SEHNSUCHTDEUTSCHLAND.COM
DAS MAGAZIN VOM REISEN, LEBEN UND ENTDECKEN
AUSGABE 5 2015 3,20 €
Österreich 3,70 € Schweiz 4,90 CHF
KURZTRIPS
SAARBRÜCKEN QUEDLINBURG LÜNEBURG KAISERSTUHL
Ellen von Ell
UNWERTH Die Star-Fotografin macht deutsche Trachten sexy
ROOF TOPS Die besten Bars auf den schönsten Dachterrassen
Iris Berben Sehnsucht und Glück einer Grande Dame
HOLY MOLY!
Zur Weinlese beim Schneider in der Pfalz
O’ZAPFT!
DEUTSCHE MEISTER ++ LEGENDE DROSTE-HÜLSHOFF++ MADE IN GERMANY ++ DEUTSCHE GERICHTEKÜCHE
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CITYSPECIAL BERLINS CHARMANTE SCHWESTER: Unterwegs in der angesagten Stadt der Schlösser und Seen, der Stars und Studenten
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Heißer Herbst auf den Wiesn
ADVERTORI AL
Die
Kraft der
Zur Herbstzeit werden die süßen Beeren meist zu hervorragenden Weinen veredelt. Allerdings kann ihr Extrakt auch noch auf ganz andere Weise genutzt werden … Schon Hildegard von Bingen wusste, welche (Heil)Kraft in den Trauben steckt, und bis heute machen sich Menschen die vielfältigen Talente dieser Pflanze zunutze – ganz besonders natürlich in Weinanbaugebieten. Und so bieten sich zum Beispiel für Gäste in den rheinlandpfälzischen Weinregionen zur Weinlesezeit nicht nur interessante Einblicke in die liebste Arbeit der Winzer, sondern auch besondere Angebote für Körper, Geist und Seele. Und man erfährt, dass Produkte aus dem Weinberg nicht nur gut schmecken, sondern dass sie in Form von Traubenkernöl und -peelings, Maischebädern, Essigdämpfen und
vielem mehr auch äußerlich angewendet wohltun. Zur höchsten Vollendung steigern lässt sich dieses Wohlbefinden übrigens, wenn man sein persönliches Wein-Wellness-Erlebnis noch mit einem Spaziergang oder einer Wanderung durch die Weinberge verknüpft und sich anschließend in einer gemütlichen Winzerwirtschaft bei einem ausgezeichneten Schoppen wieder aufwärmt. INFORMATIONEN & REISEANGEBOTE
Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, Löhrstr. 103 – 105, 56068 Koblenz. E-Mail: info@wein-reich.info www.wein-reich.info
Fotos: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/D. Ketz (2); Aktiengesellschaft Bad Neuenahr
Traube
EDI TORI AL
HEIMATLIEBE in Stil und Stoff
Fotos: Ellen von Unwerth; Nanine Renninger; Melanie Hubach; René Supper, www.renesupper.com
Verehrte Leserin, lieber Leser,
SCHÖNSTE SEITEN
Davon hat Deutschland wirklich viele. Gut für uns. Wir haben diesmal die Pfälzer Weinlese, die Perle Potsdam und vor allem die schmucken Trachten, fotografier t von Ellen von Unwer th, entdeckt und sehr ins Herz geschlossen
D I G I TA L
SEHNSUCHT DEUTSCHLAND
an einem Sonntag im August, die Wonne großer, schwüler Hitze hatte ein willkommenes Sommergewitter abgekühlt, mein Tegernseer Hell war verwässert, der Riesling – nun als Schorle – sprang in die Bresche, da landete ich bei Puffpaffs Happy Hour. Zu trinken gab es nichts, aber Puffpaff, einen Kabarettisten mit charmant-diabolischem Lächeln. Der machte sich lustig. Über Deutschland, die Deutschen und ihren vermeintlichen Hang zur Nörgelei. Puffpaffs Kur dagegen: nichts erwarten und vom Schlimmsten ausgehen. Ich habe das gleich mal versucht und muss sagen: Ihnen werden neue Welten offenstehen. Wenn Sie zum Beispiel unsere neue Ausgabe so angehen, werden Sie aus dem Jubeln nicht mehr rauskommen, denn Sie haben ja nichts erwartet. Was natürlich nicht stimmt, aber Sie sollen sich das ja auch nur vorstellen. Wir waren 48 Stunden sorglos in Potsdam, haben vom Pfälzer Schneider bei der Weinlese viel über Heimat, Liebe und Leidenschaft erfahren. Iris Berben hat pünktlich angerufen und erzählt – vertraulich natürlich – wann sie heute noch auf dem Tisch tanzt. Die besten RooftopBars für einen spätsommerlichen Absacker sind ebenfalls gut für so einen Dans op de Deelen! Wir wissen jetzt, was „Gudd Gess“ in Saarbrücken heißt, was Lüneburg und Quedlinburg für Perlen sind und wo der Bürgerliche im Kaiserstuhl Platz nehmen sollte. Der absolute Hammer sind aber die fantastischen Trachtenfotos der weltberühmten deutschen Fotografin Ellen von Unwerth, die unter anderem auch Claudia Schiffer entdeckt hat. So haben wir Tradition und nicht mal Bollenhut je gesehen. Danke, Ellen, dass wir das veröffentlichen dürfen!
Herzlichst, Ihr David Pohle, Chefredakteur
Apple Newsstand für iPhone/iPad Kindle-Shop bei Amazon.de Pressekatalog.de play.google.com ikiosk.de windowsphone.com 5*2015
S E HN S U C H T D E U T S C HL A N D
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PRINZESSIN AUF DER TRAUBE
INHALT
Die Fotografin Melanie Hubach aus der Pfalz, einstige Weinprinzessin, entlockt den Trauben stets ihr Saftigstes
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HALLO, KLEINE SCHWESTER!
In Potsdam findet unsere Autorin Christine Dohler menschliche Charakterzüge und einige Kindheitserinnerungen wieder
38 REISEN 14 KURZTRIPS
MENSCHEN 38 IRIS BERBEN
Hinfahren Auf ein paar Worte nach Saarbrücken, Lüneburg, Quedlinburg oder in den Kaiserstuhl!
CITYSPECIAL
28 48 STUNDEN POTSDAM
Wilde Zeiten hat sie erlebt, die Grande Dame. Uns erzählt sie, warum gerade die so gut waren und wann es bei ihr noch welche gibt
64 LEGENDE - DROSTE-HÜLSHOFF
Ruppig und grün, mit viel Wasser, Kulinarik und Geschichte. Ganz Berlins kleine Schwester, findet Christine Dohler
Streng erzogen, den Dutt wie zum Beweis akkurat frisiert. Dabei hatte Annette von Droste-Hülshoff wenig übrig für Regeln und Tradition
76 HOLY MOLY Harte Arbeit, der Tropfen. Stefan Nink besucht Weinkules Markus Schneider. Erntezeit at its best!
LIKE US :) Täglich Sehnsucht auf facebook.com/SehnsuchtDeutschland
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HIN UND WEG 06 AUGENBLICK Hingucken Klingende Rinder, feinstes Watt und Pferderomantik
24 NEU HOTELPERLEN Hinlegen Gut gebettet in Hornbach, Aying und mit Feldbergblick
66 O’ZAPFT IS! Feste feiern, geht nicht nur in Bayern! Wo Trinken Spaß macht und was es mit Tradition zu tun hat
60 RICHTIG GUTE ROOFTOP-BARS 50
HEIMATLIEBE TRACHTEN IN SZENE GESETZT Star-Fotografin Ellen von Unwerth zeigt uns, wie modern traditionelle deutsche Trachten sein können
Hinsetzen Herbstsonne, Drinks, Weitblick: die besten Dachterrassen schöner Städte
DEUTSCHLAND-QUIZ S. 70 Wie gut kennen Sie Deutschland?
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76 MARKUS SCHNEIDER
Der Winzer aus Ellerstadt strebt nach Qualität
GARANTIERT: SO UMWERFEND HAT MAN TRADITIONELLE TRACHTEN NOCH NIE GESEHEN
Fotos: Michael Lüder; Jim Rakete; Ellen von Unwerth; House of Weekend/Weekend GmbH; Melanie Hubach (2); HolzDesignPur; Zuckermonarchie
LEBEN & ENTDECKEN 12 ZEIG MAL HER – MADE IN GERMANY Firlefanz zum Staunen, Schönfinden und Habenwollen. Jetzt
26 GARTENREISE Gepflegt englisch? Herrenhäusergärten in Hannover besuchen!
42 ANS HERZ GELEGT
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ESSEN & TRINKEN 86 PROBIER MAL – MADE IN GERMANY leidenschaftlich ertrüffelte, köstliche Dinge, die wir Ihnen nicht vorenthalten können
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88 DEUTSCHE GERICHTEKÜCHE So schmeckt das, was Stevan Paul fernab des Salatblatts in Bremen findet: lecker!
Vorwärts geht’s mit zehn bewegenden Events. Mitmachen!
IMMER IN SEHNSUCHT 03 EDITORIAL 46 FOTOWETTBEWERB
DIE SIEGER STEHEN FEST
72 DEUTSCHE MEISTER Münchener Biergarten Liebermanns
74 LITERATUR Füße hoch mit Schmöker-Tipps von der Insel und Herrn Moritz
Ab sofort Kalender bestellen SÜÜÜSS(ES)!. ZUM ESSEN,. ANGUCKEN UND. GERNHABEN. (S. 86).
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AUGENBL ICK
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ALLGÄU
HERBSTFRISCHE
Foto: Reinhard Scholl
Richtig Dampf machen nicht nur die jungen Burschen ihren Rindern auf dem Weg zurück ins Tal. Auch die sogenannten Zugschellen, die dem Getier um den Hals baumeln, sorgen für fliegende Hufe – damit auf der traditionellen Viehscheid kein Rind einfach stehen bleibt und weiterfrisst. Gesehen und vor allem gehört hat's Fotograf Reinhard Scholl. Viehscheid im Allgäu noch vom 11. bis 26. September 2015. www.allgaeu-viehscheid.de
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AUGENBL ICK
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NORDSEE
WATT SCHÖN!
Foto: Peter de Vries
Vogel müsste man sein. Das dachten sich wohl auch die Fotografen Martin Stock und Peter de Vries. In dem Bildband Wattenmeer zeigen Sie unfassbare Schönheiten des Weltnaturerbes wie den Leuchtturm Hohe Weg, 25 Kilometer nordwestlich von Bremerhaven. So mystisch, fast surreal kann das Watt sein. www.wachholtz-verlag.de
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AUGENBL ICK
GRONAU
Wochenend' und Sonnenuntergang zu Pferd geht sicher auch woanders als im Münsterland. Aber da ist es ungleich schöner. Und wer die Schnauze voll hat, kann schwupps! rüber nach Holland galoppieren. Bietet der Reiterhof Rüenberg an, nebst Ausflug zum Drilandsee. www.reiterhof-rueenberg.de
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Foto: Irmtraud Liedtke
GANZ GEDIEGEN
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ENTSPANNUNG NACH LUST UND LAUNE Den Alltag vergessen: ob am Meer, im Wald oder in einer Thermen-Oase. Mit Best Western bringen Sie Körper, Geist und Seele in Schwung!
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THERMENTRÄUME
Fotos: Best Western
… in Erding – entspannen Sie im BEST WESTERN PLUS Parkhotel Erding (2) inmitten der Herzogstadt mit dem weltberühmten Weißbier. In Europas größter Thermenwelt erwarten Sie Wellness und Action. Entspannung verspricht das Thermen- und Saunaparadies oder Sie testen mit viel Schwung das GALAXY – Europas größte Rutschenwelt.
WELLNESS … in der höchstgelegenen Stadt Deutschlands – am Fuße des Fichtelbergs liegt das 4-Sterne BEST WESTERN Ahorn Hotel Birkenhof (3) im Luftkurort Oberwiesenthal. Das Erwachsenenhotel bietet WellnessVielfalt in unberührter Natur. Genießen Sie den Bergblick und lassen Sie sich verwöhnen – bei einer lockernden Massage oder bei einem Cocktail in der gemütlichen Lexus-Bar.
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Fotos: Lokaldesign mödec UG; Ramona Stelzer Design; HolzDesignPur; Frank Leder; Allude GmbH; MR Design; n; Liebesgruss/Nicole Hoppe; 2)/Peshkova (1), Picsfive (1) retrostiel/Wiedenbeck & Züfle GbR; perlenfischer e. K.; Rafael Armbrust Michael Ising GbR; Shutterstock (2)/Peshkova
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KUR Z TRIPS
TRIPS 14
OBERBERGEN
Foto: Touristik-Information Vogtsburg i.K./H.-P. Ziesmer
Der Blick auf den Totenkopf. Mit knapp 560 Meter der höchste Berg des Mittelgebirges Kaiserstuhl im bezaubernden Baden-Württemberg
Ist man sich nicht begegnet, so fällt es schwer, Gefühle füreinander zu entwickeln. Sehnsucht Deutschland fasst sich ein Herz und macht den ersten Schritt. Nach Saarbrücken, Lüneburg, Quedlinburg und zum Kaiserstuhl. Es hat sich gelohnt, denn hier ist es wunderbar. Versprochen!
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KUR Z TRIPS
Saarbrücken
ERLEBEN
Mag der Franzose noch so schimpfen: Einmal über die Grenze gehüpft, zwischen dörfl ichem Charme und Stadtkultur gibt es einfach das bessere Essen! Und auch mehr davon. Darauf ein kräftiges „Savoir vivre!“
01 AM ALTEN HAFEN
AUTORIN: SVENJA HIRSCH
02 ST. JOHANNER MARKT Das Wohnzimmer von Saarbrücken – aber hier ist nichts mit TV und Füße hoch! Dafür gibt’s Bruch’s No. 1 in Bier und Bar, Küche und Kultur en masse. Schläfer melden sich beim Hotel Fuchs: Von einer Seitenstraße aus hat man den besten Zugriff auf Gastro, Clubs und Shopping in der Bahnhofstraße. www.hotelfuchs.de www.bruchbier.de
03 HERRSCHAFTSZEITEN! Vom Throne aus getauft wurde Saarbrücken durch seinen „Brocken an der Saar“. Denn so nannte man das barocke Schloss auf dem Sandsteinfelsen, von dem aus es die Stadt fest im Griff hat. Zum Beispiel mit über 2.000 Veranstaltungen pro Jahr. Naheliegend: Das Staatstheater und das historisches Museum. Schlossplatz 1 – 15 www.saarbruecker-schloss.de
04 AUS STAHL UND EISEN
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Raue Zeiten und wirtschaftlich erfolgreiche durchlebte das Stahlwerk Völklinger Hütte. Heute ist es als Industriedenkmal eines von derzeit 40 Weltkulturerbestätten und immer noch aktiv! Zum Beispiel durch die UrbanArt Biennale, die hier bis zum 1.11.2015 zwischen Silos und Gerüsten gezeigt wird. Rathausstraße 75 – 79 www.voelklinger-huette.org
ESSEN 05 DUNKEL WAR’S! Als das Jens Jakob noch Le noir hieß. Der Meisterkoch verzichtete durch den Wechsel auf zwei Michelinsterne. Kennen die Gäste der exzellenten französischen Küche schon: 2014 geschah Ähnliches, die Sterne waren ruckzuck wieder da! Mainzer Strasse 10 jensjakobgourmetworld.com
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HÄPPCHENWEISE
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Ziemlich kriminell ist die Auswahl an englischem Nasch-Utensil, das im Café Baker Street zum Abschuss freigegeben wird: Scones, Shortbread, Cookies ... Schwere Entscheidung? Macht nichts, zu Hause bei Sherlock Holmes darf schließlich auch gerne kombiniert werden!
Fotos: Bürgerpark Hafeninsel/Steven Glaeser; Kalinski Wurstwirtschaft; Café Baker Street/Agentur Erlebnisraum; Weltkulturerbe Völklinger Hütte/Karl Heinrich Veith; Landeshauptstadt Saarbrücken (2); Jens Jakob Gourmet World; Hotel Am Triller; Bruchwirtschaft; Landhaus Lösch für Freunde
Wie ein Phoenix aus der Asche erhebt sich aus einstigen Trüm03 mern flussabwärts der Saar der Bürgerpark. Relikte und Kunst, alte Grundmauern zu Wasser: mehr als nur ein Park. Im aphitheaterähnlichen Rondell spielt ab und an die Musik, zu der im Skaterpark hingefetzt werden kann. Bürgerpark, Nähe Westspange www.saarbruecken.de
AUS ALT MACH NEU
(07) Neue Food-Kreation in der Altstadt: Das Kalinski mit Platz an der SpezialWurst und passendem Gin dazu. Mehr gutes Essen empfiehlt stets und gerne Koch und Blogger Fabian Eckel: eckelskueche.com
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SAARBRÜCKEN
HAUPTSACHE: GUDD GESS! In die Sterne gucken kann im Saarland jeder: Hier herrscht in Sachen Essen die höchste Sterne-Dichte pro Kopf. Daran ist die Hauptstadt des kleinsten Bundeslandes nicht
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06 CAFÉ BAKERSTREET Kaffee und Tee auf Britisch schmeckt nicht anders, fühlt sich hier aber ziemlich kurios an! Über die Theke mit überfüllter Etagere gereicht. Gebracht von adretten Damen im Spitzenhäubchen und auf Detektivhelfer Watsons Couch geleert. Abends wird Tee zu Whiskey und Café zu Pub mit Krimi-Events. Mainzer Strasse 8 www.bakerstreetsb.de
SCHLAFEN 09 LANDHAUS LÖSCH „Hach ne, wat schön!“, würd’ die Oma sagen. Geht auch modern und exklusiv, immer mit Zugang zu Küche und Weinkeller. Wie bei Freunden – oder Oma! DZ ab 235 Euro/Nacht. Hauptstrasse 19, Hornbach www.loesch-fuer-freunde.de
07 WURSTWIRTSCHAFT
10 HOTEL AM TRILLER
Dass Wurst nicht auf Bäumen wächst, musste Thilo Nast schon früh schmerzvoll erfahren. Begann sie von Hand zu machen und Jahre später das hier: die erste und beste Adresse für schmackvolle Klassiker und leckere Neulinge des Wursthandwerks! Kaltenbachstraße 4 www.kalinskibrueder.de
Hier sind sogar Saar-Legenden wie der Ritter von Maldit zu Hause. Als Comic an der Tapete! Wem’s zu bunt wird, der schläft im siebten Himmel, mit Schrägfenster direkt unter den Sternen. DZ ab 107 Euro/Nacht. Trillerweg 57 www.hotel-am-triller.de
08 GASTHAUS ZAHM „Hauptsachen“, so heißen hier auch die Hauptgerichte. Obwohl das drumherum Verspeiste auch Zeug zum Titelstar hätte: Pulled Pork, Saar Dog (ebenfalls hot!) und Hackschnittchen auf Dinkelbrot findet man schließlich nicht alle Tage! Saarstrasse 6 www.gasthauszahm.de
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ganz unschuldig: 1702 eröffnete hier die legendäre Bruchwirtschaft ihre Brauerei Zum Stiefel, die nach wie vor brandaktuelle Biertrends kreiert. In der Mainzer Straße reihen sich auf nur 500 Metern fünf Michelin-Sterne aneinander, für die selbst Franzosen ihr Land verlassen. Das mag durch die gerüchteweise verbreitete Gastfreundschaft der Saarbrückener kommen: Hier kennt „jeder eenen, der eenen kennt“. Fast wie auf dem Dorf, aber mit Blick auf die Saar und dem nötigen Stadtflair zum Verweilen. Das tun wir gerne – ist ja genug zum Essen da! www.saarbruecken.de VOGELFREI! Flug über Saarbrücken
KUR Z TRIPS
Lüneburg Die Stadt an der Ilmenau, die ihren einstigen Reichtum einer wilden Sau verdankt. Prachtvoll, mittelalterlich, wie aus dem Bilderbuch. Und manchmal, abends auf dem Stint, auch heute wieder ziemlich wild! AUTORIN: SIMONE RICKERT
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02 SALZ UND SÜLFMEISTER
ERLEBEN 01 RATHAUS UND ALTER KRAN Stadtführung – boah, wie langweilig? Nee, hier echt nicht. Im Rathaus staunt man über die kostbaren Räume. In der mittelalterlichen Ratsstube haben sich die reichen Bürger schon damals eine Fußbodenheizung einbauen lassen! Der „Alte Kran“ von 1797 hob Salz und Brennholz und sogar eine komplette Dampflock an Land. Damit läutete er aber auch das Ende der Binnenschifffahrt ein. Die Zeiten ändern sich, immer. Stadtführungen: www.lueneburg.info
Wo bis 1980 noch eine Saline war, befindet sich heute das Deutsche Salzmuseum. Hier sieht man, wie das weiße Gold die Hansestadt reich machte: Sülfmeisterstraße 1 www.salzmuseum.de Und das wird bis heute gut gefeiert: bei den Sülfmeistertagen vom 2. bis 4. Oktober 2015: www.suelfmeistertage.de
03 MONDBASIS Extraterrestrisch modern – zwischen all den alten Steinen: Die coole Galerie zeigt Events und spannende Zeitgenossen, das Barcafé ist Lüneburgs Künstler-Treffpunkt. Lünertorstraße 20 www.mondbasis.co
ESSEN 05 AM STINTMARKT Lüneburg wirbt ja mit der zweithöchsten Kneipendichte Europas (nach Madrid). Auf den Stint gehen heißt hier: abends ausgehen, wobei man noch gar nicht recht weiß, wohin. Die kurze Straße an der Ilmenau hat ein Café am nächsten Restaurant, nur unterbrochen von Bars, zu bieten. Besonders nett ist „Das Kleine“, sogenannt nach dem typischen Hafenarbeiter-Gedeck zum Schichtende: Matjes plus Lütt (Bier) un Lütt (Schnaps). Am Stintmarkt 8 das-kleine-restaurant.com
04 PRALÜNE ZUM MITBRINGEN
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Was hat die Wildsau mit der Praline zu tun? Lesen Sie im Kasten rechts. Probieren Sie im Schokoladencafé von Dörte Barisch. Torten, Pralinen, Trüffel, alles von liebevoller Hand gemacht. Und bringen Sie die Schokolade gewordene Hommage an die Geschichte vom Salz den Daheimgebliebenen mit. Am Berge 26 www.schokopraline.de // 25.11. bis 23.12.2015 //
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Lüneburger Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz www.lueneburg.info //
KUR Z TRIPS DIE LEUPHANA UNIVERSITÄT
Jungbrunnen der Stadt: die gut 9.000 Studenten. Daniel Libeskind, Architekt und nebenberuflicher Professor der Leuphana, hat einen neuen Zentralbau entworfen
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LÜNEBURG
SCHWEIN GEHABT
Fotos: Romantik Hotel Bergström (2); Pralüne Schokoladencafé; Hotel Einzigartig; Leuphana; Zum alten Brauhaus; Capitol; Lüneburg Marketing GmbH
06 CAPITOL Von Pizza bis Schnitzel für alle was dabei. Deshalb beliebter Treffpunkt. Die Hauptrolle jedoch spielt die Location: Früher war hier das schönste Kino der Stadt. Wo noch heute der dicke rote Vorhang zum Boden hängt, befand sich einst die große Leinwand. Reichenbachstraße 1 www.capitol-lueneburg.de
07 ZUM ALTEN BRAUHAUS Echt alt: 1505 erstmals als solches erwähnt, seitdem gibt’s hier ununterbrochen Bier. Auch heute eigens gebraut. Dazu Deftiges, fein zubereitet, wie Haxe vom Salzwiesenlamm oder Heidschnuckenragout. Grapengießerstraße 11 www.brauhaus-lueneburg.de
