"miteinander" - Ausgabe 10/11 - 2014

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miteinander bewegt • berufen • engagiert

Ob Asylwerber, Globetrotter oder spirituell Suchender: Eine zunehmende Zahl an Menschen lebt in permanenter Heimatlosigkeit. Nicht wenige leiden darunter. Wieviel Verwurzelung braucht es? Und wieviel Freiheit?

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86. Jahrgang

€ 1,50

Fremde Heimat Viele Menschen ringen heute um ihre biografischen und religiösen Wurzeln. Heimat ist für sie vor allem ein Sehnsuchtsort.


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In diesem miteinander

Editorial 10 Flüchtlinge ohne Lobby Missio-Kampagne

Glaube & Leben 4 Berufen zum Militärseelsorger

6 Religiöse Kraftorte Hubert von Goisern im Interview 12 „Setz dich ein!“ Nachhaltig: „72 Stunden ohne Kompromiss“ 13 Blickwinkel

19 Pfarrer Martin Römer hilft in Mexiko den Ärmsten der Armen

15 Duell auf Leben und Tod Allerseelen 20 Sterbehilfe Ein Zwischenruf von Ingeborg Schödl

Welt & Berufung 20 Warum das Leben keine Kosten-NutzenRechnung ist

Thema 3 Jugend auf der Flucht Hilfe für minderjährige Flüchtlinge

11 Kunst und Spiritualität Neuer Jahreskalender 14 Einfach nur beten Der Karmelorden 17 Aus der Erzdiözese Salzburg 19 Die Mission des Padre Martin Caritas-Aufbau in Mexiko

4 „Ombudsmann für alle“ Die vielfältigen Aufgaben eines Militärseelsorgers 7 Neue Heimat Breitensee Ein kenianischer Kaplan in Wien 8 Kirche – (k)eine Heimat! Was bewegt Menschen zum Kirchenaustritt, was zum Wiedereintritt?

STANDARDS 2 Editorial 16 Quo vadis? 18 Für Sie gelesen, Leserbriefe 21 Canisiuswerk aktuell 22 Gebet 24 Bild & Wort

Die Sehnsucht bleibt 51,2 Millionen Menschen waren laut den Vereinten Nationen (UN) im vergangenen Jahr weltweit auf der Flucht. Krieg, Hunger, Verfolgung und Perspektivlosigkeit haben sie dazu gebracht, alles liegen und stehen zu lassen und ihre Heimat zu verlassen. Die Ungewissheit ist ihr ständiger Begleiter: Ob sie je eine neue Heimat in der Fremde finden, ob sie willkommen sind, ob sie einen Job finden – alles steht in den Sternen. Das gilt für die Menschen, die sich in den Kriegsregionen wie Syrien, dem Irak oder dem Heiligen Land auf der Flucht befinden, genauso wie für all jene Flüchtlinge, die in Europa stranden und auf einen positiven Asylbescheid hoffen. Heimat ist ihnen schmerzende Erinnerung und Sehnsuchtswert zugleich. Doch Heimatlosigkeit ist nicht nur eine statistisch erfassbare Größe an den Rändern – sie gehört letztlich zu den zentralen Grunderfahrungen moderner Gesellschaften: Denn wo hektische Rastlosigkeit und sich in Etappen und ständige Neuanfänge gliedernde Biografien zum bestimmenden Lebensgefühl werden, da droht Heimat als Gewissheit der eigenen Herkunft zu entschwinden – oder politisch krude instrumentalisiert zu werden. Nicht wenige Menschen leiden heute jedoch unter dem Einzelkämpfertum und dem Anspruch, ständig die persönliche „Ich-AG“ zu optimieren. Burn-out ist schließlich nicht nur eine Folge von beruflicher Überlastung, sondern auch von ausgebrannten Seelen. Wer sich in dieser Situation Halt und Hilfe von der biblischen Tradition erwartet, wird zunächst enttäuscht: Denn die Bibel ist das Buch der Aufbrüche schlechthin. Das Volk Israel ist per se heimatlos, unterwegs, auf der Suche nach dem Gelobten Land – Jesus selbst ist Wanderer, Fremder, Exilant. Heimat meint daher aus biblischer Sicht kein verklärtes Schwelgen in die Seele wärmenden Erlebnissen, sondern die Erinnerung an die Zusage einer Heimat anderswo. Solange Gottes Reich ausständig bleibt, so lange bleibt der Mensch auf Erden vorläufig, heimatlos. Diese Vorläufigkeit nötigt jedoch nicht etwa zur Gleichgültigkeit allem Irdischen gegenüber, im Gegenteil! Stets haben Menschen in der Spur Gottes, in der Spur Jesu ihre Gott-gegebene Heimatlosigkeit als Ansporn empfunden, hier auf Erden, in diesem großen Wartesaal der Vorläufigkeiten, Solidarität zu zeigen mit ihresgleichen – den vielen anderen Wartenden, Fremden, Heimatlosen.

Henning Klingen Chefredakteur


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Don Bosco Flüchtlingswerk

Jugend auf der Flucht Traumata, Ängste und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft prägen das Leben jugendlicher Flüchtlinge in Österreich. Das Don Bosco Flüchtlingswerk betreut junge Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Bedrohung ihre Heimat verlassen haben.

Der siebzehnjährige Reza (Name geändert) mag sein Leben in Österreich − auch wenn er seine Familie vermisst, Deutsch nicht einfach ist und die Menschen hier zurückhaltender sind als in seiner Heimat Afghanistan. Seit er vor 15 Monaten asylsuchend nach Österreich gekommen ist, hat Reza erstaunlich gut Deutsch gelernt und den Hauptschulabschluss gemacht. Er erzählt von seinen Plänen – am liebsten würde er Grafiker werden – und von seinem Leben in der Wohngemeinschaft „Noemi“ des Don Bosco Flüchtlingswerks in Wien, in der er mit neun anderen minderjährigen Flüchtlingen wohnt. „Wir sind alle Freunde“, sagt er und lächelt. „Über die Bedingungen seiner Flucht und seine Familie sollte man ihn besser nicht fragen“, erklärt die Leiterin von „Noemi“, Barbara Svec: „Das könnte retraumatisierend wirken.“ Die Sozialarbeiterin weiß um die Dramatik und Tragik der Fluchtgeschichten. „Viele machen auf der Flucht traumatische Erfahrungen: Sie sind Schleppern komplett ausgeliefert, erleben, wie Freunde ertrinken, wandern nächtelang über eine Grenze. Wer es nicht schafft, wird zurückgelassen. Manche verlieren unterwegs ihre Familie“, so Svec. Die Jugendlichen sprechen darüber meistens nicht gern. Warten auf den Asylbescheid Die Wohngemeinschaft „Noemi“ im vierten Wiener Gemeindebezirk ist eine von zwei WGs des Flüchtlingswerks in Wien, in der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge le-

Das Don Bosco Flüchtlingswerk ermöglicht minderjährigen Flüchtlingen, die aus den Krisenregionen der Welt kommen, Schutz, Bildung und Integration.

ben. Die männlichen Jugendlichen sind zwischen vierzehn und achtzehn Jahre alt und werden von einem Team aus Sozialpädagogen, Sozialarbeitern, muttersprachlichen Betreuern und Psychologen betreut. Sehr viele kommen wie Reza aus Afghanistan. Nicht wenige hatten andere Ziele, wollten in eines der skandinavischen Länder, weil diese den Ruf haben, gute Aufnahmeländer zu sein. Das Erstaufnahmezentrum für Asylsuchende in Traiskirchen ist für die meisten der Jugendlichen die erste Station in Österreich, es beginnt das Bangen und Hoffen auf einen positiven Ausgang des Asylverfahrens. „Je länger das Asylverfahren dauert, desto belastender ist das für die Jugendlichen“, sagt Barbara Svec. Im Verfahren werden die Jugendlichen von der Kinder- und Jugendhilfe unterstützt, dennoch ist es für sie oft schwierig, den Verlauf des Verfahrens zu verstehen, und die

Angst, nicht in Österreich bleiben zu dürfen, ist groß. Minderjährigen wird selten Asyl gewährt, sie erhalten meistens subsidiären Schutz und damit eine auf ein Jahr befristete Aufenthaltsbewilligung, die verlängert werden kann. „Bei einem negativen Asylbescheid geht man normalerweise in Berufung“, weiß Svec. Ein normales Leben Es ist sehr wichtig, dass die Jugendlichen schnell Deutsch lernen. Dafür bekommen sie einmalig 1.326 Euro für Deutschkurse – eine Summe, die oft schon nach einem halben Jahr aufgebraucht ist. „Wenn die Verfahren lange dauern, ist es schwer, in Gratiskurse reinzukommen“, erklärt Svec. Sie weist auf die Problematik der Geldknappheit hin, mit der sich die Jugendlichen auch im alltäglichen Leben herumschlagen müssen. Fünf Euro pro Tag stehen ihnen als Essensgeld zur Verfügung. Ein Kinobesuch oder ein Fast-Food-Menü sind da nicht drin. „Das wenige Geld erschwert ihnen die Teil-


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Don Bosco Flüchtlingswerk

Militärseelsorge

„Ein Ombudsmann Die Militärseelsorge ist die älteste Form der Seelsorge überhaupt. Sie kümmert sich um die rund 100.000 katholischen Bundesheerangehörigen im In- und Auslandseinsatz. Über die vielfältigen Aufgaben und ein Leben unterwegs berichtet Militärseelsorger Stefan Gugerel.

Die Träume eines Flüchtlings unterscheiden sich wenig von den Wünschen anderer Jugendlicher.

habe am gesellschaftlichen Leben.“ Es nagt die Angst, jahrelang so wenig Geld zu haben. Was sich die jungen Flüchtlinge für die Zukunft erhoffen, unterscheidet sich wenig von den Wünschen anderer Jugendlicher. Sie möchten anerkannt und gemocht werden und haben Angst zu scheitern. Und: „Sie wollen ein normales Leben: eine Beziehung, ein Auto, einen interessanten Beruf“, sagt Svec. Auf der Suche nach einem Ort, an dem dieses normale Leben möglich sein könnte, sind sie nach Österreich gekommen. Sandra Lobnig

Das Don Bosco Flüchtlingswerk Austria

Was sind die Schwerpunkte in der Militärseelsorge? Im Kern sind es drei Aufgabengebiete: die Sicherung der Religionsfreiheit, damit die Soldaten die Sakramente feiern können; zweitens die Erfüllung des Bildungsauftrags und die Beratung der Kommandanten in religiösen Fragen; drittens die persönliche Betreuung der Soldaten, für die man manchmal auch den Spaßvogel spielen muss. Das hört sich nicht nach klassischer Seelsorge an, ist aber gerade bei Auslandseinsätzen enorm wichtig, da es Gesprächsmöglichkeiten auch mit denjenigen eröffnet, die mit der Kirche sonst nichts zu tun haben. Mit welchen Anliegen kommen die Soldaten zu Ihnen? Als Militärseelsorger ist man Katalysator für weltanschauliche, religiöse und dienstliche Fragen. Ich bin eine Art Ombudsmann für alle. Meine neutrale Stellung und Verschwiegenheitspflicht haben den Vorteil, dass ich bei Problemen vermittelnd eingreifen kann. Bei Auslandseinsätzen geht es oft um familiäre Probleme und religiöse Fragen, die persönlicher Natur sind oder die Situation im jeweiligen Konfliktland betreffen.

ist eine Initiative der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und von „Jugend Eine Welt“. Es ermöglicht minderjährigen Flüchtlingen, die aus den Krisenregionen der Welt nach Österreich kommen, Schutz, Bildung und eine faire Chance auf Integration. Das Projekt „Noemi“ wird im Rahmen der Grundversorgung für hilfs- und schutzbedürftige Fremde durch den Fonds Soziales Wien finanziert.

www.fluechtlingswerk.at

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Einsätze im Ausland vor? Ganz wesentlich ist, sich im Vorfeld mit dem jeweiligen Kulturraum und Einsatzort vertraut zu machen, damit man möglichst alle Fragen der Soldaten beantworten kann. Die persönliche Vorbereitung dreht sich mehr um praktische Dinge: Wie viel nehme ich mit? Was benötige ich wirklich für sechs Monate? Es ist eine höchst spirituelle Erfahrung, wenn man merkt, mit wie wenig man auskommt.

