Ebook lernstories

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‚Lernstories – oder – mit Kindern über Lernen sprechen ‘

Theorie Lerngeschichten Handlungsanleitungen

Autoren und Autorinnen: Studierende der PH FHNW, Brugg Windisch, 2014 Begleitung: Brigitta Pfäffli und Stephan Bruelhart




Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Können Kinder Lernen verstehen, beispielsweise . was sich dabei im Kopf abspielt, . warum üben so wichtig ist, . dass auch spielen zum Lernen gehört, . warum es nicht immer auf Anhieb klappt, . warum eine gute Stimmung wichtig ist, . warum es in Gruppen nicht immer läuft… ? In diesem E Book zeigen Ihnen 26 Studierende der PH FHNW, dass sie ausgewählte Lernkonzepte Kindern, und wohl auch Eltern, verständlich und ansprechend darlegen können. Sie finden zu sechs Themenbereichen aktuelle theoretische Überlegungen und ausgewählte Forschungsergebnisse, eine dazu passende, stufengerechte Geschichte und Anleitungen für die Schulpraxis. Hinter dieser Arbeit steckt viel. Die Studierenden haben sich in Gruppen vertieft mit Fragen des Lernens befasst. Sie haben sich in die Situation von Kindern versetzt und einfache Texte verfasst, dazu Geschichten erfunden und illustriert und über die Konsequenzen der Theorie für die Praxis als Primarlehrer/in nachgedacht. Die Arbeit verlangte Ideenreichtum und Entscheidung, Recherchierarbeit, Verständnis von Inhalten, praxisbezogenes Denken und Handeln, Kooperation und persönliches Engagement, Planung und Umsetzung, Kreativität und Phantasie, verständliches Formulieren von abstrakten Aussagen, Illustration von Ideen, Umgang mit neuen Medien und Hilfsmitteln. Ich danke allen Studierenden für die ausserordentlichen Leistungen, die Neugier und Lernhaltung, auch für die hohe Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit. Der Dank geht auch an Stephan Bruelhart für die Begleitung der Studierenden in gestalterischen und technischen Fragen und für die unkomplizierte Zusammenarbeit, sowie an Daniel Wrana und Riccarda Reimer für die Unterstützung dieses Projektes. Erzählen Sie Ihren Kindern vom Lernen, auch den Eltern. Brigitta Pfäffli Tanner

8.5.14


Inhaltsverzeichnis Frühenglisch – erste Fremdsprache in der dritten Klasse Pia Ernst, Ursina Kramer, Jovana Milosavljevic, Rahel Schmutziger

Gemeinsam stark Gruppenarbeiten - Verschiedene Verhaltensweisen in Gruppen Karatay Özlem, Janine Näf, Lukas Reichert, Seraina Schwenk, Desirée Suter

Mias Traum Lernstrategien Camille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx

Lernen durch Spielen Lerntagebuch Barbara Gutknecht, Michelle Grütter, Gabriela Schneider

Jonathan der Postbote Lernen und das Gedächtnis Elena Binda, Miriam Hitz, Lauwrens Wynand, Andrea Möckel

Tommy und Loris in der Schule Lernmotivation - Was beeinflusst die Lernmotivation bei Grundschulkindern? Giulio Boazzo, Tobias Bolliger, Jonas Brändli, Tobias Jäggi, Pascal Moser



Fr端henglisch erste Fremdsprache in der 3. Klasse


Die Autorinnen

Ursina Kramer Idee + Illustration

Yovana Milosavljevic Idee + Illustration Rahel Schmuziger Text + Idee

Pia Ernst Text + Idee


Frühenglisch – erste Fremdsprache in der dritten Klasse Wie gehen Kinder ans Frühenglisch heran? Welche Gefühle sind dabei im Spiel? Wo und warum entstehen Schwierigkeiten und was könnte dahinter stecken? Welche Motivation treibt die Kinder und wie kann sie erhalten oder gefördert werden? Oder lernen Kinder gar im Kindergarten besser und schneller? Dies und noch viel mehr erfahren Sie in unserer Lernstory.

A Was sagt die Theorie? Die Komplexität der Sprache lässt sich mit dem Wort „Text“, das im Lateinischen „Gewebe“ heisst, erkennen: die ineinander verwobenen Fäden garantieren Festigkeit und stellen ein Muster dar, und zwar nicht nur von links nach rechts, sondern in alle Richtungen, und das Schicht für Schicht. Erwachsene, die Auto fahren lernen, erkundigen sich zuerst, wie ein Auto denn genau funktioniert und welche Teile zum Fahren besonders wichtig sind. Dann müssen sie vor allem eines tun: ausprobieren, wie sie lenken, Gänge schalten, Gas geben oder bremsen müssen und dann üben, üben, üben. Kinder lernen zwar nicht mit einem bewussten Vorsatz, sie probieren einfach aus und erfahren so, ob und wie etwas funktioniert. Weil das alles mit viel Freude verbunden ist, wird dieses Lernen häufig unterschätzt oder eben nur als Spielen abgetan.

Warum ist es so wichtig, dass Lernen überhaupt Spass macht? Wenn Kinder in die Schule kommen, dann ist fertig lustig, sagt der Volksmund. Wenn jedoch etwas neu und interessant ist, weckt es die Neugier, und die Gehirnforschung konnte zeigen, dass so empfundenes sehr schnell gelernt und auch tiefer verarbeitet wird, denn offensichtlich liebt das Gehirn Herausforderungen. Und es ist ihm egal, ob gerade Schule oder Freizeit ist, denn es gibt keinen Schalter. Ein wichtiger Aspekt, warum ein Kind lernen möchte, ist das Verstehen-Wollen, wie die Dinge funktionieren, zusammenhängen, wie sich seine Welt vergrössert. Es will sich messen, Regeln erfahren und Teil eines Ganzen sein. Es beginnt, vorsätzlich und systematisch zu lernen und erkennt, dass häufig nicht mehr die Freude an erster Stelle steht. Zusätzlich kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich die Beziehung zur Lehrperson. Fühlt sich das Kind angenommen und verstanden, kann es auch gut lernen. Dazu braucht es Lob und Anerkennung, und zwar vor allem für seinen Einsatz, besonders auch dann, wenn die Leistung nicht den Erwartungen entspricht. Das nennt sich „Lernen durch Verstärkung“. Man hat nämlich herausgefunden, dass diejenigen Leute eintönige Arbeit länger durchhalten, die vorher ehrlich gelobt wurden. Sie waren auch ausdauernder als jene, die vor Beginn einer langweiligen Tätigkeit sehr zufrieden waren.

Wie sieht der Unterschied zum Erwerb der Muttersprache aus? Das Lernen der Muttersprache ist eng mit der Anpassung ans Leben verknüpft. Das wachsende Verstehen geht einher mit dem natürlichen Lernprozess. Beim Fremdsprachenlernen ist diese Situation des Hineinwachsens jedoch nicht mehr gegeben. Es wird beeinflusst von beschränkter Lernzeit und eingeengtem Umfeld und dem unterschiedlichen Entwicklungsstand der anderen Kinder. Unter diesen Umständen soll die neue Sprache aktiv erworben werden, denn Wissen kann man nicht einfach vermitteln. Damit das gelingen kann, ist zu einem grossen Teil entscheidend, was das Kind vom Schulstoff aufnehmen kann (intake). Das wiederum hängt von den bei ihm vorher stattgefundenen verschiedenen Lernprozessen und den bereits gespeicherten Informationen ab, was offensichtlich nichts mit Begabung zu tun hat. Je mehr Anwendungsmöglichkeiten dem Kind angeboten werden, je mehr Verbindungen mit Vorwissen sich ergeben, desto sicherer wird die Verarbeitung stattfinden und desto schneller wird das Kind das Wichtige herausfiltern können. So Aufgenommenes sollte nun ruhen, damit es mit Ähnlichem abgeglichen werden und sich so festigen kann.


Ist es einfacher, im Kindergarten die erste Fremdsprache zu lernen? Bei Kindergartenkindern hat man herausgefunden, dass der traditionelle Fremdsprachenunterricht nicht sehr geeignet ist, auch wenn damit die Sprache früh und spielerisch gelernt werden kann. Viel nachhaltiger ist es, wenn sie Englisch unbewusst lernen, integriert in den Alltag. So ist es für sie einleuchtend, die neue Sprache als Kommunikationsmittel einzusetzen. Das Verstehen von Sprache steht dabei weit vor dem Sprechen. Mittels Gestik und Mimik verständigen die Kinder sich und teilen so z.B. der Lehrperson mit, ob sie etwas verstanden haben oder nicht. Fortschritte zeigen sich erst nach Monaten oder gar Jahren. Ausserdem trägt die Stimmung viel zum Lernerfolg bei. Der lockere Umgang mit der Sprache wie auch mit Fehlern ebnet die Vertrautheit und schafft die Grundlage, damit die Kinder die Fremdsprache benutzen.

Wie gehe ich mit Fehlern um? Wissenslücken sind keine Lernkatastrophen. So genannt mutige Fehler entstehen, wenn das Kind aktiv ausprobiert. Eine entsprechende Rückmeldung durch die Lehrperson wirkt sich positiv auf die Lernmotivation und den Mut zur Benutzung der Sprache aus. Überhaupt können die Kinder die Überbewertung ihrer Fehler von Seiten der Lehrperson häufig nicht verstehen. Denn die Kinder richten sich nach ihrem sprachlichen Repertoire, das noch unvollständig ist. Was sie eher verunsichert, sind die Grenzen ihres eigenen sprachlichen Wissens und Könnens. Fehler bezeichnen also Unsicherheiten in ihrem Sprachverständnis.

Welche Schwierigkeiten gibt es in Bezug aufs Sprechen? Grundsätzlich freuen sich die Schüler auf das Englisch, das ihnen im Alltag sehr häufig begegnet in Form von Redewendungen, Songs oder beim Gebrauch des Computers. Die vermeintliche Einfachheit stellt sich dann häufig als Stolperstein heraus. Allein die korrekte Aussprache des th, allenfalls verbunden mit nachfolgendem r, kann die Motivation stark dämpfen und zu Verwirrung führen. Wenn ein Kind nun zum Sprechen gezwungen wird, statt dass es zuerst nach seinem eigenen Gefühl zuhören und abwarten darf, kann dieses Bemühen die ganze LernEnergie aufsaugen und damit die Aufnahme und Verarbeitung des soeben Durchgenommenen sogar verhindern. Zusätzlich wird das Scheitern als Frustrationserlebnis empfunden, welches sich bis zur Angst steigern kann, und diese Negativspirale wird auch auf die Lehrperson übertragen, die trotz ihrer Bemühungen keinen Erfolg erkennen kann. Pop- und Rocksongs spielen im Fremdsprachenunterricht eine grosse Rolle. Sie gehören zur Jugend und lösen damit eine hohe (Lern-)Motivation aus. Diese Bedeutsamkeit führt zu sprachlichen Verarbeitungs- und Lernprozessen. Das aktive Hinhören und das Verstehen der Texte führen zum Sprechen über dieselben und damit auch zum Hinterfragen. Da die Kinder sie mit ihren Lebenserfahrungen oder mit der momentanen Lebenseinstellung in Verbindung bringen, braucht es von Seiten der Lehrperson einen behutsamen Umgang. Als Einstieg sind sie durchaus geeignet. Trotzdem genügt ein rein spielerischer Zugang zur Fremdsprache nicht. Der Mensch bevorzugt eine ausgewogene Mischung von Herausforderungen und deren Bewältigung.

Existieren weitere Faktoren? Wenn nach intensivem Üben der Erfolg nach kurzer Zeit wieder nachlässt, heisst das, es fand kein wirklicher Lernprozess statt. Dieser Prozess ist nicht allein von Lehrperson und Unterricht abhängig. Er ist ein System, das ständig um- und ausgebaut werden muss. Dabei spielt ein innerer Lehrplan, der auf die Funktionen des Gehirns abgestimmt ist, eine wichtige Rolle. Ein Aspekt dazu stellt die Aktivität dar. Sei es nun geistig oder körperlich (am besten gleichzeitig), Aktivität ist für den Lernprozess essentiell. Sobald der Mensch etwas von sich aus macht, sich aktiv beteiligt, wird echtes Lernen gefördert. Handeln muss mit gedanklichen Überlegungen einhergehen, damit dauerhaftes Verstehen wahrscheinlich ist.


Was passiert im Gehirn?

Abb. 1: Entwicklung der Neuronen und Dendriten im Gehirn In unserem Gehirn befinden sich unzählige Nervenzellen. Diese sind dafür verantwortlich, dass wir überhaupt etwas erlernen können. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist sein Gehirn noch nicht vollkommen ausgebildet. Schaut man das Gehirn eines Babys unter einem Mikroskop genauer an, so kann man wie in Bild A kleine Punkte (Neuronen) erkennen. Aus diesen Neuronen wachsen Fäden, die man Dendriten nennt. Über die Dendriten werden Informationen von Neuron zu Neuron weiter gegeben. Um sich die Situation bildlich vorstellen zu können, kann man die Neuronen mit Dörfern und die Dendriten mit Strassen vergleichen. Will nun eine Person von einem Dorf ins andere gehen, benötigt sie eine Strasse. Wenn diese Strasse aber noch nicht gebaut wurde, gelangt die Person nie ins nächste Dorf. So ähnlich ergeht es den Informationen, die in unserem Gehirn verarbeitet werden. Einem kleinen Kind fehlen diese Vernetzungen, und daher ist es auch nicht in der Lage zu sprechen. Mit zunehmendem Alter werden immer mehr Verbindungen gebildet. Entscheidend ist nicht die Anzahl der Verbindungen, sondern deren Qualität. So sind z.B. lange Verbindungen, die viele Umwege gehen, viel weniger effektiv als kurze, direkte Verbindungen. In Abb.1 sehen wir diesen Entwicklungsprozess: So sind die Dendriten und Neuronen erkennbar kurz nach der Geburt (A), nach drei Monaten (B), nach 15 Monaten (C) und nach 24 Monaten (D). Man kann hier sehr gut beobachten, wie die Zahl der Verbindungen zahlreicher geworden ist (Sulzer, 2007, S. 122–124).