08 ANNAS CAFÉ Sympathisch und retro: liebe Bedienung, zusammengewürfeltes Porzellan, voll mit Studenten. Ein gutes Zeichen, wie sich zeigt: Hier kann man gemütlich einen halben Tag mit Plaudern, Frühstücken (WildscheinSchinken!) und Torteessen verbringen. Am Stintmarkt 12a www.annas-cafe.de
SCHLAFEN 09 EINZIGARTIG So nennt sich das Hotel selbst. Ist aber auch unser Urteil! In einem kleinen vierstöckigen Haus, das sich 1579 ein wohlhabender Braumeister an dieser Stelle bauen ließ, findet man Moderne Kunst neben formschönen Einrichtungs-Klassikern. Das kleine Hotel im Wasserviertel beherbergt in 16 hübschen Zimmern glückliche Gäste. Was hier in 450 Jahren wohl los ist? DZ ab 142 Euro/Nacht. Lünertorstraße 3 www.hoteleinzigartig.de
10 BERGSTRÖM Wassermühlen, Speichergebäude und ein Wasserturm aus dem Mittelalter sind locker um den alten Stadthafen herum verteilt und gehören allesamt zum Hotel. Entsprechend individuell sind die Zimmer. Bezaubernd: das kleine SPA-Häuschen auf der Mühleninsel mitten in der Ilmenau. DZ ab 149 Euro/ Nacht. Super Frühstück für 15 Euro! Bei der Lüner Mühle www.bergstroem.de
Die Stadt ist klein, man kann alles zu Fuß machen – muss man aber nicht! Müde des Pflastertretens, lassen wir uns zu Kutscherin Jahne und Jutta in die Pferdekutsche fallen. Historikerin Dr. Jutta Solcher kennt hier nicht nur jeden (gutaussehenden) Eisverkäufer mit Namen, sondern kann von der Hansestadt so derb frei nach Schnauze erzählen, dass wir aus dem Lachen nicht mehr rauskommen. Was ist nun mit der wilden Sau? Vor 1.000 Jahren erlegten Jäger das arme Tier. Wie es der Sauen Eigenart ist, hatte sie sich grad noch ausgiebig in einem Tümpel gesuhlt. Die Männer staunten nicht schlecht: ein weißes Schwein? Kein Wunder, aber fast: das borstige Fell voller kostbarstem Salz. Die Sau hatte ihnen die Saline gezeigt, von der die Stadt über Jahrhunderte zehrte. Zum Dank, als Trophäe oder wie auch immer … ihr Knochen wird bis heute im Rathaus ausgestellt. www.erlebnis-kutschfahrten.de EIN STREIFZUG Unterwegs in Niedersachsen
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KUR Z TRIPS
Kaiserstuhl
ERLEBEN
Man sieht es: eine Region für Genießer! Alles voller Weinberge. Und wo der Wein gemacht wird, ist auch das gute Essen nie weit. Über diesen Hügeln am Rande des Schwarzwalds strahlen mehr Michelin-Sterne, als in mancher Großstadt
01 WEIN, WEIN, WEIN Anfang September geht’s los: Die Winzer servieren deftige Kost und frischen Wein direkt am Hof. Die Straußenwirtschaften werden auch Besen genannt und an einem eben solchen – an der Straße stehend – sind sie zu erkennen. Vorbeigehen zwecklos! www.kaiserstuhl.eu
AUTORIN: SIMONE RICKERT
02 REBENBUMMLER Rollende Weinprobe: mit der Bimmelbahn ab Bahnhof Riegel durch die Weinberge, kredenzt wird immer ein Glas von dem Hang, an dem man sich gerade befindet. www.rebenbummler.de
Über den 22 Kilometer langen Kaiserstuhlpfad ab Endingen über den Berg Totenkopf bis Ihringen, durch Lösshohlwege, entstanden in der letzten Eiszeit. Dort verbringt der afrikanische Bienenfresser seinen Sommer. schwarzwald-tourismus.info
04 NATURZENTRUM Tolle Ideen für Familien mit Kindern. Zum Beispiel eine Nacht im Wald verbringen und den vielen Stimmen der Nacht lauschen! Bachenstraße 42, 79241 Ihringen naturzentrum-kaiserstuhl.de VOGTSBURG
Das Herz des Kaiserstuhls und größte Weinbaugemeinde Baden-Württembergs
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05 EUROPAPARK RUST Immer was los hier: Der Freizeitpark wird 40. Zwischen Märchenturm und Dino-Karussell lauter Kinder im Abenteuer-Rausch! Europa-Park-Straße 2, 77977 Rust www.europapark.de
06 ZUM MITBRINGEN Walnusstorte, Kaiserstühler Kirschwasser, Kräuter, Edelbrände auf Höfen und online: www.naturgarten-kaiserstuhl.de
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SCHLAFEN 07 GASTHAUS ZUM KAISERSTUHL
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Klassiker: Lothar Koch (!) kocht in seiner winzigen Küche mit Blumen und Kräutern aus dem eigenem Garten. Ehefrau Walburga umsorgt die Gäste. DZ mit Frühstück 83 Euro/Nacht. Niederrotweil 4, 79235 Vogtsburg-Niederrotweil www.gasthaus-zum-kaiserstuhl.de
04 WEINGUT DR. HEGER
Bereits in dritter Generation führt Joachim Heger gemeinsam mit Frau Silvia das Weingut, das am berühmten Ihringer Winkelberg regelmäßig preisgekrönte Weine macht. Besuch willkommen: Bachenstraße 19/21, 79241 Ihringen,
www.heger-weine.de 20
S E H N S U C H T D E U T S C H L A N D 5*2015
08 SIEBTER HIMMEL Die Appartements im 300 Jahre alten Bürgermeisterhaus sind liebevoll ausgestattet. Auf der Terrasse unter der alten Linde sitzt man wie? Im 7. Himmel! 35 Euro pro Person. Mittelstadt 3, 79235 Vogtsberg-Burkheim www.siebter-himmel.eu
Fotos: Touristik-Information Vogtsburg i.K./H.-P. Ziesmer; Tourist Information Eichstetten; Weinhaus Heger/Roland Krieg; Shutterstock/Butterfly Hunter; Schwarzwald Tourismus GmbH/Erich Spiegelhalter; Gasthaus Zum Kaiserstuhl; Köpfers Steinbuck
03 WANDERN
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ESSEN
KAISERSTUHL
WEIN AN JEDER ECKE Ehrlich, wenn Sie gern Bier trinken, können Sie lieber woanders Urlaub machen. Hier gibt es Wein, immer und überall. Die Landschaft ist wie dafür gemacht. Sanfte Hügel, von einem friedlichen Vulkan geformt, guter Lössboden aus der Eiszeit und warme, trockene Sommer dank der nahen Oberrheinebene. Die geselligen Menschen, die hier leben, können gar nicht anders, als anerkannt guten Wein zu machen! Und zu trinken: im Herbst in jeder Besenwirtschaft, ständig steigt eine „Hock“ (Weinfest), das ganze Jahr bei Winzern und Genossenschaften. Schlafen ist zweitrangig, was zählt, ist das Kulinarische: Hotels glänzen mit ihrer Küche (siehe zum Beispiel weinhotels-kaiserstuhl.de). Vielleicht brachte Kaiser Otto III. den Wein mit, als er 994 hier einen Gerichtstag hielt. Er liebte Italien. Allerdings war er da erst 14 Jahre alt! Jedenfalls heißt der Kaiserstuhl nach ihm, so sagt man.
09 KÖPFERS GASTHAUS ZUR SONNE In der Familie Köpfer ist das Gastgeben schon lange gute Sitte. Und nun in zwei Orten: der Traditionsbetrieb Zur Sonne in Schelingen mit badischer Spezialitäten-Küche. Brägele? Wurstsalat? Hierher: Mitteldorf 5, 79235 Vogtsburg-Schelingen. Neu zwei Dörfer weiter am Weinberg „Bischoffinger Steinbuck“ mit einem schmucken Hotel: Steinbuckstraße 20, 79235 Vogtsburg-Bischoffingen koepfers-steinbuck.de
10 WINZERHAUS REBSTOCK Gleich gegenüber dem Michelin-besternten Schwarzen Adler hat Spitzengastronom Franz Keller sein Winzerhaus stehen. Formidable badisch-elsässische Hausmannskost, Prädikatsweine aus dem eigenen Haus dazu. Noch ein Glas an den blankgescheuerten Holztischen im Innenhof oder im „Stall“ und man mag gar nicht ans Gehen denken. Badbergstraße 22, 79235 Vogtsburg-Oberbergen www.franz-keller.de
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Das Best Western Plus Hotel Schlossmühle heißt Sie herzlich willkommen. Erleben Sie das historische Quedlinburg!
Fotos: Hotel Schlossmühle Betriebs GmbH
DAS HOTEL Am Fuße des Schlossberges mit Blick auf die Stiftskirche residieren Sie im 600-jährigen Gebäude-Ensemble des ehemaligen Mühlenbetriebs und jetzigem Hotel Best Western Plus in Quedlinburg. In wenigen Gehminuten sind Sie in der historischen Altstadt (UNESCO Welterbe) mit ihren über 1000 Fachwerkhäusern, verwinkelten Gassen und kleinen Plätzen, welche zum Verweilen einladen. Als Kaiserresidenz und UNESCO Weltkulturerbe ist die Stadt nördlich des Harz ein lohnenswerter Ausgangspunkt für einen unvergesslichen Aufenthalt.
79 €
pro Person* DAS ARRANGEMENT Exklusive Reise für Zwei Übernachtungen am Wochenende unsere Leser! im komfortablen Doppelzimmer Eine Begrüßungsüberraschung Eine Flasche Mineralwasser auf dem Zimmer Reichhaltiges Frühstücksbüffet am Morgen Late Check-out bis 14 Uhr bei Abreise am Sonntag Ein Stadtplan und Informationen zur Region Kostenfreie Nutzung des Wellnessbereichs mit Sauna und Dampfbad Kostenfreies WLAN und Parken am Hotel
*Preise pro Person im Doppelzimmer. Nur am Wochenende buchbar. Verlängerungsnächte für 35,50 Euro inkl. Frühstück auf Wunsch zubuchbar. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Vermittler: Reisehummel Nina Bransch, Fremersbergstraße 22B, 76530 Baden-Baden. Es gelten die AGB von www.reisehummel.de
reisen@sehnsuchtdeutschland.com www.sehnsuchtdeutschland.com/shop
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JETZT BUCHEN! Infos & Verfügbarkeiten:
(040) 70 38 35 55
KURZTRIP: SEHNSUCHT QUEDLINBURG
Welterbe am Harz
Quedlinburg Erst wollte keiner hin. Dann kam George Clooney, der Hollywood-Star. Jetzt wollen alle. Das Städtchen am Harzrand, seit 1994 Welterebe der UNESCO, muss man mal gesehen haben AUTOR: BEN HILDA
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ERLEBEN 01 MÜNZENBERG 88 Treppenstufen, dann die Belohnung. Vom Münzenberg eröffnet sich der einzigartige und auch schönste Blick auf Quedlinburg und seinen spektakulären Schlossberg samt imposanter Stiftskirche, gemeinsam das Wahrzeichen der Stadt, deren aufwendig saniertes Fachwerk von der UNESCO zu Recht zum Weltkulturerbe gemacht worden ist. Münzenberg 1e www.muenzenberg.info
02 KLOPSTOCKHAUS Mit Kultur hat es die Stadt nicht erst, seitdem Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1803) in diesem Haus geboren wurde. Ihm, einem der bedeutendsten Dichter der Aufklärung, verdanken wir Zitate wie: „Die Schönheit, zu welcher sich die Seele gestalten kann, wird sichtbar im Auge des geistigen Menschen.“ Regelmäßig interessante Ausstellungen für Menschen, die ihrem Geist etwas Gutes tun möchten. Schlossberg 12e www.quedlinburg.de 22
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03 FEININGER MUSEUM Unbedingt besuchen! Feininger (1871 – 1956) gilt, verbunden mit Gropius‘ Bauhaus, als einer der bedeutendsten Vertreter der klassischen Moderne. Andere Werke stammen von Corinth, Kandinsky, Nolde und Klee, ganzjährig (außer dienstags) zu sehen. Schlossberg 11 www.feininger-galerie.de
04 ABTEIGARTEN Die Stadt war einmal weltweit für Saatgut bekannt. Gesät wird wieder unterhalb des Schlossbergs. Mittwochs und sonnabends gibt es dortige Kräuter und Saatgut auf dem Marktplatz. Am Abteigarten www.saat-24.de
ESSEN 05 BRAUHAUS LÜDDE Hörbaren Erfolg hat die über 200 Jahre alte Brauerei mit dem Schwarzbier Knuttenforz und dem Braunbier (!) Pubarschknall. Dazu gibt es deftige Harzer Brotzeit mit Harzer, Zwiebel und Schmalz. Na dann gute Nacht, Marie. Schlafen im Brauhaus Hotel um die Ecke. DZ ab 89 Euro/Nacht. Blasiistraße 14 www.hotel-brauhaus-luedde.de
06 FRAU SCHNITTCHEN Selbstgemacht, hausgebacken, klitzeklein. Nomen est omen, Frau Schnittchen ist ein solches und serviert Törtchen, Brote und höchst anständigen Kaffee. Mittags gibt’s einen Teller Selbstgekochtes. Ehrensache. Schlossberg 29 www.frauschnittchen.de
07 SCHILLER’S 04
Extrem nettes Team, leckeres Essen nach dem gelebten Motto „Du bist, was du isst“, Tische auf dem Trottoir und ein gewisser
KUR Z TRIPS
05 IM FACHWERKPARADIES
Der Schlossberg ist das Wahrzeichen der Stadt, die randvoll mit Fachwerkbauten steht. Kultureller Höhepunkt ist die Feininger Galerie, obwohl der Künstler selbst nie in Quedlinburg gewesen ist. Anders Hollywood-Star George Clooney, der nach einer Quedlinburger Kaisersülze sagte: „I love Germany. And Quedlinburg.“ Wir auch
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KUNS TTIPP
QUEDLINBURG
WIEGE DEUTSCHER NATION
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Coolness-Faktor ist auch dabei. Gutes Frühstück. Unsere erste Wahl. Kaffeeliebhaber treffen hier außerdem auf Gleichgesinnte. Lange Gasse 32 www.schillers-quedlinburg.de
SCHLAFEN 09 HOTEL DOMSCHATZ
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Fotos: René Supper, www.renesupper.com
Hier gibt es Käsekuchen. Und zwar nur Käsekuchen. Dauernd frisch kommt das personifizierte Hüftgold aus der eigenen Bäckerei. Ein Stück ist Quedlinburger Pflicht, zwei sind aber auch fast unmöglich. Schlossberg 13 www.kaesekuchenbaeckerei.de
Viele wohnen – zu Recht – im schönen und berühmten Theophano am historischen Marktplatz. Aber das kleinste, so liebevolle Fachwerkhaus mit dem unsagbar großen Herz der Inhaberin Jana Schinkel steht mit nur 16 schmucken Zimmern in romantischer Lage unterm Schlossberg. DZ ab 59 Euro/ Nacht inklusive leckerem Frühstück. W-Lan ist kostenlos. Mehr geht nicht. Mühlenstraße 20 www.hotel-domschatz.de
10 PENSION NIKOLAI
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Wohnen im Welterbe. Vis-à-vis der Nikolaikirche. Erbaut 1637 während des 30-jährigen Kriegs, gibt es hier steile Stiegen, alte Balken und originalgetreu restaurierte Fenster. Die besten Steaks der Altstadt gibt es gleich im Hinterhof – wie praktisch! DZ ab 52 Euro oder Ferienwohnung ab 50 Euro/Tag. Pölkenstraße 22 www.pension-nikolai.de
Bezeichnete der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts die pittoreske Stadt mit rund 25.000 Einwohnern am nördlichen Rand des Harzes. In Sichtweite der Teufelsmauer erhielten Kaiser und Könige die Insignien der Macht. Das ist schlappe 1.000 Jahre her. Aschersleben, Halberstadt und Wernigerode liegen um die Ecke. 1994 erhielt die Stadt an der Bode von der UNESCO den Status eines Weltkulturerbes, seitdem ist tagsüber die Hölle los in der kopfsteingepflasterten Altstadt mit Fachwerkbauten aus acht Jahrhunderten. Quedlinburg ist damit eines der größten Flächendenkmäler Deutschlands. UNSER TIPP: Stadtführer nehmen und sich die schönsten Ecken zeigen lassen. Sonst zum Abhaken: Am Finkenherd soll Heinrich seine Krone erhalten haben, der Domschatz auf dem Schlossberg, der Sternkiekerturm und die Münzenberger Klause, Quedlinburgers Lieblingskneipe. www.quedlinburg.de www.gv-qlb.de FAST HOLLYWOOD Nur noch schöner
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HOTELPERLEN
DIE HALDE SCHWARZWALD-IDYLLE OBERRIEDHOFSGRUND Weitsicht bis zum Feldberg aus 1.147 Meter Höhe ... WOW! Badehaus und -teich mit sämtlichen Wohltaten, 38 schöne Zimmer sowie Natur pur. Tipp: Jazz-Festival im nahen Freiburg (19. – 27.09.2015). DZ ab 130 Euro/Nacht.
HALDE 2, 79254 OBERRIED-HOFSGRUND / BW TELEFON: (07602) 944 70 www.halde.com
PERLEN Drei Hotels für eine kurze Auszeit
BRAUEREIGASTHOF AYING WEISS-BLAUE GEMÜTLICHKEIT AYING Im Kern des ur-bayerischen Dorfes
entgeht Ihnen nichts. Zu dem Ensemble aus Gasthof, Herrenhaus und dem Heimatmuseum Sixthof gehört auch die hauseigene Brauerei, die mit Brauseminar und herrlichem Biergarten punktet. DZ ab 163 Euro/Nacht.
ZORNEDINGER STRASSE 2, 85653 AYING / BY TELEFON: (08095) 906 50 www.brauereigasthof-aying.de
KLOSTER HORNBACH PFÄLZER GEHEIMNIS HORNBACH Das kleine, feine Hotel nahe der französischen Grenze bietet hinter den 1.250 Jahre alten Klostermauern einen Ort der Ruhe und Erholung. Auf Touren kommen Sie auf dem Pfälzer Jakobsweg von Speyer bis nach Hornbach. DZ ab 149 Euro/Nacht.
IM KLOSTERBEZIRK 66500 HORNBACH / RLP TELEFON: (06338) 91 01 00
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www.kloster-hornbach.de Noch mehr schöne Hotels in ganz Deutschland unter sehnsuchtdeutschland.com/hotels
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Fotos: Andreas Gerhardt (2); Reinhard End; Hotel Kloster Hornbach; Brauereigasthof Hotel Aying (2)
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HOTEL-
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RELAX, BEAUTY, AKTIV, GENUSS ADVERTORI AL
WELLNESSAUSZEIT IN DEN BEST WELLNESS HOTELS AUSTRIA Der Herbst ist da! Das Laub fällt leise von den Bäumen, die Sonne taucht die Landschaft in ein weiches Licht, die Tage werden kürzer. Es beginnt die wohl schönste Zeit des Jahres: die Wellnesszeit. Jetzt heißt es kuscheln, wohlfühlen und jede Menge Glücksmomente genießen. Gönnen Sie sich eine Auszeit! Wellnesszeit – die fünfte Jahreszeit! Diese harmonische Zeit ist prädestiniert für einen Urlaub in den Best Wellness Hotels Austria – 22 besondere Wohlfühlresorts in Österreich und Südtirol, jedes davon sorgfältig ausgewählt. Alle Hotels sind einzigartig, aber Folgendes haben die familiengeführten Vier-Sterne-Superior- und Fünf-Sterne-Hotels gemeinsam: die traumhafte Lage in herrlich alpiner Natur, erstklassige Wellnessbereiche, Qualität auf höchstem Niveau, die durch strenge Aufnahmekriterien und regelmäßige
Kontrollen gewährleistet wird. Allem voran: die wirklich gelebte Gastfreundschaft! Viele der Hotels liegen in den besten Skidestinationen in Österreich und Südtirol. Hunderte Pistenkilometer und perfekt präparierte Pisten sorgen für unvergessliche Skitage. Nach einem aktiven Tag in der freien Natur laden die ausgezeichneten Wellnessoasen zum Entspannen ein. Großzügig erstrecken sich diese auf durchschnittlich 3.000 m² – da lässt es sich herrlich entspannen. Abwechslungsreiche Wasserflächen mit beheizten In- und Outdoorpools, kuschelige Ruheräume und verschiedenste Saunen und Dampfbäder erwarten die Gäste. Darüber hinaus sorgen wohltuende Beauty- und Massagebehandlungen für das perfekte Wellnesserlebnis. Abgerundet werden diese besonderen Tage mit mehrgängigen Abendmenüs auf Haubenniveau und erstklassigen Weinen aus aller Welt.
Das sind die vier Säulen des Wohlbefindens und das Fundament der Philosophie der Best Wellness Hotels Austria. Auf diesen Säulen basierend wird ein Winterurlaub zu einem nachhaltig unvergesslichen Erlebnis. Denn in den Best Wellness Hotels Austria kommt jeder auf seine Kosten: Skifans, Wanderfreunde oder Ruhesuchende – ob romantisch zu zweit, allein oder mit der ganzen Familie. Alle Informationen unter www.bestwellnesshotels.at
GARTENREISE
DEM GEIST VON LEIBNIZ
Für Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) entstand dieser Tempel im Georgengarten. Der Universalgelehrte des Barock beriet auch Kurfürstin Sophie bei der Gestaltung des Großen Gartens
SCHÖNES für draußen
3 LANGER ARM Soo weit oben in den Bäumen hängen Äpfel,
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Birnen und Co. Der Obstpflücker holt sie da alle runter. Dann aber ab ins Körbchen. 22,90 Euro. www.thegardenshop.de
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4 SAMMELSTELLE
2 1 FLYBY So holt man sich einen Vogel. Die schicke Alternative für Piepmätze mit gutem Geschmack. Preis: 39 Euro. www.art-4-life.de
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2 GARTENGARN Anlehnen und anbinden. Zarte Stängel brauchen eben Wuchshilfe. 120 cm für 5 Euro. www.manufactum.de
Körbchengröße? Die sieht gut aus! Vor allem mit was drin. Gartenkorb aus Drahtgeflecht für 54 Euro bei: www.manufactum.de
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Fotos: HMTG; Nik Barlo jr.; art4life GmbH (2); Manufactum (4); The Garden Shop; Villa Jähn – Home & Garden GmbH; Johannes von Ehren
Herrenhäuser Gärten
JOHANNES VON EHREN
Gartenexperte aus Hamburg
EHRENSACHE IMMER IN FORM …
„Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt“, sagte ein weiser Chinese. Demnach hatte Kurfürstin Sophie von Hannover ein sehr erfülltes Leben
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ie vom Tellerwäscher zum Millionär mutet die wüste und wechselvolle Geschichte der Herrenhäuser Gärten an, die 1638 als primitive Küchengärten angesät wurden, zum Lustgarten mutierten und heute mitten in Hannover eine der bedeutendsten Barockanlagen Europas und Stolz der Stadt sind. Da wäre ganz vorne der Große Garten als spektakulärer, auf Kante geschnittener 50-ha-Teppich. Berg-, Welfenund Georgengarten komplettieren das Gesamtensemble, wobei letztere im großzügigen Stile englischer Landschaftsparks angelegt sind. Das Schloss, einst als Sommerresidenz der Welfen geplant, ist das Juwel im Kern, um den es besonders während der Regierungszeit von Kurfürst Ernst August (1629 – 1698) dank Gattin Sophie sprießte und sprosste. Herrenhäuser Gärten (Hinstorff Verlag) ist ein starker Bildband für erste Eindrücke.
