GORKI #2 - Spielzeitheft

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Liebes Publikum, zur Eröffnung der neuen Spielzeit des Maxim Gorki Theaters am 8. November 2013 war die Autorin und Philosophin ­Carolin Emcke von uns eingeladen worden, ihre Wünsche an das neue Ensemble und künstlerische Team zu formulieren. Dabei ist eine kleine Rede entstanden, deren Text wir hier den vielen Nachfragen folgend gerne abdrucken. Wir freuen uns weiter auf und über Sie, unser Publikum! Shermin Langhoff und Jens Hillje Künstlerische Leitung

Rede zur Eröffnung Von Dr. Carolin Emcke

»Die Fee, bei der er einen Wunsch frei hat, gibt es für jeden,« schreibt Walter Benjamin in seiner Berliner Kindheit um neunzehnhundert, »Allein nur wenige wissen sich des Wunsches zu entsinnen, den sie taten; nur wenige erkennen darum später im eigenen Leben die Erfüllung wieder.« Auch ich hatte den Wunsch, den mir die Fee gewährt hatte, vergessen. Erst jetzt, da ich Shermin und Jens hier sehe, erst jetzt, da die ganze Stadt plakatiert ist mit Gesichtern, denen die Unwahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet sie jemals plakatiert werden könnten, noch anzusehen ist, erst jetzt, da es dieses Ensemble und diesen Spielplan gibt, erst jetzt entsinne ich mich wieder an meinen Wunsch: Das war es. Ich hatte mir gewünscht, dass Menschen wie Ihr und ich, Menschen, die etwas anders aussehen, die etwas anders glauben, etwas anders begehren und lieben, deren Eltern etwas anders träumten oder trauerten, dass solche Menschen Geschichten erzählen dürfen und dass sie gehört würden, Geschichten, in denen andere sich wiedererkennen können, Geschichten, die irritieren und verärgern, beglücken und anstiften, anstecken und abfärben, Geschichten, gegen die man sich wehren oder aus denen man lernen möchte, Geschichten, die die Wirklichkeit nicht allein verstehen, sondern verändern und überschreiten helfen. Ich weiß, dass das nicht reichen wird, ich weiß, dass es jetzt erst kompliziert wird, ich weiß, dass es auch verwirrend sein wird, wenn auf einmal nicht mehr um Teilhabe und Sichtbarkeit gestritten werden muss, weil sie erlangt ist. Angekommen zu sein, heisst auch, sich einen neuen Horizont suchen zu müssen, wohin man aufbrechen will. Aber für heute, nur für einen kleinen Moment, lasst mich einmal innehalten und mich freuen, weil mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist (und die vom Rand endlich in der Mitte der Stadt angekommen sind). Nun bin ich nicht eingeladen worden, um mich bei der Fee zu bedanken, sondern um – so war die ausdrückliche Formulierung – mir von Euch etwas zu wünschen. Ich bin nicht eingeladen worden, Euch zu feiern, sondern Euch zu fordern.


Hier ist also mein Wunsch: Vergesst alles, was ich eben gesagt habe, vergesst, welche Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung oder in der Presse Eure Identität, Eure Herkunft, Eure Zugehörigkeit spielt. Identitäten sind ein Transportmittel, aber kein Zuhause. Identitäten sind etwas, um sich fortzubewegen, aber nichts, um darin zu leben. Ludwig Börne schrieb 1832 in seinem 74. Brief aus Paris: »Die einen werfen mir vor, dass ich Jude bin, die anderen verzeihen es mir, der dritte lobt mich gar dafür, aber alle denken daran. Sie sind wie gebannt in diesem Judenkreis. Es kann keiner hinaus.« Da war Börne schon seit Jahren konvertiert. So gibt es heute einen Migrations-Kreis. Die einen werfen Euch vor, dass Ihr Migranten seid, die anderen verzeihen es Euch, der dritte lobt Euch gar dafür. Aber alle denken daran. Ein Theater, eine Bühne, dieses magische Erzeugen von Bildern und Geschichten, die die Zuschauerinnen und Zuschauer, berühren und erschüttern, das braucht diese etwas anderen Erfahrungen, diese anderen Weisen des Sehens und Fühlens; es braucht diese Konflikte, die sich eingeschrieben haben; es braucht die melancholische Erfahrung von Flucht und Exil; braucht dieses Wissen um die etwas andere Lust und das selbe Glück, die Verzagtheit und die Tabus, die sich weiterreichen von Generation zu Generation, aber sie sind – wie bei jedem anderen Individuum auch – nur das Material, das sich dann verwandeln lassen muss, in ein eigenes Leben, in die eigene künstlerische Sprache, damit so die Phantasie und Empathie aller erfasst werden kann. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann dass Ihr, was immer auch von aussen in dieser Stadt an Euch herangetragen wird, an diesem Theater den Diskurs von Identität und Differenz aufbrecht und stattdessen über Ähnlichkeiten nachdenkt. Denn das Theater, das ich mir von Euch wünsche, ist eines, das immer noch ein Ort sein darf und muss, der einen utopischen Vorgriff behauptet, den die Politik sich mitunter nicht einmal mehr zu phantasieren wagt, ein Theater, an dem ein Versprechen auf Möglichkeiten (nicht Machbarkeiten) abgegeben werden darf, an dem von einem Wir erzählt wird, das es noch nicht gibt, wo Gegen-Entwürfe entwickelt werden für die unbeantworteten, offenen Fragen der Gerechtigkeit und der Vielfalt, der Erinnerung und der Zeugenschaft, der Sprache der Macht und der Macht der Sprache, der kulturellen Bildung und der Armut in den Städten, der Politik der Bilder und der von immer mehr Menschen empfundenen Ohnmacht. Was ich mir wünsche, ist, dass dieses Theater ein Ort in Berlin wird, an dem Zweifel geschürt wird, an dem die herkömmlichen Erzählungen ein bisschen gebrochen w ­ erden, an dem gegen die lauten politischen Gewissheiten die leisen poetischen Verunsicherungen gesetzt werden, ohne dogmatischen Gram, sondern mit ästhetischer Lust.

Ich wäre allerdings schön dämlich, wenn ich die Gelegenheit, an dieser Stelle sprechen zu dürfen, nicht auch nutzen würde, um mir von der Stadt und der Öffentlichkeit etwas zu wünschen: Geben Sie diesem Haus etwas Zeit. Hetzen Sie sie nicht. Lassen Sie sie sich erstmal ausprobieren. Ein Theater ist keine bloße Institution. Ein Theater ist ein lebendiges Wesen. Es ist ein Organismus, eine polyglotte Familie, die eine gemeinsame Sprache oder eine gemein­ same Sprachform erst finden muss. Das Gorki hat eine eigene Geschichte, einen Klang, der jeden Abend, jedes Stück wieder ein wenig anders klingt, und es spielen auch die mit, die nicht zu sehen sind: die Malerinnen aus den Malwerkstätten, die Schneiderinnen aus den Kostüm­ werkstätten, die Plastiker, die Beleuchter, Schreiner, Schlosser, die von der Bühnentechnik und all die, die ich jetzt vergessen habe. Ich erwähne die hier alle einzeln, weil ich in der vergange­ nen Woche, zur Vorbereitung dieses Abends, einmal die aufgesucht habe, die auch zu diesem Haus gehören, in den Werkstätten, und die an dieser ästhetischen Utopie, die Theater heisst, ebenso mitarbeiten. Und dort habe ich mir beispielsweise erklären lassen, was das Besondere an Theaterschuhen ist: dass sie nämlich niemals ausruhen können, wie andere Schuhe, dass sie keinen Tag Pause erhalten und atmen dürfen, sondern dass sie weiterarbeiten müssen, jeden Tag. Ich habe mir erklären lassen, wie sich die Haut einer Birke, die auf der Bühne l­iegen soll, fertigen lässt, wieviele Stunden es braucht, ­damit ein Anzug geschneidert wird, und ich habe mir erzählen lassen, wie traurig es ist, für die Schreiner, die Schlosser, die Malerinnen und die Schneiderinnen, wenn ein Stück nicht lange läuft… Ich weiß, dass in dieser Stadt gern von »Synergie-Effekten« geredet wird, von »Effizienz«, die angeblich darin liegen soll, dass die Werkstätten verschiedener Häuser zusammen gewürfelt werden, ich weiß, dass eingespart werden soll allenthalben, aber wer einmal gesehen hat, mit welcher Leidenschaft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gorki für ihr Theater arbeiten, mit welcher Liebe zum Detail, der sollte lieber darüber nachdenken, ob nicht doch wenigstens im Theater ein letzter Ort von nicht-entfremdeter Arbeit erhalten werden sollte. Arm an sich ist nicht sexy. Arm ist nur arm. Liebe Shermin, lieber Jens, liebe Freunde im Ensemble des Gorki Theater, ich wünsche mir von Euch, dass Ihr Euch traut, Euch nicht hetzen zu lassen von der Stadt und Ihren Erwartungen oder auch nur meinen Wünschen, sondern dass Ihr Euch traut, langsam zu sein, leise auch und zweifelnd eine eigene ästhetische Sprache entwickelt für Euch und uns hier in Berlin – auf dass wir das Wünschen nicht verlernen.

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Mehmet Ateล รงi


small town boy

EIN PROJEKT VON FALK RICHTER

URAUFFÜHRUNG

11/ja n /14 »You leave in the morning with everything you own… Run away, turn away, run away, turn away, run away.« So besangen Bronski Beat die Flucht eines Jungen aus einer engen Welt von versagter Anerkennung und Unterdrückung in die ferne, große, freie Stadt: London, New York, Berlin… Diese Metropolen waren und sind der Ort, an dem sich Menschen neu finden und erfinden können, traditionelle Rollen und Bilder verweigern und in Frage stellen, ihre Zugehörigkeiten neu aushandeln, Partnerschaft und Familie neu definieren, all das ausprobieren, was ihnen die Familie zuhause verweigert hat, zu leben. Kann man anders Mann sein? Anders Frau? Kann man aufhören Sohn oder Tochter zu sein? Kann man Herrschaft verweigern und anders lieben und leben? Die Liebe und wie sie gelebt werden soll, scheint weiterhin das diskursive Schlachtfeld der Stunde zu sein, auf dem viele gegenwärtige Konflikte um geschlechtliche, sexuelle und kulturelle Identitäten in unserem alltäglichen Leben ausgetragen werden. Was kann und soll ein »Mann«, eine »Frau« heute sein? Wie definiert sich in Zukunft Familie, wie Nation und Zugehörigkeit? Falk Richter erkundet mit dem Ensemble des Gorki in diesem Rechercheprojekt die Frage, was passiert, wenn auch die jungen Männer aus dem Patriarchat aussteigen. Falk Richter gilt als einer der wichtigsten deutschen Theaterregisseure und Dramatiker seiner Generation. Seit den 90ern arbeitet er an vielen namhaften Opern- und Schauspielhäusern sowie Festivals im In- und Ausland. In den letzten Jahren entwickelte er zunehmend freie Projekte basierend auf seinen eigenen Texten gemeinsam mit einem Ensemble aus MusikerInnen, SchauspielerInnen und TänzerInnen wie in seinem letzten Crossover-Projekt For the Disconnec­ ted Child an der Schaubühne Berlin.

