GoSixt, Matthäus

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„Es gibt Dinge, die muss ich einfach besitzen“ Lifestyle-Machos unter sich: Kicker-Ikone Lothar Matthäus und seine PS-Stiloper Audi R8. Beim coolen Ausritt von Salzburg nach Fuschl am See lernen wir einen doppelten Matthäus kennen – Romantiker trifft Aufschneider. Von Wolfgang Timpe und Erol Gurian (Fotos)

Starshooting von Fußballweltmeister und Audi R8 vor dem Casino Salzburg: „Ich musste mich immer alleine durchsetzen – auf und neben dem Platz.“ Cruisen go sixt 25


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»Heimat? Ich kann zurzeit nicht sagen, wo mein Zuhause ist.« Trainer Lothar Matthäus über seinen Lebensmittelpunkt.

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Zwei Superstars auf dem Weg zum Schlosshotel Fuschl am See. Die MaĂ&#x;e der Renn-Diva: 420 PS, 301 km/h,

4,2-Liter-Achtzylinder-Motor unter Glas, 349 g/km CO2, pechschwarze Carbonfelgen, 104.440 Euro Grundpreis.

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in Mann, ein R8-Wort. „Beim Auto ist es wie bei einer Frau. Wenn es klick macht, willst du sie besitzen.“ Ein Matthäus, ein Wort. Schließlich hat der Fußballweltmeister und Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft drei Ehen und fünf vorzeitig beendete Trainerstationen in Wien, Belgrad, Ungarn, Brasilien und Salzburg hinter sich. Lothar M., der Rastlose. Außenansicht eines Superstars. „Ich bin ein total bodenständiger Typ und möchte mit allen in Frieden leben. Wenn wir Zuhause mal Probleme haben, kann ich nicht im Streit einschlafen. Ich brauche Harmonie.“ Lothar M., der Romantiker. Innenansicht eines Familienmenschen. Bei keinem der wenigen deutschen Superstars ist die Fallhöhe zwischen Selbstbild und Image, zwischen lockerer Selbsteinschätzung und veröffentlichter Meinung so krass. „Laber-Lothar“ und „Lautsprecher der ,Bild‘-Zeitung“ sind noch die sanftesten Spitzen eines an Häme und Spott prall gefüllten Pressearchivs. Doch was einem wirklich wahren Macho widerfährt, macht ihn nur härter – jedenfalls an der Oberfläche der verspiegelten Ray-Ban-Stegbrille. Wenn es stimmt, dass die Dinge, mit denen Menschen sich umgeben, häufig die innere Seele ihrer Persönlichkeit nach außen tragen, dann passen die beiden Alphatiere Lothar Matt­ häus und Audi R8 prächtig zusammen. Immer auf der Pirsch, immer in nervöser Habachtstellung, um im richtigen Moment anzuspringen. Lieber richtig mit einem Kickstart die 420 PS des Stil-Boliden gnadenlos jucken lassen („ist der nicht affengeil?!“) und die superbreiten Puschen (vorne: 235er, hinten 285er) im allradangetriebenen Luxusrenner auf Formel-1-Betriebstemperatur bringen. „Für dieses R8-Kitzeln im Bauch lasse ich jeden Ferrari stehen“, freut sich der frühere Maximo Leader von Bayern München wie ein kleiner Junge über seine erste Eisenbahn und setzt noch strahlend hinzu: „Der sieht doch einfach klasse aus.“. Null Widerspruch. Und die Edelstylisten aus Ingolstadt haben den Racern der PS-Stiloper einen entsperrten Motor mit Spitzengeschwindigkeit bis zu 301 km/h gegönnt. Da passiert es dann auf der Fahrt von Salzburg über die Autobahn ins schöne Schlosshotel Fuschl am See, dass andere Normalmobilisten in M3-BMWs oder 500 SLern von Mercedes das Gefühl für keine Chance auf Sieg gegeben wird – auch wenn die es gar nicht darauf abgesehen hatten. Spaß muss sein. Wenn es sie nicht schon längst geben würde, müsste man für den R8-Boliden die Comicsprechblase „Vrrrooom“ neu erfinden. Ein Auto, ein Fahrer. Der Audi R8 und die Fußballlegende Lothar Matthäus: zwei Lifestyle-Ma-

chos unter sich. Aus diesem Holz sind Testosteron-Siegertypen geschnitzt, deren ewige Supergangart im Overdrive sie für Mitmenschen und den gerade im Fußball oft so notwendigen Teamspirit schwierig macht – und sie das Alltagsleben in gefühlter Bodennähe oftmals als einsam empfinden lässt. Dagegen hilft, manchmal offenbar, auch Gas geben. Die Vagabundenzeit seiner frühen Trainerjahre, nirgendwo länger als zwei Jahre, dokumentieren die Ruhelosigkeit und Reibungsenergie mit Vorgesetzten, denn sportlich hatte Lothar Matthäus an allen Stationen relativen Erfolg: Rapid Wien, Partizan Belgrad, ungarische Nationalmannschaft, Atletico Paranaense in Brasilien und FC Red Bull Salzburg.

