JULI / AUGUST 10
AUSGABE 26 - JAHRGANG 4
ZERAPHINE INDICA
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FRONT LINE ASSEMBLY
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Schloss Cottenau – 95339 Wirsberg Tel. 09227/940000 kontakt@negatief.de www.negatief.de
Herausgeber: Danse Macabre, Inh.: Bruno Kramm, Schloss Cottenau, 95339 Wirsberg Chefredaktion: Peter Heymann (V.i.S.d.P.) Redaktion: Joanna Babicka, Gert Drexl, Frank „Otti“ van Düren, Daniel Friedrich, Peter Heymann, Norma Hillemann, Peter Istuk, Freya Kettner, Poloni Melnikov, Ringo Müller, Heiko Nolting, Siegmar Ost, Luke J.B. Rafka, Birgit Riedmüller, Diana Schlinke, Yvonne Stasius Layout: inachis design & productions Lektorat: Ringo Müller Vervielfältigung oder auszugsweise Verwendung benötigt der schriftlichen Genehmigung. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Informations- und Datenträger. Die Artikel geben nur die Meinung der jeweiligen Verfasser wieder. Nach dem deutschen Pressegesetz Art.9 sind wir verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, dass für sämtliche redaktionellen Beiträge in unserem Heft eine Unkostenpauschale für Vertrieb an den Auftraggeber berechnet wurde. Trotz dieses Geschäftsverhältnisses entsprechen jedoch sämtliche Textbeiträge der persönlichen Meinung des jeweiligen, unentgeltlichen Verfassers und seiner Interviewpartner. Das NEGAtief versteht sich als eine, im Sinne der allgemeinen Verbreitung der alternativen Musikszene dienenden Publikation, die gerade kleinere Firmen durch eine preisbewusste aber alternative und flächendeckende Publikation ihrer vertriebenen Künstler unterstützt.
...in diesen Clubs gibt es das NEGAtief: Codex, Komplex, Eventruine, Club Pavillion, Matrix, Club Trafo, Alchimistenfalle, Bloodline, Beatclub, Rockfabrik, Kulthallen, Musiktheater, Unikum, Sonic, Crash, Melodrom, K17, Freeze Frame, Ju- & Kuz Radhaus, Dark Flower, Kuz, Come-In, Muc-Kantine, Vortex, Black Painting, Uni1, Beat-Club, Gag18, Mau Club, Sächsischer Bahnhof, Nachtwerk e.V., Sound Saarland, Panoptikum, Druckkammer, Final, Final Destination, Capitol, Eleganz / Bigstone, Koma, Flamingo, Locco/ Kulturruine, Radar, Nachtcantine, Meier Music Hall, Club ZV Bunker, Markthalle, Forellenhof, Shadow, Cult, Kir, Unix, Centrum, Bar Issix, Musikbunker Nightlife, Witchcraft, Loop, Dominion Factory, plan b zweibrücken, Underground, Südbahnhof, Darkarea, Dark Dance, Club From Hell, Zentrum Zoo, Ringlokschuppen, Nachtwerk, Archiv, Kulturbahnhof Kato, Kufa / SB, RPL, Schützenparkbunker, Nerodom, From Hell, Panoptikum, Extrem & Tanzbar, Monitionsdepot, Ringlokschuppen, Hades, Club Caesar, Canossa, KituKlub, Labor, Bunker Strasse E, Vier Linden, Kultkeller, Black Inn, Koma, Nirvana, Schabude, Aladin, Darkstar, Boiler Room, Vortex, Unix, Freezeframe. oder per Abonnement bei www.NEGAtief.de
Der Sommer 2010, für vier Wochen regiert König Fußball die Welt. Naja, zumindest den Teil, der nicht lieber Cricket, Rugby, Baseball oder irgendeiner anderen Mannschaftssportart huldigt. Gottlob gibt es aber abgesehen vom weltweiten Freudentaumel oder Tränenmeer auch Ereignisse musikalischer Natur, die es wert sind, gesehen zu werden. Neben Infos zum Summer Darkness Festival in den Niederlanden und einer „höllischen“ Tour durch Helsinki haben wir uns deshalb in vier bemerkenswerten deutschen Clubs für euch umgesehen. Nach langer Zeit verlosen wir außerdem ein paar Goodies unter denjenigen, die uns am M’era Luna Wochenende einen lieben Gruß bei Facebook hinterlassen. Gleich drei Mal konnten wir hierfür das neue Subway To Sally Live-Album „Kleid aus Rosen“ für euch ergattern. EURE REDAKTION
Alben – KW 26 01. Edge Of Dawn - Anything That Gets You Trough The Night 02. Decoded Feedback - Aftermath 03. Faithless - The Dance 04. Various Artists - Dark Alliance Vol. 7 05. Orange Sector - Krieg & Frieden 06. Beati Mortui - Let The Funeral Begin 07. Various Artists - EBM - The Compilation 08. Void Kampf - Severe Mais Juste 09. ESC - Eight Thousand Square Feet 10. Suicidal Romance - Shattered Heart Reflections
INHALT Juli / August 10
4 AusgAbe 26 - JAhrgAng
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g m rA it t n is eh z m um en
EDITORIAL
Front Line AssembLy
5 Soundcheck 22 Helsinki Special 17 Festival Dark Dance Treffen 38 Club K17 39 Club Der Cult 40 Club Nerodom 41 Club Druckluftkammer 46 Festival Summer Darkness 62 25 53 21 18 55 11 36 59 26 8 57 51 43 25 7 21 47 45 61 49 31 12
Agrezzior Alkonost Amorticure Cat.U Das Ich Defence Mechanism Eyes Shut Tight Front Line Assembly Gorgot Indica Lillith Lyronian The Mission Mono Inc. Odroerir Roman Rain Schlagzeilen Shadow Minds Sharon Next This Drowning Man X-Marks The Pedwalk Z-Effektor Zeraphine 3
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volle Gesangsstimmen. Die Texte sind an die Edda angelehnt, wie auch schon bei „Götterlieder“ Teil 1 – und auch wenn es immer heißt, dass Fortsetzungen meist schlechter sind als der erste Teil: Hier ist eine Steigerung gelungen. DANIEL FRIEDRICH
al-Metal trifft auf EBM und dazwischen darf es auch mal ruhiger zur Sache gehen. FREYA KETTNER TIPP DER REDAKTION
Indica „A Way Away“
Zeraphine „Whiteout“
In ihrer Heimat ist die finnische Girl-Band Indica bereits hoch umjubelt. Für den europäischen Markt wurden elf bereits veröffentlichte Tracks ein wenig aufgepeppt, mit englischen Texten versehen und neu aufgenommen. Produziert wurde „A Way Away“ von Tuomas Holopainen, der sich bisher als Mastermind von Nightwish behauptet hat. So könnte bereits der hymnische Opener „Islands Of Light“ mit dem beeindruckenden Orchesteraufgebot auf einer Nightwish Platte zu finden sein. Es folgt abwechslungsreicher Mystik-Pop, der sowohl rockige Songs wie „Scissor, Paper, Rock“ präsentiert, als auch die Vorliebe der Mädchen für Filmmusik, wie bei „Lilja’s Lament“ zeigt. Damit auch wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist, wird das Album mit der verträumten Ballade „Eerie Eden“ abgerundet. Schade ist nur, dass Jonsus Gesangsperformance unsicherer klingt, als auf den finnischen Vorgängeralben.
