Dossier Praktikum

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Dossier

Praktikum Orientierungshilfen f端r Programm- und Modulverantwortliche


Das Dossier «Praktikum – Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche» ist eine Publikation der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich. Universität Zürich Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik Hirschengraben 84, CH-8001 Zürich http://www.afh.uzh.ch info@afh.uzh.ch ISSN 1662-579X (Online) ISSN 1662-6753 (Print) Januar 2010


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

3

Inhalt Vorwort

5

1

Das Praktikum im universitären Kontext

7

2

Bezugspunkte für Praktika auf Universitätsstufe

9

2.1

Zeitlicher Bezugspunkt

9

2.2

Organisatorischer und räumlicher Bezugspunkt

10

2.3

Konzeptioneller Bezugspunkt

12

2.3.1 Duales Lehr-Lernmodell: formelles und informelles Lernen

13

2.3.2 Reflexives Lehr-Lernmodell: Handlung und Reflexion

15

3

Umsetzung in Modulen

19

3.1 Planung und Gestaltung der Module

20

3.1.1 Lernziele und Kompetenzen

20

3.1.2 Formen von Leistungsnachweisen

21

3.2

23

3.2.1 Vorbereitende Phase

23

3.2.2 Begleitende Phase

24

3.2.3 Nachbereitende Phase

24

3.3

25

3.3.1 Qualitätskriterien für den Praktikumsort

26

3.3.2 Betreuungssituation

26

3.3.3 Möglichkeiten einer didaktischen Gestaltung

27

3.4

28

4

Beispiele an der UZH

31

4.1

Porträt: Informatik-Praktikum

31

4.2

Porträt: Modul ‚Praktikum‘ im Master-Studium Psychologie

32

4.3

Kurzporträts aus weiteren Studienprogrammen

33

5

Kommentierte Link- und Materialsammlung

35

5.1

Links für Studienprogramm- und Modulverantwortliche

35

5.2

Links für Dozierende

35

5.3

Links für die Studien(fach)beratung und für Studierende

36

5.4

Buchtipps und Artikel zum Thema Praktikum

37

5.5

Weiterführende Materialien der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

38

6

Quellenangaben

Gestaltung von rahmenden Lehrangeboten

Gestaltung des Praktikums

Fazit zur Umsetzung von Modulen

39



Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

5

Vorwort In diesem Dossier zeigen wir, wie ein Praktikum, das ausserhalb der Universität stattfindet, dennoch in das Studium integriert werden kann. Ein Praktikum in einem Studienprogramm zu verankern, ist eine bewusste Entscheidung für einen „ausseruniversitären Lernort“, wenn sich so ein beabsichtigter Lernprozess eher erfolgsversprechend vorstrukturieren lässt als beispielsweise durch Seminare oder Übungen. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, dass am Praktikumsort andere Handlungslogiken gelten und sich der Praktikumsplatz einer Gestaltung seitens der Universität weitgehend entzieht. Wie können also die universitären Qualitätsansprüche der Wissenschaftlichkeit, Originalität und Eigenständigkeit berücksichtigt werden, ohne die Stärken des Lernorts Praktikum wie Handlungsorientierung, authentische Problemstellungen, Eigenverantwortung zu verspielen? Welche Bedeutung haben dabei rahmende Lehrveranstaltungen oder Leistungsnachweise? Solche Fragen werden in diesem Dossier, das von Markus Weil verfasst wurde, aufgegriffen. Eine andere Lesart der Themen, die in diesem Dossier behandelt werden, bietet folgende grafische Darstellung. Während die zeitlichen, räumlichorganisatorischen und konzeptionellen Bezugspunkte eine Einbettung der Praktikumsthematik beinhalten, geht es bei der Umsetzung in Modulen und den Beispielen eher um die Anwendung.

Themen dieses Dossiers

Das Dossier richtet sich mit diesen Fragen hauptsächlich an Planerinnen und Planer von Studienprogrammen und Modulen. In einem ersten Kapitel wird der Begriff des Praktikums definiert. Mit der Orientierung an Studienzielen und akademischen Kompetenzen unterscheiden wir uns explizit von Zielsetzungen, welche Praktika beispielsweise im Anschluss an Studiengänge vorschlagen und den Übergang in den Arbeitsmarkt in den Vordergrund rücken. Im zweiten Kapitel werden einige zentrale Bedingungen von Praktika erläutert, die erst die Integration in die universitäre Studienarchitektur konzeptionell ermöglichen. Das dritte Kapitel beschreibt Gestaltungsmöglichkeiten von Modulen, die Praktika integrieren. Leserinnen und Leser, die hauptsächlich an konkreten praktischen Anregungen interessiert sind, können ihre Lektüre mit Kapitel 3 beginnen. Im vierten Kapitel werden diese Überlegungen anhand einiger Beispiele aus der Universität Zürich konkretisiert. Hinweise auf weitere Beispiele nehmen wir gerne entgegen. Wir verstehen uns auch als Ansprechpartner und bieten eine „Austauschplattform Gute Lehre“. Im abschliessenden fünften Kapitel finden sich Hinweise auf Links und Literatur.


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Wie jedes Dossier der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik wurde auch das vorliegende in zweifacher Hinsicht extern begutachtet: Aus der Perspektive der Erziehungswissenschaft als einer Referenzdisziplin der Hochschuldidaktik und aus der Perspektive von Dozierenden und damit der praktischen Umsetzbarkeit. Wir dürfen uns bei den beteiligten Personen an dieser Stelle herzlich bedanken. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Universität Zürich Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

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1 Das Praktikum im universitären Kontext Wann spricht man im Kontext der Universität von einem Praktikum? Mit dem Begriff Praktikum treffen Programm- und Mo-

seren Begriffe bezeichnen dabei ein Praktikum im weiten

dulverantwortliche zunächst auf eine definitorische He-

Sinne, während die Definition in der Mitte sich auf ein

rausforderung: „Das Praktikum“ per se gibt es nicht. Die

Praktikum im engeren Sinne bezieht. Für die Universitäts-

begriffliche Unschärfe geht in zwei Richtungen.

stufe plädieren wir für die enge Definition, da diese das

(1) Zum einen wird das Praktikum als Begriff sehr breit

Praktikum mehr an das Curriculum und die Studienpro-

für Tätigkeiten eingesetzt, die sich generell als Anwendung

grammsplanung anbindet, gleichzeitig aber dem Prakti-

oder Übung von Gelerntem verstehen – so z.B. beim La-

kumsort und den Studierenden grössere Freiräume für die

borpraktikum.

Gestaltung lässt. Das Praktikum kann demnach als eine

(2) Zum anderen sind weitere Begriffe im fach- oder pro-

„vorübergehende Versetzung in die Berufswirklichkeit“

grammspezifischen Kontext gebräuchlich. Praktika bilden

bezeichnet werden (vgl. Böhm, 1994, S. 550). Beabsich-

in einigen Studienprogrammen einen integrierten Be-

tigt ist, dass jene Kompetenzen erworben werden, die in

standteil, werden aber nicht zwangsläufig unter diesem

Lehrveranstaltungen nicht oder nur ungenügend vermit-

Begriff gefasst. Beispielsweise absolvieren Medizinerinnen

telt werden können. Durch das Praktikum wird aber der

und Mediziner in ihrem „Wahlstudienjahr“ während zehn

räumlich-organisatorische Rahmen der Bildungsinstituti-

Monaten eine Ausbildung durch eine ganztägige, prak-

on Universität verlassen.

tische Tätigkeit, um ärztliche Fähigkeiten zu erlernen und zu vertiefen.

Es gibt eine Vielzahl von Begriffen, die einen Bezug zu praktischen Tätigkeiten vor (Eignungspraktikum, Vor-

Die folgende Abbildung greift diese begriffliche Unschärfe

praktikum), nach (Generation Praktikum, Wahlstudien-

nochmals auf und stellt eine erste Definition vor. Die äus-

jahr, Substitut) oder während (Nebenjob, Berufstätigkeit,

Abbildung 1: Enge und weite Definition des Praktikums auf Universitätsstufe


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

ERASMUS-Austausch) dem Studium haben. Für Pro-

vielmehr um ein Ineinandergreifen von Modulen eines

gramm- und Modulverantwortliche geht es um den Be-

Studienprogramms mit dazugehörigen Praktika. Übertra-

reich, der sich zeitlich und konzeptionell innerhalb ihres

gen auf die intendierten Lernprozesse der Studierenden

Studienprogramms auch gestalten lässt und sich dabei mit

sollen in Praktika vor allem Fachinhalte und -methoden

anderen Modulen nicht zu stark überschneidet. Zeitlich

angewendet werden. Die Rahmenbedingungen sind für

kommen aus diesem Grund vor allem Praktika während

die Studierenden wichtig, um über das Verhältnis von

des Studiums in Frage. Eine konzeptionelle Gestaltung

Praktikum und Studium zu reflektieren und damit über

bedeutet, dass die Lehr-Lernprozesse im Praktikum und

den eigenen, individuellen Professionalisierungsprozess

jene im Studium aufeinander bezogen werden. Dies kann

anlässlich des Praktikums nachzudenken. Insofern ist das

beispielsweise über den Leistungsnachweis geschehen.

Herstellen der Verbindung eine der wichtigsten Erkennt-

Das Beispiel des Substituten aus der Rechtswissenschaft

nisse im Praktikum.

1

fällt nach diesem Kriterium weitestgehend aus dem curricularen Gestaltungsspielraum, da es nach dem eigent-

Nochmals zusammengefasst:

lichen Studium stattfindet. Wohingegen das Beispiel des

Eine enge Definition des Praktikums auf Universitätsstu-

Laborpraktikums oft auch organisatorisch und räumlich

fe bezieht sich auf eine Studienform, die im zeitlichen

an der Universität angesiedelt ist und sich hier eher die

und konzeptionellen Bezug zum Studium steht, d.h.

Frage nach dem Unterschied zu einer „Übung“ als Veran-

während des Studiums stattfindet sowie inhaltlich und

staltungsform stellt.

methodisch im Curriculum eingepasst ist. Somit folgt ein Praktikum den Lernzielen und Qualitätsansprüchen

Die Ansiedlung auf der Universitätsstufe bedeutet, dass

des Studiums, orientiert sich aber an einem anderen or-

Praktika auch einigen Kriterien des Studiums genügen

ganisatorischen und räumlichen Rahmen, nämlich dem

müssen. Im Studium wird wissenschaftliches Tun einge-

des Praktikumsortes. Ziel eines Praktikums ist es, wissen-

übt, dieses findet aber nicht nur in der Universität statt,

schaftliches Tun an Lernorten ausserhalb der Universi-

sondern auch im Praktikum ausserhalb der Universität.

tät einzuüben und anschlussfähig zu machen. Insofern

Ein Praktikum auf Universitätsstufe vorzusehen, scheint

sprechen wir von einer zeitlich begrenzten Versetzung

also besonders dann sinnvoll, wenn dadurch die Studien-

in die Berufswirklichkeit. Die strukturelle Einbettung

ziele (besser) erreicht und unterstützt werden können. Für

eines Praktikums auf Universitätsstufe obliegt in erster

Programm- und Modulverantwortliche wäre es wichtig,

Line den Programm- und Modulverantwortlichen. Dies

wenn sich sowohl inhaltlich als auch strukturell Studium

wirkt sich in der Durchführung auf weitere Beteiligte am

und Praktikum eng aufeinander beziehen könnten. Dabei

Modul wie Modulverantwortliche und Dozierende aus.

geht es nicht in erster Linie um die direkte Gestaltung des Übergangs vom Studium zum Arbeitsmarkt (vgl. Exkurs: Nach dem Studium – Generation Praktikum), sondern

1 Im Gegensatz dazu bezeichnet das BFS 2007 in einer zeitlich weiteren Definition die Tätigkeiten als Praktikum, „die entweder während oder direkt nach der Ausbildung bzw. dem Studium praktische Erfahrungen im künftigen Beruf vermitteln soll. [... Es] ist zeitlich begrenzt und soll nicht länger als 6 Monate dauern.“


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

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2 Bezugspunkte für Praktika auf Universitätsstufe Ausgehend von den definitorischen Vorüberlegungen

ben der beruflichen Tätigkeit (Medizin, Lehrpersonenaus-

stellt sich für die Studiengangsverantwortlichen nun die

bildung, Rechtswissenschaften).

Frage, wie das Praktikum auf der Ebene des Studiengangs, bzw. -programms eingebettet werden kann. Wir gehen da-

Exkurs: Nach dem Studium – Generation Praktikum

bei vom Praktikum im engeren Sinne aus, für das eine zeit-

Für eine ganze Kohorte an Universitätsabsolvierenden

liche Nähe bei weitestgehend räumlich-organisatorischer

wurde der Begriff Generation Praktikum geprägt, um den

Trennung vom Studium herrscht. Über konzeptionelle

Berufseinstieg von Akademikerinnen und Akademikern

Bezugspunkte kann eine Anknüpfung des Praktikums an

bestimmter Fächer über meist schlecht bezahlte Praktika

das Studienprogramm erfolgen. Diese drei Bereiche sind

zu kennzeichnen. Das Phänomen Generation Praktikum

für das Studienprogramm massgeblich, denn hier liegen

bezeichnet eine wichtige Schnittstelle: den Übergang vom

die Handlungs- und Gestaltungsspielräume. Auf dieser

Hochschulstudium in den Arbeitsmarkt (Stolz, 2005).

Ebene werden die Rahmenbedingungen für die Modulge-

Stolz bezieht sich mit folgendem Statement auf Praktika

staltung gesetzt, übergeordnete Lernziele formuliert und

nach dem Studium: „Früher sollten Praktikanten bloß Er-

das Praktikum nicht nur im Curriculum, sondern auch

fahrungen für ihr künftiges Berufsleben sammeln. Heute

im Verständnis, wie im Studienprogramm gelernt werden

werden sie als billige Arbeitskräfte eingesetzt.“ Die ur-

soll, implementiert.

sprüngliche Einschätzung dieses Phänomens wird durch Verbleibsstatistiken in der Schweiz teilweise abgeschwächt,

2.1 Zeitlicher Bezugspunkt

auch wenn es zu bedenken gilt, dass Universitätsabsol-

Wann und wie wird ein Praktikum zeitlich im Studium

vierende kurz nach dem Studium nicht zwangsweise auf

positioniert?

optimale Berufseinstiegsbedingungen treffen (Bundesamt für Statistik, 2007; Briedis/Minks, 2007, Wiarda 2007). Die

Hierbei geht es um die zeitliche Beziehung von Prakti-

Universitäten stehen vor der Aufgabe, sich politisch und

kums und Studium als einen möglichen Ansatzpunkt für

strategisch zur Ausrichtung auf die Berufswelt und den Ar-

die Programm- und Modulplanung. Im Vordergrund steht

beitsmarkt zu positionieren.

die Frage, wann und wie das Praktikum zeitlich im Studium positioniert ist.

