GoSixt 006/2007

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GO

Nr. 006

Herbst 2007

EUR 4 , 8 0

Nr. 006

H e r b s t 2 0 0 7 S t. P e t e r s b u r g n u s c h i g l a s n S y lt n t r a u m s c h i f f - r e e d e r i nn e n n k u n s t

e n t s pa n n e n & e n t d e c k e n

go sixt

entspannen & entdecken

MĂźnchen antrieb: TV-Star Uschi Glas bringt dem CL 500 buddHa-tĂśne bei.

ST. PETERSBURG aufschwung: kunst und kommerz puschen die zarenstadt zur trendcity.

WEITE WELT

aufstieg: die reederinnen gisa und hedda deilmann zeigen kreuzfahrern den kurs.


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welcome welc Regine Sixt Eine weltweite Dienstleistungskultur Liebe Freunde von Sixt, andere Länder bedeuten immer neue Erfah­ rungen. Meine Arbeit für unser Unterneh­ men führt mich um den gesamten Erdball und hat mir stets die Möglichkeit geboten, die Menschen und die Schönheit der unter­ schiedlichsten Nationen kennenzulernen. Jeder Ort auf dieser wunderbaren Welt – ob nun in Europa, Südamerika, Asien oder Australien – besitzt eine ganz eigene Atmo­ sphäre, vermittelt eine ganz eigene Sicht auf die Dinge und schillert in ganz eigenen Far­ ben. Zwei Farben jedoch strahlen den Men­ schen in zahlreichen Ländern überall auf der Welt entgegen, die Farben unseres Un­ ternehmens: Orange und Schwarz. Sixt ist ein globales Unternehmen – und eine globale Marke. Wir halten die Men­ schen in immer mehr Ländern auf dem gan­ zen Erdball in Bewegung. Die Farben von Sixt sehe ich auf meinen Reisen immer wie­ der und werde sie in diesem Jahr noch an weiteren Orten sehen können. Denn wir treiben die internationale Expansion von Sixt mit hohem Tempo voran. Ein wichtiger Teil dieser Entwicklung ist der Ausbau des Stationsnetzes in der Karibik sowie in Mit­ tel- und Südamerika. Damit offerieren wir den Kunden unsere umfassenden Mobili­ tätsdienstleistungen an einigen der schöns­ ten und faszinierendsten Urlaubsorte der Welt und erschließen ebenso hochinteres­ sante Wachstums­­märkte. Sixt hat auch die Expansion in Nordafrika vorangetrieben und ist nun flächendeckend in allen nordafrikanischen Ländern vertre­ ten. Damit leuchten die Farben Orange und Schwarz in Ländern von Marokko über ­Algerien, Libyen, Tunesien bis Ägypten.

Darüber hinaus wollen wir auch den erfolg­ reichen Schritt nach China wagen und dort – zumindest mittelfristig – zu den Markt­ führern zählen. Sixt hat eine Faszination für Mobilität ge­ schaffen. Denn Kunden verlangen zuneh­ mend grenzüberschreitende Mobilitätslö­ sungen – und die kann Sixt ihnen in mehr als 85 Ländern weltweit bieten. Dabei be­ schränken wir uns nicht einfach auf die rei­ ne Autovermietung, sondern verbinden un­ sere Dienstleistungen mit Leasingangeboten oder weiteren Angeboten wie den SixtChauffeur-Service. Wir offerieren das richti­ ge Fahrzeug und die richtige Dienstleistung zum richtigen Preis, ob das nun in Europa, in Südamerika, Afrika, Asien oder Australi­ en geschieht. Sixt ist ein Premiumanbieter und steht für eine ausgeprägte Dienstleis­ tungskultur – überall auf der Welt. Ich freue mich, dass der spirit of mobility, der Geist, der unseren Dienstleistungen inne­ wohnt, in immer mehr Ländern spürbar wird. Die Farben Orange und Schwarz ste­ hen weltweit für automobile Mobilität, ver­ bunden mit höchstem Komfort, absoluter Sicherheit, Flexibilität und günstigen Prei­ sen. Darauf bin ich stolz. Herzlichst Ihre Regine Sixt

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Sommerzauber Sylt: Blau-weiß gestreifte Strandkörbe dösen dem kommenden Morgen entgegen, milde Nordseeluft wiegt das Gras in den Dünen, friedlich verströmt das Rote Kliff bei Kampen die Sehnsucht nach Sonne, Strand und mehr.

Foto: walDhäusl

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Herausgeberin Regine Sixt (V.i.S.d.P.) Sixt GmbH & Co. Autovermietung KG, Zugspitzstr. 1, 82049 Pullach · Telefon: +49 (0) 89 7 44 44-0 · Telefax: +49 (0) 89 7 44 44-8 43 55 · www.sixt.com Verlag Büro Freihafen Verlagsgesellschaft mbH, Zippelhaus 3, 20457 Hamburg · Telefon: +49 (0) 40 37 50-11 13 Telefax: +49 (0) 12 12 515 614 026 · www.bfhh.de Chefredakteur Wolfgang Timpe · Creative Director Uwe C. Beyer · Layout Sibylle Trenck Mitarbeiter dieser Ausgabe: Carsten Anhalt, Daniela Baetz, Gerda Harda Brandt, Daniela Erdmann, Daniela Fois (Schlussredaktion), Jens Heinen, Jan Keith, Michael Link, Angela Oelckers, Sibylle Trenck, Angelika Zanggl FOTOGRAFEN: Erol Gurian (München), www.gurian.de Anzeigen: Soundbay Communications Ltd. · Wittenbergerstr. 17, 04129 Leipzig · Telefon: +49 (0) 341 33 77-600 · Telefax:+49 (0) 341 33 77-112 · www.soundbay.co.uk Druck + Versand: Neef + Stumme GmbH & Co. KG · Druck und Verlag · Schillerstraße 2, 29378 Wittingen · Telefon: +49 (0) 58 31 23-0 · Telefax: +49 (0) 58 31 23 100 · www.neef-stumme.de REPRO: 4mat Media · Arvato · Kleine Reichenstraße 1 · 20457 Hamburg · Telefon: +49 (0) 40 76 79 36-22 · Telefax: +49 (0) 40 76 79 36-28 · E-Mail: eva.claas@4mat-media.de · www.mohnmedia.de © GoSixt erscheint in der Büro Freihafen Verlagsgesellschaft mbH, Geschäftsführer: Wolfgang Timpe und Uwe C. Beyer; Zippelhaus 3, 20457 Hamburg. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Alle im Magazin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind rechtlich geschützt. Eine Verbreitung oder Verwertung ohne Einwilligung des Verlags ist nicht zulässig. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und/oder Bilder wird nicht gehaftet. Titelfotos: Erol Gurian

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3 WELCOME Herausgeberin Regine Sixt über Farben, Schönheit und fremde Orte 8 LOUNGE Sixt-News: Fotomodelle mit wilden Haarmähnen treffen Cabrios. Plus: die Regine Sixt Kinderhilfe e.V. 12 travel St. Petersburg: Kunst und Kommerz puschen die Zarenmetropole zur Trendcity 30 travel Service Hotels, Bars, Restaurants: die aktuellen In-Treffs der Jeunesse Dorée und der Businesspeople 34 cruisen Mercedes CL 500: Fernsehstar Uschi Glas bringt dem Designschlitten Buddha-Töne bei 44 style men Gutsherrenart: Englischer Countrystil prägt herbstliche Landpartien 46 style women Ladylike: Knallige Türkistöne konkurrieren mit gedeckten Rock'n'Roll-Applikationen 50 our way Die Reederinnen Hedda und Gisa Deilmann zeigen Kreuzfahrern den Kurs 60 GASTRO Hotel Hohenhaus: Das Landdomizil bei Eisenach bietet Rückzug pur und regionale Sterneküche 62 Relax Leuchtendes Fernweh: Hoteltipps für Istanbul, Los Angeles und Schloss Bensheim 68 high end Wo edle Hütten auf feinste Chronos und auf Caffè Latte treffen 72 Sylt I Maître Johannes King: Der Zweisternekoch, die Kräuterinsel und das Lifestylerezeptbuch 78 Sylt II Kochen exklusiv: fünf Rezepte und ein Menü 80 Sylt III Kolumne vom Air-Berlin-Vorstandsvorsitzenden Joachim Hunold: „Ich mag es gemütlich“ 88 sylt IV Tipps: Von der Nobelherberge Söl’ring Hof bis zur Strandbude „Sansibar“ 90 Arts Bildband, Ausstellungen, Hörbuch: afrikanische Sachlichkeit, russischer Zauber, sprechendes Kino

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Lounge Lo

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Hallo?

„Beauty“ o-Kampagne ri b a C e u e n n h. Die Einfach miete . n e it Trauen Sie sic e ih re F Frauen alle von Sixt lässt prä-

Sixt „Beauty“ von bekampagne er W pagnen ue am ne -K ie xt D . Frauen in Si er atwalk Cabrio üh fr o W . Cabrio -Liebe Abenteuer zeigen sie hier n, sentiert haarig te er ki ris e it souveränem kesse Lipp Gesicht. Ob m schon mal eine rm vo uts: us m en wilder Blacko e Locke häng . re.) oder mit (o “ le ld el habern, wo di hi od sc m pp to hen die Fo im Motiv „Sto li.) – immer se . l, (u pe Schmollmund “ m ne A e zo er ch Griff. „Wel iv „Fußgäng t hupo voll im ch Sc Mähne im Mot ni t m en sa ed ge sr ben die La sind um Au ha en er au ab , Fr , ts ch ch ni weiß do eister?“ Mann Herr Wachtm r hallo. verlegen. Abe

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Fotos: SIXT

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Kinderwünsche werden wahr: Der 15-jährige krebskranke Christopher trifft in Magny-Cours sein Idol Michael Schumacher und BMWMotorsportboss Dr. Mario Theissen. Seine Eltern Birgit und Winfried freuen sich mit ihrem Sohn (o. re.).

einmal Formel 1 live erleben Der 15-jährige Christopher hat Knochenkrebs und träumt vom Live-Erlebnis Formel 1. Die Regine Sixt Kinderhilfe e. V. erfüllte beim Rennen in Magny-Cours bei Paris seinen Herzenswunsch

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lughafen München, morgens 7:30 Uhr. Christopher lächelt erwartungsvoll in seinem kompletten Bayern-München-Outfit mit Porsche-Cap auf dem kahlen Kopf – und die zwei Krücken, die ihn stützen, erzählen die traurige Wirklichkeit. Denn eigentlich träumt der 15-jährige Mittelfeldspieler beim 1. FC Nürnberg von einer großen Fußballkarriere. Diese Hoffnung wird jäh gestoppt, als Christopher nach einem Snowboard-Unfall geröntgt wird und man entdeckt, dass er Knochenkrebs im Unterschenkel hat. Seit Februar bekommt der sympathische Junge mit den hellwachen Augen Chemotherapien bei Dr. Michaela Nathrath auf der Kinderkrebsstation im Schwabinger Krankenhaus. „Die tun manchmal ganz schön weh“, sagt Christopher vor dem Abflug nach Paris. Zusammen mit seinen Eltern Birgit und Winfried flog der Schüler nach Magny-Cours, wo er Michael Schumacher und den Motorsportchef von BMW, Dr. Mario Theissen, trifft. Ermöglicht haben das Regine Sixt und ihre Kinderhilfe e.V.: „Ich war im Schwabinger Krankenhaus, um mich um die kranken Kinder zu kümmern, als Christopher auf mich zu kam und sagte: ,Sie

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sind doch die Frau Sixt, oder? Ich habe einen großen Wunsch: einmal die Formel 1 live zu erleben.‘“ Sie organisierte für Christopher und seine Eltern die Formel1-Karten für Magny-Cours. Regine Sixt: „Meine Freunde, Thierry Antinori von Lufthansa und Mario Theissen, haben spontan ihre Hilfe zugesagt. Schon die Nachricht, dass er seinen Wunsch erfüllt bekommt, stimmte Christopher zuversichtlicher. Seitdem geht es richtig mit ihm bergauf“, freut sich Regine Sixt. Schade nur, so Christopher, dass „Michael Schumacher nicht mehr fährt. Er ist immer noch mein Hero.“ Christophers Vater fasst immer wieder Mut: „Die Chemos, die Christopher regelmäßig bekommt, sind schon ein Hammer, aber wir geben nicht auf.“ Mutter Birgit: „Wir sind überwältigt von der Hilfe, die uns zugute kommt. Hauptsache, er wird wieder gesund.“ Die Chancen dazu sind leider eher gering. Auch Sie können Christopher helfen! Regine Sixt Kinderhilfe e. V., Kto. 744 44 74 BLZ 700 700 10, Deutsche Bank AG München Stichwort: Christopher



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Prachtvolle

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Russlands Boomtown kann alles: St. Petersburg 체berzeugt als Kunstmetropole, Szenemekka und zaristisches Architekturwunder. Das Venedig des Nordens schimmert wie ein majest채tischer Opal Vo n J a n K e i t h u n d E r o l G u r i a n ( F otos )

Perlenkette

fassaden gl체hen wie in einer theaterkulisse. Violinenspielerin vorm Winterpalast auf dem Schlossplatz mit Alexanders채ule St. petersburg Rubrik go go sixt sixt 13 13


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„st. petersburg ist bis heute eine Illusion.“ Blick von der Isaakskathedrale über die Dächer von St. Petersburg.

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er Kapitän drosselt die Maschine, der Bug senkt sich. Eine sanfte Linkskurve und rein in die kleine Wasserstraße. Wir verschwinden im Geflecht der unzähligen Kanäle. Fahren unter Brücken hindurch, die so niedrig sind, dass man sich ducken muss. Köpfe drehen sich, Kinder zeigen auf uns. Die Sonne wirbt mit Wärme und Licht. Wir schaukeln durch diese einzigartige Stadt. Und hoffen, dass der Kapitän niemals anlegen wird. In einem Boot, natürlich, sollte man seine St.-Petersburg-Reise beginnen. Das Wasser, die Lage am Sumpf, und die Brücken haben der Stadt den Namen „Venedig des Nordens“ eingetragen. Ein ungerechter geografischer Vergleich, den sich die zweitgrößte russische Stadt auch noch mit Amsterdam, Brügge und Stockholm teilen muss. Was hat St. Petersburg schon gemein mit den anderen Städten? Vielleicht die Mückenschwärme, die sich in den Sommermonaten wie ausgehungert auf die Körper stürzen. Aber sonst? St. Petersburg sei die „ausgedachteste Stadt der Welt“, hat Dostojewski einmal gesagt. Dieses Künstliche, Irrationale, Dekadente haben ihn und viele andere Literaten fasziniert. Eine Stadt, die herzeigt, was sie hat: Paläste, Kirchen, Brücken. Den nordischen Himmel mit seinem einmaligen Licht. Und natürlich die Eremitage, mit 1.000 Sälen und über 60.000 Exponaten eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.

ständig auf der suche nach schönheit Im Grunde ist St. Petersburg gar keine Stadt, sondern eine Theaterkulisse. Das zeigt schon der erste Spaziergang. Man flaniert vorbei an glühenden Fassaden, die so aussehen, als habe man sie am Ende einer Inszenierung einfach stehen lassen. Diese Bauten mit ihren Säulen, Pilastern und Stuckköpfen. Diese Ornamente und balkontragenden Karyatiden. Diese Torsos in den Eingängen. Tiere und Fabelwesen verzieren die Gebäude, eines fantastischer als das andere. Alles ist hier vertreten: Griechenland, Rom, Ägypten. Wo soll man bloß hinschauen? Als Anatolij Bissinbaev zum ersten Mal diese Stadt betrat, hat es ihm den Atem verschlagen. Ihm, den jungen Mann aus der Provinz, wo die Existenz vom zentralisierten Sowjetstaat auf eine starre Gleichförmigkeit reduziert worden war. 1975 kam er in das damalige Leningrad, um an der Akademie der Künste zu studieren. Er, noch nicht einmal 20 Jahre alt, schlenderte auf den Boulevards, die sich über Kilo-

Schaut her, auch Menschen sind schön. Prunkstation Erlöserkirche: Immer wieder säumen kilometerlange Kunstwerke die Kanalufer. 16 go sixt St. petersburg


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Einfach nur feiern. Hier und Jetzt. St. Petersburg lebt. Erhaben thronen am Ufer der Newa die fürstlichen Paläste und verkünden stolz vom unerschütterlichen Selbstbewusstsein der Kunst- und Hafenmetropole.

meter die Wasserläufe entlangziehen, und schüttelte innerlich den Kopf. Wie kann eine Stadt nur so prachtvoll sein? Heute ist er Ende 40 und lebt noch immer in St. Petersburg. Natürlich. Bissinbaev ist ein preisgekrönter Modefotograf. Jemand, der für die besten Magazine arbeitet und auf den Schauen in Mailand fotografiert. Ein Mann, der ständig auf der Suche nach Schönheit ist. Und der eine Ehefrau an seiner Seite hat, die sich mit Schönheit auskennt: Larissa Pogoretskaya, eine der talentiertesten Modedesignerinnen der Stadt. Jetzt hockt er da, in seinem Fotostudio. 300 Quadratmeter, Holzböden, an den Wänden hängen großformatige Bilder: ein Balletttänzer, nackt mit Engelsflügeln. Eine Frau, deren Kleid verrutscht und die rechte Brust freigibt. Bissinbaev trägt einen

Feiern: Ohne Foto am Winterkanal heiratet kein Petersburger Paar.

