Nr. 4 | Dezember 2015 — Februar 2016
Mission Frieden Bleibende Eindrücke
Ohne Vertrauen kein Frieden
Ein Rückblick aufs Jubiläumsjahr
Interreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria
Tansania
Waisenkinder begleiten auf dem Weg zur Selbständigkeit
Editorial
Aus dem Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser
Editorial 2
«Warum fördert Mission 21 interreligiösen Dialog?», werde ich oft gefragt. Dahinter steht ein leiser Zweifel: Seid ihr gar nicht mehr Mission? Macht ihr nur noch «Verständigungsrunden»? Mission bewegt sich immer an einer Grenze: zur anderen Religion, Kultur oder Lebenswelt. Wir wollen verständlich machen, warum der Glaube Christen und Christinnen viel bedeutet. Dass sich unterschiedliche Religionen direkt und respektvoll begegnen, ist oft die beste Überlebensstrategie für unsere Partner. Die meisten Vorurteile gibt es dort, wo man einander nicht wahrnimmt. Wir beobachten eine zunehmende religiöse Radikalisierung in einigen unserer Partnerländer. Der so genannte Islamische Staat (IS) gilt in Westeuropa als kriminell und grausam. Andere hingegen – zum Beispiel die Anhänger von Boko Haram in Nigeria – nehmen ISKämpfer als Vorbilder wahr. Unsere Partner in Indonesien machen sich grosse Sorgen, weil bei ihnen junge Menschen, die sich dem IS anschliessen, als Helden gefeiert werden. Die indonesische Staatsideologie, die «Pancasila», soll einen respektvollen Umgang der Religionen miteinander sichern und wird als staatsbildend und harmonisierend angesehen. Fast 90 Prozent der indonesischen Bevölkerung gehören dem Islam
Rückblick Jubiläum 3 Bleibende Eindrücke Ein persönliches Fazit von Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte Thema 4-5 Ohne Vertrauen kein Frieden Interreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria Unser Projekt Tansania Waisenkinder in die Selbständigkeit begleiten
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Die gute Nachricht 8 Den Mangel ausfüllen Bahati Mshani Pangani über kirchliche Waisenkinderarbeit in Tansania Mission 21 aktuell 9-10 Good News aus unseren Projekten Nigeria und Indonesien Gedenken Nachruf auf Rehema Mwakalo Tipps Herrnhuter Sterne Fotokalender 2016
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Archiv & Buch «Chinesische Nudeln» Claudia Wirthlin über die Archivpartnerschaft mit Hongkong Agenda
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Impressum nachrichten Mission 21, Nr. 4/2015 Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4009 Basel, Schweiz Telefon: +41 (0)61 260 21 20 E-Mail: katrin.pilling@mission-21.org www.mission-21.org Auflage: 22‘450 Redaktion: Katrin Pilling (kp) Titelbild: Interreligiöse Begegnung in Banjarmasin (Indonesien) mit christlichen und muslimischen Teilnehmenden aus Partnerorganisationen von Mission 21 in Nigeria und Indonesien. Foto: Karin Praxmacher Layout: Helge Neuschwander-Lutz, Schwabach, D
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an. Daneben gibt es Christen und Christinnen, und auch Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus haben ihren Platz. Das Recht auf freie Ausübung dieser fünf Weltreligionen ist trotz der Pancasila immer wieder bedroht: Es kommt vor, dass Kirchen brennen oder die Geschäfte von konfuzianischen Chinesen zerstört werden. In Indonesien gehören ausgerechnet ehemalige Missionsschulen zu denjenigen, die Religionsfreiheit garantieren. Sie stehen heute unter staatlicher Aufsicht. Schüler und Schülerinnen werden vor Übergriffen von Lehrkräften geschützt, die von ihnen den «richtigen» Glauben verlangen. Die Mission ist selbst auf Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben mit anderen Religionen angewiesen. Dass sich Mission 21 für interreligiösen Dialog einsetzt, ist für unsere Partner deshalb tatsächlich mitunter eine Frage des Überlebens.
Ihre
Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21
kompensiert Id-Nr. 1331055 www.bvdm-online.de
Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsburg, D Spendenkonto: PC 40-726233-2, IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2 Mission 21 vereint die Arbeit der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrnhuter Mission. Mission 21 ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), Stuttgart. Die «nachrichten» erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21. Sie erscheinen vier Mal jährlich, jeweils zum 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember.
nachrichten 4/2015
Rückblick Jubiläum
Ein Rückblick aufs Jubiläumsjahr 2015 stand im Zeichen des 200-Jahre-Jubiläums der Basler Mission. Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte von Mission 21, blickt in einem persönlichen Text auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Von meinem Fenster aus sehe ich in den grosszügigen Garten des Missionshauses – ein Blick, den ich bald missen werde. Zwei Jahre lang habe ich einem grossen Kastanienbaum beim Wechsel des Kleides zuschauen können: das bunte Verfärben der Blätter im Herbst, die nackten Äste im Winter, das Spriessen der Knospen im Frühjahr und die volle Blätterpracht im Sommer. Und nun legt der Baum wieder sein Winterkleid an. Für mich ein Zeichen dafür, dass meine Aufgabe als Jubiläumsbeauftragte bald abgeschlossen ist und sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende neigt. Vor genau einem Jahr erschienen die «nachrichten» mit einem ungewohnten Titelbild: einer aus Papier gerissenen Weltkugel, umgeben von einer weissen Taube, einem Buch, Mais, einem Arztkoffer sowie einer Menschenkette – Symbole für die Arbeitsschwerpunkte von Mission 21. Untertitelt war das Bild mit «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung», dem Motto für das grosse Jubiläum. Dabei wollten wir nicht einfach nur feiern, sondern ein inspirierendes Jahr gestalten: Mit Arbeitsheften haben wir für Pfarrpersonen Anregungen für die Gestaltung von Gottesdienst und Unterricht zusammengestellt. Mit einer Ausstellung im Garten und einem Jubiläumsmagazin haben wir die Öffentlichkeit ermuntert, sich mit der reichen Geschichte der Basler Mission auseinanderzusetzen. Mit Curry, Schokolade und dem Jubiläumssymbol Sankofa wollten wir die Sinne ansprechen. Mit der Festwoche im Sommer konnten wir unsenachrichten 4/2015
ren internationalen Partnern und hiesigen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihre Treue und ihr Engagement danken. Zum Abschluss diskutierten Fachleute aus aller Welt an einem grossen Symposium über die Vergangenheit und Zukunft der Mission.