Aus hochschuldidaktischer Sicht wären vor allem für obligatorische Praktika während des Studiums ein konzep-

Vor dem Studium dienen Praktika vor allem zur Eig-

tioneller und inhaltlicher Rahmen herzustellen. Hierbei

nungsabklärung oder zum Prüfen der Studienmotivation.

gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Folgende

Während des Studiums verfolgen Praktika den Zweck, wis-

Leitfragen sind der Ausgangspunkt, um zeitliche Charak-

senschaftliches Tun an einem „Ort der Berufswirklichkeit“

teristika zu gestalten:

einzuüben, zu analysieren und zu reflektieren. Das Studium bietet idealerweise rahmend Lehrangebote, welche an den Lernzielen des Studiums ausgerichtet sind.Nach dem

Wird das Praktikum curricular eingebunden?

Studium steht vor allem der Einstieg in den Arbeitsmarkt

Für obligatorische Praktika empfiehlt sich eine curriculare

und das Erwerbsleben im Vordergrund. Einige Studien-

Anbindung an das Studienprogramm, indem insbesondere

gänge kennen aber auch längere Praxisphasen zum Einü-

die Lernziele so formuliert werden, dass sie mit den über-


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

greifenden Grobzielen des Programms in Einklang stehen.

Theorie und Praxis ist (...) an keiner Stelle so einfach und

In einem Studienprogramm wäre demnach das Praktikum

einlinig, dass es im Praktikum nur um die Anwendung an-

als ein Modul oder Modulbestandteil auszuweisen und

gelernten Wissens gehen kann.“ (Böhm, 1994, S. 550f.)

die Entscheidung zu treffen, ob ein Pflichtmodul, Wahloder Wahlpflichtmodul in der Studiengangsplanung sinn-

Weiterführende Informationen zur Umsetzung in Kapitel

voll erscheinen. Das Modul sollte dann jeweils auch einen

3.2 Gestaltung der rahmenden Lehrveranstaltungen, Kapi-

entsprechend gestalteten Leistungsnachweis enthalten.

tel 3.3 Gestaltung des Praktikums

Weiterführende Informationen zur Umsetzung finden Sie

Nochmals zusammengefasst:

in Kapitel 3.1 und in Kapitel 3.2 .

Zeitlich finden die hier betrachteten Praktikumsformen während des Studiums statt. Nur dann besteht eine Ge-

Wann wird das Praktikum im Studium zeitlich

staltungsmöglichkeit durch Modul- und Curriculums-

eingebunden?

verantwortliche. Obligatorische Praktika sollten auf jeden Fall einen festen Platz im Curriculum haben und

Die Frage nach der zeitlichen Position im Studium zieht

durch vorbereitende, begleitende und nachbereitende

die Frage nach dem gewünschten Anspruchsniveau (Ba-

Lehrangebote bezüglich Lernzielen und Studieninhal-

chelor, Master, Doktorat) nach sich. Ein Praktikum im

ten eingebunden sein. Dieses Ineinandergreifen wird

Bachelor-Studium sollte demnach ein weniger komplexes

dabei als komplexer Prozess verstanden, der nicht nur

Anspruchsniveau haben als eines auf Master-Stufe. Prin-

auf Anwendung zielt, sondern auch den Qualitätsan-

zipiell sind Praktika auf allen Stufen denkbar, wenn sie

sprüchen auf Universitätsniveau genügt.

dem Anspruchsniveau und den Lernzielen genügen. Ein Praktikum kann studienbegleitend sein oder das Studium tizipierten Studienzeiten durch Praktika nicht verlängern

2.2 Organisatorischer und räumlicher Bezugspunkt

sollten (vgl. auch das Beispiel Master Bildungsmanage-

Wo und wie findet das Paraktikum statt?

unterbrechen. Allerdings ist zu bedenken, dass sich die an-

ment Hackmann et al. 2008, S. 147ff.). Ein weiteres Charakteristikum des Praktikums liegt in Weiterführende Informationen zur Umsetzung finden Sie

seinem organisatorischen und räumlichen Bezugspunkt.

in Kapitel 3.1 und in Kapitel 3.3 .

Prinzipiell zeichnet die Universität aus, dass hier die Studien- und Lernziele bezogen auf wissenschaftliches Handeln leitend für den Lehr-Lernprozess sind. Am Prak-

Wie wird das Praktikum zeitlich eingebunden?

tikumsort kommen neben diesen Zielen, welche die Studierenden durch das Studium weiterhin verfolgen, die Or-

Neben der Position in der Studienstufe stellt sich die Fra-

ganisations- und Tätigkeitsziele des Praktikumsortes hinzu

ge, wie lange ein Praktikum während des Studiums dau-

(beispielsweise effizientes Arbeiten oder Gewinnmaximie-

ern soll. Hier gilt es zu entscheiden, wann die geplanten

rung). Für die Gestaltung von Studienprogrammen ist

Lernziele erfüllt sind. Ein Praktikum kann als begleitende

hierbei besonders zentral, wie diese beiden unterschied-

Tätigkeit neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen

lichen „Handlungslogiken“ sich miteinander in Bezug

stattfinden, es kann aber das Studium auch bewusst un-

setzen lassen (vgl. Harney, 1998), also wie Studien- und

terbrechen. Beide Varianten bedürfen dennoch einer An-

Lernziele des Studiums auch im Praktikum verfolgt wer-

bindung auf der Ebene des Studienprogramms, um dem

den können und wie Organisations- und Tätigkeitsziele

Qualitätsanspruch der Wissenschaftlichkeit auf Universi-

im Praktikum in den Studiengang – beispielsweise über

tätsstufe Genüge zu tragen. Denn: „Das Verhältnis von

Forschungsfragestellungen – Eingang erhalten. Allein die


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

Curriculum

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Wissenschaftlichkeit

Forschungsbezug

Studien- und Lernziele im Studium

Organisations- und Tätigkeitsziele im Praktikum Praxisbezug

Wirtschaftlichkeit

Berufsfeld

Abbildung 2: Unterschiedliche Zielsetzungen in Studium und Praktikum

klare Benennung der verschiedenen Ziele und deren Ver-

Exkurs: Lernort

hältnis zueinander stellt eine Herausforderung dar, kann

Der Begriff Lernort ist in der Berufsbildung geprägt wor-

aber bei der Verortung von Praktika im Curriculum, bzw.

den. Lernorte „stellen aber nicht nur räumlich und recht-

bei der Erarbeitung von Qualitätskriterien für den Prakti-

lich selbständige Einheiten dar, sondern sie unterscheiden

kumsort hilfreich sein (vgl. Kapitel 3.3.1 Qualitätskriterien

sich auch durch ihre je spezifisch pädagogisch-didaktische

für den Praktikumsort).

Funktion bei der (Wissens-)Vermittlung (...)“ (Pätzold, 1999, S. 285). Hinzu kommt der Anspruch, dass unter-

Während des Praktikums treffen in der Regel die Hand-

schiedliche Lernorte miteinander in Bezug stehen und im

lungslogiken beider Lernorte aufeinander (vgl. Exkurs:

Idealfall miteinander kooperieren (können) (vgl. Euler,

Lernort). Die räumlich-organisatorische Trennung in Stu-

2004, S. 313, Kremer/Sloane, 2001, S. 16ff.).

dien- und Berufsfeld kann durchaus zu Konflikten für die Studierenden führen, denn einerseits soll ein reibungs-

Zwei Beispiele aus dem Kontext der Universität:

loser Ablauf der Tätigkeit am Praktikumsort gewährleistet

Betrachtet man das Forschungspraktikum, so stellt sich

sein, andererseits soll das Praktikum die Lernziele des Stu-

die Frage, ob überhaupt eine vom Lernort Universität

diums berücksichtigen. Hinzu kommen persönliche Ziele

hinreichend abweichende Tätigkeits- oder Organisations-

der Studierenden, die sich nicht zwangsläufig mit den

logik seitens des Praktikumsortes besteht. Der Wechsel

Studien- und/oder den Tätigkeitszielen und ihren eige-

des Lernortes bedeutet also nicht per se auch eine andere

nen Ansprüchen an die Qualifizierungspraxis decken (vgl.

Handlungslogik. Führen umgekehrt Studierende in einer

Egloff, 2002). Die räumliche Trennung von Praktikumsort

kunsthistorischen Vorlesung z.B. als Leistungsnachweis

und Universität muss somit über die Studiengangsgestal-

eine öffentlichen Ausstellung durch, so wird der eigent-

tung überbrückt werden. Die Lernziele auf der Ebene des

liche Lernort der Vorlesung verlassen und die Handlungs-

Studienprogramms sind dabei eine massgebliche Gestal-

logik einer Kunstausstellung (ggf. auch in einem entspre-

tungsmöglichkeit. Ein ausseruniversitärer Lernort scheint

chenden Museum) bestimmt die Ziele und die Tätigkeit.

vor allem dann sinnvoll, wenn dadurch die Lernziele des

Der Lernort wird nicht mehr universitär gestaltet, sondern

Studiums besser oder überhaupt erst erreicht werden kön-

richtet sich nach der Handlungslogik einer Ausstellung

nen. Dafür spricht, dass die Lernumgebung im Praktikum

aus.

oft authentischer ist und dass das im Studium Erlernte angewendet und reflektiert werden kann.


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Die Frage nach der räumlichen und organisatorischen Trennung von Lernorten orientiert sich an der engen Definition des Praktikums (vgl. Kapitel 1). Bei einem obligatorischen Praktikum wäre die Anbindung an das Curriculum zu gewährleisten. Folgende Leitfragen lassen sich für den organisatorischen und räumlichen Bezugspunkt des Praktikums formulieren:

Nochmals zusammengefasst: Räumlich und organisatorisch sind Praktika von der Universität als Lernort abgelöst und folgen eigenen Organisations- und Tätigkeitszielen. Die räumliche Trennung von Praktikumsort und Universität, kann konzeptionell über die Studiengangsgestaltung überbrückt werden. Die Lernziele auf der Ebene des Studienprogramms bieten dabei einen Reflexionsrahmen für die Tätigkeit im

Wo findet das Praktikum statt? Bei Praktika ausserhalb der Universität gestaltet der jeweilige Arbeitsort (Lernort Praktikum) die Tätigkeit und die Organisation. Aber auch Lernorte an der Universität (Verwaltung, Gremien, Forschungsprojekte, ...) können grundsätzlich als Lernort mit einer anderen Handlungslogik als

Praktikum. Die beiden unterschiedlichen Lernorte können aber zu Konflikten für die Studierenden führen, da sie unterschiedlichen Zielsetzungen verpflichtet sind. Dennoch kann es bezogen auf Anwendung von wissenschaftlichem Fachwissen notwendig oder sinnvoll sein, Praktika obligatorisch im Curriculum zu verankern.

die des Studiums angesehen werden. Sie unterscheiden sich auch in ihrer pädagogisch-didaktischen Funktion. Weitere Informationen finden Sie in Kapitel 4 Beispiele und Innovationsmöglichkeiten an der UZH, Kapitel 5 Kommentierte Link- und Materialsammlung

2.3 Konzeptioneller Bezugspunkt Was hat das Praktikum mit dem Studium zu tun? Bei einer konzeptionellen Verortung des Praktikums geht es um Überlegungen, wie gelernt und gelehrt werden soll und was das Lernen am Praktikumsort mit dem Lernen in

Wie gestaltet sich das Praktikum? Vom Studium ganz oder grösstenteils losgelöste praktische Tätigkeiten, z.B. eine Berufstätigkeit, können von Programm- und Modulverantwortlichen nur schwierig als Praktikum eingebettet werden, wenn sie ausschliesslich eigenen Organisations- und Tätigkeitszielen, aber nicht Lernzielen des Studiums folgen (können). Von Praktika, die sich auf das gesamte Studium beziehen, sind auf einzelne Lektionen bezogene Formen wie Exkursion, Praxisbesuch, etc. zu unterscheiden. Diese stellen kein Praktikum im engen Sinne dar, da sie an der einzelnen Lektion orientiert sind und sich oft ausschliesslich an Studien- und Lernzielen, nicht aber an Organisations- und Tätigkeitszielen des externen Lernortes ausrichten. Weitere Informationen finden Sie in Kapitel 2.3 Konzeptioneller Bezugspunkt

anderen Studienformen zu tun hat. Im Sinne einer Orientierungshilfe kann eine Gegenüberstellung von zwei konzeptionellen Überlegungen (Kapitel 2.3.1, 2.3.2) dazu dienen, die Ausrichtung des Praktikums und damit auch dessen Gestaltung zu planen, zu legitimieren und zu prüfen. Auch für die Rolle, die ein Praktikum in der LehrLernkultur eines Instituts spielen soll, mögen vor allem konzeptionelle Überlegungen eine Orientierungshilfe geben. Und nicht zuletzt können mit einem konzeptionellen Rahmen die Spezifika der Universitätsstufe hervorgehoben werden. Der konzeptionelle Bezugspunkt geht damit über eine räumlich-organisatorische Komponente hinaus, denn im Hintergrund stehen nicht Lern- und Tätigkeitsorte und -ziele, sondern Gedanken über die intendierten Lehr- und Lernprozesse im Studienprogramm (vgl. Exkurs: Lehr-Lernprozess).