»You leave in the morning with everything you own… Run away, turn away, run away, turn away, run away.« That’s how Bronski Beat described a young man’s ­escape from a narrow-minded world of repression and lack of recogni­ tion to the big city, far away and free: London, New York, Berlin … These metropolises were and are the place where people can rediscover and reinvent themselves, ­reject and question traditional roles and paths, and ­redefine families and relationships. They can re-negotiate their attachments, experiment with everything that their families prevented them from living out at home. Is it possible to be a differ­ ent kind of man? A different kind of woman? Can you ever stop being a son or daughter? Is it possible to reject ­authority, and live and love in a different way? Love, in the­ ory and in practice, appears to still be the discursive bat­ tlefield on which our many ­contemporary conflicts about gender, sexual and cultural identities in everyday life are carried out. What can and should a »man«, a »woman« be today? How will we define family, nation and belonging in the future? In this research project, Falk Richter and the Gorki ensem­ ble explore the question of what happens when young men also leave the patriarchy behind.

Mehrere gemeinsame Arbeiten entstanden mit der Choreografin Anouk van Dijk, mit der er die Projekte Trust, Protect me und Rausch realisierte. Von 2000 bis 2004 war er Hausregisseur am Schauspielhaus Zürich, seit 2006 an der Schaubühne Berlin, seit 2011 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Falk Richter ist Gastprofessor an der Universität Hamburg und der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Seine Theatertexte liegen in mehr als 25 Sprachen vor.

Falk Richter is considered to be one of the most important German directors and playwrights of his gen­ eration. Beginning in the 90s he es­ tablished a reputation in Germany and abroad through several productions at well-known operas, theaters and fes­ tivals. Over the last few years he has increasingly devoted himself to devel­ oping independent cross over projects based on his texts, together with an ensemble of musicians, actors and dancers. His dramatic texts have been translated into over 25 languages.

Falk Richter Bühne+ Kos t üme Katrin Hoffmann musik Matthias Grübel licht Carsten Sander Dramaturgie Jens Hillje, Daniel Richter mit Mehmet Ateşçİ, Niels Bormann, Lea Draeger, Aleksandar Radenković, Thomas Wodianka Re gie

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters. Aufführungsrechte beim S. Fischer Verlag GmbH, Theater & Medien.

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Thomas Wodianka


kinder der sonne VON MAXIM GORKI Aus dem Russischen von Ulrike Zemme

GORKI-PREMIERE

21/ja n /14 An Rettet-die-Welt-Ideen mangelt es im Haus des Wissenschaftlers Protassow nicht. Dort geben sich die gesellschaftlichen Bildungseliten regelmäßig die Klinke in die Hand, um über die Zukunft der Menschheit zu debattieren. Während Protassow fanatisch der Erforschung der grünen Bohne nachgeht, genehmigt sich seine vernachlässigte Frau Jelena gelegentlich einen Flirt mit dem Maler Wagin. Die reiche Witwe Melanija betet Protassow auf das Lächerlichste an, dessen nervlich angeschlagene Schwester Lisa als Kassandra sogleich den Untergang der Menschheit prophezeit. Doch während man es sich drinnen im Spiegellabyrinth der eigenen Befindlichkeiten gemütlich macht, wütet draußen die Cholera. Das Not leidende Volk rottet sich zusammen, die Revolution kann beginnen. Nurkan Erpulat inszeniert Gorkis Komödie als boshafte Abrechnung mit weltenrückten Bildungseliten und linksromantischen Sozialutopien und fragt nach der politischen Verantwortung der Elite einer Gesellschaft. Nurkan Erpulat, Hausregisseur am Gorki, wurde in Ankara geboren. Er studierte Schauspiel in Izmir, bevor er an der Hochschule Ernst Busch in Berlin Regie studierte. Zu seinen frühen Projekten gehört Jenseits – Bist Du schwul oder bist Du Türke? am Berliner HAU. Zu seinen Regiearbeiten zählen unter anderem eine Stückbearbeitung von Kafkas Schloss am Deutschen Theater Berlin und Kinder der Sonne am Volkstheater Wien. Seine Arbeiten, teilweise im Jugendbereich, wurden zu Festivals und Gastspielen im In- und Ausland einge-

There’s no lack of save-the-world ideas floating around the house of the academic Protasov. Society’s intellec­ tual elite debates the future of humanity as they continu­ ously come and go. Protasov obsessively pursues his re­ search into green beans, while his neglected wife Yelena allows herself an occasional flirt with the painter Vageen. The rich widow Melaniya worships everything about Pro­ tasov, while his nervous sister acts like a Cassandra and predicts the destruction of humanity. This group’s particular sensitivities create a cozy labyrinth of mirrors, while cholera rages outside. Suffering in dire straits, the people band together and the revolution can begin. Nurkan Erpulat directs Gorki’s comedy as a wicked reck­ oning with disconnected educational elites and their lefty-romantic social utopias. What political responsibil­ ity does society’s elite have?

laden und haben zahlreiche Preise gewonnen. Er inszenierte unter anderem das mit Jens Hillje gemeinsam entwickelte Stück Verrücktes Blut am Ballhaus Naunynstraße Berlin, das 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von Theater Heute zum Stück des Jahres gewählt wurde. Als Hausregisseur war er am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig. Am Gorki inszenierte er zur Eröffnung Tschechows Der Kirschgarten.

acting in Izmir, then directing at the Ernst Busch Academy in Berlin. Created at several different German theaters, his productions and pro­ jects – some involving youth – have been invited to festivals and guest appearances around the world. ­Together with Jens Hillje he devel­ oped the play Mad Blood at Berlin’s Ballhaus Naunynstraße. The piece was then invited to the Theatertreffen in 2011 – one of the highest honors in the German theater world.

Nurkan Erpulat is a resident ­ irector at the Gorki. He studied d

Nurkan Erpulat Bühne Magda Willi Kostüme Pieter Bax musik Imre Lichtenberger-Bozoki, Moritz Wallmüller l icht Hans Leser Dramaturgie Susanne Abbrederis, Daniel Richter (gorki) mit Mareike Beykirch, Bernhard Conrad, Marina Frenk, Sema Poyraz, Falilou Seck, Sesede Terzİyan, Thomas Wodianka, Till Wonka, Mehmet Yılmaz und anderen Regie

Eine Neuinszenierung der Produktion des Volkstheater Wien. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg

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Michael Ronen, Sebastian Klein


hakoah wien von Yael Ronen & Company

PREMIERE GASTSPIEL SCHAUSPIELHAUS GRAZ

01/ f e b/14 »Wien 1930: Ein junger Jude träumt von einem Leben in Tel Aviv. Tel Aviv 2013: Der Enkel dieses Mannes träumt davon, nach Wien ›zurückzuwandern‹. Beide suchen nach Zugehörigkeit in einer Zeit der Gewalt, des drohenden Krieges. Den Hintergrund für diese Geschichte bildet das berühmte historische Fußballteam Hakoah Wien, aus dessen Reihen junge Männer aufbrachen, um den Staat Israel aufzubauen. Die Geschichte, die wir erzählen, handelt von zwei Generationen der gleichen Familie, von Emigration, Nationalgefühl, Fußball und Männlichkeit.« Yael Ronen Mit dieser Skizze für eine Stückentwicklung begab sich die israelische Autorin und Regisseurin Yael Ronen mit ihrem Bruder Michael Ronen in Österreich auf Spurensuche. Ihre Familie stammt aus Wien, der Großvater war Sportler im legendären Sportclub Hakoah (hebräisch: Kraft). 1909 gegründet, war Hakoah Wien Ausdruck des gestiegenen Selbstbewusstseins liberaler Juden und der Idee des sogenannten »Muskeljudentums«. Wie viele seiner Mannschaftskameraden warf auch Großvater Ronen seine österreichischen Papiere weg und ging nach Israel. Seine Enkel stellen in ihrem Stück die Frage, wie sein Lebensprojekt Israel zu dem wurde, was es heute ist, und ob sie selbst aus- oder rückwandern sollten. Yael Ronen, Hausregisseurin am Gorki, wurde 1976 in Jerusalem geboren. Seit mehreren Jahren arbeitet sie verstärkt im deutschsprachigen Raum, wo sie mit ihrem Stück Drit­ te Generation (2008) bekannt wurde. Hakoah Wien, ihre erste Arbeit in Österreich, wurde von Publikum und Medien gefeiert: »Hakoah Wien ist nicht zu Unrecht der Hit der Saison. Selten werden Themen wie Emigration oder Identitätsfindung so leicht und flott wie hier serviert. Dazu kommen gute Witze und ein extrem wendiges Ensemble – allen voran Michael Ronen, der eine Mischung aus Deutsch,

»Vienna 1930: a young Jew dreams of a life in Tel Aviv. ­ el Aviv 2013: his grandson dreams about ›migrating back‹ T to Vienna. Both are searching for a place to belong in a time of violence, as war threatens to break out. The back­ ground for this story is formed by the historical football team Hakoah Vienna, many of whose players left to help build the state of Israel. The story that we tell deals with two generations of the same family, with emigration and national pride, with football and masculinity.« Yael Ronen With this outline for a performance, the Israeli playwright and director Yael Ronen and her brother Michael Ronen went to Austria in search of clues. Their family comes from Vienna originally, their grandfather was a sportsman in the legendary athletic club Hakoah (Hebrew: strength). Founded in 1909, Hakoah Vienna was an expression of the growing self -confidence of liberal Jews and the idea of so-called »muscular Judaism«. Like many of his team­ mates, Grandfather Ronen eventually threw away his Aus­ trian papers and went to Israel. In this performance his grandchildren question how his Israel became what it is today, and whether they themselves should move away … or back.

Englisch und Hebräisch spricht und Charmespender des Abends ist.« (Theater heute) Am Gorki inszenierte Yael Ronen zur Eröffnung die Uraufführung von Der Russe ist einer, der Birken liebt. Yael Ronen, resident director at the Gorki, was born in Jerusalem in 1976. Over the past several years she has worked more and more in Ger­ man-speaking countries, where she has become known for the piece Third Generation (2008). Hakoah Vienna, her first work in Austria, has been praised by audiences and media

alike: ­»Hakoah Vienna is the hit of the season, and justifiably so. Rarely are issues like emigration or identity addressed in such a light and smart manner as they are here. Then there’s the well-timed humor and an extreme­ ly versatile ensemble led by Michael Ronen, who speaks a mixture of Ger­ man, English and Hebrew and is the charming highlight of the evening« - (Theater heute magazine). At the beginning of the Gorki’s new season, Yael Ronen staged the world premiere of All Russians Love Birch Trees.

Yael Ronen Bühne Fatima Sonntag Kostüme+choreographie Moria Zrachia Dramaturgie Regina Guhl, Irina Szodruch mit Knut Berger, Julius Feldmeier, Sebastian Klein, Michael Ronen, Birgit Stöger Regie

Am 2. Februar anschließend Publikumsgespräch mit Regisseurin und Ensemble. Hakoah Wien wurde mit dem Nestroy 2013, dem wichtigsten österreichischen Theaterpreis, ausgezeichnet.

