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● Ladenbau von morgen: Erlebnispark POS

Inspiration & Idee

Ladenbau von morgen Erlebnispark POSFlexible Ladenflächen, digitale Produktfinder und regionaler Bezug zum Standort – diese und weitere Trends prägen derzeit den POS. Pünktlich zur Euroshop stellt display die Frage, wie der stationäre Handel begeistern kann.

„Flexible Ladenbaulösungen, die sich an die ändernden Umstände rasch, effizient und kostengünstig anpassen können, werden immer mehr an Relevanz gewinnen.“

Bernhard Schweitzer, Inhaber und CEO

Interstore Schweitzer Foto: Interstore Schweitzer „Der Ladenbauer plant und baut nicht einfach nur Möbel, sondern entwirft ganze Erlebniswelten inklusive Café- und Loungebereiche oder Teststrecken in modernen Bike-Stores.“

Tessa Dingwerth, Head of Marketing & Communications Schemberg Foto: Schemberg

Zuletzt vor drei Jahren haben sich Fachleute für Ladenbau, Ladeneinrichtung, Store Design, Verkaufsförderung und POS-Marketing in Düsseldorf auf der Euroshop getroffen. Seither hat sich die Welt, bedingt durch die Pandemie und den Krieg in Europa, stark verändert. Dies hat auch Auswirkungen auf den Ladenbau, beschreibt Bernhard Schweitzer, Inhaber und Geschäftsführer Interstore Schweitzer: „In diesem sensiblen Moment der Zeitgeschichte die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist für viele Händler eine der größten Herausforderungen. Lieferengpässe, Material- sowie Fachkräftemangel, steigende Energiekosten sind grundsätzliche Probleme, mit denen sich die POS-Branche befassen muss.“ Zusätzlich hat sich das Konsumverhalten der Shopper gewandelt: Sie haben noch mehr online eingekauft als ohnehin schon. „Auch die Preissensibilität ist gestiegen, es ist einfacher, Preise online zu vergleichen, online zu recherchieren, als von einem Laden in den nächsten zu gehen“, ergänzt Wolfgang Gruschwitz, Geschäftsführer Gruschwitz. Gleichzeitig achten Verbraucher beim Einkauf nach wie vor auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Um unter diesen Rahmenbedingungen nach wie vor Shopper auf die Verkaufsfläche zu locken, sind Konzepte gefragt, die begeistern und Shopper in den Bann ziehen – wie es einst in der Kindheit Erlebnisparks geschafft haben. Wie dieses Vorhaben gelingt, diskutieren Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Ladenbau und Shop Fitting.

Mode mit spaßfaktor: Im Fashion Store Ley’s Loft in Frechen bei Köln können Shopper ihre Kleidung auf einem goldfarbenen Catwalk präsentieren. Foto: Schemberg

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Regionaler Bezug In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert haben sich im Zuge der Globalisierung viele Handelsketten und Marken weltweit einen Namen gemacht. Dies führte dazu, dass sich einige Einkaufsstätten im fast identischen Look gezeigt haben. Daran scheinen sich viele Shopper sattgesehen zu haben. Auch haben viele den Wunsch, möglichst nachhaltig einzukaufen und hinterfragen folglich zunehmend multinationale Konzerne. Dieser Wertewandel macht sich auch am POS bemerkbar. „Kunden wollen immer mehr lokal und regional einkaufen. Solch ein Konzept unterstützt den Händler oder die Marke dabei, die Community vor Ort anzusprechen. Aber auch besondere Elemente der Region können wunderbar im Storekonzept aufgegriffen werden und so zum emotionalen Storytelling beitragen“, sagt Tessa Dingwerth, Head of Marketing & Communications Schemberg. Dementsprechend stellen viele Verkaufsflächen einen Bezug zum Standort her und binden beispielsweise Dialekte oder Sehenswürdigkeiten eines Ortes ein. „Auf diese Weise lässt sich im Markt der Lifestyle der Marktbetreiber ausdrücken. Außerdem können besonders liebevoll umgesetzte Kompetenzabteilungen dazu genutzt werden, sich als Markt zu profilieren“, weiß Bernd Kast, Head of Design Wanzl. Insgesamt wird den Shoppern der Charme einer Region nähergebracht und damit ein Lebensgefühl vermittelt.

