"miteinander" - Ausgabe 12 - 2014

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miteinander bewegt • berufen • engagiert

Zu Weihnachten feiern Christen die Menschwerdung Gottes. Indem Gott dem Menschen auf Augenhöhe begegnet, „adelt“ er ihn. Zugleich ist dies aber auch ein Appell, es ihm zwischenmenschlich gleich zu tun.

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86. Jahrgang

Auf Augenhöhe Begegnung und Dialog gelingen nicht ohne Anerkennung und Respekt. Auch im Glauben. Das lehrt nicht zuletzt Weihnachten.

€ 1,50


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In diesem miteinander

Editorial

Glaube & Leben 9 Blickwinkel Von Klaus Weyers 18 Auf die leichte Schulter Der Gebetsrucksack wandert 6 Minister Kurz über den interreligiösen Dialog

19 Kolumne Seitenschiff 20 Erstaunen vor dem Licht Altbischof Stecher

Welt & Berufung 11 Sancta Christiana Ordensserie 9 Die sensible Aufgabe des Josef von Nazareth

12 „Ich bin ein Webapostel“ Bruder Paulus Terwitte 13 Gott geweiht und bei den Menschen 15 Aus der Diözese St. Pölten

13 Nachhaltige Effekte: Das Jahr der Orden 2015

Thema

16 Propädeutikum Michael Münzner im Porträt 17 Einfühlsamer Begleiter Ende der Ära Kothgasser

3 Menschwerdung Gottes Zu Weihachten begegnet uns Gott auf Augenhöhe 5 Mensch, nicht Bestie! Impressionen eines Gefängnisseelsorgers 6 Religion als Teil der Lösung Gastkommentar von Sebastian Kurz 7 Dialog und Respekt Wege zu einem interreligiösen Miteinander 8 Erziehung auf Augenhöhe 10 Freunde fürs Leben

STANDARDS 2 Editorial 14 Quo vadis? 18 Für Sie gelesen 21 Leserbriefe 21 Canisiuswerk aktuell 23 Gebet 24 Bild & Wort

Titel: Zwei Brüder aus Suvarela, Kosovo. Die Aufnahme entstand in Zusammenhang mit dem Empfang eines Hilfspaketes an sie und ihre Familien, verteilt vom österreichischen Bundesheer.

Werde Mensch! Bei den meisten Katholiken, aber ebenso bei fernstehenden Beobachtern gilt es als ausgemacht, dass sich die Kirche unter Papst Franziskus gewandelt hat. Es weht eine frische Brise, man hat den Eindruck, dass verkrustete Strukturen aufbrechen und einer neuen Nähe und wohl auch einer neuen Herzlichkeit, ja Barmherzigkeit Platz gegeben wird. Die vom Jesuiten Karl Rahner eingemahnte „anthropologische Wende“, also die theologische Hinwendung zum konkreten Menschen, scheint auch die kirchlichen Strukturen und Leitungsämter zu erreichen. Dabei muss man sich stets klar vor Augen halten, dass diese Wende religionsgeschichtlich keine Selbstverständlichkeit ist. Denn die Botschaft von der Erlösung, vom Reich Gottes ist keine „dialogische“ Botschaft, sondern ein Kraftwort. Doch gerade in der Art, wie diese Botschaft biblisch vermittelt wird, zeigt sich das Unglaubliche, ja Anstößige des Christentums: Ein Kind wird geboren, unter Geburtsschmerzen zur Welt gebracht, nicht als strahlender Herrscher, sondern als nach Nahrung, Wärme, Zuneigung schreiendes Baby. Nicht erlösend, sondern bedürftig. Das ist die Botschaft und zugleich das große Versprechen der Weihnacht: Gott begegnet dem Menschen als er selbst auf Augenhöhe; als einer, dem nichts Menschliches fremd ist, der rettet, indem er sich klein und schutzlos macht. Der Mensch wird damit zugleich in die Verantwortung genommen. Denn wenn Christus – wie es in einem Gebet aus dem 14. Jahrhundert heißt – „keine Hände, nur unsere Hände“ hat, „um seine Arbeit heute zu tun“, so bedeutet dies, dass die Botschaft von der Menschwerdung zuallererst eine Aufforderung an uns selbst darstellt: Werde deinem Nächsten Mensch, Mitmensch! Es gibt eine prominente „säkulare“ Version dieses Imperativs. Sie ist so etwas wie die Grundcharta der Menschheit und in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ausformuliert: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Auch wenn das Christentum inzwischen vielen fremd geworden ist – es lebt. Nicht nur in den unzähligen Pfarren und Gemeinschaften, sondern auch verborgen im Herzen einer säkularen Welt. So wünscht Ihnen die gesamte Redaktion des miteinander, dass Sie zu Weihnachten nicht nur die Menschwerdung Gottes für sich feiern können, sondern dass Sie daraus die Kraft und den Zuspruch Gottes schöpfen, Ihrem Nächsten Mensch zu werden. Henning Klingen Chefredakteur


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Auf Augenhöhe

„Gott ist im Fleische“ Zu Weihnachten feiern Christen die Begegnung von Gott und Mensch auf Augenhöhe. Doch was so herzerwärmend in der Geschichte vom Kind in der Krippe daherkommt, stellt für die Vernunft eine große Herausforderung dar. Eine Annäherung von Saskia Wendel.

Vor 100 Jahren, im Dezember 1944, schrieb der Jesuit und NS-Widerstandskämpfer Alfred Delp (1907–1945) seine Weihnachts-Meditationen. Darin notierte er: „Es ist die unbegreifliche Tatsache der Eingeschichtlichung Gottes. Dass er in unsere Existenz eintritt: nicht nur wie, sondern als einer von uns. Er ist auf unseren Straßen anzutreffen. In den dunkelsten Kellern und den einsamsten Kerkern des Lebens werden wir ihn treffen.“ Delp gelang es damit, in knappen Sätzen den Kern der Weihnachtsbotschaft in Worte zu fassen. Doch anders als die klassische Erzählung vom Kind in der Krippe hat sich diese Version des Kommens Gottes „in unser armes Fleisch“ nie einer besonderen Beliebtheit erfreut. Gewiss, die Botschaft von Weihnachten stellt so oder so eine Zumutung dar: So ist es zum einen schwierig, die Menschwerdung Gottes mit der philosophischen Gottesdefinition von der „alles bestimmenden Wirklichkeit, die wir Gott nennen“ zusammenzudenken; zum anderen droht eine solche eher abstrakte Beschreibung, der Geschichte von der Menschwerdung den eigentlichen Stachel zu ziehen: nämlich das Kommen Gottes zu den Armen, zu denen, die am Rand stehen. Reich Gottes statt Fleischwerdung? Wäre es da nicht einfacher, diese ganzen Stolpersteine der Rede von der Fleischwerdung zu vermeiden und sich auf die Botschaft Jesu vom Reich Gottes zu konzentrieren? Nein, denn die Botschaft vom Reich Gottes ist nicht zu trennen von der Menschwerdung Gottes. Das verheißene Gottesreich, das „Leben in Fülle“, ist ja christlicher Überzeugung gemäß schon in Leben, Tod und

Auferweckung Jesu angebrochen, ist schon in der Person Jesu selbst „mitten unter uns“ vorweggenommen, wenn auch noch nicht vollendet. Anders gesagt: Das Reich Gottes in seiner Fülle am Ende der Zeit ist nicht zu denken ohne den Hinweis auf den Neubeginn der Geschichte Gottes mit seiner Schöpfung – ein Neubeginn, der gerade darin besteht, dass sich Gott selbst zum Teil dieser Geschichte

macht, dass er in sie eingeht, dass er Mensch unter Menschen wird. Weihnachten, die „Eingeschichtlichung Gottes“, so Delp. So herzwärmend die Geschichte vom Stall ist, so sehr muss man sich immer wieder das weltenstürzende Moment der Fleischwerdung bewusst machen: Ein Gott, der Mensch wird – dieser Gedanke wirft sowohl ein neues Licht auf das Gottesverständnis als auch auf das menschliche Selbstver-

Durch die Menschwerdung Gottes zu Weihnachten ist der Mensch nicht mehr allein. Es gibt nun keine einsamen Pfade mehr, keine Nächte mehr ohne Licht.


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Auf Augenhöhe

ständnis. Zum einen verleiht er der gesamten menschlichen Existenz eine besondere Bedeutung und Würde, die selbst die im Schöpfungsakt verliehene Würde der Gottebenbildlichkeit steigert. Zum anderen wird Gott durch die Inkarnation zu einem Gott der Geschichte, der Welt – nicht der „Hinterwelt“. Der Gott des Fleisches ist damit kein ferner, entzogener, erhabener Gott mehr, sondern er wird zu jenem Gott, der sich schon im Anfang an seine Schöpfung gebunden hat, der ihr nahe sein und sie zur Vollendung führen will.

den Anfängen des Christentums gilt dieser Gedanke neben dem Bekenntnis zum gekreuzigten Messias als anstößig, worauf auch der französische Philosoph Michel Henry hingewiesen hat: „Dass der Ewige, der entfernte und unsichtbare Gott Israels, der stets sein Antlitz in den Wolken oder hinter einem Gebüsch verbirgt, dessen Stimme man höchstens vernimmt (…), in der Welt einen irdischen Körper oder Leib auf sich nehmen soll, um darin die Qual eines schändlichen Todes zu erleiden, wie er den Verbrechern und Sklaven vorbehalten war – dies ist letzt-

Gott ist im Fleische – ein ungeheuerlich anmutender Satz, sicher nicht so leicht zugänglich wie das Symbol vom Kind in der Krippe. Doch die Botschaft, dass Gott einer von uns geworden ist, macht es möglich, das Leben nicht einfach nur dahinzuleben, sondern das eigene Leben mit Leidenschaft, Intensität und Kraft zu führen. Vertrauen in den Menschen Nichts anderes bedeutet das Wort „Eingeschichtlichung“ – dass sich Gott als vollkommener Schöpfer in der Person Jesu von Nazareth zu einem bedingten, endlichen Dasein bekennt. Der tiefere Grund für diesen Schritt liegt im Heilswillen Gottes: Er will Heilung und Befreiung schenken, aus unheilen Zuständen und Strukturen retten. Um seiner Geschöpfe willen macht sich Gott also zu einem endlichen Dasein. So wird in Jesus von Nazareth, in der Fleischwerdung Gottes, die wir unter dem Namen Weihnachten feiern, etwas Doppeltes sichtbar: zum einen das unbedingte Dasein Gottes für den anderen; und zum anderen das Zutrauen, das er in uns Menschen setzt. Denn schließlich bleibt Jesus immer Mensch in seinem Tun und in seinem ebenso unbedingten Dasein für andere bis zum Äußersten. Und genau darin ist das „Leben in Fülle“, das Reich Gottes schon angebrochen, ist das erschienen, was uns zugesagt ist, wiewohl seine Vollendung noch aussteht. Ringend nach Erklärung Dennoch aber stellt sich theologisch die Frage, wie denn diese Menschwerdung Gottes letztlich vernünftig zu erklären ist. Denn seit

endlich für einen gelehrten Rabbi ebenso absurd wie für einen Weisen der heidnischen Antike.“ Doch in Alfred Delps Aufzeichnungen findet sich auch ein Hinweis darauf, inwiefern der Gedanke der Menschwerdung Gottes vernünftig gerechtfertigt werden kann. Denn Delp schrieb, dass Gott nicht wie, sondern als einer von uns in die Existenz eintrete. In diesem als ist bereits die Möglichkeit der Menschwerdung Gottes markiert: Gott setzt sich selbst als ein anderes seiner selbst. Er tritt aus sich heraus und wird so ein anderer. Mit diesem anderen hat es nun aber eine besondere Bewandtnis: Er ist, obwohl ein anderer, doch auch Gott selbst, denn dieser hat sich ja als dieser andere gesetzt. Ein ungeheuerlicher Satz Das heißt: Gott hat in Jesus von Nazareth nicht einfach ein Gegenüber geschaffen, das gänzlich von ihm unterschieden und getrennt wäre, sondern er hat sich selbst als dieser andere gesetzt, eins mit ihm. Er bleibt somit einer und trägt doch eine Differenz in sich. Nur so kann sich Gott zu einem einzelnen Menschen machen und doch Gott bleiben – und umgekehrt dieser eine Mensch auch Mensch bleiben. Jesus also als kein

bloßes Abbild des göttlichen Urbildes, sondern als Bild göttlicher Gegenwart, in dem Gott selbst zur Erscheinung gekommen ist. „Gott ist im Fleische“ – ein ungeheuerlich anmutender Satz, sicher nicht so leicht zugänglich wie das Symbol vom Kind in der Krippe oder die Verheißung des Friedens auf Erden. Doch die Botschaft, dass Gott einer von uns geworden ist, macht es vielleicht denjenigen, die sich auf sie mit Herz und Verstand einlassen können, möglich, ihr Leben nicht einfach nur dahinzuleben oder verzweifelt „abzuleben“, sondern ihr eigenes Leben mit Leidenschaft, Intensität und Kraft zu führen. Alfred Delp wusste um die Kraft des Evangeliums von Gott, der Mensch unter Menschen wurde, wusste von seiner existenziellen, lebenspraktischen Bedeutung gerade auch in der ausweglosen Situation, in der Delp sich befand: „Der Mensch ist nicht mehr allein. (…) Es gibt nun keine Nächte mehr ohne Licht, keine Gefängniszellen ohne echtes Gespräch, keine einsamen Bergpfade und gefährlichen Schluchtwege ohne Begleitung und Führung. (…) Lasst uns dem Leben trauen, weil diese Nacht das Licht bringen musste. Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht mehr allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.“ Saskia Wendel

Prof. Dr. Saskia Wendel lehrt Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln.