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

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Exkurs: Lehr-Lernprozess

Das zweite hier vorgestellte reflexive Lehr-Lernmodell ist

Lernen kann überall stattfinden. Wir lernen in alltäglichen

zyklischer Art. Man geht dabei von einer Orientierung am

Situationen beispielsweise durch „trial and error“. Lehr-

Handeln aus, wofür auch an der Universität durch den

Lernprozesse beinhalten eine zweite Komponente – die

Fokus auf Kompetenzen plädiert wird. Dieses Handeln

Lehre – und damit eine Zielrichtung und eine Gestaltung

beispielsweise im Praktikum bedarf einer Reflexion, indem

der Lernumgebung (Stichwort Lehrarrangement, vgl.

es mit anderen Inhalten des Studiums verknüpft wird. Die

auch Arnold/Schüßler 1998, S. 81). Ein klassisches Mo-

Reflexion soll wiederum neue Handlungsoptionen ermög-

dell dafür ist das didaktische Dreieck, in dem Lehrender,

lichen. Dieser Wechsel von Handlung und Reflexion dient

Lernender und Lehrinhalt in einem Verhältnis zueinan-

als zweite Orientierungshilfe, um das konzeptionelle Ver-

der stehen bzw. gebracht werden müssen. Für die Uni-

hältnis von Studium und Praktikum zu betrachten.

versitätsstufe fallen diese gestalteten Lehr-Lernprozesse anders aus als an der Primarschule oder eben anders als

Beide Modelle können zu einer Berücksichtigung bzw.

ungestaltete Lernprozesse. Eine explizite Zielorientierung

einer Legitimierung von Lernformen beitragen, die nicht

scheint für die Lehre zentral (vgl. Pfäffi, 2005, S. 21f.). An

in Präsenzveranstaltungen abgedeckt werden, aber auch zu

der Universität sind die Lernziele als Kompetenzen von

einem Referenzrahmen für die Verortung von Praktika als

Studierenden formuliert, daran richtet sich die Planung

Einübung (Anwendung) und Reflexion von wissenschaft-

von Lehr-Lernprozesse aus (Arbeitsstelle für Hochschul-

lichem Tun im Rahmen des Universitätsstudiums werden.

didaktik, 2008, S. 13). Aber auch das Anspruchsniveau für

Beide Ansätze zielen zudem auf eine wissenschaftliche

Lehr-Lernprozesse an Universitäten richtet sich an Wis-

Handlungsfähigkeit.

senschaftlichkeit, Eigenständigkeit und Originalität aus. 2.3.1 Duales Lehr-Lernmodell: formelles und Im folgenden dualen Lehr-Lernmodell wird das organi-

informelles Lernen

sierte Lernen dem Erfahrungslernen gegenübergestellt.

Die Lehre an Universitäten kann verschiedene Funktionen

Das Modell ist aus der Berufsbildung bekannt, die sich

haben. Sie kann dazu dienen, Fachwissen zu vermitteln,

aufgrund des schulischen und des betrieblichen Lernortes

Forschungsmethoden einzuüben, Wissen zu generieren

ebenfalls mit der Anbindung – ähnlich wie beim Prakti-

oder ein Verhalten einzuüben, wie es in einem Fach üb-

kum - befassen muss (zu Lernorten vgl. Kap. 2.2 Organi-

lich und von der Wissenschafts-Community anerkannt

satorischer und räumlicher Bezugspunkt, vgl. Dehnbostel,

ist. Diese Funktionen können zum einen in organisiertem

2002, S. 37ff.). Auf universitärem Niveau kann ein Blick

Lernen gefasst werden, z.B. wenn in einer Vorlesung ein

auf die Unterscheidung nach Lernorten hilfreich sein,

bestimmter Stoff vermittelt, in einer Übung oder For-

um im Studienprogramm beide Anteile in Beziehung zu-

schungswerkstatt eingeübt und durch bestimmte Formen

einander zu setzen. Im Vordergrund stehen dabei nicht

von Leistungsnachweisen bewertet wird. Neben dem orga-

die Lernorte an sich, sondern die (Lehr-)Lernprozesse, die

nisierten Lernen, spielt das Lernen über Erfahrungen eine

als formell und informell (organisiertes Lernen/Lernen

grosse Rolle. Dieses Erfahrungslernen findet einerseits in

über Erfahrungen) bezeichnet werden. Informelles Lernen

den organisierten Lehrveranstaltungen, andererseits aber

kommt ohne formal organisierte Lehre aus. Der Fokus auf

auch zu einem grossen Teil ausserhalb des institutionellen

diese zwei Seiten des Lernens, formell und informell, soll

Rahmens der Universität statt. Im Folgenden soll es da-

als erstes Modell zur Orientierung herangezogen werden,

rum gehen, in welchem Verhältnis diese beiden Lern-

um das Verhältnis von Praktika zum Studium zu bestim-

formen (duales Modell) stehen und wie sie miteinander

men.

verbunden werden können.


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Die folgende Darstellung stammt ursprünglich aus der Be-

bezeichnet hingegen den Lernprozess über Erfahrungen,

rufsbildung, in der es traditionell die praktischen Anteile

es wird weiter in implizites und reflexives Lernen unter-

der Berufstätigkeit und die schulischen Anteile in einer Bil-

schieden. Das informelle Lernen kommt ohne einen in-

dungsinstitution gibt (vgl. Dehnbostel, 2002, S. 47). Über-

struierenden Lehrprozess aus und führt bezogen auf die

tragen auf das Hochschulstudium könnte dieses Modell

Universitätsstufe hauptsächlich zu wissenschaftlichem

Vorbild sein, wie das Verhältnis von formellem und infor-

Erfahrungswissen, allerdings auch mit einer Verbindung

mellem Lernen gestaltet werden kann. Der Vorteil dieses

zum Theoriewissen (1). Letztlich führt die Kombination

Modells ist, dass keine Lernform als defizitär gilt und dass

aus Theorie- und Erfahrungswissen zur Wissenschaft-

es vor allem um das Zusammenspiel geht, wie Studium

lichen Handlungsfähigkeit (3,4).

und Praktikum miteinander verbunden sind. Das Lernen auf Universitätsstufe zielt auf wissenschaftliche Hand-

Ob diese Unterscheidung nun für alle Bereiche universi-

lungskompetenz, welche durch unterschiedliche Wege und

tären Lernens zutrifft oder nicht – es lohnt sich in jedem

Verknüpfungen erreicht werden könnte.

Fall, das Modell zur Studiengangs- und Modulplanung zur Kenntnis zu nehmen, denn es bietet die Möglichkeit,

Ausgehend vom Lernen auf Universitätsstufe lassen sich

Bereiche der Anbindung von Praktikum und Studium zu

zwei Arten des Lernens unterscheiden, das formelle, or-

identifizieren. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass das

ganisierte Lernen und das informelle Lernen über Erfah-

Praktikum ausschliesslich auf der Seite des informellen Ler-

rungen. Beide Arten des Lernens führen in diesem Mo-

nens und das Studium ausschliesslich auf der Seite des for-

dell prinzipiell zu unterschiedlichen Arten des Wissens,

mellen Lernens anzusiedeln ist. Vielmehr geht es darum,

die letztlich in der Kompetenz oder Handlungsfähigkeit

dass für die Modulplanung wichtig ist, welche Kompo-

wieder zusammenlaufen. Durch die Studiengangs- und

nenten im Praktikumsmodul formal erworben werden sol-

Modulplanung werden vor allem die organisierten Lehr-

len und welche informell erlernt werden (z.B. über Selbst-

Lernprozesse (obere Achse) systematisiert und gestaltet,

studium oder über die Erfahrung im Praktikum). Ebenso

diese führen aber immer auch zu wissenschaftlichem Er-

ist es zentral, wie informelles Lernen an den organisierten

fahrungswissen (2). Informelles Lernen (untere Achse)

Lehr-Lernprozess angebunden werden kann und so zur

Formelles Lernen / organisiertes Lernen

Wissenschaftliches Theoriewissen

  Lernen auf Universitätsstufe

Erfahrungslernen / Reflexives Lernen Informelles Lernen / Lernen über Erfahrungen

Wissenschaftliches Erfahrungswissen

Implizites Lernen

Abbildung 3: Formelles und informelles Lernen auf Universitätsstufe

Wissenschaftliche Handlungskompetenz / Handlungsfähigkeit


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

15

wissenschaftlichen Handlungskompetenz führt (vgl. auch

Materialliste und in den Quellenangaben ebenfalls An-

Molzberger, 2007, S. 81), die in einem Leistungsnachweis

regungen zur weiteren Orientierung. An dieser Stelle be-

abgebildet und überprüft wird. Die nummerierten Pfeile

lassen wir das duale Lehr-Lernmodell in aller Kürze. Für

in der Abbildung greifen dabei die folgenden Leitfragen

die Studiengangs- und Modulplanung eröffnet das Mo-

für die Verknüpfung beider Lernformen auf:

dell einen konzeptionellen Rahmen, um prinzipiell über

Wie verhält sich das Erfahrungslernen zum Theoriewissen? Für die Studiengangsgestaltung liegt hierbei ein Fokus auf der Formulierung von Lernzielen auch für den Bereich des informellen Lernens, die sich auch im Leistungsnachweis oder Praktikumsbericht wieder abbilden. Wie verhält sich das organisierte Lernen an der Uni-

das Verhältnis von formellem und informellem Lernen im Studium nachzudenken. Für das Praktikum ist diese Frage von besonderer Bedeutung, da sich dieses oft der formellen Gestaltung seitens des Studiengangs entzieht (aber durchaus eine formale Gestaltung seitens des Praktikumsortes erfahren kann) und damit auf eine andere Art der Einbindung in das Curriculum z.B. über die vier aufgestellten Leitfragen eingebunden werden kann (vgl. auch Westermann/Koch, 2006).

versität zum Erfahrungswissen? Das Curriculum und die Modulgestaltung berücksichtigen den Anteil an Erfahrungslernen und binden ihn über

2.3.2 Reflexives Lehr-Lernmodell: Handlung und Reflexion

vorbereitende, begleitende oder nachbereitende Veranstal-

Ein zweites Lehr-Lernmodell setzt einen etwas anderen

tungen ein.

Fokus auf das Praktikum und dient ebenfalls als Orientierungshilfe für die Programmplanung. Dieses reflexive

Wie führt Erfahrungswissen zu Handlungsfähigkeit?

Lehr-Lernmodell geht vom zyklischen Zusammenspiel von Handlung und Reflexion aus. Damit rückt nicht wie im dualen Lehr-Lernmodell der Formalisierungsgrad des

Wissenschaftliche Handlungsfähigkeit ist mehr als eine

Lernprozesses in den Vordergrund, sondern das Verhält-

Handlungsroutine, nämlich eine bewusste Entscheidung,

nis von Abstraktion und Anwendung. Die Fähigkeit zur

welche das universitäre Anspruchsniveau des Lehr-Lern-

Reflexion und Anwendung ist zudem ein Kriterium, das

prozesses berücksichtigt.

auch für die Forschungstätigkeit und Arbeit auf universitärem Niveau von zentraler Bedeutung ist (vgl. Frieberts-

Wie führt Theoriewissen zu Handlungsfähigkeit?

häuser, 2001, S. 181ff.). Zur weiteren Verdeutlichung kann beispielsweise der er-

Handlungsfähigkeit richtet sich auf die bewusste Anwen-

fahrungsbasierte Lernzyklus nach Kolb herangezogen wer-

dung von theoretischem Wissen in einem wissenschaft-

den (vgl. Kolb, 1984). Der Lernende beobachtet auf der

lichen Kontext.

Basis der Erfahrung und reflektiert anschliessend darüber. Das Erlebte wird nochmals vergegenwärtigt und beispiels-

Weiterführende Informationen zur Umsetzung finden Sie

weise mögliche Ursachen für die gemachte Erfahrung

in Kapitel 3.1, Kapitel 3.2 und Kapitel 3.3

mental durchgespielt. Der Reflexionsprozess mündet in die abstrakte Begriffsbildung, d.h. die konkrete Erfahrung

Wenn diese Fragen von besonderem Interesse sein sollten,

nimmt Einfluss auf die Wissensstruktur des Lernenden.

dann finden Sie in der kommentierten Literatur- und

Wenn dies ein Ziel im Studiengang ist, gilt es, diesen Pro-


16

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

zess auch zu gestalten. In einem letzten Schritt wird der

einer Routine als auch der konkrete Austausch können

Lernende wieder zum Handelnden: Beim aktiven Expe-

Komponenten eines reflexiven Lehr-Lernmodells sein.

rimentieren mit dem neu erworbenen Wissen versucht er sich in realen Situationen, eben im Praktikum. Auch

Der kooperative Aspekt in der Reflexion kann beispiels-

hier sind Parallelen zum dualen Lehr-Lernmodell deut-

weise durch einen Coach oder ein Team wahrgenommen

lich, wo sich die Frage nach dem Verhältnis von Theorie-

werden, der/das die Tätigkeit begleitet (vgl. Kapitel 3.2.2

und Erfahrungswissen stellt (vgl. Kapitel 2.3.1), aber auch

Begleitende Lehrveranstaltungen). Auch die Ansätze des

zum forschenden Lernen an der Universität (vgl. Tremp,

Action Learnings/Handlungslernens basieren auf der Er-

2005).

kenntnis, dass Lernprozesse dadurch angestossen werden, dass in einem Team von Lernenden praktische Probleme

Im reflexiven Lehr-Lernmodell kommen zwei Arten der

gemeinsam reflektiert werden (vgl. Donnenberg, 2008,

Reflexion zum Tragen, so wie es am Beispiel des reflective

zum problem-based learning auch Weber, 2004). Action

practitioner anhand des Architekturpraktikums beschrie-

Learning, so das Statement, stellt das praktische Handeln

ben wird. „Reflective practicum in architecture is reflective

als Quelle neuen Wissens in den Mittelpunkt und ist ge-

in two senses: it is intended to help students become pro-

prägt von einer kritischen Haltung gegenüber formalen

ficient in a kind of reflection-in-action, and, when it works

Expertenwissens. Dieses kritische Denken und der Ansatz

well, it involves a dialogue of coach and student that takes

der Wissensgenerierung sind beides Ansätze, die auch als

the form of reciprocal reflection-in-action.“ (Schön, 1987,

charakteristisch für die Bildungsstufe der Universität ange-

S. 7). Zum einen besteht Reflektieren demnach aus dem

sehen werden können und damit als Modell von Hand-

Anspruch, (Selbst-)Reflexion einzuüben, zum anderen

lung und Reflexion den Qualitätsansprüchen einer Wis-

aus einem Dialog, der selbst die Form der Reflexion ein-

senschaftlichkeit entgegenkommen können.

nimmt. Oder anders ausgedrückt: Sowohl die Einübung Abbildung 4 greift die Art der Verknüpfung von Handlung und Reflexion in diesem Lehr-Lernmodell mit folgenden Leitfragen auf: Wie werden Handlung und Reflexion individuell ver-

Handlung

Reflexion

knüpft? Die Gestaltungsmöglichkeiten liegen vor allem in der Schaffung von Möglichkeiten zur Verknüpfung von Handlung und Reflexion. Die Herausforderung liegt im zyklischen Modell, in dem die Reflexion bereits in der Handlung angelegt ist, darin dass es auch wieder zu Handlung führt. Dies wäre z.B. auch in der Gestaltung von Leistungsnachweisen oder bei Kriterien für die Auswahl von (1) individuell (2) kollektiv

Abbildung 4: Handlung und Reflexion im reflexiven Lehr-Lernmodell

Handlungsfeldern zu berücksichtigen.


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

17

Wie werden Handlung und Reflexion kollektiv ver-

Nochmals zusammengefasst:

knüpft?