Was bedeutet Heimat für Sie? Inzwischen ist das für mich ein sehr geistiger Begriff. Heimat ist für mich kein bestimmter Ort, sondern wird geprägt durch Menschen, mit denen ich in Kontakt bin. Auch die Liturgie ist für mich eine Form von Heimat. Dort, wo man Gottesdienst feiert, ist man auch zu Hause. Ich reise beruflich und privat viel, aber wenn ich in der Früh das Morgengebet spreche, ist es egal, ob ich in Enns, St. Petersburg oder am Ende der Welt bin. Es ist ein bisschen, wie es im Hebräerbrief formuliert ist: Man hat keine bleibende Stätte, sondern ist auf der Suche nach dem zukünftigen Jerusalem. Und die gemeinsame Reise dorthin ist auch eine Form von Heimat – keine statische, sondern eine sehr dynamische. Wie erleben Sie als Militärseelsorger das Spannungsfeld rund um das Gebot „Du sollst nicht töten“? Das bezieht sich meines Erachtens darauf, nicht zum eigenen Nutzen oder aus Rache zu


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Kolumne

Früchte, nicht Bäume

Das Interview führte Jürgen Belko

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Als Militärseelsorger kommt Stefan Gugerel (ganz vorne links) bei Auslandseinsätzen immer wieder auch mit Menschen ins Gespräch, die sonst wenig Bezug zur Kirche haben.

Haben Sie eine besondere Berufung zur Militärseelsorge verspürt? Ich habe Berufung immer so verstanden, dass sich der „Ruf“ durch menschliche Rufe realisiert. Die Don-CamilloVariante, dass man eine eindeutige Stimme hört, die einem sagt, was man tun soll, habe ich nie erlebt. Ich habe in meiner Jugend viele vorbildliche Priester kennengelernt und bin mit 18 Jahren in das Stift der Augustiner Chorherren in Herzogenburg eingetreten. Aus persönlichen Gründen hat sich meine Berufung an diesem Ort allerdings nicht realisiert – ich bin dann über den Weg des Grundwehrdienstes in der Militärseelsorge gelandet. Seit 2007 bin ich Militärpfarrer in Oberösterreich und sehr glücklich dort. Es ist eine sehr spezielle Form der Seelsorge, bei der man gerade bei jungen Männern im Sinne einer verspäteten Jugendseelsorge wirken kann.

In diesen Wochen feiern Christen Erntedank. Sie danken Gott also für die Früchte, die Leben ermöglichen. Sie danken nicht für die Bäume und Sträucher, die diese Früchte hervorbringen, sondern für die Ernte. Kirchen im deutschsprachigen Raum oder auch in den USA verfügen im übertragenen Sinn über riesige Wälder mit mächtigen Bäumen. Sie haben eine unglaubliche Organisationsdichte: Diözesen, Orden oder kirchliche Sozial- und Bildungsinstitutionen beeindrucken durch gewaltige Kennzahlen.

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Was unterscheidet militärische von zivilen Kirchengemeinden? Meine zivile Gemeinde in Oberösterreich setzt sich vor allem aus Frauen, Kindern und älteren Menschen zusammen. In der Kaserne oder bei Auslandseinsätzen habe ich es in der Regel nur mit Männern zwischen 18 und 65 Jahren zu tun. Vieles, was in traditionellen Gemeinden existiert, gibt es in der Militärseelsorge nicht: Sonn- und Feiertagsgottesdienste sind – außer bei Auslandseinsätzen – selten. Auch das Verhältnis

zwischen Pfarrer und Soldat ist ein anderes. Da die militärische Seelsorge stark säkularisiert ist, fallen viele Hemmschwellen, die im zivilen Bereich herrschen, weg und öffnen den Raum für tiefgründige Gespräche.

Militärkurat MMag. Stefan Gugerel, geboren 1979, studierte von 1997 bis 2003 Theologie, Religions-

Also alles paletti? Offenbar nicht. Denn warum gibt es dann so viel Resignation? Warum werden Leute belächelt, die glauben, dass Kirche wachsen kann? Warum sprechen alle von Krise? Offensichtlich spüren viele unbewusst: Nicht die Anzahl und die Größe der Bäume sind entscheidend, sondern die Früchte. Erzielen kirchliche Organisationen die richtigen Wirkungen? Schmecken diese der Welt, der Gesellschaft und den Menschen von heute? Stillen sie den Hunger des Leibes und löschen sie den Durst der Seele? Einfach gesagt: Erleben heutige Menschen und moderne Gesellschaften durch die Kirche, was Zeitgenossen in der Begegnung mit Jesus erlebten? Würde man mutig hinschauen, objektiv analysieren und ehrlich messen, würden die Ergebnisse in jeder Hinsicht überraschen. Manche Bäume wären wertvoller als angenommen, andere würden wie der Feigenbaum entlarvt, der keine Früchte bringt und zum Umhauen verdammt wird, weil „er dem Boden seine Kraft raubt“ (Lk 13,7).

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töten oder zu verletzen. Gerade bei staatlich regulierten Streitkräften wie Polizei und Militär ist das nicht der Fall. Im Gegenteil: Die persönlichen Emotionen werden hinter den Auftrag gestellt. Das Österreichische Bundesheer hat das Motto „Schutz und Hilfe“ – es geht nicht darum, Menschen zu töten, sondern noch größeres Unheil zu verhindern. Ich nehme Gewalt zwar in Kauf, aber es ist nicht das Ziel meines Handelns.

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für alle“

pädagogik und Religionswissenschaften in St. Pölten, Linz und Wien. 2006 folgte die Diakonenund schließlich die Priesterweihe. Seit 2007 ist er Militärpfarrer in Oberösterreich. Auslandseinsätze 2008 (EUFOR im Tschad), 2013 (UNIFIL im Libanon) und 2013/2014 (KFOR im Kosovo).

Dr. Georg Plank ist Gründer und Initiator von „Pastoralinnovation“ mit überregionalen Angeboten für kirchliche Organisationen, Führungskräfte und Aktivisten. www.pastoralinnovation.at.

Georg Plank


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Hubert von Goisern

„Religion ist ein wichtiger Teil in meinem Leben“ Der Musiker Hubert von Goisern im Interview über seine Religiosität, seine katholische Sozialisierung und die Freude über Papst Franziskus und den Salzburger Erzbischof Lackner.

Als Weltmusiker sind Sie viel gereist und sind damit auch in Kontakt mit vielen anderen Religionen gekommen. Wie würden Sie sich im Blick auf Ihr Verhältnis zur Katholischen Kirche selbst beschreiben − als „Sympathisant“ oder doch eher als Fernstehender? Ich stehe den Kirchen eher nah als fern. Ich suche Kirchen gezielt als Stätten der Besinnung auf – allerdings meist dann, wenn dort keine Gottesdienste oder Veranstaltungen stattfinden. Denn in den meisten Fällen stoße ich mich an den Predigtworten und an den Formulierungen der Gebete. Daher habe ich auch lateinische Messen lieber. Aber ich fühle mich religiösen Menschen näher als religiös unmusikalischen Menschen. Religion ist ein wichtiger Teil in meinem Leben. Das heißt, Sie würden sich als spirituellen Menschen bezeichnen, aber doch eine Trennung zur Institution Kirche vornehmen? Ja, ich empfinde − um es einmal provokant zu sagen − Kirche als ein „notwendiges Übel“. Ich weiß, wie schwer es ist, ohne äußere

Hubert von Goisern (61) ist ein oberösterreichischer Liedermacher und Weltmusiker. Seine Mischung von Rockmusik mit Elementen traditioneller Volksmusik macht ihn zu einem der wichtigsten Vertreter der Neuen Volksmusik (Alpenrock). Der Künstlername „von Goisern“ spielt auf seinen Heimatort an.

www.hubertvongoisern.com

Form zum inneren Kern zu kommen, aber es ist zu viel passiert im Namen der Institution Kirche, womit ich nicht einverstanden bin. Ich stoße mich auch an der patriarchalen Struktur und an dem Anspruch, den allein seligmachenden Weg zu Gott zu kennen. Mussten Sie sich also als katholisch sozialisierter Mensch erst von dieser Katholizität emanzipieren? Ja, ganz sicher. Ich bin in meiner Heimat, dem inneren Salzkammergut, katholisch aufgewachsen – und mir wurde noch beigebracht, dass man als Katholik protestantische Gotteshäuser zu meiden hat. Tief religiös war in meiner Familie eigentlich nur die Großmutter. Aber es hat mich fasziniert, wie sie sich ins Gebet versenken konnte, daher habe ich sie auch aus Neugier immer wieder in die Kirche begleitet – auch wenn ich mich immer ein wenig vor der Kirche, dem Pfarrer und auch vor Gott gefürchtet habe. Die Drohgebärden, die ich mit Gott verband, musste ich ihm erst in langer persönlicher Auseinandersetzung nehmen – jetzt sage ich auch schon „ihm“! Diese maskuline Form, die Rede vom „Herrn“, das ist es, was mich heute meist von Gottesdiensten fernhält. Gibt es für Sie spezielle, vielleicht religiöse „Kraftorte“ oder gar ein Gebet, das Sie in besonderer Weise anspricht? Prinzipiell empfinde ich Kirchen und Klöster als Kraftorte, die von Gebeten aufgeladen werden. Aber natürlich gibt mir auch die Natur in ihrer menschenleeren, ungezähmten Form Kraft und Tiefe. Das kann ein Berg sein oder eine Wüste oder das Meer. Oder auch Kirchenmusik! Ich liebe Mozart, Bach und Haydn. Deren Musik hilft mir, in die Versenkung zu kommen. Vor langer Zeit hatte ich einmal den Wunsch, eine Messe zu schreiben – natürlich eine lateinische –, aber das wird wohl nicht mehr geschehen. Aber in

der Tat gibt es ein kurzes Gebet, das mich bis heute sehr bewegt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Sehen Sie bei sich selbst eine Art „Franziskus-Effekt“, insofern Sie sich durch Franziskus leichter tun, Vorbehalte gegen die Institution Kirche zu überwinden? Da hat die katholische Kirche und der Papst bei mir noch einen weiten Weg vor sich. Ich finde es aber tatsächlich großartig, wie der neue Papst an seine Berufung herangeht. Und ich bin im Übrigen auch sehr glücklich über die Wahl des neuen Salzburger Erzbischofs. Franz Lackner hat eine sehr herzliche Ausstrahlung. Eine Langfassung finden Sie unter www.miteinander.at Das Interview führte Henning Klingen


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Fremde Heimat

Neue Heimat Breitensee Als Aushilfskaplan hat der Kenianer Samuel Kiprugut in Wien eine neue Heimat gefunden – trotz Sprachbarrieren und Auffassungsunterschieden in Fußballfragen.

