Weiterbildung in Mittelhessen Zehn Beispiele zeigen, wie Qualifizierung alles ver채ndern kann
www.weiterbildung-mittelhessen.de
Inhaltsverzeichnis
Beate Wießner Buchhalterin Kesselbach
04
Achim-Udo Benner
Thomas Anders
Handelsfach verpacker
Antrifttal
Herborn
05
Elektroniker
06
Ute Müller Industriekauffrau Bad Endbach
08
André Grünewald
Dirk Kroker
Verkäufer
Riebelsdorf
Herborn
Vikar
07
09
Alexander Nzang Ejume
Heidrun Rühl
Mustafa Cicek
Alltagsbegleiterin
Busfahrer
Mücke
Industrie mechaniker
Lahnau
10
11
Weilburg
12
Karin Andree Altenpflegerin Dillenburg
13
Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren, Was können wir aus dieser Serie liebe Leserinnen und Leser, schließen? Je schwieriger sich die wie schafft man es zu vermitteln, dass Besetzung von offenen Stellen Weiterbildung keine Pflicht, sondern gestaltet, umso wichtiger wird die eine Chance für jeden Menschen ist? Weiterbildung. Diese VerantworMit dieser Fragestellung starteten tung gilt für alle: Arbeitnehmer, wir, der Arbeitskreis Weiterbildung Betriebe und die Bildungseinrichim Regionalmanagementverein für tungen. Voraussetzung ist eben Mittelhessen, in die Diskussion. Uns nicht nur die Bildungswilligkeit der allen war klar, dass die berufliche Weiterqualifizierung Arbeitskräfte, sondern auch die Bereitschaft der Arbeitder Schlüssel für den Erhalt der individuellen Erwerbsfä- geber, ihre Mitarbeiter rechtzeitig mit den Weiterenthigkeit eines jeden Arbeitnehmers ist. Als Vertreter von wicklungen in der Arbeitswelt vertraut zu machen. Und unterschiedlichsten regionalen Institutionen hatten wir natürlich müssen auch die richtigen Angebote, am besschon oft erlebt, welche positiven Effekte Qualifizierung ten vor Ort, verfügbar sein. auf die Menschen haben kann. Und damit war die Idee geboren: Wir fragen einfach diese Männer und Frauen, Alle, die wir Ihnen auf den nächsten Seiten vorstellen, ob sie bereit sind, von ihrem eigenen Bildungs-Weg zu haben aus ganz unterschiedlichen Motiven als Erwacherzählen. Und wir haben uns sehr sene noch einmal die Schulbank gefreut, dass wir tatsächlich elf Mit- „Alle, die wir Ihnen auf gedrückt. Alter, Geschlecht, Biltelhessinnen und Mittelhessen gefundungsgrad und Berufsqualifikaden haben, die mitmachen wollten. den nächsten Seiten tion sind dabei so unterschiedlich Ihre Geschichten finden Sie in dieser wie die alltägliche Arbeitsrealität. vorstellen, haben aus Broschüre und jedem von ihnen gilt Eines ist den Portraitierten allermein Dank. Denn es ist nicht selbst- ganz unterschiedlichen dings gemeinsam: für jeden hat verständlich, mit solchen, bisweilen sich die Mühe gelohnt. Jobsicher„unkonventionellen“ Wegen an die Motiven als Erwachsene heit, neue Berufsperspektiven oder Öffentlichkeit zu treten. ein gelungener Wiedereinstieg ins noch einmal die Arbeitsleben haben ihre WeiterbilIn die Öffentlichkeit – Schulbank gedrückt.“ dungsbiografien zu ganz persönlidahin soll die Weiterbildung! chen Erfolgsgeschichten gemacht. Unsere Medienpartner, der Gießener Anzeiger und die Alle sind damit Vorbilder und können andere Menschen Zeitungsgruppe Lahn-Dill, mussten wir gar nicht lange motivieren, es ihnen gleichzutun. Ich wünsche mir, dass überzeugen, dass sie mitmachen: Denn gute Geschich- diese Botschaft ankommt, und sich noch viele weiten von interessanten Menschen werden gerne gele- tere auf den Weg des lebenslangen Lernens machen. sen. So erschien in den Wochenendausgaben beider Denn Weiterbildung nutzt allen, den Mitarbeitern Zeitungen ab dem 10./11. September 2011 jede Woche wie ihren Unternehmen und unserer Volkswirtschaft eine Story darüber, wie man aus seinem Berufsleben gleichermaßen. durch Qualifizierung mehr machen kann. Vielen Dank an beide Zeitungshäuser für die gute Kooperation! Doch Geschichten wollen aufgeschrieben und Bilder fotografiert werden. Dafür hatten wir Bernd Schmid, einen freien Journalisten, der alle unsere Weiterbil- Angelika Berbuir, dungs-Aufsteiger getroffen hat. Er hat seine Por- Vorsitzende der Geschäftsführung der Wetzlarer Arbeits traits – wie ich finde – mit viel Einfühlungsvermögen agentur und Leiterin des Arbeitskreises Weiterbildung geschrieben – auch ihm ein herzlicher Dank! im Regionalmanagement Mittelhessen
Beate Wießner
Buchhalterin | Kesselbach „Aufgeben wollte ich natürlich nicht“ – Zusatzqualifikation sorgt bei Beate Wießner für erweiterten Arbeitsbereich und mehr Jobsicherheit.
Windeln wechseln, Kinderarzttermine wahrnehmen, Schulaufgaben kontrollieren – dass der Job als Hausfrau und Mutter vielfältig und anspruchsvoll ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Trotz allem wollen viele Frauen wieder in den Job zurück. Auch Beate Wießner wollte das, und hat nach acht Jahren Kinderpause den Wiedereinstieg geschafft. „Erst hab ich stundenweise, dann halbtags gearbeitet“, erinnert sich die Rabenauerin. Mit dem Wechsel zu ihrem derzeitigen Arbeitgeber IT-POS hat sie seit sieben Jahren ihre berufliche Heimat im Gießener Europaviertel gefunden. „Es hätte alles so schön sein können“, erzählt sie heute mit einem Augenzwinkern. Aber ihr Chef Sigmar Petrick wollte die Firma organisatorisch neu aufstellen und rechnete fest mit der heute 51-Jährigen. Geplant war, die Buchhaltung von einem externen Buchhaltungsbüro schrittweise in ihr Aufgabengebiet zu integrieren. „Doch da stieß ich fachlich rasch an meine Grenzen: Meine Ausbildung als Industriekauffrau liegt über 30 Jahre zurück. Und Buchhaltung wurde darin ohnehin nur am Rand behandelt.“ Und genau dieser Bereich sollte ihr nun übertragen werden. Beratung tat Not, aber kompetente Hilfe war nah. Die Qualifizierungsoffensive Landkreis Gießen sitzt im gleichen Gebäude wie IT-POS und kann nicht nur in solchen Fällen weiterhelfen. „Ich wurde in einem ausführlichen Beratungsgespräch professionell dabei unterstützt, eine geeignete Qualifizierungsmaßnahme für unsere Mitarbeiterin zu finden“, erinnert sich IT-POS-Inhaber Petrick. Das Mittel der Wahl: Ein passgenauer Kurs in Buchhaltung, dessen Kosten durch den Qualifizierungsscheck auch noch zu 50 Prozent vom Land Hessen übernommen wurden. Sechs Monate pendelte Wießner daraufhin samstags von Kesselbach nach Frankfurt und büffelte die gesetzlichen Grundlagen einer ordnungsgemäßen Buchführung, Kontokurrent- und Anlagenbuchhaltung. Ein anspruchsvolles Programm sei das gewesen, erinnert sie sich, und eine Herausforderung. Schließlich sei sie eine der ältesten unter den weiteren Kursteilnehmern gewesen. „Aufgeben wollte ich natürlich nicht“, erzählt Wießner, und hat es auch nicht getan: Nach 120 Unterrichtsstunden schloss sie den Lehrgang erfolgreich mit einem IHK-Zertifikat ab. „Besonders freut mich, dass ich aufgrund meiner besseren Qualifikation nun weitere Aufgaben von meinem Arbeitgeber übertragen bekomme. Positiver Nebeneffekt: Meine halbe Stelle wurde auf 35 Stunden in der Woche erhöht, was mir persönlich sehr entgegenkommt. Die erworbene Zusatzqualifikation bietet mir zudem mehr Sicherheit beim Erhalt meines Arbeitsplatzes.“
