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Vergessen Sie Buddha, Workouts oder Meditationskurse. Das Epizentrum des Abschaltens liegt mitten im Atlantischen Ozean. Ausstattung: das stolzeste Passagierschiff der Welt, die „Queen Mary 2“. Progamm: Atlantic Crossing, Westbound, New York. Die Schiffspassage auf der Titanic-Route zum Big Apple ist ein Triumph der Entschleunigung. Der Homo mobilis geht vom Gas. Von Wolfgang timpe (Text & Fotos)
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ajestätisch schiebt sich der schneeweiße Bug des Oceanliners ins Meer, zarte Schaumkronen tanzen auf den Wellen, aquamarinfarben leuchtet das Blau des Atlantischen Ozeans die unendliche Weite bis zum Horizont aus: „ Atlantic Crossing, Westbound, New York“. Mit rauchiger Westernstimme läutet Commodore Ronald Warwick, Kapitän der „Queen Mary 2“, den Beginn der Transatlantikpassage von Hamburg nach New York ein. Good bye, old Europe. Fünf Seetage ohne Küste, ohne Fischtrawler oder Containerriesen als Begleitschutz liegen vor den neuzeitlichen Auswanderern – fünf Tage und Nächte lang nur Wellen, Himmel, Schiff. Aufregende Einsamkeit. Die Transatlantikpassage mit „Queen Mary 2“: Ein Mythos sticht in See. Was für ein „Auf Wiedersehen“ aus Hamburg liegt hinter den 2625 Passagieren und 1254 Besatzungsmitgliedern: Viele tausend Fans säumen das Ufer, als das mit 345 Metern längste Passagierschiff der Welt elbabwärts gleitet; ein Dauerfeuerwerk im zweitgrößten Containerhafen der Welt applaudiert überschwänglich den Seesüchtigen auf Deck; und die Hamburger an Bord sind zum ersten Mal auf Augenhöhe mit ihren geliebten Kirchturmspitzen, auf Du und Du mit dem Michel. Schließlich misst das Flaggschiff der Cunard-Reederei vom Kiel bis zur Schornsteinspitze wackere siebzig Meter. Ein fahrender Wolkenkratzer mit fünfzehn Decks; ein maritimer Superbolide, den 157.000 PS antreiben, und der mit allem erdenklichen und überflüssigen Luxus ausgestattet ist – in stilvollster Verpa70 go sixt new york
ckung: schlanke elegante Passagierschiff-Linienführung in der Tradition des 19. Jahrhunderts; knallrote Wasserlinie auf pechschwarzem Rumpf mit alabasterweißer Schiffsspitze und Reeling. Eine „Titanic“-Ikone adelt das Meer. Hamburg, Elbe, Ärmelkanal, Zwischenstation Southampton, offene See: Atlantic Crossing, Westbound, New York. Der Linienverkehr der Reederei Cunard folgt auch heute noch der Auswandererroute vergangener Jahrhunderte nach Amerika. Auf flachen Zwischendecks ohne Tageslicht waren früher Habenichtse, Nichtshabende und politisch Verfolgte wochenlang unterwegs – die Sehnsucht nach Freiheit, Glück und Abenteuer in der Neuen Welt immer im Gepäck. Manche reisten auch früher schon deutlich edler in Kabinen und mit Tanz und Tollerei und waren doch wie bei der „Titanic“-Katastrophe eine Schicksalsgemeinschaft zur See. Was flüstert die Transatlantikroute heute für Verheißungen? Was bringt die ewig junge Faszination des „Go West“ zum Klingen? Die Jagd nach dem berühmten Blauen Band, zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Lohn für die schnellste Atlantik überquerung, hat sich in den Zeiten von Mobilität und Überschallgeschwindigkeit selbst erledigt. Und der Prunk an Bord? Das festliche Menü in Abendrobe und Dinnersmoking, in „formeller Kleidung“? Für manchen, vielleicht. Doch das hochwertige All-inclusive-Ballyhoo kann man auch bei First-Class-Cluburlauben auf gewöhnlich hin und her kreuzenden Schiffchen im Mittelmeer bekommen. Nein, beim Poseidon, die Atlantik-
GO Cruisen überquerung ist eine Passage, keine Kreuzfahrt. Man lässt sich treiben und fühlt das Kribbeln im Bauch auf dem Weg in die Neue Welt. Und das gelingt an Bord mit über 2 600 Passagieren? Nun, Außenkabinen mit Balkon bieten 24 Stunden lang intime Zweisamkeit vom durchatmenden Ich und dem Meer. Nur der Passagier entscheidet, wann das Wellness-Tête-à-tête eine Pause einlegt. Und: Größe schafft Freiräume. Die Weitläufigkeit der Decks und ein Ausweichgespür für kulinarische Rush-hour-Zeiten sorgen für Rückzugswinkel – und immer wieder auch für spannendes Openairtheater.