Mehr Gitarren, mehr Esprit, mehr pures Zeraphine-Feeling. Das ist das Ergebnis von vier Jahren Reifezeit, in denen die Band zwar live präsent war, die Mitglieder sich aber auch verstärkt mit anderen musikalischen Projekten beschäftigt haben. Diese Blicke über den Tellerrand haben sich gelohnt: „Whiteout“ ist mit Sicherheit eine der gefühlvollsten Veröffentlichungen dieser Tage. Bereits beim Intro „Erwachen“ wird deutlich, dass die Gruppe um Sven Friedrich viel Energie und Entwicklungszeit in dieses Album gesteckt hat, eingängige Hymnen wie „Lieber Allein“ oder das einmalig schöne „Louisa“ runden den gewonnenen Eindruck ab. Als Streicher-Ensemble sind übrigens Benni Cellini und M. Stolz von der Letzten Instanz mit von der Partie, sie geben „Tomorrows Morning“ und dem Titelsong „Whiteout“ den letzten Schliff. FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
Front Line Assembly „Improvised Electronic Device“
Front Line Assembly sind nach drei Jahren Pause wieder zurück. Und das in alter Stärke, denn neben Bandchef Bill Leeb sind nun auch die Ur-Mitglieder Rhys Fulber und Chris Peterson wieder mit an Bord. So wird auf „Improvised Electronic Device“ musikalisch wieder ganz stark an die alten Zeiten angeknüpft. Nicht nur der Titeltrack sondern auch Songs wie „Angriff“ oder „Pressure Wave“ machen unmissverständlich klar: Die Gitarren sind zurück. Schluss also mit den schönen Tanzflächenfüllern? Absolut nicht! Die finden ebenso ihren Platz auf der Scheibe wie Ministry-Chef Al Jourgensen, der den Song „Stupidity“ beisteuerte. Und der klingt auch tatsächlich nach Ministry. Die Marschrichtung ist also klar: Industri-
JOANNA BABICKA
Odroerir „Götterlieder 2“
Die Nebelhörner blasen und das Langboot fährt in den Fjord ein. Dort wartet bereits der Met an großen, wärmenden Feuern. Wein, Weib und Gesang – wie in Walhalla – so fühlt es sich an, wenn man das neue Album von Odroerir hört. Unweigerlich wird man von der abwechslungsreichen Musik in den Bann gezogen und fühlt sich in die Wikingerzeit versetzt. Dabei wirkt das Drumherum keineswegs aufgesetzt oder unfreiwillig komisch – Nein: Odroerir verstehen ihr Handwerk gut und lassen einen träumen zwischen Lagerfeuer und Vogelgesang. Kurze Einlagen aus dem Metalbereich wechseln sich mit Folk-Elementen ab und darin verbergen sich wunder-
Defence Mechanism „Invasion Of The Robot Brains From Planet Zero“
Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es auf dem zweiten Werk der drei Kanadier wieder ziemlich spacig zu. Die selbst ernannte „Special Alien Force“ ist ein weiteres Mal zur Stelle, um auf sehr lustige Weise den wichtigsten Job der Welt zu erledigen: Unseren Planeten vor durchgeknallten Robotern von einem anderen Planeten zu retten. War ihr Debüt „A Shameless Display of Superior Intelligence“ noch etwas spröder aber durchaus solider Dark Elektro mit viel Gebrüll, haben die Weltretter in den letzten drei Jahren einen Kurswechsel vollzogen. Auf dem neuen Album regieren eher OldschoolEBM-Klänge mit unüberhörbarer 80er Schlagseite und unverzerrter Gesang. Das Ganze wurde in abwechslungsreiche Melodien und ausgefeilte Rhythmen gesteckt und besitzt trotz des Retro-Touchs ausreichend viel Frische und jede Menge Humor. RINGO MÜLLER Eyes Shut Tight „Secret Destroyer“
Eyes Shut Tight sehen sich als audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Mit wenig Stoff und viel Farbe erinnert der optische Aufzug an Mansons nonkonformistische Zeiten. Akustisch bietet das Debütalbum „Secret Destroyer“ der Hamburger dann auch einen Querschnitt aus Manson, Slipknot und Korn. Resolut ist das Ergebnis ganz ohne Zweifel. Eine durchweg düstere Mischung aus schnellen Gitarren und melodiösen Synths wird Anhänger der härteren Gangart überzeugen. „Apokalypse Generation“, welches auch das Existenzmotto der Band verkörpert, besticht mit dem größten Ohrwurmpotenzial. Nach einer Reihe gitarrenlastiger Nummern überraschen die Industrialtracks „Intoxication“ und „Secret Destroyer“ fast ein wenig und bieten angenehme Abwechslung, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Für Fans von altbewährtem Industrial Rock, die auf der Suche nach frischem Blut sind, eine Empfehlung. PETER HEYMANN 5
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Von Schwermut und Mathematik Der in St. Petersburg lebende Roman Rain hat schon in Russland eine beachtliche Karriere hinter sich gebracht. Der im Umfeld des Synthie Pop beheimatete Sänger und Multiinstrumentalist avancierte mit drei Alben in vier Jahren vom Nachwuchs-Act zum viel umjubelten und in ganz Russland bekannten Superstar der schwarz-romantischen Szene und gilt als Meister der Schwermut. Seine Musik bewegt sich zwischen Synthie Pop, Dark Wave und einer Art schwarzer, russischer Oper. Mit seinem nun in Deutschland erscheinenden Album „Roman Rain“ dürfte die Begeisterung auch hierzulande ihre Fortsetzung finden. Einen ersten Einblick in Rains einzigartige Livequalitäten bekamen die Besucher des WGT schon am 11. Juni in der Leipziger Moritzbastei. Nach diesem Konzert konnten wir ihm ein paar Fragen stellen. Wie hast du dein Konzert und das WGT erlebt? Es war mein erstes Mal beim WGT. Ich kann es kaum glauben, es ist wie ein anderer Planet für mich. Mit dem Auftritt in Leipzig ist ein großer Traum für mich in Erfüllung gegangen. Ich kannte das WGT ja nur vom Erzählen und von Fotos. Ich bin sehr glücklich, dass ich so begeistert aufgenommen wurde. Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Der Dialog mit dem Publikum ist für mich das Wichtigste. Ich sauge die Stimmung der Leute auf und gebe ihnen all meine Emotionen zurück. Warum hast du Roman Rain als Künstlernamen gewählt? Rain ist meine innere Einstellung. Roman ist mein Vorname. Zusammen ist das aber nicht einfach nur ein Künstlername. Der Name ist stark mit mir und meiner inneren Welt verbunden. Und Wasser ist die beste Flüssigkeit der Welt. Sie kann alles lösen. Was bedeutet Musik für dich? Wenn du mich so direkt fragst: Musik ist alles für mich. Ich bin eins mit der Musik. Ich bin Musik. Für mich ist Musik Droge, Alkohol, Sex, mein Verlangen, mein Universum.
