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Puch MUSEUMS-REVUE

SONDERDRUCK Nr. 3/2014

Johann Puch Museum graz

EXPOSÉ JoHANN PUCH-MUSEUM GRAZ Von Peter Piffl-Percevic Die Vorgeschichte: Seit den 1970er Jahren hatten sich in Graz verschiedene Initiativen und unverbesserliche Aktivisten bemüht, ein Puch Museum zu realisieren. Es dauerte zunächst bis 2003. Außerhalb von Graz oder der Steiermark nehmen die allermeisten Menschen an, dass es so etwas hier natürlich schon lange vorher gab. Johann Puch Museum als Projekt des Grazer Kulturhauptstadtjahres 2003 Die Grazer Bezirke Liebenau und Puntigam wurden zu Projektinitiatoren im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2003. Das heutige Thondorfer Puch- bzw. MAGNA-Werk liegt im Bezirk Liebenau. Der Bezirk Puntigam grenzt an das Einser-Werk, in dem Johann Puch bereits 1900 sein erstes Auto produzierte. Es sind dies auch die Wohnbezirke der berühmten Pucharbeiter. Ihr unmittelbares soziales und arbeitsmäßiges


Umfeld und natürlich die von ihnen erzeugten Produkte sollten zentraler Inhalt des Museums sein. Der Ansatz war und ist auch in Zukunft nicht der, das schönste, vollkommenste und hochglänzendste Puch Museum zu realisieren, nein, es sollte vor allem eine originäre und in hohem Maße authentische Sammlung und Dokumentation werden; zeitlich aus der ersten Zweiradund Automobilphase noch des Johann Puch (1862 – 1914) und dann aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, der Zwischenkriegszeit und speziell nach 1945. Ganz besonders interessant ist die Zeit ab 1954. Damals ließ sich am heutigen Grazer Museumsstandort in der Puchstraße ein Ingenieursteam aus Steyr nieder. Unter der Leitung von DI. Erich Ledwinka, dem Sohn des legendären Tatra- und Steyr-Automobilpioniers, begann hier im Einser-Werk die „Gruppe Vierrad“ mit der Entwicklung des ab 1957 gebauten Steyr Puch 500. Besonders aus der bewegten Zweiradgeschichte wurden und werden seit 2003, oft in Schlafzimmern oder Kellern gehütete und gehortete, Schätze mitunter auch schon von den Nachkommen ehemaliger Pucharbeiter in das Museum gebracht. Zum Beispiel das einmillionste vergoldete PuchMoped VZ 50-4 und das ebenso goldglänzende dreimillionste Puch-Moped, ein Maxi-2A, MAGNA STEYR und das Johann Puch Museum Der Puch Haflinger (Produktionsstart 1959) und der Puch Pinzgauer (Produktionsstart 1971) legten technisch gesehen den Grundstein für die erfolgreiche Allradkompetenz von Puch. MAGNA übernahm 1998 die Aktienmehrheit in der damaligen Steyr-

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Daimler-Puch Fahrzeugtechnik AG & Co. KG und baut diese weltweite Kompetenz erfolgreich aus. Zudem unterstützt MAGNA das Puch Museum wesentlich. So befinden sich das Vorserienfahrzeug Nr. 9 des Puch/Mercedes G sowie rund 50 Prototypen, Erprobungs- und Vorserienfahrzeuge und Designstudien aus den Thondorfer Entwicklungsabteilungen im Puch Museum des Einser-Werkes in der Puchstraße. Unter den zahlreichen weiteren Fahrzeugen ist auch der letzte erzeugte T3, der ebenfalls schon legendäre Allrad-VW Bus, zu bewundern; genauso wie ein Golf Country. Jüngere Zugänge von MAGNA sind u. a. ein Chrysler Voyager 4WD, die Audi TT‘s, die Mer-


