Oldenburgische Volkszeitung
Landkreis Vechta
Mittwoch, 4. September 2019
Krieg und Frieden
M Ihre Meinung OV-Leser diskutieren auf www.facebook.de/OVonline aktuelle Themen.
Plan B: Mit der Fähre geht's von Wladiwostok nach Südkorea Der Dammer Martin von den Driesch macht für sein nächstes Buchprojekt eine ungewöhnliche Reise. Von Martin von den Driesch
Wladiwostok. Wir sind jetzt am östlichsten Punkt unserer Reise angelangt, in der Hafenstadt Wladiwostok, ein wichtiger russischer Marinestützpunkt. Untergebracht sind wir in der Freizeitanlage „Kometa“, die in erster Linie von Winterurlaubern genutzt wird, da es in unmittelbarer Nachbarschaft mehrere kleine Abfahrtspisten gibt. Unser usbekischer Freund Nikita besitzt hier eine Wohneinheit. Das „Kometa“ wurde uns als „rustikal“ angekündigt, besser trifft es wahrscheinlich die Beschreibung von Reiseteilnehmerin Andrea: „Sauber ist anders“. Als Entschädigung gibt es in unmittelbarer Nähe das Meer sowie im Hinterland eine herrlich grüne Landschaft, die zu langen Spaziergängen einlädt – wenn es nicht seit Tagen ohne Unterbrechung stark regnen würde. Zu Beginn unserer Reise wurde uns gesagt, dass die erneute Überquerung der Demarkationslinie (DMZ) von Nord- nach Südkorea (die uns 2014 erlaubt wurde) diesmal keineswegs garantiert sei. Und hier in Wladiwostok, fünf Wochen und 16 000 Kilometer später, tritt dieser Fall leider auch ein: Von nordkoreanischer Seite erhalten wir eine Absage – unter den aktuellen Umständen möchten sie uns keine Freigabe für eine Landesdurchquerung mit Auto erteilen. Daher müssen wir mit
Plan B weitermachen: Keine 24 Stunden später sind wir auf der Fähre „Eastern Dreams“, die uns von Wladiwostok nach Südkorea bringt, in die Hafenstadt Donghae. Während der Überfahrt sehen wir in den Fernsehnachrichten auch den möglichen Grund für die Absage Pjöngjangs: amerikanische und südkoreanische Soldaten proben in Südkorea, unweit der DMZ, mit schwerer Ausrüstung den Ernstfall – eine viel größere Militärübung als in den vergangenen Jahren üblich. Bei unserer Ankunft in Donghae regnet es wieder in Strömen, aber zumindest ist hier alles picobello sauber. Wir fahren gleich weiter nach Seoul, wo wir am Abend zu einem Empfang im Rathaus eingeladen sind. Da unser eigentlicher Plan – direkt von Pjöngjang nach Seoul zu reisen – nicht funktionierte, ist unsere Stimmung zuerst etwas bedrückt. Der Bürgermeister gratuliert uns aber trotzdem und betont, wie wichtig diese Expedition ist, um Zeichen für eine Annäherung zwischen Nord und Süd zu setzen. Später genießen wir auf dem höchsten Gebäude Koreas, dem 555 Meter hohen Lotte World Tower, einen fantastischen Blick über die Stadt. Am nächsten Tag besuchen wir außerhalb Seouls zwei Orte mit bedrückender Geschichte: in der Ortschaft Gwangju geht es um die sogenannten „Trostfrauen“ – koreanische Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs systematisch von japanischen Truppen als Prostituierte entführt wurden, oft schon im jungen Mädchenalter. Dieses Thema war
21
lange ein Tabu in Korea und ist erst in den 90er Jahren einer breiten Öffentlichkeit bekanntgeworden. Jetzt informiert eine Dauerausstellung über das Thema, und in einem angrenzenden Wohnhaus – genannt „House of Sharing“ – verbringen einige der letzten Überlebenden ihren Lebensabend. Ein Besuch in der Stadt Ansan, südlich von Seoul gelegen, führt uns in die Gegenwart, genauer gesagt zum schlimmsten Unglück der jüngeren Geschichte Koreas: Am 16. April 2014 kam es vor der Küste Südkoreas zu einem Fährunglück. An Bord der Fähre „Sewol“ waren auch fast 300 Schüler und Lehrer der Ansan High School (vergleichbar mit dem deutschen Gymnasium) – die meisten von ihnen sind ertrunken. Das Unglück hat großes Entsetzen in Korea hervorgerufen – vor allem als bekannt wurde, dass die Fähre überladen war, und die Schulkinder aufgefordert wurden, in ihren Zimmern auszuharren. Noch bei unserer Ankunft in Seoul im August 2014 wurden wir Zeuge von täglichen Demonstrationen – Angehörige forderten die Regierung auf, mehr für eine Klärung der Unglücksumstände zu machen. Inzwischen wurden der Kapitän und seine Mannschaft – die sich als erste vom sinkenden Schiff gerettet haben – zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Im Sewol-Gedenkzentrum in Ansan berichtet eine Mutter von den letzten verzweifelten Anrufen ihrer Tochter, und vom Kampf der Überlebenden um etwas Gerechtigkeit seitdem. In den folgenden Tagen er-
Zum Thema „Langenberger
sorgen sich um Verkehr im Ort“ schreibt: Martin Gerdes: „Gut, dass die Bewohner alle Selbstversorger sind, ansonsten wären sie ja auf den Lkw-Transport von Waren angewiesen. Oder ist der LkwVerkehr woanders notwendig und bei denen nicht?“ Zum Thema „1200-Jahr-Feier:
Visbeker ziehen positives Fazit“ schreibt: Alfons Hoping: „Es war ein tolles Wochenende. Auch unsere litauischen Freunde waren begeistert und bedanken sich von ganzem Herzen für die Gastfreundschaft in Visbek.“
Ludger Freese: „Wie es war?