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schwarzen Pullover, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Sogar sein Handy ist schwarz. Sie sei nun mal die „Farbe der Intellektuellen“. Der Mann mit dem silbrigen Haar und kurz gestutztem Bart nippt an einem Glas Weißwein und spielt an seiner Kamera. „St. Petersburg ist die einzige Stadt in Russland, in der ich leben kann“, sagt er. Allein schon die Idee der Stadt! Zar Peter der Große, der St. Petersburg 1703 aus dem Boden stampfen ließ, wollte Russland so zeigen, wie es nicht ist. Anmutig, feudal, kultiviert. „Die Stadt ist bis heute eine Illusion.“ So wie Bissinbaevs Fotos nur Illusionen sind. Diese Trugbilder sind für den Besucher schwer zu verstehen. Bissinbaev erklärt es so: St. Petersburg sei wie ein Film. „Die Bauten sind die Kulisse“, sagt er, „und wir Menschen spielen

Schauen: Engel schützen die Isaakskathedrale.


hier ein schönes Leben vor, obwohl wir im Grunde nur arme Schauspieler sind.“ Wer sich als Fremder auf die Suche nach Wahrheiten, nach dem „echten St. Petersburg“, begibt, scheitert unweigerlich. Zu irreal ist diese Stadt. Und einfach zu groß. Unendlich strecken sich die Boulevards, führen über Brücken und münden in riesigen Plätzen. Dann beginnt ein neuer schnurgerader Boulevard, der ebenso in die Unendlichkeit führt wie der vorherige. Und immer wieder neue Prachtpalais, die russische Adelsnamen tragen: Anitschkow, Kikin, Woronzow, Jussupow. Fremd und schön säumen sie die Straßen, veredeln sie, machen aus ihnen kilometerlange Kunstwerke. Der schönste und berühmteste der Boulevards ist der Newskij Prospekt.

Wohnen: Altstadtromantik im Kirovsky-Bezirk.

Tausende Menschen bevölkern die Bürgersteige, strömen in die Geschäfte und in neobarocke U-Bahnhöfe. An warmen Sommertagen verwandelt sich der Newskij in einen Laufsteg. Junge Frauen in zu kurzen Röcken stolzieren an einem vorbei, zeigen selbstbewusst ihre makellosen Körper, so als wollten sie den Besuchern zurufen: Schaut her, in einer so schönen Stadt wie St. Petersburg sind auch die Menschen schön. Und dann verschwinden sie in einer der neuen ultramodernen Shopping-Malls. Zum Beispiel in der „Vanity Boutique“, einem gläsernen Bau gleich neben der Kasaner Kathedrale, nur zwei Gehminuten vom Newskij Prospekt entfernt. Wer hier einkaufen geht, gehört zur neuen, wohlhabenden Generation. Schuhe

Baden: Urbane Strandträume an der Newa am Fuße der fürstlichen Paläste.

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Flamenco-stimmung: Fete im Studio von Fotograf Bissinbaev.

Venedigmelancholie: der Verwaltungsbau am Gribojedowa-Kanal.


Flammen-Schauspiel: Feuerk체nstler auf der Schlossbr체cke.

Kulttreffpunkt: der Torbogen des Generalstabsgeb채udes.


Trinkhalle: konservativer Schick und coole Atmosphäre in der angesagten „7-Sky-Bar“.

Gourmetwelten: sündhaft teure Edelmenüs im ausschweifenden Swarovski-Lichter-Tempel „Lumière“.


die Stadt schläft nicht. nicht in den weiSSen nächten. Die Aura des Winterpalastes dominiert die Eremitage bei Nacht. Das größte Kunstmuseum der Welt beherbergt über 60.000 Exponate in 1.000 Sälen.

Prachtpalast: Im Rocco-ForteHotel „Astoria“ erzeugen Details eine einzigartige Aura.

Livehappening: Mit Jazzkonzerten swingt sich das Open-Café „Shater“ in die Herzen des Publikums.


„1993 war alles tot. Keine restaurants, keine Shops.“ Großformatige Modestillleben im Fotostudio von Anatolij Bissinbaev und seiner Frau. Grand Palace Mall mit atemberaubenden Shoppingetagen, Designerlabel-Boutiquen und Bars, Bars, Bars (re.).



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Im Open-Café „Shater“ trifft sich die Jeunesse dorée : „Die Menschen haben den Sinn für Kulinarik und Stil entdeckt.“

ab 800 Euro. Prada, Escada, Yves Saint Laurent. Auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern werden Waren von über 100 Designerlabels angeboten. Eine Glamourwelt, wie sie St. Petersburg bisher nicht kannte. Das Geld kommt aus den Hinterhöfen, dort, wo sich immer mehr Werbeagenturen und Internetfirmen breitmachen. Berauscht vom Wirtschaftsboom, schlendern die jungen Leute durch die Luxus-Mall, kaufen sich ihre Statussymbole und begeben sich dann aufs Dachgeschoss. Dort trinken sie im Szene-Café „terrassa“ – mit fantastischem Blick auf den Newskij Prospekt und die Erlöserkirche – einen Espresso und zelebrieren ihren neuen Reichtum. Warum auch nicht? Das Leben in St. Petersburg war lange hart genug. Viele Jahrzehnte lebten die Menschen in beengten Kommunalwohnungen, teilten sich mit acht Familien eine Küche und ein Klo. Dazu kamen der Krieg, die 900 Tage dauernde Belagerung durch die Deutschen, Hunger, harte Winter, hässliche Kleider, ein kommunistisches Regime. Und schließlich der Zusammenbruch der Sowjetunion. Chaos, Armut, Anarchie.

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nd dann kam das Nichts. „Als ich 1993 zum ersten Mal in die Stadt reiste, war alles tot. Keine Restaurants, keine Shops, während Moskau schon im Wandel war“, erzählt Hervé Le Bail. Der Franzose ist Generaldirektor des „Lumière“, eines der brandneuen Nobelrestaurants der Stadt. Gerade inspiziert er im Eiltempo die gedeckten Tische, zupft an Servietten, verschiebt Gabeln um ein bis zwei Millimeter. Gleich kommen die ersten Gäste, da muss alles stimmen. „Die Zeiten haben sich geändert. Die Stadt boomt. Sieben Jahre in St. Petersburg sind wie 30 Jahre in Frankreich.“ Unzählige neue Shops, Cafés und Restaurants sind in den letzten Jahren entstanden – wie eben das „Lumière“, eröffnet im vergangenen November. Es liegt im obersten Stock der No26 go sixt st. petersburg

bel-Shopping-Mall „Grand Palace“. Man speist unter 250.000 Kristallkugeln von Swarovski und blickt durch deckenhohe Fenster auf die Stadt. „Die Menschen haben den Sinn für Kulinarik und Stil entdeckt“, sagt Le Bail. Vor 10 Jahren sei das noch anders gewesen. „Da hielt man Essengehen für Zeit- und Geldverschwendung.“

läden kommen und gehen. kult für eine saison. Die Stadt ist in Bewegung. Läden kommen und gehen. Werden Kult für eine Sommersaison – und verschwinden dann wieder. Die „Verenda More“ ist so ein Fall. Ein Café auf der KrestovskijInsel, mitten im Grünen, mit Blick auf Wasser, Rückzugsort für die Künstler- und Boheme-Szene. Eine Oase mitten in der 5Millionen-Metropole, nur 15 Autominuten vom Zentrum entfernt, ein Ort zum Luftholen. Im letzten Sommer eröffnet, wird es jetzt im September wieder schließen – aus baurechtlichen Gründen. Ob es woanders wieder aufmacht? „Kann sein, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon“, sagt Kirill Korobov, der Besitzer. Er zuckt nur mit den Schultern. Für ihn sind Veränderungen nichts Schlimmes. Sondern die Chance, etwas anderes auf die Beine zu stellen. Das ist die neue Dynamik der Stadt. Es herrscht Aufbruchstimmung – ein bisschen so wie in Berlin nach der Wiedervereinigung. Und jetzt, da die Stadt endlich auch ein paar Krümel von den gigantischen Öl- und Gas-Milliarden, die Moskau vergolden, abkriegt, verändert sich auch ihr Gesicht. Nahe der Peter-und-Paul-Festung überragen jetzt schon zwei neostalinistische Apartmentpaläste die klassizistische Szenerie. Doch am umstrittensten ist der 400 Meter hohe Gasprom-Büroturm, wegen seiner eigenwilligen Gestalt vom Volksmund „Maiskolben“ genannt, der in den kommenden 10 Jahren entstehen soll. Glamourös und futuristisch soll das Ungetüm sein. Die Petersburger sind empört. Ein Hochhaus, das von allen wichtigen



GO Travel Plätzen der Stadt aus zu sehen sein wird? Nicht wenige glauben, dass die Stadt Puschkins, Lenins und Putins stirbt, wenn das Gebäude kommt. „Wir haben diese fantastische Stadt durch Zufall geerbt. Wir dürfen sie nie beschädigen“, mahnt Eremitage-Direktor Michail Piotrowskij. Ebenso ehrgeizig, dafür aber weniger umstritten ist das Projekt am alten Werftgelände „Neu-Holland“, einem außergewöhnlichen Denkmal der Industriearchitektur des Frühklassizismus. Neu-Holland ist eine dreieckige, aufgeschüttete Insel, auf der im 18. Jahrhundert zunächst ein Holzlager entstand. Später, im späten 19. Jahrhundert, gingen dort Wissenschaftler der Frage nach, ob der Bau von unsinkbaren Schiffen möglich ist. In der Sowjetzeit war „Neu-Holland“ Sperrzone, weil sich hier die Lagerräume des Leningrader Marinestützpunktes befanden. Jetzt krempelt Stararchitekt Norman Foster das Gelände, dessen Wahrzeichen ein majestätischer Torbogen über dem Kanal ist, zu einem supermodernen Business- und Kulturzentrum um. Francesco Bandarin, Direktor des Welterbe-Zentrums der Unesco, ist voll des Lobes. Foster gelinge eine glückliche Synthese von Prestigebauprojekt und pietätvoller Architekturkonservierung. Und da sind ja noch all die anderen Projekte: Das Mariinskij-Theater bekommt einen neuen Anbau. Geplant

ist auch ein Technologiepark, der ein bisschen so sein soll wie das Silicon Valley. Und ein Miniaturenpark. St. Petersburg, die Stadt der Oktoberrevolution, ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

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as weiß auch Adriano Leto. Deshalb kaufte der Mann, ein Engländer mit italienischen Wurzeln, vor einigen Jahren eine marode Wohnung mitten in der Innenstadt, nur ein paar hundert Meter von der Isaakskathedrale entfernt, ließ sie sanieren und in eine Nobelherberge umwandeln. Sie heißt „Casa Leto“ und ist eine der schönsten Unterkünfte der Stadt. Ein kleines Boutique-Hotel, untergebracht im 2. Stock dieses unscheinbaren Wohnhauses. Wer sich dem Gebäude nähert, glaubt zunächst, er habe sich verirrt. Russische Familiennamen an der Klingel. Das Treppenhaus ist dunkel und grau, Putz blättert von den Wänden. Dann öffnet man eine Metalltür und tritt ein in eine andere Welt: helle Holzböden, hohe stuckverzierte Decken, edle Antiquitäten. Hier wohnt man nicht, sondern residiert. Als sei man zu Gast bei einer russischen Adelsfamilie im 19. Jahrhundert. Nur mit einem Unterschied: Jedes der fünf Zimmer bietet den luxuriösen Standard des 21. Jahrhunderts. 300.000 Euro hat Leto in diese Ex-Kommunalwohnung hineingesteckt. „Die Gäste sollen sich so wohl fühlen wie zu Hause“, sagt er. Und es läuft gut für Adriano Leto. So gut, dass er schon das nächste Projekt plant. Er will ein großes Luxushotel eröffnen – mit 80 bis 100 Zimmern. Ein ausgefallener Wellnessbereich soll Gäste auch im Winter nach St. Petersburg locken. Also dann, wenn die Temperaturen schon mal auf Minus 20 Grad sinken und die Kälte beim Einatmen in die Lunge schneidet. „Die Stadt ist anstrengend genug. Das neue Hotel soll eine Oase zum Erholen sein“, sagt Leto. 40 Millionen Euro will er investieren – ein Risiko, denn noch immer ist es nicht leicht, in Russland Geschäfte zu machen, vor allem für Ausländer. So anders ist die Mentalität, zu unberechenbar sind die Behörden. Trotzdem glaubt Leto an den Erfolg. „St. Petersburg hinkte lange hinterher“, sagt er, „jetzt aber ist die Stadt im Kommen.“ Die Metamorphose der Stadt bereitet den Menschen in St. Petersburg manchmal Unbehagen. An allen Ecken und Enden wird gebaut und restauriert. Baugerüste und -gruben, Zäune, Kräne. Was wohl aus der Stadt wird? Niemand weiß eine Antwort. Vielleicht ist es gerade diese Unsicherheit, die die Menschen antreibt, weiterzumachen. Das Leben auszukosten. Jetzt und hier. An den Abenden strömen sie in ihre Theater, in ihre Opernhäu-

Heiraten, renovieren, bauen: Die Zukunft hat auch am Eremitage-Westflügel schon begonnen. 28 go sixt st. petersburg


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Rubrik go sixt 29


GO Travel ser, in ihre Konzertsäle. Sitzen im Sommer auf Parkbänken in den Parks. Liebespaare halten Händchen. Küssen sich. Trinken Bier. Warten auf die Nacht. Die Stadt schläft nicht. Nicht während der weißen Nächte. Nicht wenn kurz vor Mitternacht der Himmel rotgolden leuchtet. Und eine Stunde später ein schattenloses Licht die Fassaden der Stadt überzieht.

FotoS: Kempinski Hotel Moika 22, Erol Gurian

das licht lässt die räumlichkeit verschwinden. Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas beschrieb es als „mattes, doch keineswegs trübes Licht“ und verglich es mit dem „irisierenden Schillern eines Opals“. Es ist ein Licht, das die Räumlichkeit verschwinden lässt. Straßen, Flüsse, Kanäle verschwimmen in der bleichen nächtlichen Helligkeit. Perspektiven lösen sich auf. Menschen und Gebäude werden zu Geistern. Surreal und wunderschön. Um 1.35 Uhr öffnet sich dann langsam die Schlossbrücke über der Newa. Das Wasser schimmert silbrig, während die mächtigen Containerschiffe vorüberziehen. Ein feierliches Schauspiel, dem tausende Menschen zusehen. Ein paar Meter weiter, direkt am Ufer des Flusses, spielen Tänzer mit Feuer. Sie werfen brennende Fackeln in die Höhe und bewegen ihre Körper zu den

Rhythmen der Trommeln. Eine Atmosphäre voller Magie. Bis in die Morgenstunden sind die Petersburger unterwegs. Spazieren durch die Stadt, lauschen dem Blues in den Jazzclubs, tanzen bis sechs Uhr in den Diskotheken. Oder sie feiern zu Hause. So wie Antaloly Bissinbaev, der Modefotograf. Ganz spontan hat er heute Nacht seine Freunde eingeladen. Nach einem gemeinsamen Abendessen, bei dem reichlich Wodka floss, kam ihm die Idee. „Lasst uns alle zu mir gehen“, rief er ihnen über den Restauranttisch zu. Privatparty also. 30 Gäste. Musiker, Schauspieler, Tänzer. Es ist kurz nach zwei. Bissinbaevs Studio verwandelt sich in eine Tanzfläche. Lateinamerikanische Musik donnert aus den Boxen. Schwitzende Körper drehen sich auf dem Parkett. Weingläser klirren. Und mittendrin dieser Mann. Ein Gesicht voller Melancholie. Bewegungen voller Anmut. Das ist Farukh ­Ruzimatov, einer der berühmtesten Solotänzer des MariinksyTheaters. Ein Mann, der in St. Petersburg so populär ist wie ein Fußballstar. Jetzt tanzt er. Demi-plié, grand-plié, battement? Spielen heute Nacht keine Rolle. Tanzen ohne Regeln. Trinken ohne Regeln. Einfach nur feiern. Hier und jetzt. St. Petersburg lebt. Mehr denn je.

hotel astoria rocco forte

Das Meisterwerk des nordischen Jugendstils paart sich mit perfektem Rocco-Forte-Service und Designliebe zum Detail.

Kempinski hotel moika 22

Klassische Eleganz im Kaminzimmer konkurriert mit einem spektakulären Blick über St. Petersburg vom Restaurant der Dachterrasse.

Top 3 Hotels Kempinski Hotel Moika 22 Moika River Embankment 22 191186, St. Petersburg Tel. +7 812 3359-111 www.kempinski.com Das Luxushotel mit 197 Zimmern befindet sich in bester Lage direkt gegenüber der Eremitage. Es ist untergebracht in einem historischen Gebäude, dessen Fassade 1852 erbaut und später originalgetreu rekonstruiert wurde. Vom Restaurant auf der Dachterrasse hat man

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einen spektakulären Blick über die Dächer von St. Petersburg. Es gibt auch einen kleinen Fitnessraum mit Sauna – sehr schön, wenn man sich nach einem langen Tag entspannen will. Hotel Astoria Rocco Forte Bolschaja Morskaja ul. 39 190000 St. Petersburg Tel. +7 812 3135757 www.roccofortehotels.com Traditionsreiches Luxushotel gleich gegenüber der Isaakskathedrale. Das

Gebäude ist ein Meisterwerk des nordischen Jugendstils. Drinnen fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, als St. Petersburg noch die Hauptstadt des zaristischen Russlands war. Zum Interieur gehören russische Antiquitäten und moderne Möbel. Bar und Restaurants sind viel gerühmt. Und die Gästeliste des 1912 eröffneten Hotels, das heute zur Rocco-Forte-Gruppe gehört, liest sich wie ein Who is who der internatio-

nalen Politik, Wirtschaft und Kultur. Casa Leto Bolschaja Morskaja ul. 34 190000 St. Petersburg Tel. +7 812 6001096 www.casaleto.com Eröffnet 2005 ist dieses Boutique-Hotel eine der schönsten Unterkünfte der Stadt. Das Hotel ist untergebracht in einem typischen Stadthaus in der City. Die fünf Zimmer sind frisch renoviert und luxuriös, der Service ist exzellent.