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P覺nar Erincin, Marina Frenk, Melek Erenay


schwarze jungfrauen

VON FERIDUN ZAİMOĞLU & GÜNTER SENKEL

gorki-premiere

07/ f e b/14 Schwarze Jungfrauen fragen, warum Allah kein Ausländer ist und die Gottkriminalität notwendig? Wodurch wird der weichgespülte Islam halal und warum wacht man morgens mit Flöhen auf, wenn man mit Gottlosen geschlafen hat? Nicht zuletzt geht es ihnen um die perfekte Symbiose von Sex und Islam. Ihre fromme These lautet: Nackt bedeutet nicht gleich ungläubig und vollbandagiert ist nicht gleich Gott unterworfen. Bedrohlich radikal, unerwartet freizügig und voller menschlicher Sehnsüchte erzählen sie von ihren Reisen. Schwarze Jungfrauen, entstanden 2006 als Auftrags­ arbeit für das Theaterfestival Beyond Belonging, basiert auf Interviews, die Feridun Zaimoğlu und Günter Senkel mit jungen Neomuslimas in Deutschland geführt haben. Für ihr Stück wurden sie von Theater heute unter die besten Dramatiker des Jahres gewählt. Çeliks Inszenierung wurde im folgenden Jahr zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Bereits 2001 wurde mit Zaimoğlus Text Koppstoff die Subkultur junger Frauen in den großen Metropolen am Maxim Gorki Theater verhandelt. Neco Çelİk, von der Frankfurter Allgemeinen als »Spike Lee aus Kreuzberg« bezeichnet, ist Film-, Theater- und Opernregisseur. Seinem Theaterdebüt Schwarze Jungfrauen am Hebbel am Ufer folgten zahlreiche Inszenierungen, zuletzt Vertrauenssa­ che von Ernst Krenek an der Staatsoper im Schillertheater. Feridun Zaİmoğlu, in Anatolien geboren, gehört zu den wichtigsten Schriftstellern im deutschsprachigen Raum. Er studierte Kunst und Human­ medizin und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis. 1995

Black virgins ask why Allah is not a foreigner, and why holy crimes are necessary. How can watered-down Islam be made halal and why is it that you wake up with fleas if you sleep with the godless? And last but not least, they are searching for the perfect combination of sex and Islam. Their pious conclusion: naked does not equal disbelief and fully covered does not mean fully subjected to God. Unex­ pectedly revealing, disturbingly radical, and full of all-toohuman longings, they narrate their journeys. Created in 2006 as a commissioned work for the theater festival Beyond Belonging, Black Virgins is based on inter­ views that Feridun Zaimoğlu and Günter Senkel conducted with young neo-Muslim women in Germany. For this piece, the magazine Theater heute selected them as among the best dramatists of the year. Director Neco Çelik’s produc­ tion was then invited to the Mülheimer Theatre Days the following year. The Maxim Gorki theater previously addressed the sub­ culture of young women in big cities back in 2001 with Zaimoğlu's text Koppstoff.

debütierte er mit Kanak Sprak. Als Pendant dazu folgte 1999 Koppstoff. Zudem entwickelt er seit 2003 mit Günter Senkel gemeinsame Theaterstücke und Drehbücher. Günter Senkel studierte Physik in Kiel und arbeitet als freier Autor. Neben der gemeinsamen Arbeit mit Feridun Zaimoğlu schrieb er zahlreiche eigene Stücke und Bearbeitungen von Theaterklassikern. Neco Çelİk, described as »Spike Lee from Kreuzberg« by the newspa­ per FAZ, is a film, theater and opera director. His latest production is the

chamber opera What Price Confidence? by Ernst Krenek at the Staat­ soper in Schiller Theater. Feridun Zaİmoğlu, born in Anato­ lia, studied art and ­medicine in Ger­ many. Since 2003 he has developed a number of plays and screenplays together with Günter Senkel, among others. Günter Senkel studied physics in Kiel and works as a freelance ­writer. In addition to collaborating with Feri­ dun Zaimoğlu, he writes his own plays and adapts theater classics.

Neco Çelİk Bühne Mascha Masur dramaturgie Insa Popken, Tunçay Kulaoğlu, Necatİ Özİrİ (Gorki) mit Melek Erenay, Pinar Erİncİn, Marina Frenk, Marleen Lohse, Cynthia Micas Regie

Eine Übernahme vom Ballhaus Naunynstraße. Uraufführung am Hebbel am Ufer im Rahmen von Beyond Belonging – Migration, kuratiert von Shermin Langhoff, März 2006 Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg

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Jelena Kuljić


dede korkut –

Die Kunde von Tepegöz

Musiktheater für Orchester, Stimme, Bewegung und Videoinstallation von Marc Sinan und den Dresdner Sinfonikern

URAUFFÜHRUNG

14/ f e b/14 Die Erzählungen des Dede Korkut, dem singenden und Laute spielenden Weisen, genießen in der Türkei und zentralasiatischen Ländern einen Stellenwert wie hierzulande das Nibelungenlied. Es wird angenommen, dass jenes Epos des alten Turkvolks der Oghusen seit dem 15. Jahrhundert schriftlich überliefert ist. Dede Korkut besingt in der 8. seiner Heldenerzählungen, wie der einäugige Tepegöz, das Kind einer brutalen Vergewaltigung, hineingeworfen in eine ihm fremde Welt, zum erbitterten Feind derer wird, deren Anerkennung er vergeblich begehrt. Dieser dramatische Konflikt bildet die Grundlage für ein Projekt, das sich als ein bewegtes Gesamtwerk aus Musik, Bild, Text, Körper und Gesang versteht. Aserbaidschanische, usbekische und kasachische Musiker konzertieren gemeinsam mit den Dresdner Sinfonikern. Solisten, wie die Sängerin Jelena Kuljić und der Kontrabassist Jun Kawasaki, werden in der Choreografie Aydin Tekers zu Objekten außergewöhnlicher tänzerischer Interventionen. Der überlieferte Mythos wird neu interpretiert und von Stimmen aus der Literaturszene Istanbuls begleitet, die über den Tepegöz-Stoff aus heutiger Sicht sprechen. Oghusische Erzähltradition verbindet sich mit Mitteln modernen Theaters, traditionelle Musik mit zeitgenössischer Komposition und lässt so einen mittelalterlichen Stoff mit der Gegenwart in Dialog treten. Marc Sİnan ist Gitarrist und Komponist. Mit seinem eigenen Ensemble, der Marc Sinan Company, realisierte er vielbeachtete ­ Projekte im zeitgenössischen, ­interkulturellen und multimedialen Kontext. Sein Projekt Hasretim – Eine anatolische Reise, das im Oktober 2010 Premiere feierte, wurde mit dem Preis »Welthorizont« der deutschen UNESCO Kommission ausgezeichnet. 2012 war Marc Sinan Stipendiat des Auswärtigen Amts in der neueröffneten Kulturakademie Tarabya in Istanbul. Für 2015/16 arbeitet er für das Gorki an dem Projekt Komitas, das sich mit dem armenischen Komponisten und Mu-

The stories of Dede Korkut, the singing and lute-playing sage, enjoy the same status in Turkey and central Asian countries that The Song of the Nibelungs does in Germany. This old epic of the Oghuz Turks had been passed down through the ages, and was turned into written form in the 15th century. In his eighth tale, Dede Korkut sings of how the oneeyed Tepegöz, thrown into a strange world as the child of a brutal rape, becomes the bitter enemy of those whose recognition he had sought in vain. This dramatic conflict forms the basis for a new project conceived as a body of work in motion – consisting of music, image, text, body and voice. Azerbaijani, Uzbek and Kazakh musicians play together with the Dresden Symphony Orchestra, while so­ loists like the singer Jelena Kuljić and double bass player Jun Kawasaki are turned into objects of exceptional dance interventions through Aydin Tekers’ choreography. The tra­ ditional myth is reinterpreted and accompanied by voices from Istanbul’s current literary scene, who reconsider the Tepegöz material from today’s perspective. Oghuz narra­ tive tradition melds with modern theatrical devices, tra­ ditional music with contemporary composition, all while creating a space for dialogue between a medieval piece and the present.

sikwissenschaftler Komitas Vardapet befasst, und am Projekt Aghet über den Genozid an den Armeniern in der Türkei 1915. AydIn Teker ist eine der wichtigsten TanzkünstlerInnen und ChoreographInnen der Türkei. Nach Arbeiten in Europa und den USA habilitierte sie an der Mimar Sinan University, Istanbul. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis des Züricher Theaterspektakels. Marc Sİnan is a guitarist and com­ poser. Together with his ensemble, the Marc Sinan Company, he has created acclaimed projects in a contemporary,

cross-cultural and multi-media con­ text. In 2012 Marc Sinan was one of the first fellows at the German Foreign Office’s Cultural Academy Tarabya in Istanbul. In the 2015/16 season, he will work with the Gorki on the pro­ ject Komitas, which focuses on the Armenian composer and musicologist Komitas Vardapet. AydIn Teker, one oft he most im­ portant Turkish choreographers and dance instructors, is Professor at the Mimar Sinan Fine Arts University in Istanbul. Her works have been acclai­ med in many renowned festivals and won various awards.

Marc Sİnan Dirigent Fabián Panisello Choreografie AydIn Teker bühne + video Isabel Robson Kostüme Cleo Niemeyer co-regie Cornelia Just Dramaturgie + Text Holger Kuhla Mit Jelena Kuljić, Jun Kawasaki, Marc Sİnan, Sascha Friedl und den Dresdner Sinfonikern Gesamtl eitung

Eine Gemeinschaftsproduktion der Dresdner Sinfoniker mit dem Maxim Gorki Theater und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden.

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Aleksandar Radenković


common ground

voN Yael Ronen & Ensemble

Uraufführung

14/ m ä r /14 Jugoslawien – ein Land, das es nicht mehr gibt. Zugrunde gegangen in den Bruderkriegen der 90er Jahre. Zum zweiten Mal seit 1914 stand Sarajevo im Zentrum eines Konflikts, der scheinbar bis auf den heutigen Tag nicht enden will. Viele Menschen machten sich von dort aus auf den Weg nach Berlin, auf der Flucht, auf der Suche nach Arbeit oder einem anderen Leben. Wie erleben diese Berliner die Konflikte heute? Die Kinder der Opfer von Kriegsverbrechen leben hier neben den Kindern der Täter. Wie treffen sie aufeinander? Common Ground heißt übersetzt Gemeinsamkeit, gemeinsamer Boden oder auch Bezugserde. Yael Ronen bringt in ihrem neuen Projekt SchauspielerInnen zusammen, die aus Belgrad oder Sarajevo, aus Novi Sad oder Prijedor nach Berlin gekommen sind. Was ist ihr Common Ground ? Das Theaterstück wird kollektiv erarbeitet, basierend auf einer gemeinsamen Reise nach Bosnien, auf Begegnungen mit Familienmitgliedern der Protagonisten und mit Experten. Das Theater wird dabei zum sicheren Raum, in dem über Begriffe wie Schuld und Sühne, Vergebung und Vergessen gestritten wird, in dem Klischees, Vorurteile und gegensätzliche Narrative lustvoll aufeinanderprallen. Yael Ronen, Hausregisseurin am Gorki, wurde 1976 in Jerusalem geboren. Sie stammt aus einer Theaterfamilie und zählt zu den aufregend­ sten TheatermacherInnen in Israel. Ihre größte Provokation: Schwarzer Humor im Umgang mit historischen Konflikten. Yael Ronen lebt in Tel Aviv und arbeitet regelmäßig im deutschsprachigen Raum, oft in Berlin. Ihr Stück Dritte Generation (2008) wurde international als Theater-Sensation gefeiert und zu zahlreichen Festivals

Yugoslavia – a country that no longer exists. Perished in wars between brothers in the 90s. For the second time since 1914, Sarajevo was at the center of a seemingly never-ending conflict that lives on in the present. Many people fled to Berlin – on the run, in search of work, of another life. How do these Berliners experience these con­ flicts today? Here the children of the victims of war crimes live alongside the children of the perpetrators. How do they interact? Common ground is the substance we share, a foundation on which to stand. In her new project Yael Ronen brings together performers who came to Berlin from ­Belgrade and Sarajevo, Novi Sad and Prijedor. What is their Common Ground? The play will be developed collectively based on a trip to Bosnia, and on encounters with experts and the family members of the protagonists. The theater becomes a safe space for discussing terms like guilt and atonement, forgiveness and forgetting, while stereotypes, prejudices and conflicting narratives gleefully collide.

eingeladen. Am Schauspielhaus Graz entwickelte sie Hakoah Wien und Nie­ mandsland. Am Gorki inszenierte sie zur Eröffnung die Uraufführung von Der Russe ist einer, der Birken liebt. Yael Ronen, resident director at the Gorki, was born in Jerusalem in 1976. She comes from a theater fam­ ily and is considered to be one of most exciting theater makers in Israel today – with a reputation for a dose of black humor when dealing with historical

conflicts. Yael Ronen lives in Tel Aviv and works regularly in German-speak­ ing countries, often in Berlin. Her piece Third Generation (2008) was celebrated internationally as a theater sensation and invited to numerous festivals. At the Schauspielhaus Graz she developed Hakoah Vienna and No Man’s Land. At the beginning of the Gorki’s new season, Yael Ronen di­ rected the world premiere of All Russians Love Birch Trees.