„Weiterbildung fordert einen, aber wenn man sich überwunden hat, dann macht es sogar SpaSS.“
Auch Sigmar Petrick ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Mir als Unternehmer hat das Förderprogramm sehr geholfen. Durch die höhere Qualifizierung unserer Mitarbeiterin sind wir nun in der Lage, unsere Buchhaltung selbst zu machen.“ Beate Wießner war zuvor gar nicht bekannt, welche Fördermöglichkeiten es für Weiterbildungsmaßnahmen es gibt: „In den Firmen, in denen ich gearbeitet habe, war das überhaupt nicht bekannt.“ Dass sie es nach so vielen Jahren geschafft habe, mache sie aber auch ein wenig stolz: „Weiterbildung fordert einen, aber wenn man sich überwunden hat, dann macht es sogar Spaß – aber ohne Fleiß kein Preis!“. Die Qualifizierungsoffensive Landkreis Gießen ist seit 1999 für kleine und mittlere Unternehmen ein kompetenten Ansprechpartner in allen Fragen der beruflichen Weiterbildung. Wir unterstützen Betriebe, passgenaue Weiterbildungsmaßnahmen für die eigene Belegschaft zu finden und beraten diese zum Beispiel hinsichtlich spezieller Fördermöglichkeiten, wie etwa zum Qualifizierungsscheck des Landes Hessen. Bestimmten Zielgruppen können hier einen jährlichen Zuschuss bis zu 500 Euro für ihre berufsbezogenen Weiterbildungsmaßnahmen erhalten. www.qualifizierung-giessen.de
Achim-Udo Benner Handelsfachpacker | Herborn
„In der Ausbildung waren Computer ja noch kein Thema“ – Achim-Udo Benner wird wegen veralteter Kenntnisse als ungelernt eingestuft und startet dennoch durch.
Die Arbeitswelt von heute wird zunehmend komplexer. Was dem Arbeitnehmer während seiner Ausbildung vermittelt wurde, ist bereits nach wenigen Jahren veraltet. Weiterentwicklungen in Technik und Anwendungsverfahren machen es notwendig, Berufsbilder anzupassen, veraltete Berufsbilder umzuwandeln oder gar ganz wegfallen zu lassen. Die Folgen können gravierend sein. Diese Erfahrung machte auch Achim-Udo Benner. Der heute 39-Jährige absolvierte Ende der 1980er Jahre eine Ausbildung zum Handelsfachpacker und lernte damit einen Beruf, den es seit 2004 gar nicht mehr gibt. Ausbildung ist eine Sache, Erfahrung in einem Bereich eine andere. Doch auch durch Berufspraxis konnte Benner sein Wissen nicht auf dem aktuellen Stand halten. Denn in seinem erlernten Beruf arbeitete der Herborner nur die ersten drei Jahre nach seiner Ausbildung. Anschließend wechselte er zu einer Kaolinmühle nach Burbach. 18 Jahre arbeitete Benner dort, fuhr Radlader und Muldenkipper, bis Anfang 2010 die betriebsbedingte Kündigung kam. „Das war schon hart, ich bin aus allen Wolken gefallen“, erinnert er sich. Noch härter habe ihn aber die Erkenntnis getroffen, dass er in seinem erlernten Beruf auf dem Arbeitsmarkt kaum noch eine Chance haben würde. „Meine Ausbildung war veraltet, viele Kenntnisse waren einfach nicht mehr verwertbar. Trotz Ausbildung wurde ich faktisch als ungelernt eingestuft“, so sein ernüchterndes Fazit. In dieser schwierigen Zeit erwies sich eine Fördermaßnahme der Wetzlarer Agentur für Arbeit für Benner als Glücksfall – auch wenn er anfangs wenig begeistert gewesen sei, wie er heute offen einräumt: „Noch einmal die Schulbank zu drücken, war nicht so mein Fall gewesen. Ich dachte, was ich da lernen werde, habe ich doch früher schon einmal gemacht“. Doch was dann bei dem Wetzlarer Weiterbildungsinstitut Sprache und Bildung auf ihn zukam, habe seinen fachlichen Horizont doch erheblich erweitert: „In der Ausbildung waren Computer ja noch kein Thema, das lief alles über Listen. Außerdem gibt es vollkommen neue Vorschriften und auch der Umgang mit Gefahrgut war neu für mich.“ Mit einem IHK-Abschlusszertifikat und dem Gabelstaplerschein in der Tasche stellte sich Benners berufliche Situation schon besser dar. Erst recht als sich während des Praktikums bei der Firma Rittal in Haiger herausstellte, dass das Unternehmen sich eine Beschäftigung durchaus vorstellen könnte.
„AuSSerdem gibt es vollkommen neue Vorschriften und auch der Umgang mit Gefahrgut war neu für mich.“
Nach sechs Monaten bei einer Zeitarbeitsfirma, ist er seit Mai bei Rittal angestellt. „Derzeit noch mit einem befristeten Vertrag, aber die feste Übernahme ist angestrebt“, erzählt Benner. Auch vor diesem Hintergrund beurteilt er seine persönlichen Erfahrungen mit Weiterbildungsangeboten durchweg positiv: „Fortbildung ist wichtig, auch wenn man sich in einer Branche schon auskennt. Zu lernen gibt es immer etwas Neues.“ Die Agenturen für Arbeit beraten Weiterbildungswillige über Fördermöglichkeiten und Förderprogramme. Sie unterstützen nicht nur die berufliche Weiterbildung von arbeitslos gewordenen Menschen, auch für die berufliche Qualifizierung Beschäftigter gibt es eine Vielzahl passgenauer Weiterbildungsangebote. Ob die Arbeitsagenturen zudem die Kosten für eine Qualifizierung im Rahmen der beruflichen Weiterbildungsförderung übernehmen können, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Zum Beispiel davon, ob die Notwendigkeit einer Weiterbildung wegen Qualifikationsdefiziten gegeben ist. Interessenten sollten sich deshalb möglichst frühzeitig bei der örtlichen Agentur für Arbeit beraten lassen. Liegen die Voraussetzungen für eine Förderung im individuellen Fall vor, kann der Antragsteller einen „Bildungsgutschein“ bekommen, mit dem die Übernahme der Kosten zugesichert wird. Ansprechpartner für Fragen der beruflichen Weiterbildung ist die für Ihren Wohnort zuständige Agentur für Arbeit. Beschäftigte können sich auch an die Agentur für Arbeit am Betriebssitz ihres Arbeitgebers wenden. www.arbeitsagentur.de
André Grünwald Verkäufer | Herborn
„Manche starten eben später“ – André Grünwald absolviert mit Hilfe des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft seine Ausbildung und findet seinen Traumjob.