Eine weitere Chance, um sich von anderen Stores abzugrenzen, sieht Dingwerth im Mut für Ausgefallenes: „Andersartigkeit kommt an. „Das Erlebnis des Kunden hängt nicht nur von der visuellen Gestaltung ab, sondern auch von der emotionalen Ansprache durch Service, menschliche Beziehungen, Einstellungen und Sinnesansprachen.“

Wolfgang Gruschwitz, Geschäftsführer Gruschwitz

Foto: Gruschwitz

Guter Materialeinsatz für Wiederverwertung: Im Wöhrl in Nürnberg hat Schwitzke auf einfache, sparsame Materialien gesetzt, um möglichst Bestehendes zu inte-

grieren. Foto: Schwitzke

Mit dem Bun Burger in Mailand hat Masquespacio ein Restaurant inklusive Schwimmbad-Feeling kreiert. Passend dazu: Geflieste Wände und Sitzbänke. Foto: dLV

In einer Welt, die so schnelllebig ist, muss der Handel den Überraschungseffekt bedienen. Untypische Verkaufsflächen, spezielle Produkte. Der Kunde muss mit Lust und Begeisterung die Waren am POS entdecken.“ Einen ähnlichen Weg schlagen auch die Experten von Interstore Schweitzer ein, wenn es passt: „Nach einer fundierten Analyse bestehender Konzepte, Sortimente und Überzeugungen, unterbreiten wir unsere Lösungsvorschläge, die auch mal provokant sein können und damit neue Denkansätze aufzeigen“, betont Schweitzer.

In diesem Zusammenhang wirbt Angela Krause, Leiterin dLv-Geschäftsstelle, für individuelle Lösungen: „Konzepte sollten nicht kopiert werden, auch wenn es dem Kunden noch so gut gefällt. Nur weil es für einen Mitbewerber erfolgreich ist, muss das für das eigene Geschäft nicht gelten.“

Flexibilität als Erfolgsfaktor Trends verbreiten sich heute, besonders im Internet, immer schneller und bleiben meist nur kurze Zeit bestehen. Auch der POS muss mit dieser Entwicklung Schritt halten, um den Shopper immer wieder aufs Neue zu überraschen und begeistern. „Flexible Ladenbaulö„Gute Storekonzepte helfen dabei, die Herausforderungen der Marktbetreiber zu lösen, wie beispielsweise die Entwicklung von Hybridshops, die in Randzeiten personalfrei betrieben werden können.“

Bernd Kast, Head of Design Wanzl Foto: Wanzl sungen, die sich an die ändernde Umständen rasch, effizient und kostengünstig anpassen können, werden immer mehr an Relevanz gewinnen“, ist sich Schweitzer sicher und begründet: „Denn Händler wie auch Dienstleister wissen aus der Erfahrung der letzten zwei Jahre, wie schnell und unberechenbar sich Shopperbedürfnisse verändern können.“ Dementsprechend lässt sich der Verkaufsraum mit wenigen Handgriffen je nach Saison und aktuellen Anforderungen neu bespielen, um ihn spannend zu halten.

