moritz das greifswalder studentenmagazin No. 63 - Mai 2007
Absolut delikat
Der Semesterbeginn in der Germanistik
Neue StuPa-Legislatur +++ Interview Prof. Heyo Kroemer +++ Germany´s Ex-Topmodel layout_moritz_63 final.indd 1
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IMPRESSUM Redaktion & Geschäftsführung: c/o AStA Greifswald, Domstraße 12, 17487 Greifswald Tel: 03834/861759, Fax: 03834/861756 E-Mail: moritz@uni-greifswald.de www.moritz-magazin.de Geschäftsführer: Christin Kieppler Stellvertreter: Carsten Mielsch Anzeigen: Christin Kieppler, Carsten Mielsch Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Uwe Roßner Stellvertreter: Stephan Kosa Hochschulpolitik: Maria Trixa Feuilleton: Björn Buß Universum: Judith Küther Nachrichten: Sarah Bechimer Redakteure: Saskia Arnold (sn), Björn Buß (bb), Sarah Bechimer (sb), Kai Doering (ring), Maximilian Fleischmann (mpf), Arvid Hansmann (aha), Anke Harnisch (keh), Robert Heinze (rh), Malwina Hilbrand (mh), Stephan Kosa (kos), Uli Kötter (uli)), Ina Kubbe (ik), Johannes Kühl (jk), Frauke Kibscholl (keki), Judith Küther (juk), Uta-Caeilia Nabert (ilia), Martina Pape (mp), Grit Preibisch (grip), Anne Regling (ar), Uwe Roßner (ur), Robert Tremmel (bert), Maria Trixa (mt), Maria-Silva Villbrandt (msv) Freie Mitarbeit: Andreas Braml, Esther MüllerReichenwallner, Marc Tanzmann
EDITORIAL ,
Geneigte Leser, wir heißen Euch in der neuen Ausgabe des moritz-Magazins willkommen. Der Sommer scheint nun wirklich und endlich da zu sein. Aber neben diversen Aufenthalten unter der wärmer werdenden Sonne haben wir auch ein wenig gearbeitet. Euch interessante Geschichten und Hintergründe aus der Uni und ihrer Umgebung aufzuarbeiten, das war ein weiteres Mal unsere selbstverordnete Aufgabe.
Wir widmeten uns also unter anderem dem Problem, dass in der Germanistik die Dozenten knapp werden. Dort fällt in diesem Semester ein Großteil der Vorlesungen aus, wovon Hauptfach- und Lehramtstudenten sowie diejenigen betroffen sind, die Deutsch als Fremdsprache studieren. Wir haben Professor Heyo Krömer, den Dekan der Medizinischen Fakultät interviewt, um herauszufinden, was auf die Medizin in Greifswald zukommt und warum er nicht dem Ruf ans Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg gefolgt ist. Drei moritz-Redakteure haben das Hochschulpolitische Wochenende des neu gewählten StuPa begleitet, dieses wird ebenfalls in einem Schwerpunkt behandelt. Weiterhin haben wir uns dem Bürgerentscheid zum Verkauf von WVG-Anteilen gewidmet. Im kulturellen Teil des Magazins erwarten Euch spannende und interessante Artikel zur ersten Fête de la Musique in Greifswald, einer Aufführung des Tagebuchs der Anne Frank durch das Theater Vorpommern und vieles mehr. Die Ersti-Woche und der Greifswalder CityLauf fanden ebenso unsere Beachtung. In unser aller Sinne mit sonnigen Grüßen,
Gestaltung: Björn Buß, Judith Küther, Stephan Kosa, Uwe Roßner, Kevin Suckert Titelbild: Kevin Suckert (Layout), Uwe Roßner (Foto) Tapir: Kai-Uwe Makowski Herausgeber: Studierendenschaft der Universität Greifswald (vertreten durch das Studierendenparlament, Domstraße 12, 17487 Greifswald) Druck: Druckkaus Panzig, 17489 Greifswald moritz, das Greifswalder Studentenmagazin, erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren.
Arndt des Monats
Die Redaktion trifft sich während des Semesters donnerstags um 18 Uhr in der Wollweberstraße 4.
Und was ist der Haß, was ist denn Abneigung gegen ein fremdes Volk? Ihr wisset nicht, was Ihr scheltet. So ist die Beschränktheit des einzelnen Menschen und des ganzen Volkes, daß sie nicht alles dürfen, daß sie nicht alle Triebe, Kräfte, Gelüste, Fertigkeiten, Anlagen der ganzen Welt in sich tragen [...] dürfen. Wenn ich sage, ich hasse den französischen Leichtsinn, ich verschmähe die französische Zierlichkeit, mir mißfällt die französische Geschwätzigkeit und Flatterhaftigkeit, so spreche ich vielleicht einen Mangel aus, aber einen Mangel, der mir mit meinem ganzen Volke gemein ist. Ebenso kann ich sagen: Ich hasse den englischen Übermut, die englische Sprödigkeit, die englische Abgeschlossenheit. Diese gehaßten und verachteten und getadelten Eigenschaften sind an sich noch keine Laster, sie hängen bei den Völkern, die sie tragen, vielleicht mit großen Tugenden zusammen, die mir und meinem Volke fehlen. [E.M. Arndt: „Geist der Zeit“, 4. Teil, Leipzig o.Jg., 5. Kapitel, Seite 157]
Redaktionsschluß der nächsten Ausgabe ist der 30. Mai 2007. Die nächste Ausgabe erscheint am 13. Juni 2007 Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr!
Es gibt in jeder Ausgabe des moritz den „Arndt des Monats“, in dem das jeweils angeführte Zitat Ernst Moritz Arndts einen kurzen, aber erschreckenden Einblick in die Gedankenwelt dieses Mannes geben soll.
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editorial
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INHALT
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StuPa-Präsident Frederic Beeskow
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Leere Stühle in der Germanist
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61. Greifswalder Bachwoche
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Sehsüchte 2007
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Hochschulpolitik Neue Struktur der Philosophischen Fakultät Neue Legislatur Interview StuPa-Präsident Frederic Beeskow Bürgerentscheid WVG-Verkauf AStA-Referat für Finanzen, Leserbrief Interview Prof. Heyo Kroemer Fehlende Dozenten der Germanistik
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Feuilleton Bachwoche, Konzert: Brot für die Welt Neuauflage des Örtlichen Telefonbuchs für Greifswald Klangrede, Musiktheater im IkuWo: Klein statt leben Studentisches Filmfestival „Sehsüchte“, Fête de la Musique Theater: TanZZeit 2007, Warum die Liebe hinfällt Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen, Anne Frank CDs: Manic Street Preachers, Various Franz Liszt, Travis
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INHALT
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„Rummelplatz“ von Werner Bräunig
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Zatoichi meets Yojimbo
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Geschichtsschreibung
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Zielsichere BBUL
Feuilleton Bücher: Die Aufarbeitung der Vergangenheit, Wie die Hippies Hollywood retteten Thomas Mann und die Musik, Rummelplatz DVD: Hiroshi the Freeloading Sex Machine, Man muss mich nicht lieben Zatoichi meets Yojimbo, Pentamagica Kino: 300, Shooter The Reaping
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Universum Der 8. Mai und seine Geschichte/n, Feilschen um Kita-Plätze Der mittägliche Aufschlag, Internationale Messe des AAA Medizinische Versorgung in ländlichen Regionen, Ersti-Woche Citylauf, BBUL - Basketball in Greifswald m. trifft... Tonia Michaely Sudoku Tapir
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Sonstiges Editorial, Arndt des Monats, Impressum AStA, StuPa, Kurznachrichten
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AStA
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Allgemeiner Studierendenausschuss Domstraße 12. Telefon: 03834/861750 oder 861751 Fax: 03834/861752 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Internet: www.asta-greifswald.de
Vorsitzende/r: Alexander Gerberding vorsitz@asta-greifswald.de Co-Referent/in für Partnerkontakte, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Anja Goritzka presse@asta-greifswald.de Co-Referent/in für Internet und Technik: Eric Bernstein internet@asta-greifswald.de Referent/in für Hochschulpolitik: n.n. hopo@asta-greifswald.de Referent/in für Fachschaften und Gremien: Thomas Schattschneider fachschaften@asta-greifswald.de Referent/in für Finanzen: Martin Hackober finanzen@asta-greifswald.de Co-Referent/in für Buchung und Beschaffung: Eric Kibler buchung@asta-greifswald.de Co-Referentin für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: n.n. nachhaltig@asta-greifswald.de Referent/in für Soziales, Wohnen und Gleichstellung: Alexander Schulz-Klingauf soziales@asta-greifswald.de Co-Referentin für BAföG und Studienfinanzierung: Mirko Wahlen bafoeg@asta-greifswald.de Referent/in für Studium und Lehre: Kristina Kühn studium@asta-greifswald.de Co-Referent/in für Studierendenaustausch und Internationalisierung: Monika Peiz austausch@asta-greifswald.de Co-Referent/in für Evaluation und Hochschulentwicklung: André Kaminski evaluation@asta-greifswald.de Referent/in für Kultur und Erstsemesterwoche: Christian Bäz erstsemester@asta-greifswald.de Autonome/r Referent/in für Swulle, Lesben und andere sexuelle Ausrichtungen (queer): Patrick Leithold queer@asta-greifswald.de Autonome/r Referent/in für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten: Moritz von der Wense behindertenreferat@asta-greifswald.deAutonome/r Referent/in für Ausländerfragen: Ewelina Kierzkowska auslaenderreferat@asta-greifswald.de
StuPa
Studierendenparlament der EMAU Präsidentin: Frederic Beeskow Stellvertreter: Philipp Kohlbecher, n.n. E-Mail: stupa@uni-greifswald.de Internet: stupa.uni-greifswald.de
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KURZNACHRICHTEN Umzug
Einschränkung
Am 2. Mai eröffnete die neu eingerichtete Bereichsbibliothek Am Schießwall. Damit ist der Umzug der Bestände der Rechtwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Philosophie und Politikwissenschaft abgeschlossen. Sämtliche Fachliteratur ist nun nicht mehr auf die Häuser der Zentralen Universitätsbibliothek und Fachbibliotheken aufgeteilt. Lediglich die Lehrbuchbestände sind vorläufig noch an ihrem bisherigen Standort zu finden. Auch neu ist die Möglichkeit der Ausleihe von bisher standortgebundenen Ausgaben. Die Bibliothek Am Schießwall wird in der Woche von 8 Uhr bis 21 Uhr geöffnet sein und samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr. Ausleihen können nur Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 16 Uhr vorgenommen werden.
Das mit der Einführung der Bachelorund Masterstudiengänge angestrebte Ziel, die Mobilität der in Deutschland immatrikulierten Studierenden zu erhöhen, wird verfehlt. Diese Bilanz zog die Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) in der April-Ausgabe der Zeitschrift „Forschung & Lehre“ anlässlich der am 17. und 18. Mai in London stattfindenden Zwischenkonferenz zur Umsetzung der Vereinbarungen von Bologna. Studierende und Forscher sollten mobiler und flexibler werden, da Internationalisierung ein Reformschrittmacher für die Entwicklung und Modernisierung des Hochschulwesens wäre, lautete 1999 die Devise des Bologna-Prozesses, der bis zum Jahre 2010 einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum schaffen sollte. Doch in Deutschland würden Auslandsaufenthalte nur von einem geringen Teil der Studierenden absolviert und meist nur dann, wenn sie laut Prüfungsordnung vorgeschrieben sind, so die Ergebnisse der HISStudie. Auch die innerdeutsche Mobilität sei aufgrund der als hoch empfundenen Arbeitsbelastung und des eingeschränkten Freiraums innerhalb des Studiums deutlich geringer sein, als die der Kommilitonen aus traditionellen Studiengängen, heißt es weiter.
Protest Im Rostocker IGA-Park findet am 7. Juni anlässlich des vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm stattfindenden G8Gipfels eine Kulturveranstaltung unter dem Motto „Music & Message“ statt. Hinter dem Titel P8 (Poor 8) verbirgt sich eine Protestkundgebung mit musikalischen Botschaftern und Rednern aus acht stellvertretend ausgewählten Entwicklungsländern. Unterstützt wird die Veranstaltung der Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ von Bono (U2) und Herbert Grönemeyer. Von 14 Uhr bis voraussichtlich 20 Uhr werden die Staaten der G8 mit Kurzfilmen, Vorträgen und musikalischen Live-Acts zu mehr entwicklungspolitisches Engagement aufgerufen. Die auftretenden Künstler wie Seeed, Die Fantastischen Vier, Sportfreunde Stiller und andere verzichten auf ihre Gage. Tickets sind deshalb für lediglich 2,50 Euro Bearbeitungsgebühr seit dem 2. Mai zu erhalten. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 75.000 Besuchern.
Anmeldung Im Zeitraum vom 7. bis zum 20. Mai müssen die Prüfungsanmeldungen für das Sommersemester 2007 erfolgen. Diese können sowohl auf dem herkömmlichen Wege als auch elektronisch vorgenommen werden. Ein Rücktritt von den Prüfungen ist ohne Angabe von Gründen dann noch bis zum 3. Juni möglich. Bei Fristversäumnissen können Prüfungen erst im Wintersemester 2007/08 abgenommen werden.
Gezählt Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität hat zum aktuellen Sommersemester 2007 trotz allgemein sinkender Studierendenzahlen 730 neue Studierende begrüßen können. Insgesamt sind derzeit 10.515 Studenten an der Hochschule Greifswald eingeschrieben. Das sind 268 Studenten weniger als zu Beginn des Wintersemesters im Oktober 2006. siehe auch Seite 34
Für die Stadt nicht bindend Das vorläufige Endergebnis des Bürgerentscheides über den Verkauf eines Minderheitenanteiles der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH (WVG) erreichte keine Bindung der Greifswalder Bürgerschaft an dem Willen der Bürger. Bei einer Wahlbeteiligung von 22, 12 Prozent stimmten 85, 86 Prozent der Bürger gegen und 14, 14 Prozent für einen Anteilsverkauf.
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STRUKTURVERÄNDERUNG
hochschulpolitik
Rettungsprogramm
Die Philosophische Fakultät wird umstrukturiert In der Germanistik verschwinden Professoren und mit ihnen notwendige Veranstaltungen (siehe auch Seite 16), die Studien-gänge Gräzistik und Latinistik werden nicht erst, wie laut Zielvereinbarung beschlossen, 2008 geschlossen sondern schon ab diesem Semester, die Romanistik und Sportwissenschaft hat dieses Los schon getroffen und die Anglistik wird drastisch eingekürzt, alles in allem keine schönen Aussichten für die Zukunft einer Philosophischen Fakultät an der EMAU. Die soll es aber geben. Daher beschloss der Fakultätsrat auf seiner Sitzung am 28. Februar die Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät. Was wird das konkret bedeuten? Bisher besteht die Philosophische Fakultät aus 15 Instituten inklusive der drei auslaufenden Studiengänge Romanistik, Sportwissenschaft sowie die Altertumswissenschaften Gräzistik/ Latinistik. Diese sind in der ganzen Stadt verteilt, in jedem Institut gibt es ein Sekretariat und eine eigene Fachbibliothek. Drittmittel werden unabhängig voneinander beantragt. Im Prinzip kocht ein jeder sein eigenes Süppchen. Das gelingt nicht immer so gut. Denn an einigen Situationen wird sich nichts ändern. So werden weiterhin Stellen abgebaut, be-dingt durch die Zielvereinbarung zwischen Land und Hochschule. Ein immer kleiner werdendes Institut hat aber wenig Chancen auf große Fördergelder. Zusammengelegte Fremdsprachen “Mein Ziel ist ein besseres Miteinander zwischen den einzelnen Instituten”, sagt Professor Matthias Schneider, Dekan der Philosophischen Fakultät. Das soll durch Zusammenschlüsse verschiedener Institute zu neuen Einheiten erreicht werden bzw. durch Kürzung der jetzigen Institutsanzahl. So wird die Fakultät zunächst in drei
Bereiche gegliedert: Der Erste beinhaltet die Philologie, der Zweite Geschichte und Kultur und der dritte Bereich umfasst die Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Dabei dürfte die größte Umstellung die Philologien treffen. Die derzeit sieben Institute werden auf zwei reduziert: Die Germanistik bleibt als eigenständiges Institut bestehen, mit eingegliedert auch Deutsch als Fremdsprache (DaF). Im anderen Institut werden die fremdsprachigen Studiengänge gebündelt. Das betrifft Anglistik, Baltistik, die Nordischen Sprachen Fennistik und Skandinavistik und auch die Slawistik. In der Praxis bedeutet das den Umzug an einen gemeinsamen Standort. Die jetzigen Gebäude sind alt und verbrauchen hohe Wärmekosten. So gesehen ist ein Auszug in jedem Fall unvermeidbar und der Einzug in die frei werdenden Kliniken in der FriedrichLöffler-Straße beschlossene Sache. Ein künftiges Institut für Fremdsprachen wird in der Chirurgie zu finden sein. André Kaminski, AStA-Referent für Evaluation und Hochschulentwicklung sieht der Zusammenlegung prinzipiell optimistisch entgegen. Er verspricht sich eine professionellere Organisation innerhalb des Instituts und eine besser funktionierende Infrastruktur. “Momentan hat beispielsweise das Sekretariat der Anglistik morgens von halb zehn bis halb elf geöffnet. Eine Stunde reicht bei weitem nicht aus”, sagt er. Ähnlich mager sieht es mit den Öffnungszeiten der Fachbibliotheken aus. Die wird es in der künftigen Fakultät nicht mehr geben. In die Hinterhofbauten der Chirurgie soll eine gemeinsame Bibliothek für Geisteswissenschaften entstehen, die dann weniger Mitarbeiter benötigt aber länger geöffnet werden kann. Die Universitätsbibliothek auf dem Beitz-Campus wird dann für die Naturwissenschaften vorbehalten sein, die sowieso schon dabei sind, dort hinzuziehen. “Dann braucht ein Student, der sich mit vergleichenden Literaturwissenschaften
beschäftig, nicht mehr vom Standort Slawistik zum Standort Anglistik zu laufen”, sagt Professor Schneider. Bleibt abzuwarten, ob in einem so großen Institut auch jene fast familiäre Atmosphäre kleinerer Institute, wie zum Beispiel bei den Fennisten und Skandinavisten, erhalten bleiben kann. Andererseits können die Studenten durch die räumliche Nähe auch einen besseren Blick für Aktivitäten der anderen Fremdsprachen bekommen. Das jedenfalls ist die Intention der Ideengeber. Hoffnung für Lehrämter Keine großen Änderungen wird es im Bereich Geschichte und Kultur geben. Das Caspar-David-Friedrich-Institut wird weiterhin eigenständig bleiben, ebenso Philosophie und das Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Da die Ur- und Frühgeschichte geschlossen wird, bleibt vom Historischen Institut noch die Geschichte. Diesem vierten Institut in diesem Bereich sind alle ihre Ausdifferenzierungen (Alte, Neue, Neuere Geschichte) eingegliedert. Von vier auf drei Institute wird der Bereich der Sozial- und Verhaltenswissenschaften kompensiert. Politikwissenschaft und Kom munikationswissenschaft bilden das Erste, ein Zweites umfasst die Psychologie und Erziehungswissenschaften. Eine Neuerung wird das Institut für Bildungswissenschaften sein. “Es soll eine Anlaufstelle für Lehramtsstudierende bilden”, formuliert Professor Schneider die Aufgabe eines solchen Instituts. Momentan gibt es zwar ein Zentrum für die Lehrerbildung, welches sich aus allen Fakultäten zusammensetzt, doch das geht vom Rektorat aus und ist damit einer unklaren Rechtslage ausgesetzt. Es kann keine Gelder beantragen und muss auch nicht zwingend beachtet werden, wenn es um
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STRUKTURVERÄNDERUNG/PARLAMENT
hochschulpolitik
Stellenbesetzungen oder ähnliches geht. Da mittlerweile bis auf die Geografie und Religion ein Lehramtsstudium nur noch an der Philosophischen Fakultät möglich ist, bietet sich ein eigens für dieses Gebiet zuständiges Institut hier an. Mitglieder sollen aus der Erziehungswissenschaft, der pädagogischen Psychologie und den einzelnen Fachdidaktiken kommen. Sie werden eine Doppelmitgliedschaft eingehen. So können sie weiterhin mit den jeweiligen Fachvertretern zusammenarbeiten und gleichzeitig Ansprechpartner für die Lehramtsstudierenden sein. Die Hauptaufgabe soll in der Organisation dieser Studiengänge liegen. Außerdem bekommt ein Bildungsinstitut mehr Kompetenzen und Befugnisse, kann also bei Stellenbesetzungen nicht einfach übergangen werden. Gesundheitsprävention Eine Neuerung wird in den nächsten Monaten in Gang gesetzt: Eine Stellenausschreibung für eine Professur der Gesundheitsprävention, die ab dem 1.April 2008 besetzt werden soll. Diese Stelle betrifft den Schwerpunktbereich der Gesundheitsw issenschaften. Was das bedeuten soll, kann bisher niemand richtig erklären. Irgendwie wird es wohl an Bereiche anknüpfen, die vorher durch die Sportwissenschaften abgedeckt wurden. Hier hapert es noch mit konkreten Vorstellungen. Ignoriert werden darf der Bereich allerdings nicht - die Zielvereinbarung ist mal wieder Schuld. Außerdem: Das Land Mecklenburg-Vorpommern wirbt für sich als Gesundheitsland. Da müssen wohl auch die Hochschulen ihren Teil leisten. Bis 2011 umgesetzt So sieht also eine Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät im Kompromiss mit der Zielvereinbarung zwischen der Greifswalder Hochschule und dem Land Mecklenburg-Vorpommern aus. Ob tatsächlich alle positiven Veränderungen eintreten und die Fakultät in räumlicher Nähe besser und interdisziplinärer zusammenarbeiten wird, wird sich in der Praxis zeigen. Die heutigen Studierenden dürften dann allerdings davon nicht mehr viel mitbekommen. Die endgültige Umsetzung ist für die Jahre 2010/11 angedacht. mt
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Klappe, die erste
Die neue Legislatur des StuPas beginnt In einem Jahr wird die Wahlbeteiligung bei den Gremienwahlen sprunghaft in die Höhe getrieben worden sein, jeder Student wird wissen was das StuPa ist und wie es arbeitet, außerdem wird dem Hochschulsport mehr Beachtung geschenkt und die Einrichtung eines neuen Medien- und Kulturhauses (MuK) vorangetrieben.
erneute Kandidatur. Sie wollte angeblich nur ohne Gegenkandidatur antreten. „Das stimmt“, bestätigt sie. Da sie im Sommer ihr Studium beenden werde, plante sie einen Nachfolger zum Herbst noch in das Amt einzuführen.
