Bettina Baltschev
Tim Klinger
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Der Kinderstadtf端hrer
chev Bettina Balts t als Repor terin fürs Ra-
e arbeite ist Journalistin, si ch geschrieben. xte in diesem Bu Te e di t ha d un dio der Schule e in Er furt. Nach si t is en hs ac ew Aufg ute wohnt. g, wo sie noch he zi ip Le ch na e si zog r gern zu Besuch mt immer wiede m ko na tti Be er Ab die Krämerbrüeblingsor te sind Li re Ih rt. fu Er nach da so schön emarkt, weil man ig en W r de d un cke kann. Außerdem d Leute gucken un en tz si n ße drau stens einmal furt immer minde Er in na tti Be ht ge essen! Thüringer Klöße
Tim Klinger
ist Grafik-Designer, er gestaltet Bücher und Zeitschriften und zeigt Studenten, wie so was geht. Tim hat die Bilder und viele der Zeichnungen in diesem Buch gemacht. Geboren wurde er in Heidelberg. Dort ging er zur Schule und spielte Rugby (auch in der Nationalmannschaft). Dann ist Tim erst nach Leipzig und später nach Frankfurt am Main gezogen. Sein Lieblingsessen sind badische Dampfnudeln, die sind fast so lecker wie Thüringer Klöße!
Dieses Buch gehรถrt:
1. Auflage, Novem
ber 2013
© 2013 beim Ver
lag: J.G. Seume Hainstraße 11 04109 Leipzig
Lei pzi g ↔ Fra nkf
urt
Gestaltung: Tim Klinger MEAN DESIGN mea ndesign.com Illustrationen: Bo nny & Prof. Dr. D r. Bohnowitsch von Dör te Wechs le r do er te.wechsler@gm ail.com Herstellung: Dru ckerei Friedrich Pöge e.K Handwerkerhof 15 04316 Leipzig w w w.poegedruck.d e ISBN: 978-3-9814 0-453-1 Printed in German y w w w.seume-verla
g.de
Dank geht an den Erfurter Historiker Dr. Steffen Raßloff. Er hat nachgeguckt, ob in diesem Buch auch wirklich alles stimmt. Vielen Dank auch an Patrick Moye (mad-design.org) für die gestalterische Unterstützung.
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Der Kinderstadtf端hrer
Fischmarkt Seite
10
2
Kapitel 1
Von Krämern, Händlern und nassen Füßen
Domplatz
1
14
Collegium maius Seite
24
1
Kapitel 2
Von Professoren, Studenten und schlauen Bürgern Severikirche
Seite
34
Kapitel 3
2
40
Von alten Klöstern, noch älteren Synagogen und einer Kirche ohne Dach 1
Seite
50
62
28
1 Mariendom 38
Zitadelle Petersberg
Seite
Kapitel 4
Von Mainzern, Preußen, vom kleinen Herrn Napoleon und großen Herrn Goethe
Kapitel 5
Von Rosen, blauem Gold und was sind eigentlich „Puffbohnen“?
17
Waidspeicher
1
66
54
Inhaltsverzeichnis Krämerbrücke
3
18
Anger
4
Hauptbahnhof
5
20 Engelsburg
4
Georgenburse
2
30 Andreasviertel
3
Augustinerkloster
3
42
Alte Synagoge
4
20
33
31
45
Predigerkirche
5
46
Barfüßß erkirche Haus Dacheröden
2
57
6
Kaisersaal
3
58
Zur Hohen Lilie
4
60
Zoopark Steigerwald
3
egapark
2
68
70
49
4
71
Stadtmuseum 76 Seite
72
1
Kapitel 6
Erinnerungsort Topf & Söhne 79
Angermuseum 78
Von Geschichte, Kunst und extra scharfem Senf
2
3
Die Feuerkugel 92
88
Seite
Kapitel 7
Von Thüringer Rostbratwurst, rohen Klößen und zuckersüßen Schittchen Theater Erfurt 100
Theater Waidspeicher und Kabarett „Die Arche“ 101
1
Seite
96
1
Kapitel 8
Von Romeo, Julia und der Sendung mit der Maus
2
Rathaus 110
1
Seite
106
Von Willy, Willi und der roten Rosi Steigerwaldstadion 123
1
Seite
118
Kurmainzische Statthalterei 112
Kapitel 9
2
Gunda-NiemannStirnemann-Eissporthalle 124
2
Kapitel 10
Von Bolzern, Radlern und blitzenden Kufenflitzern Lutherstein bei Stotternheim und die Erfurter Seen 132
A
Seite
128
Kapitel 11
Von Schlössern, Seen und einem schicksalhaften Blitzeinschlag
Schloss Molsdorf 134
B
Gartenbaumuseum 82
4
Kunsthalle 84
Naturkundemuseum 83
5
Neue Mühle 85
6
7
Senfmuseum 86
Weihnachtsmarkt 94
3
4
Café Rommel 93
2
Alte Oper.
