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Montag, 22. Juli 2019
M Ihre Meinung OV-Leser diskutieren auf www.facebook.de/OVonline aktuelle Themen. Zum Thema „Neue Klasse für
den Gastronomie-Nachwuchs“ schrieben: Sandra Moormann: „Das ist eine sehr gute Entscheidung. Mit den Verbindungen nach Oldenburg müssen die Azubis teilweise um 6 Uhr und früher los, um pünktlich um 8 Uhr in der Klasse zu sitzen. Wegen den bescheidenen Arbeitszeiten, auch am Wochenende, ist die Fahrerei verschenkte und unnötige Zeit.“
Dorothee Seeger: „Respekt allen, die den Beruf wählen. Arbeiten, wenn andere frei haben und feiern, das zeigt Größe. Wir brauchen die Gastronomie um weiterhin ein Miteinander zu haben. Eine Feier an einem gemütlichen Ort bringt so viel. Man trifft Freunde, kann gemütlich miteinander reden und Freundschaften pflegen. Wenn es niemanden mehr gibt, der den Beruf ausüben möchte, zerbricht vieles und es kommen noch mehr Menschen in die Depression und haben einen Burnout.“ Zum Thema „Radler-Pilger
auf dem Weg nach Santiago de Compostela“ schrieben: Matthias Warnking: „Eine gute Fahrt, und das ihr viele nette Menschen trefft.“
Marion Thole: „Pico und den anderen Reisenden viel Sonne und Spaß bis zum Ziel.“
Produktion der Seite Christoph Floren Telefon 04441/9560-351
Europa Union Vechta zu Gast im Nachbarland Polen Kreis Vechta (cf). Die diesjährige Studienfahrt des Kreisverbandes Vechta der Europa-Union Deutschland führte die 39 Teilnehmer laut Mitteilung eine Woche lang nach Warschau. Dort gewann die Gruppe viele Einblicke in die gegenwärtige Politik und die boomende Wirtschaft Polens sowie Kenntnisse über die Geschichte und Kultur unseres östlichen Nachbarlands. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und nach 40 Jahren kommunistischer Zwangsregierung mit schwerfälliger Planwirtschaft haben sich Staat, Wirtschaft und Gesellschaft rasant modernisiert. Trotzdem gibt es wirtschaftlich immer noch Polen A und Polen B, markiert durch eine Linie von Danzig über Warschau nach Krakau, heißt es in der Mitteilung weiter. Östlich davon stehen Modernisierung und Entwicklung vielfach noch aus. Und hauptsächlicher Energieträger ist im Land noch immer die die Umwelt belastende Steinkohle. Berechtigte Sorgen vor Einflussversuchen des großen Russlands im Osten macht Polen trotz seinen jetzigen politischen Eigenwilligkeiten im Verbund mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn zum festen Mitglied der Nato. Und seine Bevölkerung steht mehrheitlich positiv zur Europäischen Union.
Landkreis Vechta
Oldenburgische Volkszeitung
Autopanne und Rangelei an der Seidenstraße Mit dem Wagen nach Uzbekistan – von Reifenpannen, beschlagnahmten Drohen und 50 Grad Celsius am Mittag Der Dammer Martin von den Driesch macht für sein nächstes Buchprojekt eine ungewöhnliche Reise. Von Martin von den Driesch
Astrakhan. In Astrakhan übernachten wir direkt in einem Hotel an der Wolga, am Abend wird gemeinsam geangelt. Die Stimmung ist gut – bis uns eine schlimme Nachricht erreicht: Eduard Kim, einer der beiden Organisatoren des Reiseprojekts, ist nach schwerer Krankheit in Moskau verstorben. Ohne seine Hilfe und diplomatisches Geschick hätten wir auf unserer ersten Expedition im Sommer 2014 nicht die innerkoreanische Grenze überqueren können. Vorige Woche hat er uns in Moskau noch die aktuelle politische Situation in Korea erklärt, und auf die Chancen und Risiken unseres Vorhabens hingewiesen. Auf der einen Seite gibt es seit geraumer Zeit eine leichte Annäherung zwischen Nord- und Südkorea. Auf der anderen Seite beschreibt Eduard Kim das Verhalten in Pjöngjang als „DonaldTrump-Kommunikation” – soll heißen, dass Zusagen gegeben und dann plötzlich wieder zurückgezogen werden und ganz allgemein viel