StuPa-Wochenende in Barth
Christian Bäz appellierte an eine bessere Sitzungsdisziplin und kritisierte damit offen die Arbeit des letzten Präsidiums. Er trat mit klaren Vorstellungen an. Weniger positiv wurde sein erst Ende der letzten Amtszeit erfolgter Wechsel vom AStA-Co-Referat für Wirtschaft und Nachhaltigkeit in das Referat für Kultur- und Erstsemesterwoche aufgenommen. Und am Wahlergebnis zeigte sich, dass zu viel Flexibilität manchmal auch schaden kann. Zehn mal ja, zehn mal nein und drei mal Enthaltung. Knapp, aber nicht gewählt.
Die neue Legislatur des StuPa hat begonnen. Zur Ankurbelung der Produktivität, Findung neuer Ideen und Einblicke in die Arbeit des Parlaments trafen sich vor allem diejenigen StuPisten, die zum ersten Mal im Parlament sitzen, ein Wochenende lang in Barth. Das sind immerhin 11 frische Winde gegen 16 Alteingesessene. Vielleicht können die oben genannten Vorhaben
Christian Bäz
Nicht bestätigt
Beratungen in der Pause
nicht vollends umgesetzt werden, doch zur Untätigkeit werden sie das StuPa keinesfalls verdammen. Erste Hürden überwunden Bis es soweit kam, mussten allerdings einige Hürden umschifft werden. Fast sogar spannend mit einem Wahlkampf um das Amt des Präsidenten begann die erste Sitzung am 17. April. Hier kamen insgesamt drei Kandidaten zur Sprache: Kathrin Berger, StuPa-Präsidentin der letzten Legislatur; Christian Bäz, seit langem in hochschulpolitischen Gremien vertreten und der schließlich gewählte Frederic Beeskow. An einem konkurrierenden Wahlgang scheiterte die überraschende Ablehnung Kathrin Bergers auf eine
Mit einer solchen Situation hatte man nicht gerechnet und ging erst einmal in die Sitzungspause. Noch saßen die Mitglieder konstituierend zusammen, denn ein StuPa ohne Präsident ist handlungsunfähig. Die Lösung wurde anschließend mit Frederic Beeskow gewählt. Vorläufig steht der Rest des Präsidiums zunächst mit Philipp Kohlbecher, der diese Legislatur allerdings nicht zu Ende führen wird. Die dritte freie Stelle des Präsidiums wird bis zur nächsten Ausgabe des moritz besetzt sein. Wenn dann Ruhe in das Präsidium einkehrt und hoffentlich bleibt, werden wir sehen, wie schnell die vorgenommenen Ziele angegangen werden. mt
Noch unvollständiges Präsidium
Fotos (2): Uwe Roßner
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POSTENVERGABE hochschulpolitik
Neue Ziele
StuPa-Präsident Frederic Beeskow im Interview ich einen richtigen Wahlkampf ankurbeln, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Und ich möchte dafür sorgen, dass sich noch mehr Kandidaten zur Wahl stellen.
„Darauf freue ich mich“
moritz:Hast Du schon konkrete Ideen wie Du Deine Pläne verwirklichen kannst? FB: Ich stelle mir vor, eine Arbeitsgemeinschaft (AG) einzurichten, die sich damit auseinandersetzt wie wir den Bekanntheitsgrad des StuPa und damit auch das Interesse an unserer Arbeit und den Wahlen steigern können. Diese AG soll sich aus Mitgliedern des Parlaments und der studentischen Medien zusammensetzen, denn ich denke, ein solches Vorhaben kann vorrangig nur aus der eigenen Initiative heraus funktionieren.
Foto: Foto: Johannes Küther Foto:Judith UweKühl Roßner
Während des StuPa-Wochenendes in Barth, traf moritz Frederic Beeskow, den neuen Präsidenten des Studierendenparlaments (StuPa). Der 28-Jährige studiert im achten Semester Philosophie und Politikwissenschaft auf Magister.
moritz:Frederic, dieses Jahr sitzt Du zum zweiten Mal als gewähltes Mitglied im StuPa. Hast Du noch andere Erfahrungen in diesem Bereich gemacht? Frederic Beeskow (FB): Ich habe im Jahr 2004 angefangen, mich außerhalb meines Studiums zu engagieren und war zunächst an der Neugründung des Fachschaftsrates Philosophie beteiligt. Seit dem Sommersemester 2006 bin ich auch dessen Vorsitzender.
moritz: Warum hast Du Dich so kurzfristig entschieden für das Amt des StuPaPräsidenten zu kandidieren? FB: Die Entscheidung, mich zur Wahl zu stellen, hatte ich ursprünglich nicht geplant
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hochschulpolitik
und kam auch für mich im Nachhinein sehr überraschend. Nachdem der ursprüngliche Anwärter keine Stimmenmehrheit erreichte, stand das StuPa ohne Präsidenten da und befand sich in einer spannenden, aber eben auch handlungsunfähigen Position. Daraufhin wurde ich von einigen Vertretern des Parlaments auf eine mögliche Kandidatur angesprochen . Um eine funktionierende Arbeit des StuPa zu gewährleisten, stellte ich mich zur Verfügung.
moritz: Mit welchen Zielen und Vorstellungen gehst Du jetzt in Deine neue Aufgabe hinein? FB: Als wichtigsten Ausgangspunkt für meine Arbeit sehe ich die Trennung von Amt und Mandat, sowie auch die Erhöhung der StuPisten-Anzahl von ehemals 21 auf 27 Vertreter, die mit Beginn der diesjährigen Legislatur zum ersten Mal rechtskräftig wird. Die dadurch entstehenden Veränderungen werden allerdings erst bei der nächsten Wahl in einem Jahr richtig greifbar. So will
moritz:Das StuPa hat als Legislative der studentischen Selbstverwaltung eine Kontrollfunktion gegenüber der Exekutive, dem AStA. Wie siehst Du der Zusammenarbeit entgegen? FB: Der AStA wird in diesem Jahr viel handlungsfähiger, da es aufgrund der Trennung von Amt und Mandat keine Doppelfunktionen geben wird. Also kann kein StuPist gleichzeitig Referent beim AStA sein und umgekehrt. Darauf freue ich mich. Diese tolle Chance möchte ich nutzen und vor allem unter Beweis stellen, dass dadurch die Arbeit in beiden Gremien besser und strukturierter abläuft und sich letztendlich positiv für den einzelnen Studierenden bemerkbar macht. moritz:Welche Haltung nimmst Du zu den in der letzten Legislatur häufig kritisierten langen und teilweise sehr ausschweifenden Diskussionen ein? FB: Das wirkt für den Zuschauer sehr langweilig, aber es ist nötig und von Vorteil für uns, dass wir diese Zeit haben. Für die meisten Themen oder Anträge reichen fünf Minuten einfach nicht aus, um eine tragbare Lösung für alle zu finden. Wir müssen auch die möglichen Auswirkungen auf einzelne Institutionen betrachten. Das kann bei einem zu vorschnell gefassten Beschluss schnell vergessen werden. moritz:Vielen Dank für das Gespräch! FB: Gerne wieder! mt
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WOHNEN hochschulpolitik
Formal rechtswidrig Der Bürgerentscheid zur WVG
Das Studierendenparlament ist das legislative Organ der Studierendenschaft. Seine Entscheidungen bekunden die Meinung der Wähler. Zu jeder Sitzung beschliessen die Mitglieder jeweils die Tagesordnung. Auf der zweiten Versammlung in der neuen Legislatur berieten die 27 Mitglieder des studentischen Gremiums über einen Antrag zum möglichen WVG-Anteilsverkauf. Der AStA-Vorsitzende Alexander Gerberding, Alexander Schulz-Klingauf (AStA-Refrent für Soziales, Wohnen und Gleichstellung) und der StuPist Florian Bonn reichten ihn ein. Nach einer kurzen Diskussion erfolgte die Abstimmung zur Aufnahme auf die Tagesordnung. Die Mehrheit widersprach dem Begehr. Begründung: das politische Mandat der Studierendenschaft ließe das nicht zu.
AStA-Vorsitzende Alexander Gerberding. In erster Linie würde dies all jene treffen, die als Studierende einen Vertrag mit der Gesellschaft geschlossen haben. Bedenklich Am 6. Mai stand die Anteilsveräußerung zur Abstimmung. Per Post gingen die Wahlbenachrichtigungen an die Haushalte. Dabei lautet die Frage:
Daseinsvorsorge dienen und nicht dem Gesetzes des Marktes unterliegen. Ziel sei es, nach dem Sozialstaatsprinzip, jedem Bürger bezahlbaren und sicheren Wohnraum zu bieten. Doch ob und wie sich die Mietpreise entwickeln, wäre im Falle des Erfolges eines Verkaufs der WVG-Anteile nicht vorhersehbar. Alexander Schulz-Klingauf sah aus formalen Gründen heraus dem Bürgerentscheid beunruhigt entgegen. „Die zur Abstimmung
Der Hauptsitz der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft WVG
Der Bürgerentscheid Zu Beginn des Jahres beschäftigte sich die Greifswalder Bürgerschaft mit dem Verkauf von Anteilen der Wohnungsba ugenossenschaft. Der Erlös sollte dem Abbau von Schulden der Stadt zugute kommen. Während des Prüfverfahrens wurde durch die im kommunalen Parlament vertretenen Parteien ein Antrag gestellt, den Anteilsverkauf in Form eines Bürgerreferendums zur Abstimmung zu stellen. Doch anstatt eines ursprünglichen Anteils von 24,9 Prozent sind es 49,9 Prozent geworden. Bereits Ende Februar sorgte sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in der laufenden Debatte um die Stabilität der WVG-Mietpreise. Diese Beobachtung teilte das Gremium in einem Brief an die Bürgerschaftsvertreter mit. Denn Greifswald rangiert bereits jetzt bei den Mieten auf Platz drei innerhalb der ostdeutschen Hochschulstädte. „Bei einer Arbeitslosigkeit von annähernd 20 Prozent und einem hohen Anteil an Studierenden mit geringem Einkommen sollte der erhebliche Bedarf an preiswertem Wohnraum weiterhin abgedeckt werden“, erklärte darin Alexander Schulz-Klingauf, AStA-Referent für Soziales, Wohnen und Gleichstellung. Daher sei dem Anteilsverkauf mit Skepsis zu begegnen. „Der Verkauf der WVGAnteile kann für die Mieter unabsehbare Mehrbelastungen zur Folge haben“, so der
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Foto: Uwe Roßner
Soll die Universitäts- und Hansestadt Greifswald auf die Möglichkeit der Schuldenreduzierung durch den Verkauf eines Minderheitsanteils der Wohnungsbauund Verwaltungsgesellschaft mbH (WVG mbH) verzichten? Dennoch ist der Entscheid keine Sonntagsfrage. Selbst wenn die Stadt den Mehrheitsanteil hält und 25 Millionen Euro kurzfristig zur Schuldentilgung erhält, bleibt Einiges offen. Sozial verträglich? Freiburg konnte beispielsweise durch den Verkauf von Anteilen gute Erfahrungen verzeichnen. „Aber mehrheitlich ist dem nicht so“, gibt Alexander Schulz-Klingauf zu Bedenken. Denn andernorts blieben die Mieten nicht gesichert und Banken hätten das Interesse, rasch in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dem widerspricht der bisherige Auftrag kommunaler Wohnungsgesellschaften. Sie sollen der
stehende Frage ist eine Suggestivfrage.“ Laut Paragraph 15 der Kommunalverfassung darf die Form des Bürgerbegehrens nur mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zwar stehen beide Optionen zum Ankreuzen zur Wahl, aber eine suggestive Formulierung des Entscheids ist laut Gesetzestext nicht zulässig. Dies würde die freie und sachliche Willensbildung des Bürgers gefährden. Doch dem nicht genug. „Jetzt brauchen wir 25 Prozent der Bürger, damit der Entscheid für die Bürgerschaft bindend ist“, sagt der AStA-Referent für Soziales, Wohnen und Gleichstellung. Dafür und für eine stärker sachbezogene Diskussion in der Hanseund Universitätsstadt warb er mit Flyern in der Mensa in der Woche vor der Wahl. Somit möchte er im Sinne der im Landeshochschulgesetz verankerten Aufgabe der Studierendenschaft agieren. Darin sieht das politische Mandat ein Eintreten für die sozialen und wirtschaftlichen Belange Studierender vor. ur
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HAUSHÄLTER/LESERBRIEF
hochschulpolitik
Ein Herz für Zahlen
Finanzreferat des AStA ist ausgeschrieben Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist die ausführende Gewalt der Studierendenschaft. Dessen Referenten werden per Wahl nach einem Bewerbungsverfahren durch die Angehörigen des Studierendenparlaments (StuPa) in jeder Legislatur neu ernannt und gehen dann mit ihm ein Arbeitsverhältnis ein. Für ihre geleistete Tätigkeit im jeweiligen Referat erhalten sie eine festgesetzte Aufwandsentschädigung. Seit der StuPa-Sitzung vom 24. April sind die Bewerbungstexte und die Vergütungsbeiträge für den AStA und die studentischen Medien beschlossen und hängen seitdem öffentlich aus. Gute Betreuung garantiert Nach zweimaliger Amtsbekleidung tritt Martin Hackober nicht mehr für das Finanzreferat des AStAs an. Der gewählte Parlamentarier sucht für seinen Bereich neue Bewerber. Denn die Nachfolgerin oder der Nachfolger erwartet ein spannender Aufgabenbereich. Denn wer möchte nicht über die Gelder für ein Wissen rockt-Konzert,
den GrIStuF oder gar ein Unijubiläum mitentscheiden? „Das Referat ist für Studierende aller Fachrichtungen gleichermaßen geeignet“, sagt Martin Hackober. Doch dies sei nicht ohne eine Voraussetzung möglich: „Das geht nur mit einer guten Einarbeitung.“ Und die würde mit der Referatsübergabe gestellt. Nur so kann das benötigte Wissen während des personellen Wechsels übertragen werden. Deshalb sei eine umfassende Einführung unumgänglich. Vielfältig beansprucht Dabei eröffnet sich dem Finanzreferenten ein breit gefächertes Arbeitsfeld. „Man hat Kontakt mit vielen Leuten“, sagt der scheidende AStA-Referent. Denn es stünden immer Probleme an, die andere verursachen. Dies allerdings nur im Bereich der Finanzen. Denn das Referat schließt alle Maßnahmen der Studierendenschaft ein, die finanzielle Belange berühren. Dies fängt beim Entwurf eines Haushaltsplanes an und endet bei dessen Abrechnung. Daneben gehören bei
einer Ernennung die Verwaltung von Geldern, die Beratung von Fachschaften und Finanzanträgen, Prüfung ordnungsgemäßer Buchhaltung und die alltägliche Büroarbeit dazu. Unterstützung bekommt der Finanzreferent vom Haushaltsausschuss, den vielen Prüfern und Kassenwarten. Dieser Stelle unterstehen zudem die Co-Referenten für Buchung und Beschaffung sowie Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. „Es war interessant, in dieser Position mitgestalten zu können“, resümiert Martin Hackober seine Zeit. Vor allem die haushaltsrechtlichen Fragen seien bereichernd. „Damit entwickelt man ein besseres Verständnis wie öffentliche Haushalte funktionieren.“ Das kann im späteren Leben sehr nützlich sein. ur
Martin Hackober
Foto: Uwe Roßner
Fundamentale Probleme
Leserbrief zum Akkreditierungs-Aufsatz aus moritz 61 Liebe moritz-Redaktion, der Aufsatz besticht durch Brillianz, und man kann der tiefgehenden juristischen Analyse des Akkreditierungs(un)wesens kaum etwas hinzufügen. Es lohnt sich allerdings, ihn einzuordnen, denn der Autor hat wohl, was das angeht, leider die übliche juristische und akademische Vorsicht walten lassen. Akkreditierung hat sich in der Praxis flächendeckend durchgesetzt. Dabei hat hier vor Ort keines unserer Gremien oder Leitungsorgane Probleme gesehen, Einspruch erhoben oder gar Widerstand geleistet. Die Probleme sind einerseits fundamental, andererseits mannigfaltig. Zu diesem Urteil muss jeder kommen, der den Aufsatz Leges gelesen hat. Die Probleme hat wohl auch individuell so Mancher gesehen, jedoch haben die Gremien und Leitungsorgane bei der Wahrnehmung universitärer Interessen versagt, denn die Unklarheiten im Zusammenhang mit Akkreditierung berühren unmittelbar demokratisches wie
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hochschulpolitik
universitäres Selbstverständnis. Fälschlicherweise wurde durch Rektorat und Dekanate immer behauptet, dass Akkreditierung Pflicht wäre und man bei Verzicht auf sie in massive Schwierigkeiten geraten würde und mit staatlichen Sanktionen zu rechnen hätte. Tatsächlich jedoch fand sich niemand unter den Verantwortlichen, der das bisschen Mut aufgebracht hätte, dem sich abzeichnenden Akkreditierungs-Mainstream zu widersprechen, um erst die notwendigen Grundsatzfragen zu klären – nach der gesetzlichen Legitimation vor allem, aber auch nach dem Verhältnis Aufwand zu Nutzen. Das wurde ohne oder wider besseres Wissen stillschweigend vorausgesetzt. Und eine finanziell so gebeutelte Fakultät wie die Philosophische hat mehrere zehntausend Euro aufbringen müssen, um besinnungslos im Mainstream mitzuschwimmen und sich hübsche Zertifikate aushändigen zu lassen für Studiengänge, deren Zukunft teilweise ungewiss war, von Einrichtungen,
die rechtlich nicht legitimiert sind, während der Staat diesem Treiben entspannt zusah. Das Ministerium hat die Arbeitserleichterung. Die akademische Selbstverwaltung hat hier schlicht versagt und sich in einer ureigenen Angelegenheit – nämlich dem Zustandekommen von Studiengängen – vorführen lassen. Auch und gerade der Fall der Akkreditierungen zeigt: Die Universitäten sind in der Hochschulpolitik kaum noch wirklich Akteur. Dazu passt auch, dass auf der angesprochenen Tagung, auf der über die Zukunft des Akkreditierungswesens debattiert werden sollte, ironischerweise der Leiter des Hochschulreferats im Bildungsministerium M-V Kurt Schanné auf die Position Professor Leges verwies, um zum Nachdenken über die rechtlichen Grundlagen der Akkreditierung anzuregen. Seine Aussage fand weder bei bei anwesenden Vertretern der Akkreditierunsagenturen noch mitdiskutierenden akademischen Vertretern Gehör. André Kaminski
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STANDORTFRAGEN hochschulpolitik
Für internationale Beachtung
Prof. Heyo K. Kroemer über die Zukunft der Medizin in Greifswald Als Dekan unter Studierenden beliebt - Prof. Heyo K. Kroemer
Fotos: Archiv
moritz:Was gefällt Ihnen an Greifswald? Kroemer: Das wunderschöne Stadtbild, die überwiegend netten Leute und die besonders enge Verbindung von Stadt und Universität.
stabilisieren und weiter auszubauen. Mit den prognostizieren Rückgängen der Abiturientenjahrgänge in der nahen Zukunft wird ein Wettbewerb der Medizinischen
der Lehrarztpraxen und das Engagement der niedergelassenen Kollegen ganz entscheidend zum Erfolg bei.
moritz Welche Rolle spielt dabei das Klinikum? Kroemer: Das Klinikum dient der Medizinischen Fakultät bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. So steht es in der Verordnung zur Errichtung der Anstalt öffentlichen Rechts. Nach unserem Verständnis sind Fakultät und Klinikum funktional und organisatorisch untrennbar verknüpft. Gleichzeitig ist die Fakultät integraler Bestandteil der universität. moritz: Was ist das Moderne am Klinikneubau? Kroemer: Aus Sicht von Forschung und lehre gelingt es weitestgehend, eine Campsufakultät nach amerikanischem Vorbild zu organisieren. Kurze Wege bei Studium und Forschung erhöhen die Effektivität der Ausbildung. Außerdem ist mit dem alten Diagnostikzentrum, das ab Sommer 2007 vollständig renoviert wird, eine einmalige Forschungsfläche inmitten des Klinikneubaus vorhanden. Die klinisch tätigen Kollegen können hier von der Patientenbehandlung mit dem Aufzug direkt in ihre Labors fahren.
