Sagenumwobene Orte im Montafon
ISBN: 978-3-902225-74-0
Sagenumwobene Orte im Montafon
Unter Mitarbeit von Christiane Galehr, Thorsten Hinrichsen, Harald Märk und Daniela Vogt-Marent Texte und Bilder von Schülerinnen und Schülern der Klassen 1a, 1b, 2a, 2b und 2s
Herausgegeben von Michael Kasper Heimatschutzverein Montafon, Kirchplatz 15, 6780 Schruns © Schruns, 2017 ISBN: 978-3-902225-74-0
Die Zusammenarbeit zwischen der Mittelschule Schruns-Dorf und den Montafoner Museen wird im Rahmen des Programms p[ART] – Partnerschaften zwischen Schulen und Kultureinrichtungen durchgeführt und von KulturKontakt Austria und dem Bundesministerium für Bildung unterstützt.
Abbildungsverzeichnis: Montafon Archiv: 10, 26, 30, 33, 34 Ch. Kaufer/K.Wink: 11 Friedrich Juen: 14, 15 Bertram Frei: 6, 18, 22
Gestaltung und Herstellung: Grafik-Design Frei, Götzis
Inhalt
Einleitung 4 Die Schlüssel im Montafoner Wappen
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Beim Diebschlössle
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Das Steinkreuz am Bartholomäberg
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Die Litzkapelle
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Die Knappenkapelle auf dem Kristberg
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Das Bruaderhüsli
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Der „Gspaltne Stee“
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Das Veltlinerhüsli
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Teilnehmende Klassen und deren Schüler
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Einleitung
Im Rahmen des gemeinsamen Projektes der Mittelschule Schruns-Dorf und der Montafoner Museen begaben sich Schülerinnen und Schüler auf Spurensuche nach Örtlichkeiten, an denen sich legendäre Geschichten ereignet haben sollen. Zusammen mit ihren Lehrpersonen setzten sich die Jugendlichen intensiv mit den Sagen, aber auch mit den historischen Hintergründen derselben auseinander. In Partenen beziehungsweise auf der Bielerhöhe besuchten sie gemeinsam mit dem Archäologen Christoph Walser den „Gspaltna Stee“ und das im Silvrettastausee versunkene Veltliner Hüsli. Dabei wurde der einst enge Kontakt zwischen Unterengadin und Montafon über das Gebirge hinweg thematisiert und insbesondere auch von den Ergebnissen der archäologischen Grabungen im Stausee berichtet. In Schruns begleitete Klaus Bertle die Schülerinnen und Schüler zur Litzkapelle sowie ins Montafoner Heimatmuseum. Die Gründung der Kapelle sowie die Geschichte des Montafoner Wappens standen dabei im Mittelpunkt seiner Ausführungen, die zudem durch einen Workshop ergänzt wurden. Außerdem führte er Jugendliche am Kristberg am Silberpfad entlang und schließlich zur St. Agatha-Kapelle, um deren Gründungssage, aber vor allem die Geschichte des Bergbaus im Montafon zu erläutern. 4
Michael Kasper unternahm mit einer Klasse eine Wanderung von Lorüns zum Diebschlössle und weiter nach Stallehr. Auf diesem Weg standen neben den Ortsgeschichten sowie der Sage vom Diebschlössle insbesondere die archäologischen Funde im Bereich der alten Mauerreste im Fokus. Für die Jugendlichen waren die Exkursionen und Führungen eine spannende und interessante Abwechslung. Im Unterricht wurde die Arbeit in den verschiedensten Fächern fortgesetzt und das Gehörte zusätzlich vertieft und bearbeitet. Im Zuge einer Abschlusspräsentation werden die Ergebnisse des umfangreichen Unterrichtsprojekts im Rahmen einer Broschüre sowie einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Texte der Sagen können im Internet unter www.montafoner-museen.at auch angehört werden. Die Texte wurden von Tamara Netzer (4a-Klasse) gesprochen. In der Broschüre findet sich bei jeder Sage der QR-Code, der zur Hörversion des Textes führt.
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Die Schlüssel im Montafoner Wappen Vor sechshundert Jahren gab es zur gleichen Zeit drei Päpste, die sich um den Heiligen Stuhl stritten. Aber es konnte nur einer der Nachfolger von Petrus sein. Also wollten sie in Konstanz zum Konzil zusammenkommen und über die Lage der Kirche sprechen. Sogar Johannes XXIII., der Papst von Rom, machte sich auf den Weg zum Bodensee. Er wollte über den Arlberg durchs Klostertal nach Konstanz reisen. Doch in Dalaas riefen die Leute: „Die Pest ist da! Hier darf niemand durch!“ 6
Der Papst wollte aber rechtzeitig beim Konzil sein. Da fanden die Montafoner einen Ausweg. Sie bauten einen Stuhl für den Papst und trugen ihn über den Kristberg nach St. Anton im Montafon. Da gab es keine Pest. Nun konnte der Papst nach Konstanz weiterfahren. Weil die Montafoner dem Papst geholfen hatten, durften sie die päpstlichen Schlüssel im Montafoner Wappen führen.
