MUSEUM
2 16
Nr. 25 6,80 €
Sommer 2016
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Schloss Ludwigsburg
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In diesem Heft
Seite
MUSEUMSTREFFEN 2016 in Berlin
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Kunstgewerbemuseum im Schloß Köpenick
8
Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
18
Römermuseum Kastell Boiotro in Passau
26
Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier
32
Kloster Walsrode
38
Die Zukunft der Museumswelt ist digital
44
Besucher-Bergwerk & Museum
52
Kleinenbremen museum.de im Ostwallturm Xanten
60
THE GATE Berlin
62
Zeppelin Museum Friedrichshafen
70
Ruhr Museum Essen
76
Deutsches Automatenmuseum
84
Forum ALTE POST in Pirmasens
92
Gedenkhalle Oberhausen
100
Explorado Kindermuseum Duisburg
108
Museum Stangenberg Merck
114
Museum für Literatur Karlsruhe
120
D
Das verbindende Element.
Kürzlich bekam ich Besuch vom Direktorium des Deutschen Meeresmuseums Stralsund. Im Glauben, meine Gäste könnten binnen weniger Tage die Ostsee vermissen, schlug ich dem Direktor Dr. Benke und seiner Kollegin Frau Dr. Liebers-Helbig die durch Auskiesung entstandene „Xantener Nordsee“ als Treffpunkt vor. Wenn Meeresforscher lobende Worte über das augenscheinlich klare Wasser finden, freut man sich als Gastgeber. Ein Lob darf ich meinen sympathischen Gästen erwidern, denn das Meeresmuseum Stralsund gehört zu den fünf meistbesuchten Museen Deutschlands. Man sollte Museen nicht allein nach der Besucheranzahl bewerten, jedoch ist sie eine messbare Kenngröße für die Akzeptanz. Stralsund liegt fernab der Metropolen. Der deutliche Zuspruch liegt wohl in einem in-
teressanten Angebot des Meeresmuseums begründet. „Lebende Exponate“ – von der Schildkörte bis zum Hai – ziehen Besucher jeden Alters in ihren Bann. Insbesondere Kinder finden durch diese Lebendigkeit ihren persönlichen Zugang zum Thema Museum. Ein Goldfisch im Glas schafft noch keinen Magneten. Es sind beispielsweise Live- Darbietungen klassischer Musik vor einem 2,6 Mio. Liter fassenden Nordatlantik-Becken des OZEANEUMs, tägliche Schaufütterungen und eine Ausstellungshalle mit „1:1 Riesen der Meere“, die den Besucher buchstäblich in eine andere Welt eintauchen lassen. Ob diese Faszination durch das alles verbindende Element Wasser ausgelöst wird? Ich wünsche mir jedenfalls, daß es die Kultur ist, die uns alle verbindet – am intensivsten beim Besuch eines Museums. Herzliche Grüße, Ihr Uwe Strauch
PrinzMaxPalais Polizeimuseum Hamburg
126
Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
132
Städtische Galerie Böblingen
138
LVR-Freilichtmuseum Kommern
144
Ticketgeschichte 151 LVR-Industriemuseum
154
Kraftwerk Ermen & Engels, Engelskirchen Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
160
Historisch-Technisches Museum
166
Peenemünde Schloßparkmuseum Bad Kreuznach
174
Das Prenzlauer Dominikanerkloster
182
Focke-Museum in Bremen
190
Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum 200 Schloss Ludwigsburg
208
Ausstellungen und Termine
226
Museum für Zeit in Rockenhausen
236
Titel: Ehrenhof von Schloss Ludwigsburg in festlicher Beleuchtung. Staatl. Schlösser u. Gärten Baden-Württemberg MAGAZIN MUSEUM.DE
Rechts: Dr. Harald Benke, Direktor Deutsches Meeresmuseum Stralsund, Dr. Dorit Liebers-Helbig (Kuratorin für Vögel & Ausstellungskoordinatorin), Uwe Strauch (Gründer museum.de). Foto: © Helge Boele
Ausgabe Nr. 25
Herausgeber
Ostwall 2
Telefon 02801-9882072
museum@mailmuseum.de
Druck: Strube Druck & Medien
Juni 2016
Uwe Strauch, Dipl.-Inf. TU
46509 Xanten
Telefax 02801-9882073
www.museum.de
Vers.: Dialogzentrum Rhein-Ruhr
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MUSEUMSTREFFEN am 19. Oktober im
Zeughausfoyer,. Foto: © DHM/JThomas Bruns
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Deutschen Historischen Museum Berlin EINLADUNG
Das MUSEUMSTREFFEN 2016 findet am 19. Oktober im Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin statt. Sie sind herzlich zu einem inspirierenden Tag eingeladen, an dem sich Museumsfreunde in entspannter Atmosphäre austauschen können. Einen stimmungsvollen Rahmen für das Treffen bietet der Schlüterhof des DHM, der sich unter einer beeindruckenden Glaskuppel befindet (Foto). Das Tagungsthema lautet in diesem Jahr „Museum kommuniziert!“. Traditionell referieren wieder acht Persönlichkeiten aus den Museen und ein Architekt/Szenograf. Die Redner beleuchten das Thema aus praktischer Sicht am Beispiel des eigenen Museums. Unmittelbar nach den halbstündigen Beiträgen sind Fragen aus dem Publikum möglich und erwünscht. Während der Pausen gibt es für die Tagungsteilnehmer Gelegenheit zum „networken“ oder zum kostenlosen Besuch der Ausstellungen vom DHM. Die ermäßigte
Foto: © DHM/Jürgen Hohmuth
Tagungspauschale für Museumsmitarbeiter und Studenten beträgt 69 Euro. Für alle anderen gilt die reguläre Tagungsgebühr in Höhe von 119 Euro. Darin enthalten ist auch die ganztägige Verpflegung.
Weitere Infos und die Anmeldung: http://www.museum.de/museumstreffen Wir sehen uns in Berlin! Ihr Uwe Strauch, museum.de
Ein Dankeschön geht an die Sponsoren der Veranstaltung:
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REFERENTEN MUSEUMSTREFFEN 2016 Das MUSEUMSTREFFEN 2016 findet am 19. Oktober im Deutschen Historischen Museum in Berlin statt. Eine Anmeldung ist erforderich.
08:15 Einlass
09:20 - 9:50
08:30 - 09:00 Frühstück
Katja Altmann Leiterin Museum Schloss Klippenstein in Radeberg
09:00 - 09:10 Ulrike Kretzschmar Präsidentin a.i. des Deutschen Historischen Museums, Berlin Begrüßung 09:50 - 10:20 Dr. Tobia Bezzola Direktor des Museum Folkwang, Essen Foto: © Sebastian Drüen
Foto: © DHM / Bruns
10:20 - 11:30 Pause 70 Minuten 09:10 - 09:20 Uwe Strauch Gründer museum.de, Xanten
11:30 - 12:00 Börries von Notz Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg
12:00 - 12:30 Daniel Libeskind Founder and Principal Architect, Studio Libeskind, New York Foto: © Stefan Ruiz
12:30 - 13:45 Mittagsbuffet 75 Minuten
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MUSEUMSTREFFEN 2016
13:45 - 14:15 Dr. Marc Fehlmann FRSA Direktor Sammlungen Deutsches Historisches Museum, Berlin Foto: © DHM / Bruns
Moderation: Petra Albrecht WDR Düsseldorf
Foto: © DHM
14:15 - 14:45 Drs Hedwig Saam Direktorin Nationales Militärmuseum der Niederlande, Soest NL
14:45 - 15:30 Pause 45 Minuten
15:30 - 16:00 Dr. Gutbrod Direktor des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt
16:00 - 16:30 Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig CEO | Generaldirektor Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
16:30 - 17:30 Come together mit Radeberger Pils vom Faß 17:30 - 19:00 Ausklang: Café im Zeughaus
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Das Kunstgewerbemuseum im Schloร Kรถpenick Autorin: Dr. Angela Schรถnberger
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Das im Mai 2004 nach einer Grundinstandsetzung wiedereröffnete Schloss Köpenick präsentiert in seiner Dauerausstellung Werke der Raumkunst aus Renaissance, Barock und Rokoko. Schloss Köpenick ist eine der eindrucksvollsten barocken Schlossanlagen in Berlin und der Mark Brandenburg. Seine Räume stellen das bedeutendste profane Ensemble barocker Stuckdekorationen des späten 17. Jahrhunderts im gesamten norddeutschen Raum dar. Sie sind eine der Hauptattraktionen des heutigen Schlosses. Schloss Köpenick wurde zwischen 1677 und 1690 nach mehrfach geänderten Plänen der Architekten Rutger van Langerfeldt und Johann Arnold Nering für den Kurprinzen Friedrich III. errichtet. Nach seinem Regierungsantritt als Kurfürst und dem damit verbundenen Umzug in das Berliner Schloss geriet Köpenick schnell aus dem Zentrum des Geschehens. Es folgte eine wechselvolle Nutzungsgeschichte, die erst 1963 endete, als die Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) mit jenen Beständen des Kunstgewerbemuseums einzogen, die nach dem II. Weltkrieg im Ostteil Deutschlands verblieben waren bzw. 1958 aus der Sowjetunion hierher zurückgelangten. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Schloss Köpenick als eines der beiden Häuser für das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz beibehalten. Zwischen 1994 und 2004 schließlich wurde das gesamte Bauensemble auf der Köpenicker Schlossinsel durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz umfassend restauriert und modernisiert.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum verfügt über eine der weltweit bedeutendsten und umfassendsten kunstgewerblichen Sammlungen. Sie gibt ein universales Bild von der frühmittelalterliFotos: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Kleuker
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chen Sakralkunst über die Meisterwerke der Renaissance, des Barock, des Rokoko, des Jugendstil und des Art Deco bis hin zu Zeugnissen der Designgeschichte und der Gegenwart. Auf zwei verschiedene Gebäude verteilt, bietet sich für das Museum die einmalige Gelegenheit, Schwerpunkte des reichen Sammlungsbestandes der Öffentlichkeit zu zeigen: Im Zentrum der Stadt präsentiert der moderne Museumsbau am Kulturforum Potsdamer Platz einen breiten Überblick über europäisches Kunsthandwerk vom Mittelalter bis in die Gegenwart, internationales Design sowie Mode vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Das am Wasser gelegene barocke Schloss Köpenick dagegen ist der ideale Ort, Werke der Raumkunst aus Renaissance, Barock und Rokoko ästhetisch besonders wirkungsvoll zu zeigen. Der Begriff »Raumkunst« umschreibt dabei kunsthandwerklich gestaltete Objekte, die wesentlich an der Ausstattung eines Innenraumes beteiligt sind und seine Atmosphäre prägen. Schloss Köpenick ist kein Schlossmuseum, sondern ein Museum im Schloss. Von der ursprünglichen Einrichtung war bereits Mitte des 19. Jahrhunderts kaum noch etwas vorhanden, alle heute ausgestellten Kunstwerke sind Teil der Museumssammlung. Die Besonderheit des Kunstgewerbemuseums im Schloss Köpenick liegt daher in der spannungsreichen und für Berlin ungewöhnlichen Kombination von Schlossgebäude und musealer Sammlung. Die dem Besucher stets präsente Insellage, die Ausblicke auf Schlosskapelle mit Wirtschaftsgebäude und Schlosspark, die maßvollen Proportionen der Räume, die Üppigkeit der Stukkaturen und Deckengemälde sowie das moderne Ausstellungsdesign machen den Reiz der Schlossräume aus. Ihr Zusammenklang mit der Ausstrahlung der ausgestellten Kunstwerke bildet den Kern des Ausstellungskonzeptes und ist zugleich Grundlage für seine Inszenierung. Im Zentrum der 21 Schauräume (ca. 1500 qm) stehen Hauptwerke aus der Museumssammlung, die dem chronologisch aufgebauten Rundgang einen Rhythmus mit gänzlich unterschiedlichen Raumerlebnissen geben. Da sind zunächst vier bemerkenswert vollständige Getäfel, historische Wandverkleidungen, die als begehbare Zimmer aufgestellt sind: aus der Renaissance das Haldensteinzimmer, um 1548, aus Schloss Haldenstein in der Schweiz und die Höllrichstube, um 1555, aus Schloss Höllrich in Oberfranken, das barocke Spiegelkabi-
nett aus Schloss Wiesentheid, um 1724, und das Turiner Chinesenzimmer, um 1765, mit Lackmalereien aus dem Palazzo Graneri in Turin - ein Hauptwerk des Rokoko. Den herrschaftlich repräsentativen Charakter einer Raum- und Wandgestaltung demonstrieren das Große Silberbuffet aus dem Berliner Schloss und natürlich der »Wappensaal«, der ehemalige Festsaal des Köpenicker Schlosses. Dort ist auf einer Festtafel das für Friedrich II. von der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM Berlin) 1767/68 angefertigte Tafelservice für das Breslauer Stadtschloss ausgestellt. Zwischen diesen Höhepunkten befinden sich in jedem der kleineren Räume Werke von kaum geringerem Rang, die ebenfalls ursprünglich zur Ausstattung in königlichen Schlössern, fürstlichen Palästen und Patrizierhäusern dienten: Wandpaneele und Möbel, Tapisserien, Leder-, Seidenund Papiertapeten, Wandspiegel, Wandund Deckenleuchten, Standuhren. Hinzu kommt weiterer mobiler Wand- und Raumschmuck wie Wandteller, Vasensätze, Rahmen, Bildwerke und sonstige Kunstgegenstände, die Wände und Räume zierten. In einer gesonderten Galerie wird Porzellan der KPM Berlin gezeigt. Zwei Räume im Gewölbe vermitteln einen Einblick in die Siedlungs- und Baugeschichte der Köpenicker Schlossinsel von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart. Die Ausstellungsgestaltung des Architekten Hans Dieter Schaal, ihre Materialität, Farbigkeit und Gestaltungssprache bewegt sich ganz in der Gegenwart. Dieses zeigt sich auch in der Gestaltung der Funktionsräume und des öffentlichen Mobiliars. Mit der modernen Ausstellungsgestaltung wird gleichzeitig ein Bogen geschlagen zum zeitgenössischen Design, einem der Sammlungsgebiete im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum Potsdamer Platz. Aus dem barocken Schloss Köpenick mit seinen kunstvollen Stuckdecken und Plafondgemälden, der Präsentation der historischen Raumkunst aus Renaissance, Barock und Rokoko, dem zeitgenössischen Design der Funktionsräume und der gesamten Ausstellungsinszenierung ist nun ein Gesamtkunstwerk entstanden, das gewiss über Berlin hinaus seine Wirkung entfaltet. Links: Das große Silberbuffet aus dem Berliner Schloss, Augsburg, vor 1698. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Kleuker
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Ausstellung von Werken der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) im Galerieflügel des Köpenicker Schlosses. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Kleuker
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Der Wappensaal im Schloss KÜpenick mit Inszenierung des Tafelservices aus dem Breslauer Stadtschloss, KPM Berlin, 1767/68. Foto: Š Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Kleuker
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„Transparent wirkend, ohne durchschlagende Schatten, weiß, aber doch nicht blendend.“ So lauteten die Vorgaben des Planungsbüros für das Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick in Berlin. In einem außergewöhnlichen Ambiente wurden freistehende, wandmontierte und bündig integrierte Informationsflächen aus mattem Glas perfekt umgesetzt. Monolithen, als allseitig miteinander verbundene Glasscheiben ohne sichtbare Befestigung, die doppel- oder vierseitig mit Informationen versehen sind, integrieren sich elegant in die Architektur. Die Bodenbefestigung befindet sich unter dem ebenfalls weißen Metallsockel. Dieser schützt die Stelen vor Beschädigung im Fußbereich.
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Fotos: © Frank Bierstedt, Meine
Informationen inszenieren Auch digital bedruckte Textilien können Teil eines Leit- und Informationssytems sein. Diese müssen der räumlichen Atmosphäre gerecht werden. Dezente Halterungen, teilweise verdeckt angebracht, lassen die textile Installation nahezu vor der Wand schweben. Auf verschiedensten Druckmedien, beispielsweise Fahnenstoff, Satin, grob- oder feingewebtem Leinenstoff sind die Gestaltungsmöglichkeiten praktisch grenzenlos. Innerhalb der meng-Schildersysteme gibt es zahlreiche kluge Aufhängelösungen.
konkurrierend mit dem Exponat, aber dennoch edel und auf das Interieur abgestimmt. Mit Wechselmodulen oder Tafeln aus verschiedensten Materialien sind außergewöhnliche und individuelle Exponatkennzeichnungen auch taktil möglich. (Entwurf Polyform, Berlin)
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Exponatkennzeichnung Die Kennzeichnung wechselnder – wie auch dauerhafter – Exponate, erfordert dezente Wertigkeit. Dies bedeutet zurücknehmend in der Gestaltung, nicht
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Das Eisen ist nicht länger stumm Das neue Eisenkunstgussmuseum in Bßdelsdorf. Autorin Ulrike Ernemann
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AuĂ&#x;enansicht des Eisenkunstgussmuseums in BĂźdelsdorf, 2016
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Es gilt nicht als gewinnendstes Thema: Eisenkunstguss wird allgemein als altmodisch und spröde verbucht. Dabei hat das Material, das im 19. Jahrhundert außerordentliche Beliebtheit genoss, mit seiner zurückgenommenen und kühlen Anmutung eine besondere Ästhetik. Zudem verbergen sich hinter den Objekten oft spannende kunstund zeitgeschichtliche Phänomene. Wie aber bringt man gusseiserne Objekte zum „sprechen“? Wie wirft man ein neues Licht auf die Sammlung „alten Eisens“? Genau hier setzt die neue Dauerausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf an. Alles beginnt im Jahr 2010. Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf beschließt das Eisenkunstgussmuseum grundlegend zu modernisieren, nachdem sie dessen Trägerschaft übernimmt. Das alte Museumskonzept hat nunmehr seit über 20 Jahren Bestand, die Sammlungspräsentation ist veraltet. Die Maßnahmen werden noch im selben Jahr eingeleitet. Für das Museumsgebäude selbst sind die energetische Sanierung sowie die optische Modernisierung zentrale Anliegen. Auch für die Ausstellung ist ein neuer Ansatz erforderlich, um die Exponate mit neuem Leben zu erfüllen. Ziel ist hierbei die physische und inhaltliche Zugänglichkeit der Ausstellung für Besucher aller Altersgruppen. Hierzu werden die Inszenierung der Exponate, die vermittelten Inhalte und
Links: Eisenhütte Mägdesprung, Wandbild Fleurs des Eaux, nach Elisabeth Sonrel, Eisenkunstguss, 1905. Unten: Johann Conrad Geiß, Siebengliedriges Armband mit Blattornament und Medaillon, Eisenkunstguss, 1820-30.
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die Vermittlung selbst komplett überdacht. Die Modernisierung dauert fünf Jahre. Am 1. Juli 2016 öffnet ein Eisenkunstgussmuseum mit frischem Ansatz seine Türen. Die Ausstellung zeigt sich in der Exponatsanzahl reduziert und an erzählten Inhalten reicher. Die Sammlung und die Geschichte des Hauses haben eine neue Bühne. Das Eisenkunstgussmuseum damals Die Unternehmerin Käte Ahlmann stiftet zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 1960 den Bau eines Museums, zur Aufbewahrung einer Eisenkunstgusssammlung, die sie über viele Jahre zusammengetragen hat. Ausführender Architekt ist der Däne Carl Storgård. Das Eisenkunstgussmuseum wird 1963 eröffnet und macht die Sammlung, die 1981 in die Hand des Landes Schleswig-Holsteins übergeht, seither der Öffentlichkeit zugänglich. Die Sammlung dokumentiert den Eisenkunstguss vom 15. bis ins 20. Jahrhundert. Ein wichtiger Sammlungsschwerpunkt ist die Produktion der Carlshütte, die Käte Ahlmann zu diesem Zeitpunkt seit beinahe 30 Jahren leitet. Weiterhin sind aber auch gusseiserne Objekte anderer namhafter Hütten, wie Sayn, lIsenburg und Gleiwitz, sowie federführender Gestalten für den Eisenkunstguss, wie Karl Friedrich Schinkel, Johan Conrad Geiß oder Leonhard Posch Teil der Sammlung. Inspiriert von der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts, errichtet Storgård mit seiner eingeschossigen, flachgedeckten Vierflügelanlage einen Funktionsbau für die exklusive Präsentation dieser
KÄTE AHLMANN (1890-1963) DIE CARLSHÜTTE (1827-1971) 1827 errichtet Marcus Hartwig Holler (1796-1858) mit der Carlshütte den ersten industriellen Großbetrieb auf heute Schleswig-Holsteinischen Boden. Die Eisengießerei wird nach ihrem Förderer Carl von Hessen (1744-1836), dem Statthalter des damals dänischen Gebiets, benannt. Neue Produktionstechniken, vielfältige Betriebszweige und die Vergrößerung des Unternehmens verhelfen der Carlshütte zu wirtschaftlichem Erfolg. Die außerordentliche Gussqualität der Produkte wird in eleganten und zierlichen Dekoren deutlich und lässt sich auf den Ehrgeiz des Firmengründers zurückführen, städtische Lebensgewohnheiten einer ländlichen Bevölkerung näherzubringen. Ihre größten Erfolge erzielte die Carlshütte dennoch mit der Herstellung von einfachen Gebrauchsgütern. 1858 übernimmt die Familie Ahlmann die Carlshütte. Ab 1941 firmiert die Hütte unter Ahlmann-Carlshütte K.G. Das Unternehmen meldet 1974 erstmalig Insolvenz an. 1997 folgte die endgültige Insolvenz und Schließung. Hauptprodukt der Ahlmann-Carlshütte sind emaillierte gusseiserne Badewannen. Aus dem Unternehmen geht die heute weltweit agierende ACO-Gruppe mit Stammsitz in Büdelsdorf hervor. Oben: Ilse Glaninger-Halhuber, Büste Käte Ahlmanns, Bronze, 1965. Unten: Preiskurant der Hollerschen Carlshütte, 1909
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Sammlung. Durch große Fensterfronten werden Sichtachsen über den achtsam angelegten Innenhof hergestellt, die die Ausstellungsräume in Bezug setzen. Der Blick nach außen wird hingegen komplett unterbunden. Das natürlich in die Räume einfallende Licht sorgt für eine ungezwungene und selbstverständliche Inszenierung der Exponate. Das Zusammenspiel zwischen Exponaten und der für sie geschaffenen Architektur übt einen bis heute ungebrochenen Reiz aus. Das Eisenkunstmuseum heute Mit der Modernisierung des Eisenkunstgussmuseums sind die ursprünglichen Ansätze Storgårds, die durch den ersten Museumsumbau Ende der 1980er Jahre verloren gegangen sind, wieder sichtbar geworden. So wurde die Fassade auf ihre ursprünglich elegante Anmutung zurückgebaut, in der sich die Pavillions der Anlage in Ihrer Dachhöhe voneinander
abheben. Auch die Ausstellungsarchitektur zeigt in bestimmten Details, wie den betont leichten Sockeln, Zitate nach Storgårds Entwurf - eine Referenz an die frühen 1960er Jahre, die der Innenarchitekt Matthias Nolz vom Büro „die Werft“ bewusst hat einfließen lassen. Alt geblieben ist dennoch nichts, was besonders in der neuen Dauerausstellung deutlich wird. Das wohl auffälligste Element ist das „fließende Eisen“, eine Lich-
Links: Preußischer Eisenkunstguss, Lichtschirm mit Lithophanie der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, Eisenkunstguss und Porzellan, 1836. Mitte: Innenansicht des Eisenkunstgussmuseums, Detailansicht des Themenraumes „Waidmannsheil - Jagd im Wandel der Zeit“
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tinstallation entlang der Wände, die den Besucher im Foyer empfängt und durch die barrierefreie Ausstellung mit neuer thematischer Gliederung leitet. Hierbei begegnet der Besucher zentralen Themen des 19. Jahrhunderts, von der Antikenrezeption und den Freiheitskriegen bis hin zur Alltags- oder Jagdkultur sowie dem Denkmalkult. Die Sammlung Käte Ahlmanns sowie der Bestand des ehemaligen Thaulow-Museums bilden nach wie vor
den Kern der Ausstellung, die durch neuere Erwerbungen und zeitgenössischen Eisenkunstguss abgerundet wird. In reduzierter Zahl und eingebettet in eine aufregende Szenografie rücken die Exponate in ein neues Licht. Der frische Zugang zu den Objekten ist nicht zuletzt der Darstellung der Inhalte durch aktuelle Medientechnik geschuldet. Ein Medienguide – der Compagnon, der den Besucher auf seinem Rundgang begleitet – geht auf unterschiedliche inhaltliche Ebenen ein, die in den Räumen selbst nicht vermittelt werden können. Zusätzliche interaktive und Hands-on Stationen erschließen den interdisziplinären und spielerischen Ansatz.
kunstgussmuseen haben in der gesamten Bundesrepublik mit dieser Tatsache zu kämpfen. Das neue Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf hat den Anspruch mit einer unkonventionellen und modernen Ausstellungskonzeption die Exponate zu einem breiteren Publikum sprechen zu lassen und zugänglicher zu machen. So weckt das Thema „von gestern“ hoffentlich das Interesse von heute und morgen. Fotos: © SHLM, Schleswig 2016
Für die Zukunft
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Eisenkunstguss ist ein Nischenthema und wird es wohl auch bleiben, sofern man weiter die alten Wege beschreibt. Eisen-
Öffnungszeiten: ab 02. Juli 2016. Dienstag bis Sonntag: 12- 17 Uhr
Oben: Carlshütte, Napoleon I. Bonaparte auf steigendem Pferd, nach Jacques-Louis David, Eisenkunstguss, 1846-1855. Mitte: Carlshütte, Schmortopf, Eisenguss, 1851-1900. Unten: Preußischer Eisenkunstguss, Lineal mit panathenäischem Opferzug, Gelbguss, 1826-1850.
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Das Römermuseum Kastell Boiotro mit Freigelände. Rechts: Interaktive Sehhilfe
Passau – Teil des Römischen Reiches. Das Römermuseum Kastell Boiotro in Passau Autor: Dr. Jörg - Peter Niemeier
1974 wurden bei Baggerarbeiten zufällig Fundamente des spätantiken Kastells Boiotro entdeckt. Wegen der historischen Bedeutung wurde sogleich an den Erhalt der Befunde und der Einrichtung eines Museums gedacht. Nach einer „kleinen Lösung“ mit den Funden und Erläuterungen zur Kastellgrabung 1982 eröffnete 1986 die heutige Archäologische Staatssammlung München das Römermuseum Kastell Boiotro als ihr viertes Zweigmuseum. Seit 2006 betreibt die Stadt Passau das Museum.
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Das bereits 1990 zur Erweiterung angekaufte Nachbarhaus zum bestehenden Museum wurde ab Herbst 2009 bis Mai 2010 vollständig umgebaut. Verbunden mit dem Erweiterungsbau war die Neugestaltung der gesamten Dauerausstellung mit der Ende 2011 begonnen und die 2013 beendet wurde. In Zeiten, in denen die Schließungen von Museen immer wieder diskutiert und teilweise auch vollzogen werden, ist es äußerst bemerkenswert, dass eine Einrichtung von der Größenordnung des
Passauer Römermuseums, nicht nur nicht geschlossen, sondern sogar erweitert und vollständig neu gestaltet werden konnte. Die Ausstellung 600 Exponate erläutern die 400 Jahre währende Römerherrschaft in einer Grenzstadt am Nordrand des Imperiums. 99% der Ausstellungsstücke stammen aus Grabungen der vergangenen 110 Jahre im Passauer Stadtgebiet. Die Funde reichen vom Mesolithikum (8. bis 6.
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Jahrtausend v. Chr.) bis zum Ende des Römischen Reiches (476 n. Chr.). Im Mittelpunkt der Ausstellung steht als wichtigstes Exponat das spätantike Kastell Boiotro selbst. Es ist das westlichste Kastell der Provinz Noricum und eines von fünf im heutigen Passauer Stadtgebiet. Um 250 n. Chr. zerstörten germanische Stämme das an der Mündung des Inn in die Donau gelegene Kastell Boiodurum. Rund einen Kilometer flussaufwärts errichteten die Römer gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. als Ersatz das kleine, burgartige Kastell Boiotro. Von hier aus konnte man einen Brückenkopf und einen Hafen sichern. Gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Valentinian I. um 375 n. Chr. gaben die Römer das Kastell auf. Allerdings gibt es in seiner Südostecke einen Einbau des späten 5. Jahrhunderts n. Chr. Hier könnte der Ort sein, an dem der römische Diplomat Severin ein kleines Kloster erbauen ließ. In der Denkschrift über das Leben Severins (511 n. Chr. von Eugippius verfasst) ist auch der Name des Kastells, Boiotro, überliefert. Auf Teilen der Kastellmauern wurden im Mittelalter Häuser errichtet. Das einstige Bürger- und Handwerkerhaus Lederergasse 43, das das Museum beherbergt, erhielt im 14./15. Jahrhundert seine heutige Gestalt.
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Links Oben: Scrennshot mit einem Hilfstruppensoldaten, der von der Festungsstadt Batavis zum Kastell Boiotro blickt. Rechts Oben: Die Figurine des Weinhändlers P. Tenatius Essimnus blickt zur Figurine der Gutsverwalterin Flora. Unten: Passau in der Mittleren Kaiserzeit
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Raum für Museumspädagogik mit Spielen und Römerquiz
Die im Untergeschoss konservierten Fundamente des spätantiken Kastells mit den späteren Bauphasen bis zur Gegenwart erläutert eine per Touchscreen zu bedienende Lichtinstallation.. Im Freigelände zeigen einige Stereoskope als „Ferngläser in die Vergangenheit“ in 3D-Bildern die jeweilige Rekonstruktion im Blickwinkel auf die Ruine. Nicht zuletzt beschäftigt sich ein Raum mit dem Kastell Boiotro. Funde der Grabung, Texte, Zitate/Passagen aus der Denkschrift über das Leben des Diplomaten Severin, Karten, Modelle und Touchscreens liefern den nötigen Hintergrund auf aktuellem Forschungsstand. Quelle, Funde und Befunde geben, wie sonst selten, einen umfassenden Einblick in die Zeit des zusammenbrechenden Römischen Reiches. Die Neukonzeption versucht diese fast singuläre Konstellation zu verdeutlichen. Die frühe und mittlere Kaiserzeit sind selbstverständlich auch thematisiert: Passau als Teil des Römischen Reiches. Als Einführung dient in der Eingangsebene ein Film mit einer virtuellen Rekonstruktion der komplexen römischen Geschichte Passaus (Dauer 13 Min).
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Die verschiedenen Ebenen in der erweiterten Ausstellungsfläche sind einzelnen Themenbereiche zugeordnet, so z.B. das Untergeschoss mit Import und Handel, Geld und Kaufkraft, Logistik und Zoll oder im Obergeschoss Passau in der Mittleren Kaiserzeit mit seinen Kastellen und Zivilsiedlungen. Hier wandert der Besucher über eine römische Straßenkarte aus dem 3. Viertel des 4. Jh. n. Chr.: Die sogenannte Peutingersche Tafel verläuft über die ganze Länge des Raumes. Den Ausgangspunkt bilden auch hier wieder die Funde mit erläuternden Texten und Karten. Um dies zu veranschaulichen werden zahlreiche Touchscreens, Figurinen, z.T. mit Hörspielen und Modelle eingesetzt. So zeigt das 8qm große Modell des mittelkaiserzeitlichen Kastells Boiodurum und der umgebenden Zivilsiedlung die Verhältnisse in einem Hilfstruppenstandort um 200 n. Chr. Die Figurine des Weinhändlers Publius Tenatius Essimnus berichtet in einer Hörstation von seiner Arbeit und führt in das Thema „römischer Wein“ ein. Alle Texte, auch in den Touchscreens und im Film, gibt es zweisprachig in deutsch und englisch. Der kostenlose Audioguide führt außerdem noch in italienisch und tschechisch durch das Museum. Eine
weitere Audioführung richtet sich an die 9 – 12 jährigen Gäste. Der Besucher kann sich auch die Hörführung seiner Wahl über die App museum.de auf sein Smartphone oder Tablett laden. Hands - on - Objekte, Spiele und ein Römerquiz versuchen auf unterhaltsame Weise die Besucher über den Alltag zu informieren. Der neue Museumsführer bietet eine archäologisch/historische Einführung zum römerzeitlichen Passau und alle Texttafeln in der Reihenfolge des vorgeschlagenen Rundganges. Alle Fotos: © Stadt Passau, Stadtarchäologie (J. Schwan)
RömerMuseum Kastell Boiotro Lederergasse 43 – 45 94032 Passau www.stadtarchaeologie.de
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Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier – kulturelles Erbe aus Mittelalter und Frßher Neuzeit Autor: Michael Embach
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Konzeption und Baumaßnahme Am 14. November 2014 konnte nach etwa zweijähriger Bauzeit die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier durch die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Frau Malu Dreyer, eröffnet werden. Das Spitzenstück, der „Codex Egberti“, gehört zum Weltdokumentenerbe der UNESCO, das „Ada-Evangeliar“, die „Trierer Apokalypse“ und die „Gutenberg-Bibel“ zählen zum kulturellen Erbe von Mittelalter und Früher Neuzeit.
Die hochkarätige Ausstellung der Schatzkammer trägt den Titel „100 Highlights – kostbare Handschriften und Drucke“. Damit ist ein ambitioniertes Projekt an sein Ziel gelangt, an dessen Finanzierung neben der Stadt Trier in erheblichem Umfang auch die Europäische Union mit der von ihr getragenen Förderlinie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft (EFRE) beteiligt war. Insgesamt flossen ca. 600.000 € in die neue Schatzkammer, weitere Modernisierungen im angrenzenden Bereich der Bibliothek belaufen sich auf nochmals ca. 1,2 Millionen €. Die Neukonzeptionalisierung des Bereiches „Schatzkammer“ betrifft eine Gesamtfläche von ca. 360 m2. Neben der eigentlichen Schatzkammer gehören hierzu ein Schulungs- und Seminarraum, ein großzügiges Forum mit Museumsshop, ein Medienraum sowie ein Sanitär- und Garderobenbereich, der in vollem Umfang den heutigen Standards in puncto Behindertengerechtigkeit und Inklusion Rechnung trägt. Die durchgeführte Umbaumaßnahme bezog auf hohem Niveau auch die Komponenten Sicherheits-, Klima- und Lichttechnik sowie Mediendidaktik ein. Es ist daher erstmals möglich, die fragilen und kostbaren Exponate auch über einen längeren Zeitraum hinweg zu zeigen, ohne Gefahr zu laufen, dass die physische Integrität der Objekte hierbei Schaden nimmt. Besonderen Wert gelegt wurde auf die Verknüpfung von historischem Original und moderner Medientechnik. So schafft ein Multitouchtable die Möglichkeit, die wertvollen Handschriften zu vergrößern und virtuell auf dem Bildschirm zu durchblättern. Daneben steht ein Audioguide-System zur Verfügung, das eine Führung durch die Ausstellung in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch) bietet und per App auf das Smartphone heruntergeladen werden kann. Letztendlich sorgen eigene Programme für Kinder und Jugendliche wie eine „Rally“ durch die Ausstellung, Kurse zum Erlernen alter Drucktechniken,
in der Schreibwerkstatt das Gestalten eigener Initialen oder an jedem 1. Samstag im Monat kostenlose öffentliche Kinderführungen für ein familienfreundliches Begleitprogramm. Inhaltliches Ziel der neuen Schatzkammer ist es, die international renommierten Bestände der Trierer Stadtbibliothek in einer zugleich modernen wie nachhaltigen Form vor Augen zu führen. Hierbei stehen die „100 Highlights“ stellvertretend für den herausragenden historischen Bestand der Trierer Sammlung insgesamt. Etwa 3.000 Handschriften aus dem Mittelalter und ebenso viele Drucke aus der Zeit Gutenbergs sind in den Regalen der Trierer Stadtbibliothek vorhanden. Gegründet in einer Zeit, als die Stadt Trier französisch
war (1804), entwickelte sich die Stadtbibliothek rasch zu einem gewaltigen Auffangbecken für die zahlreichen aufgelösten Klosterbibliotheken des Trierer Raumes. Kostbare Handschriften und Drucke stammen aus den Trierer Benediktinerabteien St. Maximin und St. Matthias, aus den Klöstern Echternach, Eberhardsklausen, Himmerod und Prüm sowie aus verschiedenen Abteien des lothringischen und belgischen Raumes. Damit repräsentiert die Schatzkammer zugleich einen bedeutenden Teil der kulturellen Hinterlassenschaft der Großregion SaarLor-Lux.
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Der „Codex Egberti“ Der nach dem Trierer Erzbischof Egbert (977-993) benannte „Codex Egberti“ gehört zu den bedeutendsten Kunstwerken aus der Zeit um 1000. Die in Trier und auf der Insel Reichenau entstandene Handschrift enthält den ältesten Bildzyklus zum Leben Jesu in einem Buch. Die zugehörigen Texte beinhalten die während der Messe gelesenen Auszüge aus den Evangelien (Perikopen). Texte und Bilder sind nach dem Ablauf des Kirchenjahres geordnet. Der Malstil der etwa 60 Szenen des Egbert-Kodex wirkt stark antikisierend. Kleidung und Architektur weisen deutlich Nachklänge an die römische Kunst und Kultur auf. Wichtigster Maler der Handschrift war der nur mit seinem Notnamen bekannte „Gregormeister“. Er gilt als das große Malergenie des 10. Jahrhunderts und wird in seiner Bedeutung mit Michelangelo verglichen. Man nimmt an, dass der „Codex Egberti“ zum persönlichen Gebrauch des Trierer Erzbischofs geschaffen wurde, der die Handschrift im Trierer Dom verwendete. Hierauf deuten das Widmungsbild mit dem thronenden Erzbischof Egbert sowie die starke Betonung des Apostels Petrus im Bildprogramm der Handschrift hin. Petrus ist der Trierer Stadtpatron und zugleich der Patron des Trierer Domes. Im 14. Jahrhundert an das Trierer Stift St. Paulin gelangt, übergab der ehemalige Pauliner Stiftsherr Johann Wilhelm Goetten (1770-1851) den Kodex am 14. März 1810 an die Trierer Stadtbibliothek.
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Der Deckel des „Ada-Evangeliars“ Das „Ada-Evangeliar“ ist nach einer angeblichen Schwester Karls des Großen benannt. Die um 795/810 in der Aachener Hofschule entstandene Handschrift gilt als das typenbildende Muster der gesamten Hofschule. Mehr als eintausend Jahre lag die prunkvolle Handschrift in der Trierer Abtei St. Maximin. Im Jahre 1499 ließ der damalige Abt des Klosters, Otto von Elten, einen neuen Prachteinband für den ganz in Gold geschriebenen und mit bedeutenden Evangelistenporträts ausgestatteten Kodex anfertigen. Im Zentrum des Einbands erscheint ein geschliffener Stein (Kameo) aus der Zeit um 325. Er zeigt die Familie Kaiser Kon-
stantins mit seiner Mutter Helena, der Überlieferung zufolge einer gebürtige Triererin, an der Spitze. In den äußeren Eckfeldern sind von links oben im Uhrzeigerzinn der Apostel Johannes als Patron der Abtei, Bischof Agritius (mit Reliquiar), Bischof Nicetius und Bischof Maximin zu sehen. Die drei Trierer Bischöfe sind der Überlieferung zufolge in St. Maximin bestattet. In den inneren Rechtecken erkennt man die vier Evangelisten in ihren Symbolen: oben Johannes (Adler), links Lukas (Stier), unten Matthäus (Mensch) und rechts Markus (Löwe). Der reichhaltig mit Kupfer, Gold und Steinfluss verzierte Deckel ist vermutlich ein Produkt der Werkstatt des Trierer Goldschmiedes Heinrich Wolff.
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Die Gutenberg-Bibel Die Trierer Stadtbibliothek besitzt den ersten von insgesamt zwei Bänden der Gutenberg-Bibel. Der als „Mann des Jahrtausends“ gefeierte Gutenberg war von Hause aus Goldschmied. Um das bis heute unübertroffen schöne Druckbild seiner Bibel herzustellen, schuf er etwa 290 Zeichen, die er so geschickt miteinander kombinierte, dass ein völlig regelmäßiges Layout entstand. Im Ganzen druckte Gutenberg ca. 180 Exemplare der Bibel, davon 150 auf Papier und 30 auf Pergament. Heute sind weltweit noch 49 Exemplare erhalten, allerdings zahlreiche nur mehr als Fragmente. Das Trierer Exemplar der Gutenberg-Bibel stammt vermutlich aus dem Stift St. Paulin. Im Jahre 1803 gelangte es durch Johann Hugo Wyttenbach, den ersten Direktor der Stadtbibliothek, in die Trierer Sammlung.
An weiteren Raritäten besitzt die Schatzkammer einen gedruckten „Fischkalender“ aus der Zeit um 1493/95. Der kolorierte Einblattdruck ist weltweit nur ein einziges Mal nachgewiesen. Er beschreibt 27 verschiedene Fischarten und gibt Empfehlungen, wann die Fische am besten zu verzehren sind. Die „Institutiones“ des Justinian wurden 1468 von Gutenbergs Werkstattmitarbeitern Johannes Fust und Peter Schöffer in Mainz gedruckt. Das Werk gehört zu den seltenen Pergamentdrucken. Im Kolophon findet sich die älteste gedruckte Nachricht von der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Ebenfalls bei Peter Schöffer in Mainz erschien 1470 eine Ausgabe der Briefe des Kirchenvaters Hieronymus. Schöffer verwendete hierfür eine „moderne“ Antiqua-Type und stattete die Eingangsseite mit einer prachtvollen Initialmalerei des Kirchenvaters aus.
Unter den Schriften zum Kulturraum Trier findet sich ein prachtvolles Wappenbuch der Stadt Luxemburg. Es enthält Ahnenproben mit genealogischen und heraldischen Darstellungen der wichtigsten Familien Luxemburgs. Weitere Exponate betreffen das „Goldene Buch von Prüm“, das älteste Trierer Stadtsiegel, die „Trierer Landkartenfragmente“ aus der Zeit um 1437 oder die berühmte „Schedelsche Weltchronik“ von 1493. Alle Fotos: © Stadtbibliothek Weberbach
Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier Weberbach 23-25 54290 Trier www.stadtbibliothek-weberbach.de
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Kloster Walsrode Autorin: Äbtissin Dr. Sigrid Vierck
Das Kloster Walsrode liegt, umgeben von einer alten Mauer, unmittelbar in der Stadt Walsrode. Es ist die Keimzelle der Stadt, die sich um das Kloster herum entwickelte, und das älteste der Lüneburger Klöster, gegründet vor 986. Beim Eintritt durch das schmiedeeiserne Tor wird gleich die besondere Atmosphäre des Ortes spürbar. Die parkähnliche Anlage lädt zum Verweilen ein, während die laute Stadt zurückbleibt. Während der Sommermonate werden in Führungen die Anlage, die Räumlichkeiten und die Kunstschätze des Klosters gezeigt. Imponierend und selten ist das Lange Haus, das Hauptwohnhaus. Das Kloster Walsrode bietet seit über tausend Jahren Frauen die Möglichkeit, in
Arbeits- und Familienleben, so dass eine ganz eigene Mischung kennzeichnend ist, bestehend aus Weltoffenheit und protestantisch geprägtem Christentum zusammen mit Geschichtsbewusstsein und Traditionspflege. Ihr Leben im Kloster gestaltet sich in einem Spannungsfeld. Es verläuft zwischen musealer Umgebung und alltäglichen Anforderungen und ist vor allem von der Bewahrung des überlieferten Erbes geprägt. Dieses Erbe umfasst die Anlage, die Bauten, die Kunstschätze und darüber hinaus besonders die immateriellen Werte. Der Konvent besteht zurzeit aus acht Frauen, der Äbtissin und den Konventualinnen, die für das Kloster Sorge tragen. Sie übernehmen Aufgaben im Kloster und sind auch außerhalb aktiv: durch ihren Beruf, durch ehrenamtliche oder andere Tätigkeiten. Während der Sommermonate
Selbstständigkeit zu leben. Dabei ist heute an die Stelle der „unverheirateten Dame“ die „alleinstehende Frau“ getreten. Es sind heute weniger ledige, sondern vielmehr verwitwete oder geschiedene Frauen, die den Konvent bilden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Kloster Walsrode Angehörigen des Adels vorbehalten, während heute weitgehend Bürgerliche hier leben. Damit wird der zeitgemäße Wandel veranschaulicht, dem das Kloster ausgesetzt ist und folgt. Die Frage, welche Traditionen verändert und welche beibehalten werden, ist dabei die ständige große Herausforderung. Der Charakter des Hauses ist der eines Klosters, worauf nicht zuletzt die beibehaltenen Bezeichnungen verweisen: Kloster, Äbtissin, Konvent. Die Frauen, die hier leben, kommen aus dem
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werden in Führungen die Anlage und die Kunstschätze des Klosters gezeigt und es finden Konzerte, Vorträge, Lesungen und andere Veranstaltungen statt.