I den letzten Jahren hat sie sich positiv entwickelt. In Wir haben auf der anderen Seite, insbesondere im Forschungsbereich, noch eine Reihe von Problemen zu lösen. Wenn wir dies schaffen, sehe ich die Möglichkeit, international wettbewerbsfähig zu werden.
moritz: Wo steht die Medizinische Fakultät heute? Kroemer: In den letzten Jahren hat sie sich positiv entwickelt. Wir haben auf der anderen Seite, insbesondere im Forschungsbereich, noch eine Reihe von Problemen zu lösen. Wenn wir dies schaffen, sehe ich die Möglichkeit, international wettbewerbsfähig zu werden.
moritz: Greifswald ist gegenwärtig einer der beliebtesten Medizinstudienorte. Der im Januar erstmals vom Klinikum ausgerichtet Neujahrsempfang zeichnet eine positive Entwicklung. Wie sehen Sie als Dekan die künftige Entwicklung? Kroemer: Es wird darauf ankommen, die Erfolge in der studentischen Nachfrage zu
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Fakultäten um die besten Studenten einsetzen. Hier kann man nur mit attraktiven Angeboten bestehen. Die von unserem Studiendekan Claus Dieter Heidecke konzipierte Neuordnung des Medizinstudiums mit der Option intensiver wissenschaftlicher Tätigkeit während des Studiums wird sehr gut angenommen. Der mit der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gemeinsam geplante MD / PhD wird unsere Attraktivität weiter erhöhen. Desweiteren spielt die solide medizinische Ausbildung eine zentrale Rolle. Hier trägt das System
moritz: Welche Rolle spielt die vom Kartellamt bisher abgelehnte Entscheidung mit der Fusion mit dem Krankenhaus in Wolgast? Warum ist die Fusion wichtig? Kroemer: Das Greifswalder Alleinstellungsmerkmal ist die Community Medicine, die sich mit häufigen, in der Bevölkerung vorkommenden Krankheitne beschäftigt. Der Erwerb des Kreiskrankenhauses Wolgast durch die Greifswalder Uniklinik und der damit verbundene langfristige Erhalt dieses Hauses in seiner heutigen Form würde die Möglichkeit bieten, unsere praxisnahe
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STANDORTFRAGEN
hochschulpolitik
studentische Ausbildung noch mal deutlich zu verbessern.
moritz: Welche Rolle spielt der Um-
stand, dass Greifswald im bundes- und landesweiten Vergleich den niedrigsten Basisfallwert besitzt? Kroemer: Dieser Umstand ist für die Wirtschaftlichkeit des Klinikums von eminenter Bedeutung und nur ein wirtschaftliches Klinikum kann die Fakultät bei der Erfüllung ihrer Aufgaben in Forschung und Lehre unterstützen. moritz: Die Zielvereinbarung sieht den Aufbau der Genomforschung in Greifswald
tionelle Genomforschung, das mit fast 10 Mio € vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.
moritz: Welchen Vorteil besitzt sie dabei im internationalen Vergleich? Kroemer: International handelt es sich um einen hoch-kompetitiven Sektor-. Greifswald hat hier den Vorteil einer sehr engen interdiziplinären Zusammenarbeit. moritz: Wie passt sich dies in das Konzept der Medizinischen Fakultät von efektiver Forschungslandschaft, praxisnaher Lehre und einer guten Krankenhausversor-
Das alte Diagnostiktzentrum im Klinikneubaukomplex
moritz: Welche Erkenntnisse ergaben
sich aus der über zehn Jahre lang betriebenen Gesundheitsstudie in Vorpommern? Kroemer: Die Studie hat sehr viele interssante Ergebnisse gebracht, die zwischenzeitlich auch hochrangig publiziert wurden. Insbesondere wurde deutlich, dass es um den Gesundheitszustand der Bevölkerung in Vorpommern nicht sehr bestellt ist.
moritz: Welche regionalen Aufgaben verbleiben/ bestehen für die Medizinische Fakultät? Kroemer: Ohne sie wäre in Greifswald die medizinische Versorgung des Raumes Vorpommern sicher wesentlich schwieriger. Die hier ausgebildeten Ärzte sind eher bereit, sich als Landärzte zu engagieren und die Versorgung sicher zu stellen. Außerdem ist die Fakultät allein über ihre aus den Drittmitteln beschäftigten Wissenschaftler einer der großen Arbeitgeber in Greifswald. Es sollte uns in Zukunft noch besser gelingen, die Kooperation mit lokalen und nationalen Wirtschaftsunternehmen zu intensivieren und um so weitere Arbeitsplätze zu schaffen. moritz: Laut Zielvereinbarung erhalten der Haushalt der Universität und der Medizinischen Fakultät von 2006 bis 2010 jeweils eine Erhöhung ihres Landeszuschusses von jeweils 1,5 Prozent. Wofür werden die Mittel in der Medizinischen Fakultät verwendet? Kroemer: Die 1,5 Prozent gleichen die jährliche Kostensteigerungen aus. moritz: Warum sind beide Haushalte
getrennt? Kroemer: Diese Frage müsste an die Landesregierung gerichtet werden.
vor. Wie ist dort der Stand der Dinge? Kroemer: Gegenwärtig wird gemeinsam mit dem Mat.-Nat. Fakultät ein interfakultäres Institut für Genetik und funktionelle Genomforschung aufgebaut. Hier werden gegenwärtig 3 W3-Stellen besetzt, was für unsere Universität eine erhebliche Anstrengung bedeutet.
gung ein? Kroemer: Die funktionelle Genomforschung ist eine wesentliche Voraussetzung, langfristig eine individualisierte Therapie, die für den jeweiligen Patienten massgeschneidert ist, an zu bieten. Dies wiederum wird ein entscheidender Wettbewerbsvorteil unseres Klinikums sein.
moritz: Worin ist die Greifswalder Uni-
moritz: Welche Bedeutung besitzt die
versität auf diesem Gebiet führend? Kroemer: Der Mikrobiologe Michael Hecker hat in Greifswald eine der weltweit besten Proteomgruppen aufgebaut. Durch Etablierung einer funktionellen Genomforschung in unserer Fakultät werden diese Methoden in die Medizin übertragen. Gemeinsam gelang so die Einwerbung eines Zentrums für Innovationskompetenz Funk-
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hochschulpolitik
Community Medicine? Kroemer: Sie ist das Alleinstellungsmerkmal der Medizinischen Fakakultät. Mitlerweile haben wir ein eigenes Institut gegründet, das mit verschiedenen Aktivitäten (Neustrukturieung des Versorgungssystems im ländlichen Raum) bundesweite Aufmerksamkeit erregt hat.
moritz: Anfang des Jahres erhielten Sie einen Ruf nach Hamburg Eppendorf als hauptamtlicher Dekan der dortigen Einrichtung. Was hat Sie bewogen in Greifswald zu bleiben? Kroemer: Sicher war das Angebot aus Hamburg sehr reizvoll und ich habe mir die Entscheidung lange überlegt. Zum einen arbeite ich aus verschiedenen Gründen sehr gern in Greifswald. Außerdem hat mir die Universität und damit das Land ein sehr gutes Bleibeangebot gemacht, nämlich den Neubau des Pharmakologischen Instituts am neuen Campus in der Nähe des Klinikums. In diesem Neubau sollen auch Gruppen aus der Pharmazie integriert werden, woran wiederum der ausgepägt interdisziplinre und interfakultäre Ansatz deut-
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STANDORTFRAGEN
hochschulpolitik
lich wird, der für Greifswals prägend ist. moritz: Haben Sie mit dem Angebot seitens der Landesregierung gerechnet? Kroemer: Nein.
sammenhält und, soweit dies an einer Uni möglich ist, die persönlichen Befindlichkeiten hinter die Sache zurückstellt.
moritz:
scheidung des Landes, ein Institut für Pharmakologie am Bertold-Beitz-Platz zu bauen? Schließlich ging dadurch der Bauplatz für eine neue Mensa verloren. Kroemer: Nach meinem Kenntnisstand soll das Institut in der Nähe der Pharmazie erreichtet werden und einen Teil der dorti-
Welche Reaktionen gab es aus Hamburg über Ihren Verbleib in Greifswald? Kroemer: Man war in Hamburg hinsichtlich der Qualität des Bleibeangebots aus Greifswald überrascht . Ansonsten haben sich die Kollegen sowohl in der Hamburger Landes-
moritz: Wie wichtig ist dabei die Ent-
Klinikneubau
Nachfrage verbunden ist, habe ich auch kein Patentrezept.
moritz: Welche Standortvorteile sollte sich die Greifswalder Universität kurz- und langfristig nicht verspielen? Kroemer: Wir sollten versuchen, die außergewöhnlich gute Kommunikation und die daraus resultierenden Zusammenarbeiten zu pflegen und auszubauen. moritz: Welche Erwartungen sollten sich heutige Studierende an sich selbst stellen? Kroemer: In erster Linie neugierig sein, die Leistungen der Uni in Forschung und Lehre bewusst abfragen und sich aktiv in die Selbstverwaltung einbringen. moritz: Welches Sprichwort war Ihnen
einmal sehr hilfreich? Kroemer: Ein bisschen altmodisch von Goethe, gefällt mir aber sehr:
Geniesse mäßig Füll und Segen, Vernunft sei überall zugegen, wo Leben sich des Lebens freut.
moritz: Vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Uwe Roßner.
Startklar
regierung als auch am Universitätsklinkum Eppendorf professionell und fair verhalten und die Entscheidung akzeptiert.
gen Gruppen integrieren. Somit wird keine räumliche Konkurrenz zu dem Mensaneubau entstehen.
moritz: Welche Ressonanz gab es nach dem Treffen Ihrer Entscheidung? Kroemer: Eine überwiegend positive Reaktionen hier im Land, vermutlich haben sich aber auch die Leute, die sich nicht gefreut haben, nicht geäußert. moritz: Sie bezeichneten Ihren Verbleib als eine Entscheidung für den Wissenschaftsstandort. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Kroemer: Soweit ich das kann, würde ich gern einen Beitrag leisten, Greifswald als Standort weiter zu entwickeln, so dass wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben und die Fakultät und damit die Universität zukunftssicher machen. Dies wird nur gelingen, wenn man hier am Standort weiter zu-
moritz: Wie beobachten Sie als Dekan
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der Medizinischen Fakultät die Entwicklung der Geisteswissenschaften im derzeitigen hochschulpolitischen Umbauprozess der Universität? Kroemer: Man sollte mit inhaltlichen Bewertungen anderer Fakultäten sehr vorsichtig sein. Aus meiner somit nicht-fachlichen Sicht geht Dekan Matthias Schneider in der Entwicklung seiner Philosophischen Fakultät in Richtung eines Departmentmodells einen sehr konsequenten Weg. Auch hier werden einheiten geschaffen, die ausreichend groß sind, um wettbewerbsfähig zu sein. Für den Umgang der Universität in mit ihren Orchideenfächern, bei denen bisweilen die Alleinstellung mit einer geringen
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HEMMNISSE
hochschulpolitik
Leere Stühle in der Germanistik Über genervte Studenten und überfüllt Kurse
„Eine Katastrophe“ nennt Paulina Behrens* die Zustände, die derzeit in Teilbereichen der Germanistik herrschen. Zwei Professoren sind gegangen: Professor Walter Erhart, der den Lehrstuhl für Deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie innehatte und Professor Udo Friedrich, Lehrstuhl für Ältere Deutsche Sprache und Literatur. Professor Herbert Jaumann, Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur, macht zudem ein Forschungsfreisemester. „Fast die gesamten Veranstaltungen für das Hauptstudium in der Neueren deutschen Literatur und in der Mediävistik wurden deswegen gestrichen“, sagt die Lehramtsstudentin. Das Vorlesungsverzeichnis, das Anfang Februar noch viele Veranstaltungen versprach, ist mittlerweile um einiges dünner geworden. Abgesehen von der Papierverschwendung sei das alleine vom organisatorischen Aufwand her ärgerlich. „Ich hatte
zeitigen Engpässen betroffen, was sich zum Beispiel bei der Veranstaltung „Sprecherziehung“ bemerkbar macht. Dieser Kurs, der für Lehramtsstudenten laut ihrer Studienordnung verpflichtend ist, bietet im laufenden Semester 120 Plätze – über dreimal so viele Studenten wollten sich einschreiben. Ein ebenso wichtiges Fach stellt „Produktives Schreiben“ dar. Der Kurs bietet 26 Plätze. Um die 220 Lehrämter müssen den Kurs noch belegen. Zudem werden momentan insgesamt nur fünf Vorlesungen angeboten. Die meisten davon sind vielen Germanisten nicht neu, sie standen bereits in den vorherigen Semestern im Vorlesungsverzeichnis. Hinzu kommt, dass die Dozenten ihr Lehrangebot häufig auf Dienstag und Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr gelegt haben. Zu diesen Uhrzeiten finden bis zu sechs Veranstaltungen gleichzeitig statt.
Von oben betrachtet
mir bereits Bücher gekauft und mich halbwegs auf Seminare vorbereitet, die nun gar nicht stattfinden“, bemerkt die Studentin. Auf die Frage, ob für sie auch Veranstaltungen ausfallen, die sie unbedingt belegen muss, um zur Prüfung zugelassen zu werden, antwortet sie: „Das ist nicht passiert, weil ich die ersten drei Wochen nur damit beschäftigt war, mich in solche Veranstaltungen reinzukämpfen. Man muss an dieser Uni momentan regelrecht betteln, um studieren zu können.“ Paulina ist ernsthaft sauer und damit auch nicht die Einzige. Viele ihrer Kommilitonen sind von den der-
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Auch im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) sind die Studenten unzufrieden. „Seit 1994 schmeißen drei Dozenten alleine alle Vorlesungen“, berichtet Linda Knauer, betroffene Studentin im sechsten Semester. Die Folge: Themenvielfalt gleich Null. Die DaF-Studenten müssen auf die Angebote der Germanistik ausweichen. Nur so können sie die vorgeschriebene Zahl von Veranstaltungen besuchen, ohne permanent das Gleiche zu hören. „Wir brauchen mindestens noch einen Dozenten“, fordert Linda.
Der Bachelor in Kinderschuhen Dazu kommt, dass seit einigen Semestern der Bachelor-Studiengang den Magister abgelöst hat. Die Studentinnen Belinda Grützlmacher*, Hanna Wilke* und Caroline Boßdorf* erleben die Schwierigkeiten, die es dabei noch in der Germanistik gibt, hautnah. Sie müssen eine Klausur schreiben, die aus zwei Bereichen besteht. Im bisherigen Magisterstudiengang wurden die beiden Prüfungsgebiete noch in zwei voneinander unabhängigen Klausuren abgefragt. Besteht man im neuen System nicht beide Teile der Klausur, muss man auch die gesamte Klausur noch einmal nachschreiben – ein ziemlicher Aufwand. Damit nicht genug. Ist doch das Bestehen Voraussetzung dafür, dass man eine folgende mündliche Prüfung ablegen kann. Ein wahrer Domino-Effekt also. Nur wenn der erste Stein fällt, können auch die anderen fallen. Belinda berichtet: Ich habe, nachdem ich diese Hammer-Klausur geschrieben hatte, angefangen, mich auf die mündliche Prüfung vorzubereiten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, ob ich diese überhaupt würde ablegen dürfen.“ Belinda stellte einen Antrag auf Eilkorrektur, damit sie schnell wußte, woran sie ist. Quasi „blind“ hat sie für die Folgeprüfung gelernt. Erst am Tag dieser Prüfung erfuhr sie dann, dass sie gar nicht zugelassen ist. Sie war im Schriftlichen durchgefallen. „Ich habe das Gefühl, die haben den Antrag auf Eilkorrektur vollkommen ignoriert.“ Auch die Kommunikation scheint am Institut der Deutschen Sprache nicht zu funktionieren. Nachdem die drei Mädchen die Klausur nicht bestanden hatten, wollten sie dennoch in ihrem Studium vorankommen. Sie belegten ein weiterführendes Seminar und ließen sich von der Seminarleiterin zusichern, dass die hier zu schreibende Hausarbeit auch anerkannt würde – trotz der noch nicht bestandenen Klausur. Nach getaner Arbeit gingen sie zum Prüfungsamt. Dort sah man die Sache anders. „Die Hausarbeit können wir jetzt wahrscheinlich noch einmal schreiben“, berichtet Hanna. Sie ist verärgert: „Wir laufen von unseren Dozenten zum Prüfungsamt und wieder zu den Dozenten und jeder sagt uns etwas anderes.“ Zeit ist Geld und deswegen machen sich die drei Studentinnen langsam Sorgen um ihre
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HEMMNISSE
hochschulpolitik
Studienfinanzierung: „Wir haben nur noch ein Jahr Zeit“, sagt Belinda. „Dann ist die Regelstudienzeit vorbei und wir bekommen kein BAföG mehr.“ Lösungen? Wie wird es nun weitergehen in der Germanistik, in der momentan so vieles schief läuft? Zuerst die gute Nachricht: Professor Walter Erharts Lehrstuhl wird durch Dr. Sigrid Nieberle vertreten, die in Greifswald habilitiert hat und nun solange wieder in Greifswald ist, bis ein endgültiger Ersatz gefunden ist. Sie übernimmt in dieser Zeit übrigens auch die Leitung des Koeppen-Archivs, das zum Institut der Deutschen Philologie gehört. Weiterhin wird es für die Neuere Deutsche Literatur einen Juniorprofessor geben – wenn es gut läuft, vielleicht schon zum kommenden Wintersemester.
Zuerst gehen die Dozenten ...