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rschöpft vom Müßiggang döst man auf den Dedonliegen des „Relaxation Centers“ vor sich hin; der blaue Atlantikhorizont tanzt zwischen den weißen Reelingstangen und die Gedanken reisen in ferne Paradiese. Immer wieder huldigen Dauerjogger und Ewigwalker ihren Endlosschleifen vor der gewaltigen Panoramascheibe auf Deck 7. Das gleichmäßige Tempo der „Queen“, das sanfte Brechen der Wellen und die eigene Entspanntheit lässt die Jünger der Fitnesssociety zu Samuel-Beckett-Helden wie in „Warten auf Godot“ erstarren. Besser man vergisst das Einmaleins von Workout, Buddha oder Meditationskursen. Cruisen statt ständig den Crashkurs des Alltagslebens meistern. Der Homo mobilis geht vom Gas. Halbe Kraft voraus. Hier, mitten im Atlantischen
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Ozean, liegt das Epizentrum des Abschaltens. Schauen lässt entspannen. Leere Bühne Ozean. Tag acht, fünf Uhr morgens. Die Verazzano-Brücke, die maritime Eingangstür nach New York, taucht mit ihrer Lichterkette auf. Staten Island, Freiheitsstatue, Manhattan ziehen im milchigen Morgendunst vorüber. Vier Stunden lang nähert sich ihre Majestät der neuen Welt. Stolz dreht „Queen Mary 2“ am Kreuzfahrtterminal am East River bei und legt an. Erste Sonnenstrahlen leuchten Brooklynbridge und Finanzdistrikt an. Good morning, America. „Cars, Sex and Rolex“ scheppert die Raphymne von Biggie Small aus den Lautsprechern des Yellow-Cabs und der Subwoofer wummert. „Hey man, welcome to America, groove it“, lacht der Taxifahrer seine Queen-Mary-Gäste routiniert an. Seinen New-York-Begrüßungstext hat er gelernt, klar. Aber der Sound, der ist echt und swingt. Schluss mit Meer? Unterm Schlaglochasphalt von Manhattan liegt der Strand? Ja – und nein. Der Seerhythmus macht immun gegen die Aufgeregtheiten von Big Apple, entspannte Menschen sind zu entdecken. Der Chinese Zhen Liu aus Tsingtao, der sein mobiles Wochenendbüro im Starbucks an der 29th Street Ecke Lexington Avenue aufgeschlagen hat. „Meine Wohnung ist zu klein zum Arbeiten, und Wireless Lan ist hier kostenlos", lacht der 45-Jährige, der im MidtownDistrikt lebt und einen Job bei der Bank J. P. Morgan Chase & Co.
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gefunden hat. Oder Richard Emmolo, Chef des Szenerestaurants Barolo in Soho, 398 West Broadway. „Ich war ein Hippie, mache seit 17 Jahren den Job hier, aber Downtown leben kann ich nicht“, erzählt der Cohiba-Fan und Hüter von 1500 BaroloWeinen. „Ich lebe drüben in Williamsburg, brauche den Blick auf Manhattan.“ Abstand sorgt für Entspannung in New York.
