Di La et a
Qualità, bontà e il prezzo
Von Qualität, güte und dem Preis dafür
Billig, günstig oder preiswert? Das Preis-Leistungsverhältnis wird in Deutschland und Italien anders bewertet
W
enn es um die Vorzüge der Mittel-
nur umzusehen, um zu merken, dass dem
meer-Diät, so kommen wir nicht
nicht so ist. Wir sind, was wir essen - dies
darum herum, uns die Frage nach der Qua-
sollte das neue Motto werden, denn genau
lität zu stellen - denn nach wie vor gibt es
davon und von ein wenig regelmäßiger Be-
zwischen dem Ideal der guten italienischen
wegung hängt unser Wohlbefinden und
Küche und der weit verbreiteten Praxis tie-
unsere körperliche Gesundheit ab. „
fe Gräben. Nach eigenen Schätzungen kom-
So betrachtet wäre Gesundheit beim
men wir zum Ergebnis, dass gerade mal ein
Essen nur denen vorbehalten, die es sich
Viertel der italienischen Lokale in Deutsch-
leisten können?
land wirklich dem Anspruch entspre-
„Genau dies kann man vermeiden,
chen, den diese Lebensweise eigentlich als
wenn man die Wichtigkeit der Ernährung
Selbstverständlichkeit voraussetzt. Warum
bereits im Kindesalter, also auch in der
ist das so?
Schule, zum Thema macht. Erst dann wird
Der 49-jährige Stefano Misischia gilt als Verfechter der Qualität ohne Kompromisse.
Sprechen wir darüber mit einem Ex-
man diese Problematik umkehren kön-
perten, der seit Jahren italienische Quali-
nen, denn wenn gute Lebensmittel eine
tät nach Deutschland bringt und den Markt
Frage der Kaufkraft werden, so kann man
die Nachhaltigkeit für die Lebensmit-
gut kennt: Stefano Misischia. Einer der
auf die einfachen, ehrlichen und unmani-
telhersteller selbstverständlicher wäre.
Gründe sieht Misischia in der ganz anderen
polierten Lebensmittel zurückgreifen, bei
Tatsächlich jedoch ist der Trend zum Bio
Bewertung der Lebensmittel in Italien und
denen weder die Verarbeitung noch die
aus dem tiefen Misstrauen entsprungen,
Deutschland: „Hierzulande hat man ein an-
aufwändige Verpackung den Preis unnö-
das mittlerweile zwischen Verbrauchern
deres Verhältis zu Lebensmitteln als in Ita-
tig in die Höhe treiben. Doch dies geht nur,
und Herstellern steht. Ursache hierfür
lien, es wird geprägt von der immerwäh-
wenn jedem klar wird, was ein zu billiges
sind die immer wiederkehrenden Skan-
renden Suche nach dem kleinsten Preis.
Produkt verbirgt und wie man zu einem
dale in den Produktionsprozessen. Aber
Damit hat man Lebensmittel auf die gleiche
guten Verhältnis zwischen Preis und dem
hier ist es tatsächlich so: Bio-Produkte
Stufe mit anderen Konsumgütern gestellt,
Wert eines Lebensmittels kommt.“
sind teurer, und die breite Öffentlich-
wie etwa Waschmittel oder Computer und
Also eine Frage der Bildung?
keit hat nur bedingten Zugang zu ihnen.
dabei ignoriert, dass Lebensmittel - wie der
„Ja, aber auch der Kultur und dem
Auch hier ist das kulturelle Umdenken
Name schon sagt - mit unserem Leben zu
dringenden Wechsel der Mentalität. Bes-
sinnvoll, denn die strenge Qualitäts-
tun haben und nicht nur unserem Gaumen
tes Beispiel hierfür ist der Bio-Boom: Es
kontrolle sollte nicht nur für die Bio-
schmecken sollen. Hier entsteht das Miss-
hätte ihn nie gegeben, wenn
verständnis - genauer der Trugschluss,
die Lebensmittelbranche
dass es unserer Gesundheit nicht schadet,
besser überprüft und
Produkte selbstverständlich sein. Gleiches gilt für Nachhaltigkeit und ethische Grundsätze,
wenn wir für unsere Ernährung
damit gesunde Lebensmit-
wenig ausgeben. Dabei
tel kein Luxus für wenige
braucht man sich
werden - denn „Bio“ ist eigentlich überall gleichbedeutend mit Ursprünglichkeit. Tatsächlich war früher schließlich jedes natürliche Lebensmittel von Natur aus „bio“. Wenn wir also bei Lebensmitteln
genauso
anspruchsvoll
werden wie beim Kauf eines Autos, dann kann man wohl auch bei der Ernährung wieder von Tugend und nicht von Notwendigkeit sprechen.“
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A tavola! Grosshandel
Aber tatsächlich bringt man aus Italien ja auch Spitzenprodukte hierher. Wird nur das Mittelmaß wahrgenommen?