Zu dem Frust, den mancher Student momentan schiebt, sagt Nieberle: „Man darf nicht vergessen, dass im Bereich der Neueren Deutschen Literatur die vier Mitarbeiter von Walter Erhart zusätzlich unterrichtet haben. Jetzt, da sie mit ihm weggegangen sind, ist der Lehrstuhl wieder pur – bis auf die Tatsache, dass Professor Herbert Jaumann im Forschungsfreisemester ist und somit ausfällt.“ Die vier Mitarbeiter sind: Tanja Nusser, Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Arne Grafe und Anja Ebner. Ihre Aufgabe war und ist es, den Professor in seinen beiden Forschungsprojekten zu unterstützen. Nur dafür werden sie bezahlt. Dass sie dennoch in den vergangenen Semestern Lehrveranstaltungen anboten war freiwillig. Ein größeres Loch hat dagegen Professor Friedrichs Weggang in das Lehrangebot gerissen. Für ihn gibt es keine Vertretung. Und bis sein Lehrstuhl wieder normal besetzt ist, wird es noch rund ein Jahr dauern. Wenigstens will das Institut über Lehraufträge einige andere Engpässe ausgleichen und hat dies bereits getan. So berichtet
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hochschulpolitik
Klaus-Jürgen Grothe, der für die „Sprecherziehung“ zuständig ist: „Bereits in diesem Semester konnten wir die Zahl von fünf angebotenen Kursen auf zehn erhöhen. Auch für das folgende Semester werden wir uns bemühen, wieder so viele Kurse anbieten zu können.“ Dass es zu diesem Erfolg kam, ist wohl vor allem auch Kristina Kühn, AStAReferentin für Studium und Lehre zu verdanken. Sie hatte sich beim Studiendekan für die Lehrämter stark gemacht. Es liegt nun also bei den Studierenden, ob er rechtzeitig in den Kurs hineinrutscht. „Wir entscheiden zunächst nach der Semesterhöhe. Der Student muss mindestens im sechsten Semester sein. Dann zählen Datum und Uhrzeit der Anmeldung“, erklärt Grothe. Und hier der Appell des diplomierten Sprachwissenschaftlers: „An dem Tag, an dem das Vorlesungsverzeichnis erscheint, schalten wir die Online-Anmeldung. Wer es also eilig hat, der melde sich so schnell wie möglich an. Es zählen Sekunden, der Computer erfasst das alles ganz genau.“ Gerade deswegen ist es auch empfehlenswert, dass sich der Student bei der Anmeldung das ausgefüllte Formular ausdruckt. Nur so kann er im Zweifelsfall beweisen, wann genau er sich eingeschrieben hat. Sind dann noch PlätFoto: Malwina Hilbrand ze frei, werden Lehramtsstudenten bevorzugt, die das Fach Deutsch belegen und im sechsten Semester sind. „Das hat den Grund, dass diese noch einen weiteren Kurs absolvieren müssen, der auf den der Sprecherziehung aufbaut“, erklärt Grothe. Dieser Kurs heißt „ S p r e c h fe r t i g k e i t Rhetorik“ und wenn alles gut läuft, gibt es davon im nächsten Semester drei – einen mehr als dieses Semester. Auch hier können sich die Studenten also getrost anmelden. Was den Kurs „Produktives Schreiben“ angeht, hat der Fachschaftsrat der Germanistik durch das Aushängen von Listen erfassen können, was für ein hoher Bedarf
Blendende Aussichten
noch an Plätzen besteht. Die Listen wurden dem Dekan überreicht. Im Bereich Deutsch als Fremdsprache ist sobald keine Besserung in Sicht und auch die Germanistik im Bachelorstudiengang wird wohl noch viel Zeit brauchen, bis sie in ihrer Entwicklung aus dem Gröbsten raus ist. Zu den Problemen von Belinda, Hanna und Caroline war bis zum Redaktionsschluss von universitärer Seite keine Auskunft zu erhalten. ilia * Namen sind der Redaktion bekannt ANZEIGE
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MUSIKFESTIVAL/BROT FÜR DIE WELT feuilleton
Auf gesicherten Spuren
61. Bachwoche klingt mit Pendereckis „Lukaspassion“ aus Die Vertonung der Leidensgeschichte Jesus Christi nach Lukas gilt als das bedeutendste Werk geistlicher Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und sicherte Krysztof Penderecki weltweites Ansehen. Die 1966 im Dom zu Münster uraufgeführte Auftragskomposition des Westdeutschen Rundfunks (WDR) scheut weder klanglich noch personelle Superlative. Drei gemischte Chöre, ein Knabenchor und ein über achtzigköpfiges Orchester gehören zum opulenten Aufführungsapparat, der mit den damals modernsten klanglichen Mitteln die Passion mit lateinischen Bibelzitaten darstellt. Kaum mag da ein Bezug zum Leipziger Thomaskantor verwundern. Denn im muskalischen Material finden sich nach guter alter Sitte die Töne b, a, c und h verkomponiert. So rechtfertigt sich in diesem Jahr die Aufführung eines der wichtigsten polnischen Kompositionen als ein Glanz- und Schlusspunkt der 61. Greifswalder Bachwoche. Unter dem Motto „Bach im Ostseeraum“ greift das von der Pommerschen Evangelischen Kirche veran-
staltete Musikfestival im besonderen Maße die Bachrezeption und -reaktion rund um die Ostsee auf. „Für dieses Jahr gab es ganz verschiedene Anlässe“, sagt der Künstlerische Leiter, Kirchenmusikdirektor (KMD) Professor Jochen A. Modeß. Der 300. Todestag Dietrich Buxtehudes und der Forschungsschwerpunkt Ostseeraum der Greifswalder Universität sind dabei nur zwei Anlässe. Erfüllter Herzenswunsch Dabei sollen sich die Spuren Bachs nicht allein in der Vergangenheit verlieren, sondern gerade in der Gegenwart über die Ostsee hinweg aufgesucht werden. Von Jazz, finnischem Tango, Carl Orffs Carmina Burana im programmatischen Zusammenhang mit der Uraufführung von Jochen A. Modeß Wackerower Tänzen über Morgenmusiken, einem Cembaloworkshop mit Bob van Aperen, Auszügen aus Bachs Lukaspassion, der Kunst der Fuge bis hin zu Werken Buxtehudes umfasst das diesjährige Programm. Zur Ostsee-Zusammenarbeit
kommt es zum Abschlusskonzert. Gemeinsam mit norwegischen und vor allem polnischen Ensembles wagt der Kirchenmusiker Professor Modeß Pendereckis Lukaspassion. Dabei ist gerade diese Aufführung ein seit Studienzeiten gehegter Wunsch. „Damals hielt ich einen Vortrag über Passionsmusiken“, erinnert sich der Künstlerische Leiter der Greifswalder Bachwoche. „Seither schlummert die Studienpartitur bei mir im Schreibtisch.“ Erfreut über das Vorhaben zeigten sich die Stettiner Kollegen, die sich mit in das Konzert einbringen. „Sie meinten, es geschehe nicht so oft, dass sich die Kollegen mit polnischer Musik auseinandersetzen würden“, sagt Modeß. Dabei schätze er an dem Stück die musikalisch voll ausgereizte Technik, die dennoch ganz im Dienst der Sache stehe. „Es ist faszinierend.“ Dennoch ist dafür allein der organisatorische Aufwand kein Geringer. Denn die angereisten Norweger treten auch beim anschließenden Konzert in Stettin auf. Doch das ist bereits nach der Bachwoche, in der es viel zu entdecken gibt. ur
Rocken für Afrika Stelldichein regionaler Bands
Ein Benefiz-Konzert der etwas anderen Art fand Ende April in der Sporthalle der Grundschule Loitz statt. Die Organisation „Brot für die Welt“ bekam dieses Jahr wieder eine kleine, aber feine Unterstützung aus dem in der Nähe von Greifswald gelegenen Städtchen Loitz. Mehr als 300 musikbegeisterte Besucher brachten dafür letztlich über 600 Euro in die Kassen der Veranstalter. Für den guten Zweck Zum dritten Mal lud die Ska-Punk-Band (Skunk!) Feine Sahne-Fischfilet! mit Unterstützung der Stadt Loitz, der evangelischen Kirchengemeinde und dem Jugendchor TenSing Demmin zum Feiern für den guten Zweck ein. Den Anfang von den vier geladenen Bands machten Larrikins mit hausgemachtem Gitarrenrock. Die Reaktion des Publikums ließ nicht lange auf sich warten und spätestens
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nach den Auftritten von der German Hardcore/ Metalcore Band From Bleeding Hands und der Oi-Punk-Band Politisch Unkorrekt rockte die Halle. Oi, Oi, Oi! Doch der Höhepunkt dieses Abends war eindeutig die Performance der Gastgeber, der bereits genannten Band Feine SahneFischfilet! . „Der is’ so doof, den kennt jeder!“, meint Gitarrist Danny Lange zur Namensgebung. Diese verdankt das Quartett dem Heißhunger auf eben dieses feine Sahne-Fischfilet, das in einem großen Discounter zu finden ist. Sowohl zwei Trompeter als auch der exzessive Gebrauch des Slogans „Feine Sahne-Fischfilet! Oi, Oi, Oi!!!“ seitens des Publikums waren neu. Die Bühnendynamik der Bands sprang wortwörtlich auf die Besucher - von vierzehn bis vierzig Jahren war alles vertreten - über. Es wurde getanzt, gepogt und ge-
mosht. Um sich nach diesen anstrengenden Aktivitäten wieder zu stärken, gab es dann preisgünstige Getränke und Speisen im Angebot. In den Umbaupausen gab es Gelegenheiten an die frische Luft zu gehen, sich einen Verkaufsstand mit Merchandising-Artikeln anzuschauen oder zur Musik vom Band weiterzufeiern. ar
Abgemosht
Foto: Kerstin Lange
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NACHSCHLAGEWERK
feuilleton
Verschlossene Türen Ein Blick ins Örtliche
Aus erster Hand
Hinz und Kunz sind drin und Hempel auch. Sie und noch mehr Namen finden sich in der neuen Auflage des Örtlichen Telefonbuchs für Greifswald, das am 23. April ausgeliefert wurde. 305 Gramm wiegt das informative Büchlein, mit 40.000 Exemplaren wurde die Stadt Greifswald beliefert, berichtet Erik von Hoerschelmann, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Heise-Verlags. Das entspricht mit einem Gesamtgewicht von zwölf Tonnen in etwa den zubereiteten Mahlzeiten der Mensa von einem ganzen Jahr. Auf 186 Seiten finden sich Telefonnummern von 24.830 Greifswaldern, von Anik Aballo bis Willy Zymelka, sowie Bürgern aus Behrenhoff, Gützkow, Kemnitz, Mesekenhagen, Wusterhausen, Züssow und Umgebung. Die Daten, die kostenfrei von der Telekom aufgenommen, bearbeitet oder auf Wunsch der Eingetragenen verändert werden, gelangen schließlich ins Örtliche Telefonbuch.
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feuilleton
Der Verlag für Telekommunikation Nord ändert und gestaltet die Anzeigen und kostenpflichtige Werbung. „Dabei ändern sich jährlich in etwa 30 Prozent der Telefonbucheinträge“, sagt von Hoerschelmann. In einem übersichtlichen Register sind die Buchstaben angeordnet, sowie eine Auflistung von Ärzten und Rechtsanwälten.
Sachen nutzen. Geologiestudent Sebastian Meyer ist auf der Suche nach einem Namen für seine Tochter, die in zwei Monaten auf die Welt kommen wird. „Ich habe mir schon einige Vornamen herausgesucht“, überlegt der angehende Papa.
Das Baby braucht einen Namen
Neu hinzu kommt in der aktuellen Auflage der Kostenlos-Anrufen-Button. Mit dieser Servicefunktion können Unternehmen und Ärzte kostenlos per Internet angerufen werden, die in einem Eintrag darauf verweisen. In Greifswald und Umgebung nutzen 180 Anbieter den Button. Eingetragene Telefonanschlüsse können ebenfalls online abgerufen werden. All das findet Katja Heinze „ganz nett“, sieht aber keinen Grund, ihren Telefonanschluss registrieren zu lassen. „Womöglich bekomme ich dann unerwünschte Anrufe“, räumt sie ein. Das erste „Örtliche“ erschien in Greifswald im Jahr 1992, seine Premiere hatte es als „Örtliches Fernsprechbuch“ bereits 1949. Erik von Hoerschelmann erzählt, dass es in der niedersächsischen Stadt Einbeck heraus gegeben wurde und 28 Seiten schmal war. Die „Praktischen Seiten“ erinnern an die bekannten „Gelben Seiten“ und enthalten Service und Handwerksanbieter, Schlüsseldienste ausgeschlossen. juk ANZEIGE
Und wer vor verschlossener Haustür steht und gerade das Örtliche Telefonbuch parat hat, kann sowohl unter dem Buchstaben S wie Schlüsseldienste als auch unter den Buchstaben A und Z nachsehen. Mit der Mehrfachnennung des Buchstaben A, die bis zu fünf A´s umfasst, befinden sich neben den Schlüsseldiensten auch Alarmanlagendienst und Detektei. Also: Das Register beginnt mit der Buchstabenreihe A.A.A.A.A., eine Idee der Schlüsselnotdienste, um auch ganz sicher an erster Stelle zu stehen. Zum Schluss taucht ein weiterer Schlüsseldienst beim Buchstaben Z mehrfach hintereinander auf. Dieser ließ sich einfallen, das @-Zeichen vor seinen Namen zu stellen. Der letzte Eintrag gehört jedoch aller Cleverness zum Trotz einem Flottenmanagementsystem. Diese haben trickreich die Ziffer Drei am Beginn des Firmennamens stehen. Doch das handliche Örtliche lässt sich auch für andere
Kostenlos telefonieren
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ORGEL/MUSIKTHEATER feuilleton
Eröffnet
Klangreden in HGW Mit diversen Veranstaltungen beteiligt sich die Greifswalder Universität am geisteswissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaftsjahr 2007. Dabei sollen die einzelnen Fächer und deren Akteure unter dem Motto „Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit“ vorgestellt werden. Bis zum Juni widmet sich die Musikwissenschaft mit insgesamt drei Vorträgen im Alfried KruppWissenschaftskolleg und anschließenden Konzerten im Dom St. Nikolai und der Universitätsaula den Tiefen ihrer Disziplin. Im Fokus steht dabei die Klangrede, die als Sprache aufgefasste Musik. Zur Auftaktveranstaltung am 2. Mai sprach Professorin Kerala Snyder (Rochester/USA) über den Beginn der Rezeption Dieterich Buxtehudes in Amerika. Anlass dafür bot der 300. Todestages des Lübecker Organisten und Kirchenmusikkomponisten. Snyder stellte in ihrem quellenreichen Vortrag den Einfluss des Pariser Organisten Alexandre Guilmant während dessen Auftritten um 1900 herum auf die sich bildende US-amerikanische Orgellandschaft dar. Besonderen Schwerpunkt legte sie dabei auf die Weltausstellungen wie beispielsweise in St. Louis im Jahre 1904. Denn in dieser Zeit maßen sich dort die dafür errichteten Orgeln an dem neuesten technische Stand. Guilmant brachte diese als Europäer zum Klingen und regte durch seine Konzerte und sein Wirken als Pädagoge Orgelklassen in New York und Rochester an. Dabei warb er für Buxtehude einen der wichtigsten Vorgänger Bachs. ur
Alles strahlt!
Kleinkunstpunk im IKuWo Eine Kleinstadt. Eine von vielen: harmonisch, ruhig, und eben klein. Jeder kennt jeden und der Alltag bringt seit Jahren keine ungewöhnlichen Ereignisse mit sich. Der Ort hat alles was eine kleine Stadt braucht, um unverdrossen allen Veränderungen von außen zu trotzen. Mit einem Kamm bewaffnet und minütlich damit beschäftigt die spärlichen Haare in den perfekten Sitz zu bringen, der Besitzer des kleinen Eckladens. Mit strengem Blick über den Brillenrand und Akten unter dem Arm, seine Frau, ihres Zeichens Bürgermeisterin. Außerdem die Pastorin, der Feuerwehrhauptmann, frustrierte Jugendliche, das älteste betriebene Atomkraftwerk der Welt, die Post, der Fleischer, der Bäcker und der Chef des aus zwei Mitgliedern bestehenden Fußballclubs. Und an Gummihandschuhe und die Strahlung gewöhnt man sich fix, wenn Wirtschaft und Tourismus im Ort florieren. Mutiertes Plüschtier Die Idylle ist perfekt! Der Atommüll verkauft sich als Souvenir, der Rest geht nach China und den schwarzen Humor gibt es gratis dazu. Oder wer wollte nicht schon immer ein mutiertes Plüschtier mit der Aufschrift: „Atomkraft? Ja bitte!’“ sein eigen nennen? Zu erstehen am Eckladen, wo pünktlich um 15 Uhr die Tochter des Besitzers und der Frau Bürgermeisterin mit ihrer einsamen Demonstration gegen die „echt blöde und echt voll gefährliche Atomkraft“ auf der
Bühne erscheint. Die Pubertät ist eben eine schwierige Phase. Opfergaben „Klein Statt Leben“, so nennt sich das Programm von Revolte Springen. Neun Darsteller, die sich auch singend und musizierend durch die Geschichte bewegen. Die kommt in Schwung, als das Atomkraftwerk trotz geballten Protests geschlossen und nach China abtransportiert wird. Zwei Jahre bastelten die Hobbymusiker und -schauspieler an ihrem Stück. Ein makaberer Spruch folgt dem anderen, die Position der Kleinkunstpunker, wie sie sich selbst bezeichnen, ist eindeutig. Interpretationen unnötig. Tragisch komisch wird unsere Gesellschaft verarscht. Die Kleinstädter werden zu Verbrechern, um ihren Wohlstand zu retten. Die Moral hat keine Chance. Ihre zwei Vertreter sind schlichtweg zu blöd. Die Atomgegnerin hat ihr einziges Ziel erreicht und der Postbote bettet sich quasi selbst in sein Grab. Der letzte Satz aus der Trauerrede der Pastorin:„Ohne Opfer ist der Himmel auf Erden nicht zu haben.“ mt
IKuWo
Foto: Maria Trixa
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MUSIQUE/FILMFESTIVAL
feuilleton
La Boom en été
Erste Fête de la Musique in Greifswald Der 21. Juni ist nicht nur der längste Tag des Jahres, sondern auch ein besonderer Tag für Musikliebhaber, denn die Fête de la Musique steht an. In diesem Jahr wird erstmalig auch in Greifswald die Fête de la Musique begangen. Während weltweit unter anderem in Städten wie Paris, Rom, Sydney und Berlin die Fête de la Musique schon hohen Bekanntheitswert genießt, ist es in Greifswald ein absolutes Novum. Dieses Jahr feiert das Fest der Musik sein
Das Logo verrät es: Der Termin naht
25-jähriges Jubiläum. Einst in Frankreich vom französischen Kulturminister, Jack Lang, initiiert, feiern nun Jung und Alt in mehr als 100 Städten der Welt diesen Tag. Die Idee der Fête ist gemeinsamer Musikgenuss, egal welcher sozialen Gruppe man angehört. Das Besondere dabei: Alle Künstler und Beteiligten treten ohne Gage auf und arbeiten mit. Das heißt nicht der Profit, sondern einzig und allein die Musik steht im Vordergrund. Während in Berlin Bands wie Seeed, MIA und Sportfreunde Stiller schon den Mauerpark rockten, können wir uns in Greifswald auf The Ruffians, Yello Umbrella und lokale Bands freuen. Das Programm gestaltet sich so, dass es ab mittags ein Kinderprogramm geben wird und am Nachmittag lokale Bands, wie Naked Neighbours on TV, die Flow Fanatics, die Privat Cash Group und eine Big Band spielen werden. Sogar das Studententheater wird
eine Open-Air-Einlage am Abend bringen. Das musisch-musikalische Fest wird auf der Wiese zwischen Loefflerstraße und Hansering stattfinden. Der Abend wird noch jung sein und deshalb geht es dann in die Fête de la nuit, in der weitere Konzerte anstehen. Es wird also nicht nur der längste Tag, sondern auch eine lange Nacht werden, von der Greifwald noch lange sprechen wird. Na, dann kann der Sommer kommen! msv
Der neueste Stand Organisationstalente und Ideen zur Gestaltung des Events sind ausdrücklich erwünscht. Weitere Infos gibt es unter: www.fete-greifswald.de
War alles toll (vor allem Katha) Größtes Studentenfilmfestival Europas in Babelsberg
Vom 24. bis 29. April fand in den Thalia Kinos Babelsberg zum 36. Mal das von Studenten der dortigen Hochschule für Film und Fernsehen veranstaltete Internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ statt. Im Fokus stand dieses Jahr das Filmschaffen der Länder rund um die Anden. Dem wurde mit zwei eigenen Programmblöcken und einer Podiumsdiskussion Rechnung getragen.
