren wollte, rutschte sie beim abwärts gehen auf dem steilen Publider Steig aus. Unter Schmerzen ging sie hinunter zur Kastelruther Haltestelle, fuhr nach Bozen und zurück und bewältigte den Aufstieg bis Porz alleine. Abends klagte sie über die Schmerzen im Bein und daraufhin wurde erst entdeckt, dass es ganz glatt gebrochen war. Daraufhin wurde ihr ein Gips verpasst. Der neue Doktor meinte dann, es sei nicht gut, bei alten Menschen einen Gips anzulegen. Wenn der Fuß zu lange in Gips wäre, könnte es zu Knochenschwund kommen. Auch die Porzer Mutter musste hinterher noch Pillen fressen und die Heilung dauerte an. Selbst als Agnes im März 1967 geboren wurde, humpelte sie noch herum.267
Am 15. Juli 1967 promovierte Thomas in Innsbruck zum Doktor der Rechte. Die Oswalder, die ihn über Jahre unterstützt hatten, sammelten nun erneut, um ihm zum Abschluss ein Geschenk – eine Schreibmaschine – machen zu können:
Thomas Fink bei der Verleihung der Doktorwürde in Innsbruck.268
267 268
Vgl: Schriftverkehr Maria Plunger mit Thomas Fink, Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Bild aus dem Fotoarchiv von Thomas Fink und Irmgard Grande in Fink.
254
Liste der Spender f端r das Geschenk zum Studienabschluss von Thomas Fink.269
269
Bild aus dem Archiv des Verfassers.
255
Vergrünlandung
Nach hunderten von Jahren begann sich ab Mitte der 1960er in St. Oswald die Landnutzung zu ändern. Es wurden immer mehr Äcker aufgelassen und Gras angesät. Vor 1965 waren zu Porz nur die Große Wiese und die Parzelle 6657 (hinter dem Weberle entlang des Baches) explizit als Wiesenflächen deklariert gewesen, zusammen rund 40 Ar. Da alles von Hand gemäht werden und anschließend in die Dille hinaufgetragen musste, brachte die in den nächsten Jahren einsetzende Mechanisierung der Arbeitsabläufe eine große Erleichterung mit sich.
Bodennutzung um 1900 (und im Wesentlichen bis in die 60er Jahre) in St. Oswald.270 Es wurde Roggen fürs Brot, Weizen fürs Mehl zum Kochen, Gerste für das Vieh und Plenten für das Plentenmehl angebaut. Hafer gabs zu Porz nie, weil es auch keine Pferde gab. Dabei wurden die Äcker abwechselnd bebaut, z.B. baute man auf Roggen den Plent, auf Weizen wurde Kraut gebaut. Die Ernte war oft sehr mühsam, so wurde der letzte Roggen 1968/69 im Großen Acker z.B. rund zwei Meter lang.
270
Eigene Zusammenstellung aufgrund der Daten des Grundbuchs von Kastelruth, Grundbuchamt Bozen und den Verfachbüchern von Kastelruth 1880 – 1909 im SLA.
256
NR Hof / Haus neu 1 Außerkost* 2 Innerkost* 3 Schmiedl* 4 Umasmair* 5 Himmelreich 6 Pitzer 7 Torggl 8 Drocker 9 Obermalid 10 Untermalid 11 Sattler 12 Gschlon 13 Madrungl 14 Fortschöll 15 Lafogl 16 Schulhaus 17 Widum 18 Messner 19 Untertschötsch 19A Rienzner 20 Dösch 21 Obertschötsch 21A GH St. Oswald 22 Plon 23 Mair/Schönegg 24 Pfleger 25 Oberplanetsch 26 Unterplanetsch 27 Fuschg 28 Publid 29 Flöss 31 Latsch 32 Schwarzgries 33 Unterporz 34 Oberporz 35 Weberle
EZ
1965
1995 letzte 2 Eigentümer
80/I 81/I 122/II 119/II 188/II 121/II 120/II 79/I 77/I 78/I 76/I 95/I 92/I 94/I 96/I 129/II 116/II 125/II 83/I 959/II 84/I 82/I
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97/I 123/II 99/I 91/I 90/I 88/I 87/I 89/I 86/I 90/II 127/II 85/I
M G O, Z M G M G S M G Z M G W M M G Z eig. Hof bis 1957 M G W O O, W M G W M G O M G M G W M
1989 Michael Mulser 2006 Franz Mulser 1971 Vigil Mayrl 2002 Stephan Mayrl ? 1948 Klara Schieder ? 1971 Robert Thiele + Maria Gloria Guglielmi 1975 Erich Jaider 2004 Helmut Jaider 1971 Michael Kamilla 1995 Emily Paleske 1960 Josef Malferth. 2006 Gertr. Rier + Alfons Mair 1961 Johann Malfertheiner 1992 Max Malfertheiner 1984 Michael Mulser 2009 Max Malfertheiner 1961 Bernhard Mulser 1993 Josef Mulser 1937 Simon Mauroner 1977 Konrad Mauroner 1972 Gottfried + Ludwig Mayer 1986 Ludwig Mayr 1960 Josef Wörndle 1988 Marianna Wörndle 1950 Paul Rier 1988 Karl Rier 1893 Josef Fink 1913 Gemeinde Kastelruth 1780 Exposituspfründe St. Oswald 1988 Pfarrei Kast. 1953 Simon Gudauner 1987 Josef Gudauner 1953 Michael Jaider 1979 Michael Paul Jaider ? 1959 Johann Rier 2006 Alfons Rier 1962 Serafin Fill 2002 Oswald Fill kein Hof 1973 Kinder d. Michael Rier 1988 Walter Rier 1944 Josef Fink 1977/81 Alois Lanziner + Frau Matilde 1976 Richard Mulser 1995 Martha Gasslitter + Kinder 1988 Paula Rungger 2002 Hubert Marmsoler 1952 Johann Marmsoler 1983 Franz Marmsoler 1949 Wilhelm Rier 1987 Norbert Rier 1957 Anton Rainer 1987 Karl Rainer 1959 August Plunger 1987 Martin Mayr 1954 Josef Mauroner 1977 Brennerautobahn AG 1954 Gottfried Mayer 1972 Brennerautobahn AG 1964 Peter Marmsoler 1988 Hugo Rier 1973 Paul Fink 2001 Theodor Fink seit 1783 zu Oberporz
Häuser und Höfe von St. Oswald – 1965 und 1995.271
271
Die ersten 4 Höfe gehören seit 1987 zu St. Vigil. Zusammenstellung anhand von: Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 104, Grundbuch Kastelruth im Grundbuchamt Bozen, Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 226 – 230.
257
1965: 36 Häuser, 31 Hofstellen, davon 29 selbstbewirtschaftet: M=Milch 29, G=Getreide 29, W=Wein 6, O=Obst 2 1995: 34 Häuser, 29 Hofstellen, davon 26 selbstbewirtschaftet: M=Milch 17, G=Getreide 0, O=Obst 5, W=Wein 3, S=Sonstiges 2, Z=Zuchtrinder 4.
Oben: Der Große Acker in den 1950er Jahren. Unten: Paul Fink und Pfleger Franz (Franz Mulser) beim Pflügen, 1985.272
272
Beide Fotos aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
258
Politisches 1969 entschloss sich Thomas Fink, bei den Gemeinderatswahlen im Juni in Kastelruth anzutreten. Da der bisherige Bürgermeister Josef Trocker mit einer eigenen Liste antrat („Schlern, unsere Heimat“) soll der Wahlkampf im Gegensatz zu anderen Jahren recht intensiv geführt worden sein. Am Ende behielt die SVP, wohl wenig überraschend, die Oberhand.
Wahlergebnisse der Gemeinderatswahlen 1969 in Kastelruth und Völs.273 Viel überraschender war vielleicht, dass der erst 31-jährige Thomas auf Anhieb die meisten Vorzugsstimmen erhielt. Da der amtierende Bürgermeister mit seiner neuen Liste die Wahl verloren hatte, war Thomas Kandidat Nummer 1 für das Amt des 273
Aus: Dolomiten, 18. Juni 1969.
259
Bürgermeisters. Da er jedoch erst kurz zuvor beim Hotelier- und Gastwirteverband seine Stelle angetreten hatte und er dort aussichtsreichere Karrierechancen vorfand, verzichtete er auf den Anspruch, der erste Bürger Kastelruths zu werden. Stattdessen wurde dann der zweitgewählte Josef Fulterer zum Bürgermeister gewählt. Allerdings wurde seine Wahl angefochten. Noch bevor es zur Verhandlung am Bozner Zivilgericht kam, trat Fulterer mit zwölf weiteren SVP-Räten zurück, sodass der Gemeinderat funktionsunfähig wurde. Der Landesausschuß bestimmte ihn daraufhin zum Kommissär bis zu den Neuwahlen am 31. Mai 1970. Hier fuhr Fulterer mit 1.255 Vorzugsstimmen einen klaren Sieg ein und auch Thomas wurde wieder in den Gemeinderat gewählt. Nach Ablauf des Mandats zog er sich dann aber aus der aktiven Politik zurück, in den 80er Jahren bekleidete er das Amt des Friedensrichters der Gemeinde.
Ebenfalls für die SVP zog Bruder Vinzenz bei den Wahlen am 12. Mai 1985 in den Gemeinderat ein. Bereits fünf Jahre zuvor befand er sich unter den Gewählten und war von 1980 an normales Gemeinderatsmitglied gewesen. 1985 fielen auf Vinzenz 443 Vorzugsstimmen, damit lag er hinter dem amtierenden Bürgermeister Vinzenz Karbon (859 Stimmen), Gottfried Schgaguler (462) und Josef
Gasser
(458)
wie
schon
vorhergehenden Wahl an 4. Stelle.
Vorzugsstimmen der Gemeinderatswahl 1985.274
274
Aus: Kastelruther Gemeindebote, N. 6 Juni 1985, S. 7.
260
bei
der
Assessor Vinzenz Fink.275 Als nun der Gemeinderat am folgenden 30. Mai
zu
seiner
zusammentrat,
wurde
ersten zuerst
Sitzung der
Bürgermeister Vinzenz Karbon mit 13 von 20 Stimmen in seinem Amt bestätigt. Als nächstes wurde festgelegt, dass es vier „wirkliche“ bzw. „effektive“ Assessoren geben solle und zwei Ersatzassessoren. Dabei kam Vinzenz auf Platz 2 und bekam die Zuständigkeit für die Bereiche Schule, Geförderter Wohnbau und Sozialwesen und Arbeitsmarkt.
Im nächsten Gemeindeboten wurden die einzelnen Assessoren und ihre Zuständigkeiten ausführlich vorgestellt. Vinzenz hatte allerdings das Pech, dass sein Arbeitgeber, die Raiffeisenkasse Kastelruth, nicht unbedingt entgegenkommend war, was sein neues Amt betraf. So musste Zenz in den Folgejahren immer einen Großteil seines Jahresurlaubs opfern, um die Verpflichtungen seines Amtes erfüllen zu können. Aus diesem Grund entschloss er sich dann 1990 aus der aktiven Politik auszuscheiden. Damit endete das Kapitel „Politik“ der Familie – aber nur in Bezug auf die Lokalpolitik Kastelruths. Die Söhne der beiden Kastelruther Gemeindepolitiker Thomas und Vinzenz wurden im neuen Jahrtausend zum SVP-Ortsobmann von Verdings (Christian) bzw. in den Bozner Stadtviertelrat Zentrum – Bozner Boden – Rentsch (Martin; Grüne/Projekt Bozen) gewählt.276
275
Aus: Kastelruther Gemeindebote, N. 2 Feber 1986, S. 2. Vgl: Kastelruther Gemeindebote, Ausgaben 6/1985, 7-8/1985, 2/1986, Dolomiten, 18. Juni 1969, 26. Mai 1970 und 3. Juni 1970. 276
261
Mit dem Auto bis Porz
Die erste Zufahrtsstraße nach Oberporz wurde 1970 fertiggestellt. Bis zur Grenze zwischen Lafogl und Oberporz bestand bereits zuvor ein schmaler Feldweg. Nachdem der Lafoglerbauer einen Traktor gekauft hatte war er auch dafür, diesen Weg zu verbreitern und so wurde Oberporz mit dem Auto erreichbar. Zur Hochzeit von Thomas und Irmgard Grande konnte so die Porzer Mutter mit dem Auto vom Hof abgeholt werden um zur Kastelruther Kirche zu fahren. Später wurde im Zuge der Erbauung der Straße nach Unterporz die Abzweigung von der Oswalder Straße, die neben der Lafoglerischen Dille lag, etwas weiter zum Weiher hingelegt, sodass eine Steigung entschärft wurde. Im Jahre 1995 folgten eine weitere Begradigung im untersten Teil sowie die Asphaltierung.
Bis zur Errichtung der Straße war der heute als Mittlere Weg benannte Ochsenweg die wichtigste Verbindung zu den Porzer Höfen, wobei man mit einem Fuhrwerk nur nach Oberporz oder Unterporz gelangen konnte. Der Latscher hatte eine kleine Seilbahn über den Eisack und war ansonsten nur über den steilen Latscher Steig, der unterhalb der Keschtnbam beim Trieb abzweigte, erreichbar. Da der Latscher keine Wiese auf der Alm hatte und so nicht des Winters mit dem Fuhrwerk das Heu herunter holen musste, klappte es ganz gut ohne besseren Weg. Bei einer oder zwei Gelegenheiten jedoch musste er Heu kaufen und in der Folge bei den Keschtnbam das Fuhrwerk abladen, alles in Tücher einfassen und diese einzeln den steilen Steig hinuntertragen.277
277
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink.
262
Von arbeitslosen Mohdern Wie die Mähmaschine die Almwoche veränderte
1971 hielt die Technik Einzug zu Porz: Die erste Mähmaschine wurde angeschafft. Gleichzeitig wurde auch der Ackerbau im Großen Acker eingestellt und dafür Gras angesät. Durch die Mähmaschine konnten große Teile der Wiesen rasch gemäht werden, die Sense wurde bald nur mehr für kleinere Flächen, besonders steile Lagen und die Ränder der Wiesen eingesetzt. Mit dem Einzug der Mähmaschine änderte sich auch die Almwirtschaft, da man deutlich weniger Leute in der Almwoche brauchte. Je nachdem, wann die Mahd stattfand – auf der Porzer Wiese war es früher immer in der Lorenzenwoche (2. Woche im August) – wurden bereits einige Zeit im Vorfeld die Mohder angeworben. Damit man sicher gehen konnte, dass der Mohder dann auch zur vereinbarten Zeit kam, gab man ihm einen Kapari bereits bei der Anwerbung. Falls der Mohder die Vereinbarung dann nicht erfüllen konnte oder wollte, musste dieser den doppelten Betrag zurückzahlen. Einige Tage bzw. eine Woche vor der Almwoche ging man auf die Alm um nach dem Rechten zu sehen, vor allem aber, um das Bett zu mahnen. Somit hatte man schon Heu, in dem man schlafen konnte, wenn die eigentliche Almwoche losging. Die Porzer Mutter richtete immer die Plünderfuhre her, die für die ganze Woche reichen musste. Salz, Mehl usw. wurde mit dieser Fuhre hinaufgebracht, damit man zwischendurch nach Möglichkeit nicht mehr ins Tal absteigen musste – man war ja an die drei Stunden zu Fuß von Porz bis Puflatsch unterwegs. Die Mohder machten sich meist am Sonntag nach dem Kirchgang zur Alm auf und blieben dort bis zum darauffolgenden Samstag. Die Tagmahd, die in früheren Kapiteln schon vorgekommen ist und die in vielen Orten ein unterschiedliches Maß war, stellte auf der Alm jene Fläche dar, die ein Mohder an einem Tag mähen konnte: 3.333 Quadratmeter - ein Mohder mähte also in 3 Tagen einen Hektar und in der ganzen Woche deren zwei. Die Porzer Wiese (3,41 Hektar groß) wurde bereits in alten Quellen mit 10 Tagmahd angegeben, mit dieser Umrechenformel kommt man ziemlich nahe an den richtigen Wert heran. Doch grau ist alle Theorie. Der Porzer Peater (Peter Marmsoler), der eigentlich schon immer einer der beiden Mohder war – und dem man auch keine Kapari geben musste, er
263
kam schon von selber – war ganz wild beim Mähen. Lange Zeit war auch der Pfleger Natz (Ignaz Mulser), der für allerlei Späße zu haben war, mit von der Partie. Manchmal sind er und Peter beim Mähen regelrecht gelaufen, sodass sie bei schönem Wetter oft schon am Mittwoch die Mäharbeit erledigt hatten. Bis Ende der 1950er, als er sich selber eine Wiese auf der Alm kaufte, war oft auch der Döscher Hans (Johann Rier) als Rechner dabei. Die Nandl (Anna Plunger in Marmsoler) war bis in die späten 60er Jahre als Köchin mit von der Partie.
