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WIE LÖPPT DER LOOP? Nahverkehr per App

London-Taxen mit Wasserstoffantrieb und in unverkennbarer Stadtwerke-Optik fahren seit September durch Münsters Süden. Als dreijähriges Pilot-Projekt sollen sie die Lücke zwischen Bushaltestelle und Haustür schließen und auch Querverbindungen in Münsters sternförmigem Nahverkehr möglich machen. Wie ist das Projekt angelaufen? Frank Gäfgen, Geschäftsführer Mobilität der Stadtwerke Münster, zieht für uns Bilanz:

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Seit dem 1.9. fährt der „Loop“ durch Hiltrup. Wie lautet das erste Fazit? Mit über 30.000 Fahrgästen in den ersten beiden Monaten sind wir sehr zufrieden. Auch das „Pooling“, also das Bündeln von Fahrtwünschen verschiedener Fahrgäste in einem Auto, klappt schon sehr gut. Im Kleinen haben wir schon viele Verbesserungen umgesetzt. Das ist das Schöne an einem digitalen Produkt wie LOOP: Man bekommt jede Menge Rückmeldungen und kann sie sofort auswerten und wenn möglich umsetzen. Die Taxibranche hat teils aggressiv auf die Einführung reagiert. Die Unterschiede zwischen LOOP und Taxi sind: LOOP fährt nicht zur Haustür, sondern zu Haltestellen. Und LOOP fährt häufig nicht auf direktem Wege zum Ziel, nur mit mir als Fahrgast, sondern nimmt Umwege, um andere Menschen aufzusammeln oder abzusetzen, mit denen ich das Fahrzeug teile.

Haben sich die London-Taxis als Fahrzeuge bewährt? Die Fahrgäste lieben den LEVC TX, wie das Modell richtig heißt. Es gibt viel Platz, auch für Menschen im Rollstuhl, die über eine Rampe ins Fahrzeug kommen. Die LOOPs fahren dank Elektroantrieb leise und sie fallen im Stadtverkehr einfach auf. Es macht übrigens richtig Spaß, selbst zu fahren. Als ich unseren ersten LOOP probegefahren bin, haben die Kollegen mich kaum wieder hinterm Lenkrad hervorbekommen.

Es hat nicht lange gedauert, bis Jugendliche gemerkt haben, dass sie mit der Schülerkarte auch gratis Loop fahren können. Sie nutzen das Angebot kräftig. War das so gedacht? Sagen wir mal so: Wir hatten vermutet, dass das passieren könnte. In erster Linie soll LOOP im Sinne der Verkehrswende den Autoverkehr reduzieren und nicht – wie häufig bei Schülerinnen und Schülern – Radfahrten oder Fußwege. Wobei auch das goCardAbo natürlich monatlich bezahlt wird und Schülerinnen und Schüler nicht gratis fahren. Der Bus

mag wenige Minuten länger brauchen, aber

Frank Gäfgen, Geschäftsführer Mobilität der Stadtwerke Münster

er sollte für Direktverbindungen doch erste Wahl bleiben. Möglicherweise schränken wir solche Fahrten daher in Zukunft ein, damit der LOOP noch mehr als Ersatz für Autofahrten zur Verfügung steht.

In welchem Stadtteil wird der Loop als nächstes eingeführt? Erst einmal ist der Süden von Münster für drei Jahre Pilotgebiet. Zusammen mit der Fachhochschule Münster erforschen wir auch wissenschaftlich, welche Auswirkungen LOOP auf das Mobilitätsverhalten hat. Reduziert das Angebot wirklich nachhaltig den Autoverkehr? Kommt die flexible Nutzung wirklich so gut bei den Fahrgästen an? Vor der Ausweitung muss sichergestellt sein, dass der erwartete Nutzen auch wirklich eintritt. Wenn sich zeigt, dass LOOP funktioniert, könnte er zukünftig auch in anderen Stadtgebieten fahren. Wo das sein wird, lässt sich heute noch nicht sagen – die Nachfrage aus allen Bezirken ist aber groß.

Ent- oder belastet der Nahverkehr on demand den Straßenverkehr in der Stadt? Ganz klar: Unser Ziel ist es, die Straßen zu entlasten. Das funktioniert, indem wir mehrere, verschiedene Fahrtwünsche bündeln. So wird aus mehreren Autofahrten eine einzige, oder anders gesagt: Ein Auto weniger auf WAS IST DER LOOP? LOOP ist ein dreijähriges Pilotprojekt von Land, Stadt und Stadtwerken zum „Nahverkehr auf Bestellung“ in Münsters Süden. LOOP soll die Lücke zwischen Bushaltestelle und Haustür schließen, kann aber auch für Direktverbindungen genutzt werden. Oder zum Umsteigen zwischen Bahn und Zug. Zehn „London-Taxis“ mit E-Antrieb können per Handy-App angefordert und von mehreren Fahrgästen gemeinsam genutzt werden. Das System ermittelt automatisch die günstigste Route, um alle nacheinander zu ihrem Ziel zu bringen. Der Dienst ist mit einem gültigen Abo oder Ticket für Bus & Bahn des Westfalen-Tarifs nutzbar, zum Beispiel mit dem 90-Minuten-Ticket.

der Straße! Und wenn ein solches Angebot dazu beiträgt, dass vielleicht ein Zweitwagen abgeschafft wird, wird auch am Straßenrand wieder mehr Platz frei.

Wie reagieren die Hiltruper auf den Loop? Ich habe das Gefühl, dass viele auf so ein Angebot gewartet haben. Sie wollen umsteigen, ohne die Flexibilität des Autos zu vermissen. LOOP ist dann ein Türöffner, um zu zeigen: Nahverkehr kann das auch. Besonders schön ist, dass auch ältere Menschen mit LOOP fahren. Wir helfen ihnen gern beim Installieren der App.

Gibt es Pläne anderer Kommunen, den Loop zu adaptieren? Wir haben den Nahverkehr auf Bestellung ja nicht erfunden. Die Besonderheit von LOOP ist, dass es zum normalen ÖPNV-Preis fährt und sowohl morgens für die Frühaufsteher als auch spät für die letzten Nachtschwärmer unterwegs ist. Gerade im Münsterland, wo nicht überall alle 10 Minuten ein Bus kommen kann, ist das natürlich interessant.

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