B Was sagt die Forschung? In der Zentralschweizer Längsschnittstudie zur Wirksamkeit des Fremdsprachenunterrichts mussten Primarschüler durch Tests ihre Fähigkeiten in Englisch unter Beweis stellen. Es zeigte sich, dass die Lehrperson die Englischfähigkeiten der Schüler beeinflusst. Im Hörverständnis waren diejenigen Schüler am besten, die den Englischunterricht bei der Klassenlehrperson absolvierten. Diese Studie zeigt, dass es viele Faktoren gibt, die das Erlernen einer Fremdsprache, in diesem Fall Englisch, positiv oder negativ beeinflussen. Zu diesen Faktoren gehören das Leseverständnis im Deutsch, das Gefühl im Unterricht von Über- oder Unterforderung, Angst vor Fehlern und das sprachliche Vorwissen. Zusätzlich zeigte sich auch, dass Kinder, die aus einer Familie mit Migrationshintergrund stammen, im Hörverständnis besser abschnitten als Kinder, die nur eine Sprache sprechen (Haenni Hoti).

C Literaturangaben Literatur Bleyhl, W. (1998). Selbstorganisation des Lernens – Phasen des Lehrens. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren (S. 60-69). Berlin: Cornelsen. Bleyhl, W. & Timm, J.-P. (1998). Selbstorganisation des Lernens – Phasen des Lehrens. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren (S. 259-271). Berlin: Cornelsen. Brokmann-Nooren, Ch., Gerke, I., Kiper, H. & Renneberg, W. (Hrsg.). (2007). Bildung und Lernen der Drei- bis Achtjährigen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Ginsburg, H.P. & Opper, S. (2004). Piagets Theorie der geistigen Entwicklung. Stuttgart: Klett-Cotta. Günther, B. & Günther, H. (2005). Frühe Fremdsprachen im Kindergarten. Stuttgart: Ernst Klett. Haenni Hoti, A. Bikulturalität und Fremdsprachenerwerb, http://www.unifr.ch/ipg/assets/files/DocSSRE/07%20GE/HaenniHotiA.pdf Stand 08.04.14, PHL. Hermann-Brenecke, G. (1998). Die affektive Seite des Fremdsprachenlernens. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren (S. 53-59). Berlin: Cornelsen. Largo, R.H. & Beglinger, M. (2009). Schülerjahre. München: Piper. Macht, K. (1998). Vom Umgang mit Fehlern. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren (S. 353-365). Berlin: Cornelsen. Rautenhaus, H. (1998). Zum Umgang mit lernschwachen Schülern. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren (S. 86-92). Berlin: Cornelsen. Spitzer, M. & Herschkowitz, N. (2009). Warum Lernen Spass macht. Galila Hörbücher. Timm, J.-P. (Hrsg.) (1998). Englisch lernen und lehren. Berlin: Cornelsen.

Abbildung Abb. 1: http://www.uni-graz.at/communication/unizeit/archiv/vor1999/197/images/sprache1.gif Stand 07.04.14














Handlungsanleitung für Lehrpersonen • Sie sind auf dieser Site gelandet und fühlen sich ein bisschen ratlos. • Sie möchten gerne einen anderen Weg im Unterricht beschreiten und wissen nicht genau, wie Sie es anstellen sollen. • Oder möchten einfach gerne wissen, was eigentlich in den Köpfen der Drittklässler passiert, während sie Englisch-Vokabeln büffeln. Unsere Geschichte basiert einerseits auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Sie in der Theorie finden – auf der anderen Seite soll den Kindern auf anschauliche Weise gezeigt werden, welchen Weg neue fremdsprachliche Ausdrücke in ihrem Kopf gehen.

So ist die Bildergeschichte zu lesen Strassen bauen:

Eine neue Sprache bedeutet neue Wege, neue Denkwege im Gehirn. Damit die Autos, genauer die neuen Wörter, ungehindert verkehren können. Wie beim Strassenbau in der realen Welt kann dieser Vorgang sehr lange dauern und ist mit vielen Anstrengungen verbunden. Siehe Theorie-Text: Welcher Unterschied zum Erwerb der Muttersprache besteht?

Umleitungen:

Manchmal sind Umwege nötig. Die Hilfe von Polizisten oder Bauarbeitern ist gefragt. Siehe Theorie-Text: Welche Schwierigkeiten gibt es in Bezug aufs Sprechen?

Polizisten:

Sie weisen den richtigen Weg, falls mehrere Möglichkeiten vorhanden sind. Jedes Kind hat seine eigenen Polizisten an verschiedenen Stellen. Siehe Theorie-Text: Wie gehe ich mit Fehlern um?

Strassenbauer:

Mit ihrer Hilfe werden neue Wege angelegt. Das kann seine Zeit dauern, aber sie sind unermüdlich im Einsatz. Siehe Theorie-Text: Existieren weitere Faktoren?

Benzin/Nahrung:

Braucht es für den Antrieb. Einerseits für unterwegs, damit das Ziel nicht aus den Augen verloren wird, andererseits für jedes neue Auto, das sich an den Start macht. Siehe Theorie-Text: Warum ist es so wichtig, dass Lernen überhaupt Spass macht?

Unsere Idee dahinter Das Stichwort „Geduld“ ist beim Englischlernen ein Schlüsselwort. Die Kinder brauchen ihre Zeit, um sich grammatikalische Strukturen einzuprägen oder die neuen Wörter zu merken. In ihrem Gehirn muss eine neue Strasse gebaut werden! Dieses Vorgehen kann sehr lange dauern und ist mit vielen Anstrengungen verbunden. Im Gehirn des Kindes sind komplexe Vorgänge am Laufen und es ist nicht möglich, auf Anhieb alles zu verstehen. Schliesslich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Da sich die Kinder grundsätzlich sehr auf den Englischunterricht freuen, wäre es sinnvoll, daran Lernerfolge zu knüpfen. Das spielerische Lernen wird für Kinder nicht als mühsam und anstrengend empfunden. Sie lernen quasi nebenbei. Das trockene Auswendiglernen von Grammatik und Vokabeln ohne jeglichen Praxisbezug kann verbunden werden mit auf die Interessen der Kinder zugeschnittenen Lektionen. Diese sichern der Lehrperson die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Zum Beispiel interessieren sich Kinder sehr für die neusten Songs in den Charts. So ist es nahe liegend, solche Pop- und Rocksongs in den Unterricht zu integrieren. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass die Lehrperson sich mit den Unterrichtsformen identifizieren kann. Denn die Abneigung wird von den Kindern wahrgenommen. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Eine gute Fehlerkultur hat ebenfalls positiven Einfluss aufs Arbeitsklima und kann das Selbstvertrauen stärken. Die Wirkung eines echten Lobs hingegen ist nicht zu unterschätzen und dient als Motivationsspritze, was sich auf die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden ausdehnt, was wiederum zu mehr Zufriedenheit und darum zur Leistungssteigerung beitragen kann. Diesen „Engelskreis“ zu erreichen wäre ein schönes Lernziel.



Gemeinsam stark


Die Autoren Mein Name ist Seraina Schwenk und ich bin im zweiten Semester der Pädagogischen Hochschule. Ich wollte anfangs eher am Theorieteil mitarbeiten, rutschte dann aber automatisch in den gestalterischen Teil hinein. Ich fand grossen Gefallen an der kreativen Arbeit und freue mich nun mit der ganzen Gruppe über das Resultat. Zudem kann ich aus dieser Arbeit mitnehmen, dass man sich immer wieder neu entfalten und entdecken kann, egal wie viel Erfahrung man schon hat. Es ist schön, auf eine so tolle Arbeit zurückblicken zu können. Mein Name ist Özlem Karatay. Ich fand das Projekt eBook mit dem Thema Lernen in einer Gruppe sehr spannend. Die Arbeit hat trotzt der Herausforderung sehr viel Spass gemacht. Unsere Geschichte mit den Tieren, die jeweils einen typischen Charakterzug haben, kann auch in die Praxis umgesetzt werden. Mein Name ist Desirée Suter und ich besuche ebenfalls die FHNW in Brugg, um Primarlehrerin zu werden. Die Arbeit am eBook hat mir grosse Freude zubereitet, vor allem das gemeinsame Kneten in der ganzen Gruppe und das anschliessende Fotoshooting. Zudem war ich noch für den Theorieteil verantwortlich. Es war spannend, sich mit diesem Thema der Gruppenarbeit auseinander zu setzen. Mein Name ist Lukas Reichert und ich studiere an der Pädagogischen Hochschule FHNW. Mit meiner Gruppe stellten wir in diesem Buch eine Theorie auf kinderfreundliche Art und Weise dar. Die kreative Seite, die diese Arbeit bietet und das erstellen der Geschichte für das eBook haben trotz grossem Aufwand auch viel Spass bereitet. Ich nehme aus dieser Arbeit mit, dass man mit kreativen Ideen auch schwierige Dinge einfach darstellen kann. Mein Name ist Janine Näf. Die Gruppenarbeit mit den Lucky Lukes hat mir sehr viel Spass gemacht. Während der Arbeit konnten wir uns kreativ ausleben mit unseren Knetfiguren und gleichzeitig Neues über das Thema gruppendynamische Rollen lernen. Es war spannend, ein Teil im Entstehungsprozesses eines eBooks zu sein. Von diesen neu gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen kann ich als angehende Lehrperson profitieren und dieses Wissen auch in der Praxis anwenden.


Gruppenarbeiten Verschiedene Verhaltensweisen in einer Gruppe A Das sagt die Theorie 1. Rollen in Gruppenarbeiten Wenn sich eine Gruppe neu bildet, treffen verschiedene Personen mit verschiedenen Charakteren aufeinander. Jeder Einzelne bringt sein eigenes Verhalten und seine eigene Art mit in eine Gruppe: Durch Gespräche miteinander und das Zusammensein sowie das eigene Paket das jeder von sich mitbringt, entstehen unterschiedliche Rollen in einer Gruppe. Diese Verhalten sind keineswegs immer die gleichen. Es kann auch vorkommen, dass man vielleicht einmal eher eine führende Verhaltensweise übernimmt oder sich zurücknimmt und nicht viel sagt bei den Gruppenarbeiten. Das ist ganz unterschiedlich, je nach dem mit wem man zusammenarbeitet. Im folgenden Text haben wir uns vier Hauptrollen genauer angeschaut:

1.1.

Der Aussenseiter

Der Aussenseiter ist, wie es der Name schon sagt eine Person, die eher ausgegrenzt ist. Das bedeutet, dass er nicht viel beiträgt in der Gruppe und sich im Hintergrund hält. Häufig wird er vergessen, weil er so zurückhaltend ist. Doch der Aussenseiter wird nicht wie man denken könnte von den anderen ausgegrenzt, vielmehr will er sich selbst nicht dazugehören und sich einbringen. Er glaubt, dass er dadurch weniger verletzt wird, wenn er sich gleich selbst ausgrenzt, als ausgegrenzt zu werden von den anderen Schülerinnen und Schülern. Der Aussenseiter mag es nicht viel Verantwortung zu tragen, weshalb er auch überhaupt nicht an der Führerperson interessiert ist. Allerdings hat der Aussenseiter auch eine sehr wichtige Aufgabe in der Gruppe. Häufig kann er der Gruppe helfen bei Schwierigkeiten, da er von aussen eine ganz andere Sicht auf das Ganze hat, als die anderen Gruppenmitglieder. Manchmal kann diese veränderte Sichtweise neue Ideen mit sich bringen. Mit seinen kleinen Beiträgen glänzt der Aussenseiter und wird somit ein wichtiges Gruppenmitglied.

1.2.

Der Führer

Der sogenannte Führer leitet die Gruppe an und übernimmt eine starke Aufgabe. Vielleicht kennst du es selbst aus deinen vergangenen Gruppenarbeiten, dass es durchaus unterschiedliche Führer gibt. Zum einen haben wir den eher bösen Gruppenführer, der alle Arbeit an sich reisst und gemein ist zu den anderen Gruppenmitglieder. Des Weiteren gibt es den freundlichen Führer, der nett und respektvoll mit den anderen umgeht, allerdings alle Arbeit alleine erledigen möchte. Und zu allerletzt der eigentlich perfekte Führer, welcher die Gruppe so führt, dass diese es selbst gar nicht als Führung wahrnimmt. Der Gruppenführer ist in diesem Falle eine Person, welche für eine gute Stimmung sorgt und die Aufgaben gerecht verteilt.


Die Gruppenführung ist in einem bestimmten Masse durchaus sinnvoll und hilft der ganzen Gruppe bei der Arbeit. Allerdings kann es auch zu Schwierigkeiten führen. Zum Beispiel wenn die Gruppenmitglieder sich voll und ganz auf ihren Führer verlassen und ihm bequem folgen. Führt dieser Weg ins Chaos getraut sich allerdings kein Mitglied sich zu wehren, aus Angst durch Streitereien mit dem Führer. Denn dadurch könnte das Mitglied zum Sündenbock zu werden (darüber liest du beim Punkt 1.4 mehr).

1.3.