VÖ: „Roman Rain“ 18. Juni 2010 Wie würdest du deine Musik selbst einordnen? Ich mag keine Eingrenzungen durch Stilbezeichnungen. Ich denke, man könnte es als Dark Romantic Culture bezeichnen. Ich habe früher aber auch Death Metal, Punkrock und Achtziger-Pop gemacht.
„Für mich ist Musik Droge, Alkohol, Sex, mein Verlangen, mein Universum.“ Was verarbeitest du in deinen Texten? Die Hauptmotivation meiner Texte ist die Reflexion von Perfektion. Was die absolute Perfektion ist? Nehmen wir den Kosmos. Er hat keine Grenzen. Er beinhaltet alles. Auch den Tod, den letzten und höchsten Status. Meine Texte sind auch eine Art Philosophie der Verwandlung jedes Menschen in verschiedene Gestalten, verschiedene Geschlechter und vielfältige psychische Stadien. So ist jeder von uns ein Schauspieler, Regisseur und Produzent seines eigenen Films. Auf deinem Album sticht der orchestral-opereske Song „Moj Ubijca“ (Mein Mörder) besonders heraus. Worum geht es in diesem Song? Es geht um Liebe. Liebe ist ein natürliches Desaster. Liebe ist ein Mörder. Liebe ist das höchste Vergnügen. Liebe ist ein schwieriger mathematischer Prozess im Leben. Wie in der Mathematik wird am Ende abgerechnet. Und dadurch entstehen weitere Abrechnungen und mehr Verlust und mehr Tränen. Daraus ist dieser Song entstanden. Hauptsächlich geht es um den Triumph von Verlust, Liebe und Leid zur gleichen Zeit und eine Art Schwerelosigkeit, die uns hilft, weiterzuleben. Wie könnte deine Zukunft in Deutschland/Europa aussehen? Ich setze all meine Hoffnungen in mein Label Danse Macabre und Bruno Kramm. Ich bin bereit, dem Publikum auch in Zukunft alles zu geben, was ich habe. POLONI MELNIKOV
www.myspace.com/romanrain 7
Auf den Spuren von Edvard Munch Lillith kommen aus dem im Osten Norwegens gelegenen Badeort Asgardstrand, der auch als Künstlerkolonie und Lebensdomizil von Edvard Munch bekannt wurde. Extravagant ist die Band Lillith wohl schon durch ihre Herkunft. Die Musik des Quartetts ist eine Art Dark Rock, inspiriert von 70er Rock, Metal und Alternative Country. Lillith verstehen es, sich mit dem Cello und der einzigartigen Stimme von Camilla Hell eine eigene Nische zu schaffen und wissen durch starkes Songwriting und düstere Texte zu beeindrucken. Wie seid ihr auf euren Bandnamen „Im Gefängnis zu gekommen? spielen, war eine Camilla Hell: Ich habe Volkskunde studiert und bin auf die Figur Lillith gestoßen, die sehr besondere vor Eva die erste Frau von Adam gewesen Konzerterfahrung sein soll. Als die anderen Bandmitglieder für uns.“ von Lillith gelesen haben, sind noch eine Menge andere und vielfältige Lillith-Figuren zum unseren Drummer verloeiVorschein gekommen. Genau so ist das bei uns in ren haben, riefen wir Espen, der Band. Wir unterscheiden uns sehr voneinander. nen Bekannten von Knockelkatt an. Zuerst lehnte Aber wir mochten alle den Sound von Lillith. Es hat er ab und spielte weiter in seiner Metalband. Nachetwas Dunkles und etwas Helles. Das passt genau dem er jedoch ein paar Tracks gehört hatte, rief er zur Atmosphäre, die wir mit unserer Musik erzeu- uns an und wurde schließlich permanentes Mitglied gen wollen. Die Dualität von Dunkelheit und Licht, von Lillith. Realität und Fantasie und ein umgedrehtes Bild der Was bedeutet der Albumtitel „Once I Welt. Was Alive“ für euch? Was transportiert Ihr kommt aus mehreren musikalischen ihr mit euren Lyrics? Umgebungen. Wo wart ihr vor Lillith un- In gewisser Weise steht der Titel „Once I Was Alive” für Resignation. Ein ziemlich entschlossenes Stateterwegs? Wir haben recht unterschiedliche Dinge gemacht. ment. Der Titel passt zu den Texten, die sich oft mit Espen „Kvist” Engrønningen und Gregorius Grim Selbsttäuschung beschäftigen und ein roter Faden Knockelkatt haben in Metalbands gespielt, wäh- des Albums sind. Wir mögen es, ein Bild von der rend Per-Chr. Frantzen und ich zusammen eine Welt zu malen, die auf den Kopf gestellt ist. Eine Art Novelle geschrieben haben. Doch anstatt Auto- karnevalistische Betrachtungsweise der Welt. ren zu bleiben, haben wir Lillith gegründet. Als wir unser erstes Demo aufgenommen haben, kam Wie wurdet ihr von Edvard Munch beKnockelkatt plötzlich ins Studio. Wir hatten ihn nie einflusst? zuvor gesehen. Er stand da mit Hut und Schlafan- Wir leben in der Stadt, in der Edvard Munch einst gelebt zug und wollte Mitglied der Band werden. Als wir hat und haben auch seine Bilder zu Hause, natürlich Ko8
pien davon. Und wir lieben die Ausdrucksweise in seiner Kunst. Wir sind auf viele Arten von Munch beeinflusst, wahrscheinlich eher unbewusst, denn wir denken nie wirklich daran. Aber seine Art und Weise, den menschlichen Geist auf Bildern zu verewigen, ist vielleicht die Weise, wie wir uns mit Noten und Texten ausdrücken. Wenn man Munchs Bild „The Dance Of Life“ betrachtet, könnte man sagen, dass Lillith sehr von Munch beeinflusst wurden, als der Song „Dance With Death“ entstand. Eure Info sagt, ihr seid von 70‘s Rock, Metal und Alternative Country beeinflusst. Was ist mit Post-Punk und New Wave? Manchmal erinnert ihr an Siouxsie and the Banshees. Wir haben uns nie wirklich um Genres Gedanken gemacht. Wir sind aber meist von dunklerer Musik beeinflusst, auch von Post-Punk. Wir sind beeinflusst von Bands wie The Doors, Woven Hand, Dresden Dolls, Nick Cave, Tom Waits, The Velvet Underground und vielen mehr. Wie fühlt es sich an, vor Gefangenen in einem Gefängnis zu spielen? Wie sehen eure Live-Pläne aus? Im Gefängnis zu spielen, war eine sehr besondere Konzerterfahrung für uns. Die Insassen haben uns mit offenen Armen empfangen, uns die Gefängnisinsel gezeigt und uns Pizza und Saft serviert. Das Konzert war ein großer Erfolg und unser Toningenieur war einer der Insassen. Es gab keine Probleme, es war einfach ein wunderbarer Gig für alle. In Zukunft werden wir ein paar Konzerte in Norwegen spielen, unter anderem auf dem Protest Festival. Außerdem planen wir eine Tour in Portugal. POLONI MELNIKOV
www.myspace.com/oflillith VÖ: „Once I Was Alive“ 22. Februar 2010