4
Theater „Die Schotte“
3
8
Haus zum Breiten Herd 95 KIKA.
103
5
104
Lexikon 0 14 e pielplätz S 154 dressen A 156
Seite
102
Seite
Erfurter Hof 114
3
Seite
Thüringer Landtag 116
4
Radrennbahn Andreasried 126
3
Stausee und Freizeitpark Hohenfelden 135
C
Nationalpark und Baumkronenpfad Hainich 136
D
Die Drei Gleichen
E
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8
Hallo Leseriner, liebe
hallo lieb
h c i l z n e Her m om k l l i w m! o R in
Leser!
Wie, du glaubst, du bist gar nicht in Rom, sondern in Erfurt? Was man schon daran merkt, dass alle Leute Deutsch und nicht Italienisch sprechen? – Na gut, du hast ja recht. Aber es gab mal eine Zeit, da wurde Erfurt auch als das „Thüringische Rom“ bezeichnet. Und wenn du dich ein bisschen umschaust, wirst du bald merken, warum. So viele Kirchen gibt es in kaum einer anderen Stadt in Deutschland! Aber natürlich gibt es nicht nur Kirchen. Es gibt auch eine berühmte Brücke mit bunten Häusern oben drauf. Es gibt eine Eissporthalle mit dem längsten Namen der Welt, eine Ausstellung für Blumen und noch viele andere Merkwürdigkeiten, die Erfurt wirklich ganz besonders machen. Davon und von noch viel mehr wollen wir in diesem Buch berichten. Am besten du packst das Buch in deine Tasche und spazierst mit uns mit. So wirst du Erfurt von allen Seiten kennenlernen.
Kurze Erklärunweg:rden9 im Ach ja, falls du dich gerade fragst, wer dein kleiner Begleiter auf den folgenden Seiten ist: Das ist Bohnhard. Aber du kannst ruhig Bonny zu ihm sagen. Alle seine Freunde sagen Bonny zu ihm. Er ist eine Puffbohne. Natürlich willst du jetzt wieder wissen, was in aller Welt eine Puffbohne ist. Aber auch das wirst du auf den nächsten Seiten erfahren. Wundere dich nicht, der Onkel von Bonny wollte auch unbedingt seinen Senf dazugeben. Dieser Professor Doktor Doktor Bohnowitsch findet sich selbst nämlich besonders schlau und erklärt gern ein paar Sachen. Aber jetzt los, lass uns gemeinsam Erfurt entdecken! Viele Grüße von
Tim Be ttina &
Begr iffe so markiert, är t und Lexikon (S.14 0) erkl anderen diese Orte werden in hr ieben. Spaziergängen besc
1
≈ 2 km
Von
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Krämerbrücke Fischmarkt
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Hauptbahnhof
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Warum Erfurt Erfurt hei t.
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KAPITEL I – Von Krämern, Händlern und nassen Füßen 4. 5.
Anger
Erpesf urt
Hauptbahnhof
Erpisfurt
Erfesfurt
Erphort
t r u f r E
Dürfen wir vorstell en: Prof. Dr. Dr. Bert Bohnowitsch
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2. 1.
3.
Fischmarkt
Krämerbrücke
Domplatz
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Domplatz.
? Wie viele Zinnen ka nn Du an d e r Severikir st che zähle n?
Aufl ös un g: 5 de s Hau pt Hau pt zinn en un d 28 Zinn en sc hi ffe s; ge sa m t 33 S tk .