Strand von Haenam: Haenam ist der südlichste Punkt auf der koreanischen Halbinsel. Fotos: von den Driesch kundigen wir verschiedene Ortschaften und Nationalparks. In der Stadt Yeongi-gun besuchen wir das „Presidential Archive“, ein moderner Museumsbau, in dem das politische System des modernen Südkoreas dargestellt wird. Kurz darauf, in Haenam, stellen wir bei einem Blick auf Google Maps fest: Dies ist der südlichste Punkt unserer Reise (und der südlichste Zipfel Koreas, von den kleineren, vorgelagerten Inseln abgesehen). Ab jetzt
Fakten M Martin von den Driesch ist
Fotograf und Filmemacher. Er stammt gebürtig aus Damme. M Nach seiner Ausbildung zum Fotografen hat er mehr als 20 Jahre im Ausland gelebt: 13 Jahre in Moskau, acht Jahre in Dubai. M Er wohnt jetzt mit seiner Frau Julia Kim in Berlin. M Von den Driesch ist vom 9. Juli bis 15. September mit dem Auto von Moskau nach Nord- und Süd-Korea (und
zurück) unterwegs. Die Eindrücke will er in einem Buch mit dem Titel „Crossing Frontiers” verarbeiten. Geplanter Veröffentlichungstermin ist im Herbst 2020. Realisiert werden soll die Idee über ein CrowdfundingProjekt. M Von den Driesch stellt einige Fotos seiner Reise plus weitere Infos auf seine Instagram-Accounts @martinvondendriesch und @crossingfrontiers.
Unverkennbarer Stil: Ein typisches koreanisches Wohnhaus.
beginnt quasi unsere Rückreise. In Busan soll es die schönsten Strände Südkoreas geben, und das möchten wir natürlich gleich ausprobieren. Nachdem wir eine Woche überwiegend mit Sehenswürdigkeiten beschäftigt waren, gönnen wir uns eine Abkühlung im Meer, und ein Abendessen in einem Fisch-Restaurant. In den letzten drei Tagen erkunden wir noch den Gyeongju Nationalpark sowie Daegu, nach Seoul, Busan und Incheon die viertgrößte Stadt Südkoreas. Nach zehn Tagen Rundfahrt durch Südkorea kommt langsam die Zeit, Abschied zu nehmen: Wir sind wieder in Donghae angekommen, auch hier verbringen wir noch einen Tag direkt am Meer. Am nächsten Tag steht wieder die 22-Stunden-Reise mit der Fähre „Eastern Dreams“ an, zurück nach Wladwostok. Und ab übermorgen heißt es: durch Sibirien – und am Baikalsee entlang – geht es zurück nach Moskau. Ob wir wohl wie geplant am 15. September am Roten Platz ankommen werden?
Ich sehe es so: niveauvoll, familiär, einzigartig, angemessen, zusammenführend, unterhaltsam, planungssicher, schöner Saal, schweißtreibend, international, einfallsreich, ideenreich, begeisternd, fröhlich, Image fördernd, sonnig, applausfähig, stolz, heimatlich, fotogen, fleißig, spaßig, dankbar und 2044 wiederholungsfähig …“
Tobias Kostka: „Der Umzug und das abschließende Fest waren ein voller Erfolg. Leider war die Gastronomie draußen teilweise durch den Andrang überfordert.“
Benno Trumme: „Es waren zu wenig Getränkestände und auch Essensstände da. Die hätten viel mehr verkaufen können. Man kann doch nicht zu einer 1200-Jahr-Feier genauso wenig Buden aufstellen wie zu einer Kirmes, zu der keiner mehr hingeht, weil nichts geboten wird. [...]