Oben: Kloster Walsrode Mitte: Eingangstor zum Kloster Unten: Der Lange Gang, das Wohnhaus Rechte Seite: Äbtissinnenthron und Wappenfenster in der Kapelle
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Links: Staue des Grafen Wale, Lindenholz, um 1300. Oben: Abendmahl, Benedikt Dreyer (?), um 1520.
In der Klosterkapelle steht die lebensgroße Holzstatue des Stifters Graf Wale aus der Zeit um 1300. Er und seine Frau Odelint hatten das Kloster gestiftet. Das genaue Gründungsjahr ist nicht bekannt, lediglich eine Urkunde berichtet, dass am 7. Mai 986 König Otto III. dem „monasterium Rode“ das Dorf Zitowe bei Köthen, Sachsen-Anhalt, schenkt, auf Fürbitte seiner Tante, der Quedlinburger Äbtissin Mechthild und des Grafen Wale. Aus dem Text der Urkunde geht hervor, dass das Kloster kurz zuvor gestiftet worden war. Über Graf Wale und seine Familie wissen wir ebenso wenig wie über die eigentliche Gründung, sodass Ursprung und Herkunft verschleiert bleiben. Die Namen verweisen auf den kleinen Kreis der mächtigen Adelsgeschlechter in Norddeutschland, auf die sich das ottonische Königtum stützte. Das Kloster war demnach keine Ordensgründung und wurde auch später in keinen Orden inkorporiert. Lediglich die Benediktsregel wurde 1255
auferlegt, jedoch nicht streng angewandt. 1482 zerstörte ein Großbrand das Kloster und die gesamte Innenstadt. Beim Wiederaufbau wurde zuerst die Kapelle wieder errichtet und über dem Altar sind prächtige Buntglasfenster des späten 15. Jahrhunderts erhalten. In der Kapelle befinden sich eine geschnitzte Abendmahlgruppe, ein Reliquienschrein und als besondere Kostbarkeit ein Bambino. Diese Christusfiguren wurden früher in liturgischem Ritus bekleidet, eine Sitte, die mitunter noch besteht, wie etwa das Beispiel des „Prager Jesulein“ belegt. Mit der Reformation wurde das Kloster evangelisch. Herzog Ernst der Bekenner führte 1529 im Fürstentum Lüneburg die Lehre Martin Luthers ein und zwang die Klöster seines Herrschaftsbereichs zur Konversion. Dieser Prozess verlief langwierig und nicht ohne Widerstand. Nach der Überlieferung soll die Äbtissin Anna
von Behr ihren Pantoffel nach dem lutherischen Prediger geworfen haben. 1570 ist schließlich das Jahr, mit dem der Wechsel vollzogen war. Durch diese Konversion existiert Kloster Walsrode bis heute. Und mit ihm die weiteren fünf Lüneburger Klöster: Ebstorf, Isenhagen, Lüne, Medingen und Wienhausen. Die Bewohnerinnen waren Frauen der Adels- und Patrizierfamilien aus der Region und vielfach durch ihre Verwandten angeregt worden, die Konversion durchzuführen. Somit konnten Frauen dieser Familien, die mehr oder weniger selbstbestimmt leben wollten, weiterhin in den Klöstern aufgenommen werden. Häufig waren dies Frauen, die Wissen und Bildung erlangen wollten und dies war seinerzeit nur über den Eintritt in ein Kloster möglich. Was ein evangelisches Kloster heute ist, lässt sich nicht leicht beantworten. Es
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Der Remter
sind vor allem drei Elemente zu nennen, die diese Form des Gemeinwesens kennzeichnen: das christliche Fundament; das Bewusstsein einer im Falle Walsrodes über tausendjährigen Tradition; und der Wunsch, auf dieser Basis gemeinsamer Werte eine Zukunft zu gestalten. Und dies für das weitere Zusammenleben und Wirken von Frauen an diesem Ort, ein Wirken, das in die Gesellschaft ausstrahlt. Die lange, in Walsrode seit dem Jahr 986 belegte Tradition des christlichen Miteinander ist ein außerordentlicher Faktor,
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der die Bedeutung des Klosters am Ort, in der Region und vor allem für die Menschen belegt. Kloster Walsrode ist damit auch über den Ort hinaus ein Maßstab für Beständigkeit und Wertevermittlung. Dies wird durch enge und vielfältige Zusammenarbeit mit den offiziellen und im weitesten Sinne nachbarschaftlichen Institutionen wie der Kirchengemeinde, der Stadt, der Kaufmannschaft, der Feuerwehr, der Handwerkerschaft und des Landkreises gepflegt. Es ist zunächst die soziale Fürsorge, mit
der Klöster verbunden werden und so war es eine Klosterdame, die Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Krankenbetten einrichtete. Daraus entwickelte sich das moderne Heidekreisklinikum. Die ehrenamtliche Mitarbeit wird heute in der Kirchengemeinde, im Hospizdienst, in der Seniorenresidenz, bei der Tafel und weiteren Institutionen ausgeübt. Daneben stehen Klöster seit jeher für Bildung, vor allem die Frauenklöster, weil – wie bereits erwähnt – Frauen nur auf diesem Weg Bildung erlangen konnten. Kloster Walsrode ist damit in das Geistesleben nicht
ausgebildeten Konventualin betreut wird, ist viel besuchter Platz für Forschungsarbeiten. Und als Ort der Klausur steht das Kloster grundsätzlich zur Verfügung. Feiern und Veranstaltungen finden im profanen Festsaal des Klosters statt, dem neogotischen Remter. Remter ist die norddeutsche Bezeichnung für Refektorium. Seine Wände sind mit Porträts der Äbtissinnen geschmückt. Kloster Walsrode steht hierbei unter dem Schutz und der Fürsorge der Klosterkammer Hannover. Diese Landesbehörde verwaltet den Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds, aus dessen Erträgen heute alle Lüneburger Klöster unterstützt werden. Dieser Unterhalt steht ihnen seit der Verstaatlichung ihres Propsteivermögens im Zuge der Einführung der Reformation
Im Park
nur eingebunden, sondern hat ebenso eine gestaltende und letztlich prägende Rolle. Die KiTa „Therese von Plato“ ist Nachfolgerin einer „Warteschule für Mädchen“, die von der gleichnamigen Äbtissin gegründet wurde. „Warten“ ist hierbei im Sinne von „fürsorglicher Pflege“ zu verstehen. Heute drückt sich der Bildungsaspekt zum Beispiel durch Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg aus, indem Praktikanten/ innen im Kloster tätig sind und die Äbtissin dort als Dozentin lehrt. Das Archiv des Klosters, das von einer als Historikerin
im 16. Jahrhundert zu. Administrativ und juristisch ist Kloster Walsrode selbständig als öffentlich-rechtliche Institution, die Äbtissin trägt die Verantwortung und ist persönlich haftbar. Für die Zukunft und das weitere Zusammenwirken mit der Gesellschaft stehen Festigung und Ausbau der geschilderten Beiträge als Ziel vor Augen, indem gleichzeitig der Grundgedanke der Vermittlung christlicher Traditionen erhalten bleibt. In den Führungen wird all dies der Öffentlichkeit vermittelt. Viele Besucher
schätzen aber auch einen selbstständigen Rundgang über das Außengelände. Sie nehmen dann etwas von der Atmosphäre des Ortes wahr, die im Zentrum der lebendigen Kleinstadt Walsrode Ruhe, Stille und ein Zu-Sich-Selbst-Kommen vermittelt, den ganz eigenen spiritus loci des Klosters Walsrode.
Kloster Walsrode Kirchplatz 2 29664 Walsrode Tel. 05161 – 48 58 38 – 0 Fax 05161 – 48 58 38 – 9 Email: info@kloster-walsrode.de Internet: www.kloster-walsrode.de Klosterführungen: April bis September täglich 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Alle Fotos: © Barbara Bönecke-Siemers, Hildesheim
Oktober 15.00 und 16.00 Uhr Gruppen sowie Führungen außerhalb der Saison nach Anmeldung Keine Führungen: Karfreitag, 24. Juni, an Konzert- und Veranstaltungstagen Konzerte und Veranstaltungen unter www.kloster-walsrode.de und auf Anfrage. Kloster Walsrode ist Ansprechpartner für die Lüneburger Klöster, die gemeinsam Mitglied in der Europäischen Route der Backsteingotik sind: http://www.eurob.org/
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Die Zukunft der Museumswelt ist digital Autor: Steffen Schmid
Das Kulturerbe soll für künftige Generationen möglichst originalgetreu erhalten bleiben – das fordert die Politik und befürwortet auch die Mehrheit der Bevölkerung gleichermaßen. Es geht um die nachhaltige Konservierung, 2D- und 3D-Erfassung von analogen Beständen wie Gemälden, Skulpturen und Schriftstücken – auch um eine bessere Zugänglichkeit zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Mit virtuellen Führungen, HologrammDarstellungen oder 3D-Rekonstruktionen wird der Museumsbesuch zum Erlebnis für die Sinne. Mehr noch: Eine 2D- oder sogar 3D-Erfassung öffnet die Archive und Magazine und macht wertvolle Kulturgüter wie Skulpturen oder Gemälde als digitale Versionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. So bleiben Kulturschätze erhalten und erreichen neue Zielgruppen. Wie schon Filmarchive und Bibliotheken stehen Museen in den kommenden Jahren vor der Aufgabe, ihren Bestand für kommende Generationen nicht nur in analoger, sondern in digitaler Form zu konservieren. So hat die Europäische Kommission die Kultureinrichtungen dazu aufgerufen, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, Kulturgüter elektronisch zu erfassen und online bereitzustellen. Das deckt sich mit dem großen öffentlichen Interesse an digitalen Reproduktionen. Dies zeigen die Ergebnisse einer von fröbus (www.froebus.de), Kölns
ältestem Medientechnik-Betrieb und Spezialist für 3D-Visualisierungen, in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung1. Demnach sind 64 Prozent der Deutschen dafür, dass Kulturschätze als 3D-Modell erfasst und digital öffentlich zugänglich gemacht werden. Digitale Wege zur Kulturvermittlung legen
Linke Seite: Die Madonna war eine Schenkung des Erzbistums Köln an die Familie Möltgen. Heute befindet sie sich in Privatbesitz der Familie Bietenbeck. Rechts: High-End-Digitalisierung – Sternenkarte aus Flamsteed Sternenatlas aus dem Jahr 1776
Es klingt einfach zu verlockend: Nicht nur aktuelle Ausstellungen, sondern das gesamte Archiv oder Magazin könnte bei Interesse angeschaut werden, sogar außerhalb der Einrichtungen und jenseits der Öffnungszeiten – wie es in Zukunft etwa ansatzweise aussehen könnte, zeigt heute schon die Digitalsammlung
des Frankfurter Städel Museums. Bislang kaum oder gar nicht ausgestellte Kulturschätze – etwa weniger bedeutende Werke einzelner Künstler – können so zumindest als digitale Reproduktion zugänglich gemacht werden. Durch die Nutzung einer digitalen Bestandsdokumentation lassen sich Prozesse in den Museen optimieren, Kosten bei Einlagerungen und Verleihungen sparen. Zudem könnten Ausstellungen leichter konzipiert werden, denn wertvolle und empfindliche Exponate müssten nicht zwingend auf Reisen geschickt werden – etwa um ein Gesamtwerk eines bedeutenden Künstlers zu zeigen. In der Tat fordern – laut der repräsentativen fröbus-Befragung – 89 Prozent der Deutschen einen freien Zugang zum Kulturerbe.
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Mit der 3D-Erfassung und Archivierung von Kulturgütern lässt sich die Grundlage dafür schaffen, um Museumsbestände – oder digitale Leihgaben von anderen Museen – in einem erweiterten Kontext erfahrbar zu machen. Und dafür sind webbasierte und benutzerfreundliche Schnittstellen für Besucher die Voraussetzung. Wohin hier die Reise zukünftig gehen kann, zeigt etwa das Museum Of Modern Art in New York mit seinen innovativen mobilen Apps fürs Museum und unterwegs. Aber auch das Rijksmuseum in Amsterdam setzt mit dem Rijksstudio ein kreatives Zeichen. Damit können Besucher während des Museumsaufenthalts oder online 200.000 Meisterwerke aus der Sammlung frei bearbeiten, speichern und sich anschließend etwa als hochauflösende Drucke nach Hause kommen lassen – oder die eigenen Design-Meisterwerke beim Rijksstudio-Wettbewerb einreichen. Aber die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Reproduktionen gehen noch weiter. Denkbar sind etwa 3D-Museumsrundgänge im virtuellen Raum, von allen Seiten betrachtbare Hologramme oder berührbare 3D-Reproduktionen von sehr empfindlichen Kunstwerken, die neue Perspektiven erlauben. So würden spektakuläre Ausstellungen, die schon heute Massen an Besuchern anziehen – wie etwa „Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies“ im Niederländischen Noordbrabants Museum oder „Monet und die Geburt des Impressionismus“ im Frankfurter Städel Museum mit Rekordbesucherzahlen – sich noch vielseitiger und intensiver erleben lassen. Auch museumspädagogisch bieten sich neue Perspektiven: Digitale Exponate lassen sich zum Sprechen bringen und wecken die Neugier auf Kunst und Kultur schon bei den jüngsten Besuchern. Denkbar sind digital rekonstruierte Arbeitsschritte wichtiger Kunstwerke – Visualisierungen von der ersten Skizze bis zum fertigen Kunstwerk. Zudem lassen sich bislang ungenutzte didaktische Möglichkeiten zum Wissenstransfer für die Museen erschließen – wie etwa die kreative Verknüpfung der Museumsinhalte mit digitalen Kurs- und Lernprogrammen für die Besucher. Darüber hinaus kann das Museumserlebnis mit sinnvollen elektronischen Ergänzungen auf Smartphones und Tablets erweitert werden, um den klassischen Museumsbesuch und die Wissensvermittlung digital zu bereichern.
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Die Museen der Zukunft können neue Wege beschreiten, um jüngere Generationen für Kultur zu begeistern und gleichzeitig die Bedürfnisse älterer Menschen zu berücksichtigen. Denn Museen stehen nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels vor der Herausforderung, eine Art „digitale Barrierefreiheit“ zu gewährleisten, um zukünftig adäquate Formen der kulturellen Teilhabe zu ermöglichen. Die Digitalisierung dient der Konservierung des Kulturerbes Der digitale Medienwandel öffnet nicht nur das Museum der Zukunft für neue Erlebnis- und Wissenswelten, sondern sichert gleichzeitig das kulturelle und ideelle Erbe einer Gesellschaft für künftige Generationen. Laut der fröbus-Umfrage sind 93 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass Kulturgüter – oder mindestens ihre Reproduktionen – für die Zukunft erhalten bleiben müssen. Denn an den Exponaten nagt unwiderruflich der Zahn der Zeit durch Umwelteinflüsse wie insbesondere Licht, die das verwendete Material langsam aber unaufhaltsam beschädigen oder gar zerstören. Museen, Sammlungen und Archive wappnen sich für die Zukunft mit digitalen Replikaten, indem sie farben- und formgetreue 3D-Visualisierungen der Exponate archivieren, um Originale wieder restaurieren oder rekonstruieren zu können. Die technischen Möglichkeiten zur Digitalisierung von Kulturgütern sind mittlerweile enorm. Farb- und formengetreue digitale Abbilder von Exponaten lassen sich direkt in den Museen vornehmen. Selbst die Fachleute sind verblüfft, wie nah die digitalen Reproduktionen heute bereits an die Originale heranreichen. Aufgrund der möglichen Verwendungsmöglichkeiten entwickelt sich hier ein Markt mit großem Potential. _____________ 1 Die repräsentative Online-Befragung wurde von fröbus gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Promio unter 1.000 deutschen Verbrauchern im Mai 2016 durchgeführt.
Der Albireo-Verlag Köln ist spezialisiert auf hochwertige Faksimile-Drucke von bedeutenden Werken der Astronomie-Geschichte. In Zusammenarbeit mit fröbus wurde eines der wissenschaftlich interessantesten Kartenwerke des 18. Jahrhunderts zu neuem Leben
erweckt. Das ästhetische Kartenwerk umfasst 30 Tafeln und dokumentiert in eindrucksvoller Weise den Stand der Himmelskunde im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Karten nehmen Bezug auf den 1729 erstmalig erschienenen Himmels-Atlas des englischen
Astronomen John Flamsteed – eines der berühmtesten Himmels-Atlanten der Astronomie-Geschichte. Jean Fortin, Atlas Celeste de Flamsteed, 3. Auflage, Paris 1795.
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PROJEKT Für die Digitalisierung von Kulturgütern existiert kein Standardverfahren. Deshalb sucht fröbus gemeinsam mit seinen Kunden im Vorfeld nach der besten Vorgehensweise – je nach Gegenstand, Beschaffenheit und späteren Verwendungswünschen. Vorab werden alle Fragen intensiv und umfassend geklärt, ein professioneller Projektplan wird budgetiert und erstellt.
DIGITALISIERUNG Es gilt, das Original möglichst schonend zu behandeln, aber gleichzeitig die besten Ergebnisse zu erzielen. Dabei kommt das berührungsfreie Photogrammetrie-Verfahren zum Einsatz. Die Auswahl des Equipments ist von den Projektumständen abhängig, aber auch von Art, Größe, Umfang und Empfindlichkeit der Vorlagen: das betrifft sowohl das Kamera- oder Scansystem als auch die optimale und schonende Beleuchtung. Mit seinem Know-how und Equipment ist fröbus in der Lage, vor Ort zu Digitalisieren und hochwertige Bilddaten zu generieren – auf diese Art können kostenintensive Transporte vermieden und das Budget geschont werden.
PHOTOGRAMMETRIE Die dreidimensionale Erfassung von Kulturgütern gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Erhöht man die Anzahl der digital erstellten Aufnahmen, indem man das Objekt aus unterschiedlichen Richtungen fotografiert, so lässt sich daraus – mit geeigneter Hard- und Software – ein dreidimensionales Objekt berechnen. Die so gewonnenen 3D-Modelle bestechen durch ihre feinen Details und hohe Qualität der Textur. Denn im Gegensatz zu einem Laserscan, der nur die Lage der Punkte im Raum ermittelt, liefert das hochauflösende Photogrammetrie-Verfahren auch die Farbe dazu. Erfasste Objekte lassen sich auf unterschiedlichen Anzeigegeräten darstellen bzw. im 3D-Druckverfahren reproduzieren.
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FARBMANAGEMENT Das Farbmanagement – als Teil der Digitalisierung – dient der Qualitätssicherung, um eine optimale Farbwiedergabe sicherzustellen. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein digital aufgenommenes Original durch ein beliebiges Ausgabegerät nahezu farbidentisch wiedergegeben wird. Dabei kommen gerätespezifische Farbprofile zum Einsatz, welche die aufgenommenen Daten dem verwendeten Gerät entsprechend in einen Standardfarbraum konvertieren bzw. wieder darstellen. Häufige Farbräume sind RGB bei Kamera- und Scansystemen, sRGB im Web oder CMYK im Druck.
BILDBEARBEITUNG Ziel der Digitalisierung von Kulturgütern ist, die Vorlage vollständig und originalgetreu in der richtigen Tonalität, Farbe und mit den richtigen Texturen wiederzugeben. Bei 3D-Formaten können zudem weitere Inhalte gespeichert werden. So können neben den Informationen zur Form und Farbigkeit auch Positionen von Lichtquellen, Kamerablickwinkel und Be-
wegungspfade oder gar Animationen mitgespeichert werden. Dies bedingt eine komplexere Art der Bildbearbeitung und eine höhere Spezialisierung. DATENBANK
Bildbestände gesichert und archiviert. Die webbasierte, geschützte und rollen-basierte Datenbankanwendung ermöglicht das strukturierte Speichern der Daten und ein einfaches und schnelles Auffinden. Schnittstellen zu anderen Systemen sind möglich.
Mit dem professionellen Datenbankkonzept „Gateway“ von fröbus, das in Industrie und Handel seit über 20 Jahren erfolgreich eingesetzt wird, werden digitale
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ren Technik wird das Digitale Master zum genetischen Fingerabdruck des Originals. Brauchen wir das wirklich? Frank Bayerl: Bei unseren Beratungsgesprächen bemerken wir so manchen Vorbehalt und auch so manche Chance wird nicht in Erwägung gezogen – gerade in Bezug auf die Kosten der Digitalisierung. Man muss Digitale Master und deren Unterstützung auch als mögliche Einnahmequelle sehen. Mit Digitalen Mastern kann Kultur barrierefrei angeboten werden, museumpädagogisch sind ganz neue Ansätze denkbar und neue Zielgruppen erreichbar. Menschen können Replikate der Kunst in vielfältiger Form erwerben und mit nach Hause nehmen. Die Story muss sich verändern und die Wertschöpfung.
Frank Bayerl, Geschäftsführer von fröbus
„Das Digitale Master ist wie der genetische Fingerabdruck des Originals“ museum.de im Interview mit Frank Bayerl, Geschäftsführer von fröbus fröbus bietet seit vergangenem Jahr auch die Digitalisierung von Kulturgütern an. Das Thema gibt es ja schon länger. Warum starten Sie erst jetzt mit diesem Vorhaben? Frank Bayerl: Die Digitalisierung von Kulturgütern ist heute auf einem Niveau möglich, das noch nie qualitativ so hochwertig und nachhaltig war. Es geht ja nicht nur darum, Bilder irgendwie aufzunehmen, sondern sie so aufzunehmen, dass die Farb- und Formgebung möglichst originalgetreu festgehalten wird. Gerade bei Gemälden verändert sich die Stofflichkeit der Werke über die Zeit sehr stark. Wenn wir Kunst also für kommende Generationen wie im Original erhalten wollen, ist die Farbgebung ein wesentlicher Punkt. Die Entwicklung und Perfektion der heutigen Kamerasensoren in Auflösung und Farbwiedergabe in Verbindung mit einem durchgehenden Farbmanagement war noch nie so perfekt. Hier kommen wir ins Spiel. Als klassischer Medientechnik-Betrieb können wir hier die Standards der Druckindustrie anwenden. In der Druckindustrie steht hochwertiges Farbmanagement für Qualität – in der Digitalisierung von Kulturgütern ist das Farbmanagement nicht durchgängig. Da gibt es aus unserer Sicht noch viel Nachholbedarf. Linke Seite, Oben: Eine von fröbus erstellte digitale Reproduktion des Atlas Coelestis von Johann Gabriel Doppelmayr. Alle Fotos: © fröbus U.: Räumlichkeiten des Firmensitzes von fröbus in Köln
Können Sie das bitte konkret erklären? Frank Bayerl: Ein van Gogh ist ja nicht nur wegen des besonderen Stils, der Motivwahl, und dem typischen Pinselstrich ein van Gogh – sondern auch wegen der spezifischen Wahl der Farben durch den Künstler. Gerade alte Künstler hatten ihre spezifischen Farben – teilweise lässt sich sogar rekonstruieren aus welchen Pigmenten sich bestimmte Farben zusammensetzen. Wir erstellen mit sorgfältigem Farbmanagement sogenannte Digitale Master. Darin liegt die Chance, Kunst und andere Kulturgüter so originalgetreu wie möglich digital zu konservieren. Was ist denn der Vorteil, wenn von einem Kulturgut ein Digitaler Master in dieser Güte angefertigt wird? Frank Bayerl: Wir können ein Kunstwerk so hochauflösend aufnehmen, sodass die gespeicherten Daten auch für zukünftige Wiedergabeformate verwendet werden können. Stellen Sie sich vor: Wir gewinnen eine ganze Badewanne voll mit 3Dund Farbdaten von dem Original. Für heutige Verwendungsformen wie Drucke, Darstellung am Computer, Kataloge etc. brauchen wir nur einen Becher voll mit diesen Daten. In der Zukunft werden wir mehr Daten brauchen: Denken Sie an VR-Anwendungen, 3D-Druck, Augmented Reality etc. Die Erstellung von Digitalen Mastern ist also immer eine Investition in die Zukunft. Dank einer immer besse-
Die Story? Die Wertschöpfung? Frank Bayerl: Ja, die Story. Es müssen Geschichten erzählt werden: Wie hat der Künstler gelebt?, Was hat ihn bewegt?, Wie ist das Werk entstanden? ... Aber auch die Wertschöpfung. Darüber rümpfen viele die Nase, aber mal ehrlich: Warum soll ich mir das Gemälde, das mir in einer Ausstellung gefallen hat, nicht als Fine-ArtPrint mit nach Hause nehmen? Oder eine bestimmte Skulptur als Kettenanhänger – im Museumsshop aus dem Digitaldrucker – Farbe und Größe wie ich es möchte? Das hört sich nach Ausverkauf an. Frank Bayerl: Das Digitale Master ist für einige immer noch der Tod des Unikats. Ich glaube das nicht. Wenn man sieht, wie die Menschen anstehen, um sich die Mona Lisa oder die englischen Kronjuwelen anzuschauen. Das Original wird seine eigene Faszination behalten – vielleicht sogar steigern. Das ist natürlich alles ein Prozess. Wie in anderen Branchen wird sich das Denken und das Verhalten verändern. Es lässt sich dabei sehr viel gewinnen – das muss man sich immer vor Augen halten. Vielen Dank für dieses Gespräch.
Julius Fröbus GmbH Schanzenstr. 6-20 Werkstatt 2.8 51063 Köln +49 221 346 35 100 www.froebus.de
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Geheimnisvolles unter Tage Die „Blaue Lagune“ im Besucher-Bergwerk & Museum Kleinenbremen Autor: Bernd Wünsche
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Kommen Sie mit auf eine faszinierende Reise tief unter die Erde! Entdecken Sie die geheimnisvolle „Blaue Lagune“ unter Tage. Erleben Sie hautnah den Arbeitsalltag der Bergleute. Lernen Sie im Museum die beeindruckende Geschichte des Bergbaus und der Erdgeschichte in Ostwestfalen kennen. Genießen Sie einen Familienausflug der besonderen Art. Herzlich willkommen im Besucher-Bergwerk & Museum Kleinenbremen!
Achtung Geheimtipp: Wildromantisches Weserbergland „Wo die Weser einen großen Bogen macht, wo der Kaiser Wilhelm hält die Wacht!“ Aus diesem Heimatlied spürt man schon den Stolz der Ostwestfalen heraus. Nun ja, das deutschlandweit bekannte Kaiser-Wilhelm-Denkmal steht zwar auf dem Wiehengebirge, der Kaiser schaut aber mit stolzgeschwellter Brust und gezücktem Schwert über die Weser auf das gegenüberliegende Wesergebirge. Und dort, wo er hinblickt, liegt ein Geheimtipp unter Freunden der gepflegten Bergwerks- und Museumskultur aus ganz Deutschland! Im beschaulichen Dorf Kleinenbremen, das zur Stadt Porta Westfalica gehört. Hier erlebt man nicht nur Dorfidylle pur. An der einzigen Hauptstraße empfängt Sie das Besucher-Bergwerk & Museum Kleinenbremen.
Foto Links: © Peter Leyendecker Foto Oben: © BBMK gGmbH
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Bergwerk und Museum - Die einzigartige Welt des Eisensteins
Das Bergwerk „Glück auf und Helm ab zum Gebet!“, so die augenzwinkernde Begrüßung des erfahrenen Bergmanns zu der Besuchergruppe im Eingangsbereich des Betriebsgebäudes. Hier startet sie also, die 90-minütige Reise in das Innere der Eisenerzgrube Wohlverwahrt. Das Betriebsgebäude aus dem Jahr 1938 gibt schon mal einen historischen Vorgeschmack ab. Nach einer kurzen Vorstellung des Gästeführers geht es zu Fuß ca. 200 Meter
durch den alten Steinbruch des Areals. Vorbei am alles überragenden historischen Wahrzeichen, dem „Brecherturm“ sowie anderer Zeugnisse vergangener Industriekultur. Spätestens auf diesem kurzen Fußweg beginnt der Besucher einzutauchen in eine andere vergangene Welt. Als erstes stellt man aber überraschend fest, dass hier die Natur wieder die Oberhand gewonnen hat. Es sieht so gar nicht nach alter „Industriebrache“ aus. Alles sieht irgendwie harmonisch und eingebettet in die Natur aus.
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Geschichtlicher Szenenwechsel Im Jahr 1883, zu Beginn der Eisenerzförderung war es der Mensch, der hier in die Natur eingegriffen hat. Die Geburtsstunde der Grube Wohlverwahrt war zwar schon am 8. Juli 1835. Der tatsächliche Abbau von Eisenerz begann aber erst 48 Jahre später. Abgebaut wurde zunächst in der geologischen Formation des Korallenooliths, das etwa 3 bis 3,5 Meter mächtige Wohlverwahrt-Flöz abbaut. Nach Erschöpfung des Eisenerzes im Jahr 1923 wurde die Grube Wohlverwahrt stillgelegt. Im Jahr 1935 jedoch wieder eröffnet, da sie für die Montanindustrie sehr wichtig erschien. Im tieferen, sogenannten Klippenflöz, wurde der Abbau von Eisenerz wieder aufgenommen. Der Abbau erfolgte sowohl im Tagebau (Rote Klippe) als auch im Tiefbau in der „Schermbecker“ und der „Wohlverwahrter“ Erzlinse. Die Mächtigkeit des Erzflözes betrug dort bis zu 12 Meter! Im Jahr 1957 wurde der Betrieb der Grube Wohlverwahrt dann endgültig eingestellt, da die Erzförderung nicht mehr wirtschaftlich war.
mals die Bergleute ihren Arbeitsplatz. Mit der Grubenbahn geht es tiefer und tiefer in das Erdinnere der Grube Wohlverwahrt hinab. Die letzten Gespräche der Besucher verstummen und alle sind gefangen von dieser besonderen Stille und Atmosphäre. Highlights Seien Sie gespannt auf diese einzigartige Welt unter Tage. Erleben Sie den Arbeitsalltag der Bergleute hautnah. Alte Arbeitsgeräte wie Bohrhammer, Schrapper und Förderwagen erzählen die harte und entbehrungsreiche Geschichte der Bergleute bei der Eisenerzförderung. Entdecken Sie riesige Abbaufelder mit mächtigen Stützpfeilern, die von den Bergleuten auch „Kathedralen unter Tage“ genannt werden. Erkunden Sie die Labyrinthe von imposanten Stollengängen, die sich wie ein Labyrinth tief in die Erde hineingraben. Lassen Sie sich überraschen von der „Blauen Lagune“. Geschichten und Legenden ranken sich um diesen geheimnisvollen See. Fazit
Zurück in der Gegenwart am Tor zur Unterwelt Vor dem Stolleneingang im alten Steinbruch, dem sogenannten „Fuchsbau“ liegt das natürliche Tor zur Unterwelt. Der erste Eindruck, sobald man im Erdinneren ist, ist die absolute Stille die einen umgibt. Der Lärm der Welt „da draußen“ ist weit weg. Der erfahrene Bergmann geht der Gruppe voraus zur Grubenbahn. Mit diesem Transportmittel erreichten schon da-
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Das Besondere an diesem Erlebnis ist der Mix aus geheimnisvoller, ja fast magischer Welt unter Tage gepaart mit fachkundigen Erklärungen und den faszinierenden Geschichten sowie Anekdoten der erfahrenen Bergleute. Glück auf für ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein! Foto Hintergrund: © Thomas M. Weber Foto Links: © Peter Leyendecker
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Museum für Bergbau und Erdgeschichte – Das Besondere liegt im Detail Im Betriebsgebäude der ehemaligen Eisenerzgrube Wohlverwahrt präsentiert das Museum die Abteilungen Bergbau und Erdgeschichte. Der Zugang ist selbstverständlich barrierefrei. Die Geschichte des Bergbaus Eine einmalige Fotogalerie erwartet Sie in der „Halle der Bergleute“. Noch heute aktive Bergmänner flankieren auf ca. 140 qm, die erst im Juli 2014 eröffnete Ausstellung zur Geschichte der Montanindustrie in der Region Porta Westfalica. Interaktive Modelle vermitteln Ihnen anschaulich die Eisenerzförderung in der Grube Wohlverwahrt, die Transportwege sowie Lage und Ausdehnung der riesigen Abbaufelder und die Einbettung in die Landschaft dieser Region. Im Schaudepot finden Sie eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen, die das entbehrungsreiche Leben und die Foto Oben: © Kai Fehler Unten: Museumsdirektor Mirko Henry Ignatz Foto: © Simone Pohlmann
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harte Arbeit des Bergmanns über Jahrzehnte geprägt haben. Zugänglich ist auch die Energie-Einspeisungsstation für die Grube Wohlverwahrt, eine Schalt- und Verteilerstation, die von der Firma Siemens gebaut wurde. Weitere Räume im Betriebsgebäude wie die Jugendkaue oder die Steigerkaue sind im ursprünglichen Zustand erhalten und vermitteln Ihnen einen authentischen Einblick in die tägliche Welt des Bergmanns.
Die Erdgeschichte Fossilien, Minerale und Steine weisen Ihnen den Weg in die erdgeschichtliche Abteilung des Museums. Verweilen Sie im Urmeer-Raum einen Moment und stimmen sich auf die Reise durch die Erdgeschichte ein. Entdecken Sie die Nachbildung des zweitgrößten Ammoniten, der bisher weltweit gefunden wurde! Durchwandern Sie wie im Zeitraffer die
Stationen der erdgeschichtlichen Entwicklung und bestaunen Sie fossile Funde vom Karbon bis zur Neuzeit. Lassen Sie sich von Dinosaurierfährten, Pflanzen, Knochen und Bodenschätzen in eine einzigartige Welt mit artenreicher Flora und Fauna hineinführen. Ein schöner Abschluss Beschließen Sie diesen ereignisreichen und spannenden Bergwerks- und Museumstag mit einem Spaziergang durch den historischen Museumssteinbruch und den Gesteinsgarten. Der Mensch und Macher im Hintergrund Kompetenztiefe mit Vision „Ich bin manchmal 24 Stunden im Museum“, so der Diplom Museologe Mirko Henry Ignatz. „Damit ich die Tiefe und Philosophie eines Museums besser erfahren kann“. Ignatz verkörpert den neuen Typus des Diplom Museologen. Seine dynamische Kreativität gefolgt von der praktischen Umsetzung von Konzepten sind seine Markenzeichen. „Mein Ziel ist immer klar“, so der Mittvierziger aus Minden: „Ich bevorzuge Infotainment statt reine Information. Das bedeutet, die Besucher sollen in Interaktion mit dem Museum gehen. Somit wird es intensiv erlebbar. Sie sollen – wie im Kino –in eine andere Welt eintauchen.“ Die Kompetenztiefe von Ignatz spiegelt sich in seinen Referenzen wieder. Ein kleiner Auszug daraus: Bergbaumuseum Ramsbeck, Burg Montclair (Saarland), Schloss Charlottenburg (Berlin) Deutsches Historisches Museum (Berlin) und Heinz Nixdorf MuseumsForum Paderborn (NRW), um nur einige zu nennen. Für das Besucher Bergwerk & Museum Kleinenbremen plant er zur Zeit ein weiteres innovatives Konzept. Wann besuchen Sie uns? Das Besucher-Bergwerk & Museum Kleinenbremen hat vom 1. März bis zum 31. Oktober geöffnet. Einfahrten in das Bergwerk Dienstag bis Donnerstag sowie Samstag und Sonntag jeweils um 11:30 Uhr, 13:00 Uhr, 14:30 Uhr Bitte beachten Sie Für den Besuch der Grube Wohlverwahrt im Besucher-Bergwerk & Museum Kleinenbremen empfehlen wir warme Kleidung und festes Schuhwerk. Da unter Tage ganzjährig Temperaturen von ca. 10 bis 12 Grad Celsius herrschen. Öffnungszeiten für das Museum Dienstag bis Donnerstag sowie Samstag und Sonntag von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr Unsere Museums-Hotline erreichen Sie per Telefon: 0 57 22 – 90 223 per E-Mail: info@bb-mk.de oder besuchen Sie uns Internet unter www.bb-mk.de
ausstellungDESIGNgraphik
Friedrichstraße 217 10969 Berlin fon + 49.30.25 92 44 75 fax + 49.30.25 92 44 76 mobil + 49.171.75 44 500 helga.lieser@berlin.de
Das Wichtigste zum Schluss Ihr Besuch bei uns heißt auch immer Unterstützung für eine gelebte und lebendige Bergwerks- und Museumskultur! Vielen Dank dafür!
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museum.de in Xanten am Niederrhein Wir sind umgezogen: Vom Meerturm in den Turm am Ostwall gegenĂźber vom Rathaus Xanten
Unsere neue Adresse: museum.de Turm am Ostwall Ostwall 2 46509 Xanten www.museum.de contact@museum.de www.facebook.de/groups/museumde https://twitter.com/museum_de Tel. +49 (0)2801-9882072 Fax +49 (0)2801-9882073
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THE GATE Berlin Die neue History Attraction 300 Jahre Berliner Geschichte erleben am Brandenburger Tor Autor: Florian Rogge, Giant Monkey Software Engineering GmbH, Berlin
Die Multimedia-Show THE GATE Berlin am Pariser Platz, direkt gegenüber des Brandenburger Tors, ist Ausstellung und Show zugleich. Besuchern Berlins, aber auch Einheimischen, bietet diese Präsentation die wichtigsten Informationen zur Geschichte rund um Berlin und das Brandenburger Tor. Komprimiert auf nur 20 Minuten, dennoch aussagekräftig und emotional ansprechend ist die Show dank des visuellen Vermittlungsansatzes für Besucher aus aller Welt verständlich. Für ein lückenloses Ma-
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nagement dieser Besucher sorgt Giant Monkey Software Engineering mit go~mus, der zentralen Software für Besuchermanagement, Online Shop, Ticket-Hotline sowie Kassensystemen und Eingangsanlage vor Ort. Die Köpfe hinter THE GATE Berlin – Alte Hasen und neue Ideen TRIAD Edutainment Enterprises, eine Tochtergesellschaft der TRIAD Berlin Projektgesellschaft, hat das Konzept für THE GATE Berlin entwickelt. TRIAD ist seit vie-
len Jahren für die Gestaltung und Realisierung von Ausstellungen und Museen bekannt. Unter anderem hat das Unternehmen das Ausstellungskonzept für das Deutsche Fußballmuseum und das FIFA World Football Museum entwickelt, sowie Ausstellungen wie „Zoll entdecken“ im Deutschen Zollmuseum oder „Windstärken“ im Deutschen Technikmuseum konzeptioniert und auch umgesetzt. Neu ist bei THE GATE Berlin vor allem die Verbindung von „Education“ und „Entertainment“ zu „Edutainment“, einem Konzept, wie sich Wissensvermittlung
und Unterhaltungsangebote noch interaktiver, informativer und spannender gestalten lassen. Die Show – Das neue Erlebnis am Brandenburger Tor THE GATE Berlin nimmt die Besucher auf eine Zeitreise von 1650 bis heute. Von der Entstehung des Brandenburger Tors, dem Raub und der Rückkehr der Quadriga, über die Gründung des Deutschen Reiches, der rasanten Industrialisierung, dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges
bis hin zu den „Goldenen, wilden Zwanzigern“. Berlin wird zur Hauptstadt des Dritten Reichs und zum Sinnbild von Albtraum und Zerstörung. Nach Kriegsende symbolisiert Berlin 40 Jahre lang die Teilung nicht nur einer Stadt, sondern die der ganzen Welt in zwei Machtblöcke. Massenproteste und friedliche Revolution seitens der DDR Bürger führen zum Fall der Mauer und stehen für den Neubeginn eines ganzen Landes. Links: Außenansicht des THE GATE Berlin am Pariser Platz Rechts: Eingangsanlage des THE GATE Berlin
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71qm Full-HD Monitorwand
Der Show gelingt es sehr eindrücklich, die damit verbundenen Emotionen noch heute den Besucher spüren zu lassen. Gänsehaut habe sie verspürt, sagt eine deutsche Besucherin, die sich sehr gut an den 9. November 1989 erinnert. Andere Besucher fühlen sich durch die tiefen Bässe des 90er Jahre Techno-Sounds in Zeiten der Love Parade zurückversetzt oder
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erleben die Siegesfeier der Deutschen Nationalmannschaft nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft erneut fast hautnah. Hoher Anspruch, komplexe Anforderungen, überzeugende Technik Zu den größten Herausforderungen zählte, die unterschiedlichen Inhalte zu sam-
meln, zu strukturieren und für die Präsentation auf 71 Quadratmeter Full-HD Monitoren aufzubereiten, sowie den 38 Kanal Soundtrack im Zusammenspiel mit den bildlichen Inhalten zu komponieren. Kaum weniger herausfordernd war es, das Komplettsystem der Bestandteile, mit denen der Besucher des THE GATE Berlin in Berührung kommt, zu konzipieren
und zu liefern. Das System besteht aus go~mus, der zentralen Managementsoftware, dem Online Shop, zwei voll ausgestatteten Kassensystemen und einer aus Drehsperre, Schwingtür und Personenzählern bestehenden Eingangsanlage. Die Tickethotline nutzt zur Bearbeitung aller Kundenanfragen ebenfalls go~mus. Eine zusätzliche Herausforderung war die
Laufzeit von weniger als drei Monaten zwischen Beauftragung und Eröffnung. Dank der hohen Flexibilität von go~mus und der damit verbundenen Möglichkeit, die Anforderungen perfekt abzubilden sowie der engen Zusammenarbeit mit dem Projektteam, den Architekten, Tischlern und Designern konnte THE GATE Berlin aber wie geplant Ende April 2016
eröffnen. Nachdem nur drei Wochen später Ticketverkauf und Vermietung bereits auf Hochtouren liefen, sind mittlerweile auch Sonderbespielungen wie Kongresse, Workshops und private Führungen möglich. Daniel Brusch, Managing Director von THE GATE Berlin, sagt angesichts täglich
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Originalgetreue Replik der Siegesgรถttin Nike
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steigender Buchungsanfragen: „Wir haben uns Zeit gelassen, den Anbieter für Verwaltungssoftware, Kassensysteme und Online Shop auszuwählen. Jetzt sind wir froh, uns für go~mus entschieden zu haben, denn ein derart fein abgestimmtes und sauber integriertes System aus hochwertigsten Komponenten und mit großer Flexibilität hat uns überzeugt. Bei keinem anderen Anbieter hatten wir den Eindruck, eine wirklich nachhaltige Lösung zu erhalten. Mit go~mus können wir auch zu einem späteren Zeitpunkt gewachsene oder veränderte Anforderungen einfließen lassen, ohne dafür erneut in die Tasche greifen zu müssen. Da ich insbesondere eine nachhaltige Entwicklung von THE GATE Berlin im Blick habe, war das maßgeblich.“ Die Umsetzung – Zentral verwaltet, umfassend betreut Giant Monkey Software Engineering hat bei Ticketstruktur, Preisstruktur, E-Commerce und Zugangskonzept beraten, die Koordination der unterschiedlichen Partner und Lieferanten übernommen, die Installation und Konfiguration der Software go~mus durchgeführt, den Online Shop umgesetzt und die Nutzer geschult. Im laufenden Projekt koordiniert Giant Monkey Software Engineering Software-Pflege und Hardware-Wartung, berät bei E-Commerce Aktivitäten und entwickelt Funktionen nach Kundenwunsch.