Beginnen wir unsere Stadtführung an einem der schönsten Orte der Stadt, auf dem Domplatz. Wer mal so richtig viel Platz braucht, ist hier bestens aufgehoben. Denn der Domplatz ist einfach riesig. Dreieinhalb Hektar, das ist ungefähr so groß wie fünf Fußballfelder! Aber Fußball wird hier eher nicht gespielt. Stattdessen werden oft Märkte abgehalten, wo man zum Beispiel Obst, Gemüse, Brot und Thüringer Bratwurst (Bitte mit viel Senf!) kaufen kann. Dazwischen gibt es Jahrmärkte mit Riesenrad, Kettenkarussell und Zuckerwatte (Bitte mit Himbeergeschmack!), die man in Erfurt Rummel nennt. Im Sommer finden hier die DomstufenFestspiele statt, wo das Theater Erfurt große Freilichtaufführungen veranstaltet. Und im Dezember ist Weihnachtsmarkt. Manche sagen, es ist einer der romantischsten in ganz Deutschland und jedes Jahr kommen deshalb von überall her zwei Millionen Besucher. Denn die Kulisse ist einmalig: Hinter den bunten Lichtern des Weihnachtsbaums erheben sich majestätisch der
KAPITEL I – Von Krämern, Händlern und nassen Füßen 4. Anger
5. Hauptbahnhof
Mariendom und die Severikirche. Am Abend wunderbar angeleuchtet, sind sie natürlich auch am Tage sehr interessant. Den Domplatz selbst gibt es schon seit fast 800 Jahren. Doch früher war er nicht so groß wie heute. Ein ganzes Stadtviertel fand hier Platz. Das wurde aber 1813 im sogenannten Befreiungskrieg gegen Napoleon völlig zerstört. Wenn du genau hinschaust, kannst du heute noch sehen, wo die Häuser standen. Nämlich da, wo man heute auf Betonboden läuft. Da, wo der Platz
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gepflastert ist, lag auch schon früher der kleinere Domplatz. Stehst du mitten auf dem Platz und drehst dich einmal im Kreis, dann siehst du nicht nur den stolzen Dom und die Severikirche. Ein bisschen weiter rechts hinten erhebt sich die Zitadelle Petersberg. Noch etwas weiter rechts bzw. nördlich steht das Landgericht. Wenn du schließlich mit dem Rücken zum Dom Richtung Innenstadt schaust, blickst du auf eine Reihe schöner Fachwerkhäuser. Die Straßenbahnen kommen von links und rechts, um in die Marktstraße einzubiegen. Die kannst du aber auch leicht entlang spazieren. Dort kommst du zum Fischmarkt. Ach übrigens, wie große Teile der Erfurter Innenstadt sind Domplatz, Marktstraße und Fischmarkt Fußgängerzone. Du kannst da also ungehindert herumlaufen. Ein bisschen aufpassen musst du aber trotzdem, denn die Straßenbahnen dürfen überall durch. Manchmal sind sie so leise, dass man sie erst im letzten Moment bemerkt.
2. 1.
3.
Fischmarkt
Krämerbrücke
Domplatz
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i Till Eulenspiegel
Schalksnarr – war im Mittelalter ein sagen, er war heute würde man da zu – und Hauptfigur ein schlauer Komiker s heißt, jemand in einem Volksbuch. Da l Eulenspiegel hat alle Streiche, die Til eben. Wer genau gespielt hat, aufgeschri er heute nicht das war, weiß man ab chen ging es Till mehr. Bei seinen Strei darum, besonEulenspiegel vor allem so an der Nase ders eingebildete Leute sie anschließend herumzuführen, dass ganz blamiert waren.