Pia Dasenbrock: Anstatt eines Balls hätte ich [...] ein großes Zelt aufgebaut mit ein paar Theken, DJ oder Band dazu, und dann hätten alle Samstag feiern können, die Lust gehabt hätten.
Produktion der Seite Christina Ecker Telefon 04441/9560-351
M Kolumne: Recht hat, wer Recht bekommt
Hunde verstanden sich, Halter aber nicht Von Klaus Esslinger Dass ich als Gerichtsreporter und passionierter Hundehalter es noch mal vor dem Strafgericht mit einer Hunde-Geschichte zu tun bekommen sollte, hatte ich mir nicht träumen lassen. Dass sich Hundehalter mal streiten, okay, das kann schon mal vorkommen. Aber, Strafgericht und Hunde? Gut, es war so. Zur Sache: Ein 37-jähriger Hundehalter aus Lutten – der Angeklagte – ging an der Ehrlandstraße in Holtrup mit seinen zwei Hunden spazieren. Einen größeren hatte er an der Leine, ein kleiner preschte über das Feld. Es war der zweite Februar und damit keine Brut- und Setzzeit. Der Hund durfte also frei laufen. Auf dem gleichen Feldweg kam ihm allerdings ein älteres Ehepaar mit einer Mischung
aus Dalmatiner und Labrador an der Leine entgegen. Der kleine frei umherlaufende Hund lief auf den entgegenkommenden Hund an der Leine zu. Das machen Hunde, sie wollen sich kennenlernen. Wo sollen sie das denn sonst tun? Das ältere Ehepaar, mit Walkingstöcken ausgerüstet, versuchte den kleinen Hund von ihrem Vierbeiner wegzuschubsen. Das sah der Halter aus Lutten und rief: „Warum schlagen Sie meinen Hund?“ Inzwischen hatten sich die Halter angenähert und beide Parteien wurden aggressiv. „Warum leinen Sie ihren Hund nicht an?“, wetterte das Paar. „Schlagen Sie nicht meinen kleinen Hund, der macht doch nichts“, konterte der Lutter. Inzwischen hatten sich die Hunde angefreundet, die Halter aber nicht. Es gab eine Rangelei, erklärte der
67-jährige Dalmatiner-LabradorMischlungs-Halter vor dem Strafgericht. Das soll passiert sein: Der 37-jährige Angeklagte tippte dem älteren Hundehalter auf die Schulter und man beschimpfte sich gegenseitig.
Autonummer des 37-Jährigen gemerkt und ging zur Polizei, wo er Anzeige erstattete. Ein Polizeibeamter soll bei der Aufnahme der Anzeige geäußert haben, ob man das nicht so habe regeln können.
„Das Strafgericht verhandelte über einen Streit zwischen Hundehaltern“ Schließlich hob der Angeklagte mit einer Hundeleine in der Hand seinen Arm und der Rentner hob seinen Walkingstock. Der Angeklagte schlug zu seinem Schutz mit der Leine auf den Stock, der zerbrach. Das war es. Der ältere Herr hatte sich die
Gut, der Angeklagte räumte ein, dass er wohl aggressiv gewesen sei, weil man seinen Hund geschlagen habe. Er habe mit der Leine auf den Stock geschlagen, um nicht selbst mit dem Stock geschlagen zu werden. Zum Schluss erklärte der Zeuge, er
habe sich schützen wollen. Die Ehefrau sagte als Zeugin, sie habe Angst gehabt, man habe ja nicht wissen können, was der frei herumlaufende Hund vorgehabt habe. Sie musste dann aber auch zugeben: Die Hunde hätten sich gut verstanden, sie seien alle friedlich gewesen. Die Strafrichterin schlug vor, das Verfahren einzustellen, der Angeklagte müsse dann 300 Euro zahlen. Das lehnte der Angeklagte ab. Wenn schon Strafe – die Geldauflage war zwar keine Strafe, er verstand es aber so – dann müsse der Zeuge auch zahlen. Also musste ein Urteil gesprochen werden. Die Staatsanwältin forderte eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 20 Euro. Nach einer Bedenkzeit sprach die Strafrichterin den Angeklagten frei. Die Wahrheitsfindung sei schwierig gewesen, meinte
die Richterin. Wer fühlte sich bedroht? Notwehr auf beiden Seiten? Also Freispruch. Dann kam der Hammer, der freigesprochene Angeklagte erklärte, er würde gerne den zerschlagenen Walkingstock bezahlen. Eine Quittung über 55 Euro hatte die Frau des Hundehalters dem Gericht vorgelegt. Er sei freigesprochen, das müsse er nicht, so die Strafrichterin. Der Lutter Hundehalter bestand aber drauf.
Zur Person M Klaus Esslinger ist
Gerichtsreporter und war viele Jahre Lokalchef der Oldenburgischen Volkszeitung. M Kontakt zum Autor über: info@ov-online.de.