Der Mitläufer

Der Name selbst weist bereits darauf hin. Es ist ein Mensch, der mitläuft und mit dem Strom mitschwimmt. Er ist eher im Hintergrund, unauffällig und ruhig. Für ihn ist es nicht wichtig, in einer Gruppe der Stärkste zu sein oder aufzufallen. Er steht gerne im Schatten der anderen und steuert nicht viele eigene Ideen zur Gruppenarbeit bei. Die Verantwortung gibt er vollumfänglich ab. Ein anderer bekannter Name dafür wäre der Trittbrettfahrer. Hier ist auch gemeint, dass das Gruppenmitglied nicht wirklich etwas beisteuert, um die Arbeit zum Ziel zu bringen. Er steigt einfach nur auf das Brett auf, angeben (hier also das Arbeiten gemeint) können die anderen. Das heisst also, dass er in seiner Gruppe keine grosse Hilfe ist und sich eher vor den Aufgaben drückt. Am Schluss, wenn die Arbeit erledigt ist, fährt der Trittbrettfahrer allerdings stolz auf dem Trittbrett mit, obwohl er nicht viel dafür getan hat, es ins Rollen zu bringen. Es ist aber bewiesen, dass es selten solche Mitläufer gibt. Die Schüler und Schülerinnen sind stets darum bemüht, einen Beitrag zur Erledigung der Gruppenarbeit zu leisten.

1.4.

Sündenbock

Mit dem Sündenbock in der Gruppe ist ein Buhmann gemeint, einer der meist die Schuld für alles, was nicht auf klappt oder schlecht ist, zugesprochen bekommt. Ihm werden die Aufgaben, die von der Gruppe als schwierige empfunden werden, zugeteilt und die Verantwortung dafür auf ihn abgeschoben. Der Sündenbock steht wie ausserhalb des Gruppenkreises. Die restlichen Gruppenmitglieder schieben alles was zu gefährlich ist zu ihm, damit in der Gruppe die Sicherheit bleibt. Ihm selbst wird es mit der Zeit egal und er hört auf sich zu wehren. Er denkt sich, dass er ja eh der Dumme ist.

1.5.

Schlussfolgerung

All diese oben beschriebenen Rollen tragen in individueller Weise zu der Gruppenleistung bei. Zum einen kann das Wissen verschiedener Personen genutzt werden und dies führt zu grösserer Wissensvielfalt. Des Weiteren können die Fehler der Einzelnen durch die anderen ausgebessert werden und ausserdem können sich die einzelnen Mitglieder gegenseitig unterstützen und anregen. Ein anderer Vorteil ist zudem, dass die Gruppenmitglieder die Arbeit unter sich aufteilen können und so sich gegenseitig entlasten können.


B Das sagt die Forschung Die Forschung im Sachunterricht hat gezeigt, dass die Gruppenarbeit grosse Vorteile bringen kann, obwohl viele unterschiedliche Charaktere in der Gruppe zusammenkommen. Folgende Punkte können als positiv angesehen werden: • Verschiedene Kinder können ihr Wissen und ihre Ideen in die Arbeit mitbringen. • Wenn alle Kinder mit verschiedenen Rollen in die Gruppe kommen, sind sie fast dazu gezwungen miteinander zu reden und so zusammenzuarbeiten, dass am Schluss eine Arbeit entsteht. Durch die Zusammenarbeit und die Gespräche wird das Miteinander gestärkt und alle können ihre Fähigkeiten einbringen. • Das Verantwortungsbewusstsein der einzelnen Kinder wird dadurch verbessert, dass sie für einander da sein und helfen müssen. Macht ein Kind das nicht, egal in welcher Rolle er oder sie ist, wird die ganze Zusammenarbeit gestört. Da sie aber diese Verantwortung übernehmen müssen, wird das Selbstwertempfinden jedes einzelnen gestärkt. Die Gruppenarbeit unterstützt auch die Motivation für ein Fach. Die Kinder, die in einer Gruppe arbeiten, dürfen selber ihre Ideen einbringen und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen, statt dass sie immer zuhören müssen (Eilks, I. (2003)).

C Literaturangaben Klafki, W., Meier, E., Weber, A. (1981). Gruppenarbeit im Grundschulunterricht. München: Wilhelm Fink. Stahl, E. (2002). Rollen im Gruppenfeld. In Dynamik in Gruppen (295-328). Weinheim: Beltz. Diegritz, T., Barth A., Dann, H. et al. (2001). Erfolgreicher Gruppenunterricht. Stuttgart: Ernst Klett Verlag. Eilks, I. (2003). Auszug aus: Kooperatives Lernen im Chemieunterricht. Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht 1. Verfügbar unter: http://www.studienseminar-koblenz.de/medien/pflichtmodule_unterlagen/2004/14/06%20Kooperatives%20Lernen%20Begriffsbestimmung%20%20Eilks.pdf (Abgerufen am 10.04.2014)


Lehrer Heinrich erklärt seinen Schülern, dass sie heute eine Statue bauen. Das Thema ist „Gemeinsam stark“.


Am Montagmorgen in der Waldschule.


G端nther Fuchs weiss schon ganz genau, wie die Statue aussehen soll.


Die anderen Schßler sind sprachlos. Keiner getraut sich etwas zu sagen. Elefäntin Stella hat sowieso immer Angst, dass sie niemand mag. Rastapopulos, die SchildkrÜte, ist froh wenn alle anderen arbeiten und verkriecht sich. Piedro Esel weiss genau, dass er wie immer alles selbst machen muss.


Piedro schuftet w채hrend G체nther kommandiert. Stella und Rastapopulos schauen von weitem zu.

Der Turm w채chst und w채chst...


Da passiert‘s: KAWUMM!!! Alles kracht zusammen. Die Schüler können die Katastrophe kaum fassen.


Lehrer Heinrich sieht das Ungl端ck und ruft die Gruppe zu einer Besprechung zusammen.

Jeder soll sich 端berlegen, was er am besten kann.





Alle gehen eifrig ans Werk. Alle helfen den anderen wo sie können. Die Gruppe bemerkt, dass sie gemeinsam viel verschiedenes können: Stella kann schwere Sachen tragen und aufstellen. Piedro ist kreativ und kann schöne Dinge gestalten. Rastapopulos kann Löcher buddeln, in die man Masten stellen kann. Und der schlaue Günther hat den Überblick und schaut, dass alle an einem Strick ziehen. So beginnt die Gruppe von Neuem zu arbeiten. Alles läuft super, sie haben viel Spass und bald ...


Am Ende des Tages entsteht ein wunderschรถnes Kunstwerk. Jeder weiss jetzt, wie wichtig der andere ist.


D Handlungsanleitung für Lehrpersonen

2. Unterschiede als Chance sehen Gruppenarbeiten spielen in der Praxis, also im Schulalltag, eine grosse Rolle. Schliesslich wird die Teamfähigkeit jedes Einzelnen auch in der späteren Berufskarriere zu einer immer wichtigeren Voraussetzung. Dabei darf jedoch nie vergessen werden, dass in einer Gruppe ganz unterschiedliche Rollen von zentralster Bedeutung sind. Ein Team aus Führern wird wohl nicht sehr gut funktionieren, ebenso wie eine Gruppe voll mit Mitläufern. Die Mischung macht's eben auch bei der Zusammenarbeit in Gruppen. Lehrpersonen sollten also versuchen, jedes Gruppenmitglied in seiner Stärke zu erfassen und zu fördern, anstatt aus jedem Einzelnen einen Gruppenführer zu machen. So kann der Gruppe vermittelt werden, wie wichtig der Einzelne für die Gruppe ist. 2.1. Einführung von Gruppenarbeiten Als Lehrperson hat man grossen Einfluss auf den Verlauf einer Gruppenarbeit. Bereits die Einführung in das zu bearbeitende Thema kann entscheidend sein. Je klarer der Auftrag ist, desto weniger Unsicherheiten entstehen in einer Gruppe. Das verhindert bereits erste Konflikte und hilft bei der Strukturierung der Arbeit enorm. Zur Einführung gehört einerseits das Thema. Es sollte so gewählt sein, dass die Gruppe ein individuelles Projekt starten kann, aber auch so, dass alle Vorgaben gesetzt sind und die Gruppe sich entlang einer konsequenten Linie im Bezug auf das Format, die Mittel und die Fragestellung bewegen kann. Auch Freiheiten sollten geklärt werden, indem die Lehrperson mit den Schülerinnen und Schülern vorgängig alle Fragen klärt und eventuell auch eine Einführung macht, in der die Schülerinnen und Schüler aktiv sind. Andererseits gehört zur Einführung auch die Bildung von den Arbeitsgruppen. Nicht selten gibt es innerhalb einer Klasse gewisse Unstimmigkeiten unter den Schülerinnen und Schülern. Die Lehrperson kann die Klasse sich selbst überlassen, sodass sie selber Gruppen bildet. Wenn es allerdings einen klaren Aussenseiter gibt, der mit grosser Gewissheit bei der Gruppenbildung übrig bleiben wird, sollten solche Situationen wenn immer möglich umgangen werden. Gruppen können auch über Glücksspiele und Auslosungen gebildet werden, oder, noch sicherer: Die Lehrperson teilt die Gruppen vorgängig ein. 2.2. Während der Gruppenarbeit Während der Gruppenarbeit ist die Lehrperson dann eher im Hintergrund. Sie hilft bei Problemen beispielsweise mit der Recherche und auch dabei, den roten Faden nicht zu verlieren. Von Vorteil ist es, wenn die Lehrperson mit jeder Gruppe während längeren Arbeiten ein Treffen vereinbart, an dem die Gruppe ihre bisherigen Schritte aufzeigt und ihren aktuellen Stand erklärt, sodass die Lehrperson Anhaltspunkte hat, wie die Arbeit verläuft und im Notfall eingreifen kann. In solchen Gesprächen sollte die Lehrperson aber auch versuchen, herauszufühlen, wie es den einzelnen Gruppenmitgliedern ergeht. Dazu ist viel Feingefühl gefragt, aber auch mit gezielten Fragen und Anregungen kann mehr zur Stimmung in Erfahrung gebracht werden. Wenn die Lehrperson den Verdacht hat, dass eines der Mitglieder missachtet wird von der Gruppe, ist es auch ratsam, dieses Mitglied einzeln zu befragen. Wenn allerdings offensichtliche Probleme in der Gruppe vorliegen, sollten diese direkt, also in der gesamten Gruppe, behandelt werden. Eine Methode ist, wie in der Geschichte erklärt, das Erkennen von Stärken jedes Einzelnen. Die dadurch entstehende Anerkennung unterstützt nicht nur das lustvolle Arbeitsklima, sondern auch das Selbstvertrauen von jedem Mitglied. Und das ist schliesslich ein Teilziel der Gruppenarbeit. Die Gruppenarbeit soll immer als Chance wahrgenommen werden, niemals als unangenehme, aufgezwungene Pflichtarbeit. Die Lehrperson ist mitverantwortlich, dass jeder Schüler und jede Schülerin am Ende positive Erinnerungen an Gruppenprojekte mitnehmen kann.



Mias Traum Lernstrategien


Theorie: Franziska und Simona Handlungsanleitung: Katharina und Camille Illustration: Julia Text: Katharina, Camille

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Lernstrategien!

Lernstories- oder - mit Kindern übers Lernen sprechen Lernstrategie Weltweit wird eine Verbesserung der Lernfähigkeit und Lernbereitschaft auf allen Ebenen des Bildungswesens gefordert, um gegenwärtige gesellschaftliche Probleme bewältigen zu können. Aus diesem Grund setzen Forscher und im Bildungswesen tätige Menschen sich immer mehr mit dem Thema Lernstrategien auseinander. Mentale Prozesse des Individuums sind ins Zentrum der Kognitions- und Hirnforschung gerückt. Dementsprechend werden das Lernen und Denken als innere Verarbeitungsprozesse verstanden. In vielen Lehrplänen werden für den Unterricht nachhaltiges und selbständiges Lernen als Erziehungsziele festgehalten. Das Lernen lernen; durch die verschiedenen Lernstrategien wird dies möglich.

A Das sagt die Theorie 1.1 Begriff Lernstrategie Durch vorausschauendes Verhalten kann man das Lernen selbst beeinflussen. Lernstrategien umfassen jene Gedanken und Verhaltensweisen, die Lernende motivieren, um den eigenen Lernweg und die damit verbundene Motivation zu beeinflussen und zu steuern. Gleichzeitig soll ein bestimmtes Ziel erreicht werden, wie zum Beispiel das Lösen von Problemen, das Treffen von Entscheidungen oder das Verstehen von Texten. Damit eine Handlung als Strategie bezeichnet werden kann, muss diese von der lernenden Person mit der Absicht, ein Ziel zu erreichen, aus alternativen Handlungsmöglichkeiten ausgewählt worden sein. Aus eigener Erkenntnis besteht beim Lernenden das Bedürfnis, den erwünschten Zielzustand zu erreichen. Mit Hilfe von geeigneten Massnahmen, also aktiv und willentlich den Lernprozess zu starten, was eine Anstrengungsbereitschaft voraussetzt, kann der gewünschte Lernzustand erreicht werden. Um strategisch handeln zu können, ist der Wille und die Motivation beim Lernen von zentraler Bedeutung. Man erhofft sich durch die unterstützenden Eigenschaften der Lernstrategien, eine Leistungsverbesserung zu erreichen. Um langfristig erfolgreich lernen zu können, erachten Forscher die Anwendung von Strategien als zwingend. Jeder Mensch verfügt über verschiedene Lernstrategien, die überwiegend willentlich ablaufen. Mit der Zeit können diese Abläufe auch automatisch gesteuert und kontrolliert werden. Lernstrategien sind allgemein einsetzbar und beziehen sich nicht nur auf ein Thema, sie sind inhaltsunabhängig. Das Lernen ist ein vielschichtiger Prozess mit vielen verschiedenen Facetten, die durch unterschiedliche Strategien beeinflusst werden können. Um dabei die Übersicht nicht zu verlieren und gleichzeitig eine Ordnung zu schaffen, ist es sinnvoll und sehr hilfreich, die zahlreichen Lernstrategien in Kategorien einzuteilen. 1 Camille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx


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Lernstrategien!

