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Nah dran am Ideal

Die Ergebnisse, die sich in der Beobachtung des Kummerower Sees über die vergangenen 30 Jahre gezeigt haben, sind eindrucksvoll. Betrug die Sichttiefe im Wasser Anfang der 1990er­Jahre noch rund 1 Meter, treten seit 2014 gehäuft Sichttiefen von über 3 Metern auf, in den Trockenjahren 2019 und 2020 waren es sogar 4 Meter. Die Analyse der Messdaten aus den beiden Messstellen vor Ort –eine in der Mitte des Sees und eine in Ufernähe – lässt den Schluss zu, dass diese zunehmende Reinheit des Wassers vor allem auf die Verringerung von Nährstoffeinträgen zu¬rückzuführen ist. Diese wurden über lange Zeit mitsamt dem gereinigten Schmutzwasser aus den Kläranlagen in den See geleitet, bis die Abwasse¬rentsorgung um den See herum in den 1990er­Jahren neu strukturiert wurde. Vor allem Phosphor verbindungen bestimmen das Nährstoffniveau und damit die

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Klarheit des Kummerower Sees. Sie sind im Abwasser hoch konzentriert vorhanden, sofern sie nicht daraus eliminiert werden, so wie es heute vielfach zum Standard gehört. Anhand der gesunkenen Phosphor­Konzentration, gemessen während der Durchmischungsphasen des Seewassers in der oberen Schicht, lässt sich also gut der verbesserte Gesamtzustand des Wassers ablesen: Waren es zu Beginn der Messungen um 0,15 mg/ Liter, stellen wir jetzt lediglich noch circa 0,05 mg/Liter fest. Dieser Rückgang hat den See an die Schwelle zu seinem natürlichen mittleren Nährstoffniveau geführt. Wobei Schwankungen natürlich nie ausgeschlossen werden können: In niederschlagsreichen Zeiten ist der Nährstoffeintrag durch vermehrten Zufluss höher, so wie wir es nach dem nassen Winter 2017/18 beobachten konnten, in trockenen Jahren nimmt die Wasser­

Kummerower See steht beispielhaft

qualität zu. Heute kann sich wieder ein pflanzlicher Bewuchs am ufernahen Seegrund entfalten, der seinerseits zur Verbesserung der Wassergüte beiträgt. Es ist in den zurückliegenden Jahrzehnten vorbildlich gelungen, die punktuelle Einleitung der im Wasser schädlichen Nährstoffe zu vermeiden. Das ist zu einem sehr großen Teil das Verdienst des Zweckverbandes, der –unterstützt durch öffentliche Fördermittel – die Abwasserentsorgung umund weitsichtig geplant hat.

Christoph Linke

Amtsleiter StALU

Mecklenburgische Seenplatte

Zeitreise: Wie der See entlastet wurde

Mit dem Aufbau der zentralen Wasserversorgung in Malchin um 1903, in Stavenhagen etwa 1928 und in den ländlich geprägten Orten Anfang bzw. Mitte der 1960er-Jahre fiel auch verstärkt häusliches Abwasser an, welches ohne ausreichende Reinigung abgeleitet wurde. Dies führte – neben der industrialisierten Tierproduktion – zur enormen Belastung der Fließgewässer und Seen. Auch der Kummerower See war betroffen. Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits in den 1980er-Jahren Abwasser-Teichanlagen errichtet, allerdings mit mäßiger Reinigungsleistung. Mit der deutschen Einheit ergaben sich andere technische und finanzielle Möglichkeiten. Welche ungeheure Planungs- und Bauleistung hinter der Neustruk turierung der Abwasserentsorgung steckte, wird deutlich beim Blick auf die Maßnahmen, die vor 30 Jahren ihren Anfang nahmen. Wohlgemerkt: Dieser Ausschnitt ist nur ein Bruchteil der Arbeit, die der WZV laut seiner Trinkund Schmutzwasserkonzepte in dieser Zeit realisiert hat.

1984/86

Die Abwasserleitung von Malchin nach Stavenhagen sowie die mechanische Kläranlage Stavenhagen gingen in Betrieb. Zwei Jahre später wurde die biologische Reinigungsstufe der Kläranlage Stavenhagen in Betrieb genommen.

1999–2002

Der Neubau der Kläranlage Stavenhagen markiert den Anfang. Mit der Inbetriebnahme der biologischen Reinigungsstufe und der gezielten Stickstoff- und Phosphorelimination wurden die Grundlagen für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe sowie die Stilllegung der Kläranlagen im Einzugsbereich des Kummerower Sees gelegt.

2000

Neubau weiterer Abwasserdruckrohrleitungen Malchin–Stavenhagen und 2003 Sanierung der Abwasser-Hauptpumpwerke in Malchin. Der Neubau macht’s möglich: Große Betriebe lassen sich in der Region nieder, Arbeitsplätze werden geschaffen, auch weil das spezielle Industrieabwasser gezielt in der Kläranlage Stavenhagen gereinigt werden kann.

2000

Bau der Abwasserüberleitung von Gorschendorf nach Pisede/ Malchin  zur KA Stavenhagen

Die Teich-Kläranlage Gorschendorf wird stillgelegt, die Einleitung von nicht ausreichend gereinigten Abwasser in den Kummerower See beendet. Bestandteil der Baumaßnahme war die Verlegung einer ca. 3,5 km langen Druckrohrleitung bis Pisede und der Anschluss an die 1992 verlegte Abwasser-Druckrohrleitung von Remplin nach Malchin. Am Standort der ehemaligen Kläranlage wurde ein Abwasserpumpwerk errichtet.

Kaum ein Gewässer ist solch ein starkes Symbol für die Arbeit des WZV Malchin-Stavenhagen wie der Kummerower See. Als einer der beliebtesten Naherholungs- und Urlaubsorte der Region erfreute er sich stets großer Beliebtheit. Daran konnte auch eine grenzwertige Wasserqualität niemals etwas ändern. Wie viele Naturräume in den ab 1990 neuen Bundesländern (und etliche in den alten ebenso) war seine Flora und Fauna von Jahrzehnten wenig fortschrittlicher Abwasserentsorgung geprägt.

Kummerow

Die stark Einträge des WZV Anteil an des Sees. Als die über die Entsorgungsleitungen Stavenhagen zu sehen. der zwei großen Haupt als Zusammenfluss Kanal – und Teterower Mitte der 1990er-Jahre

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