Ideen entstehen im Kopf

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Ideen entstehen im Kopf nicht im Computer Autorin: N. Saadi

Die European School of Design in

„Bislang ist die Kampagne nur imaginär,

muth und wird ernst. „Das unterscheidet

Frankfurt räumt Nachwuchspreise ab

aber wenn sie gut ankommt, werde ich

uns von anderen Schulen, die oft viel

und verblüfft die Kreativszene mit

sie wirklich umsetzen.“ Tatsächlich steht

zu schnell mit Ausarbeitungen loslegen

originellen Arbeiten. Auf dem Lehr-

der Student bereits in Kontakt mit dem

wollen.“ Die Studierenden der European

plan der Akademie steht die syste-

Kinderschutzbund und der Direktion

School of Design müssen ihre Einfälle

matische Entwicklung guter Ideen an

seiner alten Schule. Gerade gestaltet er

zunächst grob skizzieren. Pro Semester

oberster Stelle.

Schulungsmaterialien zum Thema, die

macht jeder bis zu fünfzig Ideenskizzen,

parallel zur Aktion in den Klassen verteilt

die dann im Unterricht besprochen und

Eine Schultoilette. Kotzgeräusche dringen

werden sollen. Auf dem Cover: ein junges

fast immer verworfen werden. Wilder-

aus der Kabine. An einer verschlos-

Mädchen, das mit dem Kopf über der

muths trockenes „gabs schon“ ist der

senen Klotür haftet ein Aufkleber mit

Toilettenschüssel hängt.

Todesstoß für eine Idee. Dann heißt es weiterscribblen, so lange, bis sie endlich

der Aufschrift: „Nur noch einmal Kotzen bis zum Tod!“ Die hereinkommenden

„In den Konzeptionskursen geht mindes-

kommt – die gute und vor allem auch

Schüler bleiben stehen, gucken irritiert

tens die Hälfte des Semesters für die

neue Idee. „Die erste Idee ist eben fast

und unterhalten sich lebhaft über Slogan

Ideenentwicklung drauf“, erklärt Detlef

nie die beste. Meist haben sie schon viele

und Brechgeräusche. So zumindest stellt

Wildermuth, der die European School of

andere vor dir gehabt“ sagt Wildermuth

sich David Apel seine Kampagne vor.

Design gemeinsam mit Ralph Thamm

mit Nachdruck. „Eine Idee ist letztend-

leitet. Beide sind seit über zwanzig Jahren

lich nichts anderes als die Lösung eines

Apel studiert im sechsten Semester an

in der Werbung tätig und gewannen

Problems. Dadurch, dass wir uns intensiv

der European School of Design, einer

höchste Auszeichnungen ihrer Branche.

mit dem Problem beschäftigen und tief

privaten Akademie, die ihre Studierenden

Wildermuth trägt eine schwarze Jeans

in die Materie eintauchen, sucht das

zu Kommunikationsdesignern ausbildet.

und ein leicht zerknittertes Streifenhemd.

Gehirn – auch in vermeintlichen Ruhe-

Dieses Halbjahr soll er das Thema Essstö-

Die blonden kurzen Haare stehen spike-

phasen – weiter nach Lösungen. Und

rungen im Fach „Konzeption/Ideenent-

artig ab. Seine blauen Augen lachen

wenn man schon glaubt, einem fällt

wicklung“ umsetzen. „Laut einer Studie

und strahlen vor Begeisterung. Offen-

nichts mehr ein, dann kommen sie

leidet jedes dritte Mädchen im Alter

sichtlich macht er ihm Spaß, der Job als

doch noch, die neuen Ideen.“ Um den

zwischen 10 und 17 Jahren an einer

lässiger Schulleiter mit strengen Anfor-

Studenten auf die Sprünge zu helfen,

Form von Essstörung. Diese Menschen

derungen. „Bei uns steht die gute Idee

unterrichtet die Schule Techniken, die

erreichst du am besten an den Schulen“,

an erster Stelle – die Umsetzung ist ihr

die Kreativität systematisch hervorkitzeln

erklärt der 24-Jährige seinen Ansatz.

deutlich untergeordnet“, sagt Wilder-

sollen. Durch Brainstormen, Assoziieren ..