Mission ist Begegnung Ich denke, dass allen Beteiligten besonders eines im Gedächtnis bleiben wird: die Begegnungen in den Gemeinden, mit Verbundenen und zwischen Mitarbeitenden – an Veranstaltungen, aber auch bei informellen Treffen im Privaten. Ich erinnere mich gut daran, dass ich bei Antritt meiner Stelle gelegentlich gefragt wurde, ob es denn die Basler Mission bzw. Mission 21 noch gibt. Diese Wahrnehmung scheint sich während des Jubiläums gänzlich aufgelöst zu haben: Mission 21 wird als modernes Werk gesehen, das gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und sich am Puls der Zeit bewegt, zum Beispiel mit der Solidaritätsaktion für Nigeria.
Die Basler Mission wird kulturgeschichtlich zunehmend als bedeutender Teil der Schweizer Geschichte betrachtet. Gerade beim Lesen des Jubiläumsmagazins «Pioniere, Weltenbummler, Brückenbauer» stellten viele fest: Geschichte ist nicht schwarz oder weiss, sondern reich an Nuancen. Eine der zahlreichen Rückmeldungen war, das Magazin sei «in gutem Sinn nicht unkritisch und doch zutiefst loyal». Eines der schönsten Komplimente, das ich mir vorstellen kann. Der Baum im Garten des Missionshauses ist in den letzten zwei Jahren ein Stück weiter in den Himmel gewachsen. Auch wenn nun meine Arbeit zu Ende ist: Im Frühjahr werden wieder neue Knospen heranwachsen und Mission 21 wird mit frischen Kräften und neuen Hoffnungen weiter ihrer Arbeit nachgehen. Ich werde gerne an die intensive Zeit zurückdenken, an meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen – und wünsche mir, dass auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, das Werk über das Jubiläum hinaus in die Zukunft begleiten werden. Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte Mission 21
Der Sankofa-Vogel aus Ghana ist unser Jubiläumssymbol. Er steht für die Idee, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Mehr Infos: www.mission-21.org/sankofa Mission 21
Bleibende Eindrücke
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Thema Friedensarbeit
Ohne Vertrauen gibt es keinen Frieden Interreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria Schlagzeilen machen in der Regel diejenigen, die im Namen der Religion verfolgen, zerstören und töten. Es gibt aber auch Menschen, die leidenschaftlich für den Frieden kämpfen. Mission 21 arbeitet mit einigen von ihnen zusammen. Zum Beispiel in Indonesien und Nigeria. Muslimen aus. Die Opfer sind neben Christen auch muslimische Minderheiten. Um der Gewaltspirale ein Ende zu setzen, engagiert sich der 65-jährige Pfarrer Dubut seit mehr als 30 Jahren in der interreligiösen Friedensarbeit. Er wollte das friedliche Vorbild seiner eigenen Familie nutzen, um anderen zu zeigen, dass verschiedene Religionen sich nicht feindlich gegenüberstehen müssen. «Wir sollten die Unterschiede gemeinsam feiern, so wie meine Familie sowohl an Weihnachten als auch zum Ende des Ramadans zusammenkommt», beschreibt er seine Vision.
«Freundschaft ist die Basis» Dem von Mission 21 unterstützten Dialogzentrum der UIN geht es um VertrauHeiner Heine
«Als mein ältester Bruder meine Mutter um Erlaubnis bat, eine muslimische Frau zu heiraten und zum Islam zu konvertieren, gab sie ihm ihren Segen», erzählt Darius Dubut, Christ und Mitbegründer des Dialogzentrums der Staatlichen Islamischen Universität in Yogyakarta (UIN). Seine Mutter stellte damals nur eine Bedingung: «Vergiss nicht, dass deine Brüder Christen sind.» Nicht alle Indonesierinnen und Indonesier sind so tolerant. Die Erinnerungen an die Gewaltausbrüche zwischen Christen und Muslimen nach dem Sturz des Diktators Suharto im Jahr 1998 sind noch frisch. Seitdem ist das Land mit der weltweit grössten muslimischen Bevölkerung nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Meist geht die Gewalt von radikalen sunnitischen
Arbeitsrunde bei LK3, einer muslimischen Partnerorganisation von Mission 21 in Indonesien, mit Darius Dubut.
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ensaufbau. In interreligiösen Workshops kommen christliche und muslimische Jugendliche und junge Erwachsene zusammen, um zu lernen, wie sie sich im Alltag für ein friedliches Miteinander einsetzen können. «Die Basis jedes Dialogs ist Freundschaft», ist Dubut überzeugt. Deshalb ist ein grosser Teil der Workshops dem Aufbau persönlicher Beziehungen gewidmet: Die Teilnehmenden werden in religiös gemischten Unterkünften einquartiert. Sie zeigen sich gegenseitig ihre religiösen Rituale und diskutieren, was sie als grösste Bedrohung des Friedens erleben. Nach den Workshops bleiben sie über Foren verbunden und setzen gemeinsame Aktivitäten um (siehe Seite 9). Dubut bringt seine Kenntnisse in zahlreichen weiteren Initiativen ein, die ebenfalls von Mission 21 unterstützt werden. So arbeitet er beispielsweise mit dem Islamischen Institut (LK3) zusammen, einer muslimischen Partnerorganisation von Mission 21.