Produzentenpreis für „Nevermore“
Kurzfilmorgie in Eigenregie Für die Organiation des Festivals zeichnen Studierende des Fachs Medienwissenschaften verantwortlich. Das Filmprogramm war geprägt von kurzen bis mittellangen Werken, wobei mit Experimentellem, Dokumentar-, Animations- und Spielfilmen für fast jeden Geschmack etwas hätte dabei sein müssen. Und selbst wenn nicht, gab es an den Abenden wilde Feten. Die Abschlussfeier kochte im Anschluss an einen Dokumentarstreifen über die Breakdanceund Hiphopszene in der DDR sogar derart hoch, dass zur Preisverleihung am Nachmittag (!) des folgenden Tages die Toiletten immer noch unter Wasser standen...
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feuilleton
Fotos: Sehsüchte
Bestes Drehbuch spielt in Greifswald Einer der verliehenen Preise geht sozusagen nach Greifswald. Das Drehbuch „Nordwind“ der in Berlin wohnenden Ira Völker wurde von der Jury ausgezeichnet. Es handelt von der Freundschaft zweier junger Mädchen in einer Greifswalder Neubausiedlung die, unter anderem durch Probleme im familiären und Wohnumfeld, zu zerbrechen droht. Die Verfasserin lebte für die Zeit der Recherche
einige Wochen in der Makarenkostraße und würde die Geschichte gerne auch in Greifswald gedreht sehen. Damit ist jedoch erst im nächsten Jahr zu rechnen. Wer sich jetzt ärgert, dass er nicht hingefahren ist, sei auf nächstes Jahr vertröstet, wenn man Ende April wieder seine Sehsüchte befriedigen kann. Für dieses Jahr lässt sich sagen, was auch am Meinungsbrett im Thalia-Foyer zu lesen stand: „War alles toll (vor allem Katha)“. Andreas Braml
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SCHAUSPIEL feuilleton
Tanzexperimente
Zwei ungleiche Choreographien bei der „TanZZeit 2007“ Es war ein Theaterabend der Art, den das gängige Greifswalder Publikum weniger gewohnt ist. Bei der diesjährigen „TanZZeit“ waren zwei Stücke zum experimentellen Tanz zu sehen. Beide sind in Zusammenarbeit des Balletts Vorpommern mit internationalen Choreographen entstanden. Im ersten Stück „Monochromes“ beschwört die Italienerin Teresa Ranieri Gefühle und Erinnerungen anhand der Farben Weiß, Rot und Blau herauf. Doch sieht der Zuschauer nicht nur die Interpretation der Choreographin. Er ist selbst gefordert, indem er aus der gesamten Bühnenschau stets nur eine Sequenz aufnehmen kann. Jedem der Tänzer ist seine eigene Geschichte zugeschrieben, von Zeit zu Zeit begegnen sich diese. Mit den Darstellungen der Figuren konkurrieren deren übergroße Schatten, die auf eine Leinwand projiziert sind. Videobilder, Musik, typische Klänge, immer wieder umplatzierte Holzquader. All das ergibt ein Ganzes und zugleich für den Betrachter zahlreiche Assoziationsmöglichkeiten. Stille, Traum, Erwachen von Weiß. Das Blau einer Wasserquelle – Schnee. Der Pulsschlag
Monochromes
Fotos: Vincent Leifer
North North East
eines aggressiven Rots. Und zum Höhepunkt verlaufen die Farben ineinander und gehen wieder im Weiß auf. Tut sich bei diesem Tanzstück noch so viel, herrscht nach der Pause bei „North North East“ von der Australierin Rosalind Crisp völlige Stille und die Schwärze der nackten Bühne. Alles reduziert sich auf die Tänzer – mal im Solo, mal in der Gruppe – und auf ihre Bewegungsabläufe, die verzerrt wirken, jedoch gleichzeitig in ihrer Entrückung das Elementare des Tanzes verdeutlichen wollen. Ein gewagtes Experiment, das wohl den typischen Greifswalder Theaterbesucher nach dem Sinn grübeln lässt. Ohne jeglichen Anhaltspunkt bleibt zwar der Moment – jedoch ist es ein bedeutungsarmer. Zum Schluss bedankt sich das rar gestreute Premierenpublikum mit einem üppigen Applaus, vielleicht auch, weil abermals die Tänzer von „Monochromes“ auf die Bühne treten. keki
Die Aufführungen 11. Mai Stralsund, Theater am Kniepwall 25. Mai Greifswald, Großes Haus
Mach dich schön!
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Theaterjugend fragt „Warum die Liebe hinfällt“ Warum die Liebe hinfällt. Gute Frage, nächste Frage. Unpassend zum Frühling führt der Theaterjugendclub Greifswald im TaP ein neues Stück auf. Unpassend daher, da das Stück die Illusion der großen schmalzigen Liebesromanze nimmt. Die Welt ist schlecht. Und dass sie so geworden ist, sei in erster Linie Schuld der Medien. In „Warum die Liebe hinfällt“ zeigen acht junge Darsteller im Vorbeigehen, warum die Liebe in heutiger Zeit keine Chance hat. Auf der Bühne: ein rotes Sofa und das Fenster zur Welt. Die Farben Rot und Weiß dominieren das Bild, es dreht sich im Kreis. Nicht nur die Darsteller rotieren, auch die Probleme tun es: Liebe, Hass, Streit, Kinder, Glück, Ungewissheit, Konfrontation, Identität. Zwischendurch ratscht die Jalousie hoch – ein nerviger Entertainer quatscht uns zu: alles haben, alles kaufen. Dem Ensemble gelingt auf komische sowie auf tragische Weise die Erörterung des Themas. In den Momenten, wo die Liebe scheinbar aufsteht, umkommt ei-
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nen das schöne ungewisse Gefühl der Schmetterlinge im Bauch. Doch dann der Kontrast: „Schlag mir doch ins Gesicht“. Die Liebe – ein Opfer der Medien? Willkommen, liebe VIVA-Generation. Die Szenen sind kurzlebig, kurz wie ein Musikclip. Und zwischendurch gibt es ein Werbepäuschen. Der Zuschauer hofft auf das KlischeeAus, doch wird er enttäuscht und das mit Absicht. Denn das ist die Realität. Die jungen Darsteller überzeugen im Hin und Her, doch ist tatsächlich alles Gefühl verkauft und nur noch medial erhältlich? Sind romantische Stunden nur dahergesagte Worte, die allenfalls in einer Telenovela zu betrachten sind? Interessant ist, dass nicht die Frage nach dem Wo, sondern nach dem Warum gestellt wird. msv
La
Schrei nach Liebe?
Die Aufführungen 11., 16. und 24. Mai Greifswald, Theater auf der Probebühne (TaP)
„Un
Foto: Vincent Leifer
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SCHAUSPIEL
feuilleton
Erinnerungen aufgefrischt
„Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ nach Christine Brückner Die Bühne in der Mitte eines Quadrates. An allen vier Seiten sitzen die Zuschauenden und beobachten das Geschehen im Inneren. Blicke auf die anderen Besucher des Theaterstückes „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ sind unausweichlich. Voyeurismus, aber nicht auf sexuelle Handlungen bezogen, wird ausgelebt. Allen Menschen im Raum gegenüber. Als endlich die Eingangstür des Theaters auf der Probebühne (TaP) mit einem
Stammheim ist der Regierungssitz
lauten Krachen geschlossen wird, betritt etwa nicht ein verspäteter Gast den Raum. Nein, die Schauspielerin Katja Klemt hat ihren Auftritt. Und was für Einen. Mit der im Stammheimer Gefängnis inhaftierten RAF-Terroristin Gudrun Enslin geht es mit einem Affentempo zurück in die BRD der 70er Jahre. Enslin rechnet in ihrer Zelle mit dem Elternhaus, vor allem aber den Herrschenden ab. Sei es Axel Springer oder die Bundesregierung. Sie bekommen ihr Fett weg. Scheinbar spielt die gebürtige Hanauerin nicht die eingesperrte Enslin. Klemt lebt sie. Sie vermisst die eigene Zelle mit ihrem Körper, kommuniziert über die Wanzen mit ihren Bewachern. Und den Zuschauern. Ihr Kredo: Die Bundesrepublik wird von Stammheim aus regiert. Wie ausgewechselt erscheint Klemt dann in der zweiten Hälfte des Abends als Eva Hitler, geborene Braun, wieder auf der Bühne. Gleiche Kulisse, dieses Mal aber der Führerbunker in Berlin einen Tag vor dem Freitod des Ehepaars Hitler. Wieder ein Gefängnis. Das Verhältnis zwischen „Evi“ und ihrem Herzallerliebsten bestimmt den nun folgenden Monolog. War Klemt zu Beginn der
Vorstellung noch energiegeladen und aufbrausend, tritt sie als Eva Braun naiv, sehr mädchenhaft und nach dem Selbstverständnis der Figur apolitisch auf. Glaubwürdig erfährt das Publikum Dinge, die so nie gesagt wurden, aber hätten gesagt werden können. Beide Monologe – und zwölf weitere Selbstgespräche – entstammen der Feder von Christine Brückner und machen nachdenklich. Katja Klemt hat ihren Anteil daran. bb
Führerbunker mit Boutique
Fotos: Vincent Leifer
Die Tücken der Schulvorstellung Landestheater Parchim führte „Das Tagebuch der Anne Frank“ auf Letztens im Theater Vorpommern: Das Mecklenburgische Landestheater Parchim gibt „Das Tagebuch der Anne Frank“. Der Saal ist voll. Hauptsächlich Acht- und Neuntklässler mit gewohnt mäßigem Enthusiasmus was Theaterbesuche angeht. Dann tritt Anne auf und das Unglück nimmt seinen Lauf. Die aktuelle VIVA-Zielgruppe zeigt sich wenig beeindruckt von den Sorgen und Nöten der Familie Frank. Bald wird es unruhig. Immer mehr Handy-Uhren blitzen auf. Man aalt sich in pubertärer Grenzdebilität. Als einsamer Mittzwanziger mitten im Meer dieser jugendlichen Gedankenlosigkeit ist man zunächst ein wenig beschämt, doch dann – und diese Erkenntnis ist bitter – entwickelt sich fast so etwas wie Verständnis für das allgemeine Desinteresse, da erkennbar wird, was das dumpfe Kollektivbewusstsein der Schülerschar wohl gleich erspürt hat: Die Inszenierung, die es da mit dem
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feuilleton
irrationalen Unwillen der Schülerhorden aufnehmen will, ist ziemlich spröde – oder deutlicher: Sie ist staubtrocken. Dabei lässt sich nur schwer ausmachen, ob dies am bedeutungslos-reduzierten Bühnenbild, am routinierten, aber unambitionierten Spiel der Darsteller oder daran liegt, dass es eben nicht einfach ist, eine Handlung mit Spannung zu füllen, die sich darin erschöpft, dass sich sieben Menschen mehrere Jahre in einem Verschlag verstecken. Nur selten, aber dafür wenig subtil, flackern innere Ängste und ein Gefühl für die klaustrophobische Enge des Verstecks auf. Trotz vereinzelt gelesener Auszüge aus dem Tagebuch erreichen Annes Gedanken das junge Publikum nur schwerlich. Der Funke springt nicht über. Auch deshalb nicht, weil Anne-Darstellerin Kathrin Brunner sich zwar redlich abmüht, aber mit ihrer eher dunklen weiblichen Stimme nicht als Dreizehnjährige durchgeht. Es gibt Figuren,
die man besser von begabten Jugendlichen als von erwachsenen Berufsdarstellern spielen lässt. Anne Frank gehört wohl dazu. Und während die Greifswalder Jugend im Zuschauerraum unbeeindruckt vor sich hin blökt, wird deutlich, wie schwierig der Umgang mit dieser unerwartet fordernden Vorlage ist. Annes Tagebuch hat trotz kultureller Überbeanspruchung eine symbolische Wucht, die ihresgleichen sucht. Viel lässt sich nach wie vor aus diesem Stoff machen. Eines darf dabei aber wirklich niemals passieren: Anne Frank darf nicht langweilen. Dieses Publikum ist jedoch dermaßen angeödet, dass man schon befürchtet, dass es auf dem nächsten Dorffest seine Schullektüre „den Flammen übergibt“. Ganz am Schluss, ein verfremdeter Abschlussepilog kündet von dem traurigen Schicksal der Franks nach ihrer Verhaftung, wird es dann plötzlich doch noch beinahe ruhig im Saal. Immerhin. jk
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CD
feuilleton
Verabschiedendes Gedudel
„Send Away the Tigers“ von Manic Street Preachers (Red Ink) Nun ist es ja auch wieder ein paar Jährchen her, dass die Berufsshootingsstars von den Manic Street Preachers mit ihrem letzten Album daherkamen. Worte, die auf möglichst videojockeymäßige Bezeichnungen für Musiker und Bands – besonders wenn an ihrem Anfang „Beruf“ steht – abheben, sind in der Feuillitonredaktion des moritz berechtigterweise als Wortungetüme verboten worden. Aber was soll man machen? Dass die Manics am Ende der 90er Jahre mit dem Nummer-Eins-Album „This is my truth, tell me yours“ und einem Abonnement auf ausverkaufte Konzerte ganz oben mitschwammen im Musikgeschäft, ist wohl kaum zu bestreiten. Es folgte 2001 das weniger erfolgreiche aber dennoch gute Album „Know your Enemy“. Böse Zungen wähnen die Straßenprediger seitdem aber auf dem absteigenden Ast; so verschmähten die Fans die eher introvertiert-seichte 2004er Aufnahme „Lifeblood“. Und nun? Die aktuelle Longplayer der Waliser trägt den bedeutungsschwangeren Titel „Send
Away the Tigers“, der angesichts seiner Wortwucht den geübten Mancis-Hörer jedoch nicht aus der Fassung bringen wird; Textinhalte mit Tiefgang sind schließlich eines der Markenzeichen von James Dean Bradfield und seinen Mannen. Also alles wieder beim Alten? Es hat den Anschein. Auf „Send Away the Tigers“ kommen wieder deutlich mehr Gitarren zum Einsatz, sodass die CD viel rauer und kantiger klingt als der ungeliebte Vorgänger. Auf der Nummer „Your love alone is not enough“ liefert übrigens The Cardigans-Sängerin Nina Persson
Unterstützung. Erster Eindruck: hörbar und mittelgut. Aber bald reift die Erkenntnis: So richtig begeistern kann das nicht, was die Manics da abliefern. Was man beim ersten und zweiten Hören der CD zunächst noch als Abwechslungsreichtum identifizierte, entpuppt sich nun als Beliebigkeit. Die Scheibe klingt abwechselnd nach Coldplay, den älteren Greenday und Three Doors Down. Auch der Einsatz Nina Perssons sorgt eher dafür, dass besagte Nummer mehr nach einem Song ihrer Band klingt als nach den Manic Street Preachers. Das Finale der CD – der Titel „Winterlovers“ – hinterlässt dank des stadionmäßigen „Nanana“-Refrains und des völlig deplaziert wirkenden, als Hiddentrack eingefügten John-LennonRemakes „Working Class Hero“ sogar einen äußerst schwachen Eindruck. Somit wirkt der neueste Streich der Straßenprediger trotz erheblich gesteigerten Engagements ingesamt ideen- und kraftlos. Riecht irgendwie ein bisschen nach Abschied. rh
Elektronische Fassetten „Shut up and Dance“ von Various (Ostgut Ton)
„Shut up and Dance“ ist das Ergebnis der Zusammenarbeit vom Berliner Staatsballett und dem bekannten Szeneclub Berghain. Fünf angesagte Produzenten haben sich auf dieser CD erstmalig versammelt um dieser ungewöhnlichen Kooperation ein musikalisches Gesicht zu geben. NSI (Tobias Freund und Max Loderbauer) machen mit ihrem abstrakt minimalen „Bridge and Tunnel People“ den Anfang. Über vierzehn Minuten schaffen die beiden Produzenten eine ungewöhnliche Klangatmosphäre, die sowohl zum Entspannen als auch zum Tanzen einlädt. Als zweites folgt „Perspective“ von Sleeparchive. Ein vor sich hin groovender Titel, der etwas schneller gespielt jede Tanzfläche rocken kann.