Yael Ronen Bühne Magda Willi video Benjamin Krieg, H ­ anna Slak Dramaturgie Irina Szodruch mit Vernesa Berbo, Niels Bormann, ­D ejan Bućin, Mateja Meded, Jasmina Musić, Orit Nahmias, Aleksandar RadenkoviĆ

Regie

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Aufführungsrechte bei Yael Ronen.

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Ruth Reinecke


repertoire

Der Kirschgarten

EINE KOMÖDIE VON ANTON TSCHECHOW Deutsch von Angela Schanelec. Nach einer Übersetzung von Arina Nestieva

Jahrelang hat die Gutsbesitzerin Ranjewskaja ihr Geld zum Fenster raus geworfen und Schuldenberge angehäuft. Nun soll der Kirschgarten, seit Generationen im Besitz der Familie, versteigert werden. Der Unternehmer Lopachin schlägt zur Rettung des Guts vor, den Kirschgarten abzuholzen und profitable Ferienwohnungen zu errichten. Doch die Schuldner wollen davon nichts wissen, bis der Tag der Wahrheit unmittelbar bevor steht und die alte Heimat in Gefahr gerät, verloren zu gehen. »Es ist kein Drama geworden, sondern eine Komödie, stellenweise sogar eine Farce«. So verteidigte Anton Tschechow seinen Kirschgarten stets gegenüber all jenen, die darin einen wehmütigen Abgesang auf die alte Tradition sahen. Tatsächlich beschreibt er voll heiterer Ironie eine Gesellschaft im Übergang, in der das Altvertraute sich verflüssigt und die Umrisse einer neuen Welt sichtbar werden. Wie Clowns stolpern seine Figuren in einem absurdkomischen Endspiel zwischen Sehnsucht, Einsamkeit, sanfter Vorfreude und ihren Verlustängsten umher, ohne festen Grund unter den Füßen zu spüren. Nurkan Erpulat inszeniert Tschechows Komödie als letzten Heimatabend einer verunsicherten Gesellschaft vor ihrem Ausverkauf. Nurkan Erpulat, Hausregisseur am Gorki, wurde in Ankara geboren. Er studierte Schauspiel in Izmir, bevor er an der Hochschule Ernst Busch in Berlin Regie studierte. Zu seinen frühen Projekten zählt Jenseits – Bist Du schwul oder bist Du Türke? am Berliner HAU. Zu seinen Regiearbeiten zählen unter anderem eine Stückbearbeitung von Kafkas Schloss am Deutschen Theater Berlin und Kinder der Sonne am Volkstheater Wien. Seine Arbeiten, teilweise im Jugendbereich, wurden zu Festivals und Gastspielen im In- und Ausland eingeladen und

For years and years Madame Ranevskaya has poured mon­ ey down the drain and piled on debts. Now the family es­ tate must be sold – including the beloved cherry orchard. Lopakhin, an enterprising merchant from the lower class, suggests the property could be saved if they cut down the orchard and build vacation rentals. But the aristocratic family will have none of it until the day of reckoning is upon them, and their home is about to slip through their fingers. »It isn’t a drama, but a comedy, in places even a farce.« This is how Anton Chekhov always defended The Cherry Orchard against those who saw it as a melancholy farewell to the fine old traditions. And it’s true: he uses a cheer­ ful irony to describe a society in transition, as all that is familiar dissolves and the outlines of a new world begin to emerge. Its characters stumble around like clowns in an absurd endgame. They stand on crumbling foundations and waver between longing and loneliness, subtle antici­ pation and a fear of loss. Nurkan Erpulat directs Chek­ hov’s comedy as the final soiree of an anxious society on the edge of selling out.

haben zahlreiche Preise gewonnen. Er inszenierte unter anderem das mit Jens Hillje gemeinsam entwickelte Stück Verrücktes Blut am Ballhaus Naunynstraße Berlin, das 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von Theater Heute zum Stück des Jahres gewählt wurde. Als Hausregisseur war er am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig. Am Gorki ist ab 21. Januar seine Inszenierung von Maxim Gorkis Kinder der Sonne zu sehen.

acting in Izmir, then directing at the Ernst Busch Academy in Berlin. Crea­ ted at several different German the­ aters, his productions and projects – some involving youth – have been invited to festivals and guest appea­ rances around the world. ­Together with Jens Hillje he developed the play Mad Blood at Berlin’s Ballhaus Naunynstraße. The piece was then invited to the Theatertreffen in 2011 – one of the highest honors in the Ger­ man theater world.

Nurkan Erpulat is a resident ­ irector at the Gorki. He studied d

Nurkan Erpulat Bühne Magda Willi Kostüme Ulrike Gutbrod musik sİnem altan, Tobias Schwencke Dramaturgie Daniel Richter mit sİnem altan, Tamer Arslan, Mareike Beykirch, ÖZGÜR ERSOY, Çetİn İpekkaya, marleen Lohse, Ruth Reinecke, Taner Şahİntürk, Falilou Seck, fatma souad, Aram Tafreshian, Sesede Terzİyan, Mehmet Yilmaz und anderen Regie

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters. Rechte an der Übersetzung beim S. Fischer Verlag GmbH, Theater & Medien

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Anastasia Gubareva


repertoire

DER RUSSE IST EINER, DER BIRKEN LIEBT VON OLGA GRJASNOWA In einer Bühnenfassung von Yael Ronen

Mascha ist Deutsche, Jüdin, Aserbaidschanerin, wenn nötig auch Russin oder Türkin, sie beherrscht fünf Sprachen fließend und spricht ein paar weitere, so »wie die Ballermann-Touristen deutsch«. Maschas Freund Elias kämpft mit dem Geheimnis, das Mascha aus ihrer Kindheit in Baku macht. Er akzeptiert nicht, dass sie nicht darüber sprechen will. Mascha aber hasst Diskussionen über ihren »Migrationshintergrund« und Begrifflichkeiten wie »postmigrantisch«, insbesondere wenn ihr Freund aus der ostdeutschen Provinz sie benutzt. Es gibt noch Sami, der auch ohne Worte versteht, aber der ist auf einem anderen Kontinent. Als Mascha Elias plötzlich verliert, bricht sie aus der Welt. Sie reist Hals über Kopf nach Israel und sucht in der Wüste nach einem neuen Leben, einer neuen Liebe, einem neuen Anfang. Brüche und Neuanfänge ziehen sich durch die Biografien der Protagonisten. Die Familiengeschichten von Mascha und ihren Freunden sind geprägt von der Zerbrechlichkeit der Welt: von kollabierenden privaten, politischen und gesellschaftlichen Systemen. OLGA GRJASNOWA wurde 1984 in Baku geboren und kam als 11-Jährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie verbrachte Arbeitsaufenthalte in Polen, Russland und Israel. In Leipzig studierte sie am Deutschen Literaturinstitut. 2012 veröffentlichte sie ihren vielbeachteten Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt. Danach plante sie ein Zweitstudium in Military Studies und schrieb sich für einige Semester Tanzwissenschaften in Berlin ein. Gerade arbeitet sie an

Masha is German, Jewish, Azerbaijani and, when neces­ sary, Russian or Turkish. She is fluent in five languages and can get by in a few more. Her boyfriend Elias strug­ gles with the mystery surrounding her childhood in Baku. She doesn’t want to talk about it, but he refuses to let it go. Masha hates discussions about her »immigrant back­ ground« and terms like »post-migrant« – especially when they’re used by her boyfriend from provincial eastern Ger­ many. There’s still Sami, who doesn’t need words to un­ derstand, but he is on another continent. When Masha suddenly loses Elias, her world shatters. In a mad rush, she travels to Israel and searches the desert for a new life, a new love, a new beginning. Fractures and fresh starts run through the protagonists’ lives in All Russians Love Birch Trees. Their family histo­ ries are molded by the fragility of the world: by collapsing private, political and social regimes.

ihrem zweiten Roman. YAEL RONEN zählt zu den aufregendsten TheatermacherInnen in Israel und ist seit dieser Spielzeit Hausregisseurin am Gorki. Ausführ­ lichere Biografie siehe S. 15. OLGA GRJASNOWA was born in Baku in 1984 and came to Germany with her parents as an 11-year-old. She went to Poland, Russia and Israel to work and studied at the German Li­ terature Institute in Leipzig. In 2012

she published her highly acclaimed debut novel All Russians Love Birch Trees. After than she planned a se­ cond degree in Military Studies and enrolled for a few semesters of Dance Studies in Berlin. She is currently working on her second novel. Yael Ronen is considered to be one of the most exciting theater ma­ kers in Israel and has been a director in residence at the Gorki since the beginning of this season. Detailed biography on page 15 .

Yael Ronen Bühne Magda Willi Kostüme Esther Krapiwnikow video Benjamin Krieg Musik Yaniv Fridel, Dimitrij Schaad dramaturgie irina Szodruch mit Mehmet AteŞÇİ, Knut Berger, Anastasia Gubareva, Orit Nahmias, Tim Porath, Dimitrij Schaad, Thomas Wodianka Regie+bühnenfassung

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg. © Carl Hanser Verlag, München 2012

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Thomas Wodianka

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Ruth Reinecke

Der Kirschgarten Die Übergangsgesellschaft

CASTROPMehmet Ateşçi

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Aleksandar Radenković

BERLIN

Die Übergangsgesellscha Verrücktes Blut

Small Town Boy

Taner Şahintürk

Der Kirschgarten

Der Russe ist einer, der Birk en liebt

Tamer Arslan

QU ED LIN BURG Mareike Beykirch

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RAUXEL Cynthia Micas

SAD Small Town Boy Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen

Der Russe ist einer, der Birken liebt

Schwarze Jungf


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Aram Tafreshian Sesede Terziyan

Mehmet Yılmaz AM

Der kleine Muck

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Marina Frenk

Till Wonka

Anastasia Gubareva Der Kirschgarten

Kinder der Sonne

KAU MOS

Der kleine Muck

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Schwimmen lernen

Schwarze Jungfrauen

© Deniz Keskin 2013


Marina Frenk


repertoire

Schwimmen lernen

EIN LOVESONG VON MARIANNA SALZMANN

Felicia und ihr Freund Pep heiraten, als sie ganze fünf Wochen zusammen sind. Sie liebt ihn, er liebt sie. Pep bietet Felicia ein warmes Jäckchen, wenn es windet und mit Pep sind für Felicia selbst die alkoholisierten Kuchensonntage mit Schwiegervater ein Abenteuer. Pep hält ihre Beziehung für die beste Idee, die das Universum je hatte. Doch das Universum hat viele beste Ideen. Felicia verliebt sich in Lil, eine Frau, die niemand länger kennt als eine Nacht. Lil ist fremd in dem Land, in dem sie lebt. Lil will zurückgehen in das, was die Leute ihre Heimat nennen. Sie fragt Felicia, ob sie mitkommt. Zusammen machen sich die beiden Frauen auf die Reise. Sie versuchen, ein anderes Leben zu führen in diesem anderen Land am Schwarzen Meer, in Lils Land. Doch dort sind beide fremd. Felicia ist ohne Sprache, ohne Arbeit, und Lil ist hin- und hergerissen zwischen Ankommen und wieder Wegwollen. Hakan Savaş Mican inszeniert das Stück über drei junge Menschen, die um Akzeptanz kämpfen in einer Welt, in der Beziehungen keine Privatsache sind und man dem Staat ihre traditionelle Form schuldet.