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Gefängnisseelsorge

Nicht Bestien – Menschen! Auch an den Rändern der Gesellschaft haben Menschen ein Recht darauf, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Impressionen eines Seelsorgers in der Justizanstalt Graz-Karlau. Am Nachmittag gibt es in der Justizanstalt Graz-Karlau ein kleines Boccia-Turnier. Gastgeber ist eine Gruppe von zehn Insassen, die während ihrer täglichen Bewegungsstunde den Sommer über immer wieder miteinander Boccia gespielt haben. Sechs Gäste von „draußen“ sind eingeladen, um in gemischten Gruppen gegeneinander anzutreten. In den Pausen bleibt bei Kaffee und Kuchen genügend Zeit zu Gesprächen. Die Insassen sitzen unterschiedlich lange Haftstrafen ab – von vier Jahren aufwärts bis mehr als 37 Jahre in Haft ist alles dabei. Die Delikte reichen von Gewalttaten bis hin zum Mord. Auch die Gäste sind bunt gemischt: Arbeiter, Angestellte, Selbstständige. Manche Gäste und Insassen kennen einander bereits seit Jahren. Es wird viel geredet und gelacht, die Stimmung ist gut. Schließlich steht nicht der Sieg beim Turnier im Vordergrund, sondern die Freude an der gemeinsam verbrachten Zeit. Gutes wird ausgeklammert Für die Insassen ist es eine wichtige Erfahrung, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet, sie als gleichwertig betrachtet. Dazu gehört auch, dass sie von den Gästen nicht jedes Mal aufs Neue auf ihre Delikte angesprochen werden, sondern auf ihr persönliches Befinden. Für die Gäste wiederum ist es ebenso regelmäßig überraschend, dass sie hier nicht Monster und Bestien vorfinden, sondern − Menschen. Wenn jemand eine Straftat begeht, wird diese Tat in ihren oft grausamen Einzelheiten vor Gericht präzise ausgebreitet. Ob der Täter jedoch bis dahin etwa ein guter Fa-

milienvater oder ein fleißiger Arbeiter war, ob er sich in Vereinen engagiert hat oder ein guter Nachbar war – das kommt bestenfalls am Rand zur Sprache. Hinzu kommt eine voyeuristische Lust der Öffentlichkeit an Details eines Verbrechens, die dafür sorgt, dass die dunklen Seiten eines Menschen, seine sozial zerstörerischen Seiten, ausgeleuchtet werden, die guten jedoch wenig Beachtung finden. Freundschaftliche Begegnung In der Haft setzt sich dies in ähnlicher Weise fort: Der Grund für die Haftstrafe, die Tat, steht meist im Mittelpunkt, wenn über einen Insassen entschieden wird. Wenn es etwa um eine bedingte Entlassung oder um Vollzugslockerungen geht, wird die Rückfallwahrscheinlichkeit abgefragt. Gewiss, eine professionelle Begutachtung aus Sicht hoch spezialisierter Fachleute wie Psychologen, Sozialarbeiter, Psychiater, Vollzugsleiter etc. hat natürlich ihre Berechtigung – aber der Blick auf den konkreten Menschen wird dadurch eingeschränkt. Man vermeidet somit bewusst Begegnung auf Augenhöhe – das wäre aus Sicht des Systems nicht mehr professionell.

Zu Weihnachten erfahren Häftlinge oft schwere Stunden. Trost können da Religion und Gottesdienst bieten.

Hier habe ich als Seelsorger die besseren Möglichkeiten. Ich brauche über keinen Insassen ein Gutachten oder eine Stellungnahme abzugeben. Ich kann diesem Menschen, der manchmal schon recht verbittert zu mir kommt, freundschaftlich begegnen. Ich versuche, dem Insassen einen Raum zu geben, in dem er sein kann, wie er ist. Er soll sich bei mir nicht verstellen müssen. Nicht jeder kann das so annehmen. Zu tief ist oft die Spur der Enttäuschungen, die dieser Mensch erlebt hat. Wenn es aber gelingt, eine echte Begegnung herzustellen, dann bin nicht nur ich derjenige, der gibt, sondern ich empfange in dieser Begegnung mindestens gleich viel. Dieser Vorgang ist geheimnisvoll und manchmal läuft mir deshalb ein Schauer des Erstaunens über den Rücken. Josef Riedl

Mag. Josef Riedl ist Pastoralassistent und Seelsorger an der Justizanstalt Graz-Karlau.


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Gastkommentar

Ein Teil der Lösung Mit einer interreligiösen Dialogplattform soll in Österreich der Austausch unter den anerkannten Religionsgemeinschaften auf Augenhöhe verbessert werden. Ziel ist die Stärkung der Religionsfreiheit und der Integration. Ein Gastbeitrag von Bundesminister Sebastian Kurz. Im Mai 2014 fand der Auftakt zum gemeinsamen Dialogprozess mit den 16 in Österreich anerkannten Kirchen- und Religionsgesellschaften im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres statt. In weiterer Folge wurde eine Expertengruppe eingerichtet, in die jede Religionsgemeinschaft einen Vertreter entsendet. Sie erarbeitet konkrete Vorschläge für ein besseres Zusammenleben in Österreich, aber auch Möglichkeiten zur Förderung der Religionsfreiheit auf internationaler Ebene. Österreich zeichnet sich durch eine große gesellschaftliche Diversität aus. Ausdruck dieses Pluralismus ist auch eine religiös-konfessionelle Vielfalt. Etwa 78 Prozent der in Österreich lebenden Bürgerinnen und Bürger bekennen sich derzeit zu einer der gesetzlich anerkannten Kirchen oder Religionsgesellschaften. Viele Menschen fühlen sich auch anderen Glaubensgemeinschaften zugehörig. Religionsfreiheit weltweit stärken Ich sehe in den letzten Jahren einen beunruhigenden Trend zur Einschränkung der Religionsfreiheit und zur Verfolgung von religiösen Minderheiten, insbesondere der Christen. Die Religions- und Gewissensfreiheit ist eines der wichtigsten Menschenrechte überhaupt. Sie schützt den Kern der Person und bestimmt die Würde des Menschen. Sie ist zudem ein Maßstab für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und sozialen Frieden. Österreich engagiert sich derzeit aktiv in der EU und anderen internationalen Gremi-

Bundesminister Kurz beim Dialogprozess mit Fuat Sanac (Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft), Kardinal Christoph Schönborn sowie dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios Kardamakis.

en, um Religionsfreiheit weltweit zu stärken. Der Schutz religiöser Minderheiten, das Verbot von Diskriminierung oder die Förderung von Toleranz und Diversität sind dabei zentrale Anliegen. Tradition des interreligiösen Dialogs Im Regierungsprogramm für die laufende Gesetzgebungsperiode wurde vereinbart, den Dialog mit den gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften fortzuführen und zu vertiefen. Damit soll auch den Vorgaben der europäischen Verträge Rechnung getragen werden. So sieht Artikel 17 Absatz 3 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union vor, dass die Union mit diesen Kirchen und Gemeinschaften in Anerkennung ihrer Identität und ihres besonderen Beitrags einen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog pflegt. Österreich blickt auf eine bewährte Tradition des interreligiösen Dialogs zurück. Als wichtige Meilensteine in der österreichischen Dialogtradition können etwa die Initiativen von Außenminister Alois Mock in den 1990er-Jahren angesehen werden. Auch die Arbeit der im Jahr 2007 gegründeten Task Force „Dialog der Kulturen“ hat insbesondere in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Religion und Integrationsprozess Ziel der nun eingerichteten interreligiösen Dialogplattform ist es, einen ständigen Dialog zu klar definierten Themen mit religiösem Konnex zu etablieren. Auch soll das österreichische Profil in Fragen der Förderung der Religionsfreiheit und des Schutzes religiöser Minderheiten geschärft werden. Ein gemeinsamer Fokus soll auch auf die zentrale Bedeutung von Werten für den Aufbau einer religiösen Identität und deren Rolle im Integrationsprozess gelegt werden. Jede Religion, die ihre Traditionen mit individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung verbinden kann, ist im Integrationsprozess von besonderer Bedeutung. Sie ist damit nicht Teil des Problems, sondern bereits Teil der Lösung. Gemeinsam wollen wir den zahlreichen Herausforderungen des Schutzes der Religions- und Gewissensfreiheit auf internationaler Ebene begegnen sowie die bedeutsame Rolle der Religion für ein erfolgreiches und friedliches Miteinander hervorheben. Sebastian Kurz

Sebastian Kurz ist seit Dezember 2013 ÖVP-Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres. Von 2011 bis 2013 war er Staatssekretär für Integration.


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Interreligiöser Dialog

Dialog in gegenseitigem Respekt Der interreligiöse Dialog lebt von einer Begegnung der Dialogpartner auf Augenhöhe. Das bedeutet aber nicht, bestehende Unterschiede zu nivellieren, sondern diese anerkennend zur Sprache zu bringen. Ein Zwischenruf von Elmar Kuhn. Kaum eine Diskussion im interreligiösen Bereich, in der nicht von „Kommunikation auf Augenhöhe“ die Rede ist. Dahinter steht zumeist die Sorge, dass der „kleinere“ Partner vom „größeren“ nicht ernst genommen wird. Daher ist die Forderung nach Augenhöhe im interreligiösen Gespräch nicht nur berechtigt, sondern geradezu Voraussetzung für jede angstfreie und konstruktive Begegnung. Tatsächlich haben wir in der Vergangenheit schon ausreichend die Erfahrung gemacht, dass die mitunter überhebliche Art mancher Mehrheitsvertreter eine Minderheit vor den Kopf stößt. Damit sind bereits die zentralen Aspekte dessen benannt, was Augenhöhe bedeutet: zum einen Respekt dem anderen, seinem religiö-

sen Denken und kulturellen Hintergrund gegenüber; zum anderen die Forderung an den Gesprächspartner, die Position des gegenüberstehenden (Mehrheits-)Vertreters zu studieren und dessen kulturellem und religiösem Selbstverständnis Rechnung zu tragen. Gerechte Chancen Das große Missverständnis, das uns gerade im interreligiösen Gespräch immer wieder begegnet, ist jedoch die Forderung nach gleichen Rechten. Konkretes Beispiel: Was die katholischen Partner sich in Jahrhunderten der kulturellen und religiösen Aufbauarbeit in Europa und Österreich erarbeitet haben, das muss nun ident und sofort auch für den andersgläubigen Partner möglich gemacht werden. Tatsächlich können gewachsene Strukturen nicht sofort und quasi „auf der Überholspur“ auf alle auch jüngeren und kleineren Partner übertragen werden. Wer etwa aufgrund mangelnder interner Strukturen oder mangelnder Größe manchen staatlichen Regeln und Vorgaben (z. B. zur Gründung einer Hoch-