LICHTERLOH Bis 4. Oktober leuchten die Gärten bei der Illumination. Zur bezaubernden Wassermusik von Georg Friedrich Händel strahlen Brunnen, Hecken, Figuren. Letztes Spezial (2. Oktober) mit Lampionspaziergang. MASCHPARK Wer dann schon mal in Spazierlaune ist, kommt auch hier vorbei, bestaunt das Neue Rathaus und genießt die herrliche Parkanlage. www.hannover.de
7 HOLZLAGER
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Das Eckige ins Runde. 70 cm Durchmesser für 435 Euro. Auch in anderen Farben. www.art-4-life.de
6 5 HANDBEIL Dieses wohlfeile
Beil ist keine Axt, sondern Unikat und Segen für Kaminholzspalter. Vom Schmied in Form gebracht und signiert für 85 Euro. www.manufactum.de
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Das allgemeine Schönheitsideal hat sich zwar seit dem Barock deutlich zu schlankeren Linien entwickelt, formierte und geschnittene Pflanzen sind aber nie aus der Gartenmode gekommen. Ob edel getrimmte Hecken, manikürte Kugeln oder auch Großbonsais – mit dem richtigen Werkzeug, Wissen und einer Portion Mut, kann der Gärtner fast jede Pflanze in Form bringen. Formpflanzen geben als Beeteinfassung jeder Gartenanlage eine Struktur, sie schützen als Hecke vor neugierigen Blicken oder setzen als freistehende Pflanze besondere Akzente. Durch den jährlichen Schnitt werden sie immer dichter und kompakter, legen in der Größe minimal zu und wuchern den Garten niemals zu. TIPP: Setzen Sie Ihre Pflanzen in der dunklen Jahreszeit dezent mit Licht in Szene. So erweitern Sie optisch Ihren Wohnraum und nutzen Ihren Garten ganzjährig. Die immergrünen Klassiker sind die Eibe und der Buxus. Bei den Gehölzen, die Laub abwerfen, sind es die Weiß- und Rotbuche als auch die Linde. Fast keine Form, die nicht geschnitten werden kann. www.garten-von-ehren.de
6 GEBEUTELT
Wie ein Känguru über die Obstwiese hüpfen und ernten, was die schicke Schürze hält. Damit sind Sie voll im Trend für 46 Euro. www.manufactum.de
8 HANDFEIN Schönster Schutz für fleißige Hände. Gepolstert, verstellbar, in zwei Farben. Preis: 20,90 Euro. www.villa-jaehn.de
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EIN STร CK ITALIEN,
kรถnnte meinen, wer die hellen Bauten vor blauem Himmel sieht. Ist aber die St. Nikolai Kirche, der Alte Markt, mitten in Deutschland
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STUNDEN POTSDAM IN 2 TAGEN
BERLINS KLEINE SCHWESTER
POTSDAM „Ich fühl’ mich so leer, ich fühl’ mich Brandenburg“, sang Rainald Grebe. Das pralle Leben hingegen findet Christine Dohler in der schicken Hauptstadt mit dem ruppigen Charme – und sogar etwas, das sie an Zuhause erinnert TEXT: CHRISTINE DOHLER
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o unterschiedlich können Schwestern sein: die eine groß, rotzfrech, Currywurst-Fan, Künstlerin und ständig pleite. Die andere zierlich, elegant, Liebhaberin von bodenständiger Küche, gepflegter Gartenarbeit sowie Kinofilmen und gerne im Porsche unterwegs. Berlin und Potsdam trennte vor der Wende die Mauer, heute ist es nur eine Autostunde, aber gefühlt liegen dazwischen Welten. Fotografin Nanine und ich erkunden 48 Stunden lang die Hauptstadt Brandenburgs, die im Volksmund auch als kleine Schwester Berlins gilt. Wir beide verstehen uns auch wie Schwestern, ich wäre hier die Kleine. Nur ticken wir ähnlich. Wir mögen es lässig, lustig, nicht Schicki-Micki. Berlin kennen wir, doch was macht den Charme der Nachbarin aus? Neben Joop- und Jauch-Villen?
„WELCHER GRÜNE FLECK IST NOCH SCHÖN?“, FRAGEN WIR DREI HOBBYGÄRTNERINNEN. DA FLIEGT UNS RUPPIGER CHARME ENTGEGEN: „NA, DAT MÜSST IHR SELBER WISSEN!“ GUT, DASS MAN IN POTSDAM ALLES ERLAUFEN KANN. Wir lernen fünf Grund-Charakterzüge kennen:
W E LT E R B E
LUFTSCHLÖSSER BAUEN
GANZ OHNE SORGEN kam Friedrich der Große sicher nicht immer auf seinen Sommersitz. Aber träumen darf ja jeder mal! Und beim Gang über die Weinbergterrassen droben am Südhang hinüber zum RokokoSchlösschen und durch den Park vergisst man so einiges. Aber nicht, dass alles seit 1990 Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit ist! www.spsg.de
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ERSTENS: LIEBE ZUM GÄRTNERN 9.15 Uhr Brandenburger Tor Als wir am Morgen gerade aus unserem Hotel Brandenburger Tor (www.hotel-brandenburger-tor.de) laufen, da fallen wir der selbst ernannten Blumenfee von Potsdam in die Arme: Ele kommt ursprünglich aus Costa Rica. Weil sie sich in einen Deutschen verliebte, landete sie in Potsdam. Weil sie in Rente ist und Blumen liebt, verschönert sie den Luisenplatz am Brandenburger Tor. Auch Potsdam rühmt sich mit einem Bogen dieses Namens, allerdings im Mini-Format. Der Platz sieht aus wie bei der Landesgartenschau. Dank Ele blüht es sogar unter den Bänken. Dominant: rote Geranien. Kein Hund wagt es mehr, hier sein Geschäft zu hinterlassen. Die betuchten Anwohner spenden das Geld, Ele investiert die Zeit. Schön, aber geleckt. Damit es nicht langweilig wird, kippen Bösewichte nachts mal eine Packung Waschmittel in den Springbrunnen und auf dem Platz schäumt es wie wild. Einen Tag ist der zentrale Ort dann außer Betrieb. Nicht schlimm, denn in Potsdam mangelt es sicher an einem nicht: grünen Orten! An jeder Ecke mäht ein Rasenmäher oder schnippelt jemand im Gebüsch.
11.20 Uhr Sanssouci Alleine beim Anblick des Plans vom Park Sanssouci tun uns schon die Füße weh. Hier könnte man sicher tagelang spazieren gehen, getrimmte Hecken und Weinberge bestaunen. Wir kraxeln an der berühmten Front-Treppe des Schlosses hoch und besuchen Friedrich den Großen, der hier oben nebst seinen Hunden beerdigt ist. Auf seinem Grab liegen Kartoffeln? Ja, weil er die Knollen in Zeiten der Hungersnot für die Bevölkerung anbauen ließ. „Welcher grüne Fleck in der Stadt ist denn eigentlich noch schön?“, fragen wir drei Hobbygärtnerinnen im Park. Da fliegt uns ruppiger Charme entgegen: „Na, dat müsst ihr schon selber wissen!“ Gut ist, dass man in Potsdam alles erlaufen kann. 13.25 Uhr Freundschaftsinsel Wir fühlen uns namentlich von der grünen Freundschaftsinsel mitten in der Stadt angezogen. Auf dem Kleinod sprießen Elfenblumen, Goldschalen und lauern nackte Frauen(-statuen) im Gebüsch. Und mittendrin lockt ein kleiner Biergarten (www.insel-cafe.com) mit Blick auf die Havel. Fühlt sich an wie bei einer Landpartie. ZWEITENS: NAH AM WASSER GEBAUT 14.30 Uhr Heiliger See Wer wasserscheu ist, wird sich nicht in die Insel Potsdam verlieben. Hier fließt es überall oder ruht sanft schaukelnd ein See. Der Liebling der Städter: der Heilige See. Glasklar und idyllisch liegt er hier mitten in der Stadt. Deswegen haben sich auch an seinem Rand die Reichen eingenistet. In einer gemütlichen Stunde hat man den See umrundet, heißt es. Wir entscheiden uns aber für etwas mehr Abenteuer und mieten uns ein Floß, mit dem wir rund um die Stadt schippern. Wir könnten auf diesem Holzbrett mit bescheidener Hütte sogar wie mit einem Hausboot Urlaub machen, doch da wir nur so kurz zu Gast sind, leisten wir uns noch Kapitänin Anika, die das 5 PS starke Motorboot für uns zwischen den anderen Schiffen umhersteuert, während wir den Blick schweifen lassen können: Auf Schloss Babelsberg (Sommersitz von Kaiser Wilhelm I.), die Glienicker Brücke (die Verbindung zur Schwester Berlin, bis 1989 verlief in ihrer Mitte die Staatsgrenze), Seerosenfelder und die Speicherstadt. Okay, wer aus Hamburg kommt, der ist schwer mit anderen Speicherstädten zu beeindrucken. Aber wir finden: Blendet man die Plattenbauten zwischendurch aus, könnte man mit der kleinen Dame Potsdam Welt-Wasserstädte wie Amsterdam überrunden. Allerdings nicht mit unserem lahmen Floß.
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(1) „Ach, Luise! Kein Mädchen ist wie diese ...“ Ob Peter Alexander da wohl den Potsdamer Luisenplatz besungen hat? Das Karree zu Füßen des Brandenburger Tors wird schon seit 1854 schick bepflanzt www.potsdam.de (2) Fleißiges Bienchen: Blumenfee Ele hält den Platz gegen Spenden bunt und pflegt alles, was ihr unter den grünen Daumen kommt (3) Selbst im Plattenbau ist die Aussicht heilig: St. Nikolai Kirche à la Karl Friedrich Schinkel www.nikolaipotsdam.de (4) Freche Früchtchen verspeisen auf der Freundschaftsinsel. Und mit diesem Blick auf die Havel wie Gott in Frankreich fühlen www.insel-cafe.com (5) Der Park und das verschnörkelte Schloss sind wohl das erste, was einem zu Potsdam einfällt. Und trotz Touristenflut anläuft, die Treppen hoch zur Ihrer Majestät www.spsg.de (6) Tagelang spazieren, wenn man denn könnte ... Weitere grüne Hotspots in Potsdam? Fast überall! www.potsdamtourismus.de
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FREUNDSCHAFTSTIPP: Im Café Insel das Frühstücksbuffet ab 20 Personen buchen und in der Saison von April bis Oktober lieben Leuten eine Freude machen! 5*2015
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(7) Wer keine Lust auf Sanssouci hat, probiert es mit dem Neuen Garten. Fast ironisch, wenn man bedenkt, dass der über 200 Jahre auf dem Buckel hat. Die gotische Bibliothek am Heiligen See macht ihn trotzdem ganz besonders schön (8) Hintern ins Boot, Schlösser gucken ist angesagt. Wie Schloss Babelsberg im Tudorstil – very british! www.schloss-babelsberg.de (9) Familie Grün! Potsdams berühmteste Familie wurde jüngst eingelagert , um die Keramikfiguren vor Schäden zu schützen. Nun soll ein Replikat her, aber noch reicht das Spendengeld nicht... www.potsdam.de (10) Halt an der ältesten Zapfsäule Potsdams: Hier gehen lukullische Genüsse und Oldtimer über den Tisch, letzteres auch im hauseigenen Museum zu begutachten (11) Zu Floß auf der Havel mit fünf Pferdestärken. Die Frage: Badetag oder Mondscheinfahrt? (12) Wer nach Berlin will, läuft einfach über die Glienicker Brücke. Wat sonst: Sitzen, gucken, Beene baumeln, allet juti! www.glienicker-bruecke.de
11 LEINEN LOS: KAPITÄNIN ANIKA LIEBT DAS WASSER. DIESER LEIDENSCHAFT KANN SIE IN POTSDAM BESONDERS GUT FRÖHNEN 32
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13 Das ist für Menschen gebaut, die keinen Bootsführerschein haben und einfach mal in das Fahrgefühl kommen mögen. Hätte die Sonne geschienen, wären wir zwischendurch baden gegangen. So plätschert das Wasser und die blonde, sportliche Mittdreißigerin Anika erklärt uns ihre Liebe zu Potsdam: „Die Stadt ist wie ein guter Mix aus Berlin und einem Brandenburger Dorf.“ Man könne jeden Tag ausgehen, aber auch ruhig am See spazieren. Nur dass hier so viele Leute mit Geld hinziehen, macht die Mieten und Preise nicht gerade attraktiv. Ach ja, und im Winter sei es ein bisschen langweilig, da flieht sie nach Asien, um zu surfen. Hauptsache Wasser! DRITTENS: BODENSTÄNDIGER GESCHMACK 17 Uhr Holländisches Viertel Potsdam ist auch eine Süße. Hier findet man sogar ein Haus, in dem es ausschließlich deutschen Käsekuchen gibt, im gemütlichen Holländischen Viertel, das aus 134 Ziegelsteinhäusern besteht und im 18. Jahrhundert von einem niederländischen Baumeister errichtet wurde. Heute reihen sich hier kleine Läden und Gastronomie aneinander. Wer es liebt, von Laden zu Laden zu bummeln und zwischendurch in ein Café zu fallen, ist hier genau richtig. Im besagten KäsekuchenCafé Guam stehen nicht Toast oder Eis auf der Karte, sondern wirklich nur Varianten des Klassikers: Mohn, Rhabarber, Spekulatius. 30 Sorten. Der Renner: Florentiner Bienenstich. Der CaféBesitzer hatte schon Angebote aus Singapur und New York, Filialen zu eröffnen, und der hauseigene Tortenbäcker gewann zweimal die offizielle Käsekuchenmeisterschaft von Brandenburg. Wir wissen bald warum: so fluffig, dieser Kuchen!
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(13, 14) Kunst gehört genauso zum Alltag wie Käsekuchen! Sollte allgemeine Gültigkeit haben, was hier im Café Guam passiert. Fluffigste Küchlein in über 30 Sorten, davon drei mal nett lächelnd in die Kamera gehalten. Danke! www.cafe-guam.de (15) Dem Holländischen Viertel Potsdams (www.hollaendisches-viertel.net) macht in Bezug auf so richtige Hochgenüsse keiner etwas vor! Allem voran das La Maison du Chocolat oder auch Schokoladenhaus genannt, in dem es nicht nur Kuchen und Schoki gibt, sondern auch Flammkuchen, frische Salate, Tatar und, und, und ... Kann etwas länger dauern, sich für eine Sache zu entscheiden! www.schokoladenhaus-potsdam.de
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19 Uhr Spargel und Roulade Natürlich ist das nicht hip, exotisch oder kalorienarm. Aber wir freuen uns, dass wir hier auf Lokale treffen, die „Speckers Landhaus“, „Der weisse Schwan“ oder „Zur Linde“ heißen und Hausmannskost servieren. Von der großen Schwester Berlin wurde das Bier mit Waldmeister- oder Himbeerbrause in die Speisekarten übernommen („Berliner Weisse“), ansonsten gibt es brandenburgische Rouladen nach Omas Rezept für Nina, für mich Beelitzer Spargel. „Hmm, schmeckt nicht so gut wie bei meiner sächsischen Schwiegermutter“, sagt Nanine, aber isst trotzdem alles auf, weil sie Deftiges liebt. Ich bin mehr die Süße von uns beiden und bestehe auf einen Besuch in der lokalen Schokoladenmanufaktur. Verkaufshit ist eine Büste von Lokalheld Friedrich dem Großen. Egal welche Form, sie schmilzt eh auf der Zunge! 5*2015
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(16) Härrlisch! Einmal bei Sonnenuntergang im Park Sanssouci den Blick auf Wassergraben und Französischem Fontänenrondell ruhen lassen (17) Im Cecilienhof wurde Deutschland 1945 durch das Potsdamer Abkommen neu geordnet. Ein Glück!
22.30 Uhr Weinberg Als wir nachts müde ins Hotel fallen, werden wir nochmal in den Garten geschickt. Der freundliche Herr an der Rezeption verrät uns seinen Geheimplatz: eine einsame Bank mitten in einem verwunschenen kleinen Park mit Blick über die ganze Stadt (von der Weinbergstraße die endlose Treppe raufsteigen und oben rechts durch das eiserne Gartentor gehen, das verschlossen aussieht, aber offen ist). Die Liebe, die alle Stadtgärtner in die Natur stecken, strahlt selbst nachts.
WIR TAUCHEN GEBANNT AB UND BEKOMMEN NOCH NICHT EINMAL MIT, DASS JEMAND UNSEREN REGENSCHIRM ENTWENDET.
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EINMAL KIND SEIN ALLES ECHT? Auf die Toilette gehen sollte hier nur, wer vorab die Spülung geprüft hat! Das könnte sonst ein Unglück geben. Ansonsten gibt es im Filmpark einiges, das Kinder und Erwachsene wirklich echtes Fürchten lehrt: das Geisterhaus zum Beispiel oder die Horrornächte ab dem 17. Oktober, pünktlich zu Halloween. Aber auch ins Staunen versetzt, wie die Irischen Nächte im Erlebnisrestaurant Prinz Eisenherz. Alle Events unter: www.filmpark-babelsberg.de
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VIERTENS: HISTORISCHE FIGUR 10 Uhr Holländisches Schloss Cecilienhof Noch frisch im Kopf, machen wir uns an Tag 2 auf in die Vergangenheit. Die Stadt ist ein einziges historisches Vermächtnis, gepflastert mit Erinnerungen und bedeutenden Orten. Aus der Kaiserzeit oder der DDR-Zeit. Ständig gibt es ein Gedenken oder ein Jubiläum zu feiern. Unsere Zeitreise geht ins Jahr 1945. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges tagte die Potsdamer Konferenz, bei der die Siegermächte die Teilung Deutschlands in Besatzungszonen besiegelten. Dazu steuern wir das Schloss Cecilienhof am Ufer des Jungfernsees an. Ursprünglich wurde das Schlösschen unter Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn Kronprinz Wilhelm und dessen Gemahlin Cecilie aus dem Haus Mecklenburg-Schwerin errichtet. Wenn sie gewusst hätten, wer mal auf ihren Stühlen sitzen würde: Stalin, Churchill und Truman. Mit den Zeitzeugen-Berichten aus dem Audioguide am Ohr und dem Blick auf den Konferenztisch wird die Geschichte für uns lebendig. Wir tauchen gebannt ab und bekommen noch nicht einmal mit, dass jemand unseren Regenschirm entwendet. FÜNFTENS: VÖLLIG ABGEDREHT 14 Uhr Filmpark Babelsberg Da werden wir gleich ganz klein: Ohhh, das Sandmännchen! Fuchur, der Drache aus dem Film Die unendliche Geschichte! Der Bauwagen aus Löwenzahn! Im Filmpark von Potsdam-Babelsberg trifft man keine Micky Mäuse, sondern die Helden der deutschen Fernsehkultur. Und wir müssen zugeben: Es ist zwar ein klassischer Freizeitpark mit
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16 17 Fotos: Fotolia/pure-life-pictures; Stiftung Preußische Schlösser und Gärten/Wolfgang Pfauder, Hans Bach (2); Nanine Renninger (8); Daily Coffee Freundschaftsinsel; TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Wolfgang Ehn, Yorck Maecke, Bernd Kröger, Steffen Lehmann (2), Ulf Boettcher; Filmpark Babelsberg, Olaf Dettmann (3)
EIN AUGE WERFEN
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Motto-Restaurant (Prinz Eisenherz) und Kinderunterhaltung, aber es macht Spaß! Es hat etwas gedauert, bis wir verstanden haben, welche FilmAttraktionen man in Potsdam erleben kann: Also, es gibt einmal das Filmmuseum in der Innenstadt. Dort bekommt man anschaulich erklärt, wie sich die Filmszene in der Stadt entwickelt hat und was hier schon alles produziert wurde. Dann findet man die Studios im zehn Minuten entfernten Babelsberg, in denen man vorab geführte Touren buchen kann. Je nachdem, was dann da so produziert wird und wie geheim das so ist, darf man Teile der Kulissen besichtigen. Brad Pitt war auch schon hier. Momentan wird zum Beispiel die amerikanische Serie Homeland mit Claire Danes in den Studios gedreht. Streng geheim alles! Wer den Filmpark besucht, kann aber auch an einer kleinen Führung durch einen Teil der Film-studios teilnehmen, die übrigens größer als Hollywood sind! Wir erkunden die Serien-Straße von der RTL-Dauer-Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Vorne Häuserfassade, hinten Baugerüst. Toll bei so einer Tour sind ja immer die Anekdoten.
Mein Favorit: Jackie Chan sprang für einen Film 15 Mal von einem Balkon, am Ende brach er sich sogar das Bein. Die Szene gefiel dem Regisseur auch dann noch nicht und sie schaffte es nie in den Film. Außerdem stehen hier noch Überreste von dem Film The Monuments Men: Militärzelte und ein Jeep, den George Clooney gesteuert hat. Vor seiner Verlobung. Ich setze mich glatt mal auf den Sitz, auf dem einst der Schauspieler saß. Wenigstens das. Wer braucht jetzt noch Hollywood? 19 Uhr Souvenir Auf der Heimreise verschicke ich mein schönstes Potsdam-Souvenir: das Foto, wie ich auf dem zotteligen Drachen Fuchur reite. Es geht per SMS an meine kleine Schwester Sonja. Sie schreibt zurück: „Ihr habt ja dieselbe Frisur!“ Tja, Potsdam ist eher so die brav-gemütliche Schwester, während meine anders ist: frech!
UNSERE FRAU VOR ORT Christine Dohler ist freie Journalistin und SchreibCoach. In ihrem Reise-Blog travel-fl ow.de tippt sie so einiges nieder. Klar, dass sie da auch mal bei SEHNSUCHT DEUTSCHLAND angeklopft hat
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EIN HAUCH der 60er umweht
benachbarten Luisenplatz schlendern und schon im Schlosspark stehen: Für Potsdamer „Anfänger“ ist dies der perfekte Ort zum Ausruhen in historischem Gebäude, Speisen vom Porzellan der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin und dann wieder Loslaufen und Weitergucken. DZ ab 111 Euro/Nacht. Brandenburger Straße 1 Telefon: (0331) 87 70 00 00 www.hotel-brandenburger-tor.de
einen, hier sitzend und auf die Glienicker Brücke schauend, die Berlin und Potsdam verbindet. Oder waren es die 30er? Als dies eine Tankstelle war und Oldtimer ganz modern. Heute wird hier gehoben gespeist, Live-Jazz gespielt und im Museum gibt es einiges an alten Autos. Berliner Straße 88 garagedupont.jimdo.com
AUSSERHALB hat man es gerne etwas exklusiver. Fünfzehn Minuten per Auto von Potsdam entfernt liegt sie, die Elisabeth am See. 1903 von einer Tuchhändlerfamilie erworben, „heiler“ Ort im Krieg und auch jetzt: Spätestens beim ersten Schritt auf den Steg und Zeh im klaren Templiner See ist der Rest der Welt von gestern. FW ab 990 Euro/3 Nächte. Krughof 50 Telefon: (0332) 09 22 96 76 www.elisabeth-am-see.com
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EDLER TROPFEN muss nicht alkoholisch sein. Hier ist er aber ganz bestimmt bio! Dass in der Manufaktur alles mit rechten Dingen zugeht, davon kann man sich selbst überzeugen und den Chocolatiers auf die Finger gucken. Gutenbergstraße 26 www.confiserie-felicitas.de
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Anlage um Neues Palais und Park Sanssouci, ganz repräsentativ gedacht: prächtige Festsäle ARCHITEKTONISCH 1A und Ansichten aus dem Teilen ist ja immer so 18. Jahrhundert. Pomp! eine Sache: Hier zu Hofe wurde das Potsdamer Abkommen unterzeichnet. Was das heißt, weiß man, vergisst es beim Anblick des wunderhübsch angelegten, ehemaligen Wohnpalasts von Kronprinzessin Cecilie von 7 DIE WAAGE Preußen aber gleich wieder. AUSGEZEICHNET Ein Ort der Am Neuen Garten 8 „Brandenburger Gastlichkeit“, www.potsdam-park-sanssouci.de so heißt es laut Plakette, sei dieses nette Häuschen. Und das ist nicht im Sinne von sch... gemeint, sondern ganz wörtlich. Küche und Gastgeber sind italienisch-mediterraner Art, am Neuen Markt mit seinen flachen Bauten und barockem Flair geht das vielleicht auch gar nicht anders. Am Neuen Markt 12 4 www.restaurant-waage.de
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Das ist in Potsdam die Gutenbergstraße. Der Name ist natürlich Programm: nichts Übliches, stattdessen viel Handwerkskunst in der Designmeisterei, Feinkost bei Vanille & Koriander und den dazugehörigen guten Tropfen in der Potsdamer Whisky Manufaktur schnappen. 14467 Potsdam www.gutenbergstraße-potsdam.de
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Fotos: Nanine Renninger (2); Stiftung Preußische Schlösser und Gärten/Hans Bach (2), Michael Lüder (1); Bar Fritz’n
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10 TopTipps
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Strand oder Berge? Auf Sylt der wilden Brandung trotzen oder Bergriesen einfangen in Tirol: zwei Workshops zur Digitalfotografie mit Canon-Fotograf Marcus Klimek LETZE CHANCE !