Mehr als Einkaufen Auch die Erwartungen der Verbraucher verlangen nach mehr Flexibilät. Denn Shopper besuchen den POS längst nicht mehr nur aufgrund des Produktangebots, sondern sehen Shoppingtouren als Teil der Freizeitgestaltung an. „Hier gilt es, dem Kunden eine Idee, eine Inspiration zu geben. Einen Grund, warum er in den Handel gehen soll und welchen Sinn er darin erfährt. Dieser Faktor entscheidet darüber, ob er wiederkommt oder seine Zeit anders nutzt“, beschreibt Gruschwitz die Rolle des stationären Handels. Mit anderen Worten: Am POS geht es darum, zu unterhalten. Dafür integrieren viele Händler zunehmend auch >>

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>> weitere Bereiche in ihr Konzept, darin sind sich die Experten einig. „Der Ladenbauer plant und baut nicht mehr einfach nur Möbel, sondern entwirft ganze Erlebniswelten inklusive Café- und Loungebereichen, Teststrecken in modernen Bike-Stores oder Instagram-Catwalks für die junge Zielgruppe. Immer vor dem Hintergrund: Was will mein Kunde wirklich? Wie kann ich meinen Kunden begeistern?“, berichtet Dingwerth.

All diese Ansätze zielen darauf ab, die Verweildauer und das Involvement zu erhöhen, die heutzutage als wichtige KPIs Aufschluss über den Erfolg von Verkaufsflächen geben. „Auch Aufenthalts- und Ruhezonen der Kunden wird heute viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als früher und rücken immer mehr ins Zentrum. Auf diese Weise gönnt man Shoppern Zeit, wo früher noch Ware platziert werden konnte“, ergänzt Angela Krause, Leiterin dLv-Geschäftsstelle, und fasst zusammen: „Insgesamt ist der Laden nicht mehr nur Verkaufsfläche, sondern Eventraum, Click & Collect-Station, sozialer Treffpunkt, Showroom, kann mit Pop-up-Flächen bespielt werden und so weiter.“

Dementsprechend tragen positive Kundenerlebnisse maßgeblich dazu bei, hohe Kaufimpulse zu generieren. „Darin liegt das Differenzierungsmerkmal zum Onlinehandel. Mehrwert schaffen durch die Art der Präsentation, Genussinseln und Probierstationen sowie die Beratungskompetenz des Personals. Guter Ladenbau bildet sozusagen die Bühne für Produktinszenierung und Kauferlebnis“, unterstreicht Kast.

Digitale Elemente Seit einigen Jahren bemühen sich Händler darum, on-und offline miteinander zu verbinden und die Vorteile beider Welten zu vereinen – Stichwort: Multichannel. Im Kern geht es darum, digitale Elemente auf der Verkaufsfläche „Wir versuchen, mit einfachen, sparsamen Materialien, energiebewusst, möglichst Bestehendes und Vorhandenes zu integrieren. Hier zahlt sich der Einsatz guter, wiederverwertbarer Materialien aus.“

Klaus Schwitzke, Geschäftsführer Schwitzke

Foto: Schwitzke

im inkoop Harpstedt setzen Hausstrukturen aus schwarzem Metall und einer Holzverkleidung kreative Akzente und heben innerhalb des Markts die entsprechenden Abteilungen hervor.

Foto: Interstore Schweitzer, Daniel Horn Photography Heimatgefühle am pOs: Im Edeka Dörflinger in Ulm werden bekannte Wahrzeichen der schwäbischen Stadt, wie das berühmte Ulmer Münster, in die Deko einge-

bunden. Foto: Wanzl

Verweilen und erleben am pOs: Die Fährräder werden im Bike-Laden in Binzen stimmungsvoll präsentiert. In der Lounge können Shopper Kaffee trinken. Foto:

Kommunikation & Design Gröber

„Heute sind Ladenbauer Allrounder. Sie produzieren, sind Generalunternehmen, übernehmen die Unternehmensberatung bis hin zur Finanzierung von Projekten.“

Angela Krause, Leiterin dLV-Geschäftsstelle Foto: dlV

einzubinden. Denn durch Online-Shops und Smartphones sind es Shopper gewohnt, sich über verschiedene Kanäle zu informieren und einzukaufen.

