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Die Berlin-Formel: Forsche und entwickle.
Das Heft zum Kreativstandort
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Foto: Mareike Hube
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Hauses,
Foto: Anja Weber
Petra M. Müller
Kirsten Niehuus
inhalt/content Kreativwirtschaft : Do it yourself! S. 4 Kreativwirtschaft in der Hauptstadtregion S. 6 Film S. 10 Kommunikation und Design S. 12 Neuer Content S. 16 Musik S. 18 Zeitschriften und Magazine S. 20 MEDIA S. 22 News S. 26
„Billig plus Mythos“ – im Juli widmete „Die Zeit“ ein eigenes Dossier der Frage, wovon 3,4 Millionen Berliner leben sollten – schließlich habe Berlin nicht nur einen Haufen Schulden, sondern dazu ja auch noch: keine Industrie, trotzdem habe der Sog der Stadt sogar zugenommen. Und das, obwohl Berlin laut der Bundesanstalt für Arbeit die dritthöchste Arbeitslosenquote der Republik und das sechstniedrigste Bruttoinlandprodukt hat. „Mit jeder Milliarde, die Berlin sich mehr verschuldet, so scheint es, fliegen der Stadt weltweit mehr Herzen zu. Ist es die Lust am RuinenChic einer ehemaligen Weltstadt? Ein Riecher für billige Mieten? Oder doch die Ahnung, am richtigen Ort zu sein? Sind die Berlin-Ritter der Neunziger zu ungeduldig gewesen – oder kommt die Berlins Stunde erst noch? Es gibt Leute, die das glauben“, so die „Zeit“. Zu den Gläubigen gehören neben vielen Kreativen, die in der Stadt leben, längst auch Immobilien und Investmentmakler, die der Flair der Kreativen anzieht, der Flair der „digitalen Bohème“, wie sie Holm Friebe in seinem Buch „Wir nennen es Arbeit - Die digitale Bohème oder Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“ bezeichnet. Wie dieses Leben aussehen kann, darüber haben wir mit ihm auch persönlich für die MedienboardNews gesprochen (S.14). Ebenso wie mit Peter Raue, Sebastian Peichl, mit Tom Tykwer und anderen, die sich neuerdings ebenfalls zur kreativen Klasse zählen lassen müssen. Der Begriff ‚Creative Industries’ ist zum Schlagwort in der wirtschafts- und standortpolitischen Debatte in Europa geworden. Denn die Kreativwirtschaft ist eines der Hoffnungsfelder des Strukturwandels im globalen Wettbewerb. Das zumindest legen die Beschäftigungszuwächse in den verschiedenen Kreativbranchen nah. Ob und wie aus dem wirtschaftspolitischen Konzept, zu dessen Kernbranchen Film und Medien gehören, erfolgreiche Wachstumsstrategien für Berlin und für die Hauptstadtregion ableitbar sind, das muss gemeinsam mit den Unternehmen der Berliner Kreativ- und Medienbranche diskutieren werden. Dass Berlin für das Zeitalter einer völlig neuen Arbeitskultur, die Ära der Creative Industries, die besten Voraussetzungen mitbringt, davon jedenfalls berichten zahlreiche Augenzeugen, einige auf den folgenden Seiten. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Dear Friends and colleagues, The leading German newspaper Die Zeit recently devoted an entire dossier to the apparent contradiction embodied by Berlin: on the one hand, the city is in major debt, it has the third highest unemployment rate in Germany, the sixth lowest GDP and no industry to speak of. On the other hand, the city continues to soar in popularity, attracting an extraordinary number of creative young people and tourists each year. Is Berlin poised to burst onto the world scene? Some people would answer that question with a definitive “Yes!” Among the converted are many people working in the creative industries, but also real estate firms and investment bankers, all of whom are attracted by the city’s “digital bohemia,” as author Holm Friebe (see our interview with him on page 14) describes the Berlin scene in his latest book. The creative industries themselves have become a major topic of conversation in Europe, and some see their growth as a bright spot among the many economic challenges facing the continent as a result of global competition. As the contributors and interviewees in this issue will attest, there is no doubt that Berlin fulfils all the prerequisites for this promising new age of creative industries. The question remains, however, as to whether the successful growth strategies used by the creative industries can be applied effectively elsewhere in capital region.
Impressum:
#3 06
MedienboardNews erscheinen zweimonatlich • Herausgeber: Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH • August-Bebel-Str. 26-53 14482 Pot sdam-Babel sberg • Tel. : 0331-743 87 -0, Fax : -99 • E-Mail: info @medienboard.de • www.medienboard.de Geschäf t sführung: Petra M. Müller (V.i.S.d.P.) und Kirsten Niehuus
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editorial
medienboar d Ne w s
Titel RUBRIK
Do it yourself! Der amerikanische Ökonom Michael Burda, Professor an der Humboldt Universität in Berlin, über Creative Industries und einen Königsweg für die Hauptstadtregion 1 Diese These hat Jacobs in einer Zeit „Berlin ist eine unpoetische, sehr wenig mutig vertreten, als das Moderne die bunte, aber sehr wahre Stadt... Will Stadt aufgeben, für nicht mehr zeitgeman wissen, wie diese neue Stadt nun aussieht, so braucht man nur durch eine mäß erklären und die durch Jahrhuneinzige östliche, nördliche, oder südliche derte entstandenen Strukturen zerstören wollte. Jane Jacobs betrachtete die Straße zu gehen, man braucht auch nur Großstadt als einmalige Agglomeratieine einzige Straße zu photographieren, Berlin hat es dem Photographen bequem onen von Macht, Geld und Wohlstand, Bildung, Intelligenz und Kultur, und gemacht... Aber, halt still, horch auf, - am wichtigsten - von Menschen mit sieh Dich um, atme, bewege Dich, hier Talenten und Ausdauer. Aufstrebende, geht etwas vor, es ist eine moderne, hart arbeitende Menschen, die willens junge zukunftsreiche Riesensiedlung! sind, sich dem Stress und den BelasPlötzlich wird auch Dich die Monotonie tungen auszusetzen, sind das Rückgrat ihrer Häuser erschüttern, und Du wirst die Energie, Lebendigkeit und Tapferkeit der größten Metropolen der Welt. Das ist das Kapital der Hauptstadtregion. dieses Menschenschlages hier erkennen, die Vielgestaltigkeit seiner Typen.“ Dieser wissenschaftliche Zwangsoptimismus kann uns munter machen, Dieses Zitat stammt aus der Feder Berlin wird seine Hegemonie doch Alfred Döblins im Jahre 1928, als Bererfolgreich verteidigen. Die intereslins Aktie hoch gehandelt wurde, als die Metropole im Zenit ihres Ansehens, santere Frage ist: Wie wird es daraus hervorgehen? Es geht nicht darum, Reichtums und Einf lusses in der Welt 300-350.000 ALGII –Empfänger zu stand. Damals attestierte Döblin das alimentieren, sondern die zumindest Entscheidende, was die kürzlich verstorbene Städtewissenschaftlerin Jane 350.000-500.000 Leistungsträger der Zukunft in der Stadt zu behalten, um Jacobs – wahrlich die Schutzpatronin der Städteökonomik - immer als Haupt- der Stadt eine nachhaltige, ökonoaugenmerk der Weltgroßstädte nannte: mische Existenz zu sichern. Das sind Menschen, die der US-amerikanische Dort spielt die Musik! Wissenschaftler Richard Florida als 1 Auszüge aus einem Vortrag bei einem Unternehmensdinner „die kreativen Klasse“ bezeichnet, also mit dem Regierrenden Bürgermeister Klaus Wowereit zum jene, die mit Ideen und mit Wissen Thema „Das kreative Berlin“ im Juli 2006
Do it yourself!” American economist Michael Burda, Professor at Humboldt University, on the creative industries in Berlin „Berlin is un-poetic and pale, but it is very real... If you want to know what the city really looks like, you need only to photograph one street. Berlin has made it very easy for photographers... But wait, listen, look around, breathe, something is happening, this is a modern, young, promising city! Suddenly the monotony of the buildings will make you tremble, and you will recognize the energy, life, bravery and variety of these people.“ Alfred Döblin wrote these words in 1928 when Berlin was at the height of its fame, wealth and influence in the world. He
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captured what the eminent urban critic Jane Jacobs called the “soul of great cities” – they are places where you can hear the music playing! Jacobs propounded her theory in an era that had already given up on the city, declaring it out of fashion and destroying structures that had evolved over centuries. Jacobs saw the big city as an unique agglomeration of power, money, prosperity, education, intelligence, culture, and – most importantly – people with talent and endurance. These people work hard under stress and strain, and they are the backbone of all great cities in the world, including Berlin and its surrounding region. We can be quite optimistic about the future of the Berlin-Brandenburg region. One question, however, arises: How will it emerge on top? How will it manage to keep at least
arbeiten. Hiermit wird nicht nur die Kulturwirtschaft, die Medien, die Informationstechnologie und die Kommunikation gemeint, sondern auch die Biotechnologie, die Medizin und Medizintechnik, die Energie- und Umweltwirtschaft, der Tourismus und der ganze Hochschulbereich insgesamt. In der Hauptstadtregion arbeiten 25-33% in den kreativen Industrien, je nach Klassifikation. Im Vergleich zu London, Paris, oder New York mit 40% und mehr sind das immer noch zu wenig. Laut Floridas Forschung sind Städte die selbstverständliche Beheimatung der kreativen Klassen. Und gerade in Berlin, in Deutschlands größter Stadt, muss und wird es um die creative industries gehen. Ich möchte es auch nicht dabei belassen: Diese Krea-
350,000-500,000 young, creative minds in the city in order to secure its long-term economic existence? The American scientist Richard Florida calls these people “the creative class” – those who work with ideas and knowledge in the cultural economy, in media, information technology and communications, but also in biotechnology, medical technology, energy and environmental technology, tourism and universities. In the German capital region, 25-33% people work in creative industries. In comparison to London, Paris and New York with 40% and more, this is still too little. According to Florida, cities are the natural habitat of the creative class. In Berlin, Germany’s biggest city, the focus must be on creative industries. I would argue even further that these creative workers will be
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RUBRIK tiven sind diejenigen, die Berlin zum alten Glanz verhelfen können, der diese Stadt vor einem Jahrhundert so geprägt hat. Denn wie es das London der letzten zwanzig Jahre so deutlich zeigt sind die creative industries auch eine Quelle der Wertschöpfung, der Arbeitsplätze, des Wohlstandes. Die Vergangenheit: Stadt der Immigranten, Stadt der Innovationen Eine Lektion für mich aus der industriellen Geschichte der Hauptstadtregion mündet in folgender Frage: Könnte es sein, dass der heutzutage so häufig verteufelte Wirtschaftsliberalismus im Sinne des laissez-faire doch der richtige Ansatz ist, wenn ein Suchprozess gebraucht wird, um den ökonomischen und intellektuellen Fortschritt voranzutreiben? Ich kann das Gefühl nicht verhehlen, dass die milliardenschwere Wirtschaftsförderung, die gegenwärtig bis hin zur Förderung von vermeintlich „high-tech“ Sektoren in Berlin betrieben wird, eine massive Geldverschwendung ist: Sie leitet das Augenmerk zum Handout, sie stumpft die Anreize ab, sie schafft die falsche Mentalität und Normen über das, was ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht. „Selber machen“ sollte die Devise sein; wie will man mit mehr als 20.000 Kleinunternehmen in den kreativen Sektoren sonst umgehen? Die Zukunft: Stadt der Kreativen? 350-500.000 Erwerbstätige arbeiten in diesen 20.000 Betrieben, davon 18.000 in der Kulturwirtschaft. Der
the ones to help Berlin regain the luster it enjoyed a century ago. As London has shown in the past twenty years, creative industries are a tremendous source of value creation, jobs and prosperity.
Grad der Kreativität ist unterschiedlich, wenn auch immer vorhanden. Für mich hat die heutige Beschäftigung mit „Kreativität“ etwas mit einer noch weiter tragenden Entwicklung zu tun, die Berlin-Brandenburg unbedingt mitmachen muss. Denn die Zukunft der post-industriellen Welt ruht darauf, die Industrie auf die wettbewerbsfähigsten Teile zurückzubauen und die produktiven Kräfte auf dem intellektuellen Spielfeld arbeiten zu lassen. Und das mit einem Blick auf das Ökonomische, versteht sich. Städte sind Motoren der Entwicklung, der Vielfalt, der Innovation. Alfred Marshall hat vor einem Jahrhundert erkannt, dass Städte aufgrund von jenen Vorteilen existieren, die durch Ballung entstehen: 1) dichte Arbeitsmärkte, um leicht neue Mitarbeiter mit hohen Qualifikationen zu finden, 2) belebte Produktmärkte, um neue Produkte auszuprobieren und abzusetzen, und 3) die Nähe zu anderen, komplementären Wirtschaftszweigen. Demnach ist und bleibt Berlin eine Stadt, eine Metropole.
Branche Gesundheit hat in Berlin ganz tiefe Wurzeln. Berlin ist ein beliebter Ort des Tourismus, nicht nur wegen des breiten kulturellen Angebots, sondern auch weil Berlin einen unschlagbaren Erholungswert anbietet. Die Groß- und Kleinmedien haben Berlin schon längst entdeckt, aus Gründen, die der große Ökonom Alfred Marshall hervorgehoben hat. Berlin bietet jungen Menschen günstige Wohnmöglichkeiten und niedrige Lebenskosten an. Berlin-Brandenburg wird in der nicht zu sehr entfernten Zukunft einen höchstmodernen Flughafen besitzen. Eine unbezahlbare Transportinfrastruktur, die aus einem Zeitalter stammt, als es gerade modern war, sie zu benutzen. Und dazu den größten Bahnhof Europas!
Aber es fehlt eine wesentliche Dimension: Die Wirtschaft. In ihrem Buch The Rise and the Decline of Cities definiert Jane Jacobs eine Stadt als „eine Ansiedlung, die dauerhaftes Wachstum von der eigenen lokalen Wirtschaft erzeugt.“ Nach dieser Definition ist Berlin bereits durchgefallen. Jacobs definiert außerdem eine stagnierende Stadt als „eine Berlin besitzt fast alle VoraussetAnsiedlung, die einmal wie eine Stadt zungen für eine creative city. Es gewachsen ist, die aber aufgehört hat.“ genießt den unangefochtenen Status als Kulturmetropole. Die Hauptstadtre- Vor dem zweiten Weltkrieg gab es viel Wachstum, aber seit 1995 gibt es in gion ist die Heimat von vier Universitäten und vielen anderen Hochschulen; Berlin kaum nennenswertes Wachstum mehr! In dieser Zeit fiel Berlin Jahr auch wenn unterfinanziert, bieten für Jahr um 1-2% zurück; nach 10 sie fabelhafte Chancen für Studenten, exotische Fächer mit vielen anderen Fortsetzung auf Seite 24 guten Studenten zu studieren. Die
what makes a successful company, when in fact our motto should be “Do it yourself!“
employees are easy to find, animated markets where new products can be tried out, and the proximity to complementary business fields. Based on these criteria, Berlin will always be a metropolis.