Alina Haas, 1b
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Beim Diebschlössle
Vor langer Zeit erzählte der Bürgermeister von Stallehr, dass sein Großvater gerne auf die Jagd gegangen sei. Oft streifte der Jägersmann durch die Wälder bei Stallehr und bis nach Lorüns hinüber. Eines Tages ging er wieder einmal in den Wald, denn er wollte in der Nähe des Diebschlössles Haselhühner jagen.
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Obwohl er den Wald wie seine Westentasche kannte, verirrte er sich und lief immer tiefer in den Wald hinein. Plötzlich sah er einen schmalen Weg vor sich, der mit kleinen Steinen ausgelegt war. Diesen schönen Weg hatte er noch nie vorher gesehen. Verwundert wanderte er den steilen Weg entlang. Da stand auf einmal ein kleines Männlein vor ihm. Auf seinen verschränkten Armen lagen unzählige kleine Steinchen. Die talerförmigen Steine waren alle sorgfältig übereinander gelegt. Wie erstarrt vor Schreck blieb der Jäger stehen. Ein paar Sekunden schaute er das seltsame Männlein mit dem langen Bart
erschrocken an. Dann aber drehte er sich um und rannte eilig ins Dorf hinunter.
Dort traf er zwei Männer. Aufgeregt erzählte er ihnen, was geschehen war. Die Männer sprachen leise: „Das war bestimmt der Schlossbutz!“ Gemeinsam stiegen sie noch einmal zum Diebschlössle hinauf. Den sonderbaren Weg und das Männlein fanden sie aber nicht. „Schlossbutz“ bedeutet so viel wie „Schlossgeist.
Marie Greber und Felizitas Erhard, 2a
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Das Steinkreuz am Bartholomäberg
Bei der Kirche in Bartholomäberg steht ein uraltes Steinkreuz. Es ist so niedrig, dass es nicht einmal das Knie eines Mannes erreicht. Wie in einer Sage erzählt wird, wurde an dieser Stelle ein Sünder vom Erdboden verschlungen. Ein Bergknappe hatte einem Mädchen die Heirat versprochen. Aber er wurde ihr untreu und ging mit einer anderen. Als das Mädchen ihn zur Rede stellte, leugnete er alles und schwor: „Wenn ich die andere heirate, soll mich der Teufel holen!“
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Er war aber schon mit der Neuen auf dem Markt in Bludenz gewesen, um für die Hochzeit einzukaufen. Wenig später führte er das zweite Mädchen zum Altar. Als der Priester die Liebenden segnen wollte, stürmte der Bursch weg von seiner Braut. Er floh aus der Kirche hinaus und über den Friedhof, als ob das Böse hinter ihm her wäre und sprang über die Mauer.
Der Mesner, der ihm nachgelaufen war, sah nur noch, dass sich der Erdboden รถffnete und den Burschen verschlang. Der Teufel hatte ihn geholt. An der Stelle, wo der Bursche verschwunden war, steht heute das Steinkreuz.
Amrei Schwarzhans, 1b
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Die Litzkapelle
Eine Sage erzählt, dass in Schruns - an der Abzweigung nach Bartholomäberg - einst ein prachtvoller Birnbaum stand. Er war übervoll mit reifen Früchten. Im Herbst des Jahres 1689 trafen sich die Nachbarn zu einem Schwätzchen im Garten. Sie saßen unter einem prachtvollen Birnbaum. „So viele Birnen wie heuer trug der Baum noch nie“, sprach einer der Nachbarn. Der Bauer, dem der Baum gehörte, pflichtete dem bei und fügte hinzu: „Wenn ich erleben würde, dass dieser wundervolle Baum verdorrte, dann baue ich da, wo der Baum jetzt steht, eine Kapelle.“ Das Jahr verging und tatsächlich, der Baum trieb im Frühjahr kein Laub mehr aus. Er war verdorrt.
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Der Besitzer hielt Wort, löste sein Versprechen ein und baute eine Kapelle. Dieses Kirchlein heißt Litz-Kapelle und ist heute eine Wallfahrtskapelle.