„Bevor ich nach Österreich kam, bin ich noch nie außerhalb von Kenia gewesen“, erzählt Samuel Kiprugut. „Ich habe nicht einmal Europäer gekannt.“ Als ältestes von neun Kindern ist er auf dem Land in einer für kenianische Verhältnisse mittelständischen Familie aufgewachsen. „In meinem Dorf waren damals alle katholisch“, berichtet Samuel. Mit 22 Jahren trat er ins Priesterseminar in der Provinzhauptstadt Eldoret ein, später studierte er in Nairobi. Samuel war bereits seit zehn Jahren Pfarrer und betreute 50 Kirchen, als er im Rahmen eines Austauschprojekts nach Österreich kam. Er sprach zwar Englisch, aber kein Wort Deutsch. „Am Anfang war es schwer ohne Sprachkenntnisse. Die Gemeindemitglieder in Baden, wo ich die ersten zwei Jahre verbrachte, konnten nur wenig Englisch.“ Dennoch gewann er bald Freunde, mit denen er unter anderem Heurige besuchte. „Die österreichische Küche ist ausgezeichnet“, schwärmt er. „Und auch der Wein. Bei uns in Kenia ist der Wein sehr teuer, weil er importiert wird, hauptsächlich aus Südafrika.“ Einen Ball hat er auch schon besucht und dort zum ersten Mal WalzerTanzen gesehen. „Wir Afrikaner tanzen gern“, sagt er. „Bei Taufen oder Hochzeiten, bei allen Festen. Ich würde gern Walzer lernen, aber im Moment bin ich sehr mit meinem Studium beschäftigt.“ Überpünktlich und korrekt Der Pfarrer der Wiener Gemeinde Breitensee, Georg Fröschl, arbeitete über zehn Jahre mit einem Kaplan aus Indonesien zusammen. Nachdem dieser seine Promotion abgeschlossen hatte und in seine Heimat zurück-

Pfarrer Georg Fröschl ist überzeugt, dass sein kenianischer Aushilfskaplan Samuel Kiprugut eine große Bereicherung für die Pfarre darstellt.

gekehrt war, wollte Pfarrer Fröschl diese Tradition fortsetzen. „Unsere Pfarre ist groß und ich brauche Hilfe. Ein Aushilfskaplan aus einem anderen Kulturkreis ist eine Bereicherung für die Gemeinde“, ist er überzeugt. „Wenn ein Neuling noch nicht gut Deutsch spricht, sind die Gemeindemitglieder herausgefordert, sich Zeit zu nehmen und geduldig und aufmerksam zuzuhören.“ Samuel sei stets überpünktlich und sehr korrekt bei der Erfüllung der Aufgaben. „Er ist sehr freundlich, aber auch vorsichtig, um niemandem zu nahe zu treten.“ Irritierend sei es für ihn noch immer, so Samuel, wenn die Gemeinde nach dem Gottesdienst nicht zusammen bleibt: „In Afrika sitzen wir nach der Messe in der Kirche und sprechen über alles, was im Dorf passiert. Dann essen wir gemeinsam“, sagt er. In Wien hingegen gehe man gleich nach der Messe nach Hause. Ähnlich sei es auf der Uni, wo die Studierenden ihren je eigenen Weg gehen.

re Familien, über ihre Erfahrungen im Priesterseminar – und sehr oft über ihre gemeinsame Leidenschaft, den Fußball. „Ich bin ein großer Deutschland-Fan“, meint Samuel. „Mir gefällt das Spiel der deutschen Nationalmannschaft, deswegen halte ich ihnen die Daumen.“ Pfarrer Fröschls Sympathie gehört eher südamerikanischen Mannschaften wie Chile oder Costa Rica. Was Fragen der Theologie betrifft, sind sich beide jedoch einig. Valia Kraleva

Samuel Kiprugut, 1971 in Kenia geboren, 2001 in seiner Heimatdiözese Eldoret zum Priester geweiht, kam

Geteilte Freude am Fußball Jeden Sonntag frühstücken Georg Fröschl und Samuel Kiprugut gemeinsam und besprechen dabei die Aufgaben für die kommende Woche. Manchmal reden sie über ih-

2011 nach Österreich, um sein Studium der Theologie fortzusetzen. Seit September 2013 ist er Aushilfskaplan in der Wiener Pfarre Breitensee.


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Fremde Heimat

Kirche – (k)eine Heimat! Jährlich wenden Menschen der Kirche den Rücken zu, aber es gibt auch jene, die bewusst zur Kirche zurückkehren. Welche Erfahrungen und Ereignisse sind es, die Kirche zur Heimat oder zur fremden Heimat werden lassen? Zwei Porträts von Elisabeth Grabner.

TROTZDEM WIEDER STIMMIG Der Entschluss zum Kirchenaustritt war gefasst, das Formular abgeschickt und Frau K. (Name geändert) hatte das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wenige Wochen später erreichte Frau K. ein von Kardinal Christoph Schönborn unterzeichnetes Schreiben, verbunden mit dem Angebot eines persönlichen Gesprächs mit einem Mitarbeiter. Frau K. legte überrascht das Schreiben in ihrer Schreibtischablage ab, um es einige Wochen später wieder hervorzuholen und einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Das Treffen sollte nicht nur drei Stunden dauern, sondern auch eine Änderung der Entscheidung bewirken: „Auch wenn nicht alle meine Zweifel beseitigt werden konnten, so konnte etwas wie Versöhnung mit der Kirche stattfinden. Durch meinen Gesprächspartner wurde mir bewusst, wie viele Menschen, die ich schätze, sich im kirchlichem Umfeld engagieren.“ Einige Wochen später hat Frau K. ihren Kirchenaustritt widerrufen.

2013 gab es in Österreich laut Angaben der Österreichischen Bischofskonferenz 4.769 Wiedereintritte, 54.845 Personen sind aus der katholischen Kirche ausgetreten. Mit einer Internetseite werden alle eingeladen,

Die Kirche war für Frau K. viele Jahre ein Stück Heimat gewesen: In den Jugendjahren erlebte sie spannende Zeiten bei der Katholischen Jungschar. Während des Studiums leitete sie regelmäßig in einem Benediktinerstift Führungen durch das Kloster. Bei einem Auslandssemester fand sie in einem Jesuitenkonvent mehrwöchige Unterkunft. Was zu einer stückweisen Entfremdung von der katholischen Kirche geführt habe, seien kirchliche Positionen, die ihrem persönlichen Wertegerüst widersprechen. Ein Problem hat sie etwa mit dem kirchlichen Umgang mit Frauen: „Eine lebendige Kirche ist ohne Frauen undenkbar. Deshalb sollen ihr Können, Verständnis und Engagement wertgeschätzt werden.“ Glaubwürdig bleiben Auch beim Umgang mit dem Thema Homosexualität sei die Kirche aus ihrer Sicht gut beraten, Barmherzigkeit zu leben und niemanden zu verurteilen. Imponiert habe ihr in diesem Zusammenhang die Aussage von Papst Franziskus, der gefragt habe, wer er sei, dass er diese Menschen verurteilen könne? Auch die Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld sind aus Sicht der Lehrerin ein Zeichen dafür, dass in der katholischen Kirche ein Umdenken und entsprechende Maßnahmen notwendig seien, um als Institution mit einem beeindruckenden Wertegerüst glaubwürdig zu bleiben.

die den Kirchenaustritt erwogen oder vollzogen haben, über die Vorzüge einer Kirchenmitgliedschaft (neu) nachzudenken. Es gibt Ansprechpartner in der Nähe, eine Pfarr-Suche und

Bereichernde Vielfalt Schade findet Frau K. es, dass es der katholischen Kirche bisweilen nicht gelinge, das ihr zugrunde liegende Potenzial – etwa die

Infos zu den Leistungen der Kirche.

www.eintreten.at

Die Kirche lädt alle zur Begegnung ein, die über einen Kirchenaustritt oder Wiedereintritt nachdenken.

Rückbesinnung auf christliche Werte – gerade in Krisenzeiten zu nutzen. Genauso wie die Erkenntnis, dass Vielfalt eine Bereicherung darstellen kann. Als positives Beispiel nennt sie das Caritasprojekt „Tanz die Toleranz“. In ihrer Bildungskarenz hat sich die Lehrerin gemeinsam mit mehr als 100 Menschen mit unterschiedlichster Herkunft, Menschen mit und ohne Behinderung, Frauen und Männer auf die Aufführung vorbereitet. Das Gemeinsame stand dabei stets vor dem Trennenden. Demnächst wird Frau K. kirchlich heiraten. Frau K.s Partner gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an, getraut wird das Paar ebenfalls von einem griechisch-orthodoxen Priester. Ob sie denn jemals daran gedacht habe, die Konfession zu wechseln? „Ich interessiere mich für die Orthodoxie, habe jedoch nicht ernsthaft daran gedacht, zu konvertieren. Dazu sind meine Wurzeln zu katholisch geprägt.“ Auch wenn der Wiedereintritt nicht dafür gesorgt habe, dass all ihre Skepsis verschwunden sei, habe sie einen barmherzigeren Blick auf ihre religiöse Heimat bekommen. Elisabeth Grabner


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NOCH AUF DEM WEG Gleich nach dem Pensionsantritt erfüllte sich Herr S. (Name geändert) einen Lebenstraum: Er pilgerte auf dem Jakobsweg von Österreich nach Frankreich. Zeit für neue spirituelle Erfahrungen, für eine tiefe Suche nach Antworten auf viele offene Fragen. Neben vielen Anliegen von Mitmenschen, die er ins Gebet einschließen wollte, beschäftigte ihn gedanklich auch ein Schritt, den er vor seiner Reise getan hatte: der Austritt aus der katholischen Kirche. Viele Jahrzehnte lang war Herr S. eng mit der Kirche verbunden gewesen und hatte sie als Heimat erlebt. „Die Aufbruchsstimmung, die vom Konzil ausging, hat mich sehr fasziniert“, sagt Herr S. Es reifte die Entscheidung, Priester zu werden. Doch kurz vor der Diakonenweihe beschloss er, das Priesterseminar zu verlassen, da er sich in eine Frau verliebt hatte. „Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, denn meine Frau, meine Kinder und auch die Enkelkinder sind ein großes Glück in meinem Leben.“ Weil ihm die Sorge um das Wohlergehen anderer Menschen weiterhin ein großes Anliegen war, schlug er beruflich die Laufbahn eines Psychotherapeuten ein.

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Aus Heimat wird Fremde Nach seiner Familiengründung engagierte sich Herr S. als Pastoralassistent und Religionslehrer. Bereichernd sei dabei die Möglichkeit gewesen, in engem Kontakt mit Menschen zu stehen. Gerade als Religionslehrer war es ihm wichtig gewesen, jungen Menschen die Freude am Glauben lebendig zu vermitteln. Doch mit der Zeit häuften sich die Enttäuschungen. Die einstige Heimat wurde mehr und mehr zur Fremde. „Was ich schmerzlich vermisst habe, war die fehlende Weiterentwicklung auf Basis des Konzils.“ Aber auch die hierarchische Struktur und manche Personalentscheidungen wurden ihm zunehmend ein Dorn im Auge – und von Geschlechtergerechtigkeit sei man in der Kirche noch weit entfernt. Brücken nicht abgerissen Herr S. träumt von einer katholischen Kirche, die ausdrücklich die Berufung aller getauften Christinnen und Christen betont: „Wenn dabei weniger strikt zwischen Priestern und Laien unterschieden wird, würden mehr Menschen den Mut finden, sich einzubringen und ein Zeugnis lebendigen Glaubens zu bringen, das andere ermutigt und inspiriert“, ist er überzeugt. Aus seiner Praxis als Psychotherapeut glaube er zu wissen, dass er diesen Wunsch mit vielen anderen teile, die sich intensiv mit ihrer Berufung auseinandersetzen. In seinem Umfeld habe sein Kirchenaustritt für Verwunderung gesorgt, immer wieder werde er darauf angesprochen. „Ich habe jetzt keineswegs alle Brücken abgerissen“, betont Herr S. Die Pfarre sei ihm weiterhin ein wichtiger Ort, die Ökumene ein Herzensanliegen. Den Betrag, den bislang der Kirchenbeitrag ausgemacht hat, spendet Herr S. nun für einen sozialen Verein, dem er als Obmann vorsteht. „Als Christ sehe ich mich in der Verantwortung, Solidarität zu leben und Menschen am Rande der Gesellschaft

Für Herrn S. hat der Kirchenaustritt nicht alle offenen Fragen beantwortet. Beim Pilgern sucht er neue Antworten.

eine Heimat zu geben.“ Er pflege weiterhin engen Kontakt zu einigen befreundeten Priestern, die die Berufung aller Christen betonen, und schätze die Gastfreundschaft in den Klöstern, so Herr S. Fragen bleiben offen Die nächste Etappe auf dem Jakobsweg hat Herr S. schon geplant. „Die Pilgererfahrung kommt mir, der ein Fragender, ein Suchender nach Spiritualität ist, sehr entgegen und ich freue mich über neue Entdeckungen. Wenngleich ich mit dem Kirchenaustritt die zur Zeit passende Entscheidung getroffen habe, so sind dadurch bei Weitem nicht alle meine Fragen beantwortet worden.“ Vielleicht, so hofft Herr S., findet er auf der nächsten Pilgeretappe einige neue Antworten. Elisabeth Grabner


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Flüchtlinge

„Flüchtlinge haben keine Lobby“ „Fremde.Heimat.Kirche“ lautet der Titel der diesjährigen MissioKampagne. Mit innovativen Aktionen sollen Christen zur Solidarität mit Flüchtlingen ermutigt werden.

der Flucht über interaktive Bildschirme, Hörbeispiele und Ausstellungsobjekte lebensnah mitverfolgen.