vom politischen Tagesgeschehen abhängig ist. So auch wahrscheinlich die Entscheidung, ob wir wieder mit unserer Autokolonne direkt von Pjöngjang nach Seoul fahren dürfen. Wie beim letzten Mal wird es wohl auf eine späte Antwort während unseres Aufenthalts in Pjöngjang hinauszulaufen. Wir beschließen, die Reise im Gedenken an Eduard Kim fortzusetzen und vor allen Dingen auf eine erfolgreiche DMZ-Überquerung hinzuarbeiten. Jetzt geht es erstmal von Astrakhan weiter Richtung Kazakhstan. Nicht ohne vorher noch je eine Dose roten und schwarzen Kaviar gekauft zu haben: zwar ist der Fang von Stör im Wolgadelta inzwischen stark eingeschränkt – nachdem der Bestand durch Überfischen fast eliminiert wurde – aber Fischgeschäfte und Restaurants mit Kaviar gibt es überall in der Stadt. Die Grenzüberquerung von Russland nach Kazakhstan klappt relativ geschmeidig für diesen Teil der Welt, wir verbringen nur 2 Stunden mit warten, Formulare ausfüllen und weiter warten. In der Lkw-Schlange am Grenzübergang entdecke ich einen Lkw mit “Obst und Gemüse aus dem Oldenburger Münsterland – frisch wie das Land”. Zumindest laut Werbung auf der Plane, der Fahrer kann mir nicht genau erklären, was sich im Lkw befindet. Beim obligatorischen Foto davor werde ich fast von einer Kuh überrannt, die wie wild auf das Grenzhaus zuläuft. Dann beginnt der härteste Teil unserer noch jungen Reise: die Straße Richtung Atyrau (Kazakhstan) ist katastrophal. Schlaglöcher ist eine viel zu milde Umschreibung der riesigen Krater, die auf den folgenden 250 km Strecke zu finden sind. Die Russen sind anscheinend besser geübt mit solchen Straßen – während ich mit maximal 15 Stundenkilometern vorankomme, sind sie fast mit doppelten Tempo unterwegs. Aber immerhin haben wir wieder Polizeibeglei-
Imposanter Anblick: Der Kreml in Astrakhan in Südrussland tung. Mitten in der Nacht passiert dann das Unvermeidliche: eine Reifenpanne. Durchaus im Plural zu verstehen – denn es sind beide Hinterreifen völlig kaputt, und auch um die Vorderreifen steht es nicht gut. Ich muss an die Schmetterlingssammler aus dem Aeroflot-Flieger denken. Sofort kontaktiere ich über Funk die Vordermänner, die auch gleich umkehren und nach dem Rechten schauen. Ein Reifen wird ausgewechselt, ein anderer notdürftig geflickt – damit können wir erstmal einige Kilometer weiterfahren.
Organisator fordert ein besseres Verhalten der Gruppe In der Zwischenzeit wird auch ein Abschleppservice gerufen, der uns nach einer guten Stunde endlich entgegenkommt. Man sieht allen Beteiligten an, dass es sich um eine grenzwertige Aktion handelt: mitten in der kasachischen Steppe, auf stockdusterer Strecke, ein (fast) nagelneuer BMW mit vier kaputten Reifen. Es fallen aufmunternde Worte, aber wir alle wissen: Die Panne wird uns erstmal aufhalten – denn es ist Sonntag, und BMW hat in diesem Teil Kasachstans nicht wirklich ein dichtes Servicenetz. Notfallnummern werden zumindest nicht beantwortet. Mit viel Aufwand kann das Auto auf den Abschleppwagen geladen werden, bis wir die bittere Wahrheit erfahren: Wir müssen tatsächlich knapp 100 Kilometer über die Kraterpiste bis nach Atyrau fahren, mit unserem notdürftig befestigten X5 als Ladung. Karim, der Abschleppfahrer, ist eine kasachische Frohnatur, der sich schon auf die anstehende Fahrt freut. Er lädt meinen Mitfahrer Jakob und mich zu sich in die Fahrerkabine ein und los geht’s. Es ruckelt und schaukelt gefährlich, und wir beide überlegen, ob die Kaskoversicherung auch bei einem Unfall MIT dem Abschleppwagen greift. Karim scheint all das nicht wei-
