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Nr. 004
frühjahr 2007
EUR 4 , 8 0
e n t s pa n n e n & e n t d e c k e n
go sixt
entspannen & entdecken
KARIBIK
Nr. 004
f r ü h j a h r 2 0 0 7 B a r b a d o s & T r i n i d a d n l u x u s u h r e n n s Ô n i a & w i l ly b o g n e r n g o l f n k u n s t
traumziele: calypso-star trinidad und prominenten-paradies barbados stillen sehnsüchte.
WATCH VALLEY
traumuhren: goldene zeiten für die luxusfabrikanten in den tälern des schweizer jura.
hamburg traumpaar: modemacher sÔnia & willy Bogner modeln professionell und ziehen erfolge an.
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GO
welcome welc
Regine Sixt
Zuversicht und Verantwortung
Liebe Freunde von Sixt, Zuversicht setzt sich durch – endlich. Ich freue mich und fühle mich überaus bestärkt, wenn ich mich in diesen Tagen von der positiven Stimmung vieler Menschen anstekken lassen kann. Ich schaue stets mit Zuversicht und Optimismus in die Zukunft – und habe damit noch immer Recht behalten. Doch nun spüre ich diesen Spirit auch bei vielen Freunden und Geschäftspartnern deutlich: „Das ist unser Jahr“, lautet ein Satz, den ich häufig höre und den ich nur unterstreichen kann. Viele sehen wieder Möglichkeiten anstelle von Problemen, sie nehmen neue Herausforderungen im Vertrauen auf ihre eigenen Fähigkeiten an und glauben an einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zuversicht darf jedoch nicht blind machen. Es bedarf großer Verantwortung, einer langfristigen Planung und auch etwas Selbstdisziplin, um möglichst viele Menschen auf dem Weg nach oben mitzunehmen. Diese wichtige Erfahrung habe ich erst kürzlich in einem wunderbaren Land gemacht: in Indien. Die indische Wirtschaft erlebt derzeit einen starken Aufschwung. Bis zum Jahr 2010 wird ein konjunkturelles Wachstum von zehn Prozent erwartet. Sixt begleitet diese Entwicklung vor Ort: Wir sind seit dem vergangenen Jahr mit vier Standorten in Neu Delhi, Bangalor, Puna und Bombay vertreten und erfreuen uns immer größerer Bekanntheit und Beliebtheit. Die Menschen in Indien wissen jedoch: Das kräftige Wachstum ihrer Wirtschaft ist nicht automatisch gleichbedeutend mit einem gerechten Wachstum, an dem alle teilhaben. Der wirtschaftliche Fortschritt darf nicht auf Kosten des sozialen Bewusstseins und der sozialen Verantwortung gehen. Die Menschen in Indien wissen dies. Viele von ihnen strahlen Lebensfreude und Gelassenheit aus – und gehen so auch die Herausforderungen in ihrem Land an, die mit dem starken Wachstum der Wirtschaft verbunden sind.
Bei aller Zuversicht vergessen sie nicht, welche enormen gesellschaftlichen Probleme noch zu lösen sind. Indien investiert in Infrastruktur, in Mobilität und vor allem in eine gute Ausbildung aller Bürger. Das Land vertraut nicht blind auf das derzeitige Wachstum, sondern übernimmt Verantwortung für eine nachhaltige Weiterentwicklung, von der alle Menschen gleichermaßen profitieren sollen. Meine Erlebnisse in Indien haben mich tief beeindruckt. Deshalb liegt mir auch das geschäftliche Engagement von Sixt in diesem Land besonders am Herzen. Ich sehe im ehrlich empfundenen Respekt vor der indischen Kultur einen der wichtigsten Gründe für unseren Erfolg auf dem Subkontinent. Wir müssen unsere Produkte und Dienstleistungen auch in Indien flexibel an die Bedürfnisse der Kunden vor Ort anpassen. Ein Beispiel: Ich habe selbst erlebt, wie beliebt Chauffeure bei den indischen Geschäftsleuten sind. Deshalb setzen wir hier einen besonderen Schwerpunkt und bilden sämtliche Fahrer selbst nach den hohen SixtStandards aus. Nur aufgrund bestens qualifizierter Mitarbeiter kommen unsere Kunden schnell und sicher ans Ziel und sind dauerhaft mit uns zufrieden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Indien eine gute Entwicklung vor uns haben, wenn wir uns weiter ganz auf die Bedürfnisse der Menschen einstellen. Darin liegt eine der großen Stärken von Sixt. Der Austausch mit einer anderen Kultur funktioniert nicht wie eine Einbahnstraße. Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit muss für alle Beteiligten fruchtbar sein. Wir können viel voneinander lernen – wenn wir unseren Herausforderungen mit Zuversicht und Verantwortung begegnen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird es für uns alle weiter bergauf gehen, da bin ich mir ganz sicher. Herzlichst, Ihre Regine Sixt
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07.02.2007
17:14 Uhr
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Innovationen kom men und gehen. Diese kann gleiten. DER CITROËN C6.
Er kann gleiten, begeistern und erstaunen. Oder einfach nur zeigen, was
er hat: eine hydropneumatische Federung mit elektronisch geregelter Abstimmung und Dämpfung. Das Head-UpDisplay, das Daten auf die Windschutzscheibe projiziert. Den AFIL - Spurassistenten, der bei Fahrbahnabweichung warnt. Eine aktive Motorhaube zum Fußgängerschutz. Mitlenkende Bi-Xenon-Scheinwerfer und außerdem die Dinge, die man in einem Wagen dieser Klasse erwarten darf.
www.citroen-c6.de
CITROËN C6 NICHTS BEWEGT SIE WIE EIN CITROËN
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er hat: eine hydropneumatische Federung mit elektronisch geregelter Abstimmung und Dämpfung. Das Head-UpDisplay, das Daten auf die Windschutzscheibe projiziert. Den AFIL - Spurassistenten, der bei Fahrbahnabweichung warnt. Eine aktive Motorhaube zum Fußgängerschutz. Mitlenkende Bi-Xenon-Scheinwerfer und außerdem die Dinge, die man in einem Wagen dieser Klasse erwarten darf.
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SIXT indien: brand new world
Neue Meilensteine auf dem Subkontinent: Sixt-rent-a-car und Sixt-Leasing starten in Delhi mit einer großen Promotiontour
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it einem fulminanten Echo in allen großen überregionalen Tageszeitungen von Indien und Live-Interviews von Regine Sixt im nationalen indischen Fernsehen sind jetzt auch in der boomenden westasiatischen Region die Produkte Sixt-rent-a-car und Sixt-Leasing eingeführt worden. Zusammen mit dem größten indischen Autofinanzierer und zugleich der größten indischen Privatbank, der ICICI, ist das Sixt-ICICI-Leasing aufgelegt worden. Während sich die ICICI-Topbanker um das
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Finanzmanagement der Leasing-Konzepte kümmern, übernimmt Sixt das Kerngeschäft des Flottenmanagements. Das Sixt-India-Team wird das komplette Auto-Leasing-Angebot wie auch das Flottenmanagement für Großkunden anbieten bzw. betreuen. In dem rasant wachsenden Markt konnten schon die Partner Nestlé, Honda, Microsoft, Fraport und der Mobilfunker Airtel sowie viele andere gewonnen werden. Den gesellschaftlichen Höhepunkt der Indien-Offensive bildet die von Sixt-India organisierte Gartenparty für
Delhi City National Highway 8, Behind 21st, 110037 Delhi; Tel. +91 99 10 06 66 00 Fax: +91 11 41 66 72 90 Mo.–So. 0–24 Uhr Bombay 801/802 Crystal Palace, 400099 Mumbai; Tel. +91 99 67 14 46 28 Fax: +91 99 67 14 46 30 Mo.–So. 0–24 Uhr Neu Delhi Hotel Qutub Shahid Jeet Singh Marg, 110016 New Delhi; Tel.+91 99 10 06 66 00 Fax: +91 809 541 40 02 Mo.–Fr. 7–21 Uhr, Sa. 7–17 Uhr, So. 7–14 Uhr Puna Survey No. 92/22, 411036 Pune; Tel.+91 98 50 44 11 92 Fax: +91 98 50 91 73 68 Mo.–Sa. 9–17:30 Uhr So. 11–17:30 Uhr
Kolossale Dickhäu ter in Promotiondienste n: Regine Sixt mit leu chtenden Markenelefanten .
viele hundert Gäste am Landsitz von Dr. Kapur – der wie ein Sixt-Park in Orange-Schwarz inszeniert war. Und das Poloturnier um den Sixt-Samaira-Polo-Cup, gesponsert von Mercedes und King Fisher Airlines, setzt den Schlusshöhepunkt. Auch in Indien hat die Öffentlichkeit an den drei heißen Promotiontagen von Delhi sinnlich erleben können, was die Corporate Identity von Sixt so unverwechselbar leistungsfähig macht und den Markenkern des mittelständischen Global Players so entscheidend prägt: the spirit of mobility.
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FotoS: Waldhäusl / Sixt
Indien Bangalor 7th Cross, No. 735 Koramangala, 560034 Bangalore; Tel. +91 80 41 46 85 61 Fax: +91 80 41 46 85 62 Mo.–So. 0–24 Uhr
GO Lounge
carglass kommt Für Sixt-Leasing-Kunden bietet der Autoglasspezialist kostenlosen Service
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in besonderer Krisenservice fürt Sixt-Kunden: Durch die exklusive Partnerschaft mit dem Autoglasspezialisten Carglass können alle SixtLeasing-Kunden kostenlos die Hilfe des Dienstleisters beanspruchen – an jedem Ort in Deutschland, etwa bei Steinschlag. Wo Sie sind, Carglass kommt hin. Sie können Ihren Businesstermin wahrnehmen, Carglass repariert vor Ort mit der „Glass Medic“-Technik das Frontglas. Mit über 200 Servicecentern und einem 24-Stunden-Callcenter können sich SixtFirmenkunden in der Scheibenkrise vom deutschen Marktführer professionell, schnell und rund um die Uhr helfen lassen.
GRANDIOSES FEUERWERK GoSixt-Gewinner feiern auf dem Silvesterball im Kempinski Grand Hotel Heiligendamm
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eim Erzählen kommen Rainer Slawetzki und Birgit Weißenberger gleich wieder in romantisches Schwärmen. „Es hat unseren Erwartungen voll entsprochen“, sagt der 43-jährige Manager vom japanischen Autoelektronikzulieferer Fujitsu aus Nürnberg, „und mit fortschreitender Silvesternacht habe ich mich bei meiner Premiere auf dem Tanzparkett immer wohler gefühlt.“ Seine Lebenspartnerin ist immer noch beeindruckt vom „grandiosen Höhenfeuerwerk“ um Mitternacht auf der Seebrücke vorm Kempinski Grand Hotel Heiligendamm. Sie war besonders über die „sehr schöne Stimmung unter den Gästen überrascht“, denn dass „Familien, gestylte junge Leute und Mid-Ager ab sechzig aufwärts“ zusammen feiern können, kannte sie nicht. Die beiden Businessprofis besuchen viele Hotels, aber „der extrem persönliche Service“, die „tolle Qualität und gelungene Zusammenstellung“ des Silvestermenüs haben die beiden „total fasziniert“. PE
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Tel. 0800 2 22 22 22 (kostenlos), www.carglass.de
EXkLUSIVER GENUSS GoSixt-Gewinner testen Edel whiskys beim „The Glenlivet Whisky Talk & Dinner“ in Wiesbaden
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tilvoller als im wilhelminischen Prachtbau Nassauer Hof in Wiesbaden kann eine Edelwhisky-Verkostung nicht stattfinden. Das spüren die „GoSixt“-Preisträger des Topevents „The Glenlivet Whisky Talk & Dinner“ wie Henry und Andrea Franek aus Franken, die sich freuen, das Niveau 12- oder 18-jähriger Glenlivet-Whiskys kennenzulernen. Nach Lachs, Jakobsmuscheln und Lammkoteletts mit jeweils individuell dazu passenden Glenlivets und Infos von Christian H. Rosenberg, offizieller Whisky-Botschafter in Deutschland, naht die Krönung. Zum Mokkaeis-Dessert mit Crêpes und Himbeermousse reicht man „Glenlivet Cellar“ von 1972, von dem nur rund 3.000 Flaschen existieren. Vom Birnenflair und dem würzig-rauchigen Abgang ist Henry Franek begeistert. Und dass der „Glenlivet Cellar“ über 20 Jahre im Fass reifte und eine Flasche nicht unter 200 Euro zu haben ist, findet er gut: „Edler Whisky hat halt seine exklusiven Grenzen.“ SH
FotoS: Lichtkombinat, Michael nast / Kempinski Grand Hotel Heiligendamm / Susanne Hillens
Tanzpremiere für Birgit Weißenberger und Rainer Slawetzki: immer wohler gefühlt.
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Space-Car-Werbeplakate an Airports, Carkonfigurator auf der Webseite www.foreverguenstig.de: „Image als zukunftsorientierte Marke stärken.“
vorwärts in die zukunft! Neue Sonderkampagne „Future-Cars“ in Werbung, im Internet und im Direktmarketing. Testen Sie „Sixt – 2066“: www.foreverguenstig.de
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Lust und Vertrauen in die Zukunft! Wer stehen bleibt, entwickelt sich zurück. Vorwärts in die Zukunft ist der offensive Geist dieser SixtWerbe- und Imagekampagne, die ihre Attraktion auch im Internet fortsetzt. Wer sich unter www.foreverguenstig.de hineinbeamt, wird handfeste Space-Car-Community-Überraschungen erleben. Der Euro ist durch „Worldcents“ abgelöst, man kann seine eigenen Sixt-Future-Cars konfigurieren und im Cybercar online gamen oder Mobility-Videos downloaden und an Freunde mailen. 2066 – Odyssee im Sixt-Universum. Bei Sixt ist man mit der multimedialen Kampagne zufrieden: „Der gesamte Auftritt bringt das Sixt-typische Augenzwinkern mit und sorgt dafür, dass unser Sixt-Image als innovative und zukunftsorientierte Marke weiter gestärkt wird.“
FotoS: Sixt
ei Sixt geht es zu wie in Hollywood. Während im Kinoschlager „Cars“ verrückte, animierte Blechkisten mit Human Touch über die Leinwand flimmern, rasen beim nationalen Car-Rental-Marktführer in der Aktion „Sixt – 2066“ die verrückten Space-Kisten über riesengroße Airportwerbeflächen, monstern in plakativen Printanzeigen und im Direktmarketing umher und rasen durch einen eigenständigen Internet-Community-Kosmos. Mit kecken Slogans wie „Ab Januar 2030 bei Sixt: Airboost mit 370 PowerMiles.“ oder „Ab Oktober 2038 bei Sixt: 4wdCrawler mit 1100mPS.“ kommen die Future-Cars aus der Tiefe des orange-schwarzen Werberaums an Flughäfen – und wer echte Sixt-Cars mieten möchte, wird nicht zurückgewiesen ... Die Bild- und Headlinebotschaften suggerieren Weltraumappeal, technischen Fortschritt und vor allem eins:
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Travel Tra
Tobago, Karibik. Ultimative Relaxzone mit Sonne und Wind, Piratenmeer und Palmenk端ste.
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Trinidad & Tobago, Barbados & Dominikanische Republik: GoSixt entdeckt in der Karibik Lebenslust ohne All-inclusive-Kultur und Spitzengolf mit Luxus-Greens. Calypso hier, Steelbands dort. Musik macht Mythen
Swingin’ Paradise Von Andreas Lueg und Erol Gurian (Fotos)
Tobago-Strand „Pigeon Point“: malerische, jungfräuliche Buchten mit hinreißenden Kurven.
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Rastamann „Brother Resistance“: „Calypso ist keine Kosmetik, Calypso sagt, wie es in der Welt aussieht.“
Unverwechselbarer Sound: Es erklingt das metallische Dröhnen, das pulsierende Tremolo der „Steel-Drums“.
Calypso ist die Musik von
superlässigen Rhythmen, ausgefeilten Reimen und Ohrwurmmelodien.
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Liming meint die charmante
Anmache, den Hang zum exzessiven Feiern. Wer nicht „limed“, lebt nicht.
Partytime in der Calypso-Hochburg Port of Spain, Trinidad: karibische N채chte sind lang.
travel go go sixt 19 19 karibik sixt
Entspannte Karibikatmosph채re: Von irgendwo kommt die Funk-Wumme aus einem vor체bers채genden Auto.
Multikulti-Mix mit afrikanischen, indischen und europ채ischen Wurzeln auf den West Indies.
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Pittoreskes Strandleben auf Tobago: „Let’s have a good, good time!“
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Trinidad-Star „Papa“ heizt im „Kaiso House“, im Calypso-Haus, ein: Der 75-Jährige bringt den Saal zum Kochen mit seinem „So-Ca-Soul-Calypso“.
Grooven mit Papa und seinem Dauerhit
„Disco Daddy“, der immer noch in den Trini-Charts ist.
Stattliche, munter shakende Mamas aus der Trini-Hauptstadt Port of Spain, Calypsostar Papa: Weg mit dem Blazer, runter mit dem Reißverschluss, im Rhythmus nach vorn mit dem Unterleib – „I know you love that!“.
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eute kommt „Papa“ ganz in Rosa. Rudert mit den Armen, wackelt mit dem Hintern, wirft Kusshände zu den Background-Sängerinnen – vier stattliche, munter shakende Mamas aus Port of Spain, der Welthauptstadt des Calypso und der ausladenden Gesäße. Jetzt wieder er, der Platzhirsch: „Let’s have a good, good time“, röhrt er. Dabei legt er ab: Weg mit dem Blazer, runter mit dem Reißverschluss über der goldbehangenen Brust, er geht in die Knie, bis knapp über den Boden, lässt den Unterleib kreisen, stößt ihn nach vorn im Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Spitze Schreie aus dem Publikum. „I know you love that“, freut sich der Dicke, „ihr habt Papa lange nicht gesehen.“ Papa, das ist er, „Disco Daddy“, wie einer seiner uralten „Greatest Hitz“ heißt. Das Album ist immer noch in den Trinidad-, den Trini-Charts. Und Papas Feuer brennt. Mag er mit 75 auch langsamer geworden sein und mal wie ein angeschlagener Boxer über die Bühne taumeln: Noch immer bringt er den Saal zum Kochen mit seinem So-Ca-Soul-Calypso. Da liegt die Betonung: auf Seele. Papa, eine Soulund „Sexmachine“, das karibische Pendant zum gerade verstorbenen James Brown. Hätte der das hier noch sehen dürfen! Zum Schluss der Nummer nimmt Papa den Beifall entgegen, wieder locker tänzelnd wie Pink Panther, strahlend wie ein Honigkuchenpferd. „I am Lord Nelson“, kommt es dann. Und noch mal mit Inbrunst: „I am Lord Nelson. I am the Calypso, brothers!“ Nelson? Nein, nicht Horatio, der englische Seeheld. Calypso-Giganten wie Papa lieben die Kriegsnamen, unter denen sie sich musikalische Schlachten um die Gunst des Publikums liefern: Roaring Lion, Lord Executor, Mighty Destroyer, Attilla the Hun – alles schon dagewesen. Sogar Adolf Hitler, aber der ist tot. Ein Calypso-Barde namens Stalin lebt und grooved. Wie Lord Nelson. Dabei war das eben nur die Generalprobe für die große Show. „Kaiso House“, Kaiso wie Calypso, Schauplatz: das „Strand“-Kino“, ein abgewrackter Filmpalast, der seine gute Zeit lange hinter sich hat. „Let’s have a good, good time?“ Sure, klar, Papa. Trinidad, Karibik. Die ultimative Relaxzone mit Sonne und Wind, Piratenmeer und blauem Himmel, Regenwald und Bounty-Buchten. Ja, das gibt’s hier alles auch. Aber wir sind in der kosmopolitischen Trini-Kapitale Port of Spain: laut, turbulent, bonbonbunt – ein Regenbogen-Multikulti-Mix mit afrikanischen, indischen und europäischen Wurzeln. Frederick Street im Zentrum. Von irgendwo zwischen schicken Büroglaskästen und pittoresken Kolonialvillen kommt das Gequengel eines BollywoodSoundtracks, kurzfristig überdröhnt von der Funk-Wumme aus einem vorbeisägenden Auto. Port of Spains tägliche Kakophonie, abgestrahlt und in die Gehörgänge gepresst aus rollenden CD-Discos, Hupen, auf Anschlag gedrehten Car-Stereos, AmbulanzSirenen. Unter dem „Royal Castle“, einer abgerissenen Frittenbude, sitzt ein Rastamann und verkauft Fahnen der „Soca Warriors“, der Fußballnational-
GO Travel mannschaft Trinidads. Die Trini-Kicker der FußballWM, die Gute-Laune-Macher: unvergessen! Aber die Fußball-WM war doch letztes Jahr? Ja, schon. Aber das Leben ist hart. Und in Port of Spain gibt’s immer irgendeine Party. „Need a cab, brother?“ Das ist Clyde. Unter dem Playboy-Käppi müde Augen und ein smartes Lächeln – zahnlos, aber einzigartig wie sein Taxi, ein altersschwacher Nissan, Baujahr 1980. Der Blechmethusalem stinkt schon im Stand nach Benzin, beim Losfahren fangen alle Kontrolllampen wild an zu flackern, der Motor röchelt und stöhnt. Dieses Auto braucht er nie abzuschließen, das will selbst auf Trinidad, wo sonst immer alles gebraucht wird, keiner haben. Clyde. Seit 48 Jahren auf der Kutsche. Andere Verkehrsteilnehmer gucken genervt und hupen, weil er so langsam fährt. Auch auf Trinidads Straßen hat neuerdings keiner mehr Zeit. „So what? I’m doing this all my life, man!“ Sein ganzes Leben und Tag und Nacht. Den Fahrpreis gibt er nach Lust und Laune an. „Give me 200, man!“ Trini-Dollar, versteht sich. 25 Euro. Oder gleich mit Trinkgeld: „Make me happy, brother.“ Logisch hat er im Radio Calypso laufen, irgendwas Gemütliches aus der großen alten Zeit, als Harry Bela fonte den „Banana Boat Song“ zum Besten gab und sich selbst zum König des Calypso kürte. Dabei kannte er Bananen, wie die Trinidader spotten, nur aus amerikanischen Supermärkten. Schon in den 40erJahren warnte die Calypso-Legende „Lord Kitchener“ Trinidads Girls vor unkritischem Umgang mit den GIs und ihren „Yankee-Dollars, Rum and CocaCola“: Amerikas Andrew Sisters verkauften den Song daraufhin unfassbare sieben Millionen Mal. So viel zur Gerechtigkeit in der Welt. Aber immerhin: Das war der Boom. Die „Calypso Craze“ der Fünfzigerund Sechziger-Jahre war geboren.
