2 minute read
Vegan: Interview mit Primar Dr. Kob
Gesund, ausgewogen und nachhaltig
Drei Fragen an Dr. Michael Kob über eine rein pflanzliche Ernährung
Advertisement
Foto: Othmar Seehauser Er ist der geschäftsführende Primar des Dienstes für Diätetik und klinische Ernährung, konsumiert aus Überzeugung keine tierischen Produkte, ist ein leidenschaftlicher Hobbykoch und er schreibt die Rezepte für die Chance. Drei Fragen an Dr. Michael Kob, zusammen mit Alexandra Obexer Impulsgeber für die Einführung der Green Mondays in der Mensa des Krankenhauses Bozen.
Dr. Kob, Sie schreiben als Ernährungsmediziner seit mehreren Jahren das Rezept in der Chance. Ihre Vorschläge sind immer zu 100% pflanzlich. Ist eine solche Ernährung demnach auch für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, mit onkologischen und/ oder anderen Erkrankungen geeignet?
Dr. Michael Kob: Auf jeden Fall. Natürlich muss eine rein pflanzliche Ernährung – genauso wie eine omnivore – gut geplant werden und individuelle Vorlieben und Verträglichkeiten berücksichtigen. Gerade was das geschwächte Immunsystem angeht, ist eine Ernährung ohne Tierprodukte ganz klar von Vorteil, da das Risiko für Nahrungsmittelinfektionen bzw. -intoxikationen bei tierischen Produkten um ein Vielfaches höher ist, als bei pflanzlichen. Während Fleisch und -produkte, Milchprodukte und Eier – vor allem bei häufigem Verzehr – entzündungsfördernde Effekte auf unseren Körper ausüben, haben Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse und Samen eine entzündungshemmende Wirkung. Letztere sind besonders bei Personen mit Krebserkrankungen oder anderen chronischen Erkrankungen (Herzkreislauferkrankungen, Rheuma, Diabetes, etc.) wichtig, da dort ja bereits eine chronische Entzündung im Körper besteht.
Wie kann man sicherstellen, dass der Körper auch bei einer fleischlosen Ernährung mit allen lebensnotwendigen Stoffen versorgt ist? Muss man zusätzliche Integratoren zu sich nehmen? Auf was ist zu achten?
Dr. Michael Kob: Die Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein. Durch die Kombination von Hülsenfrüchten (Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen, auch z.B. in Form von Tofu oder Tempeh) mit Getreide- bzw. Pseudogetreideprodukten (Nudeln, Reis, Brot, Mais, Buchweizen, Quinoa) – am besten aus Vollkorn, sofern keinen Gegenanzeigen dafür bestehen – erhält der Körper genügend notwendiges Eiweiß. Eisen, Kalzium und Zink kommen ebenfalls in Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide vor, zusätzlich in vielen Gemüsesorten (Kohlgemüse, Brokkoli, Blumenkohl, grünes Blattgemüse) und in Nüssen und Samen. Der einzige Nährstoff, der bei 100% pflanzlicher Ernährung unbedingt integriert werden muss, ist das Vitamin B12. Entweder in Form eines Nahrungsergänzungsmittels oder als angereichertes Nahrungsmittel (z.B. Vitamin B12-angereicherte Pflanzendrinks). Dabei sollte vielleicht erwähnt werden, dass Vitamin B12 weder von Tieren noch von Pflanzen gebildet wird, sondern ausschließlich von Bakterien und Pilzen. Tatsächlich stammt das Vitamin B12 in tierischen Produkten heutzutage fast ausschließlich aus mit Vitamin B12-angereichertem Tierfutter, gelangt also nur durch die Fütterung in das Fleisch und die Milch des Nutztieres.
Sie sind nicht nur Ernährungsmediziner, sondern auch Hobbykoch. Sie selbst essen aus Überzeugung keine tierischen Produkte. Verträgt sich das?
Dr. Michael Kob: Ich finde, dass sich diese Dinge sogar sehr gut vertragen. Gute Kochkenntnisse zu besitzen, ist von großem Vorteil, um den Patienten auch individuelle, praktische Tipps zur Nahrungszubereitung geben zu können, z.B. wie ich fettarm, aber trotzdem schmackhaft kochen kann, oder wie ich Hülsenfrüchte in meinen täglichen Speiseplan einbauen kann, ohne dass es zu starken Blähungen kommt oder wie ich schnell und kostengünstig gesunde Mahlzeiten zubereiten kann. Meine Entscheidung, keine tierischen Produkte zu konsumieren, ist rein persönlich. Niemand wird von mir gezwungen, komplett auf solche Produkte zu verzichten, aber natürlich sollten diese aus gesundheitlichen, aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit (tierische Produkte haben einen viel höheren ökologischen Fußabdruck als pflanzliche!) nur in limitierter Menge und Häufigkeit konsumiert werden. •