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MANGO HIGH Fruchtbare Verbindung mit THC?

Mango High

Fruchtbare Verbindung mit THC?

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Iss eine Stunde vor dem Cannabisrauchen eine Mango, dann wird dein High-Gefühl viel intensiver. Dies behauptet eine urbane Legende, die immer wieder die Runde macht und die man auch wissenschaftlich zu untermauern versucht. In unserem Artikel wollen wir der Frage nachgehen, ob da etwas dran ist.

Sie verstärkt die Wirkung von schwachem Ganja; gute Qualität wird durch das Essen einer Mango vor dem Konsum spitzenmäßig, verkünden die Anhänger dieser Methode schon seit Jahren. Diese Methode – wenn sie sich in der Praxis bewährt – ist also etwas für Leute, denen das High nicht hoch genug sein kann und die aus ihrem Grasvorrat das Maximum herausholen wollen. Aber auch für jene, die aus gesundheitlichen Gründen ihre CannabisDosen möglichst gering halten wollen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Es ist also kein Wunder, dass in zahlreichen populären Magazinen, auf Webseiten und in mehreren Foren, die sich mit Hanf beschäftigen, diese Frage lebhaft diskutiert wird. Diejenigen, die auf das Mangoessen schwören, sind auch darauf vorbereitet, ihre Theorie wissenschaftlich zu untermauern. Daher glauben Laien nur zu gern, dass an der Sache etwas dran ist. Schauen wir mal, wie die Anhänger/innen der Mango-Theorie das sich schneller einstellende und länger anhaltende High erklären.

Euphorisierende Aromen

Das stärkere High steht gewöhnlich mit einem höheren THC-Gehalt in Verbindung, daher spricht der Mangomythos in der Regel vom Verstärken der THC-Wirkung. Die Formel ist aber etwas komplizierter. Obwohl die für die psychoaktive Wirkung des Cannabis verantwortlichen Hauptkomponenten in Wahrheit die Cannabinoide (THC, CBD, CBN usw.) sind, finden sich neben ihnen zahlreiche andere Bestandteile, unter anderem die Terpene, die für die Aromen zuständig sind und über deren Funktion wir schon mehrfach in Medijuana berichtet haben. Mehrere namhafte Züchter – unter ihnen Ed Rosenthal, mit dem wir in Medijuana No. 12 ein Interview führten – sind der Meinung, dass die Betrachtung der Verhältnisse von Sativa:Indica und THC:CBD ungenügend ist, um sicher auf die Wirkungen einer Sorte schließen zu können. Dazu müssten nämlich die Terpene im Cannabis berücksichtigt werden. In der gleichen Medijuana-Ausgabe zitierten wir Dr. Jeffrey C. Rabert, den Chemiker des Werc Shop in Los Angeles. Dieser hat Cannabisproben analysiert und meint, infolge des Veredlungsfiebers sei schon keine eindeutige Aussage mehr möglich, dass Sativa stimulierten und Indica entspannten, denn der Charakter der Wirkung würde grundlegend von den Terpenen beeinflusst. Daher – argumentiert Dr. Rabert – sei es wichtig, bei den Cannabissorten, die für medizinische Zwecke vertrieben werden, die in der Blüte vorhandenen Terpene anzugeben.

In einer 2011 erschienenen Studie von Ethan Russo, dem Cannabinoidforscher von GW Pharmaceuticals, wird die Rolle der Terpene verdeutlicht: Schon im Persien des 10. Jahrhunderts seien die unerwünschten Eigenschaften des Cannabis mit dem Konsum einer Zitrone ausgeglichen worden. Ein Jahrtausend später wurde nachgewiesen, dass diese Früchte einen hohen Anteil eines Terpens namens Limonen enthalten, welches das Gesamtbefinden verbessert, die Aufmerksamkeit erhöht und die Erinnerung beflügelt. Andere Terpene lindern Stress, hemmen Entzündungen, stillen Schmerzen und Depressionen und sind wirksam gegen Tumore. Daher

Thymian

verfügen nach Russo mit Terpenen versetzte CBD-Präparate über vielversprechendes medizinisches Potenzial.