MARIANNA SALZMANN, 1985 in Wolgograd geboren, in Russland und Deutschland aufgewachsen, studierte Szenisches Schreiben an der ­Berliner Universität der Künste. Ihr Stück Muttermale Fenster blau wurde 2012 mit dem Kleistförderpreis, ihre Arbeit Muttersprache Mameloschn 2013 mit dem Ehrenpreis vom Publikum der Mülheimer Theatertage ausgezeichnet. Sie ist seit dieser Spielzeit Hausautorin am Gorki und leitet das Studio R. HAKAN SAVAŞ MİCAN studierte Regie an der Deutschen Film- und

Felicia and her boyfriend Pep have only been together for five weeks, but they’re getting married! She loves him, he loves her. Pep offers Felicia a cozy jacket when it’s win­ dy, and even drunken Sunday tea with the father-in-law is an adventure for her as long as Pep is there. Pep thinks their relationship is the best thing since sliced bread. But the universe has been known to produce many of these »best« things. Felicia falls in love with Lil, a woman that no one’s known for more than one night. Lil is a stranger in the country where she lives. Lil wants to go back to what people call her home. She asks Felicia if she wants to come along, and the two women make the journey to­ gether. They try to live a different life in that other coun­ try on the Black Sea, in Lil’s Country. But they are both strangers there. Felicia is left without language skills or a job, and Lil is torn between settling in and wanting to go away again. Hakan Savaş Mican directs this play about three young people who struggle for acceptance in a world where rela­ tionships are no longer private and you owe it to the state to fill a traditional mold.

Fernsehakademie. Ab 2008 schrieb und inszenierte er für das Ballhaus Naunynstraße zahlreiche Stücke wie Der Besuch, Die Schwäne vom Schlachthof oder Die Saison der Krabben, das 2013 bei den Hamburger Privattheatertagen als das beste zeitgenössische Drama ausgezeichnet wurde. Am Staatstheater Mainz inszenierte er Fassbinders Katzelma­ cher. Nebenbei spielt er Fußball in der Autoren-Nationalmannschaft auf der Stürmerposition. MARIANNA SALZMANN studied dra­

matic writing in Berlin, and has been honored with both the Kleist prize for young playwrights and the audience prize at the Mülheimer Theater Days. Author in residence at the Gorki since the beginning of this season, she also directs Studio R. HAKAN SAVAŞ MİCAN studied di­ recting at the German Film and Televi­ sion Academy. He wrote and directed numerous plays for the Ballhaus Nau­ nynstraße, including The Season of Crabs, which received the award for best contemporary drama at the Pri­ vate Theater Days in Hamburg.

Hakan SavaŞ Mİcan Bühne+Kostüme Sylvia Rieger musik Enik video benjamin krieg Dramaturgie Irina Szodruch mit Marina Frenk, Anastasia Gubareva, Dimitrij Schaad

Regie

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters im Rahmen von Dogland 2. Dogland 2 ist eine Produktionsreihe zur Nachwuchsförderung. In Kooperation mit dem Ballhaus Naunynstraße, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Aufführungsrechte beim Verlag der Autoren GmbH & Co. KG.

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Sesede Terziyan, Tamer Arslan, Taner Şahintürk


repertoire

Verrücktes Blut

VON NURKAN ERPULAT & JENS HILLJE

Junge Männer mit Hintergrund versetzen die deutsche Gesellschaft im Kampf um die abendländische Zivilisation in Angst und Schrecken. Ihr Hintergrund ist meist ein migrantischer, muslimischer oder bildungsferner, oft mit türkischen oder arabischen Wurzeln. Dann zwingen diese Männer ihre Frauen, Kopftuch zu tragen und statt zu arbeiten oder sich zu bilden, zeugen die Integrationsverweigerer ununterbrochen weitere Kopftuchmädchen. Soweit die gängigen Klischees in der zeitgenössischen »Integrationsdebatte«. Die einzige Hoffnung auf Rettung vor dem Untergang richtet sich nun auf die gute alte deutsche Schule, also: Bildung, Bildung, Bildung!!! Eine Lehrerin bekommt eines Tages eine einzigartige Chance: Sie versucht ihren disziplinlosen Schülern gerade Friedrich Schillers idealistische Vorstellungen vom Menschen nahe zu bringen, als ihr eine Pistole in die Hände fällt, eine echte! Kurz zögert sie, dann nimmt sie ihre Schüler als Geiseln und zwingt sie mit vorgehaltener Waffe, auf die Schulbühne zu treten und zu spielen. Mit dieser Geiselnahme beginnt ein abgründiger Tanz der Genres vom Thriller über die Komödie zum Melodrama und die lustvolle Dekonstruktion aller vermeintlich klaren Identitäten. NURKAN ERPULAT, Hausregisseur am Maxim Gorki Theater, hat bereits mehrfach Projekte mit jungen Erwachsenen entwickelt. 2007 inszenierte er mit zehn Jugendlichen das Theaterstück Heimat im Kopf, das 2008 zum Theatertreffen der Jugend eingeladen wurde. Verrücktes Blut wurde am Ballhaus Naunynstraße mit Jens Hillje gemeinsam entwickelte, 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von Theater Heute zum Stück des Jahres gewählt. Als Hausregisseur war er am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig.

In the battle for Western civilization, young men with «back­ grounds” have inspired fear and terror in German society. That they have «backgrounds” usually suggests that they are immigrants, Muslims or educationally disadvantaged, often with Turkish or Arab roots. These men force their women to wear headscarves and then – instead of going to work or to school – they refuse to integrate and continue to produce more girls that they force to wear headscarves. That just about summarizes common assumptions in the current »integration debate«. There’s still one last chance for salvation – the good old German school system, i.e. education, education, education! One day a teacher is presented with a unique opportunity: She’s trying to teach her unruly students about Friedrich Schiller’s view of humanity when a pistol falls into her hands, a real one! She hesitates for a moment, then she takes her students hostage. She forces them, at gunpoint, to get up on stage and act out Schiller’s The Robbers. This hostage situation begins an enigmatic dance of gen­ res from thriller to comedy to melodrama that gleefully deconstructs all allegedly clear-cut concepts of identity.

JENS HILLJE, geboren 1968, wuchs in Italien und Niederbayern auf. Nach ersten Erfahrungen mit revolutionärem Theater in bayrischen Wirtshäusern entschied er sich, nicht Gärtner zu werden und gründete 1996 in Berlin mit Thomas Ostermeier die Baracke am Deutschen Theater. Bis 2009 war er Mitglied der künstlerischen Leitung der Schaubühne. Seit dieser Spielzeit ist er Co-Intendant und leitender Dramaturg des Maxim Gorki Theaters. NURKAN ERPULAT, director in re­ sidence at the Gorki, has developed

multiple projects with young adults, including the piece Home in Mind. Mad Blood was honored by Theater heute magazine as the play of the year and invited to the Theatertreffen in 2011. JENS HILLJE founded, together with Thomas Ostermeier, the «Baracke” experimental wing of Berlin’s Deut­ sches Theater in 1996. He was a part of the leadership of the Schaubühne until 2009 and now serves as the coartistic director and chief dramaturg of the Gorki.

Nurkan Erpulat Bühne + Kostüme Magda Willi musik Tobias Schwencke l icht Hans Leser Dramaturgie Jens Hillje mit Nora Abdel-Maksoud, Tamer Arslan, Mehmet AteŞÇİ, Murat Dİkencİ, Pinar Erİncİn, Adrian Saidi, Sesede Terzİyan, Paul Wollin Regie

Übernahme der Produktion vom Ballhaus Naunynstraße. Eine Koproduktion des Ballhaus Naunynstraße und der Ruhrtriennale. Frei nach dem Film La Journée da la Jupe, Drehbuch und Regie Jean-Paul Lilienfeld, Aufführungsrechte beim Pegasus Theater- und Medienverlag.

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Das Ensemble


repertoire

Es Sagt mir nichts, das sogenannte Drau en

VON SIBYLLE BERG

Abends, eine junge Frau allein in ihrer Wohnung. Freundinnen kontaktieren sie per Skype und per Chat, Kurznachrichten treffen ein, die Mutter ruft an. Einige Stockwerke tiefer im Keller: ein gefesselter und geknebelter Mann… Sibylle Berg hat eine Textfläche für die Choreographin Tabea Martin, den Regisseur Sebastian Nübling und vier Schauspielerinnen des Maxim Gorki Theaters geschrieben. Von den Medien und der Werbeindustrie produzierte Frauenbilder, der Imperativ eines erfolgreichen Lebensentwurfs und eigene Ängste und Sehnsüchte schlagen sich in den Leben der jungen Frauen nieder: nächtliche Prügeltouren durch die Stadt, Körperkult und Fitnesswahn, Shoppingexzesse zwischen den BWL-Vorlesungen und der Vertrieb von selbstsynthetisierten Drogen über das Internet. Daneben stehen Fragen danach, wie die Frauen leben wollen und wo sie die Ursachen für ihre Orientierungslosigkeit suchen. Es entsteht die wütende, beißend-komische Bestandsaufnahme einer jungen Frau, die sich selbst und andere Frauen in ihren Reaktionen auf die Welt befragt. SibYlle Berg erzählt in ihren Texten schonungslos vom Unglück, in das sich die Menschen stürzen. Für ihre Werke wurde sie u.a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen 2012 ihr Roman Vielen Dank für das Leben und 2013 Wie halte ich das nur alles aus? Fragen Sie Frau Sibylle. Sebastian Nübling wurde 2002 mit seiner Basler Inszenierung von Henrik Ibsens John Gabriel Borkmann zum ersten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von Theater

Evening. A young woman alone in her apartment. Friends Skype her and send chats, text messages arrive, her moth­ er calls. A few floors below, in the basement: a man is tied and gagged. But he follows everything happening above in real time. Choreographer Tabea Martin, director Sebastian Nübling and four actresses of the Maxim Gorki ensemble bring ac­ claimed author Sibylle Berg’s text to life. Young women’s fears, desires and obsessions with success are expressed in their media-saturated lives – fitness crazes, the cult of the body, shopping sprees between business school lec­ tures, terrorizing the city by night, and dealing in home­ made drugs over the Internet. But questions still remain: where does this disorientation come from and how do they actually want to live their lives? An abrasive account of women’s responses to their world emerges in this world premiere production of The So-Called Outside Means Nothing to Me.

heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt. Seitdem wurden seine Inszenierungen regelmäßig zum Theatertreffen eingeladen und auf renommierten Festivals gezeigt. Tabea Martin studierte Tanztheater und Choreographie in Rotterdam. Als Choreographin und Performerin arbeitet sie in ganz Europa. Ihre Arbeiten wurden unter anderem beim Theatertreffen Berlin, beim Springdance-Festival in Utrecht und beim Nottdance Festival-Nottingham gezeigt.

Award-winning author ­Sibylle Berg relentlessly narrates people’s misfor­ tune in her texts. Sebastian Nübling was chosen by the magazine Theater heute as the young director of the year in 2002. Since then his productions have been regularly invited to prestigious festivals. Tabea Martin works as a choreog­ rapher and performer throughout Eu­ rope. International festivals regularly play host to her works.