Gemeinsames Beten − wie hier bei einem interreligiösen Projekt im Wiener Bezirk Meidling − schlägt Brücken für ein friedliches Zusammenleben.

schule) nicht genügen kann, der kann solche Rechte nicht ohne Weiteres für sich reklamieren. Ganz abgesehen davon, ist es wohl auch spannend, wie solche Forderungen nach gleichen Rechten den christlichen Kirchen bekommen, wenn sie diese etwa in der Türkei einfordern, wo beispielsweise die Ausbildungsstätte der orthodoxen Kirche seit Jahrzehnten vom Staat geschlossen gehalten wird. Anders gesagt: Augenhöhe ist nicht nur ein Recht, sie muss auch Ziel eigener Bemühungen sein – aber Augenhöhe sollte auch nicht begrifflich überstrapaziert werden, um die bestehenden Größenverhältnisse zu ignorieren oder unter den Tisch zu kehren. Es geht nicht um gleiche Chancen, sondern um gerechte Chancen, maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Partners. Kein Dialog kann die eigene Bemühung und Arbeit jedes Dialogpartners ersetzen. Rechtliche Voraussetzungen So wichtig der Dialog ist, er muss auf beiden Seiten mit dem gleichen Respekt, der gleichen Wertschätzung und Toleranz für den jeweils anderen geführt werden. Sinnvoll ist solch ein Dialog nur, wenn er sich innerhalb der Rechtsvorschriften des jeweiligen Landes bewegt. Voraussetzung für ein erfolgreiches, alle Partner zusammenbringendes Gespräch ist es, vorab zu klären, ob wir alle auf dem gleichen rechtlichen Boden unserer demokratischen Ordnung stehen. Das neue Islamgesetz etwa wird diese Voraussetzung noch deutlicher als bisher einfordern müssen: Denn Dialog meint kein bloßes Zusammenrücken für ein gemeinsames Erinnerungsfoto. Interreligiöser Dialog ist tägliche, harte Arbeit für einen gemeinsamen und konstruktiven Weg miteinander. Elmar Kuhn Dr. Elmar Kuhn ist Generalsekretär von CSI Österreich sowie Dekan der Klasse Weltreligionen der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.


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Erziehung auf Augenhöhe

Von der „halben Portion“ zur gleichwürdigen Person Sozial kompetent, dialogbereit, auf Augenhöhe: Kinder wollen ernst genommen werden und brauchen verlässliche Erwachsene, die für sie Verantwortung übernehmen.

Der dreijährige Jakob ballt die Hände zu Fäusten, stampft mit den Füßen auf und verzieht zornig sein tränenüberströmtes Gesicht. Weil ihm seine Mutter nicht erlaubt, kurz vor dem Mittagessen einen Schlecker zu naschen, muss er sich furchtbar ärgern und lässt seinem Ärger in kleinkindlicher Manier freien Lauf. Die meisten Eltern kennen solche Szenen nur zu gut und reagieren gelassen, genervt, verständnisvoll oder verärgert auf den Wutausbruch – je nach Tagesverfassung oder Erziehungskonzept. Was tun Erwachsene in einer solchen Situation, wenn sie mit Kindern auf Augenhöhe interagieren wollen? Wie gehen sie mit dem „Schlecker-Mittagessen-Dilemma“ um, wenn sie Kinder als gleichwürdig ansehen? Gibt es den Konflikt dann gar nicht, weil die Kinder ohnehin das tun dürfen, was sie wollen? Nein, sagt die Kinderpsychologin Natalie Bayer-Chisté von der St. Nikolausstiftung, die rund 80 Kindergärten und Horte in der Erzdiözese Wien betreut und betreibt. Denn: „Gleichwürdigkeit heißt nicht ,laissez-faire‘ oder dass einem die Kinder auf der Nase herumtanzen.“ Erwachsene haben nun einmal mehr Erfahrung, meistens auch mehr Wissen und den nötigen Weitblick und dürfen vieles im Leben von Kindern bestimmen. Grenzen schaffen Raum Bayer-Chisté verwendet das Bild des Bergführers, der Gefahren abschätzen kann, die Grenzen der ihm Anvertrauten und das Gelände kennt. „Erwachsene tragen die Verantwortung und sind für Sicherheit zustän-

dig“, sagt die Psychologin. „Sie schaffen einen Rahmen, in dem Kinder gut aufwachsen können, und müssen verlässliche Partner sein.“ Wenn Erwachsene Grenzen setzen, bedeutet das nicht, Kinder mit dem, was sie bewegt, nicht ernst zu nehmen. „Ich sehe, wie wütend du bist“, könnte die Mutter von Jakob zu ihrem weinenden Sohn sagen und ihm so vermitteln, dass sie ihn und seine Gefühle wahrnimmt. Den Schlecker gibt es trotzdem erst nach dem Essen. Kinder wollen gesehen werden, betont auch der dänische Familientherapeut Jesper Juul. Sie entwickeln dadurch ihr Selbstgefühl und erfahren, dass es gut ist, dass sie da sind. Sie spüren, dass sie angenommen und wertvoll sind, unabhängig von dem, was sie leisten oder können. Juul sagt außerdem, dass Kinder ihre Eltern in dem Maße ernst nehmen, wie diese ihre Kinder mit deren Wünschen und Bedürfnissen ernst nehmen. Dazu gehört, Kinder von Anfang an als sozial kompetente Wesen anzusehen, die – egal wie klein – keine „halben Portionen“ sind. Im Gegenteil: Von Geburt an sind Kinder dialogbereit und kooperieren mit ihren Eltern und anderen Erwachsenen. Mit sich verhandeln lassen Die Bereitschaft zum Dialog spielt eine wichtige Rolle, erklärt Natalie Bayer-Chisté: „Man sollte die Haltung haben, Dinge zu erklären und zu begründen, aber man muss deswegen nicht alles diskutieren.“ Wenn der kleine Jakob seine Mütze nicht aufsetzen will,

reicht zunächst einmal ganz kurz und knapp: „Ich will, dass du deine Mütze aufsetzt. Es ist kalt!“ Direkt in der Konfliktsituation ausführlich zu erklären, warum das wichtig ist, findet Bayer-Chisté nicht sinnvoll. Besser ist es, zu einem ruhigeren Zeitpunkt – vielleicht beim gemeinsamen Bilderbuch-Anschauen – darüber zu reden, wozu Mützen bei kaltem Wetter gut sind.


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Blickwinkel

Erwachsene dürfen durchaus auch mit sich verhandeln und sich umstimmen lassen. Wenn dem Zehnjährigen eine halbe Stunde Computerspiel täglich zu wenig ist, kann er seine Eltern mit guten Argumenten vielleicht davon überzeugen, zwar etwas länger zu spielen, dafür aber einen computerfreien Tag pro Woche zu haben. Die Eltern behalten damit ihr Anliegen des limitierten Computerspielens im Auge, der Zehnjährige hat Gehör bekommen und nebenbei seine Argumentationsfähigkeit trainiert. Freiräume geben Dass Kinder heute in vielen Fällen keinerlei Freiräume haben, in denen Erwachsene nicht präsent sind, findet Natalie Bayer-Chisté fatal. „Kindern wird nichts mehr zugetraut. Sie lernen nicht mehr, dass das Leben lebensgefährlich ist“, sagt die Psychologin und kritisiert damit das, was sogenannte „Helikopter-Eltern“ machen, die ihre Kinder stets im Auge behalten. Allein auf den Spielplatz der Wohnanlage, ohne die Begleitung eines Erwachsenen einkaufen gehen oder Aufgaben im Haushalt übernehmen: Je nach Alter darf Kindern so etwas zugetraut werden. „Es ist die Angst, die in der Gesellschaft vorherrscht“, so Bayer-Chisté. Sie ortet diese Angst auch bei den Pädagogen in den Kindergärten, die im Kindergartenalltag häufig unsicher sind. Auch hier ist es Thema, ob Kinder unbeobachtet spielen dürfen. Die Expertin ist überzeugt, dass Bereiche, wie beispielsweise eine uneinsehbare Spielecke, wichtig sind, damit die Mädchen und Buben nicht permanent unter Beobachtung stehen. Für Freiräume sorgen, bedeutet auch, Kinder nicht permanent zu bespaßen. „Kindern darf fad sein! So können sie auf eigene Ideen kommen.“ Sandra Lobnig

Mag. Sandra Lobnig ist Journalistin, verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern.

Links neben der Krippe

Maria kniet rechts neben der Krippe. Links steht Josef. In der Heilsgeschichte bestätigt Gott besondere Aufgaben durch besondere Zeichen. Das war im Gottesvolk des Alten Bundes so und das ist auch in der Kirche so. Im Alten Testament gibt es zum Beispiel die Berufung zum Propheten und die Königssalbung. Im Neuen Testament wählt Jesus zwölf aus und nennt sie Apostel. In den Gemeinden werden durch Handauflegung Älteste bestellt. Die Träger besonderer Aufgaben müssen besondere „Berufsbezeichnungen“ haben, damit sie ansprechbar sind und in das Ganze der Kirche eingeordnet werden können. Das geht bis zum Kirchenvorsteher und zur Caritasdirektorin. Dieses Prinzip der Heilsgeschichte wird bei Josef durchbrochen. Dieser Mann hat nach Maria die sensibelste und folgenschwerste Aufgabe der Heilsgeschichte. Er muss den heranwachsenden Jesus sowohl juristisch als auch sozial absichern. Das reicht von der Versorgung mit Nahrung bis zur Einübung in das Leben des Volkes Israel. Josef muss dem fleischgewordenen Wort des Vaters ermöglichen, als Wort des Vaters in der Welt sprechen zu können. Unbekannt und namenlos Nun kommt das Merkwürdige. Für diese Spezialaufgabe bekommt Josef weder eine Prophetenberufung noch eine Königssalbung noch eine Bischofsweihe, ja nicht einmal

eine Bestellung als Kirchenvorsteher oder Pfarrgemeinderatsmitglied. Er trägt weder Talar noch Uniform. Die Spezialaufgabe des Josef ist weder nach außen sichtbar, noch durch eine besondere kirchliche Stellung abgesichert. Kein bischöfliches Amt gibt ihm Hilfestellung, kein Diözesancaritasverband Rückendeckung. Keiner nimmt überhaupt Notiz von ihm. Heute hätte der zuständige Pfarrer ihn vielleicht gerade mal eben in der Kartei entdeckt und als Sonntagskirchgänger registriert. Hier ist zu spüren, dass Josef einer Gruppe von Menschen in der Kirche sehr nahe steht. Das sind die Mystiker. Sie leben normalerweise ohne Titel, ohne offizielle Sendungsdokumente und ohne Rückendeckung durch kirchliche Institutionen oder Vereine mitten unter uns. Die Kirche mit all ihren offiziellen Strukturen, Diözesen und Pfarrgemeinderäten hätte nicht sichtbare Kirche werden können ohne den unbekannten und damals namenlosen Josef links neben der Krippe. Das Schicksal der Kirche hat in den Händen Josefs gelegen und nicht in den Händen des Hohen Priesters. Vielleicht liegt das Schicksal der Kirche heute auch in den Händen der Unbekannten unter uns. Heiliger Josef, mache uns Mut, das zu begreifen! Klaus Weyers


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Auf Augenhöhe

Aufgenommen von Freunden Wenngleich ein junger Afghane derzeit weit weg von seiner Familie lebt, so hat er in Österreich eine zweite Heimat gefunden – nicht zuletzt deshalb, weil ihm Menschen hier auf Augenhöhe begegnen.