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mericans take pleasure in licking up the world“, immerzu wollen’s die Amis der Welt besorgen. Clyde vorne im Cockpit des Nissan. Er mag sie einfach nicht, kann sich an die „Yankees“ nicht gewöhnen – obwohl er jahrelang Taxifahrer in New York war. Das Heimweh nach Trinidad trieb ihn zurück. Und ist Port of Spain etwa nicht das Manhattan der Karibik? „God was born here“, brummt er. Klar. Gottes eigenes Land heiße Trinidad, das Calypso-Paradies mit Hüftwackel-Garantie, in dem der Karneval nationaler Feiertag ist. Ach Clyde, man sieht es gleich: Dem Mann blutet das Herz, er ist Romantiker. Und Fatalist: Du gewinnst Geld, du verlierst es wieder. Er will jetzt jedenfalls von uns was haben. „I’m looking for the dollar, man!“ Einst war Calypso die Musik der Befreiung, der Gefühlsausdruck der schwarzen Sklaven, ihr Versuch, sich kulturell gegen die Kolonialherren zu behaupten. Viel später, als Calypso längst für ausgefeilte Reime, superlässige Rhythmen und Ohrwurmmelodien stand, hatten die „Calypsonians“ selbst ein Imageproblem: rivalisierende Bands, hysterische Fans, Sexkaribik go sixt 23
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Losfahren
Beim fangen alle Kontrolllampen wild an zu flackern. Port of Spain, Taxifahrer Clyde, 67: „Hey man, give me 200 Trini-Dollar. Make me happy, brother.“
Clydes Taxi, ein Nissan, Baujahr 1960: Der Blechmethusalem stinkt schon im Stand nach Benzin, der Motor röchelt und stöhnt.
Skandale, Trinkgelage. Danach wurden sie scheinbar brav. Aber bis heute liefern Calypsos den satirischaufmüpfigen Bericht zur Lage der Nation, sorgen für neueste Nachrichten aus dem Tollhaus des karibischen Alltags, erteilen tanzbare Lektionen über „safer sex“ und die Unsicherheit der Welt. Unvergessen das Lied über FBI-Boss J. Edgar Hoover, „The Ratatat-Man“ – wegen der Maschinengewehre, mit denen seine Truppe gern agierte. Das klang immerhin freundlicher als bei Nixon, für den Hoover nur „that old cocksucker“ war. Damit zum anderen Dauerthema der Calypsos: Sex. Kleine Kostprobe: „Paddle in, paddle out. Push your paddle all about.“ Noch Fragen? Ja: Wieso heißt das Bier hier eigentlich „Samba“? „In Rio sind die Bikinis der Mädchen knapp“, sagt ein Vertreter des Fremdenverkehrsamts. „Aber bei uns sind sie knapper.“ Trinidad: Anything goes, irgendwas geht immer. Los geht’s bei den Locals fast immer mit „Liming“. Wer nicht „limed“, der lebt nicht. Gemeint ist die charmante Anmache, das letztlich aber absichtslose Palaver, entschlossenes Nichtstun, gesteigerter Le-
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bensgenuss durch konsequentes Rumhängen. Einerseits. Andererseits: Der Hang der Nation zum exzessiven Feiern ist Legende. Ende Januar hört es in Trinidad schlagartig auf mit der karibischen Beschaulichkeit. Dann beginnt der Karnevalstaumel. Das große Bacchanal. Jede Nacht erklingt jetzt das metallische Dröhnen, das pulsierende Tremolo der Steeldrums“. Der unverwechselbare Sound der Insel, ein grandioses Scheppern, Rumpeln, Gongen und Klirren: Trinidads Beitrag zur Weltmusik.
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uf einem Abbruchgrundstück, in einer Betonruine mit Wellblechdach, von flackernden Neonleuchten trübe befunzelt, probt „Phase Two“, eine der angesagten Bands der Hauptstadt. Zuschauer willkommen, ein Bier sieben Trini-Dollar, 80 Cent, über dem Ausschank ein Schild: „Help fight AIDS: Condomise!“ Ringsum das schöne Inferno, das kollektive Delirium. Mittendrin verausgabt sich Jenessa, erst zwei Jahre dabei und mit „Phase Two“ bereits andauernd in der Welt unterwegs. Während des Fußballfestes in Deutschland begeisterte die Truppe Oberhausen und Nürnberg, danach London und New York. Jetzt wieder Port of Spain: Sieben Ölfässer und dazwischen sie, die Virtuosin des Steelsounds, der Tonnen. Wie in Trance traktiert die 19-Jährige ihre Eimer, schießt zwischendurch kurze Blicke ins Publikum, sucht die Augen der Zuhörer: „Sie geben mir Energie“, sagt sie, „and I make them happy.“ Glückliche Inseln der Karibik! Jedenfalls so lange das Calypso-Fieber steigt. Fünfzehn Flugminuten
destination Barbados
Golf de luxe
Exzellenz trifft First-Class-Fairways: der atemraubende Golfplatz „Green Monkey“
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as Loch ist rund. Es misst auch hier 10,8 Zentimeter. Nur was zwischen dem Abschlag und Signature Hole Nr. 16 liegt, dem angeblich meistfotografierten Golfloch der Welt, entspricht nicht ganz dem Standard. Nicht wegen der Primaten, die durch die Fairways turnen, mit dem langen Schweif in der karibischen Brise wedeln und ihr Frühstück aus Bananen oder Mangos verzehren. Sondern weil es der Green Monkey ist. Die Mona Lisa unter den Luxusplätzen. Rätselhaft, exklusiv, unberührbar. Heiliger Boden, Zutritt nur für Auserwählte. Aber auch der Platz, der Barbados einen Spitzenplatz auf der Weltkarte des Golfs gebracht hat. Der Grüne Affe kam vor 350 Jahren aus Westafrika; der bislang prominenteste Spieler auf dem Green Monkey nur mal kurz für ein paar Tage aus den USA herüber. Das war 2004, als die Sportikone Tiger Woods, das „Phänomen“, im feudalen Country-Clubhouse seine Hochzeit zelebrierte. Der internationale Golf-Jetset flog ein, um zu sehen, wie Tiger und Elin sich das Jawort gaben. Das Phänomen hatte dafür alle 116 Zimmer im nahegelegenen Sandy Lane gemietet – das Hotel zum Golfplatz (siehe S. 36), in das im Lauf der Jahre schon Jackie Kennedy, Ari Onassis, Maria Callas, Frank Sinatra, Luciano Pavarotti, Elton John, Prinzessin Margaret und einmal auch die Queen her-
self ihrem Alltag entflohen. Wohin sonst? Airport-Service mit dem Bentley, wahlweise rot, grün oder champagnerfarben. Livrierter Chauffeur mit weißen Handschuhen. Verschärfte Luxus-Offensive nach der Ankunft im Resort, mit geeisten Schweißtüchern, persönlichem Butler und halbstündiger Einweisung in die Kommandozentrale am Bett, von der aus sich Vorhänge, Licht und Klima steuern lassen. Auch die Raten sind Spitze. 9.600 Euro – pro Nacht in einer Villa. Wer den Green Monkey spielt, gehört fast immer zum Club. Wer etwa nicht im Sandy Lane untergekommen ist, zahlt ein bescheidenes Greenfee: 3.000 Euro. So what? Dies ist ein Golfdorado! Nicht allein wegen des Wetters – fast immer Sonne, 365 Tage im Jahr. Nicht wegen des Blicks über „rolling green hills“ auf das Blau der Karibik. Eher schon, weil das Resort gleich drei, von der Golfarchitekten-Legende Tom Fazio gestylte, beim Worldcup 2006 geadelte Spitzenkurse sein Eigen nennt. Außer dem Green Monkey gehören noch The Old Nine sowie der Country-Club-Kurs, eine weitere spektakuläre 18-Loch-Anlage, zum Triumvirat. Insgesamt 45 Löcher: alle rund. Alle 10, 8 cm im Durchmesser. Und jedes eine Herausforderung für sich, aber der Green Monkey übertrifft alle anderen Kurse auf der Insel an Schwierigkeit und Klasse. Es geht los mit dem Buggy Hangar: Da stehen die Reihen glitzernder Golfcarts. James Bond lässt
GPS ist in den Golf-Carts
Foto: Sandy Lane Hotel
installiert. Man gibt seine Position durch und bekommt neue Bälle aufs Fairway.
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GO Travel Markenzeichen und Luxussymbol: der Green Monkey.
grüßen. Daneben im Caddie Shack warten die Bagmen. Caddies sind Pflicht. Sie sollen nicht nur die Taschen tragen, sondern auch das Spiel schneller machen. Stardesigner Fazio ließ den Platz mit Sinn für Grandeur und Liebe zum grünen Detail aus einem ehemaligen Steinbruch herausschlagen. Fairways, die hunderte von Metern entlang einer 27 Meter hohen Korallenwand aus gelblichweißem Muschelkalk verlaufen. Eins verschwindet zwischen einer schmalen Felsenschlucht, um sich mit ihrem Green wie ein Amphitheater zu öffnen. Der Green Monkey: kein Golfplatz, eine Golfinszenierung. In den Carts ist GPS installiert, mit Informationen zu jedem Loch und einer interaktiven Karte – damit im grünen Delirium keiner verloren geht. Wer seinen Ball in einem der malerischen Seen versenkt hat, kann über Satellit einen neuen ordern. Unten rechts die Option: „Send beverage cart“. Innerhalb von Minuten ist der Drinknachschub da. Die meisten Bestellungen kommen von Loch sechs und sieben. Sorry. Der Green Monkey ist was für ernsthafte Golfer. Und was die Greenfees für Nichtresidents angeht: Auch Mick Jagger, der auf Barbados ein Haus hat, müsste die 3.000 Euro Spielgebühr für den Monkey zahlen, versichert die Direktion. Der Rolling Stone sollte umziehen: Wer drei bis sieben Millionen Dollar Kleingeld erübrigen will, kann auch gleich auf dem Green Monkey wohnen, in den Green Monkey Estates mit Golfplatz- und Meerblick – und dann kostenlosem Zugang zum Platz. Die ersten Villen sind verkauft. AL
von Port of Spain liegt Trinidads Schwester-Eiland Tobago: Hier noch heile Welt, pastellfarbener Tropenzauber, Kokospalmen, die sich in der Brise wiegen. Und „Pigeon Point“, angeblich der meistfotografierte Strand der Karibik. Ein klarer Fall von Mythen in Tüten. Sehr hübsch. Aber Tobago bietet mehr. Nicht nur Strände. Nach Sonnenuntergang öffnet im nahegelegenen Fischernest Buccoo die „Sunday School“. Keine Angst. Nichts Ernstes, nur eine Showband, die in der ehemaligen Dorfschule auf die Fässer kloppt. Touristen-Animation mit Trommeln, Ringelpietz mit Anfassen. Aber gucken kann man ja mal.
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assagiere auf Landgang von einem der unzähligen Kreuzfahrtdampfer sind da, kurzfristig aufgebrochen ins echte Inselleben. Jetzt wollen sie’s auch gleich richtig wissen: Touristinnen üben mit jungen Tobagoer den Hüftschwung, das verrückte Schlingern und Schleudern. Tanz den Calypso! Das heißt: erst mal Tapsen und Tasten, fremdelnde Körper, Blicke, die sich knapp verfehlen. Es klemmt. Aber dann siegt der Spaß, die Unsicherheit löst sich, wird Lachen, wird Bewegung und endlich Tanz. Calypso! Auch den Rumstehern wärmt es die Seele: aufgebrezelte Mulattinnen, sorry: karibische Zuckerpuppen, mit ihren Tänzern, alle auf genialen Gummibeinen. Yeah: „This is a man’s world.“ Bis „Belle de Jour“ erscheint, die Schönste der Nacht. Sieht aus wie Marsha Hunt vor dreißig Jahren. Hunt, afroamerikanisches Model, Mutter des ersten Sohns Karis von Mick Jagger und lebendige AnimatiJamie alias Marsha Hunt: ganz gegenwärtiger Zauber, ganz Anmut.
on für den Rolling-Stones-Hit „Brown Sugar“. Marsha, sorry, Jamie, beherrscht augenblicklich die Szene, ganz gegenwärtiger Zauber, ganz Anmut, ganz „poetry in motion“. Alle Blicke auf ihr, aber keiner kommt durch, vorbei an dem Lächeln, mit dem sie sich Abstand und Luft verschafft. „Hello, I’m Jamie. Do you enjoy yourself?“ Karibische Nacht. Und karibischer Morgen: Caribbean-Star-AirwaysFlug Nr. 1459 durch gleißendes Licht, über türkisblaues Meer – „into the great white open ...“. Karibik total, karibik go sixt 27
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Karibik surreal wie auf der Postkarte, und plötzlich Karibik puritanisch: Der Kurztrip endet in Klein-Eng land: Barbados. Britisch geprägt mit Ortsnamen wie Hastings oder Brighton, mit Cricket, Linksverkehr, roten Briefkästen und Schlangestehen sowie einer Miniaturausgabe des Trafalgar Square, inklusive Lord Nelson. Nicht Papa. Nicht Disco Daddy oder „I’m the Calypso, brother.“ Sondern diesmal wirklich Horatio. Der Admiral der Krone. Barbados also: Die Insel mit dem ältesten NelsonStandbild im Commonwealth, dem höchsten Lebensstandard in der Karibik und exzellenten Golfplätzen (siehe S. 26). Und – so lange es die Concorde gab – die einzige Urlaubsdestination in der Welt, die mit Überschallgeschwindigkeit angeflogen wurde. Der Concorde bauen sie jetzt bald ein Museum. Mick Jagger, Cliff Richards und andere Popgrößen, die auf Barbados Häuser haben, fliegen wieder ein paar Stunden länger nach Bridgetown.
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ie beliebten One-day-Trips für Journalisten und Travelwriter, inklusive Sundowner am Beach, sind Geschichte. Aber immer noch leben im ZehnMeilen-Radius um die Hauptstadt achtzehn Milliardäre. Barbados ist sicher, und es ist schön. Es hat malerische, jungfräuliche Buchten mit hinreißenden Kurven. Früher wuschen englische Piraten hier ihre Wäsche, während sie spanischen Galonen auflauerten. Idyllisch. Bis in die Gegenwart rühmt sich die von Luxushotels gesäumte Westküste ihres anheimelnd familiären Charakters. Clinton kam. Und Castro auch. Barbados: anything goes! Traumkarriere einer Insel: Einst dauerte die Seereise von London nach Bridgetown sechs Wochen. Die Passagiere der rattenverseuchten Schiffe waren selten freiwillig unterwegs: Sie wurden „barbosed“, deportiert auf die Insel – die Krone brauchte dort dringend Siedler. Zweihundert Jahre später kommen sympathische englische Ladys, um zu Weihnachten am Schatzinselstrand ihre Juwelen spazieren zu tragen. Sie grüßen die Barkeeper in ihren Hotels wie lange vermisste Freunde, und manche sitzen ab Sonnenuntergang an der Bar und trinken Rum mit Coca-Cola. „Are you lonely, my dear?“, fragt dann schon mal
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eine die andere – als gäb’s nicht das Königshaus, den unglückseligen Charlie und all die anderen schönen Gesprächsthemen, zu denen man sich mit karibischen Cocktails selig trinken kann. Rum ist aus heutiger Sicht auch der letzte und beste Grund, auf Barbados noch „sugar cane“ anzubauen. König Zucker hat längst abgedankt, inzwischen regiert der Tourismus die Ökonomie der Insel. Die ehemaligen Plantagen und die Sklavenhütten bilden eine romantische Kulisse, knapp 1.600 Rumshops auf Barbados dagegen eine ziemlich lebendige Realität. Statistisch gesehen leeren Barbadier 250.000 Fässer pro Jahr – bei 260.000 Einwohnern irgendwie doch etwas beunruhigend. Dabei sind die Locals hier weiß Gott keine Säufer. Sie limen eben nun mal gern und hören Calypso – wie die ärmeren Brüder drüben in Trinidad und Tobago. Kann denn Limen Sünde sein? So wenig wie der Calypso. Rückkehr nach Trinidad und Tobago, dahin, wo nun mal die Musik und damit für Kariben das Leben spielt. Welcome to the Home of the Soca Warriors: Das Riesen-Billboard am Flughafen. Und da ist Clyde, er wartet schon. Der Nissan auch. Das asthmatische Röcheln, der Sound seines Motors: Alles wieder da. Und das Radio spielt: „Into the Rhythm of the Night“. Dabei ist erst Nachmittag. Auf dem Highway Richtung City staut sich der Verkehr, in Clydes Karre der Benzolgeruch. Anderswo wäre der Nissan längst stillgelegt worden. Nicht in Trinidad, wo um die Karnevalszeit sogar Polizei und Militär feiern, dass es nur so kracht. Hat das kleine Land dann nicht ein Sicherheitsproblem? Schuld ist jedenfalls nicht der Calypso. Irgendwo in der Peripherie der Stadt, zwischen vergitterten Geschäften, Autoreifen, Whiskyreklamen und rostenden Wohnwagen, neben „Tony’s Ice Cold Coconuts Shop“, türmen sich Ölfässer. Mengen. Berge. Und in allen Größen. Darüber brennt die Sonne Breschen in
Caribbean-StarAirways-Flug Nr. 1459 von Trinidad nach Barbados: karibischer Morgen, gleißendes Licht, surreale Postkarte.
Rumhochburg Barbados: Die Barbadier leeren 250.000 Fässer im Jahr – bei 260.000 Einwohnern.
GO Travel die Wolken, der Calypso-Sender „Heartbeat“, FM 107,3, ist „on air“, die dicke tropische Luft erfüllt von Hämmern und Klopfen. Das ist Claude, der Mastertuner. Ein Verschlag unter graubraunen Palmen, ein Regal mit Fässern, dazwischen er, über einen abgesägten Deckel gebeugt. Eben war es noch ein Ölfass, jetzt ist es schon fast das Steeldrum-Wunderding, das für ihn die Glocken im Himmel klingen lässt. „You need to hug her.“ Du musst sie umarmen, wie eine Frau. Wen? Natürlich die Schüssel. „Treat her like a woman.“ Und zärtlich musst du zu ihr sein, auch wenn du sie schlägst. Erst durch liebevolles Beulen und Kerben, durch präzise gesetzte Hiebe mit dem Spezialhammer wird aus dem Deckel, der Zarge, das Instrument, bei dem jede Note stimmt. Oder fast jede – denn erst der leicht unsaubere Ton macht den Reiz. Calypso-Love: Die Liebe ist voller Geheimnisse. „Understand me, brother?“ Noch mal hauen, sei zärtlich zu ihr, wieder das Ohr dranhalten: Früher hat Claude selbst gespielt, jetzt ist er Tuner. Die Zeit ändert alles, sagt er. Man muss loslassen. Wie, aber doch nicht die Schüssel? Er ist der Philosoph über der Tonne. Davon gibt es nicht viele, nicht mal in Trinidad. Folglich kann Claude sich vor Arbeit nicht retten. Die Aufträge kommen aus den
destination Barbados
weisses gold Der Zucker begründete den Reichtum von Barbados, heute wird der Süßstoff importiert.