KAPITEL I – Von Krämern, Händlern und nassen Füßen 4. Anger
5. Hauptbahnhof
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Fischmarkt. Was auf einem Fischmarkt verkauft wird, ist ja wohl klar. Heringe, Karpfen, Aale und alles, was Flüsse und Meere so hergeben. Auf dem Erfurter Fischmarkt war das lange Zeit auch so, über Hunderte von Jahren. Heute ist der Fischmarkt vor allem Treffpunkt für alle Leute, die gern italienisches Eis und Pizza essen. Aber weil hier immer reges Treiben herrschte und außer Fischen auch noch andere Märkte abgehalten wurden, baute man am Fischmarkt schon 1275 das erste Erfurter Rathaus. Das Gebäude, was da jetzt steht, ist aber nicht ganz so alt. Es ist von 1875. Gegenüber vom Rathaus steht auf einem Sockel ein stolzer Mann. Er kann über den ganzen Markt blicken. Das ist ein sogenannter Römer, also ein bewaffneter Krieger, der in der rechten Hand eine Fahne mit dem Stadtwappen trägt. Diese Statue wurde 1591 vom Niederländer Israel von der Milla angefertigt. Aufgestellt wurde sie als Zeichen der Unabhängigkeit der Erfurter von der Mainzer Herrschaft. Denn Erfurt gehörte sehr lange zum Erzbistum Mainz, das heißt, die Stadt wurde von Mainz aus regiert. (Weißt du, wo Mainz liegt? Es ist heute die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz und liegt im Südwesten von Deutschland.) Deshalb haben auch beide Städte das weiße Rad auf
rotem Grund im Wappen. Hast du es schon mal gesehen? Aber am Fischmarkt steht auch jemand, den du sicher aus dem KIKA kennst: Bernd das Brot. Seit 1997 sendet der Kinderkanal aus Erfurt. Die Lieblingsfiguren der Zuschauer sind als große Plastikfiguren überall in der Stadt verteilt. Sie werden sehr gern fotografiert. (Schau doch mal, wo du die Maus und den Elefanten, das Sandmännchen und die Tigerente findest.) Bernd das Brot wurde 2009 sogar einmal entführt! Aber zum Glück ist er bald wieder aufgetaucht. Hinter dem Rathaus steht übrigens noch eine Figur. Die ist viel älter als Bernd und auch lange nicht so mürrisch: Till Eulenspiegel. Der soll nämlich auf der Flucht aus Prag in Erfurt Station gemacht und behauptet haben, „er könne jeglicher Kreatur das Lesen beibringen“. Also auch einem Tier? – Natürlich! Till Eulenspiegel nahm einen Esel und legte ihm ein Liederbuch mit Hafer zwischen den Seiten vor. Daraufhin rief der Esel zweimal „IA“, ein eindeutiger Beweis seiner Lesekunst. Gar nicht so dumm, dieser Esel! Vom Fischmarkt aus links am Rathaus vorbei sind es nur ein paar Meter bis zur Krämerbrücke.
2. 1.
Fischmarkt
Domplatz
3. Krämerbrücke
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Krämerbrücke. „Entschuldigung, wo ist denn die Krämerbrücke?“ – Ziemlich oft hören die Erfurter diese Frage von Besuchern ihrer Stadt. Und ziemlich oft lautet ihre Antwort: „Die Krämerbrücke? Na, da stehen Sie doch gerade drauf!“ Denn dass die Krämerbrücke eine Brücke ist, das sieht man nur, wenn man an ihr vorbeiläuft. Nicht aber, wenn man oben drauf steht. Denn die Krämerbrücke ist links und rechts mit vielen Häusern bebaut. Weil das etwas Besonderes ist und weil die Häuser sehr alt und schön sind, ist rund um die Krämerbrücke immer ziemlich viel los. Warum die Brücke Krämerbrücke heißt? – Nun, Krämer ist ein altes Wort für Händler. Rund um die Brücke wurde nämlich schon immer Handel getrieben, denn hier führte die Via Regia entlang. Das ist ein lateinischer Name und heißt soviel wie Königsstraße, ein Handelsweg, der vom Rhein bis nach Breslau reichte (eine Stadt, die heute in Polen liegt). Kramwaren nannte man besonders wertvolle Sachen wie Stoffe und Schmuck oder auch Gewürze. Um damit zu handeln, mussten die Händler einen Brückenzins zahlen. Der landete in der Stadtkasse von Erfurt. Die Krämerbrücke, wie du sie jetzt siehst, geht zurück auf das Jahr 1472. Vorher war sie schon ein paar Mal erbaut worden, dann aber wieder abgebrannt. Das kam im Mittelalter des Öfteren vor, weil