The Future: A City of Creative Minds? 350,000-500,000 people work at 20,000 companies in the creative sector in BerlinThe City’s Past: City of Immigrants, City Brandenburg The current preoccupation Berlin satisfies all the conditions of a creaof Innovation with “creativity” is related to an additional tive city. It enjoys an irrefutable status as The industrial history of the capital region development – one that Berlin-Brandenburg a cultural metropolis. It has four universities and many other colleges, a healthcare leads me to pose the following question: must take part in if it wants to survive in sector with a long and rich tradition, a Is it possible that the often-demonized the post-industrial world. Industry must system of laissez-faire economic liberalism focus all its energy on its most competitive booming tourist industry and a thriving media scene. Indeed, Berlin also has one of is actually the right approach to generating segments and allow productive powers to Marshall’s essential prerequisites – it offers economic and intellectual progress? I can’t flourish – in an economic sense as well young people an affordable place to live shake the feeling that euro-heavy business – on the intellectual playing field. and a high standard of life. And yet, there development agencies are just massive Cities are engines of growth, diversity and is one fundamental dimension missing wastes of money. These agencies focus on innovation. A century ago, the economist handouts, dampening incentive and creaAlfred Marshall recognized that cities thrive – the economy. In her book The Rise and the ting the wrong mentality with respect to Decline of Cities, Jane Jacobs defined a city on urban agglomeration, which includes as “a community that creates long-term dense job markets where highly qualified medienboar d Ne w s
Kreativwirtschaft in Berlin-Brandenburg
Die Berlin-Formel Die kreative Szene sorgt nicht nur für ein gutes Berlin-Image rund um den Globus, sondern auch für kräfitges Wirtschaftswachstum in der Hauptstadtregion
Creative Industries – was ist das? „Produkten“. Was dafür häufig umso mehr fehlt, ist die „„Creative Industries“ oder, auf deutsch, Kultur- oder entsprechende Kapitalstärke, vertriebsorientiertes Kreativwirtschaft – unter diesem Begriff werden Verwertungs-Know-how und Marketing, um nicht nur seit einiger Zeit eine Reihe von Wirtschaftszweigen kreativ-künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich zusammengefasst, in denen Kreativität die wesentliche erfolgreich zu sein. Grundlage für die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen ist: Architektur, Audiovisuelle Medien, Film Kreativwirtschaft, Strukturwandel und Fernsehen, Radio, Kunstmarkt, Darstellende Kunst, und internationaler Wettbewerb Grafik, Mode, Design, Literatur und Verlage, Multimedia, ‚Creative Industries’ ist fast zum Schlagwort in der Software, Spiele, Internet, Museen, Musikwirtschaft wirtschafts- und standortpolitischen Debatte Europas und Werbung etc. Die Produkte der Kreativwirtschaft geworden, scheint die Kreativwirtschaft doch eines sind also weitgehend nicht-materielle Wirtschaftsgüter, der Hoffnungsfelder des Strukturwandels im globalen und die Wertschöpfung basiert vor allem auf geistigem Wettbewerb zu sein. Die Briten waren die Ersten, die Eigentum. die Verschiebung von der klassischen Industrie hin zur Ein Großteil der genannten Branchen rückt durch die Kreativwirtschaft ausriefen. Nachdem die britische Pop Digitalisierung zusammen, Strukturen und VerbreiMusik seit 1996 einen höheren Beitrag zur nationalen tungswege und -möglichkeiten verändern sich mit ihr Zahlungsbilanz geleistet hatte als die Stahlindustrie erheblich. Aus diesem Grund forderte Tessa Jowell, die und 1998 die Spice Girls der größte Exportschlager britische Kulturministerin, bei ihrer Eröffnungsrede Großbritanniens waren, formulierte Chris Smith, erster zur „Creative Economy Conference” im Oktober 2005 in Kulturminister im Kabinett Blair, seine Überlegungen London: „A strong and fair Intellectual Property regime zur Kreativwirtschaft 1998 unter der Überschrift „Creis absolutely fundamental to a thriving, creative ecoative Britain“. Damit legte er den kulturwirtschaftliche nomy. In a digital world it‘s key to our Grundstein von Cool Britannia. future prosperity…“ EU-weit steigen Wertschöpfung und Beschäftigtenzahl Den Kreativbranchen und ihren Standorten mangelt es in den Branchen der Kreativwirtschaft überproportioin aller Regel nicht an innovativen und marktfähigen nal an. Gesamteuropäisch betrug etwa der Umsatz der Creative Industries. What are they? The term “creative industries” (CI) refers to economic sectors in which individual creativity forms the essential basis of production, including architecture, audiovisual media, film, TV, radio, art, graphic design, fashion, design, literature, publishing, multimedia, software, games, Internet, museums, the music industry and advertising. CIs produce mostly non-material goods and their essential value creation is based on intellectual property. Digitalization is currently causing important changes in these industries. In October 2005, in her opening address at the “Creative Economy Conference” in London, Tessa Jowell, Britain’s Culture Secretary, stated: “A strong and fair intellectual property regime is absolutely fundamental to a thriving, creative economy. In a digital world it‘s key to our future prosperity.” The fundamental characteristic of CIs is that they are rich in innovative and marketable “products”
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but lack the capital strength and sales expertise needed to achieve economic success. Creative industries, structural transformation and international competition The term ‘creative industries’ is a key word in the current economic debate in Europe, where they have emerged as a promising field in the structural transformation initiated by global competition. The British were the first to note the shift from traditional to creative industries. In 1996, British pop music made a greater contribution to the national economy than the steel industry, and in 1998, the Spice Girls were the country’s biggest export. In that same year, Chris Smith, Tony Blair’s first Culture Secretary, set out his ideas on CIs in a work entitled “Creative Britain,“ which made the idea of Cool Britannia even more popular. The importance of CIs for growth and job creation has already reached the economic debate at the EU level. Value creation and employment figures in these sectors
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beiden klassischen Schlüsselindustrien Chemie und Automobilproduktion 2002 rund 600 bzw. 550 Milliarden EUR, während die europäische Contentsparte 2005 780 Milliarden EUR bei einem Wachstumsniveau von 7% erwirtschaftete. Auch mit Blick auf den globalen Wettbewerb wird den Creative Industries wachsende Bedeutung für die europäische Ökonomie zugeschrieben: „Wir werden, was die Herstellungskosten in vielen Produktbereichen betrifft, nicht mit Asien konkurrieren können“, skizziert Dieter Gorny, Executive Vice President MTV Europe, die Entwicklung. „Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit müssen neue Wege beschritten werden. Einer ist sicherlich die Unterstützung und Entwicklung der Kreativwirtschaft.“ Das sogenannte ‚kreative Potenzial’ von Berlin Berlin zeigt in fast allen der oben genannten Branchen seit geraumer Zeit signifikantes Wachstum und gilt inzwischen mit Recht als die Kreative Metropole Deutschlands. Auch im internationalen Vergleich wird Berlin als einer der wichtigsten Kreativstandorte gesehen. Hier hat die Hauptstadt ihren Platz in einer Reihe mit London, Paris oder Madrid eingenommen. Die Stärken und damit auch wichtige Bausteine für Image und Profilierung liegen insbesondere in der Film- und Medienwirtschaft, inklusive der Verlage, der Musikwirtschaft, der Werbung, Kommunikation und PR, aber auch Kunst, Mode und Design. Für die Berliner Kreativ- und Medienwirtschaft konstatiert der Mitte 2005 erschienene Kulturwirtschaftsbericht der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen überdurchschnittliches Wachstums- und Beschäftigungspotenzial: Allein die Medienwirtschaft meldet für 2004 ein Umsatzwachstum von 8,7% für Berlin. Vergleicht man die Kennziffern der wichtigen Kompetenzfelder der Berliner Wirtschaft, so stellt die Kreativ- und Medienwirtschaft bereits eine der bedeutenden Branchen der Hauptstadtökonomie dar. Dazu kommen Berlins Stärken im Feld Wissenschaft und Forschung, die in ihrem Standortpotenzial vielleicht noch nicht vollständig erkannt sind und dann das, was der amerikanische Soziologe und Volkswirtschaftler Richard Florida*** den Coolness-Index nennt. Denn nach Florida stehen die Metropolen der Zukunft - und zu denen zählt er auch Berlin - im Wettbewerb um die „Kreativen Klasse“, have increased at a dramatic rate throughout the EU. In 2002, sales in the EU chemical and automobile industries were 600 and 550 billion euro respectively. In comparison, in 2005, Europe’s CIs produced 780 billion euro and featured a growth rate of 7%. CIs are also increasing in importance in terms of global competition. As Dieter Gorny, Executive Vice President MTV Europe, explains: “Production costs in many areas will not allow us compete with Asia, so we must pursue new paths, one of which is most certainly to encourage creative industries.” Creative potential: The media and creative industries in Berlin Berlin’s creative economy has shown tremendous growth for many years. The city is now considered to be Germany’s creative metropolis and one of the most innovative locations in Europe alongside London, Paris and Madrid. Berlin’s strengths lie in the film and media industries, including publishing, music, advertising, communications, PR, art, fashion, design, etc. In 2005, Berlin’s Senate Department for Economics, Labour and Women’s Issues published a Cultural Economy Report that showed above-average growth and job potential in the city’s creative and media industries, see table below. medienboar d Ne w s
RUBRIK Kreativwirtschaft in Berlin-Brandenburg
Kulturwirtschaftsbericht 2005 für Berlin
Die Kultur ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor in Berlin. Das belegt der erste Kulturwirtschaftsbericht für die Hauptstadt, den der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Harald Wolf, und der Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Thomas Flierl, im Mai 2005 vorstellten. Dem Bericht BU-Textdie Kulturwirtschaft in Berlin zu zufolge trägt einem erheblichen Teil zur Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Stadt bei. Über 18.000 zumeist kleine und mittelständische Unternehmen der Kulturwirtschaft erwirtschafteten 2002 einen Umsatz von über 8 Mrd. EUR und erreichten damit einen Anteil von rund 11 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der Berliner Wirtschaft.Die Umsätze der Berliner Kulturwirtschaft erreichen in etwa das Niveau des verarbeitenden Gewerbes. Mehr als 90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten hier. Das entspricht rund acht Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin. Ihre Zahl stieg von 1998 bis 2002 um rund 7%. Die Anzahl der Unternehmen der Berliner Kulturwirtschaft stieg von 1998 bis 2002 um 660 Unternehmen an. Insbesondere die Teilmärkte Software und Telekommunikation (+33%/ + 390 Unternehmen), Presse- und Buchmarkt (+10%/ + 370 Unternehmen), Film- und Fernsehwirtschaft (+4%/+ 70 Unternehmen) sowie die Werbebranche (+9%/ +160 Unternehmen) verzeichneten Unternehmenszuwächse. Der erste Kulturwirtschaftsbericht für Berlin und die Kurzinformation Kulturwirtschaft in Berlin stehen als Download (pdf) unter folgenden Adressen im Internet zur Verfügung: http://www.berlin.de/senwiarbfrau/doku/ wirtschaft/kulturwirtschaft.pdf
The fact that culture plays an very important role in Berlin’s economy was confirmed in May 2005 with the presentation of the city’s first Cultural Economy Report, a common initiative by Harald Wolf, Senator for Economics, Labour and Women’s Issues, and Thomas Flierl, Senator for Science, Research and Culture. In 2002, over 18,000 mostly small and middle-size culturallyoriented businesses produced sales of over 8 million euro. This represents an 11% share of Berlin’s total GDP. More than 90,000 people are employed in the sector, which is 8% of the total number of people employed in Berlin. From 1998 to 2002, the size of the workforce in the field grew by approximately 7%. From 1998 to 2002, the number of companies in Berlin’s cultural economy rose by 660. Growth occurred particularly in the fields of software and telecommunications (+33% / 390 companies), information and publishing (+10% / 370 companies), film and TV (+4% / 70 companies) as well as in the advertising industry (+9%/ +160 companies). For further information see URL above.
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Kreativwirtschaft in Zahlen* Anzahl Unternehmen Buch und Presse 3.966 TV- und Filmwirtschaft 1.688 Kunstmarkt 4.681 Software/Telekommunikation 1.569 Musikwirtschaft 1.134 Werbung 1.843 Architektur/kulturelles Erbe 2.886 Darstellende Kunst 806 Kulturwirtschaft 18.573
Umsatz in T Euro 1.884.778 1.383.600 1.320.930 1.145.226 971.912 654.206 510.465 232.737 8.103.854
Anzahl Beschäftigte 19.809 13.140 14.210 18.430 5.688 6.354 7.318 5.390 90.339
die ihre Standorte nach der Formel „Tech- entstehen immer neue Schnittfelder. nology, Talent and Tolerance“ auswählten. Darüber hinaus sind wichtige Maßnahmen zur Ausschöpfung des StandortKonzepte für die potenzials im Feld Kreativwirtschaft Standortentwicklung bereits eingeleitet, wie die Erstellung Dass die Kreativwirtschaft in ihrer eines Kulturwirtschaftsberichts, der engen Verwebung mit der MedienwirtStart der Kulturwirtschaftsinitiative schaft eine besondere Rolle für Berlin von Wirtschafts- und Kultursenator, die und die Hauptstadtregion spielt, wird Ausrichtung der Kompetenzteams in der kaum jemand in Frage stellen. Ob und Landesbank und den Wirtschaftsfördewie aus dem Branchenkonzept der Krerungen. Die IHK hat neben dem Mediativwirtschaft spezifische erfolgreiche enausschuss ein eigenes Branchenfeld Wachstumsstrategien für Berlin und die „Medien- und Kulturwirtschaft“ eingeHauptstadtregion ableitbar sind, das ist richtet. eine der Fragen, die gemeinsam mit den Im nächsten Schritt geht es darum, im Unternehmen der Berliner Kreativ- und Austausch mit den Unternehmen und Medienbranche zu diskutieren sind. Unternehmern der Kreativwirtschaft Für die Medienwirtschaft hat Berlin, Strategien zum weiteren Ausbau des Kregemeinsam mit Brandenburg, das ativstandortes Berlin zu entwickeln. Medienboard als die zentrale AnlaufDie rein finanzielle öffentliche (Wirtstelle geschaffen. Hier fließen Projektschafts-) Förderung auszubauen, das hat förderung und Standortentwicklung bzw. schon Chris Smith 1998 in seiner EinStandortmarketing zusammen. Das ist leitung zu „Creative Britain“ abgelehnt: ein wichtiger Faktor auch für den Krea- „There will never be an open governmentivstandort im weiteren Sinne, denn die tal chequebook, nor should there be.“ Medien sind Kernbranchen der KreativUnd darum kann es gerade in Berlin wirtschaft, und mit der Digitalisierung nicht gehen. Wichtig ist vielmehr,
In 2004, the media industry alone reported an increase in sales of 8.7% in Berlin. The creative and media industries already represent one of the Berlin economy’s most important sectors. One must also consider Berlin’s potential in the science and research sectors, as well as the socalled “Coolness Index,” a term coined by the American sociologist Richard Florida,*** according to which the metropolises of the future will compete for the “creative classes” based on the three living and working criteria of “technology, talent and tolerance.” Business location development strategies in Berlin and the capital region The creative and media industries play an undisputedly important role in Berlin and
the capital region. Companies in the creative economy must now work together to determine whether their business concepts offer specific successful growth strategies for the entire region. The Medienboard is the central agency serving the needs of the media industry in the Berlin and Brandenburg region. The Medienboard performs an essential interdisciplinary function in the creative economy, especially in an age where increasing digitalization leads to the interlinking of different creative sectors. A number of other measures designed to exhaust the region’s creative economic potential have already been introduced: · the publication of the Cultural Economy Report
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RUBRIK + ein Bewusstsein für die Bedeutung der Kreativwirtschaft zu schaffen, + die Branchen und ihre Unternehmen zu vernetzen + die Rahmenbedingungen zu verbessern, die existierenden Förderinstrumente zu überprüfen und an die Notwendigkeiten kleinerer Unternehmen anzupassen, + Existenzgründer noch intensiver zu beraten, + das Thema „Kreativwirtschaft in Marketing und Kommunikation zu verankern,
+ entsprechende (medien-) politische Positionen zu entwickeln, + und im europäischen Diskurs präsent zu sein. All das kann in Zusammenarbeit der Standortpartner in Politik und Vertretung und im Rahmen der vorhandenen Ressourcen geleistet werden. Und all das wird Berlin-Brandenburg weiter in den kreativen Mittelpunkt Fokus Europas rücken. * basierend auf den Zahlen des Statistischen Landesamtes 2002 ** Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen Berlin 2004 *** Richard Florida: Cities an the Creative Class , New York 2005
Der Ökonom Michael Porter über das Wachstum der Kreativwirtschaft Nach dem amerikanischen Ökonom Michael Porter sind für das Wachstum der Kreativwirtschaft Maßnahmen in den folgenden vier Dimensionen wesentlich: 1 Wachstumsstrategie • Maßnahmen zur Professionalisierung der Geschäftstätigkeit, • verbesserter Zugang zu externen Finanzierungsquellen, • ausgeweitete Innovationsförderung, • Know-how-Transfer für urheberrechtsbasierte Verwertungsstrategien, • und verbesserte Informationen über existierende Beratungs- und Fördermöglichkeiten. 2 Internationalisierung • Auslandspräsenz erhöhen, • bestehende Informations- und Unterstützungsangebote für CIs zugänglich machen, • Integration in internationale Vertriebssysteme fördern. 3 Clusterorientierung • Entwicklung von clusterspezifischen Strategien, • die Förderung von sektorspezifischen Plattformen, • und die Schließung noch bestehender Ausbildungslücken. 4 Governancestrukturen entwickeln • die Kooperation zwischen Wirtschafts- und Kulturressorts ausbauen, • dem Image die CI-Dimension hinzufügen, • eine abgestimmte Vorgehensweise der Institutionen erzielen.