Auf Puflatsch: Jörgl (Georg Marmsoler), Nandl und Porzer Mutter.278 Der Ertrag der Heuernte auf der Alm war früher sehr wichtig, da im Tal die Äcker vorherrschten. Da das Gras mit der Sense ganz tief unten abgeschnitten wurde und hier die Maschine besser mäht, wächst heute viel mehr Gras auf Puflatsch als früher. Dazu hat natürlich auch die Erderwärmung ihren Teil beigetragen. Waren es früher 7, 8 oder manchmal auch 10 Fuder (siehe weiter vorne), so fahren heute ebenso viele volle Muli zu Tal, wobei ein Muli bedeutend mehr Heu transportieren kann.279
278
Bild aus dem Fotoarchiv von Irmgard Grande in Fink und Thomas Fink. Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink und Moroder, Edgar: Seiser Alm – Flurnamenkarte, St. Ulrich 2001, S. 15. 279
264
Von Seilbahnen und Galgen Heutransport anno 1972
Wiewohl die neue Wiese im Großen Acker dank der neuen Mähmaschine relativ rasch gemäht werden konnte (per Hand würde es ein bis zwei Tage dauern) gab es dafür beim Einholen des Heues ein Problem. Bereits in den kleineren Wiesenflächen hinter dem Weberle und in der Großen Wiese war das Hinauftragen der Heutücher Schwerarbeit und meist nur in mehreren Tagen und dank der Hilfe des Unterporzer Franz zu bewältigen. Da traf es sich gut, dass der Schwarzgrieser Bauer Gottfried Mayer just zu dieser Zeit wegen des Autobahnbaus nach Madrungl übersiedelte, das er sich von der Ablöse durch die A22 gekauft hatte. Die Hofstelle von Schwarzgries befand sich unter dem Heidenbühel und ein guter Teil der Felder (und fast der ganze Wald) lag auf der anderen Seite des Schwarzgrieser Baches.
Schwarzgries 1930.280
280
Bild aus: Kulturgüter in Südtirol im Südtiroler Bürgernetz: http://www.provinz.bz.it/katalogkulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=46205.
265
Deswegen hatte dieser eine kleine Seilbahn installiert, die die auf der Völser Seite gelegenen Grundstücke mit dem Stadel verband. So konnte er die Ernte bequem über den Bach transportieren. Mit dem Umzug brauchte er die Seilbahn nicht mehr und so kam sie nach Oberporz, wo sie als Verbindung von dem unteren Teil des Großen Ackers mit dem Stadel aufgespannt wurde. Dadurch mussten die Heutücher nicht mehr hinauf sondern hinunter an das untere Ende des Großen Ackers getragen werden und konnten von da mit der Seilbahn einzeln hinaufgeschickt werden. Der nunmehr Alter Madrungl heißende Verkäufer fand nach der Errichtung wenig vertrauenseinflößende Worte für die Konstruktion: Des isch enker Galgen!, pflegte er zu sagen, da man die Heutücher unmittelbar am Rand des Stadels entleeren musste und ein Sturz auf die mehrere Meter tiefer gelegene Surgrube böse Folgen mit sich gezogen hätte.
Erst im Zuge des Baus der Unterporzer Straße wurde auch eine Zufahrt in den Großen Acker realisiert und als dann 1996
auch
Ladewagen
noch
ein
angeschafft
wurde, wurde die Seilbahn
endgültig
aufge-
lassen und abgebaut.281
Seilbahn in Betrieb, 1980er Jahre.282
281 282
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
266
Ende gut, alles Gut Langwierige Verhandlungen mit der Brennerautobahn AG
11. April 1974: Das letzte Teilstück der Brennerautobahn zwischen Bozen Nord und Klausen wurde dem Verkehr übergeben. Bereits 1963 war weiter südlich mit dem Bau der Autobahn begonnen worden. Das enge untere Eisacktal stellte eine enorme Herausforderung für die Ingenieure dar. Zeitweise dachte man sogar daran, die Streckenführung auf die Rittner Seite und bis hinauf nach Lengstein auf 800 Meter zu verlegen. So hätte man auf die vielen teuren Tunnel verzichten können, dafür wären aber mehr Viadukte notwendig gewesen. Letztlich setzte sich aber die Variante im Tal durch, wobei hier die Kosten je Kilometer dreimal so hoch waren wie auf der restlichen Strecke. Ein einziger Kilometer Autobahn zwischen Klausen und Bozen kostete damals 2,3 Milliarden Lire.
Bau des 2.431 Meter langen Atzwanger Viadukts.283
283
Abbildung aus: Frass, Hermann: Über die Alpen in den Süden auf der ersten Gebirgsautobahn der Welt.
267
Um die Autobahn bauen zu können, musste natürlich auch Grund enteignet werden. Die Trassenführung ging mitten durch den Latscher Hof und durch die Güter des Schwarzgrieser Bauern. Aus diesem Grund wurde ihnen der ganze Hof enteignet. Der Flösser hatte sein Haus und die meisten Wiesen oberhalb der Trasse, sodass ihm nur jene Parzellen enteignet wurden, die effektiv für den Bau der Autobahn benötigt wurden. Im Gegensatz zu den damaligen Gepflogenheiten soll die Brennerautobahn AG relativ zügig die Ansprüche der enteigneten Eigentümer abgegolten haben.
Latscher Hof, 1933.284 Bezüglich Oberporz war die Sache allerdings wesentlich komplizierter. Am äußersten nordwestlichen Zipfel des Hofes grenzt die Autobahn – die hier aber im Kastelruther Tunnel verläuft – an den Grund des Hofes bzw. verläuft vielleicht sogar auf einigen Quadratmetern drunter durch. Durch die Bauarbeiten wurde jedenfalls der angrenzende Wald in Mitleidenschaft gezogen.
284
Bild aus: Kulturgüter in Südtirol im Südtiroler Bürgernetz: http://www.provinz.bz.it/katalogkulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=46201.
268
Da Thomas den zuständigen Landesrat Sepp Mayr persönlich kannte und vor Ort in Bozen war, brachte er zusammen mit Paul die Frage nach Schadenersatz für die Schäden am
Wald
auf den Tisch.
Zusätzlich war es durch die Errichtung der Autobahn unmöglich geworden, Holz der tiefer liegenden Waldflächen nach unten abzutransportieren. Nachdem die Brennerautobahn nach Entgegennahme einer
ersten
Schadensersatzforderung
vom 6. Mai 1974 nichts mehr von sich hören lies, hakte Mayr nach. Daraufhin ließ diese im August verlauten, dass der zuständige Geometer Vigna inzwischen einen
Lokalaugenschein
durchgeführt
habe, wobei er aber Paul Fink nicht angetroffen
hatte.
Laut
seiner
Einschätzung waren die Forderungen ampiamente discutibili, die Autobahn verhindere
demnach
nicht
das
Zutalbringen des Holzes, da Paul das Holz
einfach
unter
dem
Viadukt
durchbringen könne. Auf jeden Fall wolle er sich noch Ende August melden, um eine
gemeinsame
Besichtigung
durchzuführen.
Verlauf der A22 (schwarz) und Schnittpunkt mit Oberporz.285
285
Eigene Zusammenstellung auf Kartenmaterial der Provinz Bozen.
269
Gemeldet hat sich indes niemand, weswegen Anfang Oktober wieder Landesrat Sepp Mayr eingeschaltet wurde. Daraufhin wurde die Direktion der Autobahn aktiv und vereinbarte mit Thomas, am 22. Oktober endlich die Besichtigung vorzunehmen. Als Treffpunkt wurde 9 Uhr beim Gasthaus Törggele vereinbart. Neun Tage später schrieb jedoch wiederum die Direktion, dass die Vertretung der Autobahn am besagten Tage bis 9.45 Uhr gewartet hätte, ohne dass jedoch Paul oder Thomas erschienen wären. Gleichzeitig schlug sie den 6. November als neuen Termin vor.
Diesmal klappte das Treffen. Geometer Vigna erklärte sich jedoch nur bereit, eine Schadensersatzabfindung
von
900.000
Lire
bzw.
1,2
Millionen
samt
allen
Entschädigungen zu zahlen. Damit war man nicht einverstanden. Auf das Argument, der abgeschnittenen Zufahrt meinte Vigna lapidar, dass es auch möglich sei, direkt auf der Autobahn Holz zu verladen!
So wurde Sepp Mayr erneut tätig. In seinem nächsten Schreiben am 18. November bekräftigte er den Anspruch auf die ursprünglich geforderte Summe von 2 Millionen Lire. Nachdem dies ohne Ergebnis geblieben war, verschickte er Ende März 1975 ein Einschreiben mit der Drohung, die Angelegenheit sowie eine Reihe weiterer Beschwerden an die Presse zu übergeben.
Das wirkte, bereits nach wenigen Tagen trudelte eine Einladung für Paul und Thomas ein, sich im Amt des Assessors zu treffen und den Schadensersatz auszuhandeln. Mit Geometer Vigna einigte man sich darauf, dass dieser der Brennerautobahngesellschaft eine Summe von 2,5 Millionen Lire vorschlagen solle. So konnte am 7. Mai 1975 endlich ein – wenn auch nur Vorvertrag – abgeschlossen werden. Wörtlich hieß es dabei, eine Entschädigung für Erschwärnis (sic!) des Hacken und Lieferung des Holzes welches auf G.P. 6632 und 6948 steht, sowie Verhinderung der Wiedererrichtung einer Seilbahn und für Steinschlaggefahr. Davon betroffen: 7 ettari di bosco ceduo e 1 ettaro di bosco ad alto fusto. Bei einem Quadratmeterpreis von 30 Lire errechnete die Autobahn AG somit eine Summe von 2,4 Millionen Lire für die Grundparzelle 6632. Ob der Untertschötscher als Eigentümer der zweiten genannten Parzelle ebenso eine Entschädigung erhalten hatte, geht aus dem Dokument nicht hervor.
270
Doch auch nach der Einigung verging noch einmal ein Jahr, bis die Brennerautobahn nach nochmaliger Rückfrage des Landesrates gegen Ende April 1976 verlauten lies, innerhalb weniger Tage die versprochene Summe auszubezahlen.286
Der Eisack unterhalb von Porz vor dem Bau der Autobahn.287
286
Quellen für dieses Kapitel: Archiv des Autors: Schriftverkehr zwischen Brennerautobahn AG und Landesrat Sepp Mayr 1974 – 1976. http://motorways-exitlists.com/europe/i/a22.htm. 50 Jahre der Brennerautobahn AG, http://www.autobrennero.it/de/geschichte/50-jahre-derbrennerautobahn-ag/. Frass, Hermann: Über die Alpen in den Süden auf der ersten Gebirgsautobahn der Welt. 287 Bild aus: Kulturgüter in Südtirol im Südtiroler Bürgernetz: http://www.provinz.bz.it/katalogkulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=38980.
271
Die Ära des Plumpsklos (im Bild links)288 war 1974 zu Ende. In Folge wurde neben der Küche das Bad angebaut. Dank der sehr fortschrittlichen Maria Mulser in Fink gab es zu Porz schon viele Jahre Wasser aus der Leitung – noch 1961 hatten 11 Oswalder Höfe keinen Wasseranschluß gehabt! Ein Spülklosett, das nun zu Porz installiert wurde war noch zehn Jahre zuvor in keinem einzigen Hof vorhanden gewesen.289
Im Jänner 1976 besuchte Paul die Fahrschule Rosengarten in Bozen. Da die Kastelruther Haltestelle schon 1968 aufgelassen wurde, ging er zu Fuß bis Atzwang und von dort fuhr er mit dem Zug in die Stadt. Da in dieser Zeit meist wenig Restwasser im Eisack war, konnte er diesen an einer Schwelle zu Fuß über die Steine überqueren. Moidl sah ihm dabei oft vom Hof aus zu.290
288
Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink; Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 42f. 290 Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 289
272
Durch die schrittweise Umstellung auf reine Viehwirtschaft gab es immer mehr Milch. Diese konnte nunmehr, dank der sich ständig verbessernden Straßenverbindungen, von den größeren Milchwagen abgeholt werden. So wurde vermutlich um 1976 das letzte Mal mit der Zentrifuge zu Oberporz Butter gemacht. Seit Mitte der 60er Jahre wurde dabei eine elektrische Zentrifuge benutzt, die den Rahm von der Milch trennte. Zu Unterporz hingegen war man auch in diesem Bereich weniger fortschrittlich, es gab ja auch weder eine Zufahrt, noch Strom. So wurde dort die Milch der drei Kühe nie abgeliefert sondern immer selbst über die manuelle Zentrifuge bis um 1990 zu Butter verarbeitet.291 Zentrifuge mit Handkurbel292
Die eigene Butter wurde zu Unterporz in den Kalten Löchern unweit des Hauses gekühlt. Dann war es meist der Porzer Franz, der einmal die Woche mit der eigenen Butter und der bei anderen Bauern gekrompeten (zusammengekauften) Butter, sowie mit Eiern nach Bozen ging bzw. fuhr, um sie dort zu verkaufen. Dabei konnte er auch seiner Leidenschaft, dem Lottospiel, frönen. Franz war der Überzeugung, dass man immer die Geburtsdaten der Leute spielen muss, von denen man geträumt hatte. Deswegen setzte er oft auf auf Ambi (2 Zahlen) oder Terni (3 Zahlen). Bei dieser Methode, die heute hauptsächlich noch von alten Leuten gespielt wird, ist es im Vergleich zu Enallotto und Co. viel wahrscheinlicher, dass man einen Treffer landet. Der Gewinn fällt dafür eher bescheiden aus, zum Millionär bringt man es damit sicher nicht. Aber diese Träume wird man zu Unterporz wohl nicht mehr gehegt haben, nachdem die Bemühungen den Schatz in der Burgruine Aicha und am Heidenbühl zu finden, allesamt erfolglos verlaufen waren.293
291
Vgl: ebenda. Bild aus dem Internet. 293 Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 292
273
Der Oanaxer wurde 1978 gekauft. Er war zuvor beim Aichner in Lengstein im Einsatz gewesen und eignete sich bestens für die engen Wege am Hof. In den Jahren zuvor wurde zwar dank Mähmaschine schneller gemäht, das Einbringen des Heus war aber nach wie vor äußert mühsam gewesen. Auf den Oanaxer konnte man vier, mit Verlängerung auf der Rückseite bis zu
sechs
Heutücher
aufladen.