„Es ist natürlich schon eine Herausforderung, sich in dem neuen Umfeld zurecht zu finden und mit neuen Kollegen zusammen zu arbeiten“. André Grünwald nennt die Dinge beim Namen. Seit diesem Sommer arbeitet der gebürtige Schlitzer in einem großen Einzelhandelsmarkt in Herborn, wo er auch in seine erste eigene Wohnung gezogen ist. Er ist stolz auf das, was er geleistet hat. Berufsfindung, erfolgreicher Abschluss der Ausbildung und Übernahme durch den Arbeitgeber hätte er aber wohl nicht erreicht, wenn er nicht vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. (BWHW) in Lauterbach unterstützt worden wäre, räumt er ein. „Manche starten eben später“, sagt der heute 23-Jährige. Seit fünf Jahren haben die Mitarbeiter der gemeinnützigen Bildungseinrichtung André Grünwald unter ihren Fittichen. Als er nach seinem Realschulabschluss trotz vieler Bewerbungen keinen Ausbildungsplatz finden konnte, schnupperte er im Programm der Agentur für Arbeit „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen“ (BvB) zunächst in verschiedene Arbeitsfelder hinein. Er arbeitete als Verkäufer in einem Einzelhandelsgeschäft und in einem Tierheim und gewann die Erkenntnis: „Ich hätte aber gerne das Verkaufen und die Arbeit mit Tieren kombiniert.“ Nachdem er seinen Zivildienst absolviert hatte, war es für ihn ein Glücksfall, dass das BWHW auf ihn zukam und ihm genau eine solche Möglichkeit bieten konnte. Er habe sofort zugesagt, als sie ihm von der Möglichkeit erzählten, im Rahmen des Programms „Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen“ eine Lehre als Verkäufer im Kooperationsbetrieb Herkules Baumarkt Lauterbach zu beginnen, erzählt er. Tanja Sommerfeld, pädagogische Mitarbeiterin beim BWHW, beschreibt die verschiedenen Angebote ihrer Einrichtung: „Mit der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme verbessern wir die Chancen auf eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle.“ Die praktische Ausbildung finde dabei in Kooperationsbetrieben statt. Das Bildungswerk akquiriere diese Betriebe und bietet Förderunterricht sowie sozialpädagogische Begleitung an. Nachdem Grünwald das erste Lehrjahr formal beim BWHW angestellt war, übernahm ihn 2010 der Ausbildungsbetrieb, verband dies aber mit der Verpflichtung zur Teilnahme an einem weiteren Programm des Bildungswerks. In den „ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)“ erhalten die Teilnehmer Fachunterricht sowie eine kontinuierliche sozialpädagogische Begleitung. Gerade der persönliche Kontakt sei ihm wichtig gewesen und habe ihm Halt gegeben, erzählt Grünwald. „Das war ein Hauptgrund dafür, dass ich durchgehalten habe und erfolgreich war“, sagt er.
„Der Persönliche Kontakt mit meinen betreuern war ein Hauptgrund dafür, dass ich durchgehalten habe.“
Auch Tanja Sommerfeld ist vom Konzept ihrer Einrichtung überzeugt: „Bildung ist für uns mehr als die bloße Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten. Deswegen haben wir unsere Arbeit auch unter das Motto bilden, beraten, integrieren, und vernetzen gestellt.“ Vermutlich nicht immer haben die Fördermaßnahmen aber auch einen derartigen Erfolg. 2011 bestand er die Abschlussprüfung mit Note 1 und wurde vom Betrieb übernommen. Dass er für seine berufliche Laufbahn für nach Herborn ziehen musste, sieht Grünwald mittlerweile gelassen: „Das Leben in einer anderen Gegend ist zwar spannend und interessant, aber an meinen freien Tagen komme ich auch gerne wieder in den Vogelsberg.“ Das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. betreut im Vogelsberg derzeit ca. 200 Jugendliche und Erwachsene. Die Beauftragung und Zuweisung der beruflichen Bildungsmaßnahmen erfolgt über die Agentur für Arbeit und die Kommunale Vermittlungsagentur des Vogelsbergkreises. Das Bildungswerk engagiert unter anderem sich in den Bereichen Berufsorientierung und -vorbereitung, Ausbildung, berufliche Qualifizierung und Rehabilitation sowie Integration. Weitere Informationen sowie Zugangsvoraussetzungen unter www.bwhw.de.
Thomas Anders Elektroniker | Antrifttal
„Wenn man will, dann wird einem dort auf jeden Fall geholfen“ – Thomas Anders lernt bei der NEUE ARBEIT Vogelsberg Elektroniker und will jetzt Meister werden.
„Es hat irgendwann Klick gemacht und zwar in dem Moment, in dem ich Erfolge verbuchen konnte.“ Wenn Thomas Anders auf seine berufliche Entwicklung zurückblickt, weiß er, dass seine persönliche Einstellung viel zum Erfolg beigetragen hat. Heute hat der 24-Jährige aus Antriftal eine abgeschlossene Ausbildung als Elektroniker und besucht die Meisterschule in Lauterbach. Seine Berufsperspektiven sind hervorragend. Es hätte nicht zwangsläufig so kommen müssen. Die Voraussetzungen, die Thomas Anders zum Start ins Berufsleben mitbrachte, waren alles andere als ideal: Realschule abgebrochen, schlechte Noten im Abschlusszeugnis und keine genaue Vorstellung über seine beruflichen Ziele. Dass es unter diesen Bedingungen schwierig werden würde eine Lehrstelle zu finden, war Thomas Anders klar. Dass er „nach bestimmt 200 Bewerbungen entlang der ganzen Bahnstrecke nach Gießen“ am Ende aber immer noch ohne Ausbildungsplatz dastand, damit habe er allerdings nicht gerechnet, sagt der gebürtige Alsfelder. „Das macht etwas mit einem, ich war natürlich total frustriert“. Seine Perspektiven besserten sich grundlegend, als die Kommunale Vermittlungsagentur Vogelsbergkreis auf ihn zukam und und ihn in die NEUE ARBEIT Vogelsberg gGmbH, einer kirchlich-kommunalen Gesellschaft zur beruflichen Integration, vermittelte.
„Wenn man will, dann wird einem dort auf jeden Fall geholfen. Falls nicht, läuft man einfach durch.“
2007 begann dort sein Berufsleben mit einer neunmonatigen Eingliederungsqualifizierung, wo er die verschiedenen Arbeitsbereiche vor Ort kennenlernte. Seine Entscheidung habe rasch festgestanden, erzählt er. Noch im gleichen Jahr begann er dort seine Berufsausbildung zum Elektroniker mit Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. Im Lauf der 3,5-jährigen Ausbildung stellten sich rasch Erfolge ein, die Inhalte hätten ihn interessiert „und irgendwann hat es eben diesen Klick gemacht“, erzählt Anders. Dadurch habe sich auch persönlich einiges für ihn verändert: „Das ist natürlich gut für das eigene Selbstbewusstsein. Außerdem habe ich hier auch meine heutige Ehefrau kennenelernt“, erzählt er. Seine Gesellenprüfung absolvierte Anders im Januar 2011 mit guten bis sehr guten Noten. Um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiter zu erhöhen, besucht er seitdem den Vollzeitlehrgang zur Meisterausbildung Elektrotechnik beim Bildungs- und Technologiezentrum für Elektround Informationstechnik Mit diesem Abschluss in der Tasche erhofft er sich aber nicht nur bessere Arbeitsmöglichkeiten, auch finanziell soll sich das natürlich bemerkbar machen. Anders bewertet die Möglichkeiten, die ihm die NEUE ARBEIT Vogelsberg eröffnet hat, durchweg positiv. Allerdings müsse die innere Einstellung stimmen: „Wenn man will, dann wird einem dort auf jeden Fall geholfen. Falls nicht, läuft man einfach durch.“
Praxisnahe Qualifizierungsmaßnahmen, begleitet durch fachgerechte, sozialpädagogische Betreuung, ermöglichen auch Langzeitsarbeitslosen einen Wiedereinstieg in das Berufsleben. Zur nachhaltigen Chancenverbesserung auf einen Arbeitsplatz, bieten wir den Teilnehmern Deutsch- und PC-Kurse an. Weiterhin führen wir Qualifizierungsmaßnahmen in den Fachrichtungen Gartenbau, Elektroinstallation, Bauwesen und Hauswirtschaft durch. Gezielte Praktika in Betrieben ergänzen die Qualifizierungsmaßnahmen. In Beratungsgesprächen mit Personalberatern der NEUEN ARBEIT Vogelsberg werden Fähigkeiten der Bewerber sondiert, um entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Mit ergänzenden Qualifizierungsmaßnahmen sollen Erwerbslose den Anforderungen einer dauerhaften Tätigkeit zugeführt werden. www.neue-arbeit-vb.de
Ute Müller
Industriekauffrau | Bad Endbach „Ich gehe einfach mit einem sichereren Gefühl zur Arbeit“ – Ute Müller büffelt seit vier Jahren in den Sommerferien und kann Gästen jetzt auch auf Englisch weiterhelfen.