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go~mus – Vorteile einer zentralen Software für Besuchermanagement go~mus steht im Zentrum des Gesamtsystems. Alle Hard- und Softwarebestandteile beziehen ihre Daten von und liefern Daten an go~mus. Das Kassensystem erhält Artikel, Preise und Kontingente von go~mus und liefert Daten über Verkäufe zurück. Dabei werden die Kontingente anhand der Zahlen, die die Drehsperre und die Personenzähler liefern, automatisch berechnet, sodass nie mehr Tickets verkauft werden können, als Personen in den Räumlichkeiten zugelassen sind. Die Eingangsanlage scannt Barcodes mit einem sehr leistungsfähigen Scanner von soeben an der Kasse gekauften Tickets, Print@Home Tickets oder direkt vom Smartphone. Die Eingangsanlage schickt die Codes dann an go~mus, welche die Anfrage entsprechend der Gültigkeit der Codes beantwortet und die Öffnung der Drehsperre veranlasst. Dabei beträgt die Gesamtzeit zwischen Scan und Öffnung der Drehsperre weniger als eine halbe Sekunde. Gruppen können durch eine Schwingtür eingelassen werden. Die Personenzählung und Ticketvalidierung wird dann von der Scan-App go~scanner übernommen. Nicht nur die Hardware greift auf go~mus zurück, auch der Online Shop bezieht alle Daten komplett aus und liefert Daten an go~mus. So ist sichergestellt, dass bei der Berechnung der Kontingente die Verkäufe von Online Shop, Tickethot-
line und Kasse beachtet werden. Die Anbindung von Partnern rundet Marketing und Vertrieb ab. So können Hotels Voucher zur Verfügung stellen und künftig Affiliate Partner und Reseller wie visitBerlin angebunden werden. Dank der umfangreichen Schnittstelle von go~mus (go~mus + api) erschließen sich hier große zusätzliche Potentiale. Die Schnittstelle ermöglicht es, außerdem Drittsysteme wie CRM, CMS, Buchhaltung, Feedbackmanagement und andere anzubinden. Damit erfahren sowohl Backoffice Aufgaben als auch Marketing und Vertrieb zusätzliche Erleichterung. Kassenbereich – Tickets, Gastro und Merchandise an einem POS Im Kassen- und Eingangsbereich sollten an beiden Kassen gleichzeitig sowohl Tickets als auch Merchandise verkauft und ebenso die Besucher in der Gastronomie zuvorkommend bedient werden. Damit alle Bestandteile optimal integriert sind, wurde selbst der Tresen gemeinsam mit Tischlern und Architekten geplant. Berücksichtigt und integriert wurde zugleich ein System für die Gutscheinverwaltung, das unterschiedlichste Arten von Kundengewinnungs- und Kundenbindungskonzepten realisieren kann und die Veröffentlichung von Gutscheinen in digitalen und gedruckten Kampagnen sowie auf den Kassenzetteln ermöglicht. Links: Eingangsbereich des THE GATE Berlin Rechts: Kassenarbeitsplatz des THE GATE Berlin
Zugangskonzept – Zeitfenstertickets und Personenzählung
Online Shop – Responsive Design, Corporate Identity
Für das Zugangskonzept waren die enge Taktung der Show – die Show startet alle 20 Minuten – und die eingeschränkten Räumlichkeiten entscheidend. Seit Projektbeginn stand fest, dass Eintrittskarten, die nur in einem bestimmten Zeitfenster zum Eintritt berechtigen (sog. Zeitfenstertickets), nötig sein würden, um den perfekten Ablauf der Show für die Besucher garantieren zu können. Kontingentierung von Tickets war und ist hier das Stichwort. Dafür wurde entschieden, die Eingangsanlage um zwei Geräte für infrarotbasierte Personenzählung zu erweitern. Diese sind zentral positioniert und unsichtbar in die Decke integriert und ermöglichen, eine personengenaue Zählung für beide Räume der Show. So ist jederzeit transparent, wie viele Personen sich in welchem Raum aufhalten, und wie viele Tickets für die nächste Show verkauft werden können.
Ein weiterer wichtiger, auch kommerzieller Teil des Gesamtprojekts ist der Online Shop, der THE GATE Berlin zusätzliche Reichweite ermöglicht. Hier war ebenfalls die kurze Laufzeit des Projekts maßgeblich. Dank enger Abstimmung mit dem Projektteam und den Designern wurde innerhalb kurzer Zeit ein Online Shop im Responsive Design – sprich in einem sich an das Gerät des Benutzers anpassenden und mobil nutzbaren Design – geschaffen. Der Shop fügt sich nahtlos in die Gestaltung der Webseite ein, liegt auf der Domain von THE GATE Berlin und schützt die Kundendaten per SSL Verschlüsselung. Fazit Dank der gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten und der Flexibilität von go~mus konnten die komplexen Anforderungen fristgerecht umgesetzt werden
und ein System geschaffen werden, dass die Besucher an allen Berührungspunkten mit dem THE GATE Berlin optimal informiert und zur Interaktion einlädt und so für hohe Besucherzahlen sorgt. Fotos: © TRIAD Edutainment Enterprises GmbH Ort: Berlin Laufzeit: Januar bis April 2016 Auftraggeber: TRIAD Edutainment Enterprises GmbH Managing Director: Herr Daniel Brusch THE GATE Berlin Pariser Platz 4 a 10117 Berlin www.thegate-berlin.de Dienstleister: Giant Monkey Software Engineering GmbH Brunnenstraße 7D, 10119 Berlin https://gomus.de 030 4862 54 33
Unten: Online Shop des THE GATE Berlin auf Smartphone, Tablet und Desktop-PC
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Das Jubiläumsjahr 2016 „Möglichkeit Mensch. Körper | Sphären | Apparaturen“ Vom 29.4. bis 9.10.2016. Roter Faden ist die Auslotung der Möglichkeiten – sowohl im technischen wie im künstlerischen Bereich. Der technikhistorische Teil der Ausstellung thematisiert die Höhenforschung mit dem Ballon im 19. Jahrhundert bis zur Raumfahrt der Gegenwart. Die Erschließung eines an sich lebensfeindlichen Raums mit Hilfe technischer Mittel bildet den Kern der Beschäftigung mit Hochballonfahrten. An konkreten Beispielen wird die Interaktion des Menschen mit seinen Lebensräumen sowie die Wechselwirkung zwischen den Möglichkeiten des Überlebens in der Höhe und den Anforderungen der Umwelt hinterfragt. Die Ausstellung zeigt, wie im Streben um die Eroberung der Höhe unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, Motivationen, Erkenntnisse und Interessen kulminieren. Die Kunstausstellung thematisiert den „Digital native“, der seinen Körper als Möglichkeitsraum entdeckt. Vom DNASpray bis zur stilisierten Beinprothese, einem Jesus-Casting oder Trash-Kultur im Netz – das Transformationspotential des Menschen wird parallel zur Technik in neue Höhen getrieben. Es geht um die Perspektive der Künstler auf die Technik und darum, wie Technik sich selbst und ihre Schöpfer revolutioniert. Das Möglichkeitswesen Mensch wird „transhuman“, mecha-ethisch; es erschließt Gentechnologie und künstliche Intelligenz. Wir haben eine neue Auffassung von Kör-
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perlichkeit, interagieren mit Maschinen, werden selbst zu einer. Body-, Performance- und Bio-Art fügen sich zu einem Kaleidoskop an Möglichkeiten zusammen, sich als Mensch neu zu formen und zu erfinden. An der Ausstellung nehmen folgende Künstler teil: Ryan Trecartin, Revital Cohen & Tuur Van Balen, Christian Jankowski, AES+F Group, Marnix de Nijs, Jon Rafman, Eva Kotatkova, Saso Sedlacek, Viktoria Modesta, Tim Berresheim, Art Orienté Objet, Heather Dewey-Hagborg, Eduardo Kac, Mariechen Danz und Hiroshi Ishiguro. Die Ausstellung dauert bis zum 9. Oktober. Neben der Ausstellung gibt es ein Diskursprogramm mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen, eine experimentelle Ausstellung über „Die Zumutung des Hörens“ mit der DFG Forschergruppe „Mediale Teilhabe“ der Universität Konstanz und ein Projekt über Exoskelette in Kooperation mit der ETH Zürich.
Gefördert durch die
Kooperationspartner: - Zeppelin Universität Friedrichshafen - Universität Konstanz - SWR2 Am 2. Juli werden „20 Jahre Zeppelin Museum im Hafenbahnhof“ gefeiert mit einem tollen Aktionsprogramm und einer Podiumsdiskussion am Abend – SAVE THE DATE! Aktuelle Infos: www.zeppelin-museum.de. Oben: Christian Jankowski, Casting Jesus, 2011 Video Still. © Christian Jankowski Links: Telenoid 4, developed by Osaka University and Hiroshi Ishiguro Laboratories, Advanced Telecommunications Research Institute International (ATR) Rechts Oben: AES+F Group, Last Riot 2, 2007, The Carrousel, Digital Collage, C‐Print, 146 x 180 cm on Canvas, 80 x 99 cm on Paper Courtesy Multimedia Art Museum, Moscow & Triumph Gallery, Moscow. © AES+F Rechts Unten: Viktoria Modesta, Prototype, 2014, Video Still. © Viktoria Modesta
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Strom-Linien-Form Die Faszination des geringen Widerstands Vom 4.11.2016 bis zum 17. April 2017 Ab November werden die Herzen der an Design, Technik, Zeitgeschichte und Mobilität Interessierten höherschlagen: auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern und auf zwei Ebenen präsentiert das Zeppelin Museum Friedrichshafen eine große Wechselausstellung zum faszinierenden und vielschichtigen Thema Stromlinienform. Neben der großen technischen Vielfalt werden die historischen Brüche und Kontinuitäten sowie die gesellschaftliche Bedeutung der Stromlinienform gezeigt. Luftschiffe und Flugzeuge gaben nach 1900 den Anstoß für die Windkanal-
forschung. Nach dem Ersten Weltkrieg flossen die aerodynamischen Erkenntnisse in Verbindung mit Fortschritten im Leichtmetallbau nach und nach in die Entwicklung von Straßen- und Schienenfahrzeugen ein und gaben auch dem Flugzeugbau ganz neue Impulse. Seit den 1930er Jahren war die Stromlinienform das Symbol für die zeitgemäße Art des Reisens und Ausdruck von Hoffnungen auf eine bessere Welt sowie die Überwindung der Weltwirtschaftskrise. Der Beitrag des Zeppelin-Luftschiffs zur allgemeinen Verbreitung von Aerodynamik als Inbegriff von Modernität ab den 1920er Jahren kann nicht hoch genug bewertet werden. Wichtige Beiträge zur aerodynamischen Forschung wurden bis 1945 in der Luft-
Im Windkanal der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen, Ende der 1920er Jahre © Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH
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schiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen geleistet, besonders nach der Inbetriebnahme des großen LZ-Windkanals nach dem Ersten Weltkrieg. Die Arbeiten von Ingenieuren wie Paul Jaray oder Max Schirmer waren aber nicht auf die Aerodynamik von Luftschiffen beschränkt. Wegweisend war auch die Optimierung von Schnelltriebwagen der Deutschen-Reichsbahn-Gesellschaft mit Maybach-Motoren, die Impulsgeber für den modernen Schnellverkehr auf Europas Schienen waren. Daneben gab es auch Fremdaufträge für den LZ-Windkanal, zum Beispiel von BMW, Mercedes-Benz oder der Auto Union. Durch die nationalistisch aufgeladenen Rekordjagden der Automobilbauer, das Prestigeobjekt Schnelltriebwagen, den projektierten Propellertriebwagen für
Der „Fliegende Hamburger“ auf einer Versuchsfahrt im Bahnhof Ulm, 1932. Siebter von rechts mit heller Mütze: Max Schirmer, Aerodynamiker der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. © Rolls-Royce Power Systems, Friedrichshafen
die größenwahnsinnigen Breitspurbahnpläne Hitlers oder durch die Forschungsarbeiten für die Luftfahrtindustrie ab 1942 war auch die Windkanalforschung in Friedrichshafen Teil der nationalsozialistischen Propaganda und der Kriegsführung im Dritten Reich. Thematisch liegt der Schwerpunkt der Ausstellung und damit der gezeigten Originalfahrzeuge und Modelle auf den
1920er bis 1950er Jahren. Dabei wird die Bedeutung Friedrichshafens als Ort innovativer aerodynamischer Forschung in nationale und internationale Zusammenhänge eingebunden. Die Vielfalt des Themas ist unerschöpflich, Seitenblicke werden auch auf Randgebiete wie Sportgeräte, Landmaschinen, die Stromlinie im Haushalt oder die gesellschaftliche Komponente des Phänomens gerichtet.
Begleitend zu der Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Publikation. Ein umfangreiches Diskursprogramm fächert die historischen und gegenwartsbezogenen Facetten des Themas auf, so zum Beispiel das oft schwierige Verhältnis zwischen wissenschaftlich begründeter Aerodynamik und Design. Oben: Windkanalmodell des elektrischen Schnelltriebwagens elT 1900 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft im Windkanal in Friedrichshafen, 1932 © Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH Links: Dieser wunderschöne Tatra 87 von 1939 wird neben vielem anderen ab 4. November im Zeppelin Museum zu sehen sein. © Friedrich Kanamüller, München
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Spektakulär endet das Jubiläumsjahr mit „Otto Dix – Alles muss ich sehen!“ anlässlich des 125. Geburtstags des Künstlers. Vom 2.12.2016 bis 5.3.2017 Mit über 400 Arbeiten besitzt die Friedrichshafener Kunstsammlung eine der umfangreichsten Werkbestände von Otto Dix weltweit: Sie umfasst 22 Gemälde, 96 Zeichnungen und 323 Grafiken aus allen Schaffensperioden eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Zum 125. Geburtstag von Otto Dix zeigt das Zeppelin Museum alles!
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Bereits anhand der Gemälde lassen sich die einschneidenden politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts nachvollziehen, die ganz unmittelbar im Schaffen des Künstlers ihren Niederschlag gefunden haben. Die Ausstellung startet mit frühen expressionistischen Gemälden aus den Jahren 1912 bis 1917, in denen der Künstler mit pastoser Farbe und grobem Pinselduktus ein raues Bild der Wirklichkeit zeichnet. Die Themen seines Werks sind Arbeitslose und Arbeiter, die am Rande der Gesellschaft stehen, aber auch die Schrecken des 1. Weltkriegs. In den
1920er und den frühen 1930er Jahren, bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, schafft Dix seine berühmtesten Werke. Diese Zeit ist vor allem durch die berühmte „Vanitas“ aus dem Jahr 1932 vertreten. Mit der Machtübernahme Hitlers flieht Dix in die „innere Emigration“. In „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ aus dem Jahr 1937 schafft Dix ein schonungsloses Sinnbild seiner Zeit. Insgesamt sieben Gemälde besitzt die Stadt Friedrichshafen aus dem Spätwerk von 1946 bis zu seinem Tod im Jahr 1969. Im Rückgriff auf die expressionistische For-
Linke Seite: Otto Dix, Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1937, Dauerleihgabe der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Rechte Seite: Links: Otto Dix, Vanitas, 1932, Dauerleihgabe der Kulturstiftung der ZF Passau GmbH, Passau Rechts: Otto Dix, Verspottung Christi, 1948, © Zeppelin Museum Alle Bilder: © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
mensprache sucht Dix den künstlerischen Anschluss in der Nachkriegszeit. Berühmte Beispiele sind die „Pietà“ von 1946 und die „Verspottung Christi“ von 1947. Die grafische Sammlung umfasst neben dem bedeutenden Zyklus „Der Krieg“ von 1924, die Mappenwerke „Holzschnittwerk II“ (1919-1922), „Radierwerk II, Erster Teil“ (1922) und „Matthäus-Evangelium“ (1960). Die Experimentierfreudigkeit, der Hang zur grotesken Verzerrung und provozierender Offenheit im Umgang mit tabuisierten Themen wie Erotik und Sexualität manifestieren sich in den expressio-
nistischen Lithographien, Aquarellen und Zeichnungen sowie kubofuturistischen Holzschnitten aus dem Jahr 1920. Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland wird Dix bereits im Frühjahr 1933 aus der Dresdner Kunstakademie entlassen und als „entarteter“ Künstler diffamiert. Er emigriert nicht ins Ausland, sondern tritt den Rückzug in eine „innere Emigration“ an: Der Bodensee (Hemmenhofen) wird ihm zur zweiten Heimat. So ist das Zeppelin Museum nicht nur aufgrund seines außerordentlichen Sammlungsbestands ein idealer Ort für die umfassende Schau und die Würdigung des künstlerischen Werks von Otto Dix. Mit den dramatischen Veränderungen der Lebensumstände Mitte der 1930er Jahre ändert sich die Dix’sche Ikonografie, die auch eine neue malerische Formensprache zutage fördert. Er perfektioniert zunächst eine altmeisterliche Malweise, malt mit Ölfarben auf Leinwänden oder sogar Holztafeln und behandelt zumeist biblische Themen. Landschaftsdarstellungen werden in der Tradition der Romantik zum Schauplatz inneren Erlebens. 1946 kehrt
Dix aus dem Gefangenenlager Colmar in das vom Krieg veränderte Deutschland nach Hemmenhofen an den Bodensee zurück. Künstlerisch wendet sich Dix von der Lasurmalerei ab, um zu einer spontaneren Alla-Prima-Malerei, einer pastosen Malweise auf ungrundierter Leinwand, zu gelangen. Begleitet wird sein Spätwerk von zahlreichen Lithografien, die es auch in der Ausstellung im Zeppelin Museum zu sehen gibt, und die die Vielseitigkeit des Dix’schen Gesamtwerks abrunden. Dix malte ohne Wertung das, was er sah. Maßstab der eigenen Arbeit war dabei nicht das explizit Hässliche oder atemberaubende Schönheit, sondern allein die Wirklichkeit: „Also ich bin eben ein Wirklichkeitsmensch. Alles muss ich sehen“. So zog Dix 1963 Bilanz. Seine Worte sind das Motto unserer Ausstellung: „Wir zeigen den Besucherinnen und Besuchern alles: Alles sollen Sie sehen!“.
Zeppelin Museum Seestr. 22 D-88045 Friedrichshafen www.zeppelin-museum.de
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RUHR MUSEUM »Rock und Pop im Pott« 5. Mai 2016 bis 28. Februar 2017 76
Die Ausstellung Die Sonderausstellung »Rock und Pop im Pott« im Ruhr Museum in Essen zeigt die Geschichte der Rock- und Popmusik im Ruhrgebiet von den Rock ’n’ Roll-Jugendkrawallen in Dortmund 1956 bis in die Gegenwart des Jahres 2016. Anhand verschiedener Stilrichtungen und Bewegungen werden sechs Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt. Die Besucher erwartet eine Reise durch die Musikszene des Reviers: vom Rock ’n’ Roll der 1950er Jahre und dem Beat der 1960er über Protestsongs und Festivals sowie Krautrock, Punk und Heavy Metal, über die Neue Deutsche Welle, Techno und Hip Hop bis hin zur Weltmusik. Die Ausstellung beschränkt sich jedoch nicht auf die Musikrichtungen, ihre Interpreten und ihre Werke. Sie zeigt vielmehr auch die Geschichte der Tonträger und Technologien, mit denen die Musik wahrgenommen wurde, das Equipment der Mischer und den Sound selbst, und was er mit den Menschen machte, die Tanzstile und die Mode, die mit der Musik verbunden waren. Sie präsentiert die Musikindustrie und die Szenetreffs und Konzertbühnen, und sie eröffnet ein Kaleidoskop der unendlich vielen Bands des Ruhrgebiets.
Blicke in die Ausstellung, © Ruhr Museum, Foto: Brigida González
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Dabei hat die Ausstellung eine Innen- und eine Außenperspektive. Sie zeigt die berühmten Musiker, die im Ruhrgebiet aufgetreten sind, und sie offenbart die Musik und ihre hiesigen Interpreten, die hier groß geworden sind. Sie berichtet von den legendären Auftritten der Rolling Stones und der Beatles in der Grugahalle, von Frank Zappa bei den Essener Songtagen, von den Deutschlandpremieren von Deep
Purple, Pink Floyd und Fleetwood Mac bei den Pop- und Bluesfestivals, von Rory Gallagher, The Kings und The Who im Rockpalast, aber sie erzählt auch von den unzähligen Gruppen und Musikern aus dem Ruhrgebiet bis hin zu Nena und Herbert Grönemeyer, die zu den erfolgreichsten deutschen Interpreten überhaupt zählen. Die Exponate der Ausstellung sind so viel-
fältig wie die Musik und die damit verbundene Bewegung selbst. Es handelt sich natürlich um die unzähligen Tonträger, die im Laufe der 60 Jahre Rock- und Popgeschichte im Ruhrgebiet entstanden sind, die Schallplatten, Tonbänder, Musikkassetten, CDs und DVDs. Ebenso zeigt die Ausstellung zahlreiche Fotos und Filme der Musiker und ihrer Auftritte, der Konzerthallen und der Festivals. Zudem werden Plakate und Eintrittskarten zu den Konzerten, Zeitungen und Zeitschriften, Promotion- und Marketingmaterial, Fan-Souvenirs wie Autogramme, Poster und Devotionalien, Instrumente und Bühnenkleidung, aber auch Kofferradios, Plattenspieler, Tonbandgeräte, Kassettenrekorder, Walkmans und HiFi-Anlagen präsentiert. Das Herz der Ausstellung bildet der Soundraum, in dem eine eigens für die Ausstellung konzipierte Soundcollage die Songs des Reviers spielt.
Linke Seite: Oben: Soundraum, Foto: Brigida González Links: Plakat 1. Pop- und Bluesfestival, Grugahalle Essen, 1969 Mitte: Plakat Essener Songtage, 1968 Rechte Seite: Links: Lederkutte von Wolle Pannek, Gitarrist von Eisenpimmel Rechts: Signature-Gitarre von Mille Petrozza, Kreator Unten: Hammond-Orgel, 1975 © Ruhr Museum, Fotos: Rainer Rothenberg
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Das Begleitprogramm Die Ausstellung wird begleitet von dem umfangreichsten Kultur- und Musikprogramm, das das Ruhr Museum bisher umgesetzt hat. Neben vielfältigen Führungen und Workshops für Jung und Alt sowie einem speziell konzipierten Programm für Schulen warten Filme, Exkursionen, Vorträge und Gesprächsrunden sowie eine eigene Konzertreihe auf Interessierte. 60 Jahre Rock- und Popmusik haben auch die Kulturgeschichte des Ruhrgebiets geprägt. So kreisen auch die Gesprächsrunden ab Oktober mit Zeitzeugen, Künstlern und Kuratoren um die Professionalisierung der hiesigen Liveszene und die Verbindung von Popmusik und Zuwanderung. Es wird diskutiert „Warum die Neue (Deutsche) Welle (nicht) in Gelsenkirchen und (nicht) in Hagen erfunden wurde“. Und die „Rockpalast-Geschichten“ lassen die längste Nacht der Rockgeschichte im Ruhrgebiet wieder aufleben. Neben den Gesprächsrunden bietet auch eine Vortragsreihe ab Juni die Gelegenheit, Spannendes über die Musikkultur im Ruhrgebiet zu erfahren und darüber zu diskutieren. Nicht nur im Museum, sondern auch an Originalschauplätzen können Musikinteressierte sich bei vier Exkursionen von Juni bis September auf die Spuren der Musikkultur des Ruhrgebiets begeben. Sechs Jahrzehnte Musikgeschichte im Ruhrgebiet wurden darüber hinaus nicht nur auf Tonträgern, sondern auch in zahlreichen Filmen konserviert. So erzählt die Filmreihe zur Ausstellung ab Ende Oktober von Rebellen und Halbstarken zur Zeit des Rock ‘n‘ Roll und von der Beat- und Festivalszene im Revier der 1960er und 1970er Jahre, zeigt den internationalen Erfolg der Metal-Bands aus dem Ruhrgebiet und folgt den Spuren der Punkmusik im Revier. Die Dokumentationen blicken aber auch auf die Zusammenhänge von Musik und Migration und von Musik und Kommerz. Das gesamte Programm finden Sie im Veranstaltungsflyer zur Ausstellung und unter www.ruhrmuseum.de. Infos:besucherdienst@ruhrmuseum.de und Tel.: 0201 24681 444 Fotos letzte Seiten: © Ruhr Museum, Brigida González
RUHR MUSEUM UNESCO-Welterbe Zollverein Areal A [Schacht XII], Kohlenwäsche [A14] Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen www.ruhrmuseum.de Mo-So 10-18 Uhr
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Innenansicht Hauptausstellung Deutsches Automatenmuseum.
Bist du noch ganz frisch? Körperkultur aus Automaten Autor: Sascha Wömpener
Die Museen in Ostwestfalen-Lippe veranstalten 2016 ihr viertes gemeinsames Themenjahr. Nach den von der Museumsinitiative OWL e.V. initiierten erfolgreichen Ausstellungsjahren „Mahlzeit! Zur Kulturgeschichte des Essens und Genießens“ (2004), „Mobilität! Mensch Natur Technik“ (2007/2008) und „ASTrein! Holz“ (2012) widmen sich die Museen nun dem elementaren Thema „Körperkultur“. Die diesjährige Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum vom 3. Juni bis
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27. November 2016 zeigt, dass Körperkultur aus Automaten schon eine lange Tradition besitzt. In drei Ausstellungsbereichen wird dem Besucher vor Augen geführt, wie vielfältig der Einfluss der münzbetriebenen Geräte in den vergangenen Jahrzehnten auf das Körperbewusstsein der Menschen war. Was haben Automaten mit dem menschlichen Körper zu tun? Die Beziehung der beiden zueinander ist älter und vielfältiger als Sie vielleicht denken! Die Ausstellung „Bist Du noch ganz frisch? – Körperkultur aus Automaten“ thematisiert genau
diese spannende und aufschlussreiche Geschichte. In den drei Ausstellungsbereichen KÖRPERpflege, KÖRPERbewegung und KÖRPERgefühl ist deutlich zu erkennen, wie das Zusammenspiel von Körper und Automat funktionierte und wie umfangreich die Auswirkungen auf die Hygiene, das Körperbewusstsein und die Körperwahrnehmung sind und waren. Durch den Einwurf einer Münze ließ sich von jedermann und jederfrau Körperkultur am eigenen Leib erfahren. Ob ein Spritzer Parfüm aus dem Warenautomaten der Weimarer Republik, das amüsan-
te Gefühl einer Elektrisierung aus dem britischen Automaten vom Beginn des 20. Jahrhunderts oder die Musik aus der US-Jukebox der 1960er-Jahre, die Jung und Alt zum Tanzen animiert – all dieses machten Automaten möglich. Die ausgestellten einstigen Alltagsgegenstände entstanden zwischen 1893 und 1979 und zeugen nicht nur von der Ästhetik, sondern auch von den Bedürfnissen der Menschen in der damaligen Zeit. Im 21. Jahrhundert hingegen lösen einige Automaten der Körperkultur nicht selten Verwunderung, Erstaunen und Neugierde aus. Körperpflege Schönheit, ein gepflegtes Auftreten und Wohlgeruch sind Ideale, die bereits im 19. Jahrhundert Bestand hatten. Das Streben danach war und ist noch heute allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Rechts: Bindenautomat Fasson, ca. 1960
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Warum sollten also öffentlich aufgestellte Automaten nicht auch diesen Bedürfnissen dienlich sein? Ob ein Taschentuch, ein Spritzer Parfüm, die Damenbinde oder das Kondom – der Warenautomat war nicht selten Helfer in der Not. Auch die Gelegenheit, sich am Flughafen oder Bahnhof nach einer langen Reise am Automaten auf der Herrentoilette zu rasieren, wurde gerne genutzt. Bei dem Anspruch, zu jeder Zeit frisch einparfümiert oder perfekt rasiert zu sein, war häufig die Ware oder auch Dienstleistung aus dem Automaten die Rettung in letzter Minute. Somit lieferte der Münzautomat im öffentlichen Raum die benötigte Körperpflege.
Linke Seite: Parfümautomat, W. Seeger AG & Co., Berlin, ca. 1920 Oben Links: Kondomautomat Amor, Georg Wiegandt & Söhne, Berlin-Neukölln, 1957 Oben Rechts: Kraftmesser Elefant, Arthur Hirschfeld, Leipzig, 1893 Rechts: Kraftmesser Pull Tiger’s Tail, Exhibit Supply, Chicago, 1928
Körpergefühl Ob Sie sich in Ihrer Haut wohl fühlen oder nicht, können Sie weder hören, noch schmecken oder riechen. Sie können es nur fühlen. Wie allgemein bekannt, sind Gefühle unsichtbar und so ist es natürlich auch mit dem Körpergefühl. Eine Beeinflussung der körperlichen Wahrnehmung fand dabei nicht selten durch Automaten statt. So verrieten auf Bahnhöfen bis in die 1980er-Jahre hinein öffentliche Waagen das aktuelle Körpergewicht oder im Fachgeschäft der 1950er-Jahre wurde mit Hilfe von Röntgenstrahlen die passende Schuhgröße bestimmt. Auch Elektrisierer und Kraftmesser führten während der Benutzung mit zuckenden und angespannten Muskeln zu einem veränderten Gefühl für den eigenen Körper. Nicht nur damals, sondern auch heute
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noch wären die Exponate in diesem Bereich im Handumdrehen in der Lage, Einfluss auf das Körpergefühl eines jeden zu nehmen.
Die Musik war immer schon Ausdruck von Lebensfreude und Vitalität und egal, ob in den 40er-, 50er-, 60er- oder 70er-Jahren – der Drang, sich nach der Musik zu bewegen, ist nach wie vor ungebrochen.
die Bewegung keineswegs mit Anstrengung verbunden zu sein, denn bei dem einen oder anderen Titel war das Tanzen offensichtlich unvermeidbar.
In den Kneipen und Tanzcafés war das Tanzen zur Musik aus der Jukebox etwas ganz Selbstverständliches. Dabei schien
Links: Elektrisierer Electricity is Life, Imperial Electric Company, London, 1901. Rechts: Jukebox Wurlitzer 850, Rudolph Wurlitzer Company, North Tonawanda, 1941
Körperbewegung Was versetzt den menschlichen Körper besser in Bewegung als Musik?
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Luftaufnahme Schloss Benkhausen in Espelkamp. Alle Fotos: © Deutsches Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann.
Ob Fred Astaire beim Stepptanz, der Rock-`n`-Roll-Hüftschwung von Elvis Presley, Chubby Checkers „Let’s Twist Again“ oder John Travoltas unvergesslicher Disco Fox – sie alle prägten mit ihrer Art zu tanzen die Bewegungsmuster ganzer Generationen. Überzeugen Sie sich selbst und sehen Sie, was alles in der Vergangenheit mit Hilfe einer Münze zu pflegen, zu erleben und zu fühlen war! Schloss Benkhausen Eingebettet in eine faszinierende Parkanlage liegt der historische Gebäudekomplex Schloss Benkhausen zwischen Minden und Osnabrück am Rande des Wiehengebirges – direkt am Mittellandkanal und ganz in der Nähe des Naturschutzgebietes „Großes Torfmoor“. Das erstmals 1510 urkundlich erwähnte ehemalige Rittergut wurde in den Jahren von 2011 bis 2015 mit viel Aufwand und
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Liebe zum Detail restauriert und modernisiert. Heute bietet Schloss Benkhausen mit 11 modern ausgestatteten Tagungsräumen und 38 geschmackvoll eingerichteten Hotelzimmern den perfekten Rahmen für geschäftliche Anlässe oder stilvolle Gesellschaften. Auf dem großen Schlossgelände befindet sich das Deutsche Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann mit seiner modern gestalteten Präsentation und bietet über die lokalen Grenzen hinaus den Besuchern einen umfassenden Einblick in die Münzautomatengeschichte von 1888 bis 1977.
www.deutsches-automatenmuseum.de/panorama
Ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung Mit einem 360°-Panorama wird Ihnen die Hauptausstellung, unterteilt in sechs verschiedene Bereiche und die kürzlich beendete Sonderausstellung „ONE MORE TIME – Jukeboxen aus fünf Jahrzehnten“ präsentiert. Viel Spass beim virtuellen Rundgang!
Deutsches Automatenmuseum Sammlung Gauselmann Schlossallee 1 32339 Espelkamp Kreis Minden-Lübbecke www.Deutsches-Automatenmuseum.de
S O N D E R AU S S T E L L U N G 3. Juni - 27. November 2016
Bist du noch ganz frisch? Kรถrperkultur aus Automaten
www.deutsches-automatenmuseum.de Schloss Benkhausen Schlossallee 1 (Neustadtstr. 40) 32339 Espelkamp Telefon 05743 9318222 91
Fotos: © Rüdiger Buchholz, Pirmasens
Bürgernahe Drehscheibe für Kultur und Begegnung Autor: Andreas Becker
Eine imposante Architektur mit historischen Wurzeln in der Kaiserzeit, Glanz und Gloria vom Feinsten und doch alles andere als ein den Eliten vorbehaltener Kunsttempel. Das Forum ALTE POST in Pirmasens zeigt sich heute ganz im Gegenteil bürgernah und offen für jeden, der sich für Kunst und Kultur verschiedenster Genres interessiert. Und diese Offenheit bezieht gerade auch die jüngeren Generationen ein, nicht zuletzt über
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gelebte pädagogische Konzepte mit Schüler-Workshops und entsprechende Rahmenprogramme zu Ausstellungen, Galerien oder auch musikalische Veranstaltungen. Steilpass fürs Selbstwertgefühl Die Entstehungsgeschichte des Forums ALTE POST und seine herausragende Bedeutung für Stadt und Einwohner stehen in Zusammenhang mit der Gesamtsituati-
on im westpfälzischen Pirmasens, das seit den 80er Jahren mit strukturellen Problemen konfrontiert wurde. Zum einen zogen die amerikanischen Streitkräfte ab, eine pulsierende Stadt in der Stadt kam damit sozusagen zum Erliegen. Zum anderen musste Pirmasens den Niedergang der ansässigen produzierenden Schuhindustrie verdauen und mit dem entstandenen Vakuum umzugehen lernen; in den letzten rund 35 Jahren gingen über 15.000 Arbeitsplätze in der Schuhindust-
rie verloren. Einher ging ein Rückgang der Bevölkerungszahl von etwa 60.000 auf 40.000 Köpfe, Leerstände drohten das Stadtbild zu prägen. Ein Stadtentwicklungskonzept wurde dem entgegengesetzt, dessen unermüdliche Umsetzung öffnete Tür und Tor für Konversionsprojekte und zahlreiche Initiativen zur Wiederbelebung der Innenstadt. Dazu zählte auch, auf der Achse vom Stadteingang über den Hauptbahnhof zur City gelegen, die 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel erbaute Königlich Bayrische Kraftpost. Wo einst bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt wurden, diente das prächtige Gebäude nach der Errichtung einer neuen Post als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpost-
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stützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die damals schon so genannte „Alte Post“ dann noch als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung – seither stand dort alles still. Gründlich modernisiert und restauriert Schon länger diskutiert, sollte hier nun ein modernes Kulturforum entstehen. Um das damit verbundene herausfordernde Projekt auch finanziell ermöglichen zu können, engagierten sich neben dem Land Rheinland-Pfalz (mit dem Löwenanteil) auch die Stadt durch das Einbringen von Rücklagen aus dem zweckgebundenen Nachlass der Pirmasenserin Elisabeth Hoffmann wie auch die „Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung“. Es folgte der minutiöse Umund Aufbau unter weitestgehender Erhaltung der historischen Bausubstanz. Im Rahmen der technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung stellten die Bauherren insbesondere auch das alte Mosaik an der Außenfassade nach alten Vorlagen wieder her. Kulturstätte der besonderen Art Das Forum ALTE POST wurde schließlich im Januar 2014 offiziell eröffnet und dient seither als Kulturstätte, die mit vielfältig
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nutzbaren Räumen Platz für unterschiedlichste Ausstellungen und Events bietet, aber auch für private Festlichkeiten; beispielsweise Trauungen. Zu den bisher gezeigten Ausstellungen gehören unter anderem Götz Diergartens „Passagen“, in der sich der renommierte Fotograf auf den ersten Blick unscheinbaren Ecken
und Orten widmet wie Häuserfassaden, Garagentoren und U-Bahn-Stationen, oder auch – passend zum Ambiente – die „Arte Postale“ mit ihren imposanten Bilderbriefen und Künstlerpostkarten. Bei Josua Reicherts „Buchstabenarchitektur und Schriftbilder“ handelte es sich um eine speziell für das Pirmasenser
gegenübergestellt, die sich zu Lebzeiten vermutlich real begegnet sind und sich möglicherweise gegenseitig mit ihren Radierungen (Klein) und Zeichnungen (Bürkel) künstlerisch beeinflusst haben. Ab 16. September folgt schließlich, und das im laufenden Dada-Jahr, die Ausstellung „Seepferdchen und Flugfische“, die dann bis 31. Januar 2017 zu sehen sein wird. Dabei handelt es sich um die Stipen-
diaten-Ausstellung des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz, die sich im weitesten Sinne mit dem Dadaismus in zeitgenössischer Weise mit einer große Bandbreite unterschiedlicher Genres beschäftigt. So treten unter anderem skulpturale Rauminstallationen auf in einen Dialog mit Collagen, Übermalungen, Fundstücken, Fotografen und Videoarbeiten.
Kulturzentrum konzipierte Sammlung, die kraftvolle, farbige Drucke des zeitgenössischen europäischen Künstlers auf dem Gebiet der Typografie zeigte. Bis Mitte Juni 2016 waren in der Ausstellung „Heinrich Bürkel und Johann Adam Klein – eine Begegnung“ zwei Künstler aus der Biedermeierzeit in ihrem Schaffen © Fotos linke Seite, oben: Rüdiger Buchholz, Pirmasens Unten: Harald Kröher, stileben Rechte Seite, oben: Bernhard J. Lattner, Heilbronn Unten: Ausstellung „Seepferdchen und Flugfische“ Zeljko Vidovic
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Kulturstätte der besonderen Art Neben solchen Wechselausstellungen, zu denen in der Vergangenheit im Übrigen auch „Picasso & Co. Plakativ“ mit internationalen Künstlerplakaten zählte oder Herbert Holzings Buchillustrationen und Umschlagentwürfe in „Krabat und Kalevala – Im Reich der Fantasie“, beheimatet das Forum ALTE POST eine sehenswerte Dauerausstellung, die dem Schaffen des Biedermeier-Malers und gebürtigen Pirmasensers Heinrich Bürkel gewidmet ist. Noch für November 2016 geplant ist zudem die Eröffnung des Hugo-Ball-Kabinetts in den Räumen des Forums ALTE POST. In der neuen interaktiven Dauerausstellung, die auch zeitgenössische Fundstücke zeigt, wird das Schaffen des ebenfalls aus Pirmasens stammenden Hugo Ball gewürdigt. Ferner soll die bereits seit 1970 bestehende Hugo-Ball-Sammlung, die Primär- und Sekundärliteratur zu Hugo Ball, Emmy Ball-Henning und zum Züricher Dadaismus beinhaltet, mit dem geplanten Umzug der Stadtbücherei in ein revitalisiertes Kaufhallen-Gebäude eine deutliche Aufwertung erfahren. Die damit vollzogene Nähe von Sammlung und Bücherei ist ganz bewusst gewählt, weil dies der Arbeit von Literaturwissenschaftlern zuträglich ist. Ehrwürdiges Kulturzentrum ... und doch zum Anfassen Um nicht nur Erwachsenen, sondern gerade auch Jugendlichen und Kindern den Zugang zu Kunst und Kultur zu erleichtern – im Idealfall sogar, mehr als das, schmackhaft zu machen –, wurde schon früh ein umfangreiches museumspädagogisches Konzept entwickelt und personell untermauert. In dessen Mittelpunkt stehen vermittelnde Inhalte in Bezug auf die Dauer-, aber gerade auch immer wieder aufs Neue die Wechselausstellungen. Zum kunstvermittelnden Programm gehören beispielsweise zielgruppenspezifische Führungen, Workshops und didaktische Materialien. Ein anschauliches Beispiel der pädagogischen Arbeit ist ein Audio-Guide, der unter dem Projektnamen „Hörbar Kunst“ von insgesamt 40 Kindern und Jugendlichen der Pirmasenser Realschule plus (Kirchberg) über sechs Monate hinweg zur Begleitung der Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ entwickelt wurde. Heinrich Bürkel, Campagnalandschaft mit Aquädukten, Öl / Lw, um 1839
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Formen-Schlichtheit und zurückhaltende Farbgebung mit der Fassade des direkt angrenzenden Bauwerks aus der Kaiserzeit und kann mit bis zu 500 Sitzplätzen für Open-Air-Veranstaltungen bestückt werden. Einen interessanten Blick in die Vergangenheit ermöglichen dabei zehn großformatige, in einer Stützwand eingelassene Schautafeln mit historischen Aufnahmen. Darunter befinden sich Abbildungen handkolorierter Postkarten und sehenswerter Fotografien, die die Entwicklung des Areals zwischen Bahnhof und ehemaliger Kraftpost vom 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts dokumentieren. Die errichteten zwei „Schuhmädchen“ aus Bronze verstehen sich als Reminiszenz an die mutigen und zupackenden Pirmasenserinnen, die nach Ende der Garnisonszeit mit dem Tod des Stadtgründers Landgraf Ludwig IX ihre selbstgenähten „Schlabben“ mit in einer Weidenkiepe auf dem Rücken zum Verkauf von Haus zu Haus trugen. Wochenlange Fußmärsche führten die Frauen sogar auf Märkte und Messen in der Schweiz, Frankreich und bis nach Dänemark. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmten sie den Absatz der heimischen Produkte und legten so den Grundstein für weltweiten Export auf dem Weg zur einst prosperierenden Schuhmetropole Pirmasens. Übrigens schließt sich an dieser Stelle der Kreis – auch hier waren Stiftungen finanziell beteiligt: die „Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung“ bei der Gestaltung des Platzes und die „Daniel-Theysohn-Stiftung“ bei den installierten 2,85 bzw. 2,25 Meter hohen und 600 bzw. 440 Kilo schweren Statuen.