die meisten Häuser noch aus Holz gebaut waren. Heute ist die Brücke ca. 125 Meter lang und besteht aus über 60 zwei- bis dreistöckigen Fachwerkhäusern. Statt Hausnummern gab man ihnen früher auch lustige Namen, die irgendetwas mit ihren Bewohnern zu tun hatten, zum Beispiel Engel und Christoph oder Güldener Schaar und Schweinskopf. Am Ende der Brücke liegt der Wenigemarkt. Der heißt aber nicht so, weil hier wenige Häuser stehen oder wenige Leute wohnen. Sondern weil er, im Gegensatz zum Domplatz, recht klein ist. Zum Wenigemarkt gelangt man durch das Tor unter der Ägidienkirche. Hier kannst du übrigens auf den Turm steigen. Da hast du eine tolle Aussicht über die ganze Stadt! Auch am anderen Ende, am Benediktsplatz, gab es einmal eine Kirche. Sie wurde aber im 19. Jahrhundert abgetragen. Jetzt steht dort ein Haus, das nicht so gut zum Rest passt. Denn Ende des 19. Jahrhunderts wäre die Brücke sogar fast ganz abgerissen worden. Damals wusste man das „Alte“ noch nicht so recht zu schätzen. Aber zum Glück gab es engagierte Erfurter, etwa im Geschichtsverein, die das verhindert haben. Stattdessen wurde dann die Rathausbrücke gebaut, gleich neben der Krämerbrücke. Von dort kann man gut sehen, wie sich die Brückenbögen über das Wasser wölben. Schöner anzusehen
KAPITEL I – Von Krämern, Händlern und nassen Füßen 4. Anger
5. Hauptbahnhof
ist das aber von der anderen Seite. Hinter der Brücke lässt es sich gemütlich am Wasser sitzen und die Brücke in ihrer ganzen Pracht betrachten. Auch auf den meisten Postkarten ist diese „Schokoladenseite“ der Krämerbrücke abgebildet. Das kannst du ja mal nachprüfen! Einmal im Jahr, im Juni, findet übrigens das Krämerbrückenfest statt. Das ist ein großes Altstadtfest mit Straßentheater, Mittelaltermarkt und viel Trubel für die ganze Familie. Verlässt du die Krämerbrücke durch das Tor der Ägidienkirche und wendest dich einmal scharf nach rechts, erreichst du durch die Pilse (Die Gasse heißt wirklich so!) den Anger.
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Fischmarkt
Krämerbrücke
Domplatz
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Anger. Anger ist ein ganz altes Wort für einen öffentlichen Platz in der Mitte eines Dorfes oder einer Stadt. Schon vor über 800 Jahren traf man sich hier, um zu kaufen und zu verkaufen, aber auch um die neuesten Nachrichten auszutauschen. Und eigentlich passiert das auf dem Erfurter Anger bis heute. Es gibt sehr viele Geschäfte, in denen man alles kaufen kann. In Cafés und auf Bänken treffen sich die Leute, um über Gott und die Welt zu besprechen. Außerdem kannst du auf dem Anger in jede der sechs Erfurter Straßenbahnlinien ein- und umsteigen. Stehst du in der Mitte des Angers, fallen dir sicher ein paar Gebäude besonders ins Auge. Da ist einmal das ehemalige Kaiserliche Hauptpostamt, ein sehr großes Haus aus roten und gelben Klinkersteinen. Es ist etwas mehr als einhundert Jahre alt und sehr lange wurden hier eifrig Briefe sortiert, Päckchen verschickt und Telefongespräche weitergeleitet. Heute gibt es zwar noch eine Poststelle, aber auch viele Geschäfte. Der Anger 1 dagegen, das große Einkaufszentrum schräg gegenüber dem Hauptpostamt, ist schon immer ein Kauf haus gewesen. Allerdings hatte es früher einen schöneren Namen, es hieß nämlich Kaufhaus Römischer Kaiser. In der DDR hieß es dann lange Centrum-Warenhaus und heute eben einfach Anger 1.