Dass man im mittelhessischen Bad Endbach inmitten intakter Natur einen erholsamen Urlaub verbringen kann, wissen nicht nur deutschsprachige Touristen. Seit Jahren statten auch Niederländer und immer mehr englischsprachige Besucher dem Kneipp-Heilbad zwischen Marburg und Dillenburg einen Besuch ab. Schön wäre es, auch diese Gäste in ihrer Heimatsprache kompetent über die Freizeitmöglichkeiten vor Ort informieren zu können, dachte sich Ute Müller vor einigen Jahren. Gedacht, gemacht, könnte man formulieren. Seit vier Jahren nimmt die Mitarbeiterin in der Tourist und Marketing-Abteilung der Gemeinde regelmäßig an den Sprachintensiv-Kursen Englisch teil. „Der letzte Auslöser dafür war 2008 ein Besuch von 15 Australiern bei uns in Bad Endbach. Die standen bei uns im Büro und keiner von Ihnen sprach auch nur ein Wort Deutsch“, erinnert sich Müller. Sie sei allein gewesen, habe daher auch nicht auf die Hilfe einer Kollegin zurückgreifen können. „Wir konnten uns zwar mit Händen und Füßen verständigen, aber es war mir schon ein wenig unangenehm, die Gäste nicht professioneller bedienen zu können.“ Das sollte ihr nicht noch einmal passieren, habe sie sich geschworen, und sich auf die Suche nach einem passenden Weiterbildungsangebot gemacht. Fündig wurde die gebürtige Vogtländerin, die seit 1985 in Mittelhessen lebt, bei der Volkshochschule Marburg: Ein Englisch-Intensivkurs sollte ihre Schulkenntnisse auffrischen und arbeitstauglich machen. Seit vier Jahren büffelt Ute Müller nun schon in den Sommerferien in Marburg past tense und present perfect. Für ihre persönliche Weiterbildung, die in erster Linie ihrem Arbeitgeber zugute kommt, nimmt sie Einiges in Kauf: „Neben der Woche Bildungsurlaub opfere ich auch immer eine Woche meines eigenen Urlaubs dafür“, erzählt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Und auch Kursgebühren und Fahrtkosten habe sie die ersten drei Jahre selbst getragen. Erst in diesem Sommer bekam sie über den Bildungsscheck des Landes 50 Prozent der Kursgebühr erstattet. „Das waren immerhin 100 Euro weniger, aber es wäre schon wünschenswert, wenn sich Arbeitgeber stärker an den Kosten für Weiterbildungsangebote beteiligen würde.“
„Wir hatten wirklich professionelle Lehrer, die sich in der Erwachsenenbildung auskannten.“
Mit gemischten Gefühlen sei sie seinerzeit das erste mal nach Marburg gefahren. Aber durch einen Einstufungstest sei sie sicher gewesen, nicht von den Lehrinhalten überfordert zu sein. „Das Kursniveau war aber trotzdem anspruchsvoll, am Abend wollte man erst einmal etwas anderes machen“, erzählt Müller. Nach vier Jahren will Müller im kommenden Sommer auch den letzten Kurs des inhaltlich aufeinander abgestimmten Angebots absolvieren. Aber schon jetzt sieht sie sich besser für ihren beruflichen Alltag gerüstet: „Es geht ja nicht nur um die bessere Betreuung der englischsprachigen Gäste vor Ort, ich habe auch neue Aufgaben übertragen bekommen wie die englischsprachige Korrespondenz oder auch mal die Übersetzung einer Anzeige“. Auch wegen dieser Erweiterung ihres Berufsalltages zieht die gelernte Industriekauffrau ein positives Fazit ihrer Weiterbildung: „Ausgezahlt hat es sich auf jeden Fall, ich gehe einfach mit einem sichereren Gefühlt zur Arbeit. Schön wäre es aber schon, wenn es auch im Öffentlichen Dienst derartige Sprachkurse geben würde, denn es gibt bestimmt noch mehr Menschen, die in diesem Bereich eine Weiterbildung machen wollen.“ Auch wenn 15 wissensbegierige Australier vielleicht die Ausnahme sind. Die vhs Marburg-Biedenkopf führt seit 1988 als Bildungsurlaub anerkannte Schulungen in den Bereichen EDV und Sprachen durch. Die zweiwöchigen Sprachintensiv-Kurse umfassen 80 Unterrichtseinheiten, und finden immer in den ersten beiden Wochen der Sommerferien statt. In diesem Jahr haben 91 TeilnehmerInnen in acht Kursen Englisch, Wirtschaftsenglisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Neugriechisch, zum Teil auf unterschiedlichen Niveaustufen, gelernt. www.vhs.marburg-biedenkopf.de
Dirk Kroker
Vikar | Riebelsdorf „Weiterbildung bedeutet persönliche Weiterentwicklung“ – Dirk Kroker hat eine interessante Berufsbiografie: Der gelernte Erzieher absolviert derzeit eine Ausbildung zum Pastor.
„Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen nach Stabilität und beruflicher Kontinuität suchen, aber das ist ist in der heutigen Zeit einfach unrealistisch.“ – Es klingt gar nicht akademisch, wenn Dirk Kroker dies formuliert, denn es resultiert aus dem beruflichen Werdegang des heute 47-Jährigen. Der vierfache Vater hat in seinem Berufsleben etliche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie berufsbegleitende Qualifizierungen gemacht. Aktuell ist er Vikar der EKKW in der evangelischen Kirchengemeinde Riebelsdorf und Rückershausen im Knüll. Wissen und Fähigkeiten der Berufsausbildung und der ersten Berufsjahre genügen in den meisten Fällen nicht mehr, um eine Berufslaufbahn erfolgreich gestalten zu können. Der Begriff „Lebenslanges Lernen“ hat daher in den letzten Jahrzehnten steigende Aufmerksamkeit erfahren und Einzug in viele bildungspolitische Konzepte gefunden. Lebenslanges Lernen – die Berufsbiografie von Dirk Kroker hätte für viele Bildungsexperten vermutlich Vorbildcharakter, wenn sie denn davon wüssten. Viele Jahre hat sich der gebürtige Bad Hersfelder berufsbegleitend weitergebildet und seine Wissen im Sozialbereich gezielt erweitert. Nach seiner Ausbildung zum Erzieher und Diakon in Hephata arbeitete er fünf Jahre als Gemeindediakon in Burgsolms und Duisburg. Anschließend wechselte er in die Jugendhilfe Hephata, für die er fast 15 Jahre, davon zehn Jahre als Gruppenleiter tätig war. In dieser Zeit studierte er neben diversen berufsorientierten Fortbildungen berufsbegleitend Diplomsozialarbeit und erwarb ebenfalls berufsbegleitend die Zusatzqualifikation zum Gruppenleiter. Bevor er eineinhalb Jahre im Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft in Marburg Auszubildende zu den Möglichkeiten ausbildungsbegleitender Hilfen beriet, entschloss sich Kroker bereits 2001 noch einmal für einen beruflichen Neuanfang. „Ohne Weiterbildung ist es mir immer rasch langweilig geworden und Pfarrer wollte ich eigentlich schon immer werden“, begründet Kroker sein neuerliches Umschwenken. Er schrieb sich für den ersten Masterstudiengang 2007 in Theologie an der Marburger Universität ein. Auch der zwischenzeitliche Verlust des Arbeitsplatzes und die Scheidung konnten ihn nicht davon abbringen, seinen Berufswunsch stringent weiter zu verfolgen. „Es war persönlich eine schwierige Zeit und fachlich durchaus anspruchsvoll“, erinnert sich Kroker an sein Studium. Aber gerade das habe ihn auch angespornt. 2010 schloss er das Masterstudium erfolgreich ab und auch die nächste Hürde, das Tentamen, eine mündliche Prüfung zum Thema der Masterarbeit vor einer Kommission, meisterte er erfolgreich. Nach dem zweijährigen Vikariat, an dessen Ende ebenfalls noch diverse Prüfungen erfolgreich zu bestehen sind, erhofft er sich, als Pfarrer eine Stelle anzutreten, in der er sein berufliches Erfahrungswissen bündeln kann.
„Es ist Wichtig mit seinen Schwächen und Defiziten offen umzugehen und diese einer ständigen Weiterbearbei tung zu unterziehen.“
Angesichts dieses Durchhaltevermögens und seiner vielen beruflichen Qualifizierungen ist Kroker der Traum der Personalchefs, könnte man meinen. Kroker sieht das realistischer: „Weiterbildung wird von Arbeitgebern natürlich schon positiv gesehen“, sagt er mit Blick auf die Bewerbungsgespräche, „genauso wichtig ist, mit seinen Schwächen und Defiziten offen umzugehen und diese einer ständigen Weiterbearbeitung zu unterziehen“.
Gerade dieser Aspekt reizt ihn besonders. Jede berufliche Weiterqualifikation beinhalte schließlich auch eine persönliche Weiterentwicklung: „Niemand wird perfekt geboren und in einer Zeit sich ständig verändernder Lebensanforderungen auch im privaten Bereich ist die intensive Betrachtung und Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit unabdingbar“, sagt Kroker.
Alexander Nzang Ejume Busfahrer | Lahnau
„Die Motivation muss von innen kommen“ – der Ingenieur Alexander Nzang Ejume aus Kamerun fängt in Deutschland beruflich noch einmal neu an.
Das Problem kennen viele Zuwanderer in Deutschland. Mit ihren in anderen Ländern erworbenen beruflichen Qualifikationen und Abschlüssen können sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt wenig anfangen – auch wenn ihre Fähigkeiten hier gebraucht werden könnten. Der Grund: Bewertungsverfahren und Bewertungsmaßstäbe bisher fehlen. Die bisherigen Regelungen zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und Qualifikationen sind unzureichend und wenig einheitlich. Diese Erfahrung hat auch Alexander Nzang Ejume gemacht. Der Ingenieur aus Kamerun hat keinen in Deutschland anerkannten Abschluss, seine Fachrichtung Petrochemie hat in Deutschland keine Entsprechung. Doch davon ließ sich der gläubige Christ nicht entmutigen. Die Liebe hat den 47-Jährigen vor acht Jahren einst nach Deutschland geführt. Dass er einmal Schwierigkeiten haben würde, sich seine Berufsausbildung anerkennen zu lassen, hätten er und seine deutsche Ehefrau allerdings nicht erwartet: „Das ist Bürokratie“, seufzt er, das sei wohl überall in der Welt dasselbe. Trotz akademischer Ausbildung war er 2005 froh, einen festen Job gefunden zu haben, mit dem er seine Familie ernähren konnte. Fünfeinhalb Jahre arbeite er als Maschinenführer in einem Betrieb in Gladenbach, als im vergangenen Jahr die betriebsbedingte Kündigung kam. „Aus heiterem Himmel“, wie er betont. Für den zweifachen Familienvater eine Katastrophe. Auch aufgrund gesundheitlicher Probleme blieben seine Bewerbungsbemühungen bis Anfang 2011 erfolglos. „Die Enttäuschung war riesig“, erzählt Ejume. Als die Wetzlarer Arbeitsagentur ihm dann eine Weiterbildung zum Busfahrer anbot, habe er sofort zugegriffen. Bei der SVG Verkehrs-Fachschule absolvierte er von April bis Ende Juni 2011 einen Intensivkurs. „An Werktagen hatten wir von 8 bis 16 Uhr Theorie, dann war die Praxis dran – manchmal auch an den Wochenenden“, erzählt der Lahnauer von seiner Umschulungsmaßnahme. Auf die Schule lässt er nichts kommen: „Die bilden einen wirklich zum Profi aus.“ Das anspruchsvolle Programm habe allerdings seine „Opfer“ gefordert. Von den zwölf Kursteilnehmern seien am Schluss noch sechs übrig gewesen, die wie er zur Prüfung antraten. „Schwierig waren vor allem die Fachbegriffe, aber alles ist lernbar“, erzählt er weiter. Die Motivation dazu müsse von innen kommen, Druck von außen nützte da nichts.
„weiterbildung lohnt sich für einen persönlich, aber auch für die Familie, für Wirtschaft und Gesellschaft.“
Es schwingt auch ein wenig Stolz über die eigene Leistung mit in Ejumes Ausführungen und die Freude an der Verbesserung seiner Lebensumstände ist ihm anzumerken. Nach der erfolgreichen Abschlussprüfung stellt sich die berufliche Situation für Ejume nun viel besser dar. Zwei Monate nach dem Ende hat er eine Stelle bei den Gießener Stadtwerken angetreten. „Ich kann Menschen nur ermutigen, mit der Arbeitsagentur Kontakt aufzunehmen und an ihrer Berufsperspektive zu arbeiten – es lohnt sich für einen persönlich, aber auch für die Familie, für Wirtschaft und Gesellschaft.“ Die Agenturen für Arbeit beraten Weiterbildungswillige über Fördermöglichkeiten und Förderprogramme. Sie unterstützen nicht nur die berufliche Weiterbildung von arbeitslos gewordenen Menschen, auch für die berufliche Qualifizierung Beschäftigter gibt es eine Vielzahl passgenauer Weiterbildungsangebote. Ob die Arbeitsagenturen zudem die Kosten für eine Qualifizierung im Rahmen der beruflichen Weiterbildungsförderung übernehmen können, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Zum Beispiel davon, ob die Notwendigkeit einer Weiterbildung wegen Qualifikationsdefiziten gegeben ist. Interessenten sollten sich deshalb möglichst frühzeitig bei der örtlichen Agentur für Arbeit beraten lassen. Liegen die Voraussetzungen für eine Förderung im individuellen Fall vor, kann der Antragsteller einen „Bildungsgutschein“ bekommen, mit dem die Übernahme der Kosten zugesichert wird. Ansprechpartner für Fragen der beruflichen Weiterbildung ist die für Ihren Wohnort zuständige Agentur für Arbeit. Beschäftigte können sich auch an die Agentur für Arbeit am Betriebssitz ihres Arbeitgebers wenden. www.arbeitsagentur.de
Heidrun Rühl
Alltagsbegleiterin | Mücke „Der Rückhalt in der Gruppe hat mir Selbstbewusstsein gegeben“ – Das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft eröffnet Heidrun Rühl neue Berufsperspektiven.