Oben: Franz von Lenbach, Portrait Heinrich Bürkel, Öl/ Lw., um 1860 Mitte: Impression / Joseph-Krekeler-Platz Unten:Forum ALTE POST Pirmasens, Glasanbau auf der Hofseite. Beide Fotos: © Rüdiger Buchholz, Pirmasens
Dieser Audio-Guide richtet sich speziell an die jüngeren Besucher des Forums ALTE POST, die damit auf einen virtuellen Rundgang durch die Bürkel-Sammlung gehen; er kann an der Infotheke im Foyer des Kulturforums ausgeliehen werden. Die hohe Bedeutung der Museumspädagogik des Hauses beschreibt Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens, wie folgt: „Das Forum ALTE POST möchte Kunst und Kultur in Pirmasens und weit über die Stadtgrenzen hinaus einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht zugänglich machen. Daher spielt gerade auch die Kunst- und Kulturvermittlung eine ganz hervorragende Rolle.“
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Forum ALTE POST Poststraße 2 | D-66954 Pirmasens Telefon +49 (0)63 31 / 23 927-16 Telefax +49 (0)63 31 / 23 927-20 AltePost@pirmasens.de www.forumaltepost.de Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag, jeweils 11 bis 18 Uhr
Neuer Stadtplatz als attraktives Tor zum Forum Im Herbst 2015 erst wurde direkt an das umgebaute Gründerzeit-Juwel ein neuer Stadtplatz eingeweiht, benannt als Joseph-Krekeler-Platz nach dem 2003 verstorbenen ehemaligen Pirmasenser Oberbürgermeister. Der von Silberlinden gefasste kleine Platz ergänzt sich durch
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Geschichte in Verantwortung Die Gedenkhalle Oberhausen Autor: Clemens Heinrichs
Die Gedenkhalle wurde 1962 als eine der ersten westdeutschen Gedenkstätten überhaupt gegründet. Als kommunale Gedenkstätte sollte sie der Opfer des Nationalsozialismus gedenken und ein lebendiger Ort der Information und Begegnung sein. Diese Initiative war der damaligen Oberbürgermeisterin Luise Albertz zu verdanken, die einen tragischen biografischen Bezug zum Nationalsozialismus hatte: Ihr Vater Hermann wurde von den Nationalsozialisten als politischer Gegner verfolgt und kam im Frühjahr 1945 unter ungeklärten Umständen ums Leben. Örtlich befindet sich die Gedenkhalle seit der Aufnahme ihrer Arbeit vor bald 54 Jahren im Südflügel des Schlosses Oberhausen, sie ist direkter Nachbar der LUDWIG GALERIE und überdies reizvoll zwischen Kaisergarten und dem Rhein-Herne-Kanal und in unmittelbarer Sicht- und Laufweite des Gasometers gelegen. Seit langen Jahren ist die Gedenkhalle Mitglied im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte Nordrhein-Westfalen.
Großes Foto: Blick in die Dauerausstellung der Gedenkhalle. © Ralf Raßloff Kleines Foto: „Die Trauernde“ von Willy Meller vor der Gedenkhalle. © Ralf Raßloff
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nen, wurde im Jahr der Kulturhauptstadt 2010 in Essen und dem Ruhrgebiet in der Gedenkhalle eine neue Dauerausstellung eröffnet. Diese erläutert im Hauptraum in großer Detailgenauigkeit die Oberhausener Stadtgeschichte und stellt umfassend Zwangsarbeit im Nationalsozialismus seit 1939 im Kontext des Ruhrgebiets dar. Das Alleinstellungsmerkmal der frühen Gründung wird ebenso wie die Tätigkeitsfelder der Gedenkhalle im Foyer skizziert. In der Konkretion einer Ausstellung, die sich auf einen überschaubaren Raum wie eine Stadt mit damals etwa 200.000 Einwohnern bezieht, kann deutlich werden,
Bis heute ist die Gedenkhalle den Menschenrechten und der historisch-politischen Bildung verpflichtet. Im Grunde ihrer Substanz ist die Gedenkstätte der Sentenz der damaligen Oberbürgermeisterin Luise Albertz verpflichtet, die kein Mausoleum schaffen wollte, sondern einen lebendigen Ort des Austausches über die NS-Geschichte. Denn hier sollten und sollen Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus nicht (mehr) erlebt haben, über den unfassbaren und unvergleichlichen Zivilisationsbruch in Kenntnis gesetzt und über die Dimensionen der vielfachen Verheerungen orientiert werden. Als im April diesen Jahres der Kabarettist Jochen Malmsheimer die Gedenkhalle besuchte, stellte er so zutreffend wie humorvoll fest, andere Museen hätten größere Werbebanner als die Gedenkhalle Ausstellungsfläche. Doch sagt Größe selbstredend nichts über Qualität aus. Und um letztere zu bewahren, die Ausstellung auf den neuesten Forschungsstand zu bringen und sich den neuen Medien zu öff-
Oben: Detail im Ausstellungsbereich „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“. © Ralf Raßloff Unten: Zugangsbrief des Schutzhäftlings Hermann Albertz, Konzentrationslager Sachsenhausen, 2.10.1944. Stadtarchiv Oberhausen
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wie sich Menschen für die NSDAP und ihre Ideologie entschieden und was dies für andere bedeutete. Ein Mann wie der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Heuser, eigentlich dem Zentrum zugehörig, wechselte das Parteibuch und blieb bis zur seiner Pensionierung 1937 Oberbürgermeister. Ein DNVP-Mann wie Bernhard Legge wechselte ebenfalls in die NSDAP und nahm als Bürgermeister Einfluss auf Personalentscheidungen. Darunter musste u. a. der jüdischstämmige Hugo Baum senior leiden, der zwar für seine Verdienste als Soldat im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz erhalten hatte, dann aber unter Nationalsozialisten wie Legge gekündigt
und arbeitslos wurde. Ein Mädchen wie Gerda Tabaschwosky bekam nach Ende ihrer Schullaufbahn 1933 keine Lehrstelle, da der Vater Sozialdemokrat war. Wegen der Unmöglichkeit, in Deutschland einem Erwerb nachzugehen, musste sie in die Niederlande ausweichen, wo sie erst vor wenigen Jahren starb. Andere Menschen wie Hermann Albertz, der Stadtverordneter in Oberhausen war, Vorsitzender der hiesigen SPD und Mitglied des preußischen Landtags, ließen sich auch durch Schutzhaft und andere Sanktionen nicht von ihrer Haltung abbringen, mit für ihn tödlichen Folgen. Wer sich über strukturelle Ausgrenzung, Verfolgung, Entrechtung, Verfolgung und industriell betriebenen Mord an Juden, Sinti und Roma und vielen anderen Opfergruppen informieren will, kann in der Oberhausener Gedenkhalle wichtige Hinweise finden, die über die Stadtgrenzen hinaus auch auf andere Ort übertragbar sind.
marlene dietrich DIE DIVA. IHRE HALTUNG. UND DIE NAZIS. 12.6. – 11.12.16 gedenkhalle Oberhausen
„Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“ 12.6.2016 - 11.12.2016 Um die Dauerausstellung temporär um eine Variante zu bereichern, zeigt die Gedenkhalle eine Eigenproduktion zu „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis.“ Wer kennt sie nicht als laszive Lola Lola aus dem Filmklassiker „Der blaue Engel“? Wer hat nicht schon einmal von den berühmten langen Beinen der ‚Dietrich‘ gehört? Und wer hat sie nicht schon einmal singen hören „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ oder „Sag mir, wo die Blumen sind“? Marlene Dietrich: Sexsymbol und (Groß-) Mutter, Schauspielerin und Sängerin, Ehefrau und Geliebte, Kunstfigur und Stilikone, Weltstar und Diva - es verbinden sich viele schillernde Bilder mit ihr, die sich seit Jahrzehnten im öffentlichen Bewusstsein eingeprägt haben. Ist deshalb schon alles über Marlene Dietrich gesagt? Man möchte es annehmen, wirft man einen Blick auf die Vielzahl der Ausstellungen und Publikationen, die sich in bald 100 Jahren rund um den Globus angesammelt haben. Die Perspektiven sind dabei höchst unterschiedlich und machen deutlich, dass man es bei diesem deutschen Weltstar mit einem Phänomen zu tun hat, das nicht auf einen einzigen Aspekt zu reduzieren ist.
Oben: schnugmedia, Oberhausen Unten: Starportrait Marlene Dietrich, Hollywood, 1930er-Jahre. © Marlene Dietrich Collection Berlin
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Der Stoff, dem sich Ausstellung und Katalogbuch mit „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis.“ widmen, ist ebenfalls schon mehrfach thematisiert worden. Zuvorderst sei genannt derjenige Teil der Ausstellung der Deutschen Kinemathek, Museum für Film und Fernsehen in Berlin, der Marlene Dietrich in großer Genauigkeit durch die Jahrzehnte und die zentralen Abschnitte ihres Lebens folgt. Oder die Publikation „A Woman at War. Marlene Dietrich Remembered“ ihres Enkels J. David Riva aus dem Jahr 2006. Doch erstmals hat die Gedenkhalle Oberhausen Marlene Dietrichs Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren anhand zahlreicher Dokumente, Fotos, Presseartikel und Filmmaterialien umfassend rekonstruiert. Grund dafür gab es genug. Denn wie konnte es dazu kommen, dass die gebürtige Berlinerin zur amerikanischen Staatsbürgerin mit französischem Wohnsitz wurde, die erst wieder ihre letzte Ruhestätte in Berlin fand und in Deutschland über lange Jahre immer wieder heiß umstritten war?
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Tatsächlich war für Marlene Dietrich von besonderer Bedeutung ihr spannungsreiches Verhältnis zu Deutschland. So ging sie zwar noch vor der ‚Machtübernahme‘ durch die Nationalsozialisten nach Hollywood, ließ sich aber seit 1933 auf keine Zusammenarbeit mit den Nazis ein und half stattdessen lieber deutschen Flüchtlingen im Exil. 1939 wurde sie US-amerikanische Staatsbürgerin und unterstützte den Kriegseinsatz gegen Nazi-Deutschland aktiv. Ein Fakt, der ihr bei ihrer Deutschland-Tournee 1960 von Teilen der deutschen Öffentlichkeit vorgeworfen wurde. Zur gleichen Zeit feierte man sie in Israel gerade für diese Haltung. Nach 1960 kehrte Marlene Dietrich nur noch selten nach Deutschland zurück. Erst mit
Oben: Telegramm von Rudi Sieber an seine Frau Marlene Dietrich, Paris, 8.5.1933. © Marlene Dietrich Collection Berlin Rechts: Marlene Dietrich im Paillettenkleid auf einem Panzer in Gillrath, Februar 1945. © Marlene Dietrich Collection Berlin
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ihrem Tode 1992 kam sie wieder in ihre alte Heimat Berlin, in der sie 1901 als Marie Magdalene Dietrich zur Welt gekommen war und sich so früh wie eigensinnig in „Marlene“ umbenannt hatte. Ihr Grab gehört zu den Ehrengräbern Berlins. Im Lauf von fast 60 Lebensjahren lässt sich bei Marlene Dietrich ein roter Faden nachzeichnen, der bislang so noch nicht in dieser Ausführlichkeit erzählt wurde. Neben vielen Fotografien aus ihrem Leben zeigen zahlreiche Dokumente und weitgehend unbekannte Filmsequenzen auf eindrucksvolle Weise, für welche Haltung Marlene Dietrich unbeirrt über ihr gesamtes Leben hinweg stand, ohne dabei die jeweiligen zeitbedingten Umstände aus den Augen zu verlieren. Dass sie noch Mitte der 1980er-Jahre Kontakt zu Beate und Serge Klarsfeld aufnahm, denen es nach langen Jahren gelungen war, den „Schlächter von Lyon“ Klaus Barbie vor Gericht zu bringen, nimmt vor diesem Hintergrund nicht mehr wunder. Dem Kontakt dieser besonderen Personen ist folgerichtig eine eigene Ausstellungsstation gewidmet. Im Rahmen der Ausstellung wird im Herbst 2016 ein Dokumentarfilm zum Verhältnis von Marlene Dietrich zu den Klarsfelds im Oberhausener Kino „Lichtburg“ Premiere feiern. Die Ausstellung konnte dank der umfassenden Unterstützung durch die Marlene Dietrich Collection Berlin realisiert werden. Insbesondere der schriftliche
Oben: Marlene Dietrich bei der Truppenbetreuung der US-Armee, 1944. © Marlene Dietrich Collection Berlin Unten: Verleihung der „Medal of Valor“ vom Staat Israel, Los Angeles, 12.2.1965. © Brush Photo, Los Angeles/Marlene Dietrich Collection Berlin
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und fotografische Nachlass von Marlene Dietrich spielte für die Entwicklung der Ausstellung der Gedenkhalle eine zentrale Rolle. So konnten aus Tausenden originaler Zeugnisse die werthaltigen Positionen des Weltstars mit deutschen Wurzeln herausgefiltert werden, die nun in der Ausstellung anhand von exemplarischen Beispielen nachvollzogen werden können. Der Künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek Berlin, Dr. Rainer Rother, äußerte zu der Kooperation, man habe das Oberhausener Projekt mit Freude unterstützt, da sich die Ausstellung „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis.“ auf eine auch für das eigene Haus ganz wesentliche und vielleicht nicht genügend bekannte Seite Marlene Dietrichs, nämlich ihre politische Haltung und ihre Resistenz gegenüber allen Offerten der Nationalsozialisten, kon-
zentriere. Die Ausstellung trage dazu bei, diesen Aspekt einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu machen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit zahlreichen bislang nicht veröffentlichten Fotografien zu Marlene Dietrich.
Gedenkhalle Oberhausen Konrad-Adenauer-Allee 46 46049 Oberhausen Info-Telefon: 0208-6070531-11 www.gedenkhalle-oberhausen.de
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Explorado Kindermuseum Duisburg So schlau macht Spaß! Autorin: Tina Berntsen
In Deutschlands größtem Kindermuseum dürfen Kinder alles anfassen, denn die zahlreichen Stationen im Explorado sind zum Mitmachen gedacht. Experimentieren, Riechen, Verkleiden, Bauen - hier erforschen Kinder zwischen 4 und 12 Jahren unsere Welt spielend. „Mit Herz, Hand und Verstand“ ist das Motto auf 3.000 Quadratmetern und drei Etagen eines alten Getreidespeichers am Duisburger Innenhafen.
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Die Mitmach-Ausstellung In der großen Mitmach-Ausstellung können Kinder in verschiedenen Themenbereichen ihre eigene Welt erforschen. Auf drei Etagen gibt es über 100 Mitmach-Stationen: Im Erdgeschoss ist das Explorado „bewegt“. Hier geht es ums Gleichgewicht, um Geschicklichkeit und Schnelligkeit. So können Kinder auf unserer Rennbahn ihre Reaktionszeit und Schnelligkeit direkt ablesen.
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Weiter geht‘s in die Geschichte des Innenhafens: Kleine Forscher machen sich auf die Suche nach historischen Funden in der Ausgrabungsstätte, sie verschiffen wie vor hundert Jahren Getreide mit einem Lastkahn oder mahlen das Korn in der transparenten Mühle. Wie sieht eigentlich ein Maulwurfshügel von innen aus? Im Explorado gibt es die Antwort, indem Kinder in einen übergroßen Hügel hineinklettern. In unserer Verkehrslandschaft mit fahrbaren Holzautos machen Kinder den Explorado-Führerschein. Sie bauen ihr eigenes Haus oder lernen, wie man ein Dach deckt. Dies nennen wir den Techniktester. Für die kleinen Denker gibt es die Knobelecke, in der auch oft die Erwachsenen ganz vertieft sind. Auch die Welt der Kommunikation und der Medien wird im Explorado ganz praktisch erlebt. In der zweiten Etage gibt es zum Beispiel eine Blue Box, wie in den Fernsehnachrichten. Unterhaltet euch doch mal per Morse-Alphabet, dem guten alten Dosentelefon oder per Satellit. Oder macht mit Euren Eltern einen kleinen Trickfilm.
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Alle Fotos: © Explorado Duisburg, 2016
Sonderausstellung: GANZ WEIT WEG – UND DOCH SO NAH* Neues kennenlernen, sich vertraut machen mit anderen Gesichtern, Sprachen, Gerüchen, Speisen, Kleidern und Riten unserer Welt, all das können Mädchen und Jungen beim Besuch der aktuellen Sonderausstellung von „Ganz weit weg – und doch so nah“. Die Ausstellung zum Mitmachen möchte die Neugier für andere Menschen wecken, indem sie Kinder den Alltag anderer Kulturen selbst entdecken lässt. Was trennt uns, was verbindet uns, was haben wir gemeinsam? Diese und andere Fragen beantwortet die Erlebnisausstellung „Ganz
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weit weg – und doch so nah“, die vom 15. Januar bis 31. Dezember 2016 im Explorado Duisburg zu sehen ist, spielerisch und mit allen Sinnen. Ob als Abenteuertrip, Weltreise, Ferienspaß oder Bildungsreise: Im 2. Obergeschoss können Besucher an farbenfrohen, bespielbaren Stationen wie der Spielschule, der Küche der Welt oder dem Marktplatz International unterschiedliche Lebensweisen anderer Kulturen entdecken. Manchmal reichen wenige Schritte, um Vorurteile über Bord zu werfen. * Die Ausstellung „Ganz weit weg – und doch so nah“ ist eine Leihgabe des Labyrinth Kindermuseum Berlin.
Das Proggramm im Explorado Dies alles sind nur einige Beispiele aus der großen Ausstellung, die zu erkunden, mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Für Pausen gibt es unser Bistro mit Blick auf den Innenhafen, in dem jeden Sonntag auch immer ein Familien-Frühstücksbuffet angeboten wird. Selbst mitgebrachte Speisen können im Picknickbereich verzehrt werden. Die Jüngsten finden eine piratenstarke Spielecke im Käpt‘n Sharky - Kleindkindbereich willkommen. Das Explorado setzt auf ständig wechselnde Angebote. So wird auch der 3. und 4. Besuch immer wieder Neues bringen.
Dazu zählen neben Wechselausstellungen auch verschiedenen Workshops für kleine Forscher und Veranstaltungen für Familien mit besonderen Attraktionen. So gibt es beispielsweise jeden Sonntag einen Raketenworkshop, bei dem Kinder ihre eigene Rakete bauen und dabei die physikalischen Hintergründe verstehen. In den Ferien bietet das Kindermuseum betreute Angebote mit Spaß und Spannung. Zum Beispiel können Kinder eine Detektiv-Ausbildung machen oder in die Rolle eines Forschers schlüpfen und tolle Experimente durchführen. Darüber hinaus sorgt der Explorado-Ferienpass dafür, dass während der Sommerferien keine Langeweile aufkommt. Geburtstagskinder erleben hier einen fantastischen Tag als Elfen und Kobolde, Detektive, Piraten, Forscher oder Meisterköche. Unvergesslich ist auch der magische Zauberer-Geburtstag und der Blick hinter die Kulissen beim Insider-Geburtstag. Die Geburtstage sind schnell ausgebucht und sollten vorzeitig gebucht werden (Buchung unter: 0203/298 233 444). Aktuelle Veranstaltungen entnehmen Sie
unserem Monatsprogramm unter www. explorado-duisburg.de/veranstaltungskalender Überblick Sonderausstellungen: 15.01.-31.12.2016 Erlebnisausstellung „Ganz weit weg – und doch so nah“ 15.03.-30.09.2016 Ausstellung „LeseZEICHEN“ 05.04.-31.10.2016 Fotoausstellung „Kindheit im heiligen Land“ der SOS-Kinderdörfer Adresse Explorado Duisburg Philosophenweg 23-25 47051 Duisburg Telefon: +49 (0)203 29823340 Email: info@explorado-duisburg.de Website: www.explorado-duisburg.de Social Media: facebook.com/ExploradoDuisburg
twitter.com/Explorado_DU instagram.com/explorado_duisburg/ Öffnungszeiten Montags geschlossen Dienstag – Donnerstag 9:00-18:00 Uhr Freitag – Sonntag 10:00-19:00 Uhr Ferien und Feiertage in NRW: täglich 10:00-19:00 Uhr Eintrittspreise Kennenlernticket (60 min.) 5,00 € Tagesticket (1 Person) 16,50 € Ermäßigtes Tagesticket 12,50 € Familienticket (3 Personen) 39,50 € + jede weitere Person 10,00 € Gruppenticket (ab 15 Pers.) 9,00 € Kinder bis einschließlich 3 Jahren haben freien Eintritt. Barrierefreiheit: Das Explorado Kindermuseum verfügt über einen Aufzug, der auch mit Rollstühlen und Kinderwagen nutzbar ist. Alle Räumlichkeiten sind für Rollstuhlfahrer ebenfalls barrierefrei erreichbar.
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Museum Stangenberg Merck – ein Gesamtkunstwerk Autorin: Daniela Walther
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Das 2010 eröffnete Museum Stangenberg Merck, untergebracht in einer prachtvollen Gründerzeit-Villa inmitten eines gepflegten Parks in Jugenheim an der Bergstraße, zwölf Kilometer südlich von Darmstadt, ist aufgrund seiner Vielseitigkeit eigentlich als Gesamtkunstwerk zu beschreiben. Das beginnt mit dem liebevoll instand gehaltenen Gebäude, dem „Haus auf der Höhe“. Es ist am Hang gelegen und von einem gepflegten Park umgeben. 1860 wurde es errichtet und 1904 nach Plänen des Bergstraßen-Architekten Heinrich Metzendorf umgebaut und mit Jugendstilelementen versehen. In diesem Haus verbrachte die akademische Malerin Heidy Stangenberg-Merck (1922 - 2014) ihre Kindheit und Jugend. Auch, wenn die Künstlerin nach Abschluss des Studiums überwiegend in München lebte, wurden im „Haus auf der
Höhe“ Jahr für Jahr in den Sommermonaten ihre neuen Werke vorgestellt. Heidy Stangenberg-Merck fand schon früh zu ihrem bezeichnenden Stil, den sie lebenslang beibehielt. Besondere Themen der gegenständlichen Malerin sind lebendige atmosphärische Darstellungen des griechischen Landlebens sowie streng durchkomponierte Stillleben in ihrer reinsten Form. Die überwiegenden Techniken waren Öl und Tempera. Parallel entstanden ab 1969 rund 240 verschiedene Radierungen, die überwiegend durch die Künstlerin selbst gedruckt wurden. Aber auch Linolschnitt, Monotypie und Zeichnungen mit Bleistift, Feder, Tusche gehören zum Spektrum dieser leidenschaftlichen Künstlerin, die ein erfasstes Gesamtwerk von über 2.700 Kunstwerken hinterlassen hat, wobei sich über 1000 Werke im Privatbesitz, in Sammlungen oder Museen befinden.
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Auf 550 qm Ausstellungsfläche, verteilt auf drei Etagen, werden überwiegend Werke von Heidy Stangenberg-Merck gezeigt. Einige Räume sind jedoch auch Marietta Merck und Karl Stangenberg gewidmet Karl Stangenberg, der Ehemann der 2014 verstorbenen Künstlerin, zeigt mehrzonige Tempera-Bilder, die ihre Gegenständlichkeit durch die Auflösung in Licht und Schatten fast schon wieder verlieren. Tonträger mit Einspielungen aus seiner Zeit als Solist der originären Blockflöte und Bände mit lyrischen Werken zeigen drei verschiedene Schaffensperioden des vielseitigen Künstlers.
berstift. Sie schuf allerdings auch einige ausdrucksvolle Plastiken, wie die Dauerausstellung zeigt.
Marietta Merck, Mutter von Heidy Stangenberg-Merck und selbst schaffende Künstlerin, widmete sich nicht nur der Malerei und der Zeichnung - ihre besondere Stärke waren fein ausgearbeitete Portraits mit Bleistift, Röthel oder Sil-
Von den zwei Sonderausstellungen im Haus auf der Höhe ist eine stets Heidy Stangenberg-Merck gewidmet. 2015/16 werden unter dem Titel „Reisen nach Italien“ 25 bislang unveröffentlichte Bilder aus den frühen Schaffensjahren (1948 bis 1955) gezeigt. Die Ausstellung begleitet den Besucher in das Italien der 50-er Jahre. Die Motive reichen von der Bleistiftskizze vom Strand auf Ischia quer durch Italien bis zum Temperabild eines sizilianischen Dorfes. Heidy
Stangenberg-Merck war fast überall in Italien - Skizzenbuch und Stifte waren immer dabei! Bei einer ergänzenden medialen Aufbereitung kann der Besucher sich ein Bild davon machen, in welcher Qualität die Künstlerin ihre Skizzenbücher geführt hat, wie eindrucksvoll sie das Gesehene vor Ort festgehalten hat. Für die zweite Sonderausstellung ist ein Raum im Souterrain des Hauses reserviert, hier können befreundete Künstler ihre Werke zeigen und auch zum Verkauf anbieten. Nach den beeindruckenden figurativen
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Glasreliefs der Reinheimer Künstlerin Gudrun Cornford (2015/2016) stellt aktuell die Keramikerin Susanne Altzweig ihre Objekte aus (bis ca. April 2017). Dass in kürzester Zeit bereits zwei Objekte verkauft wurden, spricht für die Qualität ihrer Werke. Überhaupt können Kunstliebhaber im Souterrain des „Haus auf der Höhe“ sowohl Originale als auch Reproduktionen erwerben. Von Heidy Stangenberg-Merck und von befreundeten Künstlern wie beispielsweise dem 2015 verstorbenen Peter Stephan sind Originalradierungen erhältlich, von anderen bekannten Künstlern, meist Kollegen und Freunden der Künstlerin, sind verschiedene Originale wie z.B. Schabkunst (Wolfgang Niesner) oder Skulpturen (Christiane von Kessel, Michael Reinhardt) erhältlich.
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Die Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr Montag und Dienstag ist das Museum geschlossen. Gruppenführungen zu anderen Zeiten auf Anfrage möglich Direkt am Haus sind genügend Parkplätze vorhanden. Museum Stangenberg Merck im Haus auf der Höhe Helene-Christaller-Weg 13 64342 Seeheim-Jugenheim Telefon: 06257 - 90 53 61 www.museum-jugenheim.de info@museum-jugenheim.de (facebook: Museum Stangenberg Merck) Das Museum Stangenberg Merck ist Mitglied im Deutschen Museumsbund e.V. Alle Fotos: © Daniela Walther
Ein Geheimtipp innerhalb des Museum Stangenberg Merck ist der „Kunstgenuss“, ein Ort zum Verweilen, zum Ausruhen und zum Genießen. Der grandiose Ausblick über Jugenheim und die Rheinebene bei einer Tasse Cappuccino und ein paar Macarons ist ein absolutes Muss für jeden Museumsgast! Der 2 Hektar große Park des Anwesens mit altem Baumbestand ist normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Rahmen der „offenen Gartenpforte Hessen“ wird er jedoch am Samstag, den 18. Juni (12 -18 Uhr) und am Sonntag, den 19. Juni 2016 (10 -17 Uhr) für interessierte Besucher geöffnet sein. Eine weitere Attraktion wird der im Park neu installierte „Dichterpfad“ mit Gedichten von Karl Stangenberg sein.
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Das Literaturhaus im Karlsruher PrinzMaxPalais Autoren: Hansgeorg Schmidt-Bergmann Simone Bigeard
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„Literaturausstellungen sind immer fragwürdige Veranstaltungen“, konstatierte einst Marcel Reich-Ranicki. Das war vielleicht einmal so. Heute sind Literaturmuseen lebendige Kulturzentren. Das Museum für Literatur in Karlsruhe steht dafür als Beispiel – es ist ein literarischer Treffpunkt und ein außerschulischer Lernort. Die Literarische Gesellschaft ist als Trägerin des Museums für Literatur, der Oberrheinischen Bibliothek und des Oberrheinischen Literaturarchivs eine der Säulen des literarischen Lebens in Baden-Württemberg. Die Konzeption und Betreuung der Online-Plattformen literaturland-bw.de und autoren-bw.de im Auftrag des Landes Baden-Württemberg stehen als Modell für digitale Vermittlungsund Informationsmöglichkeiten. Als Herausgeberin der traditionsreichen Literaturzeitschrift allmende bietet die Literarische Gesellschaft der jungen Literatur ein Forum.
Im Zentrum steht die beständige Modernisierung und Aktualisierung der Dauerausstellung des Museums für Literatur. Schrift- und Buchkultur, Prozesse der Literarisierung und die Werke der bedeutenden deutschsprachigen Autoren des Oberrheins lassen sich im Rahmen von chronologischen Epochenschwerpunkten nachvollziehen. Neben Handschriften und zahlreichen Erstausgaben werden historische Fotografien und exemplarische Exponate gezeigt, darunter der Schreibtisch des Dichters Johann Peter Hebel. Die Mundartgedichte, Kalendergeschichten und weiteren Texte des alemannischen Aufklärers bilden mit dem Werk Joseph Victor von Scheffels Eckpunkte des 19. Jahrhunderts. Um den Zugang zur Literatur zu erleichtern, werden auch multimediale Installationen angeboten. Zuletzt wurden im Tonkabinett des Museums iPads installiert, die Lesungen der letzten Jahrzehnte und damit einen Streifzug durch die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bieten. Die Besucher können ihren Rundgang durch
das Museum individuell zusammenstellen. Eine deutsche, eine französische und eine speziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Audioführung erschließen die Räume im PrinzMaxPalais. In Vorbereitung ist zudem eine Schreibgerätestation zum
Linke Seite: PrinzMaxPalais. Foto: © ONUK Oben: Im Museum für Literatur ergänzen sich Dauerund Sonderausstellungen. Foto: © MLO Unten: Im neu gestalteten Tonkabinett sind Ausschnitte aus zahlreichen Lesungen zu hören. Foto: © Alex Stiebritz
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Mitmachen und Ausprobieren, die die Entwicklung der Schreibkultur von der Antike bis in unsere digitale Zeit dokumentiert. Träger des Museums für Literatur ist die Literarische Gesellschaft Karlsruhe – mit über 7.000 Mitgliedern die größte literarische Vereinigung Mitteleuropas! Seit der Gründung 1924 und der Eröffnung des Literaturmuseums 1926 sammelt der eingetragene Verein Primär- und Fachliteratur zur Literaturgeschichte des Oberrheins, die in der auf über 10.000 Bände angewachsenen Oberrheinischen Bibliothek zugänglich ist. Der Bestand der Präsenzbibliothek kann online über den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund unter swb.bsz-bw.de recherchiert werden. Darunter sind zahlreiche seltene Ausgaben badischer und elsässischer Autoren seit dem 16. Jahrhundert zu finden, von Humanisten wie Johannes Reuchlin und Philipp Melanchthon über Grimmelshausen
bis in das 21. Jahrhundert mit Autoren der Klassischen Moderne wie Hans Arp, René Schickele, Ernst Stadler und Carl Einstein über Marie Luise Kaschnitz bis zur aktuellen Gegenwartsliteratur. Im Oberrheinischen Literaturarchiv bewahrt die Literarische Gesellschaft bedeutende Autorennachlässe. Neben dem zentralen Nachlass Joseph Victor von Scheffels bearbeitet das Literaturarchiv die Hebel-Sammlung von Karl Fritz mit über 700 Exponaten sowie beispielsweise die Nachlässe von Emil Frommel, Max Barth und Irmhild Oberthür. Dokumentiert ist auch ein Teil der Verlagskorrespondenz des Stahlberg Verlages, der Autoren wie Curzio Malaparte, Arno Schmidt und Willi Heinrich in Karlsruhe verlegt hat – darunter die „Karlsruher“ Erstausgabe von Zettels Traum. Die hier konservierten Manuskripte, Erstausgaben, Briefe, Postkarten
Die Ausstellung mit Papierarbeiten von Lisa Kränzler ist noch bis zum 28.8. im Museum für Literatur zu sehen.
und Verlagskorrespondenzen stehen der Forschung zur Verfügung. Eine Sammlung zur Buch- und Verlagsgeschichte bildet eine weitere wichtige Ergänzung. Die regelmäßigen Sonderausstellungen geben einen Einblick in die Vielfalt von Literatur über regionale und gattungstypologische Grenzen hinaus. Eine kurze Auswahl der Themen macht dies deutlich, denn in den Sonderausstellungen der Vergangenheit hat Georg Lukács´ Heidelberger Ästhetik ebenso ihren Platz wie Zeichnungen Pavel Schmidts zu Franz Kafka oder die Erforschung von Friedrich Weinbrenners Antikenrezeption. Zwei Ausstellungen – 2002 und 2012 – zur Literatur in Baden-Württemberg dokumentierten die Vielfalt des literarischen Lebens des Südwestens. Das Zusammenspiel von Bildender Kunst und Literatur nimmt auch die aktuelle Ausstellung in den Blick. Bis zum 28. August 2016 sind mit FETZEN: „Rotzig, kraftvoll, wild“ Papierarbeiten der Schriftstellerin und Künstlerin Lisa Kränzler zu sehen. Durch die erste große Ausstellung von Werken der vielfach ausgezeichneten ehemaligen Literaturstipendiatin des Lan-
Linke Seite: Manuskripte und Zeichnungen Joseph Victor von Scheffels sind fester Bestandteil des Oberrheinischen Literaturarchivs. Oben: Scheffelskizzen. Foto: © MLO Unten: Scheffelmanuskript. Foto: © Alex Stiebritz Unten: Im Bibliotheksraum lesen namhafte Autoren aus ihren Werken. Foto: © Alex Stiebritz
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des Baden-Württemberg und Absolventin der Kunstakademie Karlsruhe nimmt das Museum für Literatur zeitgenössische Diskurse über „hybride“ Kunstformen auf. Ebenfalls am Puls der Zeit sind die wöchentlichen Lesungen erfolgreicher Autorinnen und Autoren im Literaturhaus, wie Juli Zeh, Martin Walser, Rafik Schami, Judith Hermann, Daniel Kehlmann… auch die Nobelpreisträger für Literatur Herta Müller und Günter Grass waren zu Gast. Namhafte Autoren und ein engagiertes Netzwerk tragen seit einigen Jahren auch zum Erfolg der von der Literarischen Gesellschaft initiierten und organisierten Karlsruher Literaturtage bei, die im September 2016 in die vierte Runde gehen. Die eine oder andere Entdeckung kann auch zum Monatsbeginn gemacht werden:
wie die 2017 erscheinende Kommentierte Ausgabe der Werke Johann Peter Hebels.
dann bietet die Reihe LESUNG SÜD im KOHI-Kulturraum am Karlsruher Werderplatz jungen Schriftstellern eine Plattform. Wer noch ganz am Anfang des Schreibens steht, kann sich von einem der vielfältigen, von etablierten Autorinnen und Autoren betreuten Workshops im Literaturhaus zum literarischen Schreiben anleiten lassen. Oder einfach eine der zahlreichen Publikationen zur Hand nehmen – von der Literarischen Gesellschaft herausgegebene Bücher mit Texten beispielsweise von René Schickele und Ernst Stadler, informative Ausstellungskataloge zu Literatur und Kunst in Baden-Württemberg, Hör-CDs mit O-Tönen bedeutender Schriftsteller. Ambitionierte Editionen sind in Arbeit,
zung der Preisträger untereinander dient seit 2014 ein von der Literarischen Gesellschaft initiiertes Internetforum. Scheffel-Preisträger sind beispielsweise: der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Maier, der ehemalige Mainzer Kardinal Lehmann, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Komponist Wolfgang Rihm sowie zahlreiche Gegenwartsautoren wie Peter Schneider, Joachim Zelter, Silke Scheuermann, Marie T. Martin, Lena Gorelik und Björn Kern.
Das Museum für Literatur versteht sich somit als ein außerschulischer Lernort. Das Angebot erstreckt sich von Einführungen in literarische Epochen über thematische Rundgänge bis hin zu Poetry Slam-Ateliers. Eine überregionale Vernetzung besteht durch die jährliche Vergabe des Scheffel-Preises für die beste Abiturleistung im Fach Deutsch an über 700 Gymnasien in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern sowie an einer stetig wachsenden Zahl der deutschen Auslandsschulen. Der seit 1928 von der Literarischen Gesellschaft verliehene Preis ist der wichtigste überregionale Deutschförderpreis der Bundesrepublik Deutschland. Der Vernet-
Ein Spiegel der Gegenwartsliteratur ist auch die Literaturzeitschrift allmende. 1981 von unter anderen Martin Walser,
André Weckmann und Adolf Muschg begründet, konnte die Literarische Gesellschaft 2003 die allmende vor dem „Aus“ retten. Die letzten Ausgaben thematisierten das Verhältnis von Literatur und Politik – ein Gesamtverzeichnis findet sich unter allmende-online.de. Die Literaturportale literaturland-bw.de und autoren-bw.de bieten einen digitalen Zugang zur Literatur in Baden-Württemberg. „Literaturausstellungen sind immer fragwürdige Veranstaltungen“ – das war einmal!
Fotos: Vitrinen © Alex Stiebritz ; Hebels Schreibtisch © Alex Stiebritz ; Gemälde © Alex Stiebritz
Museum für Literatur Karlsruhe PrinzMaxPalais Karlstr.10 76133 Karlsruhe
Tel. 0721/133-4087 info@literaturmuseum.de www.literaturmuseum.de www.facebook.com/Literaturhaus.Karlsruhe
Öffnungszeiten Montag geschlossen Dienstag 10.00 – 18.00 Uhr Mittwoch geschlossen Donnerstag 10.00 – 19.00 Uhr Freitag 10.00 – 18.00 Uhr Samstag 14.00 – 18.00 Uhr Sonntag 11.00 – 18.00 Uhr Am 24. Dezember und am 01. Januar ist das Museum geschlossen.
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Polizei hautnah erleben c
Autor: Tugrul Richter
Das Polizeimuseum Hamburg ist auf dem sicherheitsüberwachten Gelände der Akademie der Polizei in Winterhude beheimatet – mitten im Herzen der Polizei. Mit 1400 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist es das größte und modernste Polizeimuseum Deutschlands. Mehr als 50.000 Besucher haben es seit seiner Eröffnung im Februar 2014 besucht. In der mehr als hundertjährigen Geschichte der musealen Darstellung polizeilicher Arbeit nimmt dieses Museum eine außergewöhnliche Stellung ein. Denn während
andere polizeiliche Sammlungen in erster Linie der Aus- und Weiterbildung der Polizei dienen und den Charakter einer Sammlung beibehalten, richtet sich das Polizeimuseum Hamburg mit seiner Dauerausstellung konzeptionell an ein breites Publikum. Es versteht sich als eine „gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien und Bildungszwecken, zu Freude, Spaß und Genuss materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt“.1
Vom Kriminalmuseum zum Polizeimuseum Als der Chef der Kriminalpolizei und spätere Polizeipräsident Gustav Roscher im Stadthaus am Neuen Wall in Hamburg 1893 ein Kriminalmuseum gründete – es war nach dem Pariser Musée de la Préfecture de Police und dem Londoner Crime Museum eines der ersten in Europa –, bot es den Polizeibeamten Hamburgs eine Fachbibliothek, ein Bildarchiv und eine Sammlung von Exponaten.2 Diese Einrichtung verfolgte den Zweck, den „Anfängern in der strafrechtlichen Tätigkeit einen Überblick über die Realien der Kriminalistik zu bieten, so daß dieselben sich darüber klar sind, welcher Mittel sich Verbrecher bedienen, was die sachlichen Wirkungen der strafbaren Handlungen sind und welcher Hilfsmittel sich der Beamte bedienen kann, um die Feststellung des Tatbestandes und der Person des Täters zu erleichtern und zu sichern“.3 Eine Zusammenschau der Geschichte und Entwicklung der Polizeibehörde gab das vom Kriminalmuseum abzugrenzende Polizeimuseum – jener Ausstellungsbereich, in welchem Realien der Polizei vergangeOben: Seit Februar 2014 hat Hamburg ein Polizeimuseum in Hamburg-Winterhude in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark. Unten: 1893 wurde das erste Hamburger Kriminalmuseum vom Chef der Kriminalpolizei und späteren Polizeipräsidenten Gustav Roscher gegründet. Rechts: Wasserwerfer im Einsatz – auch draußen vor dem Polizeimuseum erleben Besucher Polizei hautnah.
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ner Tage betrachtet werden konnten.4 Lag der Fokus des Kriminalmuseums auf dem Gegenwärtigen und Aktuellen im polizeilichen Berufsalltag, so galt das Telos des Polizeimuseums der Bewahrung und Vermittlung der Historie. Während der verheerenden Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg gingen jedoch große Teile der Sammlung für immer verloren, einige fanden ihren Weg in den Bestand des Museums für Hamburgische Geschichte. Trotz der schwierigen Umstände der Nachkriegszeit entstand 1948 im Haus Deutscher Ring in den Räumen des Polizeihauptquartiers ein neues Kriminalmuseum. Zwei Jahre später zog dieses in die Polizeischule Viktoria-Kaserne in die Eggerstedtstraße um. Diesen Standort behielt das Museum die nächsten acht Jahre, ehe es 1958 abermals umzog, diesmal in den Block III der Schutzpolizeischule5 an der Carl-Cohn-Straße 39, wo es seitdem als Lehrmittelsammlung insbesondere jungen Polizeianwärtern für Aus- und Fortbildungszwecke offen stand. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs der Bestand aufbewahrter Anschauungs- und Vergleichsobjekte. Erste Anregungen für die Nutzung dieser Sammlung als öffentlich zugängliches Polizeimuseum kamen 1997/1998 von dem damals ranghöchsten Polizeibeamten Wolfgang Sielaff. Eine Realisierung scheiterte zunächst an den finanziellen Unwägbarkeiten, erfolgte aber wenige Jahre später mit Hilfe des Polizeivereins Hamburg e.V. Im Jahr 2006 wurde seitens der Polizeiführung die Entscheidung getroffen, die bestehende Lehrmittelsammlung um einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellungsbereich zu erweitern. Zu diesem Zweck sollte das Wirtschafts- und Kantinengebäude der Landespolizeischule als Standort und neues Heim des Polizeimuseums restauriert werden. Das Gebäude erschien nicht nur aufgrund seiner Historizität geeignet, sondern auch weil es mit seinen großen Speisesälen genug Raum für eine Dauerausstellung bot.
der Bundesvermögensverwaltung und wurde im Jahr darauf von der Freien und Hansestadt Hamburg für die Polizei erworben. Im Januar 1958 zog die damalige Schutzpolizeischule in diese ehemalige Kaserne.
Der Bau als Teil der Mackensen-Kaserne begann 1935 im Zuge der Aufrüstung. Die Kaserne gehörte zu den zahlreichen Kasernenbauten in und um Hamburg. Bis zum Überfall auf Polen war hier die „Beobachtungsabteilung“ des 20. Artillerie-Regiments untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges nutzten u.a. Nachschubeinheiten das Gebäude. Nach der Befreiung Hamburgs im Mai 1945 übernahmen britische Truppen die Kaserne und benannten sie in Beatty-Barracks um. Erst 1956 wechselte sie in den Besitz
Die Grundkonzeption für das entstehende Museum entwickelten die Professoren für Kommunikationsdesign Victor Malsy und Philipp Teufel aus Düsseldorf, das Feinkonzept erstellten die Grafischen Werkstätten Feldstraße (Hamburg). Ab Januar 2011 wurde die inhaltliche Konzeption des Museum von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Die Mitglieder des Beirates waren der Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Prof. Dr. Detlef Garbe, Dr. Ortwin Pelc, der wissenschaftliche Abteilungsleiter für das 19.
und 20. Jahrhundert und Jüdische Geschichte des Museums für Hamburgische Geschichte, ferner Dr. Wolfgang Schulte von der Deutschen Hochschule der Polizei sowie der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Nord und spätere Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch. Im Jahr 2014 feierte die Polizei Hamburg dann ihr 200-jähriges Bestehen – zum Auftakt der Feierlichkeiten konnte am 28. Februar 2014 das Polizeimuseum Hamburg eröffnet werden. Dauerausstellung auf drei Etagen Im Erdgeschoss des Polizeimuseums ist der auf zwei große Haupträume, einen Flur sowie drei kleinere Räume aufgeteilte Ausstellungsbereich zur Geschichte der
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Hamburger Polizei von 1814 bis heute zu finden. Das Ausstellungskonzept dieses Bereiches gibt eine chronologisch orientierte Führungslinie vor, was bedeutet, dass die Exponate und die dazugehörigen Raum- und Ausstellungstexte so platziert sind, dass die Besucher – sobald sie der Leserichtung folgend das räumlich nächstliegende Objekt ansteuern – quasi eine in der Vergangenheit beginnende Reise vorwärts durch die Zeit unternehmen. Dabei helfen die in Epochen zusammengefassten Stationen, sich in der Ausstellung zurechtzufinden: So bildet der Zeitraum nach der französischen Besatzung Hamburgs bis zum Anfang des Kaiserreichs die Ausgangsstation und markiert den „Beginn einer modernen Polizei“. Hernach nähern sich die Besucher der Epoche „Die Polizei während der Kaiser-
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zeit“, dann – dem Zeitstrahl folgend – der Präsentation über „Die Hamburger Polizei in der Weimarer Republik“, ehe der Blick des Besuchers auf das Modul „Die Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus“ gelenkt wird. Aus dieser chronologischen Linie herausgelöst, bildet die Präsentation des Themenkomplexes „Das Reserve-Polizeibataillon 101 vor Gericht“ eine Ausnahme. Die Ermittlungen gegen Angehörige des Reserve-Polizeibataillons 101, die Prozesse und Verurteilungen sind – neben der Rezeptionsgeschichte zu Christopher R. Brownings Buch „Ganz normale Männer“ – der Kern dieser Station. Mit dem Thema „Der Wiederaufbau der Hamburger Polizei 1945 – 1962“ endet der erste Hauptraum. Im Anschluss an den Besuch des Nachbaus einer Wache aus den 1960er Jahren können sich die Besucher einen Eindruck von den Aufga-
benfeldern der Polizei seit der Bewältigung der Flutkatastrophe im Jahre 1962 sowie der anschließenden Restrukturierung der Hamburger Polizei verschaffen. In diesem zweiten Hauptraum sind zahlreiche Themen der letzten 50 Jahre präsentiert, darunter die Studentenunruhen der 1960er Jahre, die Einsätze gegen die Rote Armee Fraktion (RAF) in den 1970er Jahren, der „Hamburger Kessel“ (1986) oder die Hausbesetzungen in der Hafenstraße in den 1980er Jahren. Links: Atmosphärisch eintauchen in die Zeit der 1960er Jahre können Besucher in einer original nachgebauten Hamburger Revierwache. Rechts: Welche Spuren hat der Täter hinterlassen? Im Polizeimuseum werden Jugendliche selbst zum Ermittler. Unten: Ob Bilderbuch-Suchspiel, Merkbuch-Rallye oder Ermittlerspiel – Spannung ist im Polizeimuseum auch für Kinder und Jugendliche garantiert.