Wir werden auf die folgenden Lernstrategien genauer eingehen: • •

Kognitiven Strategien: das Denken betreffend metakognitiven Strategien: Auseinandersetzung mit diesen Gedanken

2 Drei verschiedene kognitive Lernstrategien 2.1 Elaborationsstrategie: Die Elaborationsstrategie beschreibt den Prozess der Informationsverarbeitung im Mensch. Lernende, welche sich neuen Stoff aneignen, möchten diesen auch vertiefen und mit ihrem bisherigen Wissen verknüpfen. Das heisst, dass sie ihr bisheriges Wissen mit den neu erhaltenen Informationen verbinden. Sie integrieren das Neue in die schon bestehende Wissensstruktur. Durch die aktive Verarbeitung wird das neue Wissen mit dem bereits vorhandenen Vorwissen verbunden. • Sich Beispiele überlegen zu abstrakten Sachverhalten • Gelerntes mit eigenen Worten formulieren • Querverbindungen zu bereits Gelerntem herstellen 2.2 Wiederholungsstrategie: Schülerinnen und Schüler wollen den neu erworbenen Lernstoff möglichst präzise speichern, dann verwenden sie die Wiederholungsstrategie. Als typische Lerntechniken nutzen sie hierbei das Auswendiglernen der neuen Inhalte oder Wissensausschnitte. Es wird kein tieferes Verständnis fokussiert, sondern lediglich die Verfügbarkeit der neuen Inhalte durch Auswendiglernen steht im Zentrum. • "mathematische Formeln" lernen • "Eselsbrücken" bilden 2.3 Organisationsstrategie: Die Organisationsstrategie wird in manchen Modellen auch durch die beiden zuvor dargestellten Strategietypen erklärt, da die Organisation neuer Informationen bereits eine Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand beinhaltet. Wenn Grundschulkinder den Stoff auf das Wesentliche reduzieren müssen, nennt man das Organisationsstrategie. So können sie den neuen Inhalt besser verstehen, behalten und abrufen. So werden komplizierte Sachverhalte vereinfacht umformuliert, Wichtiges wird von weniger Wichtigem getrennt. • Zusammenfassen von Texten • Mindmaps zu einem Thema erstellen

2 Camille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx


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Lernstrategien!

2.4 Metakognitive Lernstrategie Mit der metakognitiven Lernstrategie wird die Planung, Organisation, Steuerung, Koordination und Evaluation bei Lernprozessen verstanden. Beim Aufgabenlösen ist es wichtig, dass die Planung des Lernzieles und die Mittel, die zur Zielerreichung notwendig sind, die Überwachung des Lernfortschritts, die Steuerung des Lernprozesses im Hinblick auf die Lernleistung für den Schüler und die Schülerin klar definieren ist. Sie können so Schritt für Schritt näher an eine gute Lernleistung herankommen. • Verständnis kontrollieren • Lehrplan erstellen • Fehler entdecken 2.5 Zusammenfassung Es wird nun klar welche Bedeutung die Entwicklung von Lernstrategien im Grundschulalter hat. Zusammenfassend kann man sagen, dass unter Lernstrategien Verhaltensweisen und Kognitionen verstanden werden, die Lernende aktiv, in der Regel bewusst und häufig automatisiert einsetzen. Lernstrategien umfassen dabei sowohl kognitive Prozesse, die die Informationsverarbeitung und Speicherung betreffen, ebenso wie metakognitive Kontrollprozesse, die aus der Handlungssteuerung und Überwachung bestehen.

B Das sagt die Forschung 3.2 Studie Die Studie von Corinne Tiaden hatte zum Ziel, das eigene Lernen zu fördern. Zur Förderung des eigenen Lernens wurde ein Projekt entwickelt, das sich über einen Zeitraum von einem Jahr erstreckte. Das Training konzentrierte sich auf den Verlauf des eigenen Lernens; kognitive und metakognitive Lernstrategien sowie das Einteilen der Zeit. Die Lehrpersonen wirkten als Aufsichtspersonen im Projekt mit. Sie nahmen an insgesamt zehn Workshops zur Förderung des eigenen Lernens teil und vermittelten diese Inhalte direkt im regulären Unterricht an die Schülerinnen und Schüler. Das Projekt startete mit 629 Teilnehmenden. Um die Wirksamkeit des Trainings zu überprüfen, wurden die einzelnen Teile des eigenen Lernens bei den Schülerinnen und Schülern vor, während und nach dem Training mittels eines fachspezifischen üblichen Lernstrategiefragebogens gemessen und mit einer Kontrollgruppe ohne Training verglichen.

3.3 Ergebnisse Diese Studie hat gezeigt, dass fachspezifische Unterschiede in der Strategieentwicklung vorhanden sind. Die Schülerinnen und Schüler im allgemein bildenden Unterricht konnten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe vor allem hinsichtlich der metakognitiven Strategien und der Strategie des Zeitmanagements verbessern. 3 Camille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx


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Lernstrategien!

Nach der Studienanalyse der Daten ist ein Training zur Förderung des eigenen Lernens mit dem Schwerpunkt auf die Unterstützung von Lernstrategien durchaus für alle Schülerinnen und Schüler geeignet. Neben den weiteren kognitiven Aspekten wurde auch die Motivation beachtet. Es wurden dabei nicht nur Zusammenhänge zwischen den trainierten Lernstrategien und der eigenen Motivation aufgedeckt, sondern auch die Ursachen der Einflüsse. ! ! Lernstrategien!

C Literaturangaben Guldimann, T. (1996): Eigenständiger Lernen - durch metakognitive Bewusstheit und Erweiterung des kognitiven und metakognitiven Strategierepertoire, Stuttgart: Paul Haupt. Hellmich, F., Wernke, S. (2009): Lernstrategien im Grundschulalter - Konzepte, Befunde und praktische Implikationen, Stuttgart: W. Kohlhammer. Tiaden, C. (2006): Selbstreguliertes Lernen in der Berufsbildung - Lernstrategien messen und fördern, [http://edoc.unibas.ch/532/1/DissB_7762.pdf; 3.4.2014].

4 Camille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx


„Mia, jetzt hast du deine Hausaufgaben immer noch nicht erledigt. Langsam wird es Zeit ins Bett zu gehen!“


Nach einem erfolglosen, sehr anstrengenden Tag, schl채ft Mia endlich ein.


„Kinder, ich habe euch doch schon mehrmals gesagt, dass ihr die Flügelübungen immer fleissig wiederholen sollt. Nur wer immer wieder übt und wiederholt, wird zu einem Flugprofi. So wie es euer Vater einmal war.“, sagte die Papageienmama.



„Papa, Papa, mein Freund Albatros hat gesagt, dass alle Vögel fliegen können. Wieso gelingt es mir dann nicht?“ „Nein, mein Sohn, wir sind zwar Vögel, können aber nicht fliegen. Dafür können wir tief tauchen und sehr schnell schwimmen.“



„Ich schlafe... Ich jage... Ich füttere meine Löwenkinder und sobald es heiss wird, dösen wir im Schatten der Bäume... Jeden Tag erleben wir das Gleiche.“



Wow, diese Ameisen sind echt ganz schön stark! „He, da unten! Was macht denn ihr da?“ „Hallo Mia, wir sortieren das gefundene Fressen. So bleibt unser Ameisenhaufen immer ordentlich und wir finden unsere Vorräte problemlos wieder.“



Wow! Was f端r ein Traum. Die Tiere haben mich auf eine gute Idee gebracht. Den Anfang habe ich bereits gemacht...



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Lernstrategien!

Handlungsanleitungen für Lehrer und Lehrerinnen auf der Primarstufe Wie in der Geschichte ersichtlich, bedienen sich Lernende an allerhand unterschiedlichen Lernstrategien. Uns ist bewusst, dass es noch einige zusätzliche Lernstrategien gibt, jedoch haben wir uns dafür entschieden, uns in dieser Geschichte auf die metakognitive und drei kognitive Strategien zu beschränken. Als Lehrperson ist es dabei wichtig, den Schülerinnen und Schülern einen breiten Einblick in die unterschiedlichen Lernstrategien zu ermöglichen. Die verschiedenen Lernstrategien sollten dabei besprochen und als Klasse erschlossen werden. Immer wieder sollte Raum für gezieltes Üben der einzelnen Lernstrategien bereitgestellt werden. Die Lehrperson übernimmt hierbei die Führung und unterstützt die einzelnen Schülerinnen und Schüler in ihrem Prozess des Erschliessens der jeweiligen Lernstrategien. Nach und nach werden sich die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Lernstrategien aneignen und bald wird jedes Kind seine eigene Lieblingsstrategie für die unterschiedlichen Lernbereiche finden, welche es am besten beim Lernen unterstützt. Genau für diese Lernstrategien-Individualität sollte bewusst Platz eingeräumt werden. Für die Lehrpersonen, welche die Lernstrategien vermitteln, ist es wichtig, sich über den erhöhten Zeit- und Lernaufwand bewusst zu werden. Da es für die Schülerinnen und Schüler meist nicht reicht, über Lerntechniken nur informiert zu werden, ist es die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer die Kinder zur Umsetzung, d.h. zum regelmässigen Üben, Anwenden, Reflektieren und Wiederholen der betreffenden Methode zu motivieren. Da diese Verwirklichung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, geht oftmals wertvolle Zeit eines anderen Faches verloren. Damit die Kinder sich neuen Aufgaben stellen können, ist es nötig, dass die Lehrperson ihnen Hilfestellungen anbietet und ihnen bei Schwierigkeiten oder Fragen zur Seite steht. Notwendig sind auch ein gezieltes Lob und Anerkennung, sowie positive Kritik und Ermutigung. Natürlich darf man als Lehrkraft trotzdem die wichtige Aufgabe des Forderns nicht vernachlässigen oder gar vergessen, denn auch sie ist ein wichtiger Faktor in Bezug auf das Lernen der Kinder. Einen Einfluss auf die Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler nimmt die Gestaltung des Arbeitsraumes. Deshalb ist es von Vorteil, wenn die Kinder feste Arbeitsplätze haben. Dadurch stellt sich bei den Kindern eine Gewohnheit ein, die sie auf das Lernen einstellt. Es ist wichtig darauf zu achten, dass man Ablenkungseinflüsse reduziert. Dies kann man erzielen, indem man nur Bücher und Hefte auf dem Tisch liegen hat, die das Kind für die auszuführende Aufgabe benötigt. ! ! Lernstrategien! Sehr gute Lernstrategien garantieren zwar keinen Schulerfolg, stellen aber einen wichtigen Einflussfaktor der Schulleistung dar und leisten somit einen wichtigen Beitrag für Erfolgserlebnisse.

Literaturverzeichnis Schröder, B., Roedig, R. (o.J.), Vermittlung von Lernstrategien. Verfügbar unter:1http://www.schuleCamille Beurret, Julia Hartmann, Franziska Peterhans, Katharina Vasi , Simona von Arx bw.de/lehrkraefte/beratung/beratungslehrer/probleme/lat/lernstrategien.pdf (Abgerufen am 10.04.2014)



Lernen durch Spielen Titelbla)

Lern -­‐ Tagebuch


Ich bin Barbara und habe den Theorieteil geschrieben.


Lernen durch Spielen A. Das sagt die Theorie 1. Was ist Spiel? 1.1 Merkmale von Spiel Es gibt keine einheitliche Definition von Spiel, aber folgende Merkmale umschreiben das Spiel:  Das Spiel erfolgt um seiner selbst willen und aus einem inneren Antrieb heraus, dies wird auch „intrinsische Motivation“ genannt.  Spiel wird nicht mit einem direkten oder unmittelbaren Zweck verbunden, es ist zweckfrei.  Das Spiel hat keinen Ernstfall-Charakter, man sagt dem auch „So-tun-als-ob“.  Spiel beinhaltet positive Emotionen: Genuss, Freude, Lust und Spass.  Spiel braucht ein entspanntes Umfeld; es kommt kaum vor in als bedrohlich empfundenen Situationen oder bei unbefriedigten Bedürfnissen.  Das Spiel wird wiederholt, perfektioniert und ritualisiert; Rituale im Spiel stellen eine gewisse Ordnung her, die Sicherheit und Geborgenheit gibt 1.2 Spielformen Es werden vier Spielformen unterschieden:  Die psychomotorischen Spiele (Bewegung, Aktivität)  Die Phantasie- und Rollenspiele (So-tun-als-ob)  Die Konstruktionsspiele (mit Materialien bauen)  Die Regelspiele (vorgegebener Spielgegenstand und Spielablauf)

B. Das sagt die Forschung 2.

Spiel als Weg zum Lernen 2.1 Intrinsische Motivation Das innerlich motivierte und interessengeleitete Lernen ist das wirksamste Lernen, welches wir kennen. Es zeichnet sich aus durch:  etwas von innen heraus selber wollen  positive Emotionen wie Genuss, Freude, Lust und Spass  ein entspanntes Umfeld Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind intelligenzmässig speziell begabt ist oder nicht. Jedes Kind lernt besser und mehr, wenn es innerlich motiviert ist und seine Interessen angesprochen werden. Das ist beim Spiel der Fall.