cedes E-Klasse, ein Alfa Romeo 164 Q4, der Chrysler C 300 sowie der Peugeot RCZ und natürlich der Mini Countryman. Wieder hochaktuell ist die erprobte Technologie der Puch-Elektrofahrzeuge, wie die des legendären E-Panda und des Brennstoffzellen-Golfs. Die moderne Batterieentwicklung von MAGNA wird ebenfalls dokumentiert. Die in Thondorf entwickelte und für Daimler Benz hier erzeugte Aluminium Space Frame Leichtbaukarosse des Flügeltürer Mercedes 300 SLS AMG stellt einen ganz besonderen Blickfang dar. Der C197 ist der neue Silberpfeil im Retrolook. SLS steht für Sport Leicht Super. Gemäß dem ursprünglichen Plan läuft seine Produktion

im Jahr 2014 bei AMG, der Motorsporttochter von Mercedes, und damit auch in Thondorf aus Das Fahrrad besser gesagt das Niederrad, das safety, stand am Anfang des Technikers und Unternehmers Johann Puch. Im Museum sind natürlich alle Zweiradepochen ausführlich mit zahlreichen Exponaten von Fahhrrädern, Mopeds und Motorrädern dokumentiert. Auch frühe Motorräder. Die Puch-Beiwagenmaschine aus 1905, die 220 aus 1926 oder die Puch 800 mit dem Vierzylinder Viertakt 170 Grad Weitwinkel-Boxermotor aus 1937 sind zurück aus dem besuchenswerten Museum des Rudolf Ehn aus Sigmundsherberg in Niederösterreich. Mit diesem Museum besteht eine Partnerschaft. Pädagogisch- didaktisches Museumskonzept: Jugend für Technik interessieren Schnittmodelle aus den Lehrwerkstätten der Puchwerke, oft aus verstaubten Magazinen, auch von Berufsschulen und Fahrschulen eingesammelte Modelle, stehen meist unmittelbar neben den Originalfahrzeugen. Seit kurzem auch an die 100 Schnittmodelle - bis hin zu solchen aus der aktuellsten Produktion - von MAGNA Powertrain aus Lannach. Damit kann auch bei den zahlreichen Schülern, die das Museum besuchen, über das Fahrzeug das technische Interesse ganz „im Vorbeigehen“ geweckt werden. Dies gilt ganz besonders für Mädchen. Äußerst ansehnlich sind die Exponate bzw. Modelle und Schnittmodelle, die von MAGNA für die Automobilausstellungen in Frankfurt oder Genf mitunter auch Detroit gefertigt werden. Nach den internationalen Events bieten diese sündteuren Ausstel-

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lungsobjekte auch hier bei uns attraktive Einblicke in die neueste Technik aus Graz, so etwa in die 4Matic Allradantriebe der Mercedes E-Klasse W211 und W212. Nicht nur BMW mit dem xDrive, z.B. beim X3 und X5, sondern auch Porsche neuerdings beim Cayenne setzen auf die hochinnovative Allrad-Lamellenkupplung von MAGNA Powertrain. Sportliche Erfolgsgeschichte „live“ im Museum Bei Puch wurden so gut wie alle Produkte vom Fahrrad über das Motorrad bis zu den Automobilen jeweils zum ehestmöglichen Anlass wettbewerbsmäßig erprobt und mit größten Erfolgen eingesetzt. So legt das Puch Museum ganz besonderen Wert darauf, diese schier unvorstellbare Erfolgsgeschichte entsprechend zu dokumentieren. Die ersten Rennräder des Johann Puch - mit mehreren verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten, indem man die bloße Hand bzw. den Schraubenschlüssel anstelle eines mechanischen Kettenwerfers verwendete - hiezu musste man natürlich kurz absteigen - standen ganz am Anfang. Zu sehen sind weiters 175er und 250er Motocross-Maschinen, die bei den legendären SixDays, so auch auf der Isle of Man, erfolgreich zum Einsatz kamen. Die Staatsmeister-Maschinen des Walter Leitgeb sind ebenfalls zu bewundern, wie die 250er Replica des Motorradweltmeisters Harry Everts aus dem Jahr 1975. Die 50 cm³ Rennmaschine des Franz Tantscher, Österr. Meister und Werksmechaniker von Harry Everts, sticht besonders ins Auge. Der Puch 650 T wurde ab 1964 als Puch 650 TR auch serienmäßig als Wettbewerbsfahrzeug aufgelegt. Dieser Renner wurde bereits ab 1962

