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MIT DEM EIGENEN STORE ZUM ERFOLG
Start up!
WIE MACHE ICH DEN EIGENEN STORE ZUM ERFOLG?
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Soll ich mich mit meinem eigenen Geschäft selbstständig machen? Funktioniert meine Geschäftsidee? Ist Münster für Start-Ups ein gutes Pflaster? Ladenlokal oder doch lieber Online-Shop? Gerade heute sind viele Gründer verunsichert. Darum bietet das Netzwerk „Münster gründet!“ allen, die vom eigenen Store träumen, Hilfe bei den ersten Schritten und darüber hinaus. JENS VON LENGERKE IST TEAMLEITER FÜR DEN HANDEL BEI „MÜNSTER GRÜNDET“. Wir sprachen mit ihm über den Standort Münster, innovative Konzepte und was es braucht, um gegen Amazon & Co. zu bestehen…
Was muss ein Einzelhandels-StartUp, das in diesen Zeiten auf den Markt gehen will, besonders beachten?
Für jede Existenzgründung sollte man einen klassischen Business- und Finanzplan haben. Doch durch Corona haben wir gelernt, dass man auch einen Plan B haben sollte, für den Fall, dass mein Laden nicht mehr erreichbar ist. Dann brauche ich digitale Tools und eine Lieferinfrastruktur. Und seit neuestem wissen wir auch, dass ich Nachschub an Ware und ausreichend Personal sicherstellen sollte.
Wie ist Münsters Innenstadt aktuell aufgestellt?
Im Gesamtblick ist Münster ein herausragender Standort, weil der Mix stimmt: Unsere Kombination aus Lage, Flair und Angebot ist top. Auch das Verhältnis von Ketten und inhabergeführten Geschäften ist ausgewogen, denn die Kunden erwarten beides.
Welche Zukunftschancen haben der stationäre Handel und der inhabergeführte Einzelhandel in der Innenstadt?
Den Abgesang auf den stationären Handel hören wir seit zwanzig Jahren. Es kommt vor allem auf die Wandlungsfähigkeit und Anpassungsbereitschaft an. Wenn ich eine Nische besetze und neben dem Ladenverkauf noch andere Vertriebswege habe und zusätzlich eine Dienstleistung dazu anbieten kann, habe ich gute Chancen. Eine reine Versorgung mit Waren, die überall zu haben sind, ist in vielen Bereichen inzwischen zu wenig. Es sollte schon eher ein Einkaufserlebnis geboten werden. Aber klassische Tugenden wie Freundlichkeit, Gastgebereigenschaften und die Konzentration auf die Kundenwünsche sind weiterhin wichtig.
Wie wirkt sich Ihrer Einschätzung nach eine autofreie Innenstadt auf den Handel aus?
Die Aufenthaltsqualität steigt natürlich in der City ohne Autos. Denken Sie mal daran, wie die Stubengasse früher als Parkplatz ausgesehen hat. Aber Münsters Handel kann nicht aus sich selbst heraus funktionieren, wir brauchen das Dreifache des eigenen Käuferpotenzials aus dem Umland. Darum muss Münster aus dem Umland gut erreichbar sein. Und zwar am besten bequemer mit dem ÖPNV, als mit dem eigenen Auto. Dafür sind die P+R-Stationen aber noch nicht attraktiv genug, da muss noch mehr passieren. Vor allem, damit der Parksuchverkehr in der City weniger wird. Es ist wirklich kein Vergnügen, auf der Königsstraße Eis zu essen, während die Autoschlange vom Arkaden-Parkhaus bis zum Marienplatz mit laufendem Motor unentwegt Abgase in die Luft pustet. Die Zufahrt und damit die Menge an Autos, die in die Straße hineinfahren darf, ließe sich über intelligente Systeme oder die Möglichkeit, im Vorfeld Park-Slots zu buchen, sicher besser steuern. Foto aus dem Bildband: Münster VON OBEN.