2.2 Spiel und Intelligenz Studien1 zeigen, dass es einen indirekten Einfluss des Spielens auf die Förderung der Intelligenz gibt. Das Spiel beeinflusst die Sprachentwicklung, die Phantasie-entwicklung und die Problemlösefähigkeit. Kinder, welche oft spielen, verfügen über einen deutlich grösseren Handlungsraum, und sie können sich sprachlich besser ausdrücken als Kinder, welche nur wenig spielen. In einer Studie wurde bewiesen, dass oft spielende Kinder über einen höheren Intelligenzquotienten verfügen. Es konnte ein direkter Bezug von Spiel und Intelligenz aufgezeigt werden. Die nachfolgend erwähnten Studien sind zitiert nach Hauser, 2005. 2.3 Spiel und soziale Entwicklung Spiel hat einen grossen Einfluss auf das soziale Verhalten der Kinder. Die sprachlichen Fähigkeiten, die Bewegungsfähigkeit, der Umgang mit anderen Kindern und mit den eigenen Emotionen werden im Spiel trainiert. In Rollenspielen (So-tun-als-ob) findet eine rege Auseinandersetzung mit sich selber und den anderen Kindern statt. Es werden sog. selbstregulatorische Kompetenzen entwickelt, nämlich das Nachdenken über eigene Gedanken, Gefühle, Motive und wie diese ziel-gerichtet beeinflusst werden können. Dabei spielt die Sprache eine ganz wichtige Rolle: In Rollenspielen sprechen Kinder untereinander oft ihre ganz eigene Sprache – sie lernen sich selber über andere kennen. Im Einzelspiel sprechen Kinder oft mit sich selber. Man weiss heute, dass Kinder durch Selbstgespräche im Spiel einerseits neu Gelerntes verarbeiten und anderseits sich selber, ihre Gedanken und Gefühle besser kennenlernen. 2.4 Wiederholung und Rituale Das Spiel ist geprägt von Wiederholung und Ritualisierung. Die Wiederholung von Handlungen bildet eine Grundlage von Lernen. Wiederholung bei zunehmender Perfektion macht Spass, d.h. es entsteht ein innerlich motiviertes Lernen. Die Kinder verbinden diese Lernerfolge mit etwas Positivem und sie entwickeln Freude am Lernen. Durch Ritualisierung im Spiel wird eine gewisse Ordnung hergestellt, die Sicherheit und Geborgenheit gibt. Mit Ritualen ist auch etwas Schönes und Vertrautes gemeint, was von Kindern intensiv erlebt wird. Rituale stellen das entspannte Umfeld her, in welchem Lernen überhaupt erst möglich wird. 2.5 Lernen mit Spass Im Bereich der Hirnforschung wird dem Thalamus für das Lernen ein wichtiger Stellenwert zugeschrieben. Der Thalamus bildet den grössten Teil des Zwischen-hirns. Forscher haben herausgefunden, dass der Thalamus Botschaften des Gehirns nach den mit ihnen verbundenen Gefühlen sortiert. Die Selektion geschieht vor der bewussten Wahrnehmung der Botschaften. Positives wird vom Kleinhirn zum Grosshirn transportiert, Negatives hingegen aussortiert. Das ist der Grund, warum unter Stress Lernblockaden entstehen können. Der Lernerfolg nimmt somit bei positiven Situationen und Gefühlen zu. In einer Umfrage zum Thema „Spiel“, wurde gefragt, welche Begriffe mit Spiel in Verbindung gebracht werden. Folgende drei Assoziationen wurden am meisten genannt: 1. Die nachfolgend erwähnten Studien sind zi?ert nach Hauser, 2005.


 Spass  Phantasie/Kreativität  Sozialsituation (mit Freunden) 2/3 aller befragten Personen nannten als erste Assoziation zu Spiel „Spass“. Es ist somit einleuchtend, dass dem Spiel im Bereich des Lernens ein hoher Stellenwert zukommen sollte, denn das positive Umfeld im Spielen ermöglicht Lernerfolge. 2.6 Der richtige Zeitpunkt des Lernens Ebenfalls aus dem Bereich der Hirnbiologie gibt es neuere Erkenntnisse, wonach bei Kindern zu einem gewissen Zeitpunkt ein sog. Lernfenster aufgeht und erst dann Lernen für einen bestimmten Bereich möglich und sinnvoll ist. Lernen geschieht zu einem solchen Zeitpunkt stressfrei und nachhaltiger. Man nimmt an, dass Spiel mit einem solchen Lernfenster verbunden ist. Durch die stete Wiederholung im Spiel und den Spass ist die Wahrscheinlichkeit, in einem solchen Lernfenster zu lernen höher. Ein weiterer Vorteil des Spiels ist, dass jedes Kind individuell bei seinem Lernstand abgeholt werden und spielerisch in die nächste Entwicklungsstufe gelangen kann. Diese Prozesse finden ohne Druck und Leistung statt und ermöglichen damit ein sogenanntes beiläufiges Lernen. Damit Lernen durch Spiel geschehen kann, ist es wichtig, dass Kinder frei sind von Verantwortung für ihr eigenes Lernen und dass ihnen Zeit gegeben wird zu einer langsamen Entwicklung. 3. Zusammenfassung Der Zusammenhang zwischen Spielen, Lernen und Entwicklung ist aufgrund vielfältiger Forschungsergebnisse unbestritten. Es ist daher sinnvoll, einerseits das spon-tane, freiwillige und zweckfreie Spiel von Kindern zu fördern und zu unterstützen, den Kindern Zeit und Raum dazu zu geben und die Spielhandlungen des Kindes mit liebevollem Interesse zu verfolgen und zu begleiten. Andererseits können und sollen mit Hilfe des Spiels Lernprozesse angeregt, unterstützt und/oder spielerisch gestal-tet werden.

C.  Literaturverzeichnis •  Vernooij, Monika (2005): Die Bedeutung des Spiels. In: Guldimann, Titus, Hauser, Bernhard (Hrsg.): Bildung 4-8jähriger Kinder. Münster: Waxmann. S. 123-142 •  Hauser, Bernhard (2005): Das Spiel als Lernmodus: Unter Druck von Verschulung – im Lichte der neueren Forschung. In: Guldimann, Titus, Hauser, Bernhard (Hrsg.): Bildung 4-8jähriger Kinder. Münster: Waxmann. S. 143-167 •  Hauser, Bernhard (2006): Positionspapier Spiel: Spielen und Lernen der 4- bis 8-jährigen Kinder / Das Spiel als Lernmodus, erstellt im Auftrag der EDKOst zu Gunsten des Entwicklungsprojektes „Erziehung und Bildung in Kindergarten und Unterstufe im Rahmen der EDK-Ost“. Rorschach: Pädagogische Hochschule •  Einsiedler, Wolfgang (1999): Das Spiel der Kinder. Bad Heilbrunn: Klinkhardt •  Buchner, Christina (2002): Der Räuber Thalamus und andere Geschichten. Kirchzarten b. Freiburg: VAK Verlag GmbH



Leo sitzt vor dem Fernseher und schaut sich eine Dokumenta?on an. Sally liegt daneben auf dem Boden und kritzelt Fantasiefiguren in ihr MalheL. Da es draussen sonnig und warm ist, schickt Mama die beiden Stubenhocker nach draussen…

Montag

Ach schade, Mama kommt immer im besten Moment mit ihren grandiosen Ideen. Ich und Sally mussten raus gehen und etwas an der frischen Luft spielen. Was soll ich mit dieser Chaotin? Indem sie über ihre neuen Stelzen gestolpert ist, hat mir dieser Tollpatsch die Entscheidung tatsächlich abgenommen! Ironie oder Schicksal? Ich wollte ihr unbedingt beweisen, dass ich das schneller lerne als sie. Ist ja sowieso klar, denn ich bin älter und habe schon viel über das Thema gelesen. Darum weiss ich auch, dass es echt gefährlich sein kann. Ich warnte Sally, sie ist ja trotz allem meine kleine Schwester. Sie zog sich aber nicht wie ich Helm und Knieschoner an, nein, sie band sich ein Kissen um. Typisch!


Montag Mama ist echt gemein. Ich musste mit Leo raus zum Spielen. Ich dachte mir, dass es sicher doof wird. Ich vermutete, dass er bestimmt eine Landkarte entziffern will oder sowas Langweiliges. Ich musste mir schnell ein gutes Spiel ausdenken, bevor Leo eine Idee hat. Haha…ich bin zum Glück gleich über meine Stelzen gefallen und musste sagen, auf Stelzen laufen hatte ich jetzt echt Lust. Leo versuchte, mir irgendwelchen Blödsinn von wegen Gefahr und Schmerzen einzureden. Dieser Bücherwurm lief doch noch nie Stelzen. Damit er endlich Ruhe gab, band ich mir ein Kissen um. Es hat mir so viel Spass gemacht mit den Stelzen zu laufen. Es hat auch nicht weh getan beim Hinfallen, weil ich mir ja ein Kissen umgebunden hatte.

…Sally und Leo haben beide fleissig Stelzenlaufen geübt und sich schliesslich entschlossen, ein Rennen zu machen. Obwohl beide auf ihre Art Stelzenlaufen gelernt haben, sind beide gleichschnell am Ziel. Beide freuen sich über ihren Erfolg und plumpsen lachend auf das Kissen und die Knieschoner.


Sally spielt mit ihrer Freundin Melanie „Shoppingqueen“. Jedes Mädchen erhält 200 Franken Spielgeld, um sich ein OuZit zusammenzustellen. Die Schönste gewinnt!

Dienstag

Ich sass gemütlich auf meinem Bett und las ein Buch über das Mittelalter. Plötzlich hörte ich so komische Geräusche, wie wenn Mama mit hohen Schuhen ausgehen würde. Ich bin dem Geräusch auf den Grund gegangen. Ich konnte es kaum glauben, Sally und Melanie spielten „Shoppingqueen.“ Echt sowas von oberpeinlich!!! Sally hat es tatsächlich geschafft, dass ich die Jury spielte. Naja, Jury ist ja wohl noch lange nicht so kindisch. Ich habe mich schliesslich voll in die Rolle eingebracht. War doch nicht so schlimm. Ich habe mir viel Mühe gegeben, alles zu bewerten und es hat mich zudem auch interessiert, für wie viel Spielgeld sie die Kleidungsstücke gekauft haben.


Dienstag Melanie und ich haben heute „Shoppingqueen“ gespielt. Ich habe mir mit meinen 200 Franken Spielgeld ein tolles Kleid und Schminke aus Mamas Sachen ausgesucht. Ufff…zum Glück war Mama nicht da. Als Leo plötzlich nerven kam, hatten Melanie und ich die tolle Idee, dass er unsere Outfits bewerten könnte. Eine Jury hatten wir nämlich noch nicht.

Obwohl Leo ziemlich doofe und langweilige Fragen zu unseren Kleidern gestellt hat, fand ich es dennoch interessant, denn so habe ich auch die Hintergründe zu Melanies Outfit erfahren. Also mein Bruder hat tatsächlich null Geschmack. Was meint er wohl mit Faschingqueen? tssss… Melanie hat ja schliesslich nur knapp vor mir gewonnen, obwohl mein Outfit natürlich viel, viel besser war...


Sally ist Mitglied in der Pfadi. Sie hat den AuLrag erhalten, einen versteckten Schatz zu finden. Da Sally weiss, dass ihr Bruder gut Karten lesen kann, fragt sie ihn um Hilfe…

Mi)woch Ich half Sally ihren Schatz zu finden. Aber auch nur, weil sie mich wirklich lieb gefragt hat und ich weiss, wie verzweifelt sie war. Alleine hätte sie diese Karte niemals entziffern können. Da ich das ja so gut kann, war ihre Entscheidung, zu mir zu kommen, goldrichtig. Natürlich habe ich diesen sogenannten Schatz innert wenigen Minuten gefunden. War echt lächerlich versteckt. Da Sally in der Pfadi nicht blöd dastehen wollte, hat sie sogar meine Tipps angenommen. So dumm hat sie sich eigentlich gar nicht angestellt. Zu Hause hat Sally aus dem Schatz, welcher aus farbigen Federn und Schokolade bestand, einen mega coolen Indianerschmuck gebastelt. Wow, die hat echt super Ideen!


Mi)woch Leo hat echt zugestimmt mir beim Schatzfinden zu helfen. Zum Glück! Er hat doch seine Stärken – zwar nur ein paar wenige! Ich fand es aber dann schon noch gut, wie er mir erklärt hat, wie man den Schatz mit dieser Karte findet. Am Schluss verstand ich dieses Kartenlesen sogar. „Super, Sally!“, sage ich da nur.

Der Schatz war sooooo cool!!! Es waren wunderschöne, farbige Federn darin, wie die Indianer haben und leckere Schokolade, welche ich dann mit Leo geteilt habe. Die Federn haben mich inspiriert und habe gleich einen Indianerschmuck gebastelt. Das Basteln war das Beste am Ganzen. Und dann haben Leo und ich Indianer gespielt. Er hat tatsächlich mitgemacht!!!

…Leo fand den gebastelten Indianerschmuck so schön, dass er einwilligte mit Sally Indianer zu spielen.


Oma kommt morgen vorbei. Sally und Leo müssen ihr eine Zeichnung als Willkommensgeschenk machen, hat Mama gesagt…

Freitag Eigentlich war es ja eine tolle Idee von Mama, dass wir für Oma ein Bild zeichnen sollen. Aber als ich mir Sallys Chaos anschaute, welches sie innert wenigen Sekunden auf dem Esszimmertisch veranstaltet hatte, verging mir die Freude gleich wieder!

Ich habe mich zusammengerauft, mein Etui mit Lineal und Zirkel aus dem Schulsack geholt und losgelegt. Da ich keine Ideen hatte, habe ich meine Schwester etwas beobachtet. Ich muss zugeben, sie hat eine echt kreative Technik und gute Ideen. Ich versuchte auch, etwas lockerer zu zeichnen und liess mich von Sally inspirieren. Zu meiner Überraschung hat es geklappt. Ich bin wirklich begeistert von meinem Ergebnis. Sallys Technik ist ziemlich gut, muss ich zugeben.