Kreativ-Wettbewerb Jugendliche von 12 bis 20 Jahren können sich bis zum Teilnahmeschluss

Über 50 Millionen Menschen waren 2013 laut Bericht der Vereinten Nationen auf der Flucht – fast die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Die damit einhergehenden oft unfassbaren Nöte und der unermüdliche Einsatz der Kirche für diese Menschen werden oft nur am Rande oder gar nicht wahrgenommen. Das will die diesjährige MissioKampagne „Fremde.Heimat.Kirche“ ändern. Schließlich war „Jesus selbst Migrant“, wie der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, Monsignore Leo-M. Maasburg unter Verweis auf die Flucht der Heiligen Familie aus Ägypten unterstreicht.

Die Schau richtet sich an Schüler ab der achten Schulstufe und an Erwachsenengruppen. Bereits rund 1.500 Schülerinnen und Schüler in Linz, Wien, Salzburg und Kärnten haben den Truck bei seiner ersten Tour besucht – und waren nachhaltig beeindruckt. „Es ist erschütternd!“, meinte die 17-jährige Sabine. „Man weiß zwar, dass es nicht allen Menschen auf der Welt so gut geht wie uns hier, aber dass es so tragisch ist, wusste ich nicht. Da denke ich mir: Ach, könnte ich jemandem von dort nur ein Stück von meinem Wohlstand schenken.“ Betroffenheit auch bei Raphael aus Linz: „Es muss furchtbar sein, wenn man auf der Flucht ist. Durch dieses Erlebnis kann ich mich ein wenig besser in die Betroffenen hineinversetzen.“

Bewegende Schicksale Ein wesentlicher Bestandteil der Kampagne ist der „Flüchtlings-Truck“: ein multimediales Bildungsmedium auf Rädern, das noch bis zum 19. Oktober durch Österreich tourt. Am Beispiel von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Ostkongo können die Besucher die verschiedenen Stationen von Menschen auf

Mit solchen Initiativen will Missio das Augenmerk auf das persönliche Schicksal der Flüchtlinge lenken und Christen dazu ermutigen, Flüchtlinge nicht nur als politisches Problem zu sehen. Flüchtlinge erleben mehrere Traumata: Sie müssen ihre Heimat, ihre Familie und Freunde verlassen, werden in komplizierten Asylverfahren verhört und er-

Mit Initiativen wie dem Flüchtlingstruck möchte Missio auf das bewegende Schicksal von Flüchtlingen hinweisen.

am 31. Oktober 2014 künstlerisch unter anderem mit folgenden Fragen befassen: Wer ist ein Fremder und was ist Heimat? Was kann die Kirche, was kann ich für Flüchtlinge tun? Ende des Jahres werden die besten Werke bei einer Preisverleihung ausgezeichnet.

leben, dass ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel gezogen wird. „Flüchtlinge haben keine Lobby“, bringt Maasburg das Problem auf den Punkt. „Diese Lobby können wir Christen sein, denn die Menschheit ist eine Familie. Weil Gott unser Vater ist, sind wir alle Geschwister.“ Beistand für Flüchtlingskinder Die Kirche ist für Menschen auf der Flucht in vielen Flüchtlingslagern präsent. Einige Projekte werden auch von Missio unterstützt. So hilft etwa ein Projekt im Flüchtlingscamp von Kigeme in Ruanda den mehr als 9.000 dort lebenden Kindern und Jugendlichen, die vor den anhaltenden Konflikten aus dem angrenzenden Kongo geflohen sind. Pater Pascal, der das Projekt für die Jugendlichen startete, berichtet: „Ohne Betreuung werden die Kinder anfällig für Drogen und sexuellen Missbrauch. Sie werden zu Vagabunden.“ Kinder können sich oft nicht wehren, wenn sie von Erwachsenen ausgebeutet und in ihrer Würde angegriffen werden. Daher möchte die Kirche vor allem den traumatisierten und in ihrer Seele tief verletzten Flüchtlingskindern beistehen. Eugen Waldstein

http://missio.at/flucht Mag. Eugen Waldstein ist Generalsekretär von Missio – Päpstliche Missionswerke in Österreich.


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Jahreskalender

Kunst als spirituelle Erfahrung Der Kommunikationswissenschaftler und Künstler Maximilian Gottschlich hat für das Canisiuswerk einen Jahreskalender gestaltet. Im miteinander-Gespräch erläutert er seine Intention und Vision eines spirituell reichen Lebens.

große Ganze erahnt, in allem Irdischen den göttlichen Funken wahrnimmt. Sie verstehen sich immer auch als Brückenbauer zwischen Christentum und Judentum. Welche Brücken möchten Sie diesbezüglich mit dem Wandkalender bauen? Ich möchte sowohl in meinen Texten als auch in meinen Bildern das christliche Bewusstsein für die jüdischen Wurzeln schärfen. Christen und Juden stehen in der Verantwortung eines gemeinsamen geistigen Erbes.

Der Kalendertitel heißt „Kunst der Balance“. Welche Balance ist damit gemeint? Unter „Kunst der Balance“ verstehe ich das möglichst schadlose Überleben in einer höchst widersprüchlichen und zerrissenen Welt. Wir brauchen dazu den weiten Horizont spirituellen Denkens. Spiritualität ist eine Haltung, die hinter dem Sichtbaren das

Das Wort Inspiration ist kunstschaffenden Menschen, aber auch kreativ tätigen Menschen wohlbekannt. Woraus schöpfen Sie Inspiration in Ihrem Kunstschaffen? Nicht selten entstehen meine Bilder in einer intellektuellen Auseinandersetzung mit verschiedenen Problemstellungen, zum Beispiel der Leidensproblematik, die mich zu meinen Hiob-Bildern führte. Dort, wo Worte an Grenzen stoßen, vermögen Farben und Formen neue Dimensionen zu eröffnen. Das ist faszinierend für mich.

Großen Eindruck üben auf mich seit jeher die abstrakte Bildsprache von Wassily Kandinsky und die expressiven biblischen Bildkompositionen von Marc Chagall aus. Die abstrakte Malerei ist für mich eine Möglichkeit, verborgene Dimensionen hinter der empirischen Oberfläche zum Ausdruck zu bringen. Ich versuche jedoch, für meine Themen eine eigene Bildsprache zu entwickeln. Inwiefern stellt Kunst für Sie eine Quelle von Spiritualität und einen Zugang zur Transzendenz dar? Intuition bedarf einer inneren Haltung des Offenseins. Ich selbst empfinde mich dann als Empfangender. In diesen Momenten ist Malen – genauso wie Schreiben – schöpferisches Hervorbringen neuer Wirklichkeiten. Darin wird der Schaffensprozess zur spirituellen Erfahrung und man hofft, dass etwas davon auf den Leser oder den Betrachter überspringt und etwas in ihm zum Schwingen bringt. Das Interview führte Elisabeth Grabner

Gibt es Vorbilder in Ihrem Zugang zur Kunst, sowohl was das Malen als auch was das Schreiben anbelangt?

Maximilian Gottschlich ist emeritierter

seit Jahrzehnten beschäftigt: Bedeutung

Universitätsprofessor für Kommunikations-

von Kommunikation für die menschliche

wissenschaft. Für das Jahr 2015 hat er

Existenz, Stagnation und Wandel, Religion

einen vom Canisiuswerk herausgegebe-

und Spiritualität, Versöhnung von Juden-

nen Jahreskalender mit eigenen Bildern

tum und Christentum. Der Kalender kann

Präsentiert wird der Kalender unter

und Gedankenimpulsen gestaltet. Die

zum Preis von 17,90 Euro pro Stück zzgl.

anderem im Rahmen einer Vernissage

Bildmotive spiegeln die großen Lebens-

Versandkosten beim Canisiuswerk bestellt

am 15. Jänner 2015, 19.00 Uhr, im

themen wider, mit denen sich Gottschlich

werden.

Quo vadis?, Stephansplatz 6, 1010 Wien.


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72 Stunden ohne Kompromiss

Wider die Wegwerfmentalität Auch heuer werden wieder rund 5.000 Jugendliche ab dem 15. Oktober österreichweit „72 Stunden ohne Kompromiss“ im Einsatz sein. „Lass Dich nicht pflanzen – setz Dich ein!“ Der Slogan trifft den Nerv der Zeit: Natur und Einsatz, Ökologie und Engagement. Unter diesem Motto werden im Oktober rund 5.000 Jugendliche in ganz Österreich im Rahmen der Jugendsozialaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ drei Tage lang sozialen, ökologischen oder handwerklichen Projekten nachgehen. Durchgeführt wird die Aktion von der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ) in Kooperation mit youngCaritas und Hitradio Ö3 seit 2002 alle zwei Jahre. Gestiegenes Umweltbewusstsein Mit dem diesjährigen Schwerpunkt Nachhaltigkeit greifen die Organisatoren dabei ein hochaktuelles und gerade auch die Jugend berührendes Thema auf, so Gregor Jakob, KJÖ-Referent für Entwicklungspolitik und 72h-Projektleiter: „Jugendliche interessieren sich zunehmend für faire Kleidung, vegane Ernährung oder ihren ökologischen Fußabdruck. Dieses Interesse folgt dabei keiner Modeerscheinung, sondern ist Ausdruck eines gestiegenen Bewusstseins für einen fairen Lebenswandel. Es knüpft nahtlos an das Prinzip der Schöpfungsverantwortung an, die ja genau das betont: bewussten Umgang mit Ressourcen, Bemühen um Langlebigkeit, Dankbarkeit für Rohstoffe. Wir möchten zu einem Umdenken animieren – weg von der Einweg- und Wegwerf-Mentalität.“ Kritischer Konsum ist für Jugendliche ein wichtiges Thema. Daher hat die KJÖ heuer etwa erstmals die Teilnehmershirts aus fairer Produktion bestellt. „Wir haben heuer Mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit greift „72 Stunden ohne Kompromiss“ heuer ein Thema auf, das für junge Menschen zunehmend von Bedeutung ist.

besonders viele Einreichungen bekommen, die im engeren Sinne mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit verknüpft sind, etwa Recycling oder Upcycling [durch Recycling werden aussortierte, sonst unbrauchbare Dinge aufgewertet und ggf. umgewidmet, Anm. d. Verf.]. So gibt es in der Steiermark ein Projekt in Kooperation mit der Abfallwirtschaft oder in der Erzdiözese Wien ein Upcycling-‚Bauerngolf‘ der Jugendstelle Jugend am Hof beim Biobauernhof der Familie Trenker“ (siehe miteinander-Ausgabe 09/14), so Jakob. Nachhaltiges Engagement Die Stärke der Aktion 72h liegt für die Veranstalter gerade in ihrer kurzen, überschaubaren Dauer: Jugendliche werden von der

Schule freigestellt und brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, wie sich ein langfristiges Engagement in ihren Alltag integrieren lässt. Stattdessen können sie unverbindlich ins freiwillige Arbeiten im Allgemeinen und in ein konkretes Thema im Besonderen hineinschnuppern. Dabei zeige sich in der konkreten Jugendarbeit, dass Jugendliche – unabhängig von ihrer Herkunft, ihren finanziellen Möglichkeiten oder ihrem Bildungsgrad – dieselben Bedürfnisse und Wünsche hätten nach Gleichheit, Gerechtigkeit, Verteilung. Das gelte ebenso für den überkonfessionellen Dialog, weshalb die Muslimische Jugend Österreich auch heuer wieder mitmache.

Die Jugendlichen leisten etwas und erfahren im Gegenzug ein großes Maß an Persönlichkeitsbildung. In den Gruppen lernen sie ihre Stärken und Schwächen kennen und leisten einen Beitrag für die Gesellschaft. Gregor Jakob


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Blickwinkel

Dass aus den 72 Stunden jedoch auch ein nachhaltiges Engagement erwachsen kann, zeigt das Beispiel des Oberösterreichers Matthias Kreuzriegler. Er hatte 2008 in seiner Heimat an einem 72h-Projekt teilgenommen, das ihn und seine Gruppe in das ehemalige NS-Konzentrationsnebenlager Ternberg führte, ein Außenkommando des Konzentrationslagers Mauthausen. Drei Tage lang entrümpelte er mit seiner Gruppe einen Kellerraum, in dem ein altes Bett und ein Telefon zum Vorschein kamen. Der Gedenkraum Ternberg, den sie daraus errichteten, existiert bis heute: Er befindet sich in Trägerschaft der Katholischen Jugend Oberösterreich, die dort jährlich eine Gedenkfeier veranstaltet. Langlebig ist auch das ehrenamtliche Engagement Kreuzrieglers: Seit 2013 ist er ehrenamtlicher Vorsitzender der KJÖ und fährt – durch das Projekt geprägt – jedes Jahr nach Mauthausen. Saskia Bellem

Mag. Saskia Bellem, Studien der Ethnologie und Nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und Schweden, ist als freie Journalistin und Übersetzerin tätig und war zuletzt Pressereferentin bei der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien.