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vom damaligen Puch-Werksfahrer Johannes Ortner zu Höchstleistungen getrieben (Tagesbestzeit gegen das gesamte Starterfeld auf der Koralpe bei der Alpenfahrt 1963, 2. Platz in der Gesamtwertung aller Automobile beim Europameisterschaftslauf der Alpenfahrt 1964 - hinter dem Austin Healey des Monte Carlo Siegers dieses Jahres, Paddy Hopkirk. Dass es diesen Werkswagen und den Werks 650 TR II Ortners von der Monte 1965 überhaupt noch gibt, grenzt an ein Wunder. Im Puch- Museum sind sie „live“ zu bestaunen. Die Boliden der Formula Student des Racing Teams der Technischen Universität Graz und des Grazer Fahrzeugtechnik-Studien-


2013, zweieinhalb Jahre nach SOP-Start of Production) macht uns am Produktionsstandort Graz ebenfalls besonders stolz und zuversichtlich. Zukunftsvision realisiert: Museumsstandort Halle P, erbaut von Johann Puch um das Jahr 1912

ganges der FH JOANNEUM sind hier ebenfalls vertreten. Nur wenige Städte weltweit stellen alljährlich mehr als ein Team in der Formula Student. Diese Grazer Rennfahrzeuge matchen sich - oft auch direkt gegeneinander - immer wieder, so auch in den USA, gegen die vielen Konkurrenzteams aus aller Welt sehr erfolgreich um die Spitzenplätze. Der Doppelsieg der Mini-Countrymen aus dem Hause BMW made in Graz bei der Rallye Dakar gleich zu Beginn des Jahres 2012 sowie die Plätze 1, 3 und 4 im Jahr 2013 und der überragende kommerzielle Erfolg dieses Modells (bereits über 250.000 Stück im März

Johann Puch höchstpersönlich ließ um das Jahr 1912 – also vor über 100 Jahren - die heute unter Denkmalschutz stehende Halle P im Einser-Werk in der Puchstraße als zentrale Produktionsinfrastruktur errichten. Viele der Fotographien aus dieser Zeit zeigen die damals sehr moderne typische Stahlkonstruktion mit den markanten in das Dach integrierten Fenstern, wohl Vorläufer von SheddFenstern. In dieser Halle sieht man auf den Fotos die modernen und fortschrittlichen Puch-Fahrzeuge aus dieser Epoche, etwa den legendären Alpenwagen. Ein LKW-Fahrgestell aus dem Jahr 1914 im Originalzustand samt Motor und allen technischen Ausstattungsdetails - eine Leihgabe von MAGNA STEYR - steht im Puch Museum nunmehr in der Halle P exakt am Ort seiner ursprünglichen Produktion. Es ist dies der rund 3000 m² umfassende Originalschauplatz der Grazer Automobil- und Zweiradgeschichte. Das P steht übrigens für Pinzgauer. In dieser Halle wurde er in Graz zuletzt gebaut. In der Gemeinderatssitzung vom 13. Jänner 2012 wurde über Antrag unseres Herrn Bürgermeisters Mag. Siegfried Nagl einstimmig beschlossen, diese Halle P durch die Stadt Graz anzumieten und den Verein Johann Puch Museum mit dem Betrieb des Museums zu betrauen. MAGNA STEYR unterstützt das Projekt maß-