Werte statt Symbole Gemeinsam mit der Evangelischen Kalimantan-Kirche (GKE) setzt sich LK3 in Kalimantan für die Einhaltung der Gesetze und die Ausübung der demokratischen Rechte ein. LK3 hat mittlerweile ein starkes interreligiöses Netzwerk aufgebaut, mit Bildungsarbeit in Koranschulen, Jugendcamps und einer wirkungsvollen Öffentlichkeitsarbeit, die von vielen Menschen und Institutionen wahrgenommen wird. «Wir sollten weniger auf Symbole achten als auf Werte. Islam zum Beispiel steht für Toleranz und Ehrlichkeit. Diese Werte finden wir auch in anderen Religionen», beschreibt Rafiqah, Leiterin von LK3, ihre Idee vom interreligiösen Miteinander. Und so pflanzt sie gemeinsam mit Angehörigen verschiedener Glaubensgemeinschaften Bäume, veranstaltet HIV/Aidsnachrichten 4/2015
Präventionskampagnen oder fördert Frauen dabei, ein Einkommen zu erwirtschaften. Der Erfolg ihrer Arbeit zeigt sich unter anderem an der Haltung der Provinzregierung: In Südkalimantan wurden die restriktiven Verbote während des islamischen Fastenmonats Ramadan wieder etwas gelockert.
Mission 21
Thema Friedensarbeit
Mobilisierung über Social Media Die im mehrheitlich muslimischen Westjava tätige christliche Pasundan-Kirche (GKP) ist auch über soziale Medien vernetzt. Rasch können so junge Muslime mobilisiert werden, wenn eine Kirche von der Schliessung bedroht ist, oder Christinnen, die sich gegen das Verbot einer Veranstaltung der schiitischen Minderheit wehren. In Yogyakarta organisiert die theologische Fakultät der Christlichen Universität «Duta Wacana» (UKDW) jedes Jahr ein einwöchiges Intensivseminar zum Islam. Angehende oder bereits ordinierte Pfarrpersonen bearbeiten hier zusammen mit muslimischen Dozierenden und Studierenden ein aktuelles, gesellschaftliches Thema aus islamischer Perspektive. Drei Tage verbringen sie währenddessen in islamischen Internaten. Oftmals ein prägendes Erlebnis, ist es doch meist das erste Mal, dass sie so nah am muslimischen Leben dran sind.
Verwurzelt im Eigenen, offen für das Andere Anders als in Indonesien gibt es in Nigeria keine klare religiöse Mehrheit: Vereinfacht gesagt, sind im Norden die Muslime, im Süden die Christen in der Mehrheit – während die Städte durch Landflucht und Migration religiös durchmischt sind. Neben der Bedrohung durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias sind es die massive Armut sowie grosse Migrationsbewegungen von Norden nach Süden, die zu Spannungen und Gewaltausbrüchen führen. Viele ehemals gemischte Wohnviertel in den Städten sind inzwischen ausschliesslich christlich oder nachrichten 4/2015
Die christlich-muslimische Delegation aus Nigeria beim 200-Jahre-Jubiläum der Basler Mission im Juni 2015.
muslimisch. Die Angst vor den jeweils anderen ist gross. Mission 21 unterstützt im Rahmen eines Soforthilfeprogramms für Nigeria ihre nigerianischen Partner nicht nur dabei, die unzähligen Flüchtlinge zu versorgen. Eine dringende Aufgabe ist es auch, dem wachsenden Misstrauen und der Isolierung der Religionsgemeinschaften entgegenzuwirken. Nur so können friedliche Beziehungen wachsen. Deshalb ist der Aufbau einer interreligiösen Siedlung im Dorf Gurku unter der Leitung der NGO «Lifeline Compassionate Global Initiative» (LCGI) ein wichtiges Teilprogramm der Soforthilfe (lesen Sie einen Zwischenbericht dazu auf Seite 9). In Europa können wir von Kirchen lernen, die – wie in Indonesien und Nigeria – als religiöse Minderheiten leben und teilweise von Unterdrückung betroffen sind. Sie lehren uns, wie es möglich ist, zum eigenen Glauben zu stehen und gleichzeitig offen auf andere zuzugehen. Sara Winter Sayilir, Journalistin Bearbeitung: Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21
Tipp «Mission Frieden»
Neues Materialpaket zu interreligiöser Friedensarbeit Im Herbst 2015 ist neues Material von Mission 21 zur interreligiösen Friedensarbeit erschienen. Es enthält eine Einführung in das Thema, Anregungen für Gottesdienst und Unterricht sowie Tipps, wie Sie aktiv werden können. Zum Materialpaket gehört auch der neue Kurzfilm «Friedenskirche unter Beschuss» zur Versöhnungsarbeit in Nigeria.