Besucher werden zum Ermittler Im Obergeschoss präsentiert das Polizeimuseum die ganze Bandbreite der kriminaltechnischen Untersuchung. An interaktiven Labortischen erfahren die Besucher, wie Tatortspuren ausgewertet werden, und machen sich mit den unterschiedlichen kriminaltechnischen Analyseverfahren vertraut. Kinder ab 12 Jahren können hier im Ermittlerspiel eigenständig drei Kriminalfälle lösen. Ob tatsächlich der richtige Täter ermittelt wird, überprüfen die jungen Kriminalisten im angrenzenden Ermittlerraum selbst. Dort haben sie ferner die Möglichkeit, in den Originalakten zu stöbern. Im Polizeimuseum können große und kleine Besucher aber noch mehr erleben:
hinter das Lenkrad eines längsseitig halbierten Streifenwagens sitzend geht es mit Sonderrechten und Blaulicht virtuell durch die Hamburger City. Eine weitere einzigartige Attraktion ist der Polizeihubschrauber – im echten Cockpit fliegen Besucher virtuell über den Dächern der Stadt zum nächsten Einsatz am Volksparkstadion. Im Dachgeschoss befindet sich die Ausstellung „Die Hamburger Polizei ermittelt“. Die hier präsentierten acht Kriminalfälle erlangten in der Öffentlichkeit überregional Aufmerksamkeit: Darunter der Berufsverbrecher Julius A. Petersen,
welcher in den 1920er Jahren als Lord von Barmbeck zweifelhaften Ruhm erlangte, der Fall des Serienmörders Fritz Honka, der zwischen 1970 und 1975 mehrere Frauen ermordete und zerstückelte, der Fall des Werner Pinzner, eines Auftrags-
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mörders, welcher 1986 während einer Vernehmung im Hamburger Polizeipräsidium den ermittelnden Staatsanwalt, seine eigene Frau und sich selbst erschoss, und der Fall Dagobert (1988 – 1994), der von dem wohl erfindungsreichsten Kaufhauserpresser der Kriminalgeschichte handelt. Der Großteil der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museum sind ehemalige Polizei- oder Kriminalbeamte. Als Zeitzeugen führen sie die Besucher durch die Ausstellung. Im Mai 2016 konnte das Polizeimuseum den 50.000 Besucher begrüßen.
Polizeimuseum Hamburg Carl-Cohn-Straße 39 22297 Hamburg Telefon: 040 4286 – 6 80 80 polizeimuseum@polizei.hamburg.de www.polizeimuseum.hamburg.de Öffnungszeiten: dienstags, mittwochs, donnerstags und sonntags jeweils 11 – 17 Uhr. Führungen für Gruppen können nach vorheriger Anmeldung gebucht werden. Die Dauerausstellung ist zweisprachig (deutsch u. englisch) und barrierefrei, alle Etagen sind über einen Fahrstuhl erreichbar. Weil sich das Polizeimuseum auf dem sicherheitsüberwachten Gelände der Akademie der Polizei Hamburg befindet, müssen sich Besucher ausweisen können. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist kostenlos, Erwachsene zahlen 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. ___________________ 1 Ethische Richtlinien für Museen von ICOM. Schweiz 2010, S. 29. 2 Später wurde das Kriminalmuseum in das Meldehaus in der Dammtorstraße verlegt, dann in das alte Hamburger Rathaus in der Admiralitätsstraße. 3 Wosnik, Richard: Beiträge zur Hamburgischen Kriminalgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des Kriminal-Museums. Hamburg 1926, Band 1, Heft 1, S. 1. 4 Vgl. Roscher, Gustav: Großstadtpolizei. Hamburg 1912, S. 64. 5 Ab 1967 Landespolizeischule und seit 2013 Akademie der Polizei Hamburg.
Links: Ausgestellt im Dachgeschoss des Polizeimuseum: Die Waffen des St. Pauli-Auftragsmörders W. Pinzner. Links Unten: Die Ausstellung „Die Hamburger Polizei ermittelt“ wurde bereits 2010 fertiggestellt. Rechts: Der 560 Kilo schwere Streifenwagen wurde mit einem Kran durch ein ausgebautes Fenster ins Obergeschoss gehoben.
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Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945 und 1945-1957 Eine Ausstellung in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden. Autoren: Dr. Birgit Sack, Dr. Gerald Hacke
In Dresdens Südvorstadt überragt der imposante Glockenturm des Georg-Schumann-Baus der Technischen Universität Dresden am Münchner Platz alle umliegenden Häuser. Nähert man sich, ragt der Gebäudekomplex zwischen der Helmholtz-, George-Bähr- und Schumann-Straße auch aufgrund seiner äußeren Gestalt aus dem umgebenden Universitäts- und Wohnensemble heraus.
Oben: Außenaufnahme des früheren Landgerichts Dresden am Münchner Platz, heute Georg-Schumann-Bau der TU Dresden. Links: 1962 wurde die Gruppenplastik „Widerstandskämpfer“ von Arnd Wittig im ehemaligen Hinrichtungshof aufgestellt. Seit der Einrichtung der Gedenkstätte unterstützten diese und weitere Memoriale die Interpretation des Ortes als Stätte der Überwindung des Faschismus durch den (DDR-)Kommunismus. Fotos: © Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Baldauf & Baldauf, 2008 Rechts: Anfang der 1990er Jahre regte der selbst von einem sowjetischen Militärtribunal am Münchner Platz verurteilte Bildhauer Wieland Förster die Schaffung eines Mahnmals für die Opfer „stalinistischer Justizwillkür“ an. Seit 1995 steht seine Plastik „Namenlos – ohne Gesicht“ in einem früheren Gefängnishof.
1907 erhielt die Dresdner Justiz hier in der Südvorstadt ein neues Gebäude, dessen architektonische Gestaltung in der Tagesund Fachpresse gelobt wurde. An das Landgericht am Münchner Platz schloss sich in östlicher Richtung ein kreuzförmiger Bau an, der eine auf etwa 750 Insassinnen und Insassen angelegte Untersuchungshaftanstalt beherbergte. Funktionsbauten für Verwaltung, Versorgung, Heizung und Werkstätten umgaben und verbargen gleichzeitig das Haftgebäude. Ein umschlossener Hof war für die Vollstreckung von Todesstrafen vorgesehen.
umgebaut. Daher sind heute nur noch wenige Spuren des „authentischen“ Ortes erhalten. Parallel dazu entstand im und um den ehemaligen Hinrichtungshof eine Gedenkstätte. Lediglich sechs „Wegsteckzellen“, in denen Untersuchungshäftlinge als Angeklagte oder Zeugen vor Gericht kurzzeitig warten mussten, sind nicht bis zur Unkenntlichkeit überformt worden. Nach intensiven Recherchen in Archiven und Museen, bei Überlebenden und Angehörigen, und nachdem die Technische Universität Dresden zusätzliche Räumlichkeiten im vormaligen Gerichtsgebäude zur Verfügung gestellt hatte, konnte die Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945 // 1945-1957“ der Öffentlichkeit präsentiert werden.
50 Jahre, von 1907 bis 1957, währte die Nutzung als Gerichts-, Haft- und Hinrichtungsstätte, davon fast die Hälfte unter den Bedingungen ideologisch ausgerichteter Diktaturen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933, unter der sowjetischen Besatzungsmacht nach 1945 und in den ersten Jahren der DDR wurden hier Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde, wenn auch in unterschiedlichem Maße und mit unterschiedlicher Zielstellung, ausgehebelt. Ab 1958 wurde das Areal für die damalige Technische Hochschule grundlegend
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Die Ausstellung besteht aus Abschnitten zur nationalsozialistischen Strafjustiz (1933-1945), zur sowjetischen Militärjustiz (1945-1950), zur ostdeutschen Justiz in der östlichen Besatzungszone und frühen DDR (1945-1957) sowie zur Geschichte der Gedenkstätte selbst.
des Dresdner Landgerichts umgebracht wurden. Die weitgehende Konzentration auf Dresden als „Tatort“ ist ein konstitutives Element der Ausstellung und soll den Besucherinnen und Besuchern Widerstand und Repression im wörtlichen Sinne „nah“ bringen.
Die verbindende Klammer der ersten drei Teilausstellungen sind die in Dresden begangenen Justizverbrechen. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt dabei auf dem ersten Ausstellungsbereich zur nationalsozialistischen Strafjustiz, als 1.345 Menschen, mehr als zwei Drittel von ihnen tschechischer Nationalität, im Richthof
Neben einem konsequenten Ortsbezug nehmen Biografien der justiziellen Repression ihre Abstraktheit und machen sie in ihren konkreten Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen erfahrbar. Ihnen kommt durchgängig ein hoher Stellenwert zu. Die Perspektive der Betroffenen wurde nach Möglichkeit durch
Zeitzeugeninterviews, Erinnerungsberichte sowie Unterlagen aus Privatbesitz integriert, die eine wichtige Gegenüberlieferung zu den administrativen Akten bildeten. Die Darstellung der Verfolgungsperioden vor und nach 1945 in einer Ausstellung trägt der nahezu bruchlosen Weiternutzung des Justizkomplexes am Münchner Platz über die Epochenzäsur von 1945 hinaus Rechnung. Die Dresdner Justiz musste sich nach 1945 in eigener Sache mit den nationalsozialistischen Verbrechen befassen: In Prozessen vor dem Dresdner Landgericht zog sie Richter,
Linke Seite: Archiv mit herausziehbaren Aktenordnern zur Darstellung der Strafgerichtsbarkeit im Ausstellungsabschnitt zur ostdeutschen Strafjustiz in der SBZ und frühen DDR(1945-1957). Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, gewerkdesign, 2012 Oben: Blick auf die Pritsche zum Ausstellungsbereich „Haftbedingungen im Nationalsozialismus“, im Hintergrund ist das Archiv zum Thema „Widerstand gegen die Fremdherrschaft und ihre strafrechtliche Verfolgung“ samt einer der Videostationen zu sehen. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Robert Koschitzki, 2012 Unten: Blick auf die Kästen im Ausstellungsabschnitt „Sterben und Überleben unter sowjetischer Militärjustiz“ mit dazugehörigen Großporträts. Im Hintergrund sind ein Großfoto der Haftanstalt und eine Gefängnistür zu sehen. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Robert Koschitzki, 2012
Staatsanwälte und Gefängnisbeamte strafrechtlich zur Verantwortung, die während der nationalsozialistischen Diktatur an Justizunrecht mitgewirkt hatten. Schon in dieser frühen Phase setzte die politische Instrumentalisierung der Justiz unter anderem Vorzeichen erneut ein. Ohnehin kann die ostdeutsche Justizgeschichte nicht ohne die ständige Bezugnahme des SED-Regimes auf den NS-Staat erzählt werden. Bei der strafrechtlichen Verfolgung von politisch-weltanschaulichen Gegnern spielte das Verhalten der Angeklagten vor 1945 bei der
Legitimierung von Urteilen eine wichtige Rolle. Noch häufiger jedoch wurde Gegnerschaft als Vorbereitung eines neuen „Faschismus“ gewertet. Daher konnten ohne weiteres ehemalige Verfolgte und Widerstandskämpfer, wenn sie in Konflikt mit dem SED-Regime gerieten, zu „faschistischen Provokateuren“ erklärt werden. Eine besondere gestalterische Herausforderung stellte die geringe Fläche der zur Verfügung stehenden Räumen von nur 275 qm dar. Den überzeugendsten Entwurf legte das Berliner Gestaltungsbüro gewerkdesign vor.
Der parallele Aufbau der Teilausstellungen zur nationalsozialistischen Strafjustiz, zur sowjetischen Militärjustiz und zur ostdeutschen Justiz nimmt die drei Funktionen als Gerichts-, Haft- und Hinrichtungsort auf, die der Gebäudekomplex zwischen 1907 und 1957 hatte. Die Abschnitte, die sich mit der Arbeit und Urteilspraxis der Gerichte beschäftigen, sind als Archive mit herausziehbaren, platzsparenden „Aktenordnern“ gestaltet, die von Vitrinen unterbrochen werden, in denen sich dreidimensionale Objekte und Originale befinden. Die Aktenschuber enthalten biografische Fallbeispiele, die verschiedene Opfergruppen repräsentieren. Außerdem werden Richter, Staatsanwälte und Verteidiger vorgestellt, die am Münchner Platz tätig waren. Die Haftbedingungen und das Hafterleben in den verschiedenen Verfolgungsperioden werden mit Ausstellungsträgern in Form von Pritschen thematisiert. Im Innenbereich der Pritschen werden originale und faksimilierte Objekte gezeigt und auf der Glasoberfläche Reproduktionen. Auf den Münchner Platz als Hinrichtungsstätte verweisen Kästen, die an Särge erinnern könnten. Auf der untersten Ebene werden Objekte präsentiert. Die beiden darüber gelegenen Ebenen bestehen aus bewegbaren, transparenten Schiebern, auf denen Dokumente zeigt werden. Ein auffälliges Charakteristikum der Kästen sind die aus ihnen herausragenden Großporträts. Sie verweisen auf einzelne Schicksale, die in den Kästen veranschaulicht werden. Audio- und Videostationen vertiefen an ausgewählten Archiven, Pritschen und Kästen die dargestellten The-
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menbereiche. Originale Gefängnistüren und großflächige, auf Stoff gezogenen Fotos des Justizkomplexes am Münchner Platz in den verschiedenen Zeitphasen trennen die Teilausstellungen. Die parallele Darstellung soll dem Besucher auch die Möglichkeit bieten, Vergleiche zwischen den Diktaturen auf deutschem Boden zu ziehen und so Ähnlichkeiten und Unterschiede festzustellen. Die DDR-Justiz diente keiner rassistischen und expansionistischen, wohl aber einer klassenkämpferischen Ideologie. Charakteristisch für beide politische Systeme sind weitgefasste, unpräzise Straftatbestände sowie die Einrichtung von Sondergerichten bzw. Sonderstrafkammern für politische Verfahren. Die Justiz wurde unter der Herrschaft der NSDAP wie auch
auf sich geladen, etwa durch Mord aus persönlichen Motiven oder durch die Beteiligung an nationalsozialistischen Tötungsverbrechen. Dessen ungeachtet blickt die Ausstellung vom Standpunkt einer grundsätzlichen Ablehnung der Todesstrafe auf das Geschehen am Münchner Platz. Sie macht sich den Primat der Unverletzlichkeit menschlichen Lebens als obersten Wert zu Eigen, wie ihn die Vereinten Nationen 1948 im Artikel der 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte formuliert hat. Die Gegnerschaft zur Todesstrafe ergibt sich darüber hinaus aus ihrem Missbrauch, den auch die Ausstellung dokumentiert. Ausdruck dieses Standpunktes sind die Sonderstationen in den Ausstellungsabschnitten zur nationalsozialistischen Strafjustiz und zur DDR-Justiz mit Namenskarteikarten aller
Oben: Die Dresdner Künstlerin Eva Schulze-Knabe war Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe. Sie fertigte während ihrer neunmonatigen Dresdner Untersuchungshaft zwischen Mai 1941 und März 1942 zahlreiche Selbstporträts an. Dafür nutzte sie auch die Rückseiten von Briefumschlägen. Während ihr Ehemann Fritz Schulze zum Tode verurteilt wurde, erhielt sie eine lebenslange Zuchthausstrafe. Zeichnung, Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, 1942 Mitte: Nach fast drei Jahren Einzelhaft am Münchner Platz wurde Mara Jakisch von der sowjetischen Militärjustiz zu 25 Jahren Lagerhaft in der Sowjetunion verurteilt. In diesem Heft notierte die bekannte Operettensängerin Noten, Texte und Übersetzungen, hier aus dem „Buch der Lieder“ ein Text von Heinrich Heine, vertont von Peter Tschaikowsky. Mithäftlinge nannten sie wegen ihrer schönen hellen Stimme „sibirische Nachtigall“. Notenheft, Archiv Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, etwa 1950
der SED zum parteilichen Instrument und diente der Herrschaftsdurchsetzung und -erhaltung. Thematisch kommt der Todesstrafe und ihrer Vollstreckung in der Präsentation eine besondere Bedeutung zu: Die Gedenkstätte wäre 1959 nicht eingerichtet worden, wenn nicht an diesem Ort während der nationalsozialistischen Diktatur eine Hinrichtungsstätte bestanden hätte. Ein Teil der in Dresden zum Tode Verurteilten hat auch aus heutiger Sicht schwere strafrechtliche und moralische Schuld
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in der jeweiligen Verfolgungsperiode in Dresden Hingerichteten, unabhängig von der realen oder angeblichen Straftat. Zugleich machen die Sonderstationen die unterschiedlichen quantitativen Dimensionen im Umgang mit der Todestrafe auch haptisch erfahrbar: Die DDR setzte die Todesstrafe im Unterschied zum NS-Regime nie zur massenhaften Vernichtung von Menschen ein. 1.345 Hinrichtungen in Dresden bis 1945 stehen „nur“ 83 nach Urteilen ostdeutscher Gerichte bis Dezember 1956 gegenüber. Eine Sonderstation „Abschiedsbriefe“ verdeutlicht in besonderer Weise das Spannungsfeld in dem Ausstellungen in Gedenkstätten
Unten: Diese Walnuss symbolisiert den Einfallsreichtum der Zeugen Jehovas beim Transport von Literatur auch in Gefängniszellen. Die Glaubensgemeinschaft war 1950 in der DDR verboten worden. Im November 1950 fand am Münchner Platz ein Massenprozess gegen 22 Gläubige statt, in dem auch lebenslange Zuchthausstrafen ausgesprochen wurden. Walnuss, Nachbildung, Jehovas Zeugen in Deutschland, nach 1990
Gedenkstätte Münchner Platz Dresden Stiftung Sächsische Gedenkstätten Besuchereingang: Münchner Platz 3, 01187 Dresden Postadresse: Zentrale Poststelle der TU Dresden, 01062 Dresden Tel.: (+49) (0)351 463 319 90 gedenkstaette@mailbox.tu-dresden.de www.muenchner-platz-dresden.de Mo-Fr 10-16 Uhr, Sa/So/Feiertag 10-18 Uhr Sa/So/Feiertag: 14 Uhr: kostenlose Führung durch die Ausstellung Fremdsprachenführung (englisch, polnisch, tschechisch) auf Nachfrage Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung ist im Buchhandel (ISBN 978-3-95498202-8) erhältlich.
stehen: Sie wollen Empathie für die Opfer wecken und zugleich das Geschehene historisch-wissenschaftlich dokumentieren. Der Münchner Platz als Ort der Repression ist ebenso wie die über 50 Jahre alte Gedenkstätte Teil der Dresdner Stadtgeschichte. Generationen von Dresdnerinnen und Dresdnern erlebten die DDR-Gedenkstätte als Teil ihrer Sozialisation. Von der Weiternutzung des Ortes über die Zäsur von 1945 hinaus erfuhren sie hingegen nichts. Während
die
Stadt
Dresden
nach
1989/90 die Namen Dresdner kommunistischer Widerstandskämpfer aus dem Stadtbild entfernte, blieb die herausragende Stellung der Bombenangriffe im Februar 1945 und die Fokussierung auf die Hochkultur in der Selbstwahrnehmung der Landeshauptstadt eine Konstante. Sie prägte auch die Darstellung der lokalen NS-Geschichte in den Dresdner Museen. Die Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet“ nimmt eine andere Perspektive ein und möchte so auch den Blick auf die Dresdner Stadtgeschichte ein Stück erweitern und korrigieren.
Oben Links: Blick auf die Sonderstation mit Namenskarteikarten für die von der nationalsozialistischen Strafjustiz in Dresden Hingerichteten. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Robert Koschitzki, 2015 Oben Rechts: Blick auf die Sonderstation „Abschiedsbriefe“ mit ausgewählten letzten Briefen von Hinrichtungsopfern während der NS-Diktatur. Sie bietet einen bewusst emotionalen Zugang, weil die letzten Briefe nicht nur ausgestellt werden. Vielmehr sind sie auch in einer Audiostation abrufbar. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Robert Koschitzki, 2015 Unten: Appell einer Pioniergruppe im ehemaligen Richthof. Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, 1975
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Städtische Galerie Böblingen Gottfried Graf & die Macht der Vision – eine „Introspektive“ Autorin: Corinna Steimel
Die Kunstsammlung der Stadt Böblingen konzentriert sich auf hochkarätige Werke südwestdeutscher MalerInnen und BildhauerInnen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in avantgardistisch geprägten Künstlervereinigungen zusammenfanden. Dazu zählen schwerpunktmäßig die erste und einflussreichste, u.a. von Willi Baumeister, Gottfried Graf und Oskar Schlemmer 1919 gegründete „Üecht-Gruppe“, weiter die 1923 ins Leben gerufene „Stuttgarter Sezession“ sowie die nachfolgenden Organisationen „Stuttgarter Neue Sezession“, „Gruppe 1929 Stuttgart“ und die „Freie Gruppe“. In einem solch regen künstlerischen Klima konnten sich revolutionäre Kräfte und innovative Kunstbestrebungen bündeln, die für die Südwestdeutsche Moderne eine neue Ära einleiteten, deren nachhaltige Wirkungen sich seither weit über die regionalen Grenzen hinaus erstreckt haben. Ein bis zwei Mal jährlich gibt es neben der ständigen Übersichtspräsentation eine große Sonderausstellung, die den Sammelschwerpunkt der Städtischen Galerie Böblingen zum Ausgangspunkt nimmt, thematisch erweitert, den damaligen Zeitkontext erschließt und gleichzeitig an gegenwärtige Tendenzen anknüpft.
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Oben: Gottfried Graf, Selbstbildnis (in Gelb), 1915, Stadt Mengen Mitte: Gottfried Graf, Mädchen mit Fruchtschale, vor 1925, Städtische Galerie Böblingen Hintergrund: Außenansicht der Galerie in der Zehntscheuer, Bildarchiv der Stadt Böblingen
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Innenwelt zu vermitteln – und zwar ganz nach der psychologischen Methode der „Introspektion“. Seit Grafs frühem Tod 1938 durchlief sein künstlerisches Vermächtnis einige Wechselbäder des Vergessens und Wiederentdeckens und so ist es ein umso wichtigeres Verdienst der gegenwärtigen Präsentation, ein dauerhaftes Verschwinden im Nirwana der reputationstechnisch unterschätzten Künstler verhindert zu haben. Denn Gottfried Graf war der wegbereitende Holzschneider der 1920er- und 1930er- Jahre, indem er die moderne Stuttgarter Schule der Holzschnittkunst begründete und gilt bei Kunstkennern unbestritten auch hinsichtlich seines weichenstellenden kulturpolitischen Engagements als Schlüsselfigur der südwestdeutschen Moderne mit Dreh- und Angelpunkt in Stuttgart. Der Spätberufene, der erst in fortgeschrittenem Alter zur Kunst fand, war ehemaliger Schüler von Adolf Hölzel, initiierte zusammen mit
Gottfried Graf: Oben: Simultandarstellung Der Jüngste Tag / Christus am Ölberg, 1916, Städtische Galerie Böblingen Unten: Sonnenjüngling II, Privatsammlung Mengen Rechts: Schreitendes Liebespaar, um 1919, Stadt Mengen
Gottfried Graf & die Macht der Vision – eine „Introspektive“ Die Wortkreation des letzten Begriffs des Ausstellungstitels sollte sich die Städtische Galerie patentieren lassen. Denn „Introspektive“ beschreibt genau das, was die ca. 200 Werke umfassende Einzelschau über Gottfried Graf erreichen wollte: eine retrospektive Übersicht über die verschiedenen Schaffensphasen des 1881 im oberschwäbischen Mengen geborenen Grafikers und Malers zu geben sowie zugleich einfühlsame Einblicke in seinen von Schicksalsschlägen durchzogenen Lebensweg und seine seelische
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ten „visionären“ Werkphasen erstmalig in diesem Umfang in ihrer chronologischen Abfolge erarbeitet werden, wirft die Böblinger Übersichtsausstellung den seit Jahrzehnten ausführlichsten Blick auf Grafs malerisches und grafisches Schaffen. Neben dieser seit langem fälligen und verdienten Würdigung thematisiert die Schau zudem den Zeitkontext mit den weltverändernden wissenschaftlichen wie technischen Errungenschaften, in welchen Grafs künstlerische Werk eingebettet ist und stellt die modernen Kunstströmungen vor, die Graf beeinflussten, etwa Expressionismus, Futurismus und Kubismus, und ihn auf beeindruckende Weise zu neuen Bildfindungen anregten. Um ein aussagekräftigeres Abbild der Zeit zu erlangen, werden einige seiner Gemälde zusätzlich in Dialog mit Werken seiner Zeitgenossen, etwa seiner Künstlerfreunde Willi Baumeister, Albert Mueller, Walter Ostermayer oder Hermann Sohn gestellt. Zudem macht sich die Ausstellung erstmalig zur Aufgabe, den ewig suchenden, um nicht zu sagen „zerrissenen“ Menschen hinter seinem künstlerischen Lebenswerk unter einfühlungspsychologischen Gesichtspunkten vorzustellen. So werden die allesamt aus der künstlerischen „Innenschau“ entstandenen, eigentümlichen wie eigenwilligen Arbeiten dem Publikum erschließbar gemacht.
seinen heute berühmteren Künstlerkollegen Oskar Schlemmer und Willi Baumeister die Künstlergruppe ‚ÜECHT‘ und arbeitete sich anschließend zum Professor der Grafik-Klasse an der Kunstakademie Stuttgart empor. Daher bedeutet es eine besonders tragische Begebenheit in Grafs Biografie, dass sein Schaffen nach seinem Tod mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Dies lag vor allem an den Umständen, dass viele seiner Bilder als „entartet“ aus den Museen
Gottfried Graf: Links: Großstadtstudie, um 1923, Stadt Mengen Rechts: Sich schminkendes Mädchen, 1922, Galerie der Stadt Sindelfingen
entfernt und große Werkteile während der Kriegswirren zerstört wurden sowie sein verbliebener künstlerischer Nachlass der Öffentlichkeit bis in die 1970er Jahre hinein kaum zugänglich war. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Museum Biberach entstanden und wurde für Böblingen um wichtige Leihgaben aus privaten, musealen wie prominenten öffentlichen Sammlungen erweitert, wie etwa die der Stadt Mengen oder der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke, die ihre herausragende Kunstsammlung seit langem mit zahlreichen Arbeiten dieses Künstlers bereichern. Indem die einzelnen Abfolgen von Grafs vielgestaltigen und in vielerlei Aspek-
Dafür sorgt auch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm mit wissenschaftlichen Vorträgen, experimentell-interaktiven Workshops, After Work-Kurzführungen oder der „1920er-Jahre Motto“-Performance-Theater-Party zur Finissage. Ausstellungsbegleitend erschien ein informativer, umfangreicher und reichbebilderter Katalog über das Leben und Werk des sich immer neue erfindenden Gottfried Graf.
Städtische Galerie in der Zehntscheuer Böblingen Pfarrgasse 2 71032 Böblingen Telefon: 07031/669 -1705 und -1681 Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-18 Uhr Sa 13-18 Uhr So+Fei 11-17 Uhr
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1804 im Bürgermeisteramt einer Kleinstadt im Rheinland: Im Trauzimmer nimmt ein Administrateur unter Zeugen die Ziviltrauung eines Brautpaares vor. Eben erst hat Napoleon mit dem „Code Civil“ das für damalige Verhältnisse revolutionäre Bürgerliche Gesetzbuch erlassen, das nun auch im französisch besetzten Rheinland zur Anwendung kommt. Eine der grundlegenden Neuerungen des Code Civil ist die Trennung von Kirche und Staat. Nach dem Gesetz ist nun die zivile Eheschließung nicht nur möglich geworden, sondern vorgeschrieben.
Die „Ziviltrauung“ ist eines von zahlreichen Themen, die in den mehr als 50 Gebäuden entlang einer Gasse und rund um die kleinen Plätze der fiktiven Kleinstadt „Rhenania“ in Szene gesetzt worden sind. Die Häuser haben ihre Vorbilder in rheinischen Städten von Krefeld bis Koblenz und von Wuppertal bis Trier. In verkleinertem Maßstab wurden sie in eine Ausstellungshalle von rund 2.000 qm eingebaut und führen in einem Rundgang durch die rheinische Geschichte von der französischen Besetzung 1794 bis in die frühe Wirtschaftswunderzeit.
LVR-Freilichtmuseum Kommern Rund 2 Millionen Gäste in 10 Jahren – „WirRheinländer“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern bleibt Publikumsmagnet Autoren: Michael H. Faber und Sabine Thomas-Ziegler
Mit dieser auf die städtische Lebenswelt im Spiegel der Geschichte ausgerichteten Ausstellung hat das Museum eine kontrastierende Ergänzung zu seiner freilichtmusealen Vermittlung der ländlichen Lebenswelt, aber auch einen Übergang zur neuen Baugruppe „Marktplatz Rheinland“ geschaffen, die sich der Verstädterung des ländlichen Raums von der Nachkriegszeit bis in die allerjüngste Vergangenheit widmet.
10jährigen Bestehen sind die Szenarien im Bereich „Erster Weltkrieg und Weimarer Republik“ neu gestaltet, Themen wie „Heimatfront“ und „Rheinische Republik“ der Separatisten stärker akzentuiert worden.
„WirRheinländer“ ist der Titel der Ausstellung; seine Schreibweise mag darauf hindeuten, dass auch die Frage des Zusammenhalts im Rheinland als Schmelztiegel der Kulturen und in Zeiten äußerer Bevormundung in der Ausstellung eine Rolle spielt.
Bürgerhaus um 1810 – Rheinländer adaptieren französische Lebensart
Immerhin war die Ausstellung genau vor 10 Jahren an einem 5. April eröffnet worden, an dem Stichtag, an dem das Rheinland einst zum Königreich Preußen gekommen war. Beide, das Rheinland und die Preußen, hatten damals herzlich wenig miteinander anfangen können… „WirRheinländer“ ist das bislang ehrgeizigste Ausstellungsprojekt in der fast 60jährigen Geschichte des LVR-Freilichtmuseums Kommern gewesen. Es bleibt ein lebendiges Projekt: Medien wurden ergänzt, Informationen verbessert, zum
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Zum 10jährigen Bestehen kann die Ausstellung rund zwei Millionen Gäste verbuchen. Sie alle haben sich auf der „Ge-
Rokoko-Palais um 1815 – Französischer Lebensstil bleibt prägend für das rheinische Großbürgertum
Wachsoldat – Das Rheinland unter franzÜsischer Besatzung ab 1794
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schichtsgasse“, die mit Kopfsteinpflaster und spärlicher Laternenbeleuchtung beginnt und mit Asphalt und Peitschenlampe endet, durch rund 160 Jahre rheinischer Geschichte mit allen „Höhen und Tiefen“ führen lassen. Politische Entwicklungen, bedeutende Ereignisse und ge-
sellschaftliche Umbrüche konnten sie auf ihrer Zeitreise erleben: angefangen mit der Besetzung des linken Rheinufers durch die Truppen Napoleons, die der kleinstaatlichen Zersplitterung des Rheinlandes ein Ende bereitete und eine politische und gesellschaftliche Neuordnung einleitete.
Diese territoriale und geographische Festlegung des Rheinlandes wurde durch die Preußische Landnahme 1815 festgeschrieben. Aus den zunächst zwei rheinischen Provinzen wurde 1822 eine Provinz, für die sich mit der Zeit die Bezeichnung „Preußische Rheinprovinz“ einbürgerte. „Fremde“ Einflüsse, die der Franzosen und der Preußen, waren es also, die den im Rheinland lebenden Menschen zu einer „Rheinische Identität“ verhalfen: Aus Klevern, Bergern und Kölnern wurden „Rheinländer“ und „Rheinländerinnen“. Rheinische Identität in ihrem Verhältnis zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Themen wie die mehr als ein Jahrhundert währende Macht und Wacht der Preußen am Rhein, das katholische Rheinland unter protestantischer Obrigkeit, rheinischer Liberalismus und Monarchie, Rheinländer auf den Oben: Weinschenke um 1794 – Leben mit der französischen Besatzung Links: Schusterwerkstatt um 1880 – Existenzkampf kleiner Handwerksbetriebe Rechts: Arbeiterwohnung um 1880 – Wohnungsnot und Massenelend
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Nachkriegszeit 1945/1946 – Kriegsversehrter und Kriegsheimkehrer in den Ruinen
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„Wirtschaftswunderzeit“ der 1950er- und 1960er-Jahre – Wiederaufbau der Städte. Alle Fotos: © Jürgen Gregori/LVR
Barrikaden der 1848er Revolution, der Erste Weltkrieg mit Besatzungszeit, die Zeit des Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und die Rheinländer als „Eingeborene von Trizonesien“ liefern hierfür genügend Stoff. Dabei stehen Wirtschaftsund Sozialgeschichte eindeutig im Fokus der Ausstellung. Hunger auf dem Land und landwirtschaftliche Entwicklung, Industrielle Revolution, Zunahme der Verelendung des Proletariats, Handel und Verkehr, rheinisches Unternehmertum und der Einfluss der Fabrikanten werden ebenso thematisiert und in Szene gesetzt wie sozialistische Bewegungen und soziale Reformen. Der Boom der Gründerzeit, der auch im Rheinland Handel, Gewerbe und Industrie erfasste und rheinischen Städten mit dem Bauboom ein neues Gesicht verlieh, gehören ebenso dazu wie der wirtschaftliche Aufbruch aus der Not nach dem Zweiten Weltkrieg und das beginnende Wirtschaftswunder. Vorbei an einem Kino der 1950er-Jahre, in dem Wochenschauen vom Beginn des Wirtschaftswunders berichten, endet der Spaziergang durch die Geschichte. „WirRheinländer“ ist ein Dokumentations-
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und Erlebniszentrum jüngerer rheinischer Geschichte, wie es dies weder in Rheinland-Pfalz noch in Nordrhein-Westfalen gibt – auf beide Länder wurde nach dem letzten Krieg die ehemalige Rheinprovinz aufgeteilt. Rund 250 lebensgroße Rheinländerinnen- und Rheinländer-Figurinen nehmen als markanter Bestandteil der Inszenierungen die Besucherinnen und Besucher mit in die neun zeitlichen Abschnitte der Ausstellung und begleiten sie durch die Szenarien. Historische Persönlichkeiten wie Görres, Krupp oder Kolping, aber auch rheinische Promis der Gegenwart standen Pate für die Figurinen. Zahlreiche Künstler, Sportler, Politiker und Journalisten des Rheinlandes von Jürgen Becker und Dieter Kürten bis Tina Ruland und Lotti Krekel haben hierfür zur Abformung ihren Kopf hingehalten. Sie haben historische Rollen erhalten und verkörpern Charaktere der rheinischen Vergangenheit. Dass die rheinische Geschichte mit allen Sinnen erfahren werden kann, dazu tragen Licht- und Toneffekte bei. Audiovisuelle Großprojektionen erlauben die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs in dramatischen Szenen zu
erleben, die unter die Haut gehen. Historische Fakten, die die Einordnung des sinnlich Wahrgenommenen in stimmige Zusammenhänge ermöglichen, liefern die Infozellen; jeder der neun Zeitzonen ist eine solche zugeordnet. In diesen Zellen führen Filme in die Zeit und die Themen ein, liefern Texttafeln und Vitrinen mit Exponaten Basisinformationen, berichten Zeitzeugen... „WirRheinländer“ will ein Informationsund Erlebnis-Zentrum sein, das es den rheinischen Gästen ermöglicht, ihre eigene Lebenswelt vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte einzuordnen. Besonders für rheinische Schulklassen sollte der Ausstellungsbesuch Pflicht sein: hilft er doch, Defizite im Wissen um die Regionalgeschichte abzubauen. Nicht-Rheinländerinnen und -Rheinländern mag die Ausstellung helfen, rheinische Eigenarten zu verstehen. LVR-Freilichtmuseum Kommern Rheinisches Landesmuseum für Volkskunde Eickser Straße | 53894 Mechernich Tel. 02443 - 9980 0 | kommern@lvr.de www.kommern.lvr.de Facebook: https://www.facebook.com/ freilichtmuseumkommern/
Ticketgeschichte
Die Eintrittskarte und ihre Bedeutung für Museen und Science Center Zur klassischen Eintrittskarte gibt es leider nur einige historische Angaben. Erste Nachweise für Eintrittskarten sind für das 16. Jahrhundert belegt. Im 18. Jahrhundert finden sich in ganz Europa Eintrittskarten, oft im Kupferstich vorgedruckt und dann von Hand ergänzt (siehe oben). In Deutschland ist zur Geschichte der Eintrittskarte nur wenig zu finden. Um
zumindest zur neueren Geschichte der Eintrittskarte und vielleicht auch zur Bedeutung dieses Mediums für Museen etwas mehr zu erfahren, hat sich museum.de einmal bei Beckerbillett in Hamburg umgeschaut. Das Unternehmen, dessen Ursprünge im Jahr 1892 liegen, hat im Nachkriegs-Deutschland mit neuen Technologien, aber auch mit seinen hoch
entwickelten “Antennen” für die Anforderungen in Kulturstätten die Entwicklung des Ticketings maßgeblich beeinflusst. Denn was eine Eintrittskarte kann oder nicht kann und was sich mit Eintrittskarten “bewegen” lässt, hängt ganz entscheidend von der jeweiligen Ticket-Technologie ab. Oben: Ticket des Museums late Sir Ashton Lever’s. London, um 1790.
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Den ersten Auftrag zum Druck von Eintrittskarten nach dem 2. Weltkrieg erhielt Beckerbillett von der britischen Militärregierung: Für das zu Metro - Goldwyn Meyer gehörende Waterloo - Kino sollten nach dem Krieg wieder Eintrittskarten gedruckt werden.
lung von den Kinos, die 1956 über 817 Millionen Besucher verzeichneten (heute im Mittel rd. 130 Mio). Da musste es an der Kasse schnell gehen. Diese Anforderung konnte mit dem Rollenticket erfüllt werden. Für jede Preisstufe gab es unterschiedliche Rollen mit fortlaufender Num-
State-of-the-Art: Rollentickets!
merierung. Dadurch wurde die Ermittlung der Besucherzahl und die Abrechnung mit dem Filmverleih stark vereinfacht.
Vorreiter Museum: Mehr Farbe! In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde dann von Beckerbillett eine Entwicklung vorangetrieben, die später weltweit das Ticket revolutionieren sollte. In Japan wurde das erste Thermopapier entwickelt und als Bon-Rollen in Kassen eingesetzt. Eine Weiterentwicklung dieses Thermopapiers kam 1989 erstmals bei Beckerbillett zum Einsatz. In einer eigens dafür entwickelten 6-Farben-Rollenoffset-Druckmaschine wurde das Thermopapier beidseitig nach Kundenwunsch mehrfarbig bedruckt. Der Thermoprinter an der Museumskasse hat dann das Ticket mit den aktuellen Angaben sowie dem Preis versehen. Die Eintrittskarte - Ein Wertobjekt
Während die ersten Tickets noch regulär gesetzt, auf Bogen gedruckt und geschnitten bzw. gestanzt wurden, brachte die Rollentechnologie, 1950 von Beckerbillett auf eigens dafür entwickelten Maschinen eingeführt, für jede Institution, die Eintrittskarten verkauft, entscheidende Vorteile. Getrieben wurde diese Entwick-
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Auch viele Museen nutzten lange Zeit diese Form der Eintrittskarte, denn das Rollenticket war “State-of-the Art” und wird bis heute von Beckerbillett vor allem für kleine Häuser nach wie vor gedruckt (übrigens auf einer Maschine des Baujahrs 1956).
Der große Vorteil dieser Technologie liegt in der Verbindung von zügiger Ausgabe an der Kasse mit einer attraktiven beidseitigen Bedruckung, die vielfach durch Sonderfarben, Prägungen und Sicherheitselemente ergänzt wird. So spiegelt sich der hohe Wert des Besuchs eines Museums oder einer Ausstellung direkt auf der Eintrittskarte wieder. Über die
Links: Thermotickets kombinieren gute Druckergebnisse mit zügiger Ausgabe an der Kasse (Beispiel Arche Nebra) Noch schnellere Abfertigung gewährleisten InkjetTickets (Beispiel Internationales Maritimes Museum, Hamburg)
Mobile- und Online-Ticketing Museen in vielen Teilen Europas erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, das zeigt sich in den Besucherzahlen. Auch das Alter der Museumsbesucher verändert sich – es wird in der Tendenz jünger. Jüngere Zielgruppen aber verhalten sich anders. Für viele Museen ist es deshalb selbstverständlich, diesen Zielgruppen auch Online- und Mobile-Ticketing anzubieten, oftmals in Verbindung mit dem Webshop des Hauses. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass auch jüngere Museumsbesucher nach wie vor eine attraktive Eintrittskarte schätzen. Gerade weil die Ticketrückseiten fast immer als Forum für Informationen
gute Gestaltung und die hohe Wertigkeit des Tickets empfindet der Besucher den entrichteten Obulus als durchaus gerechtfertigt. Und oft werden die schönen Tickets sogar zu begehrten Sammlerobjekten. Für Häuser, die aufgrund hoher Besucherzahlen auf eine noch schnellere Abfertigung an der Kasse angewiesen sind, gibt es seit Jahren das Inkjet-Verfahren. Auch Inkjettickets können beidseitig exzellent in allen Farben beduckt und veredelt sowie mit sämtlichen Sicherheitsattributen versehen werden. Speziell dafür wurde der schnellste Inkjetdrucker der Welt von Beckerbillett entwickelt, der es zulässt, dass an der Kasse pro Sekunde bis zu drei Tickets ausgedruckt werden.
lett schon 1992 eingeführt. Es folgte der Druck auf FSC-zertifiziertem Papier (Forrest Steward Councelship), die chemiefreie Druckplatten-Herstellung, der Strom ausschließlich aus regenerativen Quellen, Phenolfreies Thermopapier und, 2010, die Umweltpartnerschaft mit der Freien und Hansestadt Hamburg.
Stichwort “Living Museum”: Bar/QR-Codes oder RFID?
Tickets und Umweltschutz
RFID steht für radio-frequency identification, wobei hier das Ticket identifiziert wird, nicht der Besucher. Diese Technologie wird die Ticket-Kultur noch einmal nachhaltig verändern, denn sie erlaubt die berührungslose Aktivierung von Türen und Drehsperren, von animierten Objekten oder z. B. von Beleuchtung.