Aber was hat das mit der Mango zu tun? Nichts anderes, als dass die saftige Frucht eine erstrangige Quelle für Myrcen ist – ein Terpen, das über schmerzlindernde Wirkung verfügt. Ebenso wie Hopfen oder Cannabis. Die lähmende Couch-Lock-Wirkung, die den Indica-Sorten zugesprochen wird, kann auch mit dem Terpen Myrcen verbunden werden. Die in vielen Ländern für medizinische Zwecke erhältliche Cannabissorte Bedrocan hat beispielsweise einen hohen Mycrengehalt und ist daher perfekt zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung geeignet. Wer also mit Mango das High steigern will, sollte wissen, dass er bestenfalls die körperlichen und entspannenden Wirkungen verstärkt.

Wie aber funktioniert das?

Sicher wüssten wir davon, wenn man mit dem Genuss einer Mango beträchtlich zur Schmerzstillung und zur Muskelentspannung beitragen könnte. Dennoch ist es wegen des enthaltenen Terpens vorstellbar, dass sich beim gleichzeitigen Cannabiskonsum die schmerzstillende beziehungsweise die Couch-Lock-Wirkung besser entfaltet. Nach Michael Backes, dem Autor des letzten Herbst erschienenen Buchs Cannabis Pharmacy: The Practical Guide to Medical Marijuana ist das jedoch ziemlich ausgeschlossen. Obwohl einige Indica-Sorten über einen sehr hohen Myrcengehalt um 2% verfügen, wird das oral konsumierte Mycren (beispielsweise das einer Mango) von der Leber abgebaut und gelangt nicht in den Blutkreislauf. Nach der Evolutionstheorie ist es die Aufgabe des Mycrens und der übrigen Terpene, mit ihren Aromen bestimmte Tiere anzulocken und andere zu vertreiben. Wir aber – Menschen und Tiere – haben uns so entwickelt, dass wir mögliche Vergiftungen durch Terpene durch deren Abbau im Organismus verhindern. Wenn man unbedingt will, lässt sich der Schutz unterlaufen. Der Organismus ist nämlich nicht darauf vorbereitet, dass wir die Köstlichkeit der Pflanzenwelt nicht schlucken, sondern im Mund behalten, und dadurch die Mycrenmenge der unter der Zunge behaltenen Mango ausreicht, um das High-Gefühl zu beeinflussen. Die Frage ist, ob sich das Ganze lohnt. Einfacher scheint es, ein wenig Zitronengras oder Thymian zu kauen, die ebenfalls hervorragende Mycrenquellen sind.

Jeden Tag eine Mango

Wir wollen aber keinen vom rituellen Mangoessen abbringen. Schon deshalb nicht, weil der Konsum der Mango, auch „Königin der Früchte“ genannt, zahlreiche positive physiologische Effekte mit sich bringt. Dank des hohen Faser-, Pektin- und Vitamin-CGehalts senkt sie den Cholesterinspiegel und stärkt das Immunsystem. Ihr Vitamin A wirkt wohltuend auf die Augen, während der Vi-tamin-B-Gehalt das Nervensystem stützt, sowie die optimale Funktion der Muskeln und des Herzens. Der tägliche Genuss von Mangos normalisiert den Blutzucker, kann ihn sogar verringern, daher hat sie ihren Platz in der Diät für beide Diabetestypen. Und wenn das noch nicht genügt, sei an den vorzüglichen Gehalt an Polyphenolen in der Mango erinnert, die von den Radikalen gebunden werden und die Zellen vor Beschädigungen schützen. Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigt auf, dass die Bestandteile der Mango wirksam das Entstehen von Dickdarm- und Brustkrebs verhindern. Forschungsleiterin Dr. Susanne Talcott berichtet von programmiertem Zelltod im Fall von zwei verschiedenen Krebsarten. Auch als Zusatztherapie oder als Antikrebsmittel sei die Frucht verwendbar. Kurz und gut, auch wenn wir vergebens auf das bombastische High warten, verbessert der Mangokonsum auf jeden Fall unsere Gesundheit und Lebensqualität.

Lemongras

text: N. Nogada

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