ter zu beschäftigen, mit relativ hohem Tempo geht es Richtung Atyrau. Parallel zum Transport chattet Karim noch mit Freunden über WhatsApp und nimmt diverse Telefonanrufe entgegen. Schweren Herzens verzichten Jakob und ich darauf, uns anzuschnallen, denn wir wissen: das würde Karim schwer kränken in seinem Abschleppfahrer-Stolz, denn Anschnallen ist gleichbedeutend mit fehlendem Vertrauen in das Fahrvermögen. So lassen wir es bei vorsichtigen Blicken in den Rückspiegel und stellen fest: Die Ladung hält. Neuer Tag, neues Glück: Am Montagmittag kommen dann die guten Nachrichten. Wir können einen kompletten Satz neue Reifen in Atyrau auftreiben, die gleich anmontiert werden. Diese Reifen scheinen auch viel besser für die schlechten Straßenverhältnisse geeignet zu sein. Ich weiß, was mich jetzt erwartet: ein Intensivkurs „Autofahren wie ein Russe”. Es ist anstrengend und es ist schweißtreibend – aber es zeigt Wirkung: als wir an der kasachisch-usbekischen Grenze angekommen sind, werde ich für meine neue Fahrweise gelobt. Wie gut wir es doch in Europa mit dem (fast) grenzenlosen Verkehr haben! Die Grenzüberfahrt nach Uzbekistan dauert lange, gut vier Stunden verbringen wir dort. Wieder müssen diverse Formulare ausgefüllt werden, die Autos werden gefilzt und anschließend nochmals von einen überdimensionalen Röntgengerät gescannt. Um 2 Uhr morgens heißt es dann: alles klar, welcome to Uzbekistan! Nur unser südkoreanischer Drohnenfotograf ist geknickt: Ihm wurde die Drohne abgenommen, während meine Kameras (und auch meine Fotodrohne) mit eingeführt werden dürfen. Das ist das Gute an abgenutzten Supermarkt-Tüten, in die ich meine Fototechnik auch als Schutz vor Staub oft auf Reportagereisen packe: sie wurden nicht einmal angerührt. Wir schlafen einige Stunden in den
Fotos: von den Driesch
Gastfreundschaft: Der Empfang in Atyrau, Kazakhstan. Autos, unweit der Grenze, bereiten ein leckeres Kaviar-Frühstück vor und fahren anschließend weiter nach Nukus, unserer ersten Station in Uzbekistan. Weitere Halts in den folgenden Tagen sind in Buchara, dessen historisches Zentrum zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, in Samarkand und in der Hauptstadt Taschkent. Das Thermometer überschreitet inzwischen mittags schon die 50-Grad-Marke, und auch abends bleibt es deutlich über 30 Grad. Vielleicht zu heiß für einige unsrer Fahrer: Sergei, der russische Hobby-Ralleyfahrer, für den Pausen nur unnötige Ablenkung vom Autofahren sind und der auch nach neun Stunden am Steuer keinen Fahrerwechsel akzeptiert, und Nikita, der sonst so besonne
Koreaner, beginnen am Rand der Schnellstraße fast einen Faustkampf. Unsere deutsche Gruppe bleibt lieber im Auto und guckt sich die Rudelbildung aus sicherer Distanz an. So wird es schwierig mit der Völkerverständigung. Nach einem Mitternachtsessen in Taschkent holt der Organisator alle Teilnehmer zu sich und appelliert an ein besseres Verhalten der Gruppe. Und auch wenn es gegen den Stolz einiger Fahrer geht, wird jetzt eine strikte neue Regel eingeführt: nach zwei Stunden Autofahrt eine kleine, alle vier Stunden eine große Pause. Wir sehen uns an und denken: das sind seit Beginn der Reise genau die Worte unseres AutoBordcomputers.
Fakten M Martin von den Driesch ist
Fotograf und Filmemacher. Er stammt gebürtig aus Damme. M Nach seiner Ausbildung zum Fotografen hat er mehr als 20 Jahre im Ausland gelebt: 13 Jahre in Moskau, acht Jahre in Dubai. M Er wohnt jetzt mit seiner Frau Julia Kim in Berlin. M Von den Driesch ist vom 9. Juli bis 15. September mit dem Auto von Moskau nach Nord- und Süd-Korea (und
zurück) unterwegs. Die Eindrücke will er in einem Buch mit dem Titel „Crossing Frontiers” verarbeiten. Geplanter Veröffentlichungstermin ist im Herbst 2020. Realisiert werden soll die Idee über ein CrowdfundingProjekt. M Von den Driesch stellt einige Fotos seiner Reise plus weitere Infos auf seine Instagram-Accounts @martinvondendriesch und @crossingfrontiers.