Mittlerweile haben sich sowohl die digitale Kompetenz wie auch die Konzepte am POS selbst weiterentwickelt. Denn einige Händler haben bereits Erfahrungen mit digitalen Angeboten gesammelt und so dazugelernt. Grundsätzlich sollten technische Lösungen nur dann eingesetzt werden, wenn sie dem Shopper weiterbringen, meint Dingwerth: „Ob digitale Elemente, wie Produktinformationsstelen und Monitore im Store eingebaut werden, hängt immer davon ab, ob sie dem Kunden einen digitalen Mehrwert bieten. Auch hier stellt sich für jeden Händler die Frage: Was will mein Kunde wirklich? Was bietet meinem Kunden einen Mehrwert?“

Demzufolge richten sich erfolgreiche Ladenkonzepte nach der Customer Journey aus, die je nach Zielgruppe unterschiedlich aussehen kann. Damit hängt der Einsatz von digitalen Lösungen auch stark von deren Bedürfnissen und Wünschen ab. Für junge technik-affine Shopper ist beispielsweise eine digitale Ansprache am POS gefragt. „Der Vorteil: Content und Produktinformationen können durch digitale Elemente schnell und ansprechend aufbereitet am POS zur Verfügung gestellt werden. Zudem kann ein Communitygefühl durch Social Media Einbindung, wie beispielsweise Selfie-Spots geschaffen werden“, rät Dingwerth.

Nachhaltigkeit am POS Umweltschutz ist heute in allen Lebensbereichen sehr präsent und hat einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung. Shopper hinterfragen immer mehr ihren Konsum und achten unter anderem auf die Herkunft und Herstellung von Produkten und deren Verpackungen. Händler wie auch Markenartikelhersteller versuchen daher, Nachhaltigkeit nicht nur als Teil ihrer DNA zu betrachten, sondern auch am POS zu leben. „Eine nachhaltige Brand-Philosophie zu vertreten oder nachhaltige Produkte zu bewerben, verlangt nach einem authentischen Markenauftritt im stationären Handel“, bestätgt Dingwerth.

Im Sinne der Nachhaltigkeit setzt Schwitzke darauf, den Lebenszyklus von Konzepten zu verlängern. „Dafür versuchen wir, mit einfachen, sparsamen Materialien, energiebewusst, möglichst Bestehendes und Vorhandenes zu integrieren. Hier zahlt der Einsatz guter, wiederverwertbarer Materialien aus – im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft“, sagt Klaus Schwitzke, Geschäftsführer Schwitzke.

Ladenbauer als Allrounder Ob Nachhaltigkeit, Erlebnisfaktor oder digitale Elemente – der POS hat sich weiterentwickelt, auch durch die gestiegenen Erwartungen der Shopper. Daher stehen Ladenbauspezialisten umso mehr vor der Aufgabe, als ganzheitlicher Partner zu agieren, bekräftigt Krause: „Heute sind Ladenbauer Allrounder. Sie produzieren, sind Generalunternehmen, übernehmen die Unternehmensberatung bis hin zur Finanzierung von Projekten. Sie sind fit in der Konzeptionierung, Planung und Realisierung.“

Bei allen Projekten stehen die Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt. „Die wichtigste Zutat einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist die Bereitschaft, dem Kunden zuzuhören. Es ist grundlegend für uns, zuallererst die Herausforderungen der Händler zu verstehen, um anschließend unsere breit gefächerte Expertise einzubringen“, sagt Schweitzer. Diese Herausforderungen können je nach Kunden sehr unterschiedlich aussehen. „Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung von Hybridshops, die in Randzeiten personalfrei betrieben werden. Auch die Wandlungsfähigkeit einer Präsentationsfläche zur Eventfläche ist immer mehr gefragt“, führt Kast aus. Nicht zuletzt müssen Ladenbaukonzepte immer die Identität der Marke oder des Händlers widerspiegeln.

Um all diesen Wünschen gerecht zu werden, eignen sich Ladenbau neue Kompetenzen an. „Zukünftig wird noch mehr technisches Knowhow erforderlich, zum Beispiel in der Daten- oder Medientechnik oder beim Building Information Modeling (BIM)“, sagt Krause. <<

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