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Wir laden zum Fotogipfel in Tirol. Neben mächtigen Bergen bietet auch der traditionelle Almabtrieb beste Fotomotive
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UNTERBRINGUNG: 3 Übernachtungen inklusive Frühstück, 2 x Lunchpaket und 2 x Abendessen im 4 Sterne Lindner Strand Hotel Windrose PREIS: 449 Euro pro Person*, eigene Anreise ORT: Wenningstedt auf Sylt
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Iris Berben lacht gerne. An der Seite von Diether Krebs brachte sie die Zuschauer der Serie Sketchup zum Lachen. Noch heute denkt sie „voller Stolz“ an die Zeit zurück und hat „viel gelernt“
nichts Grande Dame des deutschen Films. Die Berben ist kluger Freigeist und wilde Hummel zugleich. Was sie noch vor und schon hinter sich hat, verrät sie SEHNSUCHT DEUTSCHLAND INTERVIEW: HANNA ANDRESEN
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NACHGEFR AGT
P
unkt 11 Uhr. Eingekesselt zwischen Telefon, Aufnahmegerät, Laptop und Fragen. Nervös. Starre auf das Telefon. Schon 3 nach 11. Ich checke meine Mails, keine Absage. Nein. Nichts. Klingeln, plötzlich, fast unerwartet, ich zucke zusammen, nehme ab, sage fragend „Hallo?“. „Hallo, hier ist Iris Berben.“ „Schön, dass Sie anrufen, wie geht es Ihnen, Frau Berben?“ „Gut, danke, und Ihnen?“ „Danke, auch gut, aber fangen wir an.“ Ein guter Einstieg sei wichtig, sagte mein Chef, ich solle das Eis brechen, vielleicht mit etwas Unerwartetem. Die erste Frage muss sitzen.
Gibt es noch Rollen, die Sie gerne spielen wollen?
Ewig wiederkehrende Frage. (Oh, Treffer versenkt.) Nein, gibt es nicht. Was mich fordert, darauf habe ich auch Lust, aber nicht auf eine spezielle Rolle. Sie sind eine selbstbewusste Frau?
Andere nehmen das wohl so wahr. Und es ist wichtig
Drei Gründe für Ihr Leben in Berlin?
Die Stadt ist anstrengend und ich strenge mich gerne an. Ich mag das Grundrauschen, die Vielfalt der Menschen. Ich lebe in Schöneberg, der spannendste Kiez für mich. Du kannst alles machen: dich zurückziehen, mitmachen und immer neue Orte entdecken. Kurztrip im Land – wohin? Wer oder was muss mit?
Mein Hund Paul (lacht). Ohne den mache ich wenig. Bayern gefällt uns gut. Vor allem mag ich die Seen, Tegernsee, Kochelsee und Chiemsee sind meine Favoriten. Ausländischen Gästen empfehlen Sie was?
In Hamburg den Hafen. Und die alte Speicherstadt. In Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden mitten in der Stadt. Und in München bin ich ein großer Freund der Pinakotheken. Und was auf keinen Fall probieren?
Ich würde sagen, was ich auch bis heute selbst lebe: „Mach alles, habe deine eigenen Erfahrungen.“
Foto: Für das Buch „Ein Jahr – Ein Leben“ (Autorin: Iris Berben) machte Jim Rakete dieses Foto
zu verlieren für die Dinge, die ich so mache. Aber manchmal tue ich natürlich auch nur so. Ich bin ja Schauspielerin ...
Was ist Ihr typisch deutsches Leibgericht?
Ihr normaler Tagesablauf?
Können Sie über sich selbst lachen?
Ohne Film? Ein kleines Frühstück, Texte lernen, Bücher lesen, Skripte schreiben, einkaufen, sehr gerne kochen, abendessen – egal wo – ist ein Ritual. Gerne lade ich Freunde ein, wir tauschen uns aus, das ist sehr wichtig. Und ich gehe gerne spät ins Bett. Ein Glas Rotwein gehört meist dazu.
Ja, diese Souveränität muss man haben. Ich mag Menschen, die sich nicht schämen, peinlich oder komisch zu sein. Das ist eher liebenswert.
Warum haben Sie eigentlich keine E-Mailadresse?
Bratkartoffeln. Mit Spinat und Eiern oder mit Roastbeef. Und Königsberger Klopse.
Im August wurden Sie 65. Glücklich, retrospektiv?
JA! Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meinem Leben und froh, dass ich auch heute noch meinen Beruf in solch einer Vielfalt ausüben kann.
Freiheit. Ich habe das Privileg, dass sich mein Büro kümmert. Die vielen Möglichkeiten, die wir online haben, sind toll. Doch mir sind 24 Stunden am Tag eigentlich schon zu wenig. Ich schreibe dann lieber Briefe.
Bereuen Sie eigentlich irgendetwas?
In Traumfrauen spielen Sie die internetferne Margoux. Auch ein bisschen sich selbst?
Sicher. Interviews, die ich nie gab, sind mir egal. Gegen Niedertracht wehre ich mich natürlich.
Ja (lacht), ich fürchte, da haben ein paar Leute aus dem Nähkästchen geplaudert.
Schule. Rebellisch oder einfach nur schlecht ?
Wer ist für Sie eine echte Traumfrau?
Eine Frau, die ihr eigenes Leben lebt, die Kraft hat und mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Auf keinen Fall definiert sie sich über ihre Maße.
Nicht einen Fehler, nicht eine Entscheidung, tatsächlich nichts. Auch die falschen Entscheidungen waren schließlich richtig. Gibt es Gerüchte über Sie?
Ich war anstrengend und es fiel mir schwer, mich in eine Gemeinschaft einzufinden. Hat man mir jedenfalls gesagt. Immerhin bin ich von drei Schulen geflogen. Ich hatte wohl diesen Freigeist, den mir meine Großmutter vorgelebt hat. 5*2015
BUCHTIPP EINBLICKE Die Schauspielerin Iris Berben, geboren 1950 in Detmold, wuchs in Hamburg auf. Bekannt machte sie die Serie Sketchup, in der sie ab 1984 an der Seite von Diether Krebs spielte. Zudem ist Iris Berben heute Präsidentin der Deutschen Filmakademie und engagiert sich auch politisch. Über die 65-Jährige gibt es viel zu erzählen. Dem ZEITmagazin-Chef Christoph Amend berichtete sie von Begegnungen, die sie geprägt haben, von Erlebnissen, die sie nicht vergessen wird.
Ein Jahr – Ein Leben Fischer Verlage, 9,99 Euro
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MISSION POSSIBLE
(1) Model kann sie auch: Berben lässig beim Fotoshoot mit Starfotograf Jim Rakete (2) In Miss Sixty (2014) spielt sie eine Frau, die mit 60 Jahren Mutter werden will (3) Als Kanzlerin in dem Fernsehfilm Die Eisläuferin ist sie sehr überzeugend All about Iris:
www.irisberben.de
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Oh Gott. Ja, Mathe und Latein.
Til Schweiger haben, der sich vieles traut und einfach macht.
Schauspielerei stand aber nicht auf Ihrem Plan.
Ihr Sohn ist ein erfolgreicher Filmproduzent.
Nein, das ist so passiert. Eigentlich wollte ich Jura studieren, bin dann aber in die Schauspielerei hineingewachsen. Ich habe nie etwas geplant oder bin strategisch vorgegangen.
Es freut mich unendlich, weil er sich seinen eigenen Weg erarbeitet hat. Ich maße mir an, dass er die Leidenschaft wohl von mir übernommen hat. Und er hat sich von mir gut emanzipiert und sich selbst etwas erschaffen. Es tut gut, das zu beobachten.
Fächer, die Sie gar nicht mochten?
War das Filmgeschäft früher wilder?
Wilder war es mit Sicherheit. Die Schauspielerei in den 60ern und 70ern war anders, die Spielwiese war so viel größer. Heute ist der mediale Druck stärker und junge Filmemacher dürfen nicht mehr scheitern. Das muss man aber, um einen Charakter zu entwickeln.
Im Herbst erscheint Ihr Buch Jerusalem. Sie haben in Israel gelebt. Was fasziniert Sie an dem Land?
Ist der Film gut, feiere ich mit den Kollegen. Da kann es auch laut, wild und ziemlich rauschend werden.
Jerusalem ist eine so merkwürdige, nicht fassbare Stadt. So sehr geprägt durch die drei Weltreligionen, die auf kleinstem Grund so eng zusammen sind. Als ich 1968 das erste Mal dort war, war es wie Geschichtsunterricht. In der Zeit der 50er und 60er hat man nicht über das 3. Reich gesprochen. Bei mir wurde dann ein Gefühl von Verantwortung geweckt, in Form von Wissen über die Geschichte.
Und privat? Gehen Sie noch richtig aus?
Sehnsucht Deutschland ist für Sie ... ?
Nein, nicht mehr. Da bin ich immer so unter Beobachtung. Im Ausland, wo mich keiner kennt, kann es aber vorkommen, dass die alte Rock ’n’ Rollerin in mir hervorkommt.
Die deutsche Sprache. Sie ist vielfältig, kann romantisch sein und kühl, genau und wehmütig, sie ist auch Heimat für mich.
Schwärmen Sie mal fürs Kino.
57 Minuten später. Ich schaue auf mein Handy: 11.57 Uhr. Also doch pünktlich. Auf die Frau ist Verlass. Ich stelle meine Armbanduhr und mache mich auf den Weg in die Redaktion.
Wie begehen Sie eine gelungene Filmpremiere?
Geht in die Kinos, tolle Regisseure und Schauspieler, gute Stories, leider kein großes Publikum mehr. Wunderbar, dass wir auch einen Typen wie
LIEBLINGE
HIER TRIFFT MAN IRIS BERBEN IN BERLIN AQUARIUM BERLIN Auf dem Gelände des Berliner Zoos liegt das größte Schauaquarium Europas. Haie, Schlangen, Krokodile, Anemonenfische und andere faszinierende Tiere findet man hier. Vielleicht ja auch Iris Berben. www.aquarium-berlin.de KADEWE Die Schauspielerin sieht ja aber auch immer wie aus dem Ei gepellt aus. Wegen der Kleidung sucht sie das Warenhaus jedoch nicht auf. Da Iris Berben gerne kocht, zieht es sie eher in die Lebensmittelabteilung. www.kadewe.de HAMBURGER BAHNHOF Hier rollten mal die Züge aus Hamburg ein. Heute ist das Museum der Gegenwart in dem früheren Bahnhofsgebäude. Eine der aktuellen Ausstellungen: Mary Heilmann & David Reed. Two By Two, bis 11. Oktober 2015. Vierzig Gemälde und installative Arbeiten der beiden in New York lebenden Künstler. www.smb.museum
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KaDeWe BERLIN
Fotos: Jim Rakete; ARD Degeto/Senator/Bavaria Pictures; NDR/real film/Stephan Rabold; KaDeWe Group
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Ich steh auf É…É…VHLQHQ 7DQ]VWLO Č?
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Nach verregnetem Anfang hoffen wir auf Spätsommer und machen uns mal fit: mit Schlammläufen, Radrennen und WasserAction. Unsere Top 10 für bewegte Tage. Kommen Sie mit?
Triathlon zur See Stürmische Zeiten Schwimmen, Radfahren und Laufen ist das eine. Wind und Wetter noch dazu, muss wohl an der Ostsee sein! 2014 musste das Wettschwimmen beim Iron Man in Binz auf Rügen sturmbedingt abgesagt werden. Hoffen wir, dass der Wettergott Gnade walten lässt und Zuschauern und Athleten dieses Mal einen knackigen Dreikampf auf beinharten 113 Kilometern beschert. 13. SEPTEMBER, BINZ MV www.ostseebadbinz.de
Seifenkistenrennen Die Flitzer kommen! Ob Team Seifenoper oder Pink Panther ist bei diesem Rennen eher zweitrangig. Wichtig: das Äußere! Nicht das der Fahrer, sondern der Kiste. Die hat allerdings insofern doch mit untenrum zu tun, als dass man darin sitzend gerade einmal zehn Zentimeter überm Asphalt hinwegbraust. Oder nicht, je nachdem wie es dieses Jahr mit dem Bau geklappt hat. Sonst eben auf die Kiddies beim BobbyCar-Rennen setzen. 19. SEPTEMBER, HOLTENAU SH www.kanal-flitzer.de
Coast 2 Coast Hart und härter Ordentlich Energie brauchen die Teilnehmer dieses Kite-Marathons unbedingt. Zusammenbrechen vor der Küste Dänemarks, an der nach 40 Kilometern erst der Wendepunkt der ganzen Tour liegt, wäre einem Sieg nicht zuträglich. Ob da Zuckerwasser hilft, müsste man testen. Ist an dem Tag eine Menge von da, schließlich sponsert ein großer Energydrink-Hersteller die Überfahrt vom Niobe Strand bis in ferne Gefilde. 19. SEPTEMBER, FEHMARN MV
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Have Fun! Über Stock und Stein Beim Wagwiesenrennen geht es mit dem Drahtesel auf bis zu 3.000 Streckenmetern auch über unwegsames Gelände. Eine grüne Wiese schräg hinuntersausen können Amateure beim Funrennen und dabei profimäßig einen Betrag zurückgewinnen. Gesetzt den Fall, man hat den Esel besser im Griff als alle anderen. 19. SEPTEMBER, NEUNKIRCHEN SL
www.wagwiesenrennen.de
Schlamm für alle Hopfen und Malz Gestartet wird beim Rothaus Mudiator (Mud = Schlamm) an der badischen Staatsbrauerei. Ab da wird’s wild: Wer wollte nicht schon mal durch einen Autofriedhof jumpen und einen LKW-Reifen beim 40-Meter-Sprint hinterherziehen? Zum Glück ein Teamrun, helfen erlaubt! 27. SEPTEMBER, ROTHAUS BW www.mudiator.com
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Spaß auf Stoppeln Wer bremst, verliert! Wrrrummm! Mit der Knatterbüchse übers Feld brettern ist in der Nordheide Tradition. Da fahren Ente und Golf so lange im Kreis, bis sie sich um die eigene Achse drehen. Vier Autos crashen pro Fahrt, wer die schnellste Runde hinlegt, gewinnt! Auch für Amateure gedacht. 26. SEPTEMBER, TOSTEDT NI
www.stoppelfeldrennen-idn.de
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WORTARBEIT & VOLKSMÄRCHEN
GRIMMWELT KASSEL
Gut zu Fuß 7, 13 oder 19 Kilometer gilt es beim Strong Viking Run Hills Edition zu bezwingen. Und nicht nur die. Auf dem Waldstück des Constantia Forsts herrscht das Motto „Ein Wikinger kennt keinen Schmerz“! 10. OKTOBER, FRANKFURT A. M. HE www.strongviking.de
Wenn Architektur und Kunst Geschichten erzählen: Die Märchenwelt der Brüder Grimm begrüßt ihre Besucher
Fotos: Iron Man/Getty Images; Strong Viking; Red Bull/Sebastian Marko
Drei Tage (ab-)driften geht sonst nur ungeplant, hier auf dem Nürburgring funktioniert das absolut gewollt und in actionreichen Drifts und Zweikämpfen mit heißen Reifen. Kann man mitmachen, muss man aber nicht. Gucken reicht auch! 16. BIS 18. OKTOBER, NÜRBURGRING RP www.nuerburgring.de
Veni, vidi, vici! Wilde Legionäre und zarte Jungfrauen rüsten dieser Tage zum Kampf gegen Schlamm und eisiges Wasser. Diese zu durchqueren hat, wer ein Held des LimesRun sein will! 17. OKTOBER, BAD GÖGGINGEN BY www.limesrun.de
Forever young? Ob man schon zu den alten Säcken zählt, kann man bei Berlin testen: Sandsack packen und ab dafür! Nur eines von vielen Hindernissen, die den LaufTeilnehmern hier in die Quere kommen. Anmeldung bis zum 10. Oktober. 24. BIS 25. OKTOBER, DÖBERITZER HEIDE BB
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Fotos: Holzer Kobler Architekturen; kadawittfeldarchitektur; Stadt Kassel
Drift Cup
Auf dem Kasseler Weinberg ist sie entstanden, die Welt rund um ungläubige Kinderaugen und faszinierte Erwachsene. Wertvolle Originale, Film und Ton, künstlerische Installationen, multimediale und Mitmach-Angebote versprechen ein spannendes Erlebnis in der GRIMMWELT Kassel. Die Präsentation rund um die Brüder Grimm wird zukünftig neben der documenta und dem UNESCO-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe zum Anziehungspunkt Kassels und Umgebung. In der GRIMMWELT weisen Begriffe aus dem Grimm’schen Wörterbuch den Weg, erzählen spannende Geschichten und laden ein, auf Entdeckungstour zu gehen. 2000 Quadratmeter Dachterrasse bieten einen unvergleichlichen Blick über die Stadt und das Umland. Denn auch wenn sie gestorben sind, leben sie noch heute ... EINTRITT: 8 / ERMÄSSIGT 6 EURO ÖFFNUNGSZEITEN: Di. bis So. 10 – 18 Uhr, Fr. 10 – 20 Uhr www.grimmwelt.de
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Herrlich herbstlich
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EVENTGUIDE 3
Bunte Feste feiern, wie sie fallen: im Herbst eigentlich kein Problem! Aber ob Sie vom Kohlernten bis zum Drachengucken alle Veranstaltungstipps schaffen? Wir drücken die Daumen!
Tag des Denkmals
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Handgemacht: Wer Denkmal sagt, meint meist Bronzestatue und Co. Der Tag des offenen Denkmals erinnert mit dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“ daran, dass es auch eine Mühle oder ein Ringofen sein kann. Veranstaltungen und Infos zum Fotowettbewerb ab dem 13. SEPTEMBER, BUNDESWEIT
www.tag-des-offenen-denkmals.de
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Da brennt nicht nur die Hütte, sondern der ganze Fluss, wenn zum musiksynchronen Feuerwerk an die 50 beleuchtete Schiffe den Rhein bevölkern. Rhein in Flammen heißt das Spektakel, das am 12. September schon in Oberwesel haltmacht und dann weiter gen Norden schippert. www.rhein-in-flammen.com
Ganz schön Kohl! Seeluft sei Dank ’ne steife Brise schmeckt dem klassischen Kohl besonders gut! Das beweist das größte Anbaugebiet Europas mit mehr als 80.000 knackigen Köpfen beim diesjährigen Anschnitt. Da gibt es Kohl in allen Variationen, Stadtfest und weitere Events ums grüne Gemüse. 22. 27. SEPTEMBER, DITHMARSCHEN SH
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Über den Wolken Einen fliegen lassen
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Hanne Darboven Schreibt Geschichte
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Wer schon immer mal tanzende Fische sehen wollte, kommt zum Drachenfest. Da machen Schwärmer und Himmelsstürmer den Wolken Konkurrenz, durchaus auch in Fischform. Höhepunkt ist der Nachtflug leuchtender Flieger am Samstagabend. 26. UND 27. SEPTEMBER, GRAALMÜRITZ MV www.graal-mueritz.de
Handorfer Herbst Straßenfest in XXL
„Weiter“, antwortete Hanne Darboven auf die Frage, was sie gerne wäre. Zeit war ihr Ding, ihre Philosophie, ihr „Darübermuss-ich-nachdenken“. In diesem Sinne zeigt die Bundeskunsthalle Bonn einen Schnitt durch die Werke der MinimalartKünstlerin mit Sinn für Zahlen.
Zehn Stände und eine Bühne? Pah! Wer in Handorf feiert, muss sich auf Größeres gefasst machen: Rund 30.000 Menschen beenden hier die Straßenfest-Saison mit Riesenflohmarkt (rund 120 Stände), Live-Mukke, Kunsthandwerk und allem, was sonst noch so möglich ist.
11. SEPTEMBER BIS 17. JANUAR, BONN NW
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www.bundeskunsthalle.de
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Auf Schlossbesuch Königliche Kürbisse Auf Schloss Dyck den Herbst festlich begehen. Mit Schlossherbst und einer Prise Klimbim: Accessoires und Pflanzen für grüne Daumen im Winter. Etwas deftiger wird es mit Zwiebelkuchen und Kürbiswerkstatt – aber nicht weniger königlich! 3. UND 4. OKTOBER, JÜCHEN NW www.stiftung-schloss-dyck.de
Verschnaufpause Zwischenstopp im Watt Am (Jade-)Busen der Natur sind im Herbst viele Tierchen zu beobachten, meist mit Flügeln und ganz schön aus der Puste. Bevor es in die Sonne geht, machen die Vögel hier Pause, Gäste können sich bei Wanderung, Lesung und Ausstellung einklinken. 10. 18.10., WILHELMSHAVEN NI www.zugvogeltage.de
Fotos: Dithmarschen Tourismus e. V.; Tourismus und Kultur GmbH Graal-Müritz; © Hanne Darboven Stiftung/VG Bild-Kunst, Foto: Hermann Dornhege; Nationalpark Wattenmeer Niedersachsen; Tourist-Information Oberwesel
Fleißige Handwerker
Tipps und Tricks
FOTOSHOP
… für Einsteiger und Profis
IMMER BEI FUSS
AUSSTELLUNG
ZUM WEGSCHMEISSEN – nicht vor Lachen, sondern vor Abenteuerlust, denn
Drohne Lily nimmt alles per Foto und Film auf, was Herrchen und Frauchen tun. Sollte man nicht haben: Angst. Stattdessen das Stück Wurst, „Tracking Gerät“ genannt, stets in der Hosentasche. Kostet ca. 580 Euro. www.lily.camera
Fotos: Lily Robotics Inc. (2); Museum für Fotografie Berlin/Szymon Brodziak; www.urlaubsgruss.com; Cogitap Software, www.cogitap.com; Geschenkidee D&A GmbH, Gizmon; GoPro (2); Marcus Klimek
HELMUT NEWTON’S PRIVATE PROPERTY BERLIN Newtons Werk neben Bildikonen Horvats und des „World's Best B&W Campaign Photographer“ Brodziak. Fokus: ikonische Aufnahmen, Akt und Mode. Zu sehen im Museum für Fotografie bis 15. November. www.helmut-newton.de
FOTODOKS 2015 PAST IS NOW MÜNCHEN Wie die Gegenwart auf das Gestern wirkt, zeigen Künstler mit Partnerregion Ex-Jugoslawien. In Bild, Film und Ton werden alte Archive entdeckt und neue erfunden. Münchner Stadtmuseum, 14. Oktober 2015 bis 10. Januar 2016. www.fotodoks.de
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AM DRÜCKER
LIEBLINGSAPPS
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WORKSHOP TIROL
W O R K S H O P S Y LT
TERMINE: 24. BIS 27.09.2015
TERMIN: 3. BIS 6.12.2015
Wir laden zum Fotogipfel in Tirol. Neben mächtigen Bergen bietet der Almabtrieb beste Motive.