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Apokalyptischer Industrial In Zeiten visueller Reizüberflutung bleiben Musiker natürlich nicht auf der Strecke. So auch Eyes Shut Tight. Die Hamburger Band präsentiert mit ihrem Debütalbum „Secret Destroyer“ kompromisslos und ungemein selbstbewusst ein audiovisuelles Gesamtkonzept, bei welchem Polarisation an erster Stelle steht. Dem Ganzen liegt jedoch auch eine tiefere Botschaft zugrunde, wie Frontmann Trashedsoul im Interview erzählte. Wie ist Eyes Shut Tight entstanden und wie war der Weg von den ersten Demos bis zum Album? Trashedsoul: Angefangen hat alles im August 2007. Ich hatte mich von meiner alten Band getrennt und lernte daraufhin Kris kennen. Wir passten auf Anhieb gut zusammen, nicht nur gedanklich, sondern auch musikalisch. Unser erstes Demo war „Mother Darksome And Divine“, das Kris bereits geschrieben hatte. Nach und nach lernten wir dann die Menschen kennen, die uns als Band vervollständigten. Ab dem Zeitpunkt haben wir hart gearbeitet, Song um Song geschrieben und durchliefen gemeinsam Höhen und Tiefen. Als wir ein Konzert in Hamburg gespielt haben, lernten wir Lars Oppermann kennen, der unser Produzent werden sollte. Im September 2009 waren wir einen Monat lang im Studio. Was das Mixen unserer Songs anging, hat Lars einen perfekten Job gemacht und unser Album war geboren. Bei Danse Macabre haben wir auch einen Hafen gefunden, von dem aus wir „Secret Destroyer“ auf Reisen schicken können.
„Musik auf klassische Weise zu machen, steht bei uns an erster Stelle.“ In euren Songs sind immer wieder elektronische Elemente wie Synths oder Samples zu hören. Wie wichtig ist Sounddesign für euch und wie wichtig ist es für euch, klassisch rockig zu sein? Wir haben bei unserem Album sehr viel Wert darauf gelegt, Synths oder auch Samples einzubauen. Dieses allerdings in der richtigen Mischung, um das Klangbild einfach noch zu erweitern und einige Themen besser unterstützen zu können. Dennoch haben wir ebenso darauf geachtet, dass man spürt und hört, dass jeder Ton handgemacht ist. Wir haben im Studio auch nicht einfach Spuren gedoppelt. So hat zum Beispiel Kris jede Gitarre einzeln eingespielt. Musik auf klassische Weise zu machen, steht bei uns an erster Stelle. Beim diesjährigen Wave Gotik Treffen gab es eine Ausstellung von dir. Wie lange malst du schon und was sind deine liebsten Motive? Ich male, seit ich denken kann. Meine erste Ausstellung hatte ich mit 19. In meiner Jugend habe ich eine schwere Zeit durchgemacht und wurde, wie bestimmt auch viele andere, mit Drogen und Tod konfrontiert. Dass es nicht besser wurde, konnte ich an meinen Bildern sehen. Sie sind wie ein Spiegel meiner Selbst, eine Art Tagebuch – so wie unser Album. Musik spielte für mich immer eine große Rolle beim Malen und nun ist es
soweit, dass ich beide Komponenten zusammenlegen kann. Was ich male, schreibe ich auf und umgekehrt. Meine liebsten Motive? Ich mag Frauenkörper. Sie dienen als das Schöne, um die ich dann meine Erlebnisse oder auch meine Ansichten der Welt gestalten kann. Ist der visuelle Aspekt für euer musikalisches Schaffen von Bedeutung? Absolut! Wir haben ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Es gibt leider genügend Bands, die eine Welt musikalisch kreieren, um dann aber mit Jeans und T-Shirt auf der Bühne zu stehen. Wir möchten zeigen, dass wir leben, was wir schreiben. Das Leben ist mehr als nur eine Note - es hat auch Farben und die zeigen wir. Ihr kündigt euch mit „Welcome to the Apocalypse Generation“ an. Herrscht bei euch tatsächlich Weltuntergangsstimmung? Ich denke, wir müssen aufpassen, keine tote Generation zu sein, wobei wir auf dem besten Weg dahin sind. Es gibt keine Rebellion als solches und niemand möchte sich wirklich mit Grenzen auseinandersetzen oder Verantwortung tragen. Es ist keine Weltuntergangsstimmung, sondern eher die Ansicht, dass die Welt dem Untergang geweiht ist, wenn unsere Generation jetzt nichts bewegt. JOANNA BABICKA
www.myspace.com/eyesshuttight7 VÖ: „Secret Destroyer“ 11. Juni 2010 11
Blick unter die Haut Es hat eine Weile gedauert, doch nun ist es endlich erschienen, das von den Fans sehnsüchtig erwartete neue ZeraphineAlbum „Whiteout“. Die vier Jahre Wartezeit haben sich jedoch ausgezahlt, das neueste Produkt der Berliner ist mit Sicherheit das ausgereifteste, welches diese Band uns bis dato präsentiert hat. Sänger Sven Friedrich nahm sich die Zeit, mit uns über die Gründe für die lange Alben-Pause zu sprechen. Bei der Gelegenheit ließen wir es uns aber nicht nehmen, auch Themen wie BP, Seitenprojekte und die Zukunft von Zeraphine anzuschneiden. Vier Jahre sind seit „Still“ vergangen, nun ist mit „Whiteout“ endlich euer fünftes Album erschienen. Wie fühlt es sich nach so langer Zeit an, den Fans wieder etwas „Handfestes“ präsentieren zu können? Sven Friedrich: Es ist toll. Auch für uns war die Zeit fast unerträglich lang. Ein paar der Songs auf „Whiteout“ sind ja schon etwas älter, denn wir haben nicht wirklich vier Jahre Pause gemacht, sondern schon früh an neuem Material gearbeitet. Wir waren in der Vorbereitung und auch im Studio derart motiviert, weil wir uns einfach extrem darauf gefreut haben, endlich das neue Album aufzunehmen. Ihr habt euch in der Zwischenzeit vor allem Seitenprojekten wie Solar Fake oder dem temporären Revival der Dreadful Shadows gewidmet. War es eine bewusste Entscheidung, Zeraphine einfach mal eine Weile ruhiger anzugehen, oder fehlte euch schlichtweg die Zeit, früher mit den Aufnahmen zu beginnen? Das mit den Seitenprojekten war schon gewollt. Alle von uns haben in der Zwischenzeit andere musikalische Projekte verfolgt. Das ist ganz gut, um den Kopf wieder frei zu bekommen und sich auch mal von anderen Sachen inspirieren zu lassen. Eine klei12
ne Pause wollten wir uns schon nehmen, auch weil wir durch die Arbeit im eigenen Label ziemlich ausgelaugt waren. Dass es nun so lange gedauert hat, hatte eher etwas damit zu tun, dass wir ein ideales und an die heutige Zeit angepasstes Vertragsmodell gesucht haben. Wir haben lange mit verschiedenen Plattenfirmen verhandelt, die uns wirklich gute und interessante Angebote gemacht haben. Aber durch die Erfahrungen mit dem eigenen Label wollten wir nicht mehr auf die Freiheiten verzichten, die das so mit sich bringt. Na ja, die Suche hat zwar etwas gedauert, aber nun haben wir das für uns perfekte Modell gefunden und entscheiden nahezu alles selbst. Eine Standardfrage, die aber gerade nach einer so langen Pause Sinn macht: Im Vergleich zu den Vorgängern, was habt ihr bei „Whiteout“ besser oder zumindest anders gemacht?