Das Haar in der Suppe Ein Haar in der Suppe bedeutet, es ist sehr wenig Haar in sehr viel Suppe. Wir schreien aber so laut im Gelände herum, als sei fast nur Haar in fast keiner Suppe. Natürlich ist ein Haar in der Suppe keine glückliche Suppeneinlage. Man darf darüber mit Recht schlechte Laune bekommen. Ein Haar in der Suppe bedeutet aber keinesfalls, dass alle Suppe der Welt ungenießbar wäre. Wir sind eine aufgeregte, kribblige und geradezu kritikbesessene Spezies der Menschheit.

Die Aktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ findet vom 15. bis 18. Oktober 2014 zum siebten Mal statt. Jeder Gruppenleiter erhält einen 56 Seiten starken „Impulsleitfaden“, der unter anderem von KJ und Canisiuswerk gestaltet wurde. Zudem bekommt jeder Teilnehmer ein Kressepäckchen in das Startpaket, das an das heurige Motto „Lass Dich nicht pflanzen – setz Dich ein“ anknüpft.

www.72h.at facebook.com/72StundenAT

Man hat den Eindruck, wir wären nicht mehr an den guten, schmackhaften und sättigenden Suppen in Welt, Kirche und Familie interessiert, sondern nur noch auf das Haar fixiert, das natürlich auch mal in dieser Suppe schwimmen könnte. Wenn Gott die Menschheit nach dem Haar beurteilen würde, das wir auch in unsere leckersten Suppen hineinpraktizieren, hätte er unsere gesamte Menschheitssuppe bereits weggekippt.

Speise für die Welt Ich behaupte ja nicht, dass es keine unangenehmen und geschmacksverderbenden Haare in der Suppe der Kirche gibt. Ich weigere mich allerdings entschieden zu fordern, dass die suppenkochende Kirche abgeschafft werden müsse. Außerdem gehöre ich ja selbst zu denen, die am Haar in der Suppe schuld sind. Also muss ich natürlich die Suppe mit auslöffeln, die da serviert wird. Lasst uns mit aller Tapferkeit dazu Ja sagen, dass sich in der Suppe der Kirche unvermeidlich ein Haar findet. Lasst uns gelassen mit diesem Haar in der Suppe fertig werden. Aber lasst uns der Kirche nicht das Recht und die Aufgabe bestreiten, Speise für die Welt zu sein und Suppe für die Menschheit zu kochen. Vor allem: Kommen wir bitte nicht in die Versuchung, die Köche dieser Suppe wegen des Haares in der Suppe zu lynchen. Wenn kein Koch, dann keine Suppe. Wenn keine Kirche, dann keine Speise. Klaus Weyers


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Heilige Teresa von Ávila

Einfach nur beten Eine Gemeinschaft, deren Lebensweise für Verwunderung und Bewunderung sorgt: der Karmelorden.

Eine charismatische Gründergestalt wie den heiligen Benedikt oder Franz von Assisi sucht man bei den Karmeliten zunächst vergeblich. Die Ursprünge dieses Ordens liegen im 12. Jahrhundert in einer Gemeinschaft von Einsiedlern, die am Berg Karmel lebten. Mit der Umsiedlung vom namensgebenden Ort in Israel nach Europa änderte sich die Ausrichtung: Die zurückgezogene Eremitengemeinschaft wurden zum Bettelorden, Studium und Seelsorge kamen neu hinzu, man entfernte sich vom anfänglichen Ideal. Zurück zu den Quellen In der Folge breitete sich der Orden in Europa aus und durch mehrere Reformen suchte man erneut eine Annäherung an die Gründungsidee. Von Erfolg gekrönt war jedoch erst jene Initiative, die auf die spanische Karmelitin Teresa von Ávila zurückging. Gemeinsam mit dem Karmeliten Johannes vom Kreuz versuchte sie, ihre Gemeinschaft in dem Geist zu erneuern, der die ersten Eremiten auf dem Karmel geprägt hatte.

Diese einschneidende Reform sollte die kontemplative Ausrichtung, die Konzentration auf Gott, in der Gemeinschaft wieder erneuern. Es kam zur Spaltung und aus dem alten Orden ging ein neuer hervor: die sogenannten Unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen. Der neue Zweig, der nach seiner Begründerin auch Teresianischer Karmel heißt, zeichnete sich jedoch nicht durch schwere Bußübungen oder Rigorismus aus. Stattdessen standen die Besinnung auf das Anfangsideal und auf die Liebe Gottes im Zentrum. Es entstanden Frauen- und Männerklöster in der ganzen Welt. Für-Bitte In Österreich ist der Orden mit 15 Klöstern vertreten. Auch im geschichtsträchtigen Mayerling befindet sich eine Niederlassung. Im dortigen ehemaligen Jagdschloss des Kronprinzen Rudolph leben seit über 120 Jahren Ordensfrauen des Teresianischen Karmels. Nach der „Tragödie von Mayerling“ im Jahr 1889, bei der der Kronprinz gemeinsam mit der 17-jährigen Mary Vetsera den Tod fand, ließ Kaiser Franz Joseph I. das Schloss in der Nähe der Zisterzienser von Heiligenkreuz in ein Karmelitinnenkloster umbauen. Noch im selben Jahr zogen Schwestern aus Wien ein.

Der Orden zählt heute über 4.000 Karmeliten und 11.600 Karmelitinnen in über 1.300 Niederlassungen. Teresa von

Stand in den Anfangsjahren das Gebet für den verstorbenen Kronprinzen im Zentrum, so hat sich der Auftrag des stellvertretenden Gebets grundsätzlich nicht geändert, wenn die Schwestern heute auch für alle beten, die sich mit einem Gebetsanliegen – telefonisch, persönlich oder via E-Mail – an sie wenden, erzählt Sr. Maria Regina, Priorin in Mayerling. Auch wenn sich das Kloster auf historischem Boden befindet, unterscheidet es sich im Wesentlichen nicht von einem anderen Karmel: „Das Leben in der Gegenwart des Herrn in Stille“, so charakterisiert Sr. Maria Regina das Charisma des Ordens: „Andere Gemeinschaften pflegen ein besonders schönes Chorgebet oder wirken missionarisch, in der Pflege oder Erziehung. Im Karmel steht das Verweilen vor dem Herrn, das betrachtende Gebet zwei Stunden am Tag, im Zentrum. So pflegen wir, wie es auch für Teresa von Ávila typisch war, die Freundschaft mit dem Herrn.“

Ávila wurde 1614 selig- und 1622 heiliggesprochen, ihren Gedenktag begeht die Kirche am 15. Oktober. Ihr Geburtstag jährt sich im März 2015 zum 500. Mal. Neben zahlreichen Veranstaltungen aus diesem Anlass ist auch ein Kalender zum Preis von 3 Euro/Stück über das

Das Gebet hat im zurückgezogenen Leben der Karmelitinnen Vorrang, ist aber nicht das Einzige, was die Ordensfrauen tun: Sie arbeiten in der Sakristei genauso wie in der Küche, „beschaulich, aber nicht langsam“, wie die Oberin mit einem Lächeln betont.

Karmelitinnenkloster Maria Jeutendorf (maria_jeutendorf@karmel.at oder Tel: 02784/2733) erhältlich.

www.karmel.at

Herausforderung Man könnte den Lebensstil wohl als unangepasst bezeichnen, wenn sich Menschen in einer Zeit, die immer lauter, schneller und


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Allerseelen

Duell auf Leben und Tod Allerseelen ist für viele Menschen mit einem Besuch auf dem Friedhof und bei den Gräbern ihrer Angehörigen verbunden. Dabei steht Allerseelen nicht im Zeichen des Todes, sondern im Licht österlicher Hoffnung.

Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt, was da steht, das wird fallen. Der Herr gibt und nimmt.

Das Leben als Karmelitin in Stille und Zurückgezogenheit fordert heraus. Dennoch zieht dieser Lebensstil auch Frauen an.

produktiver zu werden scheint, in ein Kloster zurückziehen, um einfach nur zu beten. Und dennoch − oder gerade deswegen − finden sich immer wieder junge Frauen, die den herausfordernden Weg wählen. Werbung für ein Leben im Karmel würden vor allem die Heiligen machen, die dieser Orden hervorgebracht hat, ist Schwester Maria Regina überzeugt. Zu ihnen zählen neben der Heiligen Teresa und Johannes vom Kreuz auch Thérèse von Lisieux im 19. Jahrhundert und Edith Stein, die als Märtyrerin 1942 starb. Auch die jetzige Priorin von Mayerling dachte zuerst, dass der Karmel „eine Nummer zu hoch“ für sie sei. Sie wagte dann aber doch den Schritt und ist nun seit 27 Jahren im Kloster. Das Leben als Karmelitin in Stille und Zurückgezogenheit fordert heraus und doch zieht es junge Frauen an. „Der Karmel ist nie unmodern geworden, weil Gebet nie aus der Mode kommt“, erklärt Schwester Maria Regina, die gerade auch in der Radikalität des Lebensstils eine besondere Attraktivität erkennt. Da überrascht es nicht, wenn neun Schwestern mit ihr in Mayerling „ein Leben führen, das ausschließlich Gott zum Ziel hat“. Daniel Podertschnig

Wir gehören für immer dem Herrn, der uns liebt, was auch soll uns geschehen? Er nimmt und er gibt. Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt, was da fällt, soll erstehen. Er gibt, wenn er nimmt. Lothar Zenetti, 1970

Wenn alles gut läuft, denken wir nicht, dass es auch anders sein könnte. Wir stehen in der Früh auf, gehen zur Schule oder zur Arbeit, treffen Freunde, feiern Feste, kaufen ein, schreiben E-Mails ... Plötzlich können tägliche Abläufe, ja der Lauf des Lebens selbst, aus der Selbstverständlichkeit gerissen werden: Eine schwere Krankheit, ein Unfall, eine Naturkatastrophe, der Tod eines lieben Menschen oder das Zerbrechen einer Beziehung – solche und andere Ereignisse stellen das Leben auf den

Kopf: Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt. Mitten ins Leben bricht der Tod ein und macht dem Leben zu schaffen. Im Duell zwischen Leben und Tod bleibt dieser Erfahrung nach die Großmacht des Todes der Sieger. Es scheint, als habe nicht das Leben, sondern der Tod das letzte Wort. Ostern dreht die Blickrichtung um: „Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt.“ Es gibt einen, der sich in seinem Sterben mit dem Tod angelegt und tatsächlich gewonnen hat. Der Sieger, der den Lauf des Lebens zum Ziel gebracht hat, bestimmt uns trotz des Todes zum Leben. Seit der Auferstehung Jesu von den Toten ist diese Richtung unumkehrbar. Nun hat für immer das Leben das letzte Wort. Allerseelen steht in dieser österlichen Blickrichtung: Die Verbundenheit mit den Verstorbenen macht uns die eigene Sterblichkeit bewusst. Der Besuch auf dem Friedhof konfrontiert uns mit der Großmacht des Todes, die scheinbar Sieger bleibt. Ein Grab ist leer, es schenkt uns die Gewissheit: „Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt. ER gibt, wenn er nimmt.“ Richard Tatzreiter


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Berufung im Zentrum

Kreuzungspunkt Pilgern Von Beginn an will das Quo vadis? auch Anlaufstelle für Pilger sein. Ein Netzwerktreffen von Pilgerverantwortlichen sollte nun helfen, die Angebote für Pilger besser zu koordinieren. Über persönliche Wegerfahrungen, Pilgertraditionen und spezielle Angebote sprach miteinander mit Quo vadis?-Leiter Peter Bohynik. Inwiefern ergibt sich für das Berufungs- und Begegnungszentrum Quo vadis? ein Konnex zum Thema Pilgern? Es war von Anfang an in der Konzeption vorgesehen, dass Pilgerservice Teil des Quo vadis?-Angebots sein solle. Quo vadis? – Wohin gehst du? – ist nicht nur eine existenzielle Frage, die sich viele in der Gesellschaft stellen, sondern spirituelle Suche ereignet sich auch im Gehen. Pilgern ist heute eine Bewegung, die verstärkt Menschen anspricht, die sich von der Kirche distanzieren, die aber die Pilgererfahrung neu mit ihrem Glauben in Berührung bringt. Es ist eine Bewegung, der wir im Quo vadis? Rechnung tragen wollen. Wie kann dieser Wunsch konkretisiert werden? Wir haben im Juni ein Vernetzungstreffen mit vier verschiedenen Pilgereinrichtungen durchgeführt. Unsere Kooperationspartner sind das Netzwerk „Pilgern in Österreich“, die Pilgerpastoral der Erzdiözese Wien, der „Jakobsweg Weinviertel“ und das ökumenische Pilgerzentrum.