Hier wird aus maritimen Kräften ein Bildermeer. Entdecken Sie die schönsten Seiten der Insel.
UNTERBRINGUNG 3 Übernachtungen inklusive Frühstück, 2 x Lunchpakete und 3 x Abendessen im 4-Sterne Superior Hotel Elisabeth PREIS 399 Euro pro Person*, eigene Anreise ORT Kirchberg in Tirol
UNTERBRINGUNG 3 Übernachtungen inklusive Frühstück, 2 x Lunchpaket und 2 x Abendessen im 4-Sterne Lindner Strand Hotel Windrose PREIS 449 Euro pro Person*, eigene Anreise ORT Wenningstedt auf Sylt
* Der Preis setzt sich zusammen aus den Preisen für die Hotelunterbringung sowie 98 Euro für den Workshop inklusive Verpflegung. Die Angebote sind ausschließlich in der oben genannten Kombination buchbar.
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FOTOWE T TBEWERB
1. Platz RAUREIF HAT DEN LOISACHAUSFLUSS AM KOCHELSEE NACH EINER KALTEN NACHT IN EINE TRAUMHAFTE WINTERLANDSCHAFT VERWANDELT. ICH WAR ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT. ACHIM THOMAE, WINTERZAUBER BY
Glückwunsch! Die Siegerbilder des SEHNSUCHT DEUTSCHLAND -Fotowettbewerbs 2015 stehen fest. In den Kalender 2016 haben es die ersten zwölf geschafft Deutschland ist so schön! Die Fotografen des SEHNSUCHT DEUTSCHLAND-Fotowettbewerbs 2015 haben dies mal wieder mit traumhaften Motiven bewiesen. Bei der Auswahl aus über 1.000 Einsendungen wurden Jury und Voting-Teilnehmer vor keine leichte Wahl gestellt. Dennoch, die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs stehen fest. Die drei Erstplatzierten präsentieren wir Ihnen auf diesen beiden Seiten. Wie in den vergangenen Jahren erhalten die ersten zwölf Siegerbilder einen Platz im SEHNSUCHT Unsere Partner:
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DEUTSCHLAND-Fotokalender 2016. Für den guten Zweck fließen 3 Euro jedes verkauften Kalenders in die Kinderreisen der Deutschen Fernsehlotterie. Wie viel Freude die Reisen den Kindern bereiten, sehen Sie auf den folgenden zwei Seiten. Wir haben das Zirkuscamp in Ostholstein besucht und uns selbst davon überzeugt. Alle Siegerbilder sowie den Fotokalender 2016 in verschiedenen Formaten gibt es hier: www.sehnsuchtdeutschland.com/fotowettbewerb Unterstützt durch:
2. Platz DER VOLLMOND STRAHLTE DAS WATZMANNMASSIV HINTER DER KAPELLE IDEAL AUS – EINZIGARTIGER MOMENT. KERSTIN RÖHNER, KIRCHLEITN KAPELLE ZUR WEIHNACHTSZEIT BY
3. Platz EIN FANTASTISCHER SONNENAUFGANG AN DEN EXTERNSTEINEN. ALS DIE SONNE AUF DEN FELSEN TRAF, GELANG MIR DIESE TOLLE AUFNAHME.
Fotos: Achim Thomae; Kerstin Röhner; Oliver Schratz
OLIVER SCHRATZ, MAGICAL ROCKS IM TEUTO NRW
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CHECK!
Den Kindern macht Zirkus Spaß. Da wird jeder abgeklatscht und angefeuert. Am Ende durften alle in der Manege tanzen
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Hurra, Ferien!
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leich hinter dem Deich in Dahme – die Ostsee einen Steinwurf entfernt – ragt die rot-weiß gestreifte Spitze des Zirkuszelts in die Höhe. Schon auf dem Parkplatz hört man aufgeregte Kinderstimmen. Die Vorstellung beginnt in 45 Minuten. Kein Wunder, dass Luisa, Zara, Daniela und etwa 30 andere Kinder vorfreudig durch die Gegend flitzen. Es ist ihr letzter Abend. Die vergangenen fünf Tage haben sie hier im Zirkuscamp verbracht und jede Menge gelernt. Zum Beispiel, wie man auf einem Seil tanzt, mit Bällen jongliert, mit Tüchern tanzt und am Trapez turnt.
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Dank professioneller Unterstützung der Artistenfamilie Traber, die das Camp für Kinder anbietet, endet jede Ferienwoche an der Ostsee mit einer kunterbunten Galavorstellung. Heute sind beinahe alle Plätze besetzt – Eltern, Campingplatzgäste und Freunde der kleinen Artisten warten gespannt auf die Show. Pascal Traber ist sehr glücklich darüber: „So kommt richtig Stimmung auf, das ist toll für die Kinder.“ Um dieses Zirkusprojekt realisieren zu können, haben er, seine Brüder, Schwester und Schwägerin eine Ausbildung zum Kinderbetreuer absolviert.
Fotos: Hanna Andresen
Die Deutsche Fernsehlotterie ermöglicht jedes Jahr Kindern aus benachteiligten Familien eine kostenlose Ferienwoche. Durch den Verkauf der SEHNSUCHT DEUTSCHLAND -Kalender werden die Kinderreisen unterstützt. Wir haben uns mal unter die Zirkusleute gemischt ...
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HOHE KONZENTRATION
Die Teller auf dünnen Stäben zu balancieren, ist gar nicht so einfach, aber trotzdem kein Problem für die Zirkuskinder
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OSTSEELUFT
(6) Die Lage des Zirkuscamps in Dahme ist einfach top! Ein paar Schritte über den Deich, schon ist man an der Ostsee (7) Die rot-weißen Dächer kennt jeder: Zirkus. Rundherum, in weißen Zelten, wohnen die kleinen Artisten
KINDERREISEN
DER GUTE ZWECK
TÜCHERTANZ, JONGLIEREN, ZAUBERN, BALANCIEREN AUF DEM DRAHTSEIL – DAS ALLES HABE ICH GELERNT. LUISA 9 JAHRE
Während der zweistündigen Show ahnen die Zuschauer, wie viele Stunden Kinder und Artisten trainiert haben müssen. Jeder ist mehrmals in der Manege. Selbst die achtjährige Sude balanciert auf dem Drahtseil, turnt unter dem Trapez und jongliert mit Keulen. „Ich habe so viel gelernt“, sagt sie noch kurz bevor die Gala beginnt. Während der Einlagen halten die Trabers sich im Hintergrund, lassen den Kleinen den Vortritt. Sie haben natürlich immer ein Auge auf die Mädchen und Jungen und helfen, wenn Hilfe benötigt wird. So viel Verantwortung – die Kinder platzen fast vor Stolz und nehmen ihre einzelnen Aufgaben sehr ernst. Die neunjährige Luisa schafft es sogar ohne Hilfe, über das Drahtseil zu balancieren. Das Publikum ist außer sich und applaudiert, johlt und ruft „BRAVO!“ – strahlende Kinderaugen. Die Freude sieht man auch Pascal
Traber und seiner Familie an. Sie sind mit dem Zirkus groß geworden und haben sichtlich Spaß daran, den Kleinen verschiedene Zirkuskünste näherzubringen. Während der vergangenen Tage konnten sich die Kinder nicht nur in der Manege austoben, sondern auch ihre Ferien an der Ostsee genießen, ins Kino gehen und neue Freundschaften schließen. „Es war sehr schön, am Strand spazieren zu gehen“, schwärmt Daniela. Zusammen mit den anderen Kindern darf sie am letzten Abend länger wach bleiben, verrät Pascal Traber. Zum Abschied sitzen alle gemeinsam am Lagerfeuer und lassen die unbeschwerte Ferienwoche ausklingen. Die Trabers haben einen Tag zum Verschnaufen, dann kommt auch schon die nächste Kindertruppe, die eine weitere Zirkusvorstellung auf die Beine stellen wird.
Seit neun Jahren ermöglicht die Deutsche Fernsehlotterie Kindern aus benachteiligten oder einkommensschwachen Familien jeweils eine kostenlose Ferienwoche in ausgewählten Feriencamps in Deutschland. In jedem Jahr sind es hunderte Kinder, die daran teilnehmen. SEHNSUCHT DEUTSCHLAND
spendet 3 Euro jedes verkauften Kalenders an die Kinderreisen. Ab sofort können Sie die Fotokalender 2016 bestellen. SEH
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DIE HESSE KOMME ! Dieser wertvolle Kopfputz, liebevoll „Schappel“ genannt, gehört im nordhessischen Schwalm zur Brauttracht. Das Drahtgestell ist kunstvoll mit Glaskugeln und Seidenbändern besetzt. Wahre Haute Couture. Zeigte früher den Wohlstand der Braut an, heute unbezahlbar!
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ECHT SCHMUCK! Mehr als Lederhose und Dirndl! Die deutsche Star-Fotografin und Regisseurin Ellen von Unwerth inszeniert deutsche Trachten – na, wenn das nicht schmuck ist! FOTOS: ELLEN VON UNWERTH
TEXT: SIMONE RICKERT
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ANDERS BETRACHTET ELLEN VON UNWERTH
Die Fotografin ist 1954 in Frankfurt am Main geboren, im Dörfchen Laubach (Hessen) ist sie in einem kleinen Fachwerkhaus aufgewachsen, die letzten Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie im Allgäu, alles sehr ländlich-sittlich, bevor sie mit 16 nach München zog. Und von dort in die weite Welt! Nummern-Girl beim Zirkus Roncalli, Model für die Jungendzeitschrift Bravo, Top-Model in den Hochglanz-Modejournalen Europas und dann nahm sie selbst die Kamera in die Hand. Sexy ist ihr Markenzeichen, kühl und phantasievoll die Posen: Ihre Bilder erzählen Geschichten ohne Worte. Sie lebt heute in Paris und New York – große Städte, große Welt. Aber diese deutsche Trachten-Geschichte hat ihr riesigen Spaß gemacht, ganz besonders der Bollenhut!
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VON DER WATER K A NT Oho! Die Frauen der Fischer auf Rügens Halbinsel MÖNCHGUT trugen die Röcke kurz. Um sie vor See, Sand und Dreck zu bewahren. Ebenso die reichen PYRITZER Bäuerinnen, die mit plissierten Röcken und Lochstickereien auf ihrem Umhang zeigten, wer sie waren – und wie viel sie hatten
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DIE TRACHT SAGT VIEL AUS ÜBER IHRE TRÄGERIN. WO SIE HINGEHÖRT, WIE ES MIT DEM EHESTAND IST, OB SIE GELD HAT ODER KEINS. UND EINE GUTE FIGUR MACHT’S AUCH. „WÜRDE JEDE FRAU EIN DIRNDL TRAGEN, GÄBE ES KEINE HÄSSLICHKEIT MEHR“, MEINT MODEDESIGNERIN VIVIENNE WESTWOOD, IMMERHIN AUCH ALS KÖNIGIN DES PUNK BEKANNT
E schick wurde, die Sommerfrische auf dem Lande zu verbringen – „zurück zur Natur“ war also schon mal Trend der Zeit –, ließen sich die Damen für diesen Anlass Kleider schneidern, die sie den „Dirnen“, den Dienstmägden, abschauten. Schlichte Arbeitskleidung war das, zu einem Festtag hätte keine Dirne sowas getragen.
Einen sagenhaften Schatz breitet die Fotografin Ellen von Unwerth auf diesen Seiten vor unseren Augen aus! Trachten aus allen Ecken des Landes. Kunstvoll inszeniert. Einzigartig in ihrer Vielfalt sind die Kleider, die man bis ins vorige Jahrhundert noch allzeit trug. In jeder Region, jedem Tal, ja sogar jedem Dorf sahen sie anders aus. Seit dem 15. Jahrhundert hatte diese stark lokal geprägte Mode Zeit, sich zu entwickeln. Unglaublich aufwendig gearbeitete Kleidungsstücke schmückten Männer wie Frauen. Sie waren ihr ganzer Stolz: Zeichen ihrer Herkunft, ihres Standes, ihrer Lebensfreude! Und woran denken wir heute, wenn wir von der Tracht sprechen? Lederhosen für die Männer, ein knackiges Dirndl für die Dame – und dazu am besten noch eine Maß Bier in der Hand. Das ist das Bild, das von Deutschland um die Welt geht. Dem Oktoberfest sei Dank: denn da ist man in diesem Aufzug bestens angezogen und rund zwei Millionen Besucher aus dem Ausland schauen sich das an. Und es wird ja nicht nur in München gefeiert. Bis nach Tokio, Rio und Disneyland hat es der deutsche Exportschlager bereits gebracht – und mit ihm das Dirndl. Dirndl und Lederhosen Dabei ist das scheinbar urbayrische Dirndl eigentlich gar keine „Tracht“. Das Wort kommt vom mittelhochdeutschen „Dracht“ und bezeichnete seit dem 15. Jahrhundert das, was man halt so „trägt“. Das Dirndl ist dagegen eine recht junge Erfindung ohne Tradition, eher eine Modeschöpfung: Als es im 19. Jahrhundert in wohlbetuchten Kreisen 54
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PRINZESSIN UNSCHULD
Märchen, Legenden und Aberglaube: Flitter, Gold und Spiegelchen sollten nicht nur hübsch machen. Sie mussten auch als Abwehrzauber den bösen Blick von der unschuldigen Trägerin abwenden. Dies Krönchen ist ein hübsches Beispiel,wenn auch keine traditionelle Tracht
Nichts gegen das Dirndl: Doch die echte Volkstracht ist sooo viel bunter! Die Schwälmer Brauthaube mit ihren hunderten Glasperlen ... Gleich einer Krone wurde sie von Mutt er zu Tochter vererbt und wie ein Schatz gehütet. Auch im ländlichen Hessen wollte man einmal aussehen wie eine Königin! In jeder Region war die Kleidung ein entscheidendes Kommunikationsmittel. Trug die Dame in Schwalm zehn Röcke auf einmal, war sie schon eine mittelgute Partie. Aber richtig was hermachen? Dafür musste man 15 schwere Röcke mit Seidenband übereinander ziehen! Das auffälligste Signal, das man als Frau wohl senden konnte, war der riesige, knallrote Bollenhut der Gutachtalerinnen im Schwarzwald. Die jungen Mädchen trugen ihn zu Festtagen und jeder Mann auf Freiersfüßen sah hier schon von Weitem: Ah, da kommt eine Unverheiratete. Und ein echtes Meisterstück des Kunsthandwerks ist er: Früher war das was für lange Winterabende. 14 der Bollen aus roter Wolle müssen akkurat geschnitten und dann auf dem Strohdeckel befestigt werden, da steckt eine ganze Woche Arbeit drin. Nicht mit eingerechnet die Schafe, die geschoren, die Wolle, die gesponnen und gefärbt, das Stroh, das wachsen und dann zum Hut geflochten werden musste.
SCH WÄ LMER GEL AGE Bis zu 15 Röcke übereinander trugen die Damen aus dem HESSISCHEN SCHWALM , jeder mit einem bunten Seidenband am Saum verziert. Schau, schau: Wer hat, der kann! Und das nicht nur zur Hochzeit
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Produziert wurden die Trachten fast ausschließlich mit regionalen Rohstoffen. Da wurde alles rausgeholt: Röcke wurden mit Leim imprägniert, damit sie glänzten wie Seide! Gewaschen wurden die dann nie.
SCH WA RZWA LDM Ä DELS So trägt man ihn, den Bollenhut. Cool, sexy, erhobenen Hauptes. Denn die rote Farbe zeigt deutlichst an: Die Schönheit aus dem Gutachtal ist noch zu haben. Und das Ding wiegt 1,5 Kilogramm
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Und heute, wonach „trachten“ wir? Es heißt ja immer, die Mode wandele sich so schnell. Doch eigentlich tut sie das gar nicht. Sie besteht aus Klassikern, die uns – mal schmal geschnitten, mal locker, mal mit und mal ohne Schulterpolster – seit rund hundert Jahren begleiten. Und es ist egal, ob wir in Stockholm oder Shanghai shoppen: In unseren Tüten landet so ziemlich genau das Gleiche. Mode global. Coco Chanel hat sich zu ihrem Jäckchen von einem Trachten-Janker inspirieren lassen und das quergestreifte Shirt hat sie bei den bretonischen Fischern entdeckt. Dolce und Gabbana ließen immer wieder ihre sizilianische Heimat mit schwarzen Spitzen und Rüschen auf den Laufstegen der Modewelt brillieren. Karl Lagerfeld entwirft für Chanel 2015 eine Kollektion wie aus dem Salzburger Land. Nur hierzulande scheint man sich mit den Trachten schwer zu tun. Liebe Designer, wir wollen neue Klassiker! Vergrabt euch in den Archiven der Trachtenvereine, schaut hin, was für einen wundervollen Fundus ihr zur Inspiration vorfindet. Ein wahrer Schatz!