Nur Fliegen ist intensiver. Wo ist denn für den Kickerstar „Loddar“ („Ich stehe nun mal für mein Leben gerne auf dem Platz“) und den Trainernovizen Matthäus („das ist mein jetziger Traumjob“) eigentlich Heimat? „Heimat“, wiederholt er nachdenklich und prüft sich und seine Empfindungen. „Da kann ich keinen Ort nennen. Ich habe bislang nur Lebensmittelpunkte und hatte gehofft, dass ich in Salzburg länger bleibe. Aber die vollkommen überraschende Beurlaubung war ein herber Rückschlag. Eigentlich wollte ich hier mit meiner Familie, die mir das Wichtigste ist, heimisch werden. Zurzeit kann ich nicht sagen, wo mein Zuhause ist.“ Von seiner dritten Frau Marijana lebt er inzwischen getrennt, die Scheidung läuft, und er wohnt wieder in München, wo er über zwölf Jahre den FC Bayern München mitprägte. Wieder einmal unterbrochenes Ankommen. Im März beginnt für den von Ehrgeiz und Lust auf Erfolg Getriebenen eine Spezialtrainerausbildung beim DFB. Lothar Matthäus „freut sich auf die neuen Dinge, die ich lernen werde“, und – auch klar – „dass mir endlich niemand mehr diesen fehlenden offiziellen Trainerlappen vorwerfen kann.“ Als wollte Matthäus mit einem kurzen Peitschen des Pedals das vorzeitige Ende der lästigen Trainerscheinzeit beschwören, lässt er das weiße Renntier aufheulen. Die bedauernswerten Alltagsjuckler auf der Autobahn Salzburg sehen vom PS-Paar Matthäus-R8 eh nur die beiden blank polierten Auspuffrohre und wie Überschallkondensstreifen bei einer Concorde die martialischen Carbon-Luftschlitze an den Seiten. Nur Fliegen ist intensiver. Und dass ihm so viele Pressefutzis die Qualifikation fürs Traineramt absprechen, findet er „total gemein“. Schließlich beruhe seine freundschaftliche Beziehung zu Kaiser Franz Beckenbau-

»Die Familie ist das Wichtigste im Leben.« Lothar Matthäus am Strand des Nobelhotels Fuschl am See. 28 go sixt cruisen



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Satzanfänge Angela Merkel ist ... ... der perfekte Kanzler für Deutschland. Niederlagen im Leben ... ... und im Sport hake ich ganz schnell ab. Ich gucke so schnell wie möglich wieder nach vorne. Es muss immer weiter gehen. Ich bin ein positiv denkender Mensch. Nachkarten bringt nichts.

er („er ist mein Vorbild“) auch darauf, dass er bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien, wo Matthäus Kapitän war, „dem Franz oft Tipps zu Taktik und Aufstellung gegeben habe“, schildert er mit ernster Miene, und: „Der Franz hat einiges davon auch umgesetzt. Also kann ich ja nicht so schlecht sein. Ich habe Kompetenzen in Fußballphilosophie und im Umgang mit den Spielern.“ So, das musste sein.

