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Reeder Luca Bassani, Marketingchefin Monica Paolazzi auf der 70 WallyPower: „Jede Bestellung ist ein Masterpiece.“
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star-reeder luca Bassani erfindet powerboote neu: speed vergOttert stil von wolfgang timpe und udo bojahr (fotos) porträt go sixt 47
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Zur motoryacht 70 WallyPower Das Boot misst 21,90 Meter über alles (Länge der Wasserlinie 17,90 m), verfügt über zwei MTU 10V 2000 M93 Dieselmotoren mit jeweils 1.520 PS, schafft 40 Knoten (79 km/h) und kostet in der Grundversion rund drei Millionen Euro. Das Material des Schiffsrumpfs ist aus Kohlefaser, der Aufbau aus Rauchglas.
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ie Kulisse und das Drehbuch stammen aus Hollywood: David gegen Goliath. Mächtig ragen die schroffen monegassischen Seealpen aus dem Mer Méditerranée. Bedrohlich recken sich die Wolkenkratzer von Monte-Carlo an den steilen Berghängen empor, und aufdringlich zeigen die gewaltigen über 30 Meter langen Ungetüme, wer Herr im teuersten Yachthafen der Welt ist. Die schneeweißen Luxusyacht-Protze aus dem Geld-spielt-keine-Rolle-Land der millionenschweren Aufsteiger und Altmilliardäre stellen im Port Herkules von Monaco ihr Goliath-Gefühl aus: länger, höher, schneller. Pferdestärken wetteifern mit Größe. Wendig kurvt die flache, sich spitz verjüngende Motoryacht zwischen den weißen Platzhirschen hindurch. Wie ein WikingModell wirkt die kompakte 70 WallyPower zwischen den übermächtigen Traditionsyachten, doch giftig faucht ihr aggressives Rotschwarz den weißen Königen ihre angriffslustige Eleganz entgegen. Und als das Ende der Yachtenboxengasse erreicht ist, hebt das Edelboot dynamisch kraftvoll über seine komplette Wasserlänge dank der mittig installierten Jetstream-Antriebe gleichmäßig aus dem Hafenbecken. 3040 losgelassene PS vergessen das designte Understatement und 70 WallyPower stellt sein überlegenes David-Gefühl aus: individueller, schicker, schnittiger. Speed vergöttert Stil. Lässig umspielt der weiße Cashmere-Pullover die Taille des untersetzten, freundlich lächelnden Mannes, der relaxt im
Zur person luca bassani antivari Der Segelsportler, Ingenieur und Reeder ist überzeugter Barfußsegler. Mit 14 Jahren beginnt Bassani (50) seine Segelsportkarriere, wird dreimal Weltmeister. 1994 gründet er WallyEurope und mischt mit WallySegel- und -Powerbooten die traditionelle Yachtszene auf. Luca Bassani ist verheiratet, hat 3 Kinder.
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Schneidersitz auf den königsroten Matratzen lehnt. Die dunklen Augen begegnen einem mit offenem Blick, Neugier und Schalk blitzen unter den Augenlidern hervor. Wie ein gutmütiger stolzer Patriarch thront der Sportsegler, Ingenieur und Reeder Luca Bassani barfuß an Deck der von ihm entwickelten Motoryacht 70 WallyPower. Lounge-Atmosphäre breitet sich an Bord der leise vor sich hinschnurrenden MTU-Dieselmotoren aus, während wir von Monaco aus zu einem Lunchtrip in die Bucht der Plage Mala von Cap d’Ail starten. „,Wally’ ist eine Provokation. Es bedeutet aufsässig, WallyBoote haben nicht diesen konservativen weißen Duft. Wally steht für Vergnügen, Freizeit, Tempo und Leichtigkeit“, sagt der Yachtrevolutionär Luca Bassani. Seine sachlich durchgestylten Segelyachten und Powerboote wirken heute wie bestellt und geschaffen für die jüngeren Helden des Web2.0-Internetzeitalters oder den Geldadel des Investmentbanking und Fondsmanagements, der zweiten Generation der New Economy. Die neuen Führer des Wirtschaftsaufschwungs sind mit Apples iPod und Armani-Anzügen groß geworden. Die jungen Businesspeople und, bitte schön, natürlich die immer schon jung gebliebenen Alten mit ästhetischem Technikgeschmack, haben ein feines Gespür für Qualität und Substanz, für Kraft und Design und eine individuelle Lust auf Hightech und das etwas andere Auftreten. „Ich muss die Seele des Kunden mit der Seele unserer Boote kombinieren. Sie werden immer Wallytechnik und -Design auszeichnen, unser Mar-
Anker-Container am Bug sorgt für leeres Bootsdeck: „Manchmal muss die Funktion dem Design folgen.“ kenzeichen. Aber der Besitzer muss sich auf seinem Boot Zuhause fühlen. Jede Wally-Yacht ist ein Masterpiece“, erklärt der Bootsvisionär Bassani. Stil kontert Protz.