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ine Oase bietet auch der Skulpturengarten in den Hochausschluchten der 53. Straße, im Museum of Modern Art – bevölkert mit den fröhlichen Stahlplatten von Richard-Serra-Superstar. Doch es muss nicht immer MoMa sein, New York kann Kunst auch in der Natur. Eine Rundreise ins idyllische Hudson Valley, da wo der Hudson River ein breiter Strom ist und die Wälder bis ans Ufer reichen, blüht im verschlafenen Örtchen Mountainville eine der schönsten Landart-Gallerien. Im Storm King Art Center, eine Autostunde von New York entfernt, bevölkern Skupturen von Nam June Paik oder David Smith die sanften Hügel. Und eine kleine Autofahrt weiter konkurriert die Gegenwartskunst von Joseph Beuys, Andy Warhol oder Gerhard Richter in den Riggio Galleries der Kleinstadt Beacon mit den Panoramaausblicken auf den mächtigen Hudson-Strom. Manhattan. Tempo, Hektik? Kann man gelassen herausnehmen. Ein Trip in die viktorianische Legowelt der Hamptons, Long Island, zeigt die sommerfrische Seite New Yorks. Grünes 74 go sixt new york
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Kleinstadtidyll mit Holzvillen und ausladenden Anwesen, weitscheifende Weinhänge der renommierten Wölffer-Winzer und die unverwechselbare Strand- und Dünenlandschaft der Hamptons sowie das magische Leuchtturmlicht in Montauk, am Ende der Welt – von New York. Die Hamptons sind das Entschleunigungsbecken für die fulltimemobilen ManhattanManiacs. Was der Kreuzfahrtterminal von Brooklyn für die Passagiere der „Queen Mary2“ ist, bedeutet der Highway 495 und der zwölfspurige Midtowntunnel für die Wochenendheimkehrenden aus den Hamptons: Das Tor zur Neuen Welt. Manhattan, Downtown. Im weiten Bogen steigt der Lufthansa-Kranich über dem Huson River auf, lässt Freiheitsstatue und Manhattan links liegen. Kurs: Europa. Unten flimmert die Verazzano-Brücke in der Abendsonne, in sieben Stunden wird die Boeing in Frankfurt landen. Echtzeit oder Traumzeit? Der düsengetriebene Rückflug wirft die Gedanken zurück – Transatlantik, Manhattan, Hudson Valley und das Syltgefühl der Hamptons. Die Hamburg-New-York-Passage mit „Queen Mary 2“ ist eine entspannte Reise ins Ich, eine maritime Erkundung der eigenen Mitte. Der Triumph der Entschleunigung ruht im ewigen Blau des Atlantischen Ozeans. Die Regie-Idee klingt verlockend einfach: halbe Kraft voraus. Und das gewaltige Nebelhorn der stolzen Cunard-Königin kündigt immer wieder das Wiegenlied der Sehnsucht an: Atlantic Crossing, Westbound, New York.
Links: relaxte viktorianische Atmosphäre in den Hamptons, Long Island: Antiquitäten-Boutique an der Hauptstraße in East Hampton. Mitte: Wiedergeborener Stolz: nach 9-11 symbolisiert das Empire State Building erneut das Selbstbewusstsein Manhattans. Rechts: Cohiba-Qualität bei New Yorks entspanntestem Gastronom: Richard Emmolos Szenerestaurant „Barolo“ ist ein Highlight in Soho.
new york Tipps Restaurants barolo 398 West Broadway New York, NY 10012 Tel.: +1 212 226 1102 www.nybarolo.com Italienisches In-Restaurant mitten in Soho. Szenepublikum mischt sich mit Touristen. Nach Plätzen im Outdoor-Patio fragen. Eine grüne Oase in Manhattan! Chef Richard Emmolo garantiert Italo-Küche ohne Schnickschnack und exzellente Weine. Asiate im Mandarin Oriental Hotel 80 West 60th Street New York, NY 10023 Tel.: +1 866 801 8880 www.mandarinoriental.com/ newyork Ganz oben kann das Beste sein. Ein Dinner im „Asiate“, im 35. Stock des Mandarin Oriental Hotels, bietet sehr gute franco-asiatische Küche. Plus: regionale Weine aus den Hamptons! Unbedingt von Sommelier Stephen An beraten lassen. Die Erfindung von Service.