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LINDHORSTER K NOTENTA NZ Diese Tracht aus dem ehemaligen Fürstentum Schaumburg-Lippe in NIEDERSACHSEN sticht durch ihre exzentrische Kopfbedeckung ins Auge: die „Punzmüssen“, die über den hoch auf der Stirn zusammengefassten Haarknoten gestülpt wurde
IIPSUM PSU M L LOR OR E EM M Esequisiti E Es seq e qu uiisi sittii conem co on n nem em iim em m in iincimol ncciimo mol oribus orib or orib ibus u ccoribus, co ori r ib bu uss,, quis qui uis re re pa pa doluptatatur dolu do dolu lupt ptat atat atur ur alia aal llia iiaa simus, sim mu uss, omnitiis om o m mni niti niti ni tiiis is sum is sum um eumet eum umet et FACIIST F FA FAC AC IIS AC IIIIS IST R REPU EPU EP E PU P Ud dio di io qREP REPU R RE E EP PUd dio di io qu q quo uo odis odiiss iinctat od ncc ta n tat at qui quiREP qu REPU R RE E EP PUdi dio d io quo qu q uo odis od o dis is iinctat nct c tat taatt quiauo qu uiiiau aau auo uo odis od o diiss inctat in ncc ttaat quiaa qu q u uiia iaa R RE RE E E PU PUd dio di io quo qu q uo odis od o diiss iinctat nc taat qu ncta nc q quiauo uiau iaauo uo odis odi d is inctat qui optiundus inct c taatt quiati qu uiiaatti q qu ui o op pti tiun iun nd du us porum po p orru um fugiamus nimpe fugi fu giaam mu uss eatest, eat ates ates est, t, sum sum mn impe im pe www.webadresse.de ww w ww. w.we w.w webbaaddrres essse se.dde
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THÜ RINGER SCH ATZ Die Tracht der Braut in BROTTERODE IM THÜRINGER WALD. Die mit goldenen
Münzen besetzte Haube ist ihre Mitgift – praktisch! Ihre Zöpfe sind mit roter Seide umwickelt
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ROOFTOP Über den Dächern von Deutschland. SEHNSUCHT DEUTSCHLAND stellt Ihnen die angesagtesten Rooftop*-Bars vor
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LONG ISLAND SUMMER LOUNGE Jedes Jahr aufs Neue wird aus dem grauen Parkdeck nahe der Börse Frankfurts bunteste Rooftop-Lounge: Für den Long Island Summer werden 800 Liter Wasser und mindestens genauso viel Hochprozentiges in den 6. Stock gekarrt, um Schlipsträgern und Zahlendrehern den Sommer zu versüßen. Zum Beispiel mit „Snacks on Deck“ und Long Drinks à la „Not for Sissies“. Eintritt: 5 Euro, geöffnet je nach Wetter, stets aktuell auf www.longislandsummerlounge.de
HAMBURG
THE GEORGE – CAMPARI LOUNGE Wo, wenn nicht in Hamburg, kann man eine Rooftop-Bar schon im April eröffnen! Beim ersten Anflug von Plusgraden klettern windund wetterfeste Leutchen auf die Dachterrasse des Hotels The George und gucken der Sonne 60
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*Rooftop (engl.) = Hausdach
beim Alstertauchen zu. Sundowner einmal anders. Aber auch ganz klassisch zu guten Speisen auf minimalistischer Karte. Ab 18 °C, Mo – Fr 17 bis 23 Uhr, Sa + So 14 bis 23 Uhr geöffnet. www.thegeorge-hotel.de
ROOF TOP-BAR S
FREIBURG
SKAJO
ON THE
Lebe lieber ungewöhnlich über den Dächern Freiburgs mit Blick auf das Freiburger Münster, den „schönsten Turm auf Erden“. Die mit viel Fisch bestückte Karte, auf der die ein oder andere hausgemachte Zutat zu finden ist, sorgt für Südsee-Feeling. Dazu kräftig „Tiki-Tiki!“ rufen und frischen Rum-Drinks frönen. Geht schon ab 11 Uhr, sonntags ab 17.30 Uhr. www.skajo-restaurant.de
TOP FLOOR BIELEFELD
Fotos: Long Island Summer Frankfurt a. M.; The George Hotel; SKAJO Freiburg; Panorama Tower Plate of Art; Gert Kiermeyer; House of Weekend/Weekend GmbH; SkyBar Stuttgart
SANTA MARIA
BERLIN
Geht nicht gibt’s nicht! Deswegen gibt es Bielefeld und in Bielefeld ’ne fesche Strandbar. Im 6. Stock, mitten auf dem Dach eines Parkhauses. Da werden Burger und Drinks fachgerecht eingeparkt, Lesungen gestartet und maritimes Flair angekurbelt. Geht doch! Mo – Do ab 15 Uhr, Fr – So ab 11 Uhr. Jöllenbecker Straße 21 33615 Bielefeld www.strandbar-santamaria.de
HOUSE OF WEEKEND Stoff für einen Roman und ein ganzes Lebensgefühl hat der Blick aus dem 17. Stock dieser Rooftop-Bar ... Nein, es ist ein Roof-Garden! So schön, dass man sich am liebsten festketten möchte – mit Alexanderplatz-Blick natürlich! Jeden Tag ab 18 Uhr. www.houseofweekend.berlin LEIPZIG
HANNOVER
6SINNE SKYBAR Wer nicht hören will ... der schmeckt, riecht und schaut ganz genau hin. Das geht hier nicht nur im schicken Restaurant, sondern auch draußen. Unter freiem Himmel kommt das Fühlen dann sogar von ganz allein. Offen: Von 11 Uhr bis Mitternacht. Heiligerstraße 16 30159 Hannover www.6sinne-hannover.de
PANORAMA TOWER Grenzenlose Freiheit im Blick und eine Küche, die sich selbstbewusst „Plate of Art“ nennt. Ja, so ein bisschen „hip“ ist der Panorama Tower schon. Dafür sorgt das Konzept von der Sehnsucht nach fernen Metropolen für Multikulti-Flair. Und ab und zu für ein Einhorn am Tisch. www.panorama-leipzig.de
STUT TGART DÜSSELDORF
THE VIEW Sachen machen Diese Dachterrasse kann auch tanzen – im übertragenen Sinne. Denn alles gehört gleichzeitig zum Club The View. Man kann essen, Frischluft schnuppern, tanzen oder umgekehrt. Oder auch nur eine Sache machen. Täglich ab 18 Uhr geöffnet. Speditionstraße 9 40221 Düsseldorf www.theview-duesseldorf.de
SKY BAR „Heute ein König!“, sagt sich der Freiluftanbeter und knallt sich auf Stuttgarts Thron, die Sky Bar. Oben im 8. Stock hatte so manch einer schon mal ordentlich einen in der Krone: im Sommer auf Liegestühlen und mit den Füßen im Sand, aber auch an schönen Tagen im Winter, lässig an der Bar hockend. Wo? Natürlich in der Königstraße! Eintritt frei, geöffnet je nach Wetter ab zirka 12 Uhr. www.skybeach.de
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SCHORNDORF
TA OS SKYBAR Dicht bei Stuttgart liegt das Juwel der Rooftop-Szene. In Schorndorf. Kennen Sie nicht? Müssen Sie hin. Hoch hinaus auf den Postturm, tief runter der Blick auf den historischen Kern der sogenannten Daimler-Stadt. Mit Zigarren-Lounge, handverlesenen Köstlichkeiten und Sounds dem Himmel ein bisschen näher sein. Zum Glück jeden Tag ab 17 Uhr bis open end geöffnet. www.ta-os-skybar.de
SHOUT
TO THE
TOP HANNOVER
Laufen muss man nicht, um Hannover zu sehen. Einfach hier hinauf und einmal um die eigene Achse drehen. Neues Rathaus, Altes Rathaus, Marktkirche, Deister – bitteschön! Dann was Leckeres essen und ein paar Drinks nehmen, je nach Wetter täglich ab 11 Uhr. Parkdeck Röselerstraße 7 30159 Hannover www.hannover-net.de
HAMBURG
CLOUDS HEAVEN'S NEST
SCHARBEUTZ
ROOF
KÖLN
KÖLNTURM So richtig hoch hinaus geht es im Kölner Mediapark. Der 148 Meter hohe KölnTurm sieht erstmal nach Arbeit aus: Stockwerk über Stockwerk stapeln sich hier die Büros. Aber hinter den Kulissen brodelt es! Da gibt es mediterrane Speisen aus dem Restaurant Osman30 nebst Aperitif auf die Dachterrasse im 30. Stock geliefert. Schmeckt nicht nur nach getaner Arbeit einwandfrei. Täglich ab 18.30 Uhr. www.osman-cologne.de 62
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Kurze Wege haben die Speisen auf den Tellern der Gäste hinter sich und diese ebenfalls, nachdem sie den großen Zeh oder noch mehr ins Wasser der Lübecker Bucht getaucht haben. Stilecht im gläsernen Fahrstuhl, um auch auf dem Weg dorthin noch alle Sichtweisen auszukosten. Geöffnet Mo – Fr ab 17 Uhr, Sa und So ab 12 Uhr. www.bayside-hotel.de
Tanzen, tanzen, tanzen! Auf den kuriosen Tanzenden Türmen einen schlürfen, den Trubel unten auf dem Kiez beobachten und sich denken, wie schön es oben im 24. Stock ist. Vielleicht aber auch irgendwann ins Mojo runterklettern und: tanzen! Je nach Wetter ab 14 Uhr. Reeperbahn 1 20359 Hamburg www.clouds-hamburg.de
KÖLN
SONNENSCHEIN-ETAGE Life is a beach ... und Gott ein DJ. Zweimal die Woche gibt es hier SommerSounds vom Herrn. Frei nach dem Motto: Das Leben ist ’ne locker-fluffige Party und stets eine Etage zu hoch. Je nach Wetter ab 12, sonn- und feiertags ab 13 Uhr geöffnet. An St. Agatha 19 – 25 50667 Köln www.four-identity.de/ sonnenscheinetage
Fotos: TA OS Skybar (4); KölnTurm/Gert Stemmeler; Bayside Hotel Scharbeutz; Monkey Bar/Stephan Lemke, www.stephanlemke.com (2); shutterstock/mythja; The Flushing Meadows/August CC
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BERLIN
MONKEY BAR Dschungelfieber in Berlin gibt es samstags mitten in der Stadt und hier: Zoologischer Garten, 25hours Hotel, 10. Stock, bitte! Live-Konzerte und erlesene Auswahl an Weinen sind nicht die einzigen Gründe, warum diese Bar bei Deutschlands größtem Bewertungsportal www.yelp.de auf Platz 1 rangiert. Feine Gerichteküche, der Blick über den Großstadtdschungel – wer da was anderes sagt, ist vom wilden Affen gebissen. www.25hours-hotels.com
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WUNDERBAR WUNDERLICH „Der Droste würde ich gerne Wasser reichen“, wünschten sich nachfolgende Lyrik-Autorinnen. Dabei hatte Annette von Droste-Hülshoff kein einfaches Leben: Opfer von Intrigen, oft krank und stets einsam. Vielleicht war es genau das, was ihr Können noch heute so beneidenswert macht TEXT: BEATE SCHÜMANN
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RUBRIKENKOPF LEGENDEN RECHT S
Fotos: Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung; Carl Hanser Verlag; Museumsansichten: Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung/Harald Humberg (2)
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uf Abbildungen sieht sie ernst aus, das Haar streng zurückgebunden, oft unter einer Haube verborgen. Das Kleid der Annette oder auch der Droste, wie man die große deutsche Dichterin der Romantik gern nennt, ist hoch geschlossen bis zur Gurgel. Das weibliche Geschlecht hatte sich schließlich bedeckt zu halten, und zwar im doppelten Wortsinn. Nicht nur der Kleiderkodex schrieb das vor. Auch sonst hatten Weibsbilder nichts zu sagen. Bieder – so war die Zeit des Biedermeiers. Frauen, ob Intellektuelle oder Künstlerinnen, kamen allenfalls beim Kaffeekränzchen zu Wort. „Anders verhält es sich mit dieser stillen und schwermütigen, dieser düsteren und dämonischen, dieser wunderlichen und letztlich wunderbaren Dichterin“, schrieb einmal der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki über Annette Droste-Hülshoff. „Im 19. Jahrhundert ist sie eine einsame Poetin, eine in der Geschichte der deutschen Literatur isolierte Erscheinung.“ Anna Elisabeth von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1797 im ländlichen Münsterland geboren. Das hübsche Wasserschloss Hülshoff bei Münster erscheint einem heute ausnahmslos idyllisch. Doch die Lyrikerin wuchs dort in einem extrem strengen, katholischen, konservativen Milieu auf. Für ein vornehmes Edelfräulein aus einem angesehenen Adelsgeschlecht gab es da wenig Möglichkeiten. Nur gelegentlich reiste sie zu Verwandten und Freunden im Westfälischen oder in ihre zweite Heimat zum Bodensee. Ansonsten bestand ihr Alltag aus Privatunterricht, Klavierspiel und Sticken, Kirche und Krankenpflege. Nach dem Tod des Vaters musste sie dann 1826 mit auf den Witwenhof „Rüschenhaus“ ziehen. Dass ihr die vorgeschriebene Rolle nicht schmeckte, drückte sie im Gedicht Auch ein Beruf aus: „Von keines Herdes Pflicht gebunden,/ meint jeder nur, wir seien, grad‘/ für sein Bedürfnis nur erfunden,/ das hilfsbereite fünfte Rad.“ Die Droste war eine Virtuosin der Sprache und der Melancholie. Ihr Leben verlief jedoch tragisch. Verraten, vereinsamt, verkannt – so kann man es wohl auf einen Nenner bringen. Als sich die damals 23-Jährige in den Jurastudenten Heinrich Straube verliebte, der nicht nur bürgerlich, sondern – schlimmer noch – evangelisch war, drehte „Nettis“ Familie durch.
Sie inszenierte eine infame Intrige, bestellte Straubes Kommilitonen August von Arnswaldt, um Annette Avancen zu machen. Die Geschmeichelte ließ ihn gewähren. Darauf eilte der Verführer zu Straube, denunzierte sie, woraufhin beide sie verließen. Annette war tief gekränkt, ihr guter Ruf dahin.
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on der Familie nicht ernst genommen, entstand eine zartfühlende Frau von labiler Gesundheit, die weder Opfer ihrer Lebensumstände noch Amazone sein wollte, sich allerdings durch leises, poetisches Flügelschlagen Freiraum verschuf und an Aufmüpfigkeit, spitzzüngigem Witz und gekonnter Disputierkunst genas. Poesie und Lyrik waren ihre Rettung, das erkannte sie früh. Erstmals 1838 wurden ihre Gedichte gedruckt. Endlich. Die Poetin war da bereits 41 Jahre alt. Ein Riesenerfolg für sie, auch wenn damals keine hundert Leser den Band kauften. Vier Jahre später wurde ihre berühmte Novelle Die Judenbuche, in der sie mit ihrer provinziellen, engstirnigen Heimat abrechnet, im führenden Literaturblatt veröffentlicht. Als Annette von Droste-Hülshoff im Mai 1848 an einer Lungenentzündung starb, war ihr dichterisches Werk so gut wie unbekannt. Sie selbst schrieb dazu bescheiden: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden.“
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er Ruhm gründet auf ihren kraftvollen Gedichten und Balladen sowie der Judenbuche, die bis heute in Schulen noch zur Pflichtlektüre gehört. Bis 2001 erinnerte der 20-DM-Schein an die Dichterin. Sogar ins Fernsehen schaffte sie es: Bereits drei Mal spielte ihr Werk in der Tatort-Serie eine Rolle: 2002 und 2007 beim Münsteraner Kommissar Thiel und Prof. Boerne und zuletzt im Februar 2015 bei den Ermittlern vom Bodensee. Seit 1957 wird der Droste-Hülshoff-Preis verliehen, der älteste deutschsprachige Literaturpreis, der alle drei Jahre an deutschsprachige Autorinnen verliehen wird. Im Mai dieses Jahres ging er an die Berliner Schriftstellerin Judith Schalansky. 5*2015
EINMAL WIE DIE HÜLSHOFF
den Blick aus dem Gartensaal hinein in den Schlosspark werfen. Auf Burg Hülshoff in Havixbeck geht auch mehr. Zum Beispiel ein Besuch im Museum und speisen im Café-Restaurant wie Gott ... äh, die Droste in Münster eben!
www.burg-huelshoff.de
BUCHTIPP MERKWÜRDIG UND WICHTIG So ungefähr beschreibt Die Zeit Annette von Droste-Hülshoff, der sich Barbara Beuys in Blamieren mag ich mich nicht widmet. Ihre Biografie ist nicht einfach irgendeine Biografie, sondern erzählt lebendig davon, wie sich die ebenso sonder- wie wunderbare Dichterin den Freiraum für ihr schriftstellerisches Schaffen und das Leben an sich erkämpfte. 408 Seiten, 23,50 Euro.
www.hanser-literaturverlage.de
S E HN S U C H T D E U T S C HL A N D
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VOLK SFES TE
TRADITIONELL
OH JA! Lasst das Fest beginnen. Der bayerische Finanzminister Dr. Markus Söder zögert nicht lang und sticht zum Wiesn-Auftakt das Fass des Hofbräuhauses an
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S E H N S U C H T D E U T S C H L A N D 5*2015
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ZAPFT IS! 6
KNIGG E
RICHTIG V IM FES ERHALTEN T VERK E (S. 68) HR
Millionen Liter Bier,
ebenso viele Besucher, eine halbe Million Brathähnchen und gut 12.000 Arbeitskräfte: Die „Wiesn“ ist Jahr für Jahr eine einzige Rekordveranstaltung und schimpft sich nicht umsonst das größte Volksfest der Welt. Allein der Aufbau der lagerhallengroßen Bierzelte auf der Münchner Theresienwiese nimmt zwei volle Monate in Anspruch – für rund zwei Wochen Volksfest.
Vom 19. September bis 4. Oktober wird die Theresienwiese in München wie jedes Jahr zum Mekka für Millionen Bierfans aus aller Welt. Doch wo nahm alles seinen Anfang und was ist bis heute geblieben? Sehnsucht Deutschland macht eine kleine Zeitreise
ALLES BEGANN AM 17. OKTOBER 1810 MIT EINEM PFERDERENNEN
Fotos: Staatliches Hofbräuhaus in München; München Tourismus/Tommy Lösch
TEXT: MAX FLESCHHUT
Dabei war das Ganze ursprünglich nicht Das erste Oktoberfest am 17. Oktober 1810 war nichts anderes als ein Pferderennen mit Umtrunk, veranstaltet zur öffentlichen Huldigung des frischgebackenen Brautpaares Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Der bis dahin namenlose Austragungsort für das Rennen, ein Feld außerhalb der Stadt, wurde kurzerhand nach der schönen Braut „Theresienwiese“ benannt. Und so heißt das mittlerweile asphaltierte und in die Stadt eingewachsene Areal bis heute. Wie nicht anders zu erwarten wurden an jenem denkwürdigen Tag Brautpaar und Pferderennengewinner mit reichlich Alkohol gefeiert, der damals noch am Rande der Rennbahn in kleinen Buden ausgeschenkt wurde. (1)
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VOLK SFES TE
KNIGGE
Ordentliches Benehmen auf dem Oktoberfest ist gar nicht so schwierig.
TRINKEN Niemals nach einem „kleinen Bier“ fragen. Eine Maß ist (zumindest auf dem Oktoberfest) eine untrennbare Einheit. Wer weniger Alkohol im Glas haben will, bestellt eine Radler-Maß (Hälfte Limo). KONSUMIEREN Wer eine halbe Stunde lang vor einem leeren Glas sitzt, wird deutlich zum Bestellen aufgefordert – oder zum Räumen des Platzes für Durstige. ZAHLEN Mit Trinkgeld immer schön auf den nächsten Fünfzig-Cent-Betrag aufrunden. Es ist ja nicht alle Tage Oktoberfest und die Bedienungen arbeiten hart für ihr Geld. TANZEN Auf den Bänken darf man abrocken; n; wer aber auf die Tische sche steigt, riskiert den Rauswurf aus dem Zelt. lt. ANBANDELN Trägt das Madel die iee Dirndlschleife links, ist sie noch zu haben; rechtss bedeutet vergeben, au. in der Mitte: Jungfrau. ten, Ist die Schleife hinten, m eine handelt es sich um n Witwe – oder Kellnerin.
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(2)
AUF DER WIESN
(3) Tummeln sich stramme Burschen (2) hübsche Madels (1) und auch tanzfreudige Besucher auf der traditionellen Oide Wiesn
Und mit der Ausrede, den Eheleuten jedes Jahr aufs Neue zu huldigen, wollte ab da kein Münchner mehr auf die Sause verzichten. Des besseren Wetters wegen verlegte man die Veranstaltung in die letzten beiden Septemberwochen (nur die letzten Wiesn-Tage werden heute dem Namen Oktoberfest noch gerecht). Längst ist aus dem Hochzeitsjubiläum die größte Saufparty, der größte Single-Treff und der größte Vergnügungspark der Welt geworden und lockt Einheimische ebenso aufs Festgelände wie Touristen aus aller Welt. Was den einen daher als Massenbesäufnis zuwider ist, bezeichnen andere als bierselige Völkerverständigung. Das zweite der drei Wiesn-Wochenenden wird liebevoll als Italiener-Wochenende bezeichnet. Ita
ZUR WIESN-ZEIT TRÄGT JEDER TRACHT. VOM SAUPREISS BIS ZUR JAPANERIN Um dem beson U besonders großen Ansturm von Reisebussen Reisebus und Wohnwagen aus Richtung Süden Herr zu werden, Rich sagtt ddas Radio Verkehrsmeld me meldungen an diesen Tagen zzweis zweisprachig durch und die Münc Münchner Polizei holt sich Unterst Unterstützung aus Südtirol.
(3)
W
er die Wiesn besucht, stelle sich auf saftige Preise ein. Einen extra per Flugzeug angereisten Australier wird dies weniger stören. Unter Münchnern dagegen ist zur Oktoberfestzeit der Bierpreis diskussionswürdiger als der Benzinpreis. „Frechheit“, grantelt man da – und geht anstandshalber doch auf (mindestens) eine Maß hin. Lederhosen und Dirndl wollen ja wenigstens einmal pro Jahr ausgeführt werden, auch wenn sie längst nicht mehr Erkennungszeichen echter Bayern sind. Zur Wiesn-Zeit trägt jeder Tracht, vom „Saupreiß“ bis zur Japanerin. Was hat das Oktoberfest – nüchtern betrachtet – also überhaupt noch mit Volksfest und Tradition zu tun? Da wäre das Bier der sechs Münchner Traditionsbrauereien Augustiner, Paulaner, Löwenbräu, Spaten, Hacker Pschorr und Hofbräu, das ausschließlich ausgeschenkt wird. Das würzigere und stärkere Festbier wird speziell für die Wiesn gebraut (was einen höheren Preis zumindest teilweise rechtfertigt). Bis 18 Uhr ertönt in den Bierzelten nur bayerische Blasmusik („Smoke On The Water“ und „YMCA“ werden für den Abend aufgespart). Seit 200 Jahren gibt es die kulinarischen Leckerbissen Hendl, Schweinshaxe und Steckerlfisch und viele Fahrgeschäfte wie Tower Power und Flip Fly gehören seit mehr als hundert Jahren zum Oktoberfest.
Fotos: München Tourismus/Frank Bauer; Löwenbräu-Festzelt/Fernanda Vilela; Fleschhut; www.münchen.de (2); Stadt Bad Dürkheim; Staatliches Hofbräuhaus in München
BESTELLEN Es heißt DIE Maß, gesprochen mit kurzem „a“.
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DEUTSCHE
VOLKSFESTE ZU TEUER, ZU LAUT, ZU WILD?
Volksfeste gibt es auch anderswo in Deutschland. Hier eine Auswahl ...
CANNSTATTER VOLKSFEST STUTTGART BW Nach dem Oktoberfest zweitgrößtes Bierfest Deutschlands. Gegründet 1818 als Erntedankfest nach einer Hungersnot. Heute ein kilometerlanges Vergnügen mit 320 Betrieben. 25.9. – 11.10.2015 cannstatter-volksfest.de
WURSTMARKT
WURSTMARKT, BAD DÜRKHEIM
BAD DÜRKHEIM RLP Wo einst Unmengen an Würsten verzehrt wurden, trinkt man heute Wein aus großen Gläsern. Weltweit bekannt, dennoch gemütlich – so wie in den traditionellen Schubkarchständen. 11.9. – 21.9.2015 bad-duerkheim.com
FREIMARKT BREMEN Ganz Bremen feiert zur „fünften Jahreszeit“. Musik, Tanz, fröhliche Gesichter in allen Gaststätten. Sogar im Ratskeller darf gefeiert und getanzt werden. 6.10. – 1.11.2015 freimarkt.de
DER SEND MÜNSTER NRW Dreimal im Jahr ist Send auf dem Schlossplatz. Donnerstag ist Familientag, dann gibt’s Ermäßigungen bis 30 Prozent in Fahr- und Verkaufsgeschäften. Freitagabend: Feuerwerk um etwa 21 Uhr. 24.10. – 1.11.2015 stadt-münster.de/send
MICHAELIS KIRCHWEIH FÜRTH BY Die Franken sagen Kärwa. Hier gibt’s Fahrgeschäfte, Schankbuden, Händler und Marktschreier. Höhepunkt: Erntedankfestzug. 3.10. – 14.10.2015 michaelis-kirchweih.de
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WEIMAR TH Die Stadt sollten Sie ohnehin besuchen. Warum also nicht zum legendären Zwiebelfest mit Livemusik und Open-AirBühnen?! 9.10. – 11.10.2015 weimar.de/tourismus
KRAMERMARKT HASSLOCH RLP Die kleine
Gemeinde ist drei Tage lang in fröhlichster Bierlaune. Natürlich mit Blasmusik und Bierfestkönigin. 25.9. – 27.9.2015 andechser-bierfest.de
OLDENBURG NI In Feierlaune kommen beim Umzug am 3. Oktober vom Staatstheater bis zum riesigen Marktgelände an der Weser-Ems-Halle. 2.10. – 11.10.2015 oldenburg.de
OIDE WIESN MÜNCHEN BY Historisches Oktoberfest mit Dosenwerfen, Volkstanz und Hau den Lukas. Heimelig! 19.9. – 4.10.2015 oktoberfest.info
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Den st herb r u t l u K chen n ü M in en! ß e i n ge
Eine Initiative der Landeshauptstadt München und TIM e.V.
Foto: München Tourismus, Barberinischer Faun, Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München
ANDECHSER BIERFEST
DEUTSCHLAND
QUIZ!
d denken Quer durch Deutschlan gen! und Lösungswor t eintra
2Für schlechte Aufreger! Verlierer erfand Bayer yer Josef Schmidt 1905 Deutschlandss beliebtestes und einzig wahres Brettspiel. Wie heißtt es? Der 8. Buchstabe ist der Lösungsbuchstabe.
Antwort:
1
Schon 1810 wurde auf den „Wiesn“ das erste Oktoberfest ausgerichtet, damals noch ein Pferderennen zu Ehren der Hochzeit von Ludwig von Bayern und … K: Prinzessin Therese T: Königin Elizabeth M: Kaiserin Carolina
3 Süßes Früchtchen Wenn im Herbst die „Keschde“ reif ist, freuen sich nicht nur Wanderer auf dem gleichnamigen Keschdeweg in der Pfalz. Welche süße Nussfrucht beherbergt die kleine stachlige Kugel? Der 2. Buchstabe ist der Lösungsbuchstabe.
Antwort:
4 Einen zwitschern Mit großen Vögeln und Australien hat die typisch deutsche Straußwirtschaft nix am Hut. Was gibt es dort? S: Eierlikör B: Wein T: Foster’s
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MITMACHEN UND TOLLE PREISE GEWINNEN!
5 Versponnen Da Spinnen gerne ab dem frühen Herbst tätig werden, und das Knüpfen von Netzen altdeutsch „Weiben“ heißt, wird diese späte warme Jahreszeit heute noch nach den kleinen Spinnern benannt. Der 7. Buchstabe ist der Lösungsbuchstabe.
KURZTRIP IN DIE PFALZ Das erst 2013 eröffnete 4-Sterne-Hotel Weinhaus Henninger in Kallstadt an der Deutschen Weinstraße besticht mit 13 Zimmern und Suiten. Zudem ist die Nähe der Weinberge reizvoll und in diesem Jahr feiert das Traditionshaus gleich zwei Jubiläen: die Grundsteinlegung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses vor 400 Jahren sowie die 160-jährige Gastronomie des Hauses.
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Zwei Übernachtungen für zwei Personen im Doppelzimmer inklusive Halbpension und einer Weinprobe. Die Küche des Restaurants ist überregional bekannt, mediterrane Spezialitäten und Klassiker aus der Pfälzer Küche stehen hier auf der Karte.
„Ein Ort, wo man die ganze Welt im Kleinen sehen kann.“ Fotos: Kai Gertig; München Tourismus/Tommy Lösch; Fotolia/drubig-photo; Shutterstock (3)/Laurent Renault (1), Slavko Sereda (1), M. Unal Ozmen (1); Leipzig Tourismus und Marketing GmbH/Michael Bader; Melanie Hubach
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Sagte Lessing über welche Stadt? Der 2. Buchstabe ist der Lösungsbuchstabe.