Stehst du mit dem Rücken zu diesem Kaufhaus, erblickst du rechts die Kaufmannskirche mit einem Denkmal von Martin Luther davor. Denn Luther hat in dieser Kirche einmal gepredigt und seine Eltern, Hans und Margarethe, haben hier geheiratet. Rechts vom Kaufhaus liegt das Ursulinenkloster. Du erkennst es an seinen sehr alten Mauern. Ursulinen sind katholische Nonnen, die sich besonders der Erziehung von Kindern verschrieben haben. Deshalb ist dem Kloster
i Ursulinen
enDie Ursulinen, die im Ursulin h nac h sic en hab en, kloster leb ln Kö von ula Urs n der heilige rhunbenannt. Die soll im 4. Jah z gan er ab en, hab der t gelebt ende Leg r De ht. nic sicher ist das ubig nach soll sie aber sehr glä eand len vie mit und gewesen rt ilge gep m Ro h nac ren Frauen ein sein. In Köln soll sie später t öte get il Pfe em ein Prinz mit nicht be Lie ne sei sie il haben, we die erwiderte. Im Andenken an Itadie ete nd grü ula heilige Urs 5 den lienerin Angela Merici 153 n. rde Ursulineno
KAPITEL I – Von Krämern, Händlern und nassen Füßen 4. Anger
5. Hauptbahnhof
auch ein Kindergarten angeschlossen. Das Kloster selbst ist sogar noch ein bisschen älter als der Anger. Spazierst du jetzt den Anger ein Stück hinauf, steht an der Kreuzung zur Bahnhofsstraße das Angermuseum, das Kunstmuseum der Stadt Erfurt. Schlenderst du noch ein bisschen weiter, kommst du an einigen schönen alten Bürgerhäusern vorbei. Auch der Turm der Bartholomäuskirche liegt auf dem Weg. Der sieht ein bisschen unschein-
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n o k i Lex
Willst du wissen, wer Erfurt gegründet hat? Oder welche berühmten Leute in Erfurt leben und gelebt haben? Oder was einige schwierige Wörter bedeuten, die in diesem Buch auftauchen? Dann kannst du hier nachschlagen!
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Barock Ganz viele Schnörkel, ganz viel Farbe und Gold: Wenn du ein Haus siehst, das so aussieht, könnte es im Barock gebaut worden sein. Barock nennt man nämlich eine Epoche, also einen längeren Zeitabschnitt, der Kunstgeschichte. Das heißt, dass alle Künste, also die Musik, die Architektur, die Literatur, die Malerei sich in einem ganz bestimmten Stil, auf eine ganz bestimmte Art ausdrückten. Im Falle des Barocks ist dieser Ausdruck besonders prächtig, verspielt und farbenfroh. Bei einem Gebäude erkennst du den Barockstil deshalb ziemlich schnell: Wenn du an einer alten Fassade einen kleinen nackten Engel erkennst oder andere üppige Figuren, dann ist es wahrscheinlich Barock. Wenn ein Gebäude in mehreren Farben angestrichen ist und die Räume voller Stuck und bunter Tapeten sind, dann ist es wahrscheinlich Barock. Die Epoche des Barocks dauerte ungefähr von 1575 bis 1770, vor allem Kirchen und Schlösser sind aus dieser Zeit erhalten. In Erfurt gibt es einige sehr schöne barocke Häuser, zum Beispiel die Kurmainzische Statthalterei, das Angermuseum oder das Schloss Molsdorf.
Befreiungskrieg Es war einmal ein französischer Kaiser, der hätte am liebsten ganz Europa erobert. Dieser Kaiser hieß Napoleon Bonaparte und um sein Ziel zu erreichen, schickte er zwischen 1792 und 1815 seine Truppen in alle Richtungen, auch nach Thüringen und Erfurt. Allerdings wollten die meisten Europäer und auch die Thüringer nicht von Napoleon regiert werden.
Sie zogen deshalb in den Krieg, um sich von der Herrschaft der Franzosen zu befreien. Deshalb nennt man diesen Krieg Befreiungskrieg. Weil Napoleon und seine Truppen aber sehr stark waren, vereinigten sich die Armeen verschiedener Länder, um ihn zu schlagen, darunter Preußen (so hieß damals ein großer Teil des nördlichen Deutschlands), Russland, Österreich und Schweden. Eine der wichtigsten Schlachten des Befreiungskrieges wurde 1813 geschlagen, die sogenannte Völkerschlacht bei Leipzig. Dabei gingen die Gegner Napoleons als Sieger hervor und der französische Kaiser musste sich zurückziehen. Jedoch waren die Gegner Napoleons nicht nur glücklich über ihren Triumph, denn allein bei der Völkerschlacht verloren über 90.000 Soldaten ihr Leben.