Freitag Mama hat manchmal die besten Ideen. Ich liebe es zu malen und mir schwirrten gleich unzählige Ideen im Kopf herum. Ich fragte mich, wie ich mich da nur entscheiden soll. Ich begann einfach mal. Ich habe all meine Malsachen auf dem Tisch ausgebreitet. Ich dachte, dass Leo vielleicht auch damit malen wollte. Ich habe gleich losgezeichnet und am Schluss hatte ich vier Bilder, von denen ich mir das Schönste für Oma ausgesucht habe. Ich war überzeugt, dass es ihr sicherlich gefallen wird. Auch Leo hat ein schönes Bild gezeichnet. Ich habe ihm ein paar Tipps gegeben, welche er dann sogar umgesetzt hat. Er hat das wirklich gut hingekriegt.

... Mama und Papa sind von den Zeichnungen begeistert und stolz sie Oma zu präsen?eren. Sie finden, dass sie es beide gut gemacht haben.


Heute ist Mu)ertag. Mama ist noch im Be). Sie kann sich freuen, denn Sally und Leo haben einiges vor…

Samstag

Da Sally und ich Mama zum Muttertag überraschen wollten, stand ich extra früh auf und habe mich im Bad zurecht gemacht - Styling muss ja auch sein.

Sally war wohl noch früher wach als ich, denn als ich aus dem Bad kam, stand bereits ein Kuchen auf dem Tresen. Sie hat mir ein kleines Stück abgeschnitten…er war EKLIG!!! Ich habe Sally gezeigt, wo die Kochbücher verstaut sind und dass man damit einen essbaren Kuchen hinbekommt. Da Mama aufgestanden war und ich den neuen Kuchen noch machen musste, ging Sally mit Mama in den Garten. Im Ablenken ist sie echt spitze.


Samstag Ich hatte ein super Rezept erfunden und machte den Kuchen für Mama. Leo war seit einer Ewigkeit im Bad und da Mama nicht den ganzen Morgen im Bett bleiben würde, musste ich beginnen.

Der Kuchen hat nicht einmal schlecht gerochen, aber als Leo endlich da war und wir ihn probiert haben, wurde mir fast schlecht. Zum Glück hat Leo die Kochbücher gefunden und mir gezeigt, wie man nach Rezept einen Kuchen macht. Mama ist dann aber gleich aufgewacht. Leo gab mir ein Zeichen, dass er den Kuchen alleine weiter zubereitet und ich Mama ablenken soll. Ich ging mit ihr in den Garten und wir haben einen Blumenstrauss gepflückt und den Tisch dekoriert. ... Sally und Leo haben sich so über das Strahlen in Mamas Gesicht gefreut, dass sie gleich beschlossen, nächstes Jahr gemeinsam für sie ein Menu zu kochen.


Mama und Papa haben Sally und Leo heute einen Vortrag gehalten, dass sie die ganze Woche nur gespielt haben und die Schule und das Lernen total vernachlässigt hä)en. Aber was heisst hier „NICHTS“ gelernt?

Sonntag

Also Sally ist schon eine richtige Chaotin, etwas Ordnung würde ihr nicht schaden, finde ich. Mama und Papa haben ja recht, aber Sally hatte so gute Ideen beim Zeichnen für Oma. Ich finde, dass sie auch mich ziemlich inspiriert hat.

Und der Schatz erst! Ich fand den Federschmuck super schön und es hat mir mega Spass gemacht, damit Indianer zu spielen. Sally hat ihre guten Seiten. Sie ist wahnsinnig kreativ und hat immer super Ideen.


Sonntag Â

Eigentlich nervt mein Bruder zu 99 % des Tages, aber er hat auch gute Seiten. Sein Kuchen war soooooo lecker und dank ihm weiss ich jetzt, wie man ein Rezept liest und einen guten Kuchen hinbekommt. Ich muss auch zugeben, dass ich dank ihm meinen Schatz gefunden habe. Kartenlesen ist jetzt nicht mehr so kompliziert, finde ich. Leo ist eigentlich echt in Ordnung, er weiss viel und kann gut kombinieren.


Handlungsanleitungen für Lehrer und Lehrerinnen auf der Primarstufe Wie kann Lernen in der Grundschule mit Spielen verbunden werden? Zentral ist, dass das Spiel von der Lehrerin / dem Lehrer pädagogisch begleitet werden soll. Nicht im Sinne des Eingreifens sondern im Sinne der individuellen Förderung. Das Spiel bietet einen spannenden Beobachtungs-raum für die Lehrperson und die Chance einer Lernstandsanalyse der Schüler und Schülerinnen. Nachfolgend einige Anregungen für den Schulalltag:

Lernumgebungen: Wichtig ist eine bewusste und vielfältige Gestaltung von Lernumgebungen, welche reale Alltagssituationen wiedergeben, z.B. Lernumgebungen wie Verkäuferlis / Post / Bahn / Restaurant / Wald / Zoo / Zirkus etc. Fächer-übergreifende Lernumgebungen bieten mehr Möglichkeiten und sind damit nachhaltiger, weil sie ein vernetztes Lernen ermöglichen und somit Gelerntes konkretisieren.

Rollenspiele und Theater: In Rollenspielen können Alltagssituationen erprobt und vertieft werden. Die Schüler und Schülerinnen setzen sich mit sich selber auseinander und üben verschiedene Sozialformen. Lernen geschieht in Spielsituationen und auch in Momenten des gemeinsamen Erarbeitens. Kinder lernen im Zusammensein mit anderen Kindern, im Austausch mit der Lehrperson sowie in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien und Medien. Die sprachliche Ausdrucksfähigkeit erweitert sich durch das Texte schreiben, lesen und auswendig lernen.

Auflockerungsspiele im Unterricht: Zur Auflockerung und um das Gehirn (den Thalamus) zu aktivieren, können kurze Spielsequenzen in den Unterricht integriert werden. Danach sind die Kinder wieder aktiver und aufnahmefähiger. Es gibt verschiedens-te Bücher mit Ideen für kurze Auflockerungsspiele und spontane Gruppenspiele.

Lernspiele: Im Handel finden sich viele pädagogisch sinnvolle Lernspiele. Mit Rätselspielen (Kreuzworträtseln, Bilder-rätseln etc.) kann die Rechtschreibleistung der Kinder gefestigt werden. Rechenspiele und Logikrätsel regen an zum Überlegen und Mitdenken. Kinder lernen die Grundrechenarten, vergleichen, zählen, suchen und ergänzen. Mit Wort- und Sprachspielen erweitern Kinder ihren Wortschatz spielerisch. Bei vielen Spielen kommt auch der Wettbewerbsaspekt hinzu, welcher vor allem auch die Buben anspornt und für ihre Entwicklung förderlich ist.

Einbezug der Eltern: Um die Eltern für das Spiel in der Schule zu gewinnen ist eine gute und umfassende Information wichtig. Dies kann an einem allgemeinen Elternabend sein, noch besser wäre aber ein spezieller Anlass, an welchem die Eltern in das Thema Spiel eingeführt und Möglichkeiten für die ganze Familie aufgezeigt werden. Eltern kön-nen auch sehr gut in Theaterprojekte einbezogen werden (Mitarbeit Kulissen, Schminken etc.). Weitere Möglichkeiten sind z.B. ein Spieltag in der Schule oder Spiele als Hausaufgaben.

Das Wichtigste ist: Kinder brauchen Zeit und Raum, damit sich das Spielen entwickeln kann. Im Spiel erleben Kinder Glück und Spass. In Verbindung mit Bewegung wirkt sich Spielen positiv auf das innere Gleichgewicht aus und hilft, Stress und somit Lernblockaden abzubauen.

Spielend lernen – Lernend spielen: Lernen macht Spaß!




Jonathan der Postbote Titelbild

Lernen und das Ged채chtnis


Winnie & the Power Puff Girls Wynand Lauwrens (Handlungsanleitung) Elena Binda (Bilder und Geschichte) Miriam Hitz (Bilder und Geschichte) Andrea Mรถckel (Theorie)


Lernen und das Gedächtnis

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Das sagt die Theorie

In unserem Alltag sehen wir verschiedene Dinge, die wir zuerst begreifen müssen und dann auch noch in unserem Kopf abspeichern sollen, damit wir uns wieder an diese Dinge erinnern können. Viele Sachen, die wir einmal erlebt haben, wissen wir kurze Zeit später schon nicht mehr. Zum Beispiel wenn wir eine Telefonnummer von jemandem merken, können wir uns bereits nach wenigen Minuten nicht mehr an die komplette Nummer erinnern. Wir haben die Information bereits wieder vergessen. Dann gibt es aber auch noch Informationen, wie beispielsweise das Lernen des eigenen Namens, welche wir unser ganzes Leben lang immer wissen und nie vergessen. Aber wann werden Informationen eigentlich für lange Zeit und wann werden sie für kurze Zeit in unserem Gedächtnis gespeichert? Gibt es zwei verschiedene Gedächtnisse in unserem Kopf? Was können wir machen, dass wir die Telefonnummer nie wieder vergessen? Gibt es da überhaupt eine Möglichkeit? Bevor wir aber auf all diese Fragen eingehen, wollen wir uns zuerst noch mit der Frage beschäftigen, wie die Informationen, denen wir jeden Tag begegnen überhaupt zu unserem Gehirn gelangen.


1.1 Wie die Dinge in unseren Kopf gelangen Dies passiert folgendermassen: Zuerst werden Informationen über unsere Ohren, Augen, Haut usw. aufgenommen. Das heisst zum Beispiel: Das Auge von einem Menschen, welches ein Sinnesorgan ist, sieht die Telefonnummer von seinem Arzt im Telefonbuch. Die Person möchte nun diese Telefonnummer in seinem Gehirn speichern, weil sie krank ist und einen Termin bei ihrem Arzt abmachen will. Da das Telefon in der anderen Ecke der Wohnung steht, und sie das Buch nicht mitnehmen kann, muss sie die Nummer für kurze Zeit in ihrem Kopf speichern. Das bedeutet, sie muss sich die Nummer merken und muss diese Information mindestens so lange im Gedächtnis speichern, bis sie die Nummer im Telefon eingegeben hat. Aber wie kann das Auge die Information zu unserem Gehirn transportieren? Das Auge gibt die Information an den Thalamus weiter, denn der Thalamus ist ein ganz wichtiger Teil in unserem Gehirn. Er sieht aus wie ein grosser Kern und sorgt dafür, dass alles was durch die Sinnesorgane in unser Gehirn kommt, sortiert und in den richtigen Teil des Gehirns weitergeleitet wird. Er schaut also, dass alle Informationen, die wir aufnehmen, an den richtigen Ort gelangen und nur die wichtigen Informationen abgespeichert werden. Etwas, dass wir gar nicht wissen wollen, wird vom Thalamus aussortiert. Der Thalamus transportiert dann die Telefonnummer weiter zu einem Teil unseres Gehirns. Dieser Teil heisst Hirnrinde. Diese Informationen nehmen wir bewusst in unserem Gedächtnis wahr weil sie für uns bedeutsam sind. Denn wir müssen ja die Nummer kurzfristig auswendig können, ansonsten könnten wir keinen Termin bei unserem Arzt abmachen. Das bedeutet also, dass wir ohne den Thalamus ganz wichtige Informationen immer verlieren würden und wir gar nichts behalten könnten. Oder die Informationen in einen völlig falschen Teil in unserem Kopf weitergeleitet wird.


Beim Lernen unseres Namens geschieht genau das Gleiche, die Information wird über den gleichen Weg zu unserem Gedächtnis gebracht. Aber nun gibt es Unterschiede, in welchem Gedächtnis, welche Informationen gespeichert werden. Denn wo kann ich die Nummer des Arztes speichern, die ich kurz nach der Eingabe ins Telefon wieder vergessen habe? Und wo wird mein Name gespeichert?

1.2 Unser Gedächtnis und seine Teile: Kurzzeitgedächtnis Nach dem wir jetzt wissen, wie die Informationen überhaupt ins Gehirn kommen, wollen wir noch herausfinden, in welchem Teil des Gedächtnisses welche Informationen gespeichert werden. Wir wollen das an den Beispielen, mit der Telefonnummer des Arztes und dem Lernen des eigenen Namens, anschauen. Wenn jetzt die Telefonnummer unser Gedächtnis, durch das Auge über den Thalamus erreicht hat, muss sie noch abgespeichert werden, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Nummer im Telefon eingegeben haben. Denn danach ist es nicht mehr notwendig, die Nummer noch auswendig aufsagen zu können, weil wir ja hoffentlich nicht so schnell wieder krank sind und den Arzt anrufen müssen, um einen Termin abzumachen. Diese kurzfristige Abspeicherung geschieht in unserem Kurzzeitgedächtnis, sowie dies der Name des Gedächtnisses schon sagt. Es wird KURZzeitig im KURZzeitgedächtnis gespeichert.


Die Informationen, in unserem Fall die Telefonnummer, die wir nur für eine kurze Zeit in unserem Gedächtnis behalten sollen, werden nur für ca. 40 Sekunden bis maximal wenige Minuten in unserem Gedächtnis gespeichert. Danach wird die Information wieder gelöscht und wir müssten die Nummer erneut nachschauen um sie wieder fehlerfrei ins Telefon eingeben zu können. Was wäre jetzt aber, wenn die Telefonnummer des Arztes extrem lang wäre? Könnten wir dann diese Information trotzdem für kurze Zeit in unserem Gedächtnis speichern? Leider können wir das nicht. Unser Kurzzeitgedächtnis kann nicht unzählige Informationen aufnehmen und speichern. Es kann nur etwa sieben bis neun verschiedene Informationen gleichzeitig aufnehmen und speichern. Dies bedeutet, wir könnten nicht eine unendlich lange Telefonnummer kurzzeitig speichern. Nachdem wir die Nummer im Telefon eingegeben haben und etwa eine Minute vorbei ist, können wir uns nicht mehr an die vollständige Nummer erinnern. Es wird aus unserem Kurzzeitgedächtnis gelöscht und wir haben wieder Platz um neue Informationen aufzunehmen und abzuspeichern. 1.3 Unser Gedächtnis und seine Teile: Langzeitgedächtnis

Wenn man hingegen etwas nach längerer Zeit, also nach einer Minute, immer noch weiss, dann befindet sich diese Information in unserem Langzeitgedächtnis, zum Beispiel unser Name. Wir können zu jeder Zeit sagen, wie wir heissen. Wie weiss jetzt aber unser Thalamus, welche Informationen für eine lange Zeit gespeichert werden müssen? Alle Informationen, welche wir immer wieder hören oder welche wir immer wieder brauchen, das heisst solche Informationen, die wir nach einer Minute immer noch wissen wollen, werden im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Das gesamte Wissen, welches wir uns jeden Tag aneignen wird dort gespeichert. Da wir alle unseren Namen immer wieder sagen oder aufschreiben müssen, können wir den gar nicht nach einer Minute wieder vergessen.