Der Aufenthaltsraum ist nicht sonderlich groß, aber gemütlich: Der Tischtennistisch lädt zum Spielen ein, die Sofas zum Verweilen und Plaudern mit den Mitbewohnern. Von beiden Angeboten macht der siebzehnjährige Ali regelmäßig Gebrauch. Die ersten Monate nach seiner Flucht verbrachte der junge Mann im Flüchtlingslager Traiskirchen, mittlerweile ist er in der Wohngemeinschaft Nuri der Wiener Caritas gemeinsam mit 14 anderen Afghanen untergebracht, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind. Viel Unterstützung Mit zwei anderen Burschen teilt Ali sich ein Zimmer und erzählt vor Freude strahlend: „Derzeit lerne ich intensiv für den Hauptschulabschluss, denn danach möchte ich eine Lehre als Mechatroniker beginnen. Dafür muss ich viel wissen und besonders gut

Deutsch können.“ Obwohl er vor seiner Ankunft in Österreich kein Wort Deutsch sprach, spricht er es inzwischen fließend. Unterstützt wird der junge Mann regelmäßig von österreichischen Paten, die ihn mehrmals wöchentlich besuchen oder zu sich nach Hause holen: „Sie helfen mir nicht nur beim Deutsch lernen, sondern auch bei den anderen Fächern und nehmen mich zu Ausflügen mit. Durch sie komme ich in Kontakt mit Österreichern und lerne viel über die österreichische Kultur.“ Unterstützung erhalten Ali und seine Mitbewohner auch durch Betreuer wie Herrn Khosrow, der selbst aus Afghanistan stammt. Dieser Hintergrund ermöglicht es ihm, als Vermittler zwischen den Kulturen aufzutreten und so manche damit verbundene Verwirrung aufzulösen. Gerade bei Rechtsangelegenheiten und Deutschkursen können die Jugendlichen jederzeit auf seine tatkräftige Hilfe bauen. „Unter unseren betreuten minderjährigen Flüchtlingen gibt es immer wieder Analphabeten. Unsere Aufgabe ist es zu vermitteln, welche Bedeutung Bildung für ihr weiteres Leben hat, unabhängig davon, ob sie dauerhaft Asyl in Österreich bekommen oder nicht“, sagt Khosrow.

Überzeugen, nicht bestrafen Dass der Alltag einige Herausforderungen mit sich bringt, bestreitet Khosrow nicht. „Gerade die Asylverfahren und die bange Frage, ob sie denn dauerhaft hier bleiben können, beschäftigen die Jugendlichen enorm. Außerdem ist das Erlernen einer fremden Sprache nicht einfach.“ So manchen der Jugendlichen plage das Heimweh, und er habe Verständnis für den Frust, der dadurch entstehe, wenn die Burschen sehen, dass ihre Möglichkeiten durch das geringe Taschengeld begrenzt sind. Im Alltag ist Khosrow der Dialog wichtig, und selbst wenn der eine oder andere Jugendliche sich weigere, den Deutschkurs zu besuchen, bemühe er sich um Überzeugungsarbeit: „Wir setzen da nicht auf Bestrafung, sondern auf Gespräche.“ Denn nur so sei eine Begegnung auf Augenhöhe möglich. Das Wohlergehen der Jugendlichen liegt ihm, der selbst drei Kinder im Teenageralter hat, sehr am Herzen. „Mir geht es gut, wenn es den Burschen gut geht“, erklärt der Betreuer. Mit den meisten seiner WG-Kollegen versteht sich Ali gut, bei Meinungsverschiedenheiten fällt ihm stets ein Sprichwort ein, das ihm seine Eltern mit auf den Weg gegeben haben: „Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück“. Diesen Rat beherzige er auch im Kontakt mit Menschen außerhalb seiner Wohngemeinschaft. Besonders viel Leben herrscht in der Wohngemeinschaft, wenn man sich zum Feiern von religiösen Festen wie Weihnachten trifft. Aber auch der islamische Ramadan findet seinen Platz. „So werden die Jugendlichen mit der religiösen Kultur und den Traditionen des Gastgeberlandes vertraut gemacht, ohne auf ihre religiösen Wurzeln verzichten zu müssen“, sagt Khosrow. Elisabeth Grabner

Zwei, die in Österreich eine zweite Heimat gefunden haben: die beiden Afghanen Ali und Khosrow. Im Alltag begegnen sie einander stets auf Augenhöhe.


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Sancta Christiana

Mensch unter Menschen Weihnachten das ganze Jahr: Die Menschwerdung Gottes steht nicht nur jetzt im Zentrum der Gemeinschaft der Schwestern der Kindheit Jesu und Mariens. „Köszi – viszontlátásra“: Herzlich verabschieden sich die Besucher aus Ungarn von ihren österreichischen Gastgebern und machen sich wieder auf den Weg zurück in ihre Heimat. Sie waren zu Exerzitien nach Wien gekommen. Geleitet wurden diese von Elisabeth Schneider und Gabriele Kainz, zwei Schwestern der Kindheit Jesu und Mariens. Auch wenn sie ihre aktuelle Hauptaufgabe in der Exerzitienarbeit sehen und deswegen seit Jahren auch geistliche Tage für Bekannte aus Ungarn anbieten, ist ihre Gemeinschaft für etwas anderes bekannter: Auf sie gehen die sogenannten Sancta Christiana-Schulen zurück, die in Österreich an drei Standorten vertreten sind. Schon bei der Gründung der Kongregation im Jahr 1807 wurde die heilige Christiana von Georgien, die im vierten Jahrhundert lebte, zur Patronin erwählt, weshalb ihre Mitglieder auch Schwestern von Sancta Christiana genannt wurden. Im Geiste Sancta Christianas 1854 – vor genau 160 Jahren – sind die ersten Schwestern der in Lothringen gegründeten Gemeinschaft nach Österreich gekommen, wo sie im niederösterreichischen Lanzenkirchen eine erste Schule gründeten. 1898 und 1904 folgten weitere Gründungen in Wien-Rodaun und Wiener Neustadt. Die verschiedenen Schultypen bestehen bis heute, auch wenn die Schwestern selbst nicht mehr in den Schulen tätig sind. 1987 wurde ein Trägerverein gegründet, in dem Sr. Gabriele Kainz und ihre Mitschwester Elisabeth Schneider weiterhin vertreten sind, um den Geist Sancta Christianas zu bewahren. Die Anfänge der Gemeinschaft reichen zurück in die Zeit der Französischen Revoluti-

Für Sr. Gabriele Kainz und Sr. Elisabeth Schneider kann die offene, ungezwungene Art, die Kindern eigen ist, uns allen ein Vorbild sein.

on. Damals initiierte das Ehepaar Anne Victoire und Alexis von Méjanès so etwas wie ein Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Daraus entwickelte sich in der Folge die Gemeinschaft, deren erste Generaloberin Anne Victoire wurde. Eine Kehrtwende brachte das sogenannte Erneuerungskapitel der Kongregation 1968/69, als viele Schwestern statt in Schulen in Fabriken gingen und als Arbeiterschwestern das Leben mit einfachen Arbeitern teilten. Oder dass Schwestern ihrer ignatianischen Prägung entsprechend heute Exerzitien in verschiedensten Formen anbieten. Am Weg zur Menschwerdung Dies entspricht auch dem Gründungscharisma, das sich im vollen Namen der Gemeinschaft widerspiegelt: So sind die Schwestern dazu aufgerufen, „sich von der Menschwerdung des Sohnes Gottes durchdringen zu lassen“ und „die Geheimnisse seiner Kindheit und seines verborgenen Lebens im Hier und Jetzt wirksam werden lassen“, wie es in ihrer Regel heißt. Die Menschwerdung Gottes führe jedoch auch zu der Frage, was ein Mensch brauche, „um ganz Mensch zu werden, um der zu werden, der er ist“, so Sr. Elisabeth. So könnten auch die heute von den Schwestern in Wien angebotenen Exerzitien als eine Teilstrecke „auf unserem Weg der Menschwerdung“ verstanden werden.

Für Sr. Elisabeth Schneider drücken sich die Menschwerdung Gottes in Jesus und der Geist der Kindschaft aber auch im Bewusstsein aus, „Ich bin ein Sohn, eine Tochter Gottes“. So solle den Mitgliedern der Kongregation auch die offene, ungezwungene Art, die Kindern eigen ist, Vorbild sein. Und Sr. Gabriele Kainz ergänzt: „Wenn Gott Mensch wird, dann zeigt er, dass er den Menschen brauchen will, um wirken zu können. Der göttliche Funke, das göttliche Kind, das vor 2.000 Jahren in Bethlehem, aber auch in jedem Menschen ganz klein begann, möchte in uns wachsen dürfen, um menschlich wirken zu können, um sichtbar und fühlbar zu werden.“ Daniel Podertschnig

1807 wurde die Kongregation der Schwestern der Kindheit Jesu und Mariens unter dem Schutz der hl. Christiana vom Ehepaar Anne Victoire und Alexis de Méjanès gegründet. Die Gemeinschaft widmet sich vor allem der Erziehung und Krankenpflege. Vor 160 Jahren kamen die Schwestern auch nach Österreich, wo die Kongregation heute sieben Mitglieder und zahlreiche Mitarbeiter zählt und drei Schulen im Geiste der Gründerin geführt werden.


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Bruder Paulus

„Ich bin ein Webapostel“ Will die Kirche insbesondere jungen Menschen „auf Augenhöhe“ begegnen, so muss sie auch in der Vermittlung neue Wege gehen. So wie der deutsche Franziskanerpater Paulus Terwitte. Er ist ein „big player“ auf allen medialen Kanälen. Das Wort Jesu „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu trinken gegeben“ (Mt 25,42) wirkt weiter. Es lässt mich für Hungernde bereit sein in einer Masse von Eindrücke-Satten, die im Meer der Milliarden von Internet-Seiten surfen. Angesichts der mittlerweile über 85 Prozent Online-User in Deutschland würde Jesus heute sagen: „Ich war virtuell auf der Suche und du hast mir gemailt.“ Oder mit mir gechattet. In meinem Blog geschrieben. Ein Bild, kommentiert in einem der sozialen Netzwerke. Nirgendwo anders als in der virtuellen Welt habe ich mitbekommen, wie der Kairós einen Menschen bedrängen kann. Wenn mich Mails erreichen, tragen sie das Merkmal der Dringlichkeit. Was mir einer schreibt, musste in diesem Augenblick und sofort gesagt werden. Zu diesem Mann. Auf diesem Weg. In dieser Stunde. Vom Blackberry oder von daheim. In einem Internetcafé um die Ecke, damit mein Partner, meine Partnerin nichts mitbekommt, oder im Urlaub, am Abend. Wenn Ruhe in den Freizeitstress eingekehrt ist.

Zauberwort online Irgendwann packt es den User, dem Ordensbruder zu schreiben: Er will auf die katholische Kirche zugehen in der Person des Online-Priesters. Oder einfach auf einen Mitmenschen, den es wirklich gibt, von dem man weiß, was man im Internet von ihm gesehen, gelesen oder – wie in meinem Fall – auch im Fernsehen oder Radio mitbekommen hat. Online-Kommunikation kommt rein über Buchstaben in Fluss. Das Umfeld des Schreibenden bleibt ganz außen vor. Und auch das des Empfängers. Wo es sich nicht um einen Chat handelt, verläuft der Austausch zeitversetzt. Wer schreibt, ist ganz auf seine Fantasie angewiesen. Und wer liest, ebenfalls. Manchmal unterstützen Fotos die Begegnung. Selten wird aus dem Online-Kontakt ein telefonischer oder gar ein realer im Sprechzimmer unseres Klosters.

Netzwerk und trifft auf Jesus, der den Kontakt als Hinweis darauf sieht, dass sich seine Sendung erfüllt: „Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird“ (Joh 12,21–23). Kein Mensch hat es in der Hand, wann ihm bewusst wird: Jetzt will ich mit einem Seelsorger reden. Trifft er dort einen, kann ihm aufgehen, was die eigene Sendung ist. Meine Präsenz im Internet hat mich schon oft teilhaben lassen, wann sich solche Himmelsstunden bei Menschen ereignet haben – und in mancher Online-Begegnung hat sich für mich erfüllt, wozu ich mich als Ordensmann und Priester berufen glaube. Paulus Terwitte OFMCap

Das Online-Apostolat lebt von der Kraft der Übertragung und Projektion. Ich bin für die Schreiber der gute Priester und verständnisvolle Ordensmann, aber auch der harte Kirchenvertreter oder lebensfremde Mönch. Die mir schreiben, haben ein medial vermitteltes Bild von mir, das kompatibel ist mit Halbwissen und Wissen, mit Halbglauben und Glauben.

aus: Gebhard Fürst (Hg.), Katholisches Medienhandbuch. Fakten – Praxis – Perspektiven © 2013 Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.bube.de, Seite 304f.

