AKTUELL
NOTSTAND COVID 19
Interview mit der Krankenpflegerin Elisabeth Messner Die Redaktion des Aktiv hat für diese Ausgabe ein Interview mit der Krankenpflegerin Elisabeth Messner geführt, um Einblicke in das Stimmungsbild der Krankenpfleger – vor allem anlässlich des epidemiologischen Notstandes Covid-19 – zu bekommen. AKTIV: In den Krankenhäusern hat sich die letzten Monate großteils alles um Covid-19 gedreht. Wie haben Sie die letzten Monate erlebt? Elisabeth Messner: Die erste Zeit habe ich – offen gesagt – mit Angst erlebt. Ich hatte Angst selbst zu erkranken, aber natürlich auch um meine Familie. Dann habe ich mich selbst mit Covid-19 angesteckt und Antikörper gebildet, fühle mich persönlich deshalb aktuell sicher. Gegenwärtig habe ich mehr Angst um die Patienten, um die wir uns kümmern müssen, aber auch, ob es unser System langfristig verkraftet, die ganzen Neu-Erkrankten bestmöglich zu versorgen. Die Situation ist ausgesprochen ernst und viele von uns Krankenpfleger stehen am Rande der Verzweiflung. Wir sind tagtäglich damit beschäftigt, uns den
4
aktivmagazin 10-12
Kopf zu zerbrechen, wo wir die Patienten unterbringen, wie wir sie behandeln, ob wir sie gut behandeln und vor allem fassen wir auch die Ängste der Patienten auf. Die Aufgabe unserer Abteilung ist es, die Menschen zu pflegen und zu betreuen, bis sie im schlimmsten Fall intensivmedizinische Betreuung benötigen. Wenn dem so ist, werden sie bei uns noch intubiert und anschließend in die Intensivstation geschickt. Die Situation ist physisch und psychisch äußerst belastend. Das Pflegepersonal ist am Limit. Dasselbe gilt aber auch für die Ärzte, mit denen die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert. Man kann das ärztliche Personal jederzeit um Hilfe fragen und fühlt sich in komplexen Situationen nicht alleingelassen. Auffallend ist der Umstand, dass anlässlich der zweiten Covid-19 Welle das Durchschnittsalter der Patienten spürbar