· the creation of a cultural economy initiative by Berlin’s Senator for Economics and Culture · the creation of expert teams at Berlin’s State Bank and business development agency · the “Media and Cultural Economy” and “Media Committee” sections at the Chamber of Commerce and Industry The next step is to develop strategies for the further development of Berlin as a location for creative business. In his 1998 book, Chris Smith rejected the pursuit of purely financial development mechanisms, stating: “There will never be an open governmental chequebook, nor should there be.” The situation in Berlin is no different, and yet the following measures should be
The American economist Michael Porter: 1 Growth Strategy ·professionalization of business activities ·improved access to external financing sources ·expanded support for innovation ·expertise transfer on intellectual property strategies ·improved information on existing forms of consulting and financial support 2 Internationalization ·increased presence on the international scene ·increased accessibility of CIs to existing information and support mechanisms ·integration into international sales and distribution systems 3 Cluster Orientation ·development of cluster-specific strategies ·support for sector-specific platforms ·closure of any education gaps
Weiterführende Publikationen Literatur: + Chris Smith: Creative Britain. The Rt Hon Chris Smith, MP, London 1998; + Richard Florida: The Rise of the Creative Class, New York 2002; + Richard Florida: The Flight of the Creative Class. The New Global Competition for Talent, New York 2005 + Richard Florida: Cities and the Creative Class, New York 2005. Studien: + Untersuchung des ökonomischen Potenzials der “Creative Industries” in Wien. Wien 2004; + Creativity. London’s Core Business. Mayor of London, London 2002; + Kulturwirtschaftsbericht Berlin 2005. Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Berlin 2005. Konferenzen: + Creative Economy Conference. London, 05.–06.10.2005; + „Content als Wettbewerbsfaktor – Stärkung der europäischen Kreativwirtschaft im Licht der i2010-Strategie“, Wien, 02.-03.03.2006 Websites: www.creativeindustries.at www.creativelondon.org.uk www.creativeclusters.com www.create-berlin.de www.departure.at
4 Developing Structures of Governance
·expansion of cooperation between business and culture ·inclusion of the creative industries in the overall business image
pursued in cooperation with political and administrative officials: · increasing awareness of the importance of creative industries · the interlinking of sectors and their companies · the improvement of overall business conditions and the examination of existing support mechanisms · their adjustment to the needs of smaller companies · more effective consulting for founders and start-ups · integrating the concept of CIs in marketing and communications · the development of influence at the political level · presence in the European discourse.
EU-Förderung für Kultur und Medien Die EU unterstützt die kulturelle Vielfalt und Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Medienindustrie im Rahmen unterschiedlicher Fördermaßnahmen. Eine Vielzahl von Förderprogrammen, insbesondere in den Bereichen kulturelle Aktivitäten, Bildung und AV-Medien, wie beispielsweise Kultur 2000, das MEDIA Programm und Eurimages werden über die Education, Audiovisual and Culture Executive Agency in Brüssel koordiniert. Informationen zu weiteren Förderprogrammen, Antragsformularen und Fristen sind erhältlich unter: http://eacea.ec.europa.eu. Zusätzlich bietet die Datenbank des European Audiovisual Observatory einen vollständigen Überblick über nationale und europäische Förderprogramme in den Bereichen Kultur, AVMedien, Neue Technologien etc: http://korda.obs.coe.int
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Film Medien, durch das Internet und durch bestimmte neue Zugangsformen zur Arbeit einen eigenen Stil erarbeitet hat. Ganze Entstehungsprozesse haben sich verändert.
Eine gute Idee ist eine gute Idee Regisseur Tom Tykwer machte das neue Berlin mit seinem Film „Lola rennt“ weltbekannt. Hier spricht er über Ideen, Kreativität und darüber, was das mit Berlin zu tun haben könnte.
Herr Tykwer, welche Bedeutung hat für Sie der Begriff „Kreative Klasse“, der alle Berufe der verschiedenen Kreativbereiche zusammenfasst: Architektur, Film, Kunst, Mode, Design, Musik, Neue Medien? Mit dem Klassenbegriff tue ich mich in diesem Zusammenhang etwas schwer. Aber es ist nicht zu übersehen, dass sich etwas Neues entwickelt, was man meinetwegen auch als Klasse bezeichnen kann: eine Arbeitskultur, die selbst von Kultur gespeist ist, deren Membran die Medien sind und die sich durch die Digitalisierung, durch die Neuen
Konkret? Der digitale Bildträger, die Digitalisierung der Schnittplätze, die gesamte Postproduktion – die neuen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters haben einen völlig neuen Denkraum geschaffen. Gleichzeitig hat für mich der Urgedanke von Kreativität mit all dem relativ wenig zu tun. Eine gute Idee ist eine gute Idee. Ich glaube an die Urkraft einer kulturellen Inspiration, die völlig unabhängig von ihrem Ausdrucksmedium erst mal da ist und sich dann ihr Medium sucht. Mehr Möglichkeiten sorgen nicht immer unbedingt auch für mehr Ideen. Am Ende ist die Qualität der Ideen das Entscheidende, nicht die Qualität der Möglichkeiten. (Wie) kann man das Entstehen von Ideen steigern oder fördern? Herrschen in Berlin dafür schon ideale Voraussetzungen? In Berlin hat sich eine Menge an Know-how angesammelt. Nicht zuletzt, weil hier, wie es scheint, ein Epizentrum Deutschlands, vielleicht auch Europas heranwächst, was gerade auch im Film maßgeblich mitredet. Zugleich haben wir in Deutschland verschiedene Zentren. Das beugt kultureller Einförmigkeit, Verkrustung und Vetternwirtschaft vor. In Paris entsteht eine unglaublich machtvolle Dynamik dadurch, dass einfach alle da sind, die zum Beispiel mit Film etwas zu tun haben. Insofern glaube ich,
„Keine andere deutsche Stadt vereint die Spannung aus ihren Gegensätzen und Extremen - und ihren immer leeren Kassen - zu so unendlicher Kreativität. Egal, welche Sicht man als Künstler auf das Leben zeigen möchte - Berlin ist der Spiegel dafür“.
Mr. Tykwer, how important is the defiA good idea is a good idea. nition of a “creative class” for you as a I believe in the power of filmmaker? cultural inspiration indeThe “creative class” is not my favorite con- pendent from its medium cept in this context. But it’s true that some- of expression. The quality thing new is emerging, something similar of the idea is what counts. to a “class” – a new approach to work that Nadja Uhl | Schauspielerin How can we increase and is sustained and nurtured by culture, one support the creation of that uses new media, digitalization and ideas? Does Berlin already the Internet to develop its own style. The boards so that films are made all over the offer good conditions? entire process of creative development has country and not just always in Berlin. This Berlin has become a center of cinemachanged. interaction keeps the industry vibrant and tic expertise and know-how. The city is alive. Can you give me a concrete example? emerging as an epicenter in Germany, Does the focus on creative industries Digital images, the digitalization of editing, maybe even in Europe. At the same time, the entire post-production process. The Germany has many different centers, which reflect a sustainable business model for the future? digital age has created entirely new areas prevents cultural monotony and nepotism. Berlin’s most important infrastructure of thought. I believe that Berlin should continue to consists of the intellectual, artistic and Still, as far as I’m concerned, the idea of pursue a fruitful exchange with the other creative fields. The city should encourage creativity has very little to do with all that. German states and their respective film 10
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dass Berlin das Zentrum sein sollte, zu dem es sich jetzt gerade entwickelt – in einer Situation, in der aber weiterhin ein fruchtbarer Austausch zwischen den Ländern und den Förderungen stattfindet, der unter anderem dazu führt, das querbeet im Land gedreht wird und nicht nur in Berlin. Das sorgt für Vitalität Halten Sie die Fokussierung auf die Kreativwirtschaft für ein tragfähiges Wirtschaftsmodell? Bezogen auf Berlin ist das natürlich DIE herausragende Infrastruktur, die wir haben: die intellektuelle, die künstlerische, die gestalterisch-kreative. Diesen Acker muss man nutzen. Es schmeckt mir allerdings nicht, dass die Motivation, Kreativleistungen als Arbeit anzuerkennen, primär der Wettbewerbsgedanke ist. –Aber da ich mich damit abfinden muss, dass die Welt nun mal wettbewerbsorientiert ist, ist es natürlich in Bezug auf Berlin zukunftsweisend. Man hört und liest, gerade im Ausland gelte Berlin als hip, als Kreativpool, es herrsche ein regelrechter Hype. Sie sind viel im Ausland. Profitiert die Stadt bereits von so was wie einer Marke Berlin? Man kann es so sagen: Die Stadt selbst hat einen großen Sympathie- und Neugier-Bonus. Die Leute haben das Gefühl, da ist ein kulturelles und intellektuelles Energiekraftfeld, das ausstrahlt und einen auch ansteckt. Ein gewisses magisches Potenzial, wie es vielleicht sonst nur auf New York projiziert wird. Das spürt man im Austhis to the greatest extent possible. Even though I don’t necessarily think that the concepts of competition and commercial success should be linked to the creative process, I do think that creative industries are the future of Berlin. Berlin is considered quite hip overseas. Based on your travels, would you say that the city already profits from the Berlin “brand name”? People abroad are very curious about Berlin. For them, the city seems to exude an addictive cultural and intellectual energy that very few other cities enjoy. People see Berlin as having great potential, as if someday it will be essential to the world’s cultural development – or maybe it already is. In terms of the film industry, Berlin would have to produce at least three
Diesen Acker muss man nutzen
Mehr als 300 Filme werden jedes Jahr in der Hauptstadtregion produziert. Die Film- und TV-Wirtschaft hat 13.000 Beschäftige und einen Anteil von 1,1 Mrd. Euro am Umsatz der gesamten Medienwirtschaft. 1.400 Unternehmen produzieren ein Viertel aller deutschen Film- und Fernsehproduktionen. Ein Großteil der Filme, die das Neue deutsche Kino ausmachen, ist hier entstanden, darunter aktuell „Das Leben der Anderen“, „Sommer vorm Balkon“, ebenso wie die Erfolgsfilme »Alles auf Zucker«, »Rhythm Is It!«, die ost-west-Komödie »Good bye, Lenin!«, die allein in Deutschland weit über 6 Mio. Zuschauer sahen, und die in zahlreichen anderen Ländern der Welt ebenfalls erfolgreich lief, sowie »Die fetten Jahre sind vorbei«, erster deutscher Cannes-Teilnehmer in Wettbewerb nach elf Jahren. Drei der Berlinale-Wettbewerbsteilnehmer 2005 und fünf in 2006 waren von Berlin-Brandenburger Filmschaffenden oder sind mit ihrer Mitwirkung produziert worden. Auch zahlreiche internationale Koproduktionen entstanden in den letzten Jahren in der Region, hier vor allem im Kooperation mit Studio Babelsberg: Hollywood-Regisseur Paul Verhoevens aktueller Film „Black Book“, gerade nach Venedig in den diesjährigen Wettbewerb eingeladen, die britisch-deutsche Koproduktion »V for Vendetta« mit Natalie Portman, gerade auch in den deutschen Kinos zu sehen, »Aeon Flux« mit Oscar-Preisträgerin Charlize Theron in der Hauptrolle, »The Constant Gardener« mit Ralph Fiennes, »Flightplan« mit Jodie Foster, »The Bourne Supremacy« oder Polanskis Welterfolg »The Pianist«. More than 300 films are produced in the capital region each year. The film and TV industry has a workforce of 13,000 and produces 1.1 billion sales annually. Over 1,400 companies produce one quarter of all German film and TV and productions, many of which fall under the “new German cinema” category including “Das Leben der Anderen,” “Sommer vorm Balkon,” “Alles auf Zucker,” “Rhythm is it” and “Good bye, Lenin,“ all of which were national and international hits. Many international co-productions were produced in the region as well, mostly in cooperation with Studio Babelsberg, including Paul Verhoeven’s “Black Book,” “V for Vendetta,” “Aeon Flux,” “The Constant Gardener,” “Flightplan,” “The Bourne Supremacy” and “The Pianist.”
land im Augenblick eigentlich überall, wo man hinkommt. Berlin wird ernstgenommen, strukturell wie politisch als ein Potenzial, das möglicherweise einmal wirklich relevant sein wird für die kulturelle Entwicklung in der Welt – oder sogar jetzt schon ist. Im Kino müssten es vielleicht mal wenigstens drei Filme im Jahr sein, die internationale Aufmerksamkeit bekommen, damit der Lockruf lauter wird, in Berlin zu investieren und hier in Pro-
jekten zusammenzuarbeiten. Das Ziel muss sein, die Kreativen nach Berlin zu holen, um neue Projekte hier zu gestalten. Damit nicht einfach das Geld aus der Stadt gezogen wird. Ich arbeite hart daran. Ich habe ein Projekt, eine deutsch-amerikanische Koproduktion, die, wenn alles so klappt, in Berlin realisiert werden wird. Vielen Dank für das Gespräch! Interview: Sigrid Herrenbrück
»Die Region ist ein Magnet für Kreative. Die Location wird immer beliebter und die Stadt hat genügend Platz, Künstler können hier leben, und die Subkultur durchzieht die Hauptstadtregion wie ein Myzel. Dazu ein vielschichtiges und kritisches Publikum, das sind die besten Voraussetzungen für eines der größten Filmfestivals der Welt: die Internationalen Filmfestspiele Berlin. Hier wird Berlin jedes Jahr zwei Wochen lang zur Hauptdarstellerin.« The entire region is a magnet for young and creative talent. The city is becoming more popular every day, partly because it has plenty of room for all. Artists can actually thrive here and take advantage of the booming subculture. The capital region also has a multifaceted and critical public that makes an excellent backdrop for one of the largest film festivals in the world: the Berlin International Film Festival. Once a year for two weeks, the city itself becomes the leading lady.« Dieter Kosslick | Intendant Internationale Filmfestspiele Berlin | www.berlinale.de
internationally acknowledged films per year to attract more global investment and involvement. Our goal should be to attract creative talent to Berlin. This way,
the money isn’t just sucked out of the city. For example, I’m currently working on a German-American project that, if all goes well, will be produced in Berlin. medienboar d Ne w s
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Kommunikation und Design
Die digitale Bohème
Holm Friebe von der Zentralen Intelligenz Agentur über intelligentes Leben jenseits der Festanstellung
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Die ZIA: Philipp Albers, Holm Friebe, Kathrin Passig, Jörn Morisse.