Paulus Terwitte OFMCap ist ein deutscher katholischer Ordensmann und Priester, der auch journalistisch tätig ist, Vorträge bei Fachtagungen, Kongressen

Himmelsstunden im Netz Ich nehme die Kontaktaufnahme im Internet ganz johanneisch; sie kommt aus einem

hält und u. a. seit 2002 eine eigene Talksendung hat. Seine Ordensgemeinschaft hat ihn dafür freigestellt, mit Menschen über das Thema „Berufung“

Bruder Paulus Terwitte nutzt die Medien, um zum Thema Berufung ins Gespräch zu kommen.

ins Gespräch zu kommen. Br. Paulus leitet die Kapuzinergemeinschaft in Frankfurt/Main, Liebfrauen, und engagiert sich in der City-Pastoral. Er ist Leiter des Obdachlosenfrühstücks, das die Kapuziner täglich Nichtsesshaften und Armen im Franziskustreff an der Liebfrauenkirche anbieten.

www.bruderpaulus.de www.facebook.com/BruderPaulus


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Jahr der Orden

Gott geweiht und ganz bei den Menschen Für 2015 hat Papst Franziskus ein „Jahr der Orden“ ausgerufen. Die Ordensgemeinschaften und die Säkularinstitute wollen dieses Themenjahr zur Selbstreflexion nutzen und zugleich das Ordensleben einer breiten Öffentlichkeit bekannter machen. „Der Glaube ist eine Symphonie, und in diesem Jahr soll das geweihte Leben zum Klingen gebracht werden“, sagt Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Bereits seit vergangenem November haben Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute aus ganz Österreich Ideen zur Gestaltung dieses besonderen Jahres gesammelt. Für die geplanten Aktionen, welche bei einer Pressekonferenz im September vorgestellt wurden, hat man sich intern hohe Ansprüche gestellt: Das „Jahr der Orden“ soll sich nicht auf einen flüchtigen Öffentlichkeitsauftritt reduzieren, sondern es muss einen nachhaltigen Effekt bringen – etwa, indem die Orden lernen, selbstbewusster nach innen und nach außen aufzutreten. So wurden alle Aktivitäten von Anfang an auch gemeinDie Vorsitzenden wollen im nächsten Jahr das geweihte Leben zum Klingen bringen.

sam konzipiert, damit sich die beteiligten Gemeinschaften mit dem Jahr auch voll identifizieren können.

jeder Woche soll eine prägende Kraft für das persönliche und gesellschaftliche Leben ausgehen.“

Geweihtes Leben vermitteln Das Ziel des Jahres fasst Sr. Mayrhofer in klare Worte: „Das Ordensleben, die Hingabe an Gott und den Menschen, soll besonders zum Durchscheinen gebracht werden.“ Außerdem solle den Menschen in dem Jahr die Frage beantwortet werden, was „geweihtes Leben“ bedeutet. Dabei sei die Antwort laut Sr. Mayrhofer eigentlich einfach: „Gott geweiht heißt ganz für die Menschen da sein.“

Mitten in der Welt Die besondere Situation der sogenannten Säkularinstitute bringt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute, Elisabeth Plach, auf den Punkt: „Wir sind auf den ersten Blick nicht erkennbar als Menschen, die im Alltag ein Gott geweihtes Leben führen.“ Daher wolle man das Ordensjahr nutzen, um die eigene gesellschaftliche Aufgabe und Präsenz sichtbarer werden zu lassen, so Plach. Dabei erinnert sie an Papst Franziskus, der dazu aufgerufen hat, hinaus in die Welt und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. Das Ziel sei jedoch ein noch größeres, so Plach: „Nicht nur das Hinausgehen, sondern das Mittenhineingehen, dorthin, wo alles sich entscheidet: in die Politik, in die Wirtschaft, in die Erziehung, die Familie – dorthin!“

Neue Akzente erwartet sich vom kommenden Ordensjahr auch der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden, Altabt Christian Haidinger: „Es geht uns nicht nur um den Blick nach innen, sondern wir wollen bewusst in der Öffentlichkeit agieren. Es geht darum, Menschen in ihrer Gottsuche zu begleiten durch und in unseren Gemeinschaften. Das heißt auch, dass wir an den Rand gehen und genau dort mit den Menschen die Probleme angehen.“ Haidinger verweist vor allem auf die Aktion Mittwoch ist Ordenstag. Mitten im Leben. Mitten in der Woche: „Von diesen vielen kleinen Aktionen und Aktivitäten der 200 Ordensgemeinschaften und der Säkularinstitute am Mittwoch

Vielfältiges Angebot Das Schwerpunktjahr startet im Rahmen des Ordenstags 2014 am 25. November und endet wieder mit dem Ordenstag 2015 Ende November. Neben „Mittwoch ist Ordenstag“ gibt es noch weitere Aktivitäten wie etwa die Initiative „sie BITTEN, wir BETEN“, die die spirituelle und betende Kraft der Gemeinschaften zur Verfügung stellen will. Ein spezieller Ordenskalender 2015 mit allen Festen und Gedenktagen aller Orden ist ab Ende November erhältlich. Ein Sonderheft der „Ordensnachrichten“ zur Videoreihe „viel mehr wesentlich weniger“ dokumentiert außerdem sechs Gespräche zwischen Prominenten und Ordensleuten. Robert Sonnleitner

www.jahrderorden.at Robert Sonnleitner ist Presse- und Medienreferent im Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich.


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Berufung im Zentrum

Menschlichkeit im Fokus Mit ihrer Ausstellung „Wohin“ im Quo vadis? möchte die Fotokünstlerin Claudia Henzler zum Dialog über die wesentlichen Fragen im Leben ermutigen. Entscheidungen zu treffen, ist eine schwierige Angelegenheit, manchmal verbunden mit Gefühlen der Unsicherheit und des Zweifels. Auch eine künstlerische Ausstellung basiert auf einer Auswahl von Bildern. Wie gehen Sie an diese Entscheidung heran? Aus einer Fülle an Bildern auszuwählen, verlangt mir einiges ab. Die Auswahl basiert meistens auf einem langwierigen Prozess, in dessen Mittelpunkt der Dialog steht. Wichtig ist es für mich, mich damit auseinanderzusetzen, welche Zielgruppe bei einer Ausstellung erreicht werden soll. Beim Quo vadis? kommt ja bereits zum Ausdruck, dass es im Wesentlichen um Sinnsuche, Orientierung und Fragen zur eigenen Berufung geht.

„Wohin?“ geht, die man letztendlich nur individuell beantworten kann? Mit meinen Fotografien möchte ich zum Nachdenken und positiven Handeln einladen. Mich selbst begleitet die Frage nach dem „Wohin?“ sehr stark. In der Ausstellung setze ich bildhaft um, was diese Suche bedeutet. Gehe ich noch in die Richtung, in die ich eigentlich gehen möchte? Manchmal gehe ich schon in Richtung Ziel, und manchmal ist der Weg das Ziel. Die Fotos, die Sie im Rahmen der Ausstellung „Wohin?“ präsentieren, sind in schwarzweiß gehalten. Welche Absicht verfolgen Sie damit? Das Schwarz-Weiße verstärkt die Emotionalität der Fotografien und lenkt den Blick auf das Wesentliche, es gibt weniger Ablenkung. Schwarz-weiß bringt das Konkrete noch stärker zum Scheinen. Das Interview führte Elisabeth Grabner

Friedenspreisträgerin Claudia Henzler ist Fotografin und Gründerin von HENZLERWORKS photos with a message. Menschen und Menschlichkeit sowie Stimmungen und Atmosphäre sind bei ihren Ausstellungen, Fotoshootings und Workshops im Fokus. Details & Buchungen: www.henzlerworks.com.

Termine Exerzitien im Alltag Für junge Erwachsene bis 45 Jahre 28. November 2014, 18.00 –20.00 Uhr Weitere Termine: 5., 12. und 19. Dezember

Literatur trifft Kaffee – Wir setzen uns mit Literatur zusammen „Ein Gedicht rettet den Tag“ mit Hilde-

Ihre Bilder sprechen von Leben, Leiden und Hoffnung, von Licht und Schatten. Inwiefern können Sie auch eine Inspiration sein, wenn es um eine Auseinandersetzung mit der Frage

Die Ausstellung „Wohin“ kann noch bis zum 19. Dezember während der Öffnungszeiten in den Räumlichkeiten des Quo vadis? besichtigt werden.

gard Lorenz (Schriftleitung „Dein WortMein Weg“, Wien/Batschuns) 4. Dezember 2014, 17.00 −19.00 Uhr

Wie geht beten? Meine Zeit mit Gott Einführung ins Gebet: Beten als Tagesrückblick. Mit P. Stefan Weig OSFS 4. Dezember 2014, 18.30 −19.30 Uhr

nachts Klavier- und Lesespiel Mit Florian Appel, Weilheim (D) 16. Dezember 2014, 19.00 Uhr

„Ich möchte mich auf den Weg machen …“ Praktische Informationen vom erfahrenen Pilgern für all jene, die aufbrechen wollen. Mit Leo Führer (Pilgerpastoral Erzdiözese Wien) 18. Dezember 2014, 18.30 −20.00 Uhr Details zu den Veranstaltungen sowie weitere Termine finden Sie unter

www.quovadis.or.at


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Aus der Diözese St. Pölten

Kundschafter des Neuen Die Diözese St. Pölten hat eine Gruppe von Mitarbeitern und engagierten Katholiken als Kundschafter zu einem zukunftsweisenden pastoralen Kongress nach Rom entsandt. Ihr Eindruck: Mit Papst Franziskus vollzieht die Kirche eine Kehrtwende zu einer missionarischen Kirche. Im September fand in Rom ein internationaler Kongress statt, der sich dem pastoralen Projekt des Papst-Schreibens „Evangelii Gaudium“ gewidmet hat. Aus der Diözese St. Pölten nahmen einige pastorale Mitarbeiter, Verantwortungsträger und angehende Theologiestudierende daran teil. Neben theologischen Vorträgen sah das Programm u. a. auch Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Jean Vanier, dem Gründer der „Arche“, und Kardinal Philippe Barbarin vor. Die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Teilnehmer während dieser Tage bestätigten den Eindruck vieler, dass Papst Franziskus mit „Evangelii Gaudium“ (Die Freude des Evangeliums) tatsächlich so etwas wie ein Regierungsprogramm vorgelegt hat. Es geht dabei um nicht weniger als einen Paradigmenwechsel hin zu einer missionarischen Kirche. Erfreulicherweise hat die Berufungspastoral Österreichs mit dem Canisiuswerk und den einzelnen Diözesen schon seit einiger Zeit diesen Weg beschritten, wenngleich das Bewusstsein für den Stellenwert des Missionarischen bei vielen Gläubigen noch nicht überall voll ausgeprägt ist. Deshalb hat die St. Pöltner Diözesanstelle für Berufungspastoral die kleine, heterogene Teilnehmergruppe am Kongress ausdrücklich gefördert – mit dem Ziel, den Blick für die Weltkirche zu öffnen. Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer insbesondere von Papst Franziskus selbst: „Franziskus ist für mich ein großes Vorbild, ein wahrer Hirte, der den Stallgeruch der Schafe hat“, bringt etwa die Pas-

toralassistentin und Religionslehrerin Pia Zidar den positiven Eindruck aller auf den Punkt. Dynamik und Sprengkraft Dass mit dem Schreiben und Wirken von Papst Franziskus etwas Neues begonnen hat, wurde von den Teilnehmern nach ihrer Rückkehr durchwegs bestätigt. So unterstrich etwa der Delegationsleiter und Bereichsleiter in den Pastoralen Diensten der Diözese St. Pölten, Peter Haslwanter, der Kongress habe ihm die Augen für die „pastoraltheologische Relevanz, ja Dynamik und Sprengkraft“ des päpstlichen Programms geöffnet – für die Weltkirche ebenso wie für die eigene Diözese. „Diese Vorgabe möchte ich von ganzem Herzen aufgreifen und mich ganz dafür einsetzen, dass die angestoßene Dynamik des missionarischen Aufbruchs in unseren Pfarrgemeinden immer mehr Raum und Gestalt gewinnt.“ Es bestehe daher die berechtigte Hoffnung, so Stephanus Bertram Rützler vom Stift Herzogenburg, dass das „pastorale Projekt von Evangelii Gaudium“ auch der Berufungspastoral neuen Schwung und geistliche Tiefe verleiht. Schließlich sei bei dem Kongress ein „Gesamtbild“ sichtbar geworden, „das das Projekt der Neuevangelisierung als umfassende Aufgabe darstellt“. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wie die weltkirchlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen in Rom auch zu Hause, in der Diözese und im alltäglichen Leben, weiterwirken und Frucht bringen können. Gerhard Reitzinger Kan. Dr. Gerhard Reitzinger ist Bischofsvikar für Pastorale Dienste und Diözesandirektor des Canisiuswerkes in St. Pölten.