Lehr-Lernmodelle geben eine Orientierungshilfe zur Verortung von intendierten Lernprozessen. Dabei soll

Die gemeinsame/gegenseitige Verknüpfung von Hand-

geklärt werden, inwiefern verschiedenen Lernprozesse

lung und Reflexion bedarf darüber hinaus eines Gegen-

sich aufeinander beziehen können. Die beiden Beispiele

übers. Dies können Gruppen von Studierenden sein oder

zeigen dies an einer Gegenüberstellung (duales Modell:

Coachs, die den Lernprozess begeleitet.

z.B. formell/informell; reflexives Modell: z.B. Zyklus aus Handlung und Reflexion). Die Lehr-Lernmodelle

Weiterführende Informationen finden Sie in Kapitel 3.1,

stehen in Verbindung mit der Lehr-Lernkultur, die an

Kapitel 3.2 und Kapitel 3.3.

einem Institut/in einem Studienprogramm gepflegt wird/gepflegt werden soll und kann somit auch fächerund disziplinspezifische Besonderheiten integrieren.

Konzeptionelle Leitfragen für die Studiengangsplanung zur Gestaltung eines Praktikums Zeitliche Gestaltung

Wird das Praktikum curricular eingebunden? Wann wird das Praktikum im Studium zeitlich eingebunden? Wie wird das Praktikum zeitlich eingebunden?

Räumlich-organisatorische Gestaltung

Wo findet das Praktikum statt? Wie gestaltet sich das Praktikum?

Konzeptionelle Gestaltung

Wie verhält sich das Erfahrungslernen zum Theoriewissen? Wie verhält sich das organisierte Lernen an der Universität zum Erfahrungswissen? Wie führt Erfahrungswissen zu Handlungsfähigkeit? Wie führt Theoriewissen zu Handlungsfähigkeit? Wie werden Handlung und Reflexion individuell verknüpft? Wie werden Handlung und Reflexion kollektiv verknüpft?



Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

19

3 Umsetzung in Modulen Wie setzt man ein Praktikum auf Modulebene um? Nach diesen Überlegungen auf der Stufe des gesamt-

und welche nicht. Die rahmenden Lehrveranstaltungen

en Studiengangs oder Studienprogramms, geht es nun

entsprechen in der Regel eher den formalen Lernsettings,

darum, das Praktikum auf Modulebene im Studium zu

d.h. die intendierten Lernprozesse werden durch die Do-

integrieren und die Lernziele sowie die Modulgestaltung

zierenden gestaltet. Ausserdem finden die rahmenden

weiter zu konkretisieren.

Lehrveranstaltungen in der Regel am Lernort Universität statt. Das Praktikum selbst enthält formelle und informelle Lernprozesse, die nicht durch den Lernort der Universität gestaltet werden, aber beispielsweise über den/ die Leistungsnachweise in Form von Reflexion, Analyse und Auswertung eine Verbindung aufzeigen können. In dieser Art wäre allenfalls auch ein Selbststudienanteil in das Modul zu integrieren. Die Handlung selbst geniesst im Praktikums-Modul einen hohen Stellenwert. Sie sollte aber auch an theoretische Konzepte, die im Studium vermittelt wurden, angebunden sein, ggf. Forschungsfragen generieren oder aufgreifen und auf einem universitären

Abbildung 5: Modell für die Planung eines Praktikums-Moduls

Niveau reflektieren.

Ein Modul ist eine inhaltlich und zeitlich abgeschlossene

Das Selbststudium kann als weiterer Teil eines Praktikums-

Lerneinheit, die sich aus mehreren Lehrveranstaltungen

moduls ausgewiesen werden. Hierunter können z.B. Lite-

(z.B. Vorlesung und Übung) und Selbststudium zusam-

raturstudium, Vorbereitungen für den Leistungsnachweis

mensetzt. Ein Praktikum kann im Modul für sich alleine

oder Referatsvorbereitungen gefasst werden. Das Selbststu-

stehen oder aber mit rahmenden Lehrveranstaltungen

dium kann ebenfalls vorbereitend, begleitend oder nach-

und/oder Selbststudienanteilen kombiniert werden. In je-

bereitend vorgesehen werden. Ein obligatorisches oder

dem Fall richtet sich dieses Praktikums-Modul an Lernzie-

Wahlpflicht-Praktikum ist prinzipiell auch ein Bestandteil

len (vgl. Kapitel 3.1) aus, diese sollen eine Voraussetzung

des Studiums und sollte im Workload seinen Ausdruck fin-

für die inhaltliche Gestaltung bilden und im Leistungs-

den. Ein Praktikums-Modul folgt demnach den gleichen

nachweis überprüft werden.

Gestaltungskriterien wie andere Module. Die Studienprogramme haben teilweise einen unterschiedlichen Umgang

Die Gestaltung eines Praktikums-Moduls schliesst sich

mit dem Workload von Praktika entwickelt. Letztlich rich-

an die Frage nach der konzeptionellen Verortung (auf der

ten sich die Modulverantwortlichen in dieser Frage nach

Ebene des Studienprogramms vgl. Kap. 2.3 Konzeptio-

dem im Studiengang vereinbarten Umfang. Weitere Infor-

neller Bezugspunkt) an. Wie werden in der Modulplanung

mationen zum Thema Modulplanung finden Sie im Dos-

formelle und informelle Lernprozesse berücksichtigt? In

sier Modulplanung (vgl. 5.5 Weiterführende Materialien

welchem Verhältnis stehen Handlung und Reflexion zuei-

der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik). Fragen der Aner-

nander? Die erste Frage hilft bei der Unterscheidung, wel-

kennung können z.B. von bestimmten Qualitätskriterien

che Lernprozesse tatsächlich formal strukturiert werden

(vgl. Kapitel 3.3.1) oder von zeitlichen, räumlich-organisa-


20

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

torischen oder konzeptionellen Kriterien (vgl. Kapitel 2.1,

Leistungsnachweise, in denen die Kompetenzen überprüft

2.2 und 2.3) abhängig gemacht werden.

werden. Beide Komponenten werden bereits in der Planung berücksichtigt, denn in den Leistungsnachweisen

Welche Rolle die Lernziele, Kompetenzen und Leistungs-

werden die Lernziele abgebildet und über die Lernziele

nachweise (Kapitel 3.1.1 und 3.1.2), sowie die Gestal-

können Qualitätskriterien festgelegt und an die Studieren-

tungen der rahmenden Lehrveranstaltungen (Kapitel 3.2)

den kommuniziert werden.

und des Praktikums (Kapitel 3.3) spielen, ist Thema der folgenden Unterkapitel.

3.1.1 Lernziele und Kompetenzen Lernziele benennen die Kompetenzen, welche die Studierenden erwerben sollen. Unter Kompetenzen versteht man

Exkurs: Modulverantwortliche - Dozierende

„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren

Das Zusammenspiel zwischen Praktika und (Lehr-)Veran-

kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte

staltungen eines Moduls lässt sich auch an den beteiligten

Probleme zu lösen“ (Weinert, 2001). Zusätzlich umfassen

Personen festmachen. Es gilt zu identifizieren, wer für das

diese die damit verbundene Motivation, den Willen und

Studienprogramm und wer für das Modul verantwortlich

die soziale Bereitschaft und Fähigkeit, in verschiedenen

ist. Wer sind die weiteren am Modul beteiligten Dozie-

Situationen auch erfolgreich handeln zu können. Dieser

renden? Sind die Rollen klar verteilt und kennen alle Be-

Kompetenzbegriff betont den Zusammenhang vom Er-

teiligten die Termine und Modalitäten der Moduls (inklu-

werb kognitiver Fähigkeiten, Komponenten der Selbstre-

sive Leistungsnachweis)? Anhand dieser Fragen werden die

gulation und motivationalen Orientierungen. Demnach

Verantwortlichen auf der Ebene des Studienprogramms,

beschreiben Lernziele „die Fähigkeiten und Fertigkeiten

des Moduls und der einzelnen Lehrveranstaltungen unter-

respektive dasjenige Wissen und Können, welche(s) die

schieden. Auf Modulebene wird im Folgenden zwischen

Studierenden aufgrund einer abgeschlossenen Lerneinheit

den Funktionen der Modulverantwortlichen und Dozie-

erwerben sollen. Sie beschreiben also Kompetenzen, wel-

renden unterschieden, auch wenn dies die gleiche Person

che sich die Studierenden aneignen sollen“ (Arbeitsstelle

sein kann, unterscheidet sich doch die Funktion.

für Hochschuldidaktik, 2008, S. 12).

Aus Sicht der Modulverantwortlichen wäre zu fragen, inwiefern sich die Modulbestandteile inhaltlich und struktu-

In der Klassifikation von Zielen sprechen wir von Richt-

rell aufeinander beziehen, übergreifende Lernziele formu-

zielen als übergeordnete Ziele, die das gesamte Studien-

liert und der/die Leistungsnachweis/e gestaltet sind. Aus

programm oder den gesamten Studiengang betreffen, von

Sicht der Dozierenden bilden diese strukturellen Überle-

Grobzielen auf Modul- und Veranstaltungsebene und von

gungen den Ausgangspunkt für die Ausgestaltung und die

Feinzielen bei der Lektionsplanung. Im Praktikum sind

konkrete Umsetzung in den Lehrangeboten und ggf. in

für Modulverantwortliche insbesondere die Ziele zu un-

Betreuungsaufgaben.

terschieden, die sich auf das Praktikums-Modul als Ganzes beziehen von Zielen, die das Praktikum selbst oder rahmende Lehrveranstaltungen betreffen. Die Feinziele auf

3.1 Planung und Gestaltung der Module

Lektionsebene sind vor allem für die Dozierenden in der

Ausgehend von dem Modell für die Planung eines Prakti-

Planung relevant. Lernziele der Lehrveranstaltungen kön-

kums-Moduls (vgl. Abb. 5) lassen sich bei der Gestaltung

nen beispielsweise „Forschungsfragen entwickeln können“

einzelne Komponenten unterscheiden. Die Grobziele

beinhalten, um eine Anbindung von Lernprozessen aus

gelten für das ganze Modul, also für das Praktikum und

dem Praktikum zu erreichen. Dafür müssen zum einen die

die rahmenden Lehrveranstaltungen. Ebenfalls auf das

Voraussetzungen durch andere Module oder durch vorbe-

gesamte Modul bezieht sich der Leistungsnachweis/die

reitende Lehrveranstaltungen gegeben werden, anderer-


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

21

seits sollte im Leistungsnachweis oder in nachbereitenden

Lernprozesse und -ergebnisse. Grundsätzlich lassen sich

Veranstaltungen diese Kompetenz auch nachgewiesen

folgende Hauptgruppen unterscheiden, die spezifische

werden können. Das Praktikum selbst zielt eher auf das

Formen von Leistungsnachweisen nahe legen (vgl. Weil/

„Anwenden können“, „Umsetzen können“ oder „Intera-

Tremp, 2010):

gieren können“ als zentrale Kompetenzen. Denn es zeigt sich, dass sich kompetentes Handeln eher weniger auf ei-

(1) Arbeitsprodukte aus dem Praktikum

nen einsamen Akteur bezieht, „sondern mehr auf soziales

Als Leistungsnachweis gelten Arbeitsprodukte aus dem

Handeln, auf das Gestalten der sozialen Umwelt und Be-

Praktikum, die nach den Anforderungen des Praktikum-

wältigen von Situationen“ (Vonken, 2004, S. 171).

sortes entstanden sind und gleichzeitig den Zielsetzungen des universitären Moduls entsprechen. So können bei-

Die Rolle des Praktikums liesse sich somit über die Lern-

spielsweise Gutachten, Arbeitsdokumente, Rechercheer-

ziele näher definieren. Das gesamte Modul sollte dabei

gebnisse oder Protokolle als wiederkehrende Pflichtnach-

den Kriterien genügen, die für das gesamte Studienpro-

weise systematisch während des Praktikums eingesetzt

gramm an der Universität gelten. Diese können über die

werden. Zudem sind zusätzliche Angaben wie vertiefende

Ausrichtung an Wissenschaftlichkeit, Eigenständigkeit und

Literaturrecherche oder Gegenüberstellung von theore-

Originalität der Arbeiten oder Anbindung an die Wissen-

tischen und praktischen Erkenntnissen möglich. Auf die

schafts-Community gewährleistet werden (vgl. Kapitel 2.3

fachlichen Kompetenzen bezogen können in den Natur-

Konzeptioneller Bezugspunkt, Kapitel 3.3 Qualitätskrite-

wissenschaften beispielsweise Feldexperimente oder La-

rien). Ein Praktikum kann dabei ein wichtiger Bestandteil

borversuche, in den Sozialwissenschaften z.B. die Beant-

sein, um die fachlichen Ziele auf Universitätsniveau zu

wortung einer empirischen Fragestellung, wie das Führen

erreichen.

verschiedener Interviews im Praktikum, anerkannt werden. Auf überfachliche Kompetenzen bezogen wäre ein

3.1.2 Formen von Leistungsnachweisen

Praktikumstagebuch oder Lernjournal als Sammlung von

Wie die Lernziele beziehen sich die Leistungsnachweise

Arbeitsprodukten aus dem Praktikum denkbar. Es enthält

ebenfalls auf das gesamte Praktikums-Modul. Sie können

für jeden Tag des Praktikums eine Darstellung derjenigen

am Ende des Moduls durchgeführt werden oder aber be-

Inhalte, die aus der jeweiligen subjektiven Sicht der Stu-

gleitend, und sie können en bloc durchgeführt werden

dierenden als besonders bedeutsam und wichtig eingestuft

oder gestaffelt. Und vor allem wäre die Form des Lei-

werden. Es kann auch als Methode zur Unterstützung der

stungsnachweises frühzeitig zu klären, damit das Prakti-

Reflexion des eigenen Lernprozesses angesehen werden

kum sich daran orientieren kann. Wie auch immer sich

(vgl. Kapitel 2.3.2 Reflexives Lehr-Lernmodell). Die Be-

Modulverantwortliche entscheiden, der Leistungsnach-

wertungskriterien orientieren sich an der fachlichen Rich-

weis sollte sich in der Modulplanung auf die angestrebten

tigkeit und der gelungenen Verknüpfung der Fachinhalte

Lernziele und Kompetenzen richten und gleichzeitig in

mit der Fachpraxis.

einem angemessenen Verhältnis zu den insgesamt vorhandenen Ressourcen für die Betreuung stehen. Auch auf der