Daneben fanden auch noch kleine Passagiere Platz.294
Martin und Theo Fink beim Oanaxerfahren, um 1985.295
Der Weinanbau im Weingart wurde 1978 aufgelassen, in dem Jahr als die Porzer Mutter starb. Schon in den Jahren zuvor, als sich die Vögel ob der fehlenden Ackerflächen immer mehr auf die Weimer gestürzt hatten, ging die Ernte stetig zurück. Da jedoch die Porzer Mutter eine große Freude mit den Weinreben hatte, wurden sie solange behalten. 1983 wurde dann auch die Rebzeile hinter der Dille aufgelassen.296
294
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. 296 Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 295
274
Mit Martin wurde 1978 das letzte Kind der vorletzten Generation geboren. Auf dem Foto befinden sich alle Kinder von Paul, Vinzenz und Thomas: v.l.nr. Agnes (*18. März 1967), Irene (*9. Feber 1975), Paula (* 28. Juni 1971), Irmgard (*16. Juli 1969), Martin (*18. April 1978), Christian (*9. Juli 1966), Theodor (*19. Oktober 1968) und Margareth (*3. September 1970).297
Bis ca. 1980 gab es im Stall Braunvieh, Fleckvieh und Pinzgauer Kühe, danach nur mehr Fleckvieh. Meistens waren zugleich 4 Kühe und 1 Kalb im Stall, die auf wohlklingende Namen wie „Nadia“ oder „Frieda“ hörten.298
Im selben Jahr wurde auch der Pitzer Erich (Erich Jaider) zum Heukurier. Da er einen großen Traktor hatte, konnte er über 20 Heutücher zugleich auflegen und so kam er des Öfteren zur Porzer Almwiese, um das Heu zum Hof hinunter zu kutschieren.299
297
Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers. Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. 299 Vgl: ebenda. 298
275
In den 1980er Jahren erfreute sich das Familienpreiswatten großer Beliebtheit. Einmal im Jahr – meistens in der zweiten Augusthälfte – verwandelte sich Oberporz an einem Samstagnachmittag zum Wattermekka Südtirols. Üblicherweise spielten 8 Paare um den begehrten Titel, wobei am Ende die beiden Spieler eines jeden Paares auch noch gegeneinander in einem Zweierwatter antraten, um so die Positionen von 1 bis 16 zu ermitteln. Gespielt wurde unter der Stadelbrücke und in der Dille. Einige Jahre lang gab es auch ein Kinderwatten, dieses wurde in der Dependance im Weberle veranstaltet. Neben den Finken und Verwandten war auch der Porzer Peater (Peter Marmsoler) jedes Jahr einer der Fixstarter. Wenn er nicht gerade selbst spielte, sah er auch sehr gerne anderen Leuten beim Kartenspielen zu, dabei positionierte er sich stets so, dass er von möglichst vielen Spielern die Karten sehen konnte. Charakteristisch für ihn war auch das geräuschvolle Ausatmen durch den Mund, wobei er die Unterlippe nach vorne schob. Da beim
Watturnier
die
Preise
vorwiegend von den mehr oder weniger freiwilligen Sponsoren (z.B. Raiffeisenkasse, HGV) stammten, gab es schöne und oft auch weniger nützliche Preise. Dabei entwickelte Irmgard ein besonderes Talent: Die Preise waren nämlich schon im Vorfeld auf einem Holzregal über dem Spieltisch deponiert. Sobald sich nun abzeichnete, welchen Platz der Porzer Peater belegen würde, stellte sie die Preise geschickt um, sodass
dieser
meist
die
unbrauchbaren Preise gewann. so wie auch bei dieser Siegerehrung Anfang der 1980er Jahre.300 Porzer Peater bei einer Siegerehrung Anfang der 1980er.301
300 301
Vgl: Erinnerungen des Verfassers. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
276
Im Winter nutzen öfters Schifahrer die nicht allzu weit von der Skipiste entfernte Hütte auf Puflatsch. So auch an einem Wochenende im Winter 1984. Am Sonntagnachmittag kochten sich die Schifahrer noch in der Hütte einen Tee, ehe sie wieder ins Tal hinunterfuhren. Einige Zeit später bemerkte der Liftmann vom Puflatschlift Rauch bei der unteren Seite der Porzer Dille, die alsbald in Flammen stand. Mit einigen Kollegen eilte er zur Hütte und sie schoben viel Schnee zur wenig entfernten Almhütte und konnten so verhindern, dass diese auch Feuer fing und so färbten sich lediglich die Bretter auf zwei Seiten schwarz. Die Indizien zeigten, dass die Skifahrer den Brand verursacht hatten – demnach hätten sie die Asche des Feuers, mit dem sie Tee gekocht hatten, in unvorsichtiger Weise ins Plumpsklo geworfen. Dafür spricht, dass später im Herd keine Asche gefunden wurde und dass der Rauch zuerst auf der Plumpsklo-Seite aufstieg. Die Skifahrer stritten indes alles ab.302
1985 standen das letzte Mal Schober zu Oberporz.303
302 303
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
277
Die Oswalder Kirche Die Feier zum 750-jährigen Bestehen der Oswalder Kirche wurde mit einem Jahr Verspätung 1985 begangen.
Der heilige Oswald wurde 604 in Mittelengland als Königssohn geboren und bekehrte seine Untertanen zum Christentum. Der Oswaldkult kam auf zwei Wegen nach Tirol: zuerst über Süddeutschland in den Vinschgau, etwas
später
über
Salzburg in das Eisacktal. Das erste Mal urkundlich erwähnt wird jedoch 1234 die Kirche von St. Oswald im Eisacktal in einem Tauschgeschäft zwischen einem Kloster und Graf Albert Andere
III.
von
früh
Tirol.
erwähnte
Oswaldkirchen gibt es in Tschirland bei Naturns (1278), St. Oswald bei Bozen (1288), in Mauls (1329) und bei Kartitsch in Osttirol (1280).
Die Kirche von St. Oswald, 1985. 304
304
Bild aus dem Fotoarchiv des Verfassers.
278
Einst gab es nur selten Messen in der Kirche, u.a. am Patronziniumsfest am 5. August. Die Quellen widersprechen sich in der Frage, wann das Fest auf den 31. Dezember verlegt wurde. So war schon 1649 in einem Visitationsprotokoll von einem Kirchweihfest die Rede, das vom Sylvester- bis zum Erhardstag (8. Jänner) dauerte, obwohl St. Sylvester erst wesentlich später zu einem der Altarpatrone ernannt wurde.
Erst mit dem allgemeinen Ansteigen der Volksfrömmigkeit in Tirol und der damit verbundenen Errichtung von zahlreichen Stiftungen (Benefiziate), konnte ein Priester im Ort unterhalten werden. Anna Christina Aichholzer, Witwe des Kastelruther Pflegers von Pernstich, Johann Josef von Giovanelli (Inhaber von Schloss und Burgfrieden Aicha) und der Eigentümer des Untertschötscher Hofes waren maßgeblich an der Stiftung von St. Oswald beteiligt. Letzterer war danach bis in die neuere Zeit verpflichtet, jeden Tag ½ Liter Milch ins Widum zu liefern.
So gab es in St. Oswald seit 1757, als das Benefizium eingerichtet wurde, einen ständigen Seelsorger. Dieser wurde ab 1920, als Oswald zu einer Kuratie erhoben wurde, Kurat genannt. Dies blieb bis 1998, als der letzte Kurat Otto Schwienbacher starb und durch den Priestermangel kein Nachfolger mehr entsandt wurde. Die Predigten des letzten Kuraten, dessen Moralvorstellungen auch innerhalb der Kirche als sehr konservativ galten, waren recht unterhaltsam. In ständiger Bewegung im Altarraum prangerte er Missstände an. Bei besonders wichtigen Stellen pflegte er die Hände zusammenzuwerfen und ein Jo Holla! von sich zu geben. Zu besonderer Hochform lief er auf, als im August 1990 die amerikanische Rockröhre Tina Turner zu einem Konzert nach Bozen kam.305
305
Vgl: Atz, Karl und Neeb, Philipp: Der Deutsche Antheil des Bisthums Trient, Band II, Bozen 1879, S. 80. Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999, S. 40. Dolomiten, 18. Mai 1985, S. 17. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983, S. 169. Erinnerungen des Verfassers.
279
Bericht von der 700-Jahr-Feier der Kirche, 1934.306
306
Der Volksbote, 7. Juni 1934, S. 7.
280
Die Seelsorger von St. Oswald 1755 – 1762 Peter Angerle; 1762 – 1775 Johann Veit; 1767 – 1775 Johann Valentin Staffler; 1775 – 1779 Anton Stocker; 1779 – 1797 Anton Kuntner; 1797 – 1804 Johann Helfer; 1804 – 1816 Josef Christoph Hörtmayr; 1817 – 1825 Jakob Solderer; 1825 – 1839 Johann Mauroner; 1839 – 1898 Johann Oberrauch (siehe hierzu S. 146) 1899 – 1906 Anton Bonell. Geboren am 9. April 1868 in Girlan; Primiz 1892, Kooperator in Vöran und Gummer, Kurat in St. Oswald, Pfarrer 34 Jahre in Vilpian, seit 1941 Benefiziat in Latsch, gestorben am 11. November 1955.307. 1907 – 1925 Alois Pfitscher. Geboren in Schweinsteg 1875, Primiz 1901. Er diente im Weinberg des Herren in Laurein, St. Peter, Kastelruth. Expositus in St. Oswald, Pfarrer in Barbian, sodann Expositus in Rabland. Gestorben am 26.6. 1949.308 1926 – 1936 Josef Psenner (links)309; 1937 – 1943 Alfons Sanoll 1943 – 1960 Rudolf Psaier. Geboren am 22.5.1881, Primiz 1906, nach der Zeit als Kooperator war er zehn Jahre Kurat in Vernuer (Riffian) und 17 Jahre in St. Oswald. Danach Frühmesser in Villnöß, gestorben am 7.12.1968.310
1960 – 1976 Josef Zelger. Geboren am 24.2.1905 in Deutschnofen, Priesterweihe am 29.6.1929 in Trient, Kooperator in Riffian, Naturns, Tschars, Mölten und Villnöß; 19 Jahre Pfarrer in St. Gertraud-Ulten und dann bis zu seinem Tode am 24.2.1976 Kurat in St. Oswald.311
307
Vgl: http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/130466. Vgl: http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/94090. 309 Bild aus dem Archiv von Irmgard Grande in Fink und Thomas Fink. 310 Vgl: http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/97113. 311 Bild aus dem Archiv von Irmgard Grande in Fink und Thomas Fink. 308
281
1976 – 1998 Otto Schwienbacher.312 Wie schon vorher erwähnt, war Otto Schwienbacher erzkonservativ. Wehe, jemand getraute sich mit kurzen Ärmeln oder ausgeschnittener Bluse in seine Kirche! Selbstverständlich war, dass die Frauen links und die Männer rechts in den Kirchenbänken Platz nahmen, die Kommunion gab es nur direkt in den Mund und junge Mütter wurden von ihm nach der Geburt noch ausgesegnet.
Auf der anderen Seite hatte er in streng konservativen Kreisen auch viele Anhänger. So schreibt die Organisation „Etika“ auf ihrer Website über ihn folgendes:
Otto Schwienbacher, mutiger Kämpfer für Gottes Reich, Experte für Apokalypse und den Antichrist, Berater der AIHS. (…) * 10.8.1912 in einer kinderreichen Familie in St. Gertraud/Ulten. Matura. Priesterseminar Trient. Priesterweihe am 13.3.1937 in Trient. Kooperator in Tiers, St. Pauls, Kurtatsch, Latsch und Villanders. 1944 in St. Pauls von der Gestapo verhaftet. Er hatte von der Kanzel der Kirche gepredigt: „Die Führer werden zu Volksverführern“. Jemand aus dem Ort hat ihn angezeigt. Neun Monate in den Gefängnissen von Bozen, Meran und Schlanders. Nur dank einem gütigen, katholischen NS-Funktionär vor dem Transport in ein KZ bewahrt. Ab 1948 in Villanders, 1953 zum Pfarrer ernannt, wirkte dort bis 1976, insgesamt 29 Jahre. Kurat von St. Oswald bei Seis am Schlern ab 1.9.1976, wo er laut Todesanzeige (Dolomiten vom 14.4.1998) viel Zeit für das Gebet, die Lektüre und das Gespräch fand. Dekan Albert Pixner schreibt im Nachruf: Als Kurat von St. Oswald ... hat er viel gelesen und manchen Theologen seine Meinung zu ihren Werken geschrieben. Im Gespräch mit Einheimischen und Gästen machte er keinen Hehl aus seiner Glaubensüberzeugung, und so hat er immer wieder auf den Wert der Gebote und der Sitten hingewiesen. (Kath. Sonntagsblatt 10.5.1998) Am Nachmittag des Heiligen Abends 1997, als er noch zu einer Beichtaushilfe nach Seis geholt werden sollte, erlitt er einen Schlaganfall. Wir besuchten ihn im Krankenhaus Brixen und im Grieser Hof; anschließend kam er ins Martinsheim in Kastelruth, wie auch seine Häuserin Anna Gudauner (geboren 1914), die ihn 22 Jahre lang betreute und
312
Bild aus dem Archiv von Maria Tirler in Fink und Paul Fink.
282
zehn Tage nach ihm einen Schlaganfall erlitten hatte. Er hatte den Schlag links, sie rechts. Der Kurat litt bis zum Abend des Ostersonntags. + 12.4.1998 im Alter von 85 Jahren. „Der Tod wurde für den Kurat wirklich zum Erlöser, da für ihn die Zeit der Krankheit ein Fegefeuer war.“ (Dekan Albert Pixner) Am 15. April 1998 in Kastelruth beerdigt. H.H. Manfred Adler schrieb uns am 19.3.1998: „Vor Jahren hat eine Lehrerin, die in der Nähe Urlaub machte, ihn in meinem Auftrag besucht. Ihr Eindruck: Sie sah in ihm einen zweiten Hl. Franziskus. Wir müssen Gott für solche großen Persönlichkeiten, die er uns schenkt, sehr danken und versuchen, ihnen ähnlich zu werden in der Heiligkeit. Kurat Schwienbacher hat besonders auch unter dem Niedergang der Theologie und der von ihr bewirkten Zerstörung des christlichen Glaubens gelitten. Er war ein wachsamer Hirte, der die Wölfe gut kannte. ... Seine Sorge ..,den Glauben unverfälscht zu bewahren, war erstaunlich wachgeblieben.“ Der Herr gebe ihm Frieden! Und er gewähre ihm, uns weiterhin mit seinem Rat zur Verfügung zu stehen! Texte von ihm in etika.com unter Gebeten, Beichte etc. Leider soll der einzigartige Widum, ein Denkmal ohnegleichen, das seit 7 Jahren leer steht, nicht als Museum erhalten, sondern abgerissen werden. (Diese Angaben stammen von ihm selbst sowie von seiner nunmehr 90-jährigen Haushälterin Anna Gudauner, die uns am 12.12.2004 von O. S. erzählte).313
313
http://www.etika.com/d12/12o.htm.
283
1988 wurde Unterporz ins 20. Jahrhundert katapultiert. Nachdem der Hof auf den Döscher Hugo (Hugo Rier), einem Patenkind des Porzer Peters (Peter Marmsoler), übergegangen war, ließ dieser neben der Zufahrt auch Strom und eine Wasserleitung hinunter legen. Auch wenn man sich zu helfen gewusst hatte: die Kalten Löcher in der Gegend des heutigen Steinbruchs dienten lange Zeit als natürlicher Kühlschrank, so war die Arbeit auf den steilen Wiesen und Äckern Unterporz doch recht mühsam, da alles von Hand gemacht werden musste. Nach dem Tod der alten Unterporzer 1961 und 1963 lebten die drei ledigen Kinder Peter, Rosl und Franz über 30 Jahre auf dem Hof gleich weiter, unter den selben Bedingungen wie um 1900. Lediglich ein Batterienradio wurde angeschafft, eine Lieblingsbeschäftigung von Rosa und Franz war, auf der kleinen Bank vor dem Haus zu sitzen und Radio zu hören.
Rosl und Franz zu Unterporz.314
314
Fotos im Besitz von Franz Marmsoler.