In der Kapelle hängt ein Gnadenbild der Mutter Gottes. Auf welche Weise das Bild ins Kirchlein kam, erzählt folgende Legende. In Satteins lebten in einem Haus drei Geschwister. Das Gnadenbild lag dort viele Jahre auf dem Dachboden. Eines Tages ging einer der drei Brüder auf den Dachboden. Er war erstaunt, weil das Gnadenbild auf einmal auf der Treppenstufe stand. Aufgeregt rief er seine Geschwister herbei. Sie meinten: „Vielleicht ist jemand heimlich herauf geschlichen und hat versucht das Gnadenbild zu stehlen?“ Sie untersuchten das Haus, fanden aber keine Spuren. Nach einiger Zeit ging wieder eines der drei Geschwister auf den Dachboden und schon wieder war die Madonnenstatue auf der Treppenstufe. Die Drei kamen zum Entschluss: „Wenn das Gnadenbild noch einmal auf der Treppen stehen sollte dann, will es einen anderen Platz einnehmen.“ Nach ein paar Monaten stand das Bild tatsächlich wieder dort. Die Besitzer hielten Wort und einer von ihnen machte sich auf den Weg, um einen neuen Platz für die Statue zu suchen. So ging einer der Brüder von Kirche zu Kirche, aber keiner wollte die Madonnenstatue haben. Schließlich kam er nach Schruns zur Litz-Kapelle. Die Besitzer wollte die Statue unbedingt haben, aber der Satteinser sagte: „Ich will, dass diese Statue in einer größeren Kirche stehen soll!“ Er zog also weiter. Die Kapellenbesitzer rannten dem Besitzer nach und flehten ihn um die Statue an. Der Mann ließ sich schließlich erweichen und übergab ihnen die Statue. Seitdem steht die Madonna in der Litz-Kapelle.
Anna Becht, 1a
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Die Knappenkapelle auf dem Kristberg
Die Agatha-Kapelle, die der heiligen Agatha - der Schutzpatronin der Bergleute - geweiht ist, steht auf dem Kristberg und ist eines der ältesten Gotteshäuser im Montafon.
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Vor mehr als 500 Jahren herrschte am Kristberg emsiges Treiben. Bergknappen gruben tiefe Stollen in den Berg, um das kostbare Silbererz ans Tageslicht zu schaffen. Als eines Tages wieder ein Trupp Bergleute tief im Stollen arbeitete, stürzte
der Stollen plötzlich mit lautem Getöse ein und eine riesige Staubwolke erhob sich. Nach einer Weile legte sich der Staub und die Verschütteten bemerkten, dass es für sie keinen Ausweg mehr gab. Sie waren lebendig begraben! In ihrer Not flehten sie zum Himmel: „Gott, hilf uns! Wenn wir hier wieder lebend herauskommen, errichten wir als Dank eine Kapelle.“ In der Zwischenzeit hatten die anderen Bergknappen den Einsturz bemerkt. Mit Leibeskräften gruben sie nach den Verunglückten. Nach vielen Stunden schwerer Arbeit hatten sie es endlich geschafft. Der Stollenausgang war frei und die Verschütteten konnten endlich befreit werden. Wenig später machten sich die Knappen daran, ihr Versprechen einzulösen. Sie erbauten am Stolleneingang ein Kirchlein. Heute noch kann man an der Rückwand der Kapelle einen großen, feuchten Fleck erkennen, an dem weder Verputz noch Farbe halten. Die Leute sagen, dies sei die Stelle, wo einst die Bergleute aus dem Stollen gestiegen sind.
Amadeo Püchner, 1a
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Das Bruaderhüsli
Neben der St. Agathakirche am Kristberg führt ein schmaler, holpriger Weg zum Bruaderhüsli. Warum es das Bruaderhüsli gibt, erzähle ich jetzt: Ein Tannberger wurde mit einem Kind von seiner Frau beschenkt, aber das Kind wurde tot geboren. Mit solchen Kindern ging man früher nach Schruns in die Kirche. Sie wurden dort auf den Josefsaltar gelegt und man hoffte darauf, dass sie ein Lebenszeichen von sich gaben.
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So beauftragte der Tannberger seinen Knecht, die Leiche seines Kindes nach Schruns zu bringen. Der Knecht aber ging nur bis zum Dalaaser Wald und vergrub das Kind dort. Dem Tann-
berger sagte er, er habe das Kind in Schruns in der Kirche auf den Altar gelegt. Nach einem Jahr gebar die Ehefrau wieder ein Kind, aber es war auch tot. Da machte sich der Tannberger selbst auf den Weg. Als er beim Dalaaser Wald ein Pause machte, hörte er plötzlich eine leise Stimme: „Ätti, nimm mi o met!“ (Das bedeutet: „Vater, nimm mich auch mit!“) Der Tannberger ging zu der Stelle, wo er die Stimmer hörte und grub dort. Da sah er ein totes Kind in der Erde. Sofort wusste er, dass es sein erstes Kind war, denn er erkannte es an seinem Muttermal. Da ging er mit beiden Kindern nach Schruns. Sie wurden getauft und begraben. Dort wo das erste Kindlein vergraben war, steht heute das Bruaderhüsli.
