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Der Duft einer Blume

Die Wirkung oder der Geruch am wichtigsten ist?

Was ist unsere Lieblingssorte? Nach welchen Gesichtspunkten treffen wir unsere Wahl? Der Duft einer Blume hat eine Wirkung auf uns, die sich mit nichts vergleichen lässt. Den Duft bestimmter Blumen mögen wir ausgesprochen gerne, auch wenn wir selbst nicht wissen, warum. Bei Cannabisblüten ist das nicht anders.

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Ob uns die Cannabisblüte ebenso wie alle anderen wohl an der Nase herumführt? Inwiefern zählen Gerüche, wenn wir uns für eine Cannabissorte entscheiden? Warum bevorzugen wir gerade eine bestimmte Sorte? Kann es sein, dass gar nicht die Wirkung, sondern der Geruch am wichtigsten dabei ist?

In dem heutigen Video reden wir ein bisschen über den Duft von Blüten, unter anderen von Cannabisblüten. Wir wissen seit langem, dass Gerüche eine sehr große Rolle dabei spielen, was wir am liebsten essen und trinken. Und erst recht bei unserer Lieblingsblume.

Wie aber sieht es bei Cannabispflanzen aus? Was bestimmt unsere Entscheidung? Warum empfinden wir bestimmte Sorten als angenehmer? Was beeinflusst uns in Wirklichkeit dabei, welche Sorte wir bevorzugen?

Wenn man kann, entscheidet man sich für Gras, das möglichst reinhaut – heißt es allgemein. Zählt aber tatsächlich nur die Wirkung und ist alles andere zweitrangig? Oder führt uns das Cannabis doch an der Nase herum?!

Auf diese Fragen haben Wissenschaftler Antworten gesucht und haben dabei viel Interessantes entdeckt.

Seit den Legalisierungen von Cannabis und der Ausdehnung des regulierten Handels sehen wir eindeutig, dass für viele Konsumierende neben der Pflanzensorte, der Anbauweise oder dem THC auch der Anteil an sonstigen Cannabinoiden ein Maßstab für Qualität ist. Allerdings haben wir einen noch wichtigeren Kompass, der außerdem immer zur Hand ist: nämlich unsere Nase!

Dank der Wissenschaft ist heute bereits bekannt, dass uns bei der Wahl jene Cannabissorte, die wir am meisten begehren, in Wirklichkeit an der Nase herumführt. Der Titel der Studie lautet „Die Nase weiß es: Es ist das Aroma, nicht das THC, das die subjektive Wirkung von gerauchtem und verdampften Cannabis vermittelt.“

Der Koautor der Studie ist Dr. Ethan Russo, dem wir auch den Nachweis der auf die Cannabinoide angewandten Theorie vom Zusammenspiel der Wirkungen zu verdanken haben. Hier geht es jedoch nicht um das THC oder das CBD, sondern um die Vorrangigkeit der Aromen.

Während der Untersuchung wurden gesunden Freiwilligen im Handel erhältliche Cannabisblüten gegeben. Bei der darauffolgenden Beantwortung eines anonymen Fragebogens zur Wirkung verbanden die Antwortgebenden die angenehmen Wirkungen entgegen der Erwartungen nicht mit den einzelnen Inhaltsstoffen und dem THC-Anteil, sondern entschieden sich eher für Sorten, deren Geruch sie am angenehmsten empfanden.

So heißt es in der Studie, dass das subjektiv angenehme Aroma positiv mit den subjektiv angenehmen Wirkungen korreliert habe. Das heißt, wie im Fall eines guten Tees oder Kaffees signalisiert unsere Nase auch hier im Voraus, welcher Cannabistyp unsere Lieblingssorte sein wird.

Vermutlich überrascht auch jene Feststellung der Forscher nicht: „Weniger ist mehr.“

Dies trifft auch auf Cannabis zu.

Wir betonen: Hier geht es jetzt nicht um Patient:innen, sondern um gesunde Personen, die Cannabis zu Erholungszwecken konsumiert haben. Unter ihnen haben jene Versuchsteilnehmer:innen, die seltener und in geringeren Mengen konsumiert haben, über angenehmere Erlebnisse berichtet.

Die Forscher hatten den Freiwilligen nur die Vorgabe gemacht, dass sie zwischen dem Ausprobieren der Muster mindestens eine Pause von 48 Stunden einlegen sollten. Das wurde von den meisten auch eingehalten. Interessant ist, dass diejenigen, die nach einem Konsum mindestens eine Woche pausierten, über viel bessere Erlebnisse berichteten. Sie konnten den Zauber des Neuen eher bewahren, und vielleicht muss man das gar nicht sagen, für sie war auch der hohe THC-Anteil nicht wichtig.