GO Service

Xenia Nossowa

Private Tour

Die Reiseagentur und Private Tour Agency Xenia Nossowa, persönlich und kompetent durch die Inhaberin gleichen Namens geführt, organisiert oder veranstaltet Tagungen, Seminare, Gruppen- und Individualreisen. Reiseziele u. a.: St. Petersburg, Murmansk, Baltikum und Armenien.

das geld kommt aus den hinterhöfen.

Gourmettreffpunkt der In-Szene unter funkelnden Kronleuchtern im „Tiffany“.

Top 5 Restaurants Il Grappolo Belinskogo ul. 5 197183 St. Petersburg Tel. +7 812 273 4904 www.probka.org Das elegante, aber schlichte „Il Grappolo“ ist das beste italienische Restaurant der Stadt. Der Chef verwendet die besten Zutaten, die in St. Petersburg zu haben sind. Nirgendwo anders bekommt man zum Beispiel echten Büffelmozzarella. Köstlich sind auch die hausgemachte Pasta und die Antipasti für zwei Personen.

Lumière Grand Palace Shopping Mall Italianskaja ul. 15 191025 St. Petersburg Tel. +7 812 449 94 62 Ein Nobelrestaurant mit moderner Küche, eröffnete im vergangenen November. Man speist unter 250.000 Kristallkugeln von Swarovski und hat eine herrliche Aussicht durch deckenhohe Fenster auf den Newskij Prospekt und die Erlöserkirche. Im Winter, wenn es schon früh dunkel wird und die Lichter der Stadt angehen, ist der Blick besonders schön.

Davidov Hotel Astoria Bolschaja Morskaja ul. 39 190000 St. Petersburg Tel. +7 812 494 5815 www.thehotelastoria.com/ restaurant1.html Das Restaurant kombiniert moderne mit klassischer russischer Küche. Das Ambiente ist stylisch und feudal zugleich: weiche Farben, fließende Leinen, ausufernde Kristallleuchter. Nach dem Essen sollte man noch in der ruhigen Wassily-Kandinsky-Hotelbar einen der vorzüglichen Drinks nehmen.

Stroganoff Konnogvardeiskij boulevard 4 190000 St. Petersburg Tel. +7 812 314 5514 www.stroganoffsteakhouse.ru Neues Steakhouse in der Nähe der Isaakskathedrale. Die Preise sind hoch, dafür bekommt man aber richtig gutes Fleisch. Empfehlenswert sind auch die Burger, serviert mit hausgemachten Pommes frites. Das Restaurant mit gediegener Atmosphäre ist unendlich groß. Platzreservierungen sind daher ausnahmsweise nicht notwendig.

Tiffany Sadovaja ul. 12 191025 St. Petersburg Tel. +7 812 925 40 00 Das Restaurant ist ein beliebter Treffpunkt der Petersburger Jeunesse dorée. Der Speiseraum ist in rotes Licht getaucht, an der Decke hängen Swarovski-Kronleuchter. Serviert wird ausgezeichnete, internationale Küche. Besonders lecker: die Salate. Wer will, begibt sich nach dem Essen nebenan in den Loungebereich und trinkt dort noch einen Absacker.

Top 5 Bars&Clubs Seven Sky Bar Grand Palace Shopping Mall Italianskaja ul. 15 191025 St. Petersburg Tel. +7 812 4499462 Ein idealer Ort zum Cocktailtrinken. Die Bar liegt im obersten Stock der prächtigen ShoppingMall „Grand Palace“, gleich neben dem Nobelrestaurant „Lumière“. Man hat einen herrlichen Blick auf die Stadt. Ein DJ legt coole, loungige Musik auf – ein guter Startpunkt für eine lange Nacht in St. Petersburg.

Ché Poltawskaja ul. 3 195009 St. Petersburg Tel. +7 812 7177600 Der Club liegt in einer Seitenstraße des Newskij und ist Treffpunkt der Künstlerszene. Abends spielen Jazzbands auf einer kleinen Bühne. In lauen Sommernächten kann man auch draußen sitzen. Fasol Café Gorokhovaja ul. 17 190000 St. Petersburg Tel. +7 812 5717454 www.fasolcafe.ru

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Stylische Bar mit beleuchteter Theke. Nachmittags trinkt man hier Cappuccino, abends Cocktails. Wer will, bestellt sich Sushi oder genießt traditionelle russische Gerichte. Manchmal finden im „Fasol“ auch Szenepartys statt. Onegin Sadovaja ul. 11 194223 St. Petersburg Tel. +7 812 5718384 Ein Jetset-Club. Die Gäste wollen sehen und gesehen werden. Das Interieur ist ein wilder Mix aus barocker

Dekoration, Pariser Graffitikunst und Spiegel­ kabinett. Griboedov Voronezhskaja ul. 2 191119 St. Petersburg Tel. +7 812 7644355 www.griboedovclub.ru Einer der beliebtesten Tanzclubs, gegründet 1996. Gespielt wird praktisch alles: Disco, Funk, Pop, Rock, Twist, je nachdem, wer auflegt. Mittwochs ist „Disco-nacht“, Dresscode: kommunistischer Kitsch. Bands geben Live-Konzerte.

St. Petersburg Pulkovo Airport 18/4 Pilotov Str. 196210, St. Petersburg Air-Berlin-Agent Terminal 1, ATM Office 412 Tel. (0)81 0800 20671049 Service-Tel. Deutschland: +49 (0)180 5737800 (0,14 Euro/min)

Foto: Erol Gurian

Xenia Nossowa Zennerstr. 16, 81379 München Tel./Fax: +40 (0)89 72 40 29 71 Info:post@xenostours.de www.xenostours.de



GO

MyWay My

Femme fatale Deutscher Kinomythos, dynamische Fernsehlegende, M체nchner Societyikone: TV-Star Uschi Glas ist nicht zu fassen. Jetzt surft die 63-j채hrige Marathonschauspielerin gertenschlank durch eine neue ZDF-Serie: Zur Sache, Uschi Von Wolfgang Timpe und erol gurian (Fotos)

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Designfan Uschi Glas mit Mercedes CL 500, Hermès-Gürtel und Gabriele-Blachnik-Hosenanzug: „Ich mag den Audrey-Hepburn-Look.“


GO My Way

»Es gibt keinen bösen gott. meinen habe ich mir zurechtgelegt. Er steht für hingabe, Toleranz, Nächstenliebe und humor.«

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CL-500-Heimfahrt zurück nach Nymphenburg: „Er fährt sich angenehm weich. Ich liebe seine schlichten Armaturen.“

nsere Strecke zum Cruisen hat Uschi Glas selbst ausgesucht. „Ich liebe die Fahrt von Nymphenburg über Grünwald durchs hügelige Voralpenland zu unserem Golfclub Riedhof bei Wolfratshausen. Wenn ich die Berge sehe, geht mir das Herz auf“, hatte sie angekündigt und alle spielen mit – auch Petrus. Nach tagelangem Regen reißt für drei Stunden der Himmel auf, die Sonne lacht in schönster Bayernwerbemanier, und der Fernsehstar strahlt mit dem Edelcoupé CL 500 Mercedes um die Wette. Im Unterschied zum eigenen „eher weiblich kuscheligen“ 500 SL findet sie „die elegante Kühle des hellen Leders“ sehr passend, und für die leidenschaftliche Autofahrerin fährt sich das schnittige Designmodell „angenehm weich“. Nach wenigen Augenblicken hat sie alle notwendigen Bedienfunktionen erfasst. „Sehen Sie“, lacht sie, „das schätze ich an Mercedes. Ich liebe die schlichten Armaturen, wo man alles sofort im Blick hat und kinderleicht bedienen kann.“ Strahlt, redet, unterhält. Uschi Glas Frohnatur. „Das bayerische Land is scho schön“, slangt es aus der überzeugten Münchnerin heraus, „und nach längerem Wegsein verliebe ich mich immer wieder neu. Nirgendwo anders möchte ich leben.“ Spricht’s und gibt dem 388-PS-Luxusschlitten mit sattem Sound aus wackeren 5,4 Litern Hubraum und standesgemäßen acht Zylindern mal schnell die Sporen. „Wir müssen uns mit dem Fotoshooting beeilen, mittags soll es anfangen zu regnen.“ Die Schauspielerin, ganz Profi, kann handwerklich nicht anders, sie denkt halt immer mit. „Uschi, geben Sie alles“, ruft der Fotograf, als sie sich mit ihren zarten 56 Kilogramm bei 1,68 Metern dynamisch auf den Kühler schwingt. Muss er nicht. Die Idee, dem CL 500 auf der Motorhaube sitzend Buddha-Töne beizubringen, mochte sie sofort. „Und ich mache nur, was ich auch wirklich will“, kommt es kurz und trocken. Die Frau weiß, was sie will. Die evangelische Christin aus dem fränkischen Landau („das ist die totale Diaspora im katholischen Bayern“)

mag das Lebenszugewandte und Offene des Buddhismus. Sie selbst fühlt sich keiner Religion oder Kirche verpflichtet. Und mit Blick auf die aktuellen Auseinandersetzungen im Namen islamischer oder christlicher Weltanschauungen sagt sie: „Für mich gibt es keinen bösen Gott. Meinen habe ich mir persönlich zurechtgelegt. Er steht für Hingabe, Toleranz, Nächstenliebe und Humor.“ Kommt denn so viel Selbstbehauptung gut mit Situationen klar, in denen die Schauspielerin Uschi Glas machen muss, was Regisseure oder Fotografen sagen? „Eindeutig ja, das ist doch mein Handwerk. Ich bin Schauspielerin, bekomme Regieanweisungen wie ein Lichtassistent und mache alle Dinge absolut hundertprozentig. Posing ist ein Teil meines Berufes.“ Den übt Uschi Glas nun schon mit einmaligem Dauererfolg seit 40 Jahren aus, seit sie sich 1967 mit dem Kultfilm „Zur Sache, Schätzchen“ unauslöschlich in den deutschen Kinomythen verewigt hat. Sie kennt sich und die Erwartungen der Branche. Zum Fotoshooting erscheint sie im schnieken weißen Hosenanzug der Münchner Stardesignerin Gabriele Blachnik, und ein orangefarbener Armreif von Hermès aus Straußenleder und dazu passende Highheels von Dolce & Gabbana runden ihr perfektes Styling ab. Ist sie markensüchtig? „Quatsch“, reagiert sie locker, „ich habe Spaß an tollem Design und schönen Materia­ lien. Es muss aber zur Persönlichkeit passen. Man darf sich nie mit einer Marke verkleiden.“ Und was hat sie am Blachnik-Hosenanzug gereizt? „Ich mag diesen Audrey-Hepburn-Look“, lacht sie und bewundert die Kunst von (Mode-)Designern, „Monate und Jahre im Voraus den Geschmack der Zukunft“ zu erspüren und dann möglichst auch noch selbst Trends zu setzen. „Das finde ich sensationell.“ Apropos Audrey Hepburn. Der moderne luxuriöse Retrolook von Modedesignerin Blachnik ist Trend. Auch die Stuttgarter Designer von Mercedes hatten ein Näschen und platzierten doch mitten im digitalen Zeitalter auf der Kommandobrücke im Innern des CL 500 eine neoschicke Analoguhr mit strahlendem Chrom und umgeben von feinsten Wurzelhölzern. Man spürt bei Uschi Glas die Lust am Cruisen, als wir nach dem Shooting weiterfahren. Der Fotograf möchte sie gerne aus voller Fahrt mit wehenden Haaren fotografieren. Kein Problem. Sie erledigt wie

Zeit für Gefühle Mit dem Unternehmensberater Dieter Hermann (55) ist Uschi Glas (63) seit Oktober 2005 in zweiter Ehe verheiratet. Mit ihrem ersten Mann Bernd Tewaag war sie von 1981 bis 2003 verheiratet. Sie haben die gemeinsamen Kinder Julia (20), Alexander Christoph (25) und Benjamin (31). Schlagzeilen lieferten nicht nur immer wieder ihre erfolgreichen Arbeiten als Schauspielerin, sondern auch der Rosenkrieg mit Bernd Tewaag.


GO My Way »meine schauspiellehrerin hat mich so gequält, dass ich sie ermorden wollte. Ich muss Ich sein, sagte ich mir, verkaufe dich jetzt BloSS nicht an den beruf.«

gewohnt engagiert ihre Aufgabe – und ist plötzlich weg. Da geht der Gasfuß mit der schnellen Uschi durch, und sie muss kurz mal die Spitzengeschwindigkeit von gedrosselten 250 Stundenkilometern antesten. Was macht ihre Freude am Fahren aus? „Autofahren hat etwas Sinnliches, Entspannendes. Deshalb fahre ich auch sehr gerne allein mit dem Wagen zum Drehen. Wenn ich allein bin, kann ich am besten abschalten.“ Cut. Landau-Dingolfing, Franken, Ende der 50er Jahre. Ihr Vater arbeitet beim Autohersteller Glas (der Familienname ist nur zufällig identisch), der später von BMW übernommen wird. Das Schwarzweißfernsehen kommt gerade auf, und über die Filmleinwände des Nachkriegsdeutschlands flimmert die „20th Century Fox tönende Wochenschau“ mit Stars, Sternchen und Ereignissen aus aller Welt. Der Teenie Helga Ursula Glas,

TV-Star mit Armreif aus Straußenleder von Hermès, Südseeperle mit 30 Diamanten von Sévigné, Highheels von Dolce&Gabbana: „Ich habe Spaß an tollem Design. Es muss aber zur Persönlichkeit passen. Man darf sich nie mit einer Marke verkleiden.“

Uschi glas über

ABSCHALTEN „Autofahren hat etwas Sinnliches, Entspannendes. Deshalb fahre ich auch sehr gerne allein mit dem Wagen zum Drehen. Wenn ich allein bin, kann ich am besten abschalten.“

SCHLECHTE LAUNE „Ich muss für mich jeden Abend in den Spiegel schauen können. Wie habe ich mich heute geschlagen? Schlechte Tagesform mache ich mit mir aus, aber nicht mit Menschen.“

FOTOSH OOTING „Ich bin Schauspielerin, bekomme Regieanweisungen wie ein Lichtassi, und mache alle Dinge absolut hundertprozentig. Posing ist ein Teil meines Berufs.“

SECHZIG ER JAHRE „Ich mag keinen Mainstream. Man musste Ende der 60er Jahre links sein und Willy Brandt unterstützen. Es wurde von mir erwartet. Da musste ich opponieren, wollte mich nicht diesem Zwang unter­werfen. Das hätte mich fast die Karriere gekostet.“ 38 go sixt cruisen

Nesthäkchen der Familie mit vier Kindern, spielt im Landschulheim schon Einakter („im ersten spielte ich einen Professor, der von einer Wespe geärgert wird, mit Kissen in der Hose und unter der Bluse“) und liebt das Kino. Im örtlichen Filmpalast versteckt sich die Göre in den großen Falten des dunkelroten schweren Samtvorhangs und schummelt sich ins Kino. „Ich habe mich davon angezogen gefühlt.“ Die sinnliche Grundlage für die einmalige deutsche Schauspielkarriere in Film- und Fernsehen ist gelegt, den Rest besorgt die ausgebildete Buchhaltungssekretärin selbst – mit nassforschem Selbstbewusstsein zu Beginn („ich habe mir einfach alles zugetraut, weil ich es wollte“) und später natürlich mit eiserner Disziplin gegen sich und andere, wie sich zeigen wird. Der große Produzent Horst Wendlandt (Edgar-Wallace-Filme) entdeckt sie, engagiert sie für eine Nebenrolle und gibt ihr einen Ausbildungsvertrag. Schon ein Jahr nach ihrem schwarzweißen Premierenfilm „Der unheimliche Mönch“, in dem sie gleich mit den Kinostars Karin Dor, Harald Leipnitz und Siegfried Lowitz zusammen spielt, bekommt Uschi Glas 1966 ihre erste Hauptrolle als Apanatschi in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ mit Pierre Brice, Lex Barker, Götz George und richtigen Filmaußendrehs im früheren Jugoslawien – in Farbe und Cinemascope. Der Kinotraum der Helga Ursula aus Landau ist Wirklichkeit



GO My Way

luxuriöser retrostil Feinste Wurzelhölzer, neoschicke Analoguhr in der Instrumentenmitte: „Das helle Leder sorgt für elegante Kühle.“

mercedes cl 500. Das Edelcoupé der Karrosserieschmiede aus Stuttgart ist stolze 5,07 meter lang und wird von einem geschmeidigen 8-zylinder-motor mit exakt 5,461 liter Hub­raum und heftigen 388 PS angetrieben. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt gedrosselte 250 km/h. Dafür muss man allerdings auch den Grundpreis von 105.850 Euro entrichten. Gegenleistung: Neben exquisiten Fahrleistungen bietet die Kommandobrücke im Innern allerfeinsten Retrostil.

geworden. Aus Helga Ursula ist Uschi Glas alias Apanatschi geworden, der Pop-Schwarm einer ganzen „Bravo“-Generation mit Starschnitt, Fanpost und allem Pipapo.