Marktplatz im Internet zu vernetzen – zu einem „Amazon für Münster“?
Nun ja, Flagge zeigen im Internet ist wichtig, gerade wenn es um spezielle Angebote geht, wie etwa unter www.muenster-manufakturen.de, die bestimmte Produktgruppen verbinden. Aus Sicht der Kunden, die es sich einfach machen und über die einschlägigen großen Such- und Onlineeinkaufsplattformen kommen, würde ich mich fragen, was mir unterschiedliche lokale Plattformen bringen. Wenn ich beispielsweise im Netz „Taschenmesser + Münster“ suche, finde ich den Direktanbieter vor Ort ja auch. Da wäre ich also eher skeptisch.
Was bringt es für junge wie alteingesessene Händler, sich Verbänden wie der ISI anzuschließen oder sich an City-Events zu beteiligen?
Lokale Interessengemeinschaften befürworten wir unbedingt. Vor dem Hintergrund, dass örtliche Gewerbevereine anderswo
Jens von Lengerke ist der Handelsexperte der IHK Nord Westfalen und leitet dort die Abteilung Handel, Dienstleistungen, Planung und Stadtentwicklung.
Allein für ein T-Shirt gehe ich nicht in die Stadt
immer schwächer werden, hebt sich die ISI in Münster dadurch ab, dass sie Handel, Gastronomie und Eigentümer verbindet. Auch die Immobilienbesitzer müssen mit ins Boot. Solche Zusammenschlüsse müsste es noch stärker in den einzelnen Vierteln geben. Man sieht, wie groß die Wirkung von gemeinsamen Events in den Quartieren ist, z.B. beim Handorfer Herbst oder beim Viertelfest in Mauritz.
Gibt es innovative Store-Konzepte, die sie empfehlen würden?
Es gibt viele Manufakturen, die nicht nur eine gläserne Produktion, sondern auch eine interaktive Produktion anbieten, mit Workshops und Events – das zieht natürlich. Aber schauen Sie sich mal MUKK an: Die Innenstädte in Deutschland, in denen es noch ein Spielwarengeschäft gibt, können Sie an zwei Händen abzählen. Hier ist es weniger das Sortiment, als die ganz besondere Atmosphäre, die den Laden auszeichnet. Oder einen Laden wie Herlitzius – da weiß ich, da steht eine Familie dahinter, die ein Handwerk beherrscht und die verkauft Produkte, die mit Emotion aufgeladen sind. Das ist der Grund, warum man in die Innenstadt geht – nicht für ein einfaches weißes T-Shirt, das ich auch online bestellen kann.
Gibt es Shoppingmeilen oder -viertel in Münster, die nach Ihrer Meinung etwas unterbewertet sind?
Ich persönlich finde, dass die Hammer Straße unterschätzt wird, obwohl es dort viele interessante Geschäfte und Cafés gibt. Das ist nur etwas in Vergessenheit geraten, da die Straße gefühlt seit einer Ewigkeit eine Dauerbaustelle ist und natürlich auch das Hammer Straßenfest abgesagt werden musste.
MÜNSTER GRÜNDET!
Raus aus den Startlöchern – rein ins Business! „Münster gründet!“ ist eine Initiative der Wirtschaftsförderung mit Sitz an der Steinfurter Straße. Hier bekommen erfolgreiche Kaufleute von morgen Beratung zu Steuern, AGBs, Marketing etc. pp. Darüber hinaus gibt es Seminare, Stipendien und Stammtische. Das Team vermittelt neben Wissen auch Kontakte und Räume. Events wie die Auszeichnung der „Gründung des Monats“ und die jährliche Gründungswoche runden das Angebot ab.
www.muenster-gruendet.de
Gründer des Monats: von l.n.r. Freiraum Secondhand (Juli 2021), Mondhund Schallplattencafé (Juni 2021), Necklays - Mix & Match-Schmuck (April 2020)