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oder Vergleichen kommen die grauen

Ein „Alptraumfernseher“ zeigte aktuelle

Zellen auf Trab. „Ideen entstehen im Kopf,

nervtötende Werbung in Endlosschleife,

nicht im Computer“. sagt Wildermuth. „In

die „Notdusche“ enthielt giftgrüne Seife

der Konzeptionsphase sind Computer

in einer Spritze. Bierernst geht es an

bei uns in den Seminaren gar nicht zuge-

dieser Schule nicht zu, man ahnt es

lassen.“

schon. Trotzdem ist Kreativität harte Arbeit. Fünfzig Stunden die Woche und

Die Methode zeigt Wirkung: Die Euro-

mehr sitzen die Studierenden an ihren

pean School of Design gehört zu den

Werken, animieren Filme, verfremden

kreativsten Designschulen der Repu-

Fotos, gestalten Schriften oder orga-

blik. Gradmesser sind dabei die regi-

nisieren

onalen

Nachwuchs-

gibt es Preise – oder die Aufmerksam-

preise, die die Hochschule im großen

keit der Medien. Letztere erreichte

Stil absahnt. Bis zur Präsentation nach

eine Kampagne, die die Studierenden

Paris schaffte es ein Kampagnenent-

2009 für die Hilfsorganisation Pro Asyl

wurf, für das neue BlackBerry Touch-

entwickelt hatten: „Pro Asyl wollte eigent-

phone. „Berührung, die bewegt“ erzählte

lich nur ein Plakat zum ‚Internationalen

anhand von Motiven aus Fingerabdrü-

Tag des Flüchtlings‘ von uns. Wir aber

cken eine animierte Liebesgeschichte.

sagten, ihr braucht eine Kampagne, die

Begleitet wurde sie von Apps, Printan-

die öffentliche Aufmerksamkeit erregt“,

zeigen und Augmented Reality-Anwen-

erinnert sich Wildermuth. Stellvertretend

dungen. Das Werk gewann den silbernen

für die vielen Flüchtlinge, die auf ihrem

GWA Junior Award und Bronze beim ADC.

Weg nach Europa im Mittelmeer oder

Lisa Wiedemann holte dieses Jahr sogar

auf dem Atlantischen Ozean ertrinken,

Gold beim ADC-Nachwuchswettbewerb.

fotografierten sich die Studierenden als

Die 23-Jährige entwickelte eine Bedie-

Wasserleichen. Dabei trugen sie Schilder

nungsanleitung zur Autowartung für

wie „Ertrunken vor Malta“ oder „Ertrunken

technisch Unbedarfte – vom Erklär-Falt-

vor Gibraltar“ auf dem Rücken. Die

plakat bis zur Ölwechsel-App. Schon

lebensgroßen Motive druckten sie auf

beim letzten Festival des Art Director

Styropor, schnitten sie aus und warfen

Club verursachte die European School of

die symbolischen Leichen in den Main.

Design preisgekrönten Wirbel: Die Frank-

„Viele Zeitungen und selbst das Fern-

furter beherbergten Studierende von

sehen haben über die Aktion berichtet“,

Kommunikationsschulen

anderen

erzählt Wildermuth. „Hier hat eine gute

Städten und verwandelten ihre Schule

Idee die Organisation groß in die Öffent-

kurzerhand in ein „KreativLazarett“, das

lichkeit gebracht.“

und

nationalen

aus

Shootings.

Zur

Belohnung

ADC-Bronze:

David präsentiert Ideen für seine „Kotz“-Aktion

mit

„KreativLazarett“

an Schulen zum Thema Essstörungen.

zeichnet wurde. Über den Feldbetten

Nicht weniger Beachtung fand das

des studentischen Notlagers hingen

Siegermotiv eines Plakatwettbewerbs,

Bilder mit Ikonen der Kreativbranche.

das eine Gruppe der European School .

dem

ADC-Bronze-Nagel

ausge-


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Mit Zivilcourage haben die Studenten der European School of Design den MKN-Nachwuchspreis gewonnen.