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umreiches Barbados: Bis heute ist Zuckerschnaps ein Grundnahrungsmittel für die Insulaner. Wer auf Barbados mit dem Auto unterwegs ist, kann leicht zwischen Zuckerrohrfeldern verloren gehen. Noch immer sind weite Teile des Inselinnern von den schilfartigen Halmen bedeckt. Einige der ehemaligen Plantagenvillen wurden restauriert, sind für Besucher zugänglich. Barbados war der erste englische Besitz, auf dem die Briten im großen Stil Zuckerrohr anbauten. Die ersten Siedler kamen 1627 und landeten in Holetown an der Westküste. Aus dem Zuckerrohr machten sie Rum und verdienten sich eine goldene Nase. Barbados avancierte zum „reinsten Juwel der englischen Krone“. Die immensen Profite durch das „weiße Gold“ waren die eine Seite des Booms. Die Lebensbedingungen der Plantagensklaven die andere. Die Aufstände ließen Zuckerbarone brutal zusammenschießen. Erst 1834 wurde die Sklaverei abgeschafft. Bis in das 20. Jahrhundert war die Wirtschaft der Insel auf die Produktion von Zucker, Rum und Melasse ausgerichtet. Erst ab 1990 lösten Industrie und Tourismus den Zuckeranbau als Hauptwirtschaftszweig ab. Heute muss Barbados Zucker sogar importieren, um seinen Bedarf zu decken. .
Zuckerrohrplantagen auf Barbados: „das reinste Juwel der englischen Krone“.
Büros der Steelbands oder direkt von den Musikern. Manche hängen tagelang bei ihm herum, trinken Samba und schauen zu, wie das Ding Form annimmt. Ihre „Pan“. Die Blechschüssel ihrer Träume. Noch drei Wochen bis zum Karneval, dem Megaspektakel, für stolze Trindader die größte Party der Welt. Und der Calypso ist ihr Soundtrack. Die halbe Stadt ist jetzt abends auf den Beinen, surft auf der Spur der Musik durch die Straßen, immer hinein ins fantastische Chaos der „Pan Yards“. Die „Trinidad All Stars“, die „Woodbrook Playboyz“, die „Desperados“ und die „Renegades“. Premiere im „Strand“-Kino, mit Papa und dem Kaiso-House. Kaiso wie Calypso auf Afrikanisch. Ja, da, wo die Wurzeln liegen. „I’m the Calypso, I am the roots, man!“ Dann ist Papa irgendwo verschollen. Aber die andern sind ja da. Also: Spot an, Show ab! Erst mal kommt die Nationalhymne. Alles aufstehen. Klingt aber hier irgendwie auch wie Calypso. Dann: 30 go sixt karibik
Zuckerrohrernte: Nachschub für die 1.600 Rumshops der Insel.
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„Morgan Lewis Mill“: die letzte noch intakte Windmühle, von denen es einst hunderte gab, um Zucker zu mahlen.
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GO Travel „Welcome to the rhythm.“ Auftritt von „Brother Resistance“. Der Rastamann, die Haare unterm Strickturban, das Herz auf dem rechten Fleck und ein unbeirrbares Lächeln im Gesicht. „Calypso ist keine Kosmetik“, sagt er. „Calypso sagt, wie es ist.“ Schlicht sind die Botschaften, einfach und meistens wahr. Auf den Brother folgt die Sister: Singing Sandra, eine afrikanisch gewandete Mama mit Bassstimme. Sie verkündet, was alle schon ahnten: „We’re living in a mad, mad world.“ Die Welt wird immer verrückter. Und trotz allem: „Enjoy your life! Yes man, enjoy your life!“ Das ist „Shadow“, der Elder Statesman der Bewegung. Zwischendurch meldet sich der Hunger. Zeit für ein Haifischbrötchen in „Chinkey’s Nitebite“, dazu einen „Horse Power Vitality Drink“. Der Port-of-SpainStadtteil St.James ist das Biotop der Nachtschwärmer, die Western Main Road eine Straße, die niemals schläft. Und überall die Trommeln, das Klirren und Flirren der Fässer. Calypso war die Mutter aller Karibikklänge, lange vor dem weltweiten Siegeszug des Reggae. Die Jungen finden beides uncool. Sie wollen es schneller, funkiger, aggressiver. Also Soca, aufgedonnert mit Bass, aufgerüstet mit Schlagzeug und Synthesizern. Der Puls des Calypso ist noch da, aber jetzt rast er: 140 Beats pro Minute. Nichts für schwache Nerven. Und nichts für den klapprigen Nissan. Aber Clyde, 67 Jahre jung, das Ohr am Puls der Stadt, hat was aufgetan. Zwischen Containern und Ölfässern am Hafen tobt eine „Licensing“-Fete. Gemeint scheint die Lizenz zum Ausrasten. Zum Soca-Vollrausch. Partys wie diese können drei Tage lang dauern. Kein Schlaf. Alkohol. Die Nächte sind heiß, die Mädchen halbnackt, das Popowackeln frenetisch und der Tanz heißt ganz offiziell: „Bumsi“. Schön! Und eben doch fast wie Rio de Janeiros „Bumbum“. Die Welt ist klein. Man trifft sich wieder. Ja, Papa, da guckst du – aber dafür bist du Lord Nelson. Wer
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dagegen ist Machel Montano? Der amtierende SocaMonarch mit seiner Band „Xtatic“: Ekstase, der Name ist Programm, die Darbietung ein Ausblick auf das, was bald kommt: Trinidad mutiert im Karneval zum Tüll-Atoll, Bier und Schweiß fließen in Strömen, alles tobt, alles tanzt, vibriert unter den Schlägen der Drummer. Für vier Tage bricht die öffentliche Ordnung zusammen. Dann ist Schluss. Mit einem Schlag. Alles aus. Die Masken ab. Trommeln und Fässer verstummt. Doch nach dem Karneval ist vor dem Karneval. Später vielleicht, irgendwo am karibischen Strand, zum karibischen Sonnenuntergang, wenn die Augen für diesen Tag wieder einmal so wunderbar satt sind von roten Bougainvilleen, vom türkisblauen Meer und vom weißem Korallensand: Da ist doch noch was? Ein zarter Steelsound schleicht sich an. Klöppel gleiten über Blech, streicheln es sanft, tupfen hier, tupfen da, nur ein sanfter Nachhall, ein Lächeln aus Tönen. Dann saugt die karibische Tropennacht die Vision auf. Ringsum alles still, alles schwarz, und Sterne über Trinidad. Der Calypso lebt. Bye-bye, Port of Spain! Ciao, Karibik! Halt durch, Papa!
Steeldrummerin Jenessa von „Phase Two“: „We’re living in a mad, mad world. Enjoy your life!! Yes man, enjoy your life!“
Claude, der Mastertuner, mit seinen Schüsseln: Eben war es noch ein Ölfass, jetzt ist es schon ein SteeldrumWunderding.
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dominikanische republik
NEUE zi e le Für All-inclusive-Fans ist die Dominikanische Republik ein El Dorado. Doch jenseits der populären Clubdomizile bietet die Insel ursprüngliches Karibikleben Von Ulrike Meyer-Timpe
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Foto: Waldhäusl / Hotel Gran Bahia Principe
ie Palmen wiegen sich sanft im Wind. Zu ihren Füßen drängen sich Holzhäuser in Pink, Türkis und Blau. In offenen Läden, fast auf der Straße, arbeiten Elektriker, Schneider, Schuster. Ein Eselskarren zieht vorbei; ein Moped, auf dem sich eine vierköpfige Familie drängt, knattert davon. Plaudernde Männer auf den Bänken entlang der Plaza; Frauen, die ihren Einkauf freihändig auf dem Kopf balancieren. Die Abendsonne taucht den Platz in goldenes Licht. Und aus dem Ghettoblaster hämmert die Merengue-Musik. Es gibt sie noch, die Karibik wie aus dem Bilderbuch – ausgerechnet in der Dominikanischen Republik. In der DomRep? Da fahren doch die „Neckermänner“ hin! Ja, stimmt. Und doch ist das Land nicht von ihnen übersät, denn sie haben sich in den All-Inclusive-Resorts verschanzt. Warum die Pesos für ein Bier jenseits der Hotelmauern ausgeben, wo diesseits schon alles bezahlt ist? Und so haben weite Teile der Dominikanischen Republik bis heute das Zeug zum Geheimtipp. An den 1.500 Kilometern Küste gibt es noch menschenleere Palmenstrände ohne Hotelliegen zu entdecken. Eine blauweiß gestrichene Hütte auf einer Anhöhe über dem Strand, Barhocker davor, vier Tische mit Blick auf das
Kloster Convento San Francisco in Santo Domingo: Hier gründete vor gut 500 Jahren Columbus Spaniens erste amerikanische Kolonie.
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Meer. Zum Mittagessen empfiehlt eine Tafel frischen Lobster. Oder Nizza-Salat, zu Ehren des französischen Wirts. „Ich kenne die gesamte Karibik. Ich war überall, weil ich ein Domizil für den Ruhestand suchte“, erzählt Jean-François, der frühere Air-France-Executive. „Der Massentourismus war ich schon in Nizza überdrüssig, ich habe etwas Ruhiges gesucht.“ Hier bei Las Galeras hat er es gefunden. Mit ihrem Nachbarland Haiti teilt sich die Dominikanische Republik die nach Kuba zweitgrößte Karibikinsel Hispaniola, die Kennern zudem als die abwechslungsreichste gilt. Nirgendwo sonst in der Karibik lohnt sich der Erkundungs trip ins Land so wie hier: in die über 3.000 Meter hohen Berge, die höchsten in der gesamten Region; in den Urwald oder einen der zahlreichen Nationalparks und auf die üppig grüne Halbinsel Samana, vor deren Küste sich die Buckelwaale paaren. Oder in die Hauptstadt Santo Domingo mit ihrer Kolonialarchitektur, wo Christoph Columbus vor gut 500 Jahren Spaniens erste amerikanische Kolonie gründete, und in die Dörfer und Kleinstädte, hin zu den Menschen, die
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Karibik aus dem Bilderbuch Menschenleere Palmenstrände oder Robinson-Inseln mit nur einem Hotel wie die Insel Cayo Levantado mit dem 5-Sterne-Hotel Gran Bahia Principe
lächelnd bei jedem Schritt die Hüften wiegen, als sei die ganze Welt für sie ein Dancefloor. Gelassen warten sie an ihren bonbonfarbenen Verkaufsständen auf die wenigen Kunden, die ihnen mal ein Getränk abkaufen, und erproben bei der Gelegenheit gern ihr eigens erworbenes Englisch. Auch wenn sonnabends die Merengue vom Plattenteller schallt, sind die Einheimischen meist unter sich. Ihr freier Abend gehört dem Tanz. Jeder Ort mit mehr als ein paar Häusern hat eine Disco. Oft ist sie nur eine luftige Hütte aus Palmwedeln. Doch wenn Paare die Tanzfläche erobern, wird sie zur Bühne rhythmischer Eleganz.
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erade mal zwanzig Jahre ist es her, dass sich deutsche Reiseunternehmen auf die Suche nach einem neuen Reiseziel machten; die Chartermaschinen, die im Sommer nach Spanien jetten, mussten auch im Winter ausgelastet sein. Tropisch warm sollte es sein, politisch stabil und nicht zu exklusiv. Die Dominikanische Republik, wo bis dahin nur ein paar Franzosen und Italiener zu Gast waren,
wollte gerade mit Hilfe der Weltbank ganz groß ins Tourismusgeschäft einsteigen. Im Winter 1987 landeten die ersten deutschen Charterflieger in Puerto Plata im Norden. Heute strömen die Touristen in den flachen Osten der Insel, nach Punta Cana. Dort reihen sich seit rund 15 Jahren die All-inclusive-Anlagen auf. Dörfer mit einheimischer Lebensart sucht man vergebens. Das ist an der berggesäumten Nordküste anders. Sossua und Cabarete sind zwar reine Touristen-Rummelplätze. Doch rund um Luperon und vor allem Richtung Samana pulsiert noch das echte Karibikgefühl. Und im Inselinneren, in Jarabacoa inmitten der Pinienwälder und im noch entlegeneren Constanza, gibt es kaum Feriengäste. Sie starten hier ihre Wanderungen zu den Wasserfällen und zum Pico Duarte, dem höchsten Berg der Karibik. Neuerdings kann man sich sogar auf einsamen Plantagen einmieten – als Pionier des naturnahen Tourismus wie zum Beispiel in der Finca Alta Gracia (siehe S. 36). Wer ursprüngliche karibische Vielfalt entdecken will, den belohnt die Dominikanische Republik.
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GOService
Sandy Lane Resort geschliffenes
First-Class-Haus mit angeschlossenem Champions-Golfkurs.
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Top HOTELS barbados Sandy Lane Resort St. James, Barbados, West Indies; Tel. +1 246 444 20 00 Fax: +1 246 444 22 22 www.sandylane.com In der Reihe exklusiver Super-First-Class-Hotels an der Westküste von Barbados, wo jede Bucht wie aus der „Bounty“Werbung aussieht, ragt das Sandy Lane Resort mit dem Luxus-Golfplatz „Green Monkey“ heraus. Wer möchte, kann hier für ganz individuelles Wohnen über 9.000 Euro ausgeben – die Nacht.
Treasure beach Hotel Paynes Bay, St. James, 24023 West Coast of Barbados, West Indies; Tel. +1 246 4 32 13 46 Fax: +1 246 4 32 10 94 www.treasurebeachhotel.com
Das mit 29 Suiten sehr persönlich geführte Hotel liegt direkt am Strand, bietet ein zeitloses und stilvolles Ambiente und ist ideal für den ruhesuchenden Gast. Eingebettet in einen gepflegten tropischen Garten verfügt die Anlage über ein ausgezeichnetes A-la-carte-
Restaurant, Bar, TV-Lounge und eine gut sortierte Bibliothek. Der Swimmingpool mit Liegen und Sonnenterrasse bildet das Zentrum der Anlage. Preiswerte lodging-tipps www.intimatehotels barbados.com Auf diesem Hotelportal im Internet finden Sie für Barbados gute und preiswerte Hotels. Das Motto: „We make Barbados affordable for you“, wir bieten Ihnen ein erschwingliches Barbados.
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Foto: Sandy Lane Hotel
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and Tobago, West Indies; Tel. +1 868 78 30 39 01 E-Mail: triniview@msn.com www.trinisoca.com Englischsprachige Infos über aktuelle Calypso-Events und Karnevalinformationen. Die nächsten Karnevaltermine: 4./5. Februar 2008.
Calypso-infos, trinisoca 1 La Seiva Terrace, La Seiva, Maraval, Republic of Trinidad
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währung Währungsumrechnung: www.fxtop.com/de Die Landeswährung ist der Trinidad-und-Tobago-Dollar (TT$). 1 Euro sind ca. 6 TT$.
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service barbados Tourismusbüro Barbados Deutschland Barbados Tourism Authority, c/o Magnum Group, Sonnenstr. 9, 80331 München; Tel. +49 89 23 66 21 52 Fax: +49 89 23 66 21 99 www.visitbarbados.org Über die Webadresse kommen Sie auf die englischsprachige Homepage des Tourismusbüros auf Barbados.
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Mitten in der kolonialen Altstadt von Santo Domingo, die von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde, liegt das Hotel „Atarazana“. Die deutschen Besitzer, Susanne und Bernd, haben ihr historisches Haus mit nur sechs Doppelzimmern sehr individuell, geschmackvoll und modern eingerichtet und schaffen eine persönliche Atmosphäre. Das großartige Frühstück wird im grünen Innenhof serviert, wo auch ein Jacuzzi für Abkühlung sorgt. Eine Oase der Ruhe gleich um die Ecke von der turbulenten Plaza Espana. Bungalowhotel Casa Nina Las Terrenas, Samana; Tel. +1 809 2 40 54 90 Fax: +1 809 2 40 54 89 Bungalow ab 40 Euro pro Nacht; www.hotel-casanina.com
Las Terrenas auf der Halbinsel Samana hat sich inzwischen vom Geheimtipp für Aussteiger zum lebhaften Touristenort entwickelt. Ein wenig abseits liegt die Casa Nina direkt am traumhaften Strand in einem weitläufigen Park mit Pool. Die 15 Bungalows für zwei bis vier Personen sind einfach, aber sehr sauber und haben jeweils eine eigene Terrasse. Das italienisch-französische Besitzerpaar betreibt das kleine Hotel mit viel Engagement. plantagenhotel Finca Alta Gracia Cafe Alta Gracia Foundation, 56 Allen Street Rutland, 05701 Vermont; Tel. +1 802 7 86 22 80 Unterkunft ab 35 Euro pro Person inklusive Vollpension; E-Mail: sarah@cafealtagracia. com (Sarah DeCandio); www.cafealtagracia.com In den Bergen bei Jarabacoa liegt die Finca Alta Gracia. Sie gehört dem Amerikaner Bill und der Dominikanerin Julia, die dort Bio-Kaffee anbauen und sich gemein-
Dom-Rep
Gran Bahia Principe Cayo Levantado Einziges Hotel auf der Insel Cayo Levantado, pro Person im Doppelzimmer ab 110 Euro; www.bahia-principe.com In der Bucht von Samana liegt die unbewohnte, grüne Insel Cayo Levantado, auf der angeblich die Werbespots für Bacardi gedreht wurden. Als erstes und einziges Hotel hat dort soeben das exklusive Allinclusive-Resort Gran Bahia Principe Cayo Levantado eröffnet. Es gibt einen Bootsshuttle zum Festland, der etwa 45 Minuten dauert.
Barbuda Antigua
Puerto Rico
GO K
sam mit ihren einheimischen Nachbarn für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzen. Bis zu zwanzig Gäste sind bei ihnen sehr willkommen, die Mitarbeiter lernen gerade Englisch bei einem eigens engagierten Lehrer. Hier am Fuße des Pico Duarte erlebt man dominikanischen Alltag in einer beeindruckenden Landschaft, die zu Wanderungen einlädt und zum Baden unter Wasserfällen.
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Guadeloupe Martinique
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St. Vincent/ Grenadinen
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Kolonialhotel Atarazana
eine Oase der Ruhe mit persönlicher Atmosphäre.
