MÜNSTER! Nr. 87

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3,30 EURO NR. 87 JAN. 2020

S-BAHN AS PL ÄNE FÜR D D N LA ER MÜNST

So schön wird 2020! www.muenster-magazin.com

Der Jahresplaner zum Herausnehmen

Kuchen-Kult Rezepte aus dem alten Grotemeyer

Vor 50 Jahren Münster im Jahre 1970

Prima Klima Nachhaltige Ideen für das Münsterland


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Rendite statt Nullzins! Profitabel Geld anlegen: Damit Ihr Geld von heute noch für die Träume von morgen reicht. Wenn’s um Geld geht


AUS DER REDAKTION

Liebe Leserinnen und Leser, herzlichen Dank für Ihre vielen Zusendungen! Das sind sehr wohlmeinende Mails, manchmal auch kritische. Wir freuen uns über alle. Denn Sie zeigen immer Engagement und Interesse am Magazin. Ganz selten ärgert man sich aber doch. Ende November erreichte mich diese Mail zum Cover unserer Ausgabe März 2019 (Mythos Weimar):

Sicherheit kommt von Sicht: mit der Rodenstock Autofahrerbrille.

»Liebe Redaktion, über eure Tabakdrogenschleichwerbung auf der Titelseite habe ich eine ungute Meinung – Dummheit, Absicht oder lobbyinfluence (Babylon Berlin)? Tabak tötet täglich 16.000 Menschen.« Es folgt dann noch der Verweis auf die Facebook-Seite »Schleichwerbung«. In diesem Fall handelt es sich um ein Motiv aus einem vielfach prämierten Buch eines Münsteraners über das Berlin der 1920er Jahre. Es passte perfekt, war mal etwas anderes und spiegelte gut die Atmosphäre der Zeit. Gut: Über Titelbilder kann man (sachlich) streiten. Aber der Absender ist eben kein Sektierer, sondern Akademiker und gesellschaftlich und politisch in der Mitte des schönen Emsdettens verortet. Seine Anwürfe gehen doch stark in Richtung »Lügenpresse«, die man bisher aus entgegengesetzten politischen Lagern kennt. Aber wer andauernd (offline oder online) mit solchen Begrifflichkeiten hantiert, sollte sich bewusst sein, dass damit auf Dauer ein wesentlicher Bestandteil unserer demokratischen Grundordnung unterhöhlt wird, nämlich die Pressefreiheit. Wie gesagt: Nichts gegen sachliche Kritik, immer her damit! Aber überall gleich die große Verschwörung zu wittern, sät Zweifel in Zeiten, in denen mehr Vertrauen angebracht wäre. Auch und gerade in den Journalismus. Eigentlich ein ganz guter Vorsatz für 2020…

* Im Rahmen eines Benutzertests des TÜV Rheinland wurde das Gleitsichtglas Impression® Road 2 auf die Aspekte Eingewöhnungszeit, Sehbereich, Blendungen, Kontraste, Farbwiedergabe und Reinigung getestet.

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Ihr Christoph Wüllner

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INHALTSVERZEICHNIS

STADT.

LAND.

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30 IN DER WELT ZUHAUSE

TORTE FÜR ALLE

as Buch zu 169 Jahren D Grotemeyer-Geschichten plus Rezepte!

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IM STURM GENOMMEN

as sprechende Foto aus der TurnerD Ausstellung.

14 VIELE ERSTE MALE

Farbe aus, Schwarz-Weiß an: Münster vor 50 Jahren im Stadtmuseum. 24

EIN TÄSSCHEN AUF DER DU-EBENE

Die Flotte Bohne ist die neue Espressobar am Drubbel.

50 Impressum 57 Kundenservice 79 Abo-Service

66

Eine Grevener Wohnungen mit Erinnerungsstücken. 36 AUFGEGLEIST

ünster kann Großstadt, in der M Zukunft sogar mit einem S-Bahnnetz.

40 LESERBRIEFE

as gefällt Ihnen, was nicht? Hier W schreiben die MÜNSTER!-Leser...

42

PRIMA KLIMA #1 DIE SONNENTREPPE

olge eins der neuen MÜNSTER!F Serie »PrimaKlima«: Was der Flughafen gegen CO₂ macht.

48 DAS HAUS DER LICHTER

ie dem erfolgreichen IndustrieW Ingenieur Kilian Saueressig ein Licht aufging und er Kunst daraus macht.

54

DAS MÜNSTERL AND GEGEN DEN REST DER WELT

Mix-Ideen für den Cocktail-Abend.