Im September fand in Rom ein internationaler Kongress statt, der sich dem pastoralen Projekt von Evangelii gaudium widmete. Eine Delegation aus der Diözese St. Pölten nahm daran teil und war nicht zuletzt von der Begegnung mit Papst Franziskus nachhaltig beeindruckt.


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Propädeutikum in Horn

Das Priesteramt im Gespräch halten Der Linzer Diözesanjugendseelsorger Michael Münzner ist seit 1. September 2014 zweiter Rektor des Propädeutikums im Canisiusheim in Horn. Was für Ordensleute das Noviziat, ist für die Priesteramtskandidaten Österreichs das erste gemeinsame Ausbildungsjahr. Warum er selbst Priester geworden ist, erzählt er im Gespräch mit miteinander.

Der Wiener Michael Münzner weist eine klassische katholische Biografie auf. Dennoch war die Spur in seinem Leben, die ihn schließlich zum Priesteramt geführt hat, zunächst kaum sichtbar: Er kommt aus einer religiösen Familie, mit sechs Jahren begann er in der Pfarre St. Ägyd-Gumpendorf zu ministrieren, wurde Ministrantenleiter und mit 16 Jahren Pfarrgemeinderat. Als nach der HTL-Matura und dem Bundesheer die Frage nach dem weiteren Lebensweg anstand, begann er Theologie zu studieren. Einfach aus Interesse, ohne jede Vorstellung von dem konkreten Beruf, zu dem das Studium führen sollte. Ob Religionslehrer oder Pastoralassistent – darüber machte er sich keine Gedanken. Nur das Priestertum schloss er wegen des Zölibats aus. Und genau das ist es dann geworden. Positive Erfahrungen mit Kirche Zu diesem Wandel hat kein außergewöhnliches Erlebnis geführt, eher kleine Zeichen wie Bemerkungen von Bekannten, die oft ganz nebenbei sagten: „Dich könnte ich mir als Priester vorstellen“. Schließlich konnte er selbst es auch. „Das völlig Unspektakuläre ist das Spektakuläre an meinem Weg“, meint er schmunzelnd. Dass er schließlich in Oberösterreich gelandet ist, hing mit dem Wunsch zusammen, nicht in der Großstadt leben zu wollen. Den Jugendseelsorger Münzner hat ein traditioneller Weg – das Eingebundensein in eine Pfarre mit einer sehr positiven Erfahrung von Kirche – zum Priestertum geführt. Heute stellen sich junge Menschen vielfach nach abgeschlossener Berufsausbildung die

Frage nach dem Sinn ihres Lebens. Das bedrängende Gefühl lässt sich nicht wegschieben: „Will ich wirklich Jahrzehnte in diesem Berufsfeld arbeiten?“ Und sie beginnen neu zu suchen, manche landen so im Propädeutikum. Natürlich gibt es auch die außergewöhnlichen Erlebnisse. Münzner denkt an einen Koch, der nach einem Autounfall auf der Intensivstation landete. Angeschlossen an Geräte und Schläuche entschied er sich, Priester zu werden.

es schwer vermittelbar, dass man um des Glaubens willen etwas so hoch Geschätztes wie Partnerschaft oder Familie zurückstellt.“ Dieses öffentliche Bewusstsein lässt sich nicht verändern, aber deswegen hält er es für umso wichtiger, dass in Pfarren das Priestertum unaufdringlich, aber doch im Gespräch bleibt. Aus seiner eigenen Erfahrung kann er sagen, dass es ihn erst zum Nachdenken gebracht und später bestärkt hat, wenn ihm andere sagten: „So wie du als Mensch bist, könnte ich mir vorstellen, dass du ein guter Priester wärst.“ Münzner sagt: „Ich glaube, das geschieht in den Pfarren zu wenig. Das sollte man mehr tun.“ Vonseiten der Priester wünscht er sich, dass man ihre Zufriedenheit mit dem Beruf spürt: „Das ist die beste Werbung.“ Das Schöne an seiner Aufgabe als Diözesanjugendseelsorger ist der tägliche Kontakt mit jungen Leuten, erzählt er. „Das hält mich selbst jung und bereitet mir große Freude.“

Josef Wallner

Die positiven Erfahrungen mit Kirche, die Michael Münzner in seiner Jugendzeit erleben durfte, führten ihn zum Priesterberuf.

Mag. Michael Münzner, geboren 1978 in Wien, 2008 Priesterweihe in Linz, Kaplan in Gallneukirchen, seit 2011

Zufrieden mit dem Beruf So unterschiedlich die Wege der Berufung sind – in Österreich sind es seit Jahren sehr wenige, die Priester werden wollen. Unter einem Bündel von Gründen hebt Münzner einen hervor: „Der Glaube hat in der Gesellschaft keinen sehr hohen Stellwert. Da ist

Diözesanjugendseelsorger, zusätzlich seit zwei Jahren Subregens des Linzer Priesterseminars, ab 1. September 2014 zweiter Rektor des Propädeutikums in Horn. Er bleibt Jugendseelsorger, ist aber auch wöchentlich in Horn.


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Ära Kothgasser

Einfühlsamer Begleiter

Der emeritierte Salzburger Erzbischof Kothgasser (rechts neben ihm Michael Wagner, großes Bild) hatte in der Priesterbegleitung stets ein offenes Ohr und übersah niemanden, hat stets mit allen mitgelitten und sich mitgefreut.

Mit heurigem Jahr endet auch für die Priesteramtskandidaten eine Ära – die „Ära Kothgasser“: Über 15 Jahre war der emeritierte Salzburger Erzbischof in der Bischofskonferenz unter anderem für die Seminaristen zuständig. Nach Feier der Sonntagsmesse in der Nachbarortschaft war ich gerade noch zum Ende des Festgottesdienstes mit Altarweihe zurechtgekommen. Ich stand in der vorletzten Reihe einer Menschenmenge auf einem Dorfplatz im Salzburger Land mitten in der sommerlich heißen Urlaubszeit, als sich plötzlich jemand aus dem allgemeinen Gedränge löste und mit offenen Armen auf mich zuging: Erzbischof Alois Kothgasser hatte mich erspäht, begrüßte mich freudig und meinte, dass er sehr froh sei, mich nun in der Priesterausbildung zu wissen. Das war 2006 nach meiner Ernennung zum Subregens im Wiener Priesterseminar. Dieser feste, ermutigende Händedruck des Erzbischofs, sein zuversichtliches Wesen und sei-

ne Herzlichkeit nahmen mir damals manche Sorgen, die mich im Blick auf meine neue, mir noch völlig unbekannte Aufgabe überkamen. Für dieses persönliche, positive Startsignal in meinen Dienst und die später erfahrene Begleitung empfinde ich bis heute tiefe Dankbarkeit. Einfühlsam, ein offenes Ohr Etwa 15 Jahre lang – von 1999 bis 2014 – war Erzbischof Kothgasser in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Belange der Priesterseminare, aber auch für die theologische Ausbildung an den Universitäten zuständig. Aus dieser Funktion wurde er Anfang Juli 2014 in Mariazell mit einer familiären Feier im Kreis der Regenten verabschiedet und für sein Wirken bedankt.

Der Präsident der Regentenkonferenz, Regens Franz Josef Rauch, würdigte dabei die Verdienste des Erzbischofs insbesondere für die Priesterausbildung: Alois Kothgasser habe sich als Referatsbischof stets durch ein offenes Ohr, Einfühlsamkeit und sein Interesse an den Menschen ausgezeichnet. Niemand unter den Seminaristen, Vorstehern und Mitarbeitern sei übersehen worden, denn Erzbischof Kothgasser verfügte in den Begegnungen immer über eine besondere Gabe der Aufmerksamkeit, aber auch der Entschlossenheit, indem er „mitgegangen ist, mitgelitten und sich mitgefreut hat“. Zugleich wurden in diesem Rahmen auch der langjährige Rektor des Propädeutikums, Michael Wagner, und der bisherige Regens des Priesterseminars von Innsbruck und Feldkirch, Peter Ferner, bedankt und verabschiedet. Richard Tatzreiter


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Für Sie gelesen

Gebetsrucksack

Reden übers Beten

Auf die leic h Seit fast einem Jahr wandert der Gebetsrucksack nun schon durch Pfarren und Gemeinschaften in Österreich – und führt seine Träger zurück zu den Quellen des Glaubens, zum Gebet. Zwei Zeugnisse von Menschen, die dieses Abenteuer begleiten.

Schon wieder ein Buch über das Beten. „Doch wer betet heute noch?“, könnte man zurückfragen. Denn das Gebet erfordert hohe Konzentration und Versenkung zugleich. Anders gesagt: Beten ist nicht so leicht, wie es klingen mag. Daher scheint es wiederum gerechtfertigt, darüber in eigenen Publikationen zu sprechen und den Suchenden, nach Worten Ringenden an die Hand zu nehmen. Hier hat das neue Buch von Hans Schalk mit dem schlichten Titel „Beten“ auch seine Stärken: In knapper, klarer Sprache gibt es Hinweise und Tipps, wie Beten gelingen kann, wie „Beten als Tun“ funktioniert. Beten wird ausdrücklich als ein Grundvollzug menschlichen Lebens verstanden – ein Lebensvollzug, der das Gebetsleben Jesu zum Vorbild nimmt. Der Hauptteil des Buches besteht aus persönlichen Lebens- und Gebets-Zeugnissen. Diese berühren, sie stellen einen Konnex zum Leben der Leser her: „Ja, das kenne ich auch“ oder: „So habe ich meine Erfahrung noch gar nicht gesehen.“ Und so wächst die Lust, es mit dem Beten doch wirklich einmal ernsthaft zu versuchen. Kurt Schmidl

Hans Schalk, Beten. Beziehung zum ganz anderen, Tyrolia, 101 Seiten, € 9,95 (ISBN 978-3-7022-3353-2)

WAS IST MIR BEIM BETEN WICHTIG? „Das probier’ ich aus!“, ist mein erster Gedanke, als Raphaela Pallin mir ihre Idee vorstellt. Mein zweiter Gedanke ist konkreter: „Das probieren wir aus!“ – damit ist klar: Der „Gebetsrucksack“ wird in unseren drei Pfarren die Runde machen. Schon das Packen ist eine Erfahrung für sich. Ein geeigneter Rucksack ist schnell gefunden, und natürlich greife ich einige Vorschläge auf (Bibel, Ikone, Grundgebete), aber ich merke schnell, dass das Auswählen des Inhalts jeweils gut bedacht sein will. Dieser Rucksack hört nicht auf, Fragen zu stellen: „Was ist dir beim Beten wichtig? Was betest du und wie machst du das genau? Welche Formen und Formulierungen sind dir an das Herz gewachsen? Und was erlebt Gott da so mit, wenn du betest?“ Zwölf Menschen haben den Gebetsrucksack bereits in Empfang genommen, für eine Woche oder länger. Alle haben Gedanken ins beigelegte Tagebuch geschrieben: „Hallo lieber Gebetsrucksack! Ich freue mich, dass du bei mir bist!“ – „Diese Woche hat mir Ruhe gebracht und auch Kraft.“ – „… eine besondere Ehre, dass mir, einer Evangelischen, der Gebetsrucksack übergeben wurde. Das ist für mich Ökumene: keinen ausgrenzen.“ Andere geben eine Gottesbegegnung wieder: „Bei dir bin ich geborgen“ oder sagen einfach: „Danke für diese neue Erfahrung!“