(2) Ergänzende Arbeitsprodukte

Seite der Studierenden gilt prinzipiell: Der Zeitaufwand

Als Leistungsnachweis können auch Arbeitsprodukte gel-

für die Erbringung des/der Leistungsnachweise/s ist dem

ten, die in Ergänzung zu den Praktikumsarbeiten zum

Workload des Moduls hinzuzurechnen. Leistungsnach-

Zwecke des Kompetenznachweises für die Universität ent-

weise haben die Funktion, zu dokumentieren, dass eine

standen sind. Möglich wäre beispielsweise die Produktion

geforderte Kompetenz auch tatsächlich erreicht wurde. Ist

eines Posters. Eine Posterpräsentation orientiert sich daran,

das Praktikum Bestandteil eines Moduls, so bezieht sich

wie Ergebnisse aus dem Praktikum an wissenschaftlichen

der Leistungsnachweise auch auf die dort beabsichtigten

Kongressen oder einer Ausstellung präsentiert werden. Die


22

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Studierenden müssen alleine oder in Gruppen zu einem

Hier reflektiert der/die Studierende über ein gestelltes

ausgewählten Praktikumsthema bzw. einer selbst durch-

oder allenfalls selbst gewähltes Thema, das in Verbindung

geführten Analyse ein Poster gestalten und dieses präsen-

mit dem Praktikum steht. Die Präsentation kann stärker

tieren. Diese Analyse kann einerseits eine Reflexion des

durch Kriterien der Dozierenden geleitet werden oder aber

Praktikums beinhalten, andererseits die Übertragung auf

im Sinne des Einübens von Kompetenzen „wie“ beurtei-

Studieninhalte anregen (vgl. Kapitel 2.3.1 Duales Lehr-

len können, „Feedback geben können“ die Studierenden

Lernmodell), somit kann der Schwerpunkt für die Bewer-

auch für die Beurteilungs- und Betreuungsaufgaben heran-

tung sowohl auf den fachlichen als auch auf den überfach-

ziehen. In der Regel werden zusätzlich zur mündlichen

lichen Kompetenzen liegen. Es besteht die Möglichkeit für

Präsentation schriftliche Unterlagen abgegeben und/oder

den E-Learning-Einsatz durch Gestaltung einer Webseite

Folien gezeigt.

statt eines Posters. Eine weitere Form wären schriftliche Übungen als textliche, numerische, bildliche oder auditive

Ausführliche Informationen zu Leistungsnachweisen fin-

Dokumente, Lösungen oder Antworten, die ergänzend

den sich in unserem Dossier „Leistungsnachweise in mo-

zum Praktikum erarbeitet werden. Die Bewertungskrite-

dularisierten Studiengängen“. Für alle Leistungsnachweise

rien können sowohl auf die inhaltlichen Komponenten

gelten zudem klare Beurteilungskriterien und Benotungs-

als auch auf die Art der Darstellung und der Abstraktion

stufen, die vorab festgelegt werden. Je nachdem, ob bei

vom konkreten Fall eingehen und in einer Kombination

den Lernzielen die fachliche Komponente im Vordergrund

auch als Parcours durchlaufen werden. Die Bewertungs-

steht, Prozesse (z.B. Reflexion) oder etwa ein Leistungs-

kriterien können sowohl die inhaltlichen Komponenten

fortschritt (z.B. Entwicklung), können Beurteilungskrite-

als auch die Art der Darstellung und der Abstraktion vom

rien diese Komponenten gewichten.

konkreten Fall berücksichtigen. Nochmals zusammengefasst: (3) Reflexion

Für Modulverantwortliche

Der Leistungsnachweis kann eine differenzierte Reflexion

Lernziele werden als Kompetenzen der Studierenden

einfordern. Diese kann sich auf das entstandene Produkt,

formuliert und beziehen sich als Grobziele auf das ge-

die Prozesse der Entstehung oder die begleitenden Lern-

samte Modul inklusive Praktikum. Der Leistungsnach-

prozesse beziehen. Ein Leistungsnachweis kann beispiels-

weis wird vom Modulverantwortlichen koordiniert.

weise in einem Praktikums-Portfolio bestehen. Dieses

Feinziele für das Praktikum werden mit Lernzielen von

bezeichnet eine Sammlung von Arbeiten, die während

rahmenden Lehrveranstaltungen abgestimmt und stel-

des Praktikums entstanden sind und die nun eingebettet

len eine Konkretisierung der Grobziele dar.

werden bezüglich ihrer inhaltlichen Zusammenhänge, der

Für Dozierende

rahmenden Lehrveranstaltungen sowie der begleitenden

Dozierende gestalten die Lernumgebung der rahmenden

Lernprozesse. Ein Portfolio ist immer auch eine differen-

Veranstaltungen so, dass die Lernziele erreicht werden

zierte Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen

können. Sie sind sich bewusst über die Rolle des Prak-

und ihrer Darstellung. So wird hier beispielsweise auch

tikums im Verhältnis zu allen Komponenten eines Mo-

reflektiert, warum die Arbeitsprodukte gerade in dieser

duls. Ggf. sind Dozierende an der Durchführung und/

Auswahl präsentiert werden. Für die Erstellung eines Be-

oder Bewertung von (gestaffelten) Leistungsnachweisen

wertungsrasters helfen Referenzbeispiele, welche gelun-

beteiligt. Prinzipiell koordiniert aber der/die Modulver-

gene Reflexionsprozesse abbilden. Eine weitere Form der

antwortliche den Leistungsnachweis.

Reflexion wäre in der mündlichen Präsentation möglich.


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

23

3.2 Gestaltung von rahmenden Lehrangeboten

3.2.1 Vorbereitende Phase

Im folgenden Kapitel liegt nun das Augenmerk auf den

Funktion einzuführen, zu sensibilisieren, und Rahmen-

rahmenden ggf. medial aufbereiteten Lehrangeboten. Di-

bedingungen zu klären. Folgende drei Beispiele sollen

ese können vorbereitend, begleitend oder nachbereitend

zeigen, welche Möglichkeiten es in der Modulgestaltung

eingesetzt werden. An der jeweiligen Position sollten sie

dafür geben kann.

Lehrangebote zur Praktikumsvorbereitung haben die

aber eine an den Lernzielen orientierte Funktion erfüllen (vgl. auch Kapitel 2.1 Zeitlicher Bezugspunkt).

Vorbereitendes Praktikums-Methodenseminar „Klassische“ Lehrveranstaltungen können natürlich auch

Vorbereitend eignen sich Veranstaltungen oder Online-

in einem Modul mit dem Praktikum kombiniert wer-

Plattformen beispielsweise, um einen Überblick zum

den. Ein Methodenseminar kann beispielsweise wichtige

gesamten Modul zu geben, Fähigkeiten und Kenntnisse,

Grundlagen für die eigentliche Arbeit im Praktikum schaf-

die für die Durchführung des Praktikums und/oder des

fen. Je enger die Kriterien für die Auswahl eines Prakti-

Leistungsnachweises notwendig sind zu vermitteln oder

kumsplatzes sind und je homogener die Gruppe ist, desto

eine Gruppe zu bilden, die sich ggf. auch gegenseitig un-

eher kommt eine gemeinsame inhaltliche Vorbereitung als

terstützen kann.

Input oder Einführung in Frage.

Begleitend können Coaching oder Supervision online

Praktikums-Eröffnung

oder face-to-face zum Einsatz kommen, um den Lernpro-

Im Sinne eines Auftakts für die Praktikumstätigkeit kann

zess zu begleiten oder bei Konflikten zu vermitteln. Auch

eine Eröffnungsveranstaltung dazu dienen, den fachlichen

bietet sich hier die Möglichkeit, Voraussetzungen für die

Rahmen des gesamten Moduls darzustellen und aufzuzei-

nachbereitende Veranstaltung, wie z.B. das Schreiben eines

gen, wie die Praktika mit den rahmenden Veranstaltungen,

Lernjournals oder erste Reflexionsschritte, zu schaffen.

mit dem Selbststudium, aber auch mit übergeordneten Lernzielen und dem Leistungsnachweis zusammenhän-

Nachbereitend steht vor allem die Reflexion im Vorder-

gen. Eine Möglichkeit wäre hierbei, Studierende, die das

grund. Sollte der Leistungsnachweis oder ein Teil des Lei-

Praktikum bereits abgeschlossen haben, von Ihren Erfah-

stungsnachweises am Ende des Moduls erbracht werden,

rungen berichten zu lassen und insbesondere den Fachbe-

kann die nachbereitende Veranstaltung eine bedeutende

zug mit dem Studium deutlich zu machen.

Rolle in dessen Gestaltung und Durchführung spielen. Es können auch Produkte aus dem Praktikum (z.B. Prak-

Online-Forum für Praktikums-Peers

tikumsbericht, Poster, Portfolio) gemeinsam besprochen

Das Bilden von Peer Groups in einem Online-Forum oder

und reflektiert werden.

ggf. in Kombination mit einer Eröffnungsveranstaltung oder einer Lehrveranstaltung kann die Funktion haben,

Im Folgenden greifen jeweils drei Beispiele die jeweilige

dass die Studierenden sich (auch) gegenseitig während des

Phase auf. Zu Beginn steht je ein Beispiel einer länger-

Praktikums betreuen und Feedback geben können. Denk-

fristigen Präsenzveranstaltung, dann folgt ein Beispiel zu

bar sind thematisch ausgerichtete Gruppen oder Gruppen,

einer kurzen Impulsveranstaltung und abschliessend ein

die einen bestimmten Typ von Praktikumsorten repräsen-

Beispiel aus dem Bereich des E-Learning oder Blended

tieren. Eine Mischung innerhalb der Gruppe könnte dazu

Learning.

dienen, dass die Studierenden in die fachlichen Bezüge der anderen Praktika Einblick erhalten.


24

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

3.2.2 Begleitende Phase

einer professionellen Supervisorin – gegenseitig beraten

Lehrangebote, die parallel zum Praktikum stattfinden,

und unterstützen. Das Hauptziel ist immer Hilfe zur

eignen sich insbesondere dazu, die ausseruniversitäre Tä-

Selbsthilfe und im Zentrum steht die Fallbesprechung,

tigkeit reflektierend zu begleiten und/oder fachlich zu fe-

bei der zu Beginn ein Problem aus der Lehre expliziert

stigen. Hierbei ist das Verhältnis zur Betreuungssituation

und anschliessend in der Gruppe weiter bearbeitet wird.

allgemein und im speziellen während des Praktikums im

Der Ablauf ist nach Stufen oder Phasen strukturiert und

Auge zu behalten (vgl. auch Kapitel 3.3.2 Betreuungssitu-

wird in der Regel in einem Leitfaden konkretisiert. Darü-

ation).

ber hinaus können in einer Praktikumsberatung während des Praktikums auch fachliche Bezüge hergestellt werden,

Supervisionsseminar zum Praktikum

die beispielsweise als gezielte Inputs zu typischen Themen

Ein Supervisionsseminar kann als begleitende Lehrveran-

punktuell eingesetzt werden und in eine nachbereitende

staltung die Szenen, Herausforderungen und Konflikte

Veranstaltungsform übergeleitet werden.

des Alltages im Praktikum zum Gegenstand machen und als Beratungsmethode zur Sicherung und Verbesserung

Praktikums-Podcast

der Qualität des Praktikums eingesetzt werden (vgl. Deut-

Studierende stellen Video- und/oder Audiodateien zu

sche Gesellschaft für Supervision, 2008). Supervision be-

ihren Praktikumsinhalten selbst her (beispielsweise mit

zieht sich dabei auf psychische, soziale und institutionelle

dem Mobiltelefon) und laden Sie auf eine Praktikums-

Faktoren.

Plattform. Dort können die Beiträge im Peer-Review oder von Dozierenden kommentiert, ergänzt und/oder ggf.

Idealerweise fördert sie durch gemeinsames Erarbeiten das

auch bewertet werden. Die Beiträge können durch Input-

Lernen von einzelnen Studierenden, Kleingruppen oder

Elemente in Form eine Online-Vorlesung ergänzt werden,

dem gesamten Supervisionsseminar. Dabei steht nicht

die Themen aus den Podcasts und die Diskussionen auf-

die Instruktion im Vordergrund, sondern die Selbstre-

greifen. Die Beiträge im Praktikums-Podcast können auch

flexion sowie mögliche Kommunikations- und Koope-

als Leistungsnachweises (Arbeitsprodukt aus dem Prakti-

rationsmöglichkeiten im Praktikum. Supervision ist im

kum) von den Studierenden gesammelt, kommentiert und

Kern selbstreflexiv, d.h. sie instruiert oder schult nicht.

reflektiert werden und erst dieses Gesamtprodukt wird zur

Auf Universitätsniveau kann ein Supervisionsseminar zur

Bewertung vorgelegt.

wissenschaftlichen Reflexion und zur Entwicklung von fachlichen Konzepten beitragen, die Charakteristika eines

3.2.3 Nachbereitende Phase

Forschungsprozesses in einem reflexiven Lehr-Lernprozess

Im Nachgang zum Praktikum können Lehrangebote die

einbettet (vgl. 2.3.2 Reflexives Lehr-Lernmodell). Die Vari-

Reflexion und Evaluation als Thema und Methode auf-

ante des Coaching-Seminars richtet sich nach der Definiti-

greifen und insbesondere eine Verbindung zum Leistungs-

on von Greif auf „intensive und systematische Förderung

nachweis herstellen. Diese Überlegung findet sich exem-

der Reflexionen und Selbstreflexionen sowie Beratung von

plarisch in den folgenden Beispielen wieder.

Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstverände-

Gruppenfeedback zu Leistungsnachweisen

rung und Selbstentwicklung“ (Greif, 2005).