62

2

~ JANUAR 2020

24


INHALTSVERZEICHNIS

LEBEN. 58

20 VORSÄTZE

as bekannte Münsteraner, W Münsterländer und MÜNSTER!Leser sich für 2020 vornehmen.

62 MIT KIRA AUF TOUR

as fiktive Interview mit einem D Hund, der Stadtrundgänge für Vierbeiner empfiehlt.

66

GEMEINSAM UNTEN RAUS!

Der SC Preußen kämpft gegen den Abstieg aus der Dritten Liga.

70

TERMINE IM JANUAR

ie besten Tipps für die ersten D Wochenenden im neuen Jahr.

80 PERSÖNLICH

Fragebogen an Christine Zöller, die neue Stadtkämmerin.

20 ZAHLEN & FAKTEN

Kurioses und Wissenswertes aus der Welt der Zahlen.

Projekt „ -Bahn Münsterland“ – Das Angebotszielkonzept

Ascheberg (Westf) Capelle (Westf)

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• „S-Bahn-Stammstrecke im Münsteraner Stadtgebiet“: 15-Min-Takt zwischen Zentrum Nord, Hbf., Preußenstadion, Hiltrup durch sich überlagernde Linien

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• Ausgewählte zusätzliche Bahnstationen sind integrierbar

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Bockum-Hövel

Neubeckum Hamm (Westf)

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Paderborn Krefeld

Dortmund-Scharnhorst

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• Durch Integration des S-Bahn-Systems in den weiteren Taktfahrplan profitieren weitere Bereiche und Korridore

Die nächsten Schritte: • Ableiten des Infrastrukturbedarfs • Implementieren eines (Schnell-)Bus-Zielkonzeptes • Nachfrageprognoseanalyse • Qualitätsanalyse

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Regionalverkehr Fernverkehr nicht dargestellt

Hagen

• Kurz- bis mittelfristige Zwischenstufen je Korridor machen Verbesserungen schneller erlebbar

• Prüfung betrieblicher Auswirkungen

Sendenhorst

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• Infrastrukturausbau an unterschiedlichen Stellen notwendig

Gütersloh Hbf

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Drensteinfurt

• Taktung im 30- bzw. 15-Minuten-Raster für ideale Umsteigebeziehungen im Taktknoten Münster Hbf.

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• Korridor Münster – Dortmund: Angebot gemäß Plänen des Deutschlandtaktes

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• (Mindest-)Angebot pro Stunde: „2-S-Bahnzüge + RE-Produkt(e)“ auf allen von/nach Münster laufenden Schienenachsen

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(Bestandteil des übergeordneten Projektes „Mobiles Münsterland“)

möglicher neuer Halt • Außerhalb des Münsterlandes nicht alle Linien dargestellt • Ergänzende (Schnell-)Buslinien sollen das ÖV-Netz verdichten

▸ Ableiten des finalen Angebotszielkonzeptes ▸ Volkswirtschaftliche Betrachtung: Der positive Nutzen ist Voraussetzung für eine Förderung und vollständige Umsetzung.

Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW

~JANUAR 2020

Stand: Dez. 2019

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STADT. LAND. LEBEN. MARKTHALLE SOLL DEN HAFEN-MARKT RETTEN Münster – Es scheint doch noch ein gutes Ende mit dem Projekt »Hafen-Markt« (vormals HafenCenter) zu nehmen: Der Rat der Stadt entsprach in seiner Dezember-Sitzung dem Antrag der Stroetmann Grundbesitz-Verwaltungs GmbH auf »Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans«. Die Bauherren hatten – auch aufgrund der Vermittlung von SPDFraktionschef Michael Jung – die Planungen für den Hafen-Markt erneut überarbeitet. Eine Markthalle soll nunmehr die Einzelhandelsflächen ergänzen und ein neues Nahversorgungsangebot schaffen, bei dem Waren an unterschiedlichen Marktständen auch direkt vor Ort verkostet und verzehrt werden können. Auf die Aktivisten musste man nicht lange warten: Sie kündigten auch gegen die neuen Pläne ihren Widerstand an. Sicher ist der Ausgang also keineswegs – nur, dass die Debatte noch einige Zeit lang weitergeht.


STADT. L AND. LEBEN.