Was sich beim Zurückbringen des Gebetsrucksacks entwickelt, berührt mich besonders: das Gespräch über Beten und Glauben, über das Auf und Ab des Lebens, darüber, wie das Gebet unsere Höhen und Tiefen trägt. Die Entdeckerfreude der Rucksackträger sowie ihre herzlichen Dankesworte zeigen, dass viel mehr Menschen als ich dachte sich und ihr Leben betend „auf die leichte Schulter nehmen“ können. Dieser Rucksack ist nicht schwer und drückt nicht – oder wie Jesus sagt: „Meine Last ist leicht!“

Dechant GR Mag. Ernst Steindl, Pfarrer der Pfarren Wilfersdorf, Kettlasbrunn und Bullendorf im Weinviertel

VOM ABENTEUER DES GEBETS-ALLTAGS „Beten ist für mich ein Glücksgefühl, mit Gott reden, in den Himmel telefonieren, eine Lebenseinstellung, in der ich Gott danke und ihm folge.“ So drücken Jugendliche des Gymnasiums Wien 2, Zirkusgasse, ihre Erfahrung mit dem Gebet und mit dem Gebetsrucksack aus. Zu Beginn des Schuljahrs nahm ihn eine Religionslehrerin beim Schulgottesdienst in Empfang und so war er zwei Wochen in zwei Klassen unterwegs. „Wir beten, weil wir Gottes Hilfe in der Schule brauchen, weil es für uns schwer ist, Entscheidungen zu treffen, weil wir verstanden werden wollen“ – auch das ist im Gebetsrucksack-Tagebuch zu lesen. Seit Anfang Februar wandert der Gebetsrucksack schon durch unsere Pfarre St. Johann Nepomuk – jede Woche neu gepackt und persönlich übergeben. Er war bei jungen Familien, auf einer Seniorenwoche, in der Schule, bei Einzelpersonen, im Pfarr-


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Kolumne

Zeit für Besserwisser

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F Dipl.-Päd. Roswitha Feige, Pastoralassistentin der Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien 2

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Viele Beter nutzen den Inhalt des Rucksacks, um in ihren Wohnungen ganz bewusst einen Platz des Gebets zu gestalten: „Voller Überraschung haben wir heute ganz spontan den Rucksack nach Hause bekommen und dabei war für unsere Tochter Flora ganz klar: Das kleine, farbenfrohe Kreuz sollte es sein, das sie mit nach Hause nehmen durfte. Wir waren sehr erstaunt, dass sich fast wie von

Auch weiterhin packen wir jede Woche den Gebetsrucksack neu. Jede Woche beginnt das Abenteuer, das Gebet in den Alltag unseres Lebens hereinzuholen. Es ist gut, zu erfahren: Wir sind nicht allein unterwegs, wir können einander unterstützen, ermuntern, begleiten. Und so entsteht ein Netz des Gebets – in der Pfarrgemeinde und über sie hinaus.

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Das Tagebuch lesen viele Gebetsrucksack-Pilger als Erstes durch und sind berührt von kurzen Zeugnissen, Fotos, Lieblingsgebeten, Bitten und Dank der Pilger vor ihnen. Manche kommen darüber ins Gespräch – auch mit den Seelsorgern und Seelsorgerinnen der Pfarre.

selbst ein zentraler Ort in unserem Wohnzimmer herauskristallisierte, an dem wir alles auflegen und -stellen konnten. Ganz besonders habe ich mich über das Pfarrmissionslogo auf der Kerze gefreut – für mich eine wunderbare visuelle Hilfe, mit der Pfarre gedanklich in Verbindung zu sein.“

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gemeinderat, bei der Anbetung, ja bis aufs Schiff der Diözesanwallfahrt hat er es geschafft.

Es ist nicht zu übersehen, dass wir uns derzeit in einer „Phase des Gedenkens“ befinden. Ein Gedenkjahr folgt auf das andere. Nach 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges in diesem Jahr kündigt sich mit 2015 schon die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren an. Eine Hoch-Zeit für Historiker, Politologen, Kommentatoren, Analysten …, aber auch für selbst ernannte Alles- und Besserwisser.

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Den Gebetsrucksack können Sie in zwei Ausführungen (braun, beige) mit oder ohne Inhalt beim Canisiuswerk bestellen. Außerdem bieten wir

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In 70 oder 100 Jahren wird eine Generation ebenfalls wieder genau wissen, wie das Problem zwischen Israel und Palästina zu lösen gewesen wäre; wie der Ukraine/Russland-Konflikt hätte vermieden werden können und vor allem, wie man das Vordringen des IS im Irak und in Syrien gestoppt hätte. Warum wissen das aber die Besserwisser von heute nicht?

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Gebetskärtchen mit Grundgebeten (12er-Set) im Scheckkartenformat an.

Auffallend ist, dass letztere Menschengattung jetzt genau weiß, wie man damals hätte handeln sollen. Die ersten Anzeichen des drohenden Unheils, so wird argumentiert, hätten doch erkannt werden müssen und sofortige strategische Maßnahmen erfordert. Die politischen Hintergründe waren doch durchschaubar − für sie (heute) jedenfalls. Von meinem „Seitenschiff“ aus kann ich mich auch nur wundern, wie viele mutige Menschen sich plötzlich im „Hauptschiff“ tummeln. Sie alle hätten Widerstand geleistet und sich der NS-Diktatur verweigert – sagen sie. Auf alle Fälle hätten sie mehr Zivilcourage gezeigt. Fremdschämen ist daher angesagt.

Im Übrigen weiß ich, wie sich der 2. Punische Krieg vermeiden hätte lassen: Wenn nämlich Hannibal nicht … usf. Ingeborg Schödl


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Weihnachten

Erstaunen vor dem Licht Es ist ein immer wieder faszinierendes Fotomotiv: die Augen eines Kindes, das in den Christbaum schaut. Natürlich ist heute nicht zu verhindern, dass auch die schönsten Bilder zum „Bildmaterial“ werden, das für alles Mögliche herhalten muss und somit Teil der großen Bilderschwemme wird, die uns überflutet – aber es bleibt dabei: Ein Kind, das ins Licht schaut, ist ein Phänomen des Daseins, zu dem man wirklich mit Goethes Faust sagen möchte: „Augenblick, verweile doch, du bist so schön …“ Dabei geht es mir eigentlich nicht um sentimentale Erinnerungen und das Beschwören einer „seligen Kinderzeit“. Nein, ich glaube, dass uns aus den Kinderaugen, die das Licht trinken, eine Frage anspringt, eine Frage an unsere Augen, an unsere Art zu schauen und der Wirklichkeit zu begegnen: Können wir noch staunen? Verlust des kindlichen Blickes Wie sind unsere Blicke? Spielen sie nicht hundert Spiele? Sie sind wissend, vielerfahren, versiert, reserviert, abschätzend, prüfend, kritisch, unruhig, zerfahren, nervös, zurückhaltend, ängstlich, empört, vorwurfsvoll, gehetzt, angewidert, glanzlos, kühl, gleichgültig, blasiert, resignierend, müde … Sind diese unsere Augen in all den Weisen und Nuancen, die sie spiegeln, nicht etwas zu erwachsen geworden? Zu erwachsen in der Flut der Bilder, die an ihnen im Lauf der Jahre vorbeigezogen sind und die keine Zeit für Träume ließen? Zu erwachsen im dauernden Einschätzen und Abschätzen von Gesichtern und Dingen, Nachrichten und Signalen, Alltäglichkeiten und Sensationen? Zu erwachsen in den Desillusionen und Enttäuschungen, die das Leben gebracht hat und die manchmal Glaskörpertrübungen hinterlassen haben, die nicht leicht zu heilen sind? Lässt diese Welt von heute Menschenaugen nicht vorzeitig altern? Entnehmen wir dem

Blick des Kindes in die Lichter nicht eine leise Warnung: Habt ihr nicht etwas verloren, ihr Großen?

weit voraus. Nur dem Staunenden können sich neue Reichtümer erschließen, nur ihm öffnen sich die Schatztruhen des Lebens.

Blick in die Schatztruhen des Lebens Was ist mit euren Augen? Könnt ihr noch staunen? Das Staunen-Können ist ein fundamentales Vermögen des Menschen. Kein Geringerer als Platon hat gesagt, dass das Staunen das Grunderlebnis aller Philosophie sei. Und mit diesem Wort „Philosophie“ meinte er keineswegs ein weltfern-fachmännisches Spiel mit schwierigen Begriffen und komplizierten Gedanken, sondern eher jenes wunderbare Auf-die-Reise-Gehen der Seele, das Hinter-die-Dinge-Schauen und Sinn-Aufspüren, das wir alle brauchen, damit wir Menschen bleiben und keine willenlosen, außengesteuerten Nummern in der Masse werden.

Wenn wir diese Gedanken beim Blick auf das staunende Kind vor dem Lichterbaum kreisen lassen, steigt ein uraltes Wort aus zweitausendjähriger Ferne wieder herauf, ein Wort, das so oft im Sinne einer falschen lnfantilisierung des Menschen verstanden wurde und das doch in tiefgründiger Weise immer aktuell bleibt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …“

Im Phänomen des Staunens gleitet ein Vorhang zur Seite, öffnet sich ein Fenster. Staunend stoßen wir auf Neues, das uns gefangen nimmt. Im Staunen treten wir aus der Enge des Alltäglichen, unterbrechen wir den Trott des Gleichgültigen, beflügeln wir den Schritt des Geistes. Eigentlich ist ein einfacher Mensch, der noch staunen kann, einem Hochgebildeten, der diese Kunst verlernt hat,

aus: Reinhold Stecher, Die leisen Seiten der Weihnacht, Tyrolia 2014 (ISBN 978-3-7022-2187-4)

Reinhold Stecher

Altbischof Dr. Reinhold Stecher, geboren 1921 in Innsbruck, von 1981 bis 1997 Bischof der Diözese Innsbruck, gestorben im Januar 2013.


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Leserbriefe

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Abwechslungsreich Ich möchte Ihnen rückmelden, dass mir die Zeitschrift miteinander immer besser gefällt. Die Artikel sind interessant, abwechslungsreich, einfach so, dass man beim Durchblättern hängenbleibt und gleich die ganze Zeitschrift liest. Gabriele Nussbaumer, Wiener Neustadt

Nahrung für die Seele Ich möchte mich herzlich bedanken für eure Zeitschrift, sie ist eine Nahrung für die Seele. Ich bin eine 76-jährige Bäuerin, wir haben fünf Kinder und neun Enkelkinder. Wir Bauern sind dankbar für jedes Stück Brot, für Regen und Sonnenschein und sind bereit zu helfen, wo die Menschen vertrieben werden (siehe Interview mit Bischof Kräutler, miteinander-Ausgabe 9/2014). Gott segne euch!

Canisiuswerk aktuell Adventkalender Unser Adventkalender steht heuer unter dem Motto „Leben in der Spur Jesu“. Er enthält besinnliche und zugleich herausfordernde Bilder, Texte und Impulse für kleine persönliche „Exerzitien“ in der Adventzeit. Ein zweiter Teil des Kalenders ist den monatlichen Gebetstagen 2015 gewidmet. Einige Restexemplare sind noch vorhanden, bitte rasch bestellen!

Rudi Rumpl, Lienz

Lob, Kritik, Vorschläge? Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie an redaktion@canisius.at oder Canisiuswerk, Redaktion miteinander, Stephansplatz 6, 1010 Wien. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.

Gutscheinheft Unsere Abonnenten haben Mitte 2014 ein Gutscheinheft für zwölf Monate erhalten. Haben Sie es schon genützt? Es lohnt sich, die Zeitschrift miteinander direkt im Abonnement zu beziehen; denn auch 2015 soll es dieses „Zuckerl“ für unsere treu-

Jahreskalender Das Canisiuswerk gibt für 2015 einen Wandkalender („Die Kunst der Balance“) mit Gedankenimpulsen und Meditationen sowie mit en Förderer geben. Zur Erinnerung: Im Jänner stehen mit dem Bonusheft sechs DVDs zur Auswahl, darunter etwa der Film „Wie im Himmel“. Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne nochmals ein Gutscheinheft zu.