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s ist auch die harte Schule bei der legendär gnadenlosen Schauspiellehrerin Annemarie Hanschke. „Sie hat mich so gequält, dass ich sie ermorden wollte.“ Früh zeigt sich ihr Eigensinn. Noch Jung­ star und noch in der Ausbildung legt sie sich oft mit ihr an, denn Uschi Glas war klar: „Ich muss ich sein“, sagte sie sich schon damals, „verkaufe dich jetzt bloß nicht an den Beruf.“ Woher kommt denn diese frühe Aufsässigkeit und Klarheit über den eigenen Weg? „Sicher vom Vater“, erzählt sie. Von ihm habe sie mitgenommen, was sie bis heute befolge: „Ich muss für mich jeden Abend in den Spiegel schauen können. Wie habe ich mich heute geschlagen? Schlechte Tagesform mache ich mit mir aus, aber nicht mit Menschen.“ Die größte Prüfung und der größte Erfolg stehen vor der Tür: „Zur Sache, Schätzchen“ mit Werner Enke, Regie: May Spills. Der Kultfilm von 1967 mit ihrem legendären Striptease auf dem Polizeirevier, bei dem sie sich nicht wie damals üblich nackt zeigt, sondern zur Überraschung aller, auch der Regisseurin, im edlen weißen Luxusdessous. Das „Schätzchen“ war geboren, Uschi

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Glas für den deutschen Film unsterblich geworden. Noch heute freut sie sich diebisch, wie sie May Spills „ausgetrickst“ hat. Sie wollte sich partout nicht ausziehen, nur weil der Zeitgeist es verlangte. „Die Dramaturgie machte das überhaupt nicht erforderlich.“ Sie wollte nicht, und sie setzte ihren Kopf mit Cleverness durch. Besorgte sich bei Münchens feinstem Wäscheladen Krines die maßgefertigte Corsage, „nicht so spießig wie die 60erJahre-Mode von Triumph & Co.“, sondern den Busen schön herausgehoben und feinste Miederspitzen: „Ich wollte ja selbst gerne sexy sein, aber eben nicht nackt wie alle.“ Das war die Geburtsstunde von Uschi Glas als Femme fatale. May Spills und Produzent Peter Schamoni waren hin und weg, das Team, das Publikum und besonders die Münchner. Von einer 20 Meter hohen Filmplakatwand schaute die CorsageUschi anno 1967 auf das Alltagsleben am Lehnbachhaus. „Es war sensationell“, staunt sie noch heute über ihren Scoop („habe alles selber bezahlt, nur um mich nicht auszuziehen“). Sie ist jetzt eine Ikone des neuen deutschen Films, Symbol der aufmüpfigen 68er-Stimmung. Wider Willen. Sie hockt wie alle in der Filmszenekneipe „Hahnhof“, in der es Brot umsonst gibt, Bier und Wein reichlich fließen und man sich „bis morgens um vier Uhr die Köpfe heißredet“ – über Filme und über Politik. Es ist die Zeit, als Willy Brandt „Mehr Demo-



GO My Way glücksallee Uschi Glas und Ehemann Dieter Hermann unter der Lindenauffahrt zu ihrem Golfclub Riedhof bei Wolfratshausen.

kratie wagen“ ausruft und der „stern“ mit dem Frauenbekenntnis „Wir haben abgetrieben“ die Republik erschüttert. Und die Uschi, das „Schätzchen“? Das soll im Dienste von „Willy wählen“ und beim Abtreibungskampf mit ihrer frischen Popularität helfen. Doch sie will nicht, aus Überzeugung. Die Nonkonformistin aus Landau stemmt sich gegen die kollektive Vereinnahmung. Sie macht kein Kreuz bei Willy. Wie ein Lauffeuer verbreitet es sich in der Münchner Filmbohème. Als sie den „Hahnhof“ betritt, wird sie von rund 150 Kollegen ausgepfiffen. Das „Schätzchen“ war beim neuen deutschen Film unten durch. Der Zeitgeist war links, Uschi Glas hielt an sich fest.

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»das bayerische land is scho schön. nach längerem wegsein verliebe Ich mich immer wieder neu. nirgendwo anders möchte icH Leben.«

edauert sie manchmal ihre konservative Rigorosität im Rückblick? „Nein. Ich mag keinen Mainstream. Man musste Ende der 60er Jahre links sein und Willy Brandt unterstützen. Es wurde von mir erwartet. Da musste ich opponieren, wollte mich nicht diesem Zwang unterwerfen. Das hätte mich fast meine Karriere gekostet.“ Fast. Sie verfolgt mit der ihr eigenen Leidenschaft die Karriere. Erst im Kino mit Edgar-Wallace- und Paukerfilmen, dann wird sie zum TV-Dauerserienstar mit „Polizeiinspektion 1“, „Zwei Münchner in Hamburg“ und, und, und. Das Publikum liegt ihr zu Füßen, sie erhält zwei Bambis und drei Goldene Kameras und 1998 das Bundesverdienstkreuz. Sie ist auch heute noch „Uschi nazionale“. Als nach über 22 Jahren die Ehe mit Bernd Tewaag, dem Vater ihrer drei Kinder, in die Brüche geht, ist sie das Boulevardschlagzeilenopfer. Sie kämpft um ihre Reputation. Als Stiftung Warentest ihre im Homeshoppingkanal vertriebene Gesichtscreme als gefährlich einstuft, kämpft sie gegen die deutsche Verbraucherinstitution. Bis heute. Mit Dieter Hermann (55), mit dem sie seit Oktober 2005 verheiratet ist, hat das persönliche Beziehungsglück wieder Einzug in ihr Leben gehalten. „Meine Frau hat große Selbstdisziplin. Das bewundere ich. Der Glamour ihres Jobs interessiert mich überhaupt nicht. Wenn Partner gleich ticken, werden beide stärker.“ Da passt etwas. Wenn die beiden die Lindenallee ihres Golfclubs Riedhof heraufkommen und ganz bei sich sind, scheint auch die Nonkonformistin gelassener bei sich anzukommen. Uschi Glas: deutscher Kinomythos, dynamische Fernsehlegende und Münchner Societyikone. Eine Frau geht ihren ganz eigenen Weg. Wie sonst kann man, sorry!, mit 63 Jahren so überzeugend eine Rolle als surfende Brauereiunternehmerin für die neue ZDF-Serie „Zur Sache, Lena“ annehmen und im gnadenlos auftragenden Neo­pren­anzug eine perfekte Figur machen? Ihr gefiel das komödiantische Buch, die ironische Anspielung auf ihr unauslöschbares Kultmovie als „Schätzchen“, und sie wird wieder wie immer mit Volldampf und Begeisterung und jeder Menge persönlichem Spaß schauspielern. Uschi Glas gibt immer alles – für sich und für ihre Rollen und auch für ihren Mann. Die Femme fatale ist einfach nicht zu fassen.

uschi glas eine deutsche karriere 1967 wird Helga Ursula „Uschi“ Glas mit 23 Jahren zur „Uschi nazionale“ im Kultfilm „Zur Sache, Schätzchen“, spielt sich als Halbblut Apanatschi in die „Winnetou“-Herzen der Teenager, dreht viele Edgar-Wallace-Filme und wird TV-Star u. a. mit der Serie „Zwei Münchner in Hamburg“. Sie erhält alle großen Preise vom Bambi bis zur Goldenen Kamera – und 1998 das Bundesverdienstkreuz. Mit ihrem Mann Dieter Hermann kämpft sie um das Leben der Deutschen Debbie, die in einer US-Todeszelle sitzt. Infos wie auch Protestbriefe an Gouverneur Arnold Schwarzenegger auf www.uschiglas.de. 42 go sixt cruisen



GStStyle O GO Style Men

Trend English Country

LANDpARTIE

Jetzt bitte nicht an Blümchenmuster von Laura Ashley denken, sondern an Prinz Charles mit Staffelei in Schottland: Country steht auch in der Mode für einen komfortablen Stil, für Qualität mit Understatement. Wichtig sind Produkte, denen man Handwerkskunst ansieht. Mit der Zeit gewinnen sie Patina. Leder, Tweed und Filz, Kord und gewalkte Wolle, Karos und Steppstoffe sind Essentials.

GUTSHERREnART Entspannt die Ländereien abschreiten lässt es sich im Karo­blouson und mit soliden Lederstiefeln. WWW.BALDESSARINI.DE

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ABGELEDERT Das ist Sofa-KUHltur vom Feinsten: weiche Decke mit Wollfutter im Rindslook. WWW.BALDESSARINI.COM

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GO Style Men

GANZ DER PAPA Country ist traditionsverbunden. Eine Weste, am besten kariert, ist daher unumgänglich. WWW.BOGNER.COM

SATZ HEISSER OHREN Gestepptes ist britisches Kulturgut. Die entsprechende Kappe garantiert, dass der Denkapparat nicht einfriert. WWW.BOGNER.COM

STYLE-VISION 650 LEGENDEN AUS LEDER Seit 106 Jahren steht das Offenbacher Unternehmen Goldpfeil für klassische Eleganz, beste Materialien und erstklassige Handwerkskunst. Ein leicht englischer Stil wohnt der Marke inne, vielleicht nicht zufällig: Über die Londoner Filiale schaffte die Gründerfamilie den Sprung in die Welt, zum Symbol und Namen inspirierte 1920 der englische Luxuszug „Golden Arrow“. Geschäftsführer Andreas Mann (oben) sieht in den Wurzeln die Zukunft: „Goldpfeil lebt in einem produktiven Spannungsfeld aus Tradition und Modernität. Jede Kollektion muss unserem hohen Standard an handwerklicher Fertigkeit gerecht werden und gleichzeitig immer in Einklang stehen mit der Realisierung neuer Designideen und der ständigen Entwicklung zukunftsweisender Visionen. Denn zu Tradition gehören auch Innovation und Kreativität. Es ist eine Herausforderung, eine Tasche zu gestalten, die über Jahrzehnte elegant ist – wir meistern sie.“

FÜR IMMER Dieser Weekender begleitet Sie ein Leben lang, er wird nicht älter, nur schöner. WWW.GOLDPFEIL.DE

GELÄNDEGÄNGIG Mühelos über Stock und Stein schreiten die Boots aus Leder mit Tweedschaft. WWW.BALDESSARINI.COM

SPORTSKAMERaD Die Queen fährt mit so einem Landrover zur Entenjagd. Der neue Defender gefällt aber auch Tierschützern. WWW.LANDROVER.COM Style mEn go sixt 45


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Wasserfall Wasserfarben von Aquamarin bis Türkis und silberne Reflexe perlen die Kette entlang. WWW.DYRBERGKERN.COM

Trend Türkis

HINGUCKER „Ich weiß nicht, wer die hohen Absätze erfunden hat, aber alle Frauen verdanken ihm eine Menge“, sprach Marilyn Monroe. WWW.SALVATOREFER RAGAMO.COM

Cool Position

Der Sommer leistet Widerstand gegen seine Entmachtung durch den Herbst und katapultiert Türkis als Kontrastfarbe in die nächsten Monate. Die kühle SwimmingpoolFarbe passt hervorragend zum noch leicht gebräunten Teint und zu Outfits in dunklen Tönen ebenso wie zu Weiß und Beige. Nur mit Rot kombiniert ist zu viel des Guten, also auch bei Lippen und Fingernägeln bei bräunlichen Hautfarben, bei Nude-Tönen, bleiben.

Blaue Stunde Mach es wie die Armbanduhr, zähl die schönen Stunden nur. Jene türkisblau schimmernde am Anfang des Abends zum Beispiel. WWW.SALVATOREFERRA GAMO.COM

CLEAR BLUE Auch für Ungläubige schmückend: Klare Bergkristalle und echte Türkise verbinden sich mit Rotgold zum Kreuz-Anhänger. WWW.POMELLATO.IT

DAY TRIPPER Alles, was Frau für einen Tag in der City braucht, passt in den glänzenden Shopper mit Silberanhänger. WWW.ESCADA.DE 46 go sixt Style woman


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HOT WHEN COOL Die Bomberjacke aus glänzendem Nylon mit Fellkragen ist das definitive Glam-Rock-Item für den Winter. WWW.FAY.IT

BAROKKOKO Zeigt her eure Füße – an den verspielten Stil von 80er-Star Prince erinnern die Lackpumps mit Schnalle. WWW.BALDININI.IT

Trend Rock-Style

Glam Slam

IN THE SHADES Hauptsache, groß und dunkel: Ohne Sonnenbrille geht doch ein Star nicht aus dem Haus – auch nachts nicht. WWW.DYRBERGKERN.COM

In-Models wie Kate Moss machen ihn vor, den heißen RockChick-Style: Die Farbe Schwarz steht im Zentrum, kontrastiert mit Silber und „Bling-Bling“, dem opulenten Schmuck der Hip-Hopper. Und natürlich gehören extravagante Lackpumps dazu, nietenbesetzte Taschen und große Sonnen­brillen gegen das Blitzlichtgewitter der Paparazzi. Ein bisschen RetroRock mit Knautschlack und Schlapphut à la Marianne Faithfull ­rundet den Style ab.

BODY GUARD Er ist zwar an die Kette gelegt, guckt aber bedrohlich genug, um Neugierige und Langfinger zu verjagen. WWW.BETHGE-HAMBURG.DE

SNAKE BITE LOVE Feinstes, glänzendes Pythonleder schlängelt sich hier den Arm hinauf, zartes Nappa auf der Unterseite. WWW.LOEWE.COM 48 go sixt Style woman

GO, GET IT Das Zeug zur neuen It-Bag der Wintersaison hat das glänzende schwarze Beutelchen allemal. WWW.BIASIA.COM


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GO Travel Tra

GlamouR Girls 50 go sixt our way


„Die beiden strahlen positiv auf die Schiffskultur ab. Sehr kurze Wege, viel persönlicher Kontakt.“ Gisa Deilmann, Kapitän Andreas Jungblut und Hedda Deilmann auf der „Traumschiff“-Brücke

Business, Lifestyle, Personality: Die Reederinnen Gisa und Hedda Deilmann mischen die Schifffahrt auf. Zwei Schwestern nehmen die weite Welt ins Visier Von Wolfgang Timpe und Erol Gurian (Fotos) our Way go sixt 51


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tr a u m s c h i ff m s de u t s c h l a n d Heimathafen und Flagge: Neustadt in Holstein, Deutschland; Kabinen und Crew: 520 Passagiere, 294 Kabinen (224 außen), 280 Besatzungsmitglieder; Technik und Antrieb: 22.400 Bruttoregistertonnen, 175 m Länge über alles, 23 m Breite auf Spanten, 4 Hauptmotoren mit zusammen 16.750 PS, 21 Knoten Geschwindigkeit (38,9 km/h).

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de i l m a n n s i s ter s a u f a l ph a - k u r s : Hedda und Gisa Deilmann (re.) zeigen den Machoseebären im Kreuz­ fahrtbusiness, wo’s langgeht: „Wir wissen,­­ was wir wollen, verhandeln sehr konsequent, arbeiten teamorientiert und sind nicht eifersüchtig.“


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ein, das sind nicht die nassforschen Händedruckbegrüßungen, die man von eisernen Karriereladys mit schmalen Ehrgeizlippen im strengen Businesshosenanzug kennt. Charmantes „Hallo“-Lächeln, gezieltes Taxieren des Gegenübers unter prägnanten Wimpern hervor und ein zarter, eher schüchterner Händedruck. Die eine, Gisa, im elegant-lässigen braunen Wildleder-Etuikleid von Prada; die andere, Hedda, im festlich-legeren sommerweißen Etuietwas von Gucci – beide haben die großen Sonnenbrillen stylisch ins hochgesteckte Haar geschoben. Zwei Schwestern, ein Auftritt; aufeinander abgestimmt, dezent individuell. Business, Lifestyle, Personality. „Hoffentlich haben wir Ihnen Interessantes zu erzählen, wir machen eigentlich nur unsere Arbeit. Aber fangen Sie mal an.“ So sind sie, die beiden einzigen deutschen Kreuzfahrtreederinnen, die Zwillinge Gisa und Hedda Deilmann, 39: gewinnend, zurückhaltend, klar. Vater Peter Deilmann führte mit dem Ocean­liner „MS Deutschland“ sein Unternehmen zum Erfolg, und bis heute bucht das ZDF das schwimmende Grand­ hotel für den Fernsehdauerquotenhit „Traumschiff“. Als der Reeder nach kurzer Krankheit im Herbst 2003 mit 68 Jahren plötzlich von der Brücke gehen musste, haben seine Töchter von einem Tag auf den anderen das Ruder der Reederei Deilmann in Neustadt in Holstein bei Travemünde an der Ostsee übernommen. Sie arbeiteten beide zwar schon

mit, standen aber eben nicht in der direkten Verantwortung als Unternehmensführerinnen. „Unser Vater hat mit uns kaum über die Schwere seiner Krankheit gesprochen und auch nicht wirklich ins Geschäft eingeführt.“ Im Tonfall von Hedda Deilmann schwingt immer noch Trauer über die so ausgebliebene persönliche Stabübergabe durch den „Fels in der Brandung“ (Gisa) mit, der der Gründerreeder für seine Töchter und das Fami­l­ien­unternehmen Deilmann immer war. Doch Bange machen gilt nicht. Nix Dauerlehre reicher Töchter mit extern angeheuerten Managern. „Wir wussten sofort, dass wir die Reederei als Familienunternehmen weiterführen wollten“, erinnern sich Gisa und Hedda Deilmann. 110 Mitarbeiter am Stammsitz in Neustadt, 700 Besatzungsmitglieder auf der „MS Deutschland“ und den neun Flussschiffen wollen geführt sowie über 41.000 Passagiere und rund 100 Millionen Euro Umsatz (2006) gemanagt werden. Die jungen Businessdeerns von der norddeutschen Küste packen das so an, wie man es hier im hohen Norden schätzt: persönlich, engagiert und geradeheraus. „MS Deutschland“-Chef Andreas Jungblut (54), seit der Schiffstaufe 1998 Kapitän des Traumschiffs, haben das Zupackende und die Eigenständigkeit der beiden Unternehmenslenkerinnen imponiert. „Sie haben sich von den vielen Besserwissern um die Reederei herum nichts einflüstern lassen, sondern ihr eigenes Ding durchgezogen“, blickt der silbergelockte Sky-du-Mmont-Typ entspannt zurück. Inzwischen gewinnt er als An-

„Das Reedertalent ist vom Vater unbewusst auf uns übergegangen. Wir sind zielstrebig und halten zusammen.“ Hedda (l.) und Gisa Deilmann vorm Porträtgemälde von Papa und Gründungsreeder Peter Deilmann (†). 54 go sixt our Way


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GO Travel fangsskeptiker der weiblichen Doppelspitze nur noch Vorteile ab. „Die beiden strahlen positiv auf die Schiffskultur ab. Sehr kurze Wege, viel persönlicher Kontakt.“ Der Mann weiß, wovon er redet, er kennt die männliche Variante. Gründer Peter Deilmann hatte für Jungblut „eine ausgeprägte soziale Ader“, konnte aber bei Krisen durchaus „sehr aufbrausend“ sein. „Ich bin hier glücklich“, stemmt das Superklischee eines Cruisecaptains sein Loblied auf die Chefinnen dem Autor entgegen. „Wir sind keine Korea-Klitsche, fahren unter deutscher Flagge!“ Das erhöht die (Tarif-)Kosten, aber renditesüchtige Heuschrecken aus dem globalen Kreuzfahrtbusiness und ignorante Banker haben bei den Deilmann-Sisters null Chance.

