Petra Simon. Forsten
Immer sonntags
Petra Simon. Forsten Elisabeth Porzner-Reuschel. Der Zerstรถrung ein Wort
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Zum Projekt Forsten Du verlässt die Stadt, mit jedem Kilometer, den Du zurücklegst, gewinnst Du an Himmel, Luft und Bewegung der Gedanken. Du befindest Dich auf der A9 Nürnberg - Berlin und verlässt diese wieder auf der Ausfahrt Plech, von dort Richtung Bernheck und dort beim Gasthof Seitz an der Hauptstraße nach links, über die Felder, bei der ersten Bank nach rechts und bei der zweiten links hoch auf den Waldrand zu. Auf der linken Seite des Feldwegs wieder eine Bank, malerisch halb zerflossen schon von der Sommerhitze, den Winternächten, der langen Zeit... und den aktuell gerade ausgeführten Holzfällarbeiten. Auf der rechten endet die Wiese mit den Fichten. Dort bleibst Du stehen, Du bist angekommen und kannst nun eintauchen in Moos, Nadeln, Rinde. Du wirst sehen, riechen, hören, fühlen, was Sommer ist. Meine Fotografien sind im August, September 2009 im Veldenstein Forst, dem Gebiet zwischen Bernheck, Wildgehege Hufeisen, Michelfeld und Mosenberg entstanden, und je öfter ich den Forst aufsuchte, umso vielschichtiger, ja zauberhafter erschien er mir. Was mich dort erwartete, war voller Widersprüchlichkeiten: mit jedem Mal anders und immer gleich, geduldig und selbstverständlich, romantisch und nüchtern, vergänglich und bewahrend, urwüchsig und kultiviert, verlockend und feindselig, auch unheimlich - die Liste kann fortwährend ergänzt werden.... Es ergibt sich der Eindruck, dass Natur eben in solchen Kategorien nicht funktioniert, nicht denkt, nicht handelt, sondern ist. Die Spuren der Bewirtschaftung durch Förster, Waldarbeiter, Jäger sind deutlich erkennbar im Veldensteiner Forst, kein Urwald, sondern Kulturwald mit langer Tradition. Auffallend die komfortablen Wege, an deren Rändern oftmals präparierte Stämme lagern, auch die erschreckende Vielzahl von Jägersteigen. Das Waldgebiet ist abwechslungsreich und vielschichtig und immer wieder überraschend, es gibt Trocken- und Feuchtgebiete, hauptsächlich Kiefern- und Fichten, dazwischen in Karstfelsnähe auch Buchen. Das Spätsommerlicht wird hier zum Scheinwerfer, zum gerichteten Punktstrahler, der Wald ist Bühne, die ohne jemals den Horizont zu erreichen, tief nach hinten geht, dahin, wo die Enden im Auge (und in der Kamera) sich aufzulösen scheinen. Das zweidimensionale Bild lässt Ebenen erkennen, Naturraum wird lebendig. Die Lichtstrahlen erreichen
durch die Baumwipfel den Waldboden, spannend dieser auch in seiner Mischung aus menschlicher Bemühung und der gleichmütigen Inbeschlagnahme durch Überwachsen, Zerfallen. Zeit wird zum integrativen Element zwischen vom Menschen Korrigiertem und Natürlichem – etwa mit Moos überzogene Baumstümpfe. Daraus entsteht eine überwältigende Ästhetik, sowohl in der klaren Ordnung paralleler Baumstämme, als auch im chaotischen Spiel von nach allen Seiten umgestürzter Stämme und entwurzelter Bäume. Alles geht der Schönheit und Harmonie entgegen, nichts stört, das Design ist perfekt, geniales Markenzeichen - designed by nature. Alles wird Anfang, kehrt dahin zurück, wo es seinen Ursprung hat. Licht und Schatten, extreme Beleuchtung und Kontrast auf engem Raum lassen die Wahrnehmung von Details in den Vordergrund treten. Es ergeben sich Figuren und Verwandlungen, eine Parallelwelt, die mich in ihren Bann gezogen hat, in der keine lärmende Kettensäge wirklich stören kann. Denn, die Botschaft heißt: es geht weiter, mit oder ohne uns. Das Buch erscheint aus Anlass der Ausstellung im Künstlerhaus K4 Nürnberg vom 15. April bis 30. Mai 2010, die ich gemeinsam mit dem KOMM-Bildungsbereich realisieren konnte. Vielen Dank. Mein Dank gilt auch den Bayerischen Staatsforsten, AöR, Forstbetrieb Pegnitz für die mir erteilte Fahrerlaubnis und meiner Freundin Elisabeth Porzner-Reuschel, die sich gemeinsam mit mir den Veldensteiner Forst genauer betrachtet hat und meinem MPF für Radtouren im Forst, Ermutigung, Rat, Tat. Petra Simon, im April 2010
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Alltag
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Subtraktion
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Harmonie im Chaos
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Scheiterhaufen
Der Zerstรถrung ein Wort von Elisabeth Porzner-Reuschel
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New York Vom Time Square zum Central Park gerade, klar, laut, dunkel und dann das Licht
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Registratur
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d端nne Gerade
Tokio Millionen stehen vor Mauern Tokugawa Ieyasu w端rde sich wundern, aber er muss da sein, denn Licht scheint auf Mauern
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Tokugawa Ieyasu, Begr端nder des Tokugawa-Shogunats in Japan, zu Beginn des 17. Jahrhunderts Alleinherscher 端ber Japan
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Auftritt
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Berlin Sie gehĂśren dorthin, sie werden dĂźrr und alt oder tarnen sich mit Moos im Licht die ZerstĂśrung
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Leitsystem
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Sydney Licht 체ber der Stadt Als k채me es aus den Himmeln direkt Sie wagen es vorsichtig, scheu: das Entsetzen
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staying
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Weihnachten
Zeitstadt Die Hoffnung keimt, doch das Unheil w端tet Mikado im Wald Was bleibt, ein Stumpf mit dem Bewuchs der Erinnerung
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Heimat
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going
Der Mensch – die Zerstörung Das Schöne – eine Täuschung Die Zeit – eine Illusion
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Abgrenzung
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Romantik2
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Romantik1
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Petra Simon Fotografie!!! fotografie@petra-simon.de 0170 8077223 Alle Rechte bei der Fotografin.