septimo - Bericht Kulturzeitschrift

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Die sechste Ausgabe des Kulturfestivals septimo beschäftigt sich mit Kulinarik, Kultur und Kunst im Tal.

„Vo altr Koscht und suram Kees“

Sura Kees: Was die Montafoner Küche speziell ausmacht, kann man in den unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten von septimo 2017 entdecken

Raffaela Rudigier

Neben der Montafoner Kultur- und Naturlandschaft steht heuer erstmals die Kulinarik im Mittelpunkt des biennalen Kulturfestivals: Wie, was und mit wem hat man früher wo gegessen, und wie steht es heute damit? Anknüpfend an die Ausstellung „Viele nährten sich mit Gras. Die letzte große Hungersnot im Montafon 1816/17“ wird somit die Ernährung zum Schwerpunkt. Was die Montafoner Küche speziell ausmacht und was es hierbei beim 6. septimo zu entdecken gibt, erklärt Michael Kasper, Leiter der Montafoner Museen: „Grundsätzlich ist Auf der Alpe Vergalda dazu zu sagen, dass die Ernährung im Montafon über Jahrhunderte auf einer Mischung von Milchprodukten und Getreide basierte. Zumeist wurden die reichlicher vorhandenen Molkeprodukte - v.a. Butterschmalz und Magerkäse - mit den wertvolleren Getreideprodukten (Getreide musste immer importiert werden) in unterschiedlichen Zusammensetzungen kombiniert. In unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten wird dies im Rahmen von septimo 2017 zum Thema gemacht werden. Neben ganz praktischen Kochkursen und Käseverkostungen gibt es Vorträge und Museumsführungen zur Hungersnot 1817 sowie Erinnerungs- und Erzählnachmittage zur Ernährung in früheren Zeiten. Auch in der Kulturlandschaft versuchen wir darüber hinaus dieser breiten Thematik auf Wanderungen nachzuspüren.“ „Rumantsch Muntafun“ Früheren Zeiten wird – zumindest sprachlich - auch in einem ganz speziellen Kurs auf die Spur gegangen: Gleich zu Beginn des heurigen septimo steht ein rätoromanischer 32

Kurs - im Zusammenhang mit den sprachlichen Überbleibseln, die im Montafoner Dialekt vorhanden sind. Michael Kasper: „Anknüpfend an die Aufnahme des ‚Montafoner Dialekts’ in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO möchten wir den Wurzeln und der besonderen Eigenheit unserer Mundart nachspüren, die sich ja vor allem wegen der zahlreichen rätoromanischen Reliktworte von den anderen Dialekten des Landes unterscheidet. Erfreulicherweise konnten wir für diesen Kurs den Präsidenten der Schweizer ‚Lia Rumantscha’ - des Verbandes aller Rätoromanischsprachigen - Dr. Johannes Flury gewinnen. Er wird uns an vier Abenden die Sprache und Kulturgeschichte des Rätoromanischen näherbringen.“ Wiegensee, Sulzfluhhöhlen und Valzifenztal Darüber hinaus gibt es wieder zahlreiche Veranstaltungen für Jung und Alt, für Einheimische und Gäste rund um die regionale Kulturgeschichte, zum kulturellen Erbe sowie zur Entwicklung des Tales. Außerdem gibt es wieder spannende Ausflüge in die Naturlandschaft. Dementsprechend finden sich die Veranstaltungsorte auch wieder vom Talbeginn bis zum Talschluss über alle Höhenstufen hinweg verteilt. „Highlights der Montafoner Kultur- und Naturlandschaft sind heuer sicher wieder die Exkursion in die Rätikon-Höhlen, Wanderungen auf der Via Valtellina in Galgenul und Gargellen sowie ein sehr anspruchsvoller, hochalpiner Ausflug in ein mittelalterliches Bergbaugebiet im Natura-2000-Gebiet Verwall. Darüber hinaus werden wir erstmals den Montafoner Sternenhimmel erkunden hoffentlich bei guter Sicht“, sagt Michael Kasper. Die Qual der Wahl Auch die sechste Ausgabe des septimo wartet wieder mit einem gewohnt üppigen Programm auf. Ideenfindung sei nach wie vor überhaupt kein Problem, bestätigt der Leiter der Montafoner Heimatmuseen: „Jedes Mal - und vor allem seit der Reduzierung auf einen 2-jährigen Rhythmus - müssen wir zahlreiche Ideen oder sogar konkrete Veranstaltungen verschieben. Es gibt zum Glück eine Fülle an Programmpunkten und Themen, die wir noch bearbeiten möchten.“ Worauf er sich persönlich am meisten freut, ist für Michael Kasper angesichts der Programmfülle immer eine schwieKultur September 2017


Landkarte Montafon 1770

rige Frage: „Am liebsten würde ich ja an allen Veranstaltungen teilnehmen, aber praktisch ist das nicht möglich und so muss auch ich Schwerpunkte setzen. Ich freue mich immer besonders auf die Montaggespräche zum Thema Heimat - heuer mit Charlotte Trippolt und Bernd Wachter, aber ebenso auf die verschiedensten Vorträge und Exkursionen, bei denen ich so viel Neues über das Montafon lerne. Ein kleines Highlight könnte das GaumenKino zum Schwerpunkt ‚Das Montafon in alten Filmen' werden.“ Kooperation von Kultur und Tourismus Erstmals wird der Kulturmonat septimo heuer als Kooperation von Heimatschutzverein Montafon und dem Montafon Tourismus ausgerichtet. „Die Kooperation zwischen Heimatschutzverein und Tourismus bestand eigentlich schon länger, denn septimo war von Anfang an als Format für Heimische und Gäste angelegt. Das haben Andreas Rudigier und Bruno Winkler, die die Veranstaltungsreihe ja als solche konzipiert haben, auch immer betont. 2017 haben wir es erstmals geschafft, wirklich gemeinsam das Programm zu erarbeiten, und beide Seiten bringen ihr jeweiliges Know-how dazu ein. Das zusätzliche Engagement von Montafon Tourismus hängt wohl ganz eng mit der neuen Markenstrategie der Destination Montafon zusammen, die ja ‚geschichtsträchtig' als einen besondere Eigenschaft des Montafons definiert“, s agt Michael Kasper. Ein Festival für Gäste und Einheimische An der Ausrichtung sowie an der Programmierung des Festivals ändere sich dabei allerdings nichts: „Nein, die inhaltliche Konzeption liegt weiterhin beim Heimatschutzverein Montafon. Wir unterscheiden dabei nicht nach Zielgruppen. Unsere Formate sollen sowohl Heimische wie auch Gäste ansprechen, idealerweise sogar beide zugleich.“ Dies sei in der Vergangenheit bisher auch immer gut gelungen: „Wir stellten bei den bisherigen septimo-Festivals fest, dass besonders langjährige Montafoner Stammgäste Interesse für unsere Veranstaltungen zeigen. In Zahlen ist ein Verhältnis schwierig auszudrücken, denn natürlich eignen sich manche Formate eher für Gäste, andere sprechen eher Heimische an. Auch ist schwer abzugrenzen, wer denn nun Gäste sind: Ein erheblicher Anteil der Besucherinnen und Besucher stammen aus � Vorarlberg außerhalb des Montafons.“

Kultur September 2017


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