Wir haben die Stücke sehr oft geprobt. Das war bei den Vorgänger-Alben meist nicht möglich, weil uns dazu die Zeit fehlte. Wir haben im Proberaum alle Songs häufig gespielt und so arrangiert, als würden wir sie live spielen. Dadurch kamen sehr magische Momente zustande, die sich normalerweise erst ab der Mitte einer Tournee ergeben. Ich denke, man kann das auch durchaus hören. Man nimmt die Spielfreude und die ‚Band’ als solche tatsächlich wahr. Welche Themen oder Ereignisse haben euch bei der Entwicklung des Albums und generell in den letzten vier Jahren besonders beeinflusst? Oh, wie immer vieles. Bei den Texten sind es meist eher persönliche Erlebnisse und musikalisch saugen wir alles auf, was uns begeistert. Klar verarbeitet man das auch teilweise, wenn auch eher unbewusst, aber es fließt schon mit ein.
Bei den Songs „Tomorrows Morning“ und „Whiteout“ habt ihr euch Benni Cellini und M. Stolz von der Letzten Instanz als Streicher hinzugeholt. Was verbindet euch mit den Jungs und ihrer Band? Wir kennen uns schon sehr lange. Als Helix waren wir 2001 Vorband auf der damaligen Tour der Letzten Instanz, die beiden haben uns schon mal ihr Können zur Verfügung gestellt und ich habe auch schon bei der Instanz gesungen. Wir sind befreundete Bands, die sich gegenseitig unterstützen.
„Sorry, mein Fehler“. Normalerweise wird immer weiter auf falschem Kurs gefahren, bis alles zu spät ist. Außerdem krankt unsere Gesellschaft an unfassbarem Egoismus und Neid oder eher Missgunst. Die Fähigkeit, sich in andere Personen zu versetzen, besitzen leider auch nur noch sehr wenige Menschen. Ein wenig mehr Weitsicht könnte auch nicht schaden und es wäre großartig, wenn die Menschen wieder anfangen würden, sich und ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Aber realistische Selbsterkenntnis kommt auch nicht so gut an, obwohl es keiner zugibt.
Neben der Musik lebt „Whiteout“ auch Wo fängt für euch die Ernsthaftigkeit in vom originellen Artwork. Wer zeichnet euren Songs an, und bis zu welchem Punkt sich für die Bilder mit der aufreißenden wollt ihr auch einfach nur die Zuhörer unterhalten? Haut und den bröckelnden „Bei den Texten Ich glaube, das Wänden verantwortlich? sind es meist geht Hand in Und lässt sich das auch Hand. Unterin der Richtung interpreeher persönliche haltung muss ja tieren, dass ihr euch mit Erlebnisse und nicht mit Coeurer Vergänglichkeit ausmusikalisch saugen medy gleichbeeinandersetzt? wir alles auf, was deutend sein. Das Artwork habe ich gemacht, Wir machen wobei es mir anfangs schon etuns begeistert.“ eher ernste was widerstrebte, selbst auf dem Cover zu sein. Aber, auch nach Meinung der Kolle- Musik und ernste Texte. Wer gen, machte das einfach zu diesem Konzept am mei- sich damit beschäftigen will, sten Sinn. Klar setzt man sich in unserem Alter mit wird ganz sicher etwas für sich der eigenen Vergänglichkeit auseinander. Aber das herausziehen können und wer war nicht wirklich die Intention des Artworks. Ich es nur nebenbei hört, wird halt wollte eigentlich zwei Dinge verbinden. Zum einen nebenbei unterhalten. Ist aber etwas Kaputtes, wo man trotzdem noch die Origi- schon irgendwie merkwürdig, nalerscheinung erkennt und diesen Moment, eine denn wir als Personen nehmen Schicht abzulösen, um dahinterzuschauen. Das wa- uns überhaupt nicht besonders ren so Gedanken, die sich in meinem Kopf mehr und ernst, wie man glaube ich, auch mehr zu diesen Bildern verfestigten. Im Booklet sind ganz gut bei den Outtakes auf der Beilage-DVD sehen kann. dann auch noch die Kollegen so ‚abgeblättert‘. Auf eurer Website ist zu lesen, dass „Whiteout“ kein thematisches Konzept verfolgt, „sondern nur den roten Faden, dass die emotionalen Texte häufig die schlechten Eigenschaften der Menschen behandeln.“ Auf welche Eigenschaften bezieht sich das genau, und wo seht ihr die größten Fehler und Probleme der Menschheit? In meinem Bild unserer Zivilisation wechselt das immer mal. Ich denke, ein großes Problem besteht darin, dass keiner mehr einen Fehler zugeben kann, weil er sich dadurch als fehlbar outen würde und das kommt echt schlecht an, obwohl es niemand zugibt. Heutzutage ist es für mich schon was wert, wenn jemand sagt:
nicht so eine hohe Strafe zahlen müssen, alle sind empört und inzwischen ist es nur noch eine kleine Schlagzeile. Vielleicht regt es aber auch einige Leute dazu an, ihr Bewusstsein für die Natur etwas zu überdenken. Ich weiß, eine ziemlich naive Hoffnung. Aber es passieren so viele furchtbare Dinge, über die keiner schreibt, weil sie so normal sind. Nicht nur im Regenwald, sondern auch bei uns werden zugunsten der Industrie und Wirtschaft ständig Wälder und die darin lebenden Tiere vernichtet, hunderttausende Nutztiere werden täglich bestialisch zu Tode gebracht, nachdem sie sich auf endlosen Autobahnen in zu engen Transportern die Beine gebrochen haben, damit sie hübsch verpackt für ein paar Cent im Discounter landen. Irgendwann muss den Menschen doch mal klar werden, dass wir
Ein besonders bedrückendes Beispiel für die Zerstörung der Umwelt durch uns Menschen ist die jüngste Ölkatastrophe vor der Ostküste der USA. Wie habt ihr dieses Ereignis und das sogenannte Krisenmanagement seitens der Verantwortlichen verfolgt und aufgenommen? Ja, es ist so, wie man es nicht anders erwarten konn te. BP schönt die Zahlen, damit sie 13
