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Modellversuch mobiles Arbeiten
Mobiles Arbeiten und Online-Meetings sind für die Digital-Agentur Stanwood nicht erst seit der Coronakrise Alltag. Die Agentur entwickelt unter anderem mobile Strategien, App-Konzepte sowie mobile Apps und Websites.
Für Hannes Kleist, Geschäftsführer der Stanwood Software Development GmbH, sind mobiles Arbeiten und Homeoffice schon lange Alltag.
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Seit neun Uhr morgens geht Hannes Kleist mit seinem Handy spazieren und hält dabei Meetings über Zoom. Schon mehrere Jahre kommuniziert der Geschäftsführer und Gründer der Digital-Agentur Stanwood auf diese Weise mit Kunden, Partnern und seinen Mitarbeitern. Denn die Agentur besitzt kein zentrales Büro: Die Firma für Softwareentwicklung nennt sich die erste „remote first“- Agentur Deutschlands. Mobiles Arbeiten, Homeoffice, Videokonferenzen unterwegs, das ist bei Stanwood seit zwölf Jahren Standard. Kleists 20 Mitarbeiter arbeiten in 16 Ländern. Wie sich Deutschland
Stanwood Software Development GmbH
Gründung: 2008 Firmensitz: Berlin Geschäftsführer: Hannes Kleist Mitarbeiter: 20 BVMW-Mitglied in Rekordgeschwindigkeit ins Homeoffice versetzte, beobachtete er mit Interesse: „Es war eigentlich meine Lebensmission, diese Art zu arbeiten salonfähig zu machen“, sagt er. Und nun digitalisiere sich Deutschland innerhalb von wenigen Wochen schneller als in den vergangenen zehn Jahren.
Erfolgreich auf dem Land Dank Telearbeit könnten heute einige Berufsgruppen arbeiten, wo sie wollen. Bei anderen Berufen wiederum ist Homeoffice nicht so leicht zu realisieren. „Man muss als App-Entwickler nicht mehr nach Berlin ziehen, um erfolgreich zu sein“, sagt Kleist. Der 38-Jährige stammt aus Mecklenburg, nach einigen Jahren in Berlin zog er wieder aufs Land, und zwar nach Bayern. Sein Werdegang sei geprägt von Glück und Zufall. Nach seinem BWL-Studium arbeitete er sieben Jahre lang bei ProSiebenSat.1. Anfangs als Hobby gedacht, bauten er und zwei Freunde in den frühen Jahren des Apple-App-Stores die TV-Programm-App On Air. Aus dem Hobby wurde für Kleist eine Lebensaufgabe. Und aus einer App wurden 60. 2017 verkauften Kleist und Partner ihr Start-up-Unternehmen an die Funke-Mediengruppe. Kleist holte es nach zwei Jahren zurück – und führt es nun alleine. „Mein Ziel ist es, die beste Firma der Welt aufzubauen“, sagt er. Sein Führungscredo lautet: Mitarbeiter, Kunden, Gewinn. „Genau in dieser Reihenfolge. Die Mitarbeiter kommen zuerst“.
Regionales Gemüse aus dem Internet Stanwood leistet eigentlich Auftragsarbeit. Ein Programm entwickelte die Agentur aber in Eigenregie. Es liegt Kleist besonders am Herzen und hat in der Coronakrise starken Rückenwind erfahren. Mit dem Online-Marktplatz Traidoo will er den gewerblichen Regionalhandel digitalisieren. Dieser war bisher abhängig von zentralisierten Lieferketten. „Die Coronakrise hat gezeigt, wie fragil die sind“, erklärt Kleist. Traidoo bietet einen zusätzlichen, digitalen Absatzweg für regionale Lebensmittel. Diese werden verstärkt dort nachgefragt, wo sie produziert werden. Die Coronakrise hat den Trend zur Re-Regionalisierung beschleunigt. Zunächst ist die Plattform nur für Hotels, Restaurants oder Einzelhändler gedacht. Als nächster Schritt ist sie jedoch auch für Privatkunden geplant und soll zum Standard für den digitalen Handel mit regionalen Lebensmitteln in Europa werden.
Adrian Meyer
Journalist
mittelstand@bvmw.de