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artner, Lieferanten und Banken mussten überrascht feststellen, dass die Damen dem Kreuzfahrtbusiness ihren ganz persönlichen Stil aufdrücken: „Wir wissen, was wir wollen, verhandeln sehr konsequent, arbeiten teamorientiert und sind nicht eifersüchtig.“ Kein Zickenkrieg also, wie ihn gerade die Wagnerdynastie Bayreuth rund ums Erbe des Grünen-Hügel-Chefs Wolfgang Wagner zum Amüsement fürs Feuilleton und die Peoplepresse bundesweit vorführt. Vielmehr Konzentration auf das Wesentliche. Vielleicht hat der frühe Schock der maritimen Machowelt den Reederinnen ja signalisiert: Hier müssen wir ganz pragmatisch unseren eigenen Weg gehen.

ne Leistung an seinem Platz“ erbringen. Schlendrian finden die Damen nicht witzig. Da fallen im Zweifel klare Worte, auch zu Führungskräften, aber auch unter Schwestern „werden die Dinge konsequent ausdiskutiert“, beharrt Gisa, und Hedda bestätigt: „Wir streiten uns kurz und heftig, aber lösen gemeinsam das Problem und sind vor allem nicht nachtragend.“ Und woher diese Nonchalance im Führungsbusiness? Na, weil sie selber immer ihr „eigenes Geld verdienen mussten“, wie Gisa zurückblickt. Die Familie war immer „sehr bescheiden“, Peter Deilmann hatte vor seiner Kreuzfahrtidee schwere Existenzzeiten durchzustehen und Mutter Anke (66), Realschullehrerin, sorgte immer für Bodenhaftung. Die Eltern leben getrennt, die Mutter übernimmt unter der Woche die eher strenge Erziehung, der Vater ist an Wochenenden der GuteLaune-Papa. Aber auch konsequent: „Vater hat uns knapp gehalten.“ Das hat den Damen offenbar nicht geschadet.

„Nach dem Abi waren wir total rebellisch.“ Da büxen die beiden mit knapp 20 Jahren nach dem Abitur nach Südfrankreich aus, ohne dass die Eltern wissen, wo sie stecken. Hedda surft anno 1987 auf Hawaii, Gisa in Tarifa, Südspanien – klar, auf eigene Kosten. „Nach dem Abi waren wir total rebellisch, wollten unsere Freiheit genießen“, sagt Hedda. „Es war vor allem chaotisch“, lacht Gisa. Beide schauen als 39jährige Unternehmensführerinnen leicht sehnsüchtig bei der

Oder was sollen zwei 36-jährige JungunErinnerung an schöne Jugendtage. WähHave a walk on the wild side: ternehmerinnen anno 2004 davon halten, rend Hedda später Reisekauffrau bei HaEignerinnen Hedda (l.) und Gisa Deilmann dass sie bei ihrem ersten gesellschaftlipag-Lloyd in Hamburg lernt und bald im erobern mit Highheels souverän chen Business­­event mit der Containerväterlichen Unternehmen mitarbeitet, das Kapitänsdeck Richtung Brücke. Edle reederin Christiane Oldendorff die einzilernt Gisa Hotelfachfrau im Hamburger Plüsch­lounge auf der Kaiserempore, gen Unternehmerinnen sind – neben den Hotel „Vier Jahreszeiten“ und führt daangelsächsischer Clubstil im „Alten Fritz“. 200 männlichen 50plus-Gästen beim nach in Irland erfolgreich ein Hotel. „Da „Dinner at Kempinski Hotel Atlantic“ von habe ich entspanntes Arbeiten und ein der Schiffshypothekenbank zu Lübeck AG in Hamburg? Selber freundliches Miteinander kennengelernt“, schwärmt sie. Und: machen, eigene Wege gehen, wurde für sie zur erfolgreichen „Man ist dort nicht so engstirnig wie wir Deutschen.“ Devise. „Das Reedertalent ist vom Vater unbewusst auf uns Eigenverantwortung und Selbstvertrauen wird aber auch übergegangen“, sagt Hedda, und Schwester Gisa legt nach: durch Liveerlebnisse gestärkt, Gisa und Hedda Deilmann „Wir sind zielstrebig und halten zusammen.“ schauen, was und wie es andere machen. Als sie Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn ihrer Reederinnenherausforde„Bei uns geht es durchaus familiär zu.“ rung „souverän und locker“ (Gisa) vor 250 Männern aus der Vor allem zu Beginn ihrer Regentschaft. Da wurden kosten- Containerschifffahrt und vor Vertretern einflussreicher Emistechnisch Optimierungen veranlasst, unrentable Schiffe wei- sionshäuser sprechen sehen, fasziniert Hedda die „tolle Aura“ terveräußert und klassische Spielregeln über Bord geworfen. und Gisa findet die Regierungs­chefin „schlicht beeindruDie Schwestern sanieren und konsolidieren nicht nur ein we- ckend“. Was zeichnet denn nun die vom „Spiegel“ jüngst ausnig, sie investieren auch. Sie unternehmen halt etwas. „Wir ha- gerufenen „Alpha-Mädchen“ der Generation Merkel aus? Was ben die Marke ,Deutsche Kreuzfahrttradition’ aufgefrischt, ins haben die Ursula von der Leyens und die Deilmann-Sisters, Marketing und in die Qualität unserer Schiffe und unserer An- was die Alice-Schwarzer-Heroinen der frauenbewegten 70ergebote investiert“, sagt Gisa. Sie legen Wert darauf, dass Mitar- und 80er-Jahre nicht haben? „Wir sind halt keine typischen beiterinnen und Mitarbeiter „selbstständig denken und eigen- Karrierefrauen“, sagt Hedda, „wir haben zusammen sechs Kinverantwortlich handeln“. „Es geht bei uns durchaus familiär der, freuen uns auf das Wochenende mit der Familie und arbeizu“, betont Hedda Deilmann, aber jeder müsse eben auch „sei- ten die Woche über hart.“ Und warum nicht typisch Karriere? 56 go sixt our way



GO Travel UNICEF-Gala an Bord: Hedda (l.) und Gisa Deilmann im prächtigen Kaisersaal.

Warum nicht männlicher als die Männer? „Weil Frauen Dinge einfach anders anpacken“, ist sich Gisa sicher. „Wir setzen keine Ellenbogen ein, weil wir wissen, dass man mit Diplomatie viel weiter kommt.“ That’s it. Da erinnert man sich doch sogleich an Kanzlerin „Angie“, wie sie auf den jüngsten EU- und G-8Gipfeln den altvorderen Herren gewinnend Kompromisse und Lösungen aufzeigte. Frauen können kollegialer führen – und sind fortschrittlich durch konservative Werte? Jedenfalls fühlt man sich „familiar“, wie es so schön im Angelsächsischen heißt. Auch bei den Deilmanns trägt man selbstbewusst Schwarzrotgold. Nein, nicht wegen des Fußball-WMSommermärchens 2006 mit enthemmt lockeren Kickerfans, sondern aus langer Tradition. „Bei uns ist das Messing poliert, wir spielen klassische Musik und haben über 60 Prozent Stammgäste, die immer wieder kommen – auch um sich wiederzusehen.“ Captain Jungblut kennt seine Pappenheimer. Nur gut, dass die jungen Inhaberinnen zwar bekennende mittelständische, konservative Unternehmerinnen sind und ihr Kernpublikum also gut kennen, aber eben auch ganz im Hier und Jetzt angekommen sind. „Wir setzen neue Akzente“, sagt Gisa mit Blick auf die von ihnen entwickelten neuen Angebote wie „Exklusive Wellnessentdeckungsreisen“ oder „Exklusive Kreuzfahrten für Pferdeliebhaber“. Exklusivität? Möchte jeder gern verkaufen. Doch wenn beim kreuzfahrerischen Pferdetrip Weltmeister Franke Sloothaak über englische und irische Spitzengestüte führt und man das legendäre Aga-KhanGestüt besichtigen kann, löst sich die individuelle Klasse der „MS Deutschland“-Touren ein. Zielgruppengenaue Exzellenz.

Die verkörpern die Eignerinnen Gisa und Hedda Deilmann selbst. Wie sie auf dem Weg zur UNICEF-Gala im Kaisersaal der „MS Deutschland“ in edlen Bottega-Veneta- und flotten Miu-Miu-Highheels (Hedda) souverän alle Hindernisse von Netzstegen, Türschwellern bis zu den tiefen Orientteppichen meistern, nötigt Respekt ab.

„Ideen haben wir zwischendurch.“ Dabei kommen die beiden aus einer ganz anderen Kinderstube. Sie waren nicht nur „schlechte Esser“, sondern kamen mit ihrem Fahrrad „immer zu spät zur Schule“. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige. „Wir haben unsere Gymnastik schon hinter uns“, musste sich der Sportlehrer mit Verweis auf die morgendliche Fahrradtour zur Schule anhören. Frech kommt weiter. War eine gute Schule, schließlich müssen sich die Reederinnen heute im Paralleljob als Mütter bewähren (Gisa zwei, Hedda vier Kinder). Klarer Fall von Multitasking. Familienleben, Business, Personality: Die Reederzwillinge zeigen Kreuzfahrern den Kurs – mit neuen Konzepten in die weite Welt hinaus. „Den Anstoß dazu bekommen wir nebenbei, wenn wir miteinander reden“, sagt Hedda. „Ideen haben wir zwischendurch.“ Wie wichtig die beiden neue Märkte nehmen, bestätigt Gisa: „Das Marketing für unsere Produkte ist enorm wichtig. Wir wollen neue Zielgruppen an die Kreuzfahrt heranführen.“ Der Vorhang zu und eine Frage offen: Was ist denn nun das Geheimnis Ihres bisherigen Erfolgs? „Wir sind norddeutsch.“ Kurz, präzise, eindeutig. Weibliche (Familien-) ­Alpha­tiere wissen halt genau, was sie tun. Ihren Job.

Deutsche Kreuzfahrttradition 35 Jahre Deilmann-Reederei: Jubiläumskreuzfahrt All Inclusive, 04.12.–19.12.2007 von Dubai nach Phuket Peter Deilmann Reederei GmbH & Co. KG, Am Holm 25, 23730 Neustadt in Holstein Buchungsinfos: Tel. +49 (0)4561 39 60, Fax: +49 (0)4561 82 07, E-Mail: info@deilmann.de, www.deilmann.de 58 go sixt our Way



Patron Hannes Horsch und Küchenchef Ingo Bockler: „Unsere Gäste sollen sich wie in ihrem privaten Landhaus fühlen.“

Fotos: hotel hohenhaus

GO à la Carte

Frühstück mit Bückling & Co.

Hotel Hohenhaus

37293 Holzhausen bei Herleshausen Tel. +49 (0)5654 98 70 Fax: +49 (0)5654 13 03 Mo.–So. 12–14 + ab 19 Uhr www.hohenhaus.de

Rückzug pur mit Sterneküche Die Countryperle „Hotel Hohenhaus“ bietet feinste Natur und kernige Menüs.

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icke Holzscheite lodern im großen Landhauskamin der Lobby, Gäste loungen entspannt in bequemen Sofafauteuils, der leise Sound eines lebendigen Gutshofs dringt durch weit geöffnete Flügeltüren, der milde Hauschampagner perlt sanft und das regionale Viergängemenü wartet auf seine Gäste. Riechen, schmecken, relaxen: Die Countryperle „Hotel Hohenhaus“ bietet lebendige familiäre Landhauskultur und regionale Sterneküche in allerfeinster Natur. Rückzug pur. Hier im nordhessischen Holzhausen sind Wälder, Hotelatmosphäre und die Stille im Hohenhaus­­tal die Helden der Erholung – und die regionale Sterneküche kommt aufs angenehmste hinzu. Garanten für diese Mischung sind Direktor Hannes Horsch und Küchenchef Ingo Bockler. Der gebürtige Braunschweiger

Majestätisch wacht die mächtige Rotbuche über Hotel Hohenhaus, weit schweift der Blick über das geschwungene hügelige Tal: Die Stille ist der Star. 60 go sixt gastro

Bockler (43) wächst in der Gaststube seiner Eltern auf („unser Wohnzimmer“), und in der Großbrigade der Stadthalle hat der Koch, der gerne Biogärtner geworden wäre, „gutes Gulasch gelernt“. Heute zieren seine Kochkünste dank seiner Aromasicherheit („Limetten-Buttermilchschau in der Krokanthippe“!) und Produktsensibilität („Filet vom geangelten Wolfsbarsch mit zweierlei Balsamicoessigsaucen auf Zwiebelconfit“!) ein Michelinstern und 15 Gault-Millau-Punkte. Hoteldirektor Hannes Horsch („ich bin ein bodenständiger Typ“) hat vieles hinter sich (erfolgreicher Aufbau Ost eines Businesshotels) und noch viel vor sich. Er möchte den hohen Stammgästeanteil („unsere Gäste sollen sich wie in ihrem privaten Landhaus fühlen“) um junge Familien ergänzen, weshalb jetzt viele Outdooraktivitäten angeboten und angenommen werden. „Wir verjüngen uns“, schmunzelt Horsch, „obwohl das eigentlich nicht nötig ist, da die Deutschen immer älter werden und wir lange was von unseren treuen Gästen haben.“ Fröhlicher Schalk und entspannte Gemütlichkeit sind dem gebürtigen Freiburger (42) in die badische Wiege gelegt. Auf Hohenhaus pflegt man mit den sternetechnisch erprobten Gästen partnerschaftliche Gourmetdebatten. Lässig speisen. Und Maître Horsch strahlt, wenn er erfolgreich eine Überraschung empfiehlt. Sein 06er Weißburgunder von Korrell überzeugt den Skeptiker mit Rasse und Charakter. Dann ist der Manager, Sommelier und Gastgeber mit sich im Einklang. Hotel Hohenhaus lebt von seiner familiären Seele, die Familie Horsch und ihr Team uneitel prägen und Bocklers geerdete Sterneküche ergänzt. Das Haus ist der Star. Das Domizil Hohenhaus verströmt den diskreten Charme der Intimität. Wolfgang Timpe



GO

Relax Re Ob das Kempinski-Juwel am Bosporus, das Beverly Hilton in Hollywood oder das Barockschloss Bensberg 체berm Rhein: Alle H채user sind f체r einen One-Night-Stand viel zu schade.

leuchtendes fernweh

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FotoS: kempinski ag

oper Weit geschwungene Treppenfluchten sorgen sorgen in der Lobby für theaterreife Auftritte.

Çiragan Palace Kempinski Istanbul, Istanbul, Türkei www.kempinski.com

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rientalische Träume gedeihen in üppig dekorierten Residenzen und goldgeschwängerten Wandapplikationen besonders ausschweifend. Das Nobelhaus Çiragan Palace Kempinski Istanbul besticht nicht nur durch seinen märchenhaften Luxus in Ausstattung und durch fürstliches Design, sondern vor allem durch seine enorm weitläufige Anlage direkt am Ufer des Bosporus in direkter Nachbarschaft zum Palast des letzten türkischen Sultans. Die 315 neu renovierten Zimmer bieten jeglichen Businesskomfort. Und bodentiefe Fensterschiebetüren wie etwa im DeluxeSuperior-Zimmer ab 454 Euro lassen den lebhaften Schiffsverkehr der Wasserstraße vorüberziehen. Filmregisseur Federico Fellini hätte an dieser maritimen Sound- und Lichterkulisse seine helle Freude. Im Çiragan Palace Kempinski zu wohnen ist große Oper. Doch auch vorm Çiragan Palace macht die Klassengesellschaft nicht halt. Muntere 3.245 Euro kostet die Vezir-Suite für eine Nacht. Leistung? Ein lupenreiner 180-Grad-Panoramablick auf den Strom, Livingroom und Schlafzimmer mit eigenen Terrassen, Butler. Ach, Geld. Was soll’s. Istanbul ist zum Träumen da.

Fazit: Royale Residenz. Bei offenem Fenster kann man den Sound von Istanbul aufsaugen und die Meeresluft des Bosporus schnuppern. Das Çiragan Palace weckt Sultanfantasien. Infos: Çiragan Caddesi 32/Besiktas, 34349 Istanbul, Türkei; Tel. +90 212 326 4646, Fax: +90 212 259 66 87; Buchen: www.kempinski.com


GO Relax

Panoramablicke über Los Angeles inklusive.