Karibik BARBADOS WORTHING Sunny Isle 06 15131 Christchurch; Tel. +1 246 4 35 79 79 Fax: +1 246 4 35 92 77 Mo.–So. 8–17 Uhr
DOMINIKANISCHE REPUBLIK Las Americas Int. Airport International Airport Punta Caucedo; Tel./Fax: +1 809 5 49 12 65 Mo.–So. 7–23 Uhr Santiago Av. 27 de Febrero, Edificio, Santiago; Tel./Fax: +1 809 5 83 41 14 Mo.–Fr. 8–18 Uhr, Sa. 8–12 Uhr, So. geschlossen Santo Domingo Av. Charles Summer 10, Santo Domingo; Tel. +1 809 5 41 74 98 Fax: +1 809 5 41 40 02 Mo.–Fr. 7–21 Uhr, Sa. 7–17 Uhr, So. 7–14 Uhr karibik go sixt 37
FotoS: Hotel Atarazana
Hotel Atarazana Vicente Celestino Duarte 19, Zona Colonial, Santo Domingo; Tel. +1 809 6 88 36 93 Doppelzimmer ab 40 Euro www.hotel-atarazana.com
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Sônia und Willy Bogner im Studio: „Ich posiere nicht. Meine Fotos sind echt!“
Power hoch zwei sie kleiden skiweltmeister ein, entwerfen damen- und herren-sportswear und kreieren ihren eigenen lifestyle-kosmos: Sテ馬ia und willy bogner. szenen einer glテシcklichen model-ehe
Von Wolfgang Timpe und udo bojahr (Fotos)
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„Menschen können sich leichter ein bild machen, wenn personen die marke verkörpern.“
GO Our Way
Fotostudio „Ahoi!“ in Hamburg, Sônia Bogner mit Model: „Wir leben die Emotion, teffen das Gefühl von Bogner.“
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GO Our Way
„SÔnia hat so eine entwaffnende Art, kritik anzubringen, dass man ihr nicht böse sein kann. und häufig hat sie auch recht.“
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ajästetisch öffnet der Doorman in rubinroter Uniform den Wagenschlag des Audi Q7 vorm Hotel Atlantic Kempinski. „Guten Tag, Frau Bogner. Guten Tag, Herr Bogner, willkommen in Hamburg!“ Man kennt sich, und man kennt die beiden sowieso, sind Sônia und Willy Bogner doch vor allem eins: die Stars ihrer eigenen Marke. Sie lächeln vom Titelbild ihres Homeshopping Magazins und geben als Werbeikonen ihren Produktlinien eine prägnante Personality – von der Sônia-Bogner-Linie bis zu den Man-, Woman-, Sport- oder Fire+Ice-Kollektionen. Wer Bogner trägt, liebt sportliche Fitness, mag klassische Eleganz, schätzt hochwertige Materialien oder treibt professionellen Wintersport plus: Lebensfreude. Eben jener Gute-Laune-Kick, den die beiden Promoter in eigener Modesache so relaxt rüberbringen. Just say it with a smile! Sag’s doch einfach mit einem Lächeln, erzählen ihre Fotokampagnen. Zielsicher treffen sie mit ihren Auftritten seit Jahrzehnten den lässigen Lifestyle-Look, den sportlichen Spirit of Fashion von Bogner. „Menschen können sich leichter ein Bild machen, wenn Personen die Marke verkörpern“, sagt Firmenchef Willy. Und Ehefrau Sônia, im Vorstand für Strategische Designberatung verantwortlich, ergänzt: „Wir leben die Emotion, treffen das Gefühl von Bogner.“ Das Münchner Promotionspaar residiert mal wieder in der Edelherberge Atlantic an der Außenalster, um in den „Ahoi!“Studios in Hamburg-Eimsbüttel Fotos für den neuen Homeshopping-Katalog Winter 2007 zu produzieren. Das hanseatische Schmuddelwetter mit Schneeregen Anfang Februar kann ihrer guten Laune nichts anhaben. Immer schön gelassen bleiben. Sie müssen eh ins Scheinwerferlicht. Egal, welche Kapri-
olen draußen der Klimawandel schlägt. Sônia Bogner ist schon gleich nach dem Frühstück zum Shooting. Wir fahren mit Willy Bogner im Q7 zum Atelier. „Der schwimmt viel zu stark“, meckert der frühere Skirennfahrer und stellt die „Adaptive air suspension“, die Hydraulik, des über zwei Tonnen schweren Offroaders mit satten 5,08 Meter Länge erst mal auf knackig sportlich ein. Er mag es, wenn der Wagen direkt reagiert, so viel Dynamik darf auch beim Großstadtcruisen sein. Im Autoradio ertönt Procol Harums „A Whiter Shade of Pale“, und Willy Bogners leises Schmunzeln lässt offenbar schönste 70er-Jahre-Erinnerungen vorüberziehen. Der Auftakt des Tages kann sich sehen lassen. Entspannte Vorfreude aufs Studio-Get-together mit seiner Frau.
„Wo bleibt ihr? Ihr kommt zu spät. Ich war sooo schööön!“ SÔNIA BOGNER Doch daraus wird zunächst mal nix. „Wo bleibt ihr”, schallt es uns temperamentvoll aus dem Studioloft entgegen. Sônia Bogner ist „stinkig“ (ihr Lieblingsschimpfwort), denn ihre Premierenfotosession ist an diesem Tag schon zu Ende. „Ihr kommt zu spät. Ich war sooo schööön”, erzählt sie gestenreich mit brasilianischem Temperament und ihrem charmanten Deutsch slang. „Und jetzt ist alles vorbei!“ Die Abstimmung in der Produktion hat nicht geklappt, denn die beiden sollten direkt im Anschluss fotografiert werden. Das Set ist abgebaut, Model Sônia abgeschminkt. Dicke Luft. Willy Bogner lächelt warmherzig seine Frau an. „Komm, wir machen unsere Fotos schnell jetzt“, bevor das nächste Shooting mit einem Model startet. Nichts Aufwändiges, einfaches Set mit Stuhl. Professionelle Improvisation. Alles wird gut. Nina-
Private Diningroom, Hotel Atlantic: „Sie ist ein außerordentlicher Glücksfall!“
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hamburger schmuddelwetter Schneeregen kann der Stimmung nix anhaben. Willy und Sônia Bogner leben den Gute-Laune-Kick, den die Promoter in eigener Modesache so relaxt rüberbringen. Just say it with a smile! Sag’s mit einem Lächeln.
kraftvoller offroader Der frühere Skirennfahrer und Lauberhorngewinner Willy Bogner mag keine weiche Cruiser abstimmung der Luxuskiste fürs Gelände. „Der schwimmt viel zu stark“, meckert er und stellt die Hydraulik auf knackig sportlich.
zackiges DOPPELPACK Besuch im Hamburger Bogner-Store, Rathausmarkt. Sônia Bogner: „Ich hasse die Navi-Stimme in meinem Mini. Sagt mir: ,In 200 Metern abbiegen.’ Aber wie lang sind 200 Meter? 20 Kleider? Das würde ich begreifen. Dummer Navi.“
Ruge-Stimmung macht sich breit. Die Chefs entspannen sich, das Team atmet durch. Kurz schminken, Haare stylen, Fotoaufbau durchsprechen. Wenige Minuten später klickt die Kamera und die Video-Digicam protokolliert die Fotoinszenierung für spätere Making-of-Filme auf den Flachbildschirmen in den „World of Bogner“-Häusern rund um den Erdball. Man ist eingespielt. Effizient geht das Shooting über die Bühne. Kein Wunder, beherrschen doch beide seit ewigen Zeiten dieses Business und können sich blitzartig auf den Punkt konzentrieren, ihr individuelles Bogner-Lächeln abrufen. Oder? Ja und 44 go sixt porträt
nein. „Ich posiere nicht. Meine Fotos sind echt.“ Da ist Sônia Bogner pingelig. Wenn die beiden sich selber präsentieren, muss der Bogner-Touch, das gewisse authentische Etwas, dazukommen. Eben die Leichtigkeit des Bogner-Seins, die so nur die beiden Originale ins Studio zaubern können. Sônia und Willy Bogner: Szenen einer glücklichen Modelehe. Auf dem Rückweg vom Studio zum Hotel Atlantic hat Driver Willy zwischen Smalltalk und Fahrhinweisen der Navigation kurz die Orientierung verloren. „Müssen wir rechts abbiegen?“, fragt er die Mitreisenden. „Nein, links“, ruft Sônia Bog-
GO Our Way ner triumphierend, „ohne mich würdest du immer nur rechts herum fahren, und wir kämen nie an!“ Und lacht ihr ansteckendes und befreiendes Sônia-Bogner-Lachen, das Eisberge schmelzen lässt. „Ich hasse die Navi-Stimme in meinem Mini“, erzählt die seit 35 Jahren in Deutschland lebende Brasilianerin in ihrem typischen Slang, „sagt mir: ,In 200 Metern abbiegen.’ Aber wie lang sind 200 Meter? 20 Kleider? Das würde ich begreifen. Dummer Navi.“ In bester Laune landen wir am Atlantic. Lunchtime im Private Diningroom mit angelsächsischer Ausstattung, Blick auf die Außenalster. Munteres Entspannen.
„Wir müssen auf niemanden hören. Das ist ein Privileg!“ WIILLY BOGNER Die meditative Ausstrahlung von Sônia und Willy Bogner bei Seezunge und Hummersuppe lässt vergessen, dass sich beide vorhin über die Absprachepanne im Studio doch mächtig geärgert haben. „Was heißt ärgern“, wendet er ein, „wir nehmen die Unprofessionalität wahr und stellen sie sofort ab.“ Basta. Sind Eigner im familiengeführten Unternehmen da strenger mit ihren Mitarbeitern als angestellte Manager? Im Zweifel ja. „Unsere Mitarbeiter sollen ruhig merken, dass Misslungenes einem persönlich wehtut.“ Da käme eben „volle Emotion“ auf, sagt die Co-Chefin, und zwar „voll arrabbiata!“ schiebt sie ausladend nach. Den erschrockenen Blick des Reporters kontert sie: „Keine Angst. Wir sind liebevoll zu ihnen, sie sind Teil unserer Familie. Und sie sind alle so gut! Aber warum machen sie es dann nicht besser?“ Also: „Arrabbiata!“ Willy Bogner amüsiert sich über ihr engagiertes Temperament. „Sônia hat so eine entwaffnende Art, Kritik anzubringen, dass man ihr nicht böse sein kann. Und häufig hat sie auch Recht.“ Frauen hätten den Männern eben bei emotionaler Intelligenz manches voraus, Mann könne nicht immer alles mit „Logik und Intelligenz“ regeln. „Bin ich etwa nicht intelligent?“, fährt sie ihm liebevoll in die Parade. „Wir Frauen sind dreidimensional, wir sehen rundherum. Während Männer immer nur auf eine Seite sehen, bekommen wir Kinder, führen Mitarbeiter und betreuen den Mann. Der hingegen ist tagsüber oft nur er selbst, und abends manchmal leider auch noch.“ Verliebt schmunzelt Willy Bogner über die Verve seiner Ehefrau und Vorstandskollegin. Tja, stellt er genüsslich fest: „Natürlich geht es bei uns nicht immer harmonisch zu. Ich brauche aber auch die Auseinandersetzungen, eine ehrliche Korrektur.“ Und Sônia Bogner bestätigt: „Wir sind manchmal gerade im Chaos, im Streit harmonisch. Wir brauchen den anderen, die andere Meinung. Halt Yin und Yang.“ Aufs Geschäftsergebnis wirkt sich diese positive Energie jedenfalls wachstumsfördernd aus. Wil-
ly Bogner will seinen Stolz gar nicht verbergen, „dass wir 2006 die beste Ertragsrelation seit Bestehen von Bogner“ hatten. „Wir sind happy!“ Das tut offenbar aus mehreren Gründen gut. Nach den Restrukturierungen in den 90er-Jahren mit Entlassungen und Produktionsverlagerungen ins Ausland, würde man jetzt wieder organisch wachsen und investieren können. Da kommt Unternehmerfreude auf. Und es tut auch deswegen gut, weil man den Neidern und Großkritikern doch sportiv mal gerne Paroli bietet. Es sei zwar nicht ganz falsch, zu sagen, dass bei der weltweiten Bekanntheit der Marke Bogner mit über 150 Millionen Euro 2006 deutlich mehr Umsatz herausgeholt werden könnte. Das ginge nach Willy Bogner schon – aber zu Lasten der Qualität und der Unabhängigkeit. Und nach „betriebswirtschaftlichen Kennziffern der Branche“ gehörten sie „zu den Besten“. Diese kaufmännische Zufriedenheit lässt sich der studierte BWLer und ausgebildete Bekleidungstechniker nicht nehmen. „Ich will nicht um jeden Preis wachsen“, legt sich der Eigner fest, den keine Aktionäre treiben. „Wir sind selbstständig und müssen auf niemanden hören. Das ist ein Privileg!“ Besonders ist eben auch die Markenpositionierung. Es gäbe viele Spezialisten wie Adidas, Nike, Boss oder Jil Sander, aber nur sie würden Sport und Mode „auf diese einzigartige Weise mit unseren hohen Qualitätsansprüchen kombinieren“. Schon seine Eltern hätten „die Marke Bogner so positioniert“, hält er fest. „Stimmt“, sagt Sônia Bogner, „deine Eltern haben sie aufgebaut, aber wir haben Bogner internationalisiert.“ Und inzwischen mit Bogner-Travel oder Bogner-Hotelempfehlungen einen ganz eigenen Lifestyle-Kosmos kreiert. Willy Bogner: „Weil wir wissen, dass Marken ein lebendiges Umfeld brauchen. Ob man stilprägend ist, hängt nicht allein von der Mode ab.“
„Ich brauche den Bitte-lass-michin Ruhe-Hirn-Schlaf.“ SÔNIA BOGNER Ein Lebensgefühl umfasse doch viel mehr – wie isst, wohnt oder reist man? Eine erfolgreiche globale Marke müsse „duften“, ist er sich ganz sicher. Aber das sei bei ihnen beiden eben nicht nur Marketing. „Wir wollen gerne schöne Dinge mit anderen teilen. Was wir gut finden, möchten wir anderen zugänglich machen. Deshalb gibt es neuerdings in der „World of Bogner“ auch ganz persönliche Hoteltipps. Natürlich war diese Entwicklung nicht absehbar, als Willy Bogners Mutter Maria Lux nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst alleine die Familie durchbringt und schon 1947 in Oberaudorf von 25 Frauen auf schrottreifen Nähmaschinen Wickel-
„Wir sind manchmal gerade im chaos, im streit harmonisch. Wir brauchen den anderen, die andere meinung. halt yin und yang!“ 46 go sixt porträt
GO Our Way schürzen nähen lässt. Und nachdem der Vater aus der Gefangenschaft zurückgekehrt ist, beziehen die Bogners Quartier in einer alten Sauerkrautfabrik in München-Trudering (auch heute noch Firmensitz), und schon 1950 präsentiert man die erste Bogner-Herrenkollektion. Und die Amerikaner finden den „Dior der Skimode“ einfach sexy, und Maria Bogner sorgt mit ihrer berühmten Skikeilhose, die in den USA einfach nur „Bogners“ heißt, weltweit für Furore. Willy Bogner ist damit aufgewachsen, dass beide Eltern arbeiten. Sie hätten eine gute Ehe geführt und sich gegenseitig ergänzt. „Es war immer mein Traumbild, dass ich eine Frau finde, mit der ich gut zusammenarbeiten kann.“ Die Blicke der beiden gehen hin und her. Auch nach 34 Ehejahren und ebenso vielen gemeinsamen Berufsjahren können sie das Flirten nicht lassen. Wenn Blicke Rosen übergeben könnten. Ohne Kommentar. Doch, noch einer, von Willy Bogner: „Sônia ist ein außerordentlicher Glücksfall.“ Na, dass das umgekehrt genau-
so ist, wird nicht mehr erfragt. Es ist kein Zufall, dass der begnadete Skirennfahrer, der als erster Deutscher die berühmte Lauberhornabfahrt gewinnt, mit seinem Faible für Musik eine Brasilianerin fürs Leben findet. Beide haben den Rhythmus im Blut. Da macht Sônia Bogner mal schnell die Interviewsituation zur Karaokeshow und lässt mit Marvin Gayes „What’s Going on“ den Private Diningroom im Atlantic swingen.
„Ich habe mich früh durch das Skifahren emanzipiert.“ WILLY BOGNER Willy Bogner profiliert sich als Filmemacher unter anderem mit dem weltweit ersten Ski-Actionstreifen „Feuer und Eis“ und 1985 bringt ihm die Kameraarbeit für den James-Bond-Streifen „A View to a Kill“ die renommierte Bambi-Auszeichnung ein. Und warum ist Willy Bogner nicht – wie so häufig in Gründerfamilien – von Beruf Sohn geworden und unter der Bürde des vorgesehenen Firmenerbes zusammengebrochen? „Weil ich
„World of Bogner“-Haus in Hamburg, Rathausmarkt: 34 Shop-in-Shops und 24 Stores weltweit, 656 Mitarbeiter, rund 150 Millionen Euro Umsatz 2006.
Zur Person SÔnia Bogner Der Vater arbeitet im Norden Brasiliens als MAN-Vertreter für Autoersatzteile und als CasinoGeschäftsführer, während die Mutter in Rio die Kinder großzieht und Avon-Produkte verkauft. 1971 zieht Sônia Ribeiro zur älteren Schwester nach Rom. Sie arbeitet bei Valentino und modelt. Im Sommer 1972 kommt sie nach München für ein Shooting mit Fotograf Willy Bogner. Im gleichen Jahr heiraten sie. Sie haben zwei brasilianische Adoptivkinder, Florinda und Bernhard (†). Die heute 56-Jährige ist im Bogner-Vorstand für Strategische Designberatung zuständig und verlegt u. a. ihre Sônia-Bogner-Linie.
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Zur Person willy Bogner Der Münchner Skirennfahrer, Filmemacher und Designer (65) ist in den 60er-Jahren einer der besten deutschen Skifahrer, nimmt schon als 17-Jähriger an Olympia teil, gewinnt die berühmte Lauberhorn abfahrt. Er profiliert sich mit Actionstunts, erhält 1985 den Bambi für die Kamera im Bond-Streifen „A View to a Kill“, es folgt der weltweit erste Ski-Actionfilm „Feuer und Eis“. 1977 übernimmt er nach dem Tod des Vaters Willy Bogner sen. die Firma, die bis heute immer die deutschen Skinational- und alpinen WinterOlympiamannschaften ausrüstet. Als CEO baut er Bogner zum globalen Lifestyle-Modehaus aus.
GO Our Way mich früh durchs Skifahren emanzipiert habe. Ich habe mir mein Selbstbewusstsein erfahren.“ Und als er 1972 in der elterlichen Firma beginnt, hat er sich als 35-mm-Filmemacher mit „Skifaszination“, Tierdokumentationen und als hauseigener Werbefotograf schon sein eigenes Standing erarbeitet. Jetzt wollen Chef und „Chefita“ (Sônia Bogner) mit ihrem jüngsten blitzsauberen Homeshopping-Erfolg auch den USMarkt mit Direktmarketing erobern und verhandeln in New York gerade mit einem Partner, der das in den weitläufigen USA so wichtige hochwertige Adressenpotenzial mit einbringt. „Wir wollen nachhaltig wachsen“, betont Willy Bogner. Natürlich auch in den Boomregionen wie China oder Korea. Der einzigartige Bogner-USP, die Damen- und Herren-Sportswear, ist ein globaler Markenartikel. Sport sells. Ja und wie um alles in der Welt schalten die beiden von der Firma und von sich ab? Kann man Bogner rund um die Uhr aushalten? Falsche Frage. Müssten sie gar nicht, da die beiden tagsüber in der Firma in München ihre eigenen Arbeitsbereiche haben. Sie würden sich wie „andere Menschen auch“ zum Lunch oder Kaffee verabreden. Sie haben sich auch nach 34 Ehejahren immer noch die „Lust bewahrt, uns zu sehen“. „Stimmt!“, mischt Sônia Bogner sich ohne jede kreative Ergänzung ein. Und für Entspannung sorge auch Disziplin, sagt Willy Bogner. Wer effizient arbeite, „schafft sich selbst die Zeit für
Entspannung“. Sie würden auch darauf achten, täglich rund acht Stunden zu schlafen. Das sei der „Bitte-lass-mich-in-RuheHirn“-Schlaf, sagt sie. Ach, der Schönheitsschlaf, der der 56Jährigen die austrainierte Modelfigur (Größe 36) beschert? Und der ihm, dem dynamischen, gut aussehenden Midlifemodel, die 65 Jahre nicht ansehen lässt? Nein, abschalten sei wichtig. „Es reicht, Hirn. Du warst toll heute, aber jetzt lass mich in Ruhe!“, sagt sie. Und zum Einschlafen gibt es für beide immer was zum Lesen: die Bücher des Brasilianers Paulo Coelho („wunderbare Weisheiten“), die kirchenkritischen Thriller eines Dan Brown („fantastisch“) oder buddhistische Philosophie- sowie Yogabücher. Am Morgen endet jedoch das Gemeinsame. „Mein Mann wacht auf, und in seinem Blick sehe ich, dass er schon fleißig arbeitet, während mein Hirn noch ganz langsam ist. Was bringt der Tag? Wie schmeckt heute der Kaffee?“ Ihr Mann lacht sie an. No comment. Da kiebitzt sie wieder um die Ecke, die positive Lebensenergie, der sich selbst entzündende Optimismus des Powerpaars. Powerpaar? Nein, ein klassisches Tandem geben die beiden nicht ab. Dazu strahlen ihre Personalities zu stark. Sônia und Willy Bogner präsentieren sich mit explodierendem Charme und gelassener Offensivkraft eher als Power hoch zwei. Die Selbstvermarkter des Labels Bogner verwirklichen sich gemeinsam und kennen ihre individuelle Mitte.
satzanfänge Willy Bogner senior war ...
... einfach ein toller Mann. (willy bogner)
... ein zäher, charmanter Herr. (sônia bogner)
Die Bogner-Ski-Keilhose ist ...