Alltag auf Distanz zu gehen. Pilgern ist eine Möglichkeit, durch das Gehen immer mehr zu sich selbst zu finden. Um mit wenig auszukommen, ist man auf sich selbst zurückgeworfen. Und man ist offen für Begegnungen, für die man auf den alltäglichen Wegen zwischen Büro und Familie blind ist. Darin liegt der eigentliche Mehrwert des Pilgerns. Das Unterwegssein hat doch eine lange biblische Tradition? Ja, einerseits spielen die großen Wallfahrtsfeste, die die Menschen zusammengeführt haben, eine wichtige Rolle. Andererseits wissen wir vom Unterwegssein des Volkes Israel, von seiner 40 Jahre dauernden Wüstenwanderung. Gewandelt konnte das Volk Israel das Gelobte Land betreten. Insofern ist diese Wüstenwanderung mit heutigen Pilgererfahrungen vergleichbar, auch wenn man zumeist kürzer unterwegs ist. Indem

Termine

In welchem Verhältnis stehen Ziel und Weg zueinander? Das Ziel muss man stets vor Augen haben: Das Gelobte Land war für das Volk Israel die Vision, die sie 40 Jahre motiviert hat, auf der Suche zu bleiben. Das Ziel – ob Rom, Assisi, Santiago – ist ein wesentlicher Faktor. Was bietet Quo vadis? Pilgern an? Quo vadis? will Begegnungszentrum sein: eine Einladung an Pilger zum Verweilen, zum Gespräch und zum Austausch. Wir bieten Informationen rund um das Thema, etwa Literatur, Pilgerkarten und -pässe, und vermitteln Pilgerherbergen. Ab Herbst ist ein monatlicher Pilgertag geplant: mit einem gestalteten Atemgebet, mit Pilgersegen, einer Austauschplattform und einem abendlichen Vortrag. Über unsere Kooperationspartner bieten wir außerdem geführte Pilgerwanderungen und -fahrten an. Das Interview führte Maria Fibich

unter office@quovadis.or.at Kosten: € 49,00/Person

Literatur trifft Kaffee Haben Sie persönlich Pilgererfahrung? Ja, ich bin mehrmals nach Mariazell gegangen und habe erlebt, wie befreiend es ist, zum

man sich auf den Weg macht, wird man verändert: durch den Weg, das Gehen, die Erfahrungen. Man kommt als „anderer“ Mensch ans Ziel.

14. November 2014, 13.30 –16.30 Uhr

Mit Renate Welsh 9. Oktober 2014, 17.00 –19.00 Uhr

Heller als Licht – Gedichte unterwegs zu Gott

Schwanengesang

Lesung: Andreas Knapp,

Musik- und Impulsabend

Klavier: Joanna Jimin Lee

Der letzte Liederzyklus von F. Schubert

24. November 2014, 19.00 Uhr

zum Thema „Leben bis zuletzt“ Gesang: Rafael Fingerlos, Klavier: Joanna

Ausstellung „WOHIN“

Jimin Lee MC, Impuls: Karin Weiler (CS)

Mit Bildern von Claudia Henzler

4. November 2014, 19.00 Uhr

bis zum 19. Dezember 2014

„Spiritualität durch die Linse“

Details zu den Veranstaltungen sowie

Fotoworkshop mit Claudia Henzler

weitere Termine finden Sie unter

Anmeldefrist bis 31. Oktober 2014

www.quovadis.or.at


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Aus der Erzdiözese Salzburg

Räume der Begegnung schaffen Informationsveranstaltungen über kirchliche Berufe sind gut, ersetzen aber nicht die persönliche Begegnung. „Es gibt nichts Ansteckenderes als ein entschlossenes und von Überzeugung geprägtes Leben.“ Dieses Zitat des französischen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin kann als Leitmotiv gelingender Berufungspastoral verstanden werden. Denn es deckt sich nicht zuletzt mit den Erfahrungen aus unserer täglichen Arbeit mit Jugendlichen in der Erzdiözese Salzburg – Berufung steht und fällt mit der persönlichen „face-to-face“-Begegnung. Unsere Aufgabe ist es schließlich, Räume für diese Begegnungen zu schaffen und damit so manche „Aha-Erlebnisse“ bei Gesprächen zwischen Jugendlichen, Ordensleuten und Priestern zu ermöglichen.

entkräftet werden und unerwartet positive Aspekte im Blick auf Kirche und Ordensleben zum Vorschein treten. So meinte etwa ein 17-jähriger Jugendlicher beim heurigen Salzburger „TheoTag“: „Ich habe immer gedacht, dass man ins Kloster geht, wenn man vom Leben enttäuscht wurde.“

Um bei jungen Menschen das Interesse für Berufung zu wecken, braucht es persönliche Kontakte.

Freundschaften und Freizeit in geistlichen Berufen – Fragen, die Menschen in kirchlichen Berufen zugleich herausfordern, über ihr eigenes Selbstverständnis immer wieder neu nachzudenken und sich der eigenen Berufung bewusster zu werden.

Die Begegnungen und Gespräche, beispielsweise mit einem Priester, einem Ehepaar und einer Ordensfrau, zeigten ihm wie auch vielen weiteren jugendlichen Besuchern hingegen: Auch wenn die Lebensweisen sehr unterschiedlich sind, gibt es etwas, das sie miteinander verbindet – nämlich die tief greifende Erfahrung einer Berufung und das Abenteuer einer Entscheidung, dem je eigenen Ruf zu folgen. Sr. Ulrike Weiss FMA

www.kirchen.net/berufungen Klischees durchbrechen Konkrete Begegnungen ergeben sich etwa durch das schulpastorale Projekt „In den Fußstapfen Jesu“, bei dem sich Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter rund um den diesjährigen Weltgebetstag für geistliche Berufe den Fragen der Jugendlichen in den Schulen stellten. Die Schulklassen hatten auch die Möglichkeit, eine Ordensgemeinschaft zu besuchen und kennenzulernen. So wurden zum Beispiel die Barmherzigen Schwestern in Schwarzach gleich von zwei Klassen der Mittelschule besucht, die sich somit einen Eindruck vom Alltag und der Spiritualität der Gemeinschaft verschaffen konnten.

Abenteuer Entscheidung Zu einem Abenteuer kann die Frage der persönlichen Berufung werden, wenn Klischees

Termine

Der Lebensberufung auf der Spur Angebot für junge Erwachsene

Besinnungs- und Reflexionstag für Ansprechpersonen der Berufungspastoral

Im Hören auf Gott, aufeinander und auf uns selbst wollen wir ein Jahr lang gemeinsam unterwegs sein

Mit Erzbischof Franz Lackner

Ort: Priesterseminar,

Ort: Bildungszentrum Borromäum

Dreifaltigkeitsgasse 14, 5020 Salzburg

Anmeldung bis 6. Oktober 2014 11. Oktober 2014, 9.30 –16.00 Uhr

Begleitung: Christian Hödlmoser (Priester), Sr. Ulrike Weiss FMA Schnupperabend am 22. Oktober 2014

Das Feuer neu entfachen Klischees konnten unter anderem im Rahmen des Workshops „Faszination Priesterund Ordensberuf“ bei einer „Spirinight“ der Katholischen Jugend in Salzburg durchbrochen werden. Interessiert zeigten sich die Jugendlichen nicht zuletzt bei Fragen des mit den Berufsbildern verbundenen Lebensstils: Darf ein Priester ein großes Auto fahren? Dürfen Nonnen ausgehen? Offen diskutiert wurden auch Fragen nach der Pflege von

Don Bosco-Schwester Ulrike Weiss ist Mitarbeiterin im Referat Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg.

Einkehrtag am 13. Dezember 2014

Zündende Impulse für einen 8-teiliger Glaubenskurs

Priester werden ... Ein Weg? Mein Weg?

(10/2014 bis 02/2015)

Orientierungstag für Interessenten

lebendigen Glauben

Ort: Pfarrzentrum Parsch,

am Priesterberuf

Geißmayerstraße 6, 5020 Salzburg

Ort: Priesterseminar,

Leitung: Irene Blaschke &

Dreifaltigkeitsgasse 14, 5020 Salzburg

Pfarrteam Salzburg Parsch Schnupperabend: 14. Oktober 2014

8. November 2014, 17. Jänner 2015, 9.00 –16.00 Uhr


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Für Sie gelesen

Du sollst nicht sterben!

Leserbriefe Lesegenuss Herzlichen Dank für die neue miteinander-Ausgabe, besonders für das Thema „Schöpfungsverantwortung“. Jede Seite ist ein Lesegenuss! Kompliment auch für die Auswahl der Fotos. Veronika Pernsteiner, M.A. stv. Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Linz

Militär Als regelmäßiger Bezieher und Leser Ihrer an sich sehr geschätzten Zeitschrift kann ich mich nur wundern über die Absichten des Versöhnungsbundes, das ohnehin kaum mehr existente Bundesheer abzuschaffen. Welch eine Realitätsverweigerung gerade jetzt, wo uns täglich vor Augen geführt wird, was es bedeutet, wenn ein Land kein

Nachspüren kann man diesem Ringen in dem 20 Jahre nach seinem Tod erschienenen „Buch gegen den Tod“. Zeitlebens wollte Canetti dieses Buch schreiben, das eine Sammlung aphoristischer Texte enthält, die sich – die Erfahrung der nationalsozialistischen Gräuel im Hintergrund – allesamt dem Thema Tod auf unterschiedlichste Weise annähern. In Skizzen und Aphorismen sucht Canetti ausdrücklich die Ausei-

@ oder nur ein sehr schwaches Militär hat. Mit einer ordentlichen Armee hätte die Ukraine die Krim wahrscheinlich nicht verloren und eine sich auflösende Armee im Irak destabilisiert eine ganze Region gegen eine terroristische ISIS. Dabei gehören die Christen zu jenen, die schutzlos am meisten zu leiden haben. Das kann Ihnen doch nicht egal sein. Ist es wirklich notwendig, die alten „Zitate“ herauszuholen wie: „Stell Dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin, dann kommt der Krieg zu Dir“ (so das vollständige Zitat des Dichters Bert Brecht)? Aber ich verüble es Ihnen nicht wirklich, dass Sie dem Versöhnungsbund eine Plattform geboten haben. Er meint es ja sicher gut.

nandersetzung mit Gott, dem er vorhält, tatenlos zuzusehen, „wie ein Mensch dem andern wegstirbt“; ja, Gott selbst wird auf die Anklagebank gesetzt: „Die Auferstandenen klagen plötzlich in allen Sprachen Gott an: das wahre Jüngste Gericht.“ Das ist keinesfalls blasphemisch gemeint, sondern Ausdruck der Tiefe der Erschütterung. In diesem Sinne formuliert Canetti etwa auch: „Du sollst nicht sterben (das Erste Gebot).“ Das „Buch gegen den Tod“ ist wahrlich keine „leichte Kost“, es lässt sich nicht einfach kon-

sumieren. Wer sich jedoch darauf einlässt, dem eröffnet Canettis Kampf gegen den Tod gleichsam eine neue Dimension des Lebens. Henning Klingen

Elias Canetti, Das Buch gegen den Tod, Hanser-Verlag, 352 Seiten, € 25,60 (ISBN 978-3-44624-467-2)

CHRIST IN DER GEGENWART Wochenzeitschrift für religiöses Leben, moderne Spiritualität, Gesellschaft und Kultur

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Macht und

Ohnmacht Christi

Manfred Wagner Berufsoffizier im Ruhestand, Wien

Lob, Kritik, Vorschläge? Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie an redaktion@canisius.at oder Canisiuswerk, Redaktion miteinander, Stephansplatz 6, 1010 Wien. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.