Bistum Wie allgemein bekannt, ist Deutschland in Bundesländer unterteilt. Die katholische Kirche hat Deutschland für sich aber nochmal extra unterteilt, nicht in Länder, sondern in Bistümer, davon gibt es in Deutschland heute 27. Die nennt man auch Diözese, aber Bistum spricht sich natürlich viel leichter aus! Man kann sich ein Bistum vorstellen wie einen sehr großen Verbund aus lauter Kirchengemeinden und Pfarreien, katholischen Klöstern und Schulen. In diesem Verbund werden alle möglichen Dinge geregelt, zum Beispiel wer der nächste Pfarrer in einer Gemeinde wird oder welche alte Kirche als nächstes repariert werden muss. Darüber entscheidet der Bischof, das ist so etwas wie der Direktor des Bistums. Die Stadt Erfurt gehörte lange zum Bistum Mainz, davon zeugt
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S jetzt ken o, mein l ieber B n st D u d o wie dein as wund nny, e Weste e r schรถne nt und ges Er f u r t ehen un asche. Du hast viel geh d hof fen ler nt. O รถr t t l ich au der wie ch etw wir Lat einer sa as ge gen:
Audio, vide o , disco! Aber ha denn au t es Dir ch gefa l len?
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u rt ist super. Ja, Onkel, Erf d was t gedacht. Un Hätt’ ich nich s nächstes? machen wir al
t wa s . h noch e ic ’ t t ä h Da au f der och ma l Schaut d Seite. nächsten
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e pflegen, „Der Wahrheit folgen und si , die Gerechtigkeit schützen s Gute da für alle in gleicher Weise hten“ wollen und tun, nichts fürc Johann Got tfried Seume (*1763–
†1810)
ckw inkel eröffnen, Freiheit Grenzen überw inden, neue Bli s wa ren die großen Themen und Gerechtigkeit forder n. Da hters Johann Gottfried Seume. des Reiseschriftstellers und Dic sich auch der in Leipzi g und In dieser Tradit ion versteht ichen Namens, dessen VeröfFrankfurt ansässige Verlag gle haben, Menschen zueina nder fentlichungen den Anspr uch Neu land entdecken zu lassen. zu führen und immer wieder stadtführer für junge Leser, Diesen Zielen dienen die Kinder für Erwachsene. Die Passagen die Literarischen Promenaden g an Grenzgänger im Sinne sch ließlich sol len die Erinnerun J.G. Seumes bewahren. mehr unter: ww w.seum
Samy Sidki … ich ging oft ins Heidelberger Schloss, … Unterhaltsame literarische Spaziergänge durch das alte Heidelberg Literarische Spaziergänge, 160 Seiten Klappenbroschur mit großem Stadtplan Erscheint 2014;
e-verlag.de
Im türkisenblauen Garten Der Weg des Kapellmeisters Alfred Szendrei von Leipzig in die Emigration, erzählt von ihm selbst. Herausgegeben von Max Pommer 160 Seiten; Erscheint 2014;
Michael Bartsch, Tim Klinger Dresden! Der Kinderstadtführer Stadtführer, 160 Seiten
Martina Hefter, Tim Klinger, Sabine Weise Leipzig! Der Kinderstadtführer Stadtführer, 160 Seiten
Jochen Reiss, Tim Klinger Kiel! Der Kinderstadtführer Stadtführer, 160 Seiten
Alex Leask, Tim Klinger Frankfurt! Der Kinderstadtführer Stadtführer, 160 Seiten
Ruth Rousselange, Tim Klinger Saarbrücken! Der Kinderstadtführer Stadtführer, 196 Seiten
Otto Werner Förster … daß ich in Leipzig glückich seyn werde … Unterhaltsame literarische Spaziergänge durch das alte Leipzig Stadtführer, 160 Seiten, Klappenbroschur mit großem Stadtplan
t Erfurt mi en. Entdecke nden Spaziergäng hängt e Welt Glocke der elf spann die größte neugierig,
u issen, wo hat? Bist d Willst du w nten zu tun fa h Klo le c E a n it ll m ra ie lter übe la u n d wa s d te sagt, it M im Erfurt immer noch in te u s e e h m n a ru wa rum m s dich, was h a t u n d wa teressiert e In gestunken t? elbst is “ h ic tinkre urter sich s „s rf r E e in ie e d s m s da waru ses Bu c h hne ist und Dann ist die – eine Puffbo ? g en n e n n e en diese Fra hn e n n o rd b e ff w u r P ie H rn ! e g dich noch eine richtige für erfährst du h g enau d a s ic rl tü a n t. Aber beantworte r… h e M en g e m Mit Quizfragen für unterwegs!
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Mit aufregenden Zusatzinformationen über Er furt!
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1 ISBN: 978-3-98140-453Ve rka ufspre is: € 15,ww w.seume-verlag.de