Eine kleine Berliner Agentur bekommt an auf konventionelle Strukturen und momentan ein bundesweites PresHierarchien verzichtet. Stattdessen seecho, von dem viele andere nur träu- gestaltete man ein Firmenmodell „von men können. Die „Zentrale Intelligenz dem man alles weglässt, was eine Firma Agentur“, kurz ZIA, wird dabei nicht nicht braucht“, erläutert Volkswirt nur mit dem Grimme-Online Award, Holm Friebe einen wichtigen Bestandsondern auch mit dem renomierten teil seiner Vision. Zum Beispiel liegt Ingeborg Bachmann Preis in Verbindas Hauptquartier der ZIA im Internet dung gebracht. Wie kaum ein anderes und nicht in teuren Büroräumen. Die aktuelles Firmenmodell zeigt die vor Webentwicklerin Kathrin Passig, eine gut 5 Jahren ins Leben gerufene Agen- weitere „Agentin“ der ZIA, konzitur die vielfältigen Möglichkeiten der pierte zu diesem Zweck eine virtuelle kreativen Branchen in der Region. Plattform, die gewissermassen das Holm Friebe und die anderen Köpfe der Gehirn der Agentur darstellt. Hier ZIA taten sich 2001 angesichts einer werden die einzelnen Projekte erarbeiallgemeinen Verzweiflung über das tet und abgespeichert, was u. a. auch Lebensmodell „Festanstellung“ zusamdie Partizipation von Mitarbeitern aus men und schufen erst zum Spass und Toronto oder Peking ermöglicht. Ein dann schnell im Ernst die Voraussetpopulärer Ableger dieses „Intranets“ zungen für die Firma ihrer Wünsche. ist der kürzlich mit dem GrimmeZunächst als Agentur für Jounalisten Online Award ausgezeichete Weblog gedacht, wechselte das Arbeitsfeld „Riesenmaschine“. Diese ursprünglich gleitend zwischen PR-Tätigkeiten, als reine Ideenhalde gedachte SammTrendforschung und dem Initiieren lung anekdotenhafter Berichte über verschiedener Veranstaltungsformen. merkwürdige Konsumgüter, Trends und Die Anpassung an die jeweils neuen Berlin erreicht mittlerweile mit ihrem Projektanforderungen gelang spielend, subtilen Witz über 12000 Leser. denn bei der ZIA wurde von Anfang
Anhand des äußerst erfolgreichen Zufallsprodukts „Riesenmaschine“ ist die Vorgehensweise der ZIA anschaulich nachzuvollziehen: Man entwickelt etwas, was es den eigenen Vorstellungen nach schon längst geben sollte und ignoriert dabei zunächst konsequent den wirtschaftlichen Nutzen. Nur so ist es möglich, jenseits der festgefahrenen Obligationen des Markts zu funktionieren. Durch das Selbstbewußtsein der ZIA, ihr Know-How und ihre Umtriebigkeit generiert sich der Erfolg dann gewissermaßen als Nebeneffekt. Diese vorläufig unrentable Orientierung ist nicht überall auf der Welt denkbar. Hier sieht Friebe einen klaren Vorteil von Berlin, da die dortigen Lebenshaltungskosten niemals zu übereilten Erfolgskonzepten zwingen. Nicht umsonst trägt das von ihm als Co-Autor verfasste Buch „Wir nennen es Arbeit“ den Untertitel „ Die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“. Hierbei macht Friebe keinen Hehl daraus, dass das vielfach gescholtene „Laissez-faire“ der Hauptstadt einen positiven Reiz auf ihn und
The Digital Bohemia demands of each new project. “We did away A small Berlin agency, the “Zentrale with everything a company doesn’t need,“ Intelligenz Agentur” (Central Intelligence explains Friebe. The ZIA’s main headquarters, Agency) or “ZIA”, has recently received for example, are housed on the Internet and several prominent awards and is currently not in expensive offices. Kathrin Passig, a enjoying a tremendous level of nationwide web designer and one of ZIA’s “agents,” interest. Founded five years ago, its approach created an online virtual platform designed to business now represents one of the most to represent the “brain” of the company and innovative company models in the region’s to allow for cooperation with colleagues in creative industry. – In 2001, Holm Friebe and Toronto and Peking. A popular segment of this his colleagues formed the ZIA as a result of “Intranet” is a weblog called “Riesenmaschine” their general disillusionment with the idea which recently received the Grimme Online of “regular employment.” Initially conceived Award. Originally conceived as a “depository as a journalistic agency, their activities soon of ideas”, the subtle wit of this weblog has in ranged from PR work to trend research and the meantime reached over 12,000 readers. event format development. What started out as a lark quickly became a serious endeaThe immensely successful “Riesenmaschine” vour. The ZIA business model disposed of is an excellent example of the ZIA’s innovative any conventional hierarchies and structures approach. ZIA agents use their know-how, selfand allowed them to easily adjust to the confidence and enthusiasm to develop some-
thing they believe should have been created long before, while all the while ignoring any potential commercial goals. The ZIA functions beyond the fixed obligations of the market and generates its own success as a side effect.
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Friebe sees the low cost of life in Berlin as having a clear advantage. In his co-authored book “We call it work - The digital bohemia or intelligent life beyond permanent employment,” Friebe is quite clear about the fact that Berlin’s much-lauded “laissez-faire” attitude continues to have a positive effect on him and his colleagues. Kathrin Passig was awarded this year’s Ingeborg Bachmann Prize for literature for her text “Sie befinden sich hier” (You Are Here), which shows that the ZIA and Berlin continue to enrich cultural life far beyond the capital. With a well-engineered vision, anything and everything is possible.
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Copyright: ZIA / Jan Bölsche.
Kommunikation und Design
ART + COM-Vorstand Sebastian Peichl über die Notwendigkeit, Berlins Image als Kreativmetropole konsequent auszubauen Sebastian Peichl
seine Mitstreiter ausübt. – Diese regionale Besonderheit machte man sich auch bei Veranstaltungen wie den gut besuchten „Berlin Bunny Lectures“ zu Nutze, einer Mischung aus Talksendung und wissenschaftlichem Symposion, die jeweiligen Teilnehmer kamen aus dem grossen Pool der ansässigen Intelligenzia. Maßgeblich bei diesen Unternehmungen ist immer ein hohes Maß an Unkonventionalität und geistiger Beweglichkeit. Dass diese mittlerweile bis weit über die Grenzen von Berlin hinaus eine kulturelle Bereicherung darstellt, zeigt sich darin, dass Kathrin Passig, eine der Hauptinitiatoren der ZIA, mit ihrem Text „Sie befinden sich hier“ den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis davongetragen hat. Mit einer ausgereiften Vision lässt sich eben so mancher Plan erfüllen. Martin Riemann
Abb.: Plakat des DESIGNMAI 2006 | www.designmai.de
Creative City
Jetzt oder nie
Welche Bedeutung haben die Kreativen für die Kommunikationsbranche in Berlin-Brandenburg zur Zeit? Sind Sie bereits ein Wirtschaftsfaktor? Die so genannten „Kreativen“ haben seit langem eine große Bedeutung. Ich kann hier als Vertreter der Design-Branche sprechen. Wenn wir bedenken, dass in unserem Bereich 6.300 Unternehmen mit über 10.400 festen Beschäftigten jährlich rund 1,4 Mrd. Euro Umsatzvolumen erwirtschaften, dann ist das durchaus ein ernst zu nehmender Faktor. (Vor dem Hintergrund des steigenden Stellenabbaus in Industriebetrieben wird die Kreativwirtschaft künftig eine noch größere Rolle spielen.) Ist die Fokussierung auf die „Kreativmetropole Berlin-Brandenburg“ aus Business-Sicht ein tragfähiges Modell für die Zukunft? Zweifelsohne. Sonst wären wir mit unserer Design Agentur längst woanders. Es gibt keinen besseren Ort in Deutschland als Berlin – und hier steckt noch sehr viel Potential drin. Nicht umsonst haben wir dieses Jahr von der UNESCO den Titel „Stadt des Designs“ verliehen bekommen. Jetzt oder nie müssen wir beginnen, dieses Image als „Kreativmetropole“ konsequent auszubauen. Die Film-, Medienund Musikwirtschaft hat hier gute Arbeit geleistet. Wir Designer hinken noch ein wenig hinterher. Wie können künftige Verwertungsmodelle im Bereich Design/Kommunikation aussehen, um kreativ-künstlerisch ebenso wie wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Hier sehe ich in der Tat Handlungsbedarf. Um das Manko an der Schnittstelle zwischen Kreation und Ökonomie zu beheben, haben wir mit 16 Unternehmen das Designnetzwerk „Create Berlin“ gegründet. Unser Ziel ist es, Verständnis für Kreativarbeit im Wirtschaftssektor zu stärken, Vermarktungschancen von Designern zu erhöhen und dabei zu helfen, neue Märkte zu erschließen.
Im November 2005 hat die UNESCO Berlin als erste europäische Stadt in das globale Netzwerk der kreativen Städte «Creative Cities» aufgenommen. Die Berliner Designbranche setzt nach Angaben des Berliner Senats zur Zeit jährlich 1,4 Milliarden Euro um und hat – «das stärkste Design-Cluster in Europa». Zum Trendsetting tragen auch über 2.000 Kommunikationsagenturen bei, darunter 10 der 20 größten deutschen Werbeagenturen wie DDB Worldwide, Publicis, TBWA, Scholz & Friends, Jung von Matt/Spree. In Berlin sitzt der Art Directors Club für Deutschland ADC. Vier künstlerische Hochschulen und zahlreiche privat getragene Ausbildungsinstitutionen bieten zudem ein breites Spektrum an designorientierten Studienfächern. Rund 6.500 Studierende zählen die Fächer Mode-, Produkt-, und Kommunikationsdesign, Architektur, Fotografie und Bildende Kunst.
In November 2005, Berlin became the first European city to be honored by UNESCO with membership in its global network of “Creative Cities.” With 1.4 billion euro in sales, a workforce of 10,400 and more than 6,300 companies, Berlin’s design industry is “the strongest design cluster in Europe.” Over 2,000 communications agencies are active in the capital including 10 of Germany’s top 20 such as DDB Worldwide, Publicis, TBWA, Scholz & Friends and Jung von Matt/Spree. Berlin is home to Germany’s Art Directors Club (ADC) and also has four leading art schools and several private design academies. Approximately 6,500 students are currently studying fashion, product and communication design, architecture, photography and the fine arts.
How important are creative artists for the communications industry in Berlin-Brandenburg at the moment? Are they already a business factor in the region? The so-called “creatives” play a significant role – they always have. In the design industry, we currently have 6,300 companies with over 10,400 employees producing annual sales of 1.4 billion euro. Creative industries will continue to play a big role in the future. Does the focus on Berlin as a “creative metropolis“ represent a sustainable business model for the future? Definitely. Berlin is the top cultural location in Germany – that’s why we’re here. But the city’s potential as a “creative metropolis” should be developed even further, especially after UNESCO designated it a “City of Design.” The film, media and music industries have already done a fantastic job. Now it’s time for us designers to step up to the plate. What business models can the design and communications industries use to achieve creative and commercial success? The goal of our recently founded “Create Berlin“ design network is exactly this – to strengthen understanding for creative work in the commercial sector, to increase the marketing opportunities for designers and to help access new markets.
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Kunstausstellungen
„Rohstoffarm und meerfern“
Das stimmt. Wir haben uns allerdings gar nicht beworben, die Idee kam vom Museum selbst. Berlin ist die Stadt in Europa, die Berlin erlebt 2007 einegroße Ausstellung des Metropolitan Museums heute für ein solches Ereignis prädestiniert New York mit französischer Kunst des 19. Jahrhunderts. ist. Die Stadt hat mit der Neuen NationalAnwalt Prof. Dr. Peter Raue darüber, warum heute in Europa sein galerie von Mies van der Rohe das schönste neuestes Großprojekt nur in der deutschen Hauptstadt geht. Museum, ein neugieriges aufgeschlossenes Publikum und ist eine neue Metropole. Sind sich die Berliner der neuen Bedeutung ihrer Stadt schon immer bewusst? Der Berliner Anwalt Prof. Dr. Peter Raue, und mir ist klar, dass die MetropolitanIch weiß es nicht. Die MoMA-Ausstellung zugleich Vorsitzender des Vereins der Ausstellung sofort zu einem „zweiten ist übrigens kaum von den Berlinern Freunde der Neuen Nationalgalerie, hatte MoMa“ gemacht wird. Das ist sie natürbesucht worden. Von 1,2 Mio. Besuchern, 2004 die überaus erfolgreiche MoMA- Auslich nicht, denn sie beleuchtet eine ganz kamen nur 300.000 aus Berlin. Andererstellung nach Berlin gebracht und für andere Zeit und dauert nur vier statt seits haben auch diejenigen, die nicht in legendäre Besucherschlangen gesorgt. Im sieben Monate. Aber dennoch stößt die der Ausstellung waren, gemerkt, welche kommenden Jahr sind vom 30. Mai bis zum Ausstellung schon jetzt auf eine enorme Bedeutung sie für die Stadt und das Land 7. Oktober Werke des New Yorker Metropoli- Neugier. Wir hatten in acht Tagen seit hatte. tan Museums in der Neuen Nationalgalerie Bekanntgabe des Ausstellungsvorhabens Sie haben das Kulturleben von Berlin zu sehen. Berlin ist die einzige europäschon 900 Anfragen für Sonderfühseit Jahrzehnten begleitet. Hat sich ische Stadt, in der die Ausstellung gezeigt rungen, obwohl der genaue Termin noch das Image der Stadt auch internatiowird: Highlights der französischen Kunst gar nicht feststand. Ich bin ein Berlinnal geändert? des 19. Jahrhunderts, u.a. Gemälde von Fanatiker und glaube, dass Berlin BesuJa, ganz eindeutig. Bis zur WiederverIngres, Delacroix, Courbet, Monet, Manet, cher durch Magneten wie die Fußball-WM, einigung war West-Berlin eine interesDegas, Pissarro, van Gogh sowie 16 Skulpdas Theatertreffen oder eben eine solche sante Enklave mit seiner Mauer. Mit der turen von Rodin. Wie die MoMa wird auch exklusive Ausstellung anlockt. Öffnung der Stadt ist Berlin der Magnet diese Ausstellung rund zehn Millionen Wie schwer ist es, eine solche Ausstelinsbesondere für die Berliner Kunst Euro kosten. Öffentliche Zuschüsse gibt es lung nach Berlin zu bekommen? geworden, weniger im Bereich Theater nicht, die Bundesregierung wird lediglich Das ist manchmal ganz schwer und oder der Musik - Musik hatte schon vor wieder um eine „Staatshaftung“ bei der unmöglich, dann aber wieder ganz dem Fall der Mauer Weltniveau - sondern Versicherung der Kunstwerke gebeten. leicht. Diese Ausstellung funktioniert mehr in der Bildenden Kunst. Die Leute nur, weil das Metropolitan Museum für kommen und fragen immer, wo sie in eine Nach dem wirtschaftlichen Erfolg ein Dreivierteljahr den Flügel mit der Ausstellung gehen können und wandern der MoMa-Ausstellung in Berlin hatte französischen Kunst wegen Renoviewie die Lemminge durch die Ateliers der man den Eindruck, dass ein solcher rungsarbeiten schließt. Anders gingen Künstler und die ständig wachsende Zahl Gewaltakt einmalige Sache sein würde. diese Werke in dieser Fülle, insgesamt der Galerien, insbesondere in Berlin Mitte. Warum tun Sie sich diesen Druck noch 150 Stück, nicht auf Reisen. So viele In New York werde ich sofort auf Berlin einmal an? Werke aus dem Metropolitan waren noch und seine Ausstellungen angesprochen. Das ist vielleicht pädagogischer Eros, der niemals in Übersee! Woher kommt das? mich treibt. Natürlich ist eine solche Sicherlich haben auch andere Städte Ich weiß es nicht. Das ist einfach eine Ausstellung auch eine Herausforderung daran Interesse gehabt… Aura, ähnlich wie beim „Swinging
“Berlin‘s unconventional approach After the tremendous success of the gives it a vibrancy that distingu- MoMA exhibition in Berlin, are you ishes it from other cities” looking forward to the pressures of the In 2004, Prof. Dr. Peter Raue, a well-known Berlin lawyer and chairman of the Verein der Freunde der Neuen Nationalgalerie (Friends of Berlin’s New National Gallery), brought a sensational exhibition of works from New York’s Museum of Modern Art (MoMA) to the Neue Nationalgalerie in Berlin. The exhibition was an extraordinary hit and soon became legendary for its long lineups. In 2007, Berlin will once again host works from New York – this time French masterpieces from the Metropolitan Museum of Art (Met), which will be on display from May 30th to October 7th, 2007.
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new exhibition in 2007? An exhibition such as this is indeed a challenge. And der I’m aware that the Met show will be portrayed as a “second MoMA,” which it is not, of course, because it represents a completely different era. People are already very curious about the new exhibition – we had 900 requests for VIP tours even before the dates were announced. It is destined to be a visitor magnet for Berlin. How difficult is it to bring this kind of exhibition to Berlin? Sometimes it’s almost completely impossible, other times quite easy. This exhibition was made possible because the Met is closing its French art wing for renovations.