Unser Langzeitgedächtnis kann mit einem Computer verglichen werden, dort wird alles, was wir einmal gemacht haben, gespeichert und wir können es jederzeit abrufen. Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis, haben wir im Langzeitgedächtnis auch unbegrenzten Platz für Informationen. Aber es ist wichtig, dass wir die gespeicherten Informationen immer wieder einmal brauchen, denn sonst gehen auch diese verloren, wenn sie jahrelang nicht verwendet werden. Es besteht aber noch die Frage was ein Mensch tun soll, um beispielsweise die Telefonnummer seines Arztes im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Wenn wir etwas lernen wollen um es jederzeit aus unserem Langzeitgedächtnis abrufen zu können, müssen wir es regelmässig wiederholen und üben. Dadurch wird diese Information so fest im Gedächtnis verankert, dass wir sie immer wieder abrufen können. Das heisst die Person, welche die Nummer ihres Arztes immer kennen möchte, müsste die Nummer immer wieder anschauen, damit die Information an unser Gehirn transportiert wird. Zusätzlich sollte man die Nummer auch immer wieder ins Telefon eingeben ohne nachzuschauen, bis man die Nummer nicht mehr extra im Telefonbuch nachschauen muss. Somit wird die Information im Langzeitgedächtnis gespeichert. Man sollte aber sicher mindestens einmal pro Jahr seinen Arzt anrufen, damit man die Nummer nicht wieder komplett vergisst.


B

Das sagt die Forschung

Diese ganze Theorie wurde aber natürlich nicht einfach so erfunden. Es gab viele Menschen, die über diese Theorie geforscht haben und auch Studien dazu geführt haben, welche diese Theorie beweist. Sie haben verschiedene Studien zum Kurzzeitgedächtnis, sowie auch zum Langzeitgedächtnis durchgeführt. Zuerst wollen wir die Studie des Kurzzeitgedächtnisses genauer betrachten. Die Forscher haben sich einerseits gefragt, wie viele Informationen ein Kurzzeitgedächtnis gleichzeitig aufnehmen kann, und auch wie lange die Informationen dort gespeichert werden. Sie wollten diese Fragen anhand einer Gruppe, welche sie durch verschiedene Tests untersuchten, beantworten. 1.1 Erster Versuch zum Kurzzeitgedächtnis Als Erstes haben die Forscher die Testpersonen mit der Methode der Ziffernspanne untersucht. In dieser Methode wurde untersucht, wie viele Informationen gleichzeitig aufgenommen werden können. Sie haben verschiedene Versuchspersonen eingeladen und haben ihnen zuerst zwei Ziffern präsentiert. (z.B. 4,8) Danach sollten die Personen diese Zahlen in der richtigen Reihenfolge aufsagen. Wenn ihnen dies gelungen ist, bekamen sie eine neue dreistellige Ziffer. (z.B. 9,5,2) So ging das immer weiter, bis sich die Testkandidaten nicht mehr an die vollständige Reihenfolge erinnern konnten. Die Forscher konnten mit dieser Untersuchung folgendes sagen: Wenn eine Personen den ersten Fehler bei der 8-stelligen Ziffer gemacht hat, hat sie eine Ziffernspanne von 7, da sie bei 7 Ziffern alle noch in der richtigen Reihenfolge gewusst hat. Sie haben herausgefunden, dass die meisten Personen eine Ziffernspanne von 7 Ziffern, plus / minus zwei Ziffern haben. Dies bedeutet, wie dass auch in der Theorie gesagt wird, dass das Kurzzeitgedächtnis sieben bis neun verschiedene Informationen gleichzeitig aufnehmen kann.


1.2 Zweiter Versuch zum Kurzzeitgedächtnis Die zweite Frage war aber noch, wie lange die Information dort gespeichert wird. Was haben die Forscher gemacht um diese Frage zu beantworten? Sie haben den Kandidaten zuerst kurz drei verschiedene Buchstabenabfolgen nacheinander gezeigt. Beispielsweise zuerst „TBS“, dann „JLM“ und zum Schluss „ULK“, dann wurden die Buchstaben wieder ausgeblendet. Die Kandidaten mussten die Buchstaben, nach wenigen Sekunden wieder aufsagen, ohne dass sie die Buchstaben irgendwo aufgeschrieben haben, oder sie die Buchstaben erneut gesehen haben. Diese Studie hat gezeigt, dass bereits nach etwa 20 Sekunden, praktisch niemand mehr die richtige Abfolge der Buchstaben sagen konnte. Die Forscher kamen zum Entschluss, dass die Informationen nach dieser Zeit bereits wieder aus unserem Kurzzeitgedächtnis gelöscht werden.


1.3 Das Langzeitgedächtnis Bei dem Langzeitgedächtnis ist es etwas komplizierter. Die Forscher haben herausgefunden, dass das Langzeitgedächtnis nochmals in zwei Teile unterteilt werden kann. Es wird in das episodische und in das semantische Gedächtnis unterteilt. Im episodischen Teil können wir uns daran erinnern, was wir gestern gegessen haben und in dem semantischen Teil können wir uns die Hauptstadt aus der Schweiz merken. Das sind also auch diese Informationen, welche wir in der Schule lernen, die im semantischen Teil gespeichert werden. Studien belegen aber, dass trotz dieser Unterteilung in zwei Teile, das Langzeitgedächtnis eine uneingeschränkte Kapazität hat und dass Informationen durch mehrfaches Wiederholen von Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Zusätzlich müssen aber, wie dies schon in der Theorie besagt wird, die Informationen immer wieder wiederholt werden, damit sie nicht wieder im Langzeitgedächtnis gelöscht werden. Man könnte diese immer wieder sich selber laut vorsprechen, damit sie besser behalten werden und regelmässig wiederholt werden. Auch wurde herausgefunden, dass neue Informationen, durch die Verknüpfungen mit vorhandenem Wissen, dem sogenannten Vorwissen, besser gespeichert werden können. Die Studien für das Kurzzeitgedächtnis, sowie für das Langzeitgedächtnis bestätigen somit in beiden Fällen die oben erwähnte und recherchierte Theorie.


C Literatur Brand, M. & Markowitsch, J. (2009): Lernen und Gedächtnis aus neurowissenschaftlicher Perspektive: Konsequenzen für die Gestaltung des Schulunterrichts. In U. Hermann (Hrsg.), Neurodidaktik: Grundlagen und Vorschläge für gehirngerechtes Lehren und Lernen (S. 70). Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Escher, D. & Messner, H. (2009): Lernen in der Schule: Ein Studienbuch. Bern: hep Verlag Ag. Gruber, T. (2011): Gedächtnis: Lehrbuch. Wiesbaden: VS Verlag.

Hobmair, H. (Hrsg.) (2005): Psychologie / Pädagogik (1). Troisdorf: Bildungsverlag EINS. Mietzel, G. (2007): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. Roth, G. (2013): Welche Nutzen haben die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Pädagogik? In Zeitschrift Pädagogische Psychologie, Nr. 27 (3), S. 123-133. Schloffer, H. Prang, E., Frick-Salzmann, A. (Hrsg.) (2010): Gedächtnistraining: Theoretische und praktische Grundlagen. Heidelberg: Springer Verlag.


Jonathan der Postbote


Es war einmal gar nicht so weit entfernt, ein kleines Dorf. Und wie in jedem Dorf gab es auch hier eine Post. Alle Pakete und Briefe kamen 端ber die Augen, die Ohren, die Nase, den Mund oder die Haut hinein.


Das ist Jonathan, er ist Postbote von Beruf. Er verteilt die vielen Pakete und Briefe, welche durch die Augen, Nase, Ohren, Mund oder Haut in die Post kommen. Sein Beruf macht ihm sehr viel Spass, obwohl es manchmal anstrengend ist.


Wie jeden Morgen, machte sich Jonathan auf den Weg. Sein Leiterwagen ist immer schwer und bis oben hin voll. Heute muss er Herrn Bio viele Pakete bringen. Damit er sich im Hirn- Dorf besser zurechtfindet, hat er eine grosse Karte in der Post.



Frau Mathe wohnt in einem grossen blauen Haus. Es hat die Form einer Eins.

Frau Deutsch hat sich ein Haus gebaut aus den Buchstaben A, M, W und E.

Herr Bio wohnt in einem Baumhaus.



Auf dem langen Weg gingen leider ein paar Pakete verloren. Jonathan war sehr lange unterwegs, da er den Weg nicht kannte. Er irrte bis zum Sonnenuntergang im Hirndorf umher.


.

Damit ihm das nicht wieder passiert schaut er sich die Karte jeden Morgen nochmals an.


Weil t채glich neue Pakete f체r Herrn Bio in die Post kommen, macht sich Jonathan jeden Tag wieder auf den Weg zum Baumhaus. Mit der Zeit kann er sich den Weg immer besser und schneller merken. Er kennt den Weg nun so gut, dass er vor Sonnenuntergang zur체ck ist. Zudem verliert er immer weniger Pakete.


Eines Tages schaff es Jonathan alle Pakete Herrn Bio zu bringen. Er ist sehr gl端cklich und stolz.


Nun hat Jonathan genug gemacht und gĂśnnt sich eine kleine Pause. Die MĂźhe hat sich gelohnt. An den anstrengenden Weg wird er sich noch lange erinnern kĂśnnen.

Doch lange kann er sich nicht mehr erholen...



Handlungsanleitung Wie man schon im Theorieteil gesehen hat, kann der Mensch nur eine begrenzte Anzahl von Informationen auf einmal aufnehmen und auch behalten. Damit diese Informationen nicht nach kurzer Zeit wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis verschwinden, müssen Assoziationen mit anderen, schon vorhandenen, Informationen gemacht werden. Welche Konsequenzen kann man aus diesen Erkenntnissen für den Unterricht ziehen? Da die Schülerinnen und Schüler nicht mehrere Inputs ins Kurzzeitgedächtnis aufnehmen können, ist es sehr wichtig, dass man als Lehrperson die gleichen Informationen in einem Satz nicht auf verschiedene Art und Weise sagt. Sie nehmen das Gesagte jedes Mal als neuen Input auf und können noch keine Verknüpfungen herstellen. Denn dies könnte den Lernerfolg beeinträchtigen, sodass sie den Stoff schon beim Verlassen des Klassenzimmers wieder vergessen haben. Man sollte eher versuchen, das Gesagte mit Erfahrungen der Kinder oder mit Bildern zu untermauern. Indem die Schülerinnen und Schüler sich später z.B. an das Bild der Post aus der Geschichte erinnern, sind sie in der Lage, sich auch noch an die fünf Sinnesorgane des Menschen zu erinnern. Das Wiederholen spielt also eine wichtige Rolle. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich immer wieder mit einem Input auseinander setzen, fällt es ihnen leichter, sich an diesen Input zu erinnern. Man sollte also den Unterricht so gestalten, dass die Schülerinnen und Schüler mehrmals mit dem Thema zu tun haben. Sind zum Beispiel die Wochentage im Englisch das Thema der Woche, so könnte man die deutschen Ausdrücke auf der Hausaufgabenwand durch die englischen ersetzen. So sind die Schülerinnen und Schüler nicht nur im Englisch mit den Wochentagen konfrontiert, sondern auch in den anderen Fächern. Sie sehen die Namen jeden Tag und können schon eine Verknüpfung mit den deutschen Namen herstellen.


Tommy und Loris in der Schule Lernmo2va2on -­‐ Was beeinflusst die Lernmo2va2on bei Grundschulkindern?


Tobias J채ggi (Theorie)

Jonas Br채ndli und Pascal Moser (Geschichte und Handlungsanleitung)

Giulio Boazzo und Tobias Bolliger (Gestaltung)


Lernmotivation - Was beeinflusst die Lernmotivation bei Grundschulkindern? A Das sagt die Theorie Definition Lernmotivation Motivation spielt in ganz vielen verschiedenen Bereichen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Bei der Arbeit, in der Freizeit und eben auch in der Schule. Man muss motiviert sein, um etwas zu lernen. In diesem Text wird die sogenannte Lernmotivation genauer angeschaut. Aber was heisst denn Lernmotivation genau? Man meint damit, dass ein Mensch den Willen hat, seine Konzentration auf eine Lernsituation zu richten, um ein vorgegebenes Lernziel zu erreichen. Man braucht Lernmotivation, um gute Leistungen in der Schule zu erzielen. Die Motivation ist deshalb beim Lernen unglaublich wichtig. Im folgenden Text werden diese zwei Punkte erklärt: 1. Was verbessert die Lernmotivation und die Leistung bei Grundschulkindern? 2. Was verschlechtert die Lernmotivation und die Leistung bei Grundschulkindern?