FotoS: the beverly hilton, hilton international

Mit über 60.000 Quadratmetern Tagungs- und Konferenzfläche bietet das Beverly Hilton Businesskultur pur.

the beverly hilton, beverly Hills, Kalifornien, USA www.beverlyhilton.com

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Auffahrt Das unprätentiöse 50er-Jahre-Haus bietet perfektes Businesswohnen.

ur wenige Kilometer weiter, den legendären Santa Monica Boulevard hinunter, endet am Pazifik, am Strand von Los Angeles, die berühmteste Straße der Welt: die Route 66. Auch sonst ist um dieses mythenumrankte Entertainer-Starhotel der 50er Jahre herum einfach alles nur eins: famous. Hollywood, Sunset Strip, Los Angeles Country Club und, und, und. In typisch amerikanischer Bescheidenheit sieht man sich selbst als „Legende von Glamour und Luxus“. Immerhin ist das 570-Zimmer-Hotel mit flotten 80 Millionen Dollar von Grund auf wieder aufgepäppelt worden und bietet jetzt perfektes Businesswohnen ab 165 Euro – große Flatscreens, Wireless-

Lan und kostenlose Traumblicke über das ewig dunstige Los Angeles inklusive. Wie immer in den USA muss man aktuelle Packages abfragen. Da kann es passieren, dass man im „Luxury Drive Package“ eine Topsuite mit Edelkarosse für ein Honeymoon-Weekend oder eine Drei-Tage-Businesstour bei drei Nächten für rund 500 Euro buchen kann. Klar, abhängig von Star-Aufkommen, Hollywood-Events oder MesseHype. Keine Bange, auch L. A. kennt in der Hotellerie Saure-Gurken-Zeiten und BestPrice-Wochen. Immer flexibel bleiben! Fazit: Nach einer Totalrenovierung wieder eine Topadresse in L. A. und mit herrlichem Panoramablick über die Stadt.

Infos: The Beverly Hilton, 9876 Wilshire Boulevard/Santa Monica Boulevard, Beverly Hills, CA 90210; Tel. +1 310 274-77 77, Fax: +1 310 285-13 13; Penthouse buchen: Heather Dieter, Assistant Director; Tel. +1 310 285-13 38 64 go sixt traumhotels



Grandhotel Schloss Bensberg, Bergisch Gladbach, Deutschland, www.schlossbensberg.com

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Feinste Fresken Einfache Tagungsräume prunken mit historischen Deckengemälden.

ie Barocklegende lebt! Das Grandhotel Schloss Bensberg, hoch überm Rhein gelegen mit Blick auf den Kölner Dom, ist das Flaggschiff der hochdekorierten Hotelgruppe Althoff. Dass man in so einer Luxusherberge anständig lebt und nächtigt, versteht sich von selbst. Aber dass hier im Dreisternerestaurant „Vendôme“ mit Patron Joachim Wissler jeden Tag ein Endspiel der Koch-Champions-League stattfindet, ist einzigartig. Eigentümer Thomas Althoff fordert in all seinen Häusern von seinen Spitzenkräften das Beste der Besten. Highlight in diesem Spätsommer wird wieder „Althoffs Festival der Meisterköche“

ab 23. September sein, wenn sich 24 Michelinsterne und 291 Gault-Millau-Punkte zum alljährlichen kulinarischen Kräftemessen vor barocker Kulisse treffen. Im globalen Wettbewerb internationaler Hotelketten bilden die sechs eignergeführten Häuser der Althoff-Gruppe mit neun Michelinsternen eine unternehmerische Alleinstellung. Qualität, Service und atemberaubende Locations sowie hinreißend individuelle Gastronomiekonzepte machen die Althoff-Häuser zu einzigartigen Logissuperstars. Fazit: Das Fünfsternehaus Schloss Bensberg ist mit seinem Dreisternetempel „Vendôme“ ein Pilgerziel für Gourmets.

Kochende Superstars posieren vor barocker Kulisse. 24 Michelinsterne und 291 Gault-Millau-Punkte treffen sich 2007 zum 5. Mal zu „Althoffs Festival der Meisterköche“.

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FotoS: schloss bensberg, althoff-gruppe

Infos: Grandhotel Schloss Bensberg, Kadettenstraße, 51429 Bergisch Gladbach; Tel. +49 (0)2204 42-0, Fax: +49 (0)2204 42-888; E-Mail: info@schlossbensberg.com; Buchen: www.schlossbensberg.com oder ww.lhw.com



GO

HighEnd

poolparadies Wie, Whirlpool kann jeder? Ja, aber nur im Stadtbad. Der Sanum S 800 des Luxusbecken-Herstellers Hotspring kommt mit zwei 7000er-Pumpen, 2-PS-Wavemastern und feinstem Teakholzoutfit wie ein Ferrari der WhirlpoolFormel-1 daher. Sechs Sitzplätze bietet das mobile wassermassierende Masterpiece. Dass die Glamourwanne lockere 17.750 Euro kostet, wundert nur den, der das Knetwunder noch nicht ausprobiert hat. www.hotspring.de

rollenspiele

Die blassrosa blühende Herbstzeitlose läutet im September den deutschen Indian Summer ein. Die zarte Melancholie der krokusähnlichen Blüte verzaubert jede Umgebung. Ob das transparente Glasstyling eines Davinci-Hauses, der mobile HotspringEdelwhirlpool oder die feinen Uno­ sider-Outdoorzelte: Ein farbiger Herbst liebt Rollenspiele zeitloser Stars.

schaumfest Wer kann George Clooney widerstehen? Falsche Frage. Wer erliegt Nespresso? George Clooney! Der smarte Beau veredelt den Weltmarktführer der kleinen, bunten, hübsch portionierten Spitzenkaffee-Cups. Ob Mr. Ocean den kräftigen Schaum der neuen Nespresso Lattissima sexy findet, ist egal: Sie bereitet weiße Schaumträume – automatisch. www.nespresso.coM

naturtempel mondsucht In Ausnahmefällen dürfen extravaganter Stil und einzigartige Klasse wie bei Rennwagen eine Nummer tragen: MP 6428. Die neue Mondphasenuhr von Maurice Lacroix lebt den Mondrhythmus. Exakt 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden dauert der Zyklus von Neumond zu Neumond. Präzise wie die Natur läuft das Kaliber ML 37, das handdekorierte Automatikwerk. Mit MP 6428 hält Mann sinnlichen Kontakt zum Universum. www.mauricelacroix.de 68 go sixt Style

Mauern stoppen positiven Energiefluss. Das grenzt nicht an Wünschelrouten­ romantik und Spökenkiekerei, sondern definiert moderne Architektur. Die exklusiven Wohnwelten der DavinciHäuser mit hohen Holzbalkenkonstruk­tionen und vollflächigen Glasfronten schaffen Lichträume und lässige Eleganz. Die Natur wohnt mit! DavinciHäuser sind eine Designhymne an die Graswurzelbewegung. Wohnen im Feng-Shui-Tempel. www.davinci-haus.de



GO High End

högschte wertarbeit Handwerk hat maritimen Boden – jedenfalls beim italienischen Uhrenhersteller Officine Panerai. Mit seiner historischen MarineChronometer-Serie, setzt der Spezialist für Zeitenmesser in der Tiefe der Meere ein Signal. Die kardanische Aufhängung ist nicht wie sonst aus Messing, sondern aus AISI-316L-Stahl. Das sorgt für präziseste Zeitmessung auf See, da sie auch bei stärksten roll­en­den Schiffsbewegungen eine perfekte horizontale Position garantiert. Limitiert auf 30 Exemplare. Preis: 22.000 Euro. Wie würde Bundestrainer „Jogi“ Löw sagen: högschte Wertarbeit. www.panerai.com

funkelnde exzellenz „Form follows function“ lautet der Leitsatz des US-Designpapstes Raymond Loewy, der u. a. das Shell- und Canada-Dry-Logo entworfen hat. Auch die funkelnde Exzellenz des Niessing-Spannrings® hat ein klares Ziel: Der Platin-Fingerschmeichler will der Trägerin einen einzigartigen Charakter verleihen. Und der Diamant verströmt luxuriöse Nonchalance. www.niessing.coM

formidables kraftpaket Die Klischees der Bodybuilder, dass sie vor Kraft nicht laufen können, kostet den KompaktPC Senyo 530 von Transtec nur ein müdes Lächeln. Zauberformel gefällig? 40 Prozent gesteigerte Performance, gesunkener Energieverbrauch, geringere Supportkosten. Der gestylte Mini-PC ist nicht nur schnell, sondern bietet mehr Manageability. Ein silberner Quickie. www.transtec.de 70 go sixt Style

outdoorcocooning Nur Natur ist nichts. So wie englische Gärten bis ins Detail geplant und gestaltet sind, bilden auch moderne Wintergärten den Gestaltungsscoop auf der Terrasse oder dem Wimbledon-Grün. Der Gazebo „Malatesta“ von Unosider setzt mit an­tiken Eisenrahmen und gerafften Volants auf luxuriöse OutdoorHeimeligkeit. Stilvoll kuscheln. wwww.unosider.com www.moonich.de



GO

Lifestyle Life

Johannes king

stürmische natur, echte insel­Produkte, herausragende sterneküche – einfach sylt: sinfonie der sinne

Von Wolfgang Timpe und Erol Gurian (Fotos)

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Auch für Sternekoch Johannes King waren Lehrjahre keine Herrenjahre: „Sie heißen King, aber führen Sie sich bloß nicht so auf.“


Wenn Johannes King über die Insel stromert und eigenhändig seine geliebten Sylt-Kräuter sammelt, übernimmt ein meditativer Rhythmus die Regie: „Dabei vergesse ich alles, komme vollständig zur Ruhe. Ich spüre mich.“

„ich träume von einem schottischen castle mit jagdrevier, wo jakobsmuscheln klappern und hummer quietschen.“



GO Lifestyle

Teamchef King, mit Sylter Tageskräutern im Korb, ist streng, aber schätzt auch gut gelaunten Service: „Wir sind keine Korinthenkacker.“

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aria, hier ist das Paradies, ich habe Queller gefunden!“ Der große Junge, der da bei strömendem Regen im Watt von Rantum auf der Jagd nach frischen Kräutern ist, heißt Johannes King, 44. Der hochdekorierte Zweisternekoch und Gastgeber der Fünfsterneherberge Dorint Söl’ring Hof Sylt rupft sich mit seiner Kräuterfee Maria Schierz die Zutaten fürs kleine Lunchgericht zusammen. Kurz gebratene Makrele an frischem Queller steht auf dem Speiseplan. Riechen, reinbeißen, ausspucken. Die Qualitätsprüfung vom Kochgott im Watt ist beinhart. Der Queller muss ausgewogen nach Meer duften und schön knacken, und er darf nicht zu schwach auf der Salzbrust sein. „Unser Söl’ring-Hof-Queller muss zweimal am Tag Meerwasser abbekommen, dann hat er die richtige Würze und Frische“, erklärt Expertin Schierz, während sie über die saftige Wiese robbt. „Die meisten Wattkräuter kann man essen, aber die wenigsten schmecken. Queller ist das beste.“ Sie liebt das Sammeln, weil es „wie Meditation“ sei. Und King ergänzt: „Dabei vergesse ich alles, komme vollständig zur Ruhe. Ich spüre mich wieder.“ Outdoor, indoor. Das Inselleben sorgt für Abwechslung. Tatort offene Landhausküche im Söl’ring Hof: Der frische Queller wird kurz in

aufgeschäumter Butter geschwenkt, ein wenig frischen Pfeffer dazu, und die frische Makrele kurz eine Minute in feinem Mehlstaub anschwitzen. Fertig. So simpel kann Sterneküche sein. Der Erfinder weiß warum: „Wir sind übersättigt. Aus einfachen Produkten etwas Raffiniertes zu zaubern, ist Glück.“ Kein Salz, kein Öl, kein Essig, die Standardzutaten von Fernsehköchen? „Wir wollen duftige Aromen und keine Schärfe. Was mit Balsamico und Olivenöl passiert, ist Verrat an frischen Produkten!“ Basta. Nachfragen eines Liebhabers scharfer Thaigerichte wirken deplatziert. King weiß, warum sein Söl’ring Hof zu einer Sylt-Marke erster Gourmetklasse gereift ist. Söl’ring Hof, Friesenhof. Wie der Name, so das Haus. Understatement-Luxus mit schlichten, chinaweiß-silber gestreiften Seidentapeten, bequeme Möbel und Bang&Olufsen-Anlage prägen die gemütliche Exzellenz der Zimmer und Meeressuiten, die die Nordseeatmosphäre durch die Friesenfenster unter Reet hereinbitten. Fröhlich-lockere Noblesse strahlt auch der Service aus. Der Chef ist streng beim Stil, aber locker beim Klima. „Wir sind keine Korinthenkacker.“ Den Rest erledigen das umsichtige Team von Gastgeberin Claudia Reichelt und die direkte Lage am Strand in den Rantumer Dünen. Johannes King. Wie der Name, so das Programm. Seine regionale Spit-

„Meine Küche steht für radikale Frische. wir machen kein Catering, nichts geht auSSer Haus. qualität kommt von gnadenlos.“ 76 go sixt travel



GO Lifestyle

labskaus mitfür 6 personen wachtelspiegelei Exklusiv: Von Labskaus bis gebratenem Pfirsich – die folgenden King-Rezepte sind auch als Fünfgängemenü komponiert

Das geputzte und grob zerkleinerte Gemüse und die Zwiebeln mit Wasser und Salz zum Kochen bringen und den gewaschenen Kalbstafelspitz einlegen. Etwa 60 bis 90 Minuten sanft köcheln lassen, bis das Fleisch weich ist. Herausnehmen und abgedeckt auskühlen lassen. Den Fond durch ein feines Sieb passieren. labskaus ■ 400 g in Meersalzwasser gekochte Rote Bete ■ 400 g in Meersalzwasser gekochte festkochende Kartoffeln ■ 200 g gekochter Kalbstafelspitz ■ 100 g Schalotten ■ 30 g Butter ■ 80 g geschälte Essiggurken ■ 500 ml Tafelspitzbrühe ■ Meersalz, weißer Pfeffer aus der Mühle ■ etwas Weißweinessig ■ 200 g frischer Matjes ■ 20 g gehackte Blattpetersilie Die Kartoffeln und die Rote Bete schälen und in 1/2 cm große Würfel

„die meisten wattkräuter kann man essen, aber die wenigsten schmecken. queller ist das beste.“ kräuterfee maria schierz

zenküche ist konsequent an den Jahreszeiten, an saisonalen Produkten orientiert. Der Patron verwendet alle Qualitätsprodukte, die die Frieseninsel Sylt und die Nordsee vor der Haustür hergeben: Hering, Krabben, Makrelen, Meeräschen, Loup de Mer, Inselkräuter, Deichwiesenlamm und so weiter – plus die ganz persönliche King-Note.

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it der Raffinesse der Zubereitung fängt die Handschrift des Kochs an“, legt er sich fest und ist im Rückblick froh, dass beim Söl’ring Hof sein Küchen- und Logiskonzept aufgegangen ist. „Weg von der Masse hin zu Individualität und persönlicher Ansprache.“ Dabei kommt King ohne royalistische Sternekocharroganz aus. Alle Liebe und aller Aufwand dem Detail der Zube78 go sixt travel

schneiden. Den Tafelspitz in ebenso große Würfel schneiden. Die fein gewürfelten Schalotten in Butter langsam anschwitzen. Rote Bete, Kartof­feln, Tafelspitz und fein geschnittene Essiggur­ken zugeben und mit Tafelspitz­­brühe leicht angießen. Mit Salz, Pfeffer und Essig vorsichtig würzen und abkühlen lassen. Dann den gewürfelten Matjes und die Petersilie unterheben und nochmals abschmecken. wachtelspiegelei ■ 6 Scheiben Friesenbrot (dunkles Vollkornbrot) ■ 18 Wachteleier ■ Rapsöl und Butter zum Braten

Das Friesenbrot mit einem runden Ausstecher (2,5 cm) ausstechen und in aufgeschäumter Butter von beiden Seiten kurz braten. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Wachteleier vorsichtig aufschlagen und in dem Rapsöl bei milder Hitze braten. Vorsichtig das Eigelb mit einem geeigneten Stecher ausstechen, so dass nur ein dünner Rand Eiweiß verbleibt. anrichten ■ etwas Fleur de Sel, Schnittlauch zum Garnieren

Das Labskaus in denselben Ring streichen und auf das Friesenbrot setzen. Eigelbe auf das Labskaus setzen, mit Fleur de Sel würzen und mit Schnittlauch garnieren.

reitung und der Qualität des Produkts widmen. Da allerdings kennt King kein Pardon. „Meine Küche steht für radikale Frische. Wir machen kein Catering. Nichts geht außer Haus. Qualität kommt von gnadenlos.“ Klar, keine Widerrede. Sitzen machen, Herr Reporter. Der smarte Johannes kann auch kinghart sein. Die Küchenkreationen sind auch Teil seiner Gastgeberidee. „Ich wünsche mir, dass unsere Gäste die Bereitschaft zum Genießen mitbringen. Den Rest übernehmen wir, und vor allem der Geschmack der Produkte.“ Und die Verführung beginnt im Söl’ring Hof eben schon mit dem Arrangement. So natürlich einfach die Zutaten sind, so raffiniert kommt die Inszenierung daher. Da thront neben dem stylisch drapierten Labskaus auf Wachtelei doch das schnöde Schnittlauch wie eine handgedrehte Luxus-Cohiba auf blauem Tellergrund (siehe oben). Form verführt bei King. Und das alles nur für den flüchtigen Genuss, denn wenige Momente später zerstört der Gast das aufwändig drapierte Gesamtkunstwerk. Was soll’s? Wir sind alle nur Helden für einen Tag, warum soll es Gerichten von Kochkönigen besser ergehen? „Ich liebe das

Foto: ColLection Rolf Heyne

kalbstafelspitz ■ 1 Kalbstafelspitz à 300 bis 400 g ■ 1,5 l Wasser ■ 20 g Meersalz ■ 40 g Möhren, 40 g Lauch, ■ 40 g Staudensellerie ■ 100 g Zwiebeln ■ 10 g Pfefferkörner ■ 2 Lorbeerblätter ■ 2 Wacholderbeeren ■ 5 Pimentkörner ■ 1 Stängel Petersilie