Otherwise we would never have been able to get 150 masterpieces to make the journey to Berlin. Other cities must have been interested in hosting the exhibition … Of course, but the idea came from the Met itself. Berlin is predestined to host such an event. The city is booming, we have an open-minded museum-going public, and Mies van der Rohe’s Neue Nationalgalerie is simply a fantastic space. You’ve been involved in Berlin’s cultural scene for decades. Has the city’s image changed internationally? Yes, quite clearly. West Berlin was always an interesting enclave, but when the Wall
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RUBRIK London“ der sechziger Jahre. Jeden Tag was wir haben, ist Kultur in weitestem leben und arbeiten, bilden auch die drei eröffnen neue Galerien, das Art Forum Sinne und das ist auch der HauptfinanzUniversitäten ein unglaubliches kreatives und die Biennale, der Preis für junge faktor hier. Die Touristen kommen nach Dreigestirn und strahlen weit über die Kunst der Nationalgalerie, haben sich Berlin der Kultur wegen und nicht, um Stadt hinaus. etabliert, der Hamburger Bahnhof Kann man diesen Zustand auch zieht die Besucher in seinen durch die Politik fördern oder ist Bann. das naturgegeben? Wie wird die Kunst- und Beides. Einerseits kann kein Kreativstadt Berlin im VerPolitiker beschließen, eine Stadt hältnis zu anderen Städten zur Stätte der Bildenden Kunst zu wie London, Paris oder Brüssel machen. Andererseits kann man wahrgenommen? Voraussetzungen schaffen. Man Das ist nicht leicht zu sagen. muss nicht nur Bären aufstellen, Wenn man nur den Kunstbereich um Kultur zu zeigen, sondern man betrachtet, ist Paris z.B. zur Zeit kann z.B. Theaterschließungen eher verschlafen und nicht mehr verhindern, indem man nicht das, was es zu Zeiten Picassos, wieder kürzt und manchen steueraber auch noch in den 50er lichen Anreiz schaffen, man kann Jahren war. Damals verbrachte Lofts den Künstlern günstig zur jeder, der mit Kunst zu tun hatte, Verfügung stellen – viele Möglicheine längere Zeit in Paris. London keiten, wenn man will! ist heute die größte Konkurrenz Was fehlt Berlin noch, um mehr Prof. Dr. Peter Raue von Berlin, die haben eine tolle Attraktivität für Kunst und Szene, eine sensationelle Tate Kultur zu entwickeln? Gallery mit moderner Kunst und ein Berge zu besteigen oder ins Meer zu Berlin muss weiterhin vital bleiben, sich besonderes Gewicht. Aber prickelnder ist springen. Diese Stadt ist lebendig, weil immer verändern. Kulturelle Leistungen Berlin und alle großen Künstler sind oder sie sich mit ihrer unkonventionellen Art oder Erfolge können nicht von der Politik waren in Berlin. von anderen Städten unterscheidet. „verordnet“ werden, aber sie kann das Klima Seit wann ist das so? Hat das kreative Leben in Berlin positiv beeinflussen. Berlin ist z.B. nicht Seit zehn Jahren. Man hört den Erfolg, auch positive Auswirkungen auf mehr die Theaterstadt, die es einmal war. die Neugier vieler Künstler auf Berlin vor andere Branchen? Die Schaubühne hat an Strahlkraft verloren, allem, wenn man im Ausland ist. Ja, sehr große sogar. Das sieht man am das Gorki-Theater unterliegt ständigem Wie wichtig ist Kultur für diese Stadt? Zuwachs der Filmbranche, an den Umsied- Wechsel. Dort gibt es einige deutliche Risse, Berlin ist rohstoffarm und meerfern. Das lungen von MTV und Universal, es geht die sich nicht von alleine schließen und bedeutet, dass Berlin sich über Kultur auch in der „Medienbranche“ im weitesich wünschte mir ein etwas stringenteres definiert wie keine zweite Stadt in ten Sinne voran. Konzept und mehr Mut zu Experimenten. Deutschland. In München gibt es das Ist Berlin für Sie wieder das kreative Der Musikbereich, die bildende Kunst, die Oktoberfest, in Düsseldorf den rheinisch Zentrum Deutschlands? Architektur hingegen sind wunderbar, es fröhlichen Karneval und die Banken, Ich glaube, dass man das so sagen kann. gibt darüber hinaus eine Menge von interHamburg hat sein vornehmes Großbürger- Neben den vielen, vielen Künstlern und essanten Dingen im Zwischenbereich. tum. Das alles gibt es in Berlin nicht, aber jungen Kreativen die heute in Berlin Interview: Helmut Hartung came down, the city became even more of a cultural magnet, especially in the field of fine arts. When I’m in New York, people are constantly asking about Berlin. What is the impression abroad of Berlin as a creative and artistic city in comparison to cities such as Paris, London and Brussels? It’s difficult to say. In the last century, all serious artists felt the need to spend a period of time in Paris, but today London is Berlin’s greatest competition. They have an incredible art scene, the sensational Tate Gallery and a certain artistic authority. Berlin, however, is more exciting, and all the biggest artists were either here recently or are here right now.
How long has this been so? For at least ten years. You hear about the success of Berlin artists mostly when you’re abroad. Other artists are also very curious about Berlin. How important is culture for the city? For geographical and industrial reasons, Berlin has no other choice but to define itself via culture. Culture is what tourists are looking for when they visit the city, and culture is the city’s main financial factor. Berlin‘s unconventional approach gives it a vibrancy that distinguishes it from other cities.
and Universal in the music industry. The media industry in general is experiencing tremendous growth. Is it possible to promote this positive situation using political policies, or is it a phenomenon that should be left alone to develop naturally? Both.. On the one hand, political policy will never be able to transform a city into an art capital. On the other hand, politicians can create certain conditions in which culture can thrive – for example by preventing theatre closings and perhaps even by renting out lofts to artists at affordable rates. There are so many possibilities!
Does creative life in Berlin also have a positive effect on other branches? Raue: Yes, a considerable one. We see this in the film industry as well as with MTV medienboar d Ne w s
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Neuer Content
Forsche und entwickle! Wie Inhalteproduzenten die Phantasie beflügeln wollen
Ideen sind Ideen, woher sie kommen, spielt in einem modernen Unternehmen keine Rolle mehr. „Wir fordern unsere Mitarbeiter auf, auch mit der blödesten Idee zu kommen“, sagt Astrid Quentell, Creative Director von Eyeworks, der deutschen Tochter der niederländischen Firma gleichen Namens. Dass Eyeworks dafür die richtige Atmosphäre geschaffen hat, illustriert Astrid Quentell mit dem Beispiel eines IT-Mitarbeiters, der ihr alle paar Monate eine neue Idee präsentiert. Aber auch gegenüber Vorschlägen von außen hat sie ein offenes Ohr und bietet sich als Partner für ‚Kleinanbieter’ an, die weder über die Senderkontakte einer großen Firma noch über das entsprechende Produktionsknowhow verfügen. Vorschlägen zuzuhören, die von außen kommen, ist das Eine. Auf eigene Ideen zu kommen das Andere. Eyeworks hat ein von Astrid Quentell geleitetes Kreativteam, das sich seine Gedanken macht und einmal die Woche in der Gruppe über die Ergebnisse diskutiert. „Man kommt einfach
besser weiter, wenn man über seine Ideen spricht“, betont Astrid Quentell eine zu oft unterschätzte Kreativitätstechnik. Es gibt zwar kein Patentrezept, wie sie betont, doch gibt es einige Eckpunkte, die Lobby der HFF Potsdam es zu beachten gilt. „Die besten Ideen entstehen aus den Erfahrungswelten der Zuschauer, für die die Sendung bestimmt tionsprinzip: die Producer, Dramaturgen ist“, sagt sie. Also sind ihre Mitarbeiter oder Formatentwickler selbst haben große aufgefordert, den Markt zu beobachten unternehmerische Verantwortung. Im und die gefühlten Welten in Formatideen Rahmen der jeweils abgesprochenen Zielumzusetzen. setzung können sie frei agieren. Begleitend gibt es regelmäßig den „UFA Exchange“, Auch der UFA „geht es nicht nur darum, eine Art Tagesseminar, bei dem Autoren, konkrete Ideen zu erzeugen, sondern Entwickler und Producer der sechs UFA jedem Mitarbeiter zu vermitteln, dass er Labels durch externe Spezialisten aktuelle, oder sie Teil unseres kreativen Geschäftes branchenrelevante, teils technische, aber ist“, sagt Susanne Stürmer, Director auch soziologische Entwicklungen nahe Corporate Affairs. „Ein fruchtbares Umfeld gebracht werden. Die Kreativen erhalten für Kreativität ist Teil unserer Unternehso Anreize zur Entwicklung innovativer menskultur.“ Bei der UFA gilt das DelegaDenkansätze und Produkte über ihren
Dr. Susanne Stürmer | Director Corporate Affairs UFA Film & TV Produktion Käme für Sie ein anderer Standort als die Hauptstadtregion in Frage?
Ein Produzent ist nicht zwingend an einen Ort gebunden. In der Region finden Produzenten aber in technischer und handwerklicher Hinsicht exzellente Bedingungen. Der größte Vorteil allerdings ist das enorme Kreativpotential, das ja auch Universal, MTV und viele andere Medienunternehmen anlockt.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hat das viel beschworene kreative Potenzial Berlins für die Fernsehproduktion in BerlinBrandenburg heute? Berlin-Brandenburg ist ein führender Standort für serielle fiktionale Produktionen. Zur Illustration der wirtschaftlichen Wirkung dieses Genres nur ein Beispiel: Wir produzieren hier „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ seit 1992 und haben in dieser Zeit über 210 Millionen Euro in
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der Region ausgegeben. Expertenschätzungen gehen überdies davon aus, dass auf einen von der Produktion ausgegebenen Euro vier weitere im Umfeld der Produktion durch Dienstleister usw. umgesetzt werden. Man kann also durchaus von einem Wirtschaftsfaktor Fernsehproduktion sprechen. Ist die Fokussierung auf die „Kreativmetropole Berlin-Brandenburg“ aus Ihrer Sicht ein wirtschaftlich tragfähiges Modell für die Zukunft? Die Medienindustrie ist nicht allein in der Lage, die wirtschaftlichen Probleme der Region zu lösen und die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu bessern. Aber die Kreativindustrie ist von wachsender Bedeutung für die wirtschaftliche Kraft des Standorts. Wie könnte man das Geschäft mit den Ideen wirtschaftlich noch effizienter für Berlin-Brandenburg gestalten? Entscheidend für den Fernsehstandort ist ein ausgewogener Markt von großen, mittleren und kleinen Produzenten, die in einer fairen Beziehung zu Sendern und anderen Plattformbetreibern agieren können, gut aufgestellte Produktionsdienstleister und finanzkräftige Fördereinrichtungen. Wir machen uns seit langem für die produzentischen Belange in der Politik stark und begrüßen es, dass sie die Rolle der Kreativindustrie für den Standort erkannt hat und befördern will.
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Neuer Content
Der Blick zurück „Nach einem halben Jahrhundert Fernsehen in Deutschland wurde es wirklich Zeit für ein Museum dieser Art als Ort der Fernsehkultur. Denn häufig muss das Fernsehen damit kämpfen, dass seine Inhalte selten als Kultur und fast nie als Kunst wahrgenommen werden. Doch auch Unterhaltung ist Kultur und damit schützens- und bewahrenswert“, so Kulturstaatsminister Bernd Neumann anlässlich der Eröffnung des ersten deutschen Fernsehmuseums Ende Mai 2006 im Filmhaus am Potsdamer Platz. Und nicht nur historisch hat das Fernsehen eine große Bedeutung für Berlin: Die ständige Weiterentwicklung der Entertainment-Inhalte haben dafür gesorgt, dass sich innerhalb eines Jahres sich die Studiokapazitäten der Hauptstadtregion verdoppelt haben. Mit 40.000 m 2 hat sich der Standort jetzt an München vorbeigeschoben. Das ist ganz sicher nicht zuletzt dem Telenovela-Boom zu verdanken. Über 40% des Umsatzes der rund 1.400 Berlin-Brandenburger Film- und TV-Unternehmen werden mit TV-Produktionen gemacht. Zu den Produktionsschwerpunkten des Standortes gehören neben den seriellen Formaten und TV-Events TV Movies, News, Talk, Dokumentationen und Neuer Content. In May 2006, at the opening of the German Museum of Television, Germany’s State Minister for Culture and Media, Bernd Neumann, announced: “After a half-century of TV in Germany, it’s about time we had a museum like this. TV has always had to fight to have its content recognized as culture and art. Indeed, entertainment is also an art and deserves to be protected and preserved.” TV has always been important to Berlin, and an increasing number of TV productions have recently led to the doubling of studio capacity in the capital region. Thanks to the boom in telenovelas, over 40 % of sales produced by Berlin-Brandenburg’s 1,400 film and TV companies are the result of TV productions. The region is currently a leader in serial formats, TV events, TV movies, news, talk shows, documentaries and new content.
unmittelbaren Arbeitsalltag hinaus. Seit vier Jahren führt die UFA außerdem „Research & Development Days“ durch. Mehrtägige interne Workshops, in denen die kreativen Köpfe der UFA gemeinsam und über den Tellerrand ihres Genres hinausblickend neue Programmkonzepte skizzieren. Die Ergebnisse werden allen Geschäftsführern vorgestellt und bewertet. Vielversprechende Programmideen werden bei den Labels bis zur Präsentationsreife weiter entwickelt. Um die Welten des Zuschauers, für den die Formate entwickelt werden, zu entdecken,
muss man sich als Medienmacher aber auch dorthin begeben. „Die große Gefahr in unserem Beruf liegt, darin, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“, sagt Astrid Quentell, „denn wir halten uns nicht oft genug auf Behördenfluren, in den Gängen der Discounter, auf Kinderspielplätzen oder im Herzen von Volksvergnügen wie Karneval oder dem Oktoberfest auf.“ Die wirtschaftliche Lage der Sender führt dazu, dass immer weniger ausprobiert wird und der Zuschauer auf das immer gleiche konditioniert wird. Egal jedoch, welche Wege eingeschlagen werden,
These days, every new idea has potential. the world because, as she notes, “the great „We ask our co-workers to come to us with danger in our profession is that we don’t even their silliest ideas,“ explains Astrid spend enough time at public offices, shopQuentell, Creative Director of Eyeworks, the ping centers, playgrounds and at popular events.“ German subsidiary of the Dutch firm of the same name. Eyeworks has taken great “Each one of our co-workers is a part of effort to create a supportive atmosphere our creative business,” explains Susanne for input from all of its employees. They Stürmer, Director of Corporate Affairs at also consider themselves very open to UFA. „A fertile creative environment is suggestions from outside and as a partner part of our corporate culture.” In fact, all for smaller businesses. of UFA’s producers, creative directors and Quentell heads Eyeworks’ in-house creative format developers are given wide-ranging responsibilities and act independently team, which meets once a week to talk about new ideas. “We work better when we within the framework of company-wide goals. At the company’s „UFA Exchanges,“ actually discuss our ideas,” she explains. Although there is no real recipe for success, external specialists update employees at UFA’s six labels on current industry-relaQuentell argues that „the best ideas come ted developments. These exchanges are from our viewers’ everyday lives.” She designed to inspire new products and encourages her colleagues to go out into
um die Kreativität zu fördern und jene Idee zu finden, die der nächste durchschlagende Erfolg ist, letztendlich ist es immer das Bauchgefühl, das die ausschlaggebende Entscheidung herbei führt und es sind immer Erfahrung und Handwerk, die eine Idee in eine überzeugende Form bringen. Astrid Quentell bringt das Geschäft auf den Punkt, wenn sie sagt: „Das Gefühl für gute Stoffe kann man nicht lernen, aber man kann es trainieren.“ – Etwa indem man viel fern sieht oder aber indem man auch mal einen Fehler macht. Thomas Steiger
innovative ways of thinking. For the past four years, UFA has also organized internal workshops known as the „Research & Development Days,“ where new program concepts are developed and presented to managing directors for evaluation. For economic reasons, many broadcasters are currently cutting back on the development of new formats and ideas. This has lead to less and less variety for the viewer. And yet, no matter what approach is taken to support and nurture creativity, in the end, the ability to recognize a new and breakthrough idea is still a matter of pure gut feeling. As Quentell notes, “the ability to recognize good quality material cannot be learned, but it can be trained.”
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Musik
Berlin rockt! Das Musiklabel Kitty-Yo repräsentiert seit über 12 Jahren Berlins vielfältige Musikszene. Gründer Raik Hölzl über den Flair kreativer Unabhängigkeit.
„Wer nach Berlin kommt, kann hier arbeiten, ohne sich sofort auf eine direkte kommerzielle Auswertung seines Schaffens fokussieren zu müssen; er kann erst mal machen, was in ihm steckt. Und dabei kommen eben auch echte Glanzlichter heraus“, sagt Raik Hölzl, Gründer des Musiklabels Kitty-Yo. „Der gesamte Aufschwung, den Berlin seit der Wende gemacht hat, hat maßgeblich mit diesen kulturell sehr eigenständigen, sehr unkommerziellen Sachen zu tun, die der Underground hervorgebracht hat. Genau deswegen haben die Leute in Japan oder England doch angefangen zu sagen: Berlin ist cool.“ Und viele, die die Hauptstadt besuchen, entschließen sich dort für längere Zeit zu bleiben, um an der momentan herrschenden Aufbruchstimmung teilzuhaben. Ein wichtiger Aspekt des besonderen Berlin-Image hängt mit den subkulturellen Entwicklungen im Berlin der 90er Jahre zusammen. Vor allem im Osten der Stadt gedieh in den ersten Jahren
nach der Maueröffnung ein originäres Kulturleben, dass bis heute das Gesicht Berlins im Ausland bestimmt. Das weitgehende Fehlen bürokratischer Hindernisse ermöglichte über viele Jahre hinweg ein reges Experimentierfeld im öffentlichen Raum und schuf für viele Kreative aus aller Welt ein einmaliges Podium. Kitty-Yo Records kann in vielerlei Hinsicht als exemplarisch für die Bedeutung dieser Zeit betrachtet werden. Das von Raik Hölzl 1994 ins Leben gerufene Label veränderte mit außergewöhnlichem Gespür für aktuelle Strömungen und viel Liebe zum Detail die damalige Berliner Musiklandschaft nachhaltig. Wie für so viele in der Hauptstadt entstandene Projekte typisch, war die anfängliche Vorgehensweise keinesfalls wirtschaftlich geprägt, sondern eher von der Motivation gesteuert, die eigene Leidenschaft mit anderen zu teilen. Der Radio-DJ und Fanzinemacher Hölzl brachte seine ersten Singles aus Begeisterung für Bands wie Surrogat, To
“Berlin ist definitiv der führende deutsche Medienstandort – hier werden die maßgeblichen Trends gesetzt. Das kreative, multikulturelle Umfeld und das Schnelle, Unfertige machen Berlins einzigartige Anziehungskraft aus. Noch ist der ökonomische Umstrukturierungsprozess hin zur modernen europäischen Dienstleistungsmetropole in vollem Gange. Als Marktführer sehen wir unsere Aufgabe, diesen Prozess mitzugestalten.” “Berlin is definitely the leading location for media in Germany – this is where the most important trends are set. The creative, multi-cultural environment and the fast-paced, always-on-the-go nature of the city make Berlin especially attractive. The economic restructuring process designed to turn the city into a modern European service metropolis in still in full swing.”