284
Im Gegensatz zu Oberporz, wo sich schon Maria Mulser Wwe. Fink 1903 um die Verlegung einer Wasserleitung vom Widum herunter eingesetzt hatte, gab es zu Unterporz normalerweise genügend Wasser in der Natur. Es gab an drei Stellen Wasser, z.B. neben dem Unterporzer Großen Acker in einer sogenannten Lacke. Allerdings mussten die Unterporzer von allen drei Stellen das Wasser den Berg hinauf tragen. Als ihnen dies schließlich zu anstrengend wurde, etwa in den späten 1960ern, trafen sie mit Oberporz eine Vereinbarung. An einer Wasserpippe im Garten von Oberporz wurde ein Schlauch angeschlossen und dieser solange mit weiteren Schläuchen zusammengeflickt und verlängert, bis er einen Trog vor dem Unterporzer Stall erreichte. Anfangs versuchten die Unterporzer dann mit Fähnchen den Oberporzern zu signalisieren, wann sie das Wasser auf- und wieder zudrehen sollten. Später einigte man sich darauf, einfach jeden Tag zur gleichen Uhrzeit das Wasser aufzudrehen. Nach dem Bau der Straße wurde zuerst ein neuer Stadel errichtet. Nachdem sich der Gesundheitszustand von Peter verschlechterte, kam er Ende der 1990er Jahre ins Martinsheim. Als die Rosl 1999 verstarb, blieb der mittlerweile 78-jährige Franz alleine am Hof wohnen. Obwohl es inzwischen einen Gasherd und sogar eine Waschmaschine gab, verschlimmerten sich die hygienischen Zustände, Franz litt zudem unter einem offenen Fuß. Als am 19. Oktober 2003 sein täglicher Gang nach St. Oswald ausblieb, fand man ihn vor der Haustür liegend an. In der Folge wurde auch er ins Martinsheim gebracht, wo er als letzter der Unterporzer bis heute lebt. Das alte Haus wurde später ein Raub der Flammen und kurz darauf vom Döscher Hugo wieder aufgebaut.315
Auch zu Oberporz gab es eine technische Neuerung. Nach einiger Wartezeit legte die damalige staatliche Telefongesellschaft SIP eine Leitung nach Oberporz, fortan war man unter der Nummer 0471/70391 zu erreichen. Zuvor musste immer im Gasthaus St. Oswald angerufen werden (dort gab es bereits seit 1973 ein Telefon) und von dort wurde dann jemand losgeschickt, um die Informationen weiterzutragen.316
315 316
Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink. Vgl: ebenda.
285
Das Weberle: Wohnhaus, Feriendomizil und wieder Wohnhaus
Das Weberle (rechts im Bild im Herbst 1993)317 war nur bis
1783
eine
eigene
Hofstelle. Von da an wurde es wechselnd genutzt und unregelmäßig bewohnt. Aufgrund Einträge
verschiedener im
Kirchenbuch
wissen wir, dass in St. Oswald Nummer 18 (die frühere Hausnummer) zumindest zeitweise bewohnt war. Im 19. Jahrhundert lebten noch einige Kinder der Anna Regittin und des Peter Insam dort. Offenbar diente es danach auch als Alterssitz für St. Oswalder, die zu Hause keinen Platz mehr hatten. Später lebten oft Teile der Familie Fink dort, so Maria Mulser Witwe Fink in ihren letzten Lebensjahren. Auch ihr Sohn, der Moar Josef Fink war 1939, als er seinen Optionsantrag stellte, beim Weberle gemeldet. Nach dem 2. Weltkrieg lebte schließlich die Familie des Jörgl (Georg Marmsoler) zwei Jahre dort, danach stand es leer. Mit Aufkommen des Tourismus kamen auch immer öfter Gäste, die bei Bauernhöfen die Sommerfrische genossen. Die Familie Braun aus Deutschland war in einem Ferienhäuschen in Lengstein auf Urlaub und von dort sahen sie direkt nach Porz herüber. So beschlossen sie, einmal auf der anderen Talseite Urlaub zu machen und kam ab 1976 einige Sommer ins Weberle. Später war es dann die Familie Siller (mit Thomas Fink verschwägert) aus Bozen, die regelmäßig ihre Wochenenden im Weberle verbrachten. 1993 fasste Jungbauer Theo Fink den Entschluss, das Weberle zu einem richtigen Wohnhaus auszubauen, im Jahr später wurde das Weberle abgerissen und der Neubau schließlich 1997 vollendet.318
317 318
Bild im Besitz von Theodor Fink. Vgl: Interview mit Maria Tirler in Fink und Paul Fink.
286
Es fährt ein Zug‌
Der erste Fahrplan der Brennerstrecke.319
319
Bozner Zeitung, 26. August 1867, S. 4.
287
Als letztes Teilstück der Südbahn wurde am 24. August 1867 die Strecke Innsbruck – Bozen, die sogenannte Brennerbahn eröffnet.
Von Atzwang war Bozen jetzt nur mehr eine gute halbe Stunde Fahrtzeit entfernt, Innsbruck erreichte man in mehr als fünf Stunden. Von nun an wurde das Pfeifen und Rauschen des durchfahrenden Zuges ein täglich wiederkehrendes Ereignis und ersetzte bei der Arbeit auf den Feldern auch die Uhr.
Am 26. September 1994 hielt um 7.35 Uhr Zug Nummer 5402 in Atzwang. Dies war der letzte Zug, danach fuhren die Züge durch den 13 Kilometer langen Schlerntunnel von Blumau bis Waidbruck unter St. Oswald durch. Die Völser Haltestelle zu Steg und die Kastelruther Haltestelle (seit 1898
benutzt)
Törggelebrücke
bei waren
der bereits
1968/1970 außer Dienst gestellt worden. Mit
der
Eröffnung
Schlerntunnels Kapitel
der
endete
des so
ein
Hofgeschichte
Oberporzs, das alle Eigentümer der Familie Fink – von Anton Jakob bis Theodor – miterlebt hatten. „Atzwangs letztes Mal“ – fine di una stazione.320
320
Bild aus: http://www.dokumentationszentrumeisenbahnforschung.org/brennerbahn_blumauatzwang.htm.
288
Oberporz – Zahlen und Fakten Geographische Länge und Breite: Oberporz:
46°33‘21“ Nord, 11°31‘06“ Ost
Weberle:
46°33‘19“ Nord, 11°31‘08“ Ost
Antipodischer Punkt von Oberporz (der Antipod ist jener Punkt auf der Erdoberfläche, der genau gegenüber liegt) 46°33‘21“ Süd, 168°29‘41“ West – Pazifischer Ozean rund 1.500 Kilometer östlich von Neuseeland Nördlichster Punkt: 46°33‘37“ (Marzon) Südlichster Punkt:
46°32‘59“ (Puflatsch); 46°33‘12“ (Wiese Oberporz)
Westlichster Punkt: 11°30‘49“ (ober Autobahntunnel „Kastelruth“) Östlichster Punkt:
11°36‘33“ (Puflatsch); 11°31’10 (Weberle-Wasserfall)
Höhenlage: Hofstelle: 671,8 m.s.l.m. (Stadelbrücke)321 tiefster Punkt: 480 m.s.l.m. (ober Autobahntunnel „Kastelruth“) höchster Punkt: 2.090 m.s.l.m. (Puflatsch)
Grenzen (im Tal): Flöss 75 Meter Publid 210 Meter Lafogl A: 85 Meter Untertschötsch: 320 Meter Lafogl B: 300 Meter Messner: 440 Meter Dösch 80 Meter Unterporz: 240 Meter Latsch / A22: 720 Meter
321
Vgl: Landesgrundkarte auf http://gis2.provinz.bz.it/geobrowser/?project=geobrowser_pro&view=geobrowser_pro_atlas-b&locale=de
289
Das Wetter zu Porz: Die nächstgelegenen Wetterstationen befinden sich in Waidbruck und Völs am Schlern. Da die klimatischen Verhältnisse im Talboden sich oft von jenen am Hang (z.B. im Winter bei Inversionswetterlage) unterscheiden, riet Günther Geier vom Wetteramt des Landes, die Völser Werte zu verwenden. Um die niedrigere Meereshöhe zu berücksichtigen, habe ich – ebenfalls auf Rat von Geier – 0,7 Grad je 100 Höhenmeter dazugezählt (also 1,2 Grad bei 170 Meter Unterschied). Demnach ergeben sich für Oberporz folgende klimatische Durchschnittswerte:
Klimatische Jahresdurchschnitte: 10,1°C Jahresdurchschnittstemperatur von 1956-2012 (Bozen: 12,2 Grad) durchschnittlicher Niederschlag von 1926-2012: 784,6 Liter/m² bzw. mm. (Bozen: 719,7mm) Winter: 70,7, Frühjahr 185,2, Sommer 319,5, Herbst 209,2
290
Verteilung der Niederschläge 70,0 209,0 185,2
319,5
Winter
Frühjahr
Sommer
Herbst
Regentage: 83 (J 3, F 3, M 5, A 8, M 10, J 11, J10, A 10, S 7, O 6, N 6, D 4)
Niederschlagsrekorde: (Daten von 1945-1948 und 1979 fehlen) Trockenste Jahre: 1969: 523,8mm; 1949: 563,1mm; 1943: 573,6mm; Trockenste Monate: 19 Monate ohne Niederschlag: 6x im Jänner, 5x im Feber, 1x im März, 2x im Oktober, 2x im November, 3x im Dezember. 1993 gab es die ersten zwei Monate überhaupt keinen Niederschlag. Nasseste Jahre: 1960: 1102mm; 1939:1035mm; 1934: 1026,1mm; Nasseste Monate: Juni 1997: 276,6mm; Juni 1957: 237,6mm; Juli 1966: 233,6mm
Die 10 trockensten und nassesten Jahre von 1926-2012
Niederschlag L/m²
1200
1102,8
1035
1026
1023,2
1017,2
1010,4
1000
988,3
971,8
958
800 600
523
563,1
573,6
605,9
606,6
611
616
617
618
952,5
628
400 200 0 1969,1960 1949,1939 1943,1934 1974,1937 1925,1926 1932,1966 1973,2012 1995,1957 1938,1975 2006,1954 trockene Jahre
nasse Jahre
291
Porzer Flurnamen Folgende Flurnamen befinden sich in der über 170.000 Namen umfassenden Datenbank des Südtiroler Landesarchivs: Bärenloch (nördlich der Marzune, nicht im Bild): Hier sollte früher eine Bärenfalle gewesen sein. Bart: steile Weide unterhalb des Großen Ackers. Vorkommen von Borstgras, das mundartlich Bart / Pirstling genannt wird. Distele, im: von disgale: Hier stand früher der Ziehbrunnen von Latsch. Erdbeerplatzl: kleine ebene Fläche, früher offen und als Weide genutzt. Josl, beim: Möglicherweise deutet der Namen auf den ehemaligen Besitzer des späteren Schulhauses, Josef Fink, hin. (Auch ein Stück Wiese an der Abzweigung nach Madrungl heißt so). Kalte Löcher: Diese befanden sich zu Unterporz dort, wo heute der Steinbruch steht. Sie dienten bis in die 1980er Jahre als natürlicher Kühlschrank. Kematackerle: Namensherkunft vermutlich aufgrund der Form (Kemat = Kamin). Keschtnbam, bei die: Weidefläche mit Kastanienbäumen Keschtnbambachl: Quelle und dünnes Rinnsal, das nach wenigen Metern wieder versickert. Vermutlich wird die Quelle von der Doaswolder Lacke gespeist. Kospenlatzwiesl: Namensherkunft vermutlich aufgrund der Form (Kospen + Latz). Latsch: vom romanischen lacchio / latschio. Bedeutung: Lacke / Wasser. Latscher Steig: Von den Keschtnbam führte der Latscher Steig steil hinunter zum Latscher Hof. Leitl: Leit bezeichnet entweder eine steile Wiese oder einen Sonnenhang (wo die Sonne am längsten scheint). Marzune/a: (nicht im Bild): Damit wurden oft Geländeebenen bezeichnet. Oberporz: Von Unterporz kommend ist es das erste Grundstück, das zu Oberporz gehört. Plärrer, beim: In den 1930er war die alte Messnerin (Anna Fink Wwe. Gudauner) eines Tages nach Unterporz gekommen, um einen der Söhne als Tagwerker zu verpflichten. Als keiner mitgehen wollte, setzte sie sich hin um ein Gsatzl zu plärren. Schulwiesl: Wiese, die einstmals zum Schulhaus gehörte und 1913 zusammen mit dem Haus an die Gemeinde verkauft wurde. Viele Jahre wurde die Wiese von den Porzern gemäht.
292
Sodom und Gomorrha: Felnische mit sehr mildem Klima, bereits um den Valentinstag soll es hier erste Blumen geben (gegeben haben). Einer anderen Erklärung nach könnte hier Peter Insam seinen Plan zur Brandstiftung entworfen haben. Steinackerle: Steiniger Acker; im nassen Herbst 1960 brach ein Teil der Mauer zum Leitl herunter. Taubengarten: Einige freie Flecken Gras, das früher abgemäht wurde. Trate/Troute: Namensherkunft von „betreten“. Da diese Fläche immer schon eine Wiese war, durfte das Vieh nach der Mahd das Gelände zum Weiden betreten. Trieb: Von „Viehtrieb“. Früherer Verbindungssteig zwischen Großer Acker und Weingart. Weberlebach: Bach, der hinter dem Weberle rinnt. Der Unterlauf ist auf der Karte verzerrt dargestellt und befindet sich in Wirklichkeit weiter nördlich. Länge: ca 1,2 km bis zum Zusammenfluß mit dem Eisack, ca. 320 km bis zur Mündung in die Adria. Das Wasser, das zu Porz vorbeifließt, braucht etwa 6 Tage bis zum Meer.
Weberle Bach: Mündung in den Eisack (links), Wasserfall (oben rechts), Mündung in die Adria zwischen Chioggia und Rosolina Mare (unten rechts).322 Weingart: In einem Teil des Weingarts wurde bis 1978 Wein angebaut. Mit dem Verschwinden der Äcker in St. Oswald stürzten sich die Vögel zunehmend auf die Trauben, sodass die Ernte immer geringer ausfiel.
322
Alle Fotos aus dem Archiv des Verfassers.
293
294
295
Fotoalbum
Oberporz 1934.
296
297 Oberporz M채rz 2014
298 Weberle im Herbst 1993
299
Ruine Aichach und Pfleger 1941
Weberle im Herbst 1993
300
Untermalid 1931 (oben links), Messner 1931 (o.r.), Fortschรถll 1940 (u.l.), Moar auf Schรถnegg 1941 (u.r.)
301
Kandelberg 1973 (oben) und 1944 (rechts)
St. Oswald um 1960 (oben) und auf einer Postkarte (unten).
302
St. Oswald um 1960
303
304
V.l.o.n.r.u.: Törggelebrücke 1930, Straße zwischen Törggele und Brücke, Brücke 1936, 2013
Familie Plunger: Bernhard und Maria. Mit Kindern Bernhard und Maria ca. 1912.
Hochzeit Bernhard und Anna Jaider 25.10.1909. Mit allen 3 Kindern und Magd (?) 1914/15.
305
Theresia Fink und Anton Planer 8.5.1922.
Rosa Gudauner + Bernhard Plunger 15.2.1947
Maria Fink 1920er Jahre.
Maria Plunger um 1930.
306
Maria Plunger und Vinzenz Fink 2.5.1934.
zu Maleng 1936: Anna Jaider in Plunger, Anna Plunger, Paul Fink, Maria Plunger in Fink, Bernhard Plunger (Malenger), Vinzenz Fink (Oberporzer), Schwester von Anna Jaider. 307
Thomas, Paul, Zenz um 1940.
Paul, Zenz, Thomas Anfang 1950.
Firmung von Thomas (ganz rechts) am 8.6.1947. Hinten Mitte Peter Marmsoler (Unterporzer). Vorne Georg Marmsoler (FortschÜller-Pächter) mit Anna Plunger in Marmsoler, Maria, Anna.
308
Peter Marmsoler (2. Weltkrieg).
Anna Plunger und Georg Marmsoler 26.5.1941.
Silberne Hochzeit von Anna und Georg Marmsoler am 26.5.1966. Kinder von links: Rosa, Hans, Bernhard, Josef und Anna.