Hermine Kollenhofer, Tattendorf

Vergebung ist Heilung Der Artikel zur Serie „Die Kraft des Vergebens“ von Sr. Melanie Wolfers SDS (miteinander 9/2014) hat mir gut gefallen. Dazu möchte ich einige Gedanken als Lebens- und Sozialberater, Hospizreferent, Supervisor, Exerzitienbegleiter und Meditationsleiter beitragen. Wie kann Vergebung Heilung bringen? Vergebung heißt nicht zurückgeben, sondern von sich weggeben, weggeben an die höchste Instanz, an Gott. Viele Menschen sind oft nicht bereit, etwas von sich wegzugeben, sie haben ja Macht dadurch. Sie entscheiden, ob Frieden ist oder nicht und belasten sich dadurch selbst am meisten. Sie können diese Verletzungen nicht loslassen, solange sie nicht akzeptieren, dass es passiert ist. Wenn sie es annehmen könnten, dann könnten sie es auch von sich weggeben, an Gott. Vergebung ist Heilung, befreit und wir kommen wieder in ein harmonisches Leben.

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Bildern des Wissenschaftlers und Künstlers Maximilian Gottschlich heraus. Gottschlich setzt sich in seinen Bildern u.a. mit den Themen Stagnation und Wandel, Religion und Spiritualität, Versöhnung von Judentum und Christentum auseinander. Der Kalender kann zum Preis von 17,90 Euro (zzgl. Versandkosten) bestellt werden.

Dank und Bitte Wie jedes Jahr langen bei Redaktionsschluss dieses Heftes die Unterstützungsansuchen von den Seminarien und Ordenshäusern für die Studenten ein. Unser Kuratorium entscheidet darüber Anfang Dezember. Helfen Sie uns, damit wir möglichst viele der Ansuchen positiv beantworten können. Ein herzliches Vergelt's Gott für Ihre Hilfe. Kurt Schmidl

Unser Angebot Qualität lesen, Qualität schenken: Angebote, die im Canisiuswerk erhältlich sind. Bücher 1 Brot des Lebens Anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums reflektiert der beliebte Wiener Weihbischof über das zentrale Sakrament der Eucharistie. Sie hat sein religiöses Leben von früher Kindheit an stark geprägt und er hat sich als Priester und Weihbischof an den aktuellen theologischen und pastoralen Diskussionen zur Heiligen Messe stets engagiert beteiligt.

Helmut Krätzl, Brot des Lebens, Tyrolia, 176 Seiten, € 19,95

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Canisiuswerk aktuell 2 Heller als Licht Manche Texte der Bibel sind uns vielleicht allzu vertraut, sprechen uns nicht mehr an. ln seinen biblischen Verdichtungen verleiht Andreas Knapp diesen Worten wieder neuen Glanz. Geschichten und Szenen aus der Bibel werden auf den Punkt gebracht. Allzu Bekanntes klingt plötzlich unerhört neu und macht neugierig auf eine Nachlese im Buch der Bücher. Andreas Knapp, Heller als Licht, Biblische Gedichte, echter, 100 Seiten, € 13,20

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Weihnachtskarten Als Weihnachtsbilletts (alle inkl. Kuvert) stehen zwei Canisiuswerk-Motive (C17K, C18K zu je € 0,60), drei weitere Bildmotive (EK 6068, EK 4263 und C35K zu je € 2,30) sowie drei Bild-Text-Billetts (EK 2177, EK 2178 und EK 2179 zu je € 2,30) zur Auswahl.

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3 In vielen Herzen verankert Die tiefsten und schönsten Texte des Seelsorgers und Dichters Martin Gutl. Berührende Nahaufnahmen seiner unzähligen Begegnungen mit den Menschen, poetische Berichte von der Suche nach der ewigen Botschaft der Liebe und dem Ringen um Gottesnähe. Martin Gutl, ln vielen Herzen verankert, Styria, 220 Seiten, € 19,99

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4 Gott, der mich atmen lässt Dieses Gebetbuch des Schweizer Kapuzinerpaters, Schriftstellers und Fachmanns für franziskanisch und biblisch geprägte Spiritualität gehört zu den beliebtesten Publikationen im deutschen Sprachraum. Es enthält Gebete zu den wechselnden Zeiten des Tages und des Jahres, für die verschiedenen Anlässe und Erfahrungen des Lebens. Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt, Gebete, Herder, 238 Seiten, € 15,40 5 Nachdenken - Nachlesen Markante Texte aus allen Schaffensperioden des 2012 verstorbenen Chefredakteurs von miteinander. Ausgewählt von Ingeborg Schödl. Einfach zum Nachdenken. Einfach zum Nachlesen. Canisiuswerk (Hg.), Nachdenken – Nachlesen. Erinnerungen an Wilhelm Müller, 215 Seiten, € 14,90 6 Lesezeichen, € 0,10 7 Geschenksanhänger, € 0,10

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Unsere Abo-Vorteilsangebote Zum monatlichen Gebetstag um geistliche Berufe Donnerstag, 4. Dezember 2014 Die Kirche feiert heute den Gedenktag der heiligen Barbara. Sie lebte in der heutigen Türkei, nahe Istanbul, in Nikodemien. Ihr Vater sperrte sie in einen Turm, als er erfahren hatte, dass sie Christin geworden war. Um das Jahr 306 wurde sie hingerichtet. Die heilige Barbara ist eine der 14 Nothelferinnen, die uns bei Gewitter und Feuergefahr schützt und zu einem „guten Tod“ verhilft. Die Bergleute verehren sie und zünden an ihrem Fest das Barbaralicht an. Wir stellen Kirschzweige in unseren Wohnungen und Häusern auf und hoffen, dass sie zu Weihnachten erblühen. Der Turm, der Barbara als Kerker diente, ist ein Symbol der Isolation und Aussonderung. Die Zweige hingegen erinnern uns daran, dass aus Abgestorbenem neues Leben erblüht. Wenn wir in wenigen Wochen wieder das Lied „Es ist ein Ros’ entsprungen“ singen, dann erinnern wir uns daran, dass Gott uns

alle aus Enge und Dunkelheit befreit hat und im Kind von Betlehem mit seinem Licht und Frieden zu uns kommt. So kann die beliebte Adventliturgie auch für uns Wegweiser sein in der Vorbereitung auf das Geburtstagsfest unseres Erlösers. Franz Schrittwieser

Du bist gestorben für Jesus. Auch unser Leben ist ein Sterben. Aber in der Liebe entsteht Neues, Ewiges, Blühendes: unser wahres Weihnachten. Sei uns nahe, wenn die Kälte uns bedrückt und der Winter uns bedroht.

Lernen Sie miteinander kennen oder bestellen Sie ein Jahresabo zum Vorteilspreis. Sie fördern damit Berufungen in der Kirche Österreichs! Jahresabo: Senden Sie mir die achtmal jährlich erscheinende Zeitschrift miteinander des Canisiuswerkes. Als Jahresbeitrag werde ich mindestens € 7,20, für ein Auslandsabo € 10,– einzahlen. Testabo: Senden Sie mir kostenlos drei Ausgaben der Zeitschrift miteinander zum Kennenlernen. Danach erlischt das Testabo. Bitte ankreuzen und Bestellabschnitt ausgefüllt an das Canisiuswerk senden.

Vor- und Zuname

Gib uns Menschen, die uns Wärme schenken, die in den Knospen unseres Bemühens das Blühen erkennen, in den oft kahlen Zweigen unseres Alltags die verborgene Freude. Wolfgang Bader aus: Christian Feldmann: Kämpfer – Träumer – Lebenskünstler. Große Gestalten und Heilige für jeden Tag. Verlag Herder, Freiburg 2007, S. 588.

Geburtsdatum

Beruf

Wohnort / Straße / Haus-Nr.

Postleitzahl / Postort / Land

Unterschrift

Impressum / Kontakt Redaktion miteinander Canisiuswerk, Stephansplatz 6/1/2/5, 1010 Wien Tel.: 01/512 51 07 • Fax: 01/512 51 07-12 redaktion@canisius.at www.miteinander.at • www.canisius.at

Wir beten mit der Weltkirche Dezember: Die Geburt des Erlösers bringe allen Menschen guten Willens Frieden. Für die Eltern, die ihren Kindern die Frohe Botschaft weitergeben.

Kirchliches Institut Canisiuswerk, Zentrum für geistliche Berufe Stephansplatz 6, 1010 Wien Präsident: Erzbischof Kardinal Dr. Christoph Schönborn OP Stellv. Präsident: BV Prälat Kan. Mag. Franz Schrittwieser Generalsekretär: Mag. Kurt Schmidl Diözesandirektoren: Mag. Lic. Franz Bierbaumer (Wien), BV Dr. Gerhard Reitzinger (St. Pölten), BV Regens Dr. Johann Hintermaier (Linz), Regens Mag. Hubert Wieder (Eisenstadt), PAss. Mag. Irene Blaschke, (Salzburg), Regens Msgr. Dr. Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Diözesanjugendseelsorger Mag. Gerhard Simonitti (Gurk), Regens Mag. Roland Buemberger (Innsbruck), Martin Fenkart (Feldkirch), Militärsuperior MMag. Dr. Alexander Wessely (Militärdiözese) „miteinander“ erscheint achtmal im Jahr. Der Jahresbeitrag im Canisiuswerk beträgt mit Bezug der Illustrierten „miteinander“ im Inland (Österreich) mindestens € 7,20, im Ausland € 10,–. Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien. Medieninhaber (Verleger): Kirchliches Institut Canisiuswerk – Zentrum für geistliche Berufe, Stephansplatz 6, 1010 Wien. Redaktion und Verwaltung: Stephansplatz 6, 1010 Wien Tel.: 01/512 51 07, Fax: 01/512 51 07-12 E-Mail: redaktion@canisius.at oder canisiuswerk@canisius.at Chefredakteur und für den Inhalt verantwortlich: Dr. Henning Klingen Redaktionssekretariat: Mag. Elisabeth Grabner Grafik: Atelier Bolnberger. Alle: Stephansplatz 6, 1010 Wien Redaktion: Mag. Maria Fibich, Mag. Karl Mühlberger, Dr. Raphaela Pallin, Mag. Daniel Podertschnig, Dr. Peter Schipka, Mag. Johannes Sinabell, Dr. Richard Tatzreiter, Sr. Dr. Melanie Wolfers Korrektorat: MMag. Marie-Therese Pitner Bankverbindung: IBAN AT2319 1900 0000 133850, BIC: BSSWATWW BAWAG – PSK.: IBAN AT5460 0000 0001 322550, BIC: OPSKATWW Hersteller: Niederösterr. Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12, DVR 0029874(005) Auflage: 59.075 ■ 1. Halbjahr 2014 ■ Einzelpreis € 1,50 Informationen zur Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz finden Sie auf unserer Website: www.miteinander.at


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Bild & Wort Kostbarkeit tief drinnen berührt tief drinnen gemeint tief drinnen wertvoll wo Gott Wohnung nimmt wo Gott Wohnung nehmen darf im Innersten des Menschen da geschieht Heilung

Sr. Heidrun Bauer SDS Heidrun Bauer, Glaubensspuren. Nachfolge konkret © Echter Verlag, Würzburg 2013, S. 35

miteinander

bewegt • berufen • engagiert

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P.b.b. Vertragsnummer: 10Z038730 M Verlagspostamt: 1010 Wien Bei Nichtannahme zurück an: Canisiuswerk, Stephansplatz 6/1, 1010 Wien

Bildnachweis: 1: Claudia Henzler/henzlerworks.com; 2: Mahmoud, Renáta Sedmáková/fotolia.com, Katrin Bruder, Trabe; 3: legenda/istockphoto.com; 4: privat; 5: kathbild.at/Franz Josef Rupprecht; 6: Dragan Tatic; 7: www.bolnberger.at; 8: shootingankauf/fotolia.com; 9: privat, Renáta Sedmáková/fotolia.com; 10: Grabner; 11: Grabner; 12: Wonge Bergmann, Klingen; 13: Katrin Bruder; 14: Claudia Henzler/henzlerworks.com; 15: Diözese St. Pölten; 16: privat; 17: Rauch, Propädeutikum Horn; 18: privat; 19: privat, Grabner, www.bolnberger.at; 20: Reinhold Stecher/Tyrolia; 23: ooyoo/istockphoto.com; 24: artpipi/istockphoto.com


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