Frank Briegmann | President & CEO Universal Music Deutschland | www.universal-music.com
The Kitty-Yo music label has been a major representative of Berlin’s vibrant music scene for the past 12 years.
their craft, and this gives them time to produce incredibly innovative work,” explains Raik Hölzl, founder of Kitty-Yo Records. “Berlin’s resurgence since the fall of the Wall “Artists who come to Berlin don’t have to is a direct result of the cultural and artistic focus right away on the commercial side of trends created by the city’s underground 18
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Raik Hölzl bei der Kopfarbeit
Rococo Rot und Tarwater auf den Markt. Dabei wurde nicht der Anschluss an den gängigen Musikmarkt gesucht, sondern der Versuch unternommen, sich jenseits festgelegter Raster zu etablieren. Neben einer großen Bandbreite verschiedenster Musikgenres stach das Label vor allem durch die sorgfältige Gestaltung seiner Medien hervor. Mit Erfolg. Kitty-Yo gewann durch sein stringentes „Anything-Goes-Prinzip“ relativ schnell an Format und wurde vor allem im Ausland stark mit der neuen Berliner Musikszene identifiziert. So lockte es auch internationale Künstler wie Peaches und Gonzales und jüngst scene. These days, people all over the world are saying: ”Berlin is cool.“ Berlin’s music scene is the very embodiment of creative independence. It attracts international artists, many of whom decide to stay just to be part of the city’s incredible vibe. Berlin owes its unique flair to sub-cultural developments in the 1990s, particularly in the former East Berlin. The absence of bureaucratic obstacles at the time created an exciting experimental scene and a unique podium for creative artists from all over the world. Kitty-Yo, which Hölzl founded in 1994, exemplifies the spirit of this age. With its attention to detail and uncanny ability to spot new trends, the label has had a lasting effect on Berlin’s music landscape.
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Musik
Berlin ist, wo der Stern am hellsten funkelt
And yet, Kitty Yo’s initial approach was guided by a passion for music much more than by a commercial business approach. When he started Kitty-Yo, Hölzl was a radioDJ and fanzine editor. His goal was not to break into the mainstream music market, but to establish himself beyond any predetermined industry parameters. He produced the label’s first singles – for bands such as Surrogat, To Rococo Rot and Tarwater – out of sheer enthusiasm. Kitty-Yo represented a wide variety of music genres, and the company’s creative approach, which included putting endless effort and consideration into each production, made them quite unique in the business. This “anything goes” attitude paid off. Kitty-Yo began to expand at a rapid pace
Martin Riemann
„Berlin ist für mich wie die Mitte eines Sterns. Es zieht mich immer wieder weit weg davon, aber um Kraft und Kreativität zu schöpfen, muß ich dahin zurück, wo der Stern am hellsten funkelt. Wo alle meine Freunde sind, wo ich fast blind durch die Straßen laufe und wo Geheimnisse darauf warten, von mir entdeckt zu werden.“ Mieze, Sängerin von MIA, die mit ihrem aktuellen Album „Zirkus“ gerade die deutschen Charts stürmen
Foto: H. Flug
Chikinki an, deren beachtliche Karrieren ohne die Stichwörter Kitty-Yo und Berlin nicht denkbar wären. „Wir waren eins der ersten Labels, die ein (derart) intensives Exportnetzwerk aufgebaut haben. So daß Sachen, die in Deutschland schon seit 2 Jahren out waren, plötzlich in Frankreich oder in den USA losgingen“, sagt Hölzl. Trotz teilweise hoher Absätze ist er sich zwar bewusst, dass die weltberühmte Marke Kitty-Yo nur ein kleines Unternehmen in einer überschaubaren Branche darstellt. Andererseits ist es aber auch nur so möglich, die ursprüngliche Philosophie seines Labels beizubehalten
und den erarbeiteten Ruf zu wahren: Hölzl möchte Zeit in seine Künstler investieren, ein Ansatz, der den immer kurzfristigeren Vermarktungsstrategien vieler Majors widerspricht. Viel zu schnell wird dort beispielsweise dem Debüt ein zweites und drittes Album nachgeschickt, was aber immer die Verkäufe des jeweiligen Vorgängers stoppt und die Bedeutung vieler guter Bands banalisiert. Damit sind gerade kleine Labels wie Kitty-Yo gefragt, neue Entwicklungen aufzuspüren, sie zu unterstützen und so Trends zu setzen. Trends, die inspirieren und dafür sorgen, dass Berlin auch zukünftig im Fokus eines weltweiten Interesses steht. Denn, so Hölzl: „Die Menschen kommen von außerhalb hierher, weil sie eine Vision von Berlin im Kopf haben. Und viele bleiben hier, um diese Vision mit zu verwirklichen.“
Mieze und die Gruppe MIA
Mit Viva zog im letzten Jahr auch der zweite große Musiksender an die Spree. Inzwischen hat Berlin-Brandenburg einen Anteil von 60 Prozent am nationalen Musikmarkt. Dafür sorgen neben den Künstlern selbst derzeit etwa 6.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 1.380 Unternehmen sowie die äußerst lebendige Musik und Clubszene der Hauptstadtregion. Neben den zahlreichen größeren und kleinen Independent Labels wie Four Music, Kitty Yo und Ministry of Sounds ist Berlin seit zwei Jahren Hauptsitz des Majors Universal Music. Das lockte auch die internationale Musikmesse Popkomm, in 2005 fand bereits deren zweite Berlin-Ausgabe statt. Auch der Bereich E-Musik ist ein Pfund, mit dem die Hauptstadtregion wuchern kann: Zwei große Konzerthäuser, vier Opern, vier Musical- und Revuetheater, circa 1.000 Orchestermusikern, 100 klassische Ensembles, 880 Chöre und 10 renommierte Orchester11, darunter die Berliner Philharmoniker, die zu den besten und teuersten Orchestern der Welt zählen. The Berlin-Brandenburg capital region has a 60 % share of the national music industry with countless artists, a workforce of 6,000 at 1,380 companies and a vibrant music and club scene. Berlin is home to popular independent labels such as Four Music, Kitty-Yo and Ministry of Sounds, but also majors such as Universal Music. Popkomm, the international music trade fair, moved to Berlin in 2005. The city has four opera houses, 1,000 orchestra members, 100 classical ensembles, 880 choirs and 10 prominent orchestras including the Berlin Philharmonic, which is considered one of the leading orchestras in the world.
and soon came to represent the new Berlin music scene abroad. It quickly attracted international artists such as Peaches, Gonzales and Chikinki, whose careers are now intimately linked to Kitty-Yo und Berlin. “We were one of the first labels to build up an intense export network. Sometimes, things that had been “out” in Germany for 2 years were suddenly “in” in France and the USA,” explains Hölzl. In spite of his company’s success, Hölzl says he is aware
that Kitty-Yo is only a small company in a vast and well-established industry. He remains committed to the label’s original philosophy and continues to invest time in his artists. Kitty-Yo also continues to set innovative music trends that attract even more worldwide attention for Berlin. As Hölzl notes, “People come to Berlin because they have a vision of the city. Many of them stay here to help make this vision a reality.”
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Zeitschriften und Magazine
Man wäre oft in Berlin, wenn man nicht in Berlin wäre In den letzten Jahren sind nicht nur eine ganze Reihe neuer Magazine in der Hauptstadt gegründet worden. Auch internationale Zeitschriften eröffnen ihre Deutschland-Redaktionen hier.
Christoph Keese | Chefredakteur Welt am Sonntag | Chefredakteur Welt Online
Welche Bedeutung hat das sogenannte kreative Potenzial Berlins für ihre Zeitung und die Zeitungslandschaft in Berlin? Berlin ist die jüngste und kreativste Stadt Deutschlands. „Welt“ und „Welt am Sonntag“ sind nach Berlin gezogen, um das Talentreservoir Berlins zu nutzen. Diese Entscheidung war richtig und hat sich ausgezahlt. Wie nirgendwo sonst drängen hier Autoren, Grafiker, Designer, Illustratoren, Fotografen und Web-Programmierer auf den Markt. Wir stehen in engem Austausch mit ihnen. Für uns ist kein anderer Standort mehr denkbar als Berlin. Ist dieses Kreativ-Potenzial bereits ein Wirtschaftsfaktor für Berlin? Ohne Frage. Deutschlands Kreativ-Hauptstadt zu sein, wird sich für Berlin in der Zukunft auch in Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen auszahlen. Schon ist zu beobachten, daß manche der großen Hoffnungen der 90er Jahre Wahrheit werden. Wenn ja, welchen Stellenwert hat das kreative Potenzial unter den verschiedenen Standortfaktoren? Für Zeitungs- und Onlineredaktionen ist es der wichtigste Standortfaktor überhaupt. Für unser Politikressort kommt natürlich noch die Nähe zu Parlament und Regierung hinzu. What does Berlin’s creative potential mean for your newspaper and for the print industry in Berlin? Berlin is Germany’s youngest and most creative city. Our newspapers, Welt and Welt am Sonntag, moved to Berlin to take advantage of the city’s tremendous talent pool. Our decision has already paid off. For us, Berlin is the only place to be. Is this creative potential already an economic factor for Berlin? Without a doubt. Berlin is Germany’s creative capital and will continue to produce economic growth and create jobs in the future. How important is Berlin’s creative potential as compared to other business location factors? Creative potential is without a doubt the most important factor for newspapers and online editing staff. Our proximity to the German parliament and government is also essential for our political section.
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Berlin-Brandenburg ist derzeit der zweitgrößte Verlagsstandort Deutschlands. Rund 1,1 Mrd. Euro erwirtschaften die etwa 800 in Berlin ansässigen Verlage, unter ihnen auch die Axel Springer AG ebenso wie der renommierte Wissenschaftsverlag Cornelsen und einer der großen europäischen Comicverlage, Egmont Ehapa. Zahlreiche nationale und internationale Zeitungen, Zeitschriften und Magazine haben hier ihren Sitz ebenso wie der Bundesverbande Deutscher Zeitungsverleger BDZV. Und: Berlin ist Hauptstadt der Autoren. Unter anderem leben hier 60% der rund 700 deutschen P.E.N.-Mitglieder. Das P.E.N.-(Poets, Essayists, Novelists) Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im Internationalen P.E.N. zusammenkommen. Mitglied kann nur werden, wer von einem der Zentren in den verschiedenen Ländern aufgrund besonderer schriftstellerischer Leistungen hinzugewählt
worden ist. Nicht überraschend insofern, dass auch das Gros der Literaturagenturen in der Hauptstadt ansässig ist. So ein Umfeld ist anziehend für Kreative. Und schafft Trends: Aus Berlin und Brandenburg kommt in den letzten Jahren eine Reihe neuer Zeitschriften und Magazine, die sowohl konzeptionell-inhaltlich wie auch ästhetisch neue Maßstäbe setzen. Zu den inzwischen etablierten Neugründungen der Hauptstadt gehören »Monopol«, „Cicero“, »de:bug« oder das Lifestylemagazin »Deutsch«. „Deutsch“ erscheint zehn Mal im Jahr in dreizehn Ländern, Auflage: 100.000 Exemplare. Das Magazin versteht sich zwar als internationales Magazin, wie Jürgen Schepers, Marketing- und Kommunikationschef vom herausgebenden Art Berlin
“If we had our headquarters in another German city, we would be probably be in Berlin a lot of the time.” Berlin-Brandenburg is Germany’s second largest publishing region. It produces 1.1 billion euro in sales and is home to 800 companies, including Axel Springer AG, Cornelsen and Egmont Ehapa. Several national and international newspapers, magazines and journals have offices in the capital along with the BDZV, Germany’s national association of newspaper publishers. Berlin is also home to many authors, including 60% of Germany’s 700 prominent PEN members. Not surprisingly, Berlin is also home to the most literary agents in the country. In the past several years, Berlin has produced a number of trend-setting magazines including “Monopol,” “Cicero,” “de:bug” and the lifestyle magazine “Deutsch,” 100,000 copies of which are published ten times per year in thirteen countries. “Deutsch” is published by Art Berlin Verlag and, as Jürgen Schepers, Head of Markeitng and Communications there explains: “ Our offices are in Berlin, but we’re not a Berlin magazine per se. For us, it’s the theme, the story, that’s important, whether it comes from New York, Paris, Shanghai or Berlin. But Berlin is definitely the place to be in Germany. “This is where most film premiers, events, interview junkets and all other important business is,” explains Schepers. “Berlin has a magnetic effect on people active on the international scene, which is why we have a huge creative pool available to us here. This is very important for a magazine such as ours.”
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RUBRIK Dr. Wolfram Weimer | Chefredakteur Cicero
Verlag, betont: „Wir sitzen in Berlin, lassen uns allerdings nicht den Stempel eines Berlin-Magazins aufdrücken. Für uns ist die Geschichte, das Thema, entscheidend, egal ob sie aus New York, Paris, Shanghai oder Berlin kommt. Aber Berlin ist in Deutschland der place to be für ein Lifestylemagazin wie „Deutsch“, vor allem, wenn es um Film geht. Hier finden die meisten Premieren und Events statt, hier sind die Stars, hier sind die Interview Junkets, hier ist das people‘s business, das für uns entscheidend ist“, sagt Schepers. „Berlin hat eine große
Magnetwirkung auf die internationale kreative Szene. Dadurch hat man einen großen kreativen Pool, auf den man zurückgreifen kann. Für ein Magazin wie uns ist das ausschlaggebend.“ Der Magnetwirkung von Berlin ist im letzten Jahr auch das „Sleek, magazine for art & fashion“ erlegen. Im März 2005 zogen der sleek Verlag und die Kunstredaktion von Hamburg nach Berlin-Mitte, in die Brunnenstraße. Dahin, wo zur Zeit beinahe täglich neue Galerien in den Hinterhöfen eröffnen, von klein und fein bis trashig-hip, immer authentisch Berlin. „Sleek“ erscheint seit 2002 vierteljährlich, Startauflage: 20.000 Exemplare. Die Macher setzen ausschließlich auf Visualität und eine starke Bildsprache. Wie Deutsch versteht sich das Magazin als internationale Plattform, erscheint aber zweisprachig. „Hauptgrund für den Umzug von Hamburg nach Berlin ist das Kreativitätspotenzial in Kunst und Design - aber vor allem auch die internationale Aufmerksamkeit“, so Lothar Eckstein, Mitgründer und Herausgeber von sleek. „Aus Sicht unserer US-Geldgeber geht in Deutschland nur Berlin oder Berlin oder Berlin.“
Die Herausgeber des kanadischen LifestyleTrash- »Vice Magazine« teilen diese Ansicht. Seit Sommer 2005 gibt es eine deutsche Ausgabe und sie kommt: aus Berlin. Vice gibt es überall da, wo Mode-, Platten- und Skaterbedarf verkauft Another “victim” of Berlin’s powerful werden. Das Vice Magazine erscheint in insgesamt 19 Ländern, darunter die USA, creative magnetism is ”sleek, magazine England, Australien, Neuseeland, Japan, for art & fashion”, which moved here from Hamburg in March 2005. As Lothar Eckstein, Italien, Skandinavien und seit einem co-founder and publisher of sleek, explains: Jahr eben auch Deutschland. „Berlin steht für Gegensätze, Toleranz, Armut, “The major reason for our move to Berlin Kreativität, Hedonismus“, sagt Publiswas the city’s creative potential in art and design, but also the international attention. her Benjamin Ruth. „In keiner anderen deutschen Stadt ist so viel Kreativität Our US financial backer is convinced that vereint, und die kulturelle Agenda ist Berlin is the only place to be.” sehr vielfältig. – Sicherlich wäre das Vice The publishers of “Vice,” the infamous Magazine Germany auch in anderen deutCanadian lifestyle-trash magazine, also schen Städten möglich, da wir uns als came to the same conclusion. In the deutsches Magazin verstehen. Allerdings summer of 2005, they started publishing a wären wir wahrscheinlich sehr oft in German edition from Berlin. As publisher Benjamin Ruth explains: “No other German Berlin.“ Sigrid Herrenbrück city brings together so much creativity and cultural variety. Even if we had our headquarters in another German city, we would be probably be in Berlin a lot of the time.”