309
Puflatsch
310
0 Fink Anton Jakob
0 Lanziner Maria
1 Fink Anton
1 Fink Josef Michael
1 Fink Michael Matthias
1 Fink Anna Maria
1 Fink Maria
1 Fink Theresia
1 Fink Maria Agnes
1 Fink Theresia A.
2 Fink Anna
2 Fink Anton Konrad
2 Fink Maria Juliana Aloisia
2 Fink Anna Helene
2 Fink Michael Ignatz
2 Fink Thres Josefa
2 Fink Paul Medardus
2 Fink Agnes
2 Fink Theresia Ottilie
2 Fink Anton Vinzenz
2 Fink Vinzenz Gottfried
2 Fink Josef Urban
2 Fink Maria Josefa
3 Gudauner Anonyma
3 Gudauner Anonym
3 Gudauner Rosa Agnes
3 Gudauner Anna Maria
3 Gudauner Florian Nikolaus
3 Gudauner Anonym
3 Fink Gertrud
3 Gudauner Simon (Simmele)
3 Fink Margareth (Margret)
3 Planer Paula
3 Planer Josefa
3 Planer Josef
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
Name
1
NR G
311
29.9 1925
20.6 1924
7.4 1923
14.3 1922
7.6 1920
26.9 1919
13.1 1917
9.12 1915
26.7 1914
21.1 1913
10.8 1911
27.11 1909
31.8 1899
28.4 1898
7.11 1895
26.6 1894
15.12 1892
12.1 1885
8.6 1883
10.3 1882
16.12 1880
18.8 1879
16.6 1878
19.2 1877
14.11 1875
15.4 1855
30.5 1852
10.9 1849
10.9 1849
30.12 1847
26.2 1846
5.3 1844
6.8 1842
13.2 1813
13.6 1808
geboren
19
0
72
90
0
0
96
77
0
0
89
80
42
28
87
0
76
64
59
73
76
64
0
64
83
0
0
57
75
75
58
78
72
Alter
10.3 1944
17.8 1923
?
27.04.1954
20.10.1951
4.12 1992 04.04.1956
24.1 2010
13.1 1917
9.12 1915
25.9 2010
22.10 1990 15.02.1947
10.8 1911
27.11 1909
4.11 1988
12.4 1979 26.02.1946
28.3 1938 02.05.1934
24.9 1922
13.9 1980 08.05.1922
12.1 1885
3.12 1959 04.07.1921
26.4 1946 26.10.1925
1.2 1940
23.2 1953 21.09.1908
30.3 1955
28.11 1941
16.2 1876
26.5 1919 09.02.1892
13.3 1936 11.04.1893
15.10 1849
7.10 1849
27.11 1905
13.10 1921 26.01.1875
24.1 1920 11.02.1895
29.6 1901 15.09.1891
6.7 1891 07.06.1841
2
-
-
1
7
0
-
-
-
5
-
-
-
0
3
-
8
-
3
0
-
7
-
-
-
0
0
-
-
-
8
0
5
8
8
Malfertheiner Agnes
Krismer Adolf
Gruber Maria
Witavsky Rudolf
Plunger Bernhard
Innerebner Anna
Plunger Maria Rosa
Planer Anton sen.
Hartmann Margarethe
Mulser Josef
Gudauner Simon
Karbon Vinzenz
Goller Franz
Schgaguler Anna
Hilpold Maria
Mulser (Josefa) Maria
Fink Anton Jakob
Lanziner Maria
Hochzeit Kinder Partner
12.6 1881 07.06.1841
gestorben
322 Planer Anton sen.
Planer Anton sen.
Planer Anton sen.
313 Fink Paul Medardus
315 Gudauner Simon
325 Fink Paul Medardus
Gudauner Simon
Gudauner Simon
Gudauner Simon
312 Gudauner Simon
Gudauner Simon
Gudauner Simon
Fink Anton
311 Fink Anton
310 Fink Anton
Fink Anton
308 Fink Anton
Fink Michael Matthias
309 Fink Michael Matthias
307 Fink Michael Matthias
Fink Michael Matthias
306 Fink Michael Matthias
Fink Michael Matthias
Fink Michael Matthias
Fink Michael Matthias
305 Fink Anton Jakob
301 Fink Anton Jakob
Fink Anton Jakob
Fink Anton Jakob
Fink Anton Jakob
303 Fink Anton Jakob
302 Fink Anton Jakob
304 Fink Anton Jakob
1 Lanziner Paul
2 Fink Christian
NR Vater
308 Fink Theresia Ottilie
308 Fink Theresia Ottilie
308 Fink Theresia Ottilie
17 Hartmann Margarethe
306 Fink Anna Helene
17 Hartmann Margarethe
306 Fink Anna Helene
306 Fink Anna Helene
306 Fink Anna Helene
306 Fink Anna Helene
306 Fink Anna Helene
306 Fink Anna Helene
3 Mulser (Josefa) Maria
3 Mulser (Josefa) Maria
3 Mulser (Josefa) Maria
3 Mulser (Josefa) Maria
3 Mulser (Josefa) Maria
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
5 Schgaguler Anna
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
1 Lanziner Maria
0 Schieder Christina
0 Ploner Anna
NR Mutter
2
2
2
2
2
2
2
2
0
0
19
19
19
309
14
309
14
14
14
14
14
14
304
304
304
304
304
303
303
303
303
303
303
303
303
NR
Die Nachkommen von Anton Jakob Fink und Maria Lanziner
312
3 Planer Mathilde
3 Planer Anton
3 Planer Gottfried
3 Planer Theresia
3 Fink Gerhart
3 Planer Oswald
3 Fink Paul Bernhard
3 Fink Vinzenz Michael Anton
3 Fink Thomas Silvester
4 Plunger Max Bernhard
4 Plunger Bernhard Johann
4 Plunger Anna Maria
4 Planer Julius
4 Plunger Rosa
4 Planer Eva
4 Planer Brigitte
4 Planer Martina
4 Gudauner Martha Maria
4 Planer Friedrich
4 Gasslitter Martha
4 Planer Elonora
4 Gasslitter Bernadette
4 Gudauner Marianna
4 Planer Ludwig
4 Gudauner Albert Anton
4 Gudauner Josef Simon
4 Gasslitter Oswald
4 Planer Angelika
4 Krismer Ingrid
4 Gasslitter Margareth
4 Planer Oswald jun.
4 Gasslitter Hubert
4 Werkmeister Margerita
4 Planer Christine
4 Planer Claudia
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
Name
36
NR G
1960
23.7 1964
13.4 1963
28.11 1962
4.7 1962
21.11 1961
24.2 1961
um
25.11 1960
17.2 1960
10.1 1960
10.1 1960
26.8 1959
1958
6.9 1958
30.7 1958
22.8 1957
21.3 1957
14.12 1956
20.3 1956
5.11 1955
15.3 1955
20.6 1954
30.1 1954
13.12 1950
23.11 1949
19.2 1948
21.12 1937
27.9 1936
27.1 1935
18.1 1933
15.10 1930
25.5 1930
18.3 1929
3.1 1928
20.12 1926
geboren
27
75
Alter 19.10.1961
30.3 1977
2011
1989
12.04.1986
26.06.1999
20.11.1982
02.12.1978
04.02.1978
09.10.1982
10.10.1982
20.04.1974
29.12.1980
28.07.1970
01.09.1965
12.05.1966
30.11.1967
08.11.1956
18.08.1956
1
3
0
3
2
3
?
-
2
5
2
2
2
6
1
4
3
2
2
2
2
2
2
4
-
3
2
2
4
1
1
8
4
7
2
319 Fink Vinzenz Gottfried
317 Fink Vinzenz Gottfried
321 Planer Anton sen.
320 Fink Paul Medardus
314 Planer Anton sen.
316 Planer Anton sen.
323 Planer Anton sen.
324 Planer Anton sen.
NR Vater
Windisch Norbert
Roschatt Walter
? Aimet
Griesser Sonja
Gaiser Evi
Grossrubatscher Guido
Moroder Petra
Gatterer Helga
Stuefer Christina
Federer Angelika
Regele Gottfried
Mulser Paul
Klotzner Walter
Mulser Richard
Sparer Pia
Stauder Walter
Callegari Luigino
Pfattner Karl
Ungerer Otto
Schweigl Wendelin
Malfertheiner Marianna
Frei Richard
Erlacher Maria(nne)
37 Pederiva Erna
35 Malfertheiner Agnes
37 Pederiva Erna
312 Gudauner Rosa Agnes
37 Pederiva Erna
312 Gudauner Rosa Agnes
312 Gudauner Rosa Agnes
312 Gudauner Rosa Agnes
21 Plunger Maria Rosa
21 Plunger Maria Rosa
21 Plunger Maria Rosa
308 Fink Theresia Ottilie
17 Hartmann Margarethe
308 Fink Theresia Ottilie
308 Fink Theresia Ottilie
308 Fink Theresia Ottilie
308 Fink Theresia Ottilie
NR Mutter
314 Planer Theresia
38 Pederiva Christine
314 Planer Theresia
38 Pederiva Christine
37 Pederiva Erna
365 Planer Anton
355 Planer Anton
340 Werkmeister Josef
332 Gasslitter Bernhard
345 Planer Gottfried
347 Gasslitter Bernhard
Krismer Adolf
Planer Josef
351 Gasslitter Bernhard
37 Pederiva Erna
37 Pederiva Erna
324 Planer Mathilde
314 Planer Theresia
38 Pederiva Christine
314 Planer Theresia
313 Fink Margareth (Margret)
35 Malfertheiner Agnes
314 Planer Theresia
346 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
360 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
343 Planer Anton
327 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
352 Gasslitter Bernhard
348 Planer Gottfried
326 Gasslitter Bernhard
358 Planer Gottfried
359 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
341 Planer Anton
353 Planer Josef
362 Planer Anton
357 Plunger Bernhard
350 Planer Anton
344 Plunger Bernhard
Plunger Bernhard
342 Plunger Bernhard
Grande Irmgard Rosemarie318 Fink Vinzenz Gottfried
Rauch Martha Paula
Tirler Maria Theresia
Gasser Theresia
? Heidi
Gasslitter Bernhard
Pederiva Christine
Pederiva Erna
Werkmeister Josef
Hochzeit Kinder Partner
3.8 2003 12.11.1953
gestorben
323
323
36
39
316
39
32
322
39
315
315
323
315
39
316
39
316
315
323
322
323
26
323
26
26
26
310
310
310
19
309
19
19
19
19
NR
313
4 Gasslitter Rita
4 Fink Claudia
4 Fink Christian Florian
4 Werkmeister Johann
4 Gasslitter Walter
4 Fink Agnes Josefa
4 Gudauner Erna
4 Fink Theodor Paul
4 Gasslitter Michael
4 Fink Irmgard
4 Planer Thomas
4 Fink Margareth Maria
4 Planer Jürgen
4 Gudauner Gabriela
4 Gudauner Veronika
4 Fink Paula Petra
4 Fink Irene Maria Martha
4 Planer Simon
4 Fink Martin Oswald Josef
5 Frei Waltraud
5 Pfattner Markus
5 Frei Stefan
5 Pfattner Margit
5 Mulser Matthias
5 Callegari Alexandra
5 Mulser Rosmarie
5 Stauder Roswitha
5 Mulser Maria
5 Planer Daniel
5 Planer Desireè
5 Ungerer Manuel
5 Mulser Katja
5 Mulser Cornelia
5 Frei Peter
5 Schweigl Norbert
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
Name
71
NR G
1965
1982
1982
3.11 1981
13.3 1981
1980
1980
1980
12.5 1980
1979
1.4 1979
1978
24.12 1978
2.6 1978
1976
1.10 1976
1975
18.4 1978
22.7 1977
9.2 1975
28.6 1971
31.10 1970
31.10 1970
24.9 1970
3.9 1970
17.4 1970
16.7 1969
17.5 1969
19.10 1968
5.5 1967
18.3 1967
31.1 1967
7.9 1966
9.7 1966
um
22.2 1965
geboren
Alter
gestorben
11.10.2003
03.05.2008
31.10.1995
21.05.1994
04.05.2002
28.05.1994
02.05.1998
10.11.1984
20.10.2012
17.05.1997
02.07.1988
1
1
1
2
2
2
3
3
2
3
3
2
3
4
2
1
3
5
0
2
-
2
?