Sebastian Nübling Choreographie Tabea Martin ausstat tung magda Willi (raum), ursula leuenberger (kostüme), moÏra gilliÉron (raum, kostüme) Dramaturgie Katja Hagedorn mit Nora Abdel-Maksoud, Suna Gürler, Rahel Jankowski, Cynthia Micas Regie

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters in Kooperation mit dem jungen theater basel. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg.

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Oscar Olivo, Aram Tafreshian


repertoire

Der kleine muck

ein märchen mit flachfiguren und menschen nach wilhelm hauff In einer Bühnenbearbeitung von Soeren Voima Ab 6 Jahren

Die Stadt wird explodieren! Sie wird in die Luft gehen vor Begeisterung, wenn »Doktor Donners Internationale Puppenshow« die unglaubliche, doch wahre Geschichte vom Muck auf die Bühne bringt. Bevor alles beginnt und der Theaterdirektor sein Publikum in eine phantastische Ferne entführen kann, entsteht jedoch ein kleines Problem. Ein Zuschauer begehrt hartnäckig mitzuspielen. Was folgt, ist ein rechtes Chaos, aber schließlich erzählen Dr. Donner und der Störenfried gemeinsam von jenem Mann, der es wahrlich nicht leicht hat im Leben. Denn als alles im fernen Iznik beginnt, ist der Muck sehr jung, einsam und darüber hinaus recht klein von Wuchs. Mit einem allzu großen Turban auf einem noch größeren Kopf wird er ständig gehänselt und ihm bleibt nur, in die Welt zu ziehen, um sein Glück zu suchen. Mit einigem Geschick und dem Herz am rechten Fleck gelingt ihm, was keiner ahnte. Muck besteht so manches Abenteuer, gewinnt mit einem Hündchen einen echten Freund, wird mit wundersamen Pantoffeln zum schnellsten Mann des Orients und findet mit Hilfe eines Zauberstöckchens goldene Schätze. Als er jedoch an der Welt und den Menschen aufs Neue zu verzweifeln droht, schlägt er zurück. Er verpasst so manchem Bösewicht Eselsohren und rennt noch ein letztes Mal los, das Glück zu finden. Soeren Voimas Bühnenbearbeitung erzählt mit aller Poesie ein altes Märchen und mit viel Witz eine konfliktreich gegenwärtige Geschichte für alle Kinder und ihre Erwachsenen. Christian Weise inszeniert diesen Muck mit einer höchst phantasievollen Mischung aus Mitteln des Schauspiels und des Figurentheaters. Christian Weise, Regisseur, wurde 1973 in Lutherstadt Eisleben geboren. Er inszenierte am Schauspiel Köln, Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Zürich, bei den Salzburger Festspielen und am Neuen Theater Halle. Regelmäßig werden seine Arbeiten auch am Staatstheater Stuttgart gezeigt. Soeren Voima, Autor, geboren 1972 in Wittgensdorf bei Chemnitz, ist

The city is about to explode! Get ready to jump for joy as »Doctor Thunder's International Puppet Show«, presents the incredible but true story of Little Muck. But before the show can begin – and the director can carry the audience off to a fantastical distant land – a bit of a problem arises. One of the spectators insists on becoming part of the show, and refuses to give up and sit back down. Everything de­ scends into chaos and confusion, but eventually Doctor Thunder and the interloper manage to tell the tale together. Welcome to the adventures of Little Muck – one of those people who has never had an easy life. When it all begins in distant Iznik, Muck is very young, truly lonely and quite small in stature. With a super-sized turban on his even big­ ger head, he is teased all the time. There's only one option left. Go out into the wide world and seek his fortune! With some skill and his heart in the right place, Muck defies all expectations. He goes on adventures and gains a true friend in a charming dog. Magic slippers turn him into the fastest man in the east, then he uses an enchanted staff to find golden treasures. And this time, when the world threatens to sink him into despair, he strikes back. He roughs up some villains and then runs away for one last time in search of happiness. Full of wit and the poetry of fairy tales, Soeren Voima's stage adaptation of the 19th century tale creates a fastpaced contemporary story for all children and their adults. Director Christian Weise's imaginative mix of techniques from traditional and puppet theatre make this Muck a cap­ tivating theatrical experience.

bekannt für seine bissigen, tragikomischen und feinfühligen Bearbeitungen literarischer Vorlagen. Soeren Voima lebt als freier Autor im Havelland. Fürs Gorki hat er eine Neufassung von Der kleine Muck geschrieben. Christian Weise, director, was born in Eisleben in 1973. He has created productions for theatres in Halle, Co­ logne, Berlin and Zurich, as well as

the Salzburg Festival. His works also play regularly at the state theatre in Stuttgart. Soeren Voima, author, born in 1972 in Wittgensdorf near Chemnitz, is known for his incisive, sensitive and tragicomic adaptations of literary works. Voima is currently a freelance author based in the Havelland to the west of Berlin. He wrote a new version of Little Muck for the Gorki.

Christian Weise Bühne + Kostüme Moritz Müller Bühne + Puppen + Video Julia Oschatz musik Falk Effenberger D ra m at urgie Holger Kuhl a mit Oscar Olivo, Aram Tafreshian UND Mathias Becker, Gildas Coustier, Tobias Eisenkrämer, Max Howitz, Friedericke Miller, Mirjam Schollmeyer, Julian Jarnoth Steinberg, Szu-Ni Wen/Jennifer Jefka Regie + Bühne

In Kooperation mit dem Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin

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Das Ensemble


repertoire

Die Übergangsgesellschaft von Volker Braun In einer Spielfassung von Lukas Langhoff & Holger Kuhla

Jede Form von Veränderung ist der Treibstoff des Lebens! Ob erwartet, ob befürchtet, wenig auf dieser Welt scheint mehr Potenzial an Verzweiflung, Glück, Drama und Komik zu bieten als eine Veränderung. So auch in Volker Brauns Stück, und mehr noch in Lukas Langhoffs höchst spielerischer Verarbeitung dieses Stoffes, in welcher eine bunte Übergangsgesellschaft sich zwangsläufig auf die Suche nach dem Sinn ihrer Existenz machen muss und das Chaos dabei mehr als gnadenlos den Taktstock schwingt. Volker Brauns 1982 geschriebene und 1988 am Maxim Gorki Theater erstmals in der DDR aufgeführte »realsozialistische Passion«, zeigt sich weitaus haltbarer, als das Land, aus dem sie stammt. Denn heute, nach einem Vierteljahrhundert, warten Brauns Figuren noch immer und immer noch zweifelnd verzweifelt auf ihre Zukunft, obgleich eine neue Ordnung schon längst über sie hinweg gerast ist. VOLKER BRAUN, Lyriker, Erzähler und Dramatiker, wurde 1939 in Dresden geboren. Nach einem Philosophie-Studium in Leipzig holte Helene Weigel ihn 1965 als Dramaturg ans Berliner Ensemble. Nach fünf Jahren am Deutschen Theater Berlin kehrte er bis 1990 ans Berliner Ensemble zurück. Volker Braun erhielt zahlreiche Preise für sein literarisches Werk, darunter den Georg-Büchner-Preis. LUKAS LANGHOFF, 1964 in Berlin geboren, arbeitete zunächst als

All change is the fuel of life! Whether anticipated or dread­ ed, little in this world seems to have more potential for de­ spair, happiness, drama and comedy than change. This is also evident in Volker Braun’s comedy, and even more so in Lukas Langhoff’s highly playful treatment of this mate­ rial. A colorful society in transition inevitably has to figure out its purpose while chaos more than mercilessly swings the baton. Written by Volker Braun in 1982 and performed in the GDR for the first time in 1988 at the Maxim Gorki Theater, this »socialist passion play« proved to be far more sustain­ able than the country where it originated. Today, even af­ ter a quarter century, his doubtfully desperate characters are still waiting for their future, although a new order has long since passed them by.

Regieassistent an der Berliner Volksbühne, vorwiegend bei Frank Castorf, Johann Kresnik und Christoph Schlingensief, dann als künstlerischer Leiter des Prater der Berliner Volksbühne. Seit 1996 führt er Regie. Mit seiner Inszenierung Ein Volksfeind am Theater Bonn wurde Langhoff 2012 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. VOLKER Braun, poet, storyteller and playwright, was born in Dresden in 1939. After studying philosophy in

Leipzig, he worked as a dramaturg at the Berliner Ensemble. Volker Braun has received numerous awards for his literary work, including the Georg Büchner Prize. LUKAS LANGHOFF, born in Berlin in 1964. He worked as an assistant director and as artistic director of the Prater at the Berlin Volksbühne. He has been working as a director since 1996.

Lukas Langhoff mitarbeit bühne Justus Saretz Kostüme Ines Burisch musik Volkan T. Dramaturgie Holger Kuhla mit Tamer Arslan, Mareike Beykirch, Elizabeth Blonzen, SEBASTIAN BRANDES, Simon Brusis, Marleen Lohse, Taner Şahİntürk, Falilou Seck, volkan t., Sesede Terzİyan, Till Wonka Regie + Bühne

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters. Aufführungsrechte beim henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin.

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Studio r Studio R ist ein besetzter Raum. Das interdisziplinäre Kollektiv Conflict Zone Arts Asylum lädt weitere Künstler_innen und Denker_innen ein, mit ihnen und mit seinem Publikum gemeinsam den Status Quo in Deutschland und der Welt zu überdenken, übertrinken, umzukrempeln. Studio R is an occupied space. The interdisciplinary collective Conflict Zone Arts Asylum invites artists and theorists – together with the audience – to think over, drink over, and make over the status quo in Germany and the world.

Slavoj Žižek

Studio R ist gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes.

Utopia is not a product of the imagination. Utopia is a matter of deepest need. A last resort. That is what we need today. Do 02. – Fr 03. JAN STUDIO R

stagediving

THEATER IST ENDLICH IST THEATER

Was produziert das Studio R an einem Tag? Am 2. Januar, 20:00 treffen sich Regisseur_innen, Schauspieler_innen, Autor_innen und Zuschauer_innen an der Bar. Wir reden, trinken und denken über relevantes Theater nach. Um 00:00 gehen die Schreibenden in ihre Dunkelkammern. Am nächsten Morgen trifft sich Regie und Schauspiel für die Proben. Am 3. Januar um 20:00 sehen die Zuschauer_innen, was Studio R in 24 Stunden schafft. Come join all the artists to drink and talk about what visions you may have for relevant theatre. The following night, come back and see what Studio R can create in a day.

Do 16. JAN STUDIO R

stagediving

GLOBAL OPEN STAGE!

Als Plattform der Selbstbehauptung und Selbstermächtigung gibt das Studio R den Raum frei für alle, die auf einer Theaterbühne etwas loswerden wollen. Kommt mit Instrumenten, euren Stimmen, euren Texten, mit allem, was ihr zu performen habt. Die Moderatoren Max Czollek und Deniz Utlu führen durch den Abend, an dem jede Sprache und jede Form willkommen ist. Anmeldung unter: studio@gorki.de The stage is yours. Bring your instruments, your voices, your texts, and anything else you want to perform. In every language, with every form. Just contact us: studio@gorki.de


Do 09. – Sa 11. JAN STUDIO R

unternational

TANZ DAS AKKORDEON, SING DIE SEHNSUCHT Der Tänzer, Choreograf und Musiker Oren Lazovski tanzt mit seinem Akkordeon die Black Cloud. Die Klezmerbundist_innen Daniel Kahn und Sasha Lurje singen Songs der Liebe und Revolte auf Jiddish, Russisch, Englisch und anderen Sehnsuchtssprachen. Und der Schauspieler Mehmet Ateşçi singt aus voller Kehle Turkish Soul, während der Regisseur Hakan Savaş Mican dazu seine Impressionen auflegt. DANCE THE ACCORDION, SING THE LONGING The dancer, choreographer and musician Oren Lazovski dances the Black Cloud with his accordion. The Klez­ mer Bundists Daniel Kahn and Sasha Lurje sing songs of love and revolt in Yiddish, Russian, English and other languages of longing. And actor Mehmet Ateşçi sings the Turkish soul, while director Hakan Savaş Mican spins his impressions.