Info und Bestellung: www.mission-21.org/download
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Waisenkinder begleiten auf dem Weg zur Selbständigkeit
Regina M. Sagan
Unser Projekt
Im Südwesten Tansanias ist eine beispielhafte Projektarbeit mit Waisenkindern entstanden, die Kinder vielfältig und wirksam fördert. Zwar unterstützt Mission 21 ihre tansanische Partnerkirche finanziell, die grosse Arbeit leisten aber Einheimische. «Mein Traum ist es, dass es Aids in Afrika nicht mehr gibt», sagt Pfarrerin Nikwisa Mwakamele, «damit die Kinder nicht mehr leiden und in Frieden mit ihren Eltern leben können.» Mwakamele leitet ein Waisenkinderprojekt in Rungwe, Tansania. Es sind grosse Worte, die sie sagt. Und doch kommt ihr Traum der Realität in ihrem Heimatland bereits in kleinen Schritten näher: Der Kampf gegen HIV trägt Früchte. Die Zahl der Aids-Toten steigt erstmals nicht weiter an, sondern stagniert dank Aufklärung und kostenloser medikamentöser Versorgung. Doch die Epidemie der vergangenen Jahrzehnte hat spürbare Folgen: Es gibt in Tansania momentan bis zu 1,8 Millionen Aidswaisen. Wo Eltern und Bezugspersonen sein sollten, klafft über ganze Generationen hinweg eine schmerzhafte Lücke. Angesichts der grossen Anzahl Hilfebedürftiger versagt die staatliche Fürsorge. Deshalb hat es sich die «Moravian Church» (Herrnhuter Brüdergemeine) in Tansania zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schliessen. Seit 2006 ist eine beispielhafte Projektarbeit mit Waisenkindern entstanden, die vom Engagement der lokalen Bevölkerung lebt. Die unterschiedlichen Projekte, die von Mission 21
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Unbeschwerte Momente: Waisenkinder in der Stadt Mbeya beim Flaschenrennen.
mitfinanziert werden, ermöglichen etwa 700 Kindern ein menschenwürdiges Leben. Die Arbeit ist dezentral aufgebaut und spielt sich vor allem in entlegenen Dörfern im Südwesten Tansanias ab: in der Stadt Mbeya sowie in den ländlichen Gegenden um Matema, Isoko und Rungwe. «Das ist ein Vorteil der Kirche: Sie ist fast überall, in jedem Winkel des Landes», sagt Johannes Klemm, Programmverantwortlicher für Tansania bei Mission 21.
Unterstützung auf afrikanische Art Die Waisenkinder werden auf vielfältige Weise unterstützt: Das meiste Geld fliesst in die Bildungsförderung, die für Pfarrerin Mwakamele eine Herzensangelegenheit ist. Kinder, die sonst womöglich in den Drogenhandel oder die Prostitution abrutschen würden, werden dadurch zu «wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft». Allein das Büro in Rungwe hat bereits 500 Kinder bei Schul- und Be-
rufsbildungen unterstützt. Noch immer verfolgt Mwakamele deren Lebenslauf mit Stolz. Einige würden als Schreiner, Schneiderinnen oder Mechaniker bereits ihr eigenes Geld verdienen, andere seien an der Universität, um Lehrerinnen oder Krankenpfleger zu werden -«das fühlt sich gut an», sagt die Pfarrerin. Neben der Bildungsarbeit ist eine angemessene Unterbringung der Kinder in Pflegefamilien Teil des Projekts. Laut Johannes Klemm macht es in Tansania wenig Sinn, Waisenhäuser aufzubauen, um die Kinder dort zu versorgen: «In Afrika sind die sozialen Netzwerke zur Unterstützung von Familienmitgliedern noch intakt.» Doch trotz der traditionellen Offenheit gegenüber Waisenkindern aus der eigenen Familie, werden diese nicht immer freudig aufgenommen, sondern oft als finanzielle Belastung betrachtet. Wichtig sind deshalb einkommensfördernde Massnahmen: Durch Bienenzucht oder Geflügelhaltung und den Anbau von nachrichten 4/2015
Unser Projekt
landwirtschaftlichen Produkten wie Mais erwirtschaften die Familien ein zusätzliches Einkommen. Somit ist sichergestellt, dass sie über die Mittel verfügen, um noch ein weiteres Kind zu beherbergen.
Vorurteile abbauen
Regina M. Sagan
Ebenso wichtig wie die materielle Absicherung ist die psychosoziale Betreuung der oft traumatisierten Aidswaisen. Lehrkräfte und Sozialarbeiter werden an Workshops für die Erfahrungen der Waisenkinder sensibilisiert und darin geschult, wie sie mit ihnen umgehen können. Mwakamele sagt: «Manche
Nikwisa Mwakamele, Leiterin des Waisenkinderprojekts in Rungwe, träumt von einem Afrika ohne HIV/Aids.
nachrichten 4/2015
beschweren sich darüber, dass Waisen schwierig und stur seien, aber das Leid, welches sie ertragen mussten, lässt die Kinder rebellieren.» Wenn Eltern an HIV/ Aids erkranken, ändere sich vieles, «die Last der Pflege liegt oft auf den Schultern der Kinder.» Nach dem Tod der Eltern würden manche als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, und so – anstatt Trost zu erfahren – noch mehr verletzt. «Während die eigenen Kinder der Pflegefamilien zur Schule gehen, bleiben die Waisen zuhause, werden manchmal auch sexuell missbraucht.» Wenn Fälle von Missbrauch ans Licht kommen, versucht die Kirche, die Kinder aus der Familie zu nehmen und sie auf einem Internat oder in einer Freiwilligenfamilie unterzubringen. Die Waisenkinderarbeit ist mit der Präventionsarbeit eng verknüpft: «Wir klären die Menschen über HIV/Aids auf und zeigen ihnen, wie sie mit dem Virus leben können», sagt Mwakamele. Viele würden Waisenkinder immer noch als die schwächsten, wertlosesten Glieder der Gesellschaft sehen. Um diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen, geht Mwakamele manchmal zum kirchlichen Radiosender, der eine grosse Hörerschaft hat, und moderiert dort eine Sendung über das Leid der Waisenkinder. Solche Aktionen verändern die Haltung der Bevölkerung gegenüber Aidswaisen und ihren Familien und wirken der Stigmatisierung entgegen.