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Dem großen Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti zufolge gehört es zu den größten Anstrengungen des Menschen, „sich nicht an den Tod zu gewöhnen“. Der 1994 in Zürich verstorbene Autor schrieb daher zeitlebens gegen den Tod in all seinen Facetten an. Leben, das war für Canetti ein einziger langer Protest gegen die Sterblichkeit – vom ersten bis zum letzten Atemzug.


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Caritas-Aufbau in Mexiko

Die Mission des Padre Martin Gemeinsam mit der Caritas kümmert sich der niederösterreichische Priester und RomeroPreisträger Martin Römer um die Ärmsten der Armen in Mexiko. „An die Ränder gehen“: Als Papst Franziskus die Kirche auf diesen Weg der Solidarität und Compassion eingeschworen hat, mag er vielleicht Martin Römer vor Augen gehabt haben. Seit 2003 ist der Waldviertler Priester im Kampf gegen Armut und Elend in Mexiko engagiert – unterstützt unter anderem von der niederösterreichischen Pfarre St. Valentin. Bekannt wurde Römer als „Priester der Müllmenschen“. Gemeinsam mit den Ärmsten feierte er Gottesdienste inmitten von Müllbergen und half, wo er konnte. „Mittlerweile ist der Müllberg weg, vielfach sind die Verhältnisse dennoch bedrückend“, berichtet er jüngst bei einem Österreichbesuch. Für Pfarrer Martin Römer gehört gelebte tätige Nächstenliebe untrennbar zum kirchlichen Leben.

Österreich hilft Mexiko Derzeit kümmert sich der in der Diözese St. Pölten inkardinierte Priester um den Aufbau der Caritas in seinem Vikariat im Süden von Mexiko-Stadt. Unterstützung bekommt er dabei aus Österreich: Einzelpersonen, aber auch seine niederösterreichische Heimatpfarre helfen ihm nach Kräften – die Caritas der Diözese St. Pölten finanziert zwei Sozialarbeiterinnen. Gleichzeitig wirkt Römer als Pfarrer für 20.000 Katholiken, sonntags zelebriert der 47-Jährige fünf Gottesdienste in fünf verschiedenen Filialkapellen. Das Erstarken der Pfingst- und Freikirchen bemerke er zwar auch, aber die Menschen würden sich derart mit der Jungfrau von Guadalupe identifizieren, dass sie vielfach als „Mutter der Mexikaner“ bezeichnet wird. „Und ihre Mutter würden die Mexikaner nicht verleugnen“, so Römer. Prävention und Aufklärung In seiner Pfarre leben Menschen aller sozialen Schichten. Im Zentrum des pfarrlichen Lebens stünden jedoch die Ärmsten, so Römer. Daneben gebe es freilich die Mittelschicht und die Reichen, die sich jedoch nach Möglichkeit abschotten. Der Zuzug aus ländlichen Regionen sei weiterhin stark – befeuert durch die Hoffnung auf Arbeit und bessere Lebensumstände. Auch Flüchtlinge aus dem Süden des Landes und Zentralamerika landen immer wieder bei ihm. Padre Martin, wie ihn die Menschen nennen, freut sich zwar, dass es soziale Verbesserungen gibt, etwa die Einführung einer Mindestpension oder Sozialprogramme für Familien. Gleichzeitig sei das im Vergleich zu Mittelamerika geringe Wirtschaftswachstum jedoch ein Problem. Sorgen machten dem Priester außerdem steigende Suizid-Raten unter Jugendlichen: „Erst vor Kurzem hatte ich das Begräbnis eines 15-jährigen Mädchens, von dem man mir berichtete, dass es gemobbt wurde.“

Mexiko ist für Pfarrer Römer eine zweite Heimat geworden, in der er sich im Kampf gegen Elend und Armut engagiert.

Eine Pfarrcaritas für alle Viel hat er mit der Caritas bereits bewirkt: Soziale Einrichtungen werden errichtet, die Caritas vernetzt sich mit anderen staatlichen Institutionen und Gesundheitskampagnen werden durchgeführt, die sich auch Bedürftige leisten können. Im vergangenen Jahr konnte die Caritas viele Opfer eines großen Sturms versorgen, einmal im Monat wird ein Caritas-Sonntag durchgeführt, an dem Lebensmittelpakete an die ärmeren Pfarrmitglieder verteilt werden. Aber Römer will mehr: Sein Ziel ist es, die Pfarrcaritas zu einem flächendeckenden Netz zu entwickeln und den Gedanken in die Breite zu tragen, dass die Diakonie als gelebte, tätige Nächstenliebe untrennbar zum kirchlichen Leben gehört. Wäre das alles nicht schon genug, engagiert sich der Romero-Preisträger 2012 für die Emmaus-Gemeinschaft, die hilflosen Menschen ohne Familienanschluss im Großraum Mexiko-Stadt einen Neustart ermöglicht. Hier gibt es auch Unterstützung aus Niederösterreich: Die Fastenaktion der Diözese St. Pölten hilft Martin Römer bei der Verwirklichung seiner vielen Pläne. Wolfgang Zarl

http://comunidademaus.jimdo.com/


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Sterbehilfe

Das Leben – eine Kosten-NutzenDie Diskussionen über aktive Sterbehilfe und das „Recht auf den eigenen Tod“ haben längst auch Österreich erreicht. Dabei zeigt sich, dass die Schrittlänge von der Tötung auf Verlangen zur Tötung ohne Verlangen kurz ist. Ein Zwischenruf von Ingeborg Schödl.

Genau zu dem Zeitpunkt, als die divergierenden Ansichten zwischen Strafrechtsexperten, Politikern und Medizinern über eine Verankerung des Verbots der aktiven Sterbehilfe in der österreichischen Verfassung medial aufeinanderprallten, strahlte der ORF gleich drei Filme („Amour“, „Die Auslöschung“ und „Anfang 80“) zu diesem Thema aus. In allen drei Produktionen ging es um die Tötung eines todkranken Menschen durch seinen Lebenspartner. Die gefühlvoll verpackte mediale Botschaft war: Nur grenzenlose Liebe bestimmte diesen Schritt.

Nicht absehbare Folgen In der Schweiz bietet der Verein „Exit“ seit Jahren ganz legal aktive Sterbehilfe an, die auch von todkranken Menschen aus dem Ausland in Anspruch genommen wird. Infolge der boomenden Nachfrage plant der Verein, seine Statuten zu ändern und begleitende Sterbehilfe auch „lebenssatten“ Menschen anzubieten.

Die Diskussion über „das Recht auf den eigenen Tod“ brach in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts auf. Anlass war die Aufhebung des Verbots der aktiven Sterbehilfe sowohl in drei US-Bundesstaaten als auch in Australien, aber ebenso in Europa, nämlich in Holland, Belgien und Luxemburg. In Deutschland, in der Schweiz und in Schweden blieb zwar die aktive Sterbehilfe verboten, aber unter etwas schwammigen Formulierungen (unter anderem keine selbstsüchtigen Grün-

Weltweit als erstes Land hat Belgien im März 2014 die Altersgrenze für die Inanspruchnahme aktiver Sterbehilfe aufgehoben. Diese kann nun auch von Minderjährigen in Anspruch genommen werden. Voraussetzung dafür sind zwei ärztliche Gutachten, der Rat eines Jugendpsychologen und die Einwilligung der Eltern. Trotz heftiger Proteste aus der Bevölkerung, vor allem von den Kirchen, wurde das Gesetz verabschiedet und von König Albert II. unter-

Jeder Mensch hat ein Recht auf würdevolle und liebevolle Begleitung auf seinem letzten Weg.

de der Helfer, kein Nahverhältnis) wurde die Beihilfe zur Selbsttötung todkranker Menschen legalisiert.

schrieben. Er zeigte nicht den Mut seines Onkels, König Baudoin, welcher 1990 kurzfristig vom Parlament für regierungsunfähig erklärt wurde, als er dem Gesetz zur Legalisierung der Abtreibung seine Unterschrift verweigerte. Welche Kreise die Forderung nach aktiver Sterbehilfe bereits zieht, beweist die vor dem Sommer 2014 im britischen Oberhaus erfolgte Einreichung einer diesbezüglichen Gesetzesvorlage, mit der sich sogar der ehemalige anglikanische Erzbischof von Canterbury, George Carey, öffentlich solidarisierte. Reduziert auf Nützlichkeit Mit der gleichen Vehemenz, mit der vor mehr als 40 Jahren die Abtreibungsdebatte geführt wurde, wird heute die Frage der aktiven Sterbehilfe diskutiert. Damals ging es darum, was „schon“ Leben ist, heute geht es darum, was „noch“ Leben ist. Für Zündstoff in der Abtreibungsfrage sorgte die vom australischen Wissenschaftler Peter Singer vertretene Utilitarismus-Theorie: Nützlichkeit bestimmt das sittliche Verhalten. Eltern behinderter Kinder dürfen der Gesellschaft nicht die für die medizinische und soziale Betreuung erforderlichen Kosten aufladen. Die Tötung dieser Kinder durch Abtreibung oder bei der Geburt sei daher moralisch gerechtfertigt. Unterschwellig steht der Begriff „Nützlichkeit“ auch heute bei der geforderten Legalisierung der aktiven Sterbehilfe im Raum. Was nützt ein gebrechlicher, rund um die Uhr auf Pflege angewiesener, ein schwerstbehinderter oder im Koma liegender Mensch noch der Gesellschaft? Werden mit dem dafür notwendigen Betreuungsaufwand dem ohnehin schon infolge der steigenden Lebenserwartung am Limit angelangten Gesundheitsbudget nicht noch zusätzliche Kosten aufgeladen? Damit kommen heute auch die „ökonomischen“ Gründe mit ins Spiel.


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Rechnung? Die Schmerzen lindern Selbstbestimmung, Mitleid, nicht mehr das Leid mit ansehen zu können, sondern Erlösung davon anbieten zu wollen – das sind meist nur die vorgeschobenen Argumente, die auf subtile Weise (auch durch eingangs zitierte Filme) den Menschen als „hehre“ Beweggründe für eine aktive Sterbehilfe suggeriert werden.

Andreas Heller (Institut für Palliative Care und Organisations-Ethik, Wien) formuliert, „eine Kultur des Sterbens im Krankenhaus zu schaffen, von der Aufnahme bis zur Aufbahrung“. Raum für Sterben und Tod sollte auch eine hochtechnisierte Medizin zulassen können. Nicht die Auslotung des noch medizinisch Machbaren darf im Vordergrund stehen, sondern die Akzeptanz der Würde des Menschen auf seinem letzten Weg. Ein Wort des ehemaligen Erzbischofs von Wien, Kardinal Franz König, bringt es auf den Punkt: „Eine Uhr, die einmal abgelaufen ist, sollte man nicht immer wieder aufziehen.“ Politischer Sprengstoff Für Politiker und Experten ist es bereits „Fünf vor Zwölf“, um gezielte Maßnahmen im Bereich eines flächendeckenden Hospizund Palliativangebots zu setzen. Der dringend notwendige Ausbau sollte aber nicht, wie so oft, an der Kostenfrage scheitern. Für Sparmaßnahmen bieten sich andere, kaum effiziente, aber dafür umso kostenintensivere Bereiche im Gesundheitswesen an.

Experten werfen dann noch den immer gut ankommenden Begriff von der Mündigkeit des Bürgers in die Diskussion – wie etwa der stellvertretende Vorsitzende der Bioethikkommission, der Philosoph Peter Kampits: Das Verbot eines selbstbestimmten Sterbens ist eine Entmündigung des Bürgers (Die Presse, 2. August 2014). Eine sich als human bezeichnende Gesellschaft sollte es daher dem Einzelnen überlassen, wann und wie er sterben will. Hospizwesen und Palliativmedizin, so Kampits, sind keine Alternativen zu einem selbstbestimmten Sterben.