„Es hat mich schon bestärkt, dass man hier keine Nummer ist“ – Heidrun Rühl ist der persönliche Kontakt wichtig. Und genau den hat die gelernte Verkäuferin mit festen Ansprechpartnern im Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) gefunden. Deren Weiterbildungsangebote und Verbindungen in die heimische Wirtschaft halfen ihr, nach vielen Jahren Pause und Arbeitslosigkeit den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen. Bis 1993 stand die gelernte Verkäuferin aus Mücke mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Sie arbeitete beim Army & Air Force Exchange Service (AAFES) in Gießen-Rödgen – aber nicht im Vertrieb oder Verkauf, sondern als Gabelstaplerfahrerin. Nach der Geburt des ersten ihrer zwei Kinder 1993, hörte sie dort auf und kümmerte sich wie viele Frauen in vergleichbaren Situationen ausschließlich um die Familie. Nach sechs Jahren Familienzeit fing sie als Reinigungskraft wieder an zu arbeiten. Ihre persönliche Situation änderte sich grundlegend, als ihre Ehe in die Brüche ging und sie 2003 plötzlich als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern dastand. „Es war eine schwierige Zeit, auch weil es keine friedliche Trennung war“, erzählt sie rückblickend. Als alleinerziehender Mutter war Heidrun Rühl auch die berufliche Perspektive abhanden gekommen: „Verkäuferin kam wegen der unpassenden Arbeitszeiten nicht in Frage, andere Stellen habe ich einfach nicht gefunden.“
„ohne die persönliche Unterstüt zung und Angebote hätte ich den Anschluss an das Berufsleben nicht mehr geschafft.“
Ihre Situation habe sich erst mit der Weiterbildungsmaßnahme beim BWHW im Sommer des vergangenen Jahres geändert – „grundlegend“, wie sie betont. Vier Monate dauerte der Lehrgang modulare berufspraktische Weiterbildung (mbW) im Bereich Wirtschaft und Verwaltung, währenddessen sie auch ein dreimonatiges Praktikum im Procon-Seniorenzentrum in Homberg (Ohm) als Präsenzkraft absolvierte. Dort konnte sie mit ihren neuen beruflichen und persönlichen Fähigkeiten offenbar überzeugen. Nach Abschluss wurde sie dort übernommen. „Die Stelle ist zwar zunächst auf ein Jahr befristet, aber ich hoffe, dass es dann weitergeht“, sagt Rühl zuversichtlich. Auch weil sie die Arbeit mit Senioren schätzen gelernt hat, und sich weiter qualifizieren will. Seit Anfang September dieses Jahres absolviert sie über das Auditorium Südwestfalen in einem Seniorenzentrum in Fernwald den zertifizierten Kurs zur Alltagsbegleiterin mit Schwerpunkt Gerontopsychatrie. Dass sie eine Stelle angeboten bekommen hat, mache sie schon ein wenig stolz, es sei schon auch ein Würdigung ihrer Arbeit, erzählt Heidrun Rühl. Auch über das BWHW ist die 44-Jährige voll des Lobes: „Ich glaube ohne die persönliche Unterstützung und Angebote hätte ich den Anschluss an das Berufsleben nicht mehr geschafft. Gerade das persönliche Umfeld hier und der Rückhalt in der Gruppe hat mir Selbstbewusstsein gegeben und neue Perspektiven eröffnet. Ich kann Frauen in ähnlichen Lebensumständen nur ermutigen, den Schritt zu neuen Ufern zu wagen.“
Das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. betreut im Vogelsberg derzeit ca. 200 Jugendliche und Erwachsene. Die Beauftragung und Zuweisung der beruflichen Bildungsmaßnahmen erfolgt über die Agentur für Arbeit und die Kommunale Vermittlungsagentur des Vogelsbergkreises. Das Bildungswerk engagiert unter anderem sich in den Bereichen Berufsorientierung und -vorbereitung, Ausbildung, berufliche Qualifizierung und Rehabilitation sowie Integration. Weitere Informationen sowie Zugangsvoraussetzungen unter www.bwhw.de.
Mustafa Cicek
Industrie-Mechaniker | Weilburg „Weiterbildung ist für mich der Schlüssel zur Selbstverwirklichung“ – Mustafa Cicek bildet sich nach seiner Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker und Betriebswirt weiter.
„Die Weiterbildung hier an der Technikerakademie ist für mich persönlich sehr befriedigend, weil ich immer verstehen wollte, wie Technik funktioniert.“ Mustafa Cicek weiß genau, was er will und wie er seinem Ziel näher kommt. So war es für den gebürtigen Wetzlarer keine Frage, nach seiner Ausbildung zum Industrie-Mechaniker/Feinwerktechnik und vier Jahren Arbeitserfahrung bei Carl-Zeiss in Wetzlar noch einmal die Schulbank zu drücken. Der Begriff Schulbank ist dabei vielleicht eine unpassende Bezeichnung für das Lehrangebot der Technikerakademie, die als Fachschule für Technik und höhere Berufsfachschule für Informationsverarbeitung – Technik Personen mit Berufsabschluss in Vollzeit weiterqualifiziert. Das Ausbildungsniveau des Staatlich geprüften Technikers liegt oberhalb dem eines Industriemeisters. Für den 26-Jährigen war die Weiterbildung gleich aus mehreren Gründen ein reizvolles Ziel. „Bildung öffnet einem viele Türen, außerdem bin ich ein neugieriger Mensch und möchte Technik auch anwenden können.“ Gesagt, getan. 2009 zog Cicek nach Weilburg und begann das viersemestrige Studium der Mechatronik an der Technikerakademie, das er im Juli 2011 mit Erfolg abschloss. Das fachliche Niveau sei dabei schon anspruchsvoll gewesen, erzählt er. Aber auch dem Privatleben fordere es einiges ab, sagt der Vater einer einjährigen Tochter. Zwar habe er während der zwei Jahre finanzielle Förderung nach dem Ausbildungsförderungsgesetz, das so genannte Schüler-Bafög, erhalten, trotzdem wäre er es „ohne arbeitende Ehefrau einfach nicht zu schaffen gewesen“. Trotz dieser Belastungen hat Cicek entschieden, noch eins draufzusatteln, und absolviert derzeit eine weitere Weiterbildung zum technischen Betriebswirt. „Bis Februar, dann ist erst einmal Schluss, dann muss ich erst mal arbeiten gehen und meine Frau entlasten“, sagt er lachend. Dass er mit seinen beiden Weiterbildungen einen passenden Job finden wird, davon ist Cicek überzeugt. Mittlerweile habe er schon einmal ein paar Bewerbungen verschickt, um zu sehen, auf welche Positionen er sich bewerben könne. Denn trotz des vorherrschenden Fachkräftemangels tun sich nach seiner Einschätzung manche Arbeitgeber noch schwer, Techniker in die entsprechenden Positionen zu hiefen. „Das ist auch schade für den Wirtschaftsstandort, denn mit ihrer wirklich umfangreichen Weiterbildung könnten Techniker dazu beitragen, die Auswirkungen des Ingenieursmangels in Deutschland abzufedern.“
„Bildung öffnet einem viele Türen. auSSerdem bin ich ein neugieriger Mensch und möchte Technik auch anwenden können“.