Do 23. – Sa 25. JAN STUDIO R

gegen sätze

BERLIN CALLING LAMPEDUSA

Lampedusa ist zum Synonym geworden. Zum Synonym für die äußeren Grenzen von Europa. Für die europäische Asylpolitik. Für Unmenschlichkeit und Wegschauen. Aber auch für Widerstand gegen das Diktat ökonomischer Verhältnisse. Wir zeigen die szenische Lesung von Maxi Obexers Das Geisterschiff, einem Text, für den die Autorin vor Ort über die Geflüchtetenkatastrophe auf Sizilien recherchiert hat, sowie Footage und Dokumentation als Rahmenprogramm zu einer zweitägigen Konferenz mit Aktivist_innen aus Italien und Deutschland. Lampedusa is a synonym. A synonym for Europe’s bor­ ders. For the European politics on Asylum. For dehuma­ nising and ignoring. But rather more, it is a synonym for resistance that the European segmentation on economical global conditions is no longer accepted. A conference with activists from Italy and Germany. Die Reihe »Berlin Calling« beschäftigt sich mit Realitäten an der Grenze der Festung Europa und außerhalb. In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung.

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Do 30. JAN – Sa 01. FEB STUDIO R Stagediving

TALKING STRAIGHT FESTIVAL Performanceabende in »Fremdsprache« Bloß nicht so tun, als würden wir uns verstehen, nur weil wir dieselbe Sprache sprechen! Der Performer, Regisseur und Autor Daniel Cremer versucht schon lange mit seinen Abenden in einer Kunstsprache, die er »Fremdsprache« nennt, das angeblich Vertraute noch mal anders zu verstehen und durch totale Verfremdung verständlich zu m ­ achen. Im Studio R widmet er sich dem Thema Weiße Menschen: unverständlich, exotisch und roh, aber auch endlos gefühlvoll! Oder wie er es sagen würde: »Pendrer Vödh’e: inexplicsist, eksotsist rah blank, pergha emotionsist’ken he limiten!« Drei Tage lang simuliert er mit Kolleg_innen wie Hans Unstern, Dr. Tucké Royale, MG8 u.v.a. ein Theaterfestival. Im Zentrum: drei Shows, in denen das übliche Theater allen im Raum gleich fremd gegenübertritt. Auch zur Nachtwanderung und Supper/Sleepover/Schlägerei wird eingeladen. Versprochen ist außerdem ein Jazzkonzert und eine Party: READY TO LOSE A PRIVILEGE. White People: inexplicable, exotic, raw - and boundlessly emotional! Don’t go about pretending that we understand each other just because we speak the same language! Through performances in an artificial langua­ ge, which he calls »foreign language,« the performer, director and author Daniel Cremer has tried to re-examine the seemingly familiar and make it comprehensible through total alienation. In Studio R he continues to devote himself to this project.

Do 13. – Sa 15. FEB STUDIO R Stagediving

Notizen zu Hurenkinder Schusterjungen

(mein Kopf ist ein offener Koffer aus dem Gott Vater Staat herausfällt aber nicht zerbricht weil er so zäh ist wie Gummi) »In Gedenken an alle, die mit einer Tränengaskartusche im Schädel auf einen besseren Moment warten, um aus dem Koma aufzuwachen, als jetzt« schrieb die Autorin Marianna Salzmann ihren neuen Text »Hurenkinder Schusterjungen«. Der vielversprechendste Nachwuchsregisseur aus Ungarn, András Dömötör, stellt in seiner Auseinandersetzung mit Salzmanns Text die Frage: Wenn man Gott tötet, muss man dann auch die Autorität Vater Staat abschaffen? András Dömötör zeigt seine sehr persönlichen Impressionen der »Hurenkinder«. Ein Abend über Widerstand und orangenes Gas im Foyer des Studio R. Marianna Salzmann wrote her new text Hurenkinder Schusterjungen »in memory of all those who wait with a gas cartridge in their skulls for a better moment to wake up from the coma than now«. The most promising young director from Hungary András Dömötör uses Salzmann's text to pose the question: If you kill God, then do you also have to abolish the authority of the state? His very personal impressions of the Hurenkinder Schusterjungen are revealed in his direction. An evening about resistance and orange gas. In the hall of Studio R.

Fr 21. – Sa 22. FEB STUDIO R Stagediving

frankophone Realitäten – szenische Lesungen neuer französischer Dramatik in deutscher Sprache Frankophone Autor_innen, die uns ihr Bild von Frankreich präsentieren: erste Generation der algerischen Gastarbeiter, die in einem Heim den Lebensabend durchphilosophieren, Liebespaare, die von Müllbergen Istanbuls in das Paradies Frankreich fliehen, um dort unter Brücken zu schlafen, Wohlstandsmenschen, die auf Menschensafari in Kriegsgebiete gehen. Nasser Djemaï, Aiat Fayez, Sedef Ecer, MarieLouise Mumbu und Sonia Ristic reisen zu den szenischen Lesungen ihrer Werke nach Berlin, um mit uns über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Marginalisierung und des Status Quo in Frankreich und Deutschland zu diskutieren. francophone Realities – staged readings of new French drama Francophone authors present us their image of France: the first gen­ eration of Algerian migrant workers philo­sophize through the evenings of their lives in nursing homes; couples flee from the piles of rubbish in Istan­bul to paradise in France, only to sleep under its bridges; rich people go on human safari in war zones. Veranstaltung in Kooperation mit dem Bureau du Théâtre et de la Danse / Institut Français Deutschland

Fr. 07. FEB STUDIO R gegen sätze

ISTANBUL NOTIZEN VON MELY KIYAK

Sommer 2013 in Istanbul. Mely Kıyak ist für einen mehrmonatigen Aufenthalt in der Stadt, um zu schreiben, zu flanieren, auf neue Ideen zu kommen. Kurz nach ihrer Ankunft beginnt eine Welle von Protesten, wie sie die Stadt noch nicht erlebt hat. Mely Kıyak lauscht, schaut genau hin, schreibt mit und vertraut lieber ihrem eigenen Denken als vorgefertigten Meinungen. So entsteht ein Porträt Istanbuls im Zeichen der Rebellion: scharfzüngig und komisch, unterhaltsam und erfrischend aufrichtig.

Slavoj Žižek

Utopia ist kein Fantasieprodukt. Utopia ist eine Angelegenheit tiefster Notwendigkeit. Ein letzter Ausweg. Das ist es, was wir heute brauchen.


Sa 15. FEB STUDIO R Unternational

Klezmer Bund 1: Verabredung

featuring Psoy Korolenko, Daniel Kahn and special guest Marina Frenk Gesungen, geschrien, gedacht wird in: Jiddisch, Russisch, Englisch, Deutsch. Mindestens. They sing in Jidish, Russian, English, German. At minimum.

Do 27. FEB STUDIO R Unternational

Klezmer Bund 2: Forshpil Yiddish psychedelic rock

So würde es klingen, wenn Pink Floyd und The Doors auf einer jüdischen Hochzeit jammen würden. This is what it would have sounded like if Pink Floyd and The Doors had ever jammed together at a Jewish wedding.

PREMIERE studio R

abgesoffen

premiere

nach Dem roman von Carlos Eugenio López

STUDIO R

06/ M ä rz /14 Zwei Auftragskiller auf nächtlicher Fahrt nach Gibraltar. Im Kofferraum: der 29. ermordete nordafrikanische Immigrant, den sie in die Meerenge werfen wollen. Nur ein weiterer toter »Moro«, der vor der Küste treibt. Als kleine Warnung. Sonst könnte ja jeder kommen. »Wenn man in ein anderes Land will, muss man erst einmal um Erlaubnis bitten«. Vielleicht hat die Regierung die beiden beauftragt, vielleicht »Priester, Feministinnen oder die Hersteller von Jabugo-Schinken«. Wer will das schon wissen? Der Roman abgesoffen des spanischen Schriftstellers Carlos Eugenio López ist ein irrlichternder Roadtrip mit Nachhall und tiefschwarzem Humor. López’ namenlose Drecksdienstleister reden sich grotesk ins Nirwana. Hatte Alexander der Große oder Hitler das coolere Leben? Welchen Sinn macht Masturbation? Gibt es »Moros« mit blauen Augen? Zwei Ritter von der schaurigen Gestalt. Aber auch nicht absurder als das reale Personal, das sonst so die »Festung Europa« verteidigt.

Two contract killers on a nocturnal trip to Gibraltar. In the trunk: the 29th North African immigrant that they want to throw into the strait. Just an­ other dead »Moro«, bobbing up and down the coast. As a small warning, otherwise they’ll come in floods. »If you want to go to a different coun­ try, you must ask permission first.« Perhaps the government commis­ sioned these two; maybe it was »priests, feminists or the manufacturer of Jabugo ham«. Who wants to know? The novel ahogados by Spanish writer Carlos Eugenio López is a haunt­ ing road trip with re-verb and very black humor. López's unnamed scum of the earth reach a kind of Nirvana through their grotesque specula­ tions. Did Alexander the Great or Hitler have the cooler life? What’s the point of masturbation? Are there »Moros« with blue eyes? Two knights of sinister form that are still no more absurd than the real guards who usually defend »Fortress Europe«.

Regie Tamer Yİğİt, Branka Prlić Dramaturgie + Kostüm Mit Ivan Vrgoč, Urs Stämpfli

Branka Prlić Bühne Nele Ahrens

Eine Kooperation des Maxim Gorki Theaters mit santinis production GMBH. Aufführungsrechte bei KEIN & ABER AG, Zürich

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GORKI X Das Gorki öffnet sich: Das X steht als Variable für alle, die im Gorki mitmachen wollen. (Mit)mischen possible! Grenzen überschreiten: Laie oder Profi, Theater oder Leben. GORKI X gibt es als GORKI SCHULE, GORKI CLUB und GORKI LABOR. The Gorki opens up: The X stands for everyone who wants to participate in the Gorki. Get in on the act(ion)! Cross over: layman or professional, theater or life. GORKI X is currently available as GORKI SCHOOL, CLUB GORKI and GORKI LABORATORY.