4
Carli Evelyn
Rabensteiner Franz
Noor Faiza
Stötter Veronika
Mair Arnold
Wanker Markus
Ezechiele Stefano
Kompatscher Carmen
Plattner Christian
Frei Verena
Dollinger Robert
Tammerle Ignaz
Mair Erhard
Thurner Konrad
Weissteiner Carmen
Goller Norbert
Rier Christine
Tartarotti Stefano
Scherlin Inge
Zemmer Gertraud
Gross Karlheinz
Platzgummer Roland
Rabanser Erika
Kirchler Monica
Malfertheiner Kurt
Hochzeit Kinder Partner 40 ? Heidi
314 Planer Theresia
NR Mutter
42 Tirler Maria Theresia
314 Planer Theresia
324 Planer Mathilde
314 Planer Theresia
42 Tirler Maria Theresia
38 Pederiva Christine
42 Tirler Maria Theresia
41 Gasser Theresia
Schweigl Wendelin
370 Frei Richard
368 Mulser Richard
Mulser Paul
374 Ungerer Otto
Planer Friedrich
383 Planer Julius
367 Mulser Richard
Stauder Walter
384 Mulser Paul
371 Callegari Luigino
369 Mulser Richard
Pfattner Karl
Frei Richard
Pfattner Karl
377 Frei Richard
339 Fink Thomas Silvester
Planer Anton
337 Fink Thomas Silvester
330 Fink Paul Bernhard
317
315
315
316
317
321
319
39
317
315
317
39
36
319
320
39
NR
323
357 Plunger Rosa
344 Plunger Anna Maria
326 Gasslitter Martha
352 Gasslitter Bernadette
362 Planer Eva
54 Sparer Pia
48 Malfertheiner Marianna
326 Gasslitter Martha
359 Gudauner Martha Maria
352 Gasslitter Bernadette
341 Planer Martina
326 Gasslitter Martha
353 Planer Brigitte
344 Plunger Anna Maria
353 Planer Brigitte
344 Plunger Anna Maria
49
47
55
57
50
358
350
55
53
57
52
55
51
47
51
47
44 Grande Irmgard Rosemarie318
37 Pederiva Erna
44 Grande Irmgard Rosemarie318
42 Tirler Maria Theresia
331 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
361 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
364 Planer Gottfried
335 Fink Paul Bernhard
338 Planer Oswald
329 Fink Vinzenz Michael Anton 43 Rauch Martha Paula
356 Gasslitter Bernhard
336 Fink Paul Bernhard
328 Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Maria
333 Fink Paul Bernhard
354 Gasslitter Bernhard
Werkmeister Josef
334 Fink Vinzenz Michael Anton 43 Rauch Martha Paula
Fink Gerhart
349 Gasslitter Bernhard
NR Vater
314
5 Plunger Martina
5 Mulser Brigitte
5 Mulser Julius
5 Planer Patrizia
5 Stauder Manuela
5 Frei Ingrid
5 Gross Gabriel
5 Klotzner Bettina
5 Regele Tanja
5 Schweigl Judith
5 Ungerer Renè
5 Planer Alexander
5 Planer Joachim
5 Gross Claudia
5 Gudauner Simone
5 Malfertheiner Daniel
5 Gudauner Stephanie
5 Plunger Siglinde
5 Regele Nadja
5 Mulser Sabine
5 Malfertheiner Manuel
5 Grossrubatscher Simon
5 Roschatt Daniel
5 Callegari Elisabeth
5 Gudauner Melanie
5 Planer Julia
5 Plunger Manuela
5 Windisch Theresia
5 Gross Stefan
5 Gasslitter Gabriel
5 Grossrubatscher Theresia
5 Roschatt Florian
5 Mulser Verena
5 Malfertheiner Michael
5 Gudauner Andrea
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
Name
106
NR G
1991
13.9 1991
18.1 1991
1990
1990
1990
1989
1989
1989
1989
1989
1989
1988
1988
27.12 1988
11.3 1988
1987
1987
1987
5.3 1987
1986
1986
1985
21.3 1985
1984
1984
1984
1984
1984
1984
1983
1983
20.12 1983
6.9 1983
7.12 1983
geboren
13
22
0
27
Alter
2003
5.5 2011
10.11 1987
29.5 2011
gestorben
1
-
1
-
3
3
1
1
2
-
2
Prinoth Thomas
Prossliner Katrin
Rauch Karl
Matuella Markus
Oberkofler Martin
Jaider Melanie
Reider Martin
RĂśggl Raimund
Hochzeit Kinder Partner
Gudauner Josef Simon
Malfertheiner Kurt
378 Mulser Paul
Roschatt Walter
Grossrubatscher Guido
Gasslitter Hubert
Gross Karlheinz
Windisch Nobert
Plunger Max Bernhard
Planer Ludwig
Gudauner Josef Simon
Callegari Luigino
Roschatt Walter
Grossrubatscher Guido
379 Malfertheiner Kurt
Mulser Paul
Regele Gottfried
Plunger Max Bernhard
Gudauner Josef Simon
Malfertheiner Kurt
366 Gudauner Josef Simon
373 Gross Karlheinz
Planer Ludwig
Planer Friedrich
Ungerer Otto
Schweigl Wendelin
Regele Gottfried
375 Klotzner Walter
372 Gross Karlheinz
Frei Richard
380 Stauder Walter
Planer Julius
Mulser Richard
Mulser Paul
381 Plunger Max Bernhard
NR Vater
61 Gatterer Helga
349 Gasslitter Rita
352 Gasslitter Bernadette
355 Planer Christine
347 Gasslitter Margareth
67 Griesser Sonja
328 Gudauner Erna
0 Planer Claudia
45 Erlacher Maria(nne)
59 Federer Angelika
61 Gatterer Helga
341 Planer Martina
355 Planer Christine
347 Gasslitter Margareth
349 Gasslitter Rita
352 Gasslitter Bernadette
327 Gudauner Maria Anna
45 Erlacher Maria(nne)
61 Gatterer Helga
349 Gasslitter Rita
61 Gatterer Helga
328 Gudauner Erna
59 Federer Angelika
54 Sparer Pia
362 Planer Eva
357 Plunger Rosa
327 Gudauner Maria Anna
348 Planer Elonora
328 Gudauner Erna
344 Plunger Anna Maria
359 Gudauner Martha Maria
48 Malfertheiner Marianna
326 Gasslitter Martha
352 Gasslitter Bernadette
45 Erlacher Maria(nne)
NR Mutter
346
71
57
69
65
332
77
70
342
343
346
52
69
65
71
57
0
342
346
71
346
77
343
358
50
49
0
56
77
47
53
350
55
57
342
NR
315
5 Gross Maria
5 Gasslitter Lukas
5 Mulser Anita
5 Grossrubatscher Tobias
5 Gudauner Julian
5 Tartarotti Patrizia
5 Tartarotti Sandra
5 Gasslitter Fabian
5 Thurner Martin
5 Gasslitter Sofia
5 Thurner Anita
5 Mair Corinna
5 Malfertheiner Stefanie
5 Gasslitter David
5 Fink Stefan
5 Fink Martin
5 Fink Lena
5 Fink Lukas
5 Planer Elisa
5 Mair Samuel
5 Roschatt Sabrina
5 Goller Daniel
5 Fink Markus
5 Thurner Daniel
5 Planer Jeremias
5 Gudauner Philipp
5 Vigl Peter
5 Fink Sara
5 Goller Christoph
5 Planer Maximilian
5 Gudauner Barbara
5 Planer Benjamin
5 Gasslitter Julia
5 Gasslitter Maria
5 Goller Evi
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
Name
141
NR G
15.6 2007
2006
2006
6.9 2006
1.12 2005
15.12 2004
6.10 2004
5.3 2004
2003
26.11 2003
26.5 2003
2002
14.12 2002
16.10 2002
2001
19.11 2001
13.3 2001
3.2 2001
15.10 2000
18.3 1999
6.2 1999
1998
27.7 1998
16.1 1998
1997
1997
1995
1995
20.8 1995
20.8 1995
1993
1993
25.8 1993
1992
1991
geboren
Alter
gestorben
1
Schenk Gerhard
Hochzeit Kinder Partner
Goller Norbert
Gasslitter Oswald
Gasslitter Michael
Planer Thomas
Gudauner Albert Anton
Planer Thomas
Goller Norbert
Fink Theodor Paul
Vigl Mair Alois
Gudauner Albert Anton
Planer Thomas
Thurner Konrad
Fink Christian Florian
Goller Norbert
Roschatt Walter
Mair Erhard
Planer Thomas
Fink Theodor Paul
Fink Christian Florian
Fink Christian Florian
Fink Theodor Paul
Gasslitter Hubert
Malfertheiner Kurt
Mair Erhard
Thurner Konrad
Gasslitter Walter
Thurner Konrad
Gasslitter Walter
Tartarotti Stefano
Tartarotti Stefano
Gudauner Josef Simon
Grossrubatscher Guido
382 Mulser Paul
Gasslitter Hubert
Gross Karlheinz
NR Vater
335 Fink Margareth Maria
62 Moroder Petra
79 Scherlin Inge
81 Rier Christine
60 Stuefer Christina
81 Rier Christine
335 Fink Margareth Maria
78 Zemmer Gertraud
363 Gudauner Erna
60 Stuefer Christina
81 Rier Christine
361 Gudauner Gabriela
73 Kirchler Monica
335 Fink Margareth Maria
355 Planer Christine
331 Gudauner Veronika
81 Rier Christine
78 Zemmer Gertraud
73 Kirchler Monica
73 Kirchler Monica
78 Zemmer Gertraud
67 Griesser Sonja
349 Gasslitter Rita
331 Gudauner Veronika
361 Gudauner Gabriela
75 Rabanser Erika
361 Gudauner Gabriela
75 Rabanser Erika
329 Fink Irmgard
329 Fink Irmgard
61 Gatterer Helga
347 Gasslitter Margareth
352 Gasslitter Bernadette
67 Griesser Sonja
328 Gudauner Erna
NR Mutter
82
351
356
338
360
338
82
336
77
360
338
84
334
82
69
85
338
336
334
334
336
332
71
85
84
354
84
354
80
80
346
65
57
332
77
NR
316
5 Dollinger Nathalie
5 Gasslitter Jonas
5 Dollinger Anja
5 Dollinger Nina
5 Planer Laurin
5 Planer Letizia
5 Tammerle Fabian
5 Planer Alessia
5 Planer Valentina
6 Mair anonym
6 Wanker Stefan
6 Wanker Marissa
6 Reider Phillip
6 Ezechiele Diego
6 Mulser Samira
6 Rauch Fabian
6 Matuella Aimee
6 Plattner Miriam
6 Reider Barbara
6 Planer Sarah
6 Rauch Moritz
6 Mulser Laurin
6 Röggl Alexandra
6 Plattner Heidi
6 Matuella Finja
6 Malfertheiner Lisa
6 Ezechiele Michele
6 Plattner Annie
6 Rabensteiner Nicole
6 Röggl Lukas
6 Matuella Vicky
6 Prinoth Kevin
6 Gross Anton
6 Rauch Jana
177
178
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
Name
5 Tammerle Tobias
176
NR G
2012
2012
2012
2012
20.10 2012
6.1 2012
2010
2010
2010
2009
7.6 2009
3.3 2009
2008
2007
2006
2005
2005
1.12 2005
2004
18.10 2004
2003
2003
2003
26.11 2003
16.7 2003
11.9 2000
24.3 1996
Juli
Juli
18.1 2012
2011
2011
7.7 2011
7.7 2011
2009
11.6 2009
9.3 2009
geboren
0
Alter
24.3 1996
gestorben
-
Hochzeit Kinder Partner
Rauch Karl
Gross Gabriel
Prinoth Thomas
Matuella Markus
Röggl Raimund
Mulser Cornelia
Plattner Christian
Ezechiele Stefano
Malfertheiner Michael
Matuella Markus
Plattner Christian
Röggl Raimund
Mulser Matthias
Rauch Karl
Planer Friedrich
Reider Martin
Plattner Christian
Matuella Markus
Rauch Karl
Mulser Matthias
Ezechiele Stefano
Reider Martin
Wanker Markus
Wanker Markus
Mair Erhard
Planer Jürgen
Planer Jürgen
Tammerle Ignaz
Planer Oswald jun.
Planer Oswald jun.
Dollinger Robert
Dollinger Robert
Gasslitter Oswald
Dollinger Robert
Tammerle Ignaz
NR Vater
366 Gudauner Simone
112 Jaider Melanie
378 Mulser Verena
373 Gross Claudia
381 Plunger Martina
103 Rabensteiner Franz
377 Frei Waltraud
371 Callegari Alexandra
139 Prossliner Katrin
373 Gross Claudia
377 Frei Waltraud
381 Plunger Martina
94 Kompatscher Carmen
366 Gudauner Simone
54 Platter Verena
380 Stauder Manuela
377 Frei Waltraud
373 Gross Claudia
366 Gudauner Simone
94 Kompatscher Carmen
371 Callegari Alexandra
380 Stauder Manuela
384 Mulser Rosmarie
384 Mulser Rosmarie
331 Gudauner Veronika
83 Weissteiner Carmen
83 Weissteiner Carmen
330 Fink Paula Petra
66 Gaiser Evi
66 Gaiser Evi
337 Fink Irene Maria Martha
337 Fink Irene Maria Martha
62 Moroder Petra
337 Fink Irene Maria Martha
330 Fink Paula Petra
NR Mutter
120
372
138
119
106
368
90
95
379
119
90
106
369
120
376
110
90
119
120
369
95
110
96
96
85
364
364
86
345
345
87
87
351
87
86
NR
317
11.7 1863
16.3 1888
1.11 1890
306 2H Gudauner Simon
307 2H Mulser Josef
308 2H Planer Anton sen.
5.6 1941
28.4 1953 1955
17.10 1959
28.8 1962
28.5 1965
14.4 1967
326 4H Mulser Richard
327 4H Regele Gottfried
328 4H Gross Karlheinz
329 4H Tartarotti Stefano
330 4H Tammerle Ignaz
331 4H Mair Erhard
38
2010
31.10.1995
03.05.2008
28.05.1994
6.3 1998 10.11.1984
20.11.1982
4.10 1994 04.02.1978
vor
19.10.1961
324 3H Werkmeister Josef 41
12.11.1953
323 3H Pederiva Erna
325 3H Witavsky Rudolf
27.04.1954
3
2
2
4
2
4
0
2
7
2
1
30.11.1967
2
2
4
4
7
8
1
5
0
3
3
8
0
7
322 3H Malfertheiner Agnes
16.1 2011 01.09.1965
28.07.1970
12.05.1966
18.08.1956
04.04.1956
28.2 2003 08.11.1956
5.5 2009 20.10.1951
16.3 1994 15.02.1947
8.4 1995 26.02.1946
14.1 1978 02.05.1934
13.1 1988 04.07.1921
26.12 1936 08.05.1922
1975 26.10.1925
0
5
8
0
321 3H Gasser Theresia
66
09.02.1892
1926 21.09.1908
?
15.6 1940 15.09.1891
12.1 1885 26.01.1875
30.11 1920 11.02.1895
0
39
32
26 Plunger Bernhard
22
21 Plunger Bernhard
17 Hartmann Franz
19 Planer Anton
16
14 Gudauner Simon sen.
10
3 Mulser Paul Anton
5
4
9
Oberkofler Martin
Mulser Maria
Frei Peter
Schenk Gerhard
NR Vater
44 Grande Umberto
42 Tirler Isidor
38
Gudauner Veronika
Fink Paula Petra
Fink Irmgard
Gudauner Erna
Gudauner Marianna
Gasslitter Martha
Fink Gertrud
Planer Mathilde
Planer Anton
Planer Josef
Planer Oswald
Fink Gerhart
85
86 Tammerle Alois
80 Tartarotti Gino
77
58
55 Mulser Josef
30
36
37
35
41
40
Fink Vinzenz Michael Anton 43 Rauch August
Fink Thomas Silvester
Fink Paul Bernhard
Planer Gottfried
Gudauner Simon (Simmele) 31 Gruber Johann
Planer Theresia
Fink Margareth (Margret)
Gudauner Rosa Agnes
Fink Josef Urban
Fink Vinzenz Gottfried
Fink Paul Medardus
Fink Theresia Ottilie
Fink Thres Josefa
Fink Anna Helene
Fink Theresia A.
Fink Anton
Fink Michael Matthias
Fink Josef Michael
Fink Maria Agnes
Hochzeit Kinder Partner
20.8 1920 11.04.1893
gestorben
1
1.6 1944
74
83
82
90
76
89
46
86
62
85
39
78
87
Alter
320 3H ? Heidi
319 3H Rauch Martha Paula
26.8 1942
317 3H Tirler Maria Theresia
318 3H Grande Irmgard Rosemarie
9.7 1936
13.3 1934
4.4 1928
316 3H Pederiva Christine
315 3H Gruber Maria
314 3H Gasslitter Bernhard
1926
9.2 1912
312 3H Plunger Bernhard
313 3H Krismer Adolf
2.3 1905
23.8 1901
311 2H Innerebner Anna
310 2H Plunger Maria Rosa
15.10 1898
22.1 1857
305 1H Karbon Vinzenz
309 2H Hartmann Margarethe
18.5 1855
8.3 1845
304 1H Mulser (Josefa) Maria
27.6 1842
303 1H Schgaguler Anna
2013
302 1H Hilpold Maria
6 Oberkofler Elisa
214
2013
2013
18.5 1833
6 Mair Alina
213
9.2 2013
geboren
301 1H Goller Franz
6 Frei Samuel
212
Name
6 Schenk Sofia
211
NR G
Innerhofer Aloisia
Milanello Lucia
Jaider Maria
Bauer Ottilia
Gasser Marianne
Major Maria
Innerebner Maria
Jaider Anna
Rier Maria
Auer Gertrud
Perathoner Maria
Runcker Anna
Trรถbinger Josefa
375 Klotzner Bettina
98 Mair Arnold
104 Carli Evelyn
382 Mulser Anita
NR Mutter
113
367
370
143
NR
318
Name
30.7 1971
24.8 1972
25.6 1976
335 4H Goller Norbert
336 4H Zemmer Gertraud
337 4H Dollinger Robert
0
4
3
3
3
3
0
3
2 1 3
365 4H Windisch Norbert
366 5H Rauch Karl
1
364 4H Weissteiner Carmen
2 15.05.2004
3
363 4H Vigl Mair Alois
21.05.1994
362 4H Ungerer Otto
361 4H Thurner Konrad
26.06.1999
360 4H Stuefer Christina
2
2
09.10.1982
2
357 4H Schweigl Wendelin
359 4H Stauder Walter
1
356 4H Scherlin Inge 2
3
355 4H Roschatt Walter
358 4H Sparer Pia
2
354 4H Rabanser Erika
10.10.1982
2
6
352 4H Mulser Paul
353 4H Pfattner Karl
2 02.12.1978
2
351 4H Moroder Petra
4
349 4H Malfertheiner Kurt
350 4H Malfertheiner Marianna
1
348 4H Klotzner Walter 02.07.1988
3
347 4H Grossrubatscher Guido
5
346 4H Gatterer Helga
12.04.1986
2
4
20.04.1974
344 4H Frei Richard
345 4H Gaiser Evi
2
343 4H Federer Angelika
3
29.12.1980
03.07.1905
11.10.2003
02.05.1998
04.05.2002
17.05.1997
20.10.2012
11.06.1905
Gudauner Simone
Planer Claudia
Planer J端rgen
Gudauner Erna
Planer Eva
Gudauner Gabriela
Gudauner Albert Anton
Gudauner Martha Maria
Planer Friedrich
Plunger Rosa
Gasslitter Michael
Planer Christine
Gasslitter Walter
Planer Brigitte
Gasslitter Bernadette
Gasslitter Oswald
Planer Julius
Gasslitter Rita
Planer Elonora
Gasslitter Margareth
Gudauner Josef Simon
Planer Oswald jun.