Die letzte Chance Vernetzung ist für die Arbeit besonders wichtig: Ohne die Freiwilligen aus kirchlichen Frauengruppen wäre das Projekt nicht annähernd so erfolgreich. Mwakamele schildert, wie in enger Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro ein Hilfsnetzwerk entstanden ist, welches immer noch wächst: «Die Frauen sammeln Feuerholz und bringen gelegentlich Essen zu Betroffenen. Sie helfen mit Kleidung und
anderen Dingen des täglichen Bedarfs, oder sie sammeln Geld für Schulhefte.» Dieses starke Netzwerk gibt Mwakamele Sicherheit und einen gewissen Stolz. Die Spenden aus Europa machen einige Projekte zwar erst möglich, die Basisarbeit wird aber von den Menschen vor Ort geleistet: «Wir sind nicht nur von den europäischen Geldern abhängig», sagt Mwakamele. Diese zunehmend selbstbewusste Eigenständigkeit ist laut Johannes Klemm ganz im Sinne von Mission 21: «Wir wollen niemanden bevormunden, sondern die Unabhängigkeit unserer Partnerkirchen fördern.» Der Beitrag von Mission 21 diene in erster Linie der Finanzierung von Schulen oder weiterführenden Ausbildungen. Das Ergebnis dieser Bildungsförderung kann sich sehen lassen: Viele der unterstützten Waisenkinder erzielen herausragende Schulresultate, und schliessen oft sogar besser ab als ihre Kameraden. Warum das so ist? Klemm sagt: «Sie begreifen, dass eine gute Bildung ihre letzte Chance ist.» Denn nur durch Erlernen eines Berufs können sie einen eigenen Weg finden, heraus aus der Abhängigkeit und hin zu einem selbstbestimmten Leben. Mara Wirthlin, Team Öffentlichkeitsarbeit Mission 21
Info «HIV/Aids-Arbeit Afrika und Asien» ist eines von fünf Hoffnungsprojekten der Kampagne «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung» zum Jubiläum der Basler Mission 2015. Weitere Infos: www.mission-21.org/hoffnungsprojekte
Wir brauchen Ihre Unterstützung GESUNDHEITSARBEIT VON MISSION 21 Nummer: 999.1314 Spenden: Konto PC 40-726233-2 IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2, «999.1314» oder online: www.mission-21.org/spenden Informationen: Projektdienst, Telefon +41 (0)61 260 23 03 miriam.glass@mission-21.org
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Die Gute Nachricht
Den Mangel ausfüllen Arbeit mit Waisenkindern in Tansania
Eigentlich wäre es die Aufgabe der Eltern, ihr Kind grosszuziehen und für sein Wohl zu sorgen. Doch viele Kinder in Tansania haben keine Eltern mehr. Sie sind abhängig von anderen Verwandten. «Wie du ein Kind erziehst, so wächst es heran», sagt ein Sprichwort. Doch was, wenn niemand diese Verantwortung übernimmt? Dann sind Kinder stark benachteiligt. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass Gott Kinder segnen will. Sie sollten von früh an lernen, Gott, ihre Eltern und andere Menschen zu respektieren.
Mission 21 / Regina-Mariola Sagan
«Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.» (Matthäus 25, 35-36)
Schutzbedürftig Die Herrnhuter Brüdergemeine in Tansania erlebt, dass viele Kinder davon nichts wissen. Vor allem Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Diesen Waisenkindern möchten wir helfen, indem wir für sie sorgen und sie spüren lassen, dass Gott sie liebt. Die Kirche will diese Liebe dadurch zeigen, dass sie den Kindern gibt, was ihnen fehlt. Jakobus beschreibt es als «makellosen Dienst vor Gott, für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind» (Jakobus 1,27). In Tansania ist es so, dass sich oftmals die Grosseltern um die Waisen kümmern, obwohl diese eigentlich selbst abhängig von der Hilfe und Pflege ihrer erwachsenen Kinder sind. Andere Waisen leben bei Verwandten oder sogar in Haushalten, die von Kindern geführt werden. Waisen sind besonders benachteiligt, aber auch sonst fehlt vielen Kindern in Tansania das Lebensnotwendige. Sie
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Schon früh müssen Waisenkinder grosse Verantwortung tragen, so wie dieses Mädchen, die sich um ihre kleine Schwester kümmert.
haben keine angemessene Ernährung, Kleidung oder Pflege, es fehlt ihnen an Schutz und Bildung. Sie sind traumatisiert, sie leben auf den Strassen, leiden, weil sie viel arbeiten müssen oder sexuell ausgebeutet werden. Viele Kinder sind bei schlechter Gesundheit und oftmals brechen sie vorzeitig die Schule ab. Als Kirche wollen wir diese Kinder nicht nur lehren und unterrichten; vielmehr wollen wir den Mangel, den sie erleiden, ausfüllen – so wie Jesus es tat.
Bildung als Schlüssel zum Leben Zwar wurden 2002 in Tansania die Gebühren für Primarschulen abgeschafft,
doch der Schulbesuch ist dennoch nicht kostenlos: Die Schuluniform muss gekauft werden, ebenso Hefte, Bücher und Stifte. Auch Wasser- und Prüfungsgebühren fallen an. Es wäre Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass sich wirklich jedes Kind den Schulbesuch leisten kann. Denn wenn die Familie oder die Verwandten nicht dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler genügend Geld für all diese Dinge haben, bleiben sie zu Hause. Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, ist eine konkrete Aufgabe unserer Kirche. Schliesslich glauben wir, dass Bildung der Schlüssel zu einem selbständigen Leben in Würde ist. Es sind soziale, wirtschaftliche und psychologische Ursachen, die zur Verwundbarkeit der Waisenkinder beitragen. Bildung kann ein Ausweg daraus sein. In den Worten eines Kindes gesagt: «Unsere Familien können es sich nicht leisten, uns zur Schule zu schicken. Sie sehen auch nicht, wie wichtig das ist. Ohne die Kirche, die unsere Bedürfnisse sieht, würden uns auch Essen und ein Dach über dem Kopf fehlen. Wir danken allen, die der Kirche helfen und sie weiter ermutigen. Wir beten, dass Gott sie segnet.»