„Wir machen eher ernste Musik und ernste Texte. Wer sich damit beschäftigen will, wird ganz sicher etwas für sich herausziehen können und wer es nur nebenbei hört, wird halt nebenbei unterhalten.“ von der Natur abhängig sind und kein Recht haben, sie derart zu misshandeln. Und es wäre so simpel, wenn in der Bevölkerung endlich ein Umdenken stattfinden würde und nicht jeder nur auf seinen Vorteil und seine Bequemlichkeit bedacht wäre. Wenn man Wikipedia glauben darf, ist die Gründung von Zeraphine auf das Jahr 2000 datiert, das hieße, ihr hättet nun 10-jähriges Jubiläum. Im Gegensatz zu anderen Bands gibt es aber bisher keine Ankündigung für eine große JubiläumsParty oder ähnliches. Lügt die dubiose Internetquelle etwa, oder legt ihr auf solche Zahlen und Daten einfach keinen Wert? Naja, 2000 wurden zwar die ersten Songs geschrieben, aber die Band als solche gibt es erst seit 2001. Wir sind schon am Überlegen, was wir zu unserem Jubiläum veranstalten, sind aber noch am Anfang. Irgendwas machen wir auf jeden Fall! Die Reaktivierung der Dreadful Shadows für ein paar Festivalauftritte hat zahlreiche Fans begeistert. Nun sind diese Gigs vorbei, ist damit das Thema Shadows endgültig für euch erledigt? Ich glaube nicht. Wir werden sicher ein paar weitere Konzerte spielen, einfach weil es uns sehr viel Spaß macht, die alten Songs wieder live zu spielen. Ein neues Album wird es aber nicht geben, denke ich. Passend zum neuen Album geht ihr im Herbst auch wieder auf Tour quer durch Deutschland, und sicher habt ihr euch da auch die eine oder
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andere Besonderheit überlegt. Könnt ihr an dieser Stelle vielleicht verraten, was die Fans dort Schönes erwartet? Nee, das verraten wir noch nicht, weil wir noch mitten in der Planung sind und noch gar nicht genau wissen, was alles umsetzbar ist. Wir werden aber auf jeden Fall wieder die mittlerweile traditionelle Tour-Coverversion dabei haben. Für einen Song haben wir uns allerdings noch nicht entschieden. Abgesehen von der Tour, wie sehen denn sonst eure Pläne für das kommende Jahr aus? Und wollt ihr uns nochmal so lange auf SongNachschub warten lassen? Ich hoffe nicht. Ich werde mich jetzt zunächst wieder um Solar Fake kümmern und danach geht es mit Zeraphine weiter. Es bleibt also spannend! FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.zeraphine.de www.myspace.com/zeraphine VÖ: „Whiteout“ 11. Juni 2010
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Konzert oder Disco? Beides! Dass es im Osten des Landes viele Veranstaltungen für die Szene gibt, ist bekannt. Doch wie sieht es im Süden aus? In Lahr treffen sich alle drei Monate Gleichgesinnte, um miteinander zu feiern. Das Besondere daran? Es werden jedes Mal hochkarätige Bands und DJs geladen. Am 18.09. wird das nunmehr 35. Dark Dance Treffen stattfinden. Für 27 Euro (im Vorverkauf) darf man sich unter anderem auf Eisbrecher („Eiszeit“-Tour-Show), Sarah Noxx (einzige Show in Süddeutschland 2010), Sonar und Incubite freuen. Gillian ist für das Booking der Bands und DJs zuständig, legt aber auch selbst beim Dark Dance auf und hat uns einen Blick hinter die Kulissen gewährt.
Begonnen hat das Dark Dance Treffen im Dezember 2000 als reine Tanzveranstaltung, die aus der Not heraus entstand. Der süddeutsche Raum musste sich lange Zeit mit relativ wenigen Events zufriedengeben. Um diesem Misstand Einhalt zu gebieten, wurde kurzerhand der Entschluss gefasst, eine besondere Veranstaltung für den Süden der Republik ins Leben zu rufen. Eine Plattform, bei der sich Gleichgesinnte treffen und gemeinsam den dunklen Klängen hingeben konnten. Die Idee wurde rasch in die Tat umgesetzt und die Resonanzen seitens der Besucher waren äußerst positiv. Im Laufe der Zeit wurde die zunächst unregelmäßige Veranstaltungsreihe immer beliebter und wuchs stetig heran. Angereichert mit verschiedenen Konzerten entwickelte sich das DDT zu einer festen Institution.
Trotz einer hervorragenden Planung und einem abwechslungsreichen Programm zwangen das Team rückläufige Besucherzahlen vor einigen Jahren zum Umdenken und so wurde ein riskanter Schritt nach vorne gewagt. Mit einem überarbeiteten Konzept, hochwertigen Live-Acts, Kooperationspartnern aus der Szene und einer überregionalen Positionierung gelang es, das Dark Dance Treffen wieder auf die Erfolgsspur zurückzubringen. Qualitativ und quantitativ hat das Szenetreffen dadurch in den letzten Jahren schon fast einen Quantensprung vollzogen. Nationale und internationale Künstler gaben sich die Klinke in die Hand. Deren Wahl hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. „Ich versuche immer eine Mischung aus alten und neuen Bands, sowie verschiedenen Musikstilen zu kombinieren. Natürlich spielen aber auch aktuelle Veröffentlichungen, Tourneen oder Entwicklungen in der der Szene eine Rolle. Wir sind immer bemüht, unserem Publikum Besonderheiten zu präsentieren, wie z.B. exklusive Shows, Premieren, spezielle Sets etc., damit sich das Dark Dance Treffen auch in puncto Line-up von anderen Festivals abhebt“, erklärt uns Gillian.
Das DDT machen aber nicht nur die auftretenden Bands aus. Auf zwei Bühnen treten insgesamt fünf Livebands auf und zehn DJs sorgen auf den fünf Floors für ein ausgewogenes Klangspektakel. Gillian meint, dass „die Gäste gerade diese Kombination aus Konzert und Discoabend als etwas ganz Besonderes empfinden. In dieser Art und Weise ist das, soweit ich weiß, einmalig. Wer einmal bis zur DDT-AfterhourParty gefeiert hat, wird dem beipflichten. Letztendlich ist das Dark Dance Treffen ein Event von der Szene für die Szene.“ Das Konzept scheint aufzugehen. Die Besucher strömen inzwischen aus ganz Europa herbei. Es konnten sogar schon Fans aus Argentinien, Amerika, Israel und Russland als Gäste begrüßt werden.