VORFAHRT FÜR TRITTBRETT-FAHRER Münster – Alle meckern über Trittbrettfahrer, Münster tut was – und zwar für Ampeltrittbrettfahrer. »Das ist eine kostengünstige Maßnahme, die dazu beiträgt, dass Radfahren in Münster Spaß macht«, freut sich Stadtbaurat Robin Denstorff über die u.a. aus Kopenhagen bekannten Trittbretter. Sie sind als Modellversuch an den Ampeln Promenade/Hörsterstraße, Aegidiitor/Am Stadtgraben, Albersloher Weg/Umgehungsstraße, Königsweg/Hammer Straße, Cheruskerring/Langemarckstraße und Warendorfer Straße/Piusallee angebracht. Das Amt für Mobilität und Tiefbau plant bei positiver Resonanz den Service auf weitere Standorte auszudehnen.

Foto LWL: LWL/Meike Reiners

SCHÄTZE AUS DEM ARCHIV Münster – Im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Skulptur Projekte Archiv veröffentlichte das LWL-Museum für Kunst und Kultur jetzt das Buch »Public Matters« und eröffnet gleichzeitig die Ausstellung »The Public Matters« im Lichthof. Als Archivkatalog angelegt, verbindet das Buch auf knapp 500 Seiten wissenschaftliche Essays, Fallstudien und Gespräche. Dazu gehört eine Fülle von bisher nicht publizierten Archivdokumenten wie Entwürfe und Zeichnungen, Ausführungen zu kuratorischen Entscheidungsprozessen, Korrespondenzen und Dokumentationsmaterial, Autografen und Akten der vergangenen Jahrzehnte. Public Matters. Debatten und Dokumente aus dem Skulptur Projekte Archiv. Verlag Walther König, 500 Seiten, Preis 35 Euro

ADIOS, ALBERT DEL HOYO! Münster – Die WWU Baskets haben die Zusammenarbeit mit Flügelspieler Albert Del Hoyo Perez vorzeitig beendet. Der sympathische 27-jährige Spanier war zuletzt nur noch zu Kurzeinsätzen gekommen. Er wechselt nach Ibbenbüren. Die bisherige #13 war zur aktuellen Saison von den VFL Sparkassenstars Bochum nach Münster gekommen und erreichte hier im Spiel gegen Lok Bernau seine Bestmarke (9 Punkte, 3 Rebounds, 1 Assist). Zum Abschied sagte der Spieler: »Ich bin wirklich traurig, Münster zu verlassen. Die Chemie ist einfach toll. Ich bedanke mich auch bei den Fans, die nicht müde werden, uns jedes Spiel nach vorne peitschen!«

2020 WIRD BUNT Münster – 2020 kann kommen: Vier Produktionen erwarten die Zuschauer im Varieté-Theater GOP. Je zwei Monate laufen die Produktionen Sông Trăng (9.1. –1.3.) und Wild Boys (5.3.–10.5.), ganze vier Monate Spielzeit bekommen WunderBar (22.5.– 6.9.) und CAMPING (10.9.–10.1.2021). Das Themenspektrum ist breit: Die Artisten von Sông Trăng gewähren einen mystischen Blick in die vietnamesische Seele. In Wild Boys unterhält Multitalent »Rosemie« mit Charme und schwäbischem Witz. Weltpremiere feiert das Stück WunderBar. Die Bar als Raum für Begegnungen, Musik und Gespräche – mit Musikern, Artisten und Illusionisten. CAMPING ist eine kanadische Produktion mit einer Menge Lagerfeuerromantik. ~ JANUAR 2020

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SCHLÄGT EIN NEUES KAPITEL AUF Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel hält ihre Familiengeschichte in der Hand

Foto: Michael Lemmerhirt


STADT. L AND. LEBEN.

Torten für alle Münster – Sie sind gedruckt: die OriginalGrotemeyer-Rezepte für Torten und Kuchen, die über Generationen nur mündlich überliefert wurden. Jetzt gibt es das Buch, in dem Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel zusammen mit Dorothée und Michael Kerstiens die Familiengeschichte und die Geschichte des Café Grotemeyer erzählen.