Es ist fast selbstverständlich, dass man sich in der deutschen Museumslandschaft sehr frühzeitig mit dem Thema Umweltschutz auseinandergesetzt hat. Bei Beckerbillett wurde seit 1990 der Gedanke des „Green Ticket“ verfolgt. Ein standardisierter Recyclingprozess für Makulaturpapier wurde von Beckerbil-
Beckerbillett wird mit der Einführung dieser Technologie jedoch erst nach Abschluss umfangreicher Praxistests beginnen. Die Museen, die gezieltes Besuchermanagement betreiben, nutzen dafür mit großem Erfolg und ohne die mit RFID verbundenen zusätzlichen Kosten die QRund Barcodes auf den Tickets.
Mobile-Ticketing mit Beckerbillett-Software
genutzt werden (z. B. für die Museumsgastronomie, den Museumsshop oder für Sponsoren). Daher geben einige Häuser mittlerweile auch für online gekaufte Tickets an der Kasse reguläre Eintrittskarten aus. So werden auf sinnvolle Weise “Back to the Roots - Effekte” bei den Besuchern genutzt.
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Sonderausstellung im LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels offenbart Kleidungsverhalten im „Dritten Reich“. Autorinnen: Claudia Gottfried und Christiane Syré
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Trug die typische Frau in der Zeit des Nationalsozialismus Dirndl, am besten mit Gretchenzopf? Oder kleidete sie sich elegant wie Zarah Leander? Wie sah die Kleidung der 1930er und 1940er Jahre aus? Die NS-Zeit ist so gut wie keine andere historische Epoche erforscht, aber mit der Frage nach der Kleidung hat sich bislang kaum jemand befasst. Aus diesem Grund sind viele Mythen entstanden:
Pullunder, Uniformen und Abendroben
Trachten und jede Menge Uniformen gelten als typisch. Dass dies aber lange nicht alles war, zeigt die Ausstellung Glanz und Grauen – Mode im ‚Dritten Reich‘, die bereits in der Textilfabrik Cromford und der Tuchfabrik Müller des LVR-Industriemuseums sowie im LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt ein großer Erfolg war, vom 3. April bis zum 30. Oktober 2016 im LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels.
der widerspenstigen Jugendlichen, der Swings und der Edelweiß-Piraten. Die Spannweite der Exponate ist groß: So stehen in der Ausstellung seidene Abendroben und raffiniert garnierte Kleider neben einfacher Alltags- und Berufsgarderobe, Kleidern aus Ersatzstoffen und solchen der Notkultur. Die Schau reicht bis hin zu kurzen Cordhosen, karierten Hemden, Pullundern, bestickten Kleidern, Kitteln und Spielhöschen für die Kleinen.
Die Ausstellung präsentiert auf über 400 Quadratmetern über 100 Originalkostüme und Fotos, Modegrafiken, Zeitschriften, Kinderbücher und Spielzeug. Zu sehen sind die Kleidung im Alltagsleben, die Uniformen des Bundes deutscher Mädel und der Hitlerjugend, aber auch die „Kluft“
Ist Kleidung politisch? Trugen die Menschen, was ihnen gefiel oder beeinflusste das Regime die Auswahl und die Art der Kleidung? Einerseits unterlag Mode auch während des Nationalsozialismus internationalen Einflüssen: Die Filmstars glänzten mit langen Kleidern, edlen Stoffen und aufwendigen Schnitten. Andererseits waren Rohstoffe
knapp und Textilien Mangelware; die Nazis verordneten Spinnstoffsammlungen und Kleiderkarten. Schließlich diente Kleidung auch der Ideologie von „Volksgemeinschaft“ und Rassismus: Die Uniformen für Parteiorganisationen, aber auch Links: Plakat zur Ausstellung „Glanz und Grauen“ Mode im Dritten Reich Rechts: Uniform und streng geschnittene Kostüme prägen bis heute das Bild von der in der NS-Zeit getragenen Kleidung, 1930er/40er Jahre.
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Oben Links: Eleganz in der Stadt Oben Rechts: Abendkleid aus Goldlamee mit Fuchskragen, frĂźhe 1930er Jahre, Schuhe der Firma Salamander. Fotos: JĂźrgen Hoffmann Links Unten: Jugendgruppe, zum Teil in Uniformen der Hitlerjugend Rechts Unten: Ab 1941 mussten Juden den Judenstern deutlich sichtbar auf der Kleidung tragen.
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Deutsche Modenzeitung, 1939
Parteiabzeichen oder die Plaketten für Winterhilfsdienst-Spender schufen eine sichtbare Einheit und demonstrierten: Wir gehören zur „Volksgemeinschaft“.
Die Regierung diktierte andererseits „Judensterne“ als textile Kennzeichen für eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sie ausgrenzte.
Enteignung und Verbrechen Die Nazis versuchten, die Materialknappheit auch durch Enteignung der
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Pullover mit Anstecker vom Winterhilfswerk und Rock, Kleid mit Schürze, 1930er Jahre. Alle Fotos: © LVR-Industriemuseum.
Juden zu lindern. Die beschlagnahmte Kleidung wurde – als „Kleidersammlung“ getarnt – regimetreuen „Volksgenossen“ zur Verfügung gestellt. Deutsche Soldaten beuteten die besetzten Gebiete aus und sandten Kleidung in großen Mengen nach Hause. Im Zusammenhang mit der Materialknappheit stand auch die Schuhlaufstrecke im KZ-Sachsenhausen: Deren Häftlinge mussten den ganzen Tag in unpassendem Schuhwerk im Kreis laufen, um neue Materialien für Schuhsohlen zu testen – und wurden dabei häufig gesundheitlich zu Grunde gerichtet.
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Die Perspektive der kleinen Leute Die Ausstellung entstand aus einer Kooperation des LVR-Industriemuseums Textilfabrik Cromford in Ratingen mit dem Institut für Europäische Ethnologie/ Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Innerhalb des zugrunde liegenden Forschungsprojektes wurden Zeitzeugen befragt, Quellen gesichtet und textile Objekte untersucht. Viele Menschen aus dem Rheinland kamen der Aufforderung nach, Kleidung aus der Zeit zur Verfügung zu stellen. Zahlreiche private Spenden bereicherten die
umfangreiche Sammlung des LVR-Industriemuseums zur Mode- und Kostümgeschichte der 1930er und 1940er Jahre. Die früheren Besitzer brachten mit den Kleidern Fotos, Erfahrungen und Geschichten mit ins Museum, durch die nicht nur die Politik des Regimes, sondern auch die vielfältige Perspektive der ‚kleinen Leute‘, der Beherrschten, dokumentiert und sichtbar gemacht werden konnte. Die Ausstellung markiert zudem das Ende einer Ära, denn zukünftig wird die Geschichtsschreibung im Dialog mit den Zeitzeugen kaum noch möglich sein.
Ein elegantes Paar, um 1940.
Das Forschungsprojekt wurde von der VolkswagenStiftung gefördert.
Weitere Informationen auf www.glanz-und-grauen.lvr.de.
Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation erschienen, die für 9,95 € im Museumsshop erhältlich ist.
Laufzeit: 3.4.2016 – 30.10.2016
Glanz und Grauen – Mode im „Dritten Reich“
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 17 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr. Tag der Deutschen Einheit geschlossen
LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels Engels-Platz 2 51766 Engelskirchen
Eintrittspreise: 6 €, erm. 5,50 € (Kombiticket mit Denkmalpfad). Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt.
Öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung am: 12. Juni, 10. Juli, 14. August, 11. September, 9. Oktober u. 30. Oktober, jeweils 15 Uhr, Eintritt: 5,50 € (Bitte keine Gruppen)
Buchungen von Führungen bei kulturinfo rheinland Tel.: 02234/9921-555 (Mo-Fr 8-18 Uhr; Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr) Fax: 02234/9921-300 Mail: info@kulturinfo-rheinland.de
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Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale): Die Burg der Moderne Autoren: Thomas Bauer-Friedrich, Katrin Greiner
Die Moritzburg in Halle (Saale) steht für 500 Jahre Baugeschichte und 130 Jahre Museumsgeschichte. Sie ist nicht mehr Burg und noch nicht Schloss und beherbergt seit 1904 das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt. Die spätgotische Vierflügelanlage wurde um 1500 auf Geheiß Ernsts von Sachsen als Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg errichtet und markiert baugeschichtlich einen wichtigen Schritt zwischen Gotik und Renaissance. Von 1514 bis 1541 nutzte sie Kardinal Albrecht als Residenz und ließ sie prächtig ausstatten. Hier und im benachbarten Komplex von Neuer Residenz und Stiftskirche etablierte er sein sogenanntes Hallesches Heilthum. 1637
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wurde das Ensemble durch einen Brand so schwer beschädigt, dass die Moritzburg über die nächsten Jahrhunderte in großen Teilen nur als Ruine existierte. Erst im ausgehenden 19. Jahrhundert begann mit der Weihe der Maria-Magdalena-Kapelle im Jahr 1899 die Wiedererrichtung des Nordflügels. Um 1900 beschloss die Stadt Halle (Saale) eine Nutzung des Südflügels für das 1885 gegründete Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe. Zu diesem Zweck wurde ab 1904 das ehemalige Talamt – Sitz des Salzgrafen, des Vogtes der erzbischöflichen Verwaltung, später Sitz der Pfännerschaft, der Besitzer der halleschen Salzquellen – in der Burg als Ausstellungshaus für das Museum in einem historisierenden Nachbau errichtet. Noch heute enthält dieser Gebäudeteil
die wertvollen originalen historischen Repräsentationsräume, das Festzimmer und das Gerichtszimmer, einzigartige Beispiele der Raumausstattung um 1600. Bis 1913 entstanden unter dem ersten Direktor des Museums, Max Sauerlandt, als Erweiterung des Museums neue Räumlichkeiten zwischen Talamt und Eingangstorturm. In Letzterem hatte 1929 bis 1931 Lyonel Feininger ein Atelier und schuf seinen weltberühmten Halle-Zyklus. Unter Max Sauerlandt und seinem Nachfolger Alois Schardt entstand bis 1933 neben den historischen Sammlungen eine Kunstsammlung zur Moderne, die Links: Vogelperspektive des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) Rechts: Erschließungsturm am Neubau des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), Beide Fotos: © Falk Wenzel
die Moritzburg zu einem der wichtigsten deutschen Museen machte. Die Kunstund Kulturpolitik der Nationalsozialisten bereiteten dieser Entwicklung mit der Aktion „Entartete Kunst“ ein jähes Ende. Nahezu die gesamte Sammlung der Moderne fiel ihr zum Opfer. Nach dem Krieg versuchte man, Werke der klassischen Moderne nach Halle zurückzuholen, was in einigen Fällen gelang, aber erst nach 1990 durch gezielte Rückerwerbungen fortgeführt werden konnte. Mit der Sanierung des Talamtes um 2000 erwuchs auch der Traum von einer musealen Nutzung des nach wie vor ruinösen Westflügels wie auch des Nordflügels der Moritzburg. 2008 konnten diese beiden Gebäudeteile nach Entwürfen des spanischen Architektenduos Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano ihrer musealen
Bestimmung übergeben werden. Seitdem verbindet die Moritzburg Baukunst vergangener Epochen mit architektonischen Visionen des 21. Jahrhunderts. Im Inneren zeigt das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt in schwebenden Kuben und weiten Sälen in wechselnden Präsentationen die eigenen Sammlungen vornehmlich aus Mittelalter bis Barock, dem 19. Jahrhundert, der Moderne und der Gegenwart sowie die einmalige Brücke-Sammlung von Professor Hermann Gerlinger. Mit weit beachteten Sonderausstellungen wie „Zurück in Amerika: Lyonel Feininger 1937–1965“ (2009), „Emil Nolde. Farben heiß und heilig“ (2013) oder der ersten deutschen Retrospektive des amerikanischen Fotografen Nickolas Muray (2015) macht das Museum immer wieder auf sich aufmerksam.
Oben: Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Blick in den Ausstellungsbereich 19. Jahrhundert im sog. Talamt, Foto: © Marcus-Andreas Mohr. Unten: Das Talamt in der Moritzburg im Winter, Foto: Ludwig Rauch
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Wissenswertes zu den Sammlungen: Die Sammlungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) umfassen ca. 220.000 Objekte und erstrecken sich über einen Zeitraum von der Antike bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt auf der Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts, darunter Werke von: Caspar David Friedrich, Carl Blechen, Anselm Feuerbach, Hans von Marées, Max Klinger, Max Slevogt, Lovis Corinth, Gustav Klimt, Max Beckmann, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Emil Nolde, Otto Mueller, August Macke, Franz Marc, Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Lyonel Feininger, El Lissitzky, Erich Buchholz, Walter Dexel, Georg Schrimpf, Christian Schad, Wilhelm Lehmbruck, Gerhard Marcks, Ernst Barlach, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Willi Sitte, Bernhard Heisig, A. R. Penck, Hermann Glöckner, Hermann Bachmann, Herbert Kitzel, Moritz Götze, Horst Antes, Per Kirkeby, Ulrike Grossarth.
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Gemäldesammlung
18.–21. Jahrhundert
Grafisches Kabinett
15.–21. Jahrhundert
Sammlung Plastik
Sammlung Fotografie
19.–21. Jahrhundert
Sammlung Kunsthandwerk Landesmünzkabinett
12.–21. Jahrhundert
700 v. Chr.–21. Jahrhundert
vormünzliche Zahlmittel, Münzen, Papiergeld und Medaillen von der Antike bis in die Gegenwart
Sammlung Hermann Gerlinger
ca. 1.000 Werke der Künstlervereinigung Die Brücke
Nachlass Einar Schleef auf Papier
der bildkünstlerische Nachlass des Regisseurs und Schriftstellers mit ca. 7.000 Gemälden und Arbeiten
Kunstbibliothek
ca. 80.000 Titel
Die aktuelle Sonderausstellung „Magie des Augenblicks. Van Gogh, Cézanne, Bonnard, Vallotton, Matisse. Meisterwerke aus der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler“. (noch bis 11. September 2016) Die Ausstellung bietet die einmalige Gelegenheit, eine einzigartige Sammlung zu erleben. Das Ehepaar Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler aus Winterthur bei Zürich trug zwischen 1906 und 1936 mit großem Sachverstand und viel Enthusiasmus eine Kollektion zeitgenössischer französischer Kunst zusammen. In ihrer Konzentration auf den Post-Impressionismus und Fauvismus ist diese Sammlung außerordentlich. Sie schlägt den Bogen von den sogenannten Vätern der Moderne, wie van Gogh und Cézanne, über die Mitglieder der Künstlergruppe der Nabis, wie Bonn-
Linke Seite: Ausstellungsbereich Moderne I mit Werken aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Westflügel des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), Foto: Marcus-Andreas Mohr
Rechte Seite: Oben: Vincent van Gogh: Le semeur (Der Sämann), 1888, Hahnloser/Jaeggli Stiftung, Winterthur, Foto: Reto Pedrini, Zürich Unten: Ernst Ludwig Kirchner: Im Park, 1906, Sammlung Hermann Gerlinger im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Archiv Gerlinger
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ard, Denis, Vallotton, bis hin zu Arbeiten von Matisse und Marquet. Mit vielen der Künstler war das Sammlerpaar befreundet und stand mit ihnen in regem Austausch, was die besondere Qualität ihrer Sammlung begründet. Mit dem Ausstellungsort Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist die in der Villa Flora Winterthur bei Zürich beheimatete Kollektion nach Stationen in Hamburg und Paris 2016 exklusiv in den neuen Bundesländern zu sehen. Mit 160 Werken (Gemälden, Aquarellen, Pastellen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Bronzegüssen) bietet sich die Möglichkeit, die außerhalb der Schweiz selten zu sehenden Meisterwerke jener Künstler kennenzulernen, mit denen sich die jungen Expressionisten auseinandersetzten, deren Arbeiten dauerhaft im Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt zu sehen sind. Hier bietet die Gemäldepräsentation „Kraft des Aufbruchs. Heckel, Kirchner, Mueller, Pechstein, Schmidt-Rottluff. Gemälde 1905–1964“ aus der Sammlung
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Hermann Gerlinger eine ideale Fortsetzung im Rundgang durch das Museum. Im Anschluss an „Magie des Augenblicks“ läuft ab 10. Oktober 2016 die Ausstellung „Gewebte Träume. Der Bildteppich in Mitteldeutschland. Reflexionen auf Jean Lurçat“ (bis 29.01.2017). Das Erlebnis der farbintensiven figurativen Gobelins des französischen Künstlers Jean Lurçat führte in den späten 1950er Jahren zu einer Neubelebung der Textilen Kunst in Mitteldeutschland, vor allem an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Die Ausstellung zeichnet die Spuren nach, die die französischen Vorbilder in der Textilen Kunst der 1960er und 1970er Jahre in Mitteldeutschland hinterließen. Ab 24. Oktober 2016 zeigt das Museum die Ausstellung „Lyonel Feininger: Paris 1912. Die Rückkehr eines verlorenen Gemäldes“ (bis 29.01.2017). Im Mittelpunkt stehen das zerstört geglaubte Gemälde „An der Seine, Paris“ (1912) von Lyonel Feininger und die Beantwortung der Fra-
gen, die sich um das rätselhafte Fragment ranken. Hinzu gesellen sich Werke des Künstlers, die typisch sind für seine stilistische Ausrichtung in der Zeit der Entstehung des Werkes vor dem Ersten Weltkrieg, wodurch sich die Möglichkeit eines konzentrierten Blickes auf die fragliche Zeit ergibt. – Eine Kabinettausstellung mit besonderem Blick auf die Werkgenese, Werkintegrität und kunsttechnologische Aspekte innerhalb des Œuvres von Lyonel Feininger. In der Sammlung Hermann Gerlinger wird ab 6. November 2016 die Sonderpräsentation „Inspiration des Fremden. Die Brücke-Maler und die afrikanische Kunst“ gezeigt. Weitere, teils kleinere Formate, u. a. zum
Oben: Félix Vallotton: La Blanche et la Noire, 1913, Öl auf Leinwand, 114 x 147 cm, Hahnloser/JaeggliStiftung, Winterthur, Foto: Reto Pedrini, Zürich Rechte Seite: Innenhof mit dem Eingang zum Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Falk Wenzel
100-jährigen Jubiläum der Leuna-Werke oder zum 75. Geburtstag des halleschen Künstlers Wasja Götze, runden das Ausstellungsjahr ab. Für die kommenden Jahre sind Expositionen unter anderem zu Alexej von Jawlensky und Georges Rouaualt und Gustav Klimt geplant. „Mit überregional wahrzunehmenden Sonderausstellungen und einer an die historische Bedeutung des Museums angelehnten Stärkung der Sammlungen wollen wir in den kommenden Jahren das Renommee des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) als Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt ausbauen und vielen Menschen eindrucksvolle Stunden mit der Kunst an einem besonderen Ort bescheren – der Burg der Moderne“, so Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg im Herzen der Stadt Halle (Saale).
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Friedemann-Bach-Platz 5 06108 Halle (Saale)
Telefon +49 (0) 345 212 59-0 Fax +49 (0) 345 202 99 90 info@sds-kunstmuseum-moritzburg.de www.kunstmuseum-moritzburg.de
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag – Sonntag / Feiertag 10.00–18.00 Uhr Mittwoch geschlossen
Internationale Fachmesse für Museumsund Ausstellungstechnik
Parallel:
www.mutec.de Zwei Messen, ein Ort, ein Datum | Leipzig, 10. – 12. November 2016 165
In Peenemünde entstand ab 1936 das größte Rüstungszentrum Europas. Auf einer Fläche von 25 km² arbeiteten bis zu 12 000 Menschen gleichzeitig an Fern- und Präzisionswaffen. Betrieben, finanziert und verantwortet von Heer und Luftwaffe, wurde das physikalische Prinzip des Rückstoßes für unterschiedliche Transportmittel militärisch nutzbar gemacht. Entsprechend war das Aufgabenfeld weit gefächert, von Starthilfsraketen für schwere Bomber über nachgelenkte Fall- und Gleitbomben, Düsen- und Raketenflugzeuge und Luftabwehrwaffen bis hin zu einem Marschflugkörper und der ersten jemals funktionierenden Großrakete. Die beiden letzten Waffen wurden als Terrorwaffen gegen Zivilbevölkerung konzipiert und sollten als „Vergeltungswaffen“ ab 1944 in den Kriegseinsatz gelangen. Die Anlagen verbrauchten immer mehr finanzielle, materielle und personelle Ressourcen, vor allem als das Großforschungszentrum um ein Fertigungswerk für Raketen erweitert wurde. Deren Zuweisung erfolgte nicht ohne staatliche Kontrolle. Unterschiedliche Ämter des Militärs und der Ministerialbürokratie überwachten das Fortkommen der Arbeiten und stellten hohe Erfolgserwartungen. Die Projekte mussten ihre Nützlichkeit für den kriegführenden NS-Staat bewei-
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sen oder zumindest glaubhaft in Aussicht stellen, und sie standen in Konkurrenz zueinander und zu allen anderen Rüstungsvorhaben. Grund für den Aufwand, den die Rüstungsprojekte in Peenemünde und dem gesamten Deutschen Reich erforderten, war ein einfacher: Das Deutsche Reich war seinen Kriegsgegnern volkswirtschaftlich und militärtechnisch weit unterlegen. Um konkurrenzfähig zu werden, konnten Waffensysteme nicht allein kontinuierlich, schrittweise verbessert werden. Schnelle und weitreichende Innovationssprünge, technische Revolutionen waren nötig. Die Hoffnung, dadurch den Krieg zu gewinnen, steigerte sich hin zum Glaube an das Kommen eines technischen Wunders. Das „deutsche Wunder“, als das sich der Nationalsozialismus verstand, sollte durch rationale Innovationsplanung hergestellt werden. Ein zentraler Ort, an dem das Wunder der Technik in industriellem Maßstab realisiert und so die Voraussetzung für das politische Wunder geschaffen werden sollte, war Peenemünde. Der Niedergang des Rüstungszentrums erfolgte schrittweise, beginnend mit der Verlagerung des Fertigungswerks 1943 in eine unterirdische Fabrik im Harz, dem
25 Jahre Historisch-Technisches Museum Peenemünde NS-Geschichte für die Zukunft relevant gestalten Autor: Dr. Philipp Aumann
Freigelände mit Großexponaten und Kraftwerk als Ausstellungsgebäude, © HTM Peenemünde
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KZ-Komplex Mittelbau-Dora. Dort sollte das in Peenemünde entwickelte Produktionsprinzip von jeweils zehn Häftlingen, die von einem Vertragsarbeiter angeleitet wurden, im großen Maßstab umgesetzt werden. Spätestens damit war das Raketenprojekt gleichzeitig ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die systematische Ausbeutung und Ermordung von Sklavenarbeitern, und ein Kriegsverbrechen, der wahllose Angriff auf Städte, um deren Bewohner zu töten und dauerhaft in Angst und Schrecken zu versetzen. War die Verlagerung der Fertigung in eine unterirdische Fabrik noch eine Reaktion auf die westalliierten Luftangriffe, flohen die Mitarbeiter der übrigen Bereiche ab Anfang 1945 vor der näherrückenden Sowjetarmee. Kurz vor der Kapitulation des Deutschen Reichs wurde Peenemünde besetzt. Die Hoffnung auf Weltherrschaft mittels neuartiger und überlegener Waffentechnik war dahin. Militärisches Sperrgebiet blieb Peenemünde jedoch weiterhin, zunächst als Stützpunkt der Roten Armee und ab 1961 als Standort der Nationalen Volksarmee der DDR. Der Ort verschwand als geographische Größe, wurde aber sozial von den Raketenwissenschaftlern repräsentiert, die in die USA emigrierten, in Huntsville/ Alabama an militärischen und zivilen Trägerraketen arbeiteten und damit wesentlich am Wettlauf zum Mond der 1960er Jahre beteiligt waren. Die Raketentechnik war für den Kalten Krieg zentral, nicht
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nur militärisch, sondern auch kulturell, weil an ihr die Fortschrittlichkeit und Leistungsfähigkeit einer Nation und der sich gegenüberstehenden politischen Blöcke gemessen wurde. Entsprechend wurden die deutschstämmigen Entwickler in den USA zu nationalen Helden. Ihre apologetischen Memoiren und Erinnerungen beschrieben die Arbeiten in der NS-Zeit gleichermaßen als Dienst an der Technik und Weltraumforschung wie als Pflichterfüllung in einer militarisierten Gesellschaft. Sämtliche Verbrechen wurden in die Verantwortung der SS abgeschoben. Ihren wahren Charakter und ihre Bedeutung hätten ihre Leistungen erst jetzt, mit den amerikanischen Erfolgen in der Raumfahrt bewiesen. Peenemünde diente in dieser Erzählung als heiliger Ort, als „Geburtsort der Raumfahrt“, an dem das größte Abenteuer der Menschheit seinen Ausgang genommen habe. Museumsgeschichte Erst mit dem Ende des Kalten Krieges und der Auflösung der NVA wurde aus diesem imaginierten ein realer Ort, der nun wieder zugänglich, sichtbar und fassbar war. Beinahe umgehend gründeten ehemalige Soldaten 1991 das Historisch-Technische Informationszentrum auf dem Gelände
Oben: Zusammenbauwerkstatt der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Fotografie, 1943 Rechts: Kesselhaus des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde mit Ausstellung zu dessen Geschichte, © HTM Peenemünde
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des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde. Sie hatten ihr Wissen über die Geschichte des Rüstungszentrums aus DDR-Veröffentlichungen, eigenständiger archäologischer Arbeit und persönlichen Kontakten mit ehemaligen Mitarbeitern erworben. Damit wurden die Erzählungen der „alten Peenemünder“ weiter tradiert, und das Museum entstand selbst als Produkt der Erinnerungsgeschichte. Zentrales Motiv der ersten Ausstellung waren „die hervorragenden wissenschaftlichen und technischen Leistungen deutscher Raketenforscher und Techniker“. Verschwiegen wurde aber nicht, „daß diese Leistungen der Wissenschaftler zu kriegerischen Zwecken mißbraucht wurden“. Um diesen scheinbaren Widerspruch zwischen epochaler Innovation und Verbrechen dreht sich auch die neue Dauerausstellung, die 2002 eröffnet wurde und bis heute besteht. Unter dem Titel „Die Enden der Parabel“ stellt sie die Geschichte der deutschen Raketentechnik von ihren utopischen Anfängen in den 1920er Jahren über die Arbeiten in Peenemünde bis hin zur Serienfertigung der Raketen in Mittelbau-Dora und dem Einsatz ge-
Oben Links: Titelblatt der Begleitbroschüre zur ersten Dauerausstellung des Museums, um 1991 Oben Rechts: Raum „Die Versuchsanstalten Peenemünde“ in der aktuellen Dauerausstellung Unten: Relikte von Lagerhallen des ehemaligen Fertigungswerks, Teil der Denkmallandschaft Peenemünde Rechte Seite: Raum „Ökonomie und Utopie der Zerstörung“ der aktuellen Sonderausstellung Fotos: © HTM Peenemünde
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gen westeuropäische Großstädte vor. Ein zweiter Abschnitt verfolgt die Geschichte der in Peenemünde entwickelten Technik im Systemkonflikt des Kalten Krieges bis ins Jahr 2000. Mit der neuen Dauerausstellung wurden auch die Ausstellungsflächen enorm erweitert und erstmals der Schalthausanbau des Kraftwerks genutzt. Die Kraftwerksanlagen wurden 2012 und 2014 nach umfangreichen Sanierungen schritt-
weise als begehbares Denkmal zugängig gemacht. Das Gebäude selbst dient als Quelle und vermittelt eindrucksvoll wie kein anderes Medium die Größe der Rüstungsanlagen und den Ressourcenbedarf der Arbeiten. 2015 wurde im Kesselhaus ein gläserner Aufzug eröffnet, der zu einer Aussichtsplattform auf dem Dach führt. Von dort erhalten die Besucher einen Eindruck von den räumlichen Dimensionen der ehemaligen Rüstungsanlagen, von der Komplexität und Monstrosität
des Projekts Peenemünde, den die Ausstellungen nur andeuten können.
die gesamte Region Teil des Rüstungsprogramms war.
Dieses Erlebnis dient als Anreiz, um nach dem Besuch der Ausstellungen die Denkmallandschaft außerhalb des Museums zu erkunden und so den authentischen Ort in seiner ganzen Größe buchstäblich zu erfahren. Die öffentliche Fläche, in der mit den baulichen Relikten der Versuchsanstalten die wichtigsten Exponate des Museums zu finden sind, wird seit 2007 auf einem Rundweg über derzeit 23 Tafeln vermittelt. Zu sehen sind unter anderem Fabrikanlagen, Lagerhallen, die Arena für den Raketenabschuss, die Werksiedlung und Häftlingslager. Die Anzahl der Stationen ist ständig gewachsen, und 2015 wurden sie erstmals über das Gemeindegebiet Peenemünde ausgedehnt. Dadurch wird deutlich, wie
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seiner Gebäude und der Gesamtfläche, in der noch immer das nationalsozialistisch Größenwahnsinnige, Militärische, Zerstörerische und Zerstörte abzulesen ist.
Das Historisch-Technische Museum Peenemünde (HTM) ist mit einer sich ändernden Besuchererwartungen konfrontiert. Mit dem Sterben der letzten Zeitzeugen geht die unmittelbare Erinnerung an den Nationalsozialismus zu Ende, und damit wandelt sich dessen Bedeutung als zentrales historisches Thema. Auch die Raketentechnik taugt heute kaum mehr, breite Massen für das Museum zu interessieren. Besonders jüngere Generationen blicken oft distanziert auf die im Museum verhandelten Themen. Wenn sie der Ort auratisch affiziert, dann nicht mehr als ein Heiligtum des ersten Raketenstarts, sondern viel eher durch die Monumentalität
Neben dem Umwandeln einer Naturlandschaft in eine Industrielandschaft wird am Ort selbst deutlich, wie sich die Natur den ehemaligen High-Tech-Standort zurückerobert. Die Sichtbarkeit unterschiedlicher Zeitschichten und des Verfalls des Menschgemachten verleiht dem konkreten Ort der Geschichte damit weniger Eindeutigkeit, sondern relativiert den Blick in die Vergangenheit sogar. Das Museum und die Denkmallandschaft setzen in diesem Sinne nicht einen Authentizitätsanspruch als pädagogische Autorität ein, sondern machen die zeitliche und räumliche Standortabhängigkeit von Geschichtsbildern bewusst. Die Besucher
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werden in die Lage versetzt, sich kritisch mit den verschiedenen Bildern und Erzählungen über das Rüstungszentrum auseinanderzusetzen und eigenständig über die Themen und Angebote des Museums nachzudenken. Das Lesen der Geschichte in all ihren Zeitschichten und Widersprüchlichkeiten soll die neuen Vermittlungsangebote in der Denkmallandschaft genauso leiten wie die anstehende Neukonzeption der Dauerausstellung. Die Konzentration auf den konkreten Ort bedeutet umgekehrt eine Entfernung von der bisher überbetonten, fast als notwendig dargestellten Kontinuität zur Raketen- und Raumfahrtgeschichte des Kalten Kriegs. Aus dem erzählerisch konstruierten Raketenzentrum Peenemünde wird wieder ein Rüstungszentrum gigantischen Ausmaßes. Der darin betriebene Aufwand und die in die Arbeiten gesetzte Hoffnungen sind die zentralen Aspekte, die die Besucher noch immer interessieren. „Das alles wurde hier gebaut, nur um andere umzubringen“, rief eine Schülerin kürzlich empört aus. Die Bedeutung von Technik und Fortschritt für moderne Gesellschaften ist eben heute eine genauso relevante Frage wie vor 70 Jahren. Die letzten Sonderausstellungen des HTM, die sich mit Teilaspekten der Geschichte des Rüstungszentrums beschäftigten, sind inhaltliche Vorarbeiten für eine neue Dauerausstellung und Forschungsergebnisse, weil sie bisher nicht vorhandenes Wissen präsentieren. Noch bis November ist „Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems“ zu sehen. Die Ausstellung zeigt die Realisierung der neuartigen Militärtechnik im Spannungsfeld zwischen strategischem Kalkül und wahnhafter Utopie.
Oben: Gregorio Iglesias Mayo, „Peenemünde“, Kohle auf Leinwand, 37 x 12 m, 2015, präsentiert im Kesselhaus des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde Mitte: Miguel A. Aragon fertigt seine Kunstdrucke „Imprints from the Ground“, 2015, Foto: © Gala Oro Unten: Die Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde, bestuhlt für ein Konzert des Baltic Youth Philharmonic Rechte Seite: Die Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde als Raum für die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“, 2003, Alle Fotos: © HTM Peenemünde
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Ressourcen für die eigenen Ausstellungen, aber auch für externe Forschung sind die Sammlungen des Museums. Archivalien, gedruckte und graue Literatur und Objekte, meist Bodenfunde aus dem Flächendenkmal, bilden die Ortsgeschichte Peenemündes, die Bau-, Alltags-, Sozial- und Erinnerungsgeschichte, besser ab als jede andere Sammlung. Darüber kann sich das Museum alleinstehend profilieren und komplementäre Sammlungsschwerpunkte zu den dinglichen und archivalischen Sammlungen des Deutschen Museums und den Bundesarchivbeständen aufbauen, wo die offiziellen Akten des Rüstungszentrums bewahrt werden. Schließlich will das HTM nicht nur die Geschichte des Ortes nach klassischem Muster dokumentieren, sondern neue Wege der Präsentation finden. Es soll thematisch weiter gefasste Ausstellungen geben, die an den Kernauftrag des Museums anschlussfähig sind und im heutigen gesellschaftlichen Kontext nach wie vor gültig sind. Eine andere Möglichkeit, das Spektrum zu erweitern, sind Kunstausstel-
lungen. Der künstlerische Zugang zur Geschichte Peenemündes ergänzt den historisch-wissenschaftlichen des Museums um ein persönliches, ästhetisches, assoziatives Moment und berührt die Besucher direkter, aktiver und emotionaler. Damit können Einlassungen von Künstlern Zeitzeugenaussagen als pädagogisches Mittel nachfolgen. Aktuell zeigt das HTM Werke des spanischen Malers Gregorio Iglesias Mayo und des mexikanisch-US-amerikanischen Druckgrafikers Miguel A. Aragon, die im Sommer 2015 auf dem Museumsgelände gearbeitet haben. Neben Ausstellungen sind Veranstaltungen eine Angebotsform, um Stammbesucher und neue Zielgruppen für das Museum zu interessieren. Etabliert sind bereits Symphoniekonzerte, die jährlich im Turbinensaal des Kraftwerks stattfinden. Der Reiz der Industriearchitektur in ländlicher Umgebung und die Aura des Ortes bieten eine attraktive Plattform nicht nur für Kulturveranstaltungen, sondern auch für ein Bildungs- und Tagungsprogramm im Rahmen einer Akademie.
Bei der Öffnung für neue Themen und methodische Ansätze ist allerdings zu beachten, dass sich alle Produkte klar ins Profil des Hauses einfügen. Denn ansonsten würde das Museum beliebig und nicht mehr erkennbar. Auch muss rationale Analyse vor emotionaler Affektion stehen. Ausstellungen müssen, egal welches Thema sie behandeln, den zentralen erkenntnisleitenden Ansatz des HTM verfolgen, kritisch über die Bedeutung von Technik und Fortschritt für moderne Gesellschaften zu diskutieren.
Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH Im Kraftwerk 17449 Peenemünde Telefon: +49 38371 505 0 htm@peenemuende.de www.peenemuende.de
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Schloßparkmuseum Bad Kreuznach Ein Haus im Umbruch und in der Erneuerung. Autor: Peter Kummer
Wenn die Sprache auf die künftige Entwicklung seiner beiden Museen kommt, hat Marco van Bel viele Ideen. Der Leiter und Kurator des Schloßparkmuseums sowie des Museums Römerhalle in Bad Kreuznach will dort ansetzen, wo seine Vorgängerin Dr. Angela Nestler-Zapp aufgehört hat und weitere, deutliche Akzente setzen. „Jedes Museum ist einzigartig, und zusammen bilden sie einen wunderbaren Komplex“, sagt der gebürtige Niederländer. Aber es ist eben auch ein Komplex, der einem ständigen Wandel ausgesetzt sein will, um attraktiv zu bleiben.
Seit Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christi gehörte das heutige Bad Kreuznach zum Römischen Imperium und war später Bestandteil der Grenzsicherung gegen die immer weiter vordringenden Germanen. Das hat im Boden deutliche Spuren hinterlassen. Sie kamen nach und nach wieder an die Öffentlichkeit, vor allem als im 19. Jahrhundert das Interesse an der eigenen regionalen Geschichte stetig größer wurde, ein weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen. So auch in Bad Kreuznach. Im Jahr 1856 gründete sich der Antiquarischer-Historischer Verein Nahe und Hunsrück, der nicht nur sammelte und erforschte, sondern dessen Mitglieder auch Ausgrabungen begleiteten.
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Die museale Geschichte fängt streng genommen 1933 an, als unter Leitung von Karl Geib - der bereits seit 1915 auch Vorsitzender des Antiquarischen Vereins war - ein Heimatmuseum für die öffentliche Unterbringung ihrer Sammlung errichtet wurde. Mit dem im 19. Jahrhundert entdeckten Gladiatorenmosaik und den Bingerbrücker Grabstelen von Auxiliaren, nicht-römischen Hilfstruppen zur Unterstützung der römischen Legionären, hatten die Archäologen schon einiges Spektakuläres vorzuweisen. Dazu kamen Funde aus der Vor- und Frühgeschichte bis hin Objekten der Naturgeschichte, zum Beispiel das riesige Bein und Schenkel eines Mammuts oder der Bundenbach-Schiefer mit ihren vielen Leitfossilien. Jahrzehntelang war diese - für die damalige Zeit sehr kennzeichnende - vielseitige Sammlung (von der Stadtgeschichte über die Antike bis zur Geologie und Paläontologie, von Dokumenten über Objekte bis zu Kunstgegenständen) mitten in der Stadt untergebracht, ehe 1985/86 eine frühere Stallung des Gutes zum Museum Römerhalle umgebaut wurde. Und wo bislang das Max-Planck-Institut untergebracht war, entstand nun das wundervolle Schloßparkmuseum. Die beiden Museen ergänzen sich: Das
eine konzentriert sich ausschließlich auf die Jahrhunderte unter römischer Herrschaft, das andere lässt diese Ära aus, wenn es die Entwicklung der Region von den Anfängen der Besiedelung bis
in die Anfänge des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf die Kulturgeschichte des Großbürgertums nach Napoleon darstellt. Die das alles umfassende Klammer ist die Verbindung zur Region. Also ein Heimatmuseum? Nein, das ist es nicht nur. Vielmehr erhebt es den Anspruch, ein stadt- und regionalhistorisches Museum zu sein. Marco van Bel will sowohl neue Schwerpunkte setzen, als auch das Angebot erweitern. Er möchte - mit dem Menschen als Ausgangs- und Beziehungspunkt - Kultur, Geschichte und Kunst in den Focus stellen, wobei er das Bewusstsein von Veränderungen – Kultur und Ideengeschichte als dynamisches Phänomen – schärfen will. Gleichzeitig sollen die Museen durch interessante und hochwertige Sonderausstellungen, auch überregional, mehr von sich reden machen. Ein Beispiel ist die aktuelle Präsentation moderner Kunst: Die raumgreifenden Papierinstallationen von Katharina Fischborn, die in Auseinandersetzung und Interaktion mit dem Ort (dem Schlösschen sowie dem Park und der Natur) stehen, entstanden speziell für das Museum in Bad Kreuznach. Von der Innenstadt ist das Schloßparkmuseum eigentlich nur einen Katzensprung entfernt. Und doch liegt es verkehrstechnisch etwas ungünstig, zwar im Bereich der historischen Neustadt, aber durch die Nahe-Brücke von der modernen Altstadt getrennt, abseits der Haupttourismusroute. Aber wer die wenigen hundert Meter vom Zentrum hierher zurückgelegt hat, wird schon von weitem von einem eindrucksvollen klassizistischen Gebäude empfangen. Vom Eingangstor aus führt ein schnurgerader Weg auf das vierstöckige Gebäude zu, vorbei am historischen Baumbestand und den gusseisernen Laternen, die noch aus der familieneigenen Fabrikation der Familie Puricelli, den Eigentümern im 19. Jahrhundert, stammen. Die baulichen Ursprünge gehen vermutlich bis 1326 zurück, als die frühere Wasserburg erstmals Erwähnung fand. Später wurde es zu einem herrschaftlichen Anwesen umgebaut und Henriette Amalie von Anhalt-Dessau nutzte es im 18. Jahrhundert als eine Art Sommerresidenz mit landwirtschaftlicher Prägung. Im 19. Jahrhundert übernahm der zu Wohlstand gekommene und später zum Hintergrund: Hebe mit Adler (links) sowie Flora (rechts) von Carl Cauer (1828-1885) Links: Schloßparkmuseum Bad Kreuznach.
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Freiherr erhobene Andreas van Recum, dessen familiären Wurzeln in die Niederlande zurückgingen, das Anwesen. 1804 empfing er hier den französischen Kaiser Napoleon. Van Recum ist für die Region und weit darüber hinaus von Bedeutung auf dem Gebiet der Erneuerung in der Landwirtschaft (Dreifelderwirtschaft) und vor allem in Zusammenhang mit dem Weinbau, berichtet Marco van Bel. Das Haus soll sich immer wieder wandeln, darf nicht statisch sein, muss auch Neues anbieten, um stetig und auch für neue Zielgruppen interessant zu sein. Und es muss atmen. Um beides weiß der Museumsleiter, der seit September 2015 diese Stelle bekleidet. Darum will er es weiterentwickeln, ohne jedoch das Haus seiner Identität zu entfremden. Klassizismus und Geschichte sollen mit der Moderne und der Gegenwart eine Synthese eingehen. Nachdem sich das Haus Mitte der 1980er Jahren in ein Museum gewandelt hatte, waren die hohen Fenster lange Zeit „blind“. Rollos verwehrten den Blick in den Park hinaus genauso wie sie umgekehrt von außen keinen Einblick ins Haus hinein gestatteten. „Es fehlte die Verbindung zum Park“, sagt van Bel. „Das Haus sollte sich aber der Allgemeinheit öffnen, Offenheit ausstrahlen und sich als attraktives Museum anbieten“.
Hintergrund: Skulpturen verschiedener Cauer-Generationen. Im Vordergrund die Windsbraut von Ludwig Cauer (1868-1947) Oben: Veranstaltungsraum und Trauzimmer mit der Holzschnitzkunst vom Münchener Hofschreiner Anton Pössenbacher (1842-1920)
Außerdem möchte er einen proaktiven Kurs fahren, charakterisiert er seine Pläne. Mit Veranstaltungen und Ausstellungen zu wechselnden Themen will sich Museumsleiter van Bel nicht auf eine bestimmte Zielgruppe konzentrieren, sondern im-
mer wieder einen anderen Besucherkreis für das Schloßparkmuseum erschließen. Das erste Event nach dem Stabwechsel im vergangenen Herbst hat das Haus bereits hinter sich. Im Oktober standen einen Tag lang Haus und Park im Zeichen von „Licht und Wärme“. Zu sehen waren nicht nur Kunst und Gebrauchsgegenstände der ehemaligen Besitzer van Recum und Puricelli, sondern van Bel schlug den Bogen zurück bis zu den Römern. Kronleuchter, Kerzenhalter, Öllampen bis hin zu Gas und Elektrifizierung zeigten über die Jahrhunderte hinweg, auf welch vielfältige Weise Licht ins Haus gebracht wurde. Puricelli selbst kannte elektrisches Licht schon lange bevor es das Stadtgebiet illuminierte. Ergänzend dazu ging die Sonderveranstaltung auf die Frage ein, wie seinerzeit Wärme erzeugt wurde und wofür. Schließlich wollten auch die ehemaligen Palmenhäuser auf dem Anwesen beheizt werden. „Unsere neue Herangehensweise hat gezeigt: Das Haus ist mehr als eine reine Kunstsammlung. Es gibt auch viele verborgene ‚Schätze‘. Ein ansprechendes Konzept, womit wir an einem Abend mehr als 500 Besucher gewinnen konnten. Ein wunderbares Ergebnis!“, freut sich der Museumsleiter. Das Schloßparkmuseum zeigt die Wandlung zum repräsentativen Wohnsitz einer wohlhabenden Bürger- und Industriellenfamilie und beherbergt ferner verschiedene thematische Dauerausstellungen, von der Frühgeschichte über Jugendstilgläser bis hin zum großbürgerlichen Alltagsleben und die Geschichte des Badekurortes Kreuznach. Das Jagdzimmer ist mit eindrucksvollen Kassettendecken, ornamen-
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Der künstlerische Erfolg setzte sich im 20. Jahrhundert fort. Die Künstlerfamilie spiegelt auch die jüngere Geschichte der Bildhauerei wieder. Die ersten Vertreter folgten in ihren Werken noch den Idealen der Antike, Hanna Cauer hingegen, die zunächst als Malerin mit Max Liebermann in Berlin ausgestellt hat, gestaltete moderne, aber auch dem Zeitgeist und dem Nationalsozialismus entsprechende Großplastiken.