Bahati Mshani Pangani ist Pfarrerin und Leiterin der Waisenkinderarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine in Mbeya/Tansania. Aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet von Dorothee Adrian.
nachrichten 4/2015
Mission 21 aktuell
Good News aus unseren Projekten Mission 21 unterstützt seit 2014 im Rahmen ihres Soforthilfeprogramms für Nigeria ein interreligiöses Ansiedlungsprojekt im Dorf Gurku in der Nähe der Hauptstadt Abuja. Trägerin ist die NGO «Lifeline Compassionate Global Initiative» (LCGI). Inzwischen sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen. Die offizielle Einweihungsfeier wurde von Christen und Muslimen gemeinsam gestaltet: Gebete des Imams von Gurku wechselten sich mit christlichen Andachten und traditionellen Tänzen ab. Aktuell wohnen 70 Familien in 62 Häusern der neuen Siedlung. Weitere 89 Familien leben noch in temporären Unterkünften auf dem Gelände. Unter den Neuansied-
lern sind bisher zehn muslimische Familien. In den kommenden Monaten werden weitere 40 Häuser fertiggestellt. «Die Auswahl der Bewohner war schwierig», berichtet Markus Gamache, Leiter von LCGI. Einige Christen wie auch Muslime seien abgesprungen, weil es für sie nach den erlittenen Traumata unvorstellbar gewesen sei, mit Angehörigen der jeweils anderen Religionsgemeinschaft zusammenzuleben. Doch viele waren zu diesem mutigen Schritt bereit, und so füllt sich die neue Siedlung mit Leben. Gurku ist von einer visionären Grundsteinlegung auf einem weitgehend ungenutzten Gelände vor einem Jahr zu einem Vorbild für friedliches christlich-
Albrecht Ebertshäuser
Nigeria: Neue interreligiöse Siedlung ist bewohnt
Flüchtlinge aus Ngoshe/Gava vor ihrem neuen Haus in der interreligiösen Siedlung Gurku.
muslimisches Zusammenleben in Nigeria geworden. www.mission-21.org/soforthilfe-nigeria Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21
Indonesien: Rio und Risdo Der muslimische Journalist Rio Tuasikal hat an einem interreligiösen Jugendcamp der Pasundan-Kirche (GKP), einer Partnerkirche von Mission 21, teilgenommen. Diese Erfahrung brachte in seinem Leben vieles in Bewegung. Rio Tuasikal berichtet: Mein erstes Gespräch mit Risdo habe ich noch lebhaft in Erinnerung. Risdo ist ein orthodoxer Christ und hat mich wegen meines Gesichts ebenfalls für einen Christen gehalten. Aber ich bin Muslim. Wir lernten uns im interreligiösen Jugendcamp der GKP kennen. Dort bin ich zum ersten Mal mit Menschen anderer Religionszugehörigkeit in Kontakt gekommen. Ich kann mich glücklich schätzen, in eine muslimische Familie geboren zu sein, die zwar gläubig ist, aber nicht fanatisch. Meine Familie lehrt keinen Hass auf diejenigen, die anders sind. Aber sie lehrte mich dennachrichten 4/2015
noch viele Vorurteile, und ich habe mich nie mit nicht-muslimischen Menschen angefreundet. Meine Begegnung mit Risdo änderte meine Meinung. Es stellte sich heraus, dass ich nichts über die Vielfalt in meinem Land wusste. Viele Konflikte entstehen aus Gleichgültigkeit oder Unwissenheit. Ich habe viel von Risdo und anderen Freunden gelernt: Ich als Sunnit kann in einer Ahmadiyah-Moschee beten und mit Schiiten plaudern. Schon mehrmals beging ich das Fastenbrechen in der Kirche. Ich erhalte Einladungen zum Weihnachtsmahl – und es gibt kein Problem!
Es stellte sich heraus, dass interreligiöse Beziehungen schön sind. Leider wissen viele Menschen dies nicht. Deshalb habe ich mit Freunden einen Blog kreiert. Mit Texten, Fotos und Videos zeigen wir die bunte Vielfalt verschiedener Ethnien und Religionen in unserem Land. Für den Blog haben wir 100 Kurzgeschichten über interreligiöse Freundschaften zusammengetragen, die auch in Buchform publiziert wurden. So leiste ich meinen Beitrag zu einer fairen Gesellschaft ohne Diskriminierung. Der Blog von Rio Tuasikal ist (auf Indonesisch) abrufbar unter: www.untukharmoni.com Mehr zum Projekt: www.mission-21.org/frieden-indonesien Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21
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Mission 21 aktuell
Nachruf auf Rehema Mwakalo Sie war ihr Leben lang für andere da. Die tansanische Krankenschwester Rehema Kabunga Mwakalo hat Menschen gepflegt, Waisenkinder aufgezogen und sich in der Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine engagiert. Im September ist sie nach längerer Krankheit kurz vor ihrem 55. Geburtstag gestorben.