GO Lifestyle

„ich mag es gemütlich“ Air-Berlin-Vorstandsvorsitzender Joachim Hunold über Sylt, Massentourismus und lange Strandspaziergänge

für 6 personen

croustillant von der konigskrabbe auf rübchenkompott & krustentierjus

ckern halt gerne und quasseln stundenlang über ihr Befinden statt bestimmte Momente einfach zu genießen. Ich empfehle Sylt-Besuchern morgens eine Runde 9-LochGolf, mittags einen Lunch in der Promi-Holzhütte „Sansibar“ meines Freundes Herbert Seckler, dann nachmittags mit den Kindern ans Meer und lange Strandspaziergänge und abends wieder Sansibar. Ich mag es gemütlich. Und wenn ich dann mein Lieblingsgericht – Nordseebutt mit Sahnemöhrchen und Sahnekartoffeln – zum Glas italienischen Rotwein bekomme, bin ich glücklich. Sansibar und Sylt sind Erholung pur. Nach der Rückkehr an den Schreibtisch freue ich mich auf den Ausbau der LTU. Wir wollen die Businessklasse auf 30 Sitze mit echtem Liegekomfort ausbauen und mit New York, Bangkok und Kapstadt neue Metropolenziele ansteuern. Fliegen macht Freude – nicht nur nach Sylt.

croustillant ■ 50 g Zanderfarce ■ 50 g Krustentierfarce ■ 1 kg Königskrabbenfleisch in der Schale (ergibt ca. 400 g reines Fleisch) ■ 30 g blanchierte Fenchelwürfel ■ 30 g blanchierte Staudenselleriewürfel ■ Zitronensaft, Meersalz, Zitronenpfeffer ■ je 1 TL fein gehackter Kerbel und Estragon ■ 1 EL geschlagene Sahne ■ 2 EL reduzierter Noilly Prat (4 cl auf die Hälfte einkochen) ■ ein kleines Päckchen Kataifi-Teig (Teigfäden, erhältlich im asiatischen oder türkischen Feinkostgeschäft) ■ Erdnuss- oder Sonnenblumenöl zum Frittieren Die Zander- und Krustentierfarce in einer Metallschüssel auf Eis glattrühren. Die grob gewürfelten Krabbenfleischstücke, Gemüse, Gewürze und Kräuter vorsichtig unterheben. Abschmecken und die ge­­schlagene Sahne und den Noilly Prat unterheben. Die Masse gut kühlen, damit sie glänzend und cremig bleibt. Von der gekühlten Masse mit einem Suppenlöffel grobe Nocken abstechen und sofort locker in den Kataifi-Teig einrollen. Die Crou­stil­l­ants kurz bei 175 °C in Erdnuss- oder Sonneblumenöl frittieren. Das Öl darf nicht zu heiß sein, sonst bäckt das Croustillant zu schnell und die Masse ist nicht gar. krustentierjus ■ 700 g Königskrabbenschalen ■ 50 g Butter ■ 50 g Fenchel ■ 50 g Staudensellerie ■ 50 g Champignons ■ 50 g Schalotten ■ 1 Tomate ■ 1 TL Tomatenmark ■ 100 ml Noilly Prat ■ 800 g leichter Fischfond ■ etwas Fenchelsamen, Knoblauch, je ein Estragon- und Kerbelzweig, Senfsaatkörner, weißer Pfeffer, Meersalz, etwas Koriander ■ 40 g eiskalte Butterstückchen

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Die Krustentierschalen etwas zerstoßen und im vorgeheizten Backofen bei 160 °C ca. 10 Minuten vorrösten. Die gerösteten Schalen in einen großen Topf mit etwas frischer Butter geben und langsam anschwitzen. Das fein geschnittene Gemüse dazugeben und bei schwacher Hitze vorsichtig weiter an­­schwitzen, damit die Krustentierschalen nicht anbrennen. Das Tomatenmark dazugeben und nochmals anschwitzen, bis sich am Topfboden eine Röstschicht abzeichnet. Mit Noilly Prat ablöschen, ei­nkochen lassen. Mit Fischfond aufgießen, die Gewürze dazugeben und alles auf die Hälfte einkochen lassen. Den Jus durch ein feines Sieb geben, dabei die Schalen gründlich ausdrücken. Nochmals aufkochen, abschmecken. Den Fond bei Bedarf noch etwas einkochen lassen. Kurz vor dem Servieren die Butter einrühren und einmal kurz mixen. rübchenkompott ■ 200 g Navetten (scharfe, rettichähnliche weiße Rübchen) ■ 300 g Teltower Rübchen (zapfenähnliche weiße Rübchen) ■ 1 fein geschnittene Schalotte ■ 30 g Butter ■ 1 große Prise Zucker ■ 100 ml heller Kalbsfond ■ Meersalz, frisch gemahlener weißer Pfeffer, etwas Zitronensaft Rübchen schälen und in grobe Stücke würfeln. Die Schalotte in Butter anschwitzen, Rübchen und Zucker dazugeben und weiter anschwitzen. Mit Kalbsfond ab­­löschen, vorsichtig würzen und bei schwacher Hitze zugedeckt ziehen lassen, bis die Rübchen weich sind. Die Flüssigkeit soll fast ganz verdampfen. Anschließend mit einem Stampfer leicht stampfen. Die Rüb­chen sollen nicht zu stark gewürzt werden, sondern ihren Eigengeschmack behalten. anrichten Das Rübchenkompott in den Teller geben, das Croustillant daraufsetzen und mit der Sauce umgießen.

FotoS: jochen Schmadtke, CoLlection Rolf Heyne

S

eit Jahren sind meine Frau und unsere vier Kinder immer wieder gerne auf Sylt. Spötter meinten, dass Air Berlin jetzt nach Sylt fliege, damit ich preiswerter hinkomme. Das ist genau so ein Blödsinn wie das Klagen vieler über neuen Massentourismus. Ein Ferienhotel von TUI in Rantum und die Air-Berlin-Flüge machen aus Sylt noch kein Massentourismusziel. Das ist reine Panikmache. Sylt geht nicht kaputt – weder mit noch ohne Air Berlin. Im Gegenteil. Billig fliegen ist doch kein Grund zum Jammern. Wahr ist doch: Reiche fliegen gerne preiswert, damit sie mehr Geld vor Ort ausgeben können. Umsätze werden steigen, da auch die Menschen mit Ferienwohnung oder Haus jetzt öfter kommen. Außerdem wird der Wert von Ferienimmobilien durch die Erreichbarkeit bestimmt, und die verbessern wir mit unseren Flügen deutlich. Was soll’s. Die Deutschen me-



für 6 personen

kabeljau im krabbensud mit schmorgurken & morsumer kartoffel

Den Fond mit Noilly Prat aufkochen, die Butterstückchen einmixen, Estragon dazugeben und mit Meersalz, weißem Pfeffer und etwas Limonensaft würzen. Die Kabeljaufilets in dem heißen Butterfond ca. 5 bis 8 Minuten ziehen lassen. krabbensud ■ 500 g frische Krabben in der Schale ■ 50 g Butter ■ 30 g Fenchel ■ 30 g Staudensellerie ■ 30 g Champignons ■ 30 g Schalotten ■ 1 Tomate ■ 1 TL Tomatenmark ■ 80 ml Noilly Prat ■ 400 ml Fisch- oder leichter Gemüsefond ■ 80 ml Sahne ■ etwas Fenchelsamen, Senfsaatkörner, weißer Pfeffer, Meersalz, etwas Koriander ■ 40 g kleine eiskalte Butterstückchen Krabben vom Schwanz her pulen und erst zum Schluss den Kopf abdrehen. Einige Krabbenschwänze mit Kopf aufbewahren. Das fein geschnittene Gemüse mit den Krabbenschalen in einen Topf geben und in der Butter bei milder Hitze vorsichtig anschwitzen. Darauf achten, dass die Krabbenschalen nicht anbrennen – sie sind sehr dünn. Das Tomatenmark dazugeben und nochmals anschwitzen, bis sich am Topfboden eine Röstschicht abzeichnet. Mit Noilly Prat ablöschen,

Geschmodder, den Labskaus mit Ei zusammenzumanschen wie beim Tartar“, freut sich der Kochkünstler diebisch und eine anarchische Lust des Zerstörens blitzt aus seinen Augenwinkeln und den Grübchen des Dreitagebarts. Dass Labskaus normalerweise grässlich schmecke, liege „immer am schlechten Hering und noch viel mieserer Roter Bete“. Stimmt die Qualität der Grundprodukte, kann beim Gericht wenig schiefgehen. King macht Mut.

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iese Freude am Schlichten („Ich habe eine gute Bodenhaftung“) wundert beim Werdegang des badischen Großfamilienkindes mit neun Geschwistern nicht wirklich. Der junge Johannes musste von Montag bis Samstag perfekt funktionieren. Zeitung austragen, Schule besuchen, zu Hause mithelfen, Hausaufgaben machen,

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einkochen lassen. Mit Fischfond aufgießen, Gewürze dazugeben und auf die Hälfte einkochen lassen. Die Sahne dazugeben und nochmals 5 Minuten köcheln lassen. Den Sud durch ein feines Sieb geben, dabei die Schalen sehr gründlich ausdrücken. Nochmals aufkochen, abschmecken, die eiskalten Butterstückchen mit dem Stabmixer einmixen. Den Fond nicht mehr kochen. morsumer kartoffeln und schmorgurken ■ 12 kleine Morsumer Kartoffeln mit Schale, in Meersalzwasser gekocht ■ 2 kleine Schmorgurken, geschält, mild gewürzt geschmort Kartoffeln heiß pellen, in 1/2 cm dicke Scheiben schneiden und auf dem Teller fächerförmig anrichten. Die mild gewürzten Schmorgurken würfeln. anrichten Die Kartoffelscheiben fächerförmig auf einem Teller anrichten. Die Schmorgurken in die Mitte geben, darauf das abgetupfte Kabeljaufilet legen. Alles mit etwas grobem Meersalz und weißem Pfeffer aus der Mühle würzen. Die Krabben in einem Sieb ganz kurz in der Sauce erwärmen und dazu­geben. Das Ganze mit dem aufgemixten Krabbensud übergießen. Auf den Kabeljau als Dekoration die vorher beiseitegestellten Krabben geben.

tipp

Wenn Sie die Kabeljau­ filets in den heißen Fond legen, müssen Sie den Topf nochmals auf die Herdplatte schieben. Es ist besser, die Filetstücke etwas länger ziehen zu lassen, als den Fond zu stark zu erhitzen, sonst gerinnt das Eiweiß, der Kabeljau wird trocken und zerfällt.

in der Küche mitarbeiten, schlafen. Nur Sonntag war frei, nie Ferien. Fast scheint es, als erzählen die verrückten Materialgebäude vom Sternekoch King immer noch von seiner kindlichen Sehnsucht, dem 190-Seelen-Dorf Heiligenbronn im Schwarzwald bei Freudenstadt zu entfliehen. Er wollte schon immer Koch werden, nein, nicht wie andere Brummifahrer oder Lokomotivführer. „Für mich bedeutete kochen weg von zu Hause sein. Kochen hieß reisen.“ Deshalb habe er seine Lehre bei „der großartigen Irmgard Maier“ begonnen. Hauptsache, weg und raus. Natürlich war das kein Zuckerschlecken, bis er für die Chefin seine Zubereitung des klassischen Zwiebelrostbratens und

Foto: ColLection Rolf Heyne

butterfond und kabeljau ■ 150 g Gemüse- oder Fischfond ■ 40 ml Noilly Prat ■ 80 g Butter ■ 1 Estragonzweig ■ Meersalz, weißer Pfeffer, etwas Limonensaft ■ 6 hohe Mittelstücke vom Kabeljaufilet à 120 g



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Die fischer der freiwilligen feuerwehr von rantum bringen meeräschen, makrelen und zur saison auch feinsten loup de mer mit. des landsmannschaftlichen Nationalgerichts Maultaschen im Schlaf in immer gleicher Qualität hinbekam. „Sie heißen King, aber führen Sie sich bloß nicht so auf“, raunzte ihn die Meisterköchin gleich am Premierentag an. Klar, auch für einen hoch dekorierten Zweisternekoch waren die Lehrjahre keine Herrenjahre.

A

ber die Basics des Handwerks, wie beste Produkte zu verwenden und gleichbleibende Qualität sicherzustellen, habe er dort gelernt. Der richtige Kick zum anspruchsvollen Kochen kommt dann von Jean Berteau, der ihm die französischen Küche beibringt. Nun lernte der fleißige Johannes die feine Art des Zubereitens, Kombinierens und Drapierens kennen. Verwundert es da noch, wenn sich beim Croustillant von der Königskrabbe (siehe S. 80) die fein gerösteten Kataifi-Teigfäden selbstbewusst wie eine hinreißende Tosca-Arie der Anna

Netrebko von der Königskrabbe aus dem Betrachter entgegen in die Höhe schrauben? Johannes King kocht nicht, er komponiert eine Sinfonie der Sinne. Und wie, um Himmels willen, kommt man auf solche Ideen? „Ausprobieren!“, ruft er lustvoll. Das Edle, Gute, Außergewöhnliche fußt im Schlichten. Ein neues Gericht erfinden sei „wie ein Tuschkasten“. Eine Farbe weglassen, neues Material zu den Farben mixen, Ergebnis auf der Leinwand sehen, wieder übermalen. Künstlerisches Handwerk halt. So viel Selbstbewusstsein soll sein. Und was will ein erfolgreicher Koch, Hotelmanager und glücklich verheirateter dreifacher Familienvater mit 44 Jahren noch erreichen? „Dass ich es noch weitere 40 Jahre mache“, lacht der Maître. Na, soll denn Sylt alles gewesen sein? Sind Nordsee und Wattenmeer auf Dauer doch ein wenig einengend? „Nein“, kommt es zackig, „da gibt es keine Kompromisse. Meine Leiden-

für 4 personen

arborio-risotto mit spinatsalat & bianchetti-trüffel

Die Schalotten schälen, fein würfeln und in dem Olivenöl glasig dünsten. Den Risottoreis dazugeben, kurz mitdünsten, dann mit dem Noilly Prat und dem Weißwein ablöschen. Den Risotto köcheln lassen, bis die Flüssigkeit vollständig aufgesogen ist. Mit Geflügelbrühe aufgießen. Den Risotto unter ständigem Rühren bei schwacher Hitze garen. Mit Meersalz, frisch gemahlenem weißem Pfeffer und Limonensaft abschmecken. Kurz vor dem Servieren die eiskalten Butterflocken und den Parmesan einrühren und die geschlagene Sahne unterheben. Nochmals vorsichtig abschmecken. Spinatsalat ■ 1 Schalotte ■ 20 g Butter ■ 1/2 geschälte Knoblauchzehe ■ 150 g Spinatsalat ■ Meersalz, weißer Pfeffer

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Die Schalotte schälen, fein würfeln und in der frischen Butter anschwitzen, kurz die halbierte Knoblauchzehe dazugeben (höchstens 10 Sekunden). Die gewaschenen, von den Stielen befreiten Spinatsalatblätter dazugeben und sofort wieder vom Herd nehmen. Den Salat ganz leicht mit etwas Meersalz und frisch gemahlenem weißem Pfeffer würzen. Anrichten ■ 50 g frischer weißer Bianchetti-Trüffel Spinatsalat sofort auf dem Risotto verteilen und reichlich BianchettiTrüffel darüberhobeln.

tipp

Sie können den Risotto schon etwas früher vorbereiten. Dabei müssen Sie nur darauf achten, dass Sie die Garzeit rechtzeitig abbrechen, d. h., Sie müssen den Risotto, wenn er noch einen relativ festen Biss hat, vom Herd nehmen, kräftig umrühren und sofort auf ein Tablett gießen, damit er schnell auskühlen kann. Später fahren Sie wie im Rezept beschrieben fort. Sie brauchen allerdings zusätzlich etwas Gemüse- oder Geflügelfond, um den Risotto wieder auf die richtige Temperatur und Konsistenz zu bringen.