GORKI SCHULE Armes Monster – Böser Held? Vier Schulprojekte zur Produktion Dede Korkut Die Musiktheaterproduktion Dede Korkut wird von Projekten an vier Berliner Schulen flankiert. Ausgehend vom Mythos, erarbeiten die SchülerInnen mithilfe verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen Fragestellungen gegenüber der Gegenwart. Anregungen erhalten sie durch die Begegnung mit den beteiligten deutschen und zentralasiatischen Musikern. Am Campus Rütli in Neukölln erstellt eine 10. Klasse mit Hilfe einer DJane und eines Soundartists eine Klang-und Videoinstallation zum Thema »Wie klingt Neukölln?«. An der Robert-Blum-Oberschule in Schöneberg setzt sich eine 8. Klasse theatralisch mit der Sage von den Stiefbrüdern Tepegöz und Bassat und den darin innewohnenden existenziellen Themen auseinander. Dazu komponieren die Jugendlichen Szenenmusiken. Eine 8. Klasse an der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg beschäftigt sich als bereits bestehendes Klassen­ orchester mit der Kompositionstechnik von Marc Sinan. Dabei begegnen die SchülerInnen den musikalischen Fund­ stücken aus Zentralasien und erweitern sie mit eigener zeitgenössischer Musik. Der Literaturkurs der Heinz-Brandt-Oberschule in Weißensee sucht nach einer neuen Form der mündlichen Über­ lieferung. Dafür schreiben die NeuntklässlerInnen gemeinsam mit einer Autorin eine Kinderbuchfassung, die mit einem »Helden-Chor« verbunden und zu einer Gruppen-Performance montiert wird. Samstag 15. februar 2014 um 15:00 Uhr: Abschlusspräsentation der Berliner Schulprojekte im Maxim Gorki Theater. Gefördert durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.

unart-Finale Am 4. und 5. Februar 2014 findet das Berliner Finale des Wettbewerbs für multimediale Performance für Jugendliche statt. Fünf völlig unterschiedliche Gruppen, die sich im Sommer 2013 für den Wettbewerb beworben hatten und von einer Jury ausgewählt wurden, präsentieren in je 15 Minuten auf der großen Bühne ihre Performance zu einem persönlichen Anliegen. Die Performer sind Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren, die einen Künstler als Coach zur Seite gestellt bekommen haben. Im Finale wählt eine Jury aus den fünf präsentierenden Gruppen zwei aus, die dann – gemeinsam mit je zwei Gruppen aus den anderen beteiligten Theatern – nach Hamburg fahren und ihre Performance dort noch einmal zeigen. unart ist eine Initiative zur Förderung kultureller Jugendbildung der BHF-BANK-Stiftung in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater, dem Schauspiel Frankfurt, dem Thalia Theater Hamburg und dem Staatsschauspiel Dresden. Weitere Informationen: http://www.gorki.de/gorki-x/gorki-labor/ Projektkoordination Berlin: Janka Panskus; unart@gorki.de


GORKI LABOR Common Ground reloaded Ausgehend von Yael Ronens Inszenierung Common Ground entwickelt Suna Gürler mit Jugendlichen und jungen ­Erwachsenen ein eigenes künstlerisches Projekt. Wie sehen die Kinder der Menschen, die aus Ex-Jugoslawien nach Berlin geflüchtet sind oder die noch dort leben, den Konflikt heute? Die Recherchen des Common Ground-Teams in Sarajevo und Berlin dienen dem Common Ground reloaded-Projekt als Grundlage. Gesucht werden dafür interessierte junge Menschen, die einen Bezug zu dem Thema haben und sich gerne künstlerisch damit auseinandersetzen möchten. Die TeilnehmerInnen und ihre ganz persönlichen Blickwinkel formen das Projekt: Erzählen, diskutieren, recherchieren, spielen. Das erarbeitete Material wird Teil eines Workshops des His­ toryCampus am Gorki im Mai 2014. Der HistoryCampus ist eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung, der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Maxim Gorki Theater, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Kooperationspartner für das künstlerische Programm des Gorki ist die Kulturstiftung des Bundes.

Interessierte ab 16 jahren können sich bis zum 12. Januar 2014 melden bei: Suna Gürler, E-Mail: guerler@gorki.de

Mitternachts-schauspiell abor Unser Format für die (Nacht-)Aktiven: Jeden Monat lädt GORKI LABOR zu einer Begegnung mit einem/r SchauspielerIn einer Produktion nach der Vorstellung ein. Das nächste LABOR findet am Freitag, 10. Januar zur Produktion Der Kirsch­ garten statt. Direkt im Anschluss an den gemeinsamen Vorstellungsbesuch gibt Ruth Reinecke (Ranewskaja) Einblicke in den Probenprozess und zeigt Tricks und Kniffe des Schauspielhandwerks. Vorerfahrung ist nicht nötig – nur Spaß und Neugier! Im Februar lädt das GORKI LABOR ein zu einer Begegnung mit dem Schauspieler Mehmet Ateşçi. Direkt nach einer Vorstellung der Falk-Richter-Produktion Small Town Boy gibt es die besondere Gelegenheit, mit dem jungen Ensemblemitglied spielerisch in Aktion zu treten. Kosten: Das Labor ist kostenlos, eine Theaterkarte für den Vorstellungsbesuch muss erworben werden. Anmeldung erbeten bis zum 8. Januar unter: theaterpaedagogik@gorki.de

Kontakt

SCHULE & UNART: Janka Panskus & Astrid Petzoldt AKTIONISTEN & PROJEKTE: Suna Gürler GOLDEN GORKIS: Joanna Merete Scharrel Tel. (030) 20 221 315, Fax (030) 20 221 365 theaterpaedagogik@gorki.de

Kooperationen

Fachbereich Bildung und Vermittlung des Deutschen Historischen Museum Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V. – Ausstellung 7 × jung

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vorschau WOYZECK III Eine Erregung nach Georg Büchner In der Regie von Mirko Borscht

Ein Mensch kann akzeptieren, schlucken, mitmachen, sich bereitstellen, ganz und gar nutzbar sein. So ein Mensch kann sich schadlos halten, still über sich ergehen lassen, was auch immer kommen will. Und so ein Mensch kann natürlich versagen, resignieren, untergehen. Wer weiß? Aber selbiger Mensch kann sich ebenso verweigern, verwehren, zurückschlagen und in einem Moment des Lebens, den wir nicht kennen werden, bereit sein zu einer ungeheuren Tat. Und wenn dieser Mensch, nennen wir ihn einen Woyzeck, auf eine für uns recht unbequeme Weise in Bewegung gerät, mit oder gegen eine Welt zu Grunde geht und ersäuft auf trockenem Land, dann werden wir, die stets Anderen, wieder einmal und abermals tief erschüttert, arg betroffen und natürlich sehr, sehr hilflos fragen: Wie konnte das nur geschehen?

A man can accept, participate, swallow his pride, lay him­ self bare, ready for exploitation. Such a man can keep his head down, can silently endure, whatever may come. And of course, such a man can fail, give up, perish. Who knows? But the same man can refuse, deny, fight back and be capable of committing a monstrous act, at some moment that we cannot anticipate. And if this man, let’s call him Woyzeck, collapses and drowns on dry land – af­ ter being set in disturbing motion, with or against a world – then we, who are always the others, are shaken to the core. Helpless, we are left asking: How could this happen?

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters.

Europe 14|14 – open Campus 1914: Ein Prinz wird von einem 19jährigen Anarchisten erschossen. 70 Millionen Soldaten werden daraufhin für die wahnhafte Idee der Nation durch die Welt marschieren. 2014: Der Krieg mit seinen Schützengräben und Massengräbern scheint weit weg. Aber in der Krise werden die alten Töne wieder laut: Der »Grieche«, die »Serben« und das »Deutsche« haben Konjunktur. Für vier Tage im Mai wird das Gorki zu einem History Campus für 400 junge Erwachsene aus verschiedenen europäischen Ländern, die sich, eingeladen von der Bundes­ zentrale für politische Bildung, der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung, anhand des Ersten Weltkriegs mit dem aktuellen Europa auseinandersetzen. Das Gorki hat begleitend dazu mit der Kulturstiftung des Bundes einen Open Campus entwickelt, das den HistoryCampus und seine Fragen allen öffnet, für die Gedenken angewandtes Denken ist und mehr als ein feldgrauer Stein am Friedhofsrand. Nurkan Erpulat inszeniert einen patriotischen Liederabend über die Schönheit und demagogisch-zerstörerische Kraft gesungener Heimatliebe. Hans-Werner Kroe­ singer untersucht in einer biografischen Topografie die historisch kontaminierte Umgebung des Gorki. In Lecture Performances, Konzerten, Lesungen und einer interaktiven Installation vor dem Haus wird Europe 14|14 zum öffentlichen Labor für experimentelle Historiografie, eine »Europawoche« der produktiven Verunsicherung über ­ einen Krieg und seine Folgen.

1914: A prince is shot by a 19 year old anarchist. 70 mil­ lion soldiers will then march through the world for the de­ lusional idea of the nation. 2014: War, with its trenches and graves, seems far away. But in the crisis, the old cries are shouted again: Talk of the »Greeks«, the »Serbs« and the »Germans« is everywhere. For four days in May, the Gorki will become a History Campus for 400 young adults from different European countries. The Federal Centre for Political Education, the Körber Foundation and the Robert Bosch Foundation is bringing them together to grapple with present day Europe on the basis of the First World War. Together with the Ger­ man Federal Cultural Foundation, the Gorki has developed an artistic program to open the campus and its questions to everyone, because commemoration is more than just a stone at the edge of a cemetery. Nurkan Erpulat stages a patriotic recital between the as­ pects of beauty and the demagogic-destructive power of patriotism in song. Hans-Werner Kroesinger investigates the historically-contaminated environment of the Gorki in a biographical topography. From lecture performances, concerts and readings to an interactive installation in front of the house, Europe 14  | 14 will become a pub­ lic laboratory for experimental historiography, a »Euro­ pean Week« of productive uncertainty about war and its consequences.

Der HistoryCampus ist eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung, der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Maxim Gorki Theater, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Kooperationspartner für das künstlerische Programm des Gorki ist die Kulturstiftung des Bundes.


Premierenkalender januar-MÄrz/14

SA 11. jan Small Town Boy di 21. jan Kinder der Sonne sa 01. feb Hakoah Wien fr 07. feb Schwarze Jungfrauen fr 14. feb Dede Korkut do 06. mär abgesoffen Fr 14. mär Common Ground

KARTEN UND INFORMATIONEN THEATERKASSE Im Foyer des Maxim Gorki Theaters, Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin Tel.: 030 20221-115, Fax: 030 20221-128 E-Mail: ticket@gorki.de

ÖFFNUNGSZEITEN Mo – Sa: 12:00 – 18:30 Uhr Sonn- und Feiertage: 16:00 – 18:30 Uhr

ABENDKASSE Die Abendkasse im Maxim Gorki Theater öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, im Studio R 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn. An der Abendkasse findet kein Vorverkauf statt.

Dank an partner und förderer

PREISe bühne Preisgruppe Preisgruppe Preisgruppe Preisgruppe Preisgruppe Ermäßigt

förderer

I II III IV V

30 € 25 € 20 € 15 € 10 € 8 €

Der kleine Muck 15 € erm. 7 € Gruppen ab 10 Personen 6 € pro Person

PREISe studio R

KooperationsPartner

Preisgruppe Preisgruppe Preisgruppe Preisgruppe

I II III IV

15 10 5 3

€ € € €

erm. erm. erm. erm.

8 5 3 0

€ € € €

GORKI ABO 50 % Ermässigung Das Abonnement wird für die Bühne in drei Preisgruppen angeboten: Preisgruppe I / II / III 120 / 100 / 80 €

mit freundlicher unterstützung von

Mit dem Gorki Abo erwerben Sie acht Schecks für die laufende Spielzeit. Pro Vorstellung können bis zu zwei Schecks eingelöst werden, als Abonnent können Sie Stück und Termin frei wählen. Weitere Vorteile: monatliche Zusendung des aktuellen Spielplans und vorgezogener Vorverkauf zwei Tage vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn. Die Schecks sind übertragbar und gültig für die Vorstellungen auf der Bühne des Maxim Gorki Theaters mit Ausnahme von Premieren, Gastspielen und Sonderveranstaltungen.

Kasern enstrasse 23 - CH - 4058 Basel 0041 61 68 12 78 0 - jungestheaterbasel.ch

medienPartner

Impressum

dede korkut - die kunde von tepegöz

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Herausgeber: Maxim Gorki Theater Leitung: Shermin Langhoff, Jens Hillje, Jürgen Maier Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, KBB Grafik: Deniz Keskin, Katinka Bach Konzept / Fotografien: Esra Rotthoff Medienproduktion: Formtreu Potsdam GbR Fotos: Esra Rotthoff, Lupi Spuma (Hakoah Wien), J.L.Diehl (Dede Korkut)

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