Foto: Familienarchiv G. Kahlert-Dunkel © Wermeling Verlag Dorothée Kerstiens

TEXT: CORNELIA HÖCHSTETTER

»169

Jahre Familientradition, und ich musste den Schlüssel umdrehen. Das war nicht einfach«, gibt die letzte Inhaberin von Café Grotemeyer, Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel zu. Sie gehört zur fünften Generation von Münsters letztem Traditions-Kaffeehaus, das seit Ende März 2019 geschlossen ist (MÜNSTER! berichtete). Wenige Monate später, im November, erschien das Buch »169 Jahre Grotemeyer, das Café, der Maler, die Rezepte«. Was dazwischen alles passierte, erzählen Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel, Dorothée sowie Michael Kerstiens dem MÜNSTER! Magazin. Viele Münsteraner waren und sind traurig. Dem wurde sich Dr. Kahlert-Dunkel erst bewusst, als sie kurz vor und nach der Schließung die Leute auf der Straße angesprochen haben. »Ich war plötzlich gar nicht mehr alleine mit meinem Abschiedsschmerz«, sagt sie. Es kamen so viele Menschen auf sie zu und jeder erzählte, welche Erlebnisse er mit dem Café verbindet. »Ich hätte diese Aufmerksamkeit nicht erwartet«, erzählt Dr. Kahlert Dunkel, wenn wildfremde Menschen am Ärmel zupften und fragten, woher sie denn zur Weihnachtszeit künftig das Marzipan herbekommen sollten, wenn doch Grotemeyer für immer geschlossen sei.

UNTERWEGS Oma Antonia Grotemeyer reiste viel mit der Enkelin Gabriele und besuchte andere Kaffeehäuser

ENDE MIT DER FAMILIEN-TRADITION

Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel war ab 1986 hauptberuflich im Unternehmen dabei. Eigentlich hatte sie Psychologie studiert und promoviert, blieb aber dann doch der Familientradition treu. Auch wenn sie die Letzte war. Die Kinder wollten nicht übernehmen und »die Zeit des sich Fein-Machens, um doch im Kaffeehaus für sich zu sein ist wohl vorbei«, analysiert Dr. Kahlert-Dunkel. ENDLICH ZEIT FÜR GESPRÄCHE BEIM KAFFEE

»Im März haben wir geschlossen, im April war ich mit der Abwicklung beschäftigt. Doch dann wollte ich mir endlich Zeit für Einladungen zum Kaffeetrinken nehmen«, erzählt Dr. Gabriele Kahlert Dunkel. Das Ehepaar Kerstiens gehörte zu den ersten, die eine Einladung aussprachen. Die drei badeten bei Kaffee und Kuchen in Grotemeyer-Erinnerungen

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STADT. L AND. LEBEN.

Viele erste Male… Münster – »Vor 50 Jahren – Münster 1970« – der Klassiker im Stadtmuseum Münster! Bis heute haben sich nahezu 500.000 Besucher auf die Zeitreisen 50 Jahre zurück begeben. Immer wieder spannend, wie sich die Stadt in einem halben Jahrhundert verändert hat, auch weil sich viele Besucher noch aus eigenem Erleben erinnern können. TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER | FOTOS: RUDOLF KRAUSE

1970

Während die Astronauten von Apollo 13 im All um ihr Leben kämpften und der Krieg in Vietnam tobte, herrschten in Münster ambivalente Verhältnisse zwischen Protest und heiler Welt. Der Unterschied zu heute ist also gar nicht so groß. Vor allem junge Menschen und Studenten demonstrierten gegen hohe Mieten und eine gedankenlose Konsumgesellschaft. Gleichzeitig begehrte das gut-katholische Münster auf – und verbot die Prostitution innerhalb der Promenade. Zum deutschen Feuerwehrtag hielt Bundeskanzler Willy Brandt in luftiger Höhe eine Rede in der Stadt und Jürgen Möllemann – schon damals ganz PR-Profi – sprang mit dem Fallschirm über Münster ab. Stars wie Deep Purple, der junge Howard Carpendale oder Udo Jürgens lockten die Massen in die Halle Münsterland. Auch der Sport kam nicht zu kurz: Neben Slalom-Autorennen wurden auch die Tanzsportweltmeister in Münster gekürt. 14

PARKEN Das Stadtbild im Bereich HeinrichBrüning-Straße/ Salzstraße hat sich heute stark verändert. Geparkt wurde 1970 gerne zentral, man beachte auch das kleine Kassenhäuschen

~ JANUAR 2020


STADT. L AND. LEBEN.