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of Design entwickelt hatte: Typisch deut-

mit Medien“ machen, wollen viele. Aktuell

sche Gartenzwerge trafen auf ihre eigens

arbeiten mehr Menschen im Kultur- und

modellierten

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anderen

Kreativsektor als in der Autoindustrie. Die

Der eigene Illustrations-Stil aus Fingerabdrücken,

Kulturen. Gemeinsam formierten sie sich

Branche gehört zu den umsatzstärksten

für die BlackBerry-Kampagne: „Berührung, die bewegt“,

zu einer fröhlich tanzenden Multi-Kulti-

der deutschen Wirtschaft. Die Absol-

wurde mit Silber beim GWA Junior Award und Bronze

Runde. Das Plakat, das für die „Interkultu-

venten der European School of Design

beim ADC Junior belohnt.

relle Woche“ warb, hing in ganz Deutsch-

haben trotz hoher Konkurrenz gute

land aus. „Das Motiv war sogar Thema

Aussichten: „Top-Agenturen rufen bei uns

beim Wort zum Sonntag“, erinnert sich

an und sagen: So gute Mappen haben

Thamm, der zweite Schulleiter, lachend.

wir seit Jahren nicht mehr gesehen.

„Hey – was sind schon Auszeichnungen

Könnt ihr uns noch mehr von euren

in Cannes oder auf dem ADC. Wir waren

Studis schicken“, erzählt Wildermuth

beim Wort zum Sonntag!“

nicht ohne Stolz. Einige seiner Schütz-

Pendants

aus

linge haben beim Pflichtpraktikum vor Geld verlangt die Schule nicht für die

der Abschlussprüfung schon den festen

echten Kampagnen, die sie hauptsäch-

Arbeitsvertrag in der Tasche.

lich für Non-Profit-Organisationen entwickelt. Dafür üben die Studierenden den

Die Idee zur eigenen Designschule entwi-

gängigen Prozess, den sie später für ihren

ckelten Wildermuth und Thamm vor allem

kreativen Berufsalltag brauchen: Brain-

durch unbefriedigende Erfahrungen im

stormen, vor dem Kunden präsentieren,

Lehrbetrieb. Bis vor sechs Jahren unter-

Ideen verkaufen und unter Zeitdruck

richteten sie noch an anderen Akade-

umsetzen – oder auch Enttäuschungen

mien und merkten schnell, was dort zu

verkraften, wenn die Dinge nicht so

kurz kam: Die Entwicklung von kraft-

klappen. Grau ist alle Theorie, und so

vollen Ideen und der lebendige Bezug

achten Wildermuth und Thamm auf eine

zur Praxis. Studenten bedrängten die

enge Verzahnung von Schule und Praxis.

zwei Kreativrebellen, doch bitte ihre

Das gilt auch für die Lehrenden selbst:

eigene Akademie zu gründen. „Was für

„Alle unsere Dozenten stehen im Berufs-

eine Schnapsidee“, dachten die beiden.

leben, das ist Voraussetzung“, erklären die

„Die Pleite ist vorprogrammiert“ unkten

Beiden. „Um den Studierenden wirklich

andere. Im Sommer 2007 riefen sie dann

etwas beibringen zu können, müssen wir

beim staatlichen Schulamt an: „Guten Tag.

im Job stehen. Sonst bekommen wir die

Wir möchten eine Schule eröffnen.“

rasanten Entwicklungen in der Kommunikationsbranche nicht mehr mit.“ Regelmäßig laden die beiden Schulleiter Kreative ein. Marketingchefs, Art Direk-

Link zum Thema:

toren oder Regisseure plaudern aus dem Nähkästchen, um dem Nachwuchs ihr Berufsleben näher zu bringen. „Irgendwas

www.europeanschoolofdesign.eu


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