Weinhaus Henninger Weinstraße 93 67169 Kallstadt Telefon: (06322) 22 77 www.weinhaus-henninger.de
Antwort:
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7 Nicht nur für Naschkatzen Der Kölner Schokoladenproduzent Stollwerck bildete 1883 aus 300 kg Schokolade dieses Monument nach, das sonst über den Weinlagen des Rüdesheimer Berges prankt – natürlich gänzlich aus Bronze! Der 1. Buchstabe ist der Lösungsbuchstabe.
S E HNSUCH T
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5 x Fotokalender 2016 von Sehnsucht Deutschland
2 x Crashkurs – Essen & Wein von Gerd Rindchen und Gotthard Scholz
Antwort:
LÖSUNGSWORT Jede richtige Antwort ergibt einen der acht Lösungsbuchstaben. Tragen Sie sie hier ein! Viel Glück! 1
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Senden Sie das Lösungswort, Ihre Telefonnummer und Anschrift per Post an: SEHNSUCHT DEUTSCHLAND, Stichwort „Weinhaus Henninger“, Postfach 113108, 20431 Hamburg. Oder nehmen Sie online teil unter:
www.sehnsuchtdeutschland.com/gewinnspiele Einsende- und Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2015. Mitarbeiter der Redaktion oder der beteiligten Unternehmen sind vom Gewinnspiel ausgeschlossen. Die Gewinner werden benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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DEUT SCHE MEIS TER
AUF DIE GEMÜTLICHK EIT
MÜNCHNER BIERGARTEN
Große deutsche Kunstwerke, von Experten vorgestellt. Wir besuchen München und verweilen in einem Biergarten INTERVIEW: HANNA ANDRESEN
MAX LIEBERMANN (1884), Öl auf Holz, 95 x 68,5 cm Neue Pinakothek München
WEB -TIPP
Noch mehr das komple Kultur und tte sehnsuchtdeu Interview: tschland.com / kultur
AKTUELLE AUSSTELLUNG PATHOS UND IDYLLE Die Sammlung der Neuen Pinakothek
Neue Pinakothek Barer Straße 29, 80799 München www.pinakothek.de 72
S E H N S U C H T D E U T S C H L A N D 5*2015
verfügt über herausragende Gemälde, die den Mythos Italien als romantisches Sehnsuchtsmotiv inszenieren. Rund 100 Fotografien aus der Zeit zwischen 1846 und 1900 sind nun hinzugekommen und in der Ausstellung zu sehen. Das Foto rechts wurde um 1858 von Pompeo Molins aufgenommen. Es zeigt den Blick vom Belvedere auf Rom mit Engelsburg und St. Peter. Die Ausstellung läuft bis 21. September 2015
www.basedahl.de
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Fragen an: Dr. Joachim Kaak, 58 Jahre, Hauptkonservator der Neuen Pinakothek Was macht Max Liebermann zu einem deutschen Meister?
Er wurde 1847 als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren. Sein Leben und seine Kunst begleiteten die Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland unmittelbar und nachhaltig. Als Künstler, aber auch als Präsident der Berliner Secession, als Schrift steller und Ausstellungsorganisator prägte er das fortschrittliche kulturelle Leben bis zu seinem Tod. Ohne ihn wäre die Moderne in Deutschland eine andere.
BRING WAS SCHÖNES MIT NACH HAUSE!
Was für ein Mensch war Liebermann?
Weltbürger, liberal-demokratisch im politischen Denken, revolutionär in der Kunst, dabei seinen jüdischen Wurzeln ebenso verpflichtet wie dem Glauben an eine confraternité artistique, an eine Gemeinschaft der Kunst, die sich unabhängig von der Nationalität des einzelnen Künstlers über jede Art von Chauvinismus erheben sollte. „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Ein bekanntes Zitat. Worüber regte sich Liebermann so auf?
Der Ausspruch galt der paradierenden Menge, die die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 mit Fackelmärschen und großem Geschrei feierte. Für den Künstler war es der vorläufige Höhepunkt eines anhaltenden Antisemitismus in Deutschland. Den Holocaust hat Max Liebermann, der 1935 stirbt, nicht mehr erlebt. Seine Frau Martha aber nahm sich 1943 aus Angst vor der Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt das Leben. Warum malte der Künstler diesen Biergarten in München und existiert er in Wirklichkeit auch noch?
Die Darstellung hat wohl den Augustinerkeller zum Vorbild genommen. So berichtet es zumindest Erich Hancke, der frühe Biograf Max Liebermanns. Das Bild ist sein Bekenntnis zum modernen Leben französischer Prägung. Es zeigt Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft, Honoratioren ebenso wie Dienstmädchen, die das städtische Vergnügen eines Biergartens genießen. Damit ist das Bild das selbstbewusste Bekenntnis zu einem bürgerlich städtischen Lebensstil.
Fotos: Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Es gibt so viel zu sehen. Was übersieht der Laie?
Neben der Signatur hat der Künstler sein Monogramm in dem Bild versteckt. Es ist in der Innenseite des Hutes neben dem Baum im linken Vordergrund zu sehen. So entsteht der Eindruck, als habe der Künstler Hut und Stock kurz beiseite gelegt, um diese Momentaufnahme festzuhalten. Das Bild strahlt eine so gelassen heitere Atmosphäre aus. Wo fand Liebermann Erholung? Etwa auch im Biergarten?
In Holland an der See und später in seiner Villa am Wannsee, deren Garten er mit großer Sorgfalt anlegen ließ und den er vielfach gemalt hat. ALTE UND NEUE PINAKOTHEK im Museumscheck
BASEDAHLS KLEINER LADEN Estetalstraße 10 & 12, 21279 Hollenstedt Öffnungszeiten: Do.- Fr. 8-13 und 15 -18 Uhr, Sa. 8-13 Uhr.
L I TER ATUR
SEHNSUCHT LIEST
LESEN LASSEN
Seit 10 Jahren leitet Dr. Rainer Moritz das Literaturhaus in Hamburg und lädt Autoren von Weltrang an die Alster ein
HERR MORITZ LIEST
MAKARIONISSI ODER DIE INSEL DER SELIGEN Eine Familiengeschichte, die auf der ganzen Welt spielt, auch in Hildesheim. Vea Kaiser erzählt sie so, als habe vor ihr noch keiner Geschichten erzählt ... Eine griechische Wundertüte aus Österreich
A
lles beginnt im Dorf Varitsi, an der griechisch-albanischen Grenze im Jahr 1956. Maria Kouzis, die Ur-Mutter in Vea Kaisers überschäumender Familiengeschichte sorgt sich, dass ihr Enkel Lefti möglicherweise keine passende Frau mehr abbekommt, und beschließt, ihn mit seiner Cousine Elena zu verheirateten. Notgedrungen halten sich beide daran, obwohl keine Liebe im Spiel ist. Was dann passiert – in Hildesheim, St. Pölten, Chicago oder auf der fiktiven griechischen Insel Makarionissi –, lässt sich wie immer bei Vea Kaiser kaum nacherzählen. Fünf Jahrzehnte,
voll mit dramatischen, rührenden und auch komischen Ereignissen durchlaufen wir, lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen, die alle nach dem richtigen Leben suchen … und werden und werden nicht müde, dieser 1988 geborenen Erzählerin aus Wien zuzuhören und über ihr ungebändigtes Vergnügen am Geschichtenerfinden zu staunen.
Vea Kaiser Makarionissi oder Die Insel der Seligen 464 Seiten, 19,99 Euro www.kiwi-verlag.de
ROMAN Richard hat auf einmal ziemlich viel Zeit. Ruhestand. Doch so einfach ist das nicht, Tee trinken, nichts tun. Vor dem Roten Rathaus sitzen zehn afrikanische Flüchtlinge, die auch nichts tun können. Außer hungerstreiken. Denn sie möchten in Berlin bleiben. Aber warum eigentlich? Richard sieht nicht weg, er geht hin und fragt sie genau das. Und was ist mit ihrer Heimat, ihren Familien? Unsentimental schreibt Jenny Erpenbeck in Gehen, ging, gegangen die Geschichten auf. 352 Seiten, 19,99 Euro www.knausverlag.de
KRIMI Kommissar Adam Danowski ist karrieretechnisch etwas auf dem Abstellgleis gelandet. Mordfall mitten im Hamburger Elbtunnel – und er darf grad mal die Nachbarn des Opfers in der Reihenhaus-Siedlung Hainapfel befragen. Alles ziemlich triste dort, aber deswegen Mord? Blutapfel ist bereits der zweite Krimi von Till Raether – und der Danowski mit seinem trockenen Humor wächst uns echt ans Herz! 473 Seiten, 14,99 Euro www.rowohlt.de
EIN ORT FÜR GESCHICHTEN – DAS LITERATURHAUS HAMBURG
Hier wird gelesen, zugehört, diskutiert und nachgefragt. Die großen Autoren der Gegenwartsliteratur haben ebenso ihren Auftritt wie junge Nachwuchstalente. Ein Besuch lohnt sich auch im Literaturhauscafé im glanzvollen Festsaal des Hauses. Kleiner Tipp: ein Weihnachtsbaum bis unter die Decke schmückt im Advent den Saal. Literaturhaus e. V., Schwanenwik 38, 22087 Hamburg www.literaturhaus-hamburg.de 74
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DEUTSCHLAND LESEND ENTDECKEN: www.sehnsuchtdeutschland.com
Fotos: Gunter Glücklich (2); X-Verleih; Anke Neugebauer. Cover: Kiepenheuer & Witsch; S. Fischer; Knaus (2); Rowohlt; Suhrkamp
ROMAN Furioses Fantasie-Gewitter, donnergrollend über einem fiktiven Mittelgebirge. Halb Hexenmärchen, halb Schelmenroman ist die Geschichte Glantz und Gloria von Henning Ahrens. Die Hauptfigur, Rock Oldekop, kehrt heim in das Dorf Glantz im Düster (!). Und gerät ins Visier eines stinkenden Schweinezüchters, einer giftigen Alten mit Rollator und der NaziParolen pöbelnden Dorfjugend. Noch zwei prinzessinnenhafte Weibsbilder dazu und die wilde Jagd beginnt. 144 Seiten, 17,99 Euro www.fischerverlage.de
emons: immer ein guter krimi
1
DANIEL BRÜHL
als nerviger Möchtegern-Kunstkritiker im Film Ich und Kaminski
Susanne Rößner Diridari 978-3-95451-690-2 11,90 EUR
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MULTI
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MEDIA!
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DOMINIQUE HORWITZ
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sieht dem Ermittler in seinem ersten Krimi ganz schön ähnlich
1 ICH UND KAMINSKI, ROMAN Ich, das ist in diesem Fall der Kunstkritiker Sebastian Zöllner. An grenzenloser Selbstüberschätzung leidend, will er seine Karriere glänzend starten und drängt sich als Biograf dem alternden Pop-ArtStar Manuel Kaminski auf. Der durchschaut ihn allerdings genau. Als Daniel Kehlmanns Satire 2003 erschien, waren die Dialoge eigentlich schon komplett filmreif! Also, Vorhang auf ...
Antonia Michaelis Im Auge des Leuchtturms 978-3-95451-675-9 14,95 EUR
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174 Seiten, 7,99 Euro, www.suhrkamp.de 2 IM KINO Wunderbar zottelig spielt Daniel Brühl den Journalisten, der lange braucht, um zu kapieren, dass er in Kaminski nicht ein leichtes Opfer, sondern seinen Meister gefunden hat!
Filmstart 17. September 3 TOD IN WEIMAR, KRIMI Mordserie im Seniorenstift. Ein Pferdekutscher ermittelt. Ungewöhnlich? Ja. Kurzweilig, weil das Krimipersonal so schön flapsig beschrieben wird. Und dann tapst der Kutscher, Kaminski heißt er übrigens auch, völlig unbeholfen zwischen zwei Frauen hin und her.
288 Seiten, 19,99 Euro, www.knausverlag.de 4 ALS HÖRBUCH Schauspieler Dominique
Horwitz hat die Hörbuchfassung seines ersten Romans gleich selbst eingelesen. Passt perfekt. Muss eigentlich nur noch verfilmt werden. 7 CDs, 500 Minuten, 19,99 Euro, www.hoerverlag.de // DRUCKFRISCH: Frankfurter Buchmesse am 17. und 18.10.2015 buchmesse.de //
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HANDARBEIT
Trotz schwieliger, dreckiger Flossen muss jeder Schnitt sitzen, um bei der Lese die Chance auf einen guten Wein zu erhalten
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WEINLESE
Beinhartes Winzerleben. Markus Schneider und Katja Neiss testen Grenzen. Aus Leidenschaft. Und aus Liebe zur Pfalz. Pausenlos TEXT: STEFAN NINK FOTOS: MELANIE HUBACH
U
nd da kommt er – ach was: Da stürmt er heran, mit großen Schritten und einem Schwung, als wolle er einen im Vorbeigehen mitreißen, hinüber in den nächsten Weinberg, komm, hopp, schnell, wer weiß, wie lange das noch gut geht mit dem Wetter! Markus Schneider ist das, was man umgangssprachlich eine Naturgewalt nennt: raumgreifend, stimmgewaltig, ein Typ wie ein Bär, mit Leuchtturmaugen, schallendem Lachen und einem Charisma, das aus dem heimischen Ellerstadt locker mit hinüber nach Rheinhessen reicht, mindestens. Einer der erfolgreichsten Winzer der zweitgrößten deutschen Weinregion ist er natürlich auch. Vor allem aber ist er gerade mit den Nerven ziemlich runter. Seit zwei Tagen nichts mehr gegessen! Nicht geduscht! Kaum geschlafen! „Der Jahrgang macht mich fertig!“, ruft er. „Nochmal so ein Herbst, und wir sehen hier alle aus wie die Zombies!“ Ein früher Oktobertag in der Pfalz, ein Morgen, an dem die Luft kristallin ist und ein warmes Licht die Dinge von innen leuchten lässt. Ellerstadt liegt zwischen Ludwigshafen und Bad Dürkheim in einer
RHEINLAND-PFALZ
jener südwestdeutschen Landstriche, die immer so aussehen, als habe man sie am Computer komponiert. Es ist eine Gegend, die Besucher unbewusst beruhigt, ziemlich schnell geht das. Vielleicht liegt das an den fehlenden Ecken und Kanten der Landschaft, alles hier scheint ineinander zu fließen, als sei die Welt tatsächlich der eine große, zusammenhängende Organismus, von dem Wissenschaftler so gerne reden. Wie die Wellen eines rotgelbgrünen Meeres strecken sich Weinberge in alle Richtungen, ein sanftes Auf und Ab bis zum Horizont. Manchmal steht ein Baum zwischen den Reben, ein alter, mächtiger, perfekter Baum, allein auf weiter Flur, und es ist, als wolle er alle Blicke auf sich ziehen, als wolle er den Menschen lehren, wieder auf das Einzelne zu achten, auf das Detail. Manchmal möchte man anhalten, irgendwo, und einfach nur schauen.
Ellerstadt
MEINE HEIMAT. DAS HIER. DAS BIN ICH. MARKUS SCHNEIDER
„Meine Heimat. Das hier. Das bin ich.“ Schneider steht an einem seiner Weinberge, an einem von insgesamt 90 Hektar, die er nach und nach hinzukaufte, seit er mit 15 Jahren und einer winzigen Parzelle angefangen hat. Der Cabernet hängt dicht, Schneider steckt sich drei, vier Trauben in den Mund, zerdrückt, kaut, knatscht, weiß der Teufel, was ein Winzer da noch alles macht, und dann beschließt er, dass auch die roten Trauben jetzt runter können. 77
WEINLESE
D ZUR PERSON
WEINGUT NEISS KINDENHEIM Die pure
Leidenschaft für das Weinmachen im Norden der Pfalz. Katja und ihr Mann Axel haben das moderne Familienweingut für die Zukunft sehr vielversprechend aufgestellt Hauptstraße 91 67271 Kindenheim www.weingut-neiss.de ZUR PERSON
ie anderen Sorten sind schon gelesen. In diesem Jahr sei alles auf einmal reif geworden, das habe ihn und sein Team an den Rand der Erschöpfung gebracht, erzählt er. „Da arbeitest du wie in Trance. Du hast keinen Hunger, du spürst die Knochen nicht, du machst einfach weiter. Immer weiter, immer weiter.“ Nur die wenigsten Menschen können sich beim Öffnen einer Flasche Wein vorstellen, wie viel Arbeit in ihr steckt. Winzer wie Schneider sind spätestens ab Anfang September im Dauereinsatz. Dann beginnen die Tage mitten in der Nacht und sobald es dämmert, stehen sie und die Erntehelfer bereits im Weinberg. Da stehen und arbeiten sie, bis es zu dunkel ist, um noch etwas zu erkennen – bevor sie im Betrieb weitermachen. Und wirklich kürzer sind die Arbeitstage in den anderen Monaten ja auch nicht. Früher habe man immer gesagt, im Winter könne ein Winzer Urlaub machen, meint Schneider, aber das stimme längst nicht mehr. Kontrollieren, entblättern, ausdünnen, damit Luft und Sonne durchdringen und die Nährstoffe sich auf die stärksten, gesündesten Reben konzentrieren, irgendetwas ist immer zu tun. „Es ist kaum eine Woche im Jahr, in der man nicht hundertprozentig für den Wein da sein muss.“
S WEINGUT SCHNEIDER ELLERSTADT Naturgewalt.
Baum von einem Winzer. Markus Schneider hat schöne Weine mit besonderen Namen: Tohuwabohu, Kaitui oder auch Saumagen. Die trinkt und merkt man sich doch gerne Am hohen Weg 1 67158 Ellerstadt www.black-print.net
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chneider ist eine Marke, eine immens erfolgreiche. Sein Wein wird in der Business Class über den Wolken serviert und auf Kreuzfahrtschiffen, und als sich der amerikanische Präsident neulich mit der deutschen Bundeskanzlerin zum Abendessen traf, stand auf dem Tisch eine Flasche Sauvignon Blanc aus Ellerstadt (und das passende Foto war auf den Titelseiten der Weltpresse zu sehen). Es klingt oft nach Kunst, wenn er vom ersten Schluck Spätburgunder eines Jahrgangs erzählt oder davon, wie er austariert, wie lange welche Lage bei wie vielen Sonnenstunden noch benötigt. Mit Kunst aber, sagt er dann, habe sein Job nix zu tun, allenfalls ganz am Rande. Sein Beruf sei Handwerk. Knochenarbeit. Plackerei. Natürlich habe er das gewusst. Trotzdem habe er nie etwas anderes gewollt: Wein machen. Guten Wein machen. Guten Wein in der Pfalz machen.
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ei dieser Landschaft muss einen so viel Heimatverbundenheit nicht wundern. Die Pfalz ist eine stille Schönheit. Sie hat es nur selten vorne auf Bildbände gebracht, und auf die Titelseiten der Reisemagazine noch seltener. Die Pfalz gehört nicht zu den dramatischen Regionen Deutschlands, sie ist keine Zugspitze und kein Mittelrheintal und kein KreidefelsenRügen. Die Pfalz prahlt nicht und protzen ist ihr fremd. Stattdessen wartet sie geduldig ab, bis man da ist. Von der Autobahn herunter, über die Landstraßen. Die führen tief ins Herz einer Region, die wie hingetuscht unter einem Himmel liegt, von dem 1.800 Stunden im Jahr die Sonne scheint. Eine Region, in der Esskastanien und Auberginen, Melonen und sogar wilde Datteln wachsen, einfach so. Irgendwann, nach fünf oder neun oder dreißig Kilometern hat sie einen dann gepackt, die Pfalz. Und sie wird einen so schnell nicht wieder loslassen. Jede Wette: Es fährt niemand (niemand!) an einem sonnigen Spätnachmittag durch Freinsheim oder Deidesheim, ohne einen Satz wie „Ach, ist das schön hier!“ zu sagen. Und einen Ort wie Kindenheim, in dem jedes vierte oder fünfte Haus ein Weingut zu sein scheint, in dem die Reben an den Häuserfronten ranken und die Weinberge sich an einigen Stellen bis an die Hauptstraße herangepirscht haben – solche Orte gibt es anderswo überhaupt nicht. Aber anderswo schaut man ja auch nicht morgens als erstes auf das Barometer und lässt den ganzen Tag über das Radio laufen, um ja keine Vorhersage zu verpassen.
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uch Katja Neiss hat das Wetter genau beobachtet in den vergangenen Tagen. Jetzt steht sie an einer kleinen Kirche in den Weinbergen, an einem Ort, an dem sich einst eine keltische Kultstätte befand und seit dem 8. Jahrhundert immer wieder Gotteshäuser standen. Der Blick reicht an klaren Tagen bis in den Schwarzwald, weiter hinten krümmt sich sanft der Horizont, man kann die Größe der Welt erahnen an einem Platz wie diesem. Und auch, wie viel Wein in diesem Teil Deutschlands angebaut wird. 2014 standen hundert Millionen Rebstöcke auf 228 Pfälzer Quadratkilometern.
GROSSES GEFÜHL
Tägliche Kontrolle, knatschen, kauen, fühlen. Weiß der Teufel, wann der Winzer das Kommando gibt: Die Trauben müssen runter. Jetzt
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KNOCHENJOB
Viele Hände, schnelles Ende? Gilt im Weinberg nur bedingt. Denn Qualität kostet. Vor allem Geld und Zeit. Und zwar ganzjährig
MIT EIMER UND SCHERE, TRAUBE FÜR TRAUBE, METER FÜR METER. WENN MAN HOHE QUALITÄT HABEN WILL, MUSS MAN ETWAS DAFÜR TUN. KATJA NEISS
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26 Hektar davon gehören zum Weingut Neiss, Familienbetrieb, Riesling und Spätburgunder hauptsächlich, sieben Festangestellte und eine Schar von Erntehelfern, auch sie in den vergangenen Wochen im Dauereinsatz. „In der Landwirtschaft haben die Maschinen den Menschen längst komplett ersetzt“, sagt sie. „Im Weinbau wird aber immer noch viel manuell gemacht.“
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raubenlese mit der Hand ist ein mühseliges Geschäft. Aber sie garantiert, dass der Winzer unbeschädigte Trauben einfährt und – wenn er das möchte – faule Beeren bereits beim Abschneiden auslesen kann. Der Nachteil? Langsames Tempo, hohe Personalkosten, könne man sich ja vorstellen, sagt Katja Neiss. Ein Arbeiter auf jeder Seite einer Rebenreihe, jeder mit Eimer, jeder mit Schere,
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und dann los, Traube für Traube, Meter für Meter. „Wenn man hohe Qualität haben will, muss man was dafür tun.“ Auch in den Weinbergen des Weinguts Neiss startet man bei Tagesanbruch. Um zwölf wird das Mittagessen vom Hof gebracht. Winzer und Helfer essen zusammen und nutzen die Pause gleich zur Lagebesprechung: Wo müssen wir als nächstes schneiden? Wo sind die Beeren perfekt – und wo brauchen sie noch einen Tag oder zwei?
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nd der richtige Zeitpunkt: Auf den kommt fast alles an. In den Wochen vor der Lese patrouillieren die Pfälzer Winzer mehrere Stunden täglich zwischen ihren Reben, kontrollieren die Beeren, schauen zum Himmel, hören in sich hinein.
WEINLESE
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Fast jedes Jahr stellen sich die Winzer, den Rand der völligen Erschöpfung längst hinter sich, dieselbe Sinnfrage. Bis zur nächsten Lese
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Ob man schon liest oder noch hängen lässt, hängt auch damit zusammen, ob man Intuition und Bauchgefühl stärker vertraut als Statistik und Wettervorhersage. Kindenheim liegt in der Nordpfalz, eine Bezeichnung, die viele Winzer früher lieber unter den Tisch fallen ließen, weil das „Nord“ Kühle und Kälte signalisierte. Heute freut sich Katja Neiss über die zwei bis drei Grad, die es bei Kindenheim kühler ist als im Süden der Region. Doch, das ist schon so: Es wird wärmer, stetig, wärmer und feuchter.