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orbei die Jahre als die durchgestylten Yachtraketen der WallyEurope-Reederei aus dem italienischen Fano angefeindet wurden, und nur eine handverlesene Edelgemeinde wie der Hamburger Reeder Claus-Peter Offen, L’Oreal-CEO Sir Lindsay Owen-Jones oder der frühere Gucci-Chef Domenico de Sole die eleganten Cruise missiles der Yachtszene steuerten. Dass der 50-jährige Luca Bassani Antivari aus dem italienischen Portofino Star der Yacht- und Motorbootszene ist, war nicht immer so, und nachdem er 1994 seine ersten Wally-Boote taufte und der Markt nicht gleich begeistert zuschlug, murrten die kreditgebenden Banken schon mal heftig. Wie übersteht man solche kribbeligen Punkte im kreativen Unternehmerbusiness? „Daran glauben, dass nur die Besten der Besten am Ende erfolgreich sein werden, weil sie alles riskieren.“ Bassani hat auf Hightech, Stil und Individualität seiner Yachten gesetzt – und gewonnen. Captain Future alias Luca Bassani ist in der Gegenwart und im Markt angekommen. Elegant fliegt die 70 WallyPower mit 40 Knoten (79 km/h) über das Mittelmeer. Kein hartes Aufsetzen auf den Wellen, kein dröhnendes Propellermotorengeräusch vom Heck. Stille schnelle Yachtleidenschaft. Möglich macht das unter anderem die Idee des Ingenieurs Bassani, der seine Yachten von Jetstreams in der Mitte des Bootes antreiben lässt, und eine spezielle Bau- und Strömungstechnik des sehr leichten Kohlefaserrumpfs. Wann ist ein Boot ein Boot? „Wenn es elegant durch die Wellen gleitet.“ Ach so. Und wie ist er überhaupt auf die
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Idee gekommen, diese wallytypischen leergefegten Parkettflächen an Deck zu entwickeln, wo etwa in den Segelyachten alle störenden Aufbauten mit einer speziellen Hydraulik im Schiffsrumpf verschwinden? „Weil ich es liebe, barfuß zu segeln und auf dem Boot herumzulaufen. Das ist für mich ein besonderes Gefühl der Freiheit, der Verbindung zur Natur auf See. Und manchmal muss Funktion eben dem Design folgen“, sagt der maritime Genießer. Mehr nicht? Doch. „Ein weiterer Grund sind wir Männer.“ Wie bitte? „Wir tun alles für die Frauen, aber denken nie an uns. Ich habe Frauen beobachtet, was sie an Bord stört. Es war ihnen zu viel im Wege, sie waren nicht relaxt.“ Tja, also ist eben doch was dran, dass Frauen nicht nur Kaufentscheidungen bei Autos und Hightech-Utensilien wesentlich beeinflussen. Jetzt schlagen sie sogar schon Yachtrevolutionäre in ihren Ingenieursbann. Seit vielen Jahren lebt der stilvolle Paradeitaliener Bassani in Monaco und hat dort auch sein Headquarter. Warum? Weil das Fürstentum neben Palma de Mallorca das „Nervenzentrum der Broker“ sei. Starreeder Bassani will dicht am Kunden sein. In den nächsten Monaten will er sich mit einem strategischen Partner zusammentun, um in Vertrieb und Service global noch professioneller und „hocheffizient“ auftreten zu können. Es kommt die Zeit des Kassemachens. Und der Ingenieur im Selgelsportler Bassani, hat der sich jetzt mit der Anerkennung zur Ruhe gesetzt? „Das passiert nicht. Wenn ich den kleinen Jungen Luca nicht mehr in meinem Herzen spüre, dann wird das Leben langweilig.“ Das will Bassani vermeiden, der keinen Champagner mag, sondern lieber mal einen respektablen Bordeaux Chateau Latour aus dem Pauillac vorzieht. Nun ja, vom Jahrgang 2004 kostet ein Fläschchen roter Rebensaft doch immerhin stolze 849 Euro. Nein, preiswert ist nicht die Sache des Bootsvisionärs Bassani. Der Mann des Meeres, geprägt durch 36 Jahre engagiertesten Segelsport, liebt Technik und Stil, denn Technik ist für ihn Fortschritt, ist Weiterentwicklung. Aus seinen jungen wilden Jahren ist überliefert, dass „Tradition einfach Mist“ sei. „Das war jugendlicher Übermut“, erinnert sich der Bootsbauer. „Im Gegenteil: Tradition ist die Voraussetzung für Innovation. Ich muss mich doch an etwas abarbeiten können, um neue Ideen zu bekommen.