Den Höhepunkt markiert Âme mit seinem „Fiori“. Im klassischen Stil einer alten Oper baut er über sechzehn Minuten ein musikalisches Kunstwerk auf, welches selbst in der letzten Minute nicht an Spannung verliert. Hörgenuss pur. Der einzig richtig tanzbare Titel kommt von Luciano. „Drunken Ballet“ erscheint im September als einzige Auskopplung aus dieser CD (mit Original und Moritz von Oswald Remix). Den Abschluss bildet der beatlose Song „Symphony for the Surrealists“ von The 7th Plain. Ein sphärischer und ruhiger Ambientsong, der so richtig zum Träumen einlädt. Alles in Allem ist dies ein gelungenes Konzeptalbum, welches verteilt über fünf Titel eine Stunde füllt. Mit tanzbaren sowie
entspannten Stücken, die einmal etwas andere Fassetten von elektronischer Musik zeigen. Wer diese Mischung live erleben möchte, kann das am 27. Juni tun. Dann werden die Mitglieder des Berliner Staatsballetts ihre Choreographien zu dieser CD im Club Berghain darbieten. Marc Tanzmann
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16.5. Nach der Hochzeit 23.5. Das wilde Leben 30.5. Schräger als Fiktion 6.6. Vier Minuten 13.6. Sie sind ein schöner Mann 20.6. La Vie En Rose
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CD
feuilleton
Da capo fantastique
Konstantin Scherbakov schließt anspruchsvollen Liszt-Zyklus ab „Ich habe mich gewissenhaft bemüht, als ob es sich um eine Übersetzung eines heiligen Textes handelt, auf das Klavier nicht nur das Gerüst der Symphonie zu übertragen, sondern auch alle Einzeleffekte und die Vielfalt harmonischer und rhythmischer Kombinationen“, schreibt Franz Liszt über seine Partitions de piano. Der Ausdruck kommt nicht von ungefähr. Beethoven als Gipfelpunkt Denn dabei handelt es sich nicht allein um bloße Bearbeitungen für das Piano forte. Das wäre vermessen. Die gute Sitte des vierhändigen Spiels brachte rasch die neuesten musikalischen Trends und letzten Hits selbst in die abgelegensten Haushalte und semi-professionellsten Liebhaberkreise. Ans Grammophon war noch nicht zu denken und so lebte Musik viel stärker von Praxis als heutzutage. Liszts angestrengter Beweis wiegt viel schwerer. Dem umjubelten Tastenlöwen geht es um die Krönung seines Instrumentes. Anhand von Hector Berliozs Symphonie fantastique und denen von Ludwig van Beethoven sollte dies demonstriert werden. Kurz nach der Pariser Uraufführung des Werkes des Franzosen liegt die Lisztsche Bearbeitung vor. Robert Schumann befindet darüber in einer Rezension aus
dem Jahre 1835 folgendermaßen: „Der Klavierauszug kann sich ungescheut neben der Orchesteraufführung selbst hören lassen.“ Zu seinen 1840 im Druck erschienenen Beethoven-Transkriptionen bemerkt Liszt: „Was ich für die Symphonie von Berliosz unternommen habe, setzte ich jetzt mit denen Beethovens fort. Das ernste Stadium seiner Werke, das tief empfundene Bewusstsein ihrer beinah unendlichen Schönheit, sowie die mir durch beständige Übung vertraut gewordenen Möglichkeiten des Klaviers machen mich vielleicht weniger ungeeignet als manchen anderen für diese schwierige Aufgabe.“ Zudem stand der weitgereiste Solist und Komponist anfangs selbst der Möglichkeit, alle Sinfonien Beethovens zu übertragen, etwas skeptisch gegenüber. Mit den gedruckten Notentexten und in eigenen Konzert
überschritt der fortschrittliche Virtuose damit sein Understatement und konnte sogar den letzten Kritiker seiner Person durch dieses Vorhaben für sich gewinnen. Vom Teufelsgeiger entflammt Damit verwirklichte Liszt den seit der Pariser Zeit an sich gestellten Anspruch, Nicolo Paganini auf dem eigenen Instrument zu übertreffen. Der Ausnahmegeiger stachelte erst einmal durch die seinerzeit unerreichte Spielkultur das Wunderkind zur Erneuerung und Veredelung seiner Fingerfertigkeit auf den schwarzen und weißen Tasten an. Doch letztlich sollten auch die Federstriche auf dem Notenpapier davon zeugen. Die Rolle des Instrumentes war für Liszt dabei klar umrissen: „Es ist, um uns eines Wortes aus dem Altertum zu bedienen, Mikrokomos und Mikrodeus.“ 2006 führte Konstantin Scherbakov das hochstehende Liszt-Projekt spielend zu Ende. Pünktlich zum Beethoven-Jubiläum. Zu rar gesät sind da die Aufnahmen, gar Gesamteinspielungen. Und wie es dann staunen lässt: Liszt vermag es, den Hörer ein ganzes Orchester im Klavier zu erkennen lassen. Nicht allein dies. Im letzten Satz erhebt die Ode an die Freude das Herz auch ohne Chor. Ganz selbstverständlich bringt Scherbakov das alles zu Gehör! Bravo! ur
Weltall, Schlachtschiffe, Babys „The Boy with No Name“ von Travis (Independiente)
Vier Jahre sind eine lange Zeit. Vor vier Jahren; da war noch 2003. So lange ist es nun schon her seitdem Travis ihr letztes Studioalbum „12 Memories“ veröffentlicht haben. Seitdem war es ruhiger um das schottische Quartett geworden. Ein kleines Lebenszeichen gab es vor drei Jahren. 2004 erschien eine Singlecompilation, eine Art Best Of der veröffentlichten Singles, aber weil die vier sympathischen Schotten nicht durch Deutschland getourt sind, fiel das hierzulande fast niemandem auf. Nun melden sich Travis mit einem Paukenschlag zurück. „The Boy with no Name“ heißt das Werk und ist das fünfte Album in der Bandgeschichte. Der Albumtitel spielt auf den Sohn von Sänger Fran Healy an, dieser hatte selbst Tage nach der Geburt noch kei-
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feuilleton
nen richtigen Namen und wurde in Freundeskreisen nur „der Junge ohne Namen“ genannt. Mittlerweile hat der Sohn einen Namen und der Vater ein neues Album. Elf neue Titel gepaart mit einem fantastischen „hidden track“. Musikalisch knüpft das Album an vieles an, was Travis in der bisherigen Bandgeschichte richtig gemacht haben, große Melodien, bittersüße Texte, eine Liebe zur Musik und eine Freundschaft die man spürt. Viele der Songs erinnern vom Gefühl an die früheren Alben, aber dennoch ist dort jedes Mal etwas neues, das man entdecken kann. In dem Song „Battleships“, der über die Beziehung des Songschreibers Healy zu seiner Freundin handelt, hört man die Stimme Fran Healys Züge Bob Dylans annehmen. Beim Song „Closer“ spannt sich
ein elektrischer Bogen auf und bei „Out in Space“ erklingen tatsächlich sphärisch schwebende Klänge. Die Platte ist komplizierter und aufwändiger als die Vorgänger, aber das stört nicht. Ganz im Gegenteil, es zeigt eigentlich nur, wie viel in dieser Band steckt, die einige schon in einer Schublade fest verstaut hatten. Esther Müller-Reichenwallner
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HÖRBUCH feuilleton
Wie Teddie die Welt sah
„Die Aufarbeitung der Vergangenheit“ von Theodor W. Adorno Thomas Mann verdankt Theodor Wiesengrund Adorno viel für dessen Einführung in die Musik der Zweiten Wiener Schule. Dennoch gab sich der in Lübeck geborene Schriftsteller nicht vollständig den Ansichten des Philosophen, Soziologen, Psychologen, Musikwissenschaftlers, Literaturkritikers und Komponisten hin. Mann blieb dem seit Jugenjahren lieb gewonnenen Richard Wagner verbunden. Arnold Schönbergs Geist aus den Händen Theodor Adornos ließ ihn nicht für diese Musik gewinnen, auch wenn der „Doktor Faustus“ als großer Musikroman ohne ihn nicht auskäme. Die dazugehörigen Erläuterungen über die Entstehung dieses Mann-
schen Werkes zeugen davon. Doch der Streit über die Mitautorschaft Adornos an dem Buch ist delikater Fall. Zu vergessen sie dabei zwei Dinge nicht: Der Alban Berg-Schüler traf damit bei Schönberg nicht auf offene Ohren. Zudem betrachtete der enge Freund Bruno Walters die neuerlichen musikalischen Interessen des Literaturnobelpreisträgers mit Sorge. Letztlich blieb dies unbegründet. Denn Thomas Mann warf dafür zu sehr mit der Spätromantik verbunden. Adorno setzte sich nach seiner Rückkehr aus den USA weiterhin für die Neue Musik ein. In Los Angeles arbeitete er zusammen Max Horkheimer ab 1941 die Dialektik der Auf-
klärung aus und schrieb dort an der Minima Moralia sowie der Philosophie der Neuen Musik. Allerdings nutzte der Ordinarius der Frankfurter Universität nach seiner Rückkehr im Jahre 1949 auch den Rundfunk, um sich als kritischer Zeitgenosse den kulturellen und intellektuellen Wiederaufbau der jungen Bundesrepublik zu beteiligen. Unter dem Titel „Aufarbeitung der Vergangenheit“ brachte der hörverlag die Originalaufnahmen der Radiobeiträge aus den Jahren 1955 bis 1969 heraus. Darunter findet sich auch ein Mittschnitt über „Das Altern der Neuen Musik“. Auf den fünf CDs wird Adorno selbstredend präsent. ur
Kein Film verändert das System „Wie die Hippies Hollywood retteten“ von Peter Biskind
Peter Biskind ist der Aufmerksamkeitshascher der US-amerikanischen Filmberichterstattung. Seine Auseinandersetzung mit der stargespickten Glitzerwelt des Filmgeschäfts begann bei der US-Filmzeitschrift „Premiere“ und mündete in bisher zwei Werken über die wirtschaftlichen und künstlerischen Veränderungen Hollywoods. Ersteres erschien 1999 unter dem Titel „Easy Rider, Raging Bulls – How the Sex-Drugsand-Rock´n Roll Generation Saved Hollywood“. Fünf Jahre später die deutsche Übersetzung. Bis dahin hatte das Werk schon viel Anklang bei filmbegeisterten Lesern erhalten. Immerhin vermittelt Biskind ein Bild vom Hollywood der späten Sechziger Jahre, welches geprägt war, durch die Unfähigkeit des Studiosystems auf gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen zu reagieren und nur durch die Kreativität des „New Hollywood“ überlebte. Dass die jungen Filmemacher dem Drogenkonsum stark fröhnten, macht dieses historische Bild für die Leserschar nur interessanter. Leider wird durch die Aneinanderreihung von Klatsch und Tratsch, der Fokus weg von den Filmen und hin zu den persönlichen Geschichten der Macher gesetzt. Vor allem deren unzählige Eskapaden vor und hinter der Kamera langweilen aufgrund des Wiederholungscharakters. Nun liegt in der Reihe „cinema hörbuch“ eine Bearbeitung des Buches vor. Das dabei die gleiche oberflächliche Sichtweise und mangelhafte Argumentation des Buches
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dargestellt wird, ist kein Fehler der Hörbücher. Der Autor liefert diese frei Haus. Biskinds Grundthese ist die Abschaffung des Studiosystems mit ihren mächtigen, greisen Mogulen durch eine Schar junger Filmhochschulabsolventen wie beispielsweise Coppola, Spielberg, Lucas und anderen „Außenseitern“. Beeinflusst durch die französische Nouvelle Vague und deren Autorentheorie, kämpften sie um die Vergrößerung ihres Einflusses auf die Entstehung eines Filmes. Mit „The Godfather“, „Jaws“ und „Star Wars“ wurden die Filmemacher aber ein Teil des Systems, welches eigentlich abgeschafft werden sollte. Ihre Arbeiten vergrößerten sogar die Macht der US-amerikanischen Filmstudios. Der Blockbusterfilm war geboren. Mit ihm auch die Veränderung der Auswertung von Kinofilmen: Massenstarts lösten die langwierige Strategie der Roadshow und des begrenzten Einsatzes von Filmkopien ab. Im ersten Hörbuch der Reihe „Wie die Hippies Hollywood retteten“ setzt sich Biskind
mit Produktion von „Easy Rider“ auseinander. Von der ersten Idee, über das Drehbuchschreiben, der Produktion und des Zusammenkratzens des Budgets bis hin zur Auswertung wird der Bikerfilm dargestellt. Im Vordergrund stehen aber vor allem die menschlichen Probleme zwischen Dennis Hopper und Peter Fonda: Es geht ums Ego – wer wird in den Filmcredits wo genannt, wie hoch ist die Gewinnbeteiligung der Beteiligten – und den Drogenkonsum der Filmemacher. Dass keiner der Macher ein Hollywoodaußenseiter war, verschweigt Biskind leider. Hopper, Fonda und der in einer Nebenrolle auftauchende Jack Nicholson sind bei der Produktion erfahrene Hasen im Filmbusiness – sie arbeiteten schon in dem einen LSD-Rausch-beschreibenden B-Movie „The Trip” zusammen – und gaben sich nur durch ihr Äußeres und das nicht konforme Verhalten als Außenseiter in Hollywood aus. Nicht „Easy Rider“ hat die US-amerikanische Filmwelt verändert. Zum richtigen Zeitpunkt setzte das Studio Columbia Pictures auf einen die gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigenden Streifen. Und verdiente sich neben Hopper und Fonda eine goldene Nase. Auch ohne den Film wäre die „Flower Power“-Generation ihren Weg gegangen. Und dass die Zeit der herrschsüchtigen Studiobosse endete, liegt an der Entdeckung Hollywoods durch große Wirtschaftskonglomerate als Investitions- und Prestigeobjekt. bb
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BUCH
feuilleton
Der zarte Wagner
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Thomas Mann und die Musik
Mit Richard Wagner hat es sich Thomas Mann nicht leicht gemacht. Der Literat, dessen Mutter ihn fürh durch Klavierspiel und Gesang für die Musik gewann, sah und verstand in der Kunstform mehr als nur eine Muße zum Zeitverteib. In zunehmenden Alter erlebte er im Streit um die politische Deutung des Umgangs mit dem Erbe Richard Wagners recht deutlich die Vetretung der eigenen Position an sich selbst. Während der Freund und Dirigent Bruno Walter durch eine gezielte Presekampagne in direkt zum Verlassen des Dirigierpultes aufgefordert wurde, erlebt Mann den Eklat an seiner eigenen Person in Form des Protestes der Richard-Wag-
ner-Stadt München. Zu dessen Mitunterzeichnern gehörte unter anderem Richard Strauss. Zwei Betrachtungen Hierin sah Thomas Mann ein handfestes Indiz für seine Entscheidung zur Emigration. Der Fall Wagner bedeutete nicht allein die persönliche Verklärung eines im breiten Bildungsbürgertum geschätzten Komponisten und Fortschrittlichen in der würdigen Nachfolge Ludwig van Beethovens. Gegenüber den anderen europäischen Nationalstaaten besaß Deutschland mit der Musik Johann Sebastian Bachs, Ludwig
van Beethovens und Richard Wagner eine Reihe wichtiger und weithin einflussreicher Komponisten, die zur Begründung der führenden Rolle Deutschlands in Sachen Musik kulturell und vor allem politisch herangezogen werden konnten. Die Literaturwissenschaftler Volker Mertens und Hans Rudolf Vaget gingen mit ihren 2006 erscheinenen Büchern „Groß ist das Geheimnis“ und „Seelenzauber“ dem Verhältnis Thomas Manns und der Musik nach. Faßt Mertens umsichtig und detailreich sein Bild des musikbesessenen Literaten zusammen, so arbeitet Vaget die mentalitätsgeschichtlich folgenschwere Verbindung von deutscher Politik und Musik heraus. ur
Der gesamtdeutsche Joyce
Der beispielose „Rummelplatz“ erscheint erstmals nach 40 Jahren
Die Leerstelle ist gefunden. Nach 40 Jahren gelangt erst ein Roman in die Hände der Leser und wieder setzt sich eine der einstigen Fürsprecherinnen mit einem Vorwort für ihn ein. Christa Wolf trat zusammen mit Anna Seghers in erhitzter Debatte für das Erscheinen von Werner Bräunings „Rummelplatz“ ein. Sie scheiterten damals in ihrem Bemühen an der Politik. Dabei gehörte der gelernte Schlosser zu den einstigen literarischen Hoffnungen der DDR. Nach dem Studium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ lehrte er dort als Dozent. Doch geriet er 1965 durch einen Vorabdruck aus dem heutigen Werk auf dem 11. Plenunm der SED unter heftige Kritik. Bräuning ging zwar an die Überarbeitung
seines Werkes vor, doch der Gebrochene starb 1976 im Alter von 42 Jahren. Neben den für den diesjährigen Preis der Leipziger
Werner Bräuning
Fotos: Jan Burghardt , Billhardt/ Camera Work , 1964
Buchmesse nominierte „Rummelplatz“ sind Erzählungen, Essays und Gedichten geblieben. Doch aus der einstigen Leerstelle in der deutschen Literatur der Gründerjahre ist ein Lehrstück geworden. Denn Werner Bräunings webt mit seinen feinfühlig gezeichneten Charakteren, mit ihren gewinnenden inneren Monologen einen dichten Teppich aus Zeitgeschichte und feinsten literarischen Querverweisen. Dabei vermag er es, die Nachkriegsjahre in beiden deutscher Staaten aus dem jeweiligen Zeitgeist heraus zu schreiben und platziert darin en passant beispielsweise Wolfgang Borchert, Bert Brecht, Bibelstellen und Legenden. Wer´s fühlend erleben will, soll´s lesen! ur
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feuilleton
27 07.05.2007 14:50:19 Uhr
DVD
feuilleton
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Leithammel
„Hiroshi the Freeloading Sex Machine“ Sumo-Wettkämpfe mit Grillen ist der Zeitvertreib Nummer Eins aller nichtstuenden japanischen Männer. Angetrieben werden sie nur durch den Drang, die stärkste Grille zu züchten. Und durch die eigene männliche Kraft und Ausstrahlung als potentieller Sexualpartner für das andere Geschlecht interessant zu sein. Der titelgebende Protago-
Pause vom Grillen-Sumo
Foto: Rapid Eye Movies
nist Hiroshi ist der Meister der Paarung. Unermütlich verfolgt der plumpe junge Mann das Ziel, seinen Sexualdrang auszuleben. Eingebettet in die Rahmenhandlung aus Wettkämpfen mit Grillen, eröffnet Yuji Tajiris Film einen Blick in das Genre japanischer pinku eigas. Übersetzt bedeutet dies “Pink Film” und ist vergleichbar mit deutschen Softpornowerken. Charakteristisch für pinku eigas: Grundsätzlich müssen Filme dieses Genres mindestens vier Sexszenen enthalten, die der Regisseur in eine selbstgewählte Handlung einbauen kann. In wenigen Tagen abgedreht und mit einem niedrigen Budget ausgestattet, gehören – wie soll es auch anders sein – Männer zur angesprochenen Zielgruppe. Sehenswert ist „Hiroshi the Freeloading Sex Machine” aber auch für Frauen. Immerhin wählt die weibliche Hauptfigur Haruka ihre Partner gezielt aus und bestimmt somit die eigene Zukunft. Emanzipation halt. Zusätzlich zum 65 Minuten langen Werk, informiert auf der DVD ein gut halbstündiges Interview mit Regisseur Yuji Tajiri über die Dreharbeiten dieses Erotikfilms. bb
Très charmant
„Man muß mich nicht lieben“ von S. Brizé Paris ist nischt die Hauptstadt des Tango Argentinos in Europa. Non, cheri. Leider. C´est Berlin. Egal. Macht nichts. Denn Tango ist Tango. Ganz egal, wo oder mit wem man ihn tanzt: ob in der Milonga, auf der Straße wie in Argentinien, ob jung, ob alt oder auf der großen, großen Leinwand. Apropos Leinwand. In Sachen Film, Spielfilm schwirren bereits verschiedentliche Streifen unter dem Titel Tango umher. Allerdings mehr auf der Betonung der Tanzkunst als des Lebens. Denn entweder heißt es Kunst oder Lebensgefühl. Oui, c´est domage. Aber beides gelingt selten zusammen. Aber Kopf hoch! Bisher. Denn manchmal kommt es anders als man denkt. Wie beispielsweise bei JeanClaude in “Man muß mich nicht lieben”. Der betrübte Gerichtsvollzieher findet sich nach reiflicher Überlegung in einem Tangokurs um die Ecke wieder. Der große Scheue mit dem traurigen Blick trifft in der Kursklasse auf Francoise. Doch nicht ohne Grund vergißt seine vorsichtige Tanzpartnerin auf dem Nachhauseweg ihre Schuhe in seinem
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Auto. Wunderbar. Très chic! Mit seinem Regiedebut gelingt Monsieur Stéphane Brizé ein anrührender Neunzigminüter der stillen Andeutungen, des einnehmenden Augenaufschlages und des bedeutungsvollen Räusperns. Und erst das Tanzen! Oh la, la. Selten flimmern so feinfühlig die Grundschritte über den Bildschirm. Gothan Project bestätigt dabei musikalisch die Güte der diesjährigen Frühjahrsüberraschung. ur
Lamento dolcissimo
Foto: Kool Film
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DVD
feuilleton
Weit geöffnete Augen
„Zatoichi meets Yojimbo“ von Kihachi Okamoto Takeshi Kitano trat im Film „Zatoichi – Der blinde Samurai“ (2003) das schwere Erbe des verstorbenen japanischen Schauspielers Shintaro Katso an. In insgesamt 26 Werken verkörperte und entwickelte Katso die Figur des blinden und scheinbar harmlosen Masseurs Zatoichi. Seine meisterlich ausgebildeten Schwertkampfkünste wirken bei ihm als „Krüppel“ umso überraschender. Einzig der Hang zum Würfelspiel ist lasterhaft. Erstmals zog Zatoichi 1962 durch die japanischen Dörfer der Edo-Zeit und bekämpfte Gaunerbanden. Mit dem 20. Werk „Zatoichi meets Yojimbo“ erscheint nun endlich auch in Deutschland ein Film der in Japan sehr beliebten Flmreihe. Mit dieser Veröffentlichung unternimmt der Filmverleih Rapid Eye Movies hoffentlich erst den Anfang. Zwei Schauspielikonen treffen aufeinander: Katso in seiner Paraderolle Zatoichi und Toshirô Mifune als Sassa, der trunksüchtige Leibwächter. Mifune verkörperte die Figur schon in Akira Kurosawas „Yojimbo“ (1961) und „Sanjuro“ (1962) und zählte zu den bekanntesten japanischen Schauspielern.