Er selbst freue sich auf jeden Fall auf seinen neuen Arbeitsplatz, egal wo er anfangen werde, sagt Mustafa Cicek. Denn mit seinen beiden Weiterbildungen habe er vorgesorgt, dass er in Bereichen arbeiten könne, die ihn auch wirklich interessierten. Er könne Menschen mit Berufsausbildung die Weiterbildung an der Weilburger Technikerakademie nur empfehlen. Für ihn selbst sei sie mit ihrem Angebot ideal gewesen. „Weiterbildung ist für mich persönlich einfach der Schlüssel zur Selbstverwirklichung“. Gegründet als Staatliche Technikerschule Weilburg entwickelte sie sich zu einer der größten Fachschulen für Technik in Deutschland und zur größten eigenständigen Fachschule in Hessen. Heute stehen in der Staatlichen Technikakademie Weilburg rund 500 Studienplätze zur Verfügung. Die 40 Dozentinnen und Dozenten verfügen neben ihrer pädagogischen Ausbildung meist auch über eine mehrjährige Ingenieurpraxis. Für spezielle Lehrveranstaltungen werden Fachleute aus Industrie und Verwaltung eingesetzt. Die Aufstiegsweiterbildung zum staatlich geprüften Techniker umfasst insgesamt mindestens 2.400 Unterrichtsstunden. Er wird in der Industrie in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen eingesetzt um Ingenieursteams zu unterstützen und selbständig Projekte und Teilaufträge abzuwickeln. Industriequalifikationen können auch während des Studiums in Zusammenarbeit mit anderen Ausbildungseinrichtungen erreicht werden. www.ta-weilburg.com
Karin Andree
Altenpflegehelferin | Dillenburg „Es war das Beste, was ich machen konnte“ – Karin Andree aus Dillenburg setzt sich mit 44 Jahren noch einmal auf die Schulbank und lernt Altenpflegehelferin.
In Zeiten, in denen 45-Jährige allgemein als schwer vermittelbar gelten, ist diese Nachricht schon eine kleine Überraschung: Altenpflege-Umschüler profitieren von ihrem Plus an Lebenserfahrung und haben bessere berufliche Perspektiven als jüngere Azubis in der Erstausbildung, sagen ihre Ausbilder. Das ergab schon vor einigen Jahren eine Studie der Stiftung Warentest. Begehrt sind die Umschüler immer noch, Karin Andree kann diese Einschätzung voll bestätigen. Die Dillenburgerin hatte nach ihrer Umschulung jedenfalls keine Schwierigkeiten, einen Arbeitgeber in ihrer Nähe zu finden. Auch wenn die Berufsaussichten rosig sind und auf dem Arbeitsmarkt dringend nach Altenpflegerinnen gesucht werde – „um bis dahin zu kommen, braucht man schon ganz schön viel Motivation und Durchhaltevermögen“, sagt Andree.
„Als ungelernte ist man immer die Erste, die in der Krise gehen muss.“
18 Jahre war die 45-Jährige wegen der Erziehung ihrer drei Kinder zu Hause geblieben. „Irgendwie war das ja normal in meiner Generation“, erzählt sie. Als sie sich 2004 entschloss, ins Berufsleben zurückzukehren, verlief der Wiedereinstieg zunächst auch glatt. Sechs Jahre arbeitete sie in einem Betrieb, der Flugzeugküchen produzierte, in ihrem Wohnort Oberscheld. Kurzer Arbeitsweg, aber natürlich ohne Jobgarantie, wie sich herausstellen sollte. Als der Standort im vergangenen Jahr geschlossen wurde, erhielt auch sie die Kündigung. „Dann begann eine schwierige Zeit“, erinnert sie sich, „ohne Ausbildung war die Jobperspektive nicht gerade rosig“. Als die Vermittlerin von der Dillenburger Agentur für Arbeit ihr dann vorgeschlagen habe, in die Altenpflege einzusteigen, habe sie sofort zugesagt: „Das war ein ideales Angebot, das wollte ich eigentlich schon immer machen“. Dass Altenpflege Knochenarbeit bedeutet und seelisch belastend sei, habe sie gewusst. Gestöhnt habe sie anfangs aber schon einmal, als sie in der Theorie-Phase in der Wetzlarer Altenpflegeschule Königsberger Diakonie ungewohnte acht Stunden die Schulbank drücken musste: „Doch dann habe ich es als Herausforderung begriffen und heute muss ich sagen, es war das Beste, was ich machen konnte.“ Ihre Motivation schlug sich auch in ihrer schulischen Leistung nieder. Karin Andree legte die beste Prüfung ihrer Klasse hin – und das obwohl sie zu denjenigen gehörte, die ihre Schulzeit schon lange hinter sich hatten. Nach dem Praxisteil der Weiterbildung, die sie im Herborner Haus des Lebens absolvierte, und einem kurzen Intermezzo im DRK-Pflegezentrum ebenfalls in Herborn, arbeitet Andree heute in der ambulanten Pflege der Diakoniestation Dillenburg. „Das liegt mir mehr. Es ist irgendwie familiärer und außerdem hat man die Möglichkeit, so lange wie möglich zuhause zu bleiben.“ Mit Blick auf die eigenen Erfahrungen rät die frisch gebackene Altenpfleghelferin Frauen in ähnlichen Situationen den Schritt zu wagen und noch einmal etwas völlig Neues zu machen. „Allerdings muss man ehrlich zu sich sein und realistisch einschätzen: Kann ich das, will ich das.“ Eines will Karin Andree allerdings nicht mehr: Einen unsicheren Job haben, „bei dem man als Ungelernte immer die Erste ist, die in der Krise gehen kann. Das will ich mir mit Mitte 40 nicht mehr antun.“ Die Agenturen für Arbeit beraten Weiterbildungswillige über Fördermöglichkeiten und Förderprogramme. Sie unterstützen nicht nur die berufliche Weiterbildung von arbeitslos gewordenen Menschen, auch für die berufliche Qualifizierung Beschäftigter gibt es eine Vielzahl passgenauer Weiterbildungsangebote. Ob sie zudem die Kosten für eine Qualifizierung im Rahmen der beruflichen Weiterbildungsförderung übernehmen können, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Zum Beispiel davon, ob die Notwendigkeit einer Weiterbildung wegen Qualifikationsdefiziten gegeben ist. Interessenten sollten sich deshalb möglichst frühzeitig beraten lassen. Liegen die Voraussetzungen für eine Förderung im individuellen Fall vor, kann der Antragsteller einen „Bildungsgutschein“ bekommen, mit dem die Übernahme der Kosten zugesichert wird. Ansprechpartner für Fragen der beruflichen Weiterbildung ist die für Ihren Wohnort zuständige Agentur für Arbeit. www.arbeitsagentur.de
Klaus Denfeld Schulleiter | Gießen
„Lehrerfortbildung ist professioneller geworden“ – Interview mit Klaus Denfeld, Schulleiter der Max-Weber-Schule in Gießen zur Bedeutung von Weiterbildung im Schulalltag.
Klaus Denfeld (50), begann seine berufliche Laufbahn nach dem Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftspädagogik, Informatik, Mathematik und Theologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main 1988 als Diplom-Handelslehrer an verschiedenen Beruflichen Schulen in Hessen. Seit 1997 ist er als Abteilungsleiter, stellvertretender Schulleiter und Schulleiter in führenden Schulpositionen tätig. Seit 2006 ist er Referent und Kursleiter beim Amt für Lehrerbildung (AfL). Dort betreut er im Rahmen der Qualifizierungsreihe „Vorbereitung auf Schulleitungsfunktionen“ die Module „Schulmanagement und Verwaltung“ sowie „Personalverantwortung und Personalmanagement. Nach Abordnungen zum Staatlichen Schulamt in Marburg und zum Projektbüro „Selbstverantwortung plus“ im Hessischen Kultusministerium ist Denfeld seit 2009 Schulleiter der Max-Weber-Schule, einer kaufmännischen Berufsschule in Gießen.