Plunger Anna Maria
Planer Ludwig
Plunger Max Bernhard
Planer Martina
Werkmeister Margerita
Fink Martin Oswald Josef
Planer Thomas
Fink Irene Maria Martha
Fink Theodor Paul
Fink Margareth Maria
Fink Christian Florian
Fink Agnes Josefa
Gasslitter Hubert
Hochzeit Kinder Partner
2
gestorben
342 4H Erlacher Maria(nne)
1969
7.7 1981
Alter
341 4H Callegari Luigino
340 4H ? Aimet
339 4H Frei Verena
20.12 1978
14.4 1970
334 4H Kirchler Monica
338 4H Rier Christine
20.5 1969
1968
geboren
333 4H Platzgummer Roland
332 4H Griesser Sonja
NR G
120
70
83
77
50
84
60
53
54
49
79
69
75
51
57
62
48
71
56
65
61
66
47
59
45
52
68
89 Frei Anton
81
87 Dollinger Kurt
78 Zemmer August
82 Goller Johann
73
76
67
NR Vater
Mair Christine
Benetti Laura
Piffrader Gertraud
Kerschbaumer Elisabeth
NR Mutter
NR
319
3 1 1 2 2 1
377 5H Plattner Christian
378 5H Prinoth Thomas
379 5H Prossliner Katrin
380 5H Reider Martin
381 5H Rรถggl Raimund
382 5H Schenk Gerhard Planer Daniel Mulser Rosmarie
384 5H Wanker Markus
Mulser Anita
Plunger Martina
Stauder Manuela
Malfertheiner Michael
Mulser Verena
Frei Waltraud
383 5H Stรถtter Veronika 2
1
376 5H Platter Verena
Planer Friedrich
Klotzner Bettina
1
Gross Claudia
375 5H Oberkofler Martin
3
373 5H Matuella Markus
Gross Gabriel
Callegari Alexandra
Ungerer Manuel
1
Frei Peter
Mulser Matthias
Mulser Cornelia
Mulser Maria
374 5H Noor Faiza
2
372 5H Jaider Melanie
2
1
1
Hochzeit Kinder Partner
371 5H Ezechiele Stefano
1983
369 5H Kompatscher Carmen
gestorben
1
1981
Alter
370 5H Carli Evelyn
1980
geboren
368 5H Rabensteiner Franz
Name
367 5H Mair Arnold
NR G
96
99
143
106
110
139
138
90
54
113
101
119
112
95
104
94
103
98
NR Vater
NR Mutter
NR
Vorfahren von Vinzenz Gottfried Fink v32
J o F h i a n n k *1685
v33
M a r i a
v34 P e t e r l u n g e r
J o h a n n
M a l f e r t h .
v35
M a r i a
v36
G a s s e r
M i c h a e l
v37
P l o n e r
v38
v39
v40
C h r i s t i a n
E l i s a b e t h
Z a c h a r i a s
P f a n z e l t i n
U r s u l a
T r o c k e r
M u l s e r
v41 L a n z i n e r
M a r i a
v42 P e t e r l u n g e r
P a u l
v43 P e t e r l u n g e r
A n n a
v44 F u l t e r e r
J a c o b
v45 S c h i e d e r
U r s u l a
v46
v47
J o h a n
M a r g a r e t h
G r a f e r
R u n k e r
M a l f e r t h .
=v50 =v51 13.2.1719 v16 v17 Jacob Maria Finckh MalferGrafer theiner * 1.5.1724 St. Vigil + 1794 St. Vigil 11.5.1756 St. Vigil v8 Christian Fink Grafer, St. Vigil * 23.12.1760, St. Vigil + 3.10.1834, St. Vigil
v18 Christof Ploner
v19 v20 v21 v22 Margareth Anton Margareth Josef Trocker Lanziner Peterlunger Schieder Pfleger-P. Madrungl
1764
18.6.1764
v23 Barbara Runker
13.2.1770
v9 Anna Ploner
v10 Paul Lanziner Pflegerp채chter, St. O.
v11 Christina Schieder
* 1771 nach 1808
* 1768 nach 1812
* 1772 nach 1813
18.7.1797
14.3.1793
v4 Anton Jakob Fink Grafersohn, Untertscheltner, Oberporzer
v5 Maria Lanziner Pflegertochter, St. Oswald
* 13. Juni 1808, St. Vigil + 16. J채nner 1881, St. Oswald
*13. Feber 1813, St. Oswald + 6. Juli 1891, St. Oswald 7. Juni 1841 v2 Anton Fink, Oberporzer *6. August 1842, St. Oswald + 29. Juni 1901, St. Oswald
15.9
320
v48
J o h a n
M u l s e r
v49
M a r i a
v50
v51
J o h a n
M a r g a r e t h
N i g l u t s c h
R u n k e r
v52
M a l f e r t h .
J a c o b
v53
T i r l e r
M a r i a
V o n m e t z
v54
v55
v56
G e o r g
K a t h a r i n a
B a l t h a s a r
H i l p o l d
T r o c k e r
v57 T r ö b i n g e r
v58 P e t r a y e r
A n n a
C h r i s t o f
v59 L a n z i n e r
M a r i a
v60 S a n t i f a l l e r
A n t o n
v61
F i l l
M a r i a
v62
R a u c h
F r a n z
v63
G o l l e r
A n n a
=v46 =v47 v24 Michael Mulser
v25 Maria Runker
v26 Peter Tirler
15.4.1766 v12 Josef Mulser
v27 Maria Hilpold
v28 Matthä Tröbinger
24.1.1758 v13 Maria Tirler
v29 Maria Lanziner
v30 Josef Fill
1783
v31 Katharina Goller
17.5.1790
v14 Balthasar Tröbinger
v15 Anna Fill
* 19.12.1787 + 23.3.1832
* 1796
1790
6.7.1824
v6 Paul Anton Peter Mulser Fortschöller-Pächter, St. Oswald
v7 Josefa Tröbinger
* 30. Juni 1800 + 19. Feber 1888
* 10. September 1827 + 21. Oktober 1886 7. Jänner 1845
1891
v3 Maria Mulser * 18. Mai 1855, St. Oswald + 15. Juni 1940 St. Oswald
321
P l o n e r
Vorfahren von Maria Rosa Plunger m32 m33 m34 m35 m36 m37 m38 m39 m40 m41 m42 m43 m44 m45 m46 m47 M a t t h i a s
P l u n g e r
M a r g a r e t h
T h o m a s e t h
S i m o n
G r a f e r
B a r b a r a
8.2.1741 1744 m16 m17 Johann Dorothea Plunger Grafer Lanziner St. Vigil
M u l s e r
C h r i s t i a n
G a b l o n e r
C h r i s t i n a
m18 Paul Gabloner Mallei
T h o m a s e t h
J o h a n n
S c h g a g u l e r
M a r i a
M u l s e r
C h r i s t o f
M u l s e r
B a r b a r a
m19 m20 Christine Anton Schgaguler Mulser
U r t h a l e r
M i c h a e l
M a r m s o l e r
M a r i a
F i l l
J o s e f
R i e r
M a r i a
C h r i s t i a n
F u l t e r e r
S c h g a g u l e r
M a r i a
Marmsol m21 m22 m23 Margareth Johann Anna Marmsoler Rier Schgaguler =m24
=m25
+ 1805??? 7.5.1765
10.6.1776
11.2.1744
m8 Jakob Plunger Malleier
m9 Anna Gabloner Malleierin
m10 Johann Mulser
m11 Margareth Rier
* 11.8.1780 + 12.1.1864 3 Ehen!
* 1784
*1753(?) nach 1816 Zimmermann
* 1781 nach 1838?
25.6.1805 St. Valentin m4 Johann Plunger Parnair, St. Valentin Malleier, St. Valentin * 7. September 1811 + 22. Juli 1886
Z e m m e r
11.4.1815 Dorf m5 Maria Mulser
* 12. April 1816 + 1. Dezember 1866 29. Mai 1838 m2 Bernhard Plunger, Malenger St. Vigil * 19. August 1860 + 1. Juni 1933, St. Vigil
9.2
322
m48 m49 m50 m51 m52 m53 m54 m55 m56 m57 m58 m59 m60 m61 m62 m63
M a r t i n
M u l s e r
M a r i a
G a b l o n e r
J o h a n
M u l s e r
K a t h a r i n a
M a y r e g g e r
J o h a n
V o n m e t z
M a r g a r e t h
T h o m a s e t h
M a t h i a s
P u t z e r
U r s u l a
P e t e r l u n g e r
C h r i s t i a n
M a u r o n e r
A n n a
M u l s e r
J o h a n
V i e h w e i d e r
A n n a
P l a t t n e r
m44 m45 m46 m47
m24 Johann Rier Marmsol =m22
30.6.1751 1763 m25 m26 m27 Anna Martin Christine Schgaguler Mulser Mulser =m23
* 1770
m28 m29 Josef Anna Vonmetz Putzer Winterklaub * 1749 * 1756
3.2.1755 m30 m31 Christian Anna Mauroner Viehweider 14-tager *1752 *1763
1816/17? 3.6.1778
18.2.1794
31.5.1785
26.1.1785
m12 Josef Rier Marmsol
m13 Ursula Mulser
m14 Michael Vonmetz Winterklaub
m15 Barbara Mauroner
* 1782
* 1794
* 23.2.1792 + 25.11.1854
* 24.4.1800 + 9.2.1869
22.5.1815
3.2.1835
m6 Anton Rier
m7 Ursula Vonmetz Winterklaub, St. Valentin
* 28. April 1828 + 9. September 1897
* 8. Feber 1836 + 25. August 1910 8. Feber 1859
1897
m3 Maria Rier * 5.10.1863 + 4.10.1904
323
Personenverzeichnis (Auszug) Baldaufin Christina Oberporzerin 7 31 40 Fill Alois GH St. Oswald 247 Finckh Anton *1775 +1835 Untertschรถtscher St. Vigil 50 Finckh Christian Messner St. Vigil 7 9 15 31 32 37 39 49 50 Finckh Christoff 9 39 Finckh Christoph *1662 *1734 Grafer in St. Vigil 7 9 39 40 41 50 Finckh Jakob *1701 +1758 Messner St. Vigil 7 40 49 Finckh Jakob *1724 +1794 Grafer St. Vigil 7 8 42 48 49 50 52 Finckh Johann *1685 +1767 Grafer St. Vigil 7 8 40 41 42 50 Finckh Michael *1694 +1755 Obertschรถtscher St. Vigil 9 40 50 51 Finckh Peter *1739 Untertschรถtscher St. Vigil 48 50 Finckh Sebald *um 1620 +um 1690 Grafer in St. Vigil 7 9 37 39 49 50
Fink Agnes Josefa in Platzgummer *1967 10 275 309 313
Fink Anna Helene in Gudauner *1879 +1953 Messnerin 11 134 135 136 210 216 311
Fink Anton *1842 +1901 Oberporzer 7 10 18 50 132 139 140 141 142 147 149 168 169 170 174 198 311 Fink Anton Jakob *1808 +1881 Grafersohn, Oberporzer 7 9 10 15 50 52 80 83 85 86 87 88 89 90 91 97 99 101 102 103 104 105 107 109 111 113 132 133 134 139 144 147 169 288 311 Fink Anton Konrad *1877 +1941 Messnersohn 11 134 135 311 Fink Anton Vinzenz *1894 +1922 Porzer Tonele 10 141 174 198 311 Fink Christian *1760 +1834 Grafer in St. Vigil 7 8 50 80 81 83 84 89 112 113 143 Fink Christian Florian *1966 10 261 275 313
I
Fink Christoph *1805 +1875 Untertschรถtscher St. Vigil 9 50 80 89 112 113 119 Fink Irene Maria Martha in Dollinger *1975 11 275 309 313
Fink Irmgard in Tartarotti *1969 10 275 309 313
Fink Johann *1875 +1925 Licht-Hans 9 119 196 202 203 Fink Josef *1844 +1920 Neuhaus / Schulhaus 10 132 140 147 149 150 151 169 174 257 311 Fink Josef Urban *1898 +1979 Moar auf Schรถnegg 10 142 174 197 199 210 213 214 222 224 228 255 257 285 311
Fink Margareth Maria in Goller *1970 10 275 309 313
Fink Maria Agnes in Goller *1852 +1936 Pfanzelterin 11 132 140 174 311
Fink Maria Josefa *1899 +1988 Porzer Moidele 10 142 151 152 174 199 210 211 222 248 306 311
Fink Maria Juliana *1878 +1955 barmherzige Schwester 11 134 216 311 Fink Martin *1839 +1907 Grafer St. Vigil 7 8 114 115 117 149 204 Fink Martin Oswald Josef *1978 11 261 274 275 309 313
Fink Michael *1798 +1864 Grafer in St. Vigil 7 8 80 83 112 113 Fink Michael *1846 +1921 Messner 11 132 134 135 140 147 169 174 311 Fink Michael Ignatz *1880 +1940 Messnersohn 11 134 135 216 311 Fink Paul Bernhard *1935 Oberporzer 7 10 49 214 220 222 229 233 235 236 237 241 246 253 257 258 269 270 272 307 308 309 312 Fink Paul Medardus *1883 +1959 Messnersohn 11 134 137 138 196 311
II
Fink Paula Petra in Tammerle *1971 10 275 309 313
Fink Vinzenz Michael Anton *1936 7 10 49 202 205 214 220 227 229 231 233 234 237 240 241 242 243 250 253 260 261 308 309 312 Gasslitter Anton Faselfohner 147 186
Fink Sebastian *1876 +1915 9 119 196 Fink Theodor Paul *1968 Oberporzer 7 10 257 274 275 286 288 309 313
Fink Theresia in Karbon *1855 +1919 11 133 140 141 174 311 Fink Theresia Josefa in Mulser *1882 +1946 Messnertochter, Alpenrose 11 134 137 138 217 226 Fink Theresia Ottilie in Planer *1892 +1980 10 141 144 151 152 174 199 201 210 212 213 222 248 306 311 Fink Thomas Silvester *1937 7 11 49 214 230 234 236 241 244 248 249 250 259 260 262 269 309 312 Fink Vinzenz Gottfried *1895 +1938 Oberporzer 7 10 50 127 176 177 178 195 199 200 208 209 214 307 311
225 242 253 270
229 243 254 308
142 174 196 198 210 211
Goflmarder Valentin Oberporzer 7 40 Goflmorter Matheis Oberporzer 7 40 Golfmorter Johann *1708 +1778 Oberporzer 7 46 48 52 57 58 59 60 61 62 66 71 76 109 Goflmorter Joseph *1768 +1841 Oberporzer 7 58 60 61 62 71 72 73 74 76 80 89 90 91 96 97 99 101 102 103 104 105 108 109 110 111 143 169 Goller Franz *1833 +1920 Pfanzelter 11 132 317 Grande Irmgard Rosemarie in Fink *1942 11 248 253 262 272 317
Gudauner Anna Maria *1914 +2010 H채userin 11 136 137 282 283 311
III
Gudauner Rosa Agnes in Plunger *1913 +1990 Malengerin 11 135 136 306 311
Gudauner Simon *1863 +1926 Wergesersohn, Messner 11 135 317
Lanziner Maria in Fink *1813 +1891 Oberporzerin 9 11 113 132 133 140 147 311 Marmsoler Anton *1912 +1942/3 Unterporzersohn 183 184 205 217 231
Gudauner Simon *1920 +1992 Messner 11 136 137 255 257 311
Marmsoler Franz *1921 Unterporzer 183 184 212 233 249 255 265 273 284 285
Hartmann Margarethe in Fink *1898 +1988 11 137 317
Marmsoler Georg (Bach) *1883 +1963 Latschersohn, Unterporzer 170 182 183 184 212 222 249
Insam Peter *um 1730 +1778 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 72 74 286 Jaider Anna in Plunger *1871 +1946 Malengerin 188 189 190 192 193 194 206 210 305 307
Karbon Vinzenz *1857 Schuhmacher 11 133 317 Komiss Peter Paul *1917 +1950 Trotzsohn 8 188
Marmsoler Georg (Jรถrgl) *1910 +1994 136 183 184 210 219 234 264 286 308 309
Marmsoler Josef *1914 +1942/3 Unterporzersohn 183 184 217
Marmsoler Maria in Schweiggl *1909 +1986 Unterporzertochter 182 183 184 244
IV
Marmsoler Peter *1918 +2001 Unterporzer 183 184 255 257 263 264 276 284 285 308 309
Mauroner Simon *1909 +1998 Gschluner 184 210 247 255 257