... die große Erfindung meiner Mutter, die unserer Firma zum Durchbruch verholfen hat.
... das Kind von Bogner.
Das Art-Deco-Logo „B“ für Bogner steht für ...
... besonders.
... beautiful!
Eine Bogner-Kollektion entwerfen sind ...
... superspannende Prozesse.
... viele kreative Gedanken mit Bodenständigkeit.
Wenn mein Mann schimpft ...
... hat er meistens Recht oder ist schlecht gelaunt.
Wenn meine Frau schimpft ...
... hat sie oft nicht Recht oder ist nicht gut drauf.
... habe ich aufgegeben, sie deswegen zu kritisieren.
Wenn meine Frau raucht ...
... hättest auch sagen können: Stinkt es! (lacht)
In fünf Jahren sind wir ...
... hoffentlich noch am Leben.
... nach wie vor top!
DEn Mode-Oscar, den es nicht gibt, verdient ...
... der, der ihn erfindet.
... der, der das schönste Abendkleid entwirft.
Vorbilder sind für mich ...
... alle, die vor mir da waren.
... Leute mit ganz tollem Charakter.
34 Jahre EHE SIND ...
... unheimlich schnell vergangen.
... wie, mehr nicht? (lacht) ... So ist er! Geben, nehmen, raffen, streiten, am Ende doch einen Kuss geben und sagen: Gute Nacht, Schatz.
Leben ohne Stil ist ...
... für einen Apfel unvorstellbar.
... ein Leben in ewiger Suche.
Lifestyle macht den Menschen ...
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... auch nicht anders.
... menschlich.
GStStyle O
trophäensammlung Von der Erzherzog-Münze bis zur Hirschhornspitze: Die Anhänger am Lederband decken die gesamte Trachtenwelt ab. WWW.sisiwasabi.de
ANGELA OELCKERs Die freie Modeexpertin, Conceptentwicklerin und frühere „Amica“-Chefredakteurin exklusiv für GoSixt.
Trend FRÜHJAHR
DER BERG RUFT In Deutschlands Boutiquen herrscht Almrausch: Junge Designer haben die Klischees der Trachtenmode für sich entdeckt, entstauben die Tradition und interpretieren sie spielerisch. Gleichzeitig sind die Klassiker des Genres so beliebt wie nie, und zwar für Männer und Frauen. Damit der Look nicht zu heimattümelnd aussieht: Außerhalb Bayerns trägt man besser nicht von Kopf bis Fuß Tracht, sondern kombiniert maximal zwei bis drei Elemente. Zur Auswahl stehen u. a. Hirsch- und Hornknöpfe, Loden und Leder, Moosgrün und Rotweißkariert, Kniebundhosen und Mieder. Hollerididödeldü!
blühende fantasie Falls im März noch nichts Echtes blühen will, hilft ein liebevoll dekorierter Haarreif. WWW.hut-salon.de
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Gut zu Fuss Schuhe von einem der ganz Großen des Genres (auch für Kleidung!), handgemacht für die Ewigkeit. WWW.EDMEIER.com
Foto: VsyaEVROPA / WernerMedia / Kovynev
STYLE-VISION anna von dem bussche ÜBER tradition
Mit stil Das Ende der Reitjagd ist der Anfang der Feier, also vorzugsweise im Gehrock zu begehen. WWW.mariellaburani.it
TaschenSpielerei Perfektion in der Lederverarbeitung: hergestellt in Spanien, zu Hause in der Welt. WWW.LOEWE.COM
LAUBUMKRÄNZT Als Kinder trugen wir das Laubmuster auf Hosenträgern. Modisch korrekt ist jetzt die Leibesmitte. WWW.MARIELLABURANI.COM
Sisi Wasabi, Trendlabel und seriöser Player zugleich, sitzt in Berlin und macht zurzeit die wohl interessanteste Trachtenmode. Inhaberin Anna von dem Bussche: „Tradition ist Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche. Das stammt von Gustav Mahler, und wir finden, besser kann man es nicht sagen. Wir verbinden die spezielle Energie von Berlin mit den Wurzeln der Tradition. Wir wollen Kleider machen, die zugänglich gestaltet sind, aber eine Sensibilität für High-End-Design haben. Vielseitige Stücke ohne Stress bei maximaler Eleganz. Seit Anfang dieses Jahres sind Kleidung, Schmuck und Accessoires auch über den Online-Shop erhältlich.“ www.sisiwasabi.de
ZWÖLFENDER Die Brosche für Kenner: das Trachtenthema mit brillantbesetztem Geweih humorvoll interpretiert. WWW.JUWELENSCHMIEDE.DE
Kombi-Queen Eins der Trachtenstücke, die sich mit jedem anderen Stil kombinieren lassen, von Jeans bis Safari. women go sixt 49 WWW.BOGNERHOMESHOPPING.DE
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Warme Beerentöne akzentuieren das Interior-Design, hier für den wellenförmigen, ledernen Liegesessel „680“. WWW.ROLF-BENZ.DE
ÜBER BLÜTEN SCHREITEN Die Fliederfarbe inspiriert zu floralen Dessins, so für den Sling-Pump mit Lochmuster. WWW.BALDININI.IT
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FRISCHER FLIEDER Das ist die Farbe der Saison – im Wohnen ebenso wie in der Mode (und das auch für Männer!). Die Skala reicht von zarten Pastelltönen bis zu kräftigem Violett und Pink. Als Akzentfarbe ist Flieder ideal, auf den Fingernägeln empfiehlt sich eine pastellige Variante oder am Abend ein extrem dunkles Lila.
NEUE KLASSIK Elegante Details peppen den klassischen Schnitt auf: gepaspelte Taschen, unterfütterter Kragen, Uniformstreifen auch auf der Ärmelrückseite.
BAG TO THE FUTURE
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Weiches Leder, ausreichend Platz und ein zeitloses Design machen die Tasche zum ständigen Begleiter.
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GStStyle O ABSCHRECKUNG Bei diesem Anblick werden Krokodile und Businessgegner es sogar glauben: „Ich mache eine Tasche aus dir!“ WWW.BALDININI.DE
HELLSICHTIG Die fotochromen Gläser der limitierten Titanbrille „tec+“ von Puma passen sich allen Lichtverhältnissen optimal an.
TADELLOS Dieser perfekte Look stammt von den expeditionsmäßig eher unverdächtigen Schweizern.
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WORLD MUSIC Auch in den Dschungel geht der Reisende heute nicht ohne iPod: Etui aus Straußenleder. WWW.BALDESSARINI.DE
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AFRICAN SPRING
Safari ist ein Dauerbrenner als Trend. Mit edelsten Materialien wie Kroko- oder Straußenleder taugt der Stil ausgezeichnet für formellere Anlässe. Die Farbpalette von Beige über Braun bis hin zu zartem Khaki (kein Militärgrün, bitte!) wird von den Topdesignern ohnehin bedient, so dass sich die koloniale Anmutung aus jedem Kleiderschrank stylen lässt. Nur die Hardcore-Ausprägung wie Tropenhelme sollte man meiden, sie wirken sogar in der Savanne leicht lächerlich und man riskiert, mit „Dr. Livingston, I presume?“ angesprochen zu werden ...
COUNTRY CLUB Nach der Trophäenjagd: anständig beschuht in den Club zum Gin Tonic (soll ja gegen Malaria helfen). WWW.BALDININI.DE 56 go sixt Style Men
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STYLE-VISION MASSIMILIANO TOSI ÜBER SPORT-STYLE
ROLLENMODELL So hat eine Safarijacke auszusehen: geräumige Taschen, robustes Material, leicht taillierter Schnitt. WWW.BOGNER.DE
Trotz der norwegischen Flagge als Brand startete das Label Napapijri im italienischen Aosta es begann mit der Produktion von Rucksäcken und erweiterte dann auf Freizeitbekleidung. „Ganz entscheidend für unsere Mode wie für unsere Bagpacks ist die Funktionalität. Wir machen Outfits für Entdecker, ob sie nun nach Madagaskar fahren oder sich in den Urban Jungle stürzen (wir haben auch einen Store in New York). Jedes Detail hat seinen Sinn, die Stoffe sind bequem, strapazierfähig und leicht. In dieser Saison sind die Kollektionen wieder eher körpernah, da ist eine gute Passform besonders wichtig. Ganz neu ist die Linie „Roots“, deren Kleidungsstücke für Männer und Frauen nicht jede Saison geändert werden, sondern wie eine Backlist fungieren.“ www.napapijri.com
ALLE ZEIT DER WELT Eine zweite Zeitzone weist die Ebel „1911“ auf, ideal für Wanderer zwischen den Welten. WWW.EBEL.CH
TADELLOS In gefährlichen Gegenden trägt man sie schräg über dem Oberkörper, die „Stan“ aus Kalbsleder und Canvas. WWW.BALLY.COM
cooler BEGLEITER Nicht klein zu kriegen, mit einem Hauch von Patina und jeder Menge praktischer Details: Weltenbummler-Trolley. WWW.NAPAPIJRI.COM
GO Style Men
strahlend Stilvolle Lässigkeit erfordert, was man ihm nicht ansieht: sicheren Geschmack, aufmerksames Styling, gute Körperhaltung. WWW.STRELLSON.COM
GELD AN DIE BÖRSE Geben Sie Ihrem Geld ein schönes Zuhause, dann bleibt es auch bei Ihnen. WWW.MCMDEUTSCHLAND.DE
BOND-UHR Wasserfest beim Tauchen, schlagfest bei Scharmützeln, genau in allen Zeitzonen: die Seamaster GMT. WWW.helnstein.de
CLEAN LOOK Die Kapuzenjacke mit ihrem strahlenden Look passt sogar unters Anzugjackett.
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AHOI!
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Schuld ist der America’s Cup, der in diesem Sommer vor der Küste von Valencia stattfindet: Marine ist beliebt wie nie. Basis sind natürlich Blau und Weiß, ergänzt durch Gold und sparsame Farbakzente. Um darin gut auszusehen, brauchen Sie nicht einen Fuß an Bord zu setzen. In der Konversation beeindruckt es allerdings ungemein, wenn Sie wissen, wie ein Palstek-Knoten geht. www.fischland-darss-zingst.net
ANSCHNALLEN Bei raueren Winden fliegt alles weg, was nicht angeschnallt ist. Der Fachmann empfiehlt: Gürtel. WWW.AIGNERMUNICH.DE
STANDFEST Wer Neptun nicht an Bord, sondern am Bartresen den obligaten Sherry opfert, sollte das in stilvollem Schuhwerk tun. WWW.BALLY.CH
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GO
HighEnd
SAUKLEIN Der PC-Winzling Senyo 600 vom deutschen Hersteller Transtec aus Tübingen hat das Zeug zum kompakten Helfer: nur 1,3 kg schwer, mal gerade so groß wie ein CD-Laufwerk, 2 GB Arbeitsspeicher, 120 GB Festplatte und: 20 dBA Laufgeräusch im Flüsterton. Dazu WLAN und Bluetooth. Schicke IT-Leistung. www.transtec.de
KLEINER IST FEINER Ob fitnesshungrige Gehirnjogger im Kampf gegen mentale Müdigkeit, Business-IT-Anwender, die mehr Platz auf dem Schreibtisch brauchen, oder Cinema-High-EndUser mit Lust auf Hollywood-Format: Smarte Technik muss nicht nur leise, sondern auch handlich sein. Das ist Trend am Beginn der Hightech-Frühjahrssaison.
RATTENSCHARF Wahre Zelluloidanhänger zimmern sich ein echtes Heimkino. Die neue digitale HDready-Generation von Projektoren wie etwa der PLV-Z5 von Sanyo bringen neue Farb- und Tiefenschwarz-Qualität in die Hightech-Wohnstube. 1.100 ANSI Lumen und ein Kontrastverhältnis von 10.000:1 bei gerade mal 20 dBA überwinden das oft störende Tageslicht. Brillanter Beamer. www.sanyo.de/projektoren
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15. April 2007
60 go sixt Style
BÄRENSTARK Es gibt Spielzeuge, die man seinen Kindern gerne wegnimmt. Zum Beispiel den neuen Nintendo DS Lite. Er spricht nicht nur die Sprache des GameBoy-Advance, sondern ermöglicht mit seinem zweigeteilten Touchscreen und WLAN-Internetzugang viele neue innovative Spielerlebnisse. So kann man mit den unterhalt samen Kopfnüssen in „Dr. Kawashimas Gehirnjogging“ tatsächlich die müden Zellen auf Trab bringen. Prädikat: familienfreundlich. www.nintendo.de
GO
MyWay My
Lufthansa Aviation Center: Vorstand Thierry Antinori im Bambus-Themenpark Asien.
Im Auge des KranichS Die Lufthansa legt einen Höhenflug nach dem anderen hin.
Thierry Antinori, Vorstand für Vertrieb, Marketing und Produkt-
entwicklung, setzt beim Carrier auf Menschen und Marke Von Wolfgang Timpe und Jochen Schmadtke (Fotos)
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GO My Way
F
rankfurt-Airport, Lufthansa Aviation Center, 3. Etage, Personal Leadership: „Videokonferenzen Vorstandsbüro. Verglastes Eckzimmer mit bodentie- können nur erfolgreich sein, wenn vorher eine fen Fenstern, dezentes Businessdesign, braune Le- persönliche Vertrauensbasis da ist. dersitzecke, Minidesk mit PC-Monitor, Zinédine-Zi- ,Look in my eyes, not in my files!‘ Der Mensch dane-Bild auf Akten-Sideboard und ein großes Teakholzkamel. ist durch nichts zu ersetzen.“ „Guten Tag, was wollen Sie wissen? Hilft es Ihnen, wenn ich schnell in drei Minuten erzähle, wer ich bin? Dann stimmt al- schen, unsere Mitarbeiter und die Marke Lufthansa! Sie sind les.“ Lächelt spitzbübisch, fixiert höflich fragend den Reporter- unser Kapital.“ Uff. Wehe, da kommt Schlendrian im Tagesgeschäft auf. Denn blick und fackelt nicht lange: „Let’s go!“ Der Mann versteht sein Kommunikationshandwerk. Selber wie sich die Mitarbeiter, seine „Lufthanseaten“, draußen an die richtigen Fragen stellen und selber die wichtigen Antwor- den Schaltern, im Cockpit und in der Kabine benehmen würten geben. Das bringt Tempo, und man hat immer schön alles den, das mache den Unterschied, „People make the difference!“ im Griff. Thierry Antinori, 45, Lufthansa-Vorstand für Vertrieb Zum Beispiel bei Verspätungen. Da müssten Lufthanseaten Marketing und Produktentwicklung, hat nicht viel Zeit. Die freundlich und professionell reagieren, ob am Flughafen in gehört zuerst den Kunden und dann den Mitarbeitern. Sieben- Stavanger, Bologna oder Los Angeles. „Für mich ist der Mittelpunkt der Kunde, denn ohne Kunden tausend Menschen führt er in seinem gibt es keine Lufthansa.“ Zack. globalen Vertriebs- und MarketingkosUnd wie vermittelt er diese konsemos der Kranichlinie. Aber eins wird quente Kundenorientierung den Mitarschnell klar: Nimmt er sich Zeit für ein beitern in aller Welt? „Mein Team und Gespräch, ist er konzentriert. Ganz oder ich positionieren Lufthansa als ,Airline gar nicht. Leidenschaft im Job, in der des Vertrauens’. Der Kunde kauft eben Kommunikation, das ist die Philosophie nicht nur eine Reise, ein Ticket, sondern des Diplomkaufmanns mit hochdekoauch ein Stück weit Vertrauen in unsere riertem Abschluss einer Pariser Grande Leistung. Diesen Vorschuss, den der École, einer Eliteschule. Zackige EffiziKunde uns schenkt, müssen wir rechtenz gehört da zum partnerschaftlichen fertigen.“ Und wie zur Bekräftigung Business-Grundlagenvertrag. rutscht Antinori im warm-braunen LeDoch Thierry Antinori versteht es, andersessel an die Kante, rückt an sein Gedere zu gewinnen – mit seinem typigenüber heran: „Alles, was ich mache, schen, weichen französischen Akzent. basiert auf Empathie“, bekräftigt er. Die „Ja“, gesteht er, „manchmal setze ich das verlange er auch von seinen Führungsein, um zu überzeugen.“ Ein Menschenkräften. Klar, die müssten schon auch fischer. Und er versteht es, sich zu tarManagement können, schöne Folien nen. Wenn hinter seinen buschigen Auauflegen, komplexe Sachverhalte begenbrauen der Schalk hervorblitzt greifen und so, aber vor allem müssten („Misserfolg? Kenne ich nicht, wünsche sie „Leadership-Qualitäten“ zeigen, sie ich nur dem Wettbewerber!“), sollte man müssten „on the top“ vor allem ihre sich vom charmanten Auftreten nicht t h i e r r y A NTi n oR I Lufthansa-Mitarbeiter „für Kundenoritäuschen lassen. „Ich kann sehr hart entierung begeistern“ können. sein“, konstatiert er. Etwa wenn beim Der 45-jährige Diplomkaufmann wächst im Und was unterscheidet das AirlineKundenkontakt nachlässig gearbeitet lothringischen Metz in einem Hand business von anderen Dienstleistern, wird. „Wir leben das Dreieck Menschen, werkerhaushalt auf. Glückliche Kindheit, viel die sich doch auch alle kundenorienKranich, Kunde.“ Nur schöne MarkeFußball, Abitur. Es folgten Paris, Diplomtiert geben würden? „Unser Kunde ist tingprosa? kaufmann an der Grande École, zwei Jahre in multidimensional. Morgen fliegt er in Da wird der smarte Topmanager trotz einer Unternehmensberatung. Dann von der First Class nach New York. Überfortgesetztem Lächeln sehr deutlich. 1986 b is 1997 Managementstationen bei Air morgen bucht er privat einen 99-Euro„Unsere Wettbewerber fliegen auch BoFrance. Seit 1997 bei der Lufthansa Flug nach Venedig und sieben Tage späeing 747 oder Airbus 340. Im Zweifel haund seit 2003 Vorstand Vertrieb, Marketing ter einen Lufthansa-Privatjet von ben die sogar die gleichen Sitze, servieund Produktentwicklung. Braunschweig nach Upsala. Deshalb ren denselben Champagner und dasselbe Essen, und unsere IT-Technik beim Check-in unterscheidet sich bietet Lufthansa das volle Sortiment.“ Und wie führt er weltfür den Kunden auch nicht wirklich.“ Jetzt ist er in seinem Ele- weit? Via Videokonferenzen? „Die können nur erfolgreich sein, ment und auch nicht durch hartnäckig signalisierte Nachfra- wenn vorher eine persönliche Vertrauensbasis da ist. ,Look in gewünsche zu stoppen. „Was bleibt am Ende beim Kunden my eyes, not in my files!’ Der Mensch ist durch nichts zu ersethängen?“, fragt Thierry Antinori laut sich selbst. „Die Men- zen.“ Personal Leadership. Für Antinori halten Menschen die Marke Lufthansa lebendig. Global Brand: „Mein Team und ich positionieren Und machen sie nachhaltig fit und erfolgreich. Zahlen vom Lufthansa als ,Airline des Vertrauens‘. Kranich gefällig? Rund 54 Millionen Fluggäste bescheren einen Der Kunde kauft nicht nur ein Ticket, sondern Umsatz von über 20 Milliarden Euro und ein voraussichtliches auch Vertrauen. Diesen Vorschuss, den der Ergebnis von zirka 750 Millionen Euro 2006. Steigerungsrate Kunde uns schenkt, müssen wir rechtfertigen.“ gegenüber dem Vorjahr? 40 Prozent! Dabei über eine Milliarde
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GO My Way
Kicker-Altar im Vorstandsbüro, Thierry Antinori: „Zinédine Zidane verteidigt die Ehre seiner Familie und kann auch noch exzellent Fußball spielen.“
Euro Kosten gesenkt und in die Flotte und ins Personal investiert. Und 2007 werden noch mal 3.000 Mitarbeiter eingestellt. Noch Fragen? Ja. Nur mit Menschenführung und Mitarbeitermotivation allein kommt man nicht in den Lufthansavorstand und kann sich damit dort auch nicht dauerhaft durchsetzen. Was hat Thierry Antinori für ein Erfolgsgeheimnis? Versteckt sich da ein Bad Boy hinter der freundlichen Präsenz? „Ich bin extrem zahlengetrieben“, bekennt er. Qualitative Führung könne nur funktionieren, wenn „die Zahlen, die Ergebnisse“ stimmen würden. Und: „Ich lege sehr viel Wert auf Kostensenkung, aber nie auf Kosten der Qualität und der Kunden.“ Wer zahlt denn dann die Zeche? Der größte Teil wird durch interne Einsparungen erreicht, aber auch die Lieferanten der Lufthansa müssen ihren Beitrag leisten. Sie nimmt der Vertriebsvorstand hart an die Kandare. Alle sollen „gut leben können“, das sei okay, „aber nicht nur auf Kosten der Lufthansa“. Wenn man mal ein schlechtes Jahr habe, was eben in der Luftfahrt immer wieder passieren würde („Das lehrt uns, bescheiden zu bleiben“), könnten nicht Flughäfen und Lieferanten sich weiter eine goldene Nase verdienen. Thierry Antinori weiß, wo Barthel den Most holt: „Es kann nicht sein, dass die Fluggesellschaften in der Wertschöpfungskette die mit Abstand niedrigsten Renditen erzielen.“ Keine Fragen mehr. Und was hat der Profi parat, wenn man zu spät bucht und als Lufthansagast von Hamburg nach Frankfurt und zurück mehr bezahlen muss als für die Strecke nach New York? „Die Lufthansa ist kein Wintermärchen“, sagt er mit Blick auf unsere Handballweltmeister. „Volle Flexibilität“, kurzfristig gebuchte oder umgebuchte Flüge hätten eben „ihren Preis“. Sein kecker Tipp: „Früher für 99 Euro buchen oder vorm halben Jahr Lufthansaaktien kaufen. Die sind jetzt 40 Prozent mehr wert“, schmunzelt er. Da wäre der teure Frankfurtflug dann dicke drin. Okay. The winner takes it all. Thierry Antinori ist ein unerbittlicher Marketing-Tausendsassa im Auge des Kranichs.
thierry antinORI über
E UR O PA „Ich bin Franzose mit italienischem Namen. Meine Großeltern waren italienische Einwanderer in Frankreich gewesen, und ich arbeite für eine deutsche Firma. Das ist ein kleines Stück Europa.“
FA M IL IE „Das Jahr 2006 habe ich ohne Ehefrau und Tochter begonnen. Ende Dezember hatte ich dann chronologisch erst eine Tochter und dann eine Ehefrau. Ich bin ein glücklicher Mensch.“
WE IN „Ich schätze sehr gute Bordeauxweine. Zu Hause gönne ich mir zu besonderen Anlässen einen Pauillac Château Lynch Bages und sonst natürlich den Wein des Monats in der Lufthansa-First-Class.“
KL IM AWA ND E L „Die Luftfahrtindustrie verursacht nur drei Prozent der globalen CO2Emissionen. Der ,Single European Sky‘ ist das größte Klimaschutzprojekt, würde durch den Abbau der umweltschädlichen Warteschleifen am Himmel den CO2-Ausstoß sofort um 8–12 Prozent reduzieren.“ 66 go sixt porträt
GO
Relax Re
Klassische Eleganz, klare Gestaltung: Tefe Teppiche lassen den Gast förmlich schweben.