Und was möchte das Veranstalterteam bei all dem Erfolg in Zukunft noch erreichen? „Weiterhin viele schöne Events! Mir persönlich ist es einfach wichtig, dass die Besucher einen wundervollen Abend erleben, ihren Spaß haben und perfekt unterhalten werden. Wenn sie mit einem Strahlen im Gesicht nach Hause gehen und sich auf das nächste Dark Dance Treffen freuen, ist alles bestens.“ DIANA SCHLINKE
www.dark-dance.de www.myspace.com/darkdancetreffen 17
Ein Hauch Fernost
Die Evolution der gebrochenen Herzen!
Die Musik wird zum Comic, der Comic zur Musik. Ganz so einfach wie hier in Schlagworten dargestellt verhält es sich mit Produktion „Love aus den Nachder demjüngsten 2006er Debütalbum BeHänden von von Bruno Kramm und Stefan yond Reach“ Suicidal Romance ist es Ackermann natürlich undEstland doch, gar nicht mehr still umnicht das aus „Koma“ vollzieht auf seine Auftritte Art eben gestammende Trio geworden. auf nau diesen Spagat.Events Nachdem in der den angesagtesten der wir Darkszene letzten bereits überLändern den ersten waren inAusgabe den verschiedensten der Manga-Comic zu Das Ichdem berichteten, Welt keine Seltenheit. Nach schnellen stehen später die Zeichen Aufstiegzwei war Monate aber auch ein böses Erwaauf im Danse Macabre chenSturm vorprogrammiert. Grund Studio genug, und hier die beiden Hauptfiguren der 20jährigen einmal nähere Informationen aus dem Erfolgsgeschichte inzu Sachen ElektronikMunde von Dmitry i. erhaschen. Avantgarde arbeiten fieberhaft an der nächsten CD-Veröffentlichung, die noch Ende 2008 schien für kurze Zeit das letzte Jahr von diesen Sommer Suicidal Romance zuerscheinen werden, doch soll. Dmitry i. konnte sich nach seinen Drogen- und Alkoholproblemen wieder berappen, sodass er Mitte 2009 im denStudio? letzten Welche Stimmung herrscht bei euch Bruno: Schliff Eine dessehr neuen konzentrierte. Materials von „Shattered Heart Stefan: Und daserledigte. schon seit Jahren. sindereingar eingespieltes Reflections“ HierzuWir fand professiTeam, demKein BrunoGeringerer die ganze Produktion übernimmt. Ich onellebei Hilfe. als Vasi Vallis (Frozen selbst bin Reaper/ immer dann dabei, wenn ich etwas einsinge oder Plasma/ X-Divide) half dem Mastermind mit wenn zum Schluss darum geht,Umsetzung nochmals alles zu dieseresgenialen, technischen zumProbe neuen hören. Album eine komplett andere Seite von Suicidal RoB.: Wennaufzuspüren. ein Song entsteht, dannbeim durchläuft dieser mehrere mance Bereits Debüt rührte Vasi Phasen sowohl was die Musik als auch kräftig der mit Entwicklung, seinen Fingern im Kochtopf. Zeichnete er den angeht. Prozess desund Anpassens, Aufnehsich Text damals nochDieser für das Mixing Mastering vermens, Veränderns schon extrem konzentriert. Alles andeantwortlich, so ist brauchte Dmitry i. nun etwas mehr re außen herum wird ausgeblendet. Unterstützung. Diedabei bisherige Zusammenarbeit änderte sich enorm für „Shattered Heart Reflections“. Der estländische Soundbastler stand noch zu sehr Wieso „Koma“? unter Medikamente war mit den B.: DasEinfluss Konzeptseiner des Albums entstandund gemeinsam mit dem des Comic. Die Frage keinesfalls war natürlich,zufrieden. inwieweit wir bisherigen Ergebnissen So den diese uns auch mit stiegManga-Stil, wieder Vasi mitvisualisierte ins Boot.Form Der von Reaper änderte unserer Musik und und unseren Songinhalten könnur einige Töne fügte hier und kombinieren da noch einige nen. Wir versuchenhinzu. mit den Songszueinen zu finden, Optimierungen „Aber 99%Zustand sind die Songs der am ehesten beschreibt, wieschuf“, der Comicsoletztendlich auch so geblieben, wie ich sie Dmitry. „Insgezeichnet ist. FürichunsVasi ist die wir daWir visualisiert gesamt danke fürForm, seinewie Arbeit. haben wurden, fast eine ArtWave komatöser Zustand. rauschhafter mit unserem Dark Sound einen Ein großen Schritt Traumzustand, in demund die Wirklichkeit nach vorn gemacht die Arbeit plötzlich mit ihmnicht war mehr spamit ihren Graustufen besteht, sondern scharf kontrastiert ßig,allmanchmal bedurfte es aber auch enormer Konüberzeichnet zentration.“ist, so wie das auch im Manga-Stil der Fall ist. 18
„Wir leben im Traum und das Leben ist ein Traum, es ist derselbe Bereich unseres Verstandes, der das verarbeitet.“ Das war letztlich der Anknüpfungspunkt zwischen den Leuten,Grunde die den Comic entworfen haben undfroh, uns alsdass Musikern, Im ist Dmitry i. sogar sehr diese die wir die Musik dazu geschrieben haben. Ergebnis „Scheiße“ mit ihm passiert ist. „All diesAls spielte ein zeigt die Musik unsere schönes Spiel und mitdas mirganze undAlbum öffnete mirVersion einigeeines TüKomas, nach der Spielzeit aber natürlich wieder ren, dieaus fürdem eineeslange Zeit verschlossen waren“. In ein Erwachen gibt. er gleich zwei Alben „Shattered dieser Zeit schrieb Heart Reflections” für Suicidal Romance und das Debüt mit Freakangel „Thedoch Faults eine of Humanity“ (www. Das Koma ist aber sehr beängstigende Situation. myspace.com/freakangelmusic). „Musik ist mein Leben, meineistKraft und Heilung. Solche Probleme B.: Letztlich unsere Sicht aber auch nur eine Vision, gedie man mir ebendie nurMöglichkeit, haben kann,es wenn selbst noch nie im ben nochman mehr zu realisieren. Zustand eines Komas ein war. anderer Ich bin auch nie Ich werde niemals Kerlfroh, oderdass so ich etwas so krank in die diesen Zustand sein, aberwar daoder ist ein TeilGefahr in mir,kam, der in veränderbar ist. zu geraten. kannmich michniemals jedoch an meinekönnen!“ Zivildienstzeit Doch diesesIchwird ändern erinnern, in der ein oder zwei Komapatienten aufgewacht sind, die dann diesen Zustand auchweiteres, genau so überzeichnet Sicherlich wird es in Zukunft neues Mabeschrieben haben. Das Interessante amaber Komasoweit ist auch, terial von Suicidal Romance geben, in dassZukunft die Bewusstseinsebene, der wir unsere die schaut Dmitry auf i. eher selten. Er Träume macht verarbeiten, die das, gleiche ist, auf grundsätzlich wozu er der Lustauch hat die undvisuellen so wirdoder er haptischen Eindrücke verarbeitet werden. Insofern Heart ist es erst nach der Veröffentlichung von „Shattered manchmal ganz schwer zu sagen, was ist Realität, ist Reflections“ neues Material erarbeiten. Ebensowas freut Traum. leben Traum Leben ist ein Traum, es er sichWir riesig aufimdie Zeitund mitdas Freakangel. Wir halten ist derselbe unseres Verstandes, verarbeitet. euch stets Bereich auf dem neusten Stand, der wasdas mit den Estländern so alles im Laufe der Zeit geschehen wird, aber noch eine gelungene Der zuvor Comicgibt istesschon lange fertig, Kombination das Album ist noch im Entstehen. WieKönnen viel Arbeit ist Musik denn aus Vasi Vallis’ technischem und der nochDmitry zu machen? von i. und seinen hübschen Begleiterinnen