Nun stehen aufgrund eines notwendigen Spannungsaufbaus Zatoichi und Yojimbo auf unterschiedlichen Seiten eines Dorfkonflikts. Doch dienen diese Angestelltenverhältnisse nur der Durchsetzung der eigenen Ziele. Wo ist nämlich das Gold versteckt, welches durch die Verringerung des Edelmetallanteils bei der Münzprägung übrig blieb? Bis diese Frage geklärt wird, töten die Klin-
gen der beiden Männer unzählige Lausbuben, Zatoichi geht würfeln, Yojimbo hebt einen und für Lacher wird ebenfalls gesorgt. Des Regisseurs Kihachi Okamotos Arbeit kann es mit seinem fantastischen „Sword of Doom” (1966) aufnehmen. Leider durfte der Filmemacher nicht mit Zatoichi ins nächste Dorf ziehen. Hoffentlich schafft es Kitano aber. bb
Okamoto und Ifukube nehmen es mit Leone und Morricone auf
Foto: Rapid Eye Movies
Verzweifelt überzeugte Frauen „Pentamagica“ von Roland Reber
Unabhängig wollen sie sein. Vor allem einen künstlerischen Anspruch an ihre Filme möchte die deutsche Produktionsfirma wtp-International verwirklichen. Ihr Motto: Die Künstler sollen wieder das Sagen haben. Und nicht die Finanziers. Die Berliner Filmeschaffenden der X-Filme scheinen Vorbilder zu sein. Nur weniger kommerziell ausgerichtet. Der bereits 2003 erschienene Film „Pentamagica“ des Regisseurs Roland Reber erfüllt die selbst gesteckten Ziele. Die Geschichte dreht sich um fünf Frauen mit übersinnlichen Ambitionen, die ihr Leben beeinflussen sollen. Getragen wird die Handlung durch die selbsternannte Schamanin Christiane (Maria Gitter) und ihre Halbschwester Sandra (Mariana A. Eich). Beide verfolgen das Ziel, ein literarisches Werk über Magie zu verfassen. Das Werk stammt aus dem Leben und ist für das Leben gedacht. Ein helfendes Sachbuch halt. Unterstützt werden die beiden Frauen von ihren, ebenfalls in der Kunst der Magie ausgebildeten
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feuilleton
Freundinnen. Rita, die Geomantin. Die Ritualmagierin Alice. Und als fünfte im Bunde die Sexualmagierin Sandra. Den Film durchzieht die Beantwortung der Frage nach der einzigen magischen Wahrheit. Und die Figuren kämpfen mit allen Mitteln um die argumentative Vorherrschaft ihrer Magie in der „realen“ Welt. Ernst zu nehmen ist die Auseinandersetzung mit
Schwein gehabt
Foto: wtp-International
der Wirklichkeit nicht. Als ein satirischer Blick auf Wochenendmagie-Workshops mit allem Drum und Dran ist „Pentamagica“ zu verstehen. Problematisiert werden mangelhafte Kommunikationsformen im Allgemeinen und der menschliche Selbstbetrug im Besonderen. Symbolisch stehen hierfür die Gespräche mit dem Kraftschwein Hileswin. Dessen positive Energie verdrängt die charakterlichen Schwächen der fünf Frauen und nur mit dem Haustier klappt das, was mit Menschen nicht funktionieren kann. Durch die Kapiteleinteilung des Kinowerkes – wie der eines Buches – strukturiert sich die Geschichte. Digital, dadurch grobkörnig aufgenommen, ist die Ästhetik eines privaten Videos nicht fern. Wenn reale Bilder nicht mehr ausreichen, werden die Figuren nachgezeichnet, teilweise ergänzt mit gefilmten Bildern der Darsteller. Wie schon im österreichischen Film „Die totale Therapie“ zeigt Roland Rebers Streifen die Schattenseiten esoterischen Lebens. mp
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KINO feuilleton
Comicstrip á la Riefenstahl „300“ von Zack Snyder
Ein ideologischer Flächenbrand durchzieht den feuilletonistischen Blätterwald. Entfacht wurde er von der Realverfilmung eines Comics von Frank Miller, die an amerikanischen und europäischen Kinokassen äußerst erfolgreich ist. Die inhaltliche Basis des Films ist schlicht: 480 v. Chr. stellen sich Spartaner-König Leonidas und eine Handvoll erlesener Krieger an den Thermopylen einer schier unbesiegbaren Übermacht einfallender Perserhorden entgegen, leisten ruhmreichen Widerstand, werden schließlich verraten und sterben den Märtyrertod. So weit, so banal. Umso beachtlicher ist dagegen der mediale Enthusiasmus, mit dem manch einer gewaltige ideologische Konstrukte auf diesem dünnen Fundament zu sehen glaubt. So meint etwa „Die Zeit“, in dem Film den Konflikt der heroisierten „westlichen Freiheit und Demokratie“ gegen einen aus „Fanatikern“ und „blutgierigen Monstern“ bestehenden Orient erkennen zu können. Auch im Iran sieht man sich (man ist ja sozusagen Rechtsnachfolger des persischen Reiches) in seiner „Ehre“ durch propagandistische „Kriegshetze und Dämonisierung“
verletzt. Und wenn die Darstellung latent faschistischer Anflüge der spartanischen Gesellschaft mit dem überaus pathetischen Stilisieren des griechischen Widerstandes einhergeht, juckt es natürlich besonders den deutschen Feuilletonisten in den Fingern und es drängt sich ein empörtes „Verherrlichung faschistoiden Gedankengutes!“ auf das Papier. Dabei wird wie selbstverständlich außer Acht gelassen, dass „300“ vor allem eins ist: ein Schundfilm. Ein B-Movie mit dem Etat eines echten Blockbusters. Eine ernsthafte politische Aussage in die-
sem pop-ästhetischen Wust überbordender mythischer Überzeichnung findet nur der, der aus intellektueller Unterforderung danach sucht. In edelster Zeitlupen- und Farbfilterästhetik wird (zugegeben reichlich morbide) Unterhaltung dargeboten, die mit ihren heroischen Recken und geifernden, oftmals nichtmenschlichen Monstren allenfalls Parallelen mit Tolkienschen Schlachtengemälden zulässt. Aber Moment! Führen sich nicht auch Mittelerdes Elben bisweilen wie eine langohrige Herrenrasse auf? jk
„Sky Captain and the World of Tomorrow“ und „Sin City“ waren Vorreiter
Foto: Warner Bros. Entertainment
Den Vogel abgeschossen „Shooter“ von Antoine Fuqua
Einmal hat Chuck Norris einen „Big Mac“ bei Burger King bestellt. Und diesen auch bekommen. Mit seinem Roundhouse-Kickenden-Auf-Treten gegenüber Menschen erreichte der Kampfsportler alles.
Tom Berengers Schüler
Foto: Paramount Pictures
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Mark Wahlberg tritt mit seiner Rolle des ehemaligen Scharfschützen Bob Lee Swagger im Kinofilm „Shooter“ in die Fußstapfen des B-Filmdarstellers. Erst wird geschossen, dann gefragt. So lautet die Devise des patriotischen Mannes. Befehl ist Befehl, auch dann, wenn militärische Operationen ohne Kenntnisse der demokratischen Führer durchgeführt werden. Nach dem Tod seines besten Freundes, quittiert er den Dienst und entschließt sich zum Einsiedlerleben. Doch böse Mächte spannen Swagger in ihre Dienste ein. Der US-Präsident scheint bedroht und der Scharfschütze a.D. soll durch sein Wissen einen Mordanschlag verhindern. Wie blöd aber, dass Swagger einem Komplott auf den Leim gegangen ist und nun als Attentäter von allen Sicherheitskräften gesucht wird. Zum Glück erfährt der Flüchtige Unterstützung von einem übereifrigen, noch
etwas grünen FBI-Agenten. Beide stellen sich den übermächtigen Gegnern und kämpfen nicht verbal für die Aufdeckung der Wahrheit. Unzählige Tote pflastern nun bis zum Showdown auf einer schneeweißen Bergspitze ihren Weg. Nicht nur der Dreitagebart Wahlbergs erinnert während des gesamten Werks an den kraftstrotzenden Norris. Patriotismus wird in Antoine Fuquas „Shooter“ gelebt. Die Actionsequenzen sind handwerklich gut, wenn auch in einer schon x-mal gesehenen Handlung verpackt. An Verschwörungsfilme der 70er Jahre erinnert der Plot. Hätte der Roman von Stephen Hunter nicht in der development hell verbleiben können? Dem Zuschauer wäre ein sich unter Wert verkauftes ehemaliges Model erspart geblieben. Oder war sein Auftritt in „The Departed“ doch kein Glanzstück und von Preisrichtern überbewertet? bb
moritz #63 07.05.2007 14:50:44 Uhr
KINO
Übler Dualismus
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feuilleton
„The Reaping“ von Stephen Hopkins „Fides quaerens intellectum – Glaube, der nach Einsicht strebt“ – So betitelte Anselm von Canterbury im späten 11. Jahrhundert eines seiner Hauptwerke. Er ging davon aus, dass es ein Grundbedürfnis des Glaubens sei, wissenschaftliche Erkenntnis zu erlangen, aber gleichzeitig die Wissenschaft sich auf den Glauben zurückführe. Diese Einheit aus Glaube und Vernunft war also im Denken einer Zeit präsent, die wir so gerne als „finsteres Mittelalter“ bezeichnen. Als „aufgeklärter Bürger“ der Gegenwart ist man bestrebt für alles was uns umgibt eine „rationale Lösung“ zu finden. Der „Glaube“ wird einer undifferenzierten Restmenge zugeordnet, der man höchstens gewisse „Funktionen“ (von Therapie bis Suizidstreben) zugesteht. Unsere („westliche“) Kultur ist in einen Dualismus zerfallen in dem, so der Filmproduzent Joel Silver, ein „klassischer Kampf zwischen der Wissenschaft und dem Urbedürfnis des Glaubens“ stattfinde. Mit „The Reaping“ hat er ein Werk unterstützt, das voll in diese Kerbe haut. Gezeigt wird das Schicksal der Professorin Katherine Winter (Hilary Swank), die sich darauf spezialisiert hat mit naturwissenschaftlichen Methoden vermeintliche„Wunder“ zu widerlegen. Als sie die sonderbaren Vorkommisse in einer abgelegenen Kleinstadt in den Sümpfen von Louisiana untersuchen soll, wird sie durch den Charme eines dortigen Lehrers (David Morrissay) überzeugt sich der Sache anzunehmen. Der Vermutung, es könne sich bei der blutroten Färbung eines Flusses um den Beginn der zehn Plagen handeln, die im zweiten Buch Mose die Ägypter heimsuchen, steht sie auch noch skeptisch gegenüber, als Frösche vom Himmel fallen und das Vieh ohne erkennbare Krankheitsdiagnose verendet. Bald merkt sie jedoch, dass die verschworene Stadtgemeinschaft bereits eine Ursache für das Leid gefunden zu haben scheint: ein elfjähriges Mädchen (Anna Sophia Robb), das „von Satan selbst gesandt sein soll“. Im sich anbahnenden Streben nach Lynchjustiz und Opferkult sieht sich Katherine mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert und muss sich entscheiden, für wen sie Partei ergreift. Auch wenn die Darsteller eine gute schauspielerische Leistung zeigen und die Bildkomposition aus der immer wieder beängstigend wirkenden Mangrovenlandschaft und weitgehend harmonisch eingefügten
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feuilleton
Special Effects durchaus beeindruckt, kann dies nicht über den abstrusen Handlungsverlauf hinwegretten. Die Oscarpreisträgerin Hilary Swank („Boys Don’t Cry“, „Million Dollar Baby“) hat das Klischee der toughen Ermittlerin mit Mutterinstinkt zu erfüllen. Ebenso stereotyp zeigen sich Stephen Rea (der Kommissar aus „V for Vendetta“) als katholischer Priester, dessen Prophezeiungen ihm zum Verhängnis werden und Idris Elba als „Quotenschwarzer“, der sein religiöses Erweckungserlebnis auf einen überlebten Kugelhagel zurückführt. Regisseur Stephen Hopkins, dessen anspruchsvolles Filmportrait „The Life and Death of Peter Sellers” viele Preise erhielt, mochte hier nicht die Absicht gehabt haben mehr als einen „Unterhaltungsfilm“ zu kreieren. Es zeugt jedoch von postmoderner Arroganz, wenn man einer vermeintlichen „Zielgruppe“ das Nicht-Vorhandensein eines Willens zum Nach- oder gar Hinterfragen unterstellt. Damit ist „The Reaping“ definitiv kein Einzelfall. Auch wenn im Finale durch das ikonographische Zitat des Isaak-Opfers eine etwas versöhnlichere Wendung erhält, bleibt der erwähnte Dualismus bestehen, indem sich der Zuschauer mit rationalem Kopfschütteln zurücklehnen kann, um sich von einem fiktiven Feuerhagel berieseln zu lassen. Dass hier zusätzlich noch ein theologischer Dualismus zwischen einem „Herrn der Finsternis“ und einem gegen ihn kämpfenden „guten Gott“ aufgezeigt wird, lässt an mittelalterliche „Ketzerbewegungen“ denken, gegen die zeitweilig sogar Kreuzzüge geführt wurden. Wer sich heutzutage einen Feldzug gegen den „Unglauben“ im „Haus des Krieges“ auf die Fahnen geschrieben hat, wird hier ein gefundenes Fressen haaha ben. Denn wer Wind sät ...
In the Heart of Darkness
Foto: Warner Bros. Entertainment
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BEFREIUNG/KINDERBETREUNG universum
Schon gewusst?
Legenden zur deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 Nach der Flut wissenschaftlicher und populärer Lektüre über das Kriegsende vom 8. Mai 1945 aus dem Gedenkjahr 2005 vermutet man, fast alles zu wissen. Dennoch halten sich einige Legenden hartnäckig. So gibt es unterschiedliche Angaben zum Ort der Unterzeichnung. Oftmals heißt es, dass in Reims keine Kapitulation, sondern nur ein vorbereitendes Protokoll verfasst und der Kapitulationsakt ausschließlich in Berlin Karlshorst vollzogen wurde. Fakt ist jedoch, dass am 7. Mai im französischen Reims die Niederlage des Dritten Reiches wirksam ratifiziert und auch von der Sowjetunion anerkannt wurde. Im Zuge der Konflikte des Kalten Krieges wurde vom sozialistischen Lager diese Legende aufgebaut und der erste Teil der Kapitulation totgeschwiegen, um den im DDR-Gebiet liegenden Ort Karlshorst historisch aufzuwerten. Andernorts heißt es auch, dass die Kapitulation in Reims das ausschlaggebende Dokument war und die zweite Unterzeichnung
in Karlshorst auf sowjetisches Drängen für die Öffentlichkeit inszeniert wurde. Richtig ist zwar, dass die deutsche Delegation vorschlug, ausschließlich gegenüber den Westmächten zu kapitulieren in der Hoffnung, die Alliierten gegeneinander auszuspielen. Doch wurde dieser Vorschlag eindeutig zurückgewiesen und eine Gesamtkapitulation gefordert. Mythos und Realität Ein allgemein verbreiteter Mythos ist auch, dass die deutsche Wehrmacht am 7. Mai vor den Westalliierten und am 8.Mai 1945 vor der Sowjetunion kapitulierte. In der Realität jedoch erfolgten beide Ratifizierungen vor Vertretern sämtlicher Alliierter und wurden von den französischen Abgesandten bezeugt. Neben den genannten Mythen gibt es einige weitere Missverständnisse und Legenden zum Akt, an denen am 8. Mai erinnert werden soll. Um sich mit der deutschen
Vergangenheit zu befassen – und das nicht nur in Jubiläumsjahren – empfiehlt sich für jeden Interessierten ein Besuch vor historischer Kulisse im Deutsch-Russischen Museum Berlin Karlshorst. Letztlich ist es auch heute noch bedeutsam, sich damit auseinander zu setzen, dass Deutschland am 8. Mai 1945, wie es Richard von Weizäcker ausdrückte, nicht einer Niederlage sondern der endgültigen Befreiung entgegentreten konnte. sn
Kapitulationssaal in Karlshorst
Foto: Museum Karlshorst
Das Feilschen um Plätze Kita-Projekt startet im August
„Es ist nicht das letzte Wort gesprochen“, meint Alexander Schulz-Klingauf. Der AStA-Referent für Soziales und Wohnen sieht die derzeitige Nachfrage der Kita „Makarenko“ kritisch. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres werden zwar die Öffnungszeiten von 5.45 Uhr bis 21.45 Uhr liegen und ein bilingualer Ansatz verwirklicht. Dennoch sieht er die bisherige Nachfrage eher skeptisch. „Die Zeitspanne für die Werbung war zu kurz und die Stadt hat sich zu schnell mit örtlichen Unternehmen in Verbindung gesetzt“, sagt Schulz-Klingauf. Zwar stelle die Beteiligung von ansässigen Unternehmen für das KitaProjekt einen Vorteil dar, würfe dann aber eine entscheidende Frage auf: „Es ist nicht klar, ob das Betreiberkonsortium bestehend aus Universität, Stadt, Studentenwerk, Klinikum und Studierendenschaft später noch genügend Plätze für Studierende offen hält“, meint der AStA-Referent. Dennoch sprechen die derzeitigen Zahlen für sich. Von den insgesamt 60 freigehaltenen Plätzen für Eltern mit ungünstigen Arbeitszeiten gibt es derzeit zehn verbindliche Anmeldungen von
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Studierenden. Insgesamt sei der Eingang auf 25 Plätze zu beziffern. Seitens des Klinikums und der Universität sieht Alexander Schulz-Klingauf ein Defizit. „Es sind maßgeblich diese beiden, die magere Anmeldungszahlen vorgelegt haben.“ Verwunderlich sei daher nicht, wenn sich die Stadt Greifswald weitere Optionen offen hielte. Denn mit der Einbeziehung von lokalen Unternehmen könnten Werkstätige ihre Sprösslinge von morgens bis abends versorgt wissen. Zum derzeitigen Interessentenkreis gehören beispielsweise Callcenter, Einkaufsmärkte und Arztpraxen. Diese lädt die Stadt im Zuge des KitaProjektes zu einer Informationsveranstaltu ng am 3. Mai in die Makarenkostraße ein. Das Problem Damit sieht Alexander Schulz-Klingauf die Einbindung der Studierendenschaft in Gefahr. Die 60 Plätze der insgesamt 185 betreuten Jungen und Mädchen sind für Eltern mit ungünstigen Arbeitszeiten eingerichtet worden. „Man weiß nicht, wie viele Betriebe Arbeitnehmer mit Kind
anmelden werden“, erzählt der AStAReferent und meint: „Später könnten dadurch nicht genug Plätze für Studierende zur Verfügung stehen.“ Das sei das eigentliche Problem.Eine Möglichkeit stände da noch offen: „An anderen Universitäten zeigte sich, die Mundpropaganda zwischen den Eltern mit Kind half letztlich der Kita“, sagt Alexander Schulz-Klingauf. Bilinguale Betreuung Ab Mai erfolgen die Umbaumaßnahmen in der Kita „Makarenko“. Dem pädagogischen Konzept liegt ein lebensweltorientierter Ansatz zugrunde. Deutsch als Muttersprache und Englisch sollen vermittelt werden. Lehramtsstudenten sichern die bilinguale Betreuung und können sich dies für ihre Studien anrechnen lassen. Zudem sollen die Eltern innerhalb der Kindertagesstätte mit einbezogen werden. Die Anmeldefrist läuft derzeit noch bis zum 31. Mai. Doch bereits jetzt können sich Studierende mit Kind in der Kita „Makarenko“ umschauen oder sich am 9. Juni zum Tag der offenen Tür informieren. ur
moritz #63 07.05.2007 14:50:55 Uhr
MAHLZEIT!/MESSE universum
Der mittägliche Aufschlag Kartenzahler sparen in der Mensa
Wieder einmal mehr Geld in der Mensa bezahlt, als auf der Speisetafel ausgewiesen steht, denkt sich der Barzahler, aber warum? Es gibt keine Hinweise auf zusätzliche Kosten. Hier handelt es sich zwar um geringe Centbeträge, aber wofür? „Ich weiß nicht, wieso ich fünf Cent mehr bezahlen soll. Ich war zu faul mir eine neue Karte zu besorgen“, sagt Sebastian. Antwort gibt Klaus Zeidler, Abteilungsleiter für Verpflegungsbetriebe vom Studentenwerk Greifswald: „Prinzipiell brauchen Kartenzahler für den gleichen Kassiervorgang ein Drittel der Zeit, die ein Barzahler benötigt. Wir sind ein Massenbetrieb und darauf angewiesen, dass der Vorgang schnell vorangeht. Sonst kommt es dazu, dass wie im vergangenen Wintersemester die Leute bis nach draußen Schlange stehen. Das lag zum einen an ungünstig gelegenen Vorlesungszeiten.“ Da außerdem ein schleichender Personalabbau durch ausscheidende
Mitarbeiter vonstattengeht, solche Stellen aber frühestens nach neun Monaten neu beantragt werden können, hat man sich überlegt, wie man den Kassiervorgang beschleunigen kann. Es wurde sich über die Möglichkeit eines Rabattes für Kartenzahler oder Mehraufwandsbeitrag für Barzahler beratschlagt. Schlussendlich war ein Rabatt aus steuerrechtlichen Gründen nicht umsetzbar. Lea, Katharina und Ines sind sich einig und finden es nicht so schlimm: „Warum über fünf Cent meckern?“ Kein Essen ohne Karte Auf eine ausschließliche Kartenzahlung, wie es in vielen Mensen üblich ist, wollte man zum Wohle der Studenten verzichten, man könne ja schließlich auch mal seine Karte vergessen und hätte dann kein Essen. Franka und Martin gehen viel zu selten in die Mensa sagen sie und zahlen
Überschrift daher lieber bar. Und Ulrike hat viel zu viele Karten in ihrem Portmonee: „Noch eine und ich verliere sie“. Zur Veranschaulichung: Täglich werden etwa 2000 Mahlzeiten am Tag ausgegeben, davon können in zweieinhalb Stunden an einer Kartenkasse 800 Essen abgefertigt werden, wogegen an der Barkasse lediglich 600 Portionen in drei Stunden bearbeitet werden können. Überdies schleichen sich beim Ein- und Auszahlen mit Bargeld Fehler ein, die es per Kartenzahlung nicht gibt. Zur Ausweisung der neuen Preise schloss Zeidler: „Nach der Einführung der Preiserhöhung mit fünf Cent pro Kassiergang Anfang des Jahres 2007 haben wir umfangreich über die neue Kostenaufstellung informiert, aber wir werden demnächst über die Speisetafeln den Mehrpreis aufführen.“ Vergangene Fehler durch defekte Kartenaufladegeräte werden in Zukunft durch entsprechende Ersatzgeräte aus dem Wege geräumt. mp
Hinaus in die Welt!