Bars lobby lounge im mandarin oriental 80 West 60th Street New York, NY 10023 Tel.: +1 866 801 8880 www.mandarinoriental.com/ hotel/532000040.asp Möchten Sie das UpperBusiness-Life bei Nacht erleben? Dann ist die Bar des Mandarin Oriental ein Muss. Über den Wipfeln des Central Park, direkter Blick auf Skyline und die pulsierenden Straßenschluchten. Gute Drinks, atemraubende Blicke! Peninsula 700 5th Avenue 55th Street New York, NY 10019 Tel.: +1 212 956 2888 newyork.peninsula.com Feinstes Publikum und heiße Outdoor-Logenplätze im „The Pen-Top Bar & Terrace“ des Peninsula Hotels. Hier kann man beim 21 Stockwerke tiefen Blick auf die 5th Avenue Ecke 55. Straße die Dialoge und Hauptdarsteller aus „Sex and the City“ antreffen.
Hotels the gershwin 7 East 27th Street New York, NY 10016 (212) 545-8000 www.gershwinhotel.com Warum hier absteigen? Schrill, preiswert, authentisch. Kunstambiente, Dekors und Publikum bilden eine Atmosphäre wie in den Gemälden von Edward Hopper. Und: Zentrale Lage in der Nähe des Empire State Building. New Yorker Midtown-Stadtleben pur. the atlantic 1655 County Road 39
New York Alexander Rahe Senior Vice President North America Sixt USA 1900 Campus Common Drive, Suite 100 Reston, VA 20191 Hotline: Tel.: +1 703 766 5767 www.sixtusa.com
Southampton, NY 11968 Tel.: +1 631 287 0908 www.expedia.de Eines der seltenen Motels in auf Long Island, wo (fast) alles Privatdomizile sind. In den Hamptons lebt man, hat seinen Sommersitz, oder wird eingeladen. Für durchreisende Normalsterbliche gibt’s nicht viel. Da freut man sich über modernen Motelkomfort. landart-kunst im hudson valley storm king art center P.O. Box 280, Old Pleasant Hill Road, Mountainville, NY 10953 Tel.: +1 845 534 3115 www.stormking.org Eine Autostunde von Manhattan entfernt, befindet sich eines der schönsten Landart-Museen, der Storm King Art Center. Outdoor-Plastiken von Nam June Paik, Henry Moore, Alexander Calder oder David Smith bevölkern das hügelige Naturgelände des Hudson Valley.
dia:beacon riggio galleries 3 Beekman Street Beacon, New York Tel.: +1 845 440 0100 www.diabeacon.org Es muss nicht immer MoMA sein. Im Hudson Valley sollte man in den Riggio Gallerien DIA: BEACON hereinschauen. Hier tummeln sich Gerhard Richter, Joseph Beuys oder Andy Warhol. Eine KunstSensation direkt am Ufer des Hudson – in der Provinz! FLIEGEN LUFTHANSA Die Kranich-Airline fliegt täglich Frankfurt am Main/ New York ab 386 Euro. Hotline: +49 (0) 1805 838426 www.lufthansa.com FAHREN CUNARD Transatlantikpassagen im Linienverkehr New-York/ Southampton/New York ab 1.590 Euro. Vier HamburgPassagen in 2008. Tel.: +800 18084180 www.cunard.de
Links: Mittelmeer-Gefühle an der Atlantikküste bei Southampton, Long Island: ein Mekka der Superreichen von Bill Gates bis Steven Spielberg. Mitte: Fluchtpunkt Fantasie mit Richard Serra: Der Skulpturengarten des MoMA mitten in Manhattan ist eine Rückzugs-Oase. Rechts: Speisen auf Wolke 7 über den Wipfeln des Central Parks: Sommelier Stephen An bietet beste Hampton-Weine zu asiatischen Edelspeisen. 76 go sixt NEW york