Frühling goes Style. Mal trendy, mal majestätisch, mal opulent: ob in Berlin, am Canal Grande oder auf Mallorca – unsere GoSixt-Hoteltipps setzen auf kuschelige Exzellenz
CHILL INn Von Michael Link
Understatement-Fassade des Grand Hyatt Berlin (re.), edles Planschbassin: luxuriöses Cocooning.
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GRAND HYATT BERLIN, Berlin, DEUTSCHLAND berlin.grand.hyatt.de
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enn Sie klassische Eleganz, klare Gestaltung und regionale wie euroasiatische Küche bevorzugen, ist das Designerhotel Grand Hyatt Berlin die richtige Adresse für Sie. Schon beim Betreten der Hotelhalle durch die großen Glastüren, die sich wie von Geisterhand gesteuert lautlos nach rechts und links öffnen, fühlt man sich bestens aufgehoben. Das Knistern des offenen Kamins in der Executive Lounge kontrastiert mit der schicken Coolness der Ausstattung, warme Livingroomlichter erzeugen in der himmelhohen Zentrallobby wohltuende Behaglichkeit. Tiefe Teppiche auf den Gängen zu den Hotelzimmern schlucken auf der Executive Etage jedes Geräusch, lassen den Gast förmlich in die luxuriösen Räume schweben. Warme Erdtöne der edlen Holzausstattungen und Wände brechen sich mit der Marmoreleganz der gläsernen Bäder, die in die Zimmer überzugehen scheinen. Und in der Executive Lounge findet man immer die relaxte Atmosphäre für einen Drink zwischendurch oder für das intime Businessgespräch in privater Atmosphäre. Das Grand Hyatt Berlin schafft moderne Lebenswelten – natürlich mit TV-Flatscreen und einem raffinierten Fünf-SterneLuxusdetail in den Zimmern: die indirekte Beleuchtung um den Bettrand. Auch alleine schläft man hier wohlbehütet ein. Ganz wichtig: Vergessen Sie nicht, Zeit für sich persönlich mitzubringen. Mitten im turbulenten Potsdamer Platz mit Kinocentern, Casino und Shoppingmall finden Sie im obersten Stock des Grand Hyatt Berlin den ungewöhnlich weitläufigen Club Olympus Spa & Fitness mit einem atemberaubenden Blick über Berlin samt Brandenburger Tor und Funkturm. Eine First-Class-Oase für Wellness an Körper und Geist. Wem die Verführung durch Blicke nicht reicht, kann sich im Day-Spa mit Ayurveda- oder Shiseido-Anwendungen verwöhnen lassen. Und dass man neben der euroasiatischen Eedelküche im Restaurant „Vox“ auch unter anderem auf das regionale Kultgericht Currywurst in der Bar „Dietrich“ nicht verzichten muss, zeigt einmal mehr: Hier hat man wirklich nichts dem Zufall überlassen.
Freiterrasse im Club Olympus Spa & Fitness: atemberaubender Blick über Berlin samt Brandenburger Tor.
Himmelhohe Hotellobby: warme Livingroomlichter erzeugen Behaglichkeit.
First-Class-Wellness-Oase: sich im Day-Spa mit Ayurveda- und Shiseido-Anwendungen verwöhnen lassen.
Infos: Grand Hyatt Berlin, MarleneDietrich-Platz 2, 10785 Berlin, Tel. +49 (0) 30 25 53 12 34, Fax: +49 (0) 30 25 53 12 35, E-Mail: berlin@hyatt.de
FotoS: Hotel GRAND HYATT BERLIN
Fazit: Im Grand Hyatt Berlin paaren sich luxuriöses Cocooning mit perfekter Business eleganz.
Mondänster Luxus erstrahlt im Belle-Epoque-Charme. Eine Sinfonie fürs Auge bietet der Grand Salon, die Lobby, ein Meisterwerk italienischer Innenarchitektur.
the westin Europa & regina, venedig, italien www.starwoodhotel.com
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Elegischer Blick: die Terrasse des Westin Europa & Regina thront direkt am Canal Grande.
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it dem Wassertaxi direkt vom Flughafen, an der einmaligen Silhouette Venedigs vorbei, erreicht man das Westin Europa & Regina. Dieses, einem Palazzo gleichende Domizil direkt am Canal Grande gelegen, verspricht schon von außen mondänsten Luxus. Man fühlt sich wie einer der Weltstars, die immer wieder in dieser Luxusherberge absteigen. Das Haus gehört seit vielen Jahren zu einer der ersten Adressen Venedigs und hat von seinem atemberaubenden Belle-Epoque-Charme und seiner Eleganz nichts eingebüßt. Vom Anleger aus, führt der Blick durch die Halle, direkt auf die Rezeption. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine gewöhnlich Hotelhalle, sondern ein Meisterwerk italienscher Innenarchitektur. Der
glänzende, aus drei verschiedenen Marmorsteinen verlegte Boden, ist eine Sinfonie fürs Auge. Die Zimmer und Suiten sind von zurückhaltender Eleganz. Umrahmt wird diese Perfektion, von aufwändig verzierten Wandvertäfelungen, die samtartig im Licht der kostbaren Murano-Lüster schimmern. Wunderschön ist auch der Blick von der Terrasse über den Canal Grande auf die Kathedrale St. Maria del Salute. Fazit: Ich kenne kaum ein Hotel, das so verschwenderisch und geschmackvoll mit edlen Materialien ausgestattet ist. Infos: The Westin Europa & Regina, San Marco 2159, 30124 Venedig; Tel. +39 (041) 2 40 00 01, Fax: +39 (041) 5 23 15 33, E-Mail: europa.regina@westin.com
FotoS: the westin Europa & regina, venedig, italien
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castillo hotel son vida, palma, mallorca www.hotelsonvida.com
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Lobby „La Cupola“: einzigartige Exklusivität in zeitloser Eleganz.
m 13. Jahrhundert wird bereits der Grundstein für das Castillo Son Vida gelegt, 1961 eröffnet das Castillo erstmals als Hotel und wird 1995 von seinem heutigen Besitzer, der Schörghuber Gruppe, übernommen. Wenn der Name Schörghuber, weltweit bekannt durch seine außergewöhnlichen Arabella-Hotels, auf ein Schloss trifft, entsteht daraus etwas ganz Besonderes, einzigartige Exklusivität. Am Flughafen wird man bereits mit einem der hoteleigenen Rolls-Royce abgeholt, nach nur 15 Minuten Fahrt ist dieses Luxusrefugium auf den Hügeln über Palma erreicht. Der Blick über die Stadt aufs Meer ist: unfassbar. Warum das Castillo Son Vida zu den schönsten Hotels der Insel gehört? Als Erstes ist da natürlich der angrenzende 18-Loch-Golfplatz, der sich im satten Grün sanft in die Hügel schmiegt, eingerahmt von verschwenderisch blühender Bougainvillea. Entspan-
nung findet man im weitläufigen Spa-Bereich oder taucht in die Aura der beiden palmengesäumten Poollandschaften ein. Die Einrichtung der Zimmer und Suiten ist von zeitloser Eleganz. Und auch wenn Sie klare Linien und Design bevorzugen, kommen Sie auf Ihre Kosten. Die „Loewe Suite“ besticht durch ihren schnörkellosen Bauhausstil. Sie sollten einfach kommen, um sich zu erholen. Doch die Businesstools sind, wenn es unumgänglich ist, perfekt. Fazit: Im Castillo Son Vida wird man wie ein Kaiser empfangen und schreitet wie ein König durch sein Schloss. Infos: Castillo Hotel Son Vida, C/ Raixa 2, Urbanización Son Vida, 07013 Palma de Mallorca; Tel. +34 (971) 4 93 50, Fax: +34 (971) 60 61 68, E-Mail: info@hotelsonvida.com
First-Class-Refugium auf den Hügeln über Palma. Im hoteleigenen Rolls-Royce-Taxiservice
FotoS: castillo hotel son vida, palma, mallorca
direkt vom Flughafen zum Schloss
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im tal der goldenen zeit In den Bergen des Schweizer Jura gedeiht seit Generationen das Uhrmacherhandwerk. Eine Rundreise f端hrt von der Manufaktur bis an die traditionelle Werkbank des Skeletteurs Von Johannes Schweikle und erol gurian (fotos)
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das sägeblatt des skeletteurs Kurt Schaffo, 70, bohrt, sägt und feilt an Teilen des mechanischen Uhrwerks, bis dieses zu einem durchsichtigen Kunstwerk wird. Ein Uhrwerk von 24,5 Gramm wiegt nach Schaffos Abmagerungskur noch ganze 1,8 Gramm.
edel-schmieden Im Schweizer Jura geben Uhrmacher seit 300 Jahren ihr Können von einer Generation zur anderen weiter. Limitierte Einzelstücke kosten bis zu 100.000 Euro.
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zeiger für die „masterpiece“-kollektion Das Design der Lacroix-Neuheiten wird bis zur wichtigsten Weltuhrenmesse in Basel im April streng geheim bleiben. Einziger Hinweis vom Chef Reginelli: „Unsere Zifferblätter werden zeitgenössischer aussehen.“
„Wir dürfen keine Mitläufer sein, deshalb sind wir innovativ, entwickeln Eigenes.“ Sandro reginelli, maurice lacroix
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stolze zeiger-parade Die Köpfe sind vornüber gebeugt, Zeiger und Zifferblätter liegen keine zehn Zentimeter von den Augen entfernt: „Wer hier hustet, löst eine Bombenexplosion aus.“
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Skeletteur Kurt schaffo Der Bastler veredelt Luxusuhren zu Sammlerstücken: „Es gibt nichts Schöneres, als Zeit zu haben.“
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enn Sandro Reginelli von seinem täglichen Arbeitsweg erzählt, redet er sich in Begeisterung. „Ich fahre jeden Morgen in die Ruhe“, schwärmt der gebürtige Italiener. Er startet in Neuchâtel (Neuenburg), einer Kleinstadt im Nordwesten der Schweiz. Manchmal liegt Nebel über dem Neuenburger See, die Straße steigt stetig bergan, und oft genug scheint oben, auf den Hochflächen des Schweizer Jura, die Sonne. In den Dörfern sind die Sträßchen schmal, und die Fahrt wird zu einer Zeitreise. „Ich fahre da hin, wo alles begann“, sagt Reginelli mit strahlenden Augen. In diesem Mittelgebirge geben Uhrmacher seit 300 Jahren ihr Können von einer Generation an die andere weiter. Der Arbeitsplatz von Sandro Reginelli liegt in dem Dorf Saignelégier, kurz vor der französischen Grenze. Die Manufaktur von Maurice Lacroix ist leicht zu finden, zwischen der Autowerkstatt und dem Friedhof. Reginelli ist als Direktor für die Entwicklung der Uhren dieser jungen Marke zuständig. Er selbst ist auch erst 33 Jahre alt und pflegt einen eigenen Stil: Glatze und grauer Nadelstreifenanzug, weißes Hemd mit Manschettenknöpfen, aber ohne Krawatte. Am linken Handgelenk trägt er eine Designeruhr mit einem matt schimmernden Titangehäuse. Rechts hängt ein goldener Chronograph an einem braunen Krokoband. „Das ist russischer Stil“, urteilt er lachend über die dicke Uhr, die einen auffallenden Kontrast zu seiner persönlichen Linie darstellt. „Aber es gehört zum Entwicklungszyklus jeder Uhr, dass ich sie am Handgelenk erprobe. Dabei fallen mir die entscheidenden Feinheiten auf.“ Zwischen Genf und Basel, im Vallée de Joux und in den Bergen des Jura, hat sich die Schweizer Uhrenindustrie ihren Weltruf erarbeitet. Die abgeschiedenen Täler sind die ideale Landschaft für dieses Handwerk. Alle Hektik dieser Welt scheint ganz weit weg, die bewaldeten Berge erheben sich recht undramatisch. Allein im Kanton Neuchâtel lassen mehr als 30 Firmen von internationalem Rang ihre Uhren bauen. Ambitionierte Sammler runzeln die Stirn über Maurice Lacroix. Die Fabrik in Saignelégier nahm erst 1961 die Produktion auf, damals fertigte man für Kunden. 1975 brachte man die eigene Marke auf den Markt, benannt nach einem real existierenden Mitarbeiter des Schweizer Handelshauses, dem die Uhrenfabrik gehört. Sandro Reginelli weiß, dass Maurice Lacroix als Emporkömmling gilt in einer Luxusindustrie, in der Tradition einen hohen Wert darstellt. „Deshalb müssen wir innovativ sein“, sagt er enthusiastisch, „wir wollen keine Mitläufer sein, sondern etwas Eigenes entwickeln.“ Er meint es ernst: Seit Herbst vergangenen Jahres hat Lacroix eine Manufaktur aufgebaut. Hier bauen Uhrmacher das Herz der Uhr – das mechanische Werk. Das ist aufwändig und teuer, aber wer ins Oberhaus der Luxusuhren will, darf seine Werke nicht bei einem der großen Hersteller beziehen. Und Maurice Lacroix soll ins Oberhaus. Auf der weltweit wichtigsten Uhrenmesse in Basel will Reginelli die ersten Ma-
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nufaktur-Modelle der „Masterpiece“-Kollektion vorstellen. Das Design bleibt bis zur Messe im April streng geheim, der Direktor deutet nur an: „Unsere Zifferblätter werden zeitgenössischer aussehen.“ Wer in die Welt der Uhrmacher will, muss in einen weißen Kittel und Plastiküberschuhe schlüpfen. Im ersten Stock sitzen die Präzisionshandwerker an schulterhohen Arbeitstischen. Ihre Arme ruhen auf gepolsterten Ablagen, die Köpfe sind vorgebeugt, die Zeiger und Zifferblätter liegen keine zehn Zentimeter von den Augen entfernt. Hölzchen so dünn wie Zahnstocher dienen als Werkzeug, eine Pinzette greift nach einem gebläuten Schräubchen. Sollte sich ein Staubkorn in diesen Kosmos der Feinmechanik verirren, wird es mit dem Druckluftpinsel entfernt. Wer hier husten muss und das Gesicht nicht rechtzeitig wegdreht, löst eine Bombenexplosion aus.
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ine Jalousie schützt die Augen der Uhrmacher vor der strahlend hellen Sonne. Wände und Decken sind weiß, keine Grünpflanze mildert die Atmosphäre strenger Präzision. Nur gelegentlich dringt ein halblauter Satz in die konzentrierte Stille. Eine Uhrmacherin hat ein Foto ihrer beiden Kinder an den Werktisch geklebt. Sie trägt rosafarbene LatexFingerlinge und setzt fliegenbeindünne Zeiger ein. Damit diese bei der Montage das Zifferblatt aus Weißgold nicht beschädigen, unterlegt sie ein Stück Papier. Nebenan wird jedes Gehäuse geprüft, ob es auch wasserdicht ist. Es kommt in einen Druckzylinder. Weiter hinten testet ein Automat die Datumsanzeige: Auf der halbrunden Skala muss der Zeiger von der 31 zurück auf die 1 springen, diese so genannte retrograde Anzeige ist eine Spezialität von Lacroix. Die meisten Fabriken im Schweizer Jura sind so solide wie schmucklos. Von außen deutet nichts darauf hin, dass hier die Luxusartikel gefertigt werden, die in den teuersten Boutiquen von New York, Paris und
Hongkong ihre Käufer finden. Diese Schlichtheit hat Methode: Im 16. Jahrhundert verbot der Reformator Johannes Calvin das Tragen von Schmuck. In der Folge verlegten sich die Genfer Juweliere auf den Bau von Uhren, weil diese ja nicht eitler Tand waren, sondern einem ernsthaften Zweck dienten. In den armen Jurabergen wurde dieses Handwerk etwas später heimisch. Die Legende besagt, dass der Mechanikus Daniel Jean Richard bei einem englischen Reisenden eine Uhr gesehen habe. Da sei er auf die Idee gekommen, solche Zeitmesser von den Bauern herstellen zu lassen, die im Winter in ihren eingeschneiten Höfen saßen, nichts zu tun und wenig zu beißen hatten. Diese neue Art der Heimarbeit überflügelte bald die traditionelle Spitzenklöppelei, die eine wichtige Grundlage für die Verbreitung der Schweizer Uhren bildete: Händler verkauften die Spitze an europäische Fürstenhöfe und Adelshäuser, bald hatten sie auch Uhren im Angebot. Im Heimatmuseum von La Chaux-de-Fonds sind die Anfänge des Schweizer Uhrmacherhandwerks zu besichtigen. Das weiß getünchte Bauernhaus mit dem breiten Giebel stammt aus dem 17. Jahrhundert. In einer Stube im ersten Stock ist die Werkstatt eingerichtet. Die hohe Werkbank mit den vielen kleinen Schubladen steht am Fenster, zwei Schusterkugeln geben zusätzliches Licht. Ein gemauerter Ofen wärmt bei der bewegungsarmen Präzisionsarbeit, auf der hölzernen Arbeitsplatte liegen Drillbohrer, gegen die ein Streichholz wie ein dicker Eichbaum wirkt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verdrängte die industrielle Fertigung in Manufakturen die Heimarbeit. Die Uhr verlor ihren Status als Luxusartikel und wurde zum erschwinglichen Gemeingut. Der erste Weltkrieg brachte einen weiteren Wandel: Die von den Soldaten getragene Armbanduhr verdrängte die bis dahin übliche Taschenuhr. Die Tradition des Uhrmacherhandwerks hat La Chaux-de-Fonds geprägt und wirkt weit über diese
lacroixdirektor Sandro reginelli Der 33-Jährige trägt links eine Designeruhr mit Titangehäuse und rechts einen goldenen Chronograph mit Krokoarmband: „Es gehört zum Entwicklungszyklus einer Uhr, dass ich sie am Handgelenk erprobe. Da fallen mir Feinheiten auf.“
internationales uhrenmuseum Hier werden mehr als 4.500 Zeitmesser aus über 1.000 Jahren präsentiert – vom tibetischen Gnomon oder einer chinesischen Feueruhr, einem archaischen Wecker. 82 go sixt luxusuhren
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Uhrwerk, wird meist bei einem Fremd hersteller eingekauft. Nur die großen Sammlermarken bauen eigene Werke. Unruh
Setzt die mechanische Uhr in Bewegung – eine Spiralfeder regt ein Rädchen zu periodischen Schwingungen an. Anker
goldene räder Sammler ergötzen sich am individuellen
feine mechanik Wer in die Welt der Uhrmacher will, muss
Sorgt für Gang-
Werk, bei dessen Gestaltung sie Wünsche äußern können.
in einen weißen Kittel und Plastiküberschuhe schlüpfen.
genauigkeit – verhindert, dass die Schwingungen
Stadt hinaus: Der Architekt Le Corbusier wurde 1887 hier geboren. Sein Vater arbeitete als Emailleur in einer Uhrenmanufaktur, er selbst wurde auf der Kunstschule als Graveur ausgebildet. Als Stadtplaner war er weltweit tätig, in seiner Heimatstadt ist die Zentrale der Firma Ebel zu sehen, die er gebaut hat.