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geblich. Das Museum ist an seinem Zielort angelangt. Mit 30. Juni 2012 wurde der Besucherbetrieb dort aufgenommen. Eine Vision wurde wahr, gerade zum 150. Geburtstag von Johann Puch. Vergangenheit trifft Zukunft Das Puch Museum und das gesamte Areal des seinerzeitigen Einser-Werkes ist heute Teil des Innovationsparks Puchstraße. Das Puch Museum trifft sich hier auf diesem historischen Areal mit der MAGNA STEYR Weltraumtechnik und damit mit unserer Zukunft. Die Treibstoffleitungen der europäischen Ariane-Rakete und Wasserstofftanks für Autos und die Luftfahrt werden ebenfalls in der Puchstraße entwickelt und ge-

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fertigt und sind hier im Museum ausgestellt. Die Träger vieler großer Namen der Österreichischen Automobilgeschichte arbeiteten in der Vergangenheit bei Austro Daimler in Wiener Neustadt oder in Steyr, wie etwa Prof. Dr. techn. h.c. Dr.Ing. h.c. Ferdinand Porsche oder Dr. techn. h.c. Ing. Hans Ledwinka. Diese Firmen fusionierten in der Folge mit der von Johann Puch schon 1899 in Graz gegründeten Aktiengesellschaft. Die Automobilpioniere der jüngeren bzw. heutigen Zeit für Graz sind Prof. DI. Erich Ledwinka, DI. Univ.-Prof. DI. Dr. techn. Dr. h.c. Hans und Prof. DI. Dr. techn. h.c. Helmut List, AVL-List, (weltweit größtes markenunabhängiges Motorenentwicklungs-Unternehmen, das neuerdings auch in die Getriebeentwicklung eingestiegen ist) sowie „unser“ austrokanadischer MAGNAGründer Frank Stronach.


Das Puch Museum, getragen von der Stadt Graz und gefördert durch das Land Steiermark bzw. maßgeblich unterstützt durch MAGNA STEYR, erfüllt damit ganz sicher eine unverzichtbare Aufgabe für Graz, die Hauptstadt des heutigen und zukünftigen steirischen Automobilstandortes. Verein Johann Puch Museum Graz Der Verein fungiert seit dem Gründungsjahr des Museums 2002 als Träger der Aktivitäten. Obmann ist ebenfalls seit damals Karlheinz Rathkolb, er ist der eigentliche unermüdliche Motor dieser Initiative seit dem Kulturhauptstadtjahr 2003. Die Abbildungen Seite 1, oben: Innenansicht der Halle P des Einser-Werkes, wo heute das Museum eingerichtet ist. Seite 1, rechts unten: Skizze aus der Pla-

nungsphase. Seite 2, rechts oben: Teile der Originalausstattung einer Werkstatt von Johann Puch. Seite 2, rechts unten: Entwurf aus der Planungsphase. Seite 3, links oben: Ausstellungsbereich mit temporärer Bestuhlung. Seite 3, links unten: Der „Monte-Wagen“ aus der Sammlung Piffl-Percevic. Seite 4, rechts oben: Ausstellungsbereich im südlichen Teil der Halle. Seite 4, rechts unten: Die Halle C des EinserWerkes, der vorherige Museums-Standort. Seite 5, links oben: Peter Piffl-Percevic vor einem Puch-Gespann aus dem Jahr 1905. Seite 5, links unten: Der Grazer Mühlgang, bis heute eine nützliche Kraftquelle, führt auch durch das Einser-Werk. Seite 6, oben: Blick auf die Halle P vom Norden aus. Seite 7, links unten: Das Areal im Überblick (Quelle: Innovationspark Graz) Alle Fotos: Martin Krusche

IMPRESSUM Alle Rechte vorbehalten! Für den Inhalt verantwortlich: Verein Johann Puch Museum Graz ZVR-Zahl 924111394

www.johannpuchmuseum.at

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