Ein grosses Herz für Waisen Als ihre sechs Geschwister innert kurzer Zeit an Aids starben, nahm Rehema deren zwölf Kinder bei sich auf und zog sie gross. Sie motivierte andere Frauen, Ähnliches zu tun und baute die Gruppe «Huruma» (Barmherzigkeit) auf, die sich
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bis heute um Waisenkinder kümmert. Als sie einmal gefragt wurde, was ihr die Kraft zu ihrem grossen Einsatz gibt, antwortete sie: «Mein Glaube. Ich bat Gott, mir die Kraft zu geben, dass ich für die Menschen da sein kann.» Bis zuletzt setzte sie sich für die Schwächsten der
Johannes Klemm, Programmverantwortlicher für Tansania
Mission 21
Die Menschenmenge im tansanischen Dorf Mwakaleli war unüberschaubar. Hunderte sassen auf dem Platz vor der Kirche. Greise und Kleinkinder, Männer und Frauen, politische Würdenträger neben Tagelöhnern, der Kirchenpräsident neben einem traditionellen Heiler. Alle waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Rehema Mwakalo, geboren am 3. Oktober 1960, war eine beeindruckend selbstlose Frau. Sie wählte die Ausbildung zur Krankenschwester, um anderen helfen zu können. Dabei beschäftigte sie sich auch mit alternativen Heilmethoden und überwand Grenzen zwischen moderner und traditioneller Medizin. Bewusst arbeitete sie in entlegenen Dorfspitälern und nicht in der Stadt, denn auf dem Land gibt es kaum medizinisches Fachpersonal. Sie baute eine Basisgesundheitsversorgung in den Dörfern auf und organisierte Aufklärungskampagnen. Als sie feststellte, dass kaum jemand zu medizinischen Vorträgen kam, schrieb sie Lieder über Gesundheit und HIV/Aids und tourte mit diesen durch die Dörfer. Oft nahm sie Laienschauspieler mit, die einprägsame Theaterszenen darboten. Plötzlich strömten die Menschen zu den Veranstaltungen.
Gesellschaft ein. Selbst vom Krankenlager aus diktierte sie noch Briefe, um auch nach ihrem Tod die Ausbildung für Waisenkinder sicherzustellen. Mission 21 ist dankbar für alles, was Rehema Mwakalo für die Kirche und die ganze Gesellschaft getan hat. Ihr Tod hinterlässt eine grosse Lücke. Mission 21, die Herrnhuter Brüdergemeine in Tansania und die Herrnhuter Mission trauern um eine einzigartige Persönlichkeit.
Rehema Mwakalo setzte sich unermüdlich für andere Menschen ein und strahlte bei ihrer Arbeit grosse Freude aus.
Wir gedenken in Dankbarkeit – an anderem Ort Bisher enthielt jede Dezember-Ausgabe der «nachrichten» die Nachrufseite «Wir gedenken in Dankbarkeit». Dort nannten wir jene Menschen namentlich, die im jeweiligen Jahr verstorben sind und im Laufe ihres Lebens für einen der drei Trägervereine von Mission 21 (Basler Mission, Herrnhuter Mission und Evangelische Mission im Kwango) im Einsatz gewesen waren. Künftig verzichten wir darauf, diesen Nachruf in den «nachrichten» zu publizieren: Diese haben sich in den vergange-
nen zehn Jahren von einem Medium, das sich eher an internen Kreisen orientiert, zu einer Zeitschrift entwickelt, die eine breite Öffentlichkeit anspricht. Stattdessen veröffentlichen wir die Gedenkseite jeweils im Dezember in einer eigenen Rubrik auf unserer Webseite. Sie finden die Nachrufe unter der Adresse: www.mission-21.org/gedenken. Zusätzlich richten wir uns weiterhin jeweils mit Kondolenzschreiben direkt an die Hinterbliebenen. Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21
nachrichten 4/2015
Tipps
«Unser täglich Brot» Die Vaterunser-Bitte «Unser täglich Brot gib uns heute» ist das Thema des Fotokalenders 2016 evangelischer Missionswerke. Welche unterschiedlichen Lebensmittel tägliches Brot sein können, zeigen grossformatige Fotos aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa. In ihnen spiegelt sich die Freude an der
Gemeinschaft bei Aussaat und Ernte, bei der Zubereitung und dem gemeinsamen Mahl. Der Kalender im Format 33cm (Breite) x 23.5cm (Höhe) ist ein attraktiver Wandschmuck zur Begleitung durch das Jahr 2016. Preise: 8.00 CHF (ab 20 Expl.: 7.00 CHF, ab 50 Expl.: 6.00 CHF)
Bestellungen: christine.lehni@mission-21.org Tel. 061 260 22 36
Herrnhuter Sterne und Losungen Der Herrnhuter Stern verdankt seinen Namen der Ortschaft Herrnhut in der Oberlausitz, wo er seit über 100 Jahren von Hand hergestellt wird. Er ist zum Symbol für die Advents- und Weihnachtszeit geworden und erhellt in der dunklen Jahreszeit viele Kirchen und Wohnzimmer. Die Losungen der Herrnhuter sind ein Andachtsbuch, das für jeden Tag des
Jahres zwei Bibelverse enthält: eine Losung aus dem Alten Testament und einen Lehrtext aus dem Neuen Testament. Ergänzt werden die beiden Texte durch einen Liedvers oder ein Gebet. Die alttestamentliche Losung wird ausgelost, die anderen Texte thematisch passend ausgesucht. Die Herrnhuter Mission Schweiz ist einer von drei Trägervereinen von Mission 21.