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in paar Straßen weiter ist die Kulturgeschichte der Uhr umfassend zu besichtigen. Das Internationale Uhrmachermuseum zeigt mehr als 4.500 Zeitmesser aus über 1.000 Jahren, angefangen beim tibetischen Gnomon und der chinesischen Feueruhr, einem archaischen Wecker: Über einem Kupferbecken zündete man am Abend einen Holzstab an. War dieser abgebrannt, fiel ein Metallgewicht mit hellem Klang in die Schale. Standuhren mit Barometer und Mondphasenanzeige wetteifern mit Taschenuhren, bei deren Schmuck Emaillemaler kaum Grenzen kannten. Zwischen all diesen Luxusobjekten steht ein prosaisches Exponat, das die Schweizer Uhrenindustrie in eine tiefe Krise stürzte: 1966 baute das Centre électronique horloger (CEH) in Neuenburg die ersten Uhrwerke, bei denen statt der traditionellen Unruhspirale ein Quarz für die Schwingungen sorgte. Die weitere Geschichte ist bekannt: Die Japaner brachten die Quarzuhr auf den Markt, und im Jura wurden Tausende von Uhrmachern arbeitslos. Die Renaissance der mechanischen Uhren hat dem Gebirge der Feinmechaniker neue Prosperität beschert. In einigen unscheinbaren Häusern wird noch immer das traditionelle Handwerk in Heimarbeit betrieben. Am Rand des Uhrmacherorts Le Locle wohnt Kurt Schaffo. Er ist 70 Jahre alt, empfängt an der Haustür mit einer bunten Strickmütze auf dem grauen Haar und einer Lupe, die er aufs rechte Brillenglas geklemmt hat. Er führt die enge Treppe hinunter, der Raum mutet an wie ein Hobbykeller: Eckbank und offener Kamin, am Balken rankt ein Gummibaum, an
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den Wänden hängen Fotos von Rennwagen. Doch statt einer Modelleisenbahn stehen drei Werktische in der Ecke. Japanische Kunden, die den Meister hier besuchen, sind entsetzt, weil sie statt eines HightechLabors eine Bastlerwerkstatt vorfinden. Wenn sie wüssten, dass der Weinkenner Schaffo sich bereits zum Mittagessen ein Gläschen gönnt und bei der Arbeit seine Werkstatt mit einem wilden Musikmix von Oper bis Pop beschallt, wäre alles Vertrauen verspielt. Doch in dieser kleinen Welt veredelt Kurt Schaffo Luxusuhren zu begehrten Sammlerstücken. Als Junge wollte er Automechaniker werden. Seine Eltern verboten ihm den Berufswunsch, schickten ihn zu einem Uhrmacher. Die feinere Spielart der Mechanik faszinierte ihn, und er wurde zum Qualitätsfetischisten. Jahrelang arbeitete er als Subunternehmer für Rolex, doch in der Uhrenkrise stand er plötzlich ohne Aufträge da. „Das war natürlich ein Schock“, sagt Kurt Schaffo in bedächtigem Tonfall. „Aber ohne diese Krise hätte ich die schönsten Jahre meines Lebens nicht bekommen.“ Er besprach sich mit seiner Familie, man beschloss, den Gürtel enger zu schnallen, und der Uhrmacher wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Seit 30 Jahren arbeitet er als Skeletteur: Er bohrt, sägt und feilt an den Teilen eines mechanischen Uhrwerks, bis dieses zu einem durchsichtigen Kunststück wird. Ein Ankerkloben, kaum breiter als ein Streichholz, wird zu einem hauchdünnen Rahmen aus vergoldetem Messing. Ein Uhrwerk, das ursprünglich 24,5 Gramm wog, kommt nach Schaffos Abmagerungskur noch auf ganze 1,8 Gramm. Dieser Minimalismus ist gefragt: Die führenden Uhrenmarken dieser Welt sind froh, wenn der Spezialist im Keller am Ortsrand von Le Locle ihre Aufträge annimmt. Der Mann hat ein gemütliches Gesicht, aber wenn er die Mundwinkel spöttisch verzieht und seine blauen Augen blitzen, dann ahnt man etwas von der stolzen Unabhängigkeit dieses Meisters. Jede fünfte Uhr ist
der Unruh zu groß werden. Lünette
Ring auf dem Gehäuse, in den das Uhrglas eingelegt ist. Eine drehbare Lünette markiert Himmelsrichtungen oder Zeiten. Komplikation
Technische Finessen, die das Werk komplizierter machen – z. B. die Anzeige von Datum, Mondphase oder zweiter Zeitzone. Tourbillon
Spielerei für Sammler – Unruh und Anker sind auf einem Drehgestell montiert, um die Gangungenauigkeit durch die Schwerkraft auszugleichen. Chronometer
Besonders präzise mechanische Uhr. Wenn ein Modell die Schweizer Chrono meterprüfung bestehen will, darf es pro Tag höchstens sieben Sekunden von der Normzeit abweichen.
GO Lifestyle ein Einzelstück, das er unter eigenem Namen verkauft. Seine Kunden sind Sammler, die sich am individuellen Werk ergötzen, bei dessen Gestaltung sie Wünsche äußern konnten. Etwa die Dame aus Westdeutschland, die sich ein winzig kleines Uhrwerk in einen länglich geschliffenen Kristall einarbeiten ließ. Achtzig Prozent von Schaffos Uhren sind dagegen Auftragsarbeiten für namhafte Hersteller. Für eine limitierte Serie von Montblanc hat er die Rotoren zersägt. Ursprünglich waren diese Schwungräder, die eine Uhr automatisch aufziehen, Halbkreise mit dem Durchmesser einer Zwei-Euro-Münze. Schaffo ist ihnen mit der kleinen Ständerbohrmaschine und der Laubsäge zu Leibe gerückt, bis von jedem Halbkreis nur noch der Rand und zwei Speichen übrig blieben. Mit einer Feile hat er die Kanten gebrochen, und als Krönung hat er noch einen Stern aus Perlmutt in den skelettierten Rotor gesetzt. Für die schwierigsten Arbeitsgänge hat er einen Champagnerkorken als Unterlage, weil der elastisch ist und das filigrane Werkstück beim Feilen nicht verkantet. An jedem Rotor hat er etwa drei Tage gearbeitet, aber er sagt: „Es ist mir doch egal, wenn ich länger brauche. Die Arbeit soll so gut wie möglich gemacht werden.“ Anschließend wird der Rotor mit Rankenmustern graviert, „das macht die Dame ein paar Häuser weiter“. Die limitierte Serie besteht aus drei Exem-
plaren, jedes kostet 95.000 Euro. „Es gibt nichts Schöneres, als Zeit zu haben“, sagt Schaffo. „Das ist der größte Luxus.“ Wenn es draußen schön ist, wandert er zum Aussichtspunkt im Wald und schaut hinunter in die 300 Meter tiefe Schlucht, die der Grenzfluss Doubs in das helle Juragestein gegraben hat. Seine Wasserkraft hat in vergangenen Jahrhunderten die Maschinen der feinmechanischen Manufakturen angetrieben. Oder er radelt durchs Hochtal von La Brévine, vorbei an den Moorlandschaften mit Birken und alten Bauernhäusern, manche noch mit Holzschindeldächern gedeckt. Die Fenster in den Fassaden sind so klein, dass man Vorder- und Rückseite der geduckten Anwesen kaum unterscheiden kann. Im Winter ist diese Gegend ein Paradies für Skilangläufer. Manchmal geht es Kurt Schaffo aber nicht schnell genug. In seiner Garage steht ein weißer Renault Alpine. Diesen klassischen Sportwagen hat er schon im Renneinsatz bewegt, und in den Kurven hinauf nach La Brévine fühlt er sich vor Radarfallen sicher. „Da schafft der Alpine schon 150 Stundenkilometer“, sagt er so unaufgeregt wie ein Spaziergänger. Zwischen seinem schnellen Hobby und seinem ruhigen Handwerk hat er übrigens eine Parallele festgestellt. „Es sollte möglichst wenig Unfälle geben. Wenn man die Kurve nicht kriegt, ist das in beiden Fällen schlecht.“
ADRESSEN MUSEEN Musée International d’Horlogerie: Rue des Musées 29, CH-2301 La Chaux-deFonds; Di.–So. 10–17 h Tel. +41 3 29 67 68 61 www.mih.ch Musée paysan et artisanal Crêtets 148, CH-2300 La Chaus-de-Fonds; Di.–So. 14–17 Uhr, So. zusätzlich 10–12 Uhr Tel. +41 3 29 26 71 89 www.chaux-de-fonds. ch/services/musee paysan/default.htm Kurt Schaffo www.schaffo-uhren.de Maurice Lacroix www.mauricelacroix.com Schweiz Tourismus Postfach 160754, 60070 Frankfurt/Main Tel. +800 10 02 00 30 www.myswitzerland.com
Die schönsten Uhren im Watch Valley
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Le Sentier Jaeger-LeCoultre/Reverso Polospieler erhielten schon in den 30er-Jahren Vorzugsbehandlung. Weil die Uhrgläser damals noch recht zerbrechlich waren, entstand dieser Klassiker: Die Reverso lässt sich durch Fingerdruck umdrehen und zeigt dann die stählerne Rückseite, graviert mit dem Clubwappen und den Initialen des Reiters.
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La Chaux-de-Fonds Corum/Golden Bridge Weniger ist mehr: Bei dieser Damenuhr fehlt das Zifferblatt. So zeigt sich unter dem Saphirglasblock das Stabwerk in seiner uhrmacherischen Finesse: Federhaus, Räderwerk, Hemmung und Unruh sind in gerader Linie angeordnet. Gehäuse aus 18-karätigem Gold.
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4 Saint-Imier Longines/Master Collection Charles allein unterwegs: Als Lindbergh 1927 den Atlantik im Alleinflug überquerte, stoppte er die Zeit mit einer Longines. 80 Jahre später steht der große Chronograph in der Tradition der klassischen Fliegeruhr: Gehäuse aus robustem Edelstahl, die Stoppuhren sind ins schlichte Zifferblatt integriert. Der Glasboden gewährt Saignelégier Einblick in das mechanische Automatikwerk. Saint-Imier
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La Chaux-de-Fonds Movado/Museum Um zwölf scheint immer die Sonne. Der goldene Punkt auf dem schwarzen Zifferblatt ist seit den 50er-Jahren das Stilelement von Movado. Von dieser Damenuhr gibt es limitierte Ausführungen in Gold und Platin.
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Saignelégier Maurice Lacroix/Masterpiece Lune Rétrograde Spielerei mit Tradition: Die retrograde Anzeige ist eine Hommage an die Uhrmacher des 17. Jahrhunderts. Wenn der Datumszeiger am Ende der halbkreisförmigen Le Sentier Anzeige angelangt ist, springt er zurück auf die eins.
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Sucht&Flucht Endlich: Fr端hjahrszeit, Greenzeit. Der golfkranke Homo sapiens freut sich auf seine Reisen mit den Eisen V o n B er n d M 端 l l e n der
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FotoS: The K Club, Ireland
Ryder-Cup-Golfkurs K-Club, Green 3: kleine, ungehorsame Bälle in ein kleines Ziel befördern.
Majestätisches Golf- und Spa-Resort K-Club: „Das
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G LF ABC Aus (auch: Outof-Bounds): Fläche außerhalb der Spielbahn, auf der nicht gespielt werden darf. Wird oft durch weiße Pflöcke markiert. Birdie Wenn ein Loch „eins unter Par“ beendet wird. Bei einem Par 4 spielt man also bei drei Schlägen einen Birdie.
Schöne am Golf ist, dass man es nie lernt.“
Bogey spielt man, wenn man einen Schlag mehr als das Par des jeweiligen Loches benötigt.
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arum nur finden Menschen eine solche Freude daran, sehr kleine, zumeist ungehorsame Bälle mit gebogenen Stangen über vorsätzlich unwegsames Gelände in ein viel zu kleines, viel zu weit entferntes Ziel zu befördern? Vor allem: Warum finden sie ihre absurden Mühen augenblicklich so toll, dass sie es unermüdlich immer wieder tun? Die moderne Suchtforschung schwankt in ihren Erklärungen noch zwischen Wiederholungszwang, seelenverheerendem Masochismus und schierem Irrsein, Küchenpsychologen sprechen vom Sexersatz beim Einlochen. Immerhin gibt es philosophisch einen guten Ansatz dank der ebenso wahren wie schlichten Erkenntnis des großen spanischen Denkers Ortega y Gasset: „Golf ist anders.“ Golf ist tatsächlich sehr anders. Golfer sind manisch getrieben von der Suche nach unerreichbarer Perfektion und nicken ergriffen zu spielspezifischem Gemeinwissen: „Das Schöne am Golf ist, dass man es nie lernt“, wie es ausgerechnet ein großer Profi mal umschrieb. Jeder Golfer weiß um die Vergeblichkeit der Mühen: Wäre das Spiel nur etwas früher erfunden worden, hätte Sisyphos den großen Felsbrocken als Symbol verlacht, eine dicke Holzkeule genommen und immer wieder kleine Kiesel den Berg hochgeprügelt. Im kürzesten bekannten Fachwitz sagt ein Golfer zum anderen: „Du, ich kann’s jetzt.“ Golfer sind, sagen wir es offen: krank. Morbus Golf bezeichnet eine schwere Sucht. Eine Therapie ist nicht bekannt und zudem, anders als bei Konkurrenzdrogen wie Tabak oder Alkohol, auch nicht gewollt. Golfer sind und bleiben immer Golfer, auch wenn sie das Spielbesteck gerade mal nicht zur Hand haben. Man kann das im Alltag gut beobachten, gerade in der Natur, die der Golfmaniac ja so sehr liebt: Golfer können den schönsten Park nicht unbefangen
Caddy trägt nicht nur das Golfbag, sondern hilft auch bei der Wahl der Schläger und gibt „seinem“ Spieler hilfreiche Tipps. Caddies der professionellen Golfer bekommen oft eine Gewinnbeteiligung. Chip Annäherungs schlag zur Fahne. Beim Chip rollt der Ball – im Gegensatz zum Pitch – den größten Teil des Weges. Cut Qualifikationsgrenze für die Schlussrunden. Divot Das beim Schlag herausgeschlagene Rasenstück, das tunlichst wieder eingesetzt wird. Double Bogey ein Ergebnis, bei dem ein Loch mit zwei Schlägen über Par gespielt wurde. Driver Schläger, der vorwiegend beim Abschlag benutzt wird. Hat den längsten Schaft und den steilsten Neigungswinkel für niedrige Flugbahnen und höhere Schlagweiten. Driving Range Übungsbereich am Golfplatz für das Schlagtraining.
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GO Sports Eagle ein Loch mit zwei Schlägen weniger zu spielen als vorgegeben. Ehre Das Recht, als erster Spieler abzuschlagen. Fairway besonders kurz gemähte Spielbahn zwischen Abschlag und Grün. Fore! Warnruf, der möglichst laut zu rufen ist, wenn ein geschlagener Ball andere Menschen gefährden könnte.
Handicap wird aus Tournier-Ergebnissen errechnet. Je niedriger, desto besser der Spieler. Es entspricht der Schlagzahl, die ein Spieler mehr benötigt, als auf dem Platz vorgegeben ist. Ein Handicap 10 benötigt auf einem 72er-Platz etwa 82 Schläge. Handicaps reichen von 54 bis 0. Kleidung schreiben Golfclubs nur noch selten vor. Herren sollten keine kragenlosen Shirts oder zu knappe Shorts tragen. Links Küstenplätze im Dünengelände. Marshal Ordnungshüter, der dafür sorgt, dass die Spieler die Etikette einhalten. Mulligan Straffreier Wiederholungsschlag. Ist in den Regeln nicht vorgesehen, wird aber in freundschaftlichen Spielrunden angewandt. Neunzehntes Loch wird das Clubhaus manchmal genannt, üblicherweise der nächste Stopp nach dem 18. Loch.
betreten – sie sagen dann womöglich „Ach, ist das eine Pracht hier“, denken aber bei sich: „Welche Schande. Welch vergebene Möglichkeit. Was könnte man hier für einen herrlichen Champions-Platz bauen!“ Jede Kuhwiese checkt ein Golfer unbewusst ab: Würde ein schönes Par 3 abgeben, hier der Abschlag, dort hinten an der Lichtung die Fahne. Im schönsten Wald hält er die Augen gesenkt. Dann sucht er im Reflex nach verlorenen Bällen. Fragt ihn jemand an einem Fluss, wie weit es bis zum anderen Ufer ist, sagt er: „Kaum mehr als Eisen 5, drei viertel Schwung“, und wundert sich, dass der andere das nicht versteht.
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olfers Sozialverhalten nimmt leicht autistische Züge an: Wenn ihm ein Schlüssel zu Boden fällt, ruft er laut: „Sit!“ Wenn er mit dem Auto in einer Kurve den Bordstein rasiert, sagt er stolz: „Das war Tiger Line.“ Wenn er am Fußgängerüberweg jemanden fast anfährt, verteidigt er sich empört gegenüber der Polizei: „Ich habe doch laut ,Fore’ gerufen!“ An der Kinokasse will er nicht Eintritt zahlen, sondern fragt: „Wie viel Greenfee kostet der Film?“ Stößt er sich mitten in einer Theatervorstellung am Stuhl die Hüfte, wird er sofort erschrocken aufstehen, einige ausladende Bewegungsübungen machen und dem genervten Hintermann zuzischen: „Ich muss meinen Schwung überprüfen. Morgen sind Clubmeisterschaften!“ Wenn er selbst jemanden ansprechen müsste, schweigt er komischerweise und erklärt das so: „Beim Ansprechen redet man nicht!“ Zu Hause krabbelt er über den Parkettboden und sucht akribisch nach Unebenheiten. Er sagt dann, er lese. Solche Schrulligkeiten werden umso intensiver, je länger der Golfer – etwa witterungsbedingt – nicht spielen kann. Ein Drama in unseren Breitengraden. Und weil die Klimakatastrophe nur schleppend vor-
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FotoS: The K Club, Ireland
Greenfee Die Gebühr, die ein (Gast-)Spieler auf einem Platz zahlen muss, um auf ihm spielen zu dürfen.