Zwar haben die Großmärkte dies
„Nein, das sehe ich nicht so. Viel-
inzwischen gemerkt, und so versu-
mehr sind es die Gesetze des Handels,
chen sie mit einer größeren Auswahl
die häufig die höhere Qualität beim Im-
italienischer
portgeschäft verhindern. Dies ergibt
ern, aber selbst dieses Muskelspiel ist
sich aus den Motivationen der Einkäu-
wieder den Gesetzen des Handels un-
fer (die eher an ihrer Gewinnmarge in-
terworfen, also wieder die Politik des
teressiert sind als an der Qualität des
billigeren Produktes, dessen Qualität
Warendurchlaufs) und aus der bereits
natürlich wieder nach unten tendiert.
angedeuteten, weit verbreiteten Un-
Alternative Produkte unterzubringen
kenntnis der Produkte. Hinzu kommt,
ist dabei nicht einfach, da der Platz im
dass auch der Geschmack der Deut-
Regal und der Listungspreis für die
schen sich von dem der Italiener unter-
Produzenten sehr hoch sind. Dies ist in
scheidet. So kommen hier auch solche
Italien einfacher geregelt, und deshalb
Produkte an, die wir zwar hergestellt
findet man dort in jedem Sortiment
haben, aber nicht wirklich unsere eige-
auch ein breites Spektrum im mittleren
nen Kriterien entsprechen. Es sind Pro-
Preissegment.“
Produkte
gegenzusteu-
dukte, die Sie niemals in italienischen
Ist es denn hilfreich, dass die Mittel-
Geschäften finden würden, hier aber
meer-Diät nun zum UNESCO-Weltkultur-
überall zu haben sind. Konziliant könn-
erbe gehört?
ta man sagen, dass wir uns der hiesigen
„Es ist eine wichtige Auszeichnung,
Nachfrage angepasst haben, aber genau
die einmal mehr den unumstrittenen
hier liegt der Fehler.
Wert unseres Ernährungsmodells un-
Glücklicherweise gab es Alterna-
terstreicht. Aber auch hier ist hervorzu-
tiven, wie etwa die spezialisierten Fein-
heben, dass es nicht ausreicht, Toma-
kostläden. Ohne diese hätten wir kaum
ten und Olivenöl zu essen, um auf der
den Zugang zu einer so immensen Viel-
„gesunden Seite“ zu sein. Was man isst,
falt von Produkten erlangt, die die Kü-
sollte nicht „billig“ sein, sondern seinen
che Italiens wirklich sehr gut repräsen-
wirklichen, inneren Wert haben - und
tieren. Zweitens hätten wir eine noch
dafür auch seinen Preis haben. Jedes
schlimmere Vereinheitlichung unserer
Billig-Produkt verschweigt uns etwas -
Produkte erlebt, wie man es teilweise,
in den meisten Fällen ist es die schlech-
zum Beispiel bei Discountern, nachvoll-
te
ziehen kann. So haben also die Feinkost-
nisse, die Massenproduktion oder noch
läden entscheidend dazu beigetragen,
Schlimmeres. Wir sollten uns fragen,
die wahren Schätze Italiens zugäng-
ob wir unsere Gesundheit diesem Risi-
lich zu machen - wenn auch nur einer
ko aussetzen wollen, wenn es doch meis-
kleineren, interessierten und kaufkräf-
tens nur um ein paar Cent geht, die den
tigen Schicht.
Unterschied ausmachen.“
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