Foto: ColLection Rolf Heyne

arborio-risotto ■ 4 Schalotten ■ 60 ml Olivenöl ■ 250 g Arborio-Risottoreis ■ 80 ml Noilly Prat ■ 60 ml trockener Weißwein ■ ca. 300 ml Geflügel- oder Gemüsebrühe ■ etwas grobes Meersalz und weißer Pfeffer ■ 1 EL Limonensaft ■ 50 g eiskalte Butterflocken ■ 40 g frisch geriebener alter Parmesan ■ 2 EL geschlagene Sahne



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für 6 personen

gebratener weisser pfirsich mit lavendelblüten-eis & pinien-honig-sirup

Die Sahne, die Milch, die ausgekratzte Vanille und die Vanilleschote aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Die Lavendelblüten dazugeben. Die Eigelbe und den Zucker kräftig schaumig rühren, bis die Masse fast weiß ist. Nun die heiße Sahne-MilchGewürzmischung daraufgeben, gut verrühren und im Topf bei geringer Hitze abziehen (also so lange unter ständigem Rühren erhitzen, bis die Masse dicklich wird). Die Creme sofort durch ein Sieb geben, die Vanilleschote gründlich ausdrücken (die Lavendelblüten nicht ausdrücken), auskühlen lassen und in der Eismaschine frieren. gebratener pfirsich mit pinien-honig-sirup ■ 4 nicht zu weiche, reife weiße Pfirsiche ■ 30 g Puderzucker ■ 40 g frische Butter ■ 40 ml weißer Pfirsichlikör ■ 1/2 Vanilleschote ■ 50 g Pinienhonig ■ 50 g Pinienkerne Die ungeschälten Pfirsiche halbieren, die Kerne vorsichtig entfernen. Zwei halbe Pfirsiche schälen, in kleine Würfelchen schneiden und beiseitestellen. Die Schnittfläche der

„wir sind übersättigt. aus einfachen produkten etwas raffiniertes zu zaubern, ist glück.“ Johannes King

schaft für Sylt ist ungebrochen.“ Nicht zurück ins Badische? „Als Junge wollte ich kochen, um zu reisen. Auf Sylt kann ich jetzt alle Gerichte der Welt erfinden. Heute koche ich, um zu reisen.“ Entwaffnende Argumente. So versprüht sein Dessert vom gebratenen weißen Pfirsich mit Lavendelblüteneis mediterrane Atmo­ sphäre (siehe oben). „Speise und Arrangement sollen nach Spätsommer duften.“ Tut sie, King Koch. Die leichte Kochkunst des Johannes schickt den Gast auf Weltreise. Und plötzlich haut der Patron noch einen raus. Er erschrecke seine Frau manchmal mit der Idee auszuwandern. „Ich träume 86 go sixt travel

übrigen Pfirsiche mit Puderzucker bestäuben und in einer beschichteten Pfanne vorsichtig anbraten. Der Puderzucker soll dabei karamellisieren und die Schnittfläche so die Röststoffe erhalten. Die Pfirsichhälften wenden, die Butter dazugeben und von allen Seiten in der braunen Butter braten. Die Butter abgießen, die Pfirsiche mit Pfirsichlikör ablöschen, die Vanilleschote dazugeben und sofort abdecken. 3 bis 4 Minuten ruhen lassen, dann den Deckel abnehmen. Nun lässt sich die Pfirsichhaut ganz leicht abziehen. Die Pfirsiche herausnehmen und die entstandene Flüssigkeit einkochen lassen. Den Pinienhonig und die Pinienkerne dazugeben, die Pfirsiche wieder einlegen und leicht mit dem Sud glacieren. anrichten ■ frische Himbeeren ■ 12 Lavendelblüten Aus 1 EL der fein geschnittenen, beiseitegestellten Pfirsichwürfeln einen kleinen Sockel machen, darauf den gebratenen, glacierten weißen Pfirsich geben. Mit dem Sud nappieren und mit frischen Himbeeren und Lavendelblüten garnieren. Eine Kugel LavendelblütenEis daraufsetzen.

tipp

Weiße Pfirsiche gibt es im Juli, August und September. Sie können das Dessert stattdessen auch mit Aprikosen zubereiten.

davon, in zehn Jahren auf einem schottischen Castle mit Jagdrevier zu leben, wo Jakobsmuscheln klappern und Hummer quietschen“, erzählt er. Das stille Lächeln und die entspannten Gesichtszüge lassen offen, ob sich da nicht doch eine Sehnsucht nach weniger Pflichtkochen, Führen und Kalkulieren versteckt. Einfach weniger Stress halt. Die leise Melancholie des Wegträumens wird abrupt unterbrochen. Der Rantumer Fischer von der Freiwilligen Feuerwehr bringt frische Makrelen vom Kutter aus Hörnum. Cheffe muss sie begutachten und dann mit dem Team anstehende Tagesaufgaben besprechen. „Sind die nicht ein Traum“, schwärmt Johannes King im Beisein des Fischers und seine Augen strahlen wie beim Sammeln von frischem Queller im Watt. Sprichts, schnappt sich die Fische und verschwindet gen Küche. „Tschüs, kommen Sie mir gut nach Hause.“ Schottland muss warten.

Foto: ColLection Rolf Heyne

lavendelblüten-eis ■ 200 ml Sahne ■ 200 ml Milch ■ 1 Vanilleschote ■ 2 EL Lavendelblüten ■ 5 Eigelbe ■ 70 g Zucker ■ 1 Stück Vanilleschote



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DAS buch

D

er Zweisternekoch Johannes King hat mit seinem gleichnamigen Prachtband ein Königskapitel der Kochkunst geschaffen. Einzigartige Rezepte, die Sylt atmen. Gerichte, die zum Nachkochen einfach sind (mit Zeit!). Und exzellente Food- und Sylt-Fotos von Luzia Ellert, die „Johannes King“ als eine Sylter GourmetAbenteuerreise inszenieren. JOHANNES KING. Collection Rolf Heyne, Fotografiert von Luzia Ellert, Text von Ingo Swoboda, 352 Seiten, 78 Rezepte. ISBN 978-3-89910-331-1, 23 x 30 cm, 49,90 Euro

Hotel Söl’ring Hof direkt in den Dünen von Rantum: gucken, atmen, schlafen.

Sylt TippS

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Ferienhaus Campomar Hörnumer Str. 6 25980 Rantum/Sylt Tel. +49 (0)46 51 55 79 Fax: +49 (0)46 51 20 16 24 www.3-14hotel.com Wer Sylt von seiner ursprünglichen Seite erschlafen möchte, bekommt im kleinen Ferienhaus „Campomar“ die Insel pur geboten. Einfache friesische Holzhüttenausstattung, bequeme Doppel­betten in zwei Schlafräumen und Terrassenwohnzimmer mitten in den Rantumer Dünen – inklusive kleiner Outdoorsauna. Fünf Minuten zum Strand und zum Watt. Sylt persönlich, Sylt

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Wind und Kälte, seit über 23 Jahren. Inhaber Karl „Kalle“ Nissen-Hünding und Geschäftsführer Dirk Eitel führen das Strandrestaurant „Seepferdchen“ in den Dünen zwischen Rantum und Hörnum. Exzellente regionale Küche (Krabbenbrot, Kräuterrösti mit Lachs, tgl. frisch gekochter Eintopf). Einkehren, abschalten.

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FotoS: ColLection Rolf Heyne, Hotel dorint Söl’ring Hof

sam. Die 15 Zimmer verschiedener Kategorien, u. a. einige Meeressuiten, liegen unter Reet in den Dünen direkt am Meer. Das Haus lässt die Nordseeatmosphäre in die Luxuszimmer herein. Neben dem Gourmetrestaurant von Zweisternekoch Johannes King mit offener Landhausküche wird ein internationaler Weinkeller mit knapp 900 Spitzengewächsen geboten. Zimmer ab 345 Euro.



GO Arts Ar

buchkunst und herbstAUsstellungen

feine verführung

V Michael Poliza Eyes over Africa; XXLFotoband, 44,5 x 56,5 cm; teNeues-Verlag; Texte in Deutsch, Englisch, Franz., Spanisch und Italienisch; ISBN: 9783-8327-9209-1; Hardcover mit Umschlag; 408 Seiten, 98,00 Euro 90 go sixt Culture

on oben sieht man besser. Stolz strecken sich die leuchtend grünen Blätter gen Himmel, während der kalkweiße Abdruck eines verdörrten Baums in der Steppe der Se­rengeti wie ein lebloser Schatten der frischen Baumkrone wirkt. L’art pour l’art? Inszenierter Afrika-Kitsch? Ja, und ganz deutlich: nein! Eher eine prägnante politische Bildchiffre. Mit Kraft kontert der saftige Lebensbaum sein weißes lebloses Röntgenabbild. Die Überlebensenergie der Natur lädt sich mit traurigen afrikanischen Aids- und Bürgerkriegsszenarien auf. ­Afrika, mon amour. Fotokunst adelt das Leben und schärft zugleich den neuen Blick auf den Kontinent, der in aller Trendmunde ist, aber von den Industrienationen weiterhin vorsätzlich niedergehalten wird. Mit seinen großformatigen Luftaufnahmen (44,5 x 56,5

cm) leuchtet der deutsche Fotograf Michael Poliza mitten ins Herz seiner Wahlheimat Afrika, lässt die Kraft der Natur wie im Baumstillleben aus Tansania strahlen. Was unterscheidet die prächtig ausgestattete, limitierte Collector’s Edition (300 Exemplare) des teNeues-Verlags von herkömmlichen schwülstigen Coffeetable-Bildbänden, die bürgerliche Wohnwelten schick ausstaffieren? Polizas Momentaufnahmen aus 19 afrikanischen Ländern tragen Seele, sie zeigen, wie Mensch und Natur Strukturen bilden, miteinander zusammenleben, wie Dörfer sich wie von der Natur gewoben in Erdformationen einschmiegen. Poliza, der Meister des grafischen Blicks, zeigt mit seinem feinen Gespür für Kontraste und Strukturen ein sinnenfreudiges Afrika. Es sind einzigartige Blitzlichtmomente anmutiger sozialer Schön-

Foto: © Published by teNeues 2007

Düsseldorf sagt mit Malewitsch „Bonjour Russland“, Hannover setzt auf „Nouveau Réalisme“ mit Yves Klein und Hamburg präsentiert Arnulf Rainers „Misch- & Trennkunst“. Und der teNeues-Verlag zeigt ­ mit „Eyes over Africa“ faszinierende Fotogemälde


Fotos (2): © 2007 Michael Poliza, www.michaelpoliza.com

michael poliza Luftaufnahme mit Baumstillleben in der Serengeti von Tansania; Formationsflug von Flamingos über Foto: © Collection FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand, VG Bild-Kunst, Bonn 2007

dem Flamingo Lake in Kenia. Magische Bildmomente: Fotograf Michael Poliza, ein Meister des grafischen Blicks, zeigt ein feines Gespür für Kontraste und Strukturen.

heit. „Eyes over Africa“ schaut nicht nur mit klarem analytischem Blick auf die faszinierende Vielfalt Afrikas, sondern Polizas Helikopterbilder erzählen Geschichten. Wie von unsichtbarer Dirigentenhand geführt, heben majestätisch die Flamingos im Formationsflug über dem Flamingo Lake in Kenia ab. Grafische Zeichen von tiefer Harmonie und spielerischem Einklang im Rhythmus mit der Natur – aus der Vogelperspektive. Der Fotokünstler Michael Poliza zeichnet mit seinen Luftaufnahmen afrikanische Gemälde. Wo bei Poliza oft grafische Strenge die Aura seiner Naturbilderwelten ausmacht, rückt bei Raymond Hains die plakative Konsumwelt der Werbung in den Mittelpunkt. Mit den Künstlerkollegen Yves Klein, Jean Tin­

Raymond Hains „Ohne Titel“, 1961, 115 x 115 cm; Ausstellung „Nouveau Réalisme“ im Sprengel-Museum Hannover. Collagetechnik abgerissener Plakatwände, Fundstücke von Zivilisationstrash. Neue-Realisten-Mitbegründer Hains: „Wir gingen von der Welt der Malerei in die Welt der Wahrheit.“ Culture go sixt 91


Foto: © VG Bildkunst, Bonn 2007, Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg

GO Arts

nathan altman „Bildnis von Anna Achmatowa“, 1915, Öl auf Leinwand, 123 x 103 cm, Ausstellung „Bonjour Russland“. Herausfordernde Haltung, souveräner Blick, stille Grandezza: ein blauer Kosmos weiblicher Selbstbehauptung zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

guely, Christo und Niki de Saint Phalle gründen sie 1960 die Gruppe des „Nouveau Réalisme“, wie die gleichnamige Ausstellung im Sprengel-Museum Hannover heißt. Nicht die Anordnung der Natur grundiert die Bilder wie bei Poliza, sondern der Trash der Zivilisation, die Fundstücke der Großstädte und der Werbewelten bilden den Stoff und das Material, aus dem die Collagen, monochromen Bilder und Installationen ihre Energie gewinnen. Abfall ist die Quelle der künstlerischer Kraft. Während Hains – französischer Maler und Bildhauer (1926–2005) – mit abge92 go sixt Culture

rissenen Plakaten, seinen „Affiches lacérées“, wie dem Ausstellungsobjekt „Ohne Titel“ von 1961 (S. 91) konventionelle Leinwand-Pinselwelten stürmt, packt Christo Gebäude ein, Yves Klein erklärt die Farbe Blau zum Inbegriff von Revolution und Niki de Saint Phalle fügt dem Ernst der Männer ihre spielerischen runden Weiberkörper hinzu. Die knallbunten, vollkommen aus der Form geratenen Megapuppen sind die fröhliche Leichtigkeit des neuen Seins. Die Neuen Realisten spielen mit der „Revolution des Alltäglichen“ (Untertitel der Ausstellung). „Wir gingen von der Welt der Malerei in die Welt der Wahrheit“, blickt Hains 1999 mit Gründer­ attitüde auf die Gruppe zurück. Wahrheit? Na, auch mit etwas weniger Pathos dürfen die Neuen Realisten für sich in Anspruch nehmen, die abstrakten Maler der Nachkriegszeit aufgemischt zu haben. Die Kunst des „Nouveau Réa­lisme“ bedient sich der modernen Warenwelt und entlarvt ihre Trugbilder. Sie sind an-

bonjour russland düsseldorf 15. September 07 bis 6. Januar 08 museum kunst palast Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf Französische und russische Meisterwerke von 1870 bis 1925 aus Moskau und St. Petersburg. 130 Gemälde von Claude Monet, Kasimir Malewitsch, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky u. a., die als Pioniere der künstlerischen Moderne des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gelten. Täglich 10–20 Uhr Tel. +49 (0)211 899 24 60 www.bonjour-russland.de Misch- und trennkunst hamburg 7. September 07 bis 6. Januar 08 Deichtorhallen Hamburg Haus der Photographie Aktuelle Kunst Deichtorstraße 1–2 20095 Hamburg Präsentiert wird Fotografie, Malerei, Grafik, experimentelle Gemeinschaftsarbeiten und Videos von Arnulf Rainer und Dieter Roth 1968–2005. Tel. +49 (0)40 32 10 30 Di.–So., 11–18 Uhr, Mo. geschlossen www.deichtorhallen.de Nouveau Réalisme hannover 9. September 07 bis 27. Januar 08 Sprengel-Museum Hannover Kurt-Schwitters-Platz 30169 Hannover Eine Zusammenschau der französischen Künstlergruppe „Nouveau Réalisme“, zu der u. a. Yves Klein, Niki de Saint Phalle, Raymond Hains oder Jean Tinguely gehörten. Die Neuen Realisten wollten den fließenden Übergang zwischen Kunst und Leben in ihrer Arbeit widerspiegeln. Tel. +49 (0)511 168-4 38 75 Di. 10–20 Uhr, Mi.–So., 10–18 Uhr. Mo. geschlossen www.sprengel-museum.de



GO Culture archische Vorläufer der industriellen Popart eines Andy Warhol. Radikal individualisiert kommen die Übermalungen der Selbstporträts des Wiener Surrealisten Arnulf Rainer daher. Mit seinen comichaften Übermalungen von Fotografien und Selbstporträts brennt er statischen Bildern mit kräftigem Strich wieder malerisches Leben ein – wie im Werk „Zu zweit“ mit dem Künstlerkollegen Dieter Roth (links). Die beiden bestreiten in den Hamburger Deichtorhallen die Schau „Misch- & Trennkunst“, die u. a. experimentelle Gemeinschaftsarbeiten von 1972 bis 1979 zeigt. Arnulf Rainers Fotoübermalungen sind aggressive Stillleben aufgewühlter Seelen, faszinierende Psychogramme. Neben Klassikern wie Manet, Kandinsky oder Malewitsch bereichern

herausragende Einzelstücke die Düsseldorfer Großschau „Bonjour Russland“. Die Eremitage St. Petersburg und Moskauer Museen präsentieren französische und russische Meisterwerke von 1870 bis 1925. Nathan Altmans „Bildnis von Anna Achmatowa“ von 1915 (S. 92) wirkt heute wie ein früher Kommentar zu den Alphamädchen Angela Merkel oder Ursula von der Leyen. Anna Achmatowas herausfordernde Haltung, der souveräne Blick und ihre stille Grandezza schaffen einen blauen Kosmos weiblicher Selbstbehauptung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Altman hat sie mit „Nordlicht“ gemalt, wie Fotografen den schlank und selbstbewusst machenden Kamerablick von oben nennen. Übersicht ist eben alles. Feine Gerda Harda Brandt Verführung.

Arnulf Rainer/Dieter roth „Zu zweit“, ohne Jahresangabe; Ausstellung „Misch- & Trennkunst“. Arnulf Rainer inszeniert aggressive Stillleben.

christian Brückner Die deutsche Robert-De-

Toprestaurant „Facil“: lässig-asiatische Stiloper.

Niro-Stimme erweckt Heldenfassaden zum Hörbuchleben. Foto: Isolde Ohlbaum

hörbuch

gesprochenes kino

K

ennen Sie das? Wenn eine Stimme Urvertrauen weckt, folgt man ihr überall hin: zur verpatzten Premiere, zum Seitensprung oder zur vernichtenden Lebensbilanz der kleinbürgerlichen US-Helden Frank und April, ihrer (Karriere-)­Träume, die in Richard Yates’ Roman „Zeiten des Aufruhrs“ brutal zerplatzen. Niemand baut so schillernde Persönlichkeiten wie die raue Stimme von Christian Brückner. Ein Fest der Melancholie! Wenn dieser Sprachschöpfer Niederlagen erzählt, möchte man sofort Opfer sein. Wie er mit leisesten Nuancen Ängste, Hoffnungen und Enttäuschungen schildert, ist einfach nur grandios. Gesprochenes Kino. WT

Richard Yates, „Zeiten des Aufruhrs“; Sprecher: Christian Brückner; Übersetzung: Hans Wolf; Deutsche Grammophon, 5 CDs, 390 Min., 29,99 Euro 94 go sixt Culture

reiseführer

berlin für entdecker!

M

ensch, Berlin, watt bist du dufte! Das ewige Hauptstadtklischee bestätigt die Neuauflage des „Merian Reiseführer Berlin“ mit klassischen und frischen unkonventionellen Tipps: vom coolen „Badeschiff“ im Treptower Osthafen (im Winter Sauna!) übers „Propeller-Island-Hotel“ mit fliegenden Betten (Stimmt!) und der „unsicht-Bar“ (man isst im Dunkeln – zur Konzentration auf die SinGA ne!). Brillanter Weekend-Navigator.

„Merian Reiseführer Berlin“ ISBN: 978-3-8342-0023-5 Softcover-Schutzumsclag, 264 S., 180 Fotos, Herausnehmbarer Stadtplan; 22,95 Euro

Fotos: © Atelier Arnulf Rainer, Travel House Media, The Mandala Hotel

brüchige Kleinbürger-




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