Kathrin Feuerstein, 1b
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Der „Gspaltne Stee“
Die Sage vom „Gspaltna Stee“ erzählt von einem Grenzstreit zwischen den Montafonern und den Engadinern. Das Engadin ist ein Tal im schweizerischen Kanton Graubünden.
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In früherer Zeit gerieten die Montafoner in einen Streit mit den Bündnern, wie die Bewohner des Kantons Graubünden genannt werden. Die Bewohner der beiden Täler kamen zusam-
men, um den Verlauf der Grenze auszuhandeln. Die Engadiner behaupteten, dass ein riesiger Stein die rechte Mark, also die Grenze sei. Damit waren die Montafoner aber nicht einverstanden und nannten die Bündner Lügner. Die Schweizer baten schließlich Gott um ein Zeichen. Sie flehten, er solle ihnen helfen und zeigen, dass der Stein der Markstein sei. Bald darauf fuhr ein heller Blitz vom Himmel und spaltete den Stein. Die Engadiner und die Montafoner waren sich nun einig, dass damit Gott ein Urteil in ihrem Streit gefällt hatte. Der „gspaltne Stee“ markierte von nun an die Grenze zum Engadin.
Schülerinnen und Schüler der 2s
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Das Veltlinerhüsli
In früherer Zeit gab es eine schöne Verbindungsstraße zwischen dem Schweizer Engadin und dem Montafoner Vermunttal. Sie verband die Engadiner Orte Guarda und Lavin mit einem großen Marktplatz im Vermunt. Dieser bedeutende Viehmarkt wurde später vom Montafon ins Engadin verlegt. Der Marktplatz im Vermunt befand sich auf einem großen Ried an der Ill. Dort stand lange Zeit ein verfallenes Haus aus Stein, das von den Engadinern erbaut worden sein soll. In einem riesigen Stein fand man die Jahreszahl 1576 und das Bündtner Wappen eingemeißelt.
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Die Sage erzählt, dass sich in der Ruine hin und wieder Bütze (Geister) zu einem festlichen Mahl getroffen haben sollen. Heute liegt der Platz, an dem in früherer Zeit das Veltlinerhüsli stand, im Silvrettastausee.
Schülerinnen und Schüler der 2s
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Beteiligte Schülerinnen und Schüler Klasse: 1a Amann Rubina Lena, Bahl Linda, Becht Anna, Brahimi Martina, Dona Angelina, Feldkircher Mona, Feldkircher Nele, Hudelist Anna Kristina, Trigo y Garcia Alina Antonia, Bahl David, Barthold Pascal, Bitschnau Niklas Tilbert, Dona Simon, Durig Paul, Gottschalk Nikolai Alexej, Holzner Jakob, Köberle Matteo, Mangeng Luca, Peer Elias, Pintarelli Jonas, Püchner Amadeo Balthasar, Rumpl Johannes, Strasser Thomas Johannes, Tschann Niclas, Walser Christoph, Klasse: 1b Bitschnau Helena, Feuerstein Katrin, Fritz Lorena, Haas Alina, Netzer Vanessa, Rüdisser Maria, Sahler Alissa, Sahler Julia, Schwarzhans Amrei, Bitschnau Jakob, Bitschnau Kilian, Bitschnau Mathias, Bitschnau Peter, Brugger Niklas, Düngler Benjamin, Erhard Leon, Fritz Bernhard, Ganahl Elias, Jadouh Sami, Loretz Lysander, Pesjak Tian, Pesjak Tomi, Saler Alessio, Salzgeber David, Klasse: 2a Dönz Sabrina, Erhard Amelie, Erhard Felizitas, Greber Marie, Vallaster Kathrin, Zudrell Rebecca, Mahmoud Mohammad Hadi, Bargehr Adrian, Berthold David, Erhard Elias, Najeeb Abdul Rahman, Vallaster Martin, Zudrell Mathias, Zudrell Stephan, Klasse: 2b Barthold Julia, Fitsch Chiara, Ganahl Anna, Keßler Julia, Mangeng Laura, Präg Fabienne Maya, Vallaster Alisa, Wachter Evelyn Barac Nikola, Buono Michele-Sabato, Dona Patrick, Frischmann Noel, Greber Benedikt, Kurtovic Edi, Wachter Dominik, Klasse: 2s Czernia Carina, Hoenes Laura, Mähr Arlene, Zegg Leonie, Kapeller Brody, Kuhn Levin, Lercher Kilian, Loretz Dominik, Marxer Samuel, Spiegelberg Loic, Zudrell Moritz,
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Sagenumwobene Orte im Montafon
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