Aber zurück zu den Gerüchen!

Zitrusaromen oder erdige Aromen, der Duft von Orange oder Tanne sind nur einige Merkmale, die man bei der Charakterisierung von Cannabissorten üblicherweise hervorhebt.

Für die Aromen und Geschmäcker sind chemische Verbindungen namens Terpene zuständig. Heute wissen wir bereits, dass die Terpene nicht allein die Nase und die

Geschmacksknospen verwöhnen, sondern auch an sich eine Heilwirkung besitzen. So können sie beispielsweise das Immunsystem stärken, Stress abschwächen, Schmerzen und Schlaflosigkeit lindern oder aber Entzündungen hemmen. Interessant ist außerdem, dass bestimmte Terpene die Schnelligkeit und die Zeitdauer beeinflussen, mit denen die Cannabinoide aufgenommen werden.

Das nach seinem Zitrusaroma benannte Terpen Limonen beschleunigt beispielsweise die Aufnahme des THC und verstärkt so dessen Wirkung. Demgegenüber hemmt das vom Eukalyptus bekannte Eucalyptol die Aufnahme des THC und mindert somit dessen Wirkung. Damit kratzen wir allerdings sicherlich nur an der Oberfläche, was das Potenzial der Terpene angeht. Mit Bestimmtheit lässt sich aber sagen, dass die Personen, die keine starken Wirkungen mögen, Zitrussorten besser meiden sollten!

Es muss noch viel geforscht werden, um die Eigenschaften der Terpene genau zu erkunden, und es ist wichtig zu beachten, dass ihre Wirkung auch von solchen Faktoren abhängig ist wie der Cannabissorte, dem Anteil anderer Wirkstoffe, der Verwendungsweise oder der Dosierung.

Allerdings wissen wir schon genug über die Terpene, um sagen zu können, dass ihnen bei der Bestimmung der medizinischen Cannabissorten eine wichtige Rolle zukommen muss. Immer mehr Apotheken empfehlen ihren Patient:innen ein Produkt auf der Grundlage der Terpene. Die Erklärung dafür ist, dass die einzelnen Terpene, die im Cannabis vorkommen, auf die Symptome der Patient:innen wirken. Manche Terpene sind beispielsweise von beruhigender und schmerzlindernder Wirkung, während ande- re entzündungshemmend wirken oder aber die Qualität des Schlafes verbessern. Häufig kommt es auch vor, dass Hersteller:innen die medizinischen Cannabis-Produkte mit Terpenen anreichern, damit sie bei der Behandlung eines bestimmten Symptoms noch effektiver wirken.

Doch zurück zu unserer Nase!

Welche Rolle der Geruchssinn im Leben der Säuger spielt, muss wohl niemandem erklärt werden. Dabei stellen auch wir Menschen keine Ausnahme dar. Denken wir nur einmal daran, dass wir ein schlecht riechendes Essen oder Getränk nicht gerne kosten oder versuchen, einen unangenehm riechenden Ort schnellstmöglich zu verlassen. Es gibt aber auch Gerüche und Aromen, die wir bewusst gar nicht wahrnehmen, während sie sogar eine Wirkung auf unsere Enkel haben können!

Wenn wir uns für einen festen oder aber auch nur flüchtigen Partner entscheiden, spielt unser Geruchsinn eine Rolle, die vielleicht wichtiger als alles andere ist. Es heißt nicht umsonst: „Die Chemie zwischen ihnen hat gestimmt“. Das zeigt deutlich, welchen Einfluss die Gerüche auf unsere Emotionen haben. Die Evolutionsbiologie erklärt all das so, dass ein Geruch, der anziehend auf uns wirkt, typischerweise Gesundheit und eine Genetik birgt, die von unserer eigenen abweicht, was die Voraussetzung für die Zeugung gesunder Nachkommen ist.

Was aber, wenn auch die Cannabisblüte, die auf uns am anziehendsten wirkt, mit ihrem Duft eine Botschaft an unser Unterbewusstsein sendet? Vielleicht so etwas wie:

„Wähle mich, denn dein körpereigenes Cannabinoidsystem braucht meine Inhaltsstoffe, damit du am bestmöglichen Erlebnis teilhaben kannst.“

Was die Wahrheit ist, wissen wir heute noch nicht genau, doch durch weitere Forschungen werden wir die Botschaften der Natur immer besser verstehen.

Bob Arctor

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