»DAS GEHT MIR MEISTENS SO: ICH KOMME IN EINEN RAUM HINEIN UND WEISS, WIE ICH IHN EINRICHTEN MÖCHTE.«


In der Welt zuhause Greven – In 47 Jahren hat Steffen Zunker 65 Länder bereist und aus diesen vor allem Erlebnisse mitgebracht. Doch das ändert sich gerade, denn er hat sich vorgenommen, in Zukunft mehr Erinnerungsstücke für sein Zuhause in Greven mitzubringen. Angefangen hat er mit einem sehr großen Bild, für das er ein gutes Vorstellungsvermögen brauchte. TEXT & FOTOS: ULRIKE MEYWALD

MUTIG Die dunkle Wand im Farbton DB 703 war ein mutiger Schritt, der auf elegante Art den Wohnbereich fasst. Die mit metallischen Elementen in Kupfer kombinierten Grau-Grün-Töne finden sich im Bild wieder, das Steffen in einer Galerie in Hoian erwarb


STADT. L AND. LEBEN.

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BITTE EINSTEIGEN Am Flughafen Münster Osnabrück steht eine Passagiertreppe im Praxistest. Sie holt sich ihre Energie von der Sonne


STADT. L AND. LEBEN.

Die Sonnentreppe Münster – Das Thema Klimaschutz ist allgegenwärtig. MÜNSTER! wird immer schon klimaneutral gedruckt und auch sonst haben wir uns dem Thema seit Jahren schon groß angenommen. Im neuen Jahr nun widmen wir dem Klimaschutz sogar eine eigene Serie: Im ersten Teil geht es darum, was eigentlich die Big Player gegen ihr schlechtes Umwelt-Image tun? Der Flughafen Münster Osnabrück pflanzt zum Beispiel einen Klimawald und setzt auf Sonnenenergie, auf E-Fahrzeuge und mehr. TEXT UND FOTOS: CORNELIA HÖCHSTETTER

»E

s ist nicht der Zug des Zeitgeistes, auf den wir springen – schon viel länger ist das Klima-Thema bei uns im Flughafen präsent« – das sagen Geschäftsführer Dr. Rainer Schwarz und der Technische Leiter des Flughafens Münster Osnabrück (FMO), Eckart Frank. Ihnen beiden ist klar, dass heutzutage auch oder gerade Regionalflughäfen, die viele Kurz- und Inlandstrecken anbieten, mit einem schlechten Öko-Image kämpfen. Deshalb planen, rechnen, grübeln und testen die Verantwortlichen vom FMO, wie sie ihr ehrgeiziges Umweltziel »FMO 2030, CO2 Neutral« umsetzen können.

ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück (Entfernung: 2 x 8.000 km) verursacht pro Person eine Klimawirkung von über fünf Tonnen CO2. Mit einem Mittelklassewagen kön-

Die ersten Ergebnisse kommen pünktlich zum Auftakt der neuen MÜNSTER!-Serie. Wir möchten im Jahr 2020 große und kleine Taten vorstellen, die dem Klima gut tun. Es wird um Ideen und Projekte von Global Playern gehen, aber auch von kleinen Agenturen, Handwerksbetrieben, von Selbständigen und Angestellten, von Städten und Dörfern, von Privatpersonen oder Firmenchefs – alle, die vielleicht am Ende nicht das globale Klima retten, aber die mit Vorbildfunktion und Motivation mindestens das Münsterländer »Mikroklima« besser machen und die Kohlendioxidwerte (CO2) nach unten drücken. Frei nach dem Motto: Der stete Tropfen höhlt selbst den heißen Stein.

VON ÜBER FÜNF TONNEN CO2.

Die erste Folge gehört dem Flughafen und der Idee: Beam me up, Scotty, aber bitte CO2-frei. In 50 Minuten auf der Luftlinie nach Frankfurt ist heute für viele so normal, dass lange die Folgen für die Umwelt verdrängt wurden. Bis die Diskussion immer lauter wurde, und das Fliegen, zumal Inlandsflüge, in Verruf gerieten. Das Bundes-Umweltamt schreibt: »Fliegen

EIN FLUG VON DEUTSCHLAND AUF DIE MALEDIVEN UND ZURÜCK VERURSACHT PRO PERSON EINE KLIMAWIRKUNG

nen Sie dafür mehr als 25.000 km fahren.« Kohlendioxid ist inzwischen als Hauptursache des Klimawandels anerkannt, weil es mitverantwortlich für die globale Erwärmung ist. DAS GROSSE ZIEL: FMO 2030 CO2 NEUTRAL

Der FMO hat zwar wenig Einfluss auf den direkten CO2-Ausstoß der Flugzeuge – das ist Sache der Flugunternehmen – und naturgemäß hat ein Flughafen auch wenig Interesse daran, den Flugverkehr zu minimieren. Aber der Flughafen will einiges bewegen, um selbst als Unternehmen am Standort immer weniger CO2 freizusetzen. Das Ziel heißt: FMO 2030 CO2 Neutral. Dafür gibt es ein durchgerechnetes Konzept, das im Jahr 2030 erfüllt sein soll. Und eine »Netto-Null« nehmen sich die Verantwortlichen am FMO bis zum Jahr 2050