Auslandsamt lädt am 23. Mai zum 1. Internationalen Tag ein Für internationale Angelegenheiten ist das Akademische Auslandsamt die zentrale Anlaufstelle der Universität. Es koordiniert einen Großteil der Partnerschaften, Projekte und Programme mit ausländischen Partnern. Doch dem nicht genug. Beratend und informierend steht es all jenen zur Seite, die aus dem Ausland nach Greifswald kommen oder von Greifswald aus in die Welt möchten. Ein regelmäßig stattfindender Service ist daher für die Mitarbeiter die Erstberatung. Sie bietet eine Orientierungshilfe für Studierende, die sich für einen Studienaufenthalt im Ausland interessieren. Zudem erfolgen detaillierte Beratungsgespräche in den Räumlichkeiten des Akademischen Auslandsamtes in der Domstrasse 8. Einmal im Monat erfolgen Informationsveranstaltungen, die beispielsweise über Studium und Praktikum in Kanada oder Nordeuropa informieren. Mit dem 1. Internationalen Tag an der Greifswalder Alma Mater möchte das Akademische Auslandsamt zum weltweiten Studieren erstmalig gezielt und gebündelt anregen. In Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk und unterstützt vom Deutschen
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universum
Akademischen Austausch Dienst (DAAD) finden am 22. und 23. Mai Veranstaltungen zu diesem Thema statt. “Wir möchten gern, dass mehr Studierende aus Greifswald ins Ausland gehen”, sagt Annette Ehmler, Beraterin für Outgoer. Mit dabei sind die Partnerhochschulen und all jene, die im europäischen Ausland bereits studiert haben. Eröffnet werden die beiden Tage durch eine Fotoausstellung ehemaliger Austauschstudenten aus Greifwald am Dienstagabend in der Mensa. Das Motto des zweiwöchigen Wettbewerbs lautet “go out: Orte und Menschen in Europa”. Dem schließt das vom Studentenwerk ausgerichtete Fest der Kulturen ab 19 Uhr mit Musik, Kultur und Snacks aus aller Welt an. Die Messe zu Bildungsangeboten im Ausland erfolgt am Mittwoch ab 11 Uhr im Foyer der Mensa. Studierende, die sich für ein Studium in Australien, Finnland, Großbritannien, den USA oder Arbeiten und Leben in Europa allgemein interessieren, sollten sich beispielsweise die Vorträge der Referenten des Finnland-Institus, des Amerikazentrums und des British Council in der BWL (Loeffler-Straße) nicht entgehen lassen. ur
Annette Ehmler
Akademisches Auslandsamt
Fotos (2): Uwe Roßner
Weitere Informationen: www.uni-greifswald.de/international/auslandsamt.html
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MEDIZINTAGUNG/ERSTIWOCHE
universum
Anregender Austausch
Studenten berieten über Zukunft der Krankenversorgung Die Medizin steht in den kommenden Jahren vor neuen Herausforderungen. Denn angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft stellt sich gerade in dünn besiedelten Flächenregionen die Frage, wie eine hochwertige medizinische Versorgung künftig gewährleistet werden kann. Zu diesem Thema lud die Greifswalder Gruppe des Internationalen Medizinstudentenverbunds (IMSP) Ende April zu einer dreitägigen Konferenz in das Institut für Anatomie in der Friedrich-Loeffler-Straße ein. Unter der Frage „Sind einige gleicher als andere? – Der Zugang zu medizinischer Versorgung in ländlichen und abgelegenen Regionen“ folgten die Gruppen der Universitäten Lund und Stettin der Einladung in die Universitäts- und Hansestadt. „Es war eine schöne, runde Tagung mit interessanten Vorträgen und Referenten“, bilanziert Josefine Boldt, eine der Hauptorganisatoren der Greifswalder Gruppe. Unter den insgesamt knapp 70 Teilnehmern fanden sich zudem Greifswalder Studierende aus verschiedenen Fachbereichen. Die Idee zum diesjährigen Thema in Greifswald entstand unter anderem aus der medizinischen Problematik im Mecklenburg-Vorpommern heraus und der zunehmenden Differenz in der Praxis- und Klinikdichte zwischen abgelegenen Gebieten und größeren Städten.
Doch blieb der Blick nicht allein auf das Bundesland gerichtet. Die Situation in Mittelamerika und Afrika kam ebenfalls zur Sprache. „Wir haben uns dabei auf offensichtliche Gemeinsamkeiten konzentriert“, sagt Josefine Boldt. „Denn die Situationen ähneln sich und es treten vergleichbare Aspekte hervor.“ Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung, medizinische Infrakstruktur und angemessener Service stellen die neuen Herausforderungen dar. Professor John Wynn-Jones sprach sich für ein verändertes Konzept aus. „Gesundheitsversorgung ist in dünn besiedelten Gebieten Aufgabe eines medizinischen Teams“, berichtet der Präsident des Institutes für ländliche Gesundheitsversorgung in Wales. Zwar seien chronische Krankheiten in den kommenden Jahren eine große Herausforderung, dennoch dürfe der Patient als Mensch nicht aus dem Blickfeld geraten. Landärzte sind künftig gefragt Doch dies nicht allein: Die Ausbildung und das Berufsbild des Mediziners bedürfe künftig einer Anpassung. Denn künftig müßten 50 Prozent der Absolventen als Landärzte arbeiten, um langfristig eine stabile Versorgung gewährleisten zu können.
„Es gab interessante Ansätze, die sicherlich noch am Horizont sind“, meint Hauptorganisator Markus Blaurock. „Die Ideen sind nicht uninteressant“, sagt Josefine Boldt. „Dennoch müssten dazu die jetzige Ausbildung und die finanziellen Anreize dafür verändert werden.“ Insgesamt sind die beiden Medizinstudenten über den Verlauf der Tagung zufrieden. „Wir sind erstaunt und überrascht, dass es so voll war“, freut sich Josefine Boldt. „Mit dem Hörsaal in der Anatomie hatten wir auch den größten Raum,“ Überrascht zeigten sich die ausländischen Medizinstudenten aus Lund und Stettin zudem über den hohen akademischen Anspruch. „Unser Projekt befindet sich im Umbruch“, sagt Markus Blaurock. „Wir wollen es auf eine festere Basis stellen“. Der akademische Austausch zwischen den Medizinstudenten aus Lund, Stettin und Greifswald soll verstärkt werden, neue Partner anderer Universitäten gewonnen und die Arbeit mit dem Akademischen Auslandsamt und dem hiesigen AStA verstärkt werden. „Damit wollen wir über unser bisheriges Ziel, uns einmal pro Semester an einer Partneruniversität zu treffen, hinaus gehen“, so Blaurock. Der Grundstein für ein weiteres Zusammenwachsen innerhalb der europäischen Hochschullandschaft ist damit gelegt. ur
Unter dem Strich positiv Die Bilanz der Woche für den Semesterstart
Die vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) organisierte Begrüßungswoche ist zum Beginn eines jeden Semesters ein Muss. Bereits Anfang des Jahres begannen dafür die ersten Planungen, die mit den letzten Absprachen mit Clubs, Fachschaften und der Erstsemester-AG kurz vor Ostern endeten. Mit dem Motto „Ersti royale“ hieß das Gremium im Namen aller Immatrikulierten das Erstsemester in der Hansestadt Greifswald willkommen. Hinter dem einwöchigen Programm steckte viel Arbeit. Fragen gab es bereits bei der Festlegung des Termins. Ist es sinnvoller, die Erstsemesterwoche vor oder lieber nach Ostern zu legen? Letztlich fiel im AStA die Entscheidung zugunsten der ersten Vorlesungswoche aus. Hinzu kam der Personalwechsel im Referat. Gegen Ende
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Januar übernahm Christian Bäz die seit Anfang 2007 plötzlich frei gewordenen Stelle des AStA-Referenten für Kultur und Erstsemesterwoche. „Innerhalb von drei Wochen mussten ein Motto und ein vorläufiges Programm stehen“. Zusammen mit seiner Arbeitsgruppe fand er rasch Lösungen. „Die Jahreszahl und der neue James Bond-Film brachten uns recht schnell auf die Idee.“ Daher lautete das Motto „Ersti royale - Studier an einem anderen Tag“. Hiddensee als Hit Dennoch zieht Bäz insgesamt eine positive Bilanz. „ Ich bin zufrieden.“ Daher blickt er dankbar auf seine Ersti-AG, die Tutoren der Faschschaften und Sponsoren. Eine Überraschung gab es in diesem Semester seitens
der Erasmus-Studenten und des Studienkollegs. „Für beide haben wir gezielt und frühzeitig Werbung gemacht“, so der AStAReferent. Erfreulich sei daher die starke Nachfrage beim Ausflug nach Hiddensee gewesen. Zwar seien immer eine Handvoll Incoming-Students dabei, allerdings nicht in so einem starken Maße wie in diesem Semester. Auch das Interesse der Lernenden am Studienkolleg freut Christian Bäz. „Wir haben uns im Vorfeld Gedanken gemacht, wie wir das Studienkollleg besser mit einbinden können.“ Zudem hat bei dem Ausflug glücklicherweise das Wetter mitgespielt und alle seien mit der letzten Fähre wieder wohlbehalten zurückgelangt. Dort hat sich dann die gezielte und frühzeitige Werbung gelohnt. „Alles wunderbar geklappt“, meint der AStA-Referent. ur
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UNISPORT/VOLKSBEWEGUNG universum
Greifswalds Wunderkinder Basketball-Uni-Liga: Zu heiß,, um kreativ zu sein
Die Auswahl ist groß! Im aktuellen Angebot des Hochschulsports kann der begeisterte Student aus über 50 Sportarten von Aerobic bis Yoga wählen. Selbst exotische Sportarten wie „Bujinkan Ninjutsu“ oder etwa „Video-Clip-Dance“ fehlen nicht. Natürlich sind auch Mannschaftsportarten wie Fußball, Handball und Basketball vertreten. Neben dem freien Training zu festen Zeiten gibt es auch eine Basketball Uniliga (BBUL). Die BBUL ist eine semesterbegleitende Liga für alle Studenten, Basketballinteressierte und Externe. Es finden regelmäßig Punktspiele statt. Diese Saison stehen sich zehn Teams gegenüber. Das Besondere ist,
dass sich die Teams selbst organisieren. Einige Mannschaften haben eigene Internetseiten und ein Mannschaftstrikot. In erster Linie soll das Spiel Spaß bringen, aber die Jungs und Mädels sind zumeist mit ziemlichem Ehrgeiz dabei. Das heißt Spannung. Die Regeln orientieren sich an denen des Weltbasketballverbandes (FIBA), unter anderem mit der Ausnahme, dass immer ein Mädchen auf dem Platz sein muss. Keine Panik, denn Frauen können auch echte Wunderkinder sein. Neue Teams und Zuschauer sind sehr willkommen! Einfach vorbeischauen und dem Basketball den nötigen Fame geben! msv
Basketball im Web Nachrichten über die BBUL: http://eteamz.active.com/BBUL/ Spielplan der Saison SS 2007: http://eteamz.active.com/BBUL/handouts/index.cfm?cat=21864&id=590288 International Basketball Federation: www.fiba.com
Hansestadt auf Trab Citylauf findet erstmals am 19. Mai statt
Nicht nur laufen - auch etwas bewegen. So zeigt sich Greifswald am 19. Mai von seiner sportlichen und zugleich politischen Seite. An dem Samstag veranstalten das Internationale Kultur- und Wohnprojekt (IkuWo e.V.) und die Hochschulsportgemeinschaft Greifswald (HSG e.V.) partnerschaftlich den Greifswalder City-Lauftag. Um 14 Uhr beginnt das kulturelle und sportliche Programm auf dem Marktplatz, dessen Höhepunkte gleich zwei Stadtläufe bilden.
Gemeinsam laufen für die Menschenrechte
Gegen die Ausgrenzung Foto: sport.tirol.at
Der Startschuss zum ersten Lauf „kein mensch ist illegal“ fällt 15 Uhr. Nicht sportlicher Ehrgeiz ist dabei maßgeblich, sondern sozial-politisches Interesse, auf die Gültigkeit „Allgemeiner Menschenrechte und der Menschenwürde“ aufmerksam zu machen. Unter diesem Motto steht der vom IkuWo organisierte Lauf und meint damit insbesondere das Schicksal von Flüchtlingen aus aller Welt. In Deutschland leben derzeit geschätzt eine Million Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Krieg, Armut oder Verfolgung verlassen mussten. Etwa drei Viertel von ihnen führen ein Leben in völliger Illegalität, das heißt ohne grundlegende Rechte wie das Recht auf medizinische Versorgung oder Bildung. Ihnen drohen soziale Ausgrenzung oder gar Abschiebung. Dagegen will „kein mensch ist illegal“ ein Zeichen setzen und hofft auf viele Teil-
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nehmer, die die Anstrengung von tausend Metern gerne bewältigen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Strecke führt ausgehend vom Markt, entlang Baderstraße, sowie Wall zur Mensa und wieder über die Mühlenstraße zurück zum Marktplatz. Im Vorfeld veranstaltet das IkuWo Filmabende, Vorträge, Ausstellungen und Diskussionsrunden, um über die Themen Flucht, Fluchtgrund, Legalität und Illegalität zu informieren. Antreten zum Unicup Der zweite Lauf des Tages ist der „Greifswalder Citylauf“. Um 16 Uhr geht es los und über eine Distanz von zehn Kilometern am Wall, dem Ryck entlang bis zum Marktplatz zurück.
Die Läufer sind nach verschiedenen Altersklassen und Disziplinen eingeteilt. Hierbei können speziell Studierende und Mitarbeiter der Greifswalder Hochschule zum sportlichen Wettkampf beim „Unicup“ antreten. Universitätsteams, bestehend aus maximal fünf Männern und fünf Frauen, können sich online anmelden. Gewertet werden die Zeiten der jeweils besten drei Läufer. Dem Siegerteam winkt der Pokal des Kanzlers der EMAU. Wer zu den weniger Sportwütigen zählt und lieber anfeuert, den erwarten zudem auf dem Marktplatz bis in die späten Abendstunden Filmvorführungen, Musik, Aktionen und Ausstellungen. Geplant sind Auftritte von „Saxophon Quadrat“, dem Studententheater „StuThe“ und einer Trommlergruppe. keki
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Tonia: Die Show hat mich total geprägt, aber hoffentlich und Gott sei Dank in meinem Wesen nicht viel verändert. Ich kann laufen und posen, sitze aufrechter, kann mich besser schminken, anziehen und präsentieren, aber vor allem weiß ich, was es heißt echte, gute und schlaue Mädels als Freunde zu haben. Ich schätze meine Freunde hier in Berlin seit der Show um sooo vieles mehr. Außerdem weiß ich jetzt, dass durch den Schnitt usw. im Fernsehen vieles falsch rüberkommen kann und man mit Fernsehberichten usw. seeehr vorsichtig umgehen muss!
Tonia Michaely
moritz: Wie viel Klamotten-„Teile“ durftest Du behalten? Tonia: Von den Klamotten haben wir nix bekommen. Ich habe so ein paar Pro7- Teile bekommen und ein Abendkleid von einer New Yorker-Designerin mit der Heidis Stylistin verwandt ist.
moritz:Hat dich Pro7 wenigstens für Foto: privat
Die Donnerstagabende machen den privaten Fernsehsender Pro 7 reich und die „werberelevante Zielgruppe“ erfreut sich des „Competion-Voyeurismus“. Die Studentin der Wirtschafts- und Kommunikationswirtschaft an der Universität der Künste in Berlin, Tonia Michaely, hat es geschafft, zumindestens auf Rang Acht der Germany’s Next TopmodelsListe. Jetzt ist sie „raus“, wie Pro 7 es so schön auf der Internetseite benennt und das ist vielleicht auch gut so. Tonia studiert ja. Alter: 19 Jahre Lieblingsessen: Pizza, Nutellabrot
moritz:Wie bist Du an die Germany’s Next Topmodel- Geschichte gekommen? Tonia: Meine Freundin hat mich nach Potsdam zum Casting gezerrt- ab da ging alles wie von selbst.
moritz:Welche Schlagwörter fallen Dir zur Sendung ein? Tonia: Fashion, Zicke, Theater, Kamera, Willkür.
ohne Heidi ganz groß rauskommen - außerdem feiiiiiiiern!
moritz:Hast du ein Autogramm von Bruce und Heidi Klumm bekommen? Tonia: Ich hätte 1000 Autogramme haben können, aber ehrlich gesagt hab ich mir gar keins genommen... mhh.
moritz:Gab es wirklich Zickenterror zwischen den Girls, oder ist alles nur eine Farce des Privatsenders? Tonia: Es gab wirklich so viel Zickenterror, manchmal haben es die Macher natürlich noch ein bisschen geschürt und die Mädchen sind immer schön darauf reingefallen.
moritz:Wie viel Tonia Michaely flimmerte tatsächlich über den Bildschirm? Tonia: Vielleicht 20 Prozent von mir...die echte Tonia hat einiges mehr auf dem Kasten, als es vielleicht im Fernsehen scheint, aber es war mir echt zu doof mich vor dem Cams zum Affen zu machen oder meine Seele zu verkaufen.
moritz:Welche Szenen waren real und
moritz:Jetzt wo der „große Traum“ aus
welche wurden von Pro 7 initiiert? Tonia: Grundsätzlich sind alle Szenen real, nur durch den Schnitt entstehen manchmal ganz andere Begebenheiten...
ist, was machst Du nun? Tonia: Uni zu Ende machen und natürlich
moritz: Hat Dich die Show geprägt?
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den Quatsch bezahlt? Tonia: Geld gab es in diesem Sinne keinsbin halt jetzt „berühmt“. Na ja.
moritz: Was fandest Du völlig hirnrissig in der Show? Tonia: So einiges.... aber vor allem die Naivität und Arroganz der Mädchen und die ganze Masche der Show.
moritz: Welche Schuhe trägst Du privat? Tonia: Ganz unterschiedlich. Ich habe nur drei Paar Schuhe, die ich immer anziehe: schwarze Sneakers, weiße kleine Ballerinas und schlichte schwarze High Heels... eins der drei passt immer.
moritz: Hattet ihr Gruppenduschen oder Einzelduschen? Tonia: Zwei Einzelduschen für 15 Mädchen!
moritz:Hast Du genug zu essen bekommen, während der Sendung? Tonia: Ja , mehr als genug! Wir haben den ganzen Tag Süßigkeiten gegessen, weil wir oft so nervös und angespannt waren.
moritz:Was
meinst Du, wer das Germany’s Next Topmodel 2007 wird? Tonia: Alle meine Favoritinnen sind schon weg, schade, aber mittlerweile ist mir das auch schon fast egal. Das Gespräch führte Maria-Silva Villbrandt.
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RÄTSEL
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Sudoku 9 6
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Gewinne! Zu gewinnen gibt es 3x2 Kinokarten, Schreibt die Lösung wie gewohnt an moritz@uni-greifswald.de. Viel Spaß beim Rätseln!
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moritz-Mitarbeiter und deren Angehörige sind zur Teilnahme nicht berechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Gewonnen!
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Zwei Kinokarten für die Lösung des Sudokus in der April-Ausgabe des moritz gehen an: Sebastian Grams! Herzlichen Glückwunsch!
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Teinahmebedingungen
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