Museumsleiter Marco van Bel
tiertem Parkett, Wandverkleidungen aus edlem Holz und aufwändig geschnitzten Möbeln ausgestattet, 1898 angefertigt vom Kunstschreiner Anton Pössenbacher, der auch hochwertige Inneneinrichtungen für Märchenkönig Ludwig II. gestaltete. Eine Präsentation im Schloßparkmuseum sticht besonders heraus: das Wirken der Familie Cauer. Ihr ist fast eine ganze Etage gewidmet. Denn dahinter verbirgt sich eine ganze Dynastie von Bildhauern, seit sechs Generationen tätig und mit internationaler Reputation. Emil Cauer der Ältere begründete die Tradition, ließ sich 1832 in Kreuznach nieder und eröffnete ein Atelier. Seine Söhne Karl und Robert erweiterten das Unternehmen, das hier bis zu 30 Mitarbeiter beschäftigte. Ateliers gab es zudem in Rom und London. Man fertigte neben Marmorfiguren vor allem Figuren aus der nach ihnen benannten Cauermasse. Material und Abgussverfahren eigneten sich besonders für die Herstellung hochwertiger Skulpturen in größerer Stückzahl. Über Kataloge angeboten, wurden die Werke in die ganze Welt exportiert. Wer im Großbürgertum des 19. Jahrhunderts etwas auf sich hielt, bei dem stand ein Cauer im Salon.
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Das Museum zeigte die große Palette des Cauerschen Schaffens mit kleinformatigen Genreplastiken über Skulpturen für Grabmale bis zu anmutigen, grazilen Figuren. „Man erkennt deutlich den wechselnden Kunstgeschmack. Die Cauers gingen mit der Zeit.“ Die Skulpturen – wie die Wassernymphe und Wasserträgerin, die in Bezug zur Kurgeschichte von Bad Kreuznach stehen – waren auch im öffentlichen Leben der Stadt immer wieder präsent, gerieten allerdings mit der Zeit in Vergessenheit. Noch in den Kinderschuhen steckt der Teil zur Badegeschichte von Bad Kreuznach. Dr. Johann Erhard Prieger nutzte erstmals die Sole für Trink- und Badekuren und errichtete 1817 die erste Badestube. Bereits ab 1822 kamen auswärtige Gäste und internationale Berühmtheiten. In den folgenden Jahrzehnten entstanden das Kurviertel mit Villen, Hotels und Parkanlagen. Dies ist aber größtenteils Geschichte, nur einige Teilbereiche haben bis heute ihr ursprüngliches Flair bewahren können. Den Titel „Bad“ erhielt Kreuznach im Jahr 1924. Doch trotz des großen, internati-
onalen Ansehens kommt dieser Teil der Stadtgeschichte im Schloßparkmuseum bisher noch etwas zu kurz. „Das will ich im nächsten Jahr ändern“, sagt van Bel. „Einige sehr schöne Objekte stellen unsere Badegläser dar.“ Eine Reihe der historischen Gläser ab 1850 sind bereits ausgestellt; die Sammlung würde er gerne erweitern, zumal 2017 die 200 Jahre Badegeschichte gefeiert wird. So sehr Cauer international anerkannt ist, mit den Skulpturen alleine kann sich das Museum keine neuen Zielgruppen erschließen. Den Jüngeren sagt diese Art einer wenig spektakulären Kunst weniger zu; die älteren Generationen haben eher die Affinität zu dieser Kunstrichtung des Klassizismus und des Biedermeier. Marco van Bel sieht das Schloßparkmuseum als ein Haus im Umbruch und in der Erneuerung. Mit regelmäßigen neuen, temporären Ausstellungen hauptsächlich auf dem Gebiet der Kunst will er zusätzliches Publikum auch aus entfernteren Städten und aus dem Tourismus gewinnen. „Sonderausstellungen sind wichtig“, sagt er. „Wenn man immer nur das Gleiche zeigt, ist man für viele nicht mehr interessant. Wir dürfen den Anschluss an die neue Zeit, an neue Bedürfnisse und neue Zielgruppen nicht verlieren, um auch die Kulturgüter und die Kunst zu erhalten und zu vermitteln.“
Rechts: Quellennymphe sowie Mädchen mit Muschel von Robert Cauer d. Ä. (1831-1893) Unten: Moderne Kunst in historisches Ambiente Sonderausstellung Innere Architekturen mit Werken von Katharina Fischborn (1948)
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Auch hier sieht er sich auf dem gleichen Weg, den seine Vorgängerin Dr. Angela Nestler-Zapp schon eingeschlagen hatte. Mit ihrem großen Gespür für Ästhetik hat sie die Wichtigkeit bestimmter Sammlungen erkannt und das Haus thematisch und ausstellungstechnisch weiterentwickelt. Schon damals gab es interessante Sonderausstellungen und eine gute Verknüpfung zu regionalen und teils auch zu überregionalen Künstlern. Wie über die zeitlose Glaskunst von Ida Paulin, eine der deutschlandweit beachteten Glaskünstler, mit den abstrakten Dekoren oder Szenen aus Märchen und von Tänzerinnen.
Japanpapier arbeitet. In einer besonderen Inszenierung zeigt das Museum speziell für diese Ausstellung geschaffene moderne Papierarbeiten und große Installationen. Keine Malerei mit Farbe auf Papier im traditionellen Sinne, sondern reinste Kunst aus Papier, Farbe, Linie und Fläche. Die im Dialog mit dem historistischen Gebäude und der umgebenden Natur verwobene Kunst steht dazu in einer spannungsreichen und gleichzeitig harmonischen Beziehung. Ein zentrales Element ist ein Dreieck aus Stellwänden mit 90 einzelnen Druckplatten, die zusammengenommen den Kreislauf des Lebens wiedergeben.
Klassizismus und Moderne muss kein Widerspruch sein, sondern können sich ergänzen. Das demonstriert die Anfang März diesen Jahres eröffnete Ausstellung „Innere Architekturen“ von Katharina Fischborn, einer Druckerin, die viel mit
Essen und Trinken ist ein weiteres Thema, das problemlos die Jahrhunderte miteinander verbindet. „Auch ein Lebensbedürfnis, das alle Kulturen kennen. Ich kann es durch alle Zeiten zeigen, immer bezogen auf die Region und mit dem Haus gekoppelt.“ Die Region rund um Bad Kreuznach ist für den Nahe-Wein bekannt, die Reben hierfür brachten wiederum die Römer mit in den Norden. So ist schnell die Verbindung zwischen den verschiedenen Epochen geschaffen. Am Ende des Rundgangs durch das Schloß-
Links: In der Schwebe (2016) von Katharina Fischborn, einer speziell für das Schloßparkmuseum geschaffen Papierinstallation Oben: Moderne Kunst in historisches Ambiente. Sonderausstellung Innere Architekturen mit Werken von Katharina Fischborn (1948) Rechts: Schloßparkmuseum, Seitenansicht
parkmuseum ist Marco van Bel wieder am Ausgangspunkt angelangt, das ebenfalls den Wandel eines Museums dokumentiert: Die moderne Kommunikationstechnik wird ihren Einzug halten. Als Ergänzung zu den Schautafeln sollen Besucher die Informationen zusätzlich über eine Museums-App per Smartphone erhalten. Museen im Rittergut Bangert Schloßparkmuseum Dessauerstraße 49 55545 Bad Kreuznach Tel. 0671 92077 7 Fax 0671 92077 92 E-Mail: museumsinfo@bad-kreuznach.de
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Das Prenzlauer Dominikanerkloster Kulturzentrum und Museum Autorin: Cäcilia Genschow
Uckermark, Prenzlau, sagt Ihnen das was? In einer Quizshow war man sich sicher, dass die Uckermark in Böhmen zu finden sei. Gut, damals war Angela Merkel auch noch nicht Bundeskanzlerin. Inzwischen hat sie schon etwas dafür gesorgt, ihre Heimat bekannter zu machen. Als Insidertipp ist die Uckermark allemal bei Naturliebhabern, Künstlern und Ruhesuchenden bekannt. Diese eiszeitlich geprägte Kulturlandschaft mit ihren Grund-und Endmoränen im Nordosten Brandenburgs nennt 3077 km² ihr Eigen und zählt ca. 121000 Einwohner. Das macht gut 40 Einwohner je km². Und inmitten dieser Landschaft liegt Prenzlau, die eigentliche „Hauptstadt der
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Uckermark“, als solche bereits 1465 vom Kurfürsten Friedrich II. betitelt. Es ist egal aus welcher Himmelsrichtung man sich der Stadt nähert, die gotische St. Marienkirche, das Wahrzeichen Prenzlaus, mit ihren kuriosen Turmabschlüssen ist weithin sichtbar. Trotz der starken Zerstörung der Stadt in den letzten Apriltagen 1945 ist der Ort reich an mittelalterlichen Bauten. Neben der bereits erwähnten St. Marienkirche und großen Teilen der Stadtmauer sind es weitere sakrale Bauten, zu denen auch das ehemalige Dominikanerkloster gehört, eine der am besten erhaltenen monastischen Anlagen Nordostdeutschland, das heute Kulturzentrum und Museum ist.
Geschichte des Kulturhistorischen Museums Prenzlau Das Prenzlauer Museum kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Als erste museale Einrichtung der Region wurde 1899 das Uckermärkische Museum auf Initiative des ein Jahr zuvor gegründeten Uckermärkischen Museums- und Geschichtsvereins in der Heiliggeistkirche Prenzlaus eröffnet. Den Schwerpunkt der Sammlung bildeten anfänglich Objekte der Vor- und Frühgeschichte. Das Sammlungsspektrum erweiterte sich in den kommenden Jahrzehnten in Richtung Militaria, Handwerk, Volkskunde und Sakralkunst, so
dass der Fundus kontinuierlich anwuchs. So war man dankbar, dass sich 1927 durch den Auszug des Städtischen Krankenhauses aus dem Dominikanerkloster die Möglichkeit ergab, dort zusätzlich Räume museal zu nutzen. Im März 1945 wurde ein Teil des Prenzlauer Museumsgutes kriegsbedingt ausgelagert. Durch diese Maßnahme konnten wertvolle Objekte gerettet werden. Das Hauptgebäude des Museums, die Heiliggeistkirche, brannte bei der Zerstörung der Stadt im April 1945 völlig aus. Das Dominikanerkloster blieb zwar unversehrt, doch wurden die vorhandenen Räumlichkeiten u. a. zu Notunterkünften umfunktioniert. Erst 1957 konnten dort wieder einige ehemals museal genutzte Räume für Museumszwecke erschlossen werden. In der Folgezeit hat sich das Prenzlauer Museum Schritt für Schritt wieder zu einer anerkannten Institution entwickelt. Neben dem bemerkenswerten Ausbau der Sammlung insbesondere im Bereich von Kunst und Kultur des Mittelalters, bedingt durch das überwältigende Fundmaterial des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters bei Seehausen/Uckermark, gelang auch der Neuaufbau einer prähistorischen Sammlung. Mit seiner überregionalen Ausstrahlung erreichte das Kulturhistorische Museum einen beachtlichen Bekanntheitsgrad, der zu großzügigen Schenkungen anregte. 1987 erhielt das Museum die 1945 ausgelagerten Objekte wieder zurück, die sich bis dahin in der Bundesrepublik Deutschland befanden. In Folge einer umfangreichen Sanierung des Dominikanerklosters von 1997-1999 mit finanziellen Mitteln aus dem Kulturinvestitionsprogramm des Landes Brandenburg, des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, der Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stadt Prenzlau konnte das Kulturhistorische Museum Ausstellungsfläche sowie Depoträume dazugewinnen. Für die kreative architektonische Umgestaltung dieser denkmalgeschützten Gebäudeanlage zum Kulturzentrum der Stadt erhielt Olaf Beckert 1999 den Brandenburgischen Architekturpreis. Die Einbeziehung des sogenannten Waschhauses mit seiner Verbindung aus historischer Bausubstanz und modernen architektonischen Elementen in den Klosterkomplex im Jahre 2011 erbrachte weitere Räume für Links: Blick auf das Dominikanerkloster Prenzlau Rechts: Madonna, Lindenholz, Erste Hälfte des 15. Jh.
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Linke Seite: Kreuzgang im Kulturhistorischen Museum Prenzlau- Ostflügel Rechte Seite: Oben: In der Klostergalerie im Waschhaus, 2015 Mitte Links: Model mit dem Nedativrelief einer Sitzmadonna, Obstholz, 14. Jh. Mitte Rechts: Mittelalterliche Keramik aus dem Klosterfund Seehausen Unten: Kleinplastik aus dem Klosterfund Seehausen
das Museum, so dass heute neben einer umfangreichen Ausstellung zur Kulturgeschichte der Region auch zwei Räume für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen sowie ein Raum für die archäologische Sammlung mit museumspädagogischem Bereich. Schwerpunkte der Dauerausstellung Im Kulturhistorischen Museum wird anhand originaler Sachzeugnisse die Kulturgeschichte der Uckermark am Beispiel der Stadt Prenzlau im Kontext größerer historischer Entwicklungen dargestellt. Drei markante Themenschwerpunkte sind jeweils einem Klausurflügel im Erdgeschoss zugeteilt: Im Ostflügel, in dem sich zugleich der Zugang zum Ausstellungsbereich befindet, wird eine erste Auswahl aus dem spek-
takulären Fundmaterial des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Marienwerder präsentiert. Diese im norddeutschen Raum in ihrer Fülle und kulturhistorischen Bedeutung einmaligen Objekte wurden mit den Methoden der Unterwasserarchäologie bei Seehausen aus dem Oberuckersee geborgen. Sie geben einen hervorragenden Einblick in den Alltag eines Nonnenklosters. Im Südflügel steht die mittelalterliche Stadtgeschichte Prenzlaus im Blickpunkt der Betrachtung, so die Zeit der deutschen Ostsiedlung, die Entwicklung Prenzlaus zu einer wirtschaftlich blühenden Stadt und zu einem geistig-kulturellem Zentrum von überregionaler Bedeutung. Prenzlau galt seit 1465 offiziell als eine Hauptstadt im Brandenburgischen Land. Zugleich befindet sich im Südflügel der Sonderausstellungsraum, in dem wech-
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selnde Ausstellungen von kulturhistorischen Themen bis zu zeitgenössischer Kunst gezeigt werden. Im Westflügel befindet sich das ehem. Gästerefektorium mit überregional bedeutenden Wandmalereien der Klosterzeit. Im Folgenden wird die Geschichte der Stadt Prenzlau vom 16. Jh. bis ins 19. Jh. im überregionalen Kontext thematisiert. Der letzte Raum dieses Flügels ist die ehem. Gästekapelle. Sie ermöglicht die Präsentation mittelalterlicher Plastiken
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und Textilien in einer Einheit von sakralem Ausstellungsobjekt und historisch-klösterlichen Raumgegebenheiten. Dem großen Sohn der Stadt Prenzlau, dem klassizistischen Landschaftsmaler und Freund Goethes Jakob Philipp Hackert, ist im Obergeschoss ein Ausstellungsraum mit Originalwerken gewidmet. Auch der bisher wenig beachteten preußischen Königin Friederike Luise von Preußen (1751-1805), geboren in Prenzlau, wird in einem separaten Raum gedacht.
Ihr Vater, der spätere Erbprinz Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, war zu jener Zeit der Regimentschef des in Prenzlau stationierten 12. Brandenburgischen Infanterieregiments. Sie ehelichte 1769 den damaligen preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der nach dem Tod Friedrich II. von Preußen 1786 die Regentschaft übernahm. Jüngst konnte auch für die archäologische Sammlung ein Raum gewonnen werden. Hier wird eine Vielzahl an Objekten präsentiert, die Zeugen der Geschich-
Linke Seite: Refektorium des Dominikanerklosters mit mittelalterlichen Wandmalereien Mitte: Jakob Philipp Hackert-Landschaft im Tal von La Cava, Aquarel Unten Links: Blick in das archäologische Schaudepot Unten Rechts: Mittelalterlicher Flügelaltar um 1500
te unserer Region von der Steinzeit bis zum Mittelalter sind. Viel Raum wird dem herausragenden Bestand an Objekten mittelalterlicher klösterlicher Alltagskultur gewidmet – den Funden aus Seehausen, in umfassender Ergänzung zu den bereits im Ostflügel gezeigten Stücken.
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Führungen & museumspädagogische Angebote Sowohl für die gesamte Ausstellung als auch für ausgewählte Bereiche bietet das Museum außer den Führungen abwechslungsreiche museumspädagogische Angebote, gern auch für Schülergruppen, z. B. Steinzeit bis Mittelalter, Uckermärkische Sagenwelt, Jüdisches Leben in Prenzlau, Jakob Philipp Hackert, Königin Friederike Luise von Preußen. Ein Infoterminal im Kreuzgang gibt Auskunft und bietet Informationen zu ehemaligen mittelalterlichen Klöstern in Berlin und Brandenburg. In einer audio-visuellen Führung in deutscher oder englischer Sprache kann man sich mit Bartholomäus Mertens, dem letzten Prior des Klosters, auf Entdeckungstour durch die klösterlichen Räumlichkeiten begeben.
Für neue museumspädagogische Ansätze erhielt das Museum den Initiativpreis der Ostdeutschen Sparkassenstiftung 2012 und nahm 2014 im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ am Museobilbox-Projekt des Bundesverbandes für Museumspädagogik teil. Aktuelle Sonderausstellung Regelmäßig beteiligt sich das Kulturhistorische Museum Prenzlau an den Jahresthemen von Kulturland Brandenburg. In diesem Jahr lautet das Thema „ handwerk zwischen gestern & übermorgen“. Hierzu widmet sich das Museum in einer Sonderausstellung vom 28. Mai bis zum 11. September 2016 den mittelalterlichen Wandmalereien im Refektorium des Klosters, die vor 500 Jahren entstanden sind. Oben: Wandmalerei im Refektorium des Dominikanererklosters. Alle Fotos: © Dominikanerkloster Prenzlau Mitte: Museobilbox-Projekt, 2014 Unten: Hochzeit im Friedgarten Rechte Seite:Konzert im Friedgarten
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Dargestellt sind auf den Schildwänden in einem unteren Register Heilige und Kirchenväter und im oberen Teil Szenen aus der Passion Christi, eine Episode aus der Legende des Heiligen Dominikus und eine Salbungsszene. Die Darstellungen sind in der Technik der Seccomalerei ausgeführt. Mit Schwarz entstand eine erste Strichzeichnung, die dann unter anderem mit gelben, roten, grünen und blauen Farbtönen ausgefüllt wurde. Außer der Ikonografie und Maltechnik werden auch die Stifter thematisiert.
17. Mal wird in diesem Jahr der „Kultursommer im Dominikanerkloster“ mit Konzerten, Theateraufführungen und Tanzdarbietungen veranstaltet, die dann hauptsächlich unter freien Himmel im Friedgarten des Klosters stattfinden. In der romantischen Atmosphäre des Friedgartens können Brautpaare den Bund fürs Leben schließen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich im Refektorium das Ja-Wort zu geben. Im Anschluss an die offizielle Trauzeremonie bietet sich der Klosterkeller zum Feiern an oder lockt der Friedgarten zum Sektempfang.
Was das Kloster noch zu bieten hat Das ehemalige Kloster ist heute das Kulturzentrum der Stadt, das außerdem Museum das Historische Stadtarchiv, die Stadtbibliothek, ein Café, einen Saal für Kleinkunstinszenierungen, Konzerte, Buchlesungen und dergleichen beherbergt. Bereits zum
Dominikanerkloster Prenzlau Kulturhistorisches Museum Uckerwiek 813 17291 Prenzlau museum@dominikanerkloster-prenzlau.de www.dominikanerkloster-prenzlau.de
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Bremer Frauen Geschichten Sonderausstellung vom 1. Mai bis 21. August 2016 am Focke-Museum in Bremen Autor: Dr. Christian Vogel 190
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Über das Leben und Wirken einzelner Frauen ist meist viel weniger bekannt als über das ihrer männlichen Zeitgenossen, darin unterscheidet sich die Bremerin nicht von anderen Frauen. Erst seit den 1970er-Jahren korrigiert die Frauengeschichtsforschung allmählich die traditionell männlich geprägte Geschichtsschreibung. Die Eigenwertigkeit und Eigenständigkeit weiblichen Verhaltens wird seitdem erkannt. Frauen werden nun als handelnde Subjekte wahrgenommen, nicht mehr nur als Opfer oder gesellschaftliche Außenseiterinnen. Auch in der Museumssammlung des Bremer Focke-Museums als Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte überwiegen die Vermächtnisse von Männern. Sie hatten die führenden Rollen in Wirtschaft, Handel, Politik, Wissenschaft, Bildung und Kultur. Entsprechend dokumentieren stadthistorisch relevante Exponate in der Regel männlich geprägte Geschichte. Die Hinterlassenschaften von Frauen wirken auf den ersten Blick weniger spektakulär. Da es sich um Alltagsgegenstände von geringerem materiellem oder künstlerischem Wert handelt, erschließt sich deren Aussagewert schwerer. In seiner aktuellen Sonderausstellung „Bremer Frauen Geschichten“ begibt sich das Focke-Museum auf die Suche nach den Spuren bedeutender, aber auch wenig bekannter Bremerinnen. Die Lebensentwürfe von über 60 Frauen, deren Biografien eng mit der Hansestadt verbunden sind, werden anhand jeweils eines Objekts aus der Museumssammlung wieder lebendig. Mit Unterstützung des zeitgleich neu erscheinenden Bremer Frauenlexikons rücken ganz unterschiedliche Frauenschicksale ins öffentliche Bewusstsein. Dr. Frauke von der Haar, Direktorin des Focke-Museums, sieht in dieser Sonderausstellung auch einen wichtigen Impuls für die zukünftige Darstellung der Stadtgeschichte im Museum. In Hinblick auf die anstehende Überarbeitung der Dauerausstellung des Museums haben die „Bremer Frauen Geschichten“ auch das Ziel, Objekte und Informationen über weitere Frauen in Erfahrung zu bringen. Dabei werden auch die Besucher mit einbezogen: Neben der museumseigenen Forschungsarbeit ist eine Station der Ausstellung einer Art Geschichtswerkstatt gewidmet, in der Besucherinnen und Besucher Angaben zu ihnen wichtigen Frauen und ihren Geschichten machen können.
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Gestaltet wurde die Ausstellung vom Berliner Gestaltungsbüro gewerk design, das für jedes der jeweiligen Frau zugehörige Objekt eine eigene Ausstellungsfläche vorsah. Ein sehr flexibles Stellwandsystem machte dies möglich. Ein auffälliges Gestaltungselement sind die von der Decke mit Drähten abgehängten Schilder mit den Namen der Frauen, die auf zeitungsähnliches Papier gedruckt sind. In der Ausstellung selbst gibt es bis auf eine durchgehende Nummerierung und ein die Neugierde weckendes Schlagwort zu den einzelnen Frauen keine Texte – alle Informationen finden die Besucher in ausführlichen Zeitungen, die am Eingang ausliegen. Von der 1737 geborenen frühen Bremer Künstlerin Sophia Charlotta Ringen über die notorische Giftmörderin Gesche Gottfried und die Keramikerin Auguste Papendieck bis zur 2006 verstorbenen Politikerin Annemarie Mevissen zeigt die Ausstellung, was ein Museum über Menschen in einer Stadt anhand der gesammelten Exponate erzählen kann. Ob Porträt, Grafik, Keramik, Buch oder Akteneintrag – jedes Objekt zeugt von ganz verschiedenen Facetten weiblicher Selbstentwürfe. So unterschiedlich wie die Frauen sind auch die in der Ausstellung gezeigten Objekte. So erinnert eine Tasse mit Untertasse an Anna Lühring, die 1814 als Mann verkleidet an den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Armee teilgenommen hatte. Als Anerkennung für ihre Verdienste überreichte ihr Prinzessin Marianne von Preußen persönlich eine Andenkentasse. Über Umwege gelangte sie Anfang des
20. Jahrhunderts in die Sammlung des Focke-Museums. Mit Gesche Gottfried findet sich eine weitere bekannte Bremerin in der Ausstellung. Bis heute ist der spektakuläre Kriminalfall überregional bekannt. Gesche Gottfried tötete 15 Menschen, darunter ihre Ehemänner und Kinder, mit Arsen und versuchte mindestens 19 weitere Personen zu vergiften. 1828 wurde sie überführt und 1831 enthauptet. In der Ausstellung erinnern eine Druckgrafik und ein Brief an die Giftmörderin. Weiteres Beispiel: Anhand eines Fotoalbums wird an die Geschichte von Magda Pauli erinnert, die unter dem Pseudonym Marga Berck drei Bücher veröffentlichte. Besonders erfolgreich war ihr erstes Buch „Sommer in Lesmona“. Die Geschichte einer unglücklichen Liebe wurde 1986 mit Katja Riemann in der Hauptrolle von Radio Bremen verfilmt. Natürlich erhebt die Ausstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern macht selbstkritisch auf die lückenhafte Überlieferung aufmerksam und hofft, den Anstoß für weitere Forschungen zu geben. Dr. Karin Walter, die Kuratorin der Ausstellung, berichtet, dass bei ihrer Spurensuche von den etwa 300 im Bremer Frauenlexikon aufgeführten Frauen 61 ausgesucht wurden, zu denen sie mit Objekten der Museumssammlung spannende Geschichten erzählen konnte. Darüber hinaus besitzt das Museum zahlreiche Bildnisse von Bremer Frauen, von denen meist leider nur die Namen bekannt sind. Die Kuratorin ist sich sicher, dass es darüber hinaus so manche interessante Geschichte über Bremerinnen gibt, die bislang noch nicht in den Fokus der Betrachtung geraten sind.
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Seit mehr als zehn Jahren verwendet das Focke-Museum in Bremen MBA mila-wall Stellwände. Sie haben sich im Gebrauch bewährt, und auch in der aktuellen Ausstellung „Bremer Frauen Geschichten“ ist es gelungen, mit den Stellwänden eine ansprechende Gestaltung zu verwirklichen. Besonders zur Zufriedenheit im Ausstellungsbetrieb hat die Möglichkeit beigetragen, die Wände durch zugekaufte Normteile zu ergänzen, so dass sich fast unbegrenzte Varianten der Gestaltung eröffnen. Der Einsatz von einfachen Profil-Eisenträgern zur Verstärkung macht es beispielsweise möglich, enorme Wandlängen stabil aufzubauen – im Focke-Museum liegt der Rekord bei 16 Metern. Für Ausstellungstechniker Fred Raasch ist entscheidend, dass die einzelnen Elemente mit ihrem Gewicht von 36 Kilogramm leicht zu bewegen und flexibel zu montieren sind. „Ich habe eben gelernt, damit kreativ zu arbeiten! Mit dem speziellen Bausystem ist das wesentlich einfacher zu handhaben als die sonst üblichen Holzwände.“ Die universelle Verwendbarkeit wird dabei ergänzt durch heute im Ausstellungbetrieb immer stärker geforderte Eigenschaft: Nachhaltigkeit. Die MBA mila-wall Stellwände können immer wieder auf- und abgebaut werden und müssen nach der Ausstellung nicht entsorgt werden.
www.mila-wall.de
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Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich ganz der Gegenwart, in der es immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird, dass Frauen herausragende Rollen in der Bremer Stadtgeschichte spielen. Unter dem Titel „Outstanding Bremerin“ erstellten im Wintersemerster 2015/2016 acht Studentinnen der Hochschule für Künste Bremen unter der Leitung der Künstlerin Sandy Volz 24 fotografische Porträts von jungen Bremer Frauen. Ein Beirat aus Frauen verschiedener Interessensbereiche hatte zuvor Bremerinnen ausgewählt, deren soziales, politisches, künstlerisches, sportliches oder berufliches Engagement aktuelle weibliche Wege und Perspektiven aufzeigt. Acht junge Studentinnen begegneten jeweils drei Frauen, und gemeinsam wählten sie den Ort und Zeitpunkt der Aufnahme aus. Entstanden sind eindringliche Porträts, die – obgleich von verschiedenen Fotografinnen stammend – sich einer ähnlichen Bildsprache bedienen. Die porträtierten Frauen geben in Fragebögen Auskunft über ihre Wahrnehmung und ihre Perspektiven. Ergänzend zu den historischen Frauengeschichten erlauben diese aktuellen Positionen einen Blickwechsel auf die Bremer Stadtgeschichte. So entstehen schlaglichtartige Einblicke in ungewöhnliche weibliche Lebensentwürfe, die von der Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung heutiger Bremerinnen zeugen. Die Fotografinnen sind Carolin Becker, Emilia Kepkowski, Neele Sakautzky, Julianna Kiss, Jil Kempa, Judith Ahlers, Johanna Raab und Lixing Zhang. Beide Ausstellungsteile zusammen verstehen sich als ein Blickwechsel auf die Bremer Stadtgeschichte und sollen ganz unterschiedliche Besuchergruppen verschiedenen Alters ansprechen. Focke-Museum Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schwachhauser Heerstr. 240 28213 Bremen www.focke-museum.de
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Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum Auf Zeitreise mit dem Dichter, Germanisten und singenden Freiheitskämpfer. Autorinnen: Nicole Trnka, Ute Lilly Mohnberg
Hoffmann von Fallersleben – sein wohl bekanntestes Lied ist Das Lied der Deutschen. Die dritte Strophe, heute deutsche Nationalhymne, erklingt vor den Spielen der Fußball-Nationalmannschaft – wie jetzt wieder zur Europameisterschaft. Ihr staatstragender Charakter vermischt sich dann mit der Euphorie der Fans. Davon und von der wechselvollen Rezeptionsgeschichte der Hymne erzählt das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum in Wolfsburg. Ein Dichter für unsere Gegenwart Hoffmann von Fallersleben hinterließ ein umfangreiches kulturelles Erbe: Mit seinen sprachwissenschaftlichen Forschungen war er ein Pionier unter anderem auf den Gebieten der Germanistik und Niederlandistik. Sein lyrisches Werk umfasst romantische Natur- und Liebesgedichte
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genauso wie politische und Kinderlieder. Gut zweitausendmal wurden seine Texte vertont. Allein mehr als fünfhundert Lieder für Kinder entstammen seiner Feder, viele werden bis heute gesungen. Alle Vögel sind schon da ist nur ein Beispiel. Das Literaturmuseum im Schloss Fallersleben porträtiert dieses vielfältige Werk und die vielseitige Persönlichkeit Hoffmanns mit über zweihundert Objekten, in Hör- und Medienstationen mit Gedichten und Erinnerungstexten, mit Spielelementen und viel Musik. Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse werden in der historischen Darstellung immer wieder Brücken in unsere Gegenwart gebaut. Ein breites Publikum aller Altersstufen ist begeistert von der gleichermaßen unterhaltsamen, überraschenden, lehr- und ideenreichen Begegnung mit dem Dichter, Germanisten und singenden Freiheitskämpfer
Hoffmann von Fallersleben. Das Museum wurde im Mai 2014 wiedereröffnet. Die Neugestaltung der Dauerausstellung erfolgte gemeinsam mit dem Büro Homann Güner Blum – Visuelle Kommunikation aus Hannover. Das Konzept berücksichtigt die veränderten Seh- und Lerngewohnheiten besonders der jüngeren Generation. Verschiedene „Mitmach-Angebote“ lassen den Museumsbesuch zu einem interaktiven Bildungs- und Kulturerlebnis werden. Die individuelle Gestaltung verleiht jedem der neun Ausstellungsräume eine eigene Atmosphäre.
Oben: Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum baut Brücken in die Gegenwart Rechts: Eine Begegnung mit Hoffmann von Fallersleben, hier mit dem Dichter von Natur- und Liebeslyrik
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Mit Hoffmann auf Zeitreise Begrüßt werden die Besucher mit einem humorvollen Blick auf die Gegenwart. Schwarz-rot-goldene Fanartikel und unterschiedliche Versionen der Nationalhymne vom instrumentalen Alphornspiel über eine Jodelfassung bis zum Rap verweisen auf einen lockereren und fröhlichen Umgang vieler Bundesbürger mit den Staatssymbolen – sichtbar seit der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land 2006. Passieren die Besucher das augenzwinkernde Entree, begeben sie sich an der Seite von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) auf eine Zeitreise in das 19. Jahrhundert. Durch Zeitnavigatoren, einzelne Objekte und grafische Darstellungen können die Besucher die Biografie Hoffmanns in einen politischen, technik- und geistesgeschichtlichen Entwicklungszusammenhang einordnen.
Sie begleiten Hoffmann in seine Kindheit in Fallersleben, in seine romantisch geprägte Jugend sowie bei seiner ebenso detektivischen wie akribischen literaturund sprachwissenschaftlichen Arbeit. Sie begegnen Freunden und Weggefährten, zum Beispiel Jacob und Wilhelm Grimm, und anderen Dichtern und Revolutionären. Sie gehen mit ihm in verschiedenen Verkehrsmitteln auf Reisen. Sie erfahren einerseits von seinen Kämpfen für eine gerechtere Welt und andererseits von Hoffmanns Sehnsucht nach Ruhe und Familienleben.
Links: Verblüffend und humorvoll: Schwarz-rot-goldene Fanartikel begrüßen die Besucher Oben: Auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert
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Hoffmanns eigene Erinnerungen, zusammengefasst in der 1868 veröffentlichten Autobiografie Mein Leben, und seine Werke vergegenwärtigen das bewegte Leben des Dichters. An Hörstationen, in Blätterbüchern und an den originalen Handschriften und Büchern in Vitrinen und Schubkästen lernen die Besucher Hoffmann, seine Gedanken und Gefühle näher kennen: Zum Beispiel verliebte sich Hoffmann in jungen Jahren immer wieder in adelige Damen. An eine Heirat mit dem Bürgersohn war in der Ständegesellschaft nicht zu denken. Vielleicht aus Protest gegen diese gesellschaftliche Ungerechtigkeit nannte sich Hoffmann seit Studientagen Hoffmann „von Fallersleben“, aber auch, um sich von anderen Hoffmanns seiner Zeit abzugrenzen und um seine Verbundenheit mit seinem Geburtsort zu dokumentieren. Eine Barrikaden-Installation, in der knallrote Texttafeln symbolische Farbakzente setzen, visualisiert die erste bürgerliche Revolution 1848/49 in Deutschland. Im Besonderen werden die politische Dichtung Hoffmanns der Vormärzzeit, seine Zivilcourage und sein Einsatz für ein freies Leben in einem geeinten Deutschland thematisiert: 1840 und 1841 erschienen seine Unpolitischen Lieder. Wegen dieses Sammelbandes politischer Texte wurde er 1842 als Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Breslau entlassen. Bald darauf verlor er das Aufenthaltsrecht in zahlreichen deutschen Ländern. Nach Jahren auf der Flucht und
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des politischen Asyls war er zunächst von der Revolution begeistert. Er war ein „Kämpfer mit der Feder“, seine „Waffe“ war das Lied. Letztlich aber war er enttäuscht vom Scheitern der revolutionären Bewegung. Hoffmann singt und rappt Während sich die Besucher im ersten Ausstellungsteil ganz nah an Hoffmanns Leben bewegen, wird der Fokus im zweiten Teil von heute aus auf Hoffmanns Werk gerichtet. Ganz bewusst ist ein Ausstellungsraum mit dem Titel „Der Popstar
Hoffmann“ überschrieben. Mit viel Musik wird nach Hoffmanns Qualität und seinem Erfolgsrezept gefragt: Seine Gedichte und Lieder wurden überall gesungen, mit Kindern, in geselligen Runden und von Chören. Hoffmann arbeitete wie heutige Werbestrategen. Er wusste, dass sich Botschaften durch eine einfache Sprache und in Verbindung mit eingängiger Musik leichter verstehen und einprägen lassen. Der Dichter unterlegte vielfach seine Lyrik mit Melodien von Volksliedern. Beim Schreiben pfiff und summte er häufig, bis die Worte und der Rhythmus gefühlsmäßig eine Einheit ergaben. Wie wirkungsvoll dieses Erfolgsrezept ist, kann im Museum beim Karaoke ausprobiert werden. Hier singen sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene mit Leidenschaft Hoffmanns „Hits“. Oder sie lassen an einem Liederbaum Ein Männlein steht im Walde, Der Kuckuck und der Esel und andere Klassiker erklingen. Namhafte Komponisten wie Franz Liszt, Johannes Brahms oder Felix Mendelssohn Bartholdy und Musikpädagogen ließen sich von Hoffmanns lyrischem Werk inspirieren.
Links: Porträt Hoffmann von Fallersleben, um 1845, Lithografie von J. O. Stückenberg nach einem Gemälde von Ernst Resch Unten: Das Lied als „Waffe“: Die sprechende Rauminstallation visualisiert Hoffmann von Fallersleben als kämpferischen, verfolgten und gefeierten Liedermacher der Vormärzzeit Rechte Seite. Oben: Kinder lassen den Liederbaum mit bekannten Hoffmann-Klassikern erklingen Unten: Hoffmann von Fallersleben ist einer der meist vertonten Dichter des 19. Jahrhunderts
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Hoffmann gilt als einer der meist vertonten Dichter des 19. Jahrhunderts. An Hörstationen sind neben klassischen Interpretationen auch Beispiele aus dem Popbereich oder als Rapsongs, performt von Wolfsburger Gymnasiasten, zu hören. Wie die Ausstellung mit der deutschen Nationalhymne hörbar zeitgemäß und mit einem schwarz-rot-goldenen Prolog beginnt, endet sie mit einer historischen
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Rückschau. Gezeigt werden unter anderem ein Erstdruck und eine handschriftliche Fassung von Hoffmanns Lied der Deutschen. Eine Multimediastation vermittelt anschaulich Hintergrundinformationen nicht nur zur deutschen Hymne. Für die jüngeren Museumsbesucher hält diese unter anderem ein Quiz bereit. Anregungen für weiterführende Diskussionen und Überlegungen bietet zum Abschluss des Rundgangs ein großer, von einem Bild der Kuppel des Deutschen Bundestages um-
rahmter „Setzkasten“. Originelle Exponate, zum Beispiel eine deutsch-türkische Ausgabe des Grundgesetztes, ermuntern zum Nachdenken: Wie stehen wir zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“, wie zu unserer Geschichte und Demokratie? Darüber hinaus werden in einem vielfältigen museumspädagogischen Programm die Ausstellungsinhalte vertieft und immer wieder neue Perspektiven auf Hoffmann, sein Leben und Werk im Kontext der deutschen Geschichte eröffnet.
175 Jahre Das Lied der Deutschen – eine besondere Veranstaltungsreihe
Linke Seite: Anregungen zum Nachdenken: Wie stehen wir zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“, zu unserer Geschichte und Demokratie? Oben: Handschriftliche Fassung von Hoffmanns Lied der Deutschen, nachträglich von seinem Enkel Hans Joachim Hoffmann-Fallersleben mit einer Tuschezeichnung verziert
In diesem Jahr würdigt das Museum mit einer Veranstaltungsreihe das 175. Jubiläum des Liedes der Deutschen. Am 26. August 1841 schrieb Hoffmann von Fallersleben dieses politische Sehnsuchtsund Kampflied auf der damals britischen Insel Helgoland. 1922 wurde es deutsche Nationalhymne. Die dritte Strophe wurde 1991 zur Hymne des wiedervereinigten Deutschlands deklariert. In Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen, Mitmachaktionen, themenspezifischen Führungen und Workshops soll die museale Darstellung der Themenkreise „Nationalhymne heute“ und „Politische Lyrik Hoffmanns“ künstlerisch vielfältig, vor allem musikalisch, erfahrbar werden – auch vor der aktuellen Situation Deutschlands in Europa. Zum Auftakt setzten sich in einer Sonderausstellung Wolfsburger Künstlerinnen und Künstler unter dem Titel „Die 3. Strophe“ mit dem Text und ihren persönlichen Positionen dazu auseinander. Musikalische Highlights sind
die Auftritte der Liedermacher Konstantin Wecker und Dominik Plangger sowie von Hans-Eckardt Wenzel. Spezielle Angebote richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Schülergruppen können an einem Rap-Workshop mit lokalen Szene-Kennern teilnehmen oder in einem Lyrikwettbewerb ihre Gedanken zum Dichter, zur Nation, zu Kultur und Staatlichkeit zu Papier bringen. Ganz im Hoffmann’schen Sinne ist am Jubiläumswochenende im August die Öffentlichkeit aufgerufen, Open Air und gemeinschaftlich Hoffmann-Lieder zu singen. Alle Fotos: ©Hoffmann-von-Fallersleben-Museum/ Meike Netzbandt
Hoffmann-von-Fallersleben-Museum Schloss Fallersleben Schloßplatz 6 38442 Wolfsburg www.wolfsburg.de/hoffmann-museum
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Der Einstieg ist grandios: Schloss Ludwigsburg, gelegen in der gleichnamigen Stadt nur wenig nördlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt, beeindruckt zunächst einmal allein durch seine Größe. Dabei wird diese erst so richtig sichtbar, wenn man den ersten Hof von der barocken Innenstadt her durchschritten hat. Kühles Gelb und helles Weißgrau bestimmen die Erscheinung der weiten barocken Fassaden – und das Format ist königlich. Der Ehrenhof, den man durch Arkaden von der Seite her betritt, erstreckt sich in einem weiten Rechteck – und es braucht eine ganze Zeit, um die vielfältigen barocken Gebäude an den vier Seiten des annähernd fußballfeldgroßen Platzes zu ordnen und zu verstehen. Weit über 450 Räume enthält die einstige württembergische Residenz, zeremonielle Appartements des frühen Barock aus der Zeit des Schlossgründers und Namensgebers Eberhard Ludwig, feine Rokokoräume und schließlich eine einzigartige Raumfolge des Klassizismus aus der Zeit nach Napoleon. Damals entstanden die Wohnungen des ersten württembergischen Königspaares. Dazu kommen zwei Kirchen, das älteste noch funktionstüchtige Schlosstheater überhaupt und mehrere Museen. Ein frühbarockes Lustschloss in Spaziergang- Distanz, die Favorite, gehört ebenfalls dazu – und ein Schlossgarten, der sich seit den 1950er-Jahren zu einem populären Freizeitpark für die Familien der Region entwickelt hat.