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SA, 4. JANUAR 17:00 – Christmas Garden Der Allwetterzoo verwandelt sich in eine leuchtende, geheimnisvolle Landschaft und beeindruckende Szenerie. Auf einem circa zwei Kilometer langen Rundweg kann man einen wunderbaren und besinnlichen Abend bis 22 Uhr erleben. Eintritt: 15 Euro. www.allwetterzoo.de

Foto: Michael Lemmerhirt


Foto 1970: Rudolf Krause | Lionel Suarez: Sylvain Gripoix | Friedenskapelle: Tim Eberhardt

STADT. L AND. LEBEN.

SA, 4. JANUAR

SA, 4. JANUAR

SO, 5. JANUAR

SO, 5. JANUAR

12:00 – Eislaufen am Germania Campus

20:00 – Liedermacher in der Sputnikhalle

11:00 – Zeitreise nach Münster, 1970

11:00 – Krippenweg von Sythen

Die Eiszeit geht auch nach Weihnachten weiter. Eislaufen kann man zum Beispiel am Germania Campus. Neben Spiel und Spaß auf der Eisbahn warten auch wieder klassische Leckereien auf Groß und Klein. Samstags ist die Bahn von 12 bis 22 Uhr geöffnet.

Götz Widmann ist Liedermacher, der lieber den Mittelfinger als den Zeigefinger erhebt. Exemplare dieser Gattung sind selten, was einen Abend mit dem Punk unter den Songpoeten zu einem besonderen Erlebnis macht. Sputnikhalle Münster, Karten unter…

Eine Zeitreise nach Münster, in das Jahr 1970 gefällig? Die Ausstellung »Vor 50 Jahren – Münster 1970« zeigt in der Galerie rund 80 Aufnahmen des münsterischen Pressefotografen Rudolf Krause. Eintritt frei, sonntags geöffnet von 11 bis 18 Uhr.

Auf Schloss Sythen in Haltern findet bis zum 10. Januar der 6. Sythener Krippenweg statt. Auf dem Schlossgelände stehen Krippen, gebaut von Nachbarschaften und Vereinen, Künstlern und Laien, je mit eigener Interpretationen. 11 bis 16 Uhr am Wochenende.

www. facebook.de/winterzeit.ms

www.mitunskannmanreden.de

www.stadt-muenster.de

www.schloss-sythen.de

SO, 5. JANUAR

SO, 5. JANUAR

SO, 5. JANUAR

SO, 5. JANUAR

15:00 – Führung im religio

18:00 – Münsters Jazz Festival

18:00 – Gefühlschaos im Theater

19:00 – Neujahrskonzert

Jesus Christus bringt das Licht in die Welt: Fast 100 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit diesem Thema kreativ auseinandergesetzt und das ist in der 79. Krippenausstellung im RELíGIO, Westfälisches Museum für religiöse Kultur, zu entdecken. Sonntags um 15 Uhr gibt es immer eine öffentliche Führung.

Als kraftvolle Kurzausgabe ist »Shortcut« jetzt ganz offiziell die eintägige Variante des dreitägigen Festivals. Das skandinavische Energiequintett Koma Saxo macht um 18 Uhr den Auftakt, es folgen Airelle Besson/Lionel Suarez Duo und Pipe Dream. Tickets (Eile ist angesagt) findet man unter…

»How to date a Feminist?«, Theater von Samantha Ellis: Auf einer Kostümparty funkt es zwischen Wonderwoman und Robin Hood, alias Kate und Steve. Augenzwinkernde Identitätssuche zweier Liebenden im Gefühlschaos von Emanzipation und Rollenklischees im Wolfgang Borchert Theater. Tickets ab 19 Euro.

Das Salonorchester kommt wieder nach Münster und spielt wunderbare Lieder zu Beginn des neuen Jahres. Geige, Cello, Bass, die zehn Künstler stehen für leichtfüßige Unterhaltung auf höchstem Niveau. Das Orchester spielt in der Friedenskapelle am WillyBrandt-Weg 37 b. Tickets ab 24 Euro.

www.museum-telgte.de

www.jazzfestival-muenster.de

www.wolfgang-borchert-theater.de

www.friedenskapelle.ms

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