Marmsoler Rosa Josefa in Mauroner *1886 +1953 Latscherin 136 181 184
Mulser Ignaz *1917 +1998 Pflegersohn, Pilgram 214 218 240 264
Marmsoler Rosa *1919 +1999 Unterporzerin 183 184 231 249 255 284 285
Mulser Florian Untermalider 220 255
Marmsoler Thereisa Seraphina *1916 +1950 Unterporzertochter 183 184
Mauroner Anton *1876 +1917 Latscher, Plattenm端ller 180 181 182 184 Mauroner Florian *1878 Latscher 181 184 233 Mauroner Josef *1921 +2010 Latscher 184 222 231 240 255 257 262 Mauroner Rosa in Trocker *1923 +2011 Latschertochter, Platzgurterin 218
Mulser Franz *1947 +2008 Pfleger 258
Mulser Maria in Plunger *1806 +1866 Maloarin 185 186 Mulser (Josefa) Maria in Fink *1855 +1940 Oberporzerin 7 10 124 141 142 147 168 171 172 173 174 175 176 179 181 184 198 199 200 204 210 211 220 221 235 285 286 317 Oberrauch Johann *1803 +1897 Expositus St. Oswald 128 145 146 147 Plankl Paul *1894 +1947 219 225 240
V
Plankl Vinzenz *1925 +2004 Elektriker 222
Plunger Anna Maria Josefa Antonia in Marmsoler *1913 *1997 136 190 191 192 193 206 219 232 255 264 305 307 308 309
Planer Anton *1890 +1936 Gschluner 10 197 201 212 213 306 317
Plunger Bernhard *1860 +1933 Malenger 51 186 188 189 206 305
Planer Anton *1928 +2003 10 212 213 226 228 312
Plunger Bernhard *1911 +1994 Malenger 11 136 190 206 210 305 306 307
Planer Gottfried *1929 Tischlermeister 10 212 213 226 228 252 312
Plunger Florian *1857 +1931 Pluner St. Valentin 186 188
Planer Josef *1925 10 212 213 226 312 Planer Josefa *1924 +1944 10 212 213 226 311 Planer Mathilde in Werkmeister *1926 10 210 212 213 226 312
Planer Oswald *1933 10 151 212 213 226 312
Plunger Jakob *1780 +1864 Parnair und Maloar 185 Plunger Johann *1811 +1886 Maloar 185 186 Plunger Kaspar Melchior Balthasar *1846 +1919 Pernair St. Valentin 186 188
Planer Theresia in Gasslitter *1930 10 212 213 226 312
VI
Plunger Maria in Fink *1901 +1978 10 136 142 189 210 211 214 218 227 233 237 238 249 250 254 262 274 305 306 309
206 219 241 263 317
209 222 245 272
Rauch Martha Paula in Fink *1944 +2011 10 253 317
Regittin Anna in Insam *1727/8 +1797? Weberle 46 52 54 55 60 63 69 70 72 74 75 286 Resch Josef *1868 Unterpozer 1906-1912 180 181 184 Rier Johann Dรถscher 210 246 257 264
Tirler Maria Theresia in Fink *1941 Oberporzerin 10 152 253 272 317
Wenter Franz *1843 +1901 Unterporzer 179 184 Wenter Franz *1887 +1972 Unterporzer 180 181 182 184 Wenter Paulina Maria in Mauroner *1891 +1963 180 182 184 Wenter Sabine Paulina In Marmsoler *1885 +191 Unterporzerin 180 182 183 184 231 249
Rier Wilhelm *1924 +2013 Fuschg 202 247 255 257 Schieder Margareth in Goflmorter *1763 +1841 Oberporzerin 71 72 80 100 101 108 Schrott Maria *1860 Unterporzerin 180 181 184
VII
Weitere Personen (ohne explizite Nennung im Buch)
Anna Innerebner (1905 – 1995)
Adolf Krismer (1926 – 2009)
Stefano Tartarotti *1962, Ignaz Tammerle *1965, Roland Platzgummer *1969, Monica Kirchler *1970
Norbert Goller *1971, Getraud Zemmer *1972, Robert Dollinger *1976, Verena Frei *1981
VIII
Patrizia Tartarotti *1995, Sandra Tartarotti *1995, Stefan Fink *1999, Martin Fink *1999
Lena Fink *2000, Stefan Fink *2001, Daniel Goller *2002, Markus Fink *2002
Sara Fink *2004, Christoph Goller *2004, Evi Goller *2007, Tobias Tammerle *2009
Nathalie Dollinger *2009, Nina Dollinger *2011, Anja Dollinger *2011, Fabian Tammerle *2011
IX
Literatur- und Quellenverzeichnis Archive: Archiv des Autors / der Familie Thomas Fink & Irmgard Grande in Fink: Bestätigung (Steuerrollen der Gemeinde) ausgestellt vom Bürgermeister der Gemeinde Kastelruth. Briefe von Thomas Fink an Maria Plunger Wwe. Fink. Briefe von Vinzenz Fink an Thomas Fink. Brief von Bendikt Hofer an Maria Plunger Wwe. Fink. Briefe von Maria Plunger Wwe. Fink an Thomas Fink. Brief von Rosa Pöll in Klotz an Thomas Fink. Handschriftliche Notizen von Maria Plunger Wwe. Fink. Klageschrift zur Feststellung einer Ersitzung von Seiten Paul Trockers, 3.8.1987. Militärakte von Thomas Fink. Mitteilungen der Direktion des Priester-Seminars in Trient. Musterungsbefehl für Thomas Fink, ausgestellt am 8.2.1957. Rechnung N.37/44, ausgestellt von der Spitalverwaltung Kastelruth am 10. Mai 1944. Rechnungen des Erzb. Seminars „Johanneum“ in Dorf Tirol, 1950 – 1954. Reifediplome von Thomas Fink. Schreiben von Direktor Haller (Johanneum) an Maria Wwe. Fink, 12. Juni 1954. Schriftverkehr zwischen Brennerautobahn AG und Landesrat Sepp Mayr 1974 – 1976. Bilder/Fotos aus den Beständen von Privatpersonen: Martin Fink. Paul Fink und Maria Tirler in Fink. Thomas Fink und Irmgard Grande in Fink. Franz Marmsoler. Gottfried Planer. Anna Plunger in Marmsoler / Ingrid Marmsoler. Maria Plunger in Fink. Grundbuchamt Bozen: Grundbuch von Kastelruth: Einlagezahlen der Höfe von St. Oswald. Grundbuch von Kastelruth: Tagebuchzahlen: 1924/142 Contratto di consegna risp. di donazione. 1934/917 Aufhebung der Rechte der Gemeinde am Waldstück im Laranzer Wald. 1937/830 Kauf Publid durch Josef Fink. 1938/620 Verkauf Publid durch Josef Fink. 1945/505 Kauf Mair auf Schönegg durch Josef Fink. Pfarre Kastelruth: Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth ab 1925. Südtiroler Landesarchiv (SLA) Gerichtsakten des Landgerichts Kastelruth, 1778. Kirchenbücher der Expositur Atzwang. Kirchenbücher der Pfarre Aicha. Kirchenbücher der Pfarre Lengmoos. Kirchenbücher der Pfarre Lengstein. Kirchenbücher der Pfarre Kastelruth 1662 – 1924. Steuerkataster Kastelruth, Fraktionen St. Oswald, St. Vigil und Burgfrieden Aichach: 1630, 1680, 1751, 1778. Verfachbücher Kastelruth: 1652 Kauf des Grafer Hofs durch Sebald Fink. 1766 Übergabe des Messner Hofs an Jakob Fink. 1783 Vereinigung Kalblweingart mit Oberporz. 1788 Übernahme Oberporz durch Joseph Goflmorter. 1794 Christian Fink erbt Grafer Hof. 1799 Heiratskontrakt Anna Goflmorter mit Sattler.
X
1803 Anna Goflmorter – Vereinbarung mit Bruder Joseph. 1819 Hofübergabe Graf an Michael Fink. 1828 Nachlass von Anton Fink. 1834 Nachlass von Christian Fink. 1841 Anton Jakob Fink kauft Oberporz. 1842 Nachlass von Joseph Goflmortern. 1847 Anton Jakob Fink verkauft Wiese unterm Joch an Gsohler. 1868 Michael Fink erbt Grafer Hof. 1870 Grundentlastung Oberporz (1-3). 1871 Grundentlastung Oberporz (4-5). 1877 Martin Fink erbt Grafer Hof. 1881 Anton Fink erbt Oberporz. 1881 Aufteilung in Publid und Rechenmacher. 1883 Michael Fink kauft Messner Hof. 1885 Franz Wenter kauft Unterporz. 1893 Josef Fink kauft Neuhaus (Schulhaus). 1893 Erbe Dösch. 1901 Maria Mulser Wwe. Fink erbt Oberporz. 1902 Maria Mulser Wwe. Fink verkauft einer Parzelle aus dem Laranzer Wald. 1903 Maria Mulser Wwe. Fink begleicht Schulden. 1905 Martin Fink verkauft Grafer Hof an Gemeinde Kastelruth. 1905 Erbe Latsch. 1906 Erbe Pitz. 1906 Versteigerung von Unterporz. 1909 Hofübergabe Messner auf Anna Fink und Simon Gudauner. Verfachbücher Klausen 1840 Anton Jakob Fink kauft Untertschelten. 1841 Anton Jakob Fink verkauft Untertschelten. Staatsarchiv Bozen: Einbürgerungsurkunde von Josef Fink ins Deutsche Reich. Optionsakten von Josef Fink, Theresia Fink Wwe. Planer, Anton Marmsoler, Josef Marmsoler, Ignaz Mulser, Michael Mulser, Josef Mulser, Anna Plunger. Tiroler Landesarchiv: Alte Flächenmaße in Tirol und Vorarlberg. Archivglossar. Index des 4. Regiments der Tiroler Kaiserjäger 1911 im Landesarchiv Tirol. Militärunterlagen von Josef Fink, Vinzenz Fink und Anton Planer.
Bücher: ASTAT (Hrsg.): Die Bevölkerung in Südtirol 1940 – 2000, Bozen ?. ASTAT (Hrsg.): Vornamen in Südtirol – 2001, Bozen 2002. Atz, Karl und Neeb, Philipp: Der Deutsche Antheil des Bisthums Trient, Band II, Bozen 1879. Fink, Hans: Verzaubertes Land: Volkskult und Ahnenbrauch in Südtirol, Innsbruck 1983. Forcher, Michael und Peterlini, Hans-Karl: Südtirol in Geschichte und Gegenwart, Innsbruck 2010. Frass, Hermann: Über die Alpen in den Süden auf der ersten Gebirgsautobahn der Welt, Bozen 1975. Gemeinde Kastelruth – Vergangenheit und Gegenwart, Kastelruth 1983. K.K. Statistische Zentralkommission (Hrsg.); Spezialortsrepertorium der Österreichischen Länder, Wien 1917. Klun, Vincenz Ferrerius: Statistik von Oesterreich-Ungarn 1876, Wien 1876. Kramer, Hans: Kastelruth in den Jahrzehnten vor 1914, Wien 1960. Moroder Edgar: Seiser Alm – Flurnamenkarte, St. Ulrich 2001. Musikkapelle Kastelruth (Hrsg.): 200 Jahre Musikkapelle Kastelruth, Kastelruth 1996. Nössing Josef et al.: Die Obrigkeit auf dem Lande am Beispiel Kastelruth, Kastelruth 1998. Nussbaumer Josef, Neuner, Stefan: Die Graphen von Tirol, Innsbruck 2012. Profanter, Arnold: Untersuchung zum Wandel der Volkskultur in einem touristischen Randgebiet (Dipl.Arb.), Innsbruck 1999.
XI
Profanter, Eduard: Schulgeschichte der Gemeinde Kastelruth, (Dipl.Arb.), Innsbruck 1993. Santifaller, Leo: Die Regesten des Kirchenarchivs Kastelrut, 1295-1570, Innsbruck 1923. Stauber, Reinhard: Der Zentralstaat an seinen Grenzen, Göttingen 2001. Stampfer, Helmut: Bauernhöfe in Südtirol – Bestandsaufnahmen 1940 – 1943, Band 6 Unteres Eisacktal, Bozen 2007. Tarneller, Josef: Eisacktaler Höfenamen - von Deutschnofen über das Schlerngebiet, Gröden und Villnöss bis Theis sowie Felthurns bis Wangen, Lana 1984. Zingerle, Oswald von: Meinhards II Urbare der Grafschaft Tirol 1288, Wien 1890.
E-Mails: Günther Geier (Landeswetterdienst) vom 3.6.2013. Florian Huber (verschiedene). Annie Komiß, 10.01.2014. Gemeinde Natters, 18.11.2013. Magistrat Gemeinde Innsbruck, 12.11.2013 und 18.11.2013.
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Interviews: Fink Paul. Fink Thomas (Erzählungen). Fink Vinzenz. Grande Irmgard in Fink. Planer Gottfried. Tirler Maria in Fink.
Zeitungen und Zeitschriften: Alpenzeitung: 22. Oktober 1939: Unterzeichnung der Optionsabmachungen in Rom. Bozner Nachrichten: 9. Feber 1906: Preistabelle. Bozner Zeitung: 26. August 1867: Fahrplan der Brennerstrecke. 20. November 1902: Nette Zustände in der Schule von St. Oswald. Der Landsmann: 9. März 1925: Vom Starkstrom getötet. Der Schlern: 1946, ?: Ein seltenes Priesterjubiläum. 1946, 170: Innerebner Georg: Die Santnerspitzen-Sonnenuhr. 1965, 114: Oberrauch, Luis: Der Opferstein am Porzer Heidenbühel. 1966, 204: Fink, Hans: Der „Pfleger“. 1984, ?: Fink, Hans: Das Fall-Bild zu Kastelruth. Der Volksbote: 1. Juni 1933: Die Teilwälder-Frage. 7. Juni 1934: 700-jähriges Kirchenjubiläum. 28. Dezember 1939: Ein neues römisches Abkommen 29. April 1948: Ehrung – Renovierung. Dolomiten: 3. Juni 1933: Tödlicher Sturz vom Stadel. 28. Jänner 1942: Elektrisches Licht. 27. Mai 1967: Fink, Hans: Ein Langestag auf Doaswald. 18. Juni 1969: Wahlergebnisse aus Kastelruth und Völs. 26. Mai 1970: Neuwahlen in Kastelruth. 3. Juni 1970: Wahlergebnisse Kastelruth. 18. Mai 1985: 750-Jahr Jubiläum Kirche St. Oswald. 22. Jänner 2013: Todesanzeige Aloisia Wwe. Prossliner.
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Kaiserlich Königlich privilegierter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg: 23. November 1837: Lotto-Anlehens-Kataster-Extrakt Kastelruther Gemeindebote: 6/1985: Vorzugsstimmen der Gemeinderatswahl 1985. 7-8/1985: Gemeinderat. 2/1986: Assessoren der Gemeinde. 5/1987: Das Fall-Bild. 2/1988: Musikkapelle von St. Oswald. 12/1991: Kirche von St. Vigil. 2000 – 2012: Einwohnerstatistiken. 4/2013: Kastelruther Sennerei. Tiroler Tageszeitung: 15. Jänner 1988: Todesanzeige Margareth Hartmann in Fink. Vereinigte Ofner-Pester Zeitung: 21. März 1844: Edict zum Nachlass von Joseph Goflmorter.
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