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Shortcut Kultur
KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH
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LOVE ME GENDER
Vor Kurzem machte ich mir um den ZiB-Moderator Tarek Leitner echte Sorgen. Leidet er etwa unter Atemnot? Hat er gar was auf der Lunge oder an den Stimmbändern? Wortkompositionen wie Patient[stop] Innen oder Ärzt[stop]Innen kamen im Sekundentakt über seine Lippen. Aber nein: Was sich nach einem medizinischen Notfall anhört, nennt man Gendern. Und offenbar soll nun auch das gemeine Volk im Staatsfunk mit derlei beglückt werden, Kulturauftrag und so. Die Überlegung, Ungleichbehandlung zwischen Mann, Frau (und allen anderen) mithilfe einer systematischen Verhunzung der Sprache und des Schreibens zu korrigieren, fand ihre Anhänger anfänglich in soziologischen Kreisen, für die das „generische Maskulinum“ ein sexistisches Grundübel darstellte. Und da man ja für alles Fans findet, wenn man Dinge nur oft genug sagt, wurde die Tatsache, dass wohl keine Frau etwa auch nur einen Cent mehr verdient, wenn irgendjemand Sternderln, Binnen-Is oder Unterstriche in Worte hineinmurkst, schlichtweg ignoriert: Fakten sind bekanntlich nur was für Naturwissenschaftler*&_innen und Lulus. Man beschloss also, diese hehren Erkenntnisse gleichsam einen Marsch durch die Institutionen antreten zu lassen. Doch mehren sich inzwischen Gegenstimmen: Schriftstellerinnen wie Elke Heidenreich oder Zdenka Becker finden Gendern schlichtweg hässlich. Und die Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs, Christiane M. Pabst, hält all dies für eine reine „Feigenblattdiskussion“. Die verordnete Schnappatmung könnte also wieder nachlassen. Die Schreibperson dieser Zeilen tät‘ sich freuen.
MUSEUM AM DOM
Wo ist denn bitte das Diözesanmuseum?“ hörte man nicht selten aus dem Mund herumirrender Touristen am Domplatz. Diese Zeiten sind vorbei. Nach großzügigem Umbau hat die nunmehr als „Museum am Dom“ titulierte Einrichtung nämlich einen direkten Zugang vom Domplatz aus! Unter dem Titel „Himmlische Seelen. Knöcherne Juwelen“ thematisiert die erste Ausstellung Reliquien und deren Verehrung. Für eine Stadt wie St. Pölten in besonderem Maße interessant – ist hier doch eine Reliquie des Heiligen Hippolyt, der schließlich Namensgeber für die Stadt selbst wurde. Direktorin Barbara Taubinger möchte vor allem sakrale Inhalte für die heutige Zeit „übersetzen“. „Das Lesen von kirchlicher Kunst muss heute neu gelernt, Codes neu entziffert werden.“
JUGEND UNTER HITLER
Im Jahr 2017 besuchte MFG Marina Watteck. Zu ihren kommenden Plänen befragt, erzählte die ORF Lady und Schriftstellerin u .a. von einem Manuskript, das ihr eine gewisse Maria Grabner zugeschickt habe. Diese Dame habe ältere Menschen zu ihren Jugenderinnerungen während des NS-Regimes befragt – ein beeindruckendes Zeitzeugnis, welches unbedingt veröffentlicht gehörte. Nun haben die beiden Damen im Kralverlag das Buch „Jugend unter Hitler“ tatsächlich herausgebracht und damit, wie es am Klappentext heißt, „ein spannendes Buch über Entbehrung, Terror, Überlebenswillen und Schweigen (vorgelegt). Schweigen, das in manchen Fällen erst 75 Jahre nach dem Geschehen gebrochen wurde.“ Ein beeindruckendes, wichtiges Zeitzeugnis. „Mit ihren noch sehr präsenten Erinnerungen können sie die Zukunft mitgestalten und dadurch vielleicht vermeiden helfen, dass sich Schlimmes wiederholt“, so Grabner.