Info/Bestellung: www.mission-21.org/herrnhuterstern
Archiv & Buch
Chinesische Nudeln Die Annehmlichkeiten einer «Archivpartnerschaft» mit Hongkong
bmarchives / QA-30.009.0019
Nein, köstliche Nudeln servieren wir keine im Lesesaal. Hier gilt nach wie
Aus dem Archiv der Basler Mission, Originaltitel: «Chinesen bei der Mahlzeit».
nachrichten 4/2015
vor striktes Ess- und Trinkverbot. Zudem braucht Iris Leung, unsere Gastforscherin aus Hongkong, ganz andere Nahrung, um ihren Hunger zu stillen: Für sie holen wir Schachtel um Schachtel unserer Chinabestände aus dem Keller. Sie ist die offizielle Beauftragte der Tsung Tsing Mission (TTM), Partnerorganisation von Mission 21, für deren 170-Jahre-Jubiläum, das 2017 gefeiert wird. Pausenlos sucht, findet und fotografiert sie Dokumente in chinesischer oder englischer Sprache. Diese elektronische
Sammlung wird eine wichtige Grundlage für ein geplantes Archiv zur Geschichte der TTM in Hongkong bilden. Wir sind begeistert von dieser Idee und scheuen keine Mühe, Iris zu unterstützen – umso mehr, als am Ende des Tages manchmal ein herrliches Nudelgericht und spannende Gespräche auf uns warten! Fazit: Auch Archivpersonal ist manchmal bestechlich. Achtung: Das ist kein Tipp im eigentlichen Sinne! Claudia Wirthlin, Leiterin der Bibliothek von Mission 21
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Agenda
Agenda
Internationaler Bonhoeffer Kongress
Veranstaltungsorte: Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Missionsstrasse 21 in Basel statt.
Impulstagung für Kirchenbasare
Mittwoch, 20. Januar 2016 8.45-16.00 Uhr Kirchgemeindehaus Johannes Wylerstrasse 5, Bern Anregungen in Theorie und Praxis für die Basararbeit in Kirchgemeinden. Infos: www.mission-21.org/impulstagung hannes.liechti@mission-21.org Tel. 031 340 26 04
Fachtagung Interreligiöse Friedensarbeit
Open Doors
«Tschüss, ich geh in den #Krieg» Fundamentalismus vorbeugen: Was hilft gegen religiöse Radikalisierung? Montag, 29. Februar 2016 9.00-17.00 Uhr Seit religiöser Fundamentalismus ein Problem im eigenen Land ist, gewinnt die Frage nach Prävention an öffentlicher Aufmerksamkeit: Wie kann verhindert werden, dass Menschen sich religiös radikalisieren? Die Fachtagung verbindet die Perspektive eines Schweizer Muslims mit der eines christlichen Missionswerks. Mit: Dr. Edit Schlaffer, Vorsitzende Frauen ohne Grenzen, Wien — Dr. Miryam Eser Davolio, ZHAW Soziale Arbeit, Zürich — Mustafa Memeti, Imam, Schweizer des Jahres 2014, Bern Infos: www.mission-21.org/fachtagung christa.nadler@mission-21.org Tel. 061 260 22 67
Symbol der Hoffnung. Irakische Kinder malen einen Panzer an.
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Ehemaligentag
Freitag, 18. März 2016, 9.30-17.00 Uhr Jahresanlass für ehemalige Mitarbeitende von Mission 21. Infos: lisbeth.kammer@mission-21.org Tel. 061 260 22 05
Info- und Begegnungstag
Donnerstag, 7. April 2016, 10.00 Uhr Dankesanlass von Mission 21 für Ehrenamtliche. Infos: judith.gysi@mission-21.org Tel. 061 260 23 37
Begegnungsreise nach Indonesien
27. April bis 17. Mai 2016 Reisen Sie mit uns in den faszinierenden Inselstaat Indonesien! Wir besuchen Partner von Mission 21, lernen einige Inseln kennen und beschäftigen uns mit der reichen kulturellen und religiösen Vielfalt des Landes. Infos: www.mission-21.org/indonesien2016 alfred.hirt@mission-21.org Tel. 061 931 14 23
young@mission21-Weekend
Samstag/Sonntag, 30. April und 1. Mai 2016 Pfadiheim Einsiedeln Hast du Lust, ein Wochenende mit anderen jungen Erwachsenen zu verbringen? Zwei Tage lang über Gott und die Herausforderungen in unserer globalisierten Welt zu diskutieren, gemeinsam zu kochen und Spass zu haben? Und bist du zwischen 18 und 30 Jahre alt? Dann melde dich an, wir freuen uns! Infos: www.mission-21.org/young barbara.moser@mission-21.org Tel. 061 260 22 39
Bonhoeffer lesen in einer globalen Zeit 6. bis 10. Juli 2016 In Zusammenarbeit mit der Internationalen Bonhoeffer Gesellschaft und dem Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich. Die Konferenz will klären, wie Bonhoeffers eigene Theologie durch Auslandserfahrungen und ökumenische Begegnungen geprägt wurde. Kann Bonhoeffers Theologie auch in unserer heutigen globalisierten Situation noch hilfreich sein? Infos: www.mission-21.org/bonhoeffer2016 magdalena.zimmermann@mission-21. org Tel. 061 260 22 59
young@mission21: Camp in Taizé mit Gästen aus Hongkong
22. Juni bis 5. Juli 2016 Gemeinsam mit jungen Erwachsenen aus Hongkong leben wir in der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé (Frankreich). Anschliessend verbringen wir einige Tage in der Schweiz. Gemeinsames Essen, Lachen, Diskutieren, Singen und den Alltag teilen werden diese Woche prägen. Infos: www.mission-21.org/taize barbara.moser@mission-21.org Tel. 061 260 22 39
Begegnungsreise nach Argentinien und Chile
6. bis 25. November 2016 Argentinien und Chile – zwei wunderschöne Länder und ihre kirchlichen Traditionen und Aufbrüche – sind das Thema dieser Reise. Besonders geeignet für Pfarrpersonen, Theologiestudierende und Kirchenmitarbeitende, aber offen für alle Interessierten. Infos: www.mission-21.org/lateinamerika2016 Daniel Frei: weltweite.kirche@refbl.ch, Tel. 061 260 22 67
Den laufend aktualisierten Veranstaltungskalender mit weiterführenden Informationen finden Sie auf: www.mission-21.org/agenda nachrichten 4/2015