Schloss Ludwigsburg und seine Museen Autor: Dr. Frank Thomas Lang
Gleich mehrere Museen ergänzen den Rundgang durch die eindrucksvollen Prunkräume des Schlosses mit exquisiten Sammlungen: Seit 2004, dem 300. Jubiläum der Schlossgründung, zeigen das Landesmuseum Württemberg und die Staatsgalerie Stuttgart wesentliche Teile ihrer Sammlungen in Schloss Ludwigsburg. Spektakulär ist dabei das Modemuseum, eine absolute Rarität in der deutschen Museumslandschaft. Überreich sind die Bestände des Keramikmuseums, das – der Standort des Museums verpflichtet – die weltgrößte Sammlung an Porzellan der Ludwigsburger Manufaktur präsentieren kann. In der Barockgalerie zeigt die Staatsgalerie Stuttgart italienische und deutsche Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Dazu kommt noch ein Lapidarium für die Originale der ausdrucksvollen Sandsteinskulpturen von den Schlossdächern und Fassaden des 18. Jahrhunderts, ein Museum zu Technik und Funden des Schlosstheaters, das mit historischen Kulissen der Goethezeit
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punkten kann, und weiteres. Die Liste dessen, was man im Schloss nicht verpassen sollte, nimmt kein Ende. Das Schloss mit seinen fürstlichen Räumen und den Museen entfaltet den farbenprächtigen Fächer einer ganzen Epoche, wie man ihn kaum je zu sehen bekommt. Außergewöhnlich ist, wie in der Ludwigsburger Residenz die historische Situation in den herzoglichen und königlichen Appartements ergänzt wird vom Reichtum der Museen mit ihren Schätzen des 18. und 19. Jahrhunderts. Den gesamten Kosmos der höfischen Welt dieser beiden Jahrhunderte – nichts weniger zeigt Schloss Ludwigsburg.
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Umso erstaunlicher, dass das Schloss mit seinen Schätzen zwar in der Region gut vernetzt und ein Besuchermagnet mit etwa 270.000 Besuchern jährlich ist, überregional aber bei Weitem nicht so bekannt ist wie andere Schlösser. Was die Menschen im weiten Umkreis um die baden-württembergische Landeshauptstadt angeht – da können nur wenige Ziele mithalten, wenn es um Familienausflüge geht. Ein ausgefeiltes und differenziertes museumspädagogisches Programm zieht die Schulen ins Haus, die hier Absolutismus und Barockzeit in der Realität statt im Geschichtsbuch erleben. Ganz ohne Konkurrenz ist das Schloss, wenn es ums Heiraten geht: Die beiden Kirchen im Schloss
bieten, Folge dynastischer Verwicklungen der Herrscherfamilie, sowohl einen katholischen als auch einen evangelischen Kirchenraum von großer Schönheit. Und auch wer sich ohne kirchlichen Segen trauen lassen will, kann das in den historischen Räumen des Schlosses tun. Gefeiert wird im Schloss auf hohem Niveau: Die Ludwigsburger Schlossfestspiele haben seit Generationen einen guten Klang. Im Sommer bespielen großformatige Open Airs den weiten Schlosshof. Ganz eindeutig: Schloss Ludwigsburg ist für die prosperierende Neckarregion ein Ort der regionalen Identifikation, an dem sich vieles verbindet, vom Geschichtsbewusstsein bis zum Freizeitspaß und von der goldenen
Kindheitserinnerung bis zum Kunstgenuss. Überregional gilt es dennoch immer noch fast als Geheimtipp. Schwäbisches Understatement? Schwäbisch jedenfalls ist die Gediegenheit, mit der die barocke Residenz vor gut zehn Jahren zu ihrem 300. Geburtstag aufs Sorgfältigste saniert wurde. Seither glänzt sie mit den großen Museen, leuchtet in einem von Restauratoren als authentisch nachgewiesenen hellen Farbanstrich und verfügt über eine weitgehend behindertengerechte Erschließung der fürstlichen Etagen mit Aufzug. Vor 300 Jahren beginnt die Geschichte: Ein aufstrebender Herzog sucht einen neuen, passenden Rahmen für sein Selbstverständnis als absolutistischer Fürst. In der alten Hauptstadt Stuttgart ist das burgartige alte Schloss nicht das, was einen ehrgeizigen Bauherrn des Barock begeistern kann. Eberhard Ludwig, ursprünglich an einem Jagdschlösschen im waldigen Gelände nördlich der Residenz interessiert, ließ daher die Pläne immer wieder überarbeiten, erweitern, neue Trakte anfügen, die Größen verändern – bis schließlich nach fast 30 Jahren Bauzeit das enorme neue Ludwigsburger Schloss entstanden war. Passend zum Schlossbau ließ er auch gleich eine neue Residenzstadt anlegen und gab ihr seinen Namen – das heutige Ludwigsburg. Aus der Zeit des Herzogs ist vieles noch erhalten. Besonders eindrucksvoll sind die grandiosen Deckenfresken der italienischen Maler, die am Hof tätig waren, aber auch die hochbarocken Stuckarbeiten, die man bis heute bewundern kann. Dazu gehören solche Meisterwerke wie die Schlosskirche, als fürstliche Grablege in großer Tradition als Zentralbau errichtet: Mitten im streng reformierten Württemberg entstand hier ein Kirchenbau von italienischer Pracht und Harmonie. Kleinodien wie ein „türkisches Boiserienkabinett“ mit feinsten Holzeinlegearbeiten nach orientalischen Mustern oder ein Lackkabinett des frühen 18. Jahrhunderts von ostasiatischer Grazie, gemalt von lokalen Künstlern, machen den Gang durch die älteren Räume des Schlosses zu einer wahren Wundertüte der kunsthistorischen Entdeckungen.
Links: Assembléezimmer im Privatappartement des Herzogs Carl Eugen. Oben: Kabinett im Appartement Carl Eugens. Unten: Das Lustschloss Favorite, ein elegantes Belvedere mit Blickachse zur Residenz.
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Links: Die Ahnengalerie, prächtige dynastische Selbstvergewisserung der Herrscher von Württemberg. Rechts: Der Gründer von Schloss und Stadt: Herzog Eberhard Ludwig (1676-1733)
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In Ludwigsburg können sich auch erwachsene Besucher verkleiden und Hofgesellschaft spielen – hier im graziösen „Spielpavillon“ des Schlosses.
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In der Mitte des 18. Jahrhunderts katapultiert ein junger Herzog das beschauliche Württemberg an die Spitze der europäischen Höfe – das konstatiert ein Fachmann, der weitgereiste Abenteurer Giacomo Casanova. Herzog Carl Eugen zieht die berühmtesten Bühnenkünstler aus ganz Europa an seine Schlösser, finanziell ein Desaster für das kleine Land. Er lässt im östlichen Teil des Schlosses ein Theater einrichten. Das Wunder: Die Mechanik der Bühne aus der Zeit des Herzogs funktioniert bis heute – die älteste funktionstüchtige Bühnentechnik der Welt, mehr als 250 Jahre alt. Von höchstem Raffinement, und doch nur aus Holz und Seilen konstruiert, lässt sich über eine einzige Hauptachse alles antreiben, heben und senken, bewegen und entfernen: der große Lüster im Zuschauerraum, der Vorhang, die Kulissen – und die Bühnenverwandlung funktioniert bis heute. Vorführungen der historischen Technik gehören zum Eindrucksvollsten des Schlossbesuchs. Vom Glanz der Zeit
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dieses Herrschers am Ende einer Epoche zeugt unter anderem das private Appartement des Herzogs Carl Eugen. Das kostbare Mobiliar erwarb der Herzog schon mal selber, wenn er inkognito auf Lustund Einkaufsreise in Paris war. In napoleonischer Zeit wandelt sich Europa – und Württemberg reüssiert. Das kleine Herzogtum erhält beträchtlichen Landzugewinn und aus dem Landesherrn wird ein König. Dem neuen Rang entsprechend ließ das Herrscherpaar, König Friedrich I. und Königin Charlotte Mathilde, am Beginn des 18. Jahrhunderts die weitläufigen Raumfolgen auf der Südseite des Schlosses zusammenfassen und in hochkarätigem Klassizismus neu gestalten und ausstatten. Was Nikolaus Friedrich von Thouret, der beauftragte Architekt, schuf, gefiel: Goethe etwa, der seinem Fürsten diesen Künstler für das Weimarer Schloss empfahl. Heute weiß man, welchen Schatz die Königsräume im Ludwigsburger Schloss bergen. Sie sind bis in
die Details erhalten. Die Ausstattung des frühen 19. Jahrhunderts ist so komplett, dass man sie Stück für Stück anhand der alten Inventare der Zeit verifizieren kann – eine einzigartige Situation. Derzeit werden die Räume einer nach dem anderen behutsam instandgesetzt und exakt nach den Aufstellungen der Königszeit wieder hergerichtet. Aufwendigstes Projekt: Im Schloss hat sich das letzte Zeltzimmer erhalten, ein Raum, ganz als Feldherrenzelt aus Seide gestaltet – das Schlafzimmer des Königs. Die 200 Jahre alten Seidenstoffe werden derzeit von den Textilrestauratoren konserviert. Im Stockwerk über der königlichen Beletage öffnen sich die weiten Räume des Keramikmuseums. Die enorme Sammlung des Landesmuseums Württemberg zeigt keramische Schätze vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Schwerpunkt ist das Porzellan des 18. und 19. Jahrhunderts, passend zu dem, was das Schloss selbst als Thema anschlägt. Der Gang durch die
Sammlung lässt vielfältige Querverbindungen entstehen zu dem, was man an Raumkunst in den Prunkräumen erlebt hat. Die graziösen Kostbarkeiten der Ludwigsburger Manufaktur – eines Prestigeprojekts des verschwenderischen Herzogs Carl Eugen – geben dem Rokoko nochmals mehr Farben. Der Herzog ließ eines seiner großen Feste in Porzellan nachformen: die Venezianische Messe. Eine Vielzahl von Figürchen und Verkaufsbuden lassen das Bild einer sorglos luxuriösen Welt entstehen – längst am Rand des Abgrundes, denn in den späten Jahren des Herzogs erschütterte die Französische Revolution die Grundfesten des alten Europas.
Links oben: Blick von der historischen Bühne in den um 1800 klassizistisch umgebauten Zuschauerraum des Schlosstheaters. Unten: Die Bühnentechnik, ein technisches Meisterwerk des 18. Jahrhunderts. Rechte Seite: Auch der Hauptvorhang des Theaters mit Apoll und den Musen ist im Original erhalten.
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Ohne Konkurrenz ist das Modemuseum. Ein ganzes Museum der Geschichte der Kleidung gewidmet – das lässt sich in Deutschland kaum ein zweites Mal finden. Der Schwerpunkt liegt auf der höfischen Kleidung ab dem 18. Jahrhundert: prachtvolle Damenroben mit engem Mieder und weiten Röcken, Herrenmode in aller Farbenpracht des 18. Jahrhunderts – ebenso aber auch die dazugehörige Unterkleidung, Hemden, Mieder und Strümpfe. So spinnt sich raffiniert unterhalb der Eleganz und Pracht von goldgesticktem Seidenbrokat ein schlichter Leinenfaden durch die Epochen. Kultur- und Sozialgeschichte spielen in diesem Modemuseum eine Rolle, die Geschichte des Körperbewusstseins und der Hygiene. Das gibt dem ganzen Museum mit seinen glänzenden Schönheiten der Mode bis ins 20. Jahrhundert die historische Erdung. Der Weg geht über die Eleganz des 19. Jahrhunderts und die Reformkleidung am Beginn des 20. Jahrhunderts sowie ausgewählte Stücke aus der Zeit der frühen Modeschöpfer bis fast in die Gegenwart. Die effektvolle Gestaltung mit punktuell beleuchteten Textilschätzen, die aus dem Dunkeln aufzutauchen
scheinen, verdankt das Museum der Lichtempfindlichkeit seiner Sammlung. Den Besuchern tut es gut: Die restaura-
torischen Anforderungen verstärken mit der geheimnisvollen Ausleuchtung die Wirkung der Schätze.
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Die eindrucksvollen Steinriesen im Lapidarium bieten eine inspirierende Umgebung fßr eines der zahlreichen museumspädagogischen Angebote im Schloss.
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Im „Kinderreich“, dem interaktiven Kindermuseum in Schloss Ludwigsburg, kann man ausprobieren, wie es ist, auf einem goldenen Thron zu sitzen oder unter einem königlichen Baldachin im Bett zu liegen. Verkleiden gehört dazu - und altersgemäße Führungen im „echten“ Schloss ergänzen das Erlebnis.
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Oben: Sommerliches Ausflugsparadies: die Gartenschau „Blühendes Barock“, hier vor der Südfassade des Schlosses. U.: Einmal Prinzessin sein – dieser Wunsch der meisten Kinder geht bei Kindergeburtstagen im Schloss in Erfüllung.
Bei aller historischen Kostbarkeit ist Schloss Ludwigsburg ein Ort voller jungen Lebens. Mit einem ausgefeilten museumspädagogischen Programm holen die Staatlichen Schlösser und Gärten die Kinder in die Geschichte, ganz besonders mit dem „Kinderreich“, einem interaktiven Mitmachmuseum für die kleineren Gäste. Kindergeburtstage, Schulausflüge, Projektgruppen – Schloss Ludwigsburg sorgt für den Nachwuchs und bindet früh die nächste Besuchergeneration. Wer Ludwigsburg an Wochentagen besucht, erlebt, wie viele Kinder und Jugendliche kommen, um das Schloss zu erkunden. Das Schloss lebt! Alle Fotos: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Residenzschloss Ludwigsburg Schlossstraße 30 71634 Ludwigsburg Telefon +49(0)71 41.18 20 04 Telefax +49(0)71 41.18 64 50 info@schloss-ludwigsburg.de www.schloss-ludwigsburg.de
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Objekt: Schloß Ludwigsburg
Sonderausstellungen optimal präsentieren. Zertifizierte Museumseinrichtungen Herstellung von Stellwänden Vitrinen Tischvitrinen Medienmöbel Podeste Objekt: SMAC Chemnitz
voller Die Welt ist . Inspirationen Sie Ihr Begeistern it den Publikum m hnlichsten außergewö Formen. Farben und
Elterleiner Str. 62-64 09468 Geyer Tel.: (037346) 6376 Fax: (037346) 93807
Berlin – Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum „Berlin lebt auf!“ Die Fotojournalistin Eva Kemlein (1909-2004) 30. September 2016 – 26. Februar 2017 Sie war die Chronistin des Berliner Nachkriegs und des Berliner Theaterlebens. Als Bildjournalistin der Berliner Zeitung, dessen erste Ausgabe 1945 die Überschrift „Berlin lebt auf!“ trug, prägten Eva Kemleins Bilder von Überlebenden – sie selbst hatte die Nazizeit als Jüdin versteckt in Berlin überstanden - das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Über Jahrzehnte wanderte sie zwischen den Welten, fotografierte an den Ost-Berliner Bühnen und lebte im Westen der Stadt. So ist die Ausstellung im Centrum Judaicum in Kooperation mit der Stiftung Stadtmuseum auch die Schau eines außergewöhnlichen Lebens zwischen Ost und West. Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin. www.centrumjudaicum.de Tel: +49 (0)30 88028 316. Öffnungszeiten der Ausstellung: So-Do 10-18 Uhr, Fr 10-15 Uhr Foto: Eva Kemlein, Berlin, Sommer 1945 © Stiftung Stadtmuseum Berlin
Bonn Deutsches Museum Bonn und im Wissenschaftszentrum Leonardo da Vinci – Bewegende Erfindungen 14. Juni 2016 – 14. August 2016 Leonardo da Vinci gilt als eines der Universalgenies der Geschichte. Er war als Maler, Bildhauer, Philosoph, Mathematiker, Astronom, Anatom und Architekt ein herausragender Repräsentant der technischen Intelligenz der Renaissance. Leonardo skizzierte zahlreiche technische Entwürfe: vom Kugellager bis zur Luftschraube. Am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule Bielefeld entstanden auf Grundlage der zweidimensionalen Zeichnungen dreidimensionale Modelle. Herausragende Kostproben dieses Projektes sind im Sommer zu Gast in Bonn. Medienpartner der Ausstellung ist WDR 5.
Deutsches Museum Bonn, Ahrstraße 45, 53175 Bonn, www.deutsches-museum-bonn.de, Di – So 10 bis 18 Uhr
Bremen – Focke-Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Bremer Frauen Geschichten 1. Mai 2016 – 21. August 2016 Welche Lebensentwürfe waren Frauen in Bremen in der Vergangenheit möglich? Welche haben junge Frauen heute? Das Focke-Museum hat seine Sammlung kritisch befragt und nach Werken und Erinnerungsstücken Bremer Frauen gesucht. Die Sonderausstellung erzählt anhand von Objekten aus der eigenen Sammlung Geschichten von Frauen aus den letzten 200 Jahren. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Gegenwart. Unter dem Titel „Outstanding Bremerin“ erstellten acht Studentinnen der Hochschule für Künste Bremen unter Leitung der Künstlerin Sandy Volz 24 fotografische Porträts von jungen Bremer Frauen. Focke-Museum, Schwachhauser Heerstraße 240, 28213 Bremen, www.focke-museum.de Di 10-21 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr. Foto: © Focke-Museum, M. Luther
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Ausstellungen und Termine Dresden – Verkehrsmuseum Dresden Migration. [Aus-]Wanderung, Vertreibung, Flucht in Vergangenheit und Gegenwart 16. Juni – 30. Dezember 2016 Seit jeher wandern Menschen. Die Gründe dafür sind vielfältig und über Jahrtausende doch immer wieder dieselben. Menschen sind auf der Suche nach besseren Lebensverhältnissen. Die Ausstellung präsentiert eine beispielhafte Auswahl von Einzelschicksalen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei kommen Auswanderer, Geflüchtete und Vertriebene selbst zu Wort. Denn so unterschiedlich die Migrationsgründe sind, so unterschiedlich sind auch die Menschen und ihre Biografien. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Fahrzeuge, mit denen sie sich - oft auf riskante Weise auf den Weg mach(t)en. Verkehrsmuseum Dresden gGmbH. Mobile Welt erleben - Johanneum am Neumarkt Augustusstraße 1, 01067 Dresden. www.verkehrsmuseum-dresden.de Dienstag-Sonntag 10-18 Uhr, auch Oster- und Pfingstmontag. Foto: © Sea-Watch
Ellwangen – Alamannenmuseum Ellwangen Mit Hightech auf den Spuren der Kelten 22. Mai 2016 – 15. Januar 2017 Die gemeinsam vom Keltenmuseum Hochdorf und dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konzipierte Ausstellung zeigt, dass Archäologie heute nicht nur Wissenschaft mit dem Spaten ist, sondern auch modernste Technik einsetzt. Der Einsatz von hochmoderner Technik in der archäologischen Feldforschung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. So gehören lasergestützte Vermessungs- und Dokumentationsmethoden heute zum Standard der Grabungstechnik, und der Einsatz von 3D-Laserscannern zur Aufnahme komplexer Befunde bedeutete einen „Quantensprung“ in der Grabungsdokumentation. Alamannenmuseum Ellwangen, Haller Straße 9, 73479 Ellwangen. Tel. 07961-969747, alamannenmuseum@ellwangen.de, www.alamannenmuseum-ellwangen.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14-17 Uhr, Samstag, Sonntag 13-17 Uhr
ESSEN – Ruhr Museum »Rock und Pop im Pott« 5. Mai 2016 – 28. Februar 2017 Die Sonderausstellung »Rock und Pop im Pott« im Ruhr Museum in Essen zeigt die Geschichte der Rock- und Popmusik im Ruhrgebiet von den Rock ’n’ Roll-Jugendkrawallen in Dortmund 1956 bis in die Gegenwart des Jahres 2016. Anhand verschiedener Stilrichtungen und Bewegungen werden sechs Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt. Die Besucher erwartet eine Reise durch die Musikszene des Reviers: vom Rock ’n’ Roll der 1950er Jahre und dem Beat der 1960er über Protestsongs und Festivals sowie Krautrock, Punk und Heavy Metal, über die Neue Deutsche Welle, Techno und Hip Hop bis hin zur Weltmusik. RUHR MUSEUM, UNESCO-Welterbe Zollverein, Areal A [Schacht XII], Kohlenwäsche [A14], Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen. www.ruhrmuseum.de, Mo-So 10-18 Uhr Foto: © Ruhr Museum, Brigida González
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Fellbach 13. Triennale Kleinplastik Fellbach 11. Juni 2016 – 2. Oktober 2016
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Die Triennale Kleinplastik Fellbach gehört zu den wichtigsten internationalen Schauen zeitgenössischer Skulpturen. Die 13. Auflage 2016 wird kuratiert von Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. Co-Kuratorin ist Anna Goetz. Unter dem Titel FOOD - Ökologien des Alltags werden Arbeiten von über 40 internationalen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Die imposante Alte Kelter, ehemals Umschlagsplatz für Wein, wurde von dem renommierten Architekturbüro Kuehn Malvezzi zur idealen Bühne für die vielschichtige Ausstellung und ihre komplexe Thematik umgestaltet.
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13. Triennale Kleinplastik Fellbach, Alte Kelter, Untertürkheimer Straße 33, 70734 Fellbach, www.triennale.de, Di-Fr 14-19 Uhr, Do 14-21 Uhr, Sa und So 11-19 Uhr Bild: Subodh Gupta, Season, 2013 (Detail)
Fürstenberg Museum der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG Schatzsucher – seltene Kostbarkeiten bis 1. November 2016 Erstmals seit 40 Jahren wird die bekannte FÜRSTENBERG-Porzellansammlung Edeling wieder öffentlich gezeigt. Das Ehepaar Edeling sammelte seit den 1960er Jahren frühes Fürstenberg-Porzellan und hat dabei außerordentliche Stücke der Jahre ab 1747/50 zusammengetragen. Bis zum 01.11.16 sind rund 90 faszinierende Objekte in einer Sonderausstellung ausgestellt. Diese Porzellan-Sammlung gehört zu den anspruchsvollsten und systematischsten Sammlungen dieser Art mit hervorragender Malerei der besten Fürstenberger Porzellanmaler, darunter die besten Schöpfungen der Fürstenberger Manufaktur. Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG GmbH, Meinbrexener Str. 2, 37699 Fürstenberg, www.fuerstenberg-schloss.com Di – So 10-17 Uhr Foto: Porzellanmanufaktur Fürstenberg GmbH
Hamburg – Kaffeemuseum Rösterei Burg Rundgang im Gewölbekeller Juni 2016 – Dezember 2016 Im einzigen Gewölbekeller der Speicherstadt ist mit hunderten von Objekten eine Welt aufgebaut in der Sie alles über das beliebteste Getränk der Deutschen erfahren. Eine Reise vom Anbau über das Handelskontor bis zum Laden aus Großmutters Zeiten. Röster und Mühlen, Filter und Kannen, Reklame und Kurioses vermitteln die Vielfalt des Themas Kaffee. Im Herzen des Weltkulturerbes, im Speicher von 1892 rösten wir im Erdgeschoss unsere Kaffeeraritäten ganz traditionell. In unserem Café und bei den Verkostungen können Sie diese Kaffees dann mit allen Sinnen genießen. KAFFEEMUSEUM RÖSTEREI BURG - im Genuss Speicher, St. Annenufer 2, 20457 Hamburg www.kaffeemuseum-burg.de Di-So 10-18 Uhr stündlich Führung mit Röstkaffeeprobe zum Mitnehmen Foto: @ Kaffeemuseum
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Ausstellungen und Termine Stadt Holzgerlingen – Heimatmuseum Holzgerlingen „Profession Holz – Wie der Schreiner kann’s keiner“ 19. Juni – 9. Oktober 2016 Schreinerhandwerk: alte Werkzeuge wie Hobel, Beitel, Sägen, Schränk-und Furnierstation, Leimofen, Sonderwerkzeuge, Konstruktionszeichnungen, alte Möbel und Fotos, Meisterbriefe. Mitmachen: Lehrtafel zum Bestimmen der Bäume und deren Alter an Hand von 20 Baumscheiben, Hölzer an Hand von 12 Brettern. Probieren: Bretter hobeln an der Hobelbank, Dielen verlegen mit der Dielenpresse, Verzinkungen auseinander nehmen und sie wieder zusammensetzen. 20 farbige, teils bebilderte DIN A0 Plakate, zur Erläuterung von Werkzeugen, Tätigkeiten und Beschreibung von 8 europäischen Bäumen als Holzlieferanten. http://www.heimatmuseum-holzgerlingen.de Öffnungszeiten: jeweils am 1. Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr Gruppen nach Voranmeldung via (07031) 6808-0 auch zu anderen Zeiten Eintritt 2,- €/Person, Kinder, Jugendliche, Schulklassen freier Eintritt.
Kevelaer – Niederrheinisches Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V. – SCHAMANEN - Jäger und Heiler Sibiriens 17. April 2016 – 28. August 2016 Eine Ausstellung des „Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V.“ in Kooperation mit den „Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim“ und der „Stiftung Neanderthal Museum“. Die Ausstellung erzählt den Lebenslauf eines Schamanen von der Geburt bis zu seinem Wirken als Heiler. Zu sehen sind seine Wiege und Kinderkleidung, Pfeil und Bogen, Fallen, Harpunen und mehr. Wetterfeste Kleidung aus Fischhaut, Alltagsgegenstände, Werkzeuge und Waffen aus verschiedenen Materialien z.B. aus Holz, Birkenrinde, Leder und Fischhaut. Niederrheinisches Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V., Hauptstr. 18, 47623 Kevelaer. Tel. 02832 95410, Fax. 02832 954144, info@niederrheinisches-museum-kevelaer.de, www.niederrheinisches-museum-kevelaer.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10.00 – 17.00 Uhr
Koblenz – Mittelrhein-Museum Jacqueline Diffring – Confluentia – Retrospektive 25. Juni – 25. September 2016 Seit den 1980er Jahren werden die Werke der Künstlerin Jacqueline Diffring in internationalen Galerien, Museen und Kunstmessen präsentiert. Ihre Arbeiten visualisieren die Verknüpfung von biographischer Bedingtheit und künstlerischem Werdegang. Um ihr Werk in seiner Vielfalt erstmals in Koblenz sichtbar werden zu lassen, zeigt das Mittelrhein-Museum eine breit angelegte Retrospektive unter dem Titel „Jacqueline Diffring – Confluentia“. 2007 gründete sie die Jacqueline Diffring Foundation in Berlin, eine gemeinnützige Stiftung für Kunst und Kultur, mit der zusammen die Ausstellung entwickelt wurde.
Mittelrhein-Museum, Zentralplatz 1, 56068 Koblenz, www.mittelrhein-museum.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Foto© Jens Ziehe
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Konstanz Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg Archäologie und Playmobil – DIE PFAHLBAUTEN! Bis 19.02.2017 In drei nachgebauten Pfahlbausiedlungen aus der Stein- und Bronzezeit wird mit viel Humor, Hunderten von PLAYMOBIL-Figuren und liebevoll detaillierten Modellen das Leben und Schaffen zwischen den Pfahlbauhäusern dargestellt. Viele kleine Szenen ermöglichen auf wunderbar leichte und eingängige Weise einen tiefen Einblick in die faszinierende Welt der Pfahlbaumenschen vor Tausenden von Jahren am Bodensee und in Oberschwaben. Eine Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Er-
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Benediktinerplatz 5, 78467 Konstanz, Tel: +49 (0)7531 9804-0, Fax +49 (0)7531 68452, info@konstanz.alm-bw.de www.konstanz.alm-bw.de. Foto: © Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg
Lauf a. d. Pegnitz – Industriemuseum Lauf „Tour der Sinne“ 1. Mai 2016 – 28. August 2016 Das Industriemuseum Lauf zeigt auf ca. 4000m² Ausstellungsfläche in 14 denkmalgeschützten Gebäuden die Lebens- und Arbeitswelten aus der Epoche der Industrialisierung: Von der Wasserkraft über die Dampfmaschine bis zu einer komplett erhaltenen Fabrikanlage des 20. Jahrhunderts. Ein ausführlicher neu gestalteter Bereich widmet sich außerdem dem Wohnen und Leben zur Zeit des deutschen Wirtschaftswunders. Noch bis zum 28. August macht die Wanderausstellung „Tour der Sinne“ im Museum halt. Hier erfährt man an 31 verblüffenden Experimentierstationen, wie leicht sich die menschlichen Sinne in die Irre führen lassen. Industriemuseum Lauf, Sichartstraße 5-25, 91207 Lauf a. d. Pegnitz, www.industriemuseum-lauf.de, Mi-So 11-17 Uhr, Tel.: 09123-9903-0, E-Mail: info@industriemuseum-lauf.de. Foto: © Industriemuseum Lauf, Helmut Meyer zur Capellen
Mainz – Gutenberg-Museum Mainz Kräuterbücher – Vom „Gart der Gesundheit“ zu den Kräuterhexen 2. Juni – 2. Oktober 2016 Illustrierte Kräuterbücher vereinen das gesammelte Wissen über Heil- und Giftwirkungen von Pflanzen. Sie machen die Entwicklung von Naturwissenschaft, Botanik und Pflanzenillustration nachvollziehbar. Präsentiert wird ein inspirierender Dreiklang für alle Sinne. Glanzpunkte setzen in der Kabinettausstellung u.a. der berühmte Mainzer „Gart der Gesundheit“ von 1485 und der Hexenhammer. Rheinhessens Kräuterwelt präsentiert sich in Beeten mit Kräutern und Pflanzen vor dem Museum. Der Druckladen, die museumspädagogische Werkstatt des Gutenberg-Museums bietet Aktionen rund um Kräuter an. Liebfrauenplatz 5, 55116 Mainz. www.gutenberg-museum.de Di-Sa 9-17 Uhr, So 11-17 Uhr, © Gutenberg-Museum Mainz, Foto: Bernd Eßling
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Ausstellungen und Termine Menzenschwand – Winterhalter Museum „Le Petit Salon“ Hermann Winterhalter - Ein Meister im Schatten seines Bruders 1.Juli 2016 – 30. Oktober 2016 Franz Xaver Winterhalter (1805-1873) und sein Bruder Hermann (1808-1891) waren zur damaligen Zeit die bekanntesten und beliebtesten Fürstenmaler an allen europäischen Höfen. Sie dokumentierten die europäische Aristokratie in ihrer Gesamtheit. Vom 01.Juli 2016 bis zum 30.10.2016 zeigt das Museum die Sonderausstellung: Hermann Winterhalter – Ein Meister im Schatten seines Bruders Hermann war ein ebenso begnadeter Künstler wie sein drei Jahre älterer Bruder. Es werden Ölgemälde, Kohle- und Bleistiftzeichnungen zu sehen sein, die den Vergleich mit Franz Xavers Werken nicht scheuen müssen! Rathaus Menzenschwand, Hinterdorfstr. 15, 79837 Menzenschwand Führungen nach Vereinbarung unter post@winterhalter-menzenschwand.de oder 01718464540 Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen von 14.30 Uhr bis 17 Uhr
Nieheim – SACKMUSEUM Nieheim „Wie man sich bettet, so schläft man“ – Körperkultur/Strohsack bis 31. März 2017 Man kann jeder Lebenssituation einen Sack, Beutel oder Tüte zuordnen - das trifft auch für das Thema „Körperkultur“ mit dem Strohsack zu. Nur ältere Menschen erinnern sich noch, dass sie auf einem Strohsack geschlafen haben. Auf die „Bodenbretter“ legte man den mit Stroh gefüllten Sack, aus Jute oder groben Leinen. In seiner Mitte oder Seite befand sich ein Schlitz zum Einfüllen des Strohs. Probeliegen ist möglich! Um den Strohsack reihen sich eine Vielzahl von Säcken - Beuteln und Tüten, wie Wäsche- und Strampelsäcke, Klammer- und Hygienebeutel oder die große Unterhose der „Schinkenbeutel“, Haar- und Lümmeltüten. SACKMUSEUM – die Welt der alten und neuen Säcke, 33039 Nieheim Tel.: 05274 953 630 www.sackmuseum.de , Die. - So. 10 – 17 Uhr Foto: ©Sackmuseum, Ulrich Pieper
Nossen – Klosterpark Altzella Sonderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“ 16.07. – 31.10.2016 und 01.04. – 05.06.2017 Eine Sensation für die europäische Montanarchäologie brachte die Hochwasserkatastrophe von 2002 im sächsischen Dippoldiswalde ans Licht – eine vergessene Welt wurde wiederentdeckt. Unter der Stadt schlummerten 800 Jahre alte Bergwerke mit außergewöhnlich gut erhaltenen Holzfunden. Ihre Entdeckung gaben der Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus im Erzgebirge neue Impulse. Die spektakulären Ergebnisse zeigt die Sonderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“. Im Mittelpunkt stehen die Arbeit und das Leben der Berg- und Hüttenleute in den Bergwerken und -städten. Ferner bieten sich faszinierende Einblicke in die Bergbauarchäologie und ihre modernen Forschungsmethoden. Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Klosterpark Altzella, Zellaer Straße 10, 01683 Nossen. www.kloster-altzella.de Öffnungszeiten: 25.03. – 31.10.2016 und 01.04. – 05.06.2017: Mo geschlossen, Di – Fr 10.00 – 17.00 Uhr, Sa, So, Feiertage 10.00 – 18.00 Uhr. Foto: © Jochen Hähnel. ATELIER HAEHNEL-BOEKENS
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Ausstellungen und Termine Potsdam Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte LUMEN ET UMBRA - Fotografien von Monika Schulz-Fieguth 28. Mai – 21. August 2016 Mit der Sonderausstellung würdigt das Potsdam Museum das künstlerische Oeuvre der Potsdamer Fotografin Monika Schulz-Fieguth (*1949). Schulz-Fieguth beschäftigen nicht allein die optischen, sondern auch die menschlichen Licht- und Schattenseiten. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeiten bildet die Porträtfotografie. Im besonderen Maße setzt sie sich mit Momenten menschlicher Nähe und Verwundbarkeit auseinander. Sie hält den Alltag einer Kommune, in der behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammenleben, fest, sie erzählt den leidvollen Prozess des Abschiednehmens und Sterbens und gibt Einblicke in das Leben der Mönche im Zisterzienserkloster in Heiligenkreuz bei Wien. Potsdam Museum, Am Alten Markt 9, 14467 Potsdam. www.potsdam-museum.de. DI, MI, FR 10-17 Uhr, DO 10-19 Uhr, SA, SO 10-18 Uhr. Willy Brandt, 1990 © Monika Schulz-Fieguth
Seeheim-Jugenheim – Museum Stangenberg Merck bis 08.2016: Heidy Stangenberg-Merck: Reisen nach Italien bis 04.2017: Susanne Altzweig: Form und Farbe. Keramiken Zusätzlich zur Dauerausstellung über drei Etagen des Museums werden in der Sonderausstellung „Reisen nach Italien“ 25 bisher unveröffentlichte Bilder von Heidy Stangenberg-Merck gezeigt, in denen die Künstlerin ihre Eindrücke vom Italien der 50-er Jahre festgehalten hat. Die frühen Bilder reichen von der Bleistiftskizze vom Strand auf Ischia quer durch Italien bis zum Temperabild eines sizilianischen Dorfes. Die zweite Sonderausstellung zeigt Werke der Keramikerin Susanne Altzweig, die für ihre ausdrucksstarken Objekte bekannt ist und bereits mehrfach ausgezeichnet wurde Museum Stangenberg Merck, Helene-Chrstaller-Weg 13, 64342 Seeheim-Jugenheim www.museum-jugenheim.de, Mi-Fr 15-19 Uhr, Sa/So/Ft 11-18 Uhr
Sonthofen – Heimathaus Sonthofen Ötzi – Der Mann aus dem Eis 7. April – 16. Oktober 2016 Er war etwa 1,60 m groß, wog 50 kg, hatte braune Augen und Schuhgröße 38. Jetzt ist der „Promi“ aus Südtirol zu Gast im Heimathaus. Das Museum zeigt Rekonstruktionen von Ötzi und dem, was er bei sich hatte. Ötzi wird in einer „Eismannbox“ ausgestellt. Zudem kann man nachempfinden, wie er wohl zu Lebzeiten ausgesehen haben mag, seine damalige Kleidung und Ausrüstung sind nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruiert worden. Eine Felltastwand und eine steinzeitliche Bohrmaschine laden die Besucher ein, selbst aktiv zu werden. Für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ist gesorgt. Heimathaus Sonthofen, Sonnenstr. 1, 87527 Sonthofen, Tel. 08321/3300, heimathaus@sonthofen.de, www.heimathaus-sonthofen.de, Öffnungszeiten: Di-Do, Sa, So 15-18 Uhr, © Expo-Fauna Luksch Mindelheim/Tussenhausen
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museum.de Die kostenlose Besucher-App fĂźr alle Museen. Mit integriertem Audioguide. www.museum.de
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Links: Astronomische Uhr, Oktober 1998 mit Anzeigen der Ortszeit nach Sonnenstand, mit Mondphase, Venus, Mars, Jupiter und Saturn Tierkreiszeichen, der Horizont zeigt den Aufgang und Untergang der Planeten Rechts: Rathausuhr aus Paris, 1857 aus Messing, gebaut vom berühmten franz. Uhrmachermeister Henry Lepaute
Museum für Zeit in Rockenhausen Autoren: Knut Deutschle, Ursula Gabelmann
Zeit haben für die Zeit Unter diesem Motto steht das Museum für Zeit in Rockenhausen. Von Knut Deutschle und seinen aktiven Mitarbeitern 1979 aufgebaut, zeigt das Museum die kulturgeschichtliche Entwicklung der Zeitmessung an mehr als 50 Großuhren und beherbergt damit eine der bedeutendsten und größten Turmuhrensammlungen Europas.
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Rockenhausen, die kleine Stadt, je knapp eine halbe Stunde von Kaiserslautern und Bad Kreuznach entfernt, entwickelt sich in den letzten Jahren prächtig. Neben der historischen Altstadt leisten auch drei weitere Museen dazu einen enormen Beitrag. Besonders attraktiv, das Museum für Zeit mit seiner wohl einmaligen Intention. Bereits beim Betreten des kleinen provenzalisch bepflanzten Hofes, steht der
Gast vor der großen astronomischen Uhr, eine der modernsten und genauesten Europas. In den Planetarien in Berlin und Wien war sie schon zu bewundern. Extra geschaffen für das Museum für Zeit von Prof. Dr. Ing. Manfred Steinbach, Jena. Das Museum für Zeit beeindruckt die Besucher durch die Vielfältigkeit der Turmuhren – über 50 Exemplare, beginnend im 15. Jahrhundert.
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Ein Blick in die Scheune mit Uhren aus dem 19. Jahrhundert
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Die Größte dieser technischen Wunderwerke überrascht mit einer Breite von über drei Metern. Keine anderen Zeitmesser verdeutlichen das Verrinnen unserer Zeit so unmittelbar, wie diese alten großen Uhrwerke. Ihr behäbiges Ticken, das unablässige Ineinandergreifen der Räder faszinieren immer wieder die vielen Besucher und erinnern uns an unsere ablaufende Zeit. Alle diese Uhren sind in Funktion, die älteste ist 550 Jahre alt. Das Museum für Zeit hat sein Domizil in einem denkmalgeschützten Hofanwesen. Das beinahe einmalige Ambiente des Museums entsteht durch die Harmonie der alten Gebäude in Verbindung mit den darin inszenierten Zeitmessern. Deren Vielzahl lässt die interessante Geschichte der Zeitmessung lebendig werden. Sonnenuhren, selbst die äußerst selten zu sehenden Sonnenchronometer, die kleinen Reisesonnenuhren, Wasser-, Standuhren und Pendülen, zeigen, wie unsere Vorfahren versucht haben die Zeit „in den Griff“ zu bekommen. Nicht zu vergessen sind die leise laufenden Sanduhren. Ihnen wird im nächsten Jahr eine besondere Ausstellung gewidmet. Das alles ist gekonnt inszeniert in mehreren restaurierten Gebäuden, auf einer Fläche von ca. 470 qm, gleich neben dem alten Wasserschloss, heute Restaurant und Hotel.
Linke Seite Oben: handgeschmiedete Turmuhr, gebaut um 1780, mit Gehwerk, Viertelstundenschlagwerk und 2 Stundenschlagwerken, Standort: Georgsturm in Speyer Unten: seltene äquatorparallele Präzisionssonnenuhr frühes 19. Jahrhundert Rechts: Replik einer griechischen Wasseruhr, 200 v. Chr.
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Schließlich wird der Gast, im kleinen Barockgarten den Liedern des Carillons mit seinen 37 Glocken lauschen und das Motto des Museums nachempfinden: „Zeit haben für die Zeit“.
Wir reden von der Zeit als kostbarstem Gut - und die Konsequenz? - Keine. Heidegger sprach von Seinsvergessenheit! Da liegt der Ansatz dieses Museums.
Hinter der Intension verbirgt sich die Philosophie des Initiators
Allerdings nicht in Seinsvergessenheit sondern wie es das Museum ausdrücken möchte, in dringend notwendigem Seinserinnern – im Erinnern, dass wir sind, im bewussten Erfahren und Erleben unserer eigenen Zeit.
Bei der Verwirklichung dieses Museums geht es nicht in erster Linie darum, Raum zu schaffen für die seltenen Großuhren, den Urahnen des mechanischen Zeitalters an der Schwelle zur digitalen Epochenwende, auch nicht darum, diese für das Zusammenleben der Menschen unverzichtbaren Taktgeber im Umfeld ihrer Zeit darzustellen, auch nicht darum, die „Zeit-Bringer“ Sonnenuhren oder Wasseruhren und Sanduhren zu zeigen. Solch eine rein sachgebundene Schau wäre zu wenig und entspäche nicht dem Anspruch des Museums. Ein Besuch soll dem Bewusstmachen dienen wie wir leben – besser wie wir unser Leben verbringen mit einem rastlosen Rennen und Raffen, einem dauerndem Gedrängtsein, häufig einem leeren Haschen nach Krücken, die uns, ohne dass wir es merken, helfen, unsere Zeit totzuschlagen.
Links: Sonnenuhrstele im Barockgarten 2010 mit Angaben der MEZ, MESZ, Ortszeit und Achterschleife Rechts: Das Carillon mit seinen 37 Glocken am Giebel der Scheune über dem kleinen Barockgarten
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Das Museum will Mahner sein, Mahner – unsere Zeit bewusster, weniger fremdbestimmt, also eigenverantwortlicher zu gebrauchen. Dies soll die Botschaft unseres Museums sein. Wenn die Besucher diese Botschaft spüren, ist dies schon ein Erfolg. Zahlreiche Besucher kommen jährlich in das Museum, darunter durchschnittlich etwa 180 Gruppen. Alle Fotos: © Hans Gronauer
Dabei helfen uns Uhren, denn sie können uns das Vergehen der Zeit, das Vergehen unserer Zeit deutlich machen. Unterstützt wird das anspruchsvolle Unterfangen, das schwierige Gebiet der Zeit anzugehen durch zusätzliche qualitative Ausstellungen z.B. von „Gemälden aus der Romantik“, „Miniaturen des 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert“ oder die aktuelle Sonderausstellung „Von der Feder zur Maus – 300 Jahre Zeichnen“. Jährliche Höhepunkte sind die vier Carillonkonzerte mit Meistercarilloneuren am Stokkenklavier und schließlich die traditionellen Kammerkonzerte im Advent. Die zum Teil einzigartigen Exponate in den alten Mauern, das durchgestaltete Umfeld in Verbindung mit dem wohl überlegten Ambiente, kann sensibilisieren für unseren eigenen Umgang mit der Zeit! Dann, werden wir bereit sein, die Stimmung des Museums und seine feinen Töne in uns aufzunehmen.
Museum für Zeit Schlossstr. 10, 67806 Rockenhausen Tel-Nr. 06361 – 3430 Tel-Fax: 06361 – 459 199 Email: kontakt@museum-fuer-zeit.de www.museum-fuer-zeit.de Tourist-Info: VG Rockenhausen 06361-410 231 www.rockenhausen.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr für Gruppen nach Vereinbarung Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten, Eintritt für Gruppen: pro Person 2,50 € einschl. Führung. Geschlossen bleibt das Museum: Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, Heilig Abend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr. Dafür ist an Ostermontag, Pfingstmontag und 2. Weihnachtsfeiertag das Museum geöffnet.
Geschichte, über die man spricht.
»… ein großes, facettenreiches Gesamtbild unserer Geschichte – ein rundum gelungenes Buch!«
656 Seiten Gebunden € 38,00 (D)
Prof. Dr. Lothar Gall
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Sehen. Berühren. Staunen. Die MagicBox®.
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