Feedback auf Praktikumsberichte oder Teile von Leistungsnachweisen kann nach dem Praktikum seitens der Dozie-

Kollegiale Praktikumsberatung

renden oder Modulverantwortlichen gegeben oder auch als

Der Begriff kollegiale Praktikumsberatung bzw. Praxisbe-

Gruppenfeedback in einer Lehrveranstaltung durchgeführt

ratung bezeichnet eine Form der Gruppensupervision, in

werden. Hierbei bringt jede Teilnehmerin und jeder Teil-

der sich Kolleginnen und Kollegen desselben Praktikums-

nehmer ein eigenes Thema ein, das er/sie souverän lösen

feldes - ohne die Hilfe eines professionellen Supervisors/

möchte. Dabei können sich vorgefundene Konflikte im


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

25

Praktikum, eine Rollenproblematik oder auch bestimmte

Nochmals zusammengefasst:

fachliche Fragestellungen eine zentrale Rolle spielen. Auf-

Für Modulverantwortliche

grund der unterschiedlichen Erfahrungen der Studieren-

Modulverantwortliche stellen vorbereitende, begleiten-

den werden durch entsprechende Inputs neue Handlungs-

de und nachbereitende Lehrangebote im Modul in ein

optionen und Reflexionsmöglichkeiten sowie fachliche

konzeptionelles Verhältnis zum Praktikum. Die Lern-

Bezüge herausgearbeitet. Erfahrungsgemäss profitieren die

ziele können sich in der jeweiligen Form der rahmenden

Studierenden nicht nur durch die Bearbeitung der eigenen

Lehrangebote wiederfinden. Durch die Vorbereitung

Themen, sondern auch von denen der anderen. Die Lö-

werden zentrale Voraussetzungen für das Praktikum

sungs- und Handlungskompetenz kann sich ebenfalls aus

geschaffen (z. B. Methoden, Fachbezug, Zusammen-

den Lernzielen des gesamten Moduls ableiten und verbin-

setzung von Gruppen,...). Die begleitenden Lehrver-

det das Praktikum mit den Studieninhalten.

anstaltungen haben vor allem die Aufgabe während der Durchführung einen Rahmen für das Praktikum

Abschlussveranstaltung: Praktikumsreflexion

zu schaffen. Die nachbereitenden Lehrveranstaltungen

Für ein obligatorisches Praktikum ist es notwendig, die

bieten einen Abschluss und beziehen sich ggf. auf den

Anbindung an die Studieninhalte zu reflektieren, denn

Leistungsnachweis.

das Planen, Organisieren, Gestalten und Reflektieren des

Für Dozierende

Praktikums gewährleistet die wissenschaftliche Anknüp-

Die Dozierenden führen die rahmenden Lehrangebote

fung an das Fachwissen. Dies kann beispielsweise in einer

durch und gestalten die Feinziele der gesamten Veran-

Abschluss-Veranstaltung mit vorbereitendem Online-Fo-

staltung sowie jedes einzelnen Bestandteils/jeder Lek-

rum organisiert werden. Die Studierenden senden dafür

tion. Sie beziehen sich dabei aktiv auf das Praktikum

ihre fachlichen Beiträge vorab an ein Online-Forum und

unter dem Aspekt der Vorbereitung, Begleitung oder

lesen diese zur Vorbereitung, um sich gegenseitig in der Ab-

Nachbereitung. Dozierende gestalten die Feinziele der

schlussveranstaltung zu kommentieren und Unterschiede

Veranstaltungen so, dass sie die Modulziele konkreti-

und Gemeinsamkeiten sowie fachliche Zusammenhänge

sieren und sich in den Leistungsnachweisen überprüfen

der Praktikumsthemen herauszuarbeiten.

lassen.

Praktikums-Wiki Die Studierenden arbeiten in Teams an Aufgabenstel-

3.3 Gestaltung des Praktikums

lungen, die sich auf die Praktika beziehen und erstellen ge-

Die didaktische Gestaltung des Praktikums so, wie es im

meinsam ein Wiki. Wikis eignen sich zur wertenden Aus-

engen Rahmen definiert ist, liegt nicht oder kaum in den

einandersetzung mit Wissensinhalten (Fachkompetenz),

Händen von Studiengangsplanenden oder Modulverant-

und durch Tagging zur Vertiefung von methodischen As-

wortlichen. Dennoch sollte das Praktikum Bestandteil

pekten (Methodenkompetenz); (Erpenbeck, 2006, S. 12).

in der Modulplanung sein. Neben der Anbindung über

Hierbei stehen neben einer fachlichen Struktur für die

Lernziele und Leistungsnachweise sowie über die Planung

Studieninhalte auch der Erarbeitungsprozess und die kol-

als gesamtes Modul, die in den vorherigen Kapiteln the-

lektive Reflexion im Vordergrund (vgl. 2.3.2 Reflexives

matisiert wurden, spielen die Qualitätskriterien für den

Lehr-Lernmodell).

Praktikumsort, die Betreuungssituation und die didaktische Gestaltung anderer praktischer Studienanteile eine wichtige Rolle für die Konzipierung eines Praktikums (vgl. Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, 2009, S. 152).


26

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

3.3.1 Qualitätskriterien für den Praktikumsort

und auch im Leistungsnachweis, z.B. über ein Prakti-

Ausgangpunkt und Hauptkriterium für die Gewährlei-

kumszeugnis, Eingang finden können. Studierende ver-

stung der Qualität am Praktikumsort liegt in der fach-

binden mit einem Praktikum durchaus andere Ziele und

lichen Ausrichtung auf die Studieninhalte und in den

Erwartungen und auch der Praktikumsort folgt einer eige-

Lernzielen des Studienprogramms begründet. Durch ein

nen Tätigkeitslogik, sodass eine schriftliche Formulierung

Praktikum sollten die gewünschten Lernziele für das Stu-

der wichtigsten Kriterien vorab ratsam erscheint.

dienprogramm besser erreicht werden als dies in anderen Lehr-Lernformen der Fall wäre. Je nach Berufsbezug und Inhalten des Studienprogramms können von den Modul-

3.3.2 Betreuungssituation

verantwortlichen unterschiedliche Qualitätskriterien für

Ebenso wichtig für die Qualität des Praktikums ist die

Praktika entwickelt werden. Es ist auch denkbar, dass es

Organisation der fachlichen und sozialen Betreuung. Be-

keine zusätzlichen Kriterien gibt, da die Studierenden im

treuung ist auch immer eine Ressourcenfrage, die in der

Leistungsnachweis für das gesamte Modul eine bestimmte

Planung berücksichtigt werden sollte. Hierbei gilt zu klä-

fachliche Frage reflektieren oder bestimmte (Forschungs-)

ren, ob es eine Betreuungssituation ausschliesslich in den

Ergebnisse erzielen müssen. In diesem Falle wird betont,

rahmenden Lehrveranstaltungen gibt, ob die Form des

dass nicht das Praktikum bewertet wird, sondern der Lei-

Leistungsnachweises zusätzlichen Betreuungs- und Bewer-

stungsnachweis, in dem über die Qualität des Praktikums

tungsaufwand erfordert und ob und wie das Praktikum

und den Verlauf der Tätigkeit reflektiert wird. In diesem

selbst betreut sein soll (vgl. auch Kapitel 3.2.2 Begleitende

Sinne sollte auch eine gescheiterte Aufgabe im Praktikum

Lehrveranstaltungen).

oder eine unerwartete Tätigkeit durch eine Reflexion und Aufzeigen von Schritten zur Verbesserung zu einer guten

Betreuung des Moduls

Leistung führen können.

Zu Betreuungsbereichen im Modul zählen die fachliche Anbindung, Fragen zum Gesamtmodul und zum Lei-

Für einige Studienfächer ist es aber auch wichtig, dass eine

stungsnachweis. Hierbei sind die Grenzen von Bewertung

klare Beziehung zu Fachpersonen aufgebaut wird. Für den

und Betreuung fliessend. Modulverantwortliche koordi-

Praktikumsort könnte dies unter Umständen bedeuten,

nieren und antizipieren den Aufwand für die Betreuung

dass dort Personen mit universitärem ggf. fachnahem Ab-

(Sprechstunden, Leistungsnachweis, Online-Betreuung).

schluss beschäftigt sein sollten, bzw. als Betreuungsperson

Ggf. kann über Betreuung durch Tutorate und über For-

zur Verfügung stehen. Aber auch eine klare Aufgabenstel-

men der kollegialen Betreuung (z.B. Gruppenfeedback)

lung beispielsweise ein Feldzugang für eine Forschungs-

nachgedacht werden.

frage oder das Anwenden einer erlernten Methode können Kriterien für den Praktikumsort sein. Nach Abschluss

Betreuung des Praktikums

legt ein Zeugnis seitens des Praktikumsortes einerseits die

Betreuung im Praktikum kann über fachlichen Input, Su-

Tätigkeits- und Organisationsziele dar, andererseits trägt

pervision oder über kollegiales Feedback erreicht werden.

es zur Bewertung der praktischen Arbeit vor Ort bei (vgl.

Dabei sind die Rollen der Dozierenden und der Modul-

Beispiel Kapitel 4.2). Wenn möglich, kann die Betreuungs-

verantwortlichen im Betreuungsprozess festzulegen. Han-

person im Praktikum für die Beurteilung des Leistungs-

delt es sich um einen rein fachlichen Ansprechpartner/

nachweises mit herangezogen werden.

eine rein fachliche Ansprechpartnerin und/oder geht es eher um die Förderung von Reflexion als Lernziel (vgl.

Dieses Spektrum an Möglichkeiten macht deutlich, dass

2.3.2. Reflexives Lehr-Lernmodell). Die Art der Betreuung

Qualitätskriterien bereits vorab klar ersichtlich sein sollten

richtet sich am Bedarf aus, so sind beispielsweise je nach


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

27

Situation Einzel- oder Gruppensprechstunden denkbar.

Lernen findet nicht mehr als Studium statt, sondern in-

Auch Formen der Online-Betreuung zur Ergänzung von

nerhalb einer Büroumgebung. Übungsfirmen „sind be-

Praktika können hilfreich sein, um die Anbindung an Stu-

sondere Organisationsformen (Lernorte) der beruflichen

dieninhalte und Lernziele zu gewährleisten.

Bildung, die durch Simulation kaufmännische Tätigkeiten und Modellierung betrieblicher Realität ganzheitliches sowie Theorie und Praxis miteinander verbindendes Lernen

3.3.3 Möglichkeiten einer didaktischen Gestaltung

intendieren“ (vgl. Sommer, 1999, S. 377 sowie Exkurs: UNO-Simulation).

Zwei Gestaltungsmöglichkeiten, die sich zwar vom Praktikum teils explizit abgrenzen, aber dennoch Charakteri-

Beide Formen, Werkstatt und Simulation, imitieren das

stika von zeitlicher Parallelität, räumlich-organisatorischer

Praktikumsgeschehen und können somit curricular und

Trennung und konzeptioneller Bezugnahme aufweisen,

konzeptionell ähnlich geplant werden. Dennoch erfüllen

sollen im Folgenden exemplarisch zur Sprache kommen:

sie in der Regel nicht das Kriterium einer engen Prakti-

Die Werkstatt und die Simulation. Für beide Formen fin-

kumsdefinition (vgl. Kapitel 1), wo eigene Tätigkeits- und

den sich über die Fächer hinweg immer wieder Beispiele,

Organisationsziele herrschen, von denen ausgehend die

welche die reale Praktikumssituation in eine gestaltete Ler-

Verknüpfung zu den Studien- und Tätigkeitszielen seitens

numgebung an der Universität transferieren und somit die

der Studierenden und Dozierenden erst geleistet werden

Qualität für ein „Quasi-Praktikum“ durch die Modulver-

muss.

antwortlichen direkt einsehbar ist. Formen einer Werkstatt gelten als Ergänzung oder Alter-

Exkurs: UNO-Simulation

native zu theoriebezogenen und referentenorientierten

An einer Model United Nations (MUN) werden die Or-

Lehr-, Lern- und Arbeitsformen, wie im Labor ist die Rolle

gane der UNO von Studierenden – ähnlich wie bei einem

des/r Dozierenden immer noch recht zentral. Werkstatt-

Moot Court – simuliert. MUN werden von Universitäten

modelle können aber auch selbstorganisiert oder mit Per-

organisiert und bringen Studierendenteams aus der ganzen

sonen aus der Arbeitswelt gestaltet werden, so dass klare

Welt zusammen. An den Konferenzen werden aktuelle

Parallelen zum Praktikum bestehen. Der Werkstattbegriff

Themen der Weltpolitik diskutiert, wobei die Studieren-

ist sehr verschwommen, als Metapher drückt er eine Refe-

denteams jeweils ein konkretes Land in verschiedenen

renz zu einer traditionellen handwerklichen Einrichtung

UNO-Organen vertreten. Da sich die Verfahren stark am

aus. „Als erstes Bild drängt sich in diesem Zusammenhang

"echten" Vorbild UNO anlehnen, gewinnen die Teilneh-

ein mit vielfältigen Materialien und Werkzeugen zweck-

menden Einblicke in das Funktionieren der UNO. Zudem

mässig ausgestatteter Raum auf, der durch seine Arbeitsat-

bietet ein MUN eine Gelegenheit, sich im Verhandeln in

mosphäre und die besondere Art des Miteinanderumge-

einem multikulturellen Umfeld zu üben (Quelle: http://

hens der in ihr Beschäftigten geprägt ist“ (Schubert, 2006,

www.mun.uzh.ch).

S. 2). Die Simulation kann ebenfalls einem Praktikum sehr nahe kommen. Oftmals wird gestalterisch aber stark eingegriffen. Simulationen wie die Übungsfirma oder das Projektbüro können zugleich Praktikumsort und Ort der üblichen Lehrveranstaltung sein (vgl. Junge/Stolpe, 2005, S. 1). Das


28

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Nochmals zusammengefasst:

prozesse reflektiert werden und die Studierenden müssten

Für Programm- und Modulverantwortliche

Studium und Praktikum miteinander verbinden können.

Programm- und Modulverantwortliche geben die didak-

Modulverantwortliche gestalten diesen übergeordneten

tischen Fragen und die Qualität des Gesamt-Moduls

Rahmen, der sich an den konzeptionellen Bezugspunkten

und damit in der Regel der Lernziele und des Leistungs-

des Studiengangs orientiert. Die Dozierenden arrangie-

nachweises sowie der rahmenden Lehrveranstaltungen

ren die Lernumgebungen in den rahmenden Lehrveran-

vor. Die Gestaltung des Praktikums bestimmt letztlich

staltungen und ggf. im Praktikum selbst und sind unter

der Praktikumsort. Genau dies soll als Lernmöglich-

Umständen an der Betreuung (von Leistungsnachweisen)

keit auch genutzt werden. Es kann festgelegt werden,

beteiligt.

ob es ggf. eine Betreuungsperson des Praktikumsortes gibt und welche Anforderungen diese erfüllen muss. Für das Modul können ebenfalls Verantwortliche oder

Eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Prakti-

Lernumgebungen bestimmt werden, welche die Funk-

kum ist die Koordination der verschiedenen Beteiligten

tion der Betreuung erfüllen. Wenn keine Möglichkeit

(vgl. Soeller et al., 2008). Dazu gehören Modulverantwort-

für ein Praktikum besteht, können Lehrangebote di-

liche und Dozierende, dazu gehören auch Studierende und

daktisch so gestaltet werden, dass sie Lehr-Lernprozesse

Personen am Praktikumsort. Solche Klärungen können

des Praktikums imitieren oder sich daran orientieren.

in unterschiedlichem Masse formalisiert sein und setzen

Die Qualität wird dann direkt über die beteiligten Do-

nicht notwendigerweise aufwändige Organisationsformen

zierenden und Modulverantwortlichen gewährleistet.

voraus. Sie machen aber deutlich, wer welche Aufgaben

Für Dozierende

übernimmt, damit die mit einem Praktikum verbundenen

Dozierende haben keinen oder nur beschränkten Ein-

wissenschaftlichen Lernprozesse tatsächlich realisiert wer-

fluss auf den Praktikumsort. Ihnen können ggf. Betreu-

den können (vgl. Weil/Tremp, 2010). Folgende Tabelle

ungsaufgaben für das Praktikum zukommen. Dafür sind

zeigt die Gestaltungsbereiche für Modulverantwortliche

sowohl mit den Modulverantwortlichen als auch mit

und Dozierende anhand der einzelnen Kapitel zur Gestal-

den Studierenden klare Vereinbarungen zu treffen.

tung des Praktikumsmoduls auf.