Welche Bedeutung hat das kreative Potenzial Berlins für Cicero? Cicero ist das erste deutschlandweite Politik-Magazin aus der Hauptstadt. Es lebt unmittelbar vom politischen Betrieb und seiner Begegnung mit dem kulturellen Raum. Cicero profitiert daher stark von der kreativen Szene im vorpolitischen Raum. Ganz bewusst wenden wir uns der Künstler-, Fotografen-, Design- und Karikaturistenszene zu. Die besondere Note Ciceros, seine preisgekrönte Gestalt und seine inhaltliche Originalität sind direktes Ergebnis dieses kreativen Potenzials. Für uns ist Berlin ein wesentliches Lebenselixier. Inwiefern ist dieses Kreativpotenzial ein Wirtschaftsfaktor? Berlins Kraftzentrum ist nicht die Industrie (die gibt es kaum), nicht die Verwaltung (die dynamisiert nicht), auch nicht die Politik. Es sind die Wissenschaft, die Medien- und Kreativbranche. Aus ihr entstehen nicht nur Leuchttumrprojekte, sondern immer neue und immer größere Wirtschaftseinheiten. Sie sind Berlins Zukunft. What does Berlin’s creative potential mean for Cicero? Cicero is Berlin’s first nation-wide political magazine. It thrives on political activity and on the interaction between culture and politics in the capital. Cicero profits directly from the creative scene surrounding the political sphere, including artists, photographers, designers and cartoonists. Ciceros’ originality and its distinctive, awardwinning appearance are a direct result of this creative potential. To what extent is this creative potential a business factor? Berlin’s strength lies in science, media and the creative industries. This is where groundbreaking work is being done and where the biggest business potential lies. These industries are Berlin’s future.
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MEDIA-Antenne Berlin-Brandenburg aktuell Neue Webadresse für Europa Portal! In May the Europa Portal has changed it‘s web address: http://europa.eu
MEDIA 2007 Während des diesjährigen Filmfestivals in Cannes wurde das neue Förderprogramm MEDIA 2007 auf dem European Day vorgestellt. MEDIA 2007 wird das zum Jahresende auslaufende Media Plus Programm ablösen. EU-Parlament, Rat und Kommission haben sich nach komplizierten Verhandlungen auf ein Gesamtförderbudget von 755 Mio. Euro für die Jahre 2007 bis 2013 geeinigt. In Anbetracht der längeren Laufzeit und der Erweiterung des Programms handelt es sich damit nur um eine bescheidene Erhöhung gegenüber den 513 Mio. für MEDIA Plus. Das Programm soll im Januar 2007 planmäßig an den Start gehen, muss jedoch noch vom EU-Parlament ratifiziert werden. Schwerpunkt der MEDIAFörderung bleibt der Bereich Distribution und Sales, für den 55 Prozent des Etats vorgesehen sind. Erweitert wurde dieser Bereich um eine Aktionslinie, die gezielt den Online-Vertrieb europäischer Filme unterstützen soll. 7% des Gesamtbudgets sind für den Bereich Training vorgesehen, mindestens 20% für Development, 9% für Promotion, 4% für Pilotprojekte und etwa 5% für Verwaltungskosten.
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In addition to the new “system-wide” features of the new Programme it is aimed to mainstream the integration of digital technologies and to provide a comprehensive approach to access to financing for SMEs. Also in terms of delivery and user-friendliness the Proposal sets out a range of improvements: While the majority of the action lines will be carried over from the existing Programme, the Commission intends to integrate new initiatives into the existing schemes. With MEDIA 2007: The action line Training will launch a new approach to involve permanent establishments in the member states; Development will additionally support the structuring of financial plans for European production and co-production projects. This new support aims to facilitate access to finance for SMEs and attract private investment into the industry; Distribution will also incorporate project-based support for a basic promotion kit; support for broadcasters (as international distributors) for dubbing and subtitling; and slate“ scheme for distributors; Promotion will integrate new actions that aim at improving access to European audiovisual works for the European and international public by supporting networking amongst national promotion bodies.
5. MEDIA-Training MEDIA supports various initiatives for the training of European media professionals in diferent areas, such as scriptwriting, film making, management, legal affairs, new technolgies and others. The following training sessions are now open for registration: Global Negotiations in Greece Ziel des dreitägigen Kurses ist es, Produzenten in der Verhandlungsführung mit Finanziers, Redakteuren, Agenten etc. zu stärken und zu trainieren. Der Workshop wird von Argovela Films mit Unterstützung der Motion Picture Association (MPA) und United International Pictures (UIP) organisiert.
The three day intensive course offers practical training for producers in the field of negotiation with financiers, commissioning editors, agents, etc. The workshop is organised by Argovela Films in cooperatin with Motion Picture Association (MPA) and United International Pictures (UIP) Date: 23. – 26. September 2006 in Glyfada, Athens, Greece Registration fee: 1.400 Euro incl. accommodation and board Deadline: open Info: www.argovelafilms.com.gr
Moonstone International Moonstone International bietet ein professionelles Trainingsprogramm für erfahrene europäische Autoren und Regisseure mit einem auf den internationalen Markt ausgerichteten Projekt. Moonstone richtet jährlich 2 Workshops für Autoren und einen Workshop für Filmemacher aus. Das einwöchige Screenwriters’ Lab bietet Autoren die Möglichkeit, ihre Projekte mit Unterstützung erfahrener Experten zu entwickeln. Im Rahmen des Filmmakers’ Lab erhalten Filmemacher über einen Zeitraum von 16 Tagen die Möglichkeit, Szenen ihres Projektes mit einer professionellen Crew zu drehen und zu schneiden. Moonstone International Screen Labs is an advanced development programme for experienced European screenwriters and directors, who are working on feature film projects for an international audience. Applicants should have produced work either for the small or big screen, theatre, commercials or had works published. Moonstone International runs three Labs per year: two for screenwriters and one for directors. The Screenwriters’ Lab is a week-long programme and offers partici-
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EU-Kommissarin Viviane Reding in Cannes 2006
Mit MEDIA in Entwicklung: Liebesspiel (Schmidtz Katze Filmkollektiv)
Mit MEDIA in deutschen Kinos: Stesti (Neue Visionen Filmverleih)
pant screenwriters the opportunity to work on their projects in a series of one-to-one meetings with established screenwriter Advisors. The Filmmakers’ Lab runs over 16 days, during which time participant directors rehearse, shoot, edit and screen key scenes from their projects, whilst working with professional crews and actors, under the guidance of established filmmaker Advisors.
international non-fiction scene. Starting in February 2007 fifteen participants will develop their documentary projects, which have the potential to reach an international audience.
außerdem Gelegenheit, ihre Projekte vor internationalen Produzenten und Redakteuren zu präsentieren.
Dates: Screenwriters’ Lab in November 2006, Filmmakers’ Lab in February 2007 Registration Fee: Screenwriters’ Lab: 750£;Filmmakers’ Lab: 2,000£ excl. tax Deadlines: Screenwriters’ Lab 1. September 2006; Filmmakers’ Lab 8. September 2006. Info: www.moonstone.org.uk
Dicovery Campus Masterschool 2007 Vierteiliger Workshop für europäische Filmemacher im Dokumentarfilmbereich. Die Masterschool bietet 15 ausgewählten Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Projekte für den internationalen Markt zu entwickeln. The Discovery Campus Masterschool 2007 offers a unique opportunity for European documentary filmmakers to enter the
Deadline: September 30th 2006 Info: www.discovery-campus.de
Achidoc Der zweiteilige Workshop von La Fèmis richtet sich an Filmemacher, die ihre Dokumentarfilmprojekte unter Verwendung von Archivmaterial entwickeln. Neben Unterstützung bei der Projektentwicklung erhalten die Teilnehmer im zweiten Teil des Workshops
The programe takes place in two sessions and is designed to accompany filmmakers with a documatray film project that uses archives, in developing and fine tuning their projects in a creative and professional environment. Dates: Workshop 1: 14.-21. November 2006 La Fèmis, Paris, Workshop 2: 24.-27. January 2007, FIPA, Biarriz Registration fee: 1.500 Euro Deadline: 2. October 2006 Info: www.femis.fr
MEDIA Förderlinien & Einreichtermine/MEDIA Funding & Deadlines Distribution & Sales Selective Support Distribution (12/05) TV-Distribution(10/05)
1.12.2006 3.11.2006
Info and Application forms: www.mediadesk.de Neue Aufrufe in den Bereichen Vertrieb & Verleih, Projektentwicklung, Promotion, Training Pilotprojekte und i2i werden Ende des Jahres erwartet./New calls for tender are expected by the end of year. Please contact us for further information and advise: Tel.: +49(0)331/743 87-50, 51 E-Mail: mediaantenne@medienboard.de.
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Titel RUBRIK - Fortsetzung Fortsetzung Michael Burda von Seite 5
Jahren ist ein beträchtliches Gefälle entstanden. Berlin steht ganz anders da als die Hauptstadtakteure auf der Weltbühne: Beträgt die Bruttowertschöpfung pro Kopf in Hamburg etwa 180% des bundesdeutschen Durchschnitts, liegt man in Berlin sprichwörtlich am Boden, unter 90%! Das ist zum größten Teil auf die Geschichte Deutschlands zurück zu führen. Keiner bestreitet, dass Berlin nach dem Krieg ein schweres Los hatte. Dennoch fragt man sich, warum es nach der Wiedervereinigung nicht zu doppelten Anstrengungen gekommen ist, um das Schicksal zu drehen. Es liegt nahe, dass zum Teil das System der föderalistischen Ländersolidarität schuld daran ist. Die klassische Berlinförderung wurden zwar radikal abgebaut, aber der Länderfinanzausgleich hat die Hauptstadt aufgefangen und dafür gesorgt, dass die Lokalpolitiker in den Jahren nach der Wiedervereinigung keinen starken Anreiz hatten, die Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung der privaten Wirtschaft zu schaffen. Was kann Berlin-Brandenburg von anderen Großstädten lernen? Bevölkerungsgröße und Geist sind also notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen für den Erfolg. Es ist wahrscheinlich unvermeidlich, dass man eine harte Krise braucht, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren.
growth from its own local economy.” According to this definition, Berlin has already failed. Jacobs defines a stagnating city as “a community that once grew like a city, but then stopped.” Berlin indeed had a tough time after 1945, but the city has seen no significant growth since 1995. This begs the question as to why, after reunification, people didn’t try to alter the fate of the city. Fault can be found in the German system of federal state solidarity, which simply did not pressure or even inspire local politicians to create the conditions for lasting development in the private sector after the fall of the Wall.
What can Berlin-Brandenburg learn from other major cities? 24
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Hier ist die Geschichte von New York staltungsraum The Carlu, ist für relativ City in den 70er Jahren einleuchtend. preiswerte $7 Millionen renoviert Die wenigsten wissen, dass New York worden und hat als Kristallisationsdamals insolvent war und keinen kern für weitere künstlerische TätigKredit mehr bekommen konnte. Der keiten gedient. Berlin braucht solche damalige Bürgermeister Abraham Leuchttürme, high-lights, die Signale Beame musste 65.000 Arbeitsplätze bei setzen. Der neue Bahnhof, die WM-Fander Stadt streichen. Präsident Gerald meile und das Projekt um den AdmiFord schloss bekanntlich weitere ralspalast sind entscheidend wichtig Hilfen an New York aus, woraufhin Signale der Innovationsfähigkeit die Daily News titulierte: „Ford to – aber etwas viel Größeres ist nötig. New York: Drop Dead.“ Letztendlich Ein zentrales Projekt, ein Leuchtturm. überwand New York die Krise, und Jede Stadt hat eins. Welches Projekt viele verbinden diesen Erfolg mit dem wird man mit Tempelhof wagen? Parteitag der Demokraten und der Zweihundertjahrfeier der amerika2) Konnektivität schaffen. Es ist nischen Unabhängigkeitserklärung. allerdings viel besser, in eine InfraAndere verbinden ihn mit der Medienstruktur als in laufende Ausgaben zu kampagne „I love New York“, woran ich investieren. Hierzu gehört vor allem mich selber sehr gut erinnern kann, ein funktionierender, internationaler eine Kampagne, die die Sympathie der Großf lughafen: Denn die Kreativganzen USA gewann. Schaffenden müssen schnell wegkomMan kann andere Dinge lernen von men können! Aber eine kreative Stadt den etablierten Großmetropolen der kann kreativ mit den vorhandenen Welt. Berlin hat in den ersten drei Ressourcen umgehen: Manche haben Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts große leer stehende Speicher übereinen hervorstechenden Platz in der nommen, renovieren lassen und für avante-garde erringen können. Wie eine symbolische Miete an Kreative könnte die deutsche Hauptstadt diese gegeben, nicht nur die KulturschaffenPosition zurückerobern? den, sondern auch kleine Unternehmen im High-Techbereich, an Verlage, an 1) Risiken wagen, Leuchttürme Bildungseinrichtungen. In Berlin gibt setzen: Wenn Städte kulturelle es so viele brachliegende Immobilien: Risiken wagen, kann etwas gescheWas kann man sonst damit machen? hen. Beispiele sind überall bekannt. In Toronto, ein besonders aus den 3) Engpässe beseitigen statt verpla30er Jahren bekannter und vom nen. Die Kultur- und Wirtschaftsverkanadischen Denkmalschutz als waltungen sollen sich eher in der Rolle erhaltenswürdig eingestufter Verandes Klempners als des aktiven Planers
A large population and an enthusiastic spirit are necessary conditions for success, but they are not enough. Perhaps a city needs to experience a crisis, such as New York City in the 1970s, in order for it to focus its energies. Berlin can learn so much from the more established cities of the world. How can the German capital regain the status of an avant-garde metropolis? 1) Take risks: When cities take cultural risks, things happen. Berlin needs to pursue innovative projects that attract attention. The new Hauptbahnhof, the World Cup fan mile and the Admiralspalast project are decisive signals of innovation – but something bigger is needed. Something essential. What about the abandoned Tempelhof Airport? 2) Create connectivity. Invest in infrastructure not in expenditure. This
includes a major international airport. People need to be able to come and go very quickly! A creative city will find creative ways of dealing with its existing resources. Like renovating empty warehouses and renting them out at low rates to creative companies. There is so much available real estate in Berlin. What else can be done with it? 3) Eliminate bottlenecks. Culture can not be planned. Cultural and business management needs to focus less on planning and more on the elimination of hindrances, whether they be the granting of credit or in the minimization of bureaucracy. Deregulation – let the creative minds do their stuff! 4) Enthusiastically resume a relationship with the East. Make an effort to access the new impulses coming from the East! Vienna has taken on this challenge
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RUBRIK sehen. Kultur lässt sich nicht planen. Die Erfahrungen Londons zeigen, dass das Befreien von Engpässen – seien sie in der Kreditvergabe, aber vielmehr in der Minimalisierung der Bürokratie, entscheidend wichtig sein kann. Deregulierung – lasst doch die Kreativen schaffen! 4) Die Beziehungen zum Osten aggressiv wieder aufnehmen. Wasserwege, Züge und Autobahnverbindungen nach Osten – Die neuen Impulse kommen aus dem Osten! Wien hat diese Herausforderung angenommen und es Berlin-Brandenburg vorgemacht. 5) Die Universitäten fördern. Vor einem Jahrhundert war Berlin das Objekt von Wertschätzung und Bewunderung von Akademikern rund um den Globus. Es war mit Sicherheit das Modell, welches das amerikanische Universitätssystem inspirierte. Berlin gab der Welt viele der großen Physiker, Chemiker, Mathematiker und Mediziner des letzten Jahrhunderts, ebenso wie in den ersten dreißig Jahren dieses Jahrhunderts. Die Universitäten brauchen weniger aktive Unterstützung als einen Befreiungsschlag. Nicht nur, um den Erhalt einer Fakultät der eines Studiengangs zu sichern, sondern um das Studium in Berlin möglichst attraktiv zu gestalten, damit junge Menschen nachher bleiben. Warum nicht eine einzige Berliner Großuniversität! Die Kreativ-
and it is time Berlin-Brandenburg did the same. 5) Support universities. One hundred years ago, Berlin was admired by academics all over the world. The city provided the model that inspired the American university system and gave the world many of the 20th century’s best physicists, chemists, mathematicians and doctors. Universities need more freedom to make studying in Berlin more attractive. Why not create one big Berlin university? If we can bring Daniel Barenboim and Sir Simon Rattle to Berlin, why not also get the world’s best physicists, medical doctors, legal experts and economists? What will become of Berlin-Brandenburg? One focal point lies in the blossoming economies of Eastern Europe. Berlin will
Schaffenden nehmen ihren Nachwuchs nicht aus Kleinuniversitäten, die auf der Weltbühne nur Zwerge sind. Wenn wir Daniel Barenboim und Sir Simon Rattle holen können, warum nicht die besten Physiker, Mediziner, Rechtswissenschaftler und Ökonomen der Welt?
