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18. Die Reise nach Jerusalem

DIE SIND DOCH ALLE ARRIVIERT. ABER SIE SIND SO MIES, JA, SIE SIND SO MIES, SIE DROHEN UNS MIT DER HÖLLE UND DEM HIMMEL. SIE SEGNEN UNS, UND SIE LÄCHELN SÜß UND WECKEN UNS AM SONNTAG MIT GEBIMMEL. DER VATER SOLL DIE STEUERN ZAHLEN, DIE MUTTER SOLL ZUR BEICHTE GEHEN, DIE KINDER SEIEN STRAMME ONANISTEN. NUR ZU INDERN UND CHINESEN SIND SIE MANCHMAL NETT GEWESEN, DENN MAN BRAUCHT JA SCHLIEßLICH IMMER NEUE CHRISTEN. ICH FIND AUCH SCHEUßLICH UND UNTRAGBAR DIE GOLDENEN KATHEDRALEN UND PALÄSTE, DIE PFARRER UND DIE PASTORENSCHAR, DIE SCHREIEN: MEINE KIRCHE IST DIE BESTE. MIT HITLER KONKORDATE SCHLIEßEN – DAS KONNTEN SIE! WIE VIELE TYRANNEN HABEN SIE SCHON GEKRÖNT? SIE SIND SO MIES, SO BEHARRLICH MIES, UND ICH HABE MICH BIS HEUTE AN DIE GRUNDLOS MIESEN LEUTE EINFACH UMS VERRECKEN NICHT GEWÖHNT. (Ende der Musik. Über Tonband kommt wieder die Stimme der Inspizientin: „Herr Schaf, es sind noch zehn Minuten bis zu Ihrem Auftritt. Bitte kommen Sie langsam auf die Bühne! Nur noch zehn Minuten!“) NurnochzehnMinuten!DenWegvonhierbiszurBühnegeheichindreißig Sekunden.Wassoll ich dort herumstehen und warten! Die Schauspielerei besteht aus Warten –das Lebenbesteht aus Warten. Seit Jahren wartet die ganze Welt auf Frieden... ich glaube...ich glaubefest, wirklicher Frieden muss von der heiligen Stadt Jerusalem ausgehen...erst wenn dort diedrei Religionen –Christentum, Judentum und Islam –nebeneinander und miteinander inFrieden leben, erst dann wird es auch Frieden auf der ganzen Welt geben. Daran müsstendiePolitiker arbeiten.Frieden in Jerusalem.Das isthalt –someine Idee. 18. Die Reise nach Jerusalem WENN MAN SO AM ABEND VOR DER GLOTZE SITZT UND DER SCHALK DEM GOTTSCHALK AUS DEN AUGEN BLITZT, FRAGT MAN SICH, WARUM SITZ ICH HIER SO DUMM? WIE GEH ICH MIT MEINEM LEBEN UM? TRINK ICH NUR DIE MILCH DER FROMMEN DENKUNGSART? SUCH ICH ETWAS? WOHIN GEHT DIE FAHRT? SOLL ICH MICH KRÄNKEN? MEIN LEBEN LENKEN? JA, WENN MAN GOTTSCHALK SIEHT, DANN FÄNGT MAN AN ZU DENKEN. NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de DIE REISE NACH JERUSALEM IST SICHER UNBEQUEM UND VOLLER DRECK. DOCH HAT MAN SICH ERST ANGEPASST UND ETWAS MUT GEFASST, DANN KOMMT MAN WEG. DANN SIEHT MAN BERGE, DANN SIEHT MAN TÄLER, MAN SIEHT DIE FORTSCHRITTE UND JEDE MENGE FEHLER,

MAN RUTSCHT AUF GLATTEIS AUS, BEKÄMPFT DEN STURM UND MERKT, DER MENSCH IST NUR EIN UNBEGABTER WURM. MANCHMAL VERLIERT MAN ZUVERSICHT, WEIß PLÖTZLICH SELBER NICHT, WAS MAN DA TUT, SCHREIT ALLE LEUTE AN UND SAGT SICH VOLLER WUT: WÄR ICH ZU HAUS GEBLIEBEN, DANN GINGE ES MIR JETZT GUT. DOCH WÄR MAN ZU HAUS GEBLIEBEN, WAS WÄRE DANN? DANN FINGE JEDER TAG WIE JEDER AND’RE AN, MANCHMAL EIN GENUSS, WIE MAN ZUGEBEN MUSS, ABER NIE DER WEISHEIT LETZTER SCHLUSS. DENN DER WEISHEIT LETZTER SCHLUSS HEIßT UNBEIRRT, DASS DER MENSCH ZUM MENSCHEN WERDEN WIRD. ABER WERDEN WIR DAS SCHAFFEN? WARUM DENN NICHT? DAS SCHAFFTEN AUCH DIE AFFEN. DIE REISE NACH JERUSALEM IST SICHER KEIN PROBLEM UND SIE TUT NOT. DENN DIE ALTERNATIVE IST, DASS MAN SICH SELBST VERGISST, DANN IST MAN TOT. MAN KANN AUCH TOT SEIN, EIN IDIOT SEIN UND GLAUBEN, DIE SACHE WIRD SCHON IRGENDWIE IM LOT SEIN. MAN HAT JA FREUNDE, MAN HAT KREDIT –MAN KANN AUCH SAGEN: BIS HIERHER UND KEINEN SCHRITT! NATÜRLICH MUSS MAN LIEBE HABEN, DIE IST DAS HAUPTPROGRAMM, DENN OHNE DIE IST ALLES ANDERE JA NUR KOKETTERIE. DANN WÜRDE ICH SAGEN, GIB DIR WEITER KEINE MÜH’. DIE REISE NACH JERUSALEM, UND DAS IST ANGENEHM, GEHT STETS EMPOR SOLANG MAN IMMER WEITER REIST, IST MAN ZUSAMM’ GESCHWEIßT, WIE NIE ZUVOR. MAN KANN NERVÖS SEIN, KANN KAPRIZIÖS SEIN, NUR EINES GEHT AUF KEINEN FALL: DEN ANDEREN BÖS SEIN. MAN HAT DEN KOFFER, HAT SEINEN PASS UND IST AUF REISEN, STATT AUF EINEM PULVERFASS. MAN LANDET IN JERUSALEM ALT WIE METHUSALEM, NACH VIELEN JAHREN. SIND WIR ERST DORT, WIRD SICH UNS ETWAS OFFENBAREN, ICH WEIß NICHT, WAS ES IST, JEDOCH MAN WIR’S ERFAHREN. BEVOR ICH WEITER SPEKULIER, KOMM DOCH MIT MIR ALS PASSAGIER, NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de BALD LIEGT JERUSALEM VOR DIR.

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