“ Bereut er seine früheren Sprüche? „Überhaupt nicht“, lacht er und sein warmherziges Schmunzeln strahlt aus den weichen Gesichtszügen mit silbergrau melliertem Dreitagebart. „Die Jugend hat den Vorteil, das Ende nicht zu kennen. Das ist der Beginn des Träumens. Wir Alten haben dagegen den Vorteil, weniger Fehler zu machen.“ Luca Bassani glaubt an eine Entwicklung, in der Mobilität noch viel radikaler als heute das Zentrum des beruflichen und privaten Lebens bilden wird. Der Lifestyle-Bootsbauer kann sich nicht vorstellen, den Lebensabend an Land zu verbringen. „Ich werde mit Siebzig auf WallyIsland leben“, und schaut dabei lässig entschlossen. Das schwimmende Fünfsterne-Hotel ist
Manövrierhilfe Joystick: „Tradition ist die Voraussetzung für gute Erfindungen.“
Führerstand der 70 WallyPower: „Wenn ich den kleinen Luca nicht mehr in meinem Herzen spüre, wird das Leben langweilig.“
ein Mega-Cruiser mit 99 Meter Länge, rund 1.000 Quadratmeter großen„Flush-Deck“ für einen Superswimmingpool, Tennisplätze oder weitläufige Parkanlagen – Kino, Spa, Bibliothek oder Fitnessraum sind im Bauch der schwimmenden Insel untergebracht. Eine Bestellung liegt vor, 2008 wird ausgeliefert. WallyIsland will ein Maybach der Meere sein. Das ist doch nur eine marketingorientierte Wohnidee des Reeders, um seine Visionen glaubwürdig zu vermarkten. Oder? Da kann der Bassani böse gucken. „Nein. Ich möchte auf WallyIsland leben, weil Wellen der Anfang von Leben und Bewegung sind. Wellen sind Rhythmus.“ Und ein Leben ohne Yacht führt für Bassani „zu deutlich weniger Freiheit“. Apropos WallyIsland: Welche drei Dinge braucht der Reeder Luca Bassani auf einer einsamen Insel? „Sonne, klares Wasser, Liebe.“ Boote sind eben nicht alles im Leben. Mit einem weiten Bogen um ein stattliches ankerndes Kreuzfahrtschiff cruisen wir wieder zurück in Monacos Port Herku-
les. Die Wand aus mächtigen Luxusyachten mit steuerparadiesischen Cayman-Islands-Flaggen am Heck verschlingt uns wieder, nimmt die freche 70 WallyPower widerwillig auf. „Die Zeit arbeitet für mich“, sagt der Ästhet Bassani mit Blick auf die weißen Klassiker. „Selbst unser neuer Regierungschef Fürst Albert II. lässt gerade einen Masterplan für die nächsten 20 Jahre erstellen, in dem Natur, Architektur und Infrastruktur in eine neue Harmonie gebracht werden sollen. Schauen Sie mal, Monaco hat es bitter nötig“, seufzt der Stilist im Angesicht der uniformen Wolkenkratzer-Türme des Stadtstaats. „Grüßen Sie mir die Deutschen“, ruft er gut gelaunt am Ende unserer Cruisingtour zum Abschied am Pier. Die machen immerhin über 35 Prozent seiner Kunden aus. „Ihr habt Audi und ein klares Verständnis für Technik, Stil und Präsenz. Das ist sehr ermutigend für mich. Ciao!“ Der Visionär des Yachtbaus schlüpft mühelos in alle Unternehmerrollen. Ein Yachtreeder aus Leidenschaft. Ciao, Luca Bassani!
satzanfänge sport und geschwindigkeit sind ...
... das Wichtigste, um uns und unseren Körper zu spüren. Speed ist Sex. die Besten der besten sind ...
... die Einzigen, die alles riskieren, um Erfolg zu haben. Auf einer einsamen insel brauche ich ...
... Sonne, klares Wasser und Liebe. die Bauhaus-architekten sind ...
... Erfinder, die sich zum Schluss nicht mehr weiterentwickelt haben. wellen sind ...
... der Anfang von Leben und Bewegung, Wellen sind Rhythmus. relaxte atmosphäre herrscht ...
... wenn das Mobiltelefon aus ist, und man mit Freunden die Natur genießt. 52 go sixt porträt