NOCH SO EIN JAHR, UND ICH SETZ MICH BEI MCDONALDS AN DIE KASS’. MARKUS SCHNEIDER
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an nennt die Pfalz ja gerne die Toskana Deutschlands. Und tatsächlich kann es passieren, dass man abends im Hof eines Weingutes sitzt und vor einem violetten Abendhimmel staffeln sich die sanften Hügel Richtung Horizont und es sieht tatsächlich aus wie in Italien und duftet auch so. Nun grenzt die Pfalz aber zuallererst einmal an Frankreich und von dort haben sich schon vor Jahrhunderten eine Art Gemütsruhe und ein gewisses Laissez-faire über die Grenze ins Gengut gemogelt. Dass man sich als Pfälzer nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt, hat schon Helmut Kohl bewiesen. Und der war da keine Ausnahme. Es muss schon mehr kommen als die Warnung vor noch heißeren Sommern, um den Pfälzer ernsthaft zu beunruhigen. Markus Schneider hat 1991 als Winzer angefangen und Ernten erlebt, die von der Lese der frühesten Sorte bis zur spätesten acht Wochen dauerten. Dieses Mal hatten er und die anderen gerade mal vierzehn Tage Zeit, heftig sei das gewesen, richtig heftig. „Noch so ein Jahr, und ich setz mich bei McDonalds an die Kass’!“ Er schweigt einen kurzen Moment. Er überlegt. Er schüttelt den Kopf. „Ich glaube, das hab ich letztes Jahr auch schon gesagt.“
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DEUT SCHE GERICHTEKÜCHE
HEIMLICHER STAR
Der Bremer Knipp. Über die Stadtgrenzen kaum erprobt. Mit Kürbis und Gurken eine Köstlichkeit, mit der man sich bekannt machen sollte. Vegetarier aufgepasst: am besten bis Seite 94 vorblättern
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TEXT: STEVAN PAUL FOTOS: RENÉ SUPPER
Wir schlemmen uns quer durch's Land. Fünfte Station: Bremen. Hätten die Stadtmusikanten von Scholle, Schellfisch, Grünkohl und Knipp gewusst, wären sie glatt weitergelaufen. Kulinarier Stevan Paul kennt die Leckereien und weiß, wo sie am besten schmecken
Die bekanntesten Bewohner der Hansestadt Bremen finden sich übereinandergestapelt auf dem pittoresken Platz vor dem Bremer Rathaus. Eine Skulptur von Gerhard Marcks zeigt Esel, Hund, Katze und Hahn, eine in Bronze gegossene Erinnerung an eines der schönsten Märchen der Gebrüder Grimm. Sie schenkten mit der Erzählung von den Bremer Stadtmusikanten der Hansestadt ein heimliches Wahrzeichen (das offizielle ist der steinerne Roland). Das Märchen von 1819 erzählt die Geschichte vierer ausgedienter Haus- und Hoftiere, die sich auf ihre alten Tage noch einmal gemeinsam aufmachen, um als Stadtmusikanten im nahen Bremen ein neues Leben zu beginnen. Dass die berühmten Bremer Stadtmusikanten nie in Bremen ankommen, tut der Freude an dieser Parabel über Selbstbestimmung, Würde und Teamgeist keinen Abbruch. Stattdessen gründen die Oldies eine der ersten Wohngemeinschaften überhaupt, besetzen ein Räuberhaus, nachdem sie dessen kriminelle Bewohner verjagt haben, und stärken sich an der langen Tafel, die reich gedeckt ist. Über die genaue Zusammensetzung
D STEVAN PAUL
Der sympathische und sehr gefragte Kochbuchautor liebt Essen und schreibt darüber. Was für ein Glück, dass er sein Wissen mit uns teilt. Das macht er sehr gekonnt auf seinem Blog:
www.nutriculinary.com
des Räubermahls schweigen die Gebrüder Grimm, lediglich von einem „gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken“ ist die Rede. Bedenkt man aber, dass die Geschichte im Bremer Vorland angesiedelt ist, dürften sich zumindest ein paar Heringsgerichte auf dem Tisch befunden haben, dazu Matjes mit Tunke, Stockfisch in Senfsoße, Bremer Kükenragout aus Stubenküken, Grünkohl mit Pinkel, eine Tasse Bremer Kaffee und frisch gebrautes Bier, ganz nach dem Motto der Bremer: „Een beten veel un een beten good!“ Und das sogenannte Gersterbrot darf nicht fehlen, zu Recht sind die Bremer stolz auf das himmlisch duftende Sauerteigbrot, das erst in der Kastenform in den Ofen kommt und später ohne Form fertig gebacken wird. Dicht an dicht drängeln sich die Laibe dann im Ofen, bleiben dadurch saftig und die markante Kruste dunkelt derweil appetitlich. Mit reichlich Butter bestrichen, ist Gersterbrot alleine schon ein Festmahl. Und beim Essen und Trinken machen die sonst sparsamen Bremer Handelsleute und Reeder von jeher eine Ausnahme. 5*2015
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Ihr wohl berühmtestes Gericht ist neben dem Labskaus, den man sich mit Seefahrerstädten von Hamburg bis Liverpool teilt, ganz sicher der Bremer Knipp. Die gebratene Grützwurst aus Schweinefleisch, Leber und Hafergrütze ist eine würzige Köstlichkeit, die – in der Pfanne gebraten – so ganz leicht zergeht und mit süßsaurem Kürbis, Spiegelei und Gewürzgurke serviert wird. Diese regionale Mikro-Spezialität gibt es tatsächlich nur in Bremen, daraus eilige Rückschlüsse auf die Beliebtheit des dortigen Nationalgerichtes zu ziehen, wäre allerdings falsch. Sagen wir es mal so: Dem Fremden ist der gebratene, aber doch breiige Knipp nicht sofort zugänglich, doch wer je in Bremen ein Gäbelchen zu Munde führte, wird 90
TIPP SÜSSE SACHEN Die Bremer Kochbuchautorin Jeanny Horstmann kennt sich mit den süßen Seiten des Lebens aus. Ihre Bücher Zucker, Zimt und Liebe und Frühstücksglück legen wir Ihnen ans Herz. Dazu auch ihren Blog:
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begeistert sein vom würzigen Fleischgericht, das in Verbindung mit dem Sauergemüse und deftigen Bratkartoffeln mit Zwiebeln sein Aroma entfaltet. Groß aufgetischt wird in Bremen seit 471 Jahren immer am zweiten Freitag im Februar, wenn sich 300 geladene Gäste zum traditionellen Schaffermahl in der ehrwürdigen Oberen Rathaushalle versammeln. 2015 waren erstmals vier Frauen geladen, wie die Männer angesehene Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Jedem Gast wird nur einmal im Leben die Ehre zuteil, am Schaffermahl teilzunehmen. Einst war das auch Brudermahl genannte Gelage ein Abschiedsessen, das die Reeder und Kaufleute zu Ehren ihrer Kapitäne gaben, die mit ihren großen Segelschiffen nach der Eisschmelze wieder auslaufen konnten.
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FLEISCHKNIPPSE Die wollen abgeschmeckt werden. Stevan Paul ist da nicht zimperlich und probiert die Mischung aus Schweinefl eisch, Leber und Hafergrütze
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Bei Tisch wurden letzte finanzielle Angelegenheiten geregelt und nebenbei Gelder für notleidende Seeleute und ihre Familien gesammelt. Letzteres ist bis heute so geblieben, es wird nach wie vor erwartet, dass die geladenen Gäste für die gute Sache reichlich spenden. Nachmittags um 15 Uhr geht es los mit den Worten: „Schaffen Schaffen unnen un boven, unnen un boven Schaffen!“ – Die Mahlzeit ist „beschafft“, also angerichtet, und es darf jetzt unter und über Deck zum Essen getrommelt werden. Das Menü ist keine leichte Kost, fünf Stunden lang wird serviert: weiße Hühnersuppe, braune Ochsensuppe, Stockfisch in Senfsoße und dazu dunkles Schaffer-Bier der örtlichen Brauerei Haake-Beck. Und dann geht es erst richtig los: mit Rauchfleisch auf Braunkohl
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und Bremer Pinkel (eine dicke, grobe Wurst mit Speck, Hafer- oder Gerstengrütze) mit Maronen. Dann kommt noch der Kalbsbraten! Mit gedämpften Äpfeln und süßen Backpflaumen. Der Nachtisch ist eine so schräge wie traditionelle Mischung aus Chester-Käse, geräuchertem Riga-Butt und gesottener Zunge. Nach Kaffee und Früchten trifft man sich, schwer atmend, zum geselligen Ausklang des angebrochenen Abends mit dem Teil der Damenwelt, dem noch nicht – wie Ursula von der Leyen – die Ehre der Teilnahme zuteil wurde. Tradition wird in Bremen wohl hochgeschätzt und das betrifft hier auch die Gastronomie. Wer sich in Bremen an die Klassiker wie Scholle, Schellfisch, Grünkohl und Knipp hält, wird selten enttäuscht, und die Bremer Küche steht in 5*2015
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BREMER SPEZIALITÄT
Knipp als Frikadelle in Form gebracht, ein kleiner Vorgeschmack auf das Original!
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„DU BRAVER RATSKELLERMEISTER VON BREMEN! SIEHST DU, AUF DEN DÄCHERN DER HÄUSER SITZEN DIE ENGEL UND SIND BETRUNKEN UND SINGEN …“
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erfreulich vielen Restaurants der Hansestadt im Mittelpunkt. Ebenfalls mittlerweile eine Institution, dabei aber hochinnovativ ist die Küche des Restaurants Jon-Luk. Sie verwirbelt die Klassik der Hansestadt mit der Moderne und einer spannenden Weltenküche, setzt dabei aber Wert auf Regionalität. „Cuisine Naturelle“ nennen Chefin Luka Lübke und Geschäftspartner Jonas Martin ihre Küche und beziehen beispielsweise ihr Gemüse vom Bremer Landwirtschaftsprojekt „Gemüsewerft“ – keine sieben Kilometer Luftlinie vom Restaurant entfernt. Ein besonderer Ort mit bisweilen eher ambivalentem Speiseangebot ist die Schlachte, Bremens Ess- und Amüsiermeile, malerisch gelegen an der Weserpromenade. Hier treffen sich Bremer Bürger und Touristen gleichermaßen zu Speis und Trank mit Aussicht aufs Wasser.
TIPP MÄRCHENHAFT Für sein neues Kochbuch hat Stevan Paul die bekanntesten Märchen der Grimms mit viel Humor umgeschrieben und dazu gekocht. Im zauberhaft gestalteten Buch erfährt man unter anderem, wie man die Räubertafel der Bremer Stadtmusikanten ganz einfach nachkocht.
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Im Dezember wird die Schlachte zum gemütlichen Weihnachtsmarkt mit einem kulinarisch überdurchschnittlichen Angebot: Neben Brandmandeln und Bratwurst gibt es dann auch warm geräucherte Forelle mit Kraut im Brötchen und frischen Lachs, der auf lange Holzplanken genagelt bei indirekter Hitze über offenem Feuer gart und dabei auch fein geräuchert wird. Auch die Restaurants haben geöffnet, sogar mit Außenbestuhlung, da kann es auch schon mal passieren, dass man bei Minusgraden eine dampfende Portion Grünkohl mit japanischen Touristen teilt – draußen. Bremen ist eine kulinarische Reise wert, traditionsbewusst, dabei weltoffen, im Hier und Jetzt. Wenn das die Stadtmusikanten gewusst hätten, sie wären sicher weitergelaufen bis nach Bremen hinein.
REZEPT FÜR 4 PERSONEN
„KNIPP“-FRIKADELLE MIT APFEL-GURKENTUNKE UND SÜSSSAUREM KÜRBIS Für die Frikadellen: 100 g Graupen in Salzwasser 30 Minuten weich kochen. Die gegarten Graupen abgießen und unter kaltem Wasser abkühlen. Abtropfen lassen. 100 g Rinderleber von Sehnen und Häutchen befreien, im Mixer pürieren und mit 500 g Hackfleisch und 150 g fein gewürfeltem durchwachsenem Speck in eine Schüssel geben. Mit 20 g fein geriebenem Ingwer und je einer Prise gemahlenem Piment und Koriander sowie 5 Zweigen gehacktem Majoran, schwarzem Pfefferaus der Mühle und Salz würzen.
Zu einem glatten Teig verkneten und 8 Frikadellen formen. In einer beschichteten Pfanne in 3 EL Butterschmalz bei mittlerer Hitze 10 – 12 Minuten braten, dabei öfter wenden. Warm stellen. Für die Apfel-Gurken-Tunke: 1 kleinen, roten Apfel fein würfeln. 4 Gewürzgurken fein würfeln, 1 Bund Schnittlauch in Röllchen schneiden. Alles in einer Schüssel mit 4 El Mayonnaise, 5 EL Sahnejoghurt und 2-3 EL Apfelmus verrühren. Die Tunke mit Salz würzen. Mit 1 kleinen Glas süß-sauer eingelegtem Kürbis zu den Frikadellen servieren. Dazu passen Bratkartoffeln oder Gersterbrot.
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NINK S GEZE TER
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ch, es wird immer lauter in diesem schönen Land, immer lauter. Kann man sich heute noch vorstellen, dass in Heidelberg vor gut hundert Jahren nachts das Tragen von Stöckelschuhen verboten war, auf dass der Schlaf der Bürger nicht gestört werde? Natürlich kann man sich das nicht vorstellen. Ebenso wenig, wie heute eine Welt ohne Smartphone-Lärm noch denkbar scheint. Das Smartphone ist quasi der Stöckelschuh unserer Zeit.
sowieso kaum noch jemand: Stattdessen steckt das Smartphone voll aufgedreht in der Hosentasche und beschallt einen Radius von zwanzig Metern. Wenn man diese Menschen anspricht, sind sie völlig erstaunt darüber, dass ihre permanente Geräuschkulisse jemanden belästigen könnte, echt, Alter, voll krass, dass Dich das stört! Doch, tut es. Ich will das nicht hören. Macht das leiser, schaltet das aus! Warum haben diese Geräte überhaupt noch eine Kopfhörerbuchse? Was ist nur mit der
KOLUMNE
Mach das leiser! Wo er hinkommt, findet Stefan Nink wilde Geräuschkulissen vor. Längst kommen TV und Applaus übers Smartphone, unlängst auch von Leuten fernab der 40! AUTOR
STEFAN NINK DER ÜBERFLIEGER ist
Jugend los? Was wird nur aus diesem Land? Neulich in der Bahn tönte von den Sitzen hinter mir lautes Pferdegetrappel und Schwertergeklirr, und zwischendrin war das böse Fauchen eines Drachen zu hören, der seine Feinde offenbar mittels Feuerspucke grillte: Ein Ehepaar schaute sich „Game of Thrones“ an. Die beiden waren mindestens Mitte Fünfzig; ihr Smartphone stand auf dem Ausklapptisch vor ihnen. Kopfhörer hatten sie keine, und auch kein Verständnis dafür, dass ihr Schlachtenlärm andere möglicherweise stören könnte. „ Man darf ja heutzutage offenbar gar nix mehr!“, motzte der Mann beleidigt, als er das Handy wegsteckte. Offenbar lernen jetzt die Eltern von ihren Kindern und nicht mehr umgekehrt. Heidelberg vor gut hundert Jahren: Das muss schön dort gewesen sein. Schön still.
Fotos: Shutterstock/Javier Brosch; Stefan Nink
für seine preisgekrönten Reportagen weltweit unterwegs. 30 Reisebücher hat er veröffentlicht und schreibt Texte, die gut und anders sind. 2014 erschien sein zweiter Roman Freitags in der Faulen Kobra www.weltenwalzer.de
Am Telefonieren liegt das übrigens nicht, das machen ja nur noch hoffnungslos aus der Zeit gefallene Menschen wie Sie und ich. Alle anderen nutzen ihre Smartphones, um ununterbrochen und auf diversen Kanälen Nachrichten zu schicken oder zu empfangen, was die jeweilige Software jedes Mal mit Gezwitscher, Zischgeräuschen oder einem kurzen gepfiffenen Signal registriert. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen nutzt die digitale Generation ihre sündhaft teuren Handys auch gerne wie schrottige Walkie-Talkies, hält sie vor den Mund, brüllt hinein und versucht anschließend, die verzerrt plärrende Antwort zu dechiffrieren. Im Bus werden YouTube-Videos in voller Lautstärke abgespielt, im Wartezimmer Highscores von blechernen Jubelstürmen begleitet, und Kopfhörer verwendet
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SD 04/14 ZU: 48H WEIMAR Ich konnte die 48-Stunden-Strecke nicht in der Vorankündigung finden. Dabei ist die so toll, weil man genau weiß, wie viel Zeit man einplanen muss. Umso mehr freue ich mich jetzt über die Reise durch Weimar! Da geht es nächstes Jahr auf jeden Fall hin. Birgit Rosmeir, Brief SD ALLGEMEIN Wir schnappen uns ein Riesenwohnmobil und machen die deutsche Burgenstraße unsicher. Eigentlich bezeichne ich meinen Mann als mein mobiles Heim. Jetzt aber mit Womo, Kindern und Hund auf Deutschlandreise, denn mit dem Land scheint es mir wie mit einer Wohnung: Nur wenn man jede Ecke selber gespachtelt hat, kann man sie richtig liebhaben. Christl Bahlmann, E-Mail
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So haben Sie Deutschlands monumentale Denkmäler aus der Kaiserzeit noch nicht gesehen. Auf Augenhöhe mit den einzigartigen Riesen. Fotografiert mit einer zierlichen Drohne, zu bestaunen in unserer nächsten Ausgabe
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IMPRESSUM VERLAG SEHNSUCHT DEUTSCHLAND GmbH & Co. KG Großer Burstah 31, 20457 Hamburg Postfach 113108, 20431 Hamburg Telefon: (040) 70 38 35 30 Fax: (040) 70 38 35 33 E-Mail: info@sehnsuchtdeutschland.com Internet: www.sehnsuchtdeutschland.com
MITMACHEN & GEWINNEN! Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, fällt Ihnen die Beantwortung unserer Gewinnfragen gewiss nicht schwer
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FRAGEN ZU DIESER AUSGABE BEANTWORTEN & AB GEHT’S NACH MÜNSTER
FRAGE 1
Macht mächtig Lärm? (Tipp: ab S. 6) a. Bahnglocken b. Zugschellen c. Lokklingeln
MÜNSTER. LEBENSGEFÜHL MIT LEEZE Ganz Münster fährt Fahrrad, das ist bekannt. Quer durch alle Altersschichten und zu allen Anlässen. Ob zum Einkauf um die Ecke, zur Arbeit, als sportlicher Ausgleich, beim Tatortdreh oder sogar zum Standesamt – rund 500.000 Fahrräder geben der Stadt ihren ganz besonderen „Drive“. Schwingen Sie sich in den Sattel und „erfahren“ Sie das besondere Lebensgefühl von Deutschlands Fahrradhauptstadt mit der „Leeze“ – wie die Münsteraner liebevoll ihre Drahtesel nennen. Kurven Sie gemütlich über den prächtigen Prinzipalmarkt oder radeln Sie über Münsters grünen „Fahrradhighway“, die Promenade. Bestaunen Sie barocke Stadtpaläste und moderne Skulpturen. Erleben Sie Geschichte in der Stadt des Westfälischen Friedens und das studentische Flair einer Wissenschaftsstadt mit Zukunft. Lassen Sie den Tag im Kuhviertel, am Aasee oder am Stadthafen ausklingen. Mehr Infos: www.tourismus.muenster.de Das Stadthotel Münster – zwischen Aasee und Altstadt gelegen – ist der perfekte Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden. Hier können Sie auftanken, abschalten, entspannen und sich richtig wohlfühlen.
STADTHOTEL MÜNSTER
Aegidiistraße 21, 48143 Münster Telefon: (0251) 481 20 www.stadthotel-muenster.de LEISTUNGEN
2 Übernachtungen für 2 Personen inklusive Frühstück im Doppelzimmer im zentral gelegenen 3-Sterne Superior Stadthotel Münster. Darüber hinaus 2 Leihfahrräder für 1 Tag, freien Eintritt in den Friedenssaal, 1 Radtourenset und 1 Überraschungspaket.
FRAGE 2
Iris Berbens Begleiter? (Tipp: ab S. 38) a. Hund Paul b. Katze Mimi c. Hase Rudi FRAGE 3
Tragen Singles? (Tipp: ab S. 50) a. Lederhose b. 15 Röcke c. Bollenhut FRAGE 4
Toskana Deutschlands? (Tipp: ab S. 76) a. Bayern b. Pfalz c. Saarland FRAGE 5
Wurst mit Hafer? (Tipp: ab S. 88) a. Pinkel b. Prahlhans c. Parvenü Einsende- und Teilnahmeschluss ist der 05. November 2015. Mitarbeiter der Redaktion oder des beteiligten Partners sowie deren Angehörige sind vom Gewinnspiel ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
JETZT TEILNEHMEN: Senden Sie Ihre Antworten, Ihre Anschrift und Telefonnummer per Post an: SEHNSUCHT DEUTSCHLAND, Stichwort „Münster“, Postfach 113108, 20431 Hamburg.
Oder nehmen Sie online teil unter: www.sehnsuchtdeutschland.com/gewinnspiele
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S E H N S U C H T D E U T S C H L A N D 5*2015
Fotos: Ralf Emmerich; Stadthotel Münster
IHR PREIS
GESCHÄFTSFÜHRUNG Torsten Biege, David Pohle CHEFREDAKTEUR David Pohle (ViSdP) REDAKTION Hanna Andresen, Janika Ewers, Svenja Hirsch, Simone Rickert REDAKTIONSHUND Beaver, Bruno († 2014) FREIE AUTOREN Uta Buhr, Christine Dohler, Max Fleschhut Stefan Nink, Stevan Paul, Beate Schümann FREIE FOTOGRAFEN Ellen von Unwerth, Stevan Paul, Nanine Renninger René Supper, Melanie Hubach LEKTORAT Tina Blase HERSTELLUNG Appel Grafik Frankfurt GmbH ART DIRECTION Christl Bahlmann LAYOUT UND ILLUSTRATION Laura Matamoros REINZEICHNUNG Anja Desch, Sina Erogul, Stephan Kanthak LITHOGRAFIE Peter Füssel DRUCK Neef + Stumme premium printing GmbH & Co. KG Schillerstraße 2, 29378 Wittingen VERTRIEB Silke Wilp ABOSERVICE Telefon: (040) 70 38 35 20 Fax: (040) 70 38 35 33 E-Mail: abo@sehnsuchtdeutschland.com www.sehnsuchtdeutschland.com/abo ANZEIGEN Torsten Biege (Leitung) Telefon: (040) 70 38 35 30 E-Mail: t.biege@sehnsuchtdeutschland.com Sabrina Sakakini Telefon: (040) 70 38 35 18 E-Mail: s.sakakini@sehnsuchtdeutschland.com PRESSE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Havas PR Hamburg Johannes-Brahms-Platz 1, 20355 Hamburg Telefon: (040) 431 750 E-Mail: katherine.twinem@havaspr.com SEHNSUCHT DEUTSCHLAND erscheint mit sechs Ausgaben im Jahr (9. Jahrgang), verkaufte Auflage: 77.952 Exemplare (Quartal: 1/2015).
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UNW E R on TH Die St ar-Fo macht de tografin u Trachten t sche se x y
Neue Ausgabe
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