Bei den politischen Entscheidungsträgern scheint es auch noch nicht angekommen zu sein, welchen Sprengstoff das vehement geforderte „Recht auf einen selbstbestimmten Tod“ in sich birgt. Die Schrittlänge von der Tötung auf Verlangen zur Tötung ohne Verlangen, zum „Gnadentod“ aus angeblichem Mitleid, ist nämlich kurz. Dann wären wir, trotz der vorgeschobenen Humanitätsmotive, beim Gedankengut einer unseligen Vergangenheit angelangt. Ingeborg Schödl

Wenn ein Leben zu Ende geht, hat der Betroffene vor allem den Wunsch nach Linderung seiner Schmerzen. Die Palliativmedizinerin Athe Grafinger (Haus der Barmherzigkeit, Wien) weiß aber aus ihrer Praxis: „Mit guter Palliativbetreuung schwindet der Wunsch, nicht mehr leben zu wollen.“ Der sterbende Mensch hat aber auch Angst vor unnötigen Therapien und dem Alleingelassensein mitten im Spitalsbetrieb. Ein wichtiger Schritt ist daher, wie es der Theologe

Unser Angebot 1 Klaus Egger, Beten im Herbst des Lebens. Das Vaterunser im Alter neu entdecken, Tyrolia, 111 Seiten, € 12,95 Mit dem Schatz des Vaterunsers im Herzen und auf den Lippen kann man leben, auch wenn die äußeren Umstände widrig sein mögen. Kleines Buch mit großem Tiefgang. 2 Anselm Grün, Andrea Schwarz, Und alles lassen, weil Er mich nicht lässt. Berufen, das Evangelium zu leben, Herder, 235 Seiten, € 13,30 Die Autoren widmen sich in diesem Buch den sogenannten „evangelischen Räten“ – Ratschlägen aus dem Evangelium für ein gelingendes Leben in der Nachfolge Jesu – und übersetzen diese Impulse aus dem Evangelium in die heutige Zeit. 3 Zentrum für Berufungspastoral Freiburg, Zeig mir den Weg, 120 Seiten, € 3,50 In diesem Buch sind Gebete enthalten, die von Texten biblischen Ursprungs bis hin zu Texten aus der Gegenwart reichen und auch dazu anregen, wieder in eigenen Worten mit Gott zu sprechen.

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Literatur: Spörk/Heller, Die Hospizidee hat viele Mütter und Väter. Die Geschichte der Hospizbewegung in Österreich und die Hospizarbeit der Caritas Socialis, Tyrolia, 2012 Ingeborg Schödl, Leben bis zuletzt, Ehrfurcht vor dem sterbenden Menschen, Broschüre Aktion Leben 1999

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Ihre Bestellung bitte unter: 01/512 51 07 canisiuswerk@canisius.at www.canisius.at/onlineshop


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Gebet

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ist, durch gezielte Medienschulungen junge Leute zu befähigen, der Kirche in der Öffentlichkeit ein junges Gesicht zu verleihen.

Zum monatlichen Gebetstag um geistliche Berufe Donnerstag, 2. Oktober 2014

Adventkalender Bereits erhältlich ist unser Adventkalender 2014. Unter dem Motto „Leben in der Spur Jesu“ haben wir besinnliche und zugleich herausfordernde Bilder, Texte und Impulse für kleine persönliche „Exerzitien“ in der Adventzeit zusammengestellt. Ein zweiter Teil des Kalenders ist den monatlichen Gebetstagen 2015 gewidmet. Wegen der begrenzten Stückzahl bitten wir um rechtzeitige Bestellung. European Vocations Service Der internationale Austausch über neue Ansätze und Projekte in der Berufungspastoral stand im Zentrum der Jahrestagung des „European Vocations Service“. Die Tagung, an der auch Erzbischof Jorge Carlos Patrón Wong, Sekretär für die Priesterseminare bei der Kleruskongregation, teilnahm, fand vom 3. bis 6. Juli in Warschau statt. Die Beiträge zeigten, dass es nach wie vor große Unterschiede in den Möglichkeiten und Strukturen der Berufungspastoral in Europa gibt. Inhaltlich stand unter anderem die Frage nach einer verbesserten Medienkompetenz der Mitarbeiter in der Berufungspastoral im Zentrum. Anhand der belgischen Initiative „fresh fish“ konnte gezeigt werden, wie es im Vorfeld des Weltjugendtages 2013 gelungen

Energieschub für die Seele Menschen mit der Sehnsucht nach einem „Geist-vollen“ Leben unterstützt das Canisiuswerk durch einen Webveranstaltungskalender. Dieser bietet spirituelle Veranstaltungen von österreichischen Ordensgemeinschaften. Damit haben Interessenten eine einfache Möglichkeit, Angebote kennenzulernen und die Einladung der Orden und ihrer Bildungseinrichtungen anzunehmen. Pfarren, Bildungseinrichtungen und Orden stellen wir zur Bewerbung des Webkalenders Scheckkarten mit der Internetadresse und einem spirituellen Text zur Verfügung. energiefürdieseeletanken.at Berufsinformationsmessen im Herbst: Wels: 8. bis 11.10.2014 Innsbruck: 22. bis 24.10.2014 Klagenfurt: 29.11. bis 1.12.2014 Mit Spenden helfen Im Gebet und in der Feier der Eucharistie sind wir auch mit den Förderern verbunden, die hier nicht genannt werden können und mit solchen, die uns durch eine Kranzspende unterstützt haben. Wenn Sie an eine Spende, im Rahmen eines Testaments oder Legats für das Canisiuswerk, denken, um so auch über Ihren Tod hinaus etwas zu bewirken, ist es hilfreich, manche Formalität zu beachten, um Schwierigkeiten bei der Abwicklung zu vermeiden. Für ein Gespräch dazu stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Fordern Sie einfach unsere Testamentsbroschüre an oder vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. Kurt Schmidl

Wir gedenken … … Frau Margareta Aschauer und Frau Christine Gütl, die uns in die ewige Heimat vorausgegangen sind. Der Herr möge ihnen all das Gute, das sie für das Canisiuswerk und für andere getan haben, vergelten.

Der heutige Tag der Schutzengel erinnert uns daran, dass wir begleitet sind „von guten Mächten“. Im Alten Testament begegnen Engel Gottes den Menschen als hilfreiche Boten, als Schützer und Helfer auf ihren Wegen. Im Neuen Testament verkündet der

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel. Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand, oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel. Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht, und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel. Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel. Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein – Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Rudolf Otto Wiemer aus: Rudolf Otto Wiemer, Der Augenblick ist noch nicht vorüber, Kreuz Verlag, Stuttgart 2001, © Rudolf Otto Wiemer Erben, Hildesheim.


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Unsere Abo-Vorteilsangebote

Bote Gottes Maria den Erlösungsplan, die Engel von Betlehem den Frieden auf Erden. Die Engel begegnen Jesus in schwierigen Lebenssituationen, die Osterengel erzählen den Jüngerinnen und Jüngern, dass Jesus lebt. Auch wenn wir das Geheimnis der Engel mit unseren menschlichen Erfahrungen nicht ergründen können, erinnern wir uns an die Schutzengelbilder und Schutzengelgebete mit unseren Eltern. Wer hat nicht schon in Grenzsituationen seines Lebens erfahren: Hier war mein Schutzengel bei mir. Die Engel werden wieder modern. Es sind Engel ohne Flügel, die zupacken, wo andere in Not geraten. Sie begleiten viele mit hel-

fenden Händen oder trostvollen Worten. Beten wir um viele helfende Engel, die ihre Dienste anbieten und uns die Gewissheit geben, dass wir nicht allein sind auf unseren Wegen durch die Welt.

Lernen Sie miteinander kennen oder bestellen Sie ein Jahresabo zum Vorteilspreis. Sie fördern damit Berufungen in der Kirche Österreichs!

Donnerstag, 11. November 2014

Jahresabo: Senden Sie mir die achtmal jährlich erscheinende Zeitschrift miteinander des Canisiuswerkes. Als Jahresbeitrag werde ich mindestens € 7,20, für ein Auslandsabo € 10,– einzahlen.

Sieger Köder gestaltete zum heutigen Tagesevangelium das Bild „Der gute Hirte. Freut euch, ich habe mein Schaf gefunden!“ Ist Gott nicht auch schon mir oft nachgegangen, um mich zu suchen? Hoffentlich findet er mich immer wieder. Beten wir um gute Hirten für unsere Zeit und für unsere Kirche. Franz Schrittwieser

Testabo: Senden Sie mir kostenlos drei Ausgaben der Zeitschrift miteinander zum Kennenlernen. Danach erlischt das Testabo. Bitte ankreuzen und Bestellabschnitt ausgefüllt an das Canisiuswerk senden.

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Impressum / Kontakt Redaktion miteinander Canisiuswerk, Stephansplatz 6/1/2/5, 1010 Wien Tel.: 01/512 51 07 • Fax: 01/512 51 07-12 redaktion@canisius.at www.miteinander.at • www.canisius.at

Sieger Köder, Der Gute Hirt (Lk 15,3-7), 1989. © Rottenburger Kunstverlag Ver Sacrum. Die Gebetskärtchen sind über den Behelfsdienst des Canisiuswerkes erhältlich.

Wir beten mit der Weltkirche Oktober: Gott schenke Frieden, wo Krieg und Gewalt herrschen. Der Sonntag der Weltmission entzünde in jedem den Wunsch, das Evangelium zu verkünden. November: Die Einsamen mögen die Nähe Gottes spüren. Um weise Begleitung der Seminaristen und der jungen Ordensleute.

Kirchliches Institut Canisiuswerk, Zentrum für geistliche Berufe Stephansplatz 6, 1010 Wien Präsident: Erzbischof Kardinal Dr. Christoph Schönborn OP Stellv. Präsident: BV Prälat Kan. Mag. Franz Schrittwieser Generalsekretär: Mag. Kurt Schmidl Diözesandirektoren: Mag. Lic. Franz Bierbaumer (Wien), BV Dr. Gerhard Reitzinger (St. Pölten), BV Regens Dr. Johann Hintermaier (Linz), Regens Mag. Hubert Wieder (Eisenstadt), PAss. Mag. Irene Blaschke, (Salzburg), Regens Msgr. Dr. Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Diözesanjugendseelsorger Mag. Gerhard Simonitti (Gurk), Regens Msgr. Dr. Peter Ferner (Innsbruck), Martin Fenkart (Feldkirch), Militärsuperior MMag. Dr. Alexander Wessely (Militärdiözese) „miteinander“ erscheint achtmal im Jahr. Der Jahresbeitrag im Canisiuswerk beträgt mit Bezug der Illustrierten „miteinander“ im Inland (Österreich) mindestens € 7,20, im Ausland € 10,–. Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien. Medieninhaber (Verleger): Kirchliches Institut Canisiuswerk – Zentrum für geistliche Berufe, Stephansplatz 6, 1010 Wien. Redaktion und Verwaltung: Stephansplatz 6, 1010 Wien Tel.: 01/512 51 07, Fax: 01/512 51 07-12 E-Mail: redaktion@canisius.at oder canisiuswerk@canisius.at Chefredakteur und für den Inhalt verantwortlich: Dr. Henning Klingen Redaktionssekretariat: Mag. Elisabeth Grabner Grafik: Atelier Bolnberger. Alle: Stephansplatz 6, 1010 Wien Redaktion: Mag. Maria Fibich, Mag. Karl Mühlberger, Dr. Raphaela Pallin, Mag. Daniel Podertschnig, Dr. Peter Schipka, Mag. Johannes Sinabell, Dr. Richard Tatzreiter, Sr. Dr. Melanie Wolfers Korrektorat: MMag. Marie-Therese Pitner Bankverbindung: IBAN AT2319 1900 0000 133850, BIC: BSSWATWW BAWAG – PSK.: IBAN AT5460 0000 0001 322550, BIC: OPSKATWW Hersteller: Niederösterr. Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12, DVR 0029874(005) Auflage: 59.075 ■ 1. Halbjahr 2014 ■ Einzelpreis € 1,50 Informationen zur Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz finden Sie auf unserer Website: www.miteinander.at


Bild & Wort

Einfachheit im stillen Da-Sein Raum öffnen für Menschen die göttliche Gegenwart im Blick

Sr. Heidrun Bauer SDS

Heidrun Bauer, Glaubensspuren. Nachfolge konkret © Echter Verlag, Würzburg 2013, S. 38.

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bewegt • berufen • engagiert

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