Herr Denfeld, welchen Stellenwert hat für Sie persönlich Weiterbildung? Weiterbildung hat für mich einen sehr hohen Stellenwert, da ich glaube, dass ich mit meiner Erst- und Zweitausbildung (Studium und Referendariat) zwar das Rüstzeug für meinen Beruf als Berufsschullehrer erhalten habe, ohne ständige Weiterbildung diesen aber dauerhaft nicht gut ausfüllen kann. Ein Beispiel: In meiner Informatikausbildung habe ich noch Programmieralgorithmen mit Lochkarten geschrieben, die es heute nur noch im Technikmuseum gibt. Andere Aufgaben waren gar nicht Thema der Ausbildung, so der gesamte Bereich Schulleitung und Schulmanagement. Warum haben Sie Weiterbildungen gemacht? Ich habe die Qualifizierungen gemacht, weil ich meine neuen Aufgaben, zunächst als stellvertretender Schulleiter, dann als Schulleiter möglichst professionell ausüben wollte und ich mich in Bereichen stärken wollte, mit denen ich zuvor wenig oder gar nichts zu tun hatte. Wie wirken sich diese Qualifizierungsmaßnahmen auf Ihre Arbeit als Schulleiter aus? In vielfacher Hinsicht. Ich kann etwa schwierige Gespräche mit meinen Mitarbeiter/-innen besser führen. Durch meine erweiterten Strukturkenntnisse kann ich konkrete Projekte besser und strategischer in das Gesamtsystem Schule einsortieren. Und nicht zuletzt habe ich eine Coaching-Ebene, in dem ich schwierige Situationen und Entscheidungen auf der Metaebene noch einmal reflektieren und beurteilen kann, auch durch kritisches Infragestellen meiner selbst.
„Ich habe die Qualifizierungen gemacht, weil ich meine neuen Aufgaben mög lichst professionell ausüben wollte.“
Wie beurteilen Sie die Entwicklung beim Amt für Lehrerfortbildung? Die Entwicklung hin zu einem kompletten System mit Vorqualifikation, Klärungsseminaren, Begleitung und Coaching ist für mich ein längst überfälliger Schritt gewesen. Er führt zu einer stärkeren Professionalisierung der Arbeit. Es ist bedauerlich, dass es zu meiner Einstiegszeit weniger Angebote gegeben hat. Die Qualifizierung von Schulleitungsmitgliedern in Hessen, die vom Amt für Lehrerbildung (AfL) durchgeführt wird, ist bewusst entlang der Berufsbiographie angelegt und begleitet systematisch Führungsnachwuchskräfte auf ihrem Weg zu erfahrenen Schulleitungsmitgliedern. An Leitung interessierte Lehrkräfte können sich in einem Qualifizierungsprogramm gezielt auf die neuen Aufgaben einer Schulleitung vorbereiten. Die Schulleiter und Schulleiterinnen neu im Amt erhalten das Angebot, in einer mehrteiligen Qualifizierungsreihe oder in einem Coaching für die konkreten Herausforderungen der Führungspraxis Handlungsstrategien zu entwickeln und im geschützten Raum zu erproben. Die zuständige Abteilung Personalentwicklung des AfL organisiert jährlich rund 300 Veranstaltungen für schulische Führungskräfte und Nachwuchskräfte, das entspricht einem Angebot von rund 5.500 Teilnahme-Plätzen. www.afl.hessen.de
Warum Bildung für eine Region gar nicht wichtig genug sein kann Das Netzwerk Bildung und seine Arbeitskreise im Regionalmanagement für Mittelhessen
Die Region Mittelhessen ist eine Region mit hoher Lebensqualität, in der es Natur gibt, soweit das Auge vom Lahntal bis zum Mittelgebirgs-Massiv des Vogelsbergs reicht. Sie ist aber auch die Region in Hessen mit der höchsten Bruttowertschöpfung im Produzierenden Sektor: fast 30 % werden durch die zumeist kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region erwirtschaftet, die in den stark vertretenen Zukunftsbranchen Medizinwirtschaft, optische Industrie, Automotive und Umwelttechnologien für Innovationen sorgen. Und sie ist eine Region, in der Bildung Standortfaktor ist. Das haben die Bildungsinstitutionen von der Kindertagesstätte über die Schulen bis zu den drei Hochschulen schon lange erkannt und sich im Netzwerk Bildung zusammen geschlossen. Seit der Gründung des Regionalmanagements arbeitet die Runde, die sich gerne als „Bildungsmafia“ bezeichnen lässt, unter dem Dach des Vereins MitteHessen. Bei ihren halbjährlichen Treffen greifen die Mitglieder des Netzwerks Themen auf, die „aus der Praxis“ stammen; gemeinsam stellt man sich den Herausforderungen und sucht nach Lösungen. Auf diese Weise ist ein Manifest zur frühkindlichen Bildung genauso entstanden wie drei Bildungsforen, die jedes Mal einen großen Zulauf hatten.
www.weiterbildung-mittelhessen.de Das Thema Weiterbildung beschäftigt das Netzwerk schon länger: zusammen wurde ein mittelhessisches Weiterbildungsportal entwickelt, das sich aus den drei kreisweiten Weiterbildungsdatenbanken speist. Dadurch wurde das Angebot an Qualifizierungsangeboten transparenter und durch die Zusammenarbeit mit Weiterbildung Hessen e. V. in einem zweiten Schritt sogar bis auf die hessische Ebene sichtbar. In einem zweiten Schritt wurde das Weiterbildungsportal um einen Fördernavigator erweitert: der oder die Bildungswillige fand damit nicht nur den gewünschten Kurs, sondern konnte sich gleich nach Angabe seiner Daten das passende Förderprogramm anzeigen lassen. Und nicht nur das: die Beratungsstelle vor Ort zeigt der Fördernavigator gleich mit an. Doch den Bildungsträgern ist auch klar, dass die Weiterbildung als ein wesentliches Element der strategischen Fachkräftesicherung positioniert werden muss. Die Unternehmen von Elz bis Schlitz brauchen qualifizierte Mitarbeiter. Dies betrifft nicht nur die eigenen, sondern auch den Nachwuchs an Fachkräften. Eine Region hat nur dann eine Zukunftschance, wenn sie über gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte verfügt. Das Netzwerk Bildung wollte sich auch dieser Herausforderung stellen und hat, um die Weiterbildung noch attraktiver darzustellen, die Artikelserien initiiert, die Sie in dieser Broschüre finden. Die schnellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erfordern eine dauerhafte Anpassung und ein ständiges Weiterlernen. Denn Lebenslanges Lernen ist nicht nur wichtig für die Beschäftigungssicherheit, sondern auch für die soziale Eingliederung, die Lebensqualität und persönliche Entfaltung des Einzelnen. Weiterqualifizierung bedeutet aktive Zukunftssicherung, denn eine qualifizierte Belegschaft steigert die Wettbewerbsfähigkeit auf deutschen und internationalen Märkten. www.weiterbildung-mittelhessen.de, ein Angebot von
Wir bedanken uns bei unseren Medienpartnern:
Region Mittelhessen c/o MitteHessen e. V. – Regionalmanagement für Mittelhessen Lonystraße 7 D-35390 Gießen Tel: +49 641/94 88 89-0 Fax: +49 641/94 88 89-20 info@region-mittelhessen.de www.region-mittelhessen.de twitter.com/mittelhessen facebook.com/mittelhessen
EUROPÄISCHE UNION Investition in Ihre Zukunft Dieses Projekt wird vom Land Hessen aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.