3.4 Fazit zur Umsetzung von Modulen Trotz eines externen Lernortes lässt sich ein Praktikum wie ein Modul gestalten. Dies kann über die Planung und Einbettung von Lernzielen und die organisatorische Anbindung der Leistungsnachweise gelingen. Dabei sollen Lern-


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

29

Modulverantwortliche

Dozierende

Gestaltung des Moduls:

Sie formulieren Lernziele als Kom-

Sie gestalten die Lernumgebung

Lernziele, Kompetenzen und

petenzen der Studierenden und be-

der rahmenden Veranstaltungen so,

Leistungsnachweise (3.1)

ziehen diese auf das gesamte Modul

dass die Lernziele erreicht werden

inklusive Praktikum (Grobziele). Sie

können. Sie sind sich bewusst über

legen die Art und Gestaltung des/der

die Rolle des Praktikums in Verbin-

Leistungsnachweis/e für das Modul

dung mit allen Komponenten eines

fest. Lernziele (Feinziele) für das Prak-

Moduls.

tikum werden mit Lernzielen der rahmenden Veranstaltungen abgestimmt. Gestaltung von rahmenden

Sie stellen vorbereitende, begleitende

Sie beziehen sich in den beglei-

Veranstaltungen und Selbststu-

und nachbereitende Bestandteile im

tenden Lehrangeboten aktiv auf

dium (3.2)

Modul in ein konzeptionelles Verhält-

das Praktikum unter dem Aspekt

nis zum Praktikum.

der Vorbereitung, Begleitung oder Nachbereitung.

Qualitätskriterien und Gestal-

Die Gestaltung des Praktikums liegt

Dozierende haben keinen oder nur

tung des Praktikums (3.3)

letztlich in den Händen des Prakti-

beschränkten Einfluss auf den Prak-

kumsortes. Modulverantwortliche kön-

tikumsort. Ihnen können ggf. Be-

nen aber Qualitätskriterien für die Aus-

treuungsaufgaben für das Praktikum

wahl des Praktikumsortes formulieren.

zukommen.

Ihnen können ggf. Betreuungsaufgaben für das Praktikum zukommen. Tabelle 1: Umsetzung im Studiengang und in Modulen für Programm- und Modulverantwortliche sowie für Dozierende

Beide Rollen in der Gestaltung haben einen gewissen Ko-

dierenden im Fachkontext erlernen. Und diese Aufgabe ist

ordinierungsbedarf: Es ist notwendig, dass auch die Dozie-

anspruchsvoll, denn die Studien- und Lernziele liegen auf

renden gut über das Modul und die Grobziele informiert

einer anderen Ebene als die Organisations- und Tätigkeits-

sind, um Feinziele und Betreuungsaufgaben darauf abzu-

ziele des Praktikumsortes. Zudem bedarf es gerade durch

stimmen. Dies erleichtert die Verknüpfung von Praktikum

die örtliche Trennung einer konzeptionellen Bezugnahme

und Studium. Die Ausrichtung an Lernzielen ist wichtig

in der Modulplanung insbesondere über die Lernziele,

und nicht, ob sie formell oder informell erworben wur-

um das Praktikum auf einem Qualitätsniveau als legitimer

den. Letztlich müssen die Lernziele als Handlungskompe-

Bestandteil eines Hochschulstudiums zu verorten und als

tenzen im Leistungsnachweis wieder sichtbar werden. Die

Möglichkeit zur Einübung des wissenschaftlichen Han-

Fähigkeit zur Handlung und die Fähigkeit zur Reflexion

delns verstehen.

sind dabei zwei Seiten eines Prozesses, welchen die Stu-



Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

31

4 Beispiele an der UZH Wie machen es Andere? Im Folgenden sollen einige Beispiele das Thema der Prakti-

Beispiele sind kürzer dargestellt, um die Bandbreite von

ka an der UZH illustrieren und Gestaltungsmöglichkeiten

Praktika darzustellen, aber auch aufzuzeigen, dass Praktika

aufzeigen. Das Informatik-Praktikum und das Praktikum

sich in allen Fakultäten der UZH umsetzten lassen/bzw.

im Master-Studium Psychologie kommen dabei exem-

bereits ein Bestandteil sind.

plarisch etwas ausführlicher zur Sprache. Die weiteren

4.1 Porträt: Informatik-Praktikum Ziele und Art des Praktikums

Das Informatik-Praktikum soll die Studierenden mit der InformatikPraxis vertraut machen. Der Praktikumsgeber, d.h. die Organisation, in der das Praktikum absolviert wird, ist in der Regel ein Unternehmen, eine öffentlichen Verwaltung und teilweise auch einzelne Forschungsgruppen des Instituts für Informatik. Das Praktikum muss einen klaren Bezug zur Informatik haben. - Bachelor-Stufe, 12 Arbeitswochen - 5 von 120 Punkten in der BA-Stufe - obligatorisch

Rahmende Veranstaltungen

Den Studierenden wird empfohlen, vor Beginn der Planung zum eigenen Informatik-Praktikum eine Präsentationssession zu bereits durchgeführten Praktika zu besuchen, um einen Eindruck zu bekommen, in welchem Rahmen ein Informatik-Praktikum ablaufen kann und welche Schwierigkeiten es zu berücksichtigen gilt.

Kriterien an den Praktikumsort

Die für ein Informatik-Praktikum auszuführenden Arbeiten müssen klaren Projektcharakter haben und einen Bezug zur Informatik aufweisen. Der Praktikumsgeber oder alternativ die Studentin oder der Student erstellt eine Projektbeschreibung. Kontinuierliche Arbeiten (z.B. als Webmaster) oder Aushilfstätigkeiten können nicht als Praktikum anerkannt werden. Die nachträgliche Anerkennung einer beruflichen Tätigkeit als Informatik-Praktikum ist nicht möglich.

Leistungsnachweis

Der Leistungsnachweis des Informatik-Praktikums besteht aus einer Zwischenreflexion, einem Schlussbericht sowie einer Präsentation. Nach 4–6 Wochen reicht der Student oder die Studentin eine vierseitige Zwischenreflexion ein. Sie/er zieht in dieser eine Bilanz über den ersten Monat des Praktikums, analysiert die bisherige Arbeit und bespricht kurz das weitere Vorgehen. Der Schlussbericht umfasst den eigentlichen Praktikumsbericht, die Schlussreflexion sowie eine Kopie des Arbeitszeugnisses über den geleisteten Praktikumseinsatz. Die Präsentation findet im Folgesemester statt. Das Nichtbestehen eines Praktikums gilt als Fehlversuch.


32

4.2

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Porträt: Modul „Praktikum“ im Master-Studium Psychologie

Ziele und Art des Praktikums

Die Praktikumstätigkeiten sollen Einblicke und Erfahrungen in einschlägige Tätigkeiten einer/eines universitär ausgebildeten Psychologin/Psychologen und den gewählten Master-Schwerpunkt vermitteln. Über einen Tätigkeitsbeschrieb vorab werden Ziele des Praktikums individuell festgelegt. Es ist möglich, das Praktikum Teilzeit und ggf. auch während der Vorlesungszeit zu absolvieren. - Masterstudium, Hauptfach, 12 Wochen (davon max. 6 Wochen Forschungspraktikum) - 16 KP - obligatorisch

Rahmende Veranstaltungen

Die Studierenden reichen vor Antritt des Praktikums bei der Praktikumsbeauftragten ein Dossier ein, das eine Aufstellung der im Praktikum vorgesehenen Tätigkeitsinhalte und die fachliche Qualifikation der betreuenden Person enthält.

Kriterien an den Praktikumsort

Am Praktikumsort muss die Betreuung durch eine Psychologin/einen Psychologen mit universitärem Studienabschluss gewährleistet sein.

Leistungsnachweis

Nach dem absolvierten Praktikum muss ein von der betreuenden Person gegengezeichneter Praktikumsbericht sowie ein Praktikumszeugnis eingereicht werden. Im Praktikumsbericht werden auf nicht mehr als zwei Seiten Erfahrungen und Tätigkeiten im Rahmen des Praktikums beschrieben. Ausserdem wird dargestellt, was die Studierenden dabei für ihre Ausbildung zur Psychologin/zum Psychologen gelernt haben.

Haben auch Sie ein interessantes Beispiel, das Sie mit aneren teilen möchten? Dann freuen wir uns besonders auf Ihre Hinweise. Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf: info@afh.uzh.ch

Die Kurzporträts dienen zur Illustration von Praktika, sie haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder (noch geltender) Richtigkeit. Die Informationen wurden durch Internetrecherche im Frühjahr/Sommer 2009 generiert und zusammengestellt. Für aktuelle Informationen kontaktieren Sie bitte den/die Praktikumsbeauftragte/n bzw. die Modul-/ Programmverantwortlichen.


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

4.3

33

Kurzporträts aus weiteren Studienprogrammen

Archäologie Das archäologische Praktikum ist im Hauptfach obligato-

sistent in Spitälern, Arztpraxen, Instituten und sonstigen

risch, im Nebenfach fakultativ: Im archäologischen Prakti-

Einrichtungen des Gesundheitswesens unter Aufsicht von

kum werden theoretische Kenntnisse und manuelle Fertig-

für die Ausbildung verantwortlichen Ärztinnen/Ärzten.

keiten vermittelt, die denjenigen zugute kommen, die sich später in der Denkmalpflege, im Museumsdienst oder auf Ausgrabungen bewähren möchten. Hauptfachstudierende

Rechtswissenschaften

haben das Praktikum im Rahmen des Grundstudiums zu

Für die Studierenden in der Bachelor-Aufbaustufe und im

absolvieren.

Master-Studiengang der Rechtswissenschaftlichen Fakultät besteht die Möglichkeit, bei einem Bezirksgericht oder der

Bodenkunde und Biogeographie

Staatsanwaltschaft ein Gerichtspraktikum zu absolvieren.

Ziel des Praktikums ist die Erstellung einer bodenkund-

Dieses soll einen generellen Einblick in die Arbeit eines

lichen Charakterisierung der Landschaft rund um eine For-

Bezirksgerichts respektive der Staatsanwaltschaft ermögli-

schungsstation. In der ersten Woche erstellen Kleingruppen

chen. Zu den Aufgaben gehört das Aktenstudium, die Teil-

eine bodenkundliche Karte und entnehmen Pflanzen- und

nahme an Prozessvorbereitungen, Urteilsberatungen sowie

Bodenproben. In der zweiten Woche werden die Proben

die Redaktion der Urteilsanträge. Im Rahmen eines Pilot-

im Labor der Universität untersucht und deren physika-

projektes wurde im Herbstsemester 2009 dieses Praktikum

lische und chemische Eigenschaften analysiert. Der Lei-

erstmalig als zweiwöchiges Wahlmodul (3 KP) im Rahmen

stungsnachweis besteht aus einem mündlichen und einem

des Bachelor- und Master-Studiengangs angeboten.

schriftlichen Abschlussbericht. Umweltwissenschaften Filmwissenschaft

Wer das Nebenfach Umweltwissenschaften studiert, muss

Studierenden der Filmwissenschaft ist es möglich, ein Prak-

ein umweltrelevantes Praktikum (Vollzeit) in der Berufs-

tikum in der Film- und Medienbranche zu absolvieren. In

welt absolvieren. Die Mindestdauer des Praktikums beträgt

einem Seminar wird interessierten Studierenden Unter-

zwei Monate. Das Praktikum muss im Studienbüro des In-

stützung bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen in

stitutes für Umweltwissenschaften angemeldet und vorbe-

Branchen wie Filmverleih, Filmproduktion, Filmfestival,

sprochen werden. Als Leistungsnachweis für das Praktikum

Film- und Fernsehjournalismus oder Kulturmanagement

dienen eine Bescheinigung der Praktikumsstelle sowie ein

angeboten. Die Praktika sollten nach Möglichkeit in den

ausführlicher Bericht, der von Mitarbeitenden des Instituts

Semesterferien stattfinden, mindestens einen Monat dau-

für Umweltwissenschaften beurteilt wird.

ern und mit einem 10-15-seitigen Praktikumsbericht abgeschlossen werden. Im Bachelor-Studium ist das Praktikum

Veterinärmedizin

eine Option im Bereich der Wahlmodule.

In einem Lernzielkatalog werden die wichtigsten tierärztlichen Tätigkeiten aufgelistet. Während der Praktika sollen

Medizin

die Studierenden diese Tätigkeiten unter Aufsicht erler-

Im Wahlstudienjahr sollen praktische ärztliche Fähigkeiten

nen. Das Praktikum im 5. Studienjahr dauert vier Wochen

und Fertigkeiten erlernt und vertieft werden. Während

und muss in einer tierärztlichen Praxis oder Klinik in der

zehn Monaten erfolgt die Ausbildung durch eine ganztä-

Schweiz absolviert werden. Für die Praxis oder Klinik, wo

gige, praktische Tätigkeit als Unterassistentin/Unteras-

das Praktikum absolviert wird, gelten definierte Voraussetzungen.



Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

35

5 Kommentierte Link- und Materialsammlung Die kommentierte Link- und Materialsammlung gibt

Bologna-Prozess und der Erneuerung der Lehre im

Studienprogramm-, Modulverantwortlichen oder Dozie-

allgemeinen

renden die Möglichkeit, sich selbst weiter zu informieren

Beratung bei Anerkennungs- und Anrechnungsfragen

oder auch Studierenden Tipps für die Suche nach Prakti-

Unterstützung bei der Erneuerung von studienange-

kumsplätzen zu geben. Hinweise auf weitere Anlaufstellen

botsbezogenen Reglementen und Verordnungen

nehmen wir gerne entgegen. Überfachliche Kompetenzen Ausserdem finden sich in dieser Sammlung Anregungen

http://www.ueberfachliche-kompetenzen.uzh.ch

zum Weiterlesen, falls Sie ein bestimmter Aspekt des Prak-

Als Forschungsuniversität legt die UZH Wert darauf, dass

tikums besonders interessieren sollte. Weitere Literatur ist

die Studierenden neben dem fachlichen Wissen und Kön-

auch in den Quellenangaben zusammengestellt. Neben

nen auch überfachliche Kompetenzen erwerben, die sie

Buchtipps und Artikeln zum Thema Praktikum, möchten

auf eine weiterführende Forschungs- und Berufstätigkeit

wir Sie auch auf die Dossiers und Materialien der Arbeits-

in einer anspruchsvollen Funktion vorbereiten. Auf die-

stelle für Hochschuldidaktik aufmerksam machen, die sich

ser Plattform sind die Angebote zusammengetragen. Der

mit Themen beschäftigen, die für die Praktikumsgestal-

Einbezug und die Anerkennung kann durch die Planung

tung von Bedeutung sein können.

der Programm- und Modulverantwortlichen gewährleistet werden.

5.1 Links für Studienprogramm- und Modulverantwortliche

5.2 Links für Dozierende

Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

UZH für Lehrende

http://www.afh.uzh.ch

http://www.teachers.uzh.ch/index

Die Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik stellt ein breites

Auf dieser Webseite finden sich weiterführende Informa-

Beratungs- und Begleitangebot zur Verfügung. Dozie-

tionen für Dozierende in den Bereichen Lehrplanung,

rende, Modulverantwortliche und Verantwortliche für

Qualität, Beratung und Weiterbildungsangebote. In der

strategische Lehrentwicklung können jederzeit auch für

Regel stehen auch die Modulverantwortlichen für Rück-

eine individuelle Beratung Kontakt aufnehmen. Auf der

fragen der Dozierenden zur Verfügung. Bei einem Prakti-

Homepage finden sich zudem unter anderem Informati-

kumsmodul sollten die beinhalteten Lehrangebote abge-

onen zu Lernzielen, Leistungsnachweisen, Modulplanung

stimmt sein. Sprechen Sie Ihren Modulverantwortlichen

und Evaluation von Praktika.

bei Fragen konzeptioneller und inhaltlicher Art bezogen auf das Praktikum an.

Fachstelle Studienreformen http://www.studienreform.uzh.ch

Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

Die Fachstelle Studienreformen bietet unter anderem Un-

http://www.afh.uzh.ch

terstützung in folgenden Bereichen:

Die Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik stellt ein breites

Beratung und Unterstützung bei der Studienange-

Beratungs- und Begleitangebot zur Verfügung. Sie können

bots- und Curriculumsentwicklung

uns jederzeit auch für eine individuelle Beratung kontak-

Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen

tieren, sei es zur Vertiefung eines bestimmten Themas oder

und Dokumentationen im Zusammenhang mit dem

zu Fragen von Leistungsnachweisen oder anderen Fragen,

die bei der Konzipierung von Praktika auftauchen. Auf


36

Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

unserer Webseite stellen wir Material zur Vertiefung des Praktikums-Themas zur Verfügung.

5.3 Links für die Studien(fach)beratung und für Studierende

Internationale Beziehungen http://www.int.uzh.ch/out/praktika.html

Career Services

Praktikumsstellen im Ausland bieten eine Alternative zu

http://www.careerservices.uzh.ch

einem Austauschsemester an einer Universität oder einem

Die Career Services haben das Ziel, den Studierenden und

Inlandspraktikum. Auf der Homepage der Abteilung In-

Absolvierenden der Universität mit karriere- und berufs-

ternationale Beziehungen der Universität Zürich sind in

fördernden Massnahmen den Einstieg ins Arbeitsleben zu

einer Linksammlung die Stellen zusammengetragen, die

erleichtern und den Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern

ein Auslandspraktikum vermitteln können.

herzustellen. Durch die Gestaltung, Weiterentwicklung oder Ergänzung bereits bestehender Angebote der Uni-

UZH für Studierende

versität Zürich sollen die Arbeitsmarktchancen der Absol-

http://www.students.uzh.ch/administration/leave.html

vierenden erhöht werden.

Hier finden sich Informationen zu Zielgruppen und Semestergebühren für bestimmte Typen des Praktikums.

Praktikumsbörsen

Die Regelung richtet sich (1) an Studierende, die ein ob-

http://www.studex.ch/de/links-service/praktikumsboer-

ligatorisches Praktikum (ohne ECTS-Punkte) absolvieren

sen.html

werden. Beispiel: Medizinstudierende im Wahlstudien-

Informationen und praktische Hinweise finden sich in

jahr, Ethnologiestudierende während ihrer Feldforschung

zahlreichen, teilweise über das Fach organisierten Prakti-

(nur für Studierende im Lizentiatsstudiengang) und (2) an

kumsbörsen. Besonders der zeitliche Bezug nach dem Stu-

Studierende, welche im In- oder Ausland ein nicht-obli-

dium kann auch für die Programm- oder Modulgestaltung

gatorisches Praktikum oder eine selbstständig organisierte

zentral sein, um mögliche Berufsfelder oder Anwendungs-

Mobilität - in den meisten Fällen ein Sprachaufenthalt -

gebiete zu antizipieren.

absolvieren werden, die im Zusammenhang mit dem Studium stehen.


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

37

5.4 Buchtipps und Artikel zum Thema Praktikum Birte Egloff

Georg Westermann, Manuela Koch (Hrsg.)

Praktikum und Studium. Diplom-Pädagogik und Hu-

Von Kompetenz zu Credits: Anrechnung beruflicher

manmedizin zwischen Studium, Beruf, Biographie und

Kompetenzen auf ein Hochschulstudium

Lebenswelt

Gabler 2006

VS-Verlag 2002

Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis

In ihrer Forschungsarbeit rekonstruiert die Autorin zwei

geben einen Überblick über den Entwicklungsstand und

Handlungsprobleme, nämlich Übergang von Studium ins

stellen Entwürfe von ersten Modellvorhaben vor, die an

Praktikum und das Praktikum als Gestaltungszumutung.

deutschen Bildungseinrichtungen derzeit erprobt werden.

Es wird deutlich, dass die Studierenden ihr Praktikum re-

Am Beispiel von Frankreich, Dänemark, England und

lativ autonom gestalten. Die Unterschiede zwischen den

den USA, die auf eine lange Tradition der Anrechnung

beiden untersuchten Fachkulturen verwischen dabei.

ausserhochschulisch erbrachter Leistungen zurückblicken können, werden internationale Modelle erörtert und da-

Norbert Hackmann, Eckhard Pfister, Jutta Waldeck

raufhin überprüft, ob sie sich auf deutsche Verhältnisse

Das Praktikumskonzept im Masterstudiengang Bil-

übertragen lassen.

dungsmanagement Aus: Ulrich Müller, Gerd Schweizer, Sven Wippermann

Internettipp

(Hrsg.): Visionen entwickeln - Bildungsprozesse wirksam

Einen aktuellen Podcast als Ergänzung zum Thema Stu-

steuern - Führung professionell gestalten.

dium und Praktikum mit einem Beitrag von Birte Egloff

Bertelsmann 2008, S. 147-153

finden Sie online unter:

Am Beispiel des Masterstudiengangs Bildungsmanage-

http://www.podcampus.de/node/2013

ment wird die Konzeption eines Praktikums beschrieben, zudem werden Auslandspraktika näher beleuchtet. Dieses Buchkapitel kann als exemplarische Darstellungen mit Anregungen für die Umsetzung von Praktika im Studium verstanden werden und schliesst mit Evaluationsergebnissen aus Sicht der Studierenden ab. Renate Soeller, Nicole Scheibner, Julia Hapkemeyer, Corinna Fink Erwartungen an das Praktikum im Studium – Anregung zur Entwicklung von Curricula Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 3/Nr. 4, Dez. 2008. Die Autorinnen stellen die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse zum Thema Pflichtpraktika in Bacherlor-Studiengängen vor. Sie belegen dabei eine Diskrepanz bezüglich der Erwartungen an das Fachwissen. Während Studierende und Praktikumsbeauftragte davon ausgehen, dass Fachwissen im Praktikum erworben wird, gehen die Praktikumsgeber davon aus, dass die Studierenden bereits Fachwissen mitbringen.


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

5.5 Weiterführende Materialien der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik Hochschuldidaktik von A-Z Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht über hochschuldidaktische Begriffe mit entsprechendem Kurzinformationen und ggf. weiterführendem Material. Ziel ist es, zentrale didaktische Begriffe zu erklären und Tipps für die Anwendung zu geben. http://www.afh.uzh.ch/HochschuldidaktikAZ.html Dossier Modulplanung Als neues „curriculares Organisationsprinzip“ bietet Modularisierung die Chance, inhaltsbezogene Qualitätsentwicklung für die Lehre substanziell voranzutreiben, da Module als Lehreinheiten wichtige Träger von Qualität darstellen. Aus diesem Grund lohnt sich auch ein Blick auf verschiedene Facetten der Modulplanung, welcher dieses Dossier ermöglicht. http://www.afh.uzh.ch/instrumente/dossiers.html

Dossier Leistungsnachweise in modularisierten Studiengängen Dieses Dossier soll Dozierende sowie die Modul- und Studiengangsverantwortlichen in ihrer Gestaltung von Leistungsnachweisen unterstützen, denn Leistungsnachweise sind wichtige Orientierungspunkte eines Studiums. Sie geben den Studierenden Hinweise darauf, was die Universität als Bildungseinrichtung von ihnen verlangt – und damit auch, was für die Universität und ihren Dozierenden tatsächlich wichtig ist http://www.afh.uzh.ch/instrumente/dossiers.html

Dossier Unididaktik 1/08 Lernziele formulieren in Bachelor- und Masterstudiengängen Das Dossier Unididaktik hat zum Ziel, Lehrende an der Universität Zürich in kompakter Form über die wichtigsten Aspekte von Lernzielen zu informieren und für die damit zusammenhängenden Probleme zu sensibilisieren. Ausserdem gibt es praktische Hinweise zur Verwendung von Lernzielen auf verschiedenen Ausbildungsebenen. http://www.afh.uzh.ch/instrumente/dossiers-2.html

Der PLAN: Aspekte und Etappen der Studiengangsentwicklung Der PLAN ist eine gemeinsame Basis für alle Personen, die am Prozess der Studiengangsentwicklung beteiligt sind. Er kann auch in Beratungssituationen oder als Orientierungshilfe zur Anwendung kommen. http://www.afh.uzh.ch/instrumente/studiengang.html


Praktikum - Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche

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6 Quellenangaben Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik (2008). Modulplanung. Universität Zürich, Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik. Arnold, R./Schüßler, I. (1998). Wandel der Lernkulturen. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Bloch, R. (2007). „Natürlich möchte man es auch gern im Lebenslauf stehen haben..." – Bedeutung des Praktikum für Studierende. Beiträge zur Hochschulforschung, 4, 29, S. 82–106. Böhm, W. (1994). Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart, Alfred Kröner. Briedis, K./Minks, K.H. (2007). Generation Praktikum – Mythos oder Massenphänomen? Hochschul-InformationsSystem GmbH. Bundesamt für Statistik (2007). Generation Praktikum – Mythos oder Realität. Bildung und Wissenschaft. Dehnbostel, P. (2002). Modelle arbeitsbezogenen Lernens und Ansätze zur Integration formellen und informellen Lernens. In: M. Rohs (Hrsg.). Arbeitsprozessintegriertes Lernen. Neue Ansätze für die berufliche Bildung. Münster, Waxmann, S. 37–57. Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (2009). Empfehlungen für Praktika in grundständigen erziehungswissenschaftlichen Studiengängen. Erziehungswissenschaft, 20, 39, S. 152–154. Deutsche Gesellschaft für Supervision (2008). Konzepte für Supervision. Neuen theoretische und methodische Ansätze. Köln, Deutsche Gesellschaft für Supervision. Donnenberg, O. (1999). Action Learning. Ein Handbuch. Stuttgart, Klett-Cotta. Egloff, B. (2002). Praktikum und Studium. Diplom-Pädagogik und Humanmedizin zwischen Studium, Beruf, Biographie und Lebenswelt. Wiesbaden, VS-Verlag. Erpenbeck, J. (2006). Social Skills durch Social Software? Conference Paper. Salzburg, Salzburg Research. Euler, D. (2004). Über die Entwicklungsbedingungen einer Kooperationskultur. In: D. Euler (Hrsg.) Handbuch der Lernortkooperation. Bielefeld, W. Bertelsmann. Bd. 1: theoretische Fundierungen, S. 305–318. Friebertshäuser, B. (2001). Feldforschung im Praktikum. Ein Konzept für das studienbegleitende Praktikum im Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft? In: J. Schulze-Krüdener/H. G. Homfeldt (Hrsg.). Praktikum – eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Beruf. Neuwied, Luchterhand, S. 181–204. Greif, S. (2005). Mehrebenen-Coaching von Individuen, Gruppen und Organisationen. Eine umfassende und genaue Definition von Coaching als Förderung der Selbstreflexion. Göttingen. Hackmann, N./Pfister, E./Waldeck, J. (2008). Das Praktikumskonzept im Masterstudiengang Bildungsmanagement. In: U. Müller/G. Schweizer/S. Wippermann (Hrsg.): Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell gestalten. Bielefeld, Bertelsmann, S. 147–153. Harney, K. (1998). Handlungslogik betrieblicher Weiterbildung. Stuttgart, Hirzel. Junge, H./Stolpe, H. (2005). Best Practice: Das Projektbüro. In: B. Berendt/H. J. Voss (Hrsg.). Neues Handbuch Hochschullehre. Stuttgart, Raabe. Kolb, D. A. (1984). Experiential Learning: Experience as the Source of Learning and Development. Englewood Cliffs, Prentice Hall. Kremer, H.-H./Sloane, P.F.E. (2001) Lernfelder implementieren. Zur Entwicklung und Gestaltung fächer- und lernortübergreifender Lehr-/Lernarrangements im Lernfeldkontext. Paderborn, Eusl. Molzberger, G. (2007). Rahmungen informellen Lernens. Zur Erschließung neuer Lern- und Weiterbildungsperspektiven. Wiesbaden, VS Verlag.


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Universität Zürich: Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik

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Praktikum - Orientierungshilfen f端r Programm- und Modulverantwortliche

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Das Dossier «Praktikum – Orientierungshilfen für Programm- und Modulverantwortliche» ist eine Publikation der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich. Universität Zürich Bereich Lehre – Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik Hirschengraben 84, CH-8001 Zürich http://www.afh.uzh.ch info@afh.uzh.ch ISSN 1662-579X (Online) ISSN 1662-6753 (Print) Januar 2010


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