„Ich wollte immer das Beste.“ Schließlich fragt sich auch die sonst so kritische, renommierte „Zeit“, warum eigentlich bei all den immensen Erfolgen als zweimaliger Weltfußballer (1990 und 19991) und als Rekordnationalspieler (150 Einsätze) in über zwanzig Jahren im Mittelfeld und als Libero sowie mehrfacher deutscher und italienischer Meister mit Bayern München und Inter Mailand einfach „Kein Platz für Lothar Matthäus“ in der veröffentlichten Hall of Fame der Fans, in ihren Herzen sei? Na, seinen Teil hat der Einflüsterer der „Bild“-Zeitung, der den Journalisten schon mal sagte, welche Noten sie den Mitspielern wie zum Beispiel Mehmet Scholl geben sollen, dazu beigetragen. „Das war mein Job als Führungsspieler, zum Schutz von Scholli, damit der nicht abhebt“, erinnert sich der damalige Bayernkapitän. Vertrauen in seine charakterliche Festigkeit hat es jedenfalls nicht gefördert, weil Mitspieler und vereinsoffizielle oder DFB-Repräsentanten offenbar immer Furcht hatten, am nächsten Tag via „Plaudertasche Lothar“ sich in den Zeitung mit den dicken Balken wiederzufinden. Doch diese Kritik versteht der Dynamiker bis heute nicht: „Journalisten fragen, um Antworten zu bekommen. Antwortet man ihnen, heißt es, der redet zu viel. Ich war früher zu gutmütig und zu blauäugig, wollte den Journalisten die Arbeit erleichtern und habe mir damit selbst geschadet.“ Und redet sich noch heute, Jahre nach seinen vielen dicken Boulevardschlagzeilen, in kindliche Rage: „Ich wollte doch immer nur das Beste.“ Die zahlreichen Höhepunkten der beispiellosen Fußballerkarriere des heute 46-Jährigen können bedenkenlos alle Kritteleien überstehen. Für seinen Sololauf anno 1990 im Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien gegen Jugoslawien, wo er an der Mittellinie unnachahmlich loszieht und aus über 30 Metern die Nille im Netz versenkt hat, gebührt ihm ein Schrein auf dem deutschen Fußballaltar. Auch wegen Lothar Matthäus kann sich Deutschland heute mit dem WM-Titel in Italien krönen. Vielleicht wird ja eine der nächsten Trainerstationen mehr als nur ein kurzer zweijähriger Lebensmittelpunkt. Zum Abschied 30 go sixt cruisen

Mein Image als „Laber-Lothar“ ... ... verstehe ich überhaupt nicht. Journalisten fragen, um Antworten zu bekommen. Antwortet man ihnen, heißt es, der redet zu viel. Ich war früher zu gutmütig und zu blauäugig, wollte den Journalisten die Arbeit erleichtern und habe mir damit selbst geschadet. Mein bislang größter Fehler war ... ... dass ich gegen Bayern München wegen Streit ums Geld bei meinem Abschiedsspiel gerichtlich vorgegangen

bin. Ich fühlte mich ungerecht behandelt, aber hätte stärker das persönliche Gespräch suchen müssen, um die Dinge nicht so weit kommen zu lassen. Für deutsche Fußballfans bin ich ... ... immer ein Reizpunkt gewesen. Ich bin wie Bayern München, habe ganz viele Fans und ganz viele Gegner. Die schönste Stadt der Welt ist ... ... München, weil sie alles hat, was man zum Wohlfühlen braucht. Co-Trainer sein macht ... ... nur bei einem Typen wie Arsène Wenger Sinn, weil ich von seiner Trainingsarbeit und seiner Erfahrung, vor allem wie er Spieler fordert und motiviert, lernen kann. Ansonsten bin ich die Nummer eins, da ich meine Philosophie und meine Art, mit den Spielern umzugehen, umsetzen möchte.

ein kräftiger Händedruck und noch einen Alltagstipp vom Experten der Überholspur. „In München ist jetzt totale Rushhour. Fahren Sie am besten vor Rosenheim runter und dann über Land. Da gibt es keine Blitzer und Sie sind viel schneller am Airport.“ Sagt’s, winkt noch mal kurz, und swingt sich lässig in seine R8-Röhre. Die pechschwarzen Carbonfelgen rollen nervös-elegant im Schritttempo auf dem Kiesweg vorm Casino Salzburg. Das Auto strahlt seine geduckte katzenartige Anspannung aus und Audis Driver gibt mit seiner Spiegelsonnenbrille hinter der getönten Frontscheibe die geniale Ergänzung. Als die beiden Kraftmeier ein paar Sekunden später die asphaltierte Hauptstraße erreichen, hört man nur noch ein kurzes Röcheln, Röhren und Schnappen und die weiße Brüllschleuder flitzt davon. Ach „Loddar“, dem Reporter drängt sich der Eindruck auf, dass Deutschlands Kicker-Ikone im neuen Trainerleben erfolgreicher sein könnte – auch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit –, wenn er sein sportliches Know-how mit stärkerer emotionaler Kompetenz bereichern könnte. Der Romantiker Lothar sollte dem Aufschneider Matthäus öfter mal einen seiner berühmten langen Bälle zuspielen, aus denen Jürgen Klinsmann so oft so schöne Tore geschossen hat. Glück auf, im kommenden neuen Fußballleben – neben dem Platz.



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