im politischen Leben dieses Landes einnimmt und sichert, was aufgrund der enormen Lasten der Vergangenheit keine einfache Aufgabe sein wird. Berlin ist der wirklichen Macht lange Zeit fern gewesen. Ich sehe beides: Probleme und am Horizont auch Chancen. Warum nicht anpeilen, eine Weltstadt mit 5 Million Einwohner zu werden! Eine Stadt der Toleranz und Vielfalt: Die Forschung von Richard Florida zeigt, dass diese Eigenschaften eine entscheidende Rolle spielen. Multi-Kulti muss aktiv praktiziert werden. Bedenken Sie, dass 40% der Toronto-Einwohner außerhalb Kanadas geboren sind! Als Schlusswort möchte ich Sie daran erinnern, dass all dies nicht direkt gesteuert werden kann! Es kann aber durch Vorbilder in Bewegung gesetzt werden, Vorbilder von jenen, die einen Unterschied machen können. Genauso hat es ein weiser Kulturschaffender aus Toronto gesehen:
Was wird aus der Hauptstadtregion? Was wird nun aus Berlin-Brandenburg werden? Ich sehe ein wichtiges Thema in den f lorierenden Volkswirtschaften Osteuropas. Berlin war und bleibt erste Station für die Menschen aus dieser Region. Hier gibt es große Reserven von Kreativität unbekannten Ausmaßes, Kreativität, die lange unterdrückt wurde. Es kann keinen Zweifel mehr daran geben, dass die Nähe Berlins zu den neuen, wachsenden Schlüsselmärkten Polens, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarns, der Baltikumstaaten und auch zu den unsicheren, aber eben auch lukrativeren Märkten weiter östlich ein relativ klarer Vorteil sein wird. Es kommen die Ukrainer und Türken noch „You can’t enforce an attitude. hinzu. Im Bereich der Kreativen heißt You can’t legislate the human heart. das, dass Berlin die Aufgabe zufallen But, you can inspire it by an exawird, die Genialität, die Melancholie mple of passion and risk-taking, in und die weitsichtige Lebenserfahrung an atmosphere in which passion and dieser Region zwangsläufig kulturell, risk-taking can take place. This is the wissenschaftlich und letztendlich job of the city at large, to understand auch wirtschaftlich in Umlauf zu brin- that passion and risk begin in daily gen. Gibt es überhaupt eine faszinieencounter, on the canvas of everyday rendere Aufgabe? life.“ (Pier Giorgio Di Cicco, Toronto Poet Laureate to Mayor’s Roundtable on Arts Am wichtigsten wird jedoch sein, and Culture, December 2004) dass Berlin seinen zentralen Platz
always be the first-stop for people from would like to remind you that none of this this region, where there are large reserves can be controlled directly! We can only set of creativity suppressed for a long time. things into motion by following positive Berlin’s proximity to these key markets, examples. As one wise cultural mind from including Ukraine and Turkey, will remain Toronto described it: one of the region’s very clear advantages. „You can’t enforce an attitude. You can’t Berlin will have to find a way to promote legislate the human heart. But, you can the genius, melancholy and extensive inspire it by an example of passion and experience of this region in the cultural, risk-taking, in an atmosphere in which scientific and economic fields. Could there passion and risk-taking can take place. be a more fascinating task? This is the job of the city at large, to understand that passion and risk begin in daily Most importantly for Berlin, however, is encounter, on the canvas of everyday life.“ that the city secures its central role in (Pier Giorgio Di Cicco, Toronto Poet LaureGermany’s political life. Why not focus ate to Mayor’s Roundtable on Arts and on becoming a metropolis of 5 Million Culture – December 2004) inhabitants, a city of tolerance and diversity! Richard Florida has shown that these characteristics, including open and multicultural attitudes, play a decisive role in a city’s creative development. Finally, I medienboar d Ne w s
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„Sommer vorm Balkon“ zahlt Verleihförderung zurück Am Originalschauplatz des Andreas Dresen Films „Sommer vorm Balkon“ am Berliner Helmholtzplatz zahlten am 10. August 2006 Stefan Arndt und Manuela Stehr von X Verleih sechs Monate nach dem Kinostart die Verleihförderung ans Medienboard zurück. Die Scheckübergabe an Medienboard Geschäftsführerin Kirsten Niehuus fand statt im Rahmen eines gemeinsamen Besuchs von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck am Prenzlauer Berg. Dresens preisgekrönter Film mit Nadja Uhl und Inka Friedrich wurde produziert von Peter Rommel Productions und X Filme Creative Pool.
2000 m² Stein- und Sand-Imitate für die Basis gebraucht. Fünf Kilometer Kanthölzer fanden für die Holzkulisse Verwendung. Nach Photovorlagen der Ausgrabungsstätte in Troja haben die Babelsberger Kulissenbauer, Bildhauer und Maler auf einer Fläche von 1000 qm² Steine in den Lehm eingearbeitet. Weitere Informationen finden Sie unter: www.teamworx.de und www.studiobabelsberg.com
Happy Birthday: MTV wird 25!
Vor 25 Jahren, am 1. August 1981, ging MTV in den USA auf Sendung. Der erste Videoclip, der über die Bildschirme flimmerte war „Video Killed The Radio Star“ von den Buggles. Der erste Spartensender für Musik startete einen beeindruckenden Siegeszug: Konnten 1981 gerade mal 800 000 amerikanische Haushalte MTV empfangen, erreicht der zum amerikanischen Medienkonzern Viacom gehörende Kanal heute weltweit rund eine Milliarde Meldungen der Süddeutschen Zeitung Menschen. zufolge hat die Berliner Produzentin Der Sender katapultierte Popkünstler wie Regina Ziegler die Mehrheit an ihrer Firma Madonna, Michael Jackson, Robbie Williams, Ziegler Film ihrer Tochter Tanja übertragen. Britney Spears oder Christina Aguilera nach Tanja Ziegler erhält demnach 60 Prozent ganz oben und zeigte unvergessliche Konder Anteile ihrer Mutter, die restlichen 40 zerte und Events. So gehörte MTV 1985 zu verbleiben weiterhin bei der Firmengründen Sendern, die das 17-Stunden-Spektakel derin. Beide Zieglers sind wie zuvor als „Live Aid“ übertrugen. Geschäftsführerinnen tätig. Seit 1984 verleiht der Sender jährlich Weitere Informationen: www.ziegler-film.de die MTV Music Awards. Im selben Jahr entstand von London aus MTV Europe. MTV Deutschland sendet seit 1999 zunächst von Köln, mittlerweile von Berlin. Mehr unter www.mtv.de.
Generationenwechsel bei Ziegler Film
Art Department baut Ausgrabungsstätte von Troja
Für die teamworx- Produktion „Die Jagd nach dem Schatz von Troja“ (SAT.1) hat das Art Department Studio Babelsberg die Ausgrabungsstätte von Troja nachgebaut. Mit bis zu 40 Mitarbeitern entstand innerhalb einer Bauzeit von nur zehn Wochen bei Berlin die bisher größte in die Tiefe gebaute Filmkulisse Europas. Das Set ist 135 Meter lang, 50 Meter breit und zwischen sechs und zwölf Meter tief. Insgesamt wurden 15 Tonnen Gips/Beton und
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Berlin-Brandenburg am Lido Zwei Berlin-Brandenburger Produktionen sind bei den 63. Internationalen Filmfestspielen Venedig (31.08.-10.09.2006) zu sehen: „Black Book“, der aktuelle Film von Hollywood Regisseur Paul Verhoeven, läuft als einzige Produktion mit deutscher Beteiligung im Wettbewerb und ist damit im Rennen um den Goldenen Löwen. Die deutsch-niederländisch-britische Koproduktion wurde Ende 2005 u.a. mehrere Wochen im Studio Babelsberg gedreht. Deutscher Produzent ist die Berliner Egoli Tossell Film AG. „Khadak“, eine deutschniederländisch-belgische Koproduktion, von Peter Brosens und Jessica Woodworth läuft im Rahmen der „Giornate degli
Autori“. Deutscher Produzent ist ma.ja.de. fiction (Berlin, Leipzig). Beide Produktionen sind vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert. Weitere Informationen unter www.medienboard.de , www.egoli.de und www.majade.de .
Förderpreis Deutscher Film an Drehbuchautoren von „Pingpong“ Die Autoren Meike Hauck und Matthias Luthardt wurden für ihr Drehbuch zu „PingPong“ mit dem Förderpreis Deutscher Film am 19. Juli 2006 im Rahmen des Filmfest München (15. – 22.07.2006) ausgezeichnet. Der Medienboard geförderte Film ist das Regiedebüt von Matthias Luthardt, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Insgesamt war die Produktion der HFF „Konrad Wolf“ dreimal, u.a. für Regie und männlicher Darsteller, für den Förderpreis nominiert. „PingPong“ hatte zudem Deutschlandpremiere auf dem Filmfest München. Bereits im Frühjahr gewann der Spielfilm zwei Preise auf dem Filmfest in Cannes, wo er in der Reihe Semaine de la Critique seine internationale Premiere feierte. Der Drehbuchpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Gesamtsumme des Förderpreis Deutscher Film von beträgt 50.000 Euro.
Babelsberger Medienpreise 2006 Bereits zum elften Mal vergaben am 07. Juli 2006 die Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF) München und die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ den Förderpreis für den besten Absolventenfilm (Spielfilm) und den Erich Kästner-Fernsehpreis für das beste deutschsprachige Kinder- und Jugendprogramm. Zum sechsten Mal ist der Förderpreis für den besten Absolventenfilm (Dokumentarfilm) dabei, der vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) gestiftet wird.
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Den mit 18.000 EUR dotierte Förderpreis für den besten Absolventenfilm (Spielfilm) bekam Michael Dreher für „Fair Trade“, seinen Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Den mit 25.500 EUR dotierten Erich Kästner-Fernsehpreis durfte Irina Popow (Regie) für die Folge „Du sollst nicht ehebrechen“ aus der Reihe „Unsere 10 Gebote“ in Empfang nehmen. Weitere Informationen: www.hff-potsdam.de
Neues Modell zur Stärkung der Filmproduktion in Deutschland beschlossen Mit der Verabschiedung des Haushaltsentwurfs 2007 am 05. Juli 2006 hat die Bundesregierung gleichzeitig die Weichen für eine entscheidende Verbesserung der Rahmenbedingungen für die deutsche Filmwirtschaft gestellt. So wurde es im Koalitionsvertrag vom November 2005 vereinbart. Unter dem Titel „Anreiz zur Stärkung der Filmproduktion in Deutschland“ werden ab 2007 für die Dauer der Legislaturperiode jährlich 60 Mio. Euro für ein neues Konzept zur Filmfinanzierung zur Verfügung gestellt. In Anlehnung an das seit April diesen Jahres eingeführte britische Modell erhalten Produzenten für die Herstellung eines Kinofilms eine Erstattung zwischen 15 und 20 Prozent der in Deutschland ausgegebenen Produktionskosten. Das Modell soll zum 1. Januar 2007 in Kraft gesetzt werden und wird darüber hinaus einmütig von allen Bundesländern begrüßt und unterstützt. Staatsminister Bernd Neumann: „Es ist ein großer Erfolg, dass wir gemeinsam mit der Filmbranche und der Unterstützung des Bundesfinanzministers so schnell zu einem überzeugenden Konzept gelangt sind. Wir haben damit ein ehrgeiziges Vorhaben des Koalitionsvertrages umgesetzt. Damit werden für die deutsche Filmwirtschaft international wettbewerbsfähige, mit anderen EU-Ländern vergleichbare Bedingungen geschaffen. Wowereit begrüßt den Beschluss der Bundesregierung zur Filmförderung: „Das ist eine gute Entscheidung für die deutsche Filmwirtschaft und natürlich für
den Medienstandort Berlin. Mit diesem Programm wird der deutsche Film im internationalen Wettbewerb gestärkt und nicht zuletzt Arbeitsplätze geschaffen und erhalten, die in vielfältiger Weise an der Filmbranche in Berlin hängen.“
Erste Klappe für den Deutsch-Polnischen Co-Development Fonds Produzenten aus Polen, Mitteldeutschland, Berlin und Brandenburg konnten bis zum 01. August 2006 Projektmittel des DeutschPolnischen Co-Development Fonds (DPCDF) beantragen. Diese mussten bei der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM), der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und beim Polnischen Filminstitut eingereicht werden. Die erste Entscheidung ist für Mitte September geplant. Der Deutsch-Polnische Co-Development Fonds wird vom Polnischen Filminstitut, der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) und der Medienboard BerlinBrandenburg GmbH getragen. Die drei beteiligten Förderinstitutionen stellen für den Fonds insgesamt jährlich bis zu 150.000,00 EUR zur Verfügung.
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und TV-Produktionen der Marke WÜSTE Film made in Berlin-Brandenburg. Der Firmensitz ist in Potsdam und ein weiteres Büro wurde in der Kalkscheune in Mitte eingerichtet. Die Leitung von WÜSTE Film OST übernimmt Sabine Holtgreve(Debüt im Dritten). Unter ihrer Leitung entstanden Filme wie Die fetten Jahre sind vorbei, Kroko, Der Wald vor lauter Bäumen, Requiem oder Sommer 04 an der Schlei, der in Cannes für Furore gesorgt hatte. Weitere Informationen: www.wuestefilm.de
Bundespräsident Köhler übernimmt Schirmherrschaft über Vision Kino
Der Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler hat die Schirmherrschaft über die Vision Kino gGmbH – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz übernommen. „Durch sein Engagement erweist der Bundespräsident allen Institutionen und Einrichtungen, den Lehrern und Schülern, die sich der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Vermittlung von Film- und Medienkompetenz bundesweit widmen, eine große Ehre“, so Sarah Duve, Geschäftsführerin von Vision Kino. Vision Kino gibt zu dieser Gelegenheit die Mitglieder ihres Kuratoriums bekannt, das sie in ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit unterstützen wird. Das Kuratorium setzt Am 21. August geht mit „Schmetterlinge sich zusammen aus Kulturstaatsminister im Bauch“ eine neue Telenovela aus Bernd Neumann, dem brandenburgischen Babelsberg bei SAT.1 auf Sendung. Alissa Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, Jung und Raphael Vogt spielen in der der Schauspielerin und Präsidentin der Produktion von Producers at Work Nelly Deutschen Filmakademie Senta Berger, der und Nils, die auf der Suche nach dem Kinder- und Jugendfilmproduzentin sowie Glück nicht ahnen, dass es natürlich gleich Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih nebenan zu finden ist. Producers at Work, und Prod. GmbH Uschi Reich, dem Präsidas Gemeinschaftsunternehmen von Prodenten der Bundeszentrale für politische SiebenSat.1 Media AG und Serien-ErfolgsBildung Thomas Krüger sowie dem Regisproduzent Christian Popp, hat sich erst seur und Mitglied des Verwaltungsrats der kürzlich am Standort angesiedelt. FFA Tomy Wigand.
Neue Telenovela aus Babelsberg bei SAT.1
WÜSTE Film OST gegründet
Weitere Informationen: www.visionkino.de
Die Gesellschafter der WÜSTE Filmproduktion Hamburg und der WÜSTE Film WEST Köln, Stefan Schubert und Ralph Schwingel, zieht es an die Spree. Mit der Gündung der WÜSTE Film OST legen Schubert und Schwingel den Grundstein für Arthousemedienboar d Ne w s
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www.buerohuss.de
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