Abschlag 17, Loch 15: Golfer sind, sagen wir es offen: krank. Morbus Golf bezeichnet eine schwere Sucht.
ankommt, wird es noch viele Jahre ungolferisch frische Winter geben, sogar mit Eis und Schnee, also auch gesperrte Plätze. Entzug ätzt! Abhilfe schaffen Reisen. Sie ermöglichen ganzjähriges Spielen und helfen gleichzeitig, durch Verschärfung des Klimawandels die Golfbedingungen für spätere Generationen zu verbessern. Je extremer die Droge, desto besser. Nichts geht über den Platz in Bhutan am Himalaja, denn das ist der höchstgelegene der Welt. Der Gavea Golf Club in Rio bietet besonders gediegenes Schnöseltum mit Tukanen im Fairway-Begleitgebüsch und CopacabanaBeauties in bindfadenbreiten, tukanbunten Tangas am Clubhaus-Pool neben Bahn 9. Neuseeland, wo der Landwirt mit dem Volkswirt drivt, ist angelsächsische Golfbasis. Schon Australien nebenan ist Abenteuerland: Dort leben sieben der zehn weltweit giftigsten Schlangen und auf manchem Platz, ähnlich wie in Florida, auch schon mal ein Alligator. Tropische Länder sind ohnehin lehrreich. Bei der Ballsuche im Ge-
»Golf ist tatsächlich sehr
anders. Golfer sind manisch getrieben von der Suche nach unerreichbarer Perfektion.«
FotoS: The K Club, Ireland
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Sandbunker, 18. Bahn: Wenn es richtig stürmt und schüttet, gilt das golferisch als authentisch.
büsch kann man fundamentale Unterschiede zwischen Flora und Fauna kennenlernen, weil nicht jeder gebogene Stock wirklich einer ist, sondern manchmal auch eine zischelnde Mamba. In klassischen Golferparadiesen wie Südafrika findet man nicht nur Edelclubs im Dutzend, sondern mit dem „Soweto Golf and Country Club“ mitten im Township einen der liebevoll-seltsamsten der Welt. Jeder Spieler ist hier gleichzeitig Greenkeeper, weil der Schwarzen-Club sich keinen eigenen leisten kann: Also liest man nicht nur das Grün wie überall sonst, sondern beim Warten auf den Putt auch den
Unrat im Bunker auf. Winterliche Alternative sind garantiert regenfreie Gebiete wie Grönland und Spitzbergen, wo auf dem gefrorenen Nordmeer jedes Jahr bei milden minus 20 Grad über Eisschollen gechippt und auf Whites um WM-Ehren geputtet wird. Auch das All ist längst erobert. US-Astronaut Alan Shepard hatte 1971 ein Eisen 6 an Bord von Apollo 14 geschmuggelt und ein paar wunderbar lange Schläge auf dem Mond gemacht – vermutlich die weitesten, die je in diesem Universum jemand hinbekam. Golf ist damit das einzige Ballspiel, das auf mehreren Himmelskörpern gespielt wurde. Und viele sind überzeugt, dass auch der Jupiter ein Golfplanet ist. Woher kämen sonst die kleinen Monde, die doch kaum größer sind als ein hiesiger Golfball? Irgendwann wird es Golfreisen auch zum Mond geben. Bis dahin stellen wir andere Plätze vor, naheliegende, ganz irdische und dauerhaft getestet von PGA-Profis, also berufssüchtigen Golfern, etwa wie beim Ryder Cup 2006. Zum Beispiel der K-Club in Irland, 40 Kilometer vor den Toren Dublins elegant in die Landschaft designt. Irland – wie England – beide seit Jahrhunderten maßgeblich tatbeteiligt an der Ausbreitung der Golfdroge, übrigens auch das ganze Jahr. Wenn es dort richtig eklig stürmt und schüttet, gilt das eben, auch golferisch, als sehr authentisch. Bernd Müllender, 50, Handicap 17, golfsüchtig seit 19 Jahren mit Schlagversuchen in 21 Ländern.
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PGA Professional Golfer’s Association, Verband der Berufsspieler (TourPros und Golflehrer). Pitchmarke Vertiefung, die der Ball beim Landen auf dem Grün hinterlässt. Muss vom Spieler ausgebessert werden. Platzreife Der Führerschein der Golfer. Um sie zu erlangen, muss man die Grundzüge des Golfspiels kennen und etwas können. Dazu kommt häufig eine schriftliche Regel- und Etiketteprüfung. Rabbit Golfanfänger, der die Spielbahnen wie ein Hase im Zickzackkurs bewältigt. Rangefee Gebühr für die Benutzung der Übungsanlagen.
Die PGA European Tour betreibt die drei führenden Golf-Turnierserien Europas: die European Tour (die höchste Spielklasse), die Challenge Tour (die zweithöchste) und die European Seniors Tour (für Professionals über 50 Jahre). Ursprünglich als rein europäische Tournee gestartet, hat sich die European Tour immer mehr ausgebreitet und veranstaltet mittlerweile Turniere auf allen Erdteilen (ausgenommen Nordamerika, das der amerikanischen PGA Tour vorbehalten ist). Die 4 sogenannten Majors (Masters, US Open, The Open Championship und PGA Championship) sind mittler weile Bestandteil beider Organisationen. Die PGA European Tour richtet auch den Ryder Cup in Kooperation mit der PGA of America aus. Benannt nach dem Golffan Samuel Ryder, der einen Pokal und einen Geldpreis für das neue Turnier stiftete, fand der Ryder Cup erstmals 1927 statt als Wettbewerb zwischen den USA und Großbritan nien. Der Austragungsort wechselt seitdem jedes Mal zwischen den Kontinenten. Bald dominierten die US-Golfer den Cup nach Belieben, zwischen 1935 und 1973 konnte sich die britische Auswahl nur ein einziges Mal durchsetzen. Um den Wettkampf ausgeglichener zu gestalten, wurde die britische Mannschaft ab 1973 mit Golfern aus Irland verstärkt, und seit 1979 auch aus ganz Eu-
Par „Professional Average Result“, die Schlagvorgabe eines Lochs bzw. der gesamten Runde.
ropa als Gegner der USA aufgeboten werden. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis ausbalanciert: Obwohl das US-Team immer als Favorit antritt, konnte Europa seit 1985 acht der letzten elf Ryder Cups für sich entscheiden. Der Ryder Cup hat sich zunehmend zu einem Prestigeduell der Alten gegen die Neue Welt entwickelt. Untypisch für den eigentlich so vornehm-zurückhaltenden Golfsport schaukelten sich die Emotionen in den Austragungen der 90er-Jahre extrem hoch – bis hin zu Vorwürfen der Unsportlichkeit. Die PGA European Tour hält jährlich im Herbst mehrere Qualifikationsturniere ab, bei denen die besten Golfer Spielberechtigungen für das folgende Jahr auf der European Tour erhalten. Außerdem spielberechtigt sind die ersten 10 der ChallengeTour-Geldrangliste und die ersten 116 der European-Tour-Geldrangliste. Sie wird in Euro geführt, obwohl gut die Hälfte der Preisgelder in britischen Pfund oder US Dollar ausgeschrieben werden. Da wird der Umrechnungskurs zum Zeitpunkt des Turnieres herangezogen. Der jeweilige Sieger wird am Ende der Saison mit der Harry-VardonTrophy ausgezeichnet.
Tee kleiner Stift aus Holz oder Kunststoff, der am Abschlag in den Boden gesteckt wird und auf den der Ball „aufgeteet“ werden darf. Tiger Line Hat nichts mit Tiger Woods zu tun, sondern ist älteren Ursprungs und beschreibt einen extrem riskanten Schlag in direkter Linie, wo andere Spieler eine sicherere, aber längere Route vorziehen Unspielbar Für unspielbar darf man jeden Ball zu jeder Zeit erklären (Ausnahme: Wasser) und mit einem Strafschlag einen neuen Versuch machen. Sehr praktisch. Wintergrün Ersatz zur Schonung der Grüns: kurzgemähte Flächen mit Loch und Fahne, die auf dem Fairway angelegt werden.
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AUsstellung
totale einblicke Alle Abbildungen: © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst / Courtesy Monika Sprüth / Philomene Magers
Der Düsseldorfer Fotograf und Kunststar Andreas Gursky zeigt in einer großen Einzelschau seine einzigartigen Bildkompositionen
Oben: Dior Homme, 2004: Luxusdinge zu Götzen stilisiert. Links: Pyongyang I, 2007: Diktatur zum Fest erhoben.
Andreas Gursky 17. Februar bis 13. Mai 07 Werkschau Andreas Gursky 50 Exponate von 1989–2007 Haus der Kunst Prinzregentenstraße 1 80538 München Tel. +49 (0) 89 2 11 27-113 Fax: +49 (0) 89 2 11 27-157 www.hausderkunst.de Mo.–So. 10–20 Uhr, Do. 10–22 Uhr Andreas Gursky Der Katalog Hrsg. Thomas Weski 60 ganzseitige farbige Abbbildungen Format ca. 34 x 24 cm Hardcover, 160 Seiten ISBN 3-936859-50-7 68,00 Euro
W
as haben schwarze Diorbrillen mit nordkoreanischen PropagandaCheerleadern zu tun? Die Lifestyleobjekte wie die Menschen sind vor allem eins: ganz streng angeordnet. Das grafisch klar gestaltete Fotobild eines Diorshops und einer Polit party erzählt die Geschichte der modernen Welt, in der Luxusdinge zu angebeteten Götzen stilisiert werden und in der das Fußvolk die Diktatur zum göttlichen Fest erhebt. Zwei Seiten einer globalisierten Wertewelt, die der Fotograf Andreas Gursky mit seinen überdimensionalen Bildkompositionen sichtbar werden lässt. Das 1,87 x 3,78 Meter breite Motiv „Dior Homme“ von 2004 und das 3,07 x 2,15 Meter hohe „Pyongyang I“ von 2007 sind Teil der bislang umfassendsten Werkschau des Düsseldorfer Fotokünstlers Andreas Gursky, bei der das Haus der Kunst in München jetzt fünfzig Exponate präsentiert. Der Popstar der künstlerischen Fotografie, dessen Supermarkt-Konsumparabel „99cent-only“ für 2,48 Millionen Dollar ersteigert wurde, dokumentiert nicht reale Szenen, sondern montiert viele analoge und digitale Aufnahmen einer realen Szene in digitaler Bildbearbeitung zu einem neuen Gesamtkunstwerk. Es sind Realitätsansichten, die von hoch oben, überlegen, aufgenommen wirken. Totale Einblicke. So auch im 3,06 x 2,21 Meter großen Motiv „Bahrain I“ von 2005, in dem die gleichnamige Formel-1-Strecke aus großer Entfernung wie eine Werbegrafik daherkommt. Aus der halbnahen Distanz rufen grafische Struktur und erdige Farbgebung Bilder aufgeplatzter Erdoberflächen in Zeiten des Klimawandels hervor; und steht
man direkt davor, erkennt man die Haupttribüne des Motodroms von Bahrain. Surreale Einsichten in den Massenzirkus Formel 1. Gursky spielt mit den Wahrnehmungen des Betrachters. Sein Handwerk erlernt der gebürtige Leipziger Andreas Gursky, 52, von 1978 bis 1981 an der Essener Folkwangschule und dann als Meisterschüler bei Professor Bernd Bacher an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Das Coming-out beschert ihm 2001 seine große Werkschau im Museum of Modern Art. Die digital bearbeiteten und dramatisierten Foto-BigMäcs von Gursky schielen nicht nach protziger Größe. Es sind Bilder, deren vielschichtige Inhalte, Atmosphären und Botschaften sich der Betrachter im (Museums-)Raum erlaufen muss – im Haus der Kunst auf 1.800 Quadratmetern. Gurskys Themenfotos – Konsum, Lifestyle, Freizeit, Repräsentation – verstecken, aus der Ferne betrachtet, den Menschen. Doch wenn man sich seinen übergroßen Fotowerken nähert, rückt der Mensch in den Mittelpunkt. Aus einem grafischen Punkt wird dieser bei naher Betrachtung zum lebendigen Teil des auf den Chip gebannten Lebens – etwa in dem 2,37 x 3,01 Meter großen Fotobild „Copan“ (2002), das Brasiliens größtes Gebäude des Architekten Oscar Niemeyer zeigt. Von weitem stellt es eine faszinierende Bienenstock-Plattenbau-Wohnwabe dar, von nahem enttarnt man in den Wohnhöhlen „lebendige“ Menschen, die Vorhänge aufziehen. Der Mensch ist nichts, doch ohne den Menschen ist die Welt nichts – erzählt eine Ebene der Fotokunstwerke von Gursky. Zeitgenössische Fotografie zum Staunen. GERDA HARDA BRANDT culture go sixt 95
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AUsstellung
explosive energie Den deutschen Malerstar Neo Rauch, Leipzig, zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg in der wichtigsten deutschen Einzelschau 2007
Rauch-Bild „Einkehr“, 2003: heimeliges Innenleben, bedrohliche Außenwelt – ein deutscher Edward Hopper.
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empo, Tempo. Bei atemberaubender Kunst der Gegenwart muss man manchmal ganz schnell sein: Nur noch bis 11. März präsentiert das Kunstmuseum Wolfsburg erstmals und einmalig die umfassendste Werkschau des Deutschen Neo Rauch, 46. Der Maler-Popstar, der in Leipzig lebt und arbeitet und dessen Bilder weltweit astronomische Preise erzielen, ist einfach hip. Neo Rauch schafft einerseits melancholische Bilderwelten im Stile eines Edward Hopper wie in „Einkehr“ von 2003, in der eine un-
heimlich-heimelige Baratmosphäre mit der stürmischen Außenwelt knisternde Spannung erzeugt. Andererseits zeichnet er plakativ-realistische Comicwelten wie in „Neue Rollen“ von 2005. Hier schwenken bierselige Zimmermannsgesellen rote Jakobinermützen der Französischen Revolution auf Schwertern; das kleinbürgerliche Wohnidyll von Mutter und Kind liegt im Architektenmodell in Trümmern, zerstört von hereinbrechender Natur; und in der großbürgerlichen Bibliothek ist die Guillotine aufgebaut, in der das Publikumstrio beifallklatschend zuschaut. Keine tradierte Rolle
„Neo Rauch – Neue Rollen“, Wolfsburg; Werkschau, Bilder 1993–2006 Noch bis 11. März 2007 Kunstmuseum Wolfsburg Hollerplatz 1, 38440 WOB Di. 11–20 Uhr, Mi. 11–18 Uhr, Mo. geschlossen www.kunstmuseumwolfsburg.de
Rauch-Bild „Neue Rollen“, 2005: explodierendes Interieur, knallige Farben, einbrechende Natur – ein malender Dramaturg.
Alle Abbildungen: © VG Bild-Kunst, Bonn 2006 / Courtesy EIGEN + ART Leipzig/Berlin & David Zwirner, New York
„Neo Rauch“, Prag, Einzelausstellung; 9. Mai bis 19. August 2007 Galerie Rodolfinum, Prag Alsovo Nabrezi 12, 11001 Prag, Di.–So. 10–18 Uhr, Mo. geschlossen www.galerierudolfinum.cz Prag Airport, Airport Ruzyne,160 08 Praha 6; Tel. +42 (0) 220 11 53 46
passt heute mehr. Ob Protest, Bürgertum oder Kunst: Die Revolution entlässt ihre Kinder, doch die „neuen Rollen“ sind noch nicht gefunden. Alles ist im Auf- und Umbruch, keiner weiß, wohin das surreale Chaos der Gegenwart führt: zu den Folterbildern von Abu Ghraib oder in den Winkel deutscher Bürgerwohnstuben. Neo Rauch fabriziert jedoch keine Endzeitmalerei. Hoffnung strahlt aus den leuchtenden Farben und der figurativen Kraft, die seine großformatigen Bilder ausstrahlen. Seine knubbeligen Comicfiguren, die oft an Arbeiterklischees des sozialistischen Realismus er-
innern, kämpfen mit ihren eigenen Beschädigungen und mit denen einer Welt, die sprichwörtlich aus den Fugen geraten ist – im Kontrast zur Melancholie der erdfarbenen, eher stillen Frühwerke aus den 90er-Jahren. Der malende Dramaturg Rauch, verbindet die Bildsprachen von Surrealismus, Comics und arbeitersozialistischem Realismus zu einer explosiven Energie, die eine poetische Mischung aus Harmonie und Rebellion erzeugt, die Herz und Verstand berührt. Neo Rauchs Bilderwelten sind surreale Fixsterne am HimWolfgang Timpe mel der Gegenwartskunst.
„Neo Rauch at the Met“, New York, Einzelausstellung; 21. Mai bis 23. September 07 Metropolitan Museum of Art 1000 5th Avenue/82nd Street New York, N.Y. 10028-0198 Di.–Do. + So. 9:30–17:30 Uhr, Fr. + Sa. 9:30–21 Uhr, Mo. geschlossen www.metmuseum.org New York, John F. Kennedy Airport, Building 308, Federal Circle; Holiday Cars, Tel. +49 (0) 381 80 70
Neo Rauch – Der Katalog Ausstellungskataloge bieten häufig schlecht gedruckte Abbildungen, verfälschte Farben und eitle Kunsthistorikertexte, die das Werk des Künstlers verbauen, statt es zu erläutern. Anders hier: Der Band bietet großzügige, annähernd farbechte Abbildungen und informiert mit eng an den Bildern orientierten Texten über die Traumwelten des Künstlers. „Neo Rauch – Neue Rollen“ DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln; Hrsg. Kunstmuseum Wolfsburg; ISBN 3-8321-7732-9; 28 Euro culture go sixt 97
GO Culture 24 20th Century Fox Staffel 1–3 2.700 Min. 99 Euro Staffel 4 1.080 Min. 31,97 Euro best prize bei: amazon.de
Thriller
atemloses kribbeln
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uperstar Kiefer Sutherland ist Jack Bauer. Jack Bauer ist L.A007, deckt Komplotte zwischen Terroristen, CIA und Regierungsbeamten auf und rettet erst Minister, dann US-Präsidenten und zum Schluss ganz Los Angeles – vor Giftgasanschlägen. Die TV-Krimiserie „24“ (läuft erfolgreich auf RTL II) schlägt alle Spannungsrekorde: Mit ihrer Echtzeitdramaturgie – die Ereignisse finden im 24-Stunden-Countdown statt –, brillanten Darstellern und feinster Handy- und Serverkriminalistik sorgt sie für atemloses Kribbeln. „24“ lebt von der pfiffigen Mischung aus Heldenepos, Hightech und Human Touch. GA
Jazz
sehnsucht pur Das neue Schmusewerk „Not Too Late“ von Norah Jones huldigt ihrer einzigartigen Stimme und schafft Überraschungen
E
rfolgreiche Global Player leben davon, dass sie den Markenkern ihrer Topprodukte immer bewahren und: immer wieder erneuern. Na klar, wo Norah Jones draufsteht, möchte man auch Norah Jones drinhaben. Und so liefert das neue Schmusewerk „Not Too Late“ einen warmherzigen Reigen: ob der Opener „Wish I Could“ oder der titelgebende Absacker „Not Too Late“ – man schmilzt mit der jazzigen Göttin der Melancholie dahin, ihr rauchig-zartes Timbre lässt alle wehmütigen Jugendlieben, existenziellen Weltschmerzgefühle und romantischen Allmachtskräfte erwachen. Tja, und „Not Too Late“ überrascht eben auch mit einem pfiffigen Dixieland-Waschbrettsound wie in „Sinkin’ Soon“, allerdings
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ohne jenen Stammtischschmalz, an dem sich SPD-Frühschoppen so gerne laben. Norah Jones verleiht stampfendem New-OrleansRhythmus sanfte Flügel. Noch mutiger hätte man sich ab und an ihre helle Stimme wie in „Not My Friend“ oder beim lockeren Country-Gossip „Be My Somebody“ gewünscht. Aber ach, wenn der Jazzbesen in der brodelnden Dunkelheit helle Akzente wie in „Wake Me Up“ verleiht, vergisst man alles und gleitet mit der Weite des USSüdens im Sinn über deutsche AuWT tobahnen. Sehnsucht pur.
Nora Jones „Not Too Late“ Blue Note – EMI 12,95 Euro
gedichte
weggleiten
Charles Baudelaire „Komm an mein zärtlich Herz, du schöne Katze“, Hoffmann und Campe, mit Christian Redl, 35 Liebesgedichte, 59 Min., 9,99 Euro
K
omm an mein zärtlich Herz, du schöne Katze / zieh nur zurück die Krallen deiner Tatze / lass mich in deine schönen Augen ein, wo sich vermischt Metall und Edelstein / wenn müßig meine Finger dich umschmeicheln / den Kopf dir, deinen gebogenen Rücken streicheln / wenn meine Hand sich wie vom Rausch verführt / an deinen Funken sprühenden Leib verliert / dann, liebes Tier / sehe ich im Geist mein Weib / ihr Blick den deinen gleich / so tief und kalt / dringt in mich ein mit einer Schmerzgewalt / längst aber fließt um ihren braunen Leib / vom Scheitel abwärts bis zu ihren Zehen / ein zarter Hauch / ein Duft / gefährlich schön.“ Was für ein Gedichtende. Nein, nicht lesen. Hören! Der Schauspieler Christian Redl („Der Aufstand“) setzt die Baudelaire-Zeilen à point, fordert sein rauchiges Timbre, auf dass man sich verliebt ohne Partner, sich neu verliebt in den Partner oder einfach nur weggleitet. Redl ist ein Hammer! OL