Gefühle und Motivation Gefühle sind sehr wichtig beim Lernen, weil sie grosse Auswirkungen auf die Leistung eines Schülers haben. Wenn man etwas lernt, löst das immer Gefühle aus. Beim Lernen von Deutsch verspüren manche Menschen Ärger oder Unlust, dafür machen ihnen Mathematikaufgaben grossen Spass und sie verspüren Freude beim Rechnen. Wenn man Freude verspürt beim Lösen von Mathematikaufgaben, dann sind die Leistungen oft sehr gut. Wenn man aber keine Lust hat auf Mathematik, oder sogar Angst davor hat, dann sind die Leistungen oft schlechter. Wenn man Angst hat, kann man nämlich nicht mehr richtig denken. Durch positive Gefühle wird also unsere Leistung besser und die Motivation steigt. Bei negativen Gefühlen wie Angst oder Ärger, wird unsere Leistung schlechter und man ist immer weniger motiviert.

Erfolg und Misserfolg Erfolg und Misserfolg lösen sehr starke Gefühle in uns aus. Wenn man Erfolg hat in der Schule, dann freut man sich über die guten Noten. Das fördert die Lernmotivation. Man will in der Schule weiterhin erfolgreich sein und lernt deshalb auch auf die nächste Prüfung. Wenn man immer nur schlechte Prüfungen schreibt und keinen Erfolg hat, dann hat das negative Auswirkungen auf die Lernmotivation. Man hat immer weniger Lust zu lernen, weil man das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein. Wenn das bei einem Schüler oder einer Schülerin der Fall ist, dann kann die Lehrperson versuchen, den Schüler oder die Schülerin zu loben. Lob hat eine positive Auswirkung auf die Lernmotivation, weil man das Gefühl bekommt, etwas gut gemacht zu haben.

Intrinsische Motivation Wenn ein Kind vor einer Mathematikprüfung viel lernt, weil es an der Mathematik sehr interessiert ist und sehr gerne Aufgaben löst, dann spricht man von intrinsischer Motivation. Das heisst, die Motivation kommt von einem selber. Man lernt, weil man neugierig ist und Spass hat. Bei dieser Art von Motivation hat man Freude beim Lernen und deshalb erzielt man sehr häufig gute Leistungen.


Extrinsische Motivation Wenn das Kind extrinsisch motiviert lernt, dann lernt es nicht, weil es so gerne Mathematikaufgaben löst. Das Kind lernt, weil es dafür belohnt wird, wenn es eine gute Mathematikprüfung schreibt. Oder das Kind wird bestraft, wenn es eine schlechte Mathematikprüfung schreibt. Um die extrinsische Motivation besser verstehen zu können, sind unten zwei Beispiele aufgeführt. 1. Belohnung: Ich lerne, weil ich von meinem Papa 5 Franken bekomme, wenn ich in der nächsten Mathematikprüfung eine gute Note mache. Ich werde also für meine gute Note belohnt und das erhöht meine Lernmotivation. 2. Bestrafung: Ich lerne, weil ich kein Taschengeld mehr bekomme, wenn ich in der nächsten Mathematikprüfung eine schlechte Note mache. Ich werde für die schlechte Note bestraft und ich bin motiviert zu lernen, weil ich nicht bestraft werden will. Bei dieser Art der Motivation kann es schnell passieren, dass man negative Gefühle beim Lernen hat. Im schlimmsten Fall, hat man dann Angst bestraft zu werden. Und wenn man Angst hat, werden die Leistungen oft schlechter. Angst wird durch den Thalamus ausgelöst. Der Thalamus ist eine Region im Gehirn, der die Gefühle Angst, Unlust und Ärger auslöst. Wenn man Angst hat, wirkt der Thalamus wie eine Barriere und man kann nicht mehr gut lernen.

B Das sagt die Forschung Der Einfluss von zwischenmenschlichen Beziehungen auf die Lernmotivation Zwischenmenschliche Beziehungen sind sehr wichtig für die Motivation und den Lernprozess in der Schule. Hat man gute Freunde in der Schule und findet man den Lehrer nett, dann hat man positive Gefühle in der Schule. Und positive Gefühle erhöhen die Lernmotivation. Findet man den Lehrer und die Mitschüler blöd, dann hat man negative Gefühle. Das kann einen schlechten Einfluss auf den Lernprozess haben. Die Universität Berlin hat untersucht, wie wichtig diese zwischenmenschlichen Beziehungen für die Lernmotivation für einzelne Schüler sind. Nicht für alle Schüler ist das Gleiche wichtig. Man hat herausgefunden, dass es bei Schülerinnen und Schülern vier verschiedene Motivationsarten gibt: Vom Klassenumfeld abhängige Lerner: Bei vielen Schülern wird die schulische Motivation sehr stark von gleichaltrigen Freunden in ihrem Umfeld positiv beeinflusst. Lehrer-abhängige Lerner: Die Motivation der Schüler wird gar nicht von den gleichaltrigen Mitschülern beeinflusst. Nur die Beziehung zum Lehrer beeinflusst die Motivation der Schüler positiv oder negativ. Wenn der Lehrer nett ist, dann bin ich motiviert. Wenn der Lehrer blöd ist, dann bin ich nicht motiviert. Zu dieser Gruppe gehören aber nur wenige Schülerinnen und Schüler. Mitschüler- und Lehrer-abhängige Lerner: Für viele Schülerinnen und Schüler sind der Lehrer und auch die Mitschüler sehr wichtig für die schulische Motivation. Eine gute Stimmung in der Klasse ist sehr wichtig für die Lernmotivation. Diese Schüler profitieren von positiven Beziehungen zu ihren Mitschülern und Lehrern. Unabhängige Lerner: Für diese Gruppe sind die gleichaltrigen Mitschüler nicht wichtig und der Lehrer ist auch nicht wichtig für die schulische Motivation. Der Lehrer und die Mitschüler haben keinen Einfluss auf die Motivation. Wir haben gesehen, dass nicht jedes Kind die gleichen zwischenmenschlichen Beziehungen braucht, um motiviert in die Schule zu gehen. Das Ziel dieser Studie ist es, jedes Kind richtig unterstützen zu können, damit es motiviert in die Schule gehen kann.


C Literaturangabe Edelmann, Walter (2000): Lernpsychologie. Weinheim: Kösel. Keller, Gustav (2011): Ich will nicht Lernen. Motivationsförderung in Elternhaus und Schule. Bern: Hans Huber. Rheinberg, Falko (1999): Motivation und Emotionen im Lernprozess: Aktuelle Befunde und Forschungsperspektiven. In: Jerusalem, Matthias und Pekrun, Reinhard (Hrsg.): Emotion, Motivation und Leistung. Göttingen: Hogrefe. S. 189-221. SELF-Projekt: Die Bedeutung sozio-emotionaler Faktoren im schulischen Lernprozess. [http://www.self-projekt.de/self-studie/] [03.04.2014] Im untenstehenden Text ist der Begriff ‚Lernmotivation‘ noch nicht definiert.



Tommy hat gerade seine Hausaufgaben erledigt. Diese Woche steht ebenfalls eine Deutschprüfung auf dem Plan. Tommy lernt sehr gern, seine guten Noten dienen ihm als Mo@va@on. Er will unbedingt seinen NotendurchschniD behalten. In keinem Fach unter der Note Fünf ist sein Ziel. Mo@viert fängt Tommy an zu lernen.


Loris hat heute keine Lust für die Schule zu arbeiten. Obwohl eine Deutschprüfung vor der Türe steht, will er nicht lernen. Eigentlich würde es ihm gut tun, denn er ist in Deutsch nicht so gut. Er denkt, weil er sowieso nicht gut ist in Deutsch, bringt es nichts, dafür zu lernen. Er ist überhaupt nicht mo@viert.


Heute gibt es die Deutschprüfungen zurück, für welche er sehr viel gelernt hat. Die Lehrerin kommt auf ihn zu, lächelnd, Tommy weiss, dass er nicht schlecht abgeschniDen hat und strahlt über das ganze Gesicht als er die Note sieht, eine glaDe Sechs.


Loris schaut aus dem Schulfenster raus, während die Klassenlehrerin die Deutschprüfungen verteilt. Mit einem strengen Blick kommt sie auf Loris zu. Ohne eine Miene zu verziehen nimmt Loris die Prüfung entgegen. Er hat eine Dreieinhalb.


Tommy hört die S@mme seiner MuDer und seines Vaters. Das Essen ist wohl fer@g. Er läuS in die Küche und freut sich schon seinen Eltern von seiner Note zu erzählen. Als Tommys Eltern von seiner Sechs erfahren, freuen sie sich und Tommys Vater drückt Tommy noch einen Fünfliber in die Hände.


Die MuDer von Loris ruS die Familie zum Abendessen. Am Tisch wird über den erlebten Tag geredet. Loris gesteht, dass er eine Dreieinhalb zurück gekriegt hat. Sein Vater ist unzufrieden und sagt ihm, wenn er noch einmal eine ungenügende Prüfung nach Hause bringt, wird sein Taschengeld für die Woche gestrichen.


Am nächsten Abend hat Tommy viel vor, er möchte mit Lukas lernen. Da Tommy in der Mathema@k teilweise sehr Mühe hat, dafür im Deutsch sehr gut ist und Lukas sehr gut ist in der Mathema@k jedoch schlecht in Deutsch, lernen sie für diese Fächer immer zusammen. Es klingelt, Tommy begrüsst Lukas. Dann wird es Zeit um mit der Mathema@k fortzufahren, denn es steht eine Mathema@kprüfung bevor. Lukas erklärt Tommy in einfachen SchriDen und Worten, was Tommy während des Unterrichts nicht verstanden hat und Tommy erklärt Lukas die Deutschaufgaben.


Am darauffolgenden Abend steht Loris alleine in seinem Zimmer und will für die bevorstehende Mathema@kprüfung lernen. Doch er ist sehr nervös, denn die Worte seines Vaters fliegen immer noch in seinem Kopf herum. Er hat Angst zu versagen und diese Angst verhindert, dass er rich@g lernen kann. Er möchte seinen Vater nicht nochmal enDäuschen. Als er fer@g ist, geht er mit einem mulmigen Gefühl ins BeD.


Die Mathema@kprüfung, für welche er mit Lukas gelernt hat, findet heute staD. Er hat ein gutes Gefühl, da er eigentlich alles verstanden hat, was Lukas ihm erklärt hat. Die Prüfung wird verteilt und Tommy zwinkert kurz Lukas zu, um ihm zu zeigen, dass er sich für die Aufgaben gewappnet fühlt.


Der grosse Prüfungstag ist gekommen. Loris sitzt an seinem Tisch und tausend Gedanken fliegen durch seinen Kopf. Er ist extrem nervös und denkt die ganze Zeit nur daran, dass er eine genügende Note schreiben muss. Als die Lehrerin die Prüfung verteilt, kriegt Loris ein ungutes Gefühl im Magen. Er denkt, dass er es nicht schaffen wird.


Anschliessend an die Prüfung haben sie eine RealienwerkstaD zu bewäl@gen. Tommy und drei seiner Mitschüler setzen sich zusammen und lösen die Aufgaben. Sie haben gemerkt, dass man zusammen viel besser Aufgaben lösen kann. Jeder kommt teilweise auf eine andere Lösung und so kann man disku@eren, was rich@g ist und was nicht. Auch wird der teilweise einsei@ge Unterrichtsstoff dadurch spannender. Tommy liebt es, zur Schule zu gehen.


Die RealienwerkstaD ist in vollem Gange und Loris sieht, wie gut Tommy und seine Freunde zusammen arbeiten und Spass dabei haben. Loris hat kaum Freunde in der Klasse. Er arbeitet alleine in seiner Ecke, langweilt sich und kommt nicht weiter. Loris hasst es, zur Schule zu gehen.


Kommentar zur Geschichte Unsere Lernstory sollte zur Diskussion anregen und den Kindern Stoff zum Nachdenken geben. Kinder können durch diese Geschichte Zusammenhänge zwischen Denken, Gefühlen, Handeln und Lernen erkennen. Natürlich ist die Geschichte ein wenig übertrieben gestaltet, dennoch wollten wir die Geschichte so extrem wie möglich darstellen, um die positiven wie auch die negativen Seiten der Motivation aufzuzeigen. Die beiden Figuren regen dazu an, sie ins Herz zu schliessen. Jeder Schüler kennt die Situation von Loris, wenn man keine Lust auf gar nichts mehr hat, ein schlechtes Gewissen bekommt, nicht einschlafen kann und bei der Rückgabe der schlechten Noten vor die Eltern treten und zugeben muss, dass man nicht gelernt hat. Die Situation von Tommy hingegen gibt es ab und zu in der Schule. Man hat das Gefühl, man könne alles schaffen. Zuhause gibt es dann den Lohn in Form von Taschengeld (was eigentlich eher weniger zu empfehlen ist) oder man hat das beruhigende Gefühl, eine Zeit lang alles auf die Reihe zu kriegen, was eine viel wichtigere Belohnung und Erfahrung für ein Kind sein kann. Beide Kinder in der gleichen Situation und parallel nebeneinander zu sehen, vereinfacht einem die Vorstellung von Motivation und Demotivation im Alltag. Daher haben wir uns entschieden, die Motivation und Demotivation nebeneinander darzustellen.

Handlungsanleitungen für Lehrpersonen Lehrpersonen sollen: -den Kindern sach- und zielbezogene Lernfortschritte aufzeigen. -auf individuelle Lernstrategien der Kinder eingehen und diese fördern. -mit den Kindern ins Gespräch kommen und den Kontakt zu ihnen suchen, um eine stabile Beziehung aufzubauen. -versuchen, Angst aufweckende Gefühle in den Köpfen der Kinder zu vermeiden.

Wir hoffen, die Informationen sind hilfreich und verständlich. Viel Spass! Die Autoren:

Tobias Bolliger, Giulio Boazzo, Jonas Brändli, Tobias Jaeggi, Pascal Moser



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