Kompass März | 2022

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Thema

Die Würde des Menschen achten Gemeinwohlökonomie – ein alternatives Wirtschaftsmodell Die Pandemie hat uns klar und deutlich vor Augen geführt, dass nicht der Individualismus, sondern nur Rücksicht auf Mensch und Natur sowie soziale Werte die Gesellschaft tragen können. Ein demokratisches Denken und ein solidarisches Vorgehen sind unabdingbar. T E X T: W E R N E R S T E I N E R

Gespräch statt Marktgeschrei Als KVW wollen wir uns für christli­ che Grundsätze, für demokratische, solidarische und auch ökologische Lebens- und Wirtschaftsformen ein­ setzen. Wenn wir Demokratie als ei­ nen Wert unserer Gesellschaft aner­ kennen, so ist es verwunderlich, dass einige wenige durch lautstarke Auf­ tritte den Frieden zu kippen versu­ chen. Bedenklich ist auch, wenn Ver­ änderungen in der Politik nicht mehr auf demokratischer Basis, sondern nach der Anzahl von Rufern auf öf­ fentlichen Plätzen ausgerichtet wer­ den. Wird wirklich nur gehört, „wer am lautesten schreit“? Als KVW-Lan­ desvorsitzender möchte ich mich die­ ser Form der Kommunikation nicht anschließen und setze weiterhin auf das Gespräch.

FOTO: ZGWB 2022

Die Gemeinwohlökonomie ist ein al­ ternatives Wirtschaftsmodell, das gut in die Grundgedanken des KVW hin­ einpasst. Auch in Südtirol hat sich ein Wirtschaftsmodell entwickelt, das nicht mehr die Bedürfnisse des Men­ schen im Fokus hat. Geld hat in vie­ len Fällen eine zentrale Rolle einge­ nommen und wird zu oft der Würde des Menschen übergeordnet. Als KVW haben wir die Aufgabe, auf die­ se Fehlentwicklung hinzuweisen und Lösungen aufzuzeigen. Gemeinsam müssen wir uns dafür einsetzen, die scheinbare Vormacht des Finanzwe­ sens zu überwinden und finanziell Benachteiligte und Schwächere in das Zentrum unseres Einsatzes rücken. Sozial schwächere Personen benötigen besondere Unterstützung, vor allem auch in schwierigen Zeiten.

fühlen sich der Solidarität verbunden, gleichzeitig aber fällt es immer mehr Menschen schwer, sich einzuordnen. Die Individualität geht vor: Mein Le­ ben, meine persönlichen Werte, mei­ ne Freiheit definiere ich selbst und lasse ich mir von niemandem ein­ schränken. Diese Lebenseinstellung finden wir bei (zu) vielen Mitmen­ schen. Bereits Matthias Claudius sag­ te: „Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem ande­ ren nicht schadet“. Ich bin überzeugt, dass niemand bewusst einen anderen schädigen wird. Was ist aber mit den Schwachen in unserer Gesell­ schaft, mit denen, die nicht mit unseren Maßstäben mithalten können? Und nicht zu verges­ sen unser Konsumverhalten: Massenproduktion geht oft auf Kosten der Schwachen – ist das unsere Welt der Zukunft?

Benachteiligte berücksichtigen Ein wichtiges Anliegen des KVW ist die Solidarität. Viele Gemeinschaften

Umwelt im Fokus Werner Steiner, Landesvorsitzender des KVW

Papst Franziskus ruft in seiner Sozialenzyklika „Laudato sii“

zu einem kritischen Blick auf den Umgang mit unserer Umwelt auf: „Das Leiden der Armen und das Stöhnen der Erde haben ihre gemein­ same Ursache in der Art unseres Wirtschaftens. Es liegt an uns, die vorherrschende Logik des Geldes und der reinen Gewinnmaximierung zu durchschauen und sie abzulösen durch eine andere Art des Wirtschaf­ tens: Wir brauchen ein Wirtschaften, das aufgebaut ist auf den Prinzipien der katholischen Soziallehre …“

Dem Werteverfall entgegentreten Die Gemeinwohlökonomie ist eine gute Alternative. Als KVW setzen wir uns mit neuen Modellen ausei­ nander und leiten ein Mitdenken ein. Christian Felber sagt: „Unsere Marktwirtschaft ist eine Machtwirt­ schaft. Je größer der ,freie Wettbe­ werb‘, desto größer werden die Machtgefälle zwischen den Akteu­ ren und damit die Ungleichheiten und die Kluft zwischen Reich und Arm.“ Wenn Manager ein Vielfa­ ches des Mindestlohnes verdienen, dann ist das nicht Effizienz, son­ dern nur mehr Macht. Dem allgemeinen Werteverfall unse­ rer Gesellschaft müssen wir entschie­ den entgegenwirken. Egoist zu sein ist heute in vielen Fällen ein Beispiel für Erfolg auf der Karriereleiter. Ge­ nauso wird Konkurrenzverhalten oft mit gutem Einsatz gleichgestellt. Da­ durch gerät unser soziales Gefüge ins Wanken. Es bleibt unsere Aufgabe als KVW, dem gegenzusteuern und dafür zu sorgen, dass die Menschlichkeit, ver­ bunden mit Solidarität und demokra­ tischem Denken, ein anerkannter Wert bleibt. K O M PA S S M Ä R Z 2 0 2 2

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