B.: Die Stücke Viktoria S. und fallen Maarja sehr elektronisch K. in Formmitdes vielen Silberlings klassizistischen Einsprengseln aus. In seiner stilistischen Vielfalt „Shattered Heart Reflections“. und elektronischen Überzeichnung trägt LUKE es aber auch J.B. RAFKA einen gewissen mangahaften Stil, der uns sehr wichtig www.suicidalwar. Sehr zickig, sehr vertrackt, sehr schnell, dazwiromance.com schen aber auch Ruhepole, die mit klassischen Das Ich www.myspace.com/ Elementen gefüllt sind. Um dem Mangahaften nahe zu suicidalromancemusic kommen, werden auch wieder viele Remixe mit von der Partie sein, wobei sogar ein oder zwei asiatische Bands dabei sein werden. Wie leicht ist es für euch, den Zugang zu Comics und zu Mangas zu finden? S.: Das ist immer eine Geschmacksfrage. Es gibt innerhalb der einzelnen Stile immer wieder Dinge, die einen begeistern, die einen mitnehmen und überzeugen können, sowohl von der Story als auch vom Gezeichneten her. Aber im Großen und Ganzen ist es für mich persönlich schwierig, mich in Mangas reinzufinden. Es spricht mich daher nicht so klar an, dass ich totaler Fan wäre und ich alles sehen und lesen möchte. Was unseren Das Ich Co-
„Allein die asiatische Schriftsprache ist an sich schon eine sehr visuelle Darstellung. Letztendlich werden Wörter und Begriffe gezeichnet, deswegen ist es für Asiaten auch viel natürlicher mit Mangas umzugehen.“
VÖ:20 „Shattered Heart 07. Mai 2010 noch ein Stückchen weit mit Ingenieurskunst zu tun hatte. Du Ist der Manga Comic nach Jahren Das IchReflections“ musst einfach wissen, was du miteinander verbindest. Und so nicht auch ein Rückgriff auf die Jugend? B.: Ganz ehrlich: Bereits durch unsere Musik sind wir seit kann man auch immer wieder Sounds entdecken, die man eben 20 Jahren Berufsjugendliche und haben einen Riesen- nicht hinbekommt mit irgendwelchen Plugins. Außerdem war spaß dabei. Wir müssen uns da gar nichts zurückholen, für uns ursprünglich mal eine Band wie Neubauten sehr wichtig. das trifft eigentlich immer auf uns zu. Erstens, weil deutschsprachig und sehr intellektuell und zweitens, da sie Klangelemente verwendeten, die davor nie für Musik eingesetzt wurden. Wir sind dann nur eine Stufe weitergegangen Wie hat sich eure Technik verändert? und haben nicht direkt auf den Rohren rumgeklopft, sondern B.: Ja, da gab es durchaus Veränderungen. So haben wir haben diese Dinge gesampelt und verfremdet. So etwas macht jetzt im Studio ein tolles Digitalmischpult. Ein sehr teures Syman nach wie vor nicht am Bildschirm, sondern mit Hardwarestem, das aber leider viel kleiner ist und dementsprechend Geräten und das macht unspektakulärer aussieht, aber viel mehr kann. Nach wie vor einfach Spaß. arbeiten wir aber hauptsächlich mit Hardware-Synthesizern. Man sitzt heutzutage doch jeden Tag so viel vor dem Bildschirm, dass es musikalisch nichts Uninspirierenderes gibt, als auf die Mattscheibe zu sehen und dort Kästchen hin und her zu schieben. Deswegen lieber an echten Reglern rumschrauben. Wenn man die Kisten schon hat und sie über die Jahrzehnte angesammelt hat, warum dann nicht nutzen? Außerdem haben wir in letzter Zeit sehr viele kleine Gadgets gekauft, die auch immer wieder eingesetzt werden. Wir kommen aus einer Zeit, in der elektronische Musikerzeugung
mic betrifft, kann ich sagen, dass mir die Geschichte gut gefällt und dass ich glaube, dass man sehr schön reinkommt. B.: Stefan hat schon recht, zu Hause sind wir in diesem Bereich nicht. Bei mir persönlich kam das Interesse dadurch, dass es sich bei Mangas um eine typisch asiatische Form der Kommunikation handelt. Allein die asiatische Schriftsprache ist an sich schon eine sehr visuelle Darstellung. Letztendlich werden Wörter und Begriffe gezeichnet, deswegen ist es für Asiaten auch viel natürlicher, mit Mangas umzugehen. Die Übersetzung von Sinnzeichen zu Bildzeichen ist nicht mehr so weit. Im deutschen oder europäischen Raum bietet eine Sprechblase und das eigentliche Bild zwei verschiedene Welten. Im asiatischen sind diese beiden Elemente jedoch fast identisch. Jedes Schriftzeichen stellt dort eine Art Manga in sich selbst dar. S.: Die Spielart Manga passt auch deshalb so perfekt ins asiatische Bild, weil sich darin die Überzeichnung so perfekt wiedergeben lässt. Wenn man sich beispielsweise japanische Filme ansieht, dann haben die wenigsten hierzulande eine Chance, weil sie viel zu überzeichnet dargestellt werden. Nur sehr wenige Ausnahmen konnten sich auch bei uns durchsetzen. 19
„Ganz ehrlich: Bereits durch unsere Musik sind wir seit 20 Jahren Berufsjugendliche und haben einen Riesenspaß dabei.“ Wie intellektuell siehst du die Herangehensweise an Musik in unserer Szene im Moment generell? B.: Ich glaube, es gäbe durchaus mehr Tiefe, aber es gibt aktuell in Deutschland vor allem eine Plattenfirma in unserer Szene, die versucht eine Monokultur aus Stumpfsinn darzustellen und das ist einer der wichtigen Gründe, warum so viel Schrott auf dem Markt ist. Ich glaube aber, dass bei den Leuten viel mehr Bedürfnis nach Geist und Tiefgang besteht und den finden sie trotzdem, egal wie sehr sie von diesem einen bestimmenden Label zugedeckt werden. In einer ehemals so kreativen Szene in Sachen elektronischer Musik, versucht eine Firma mit den immer gleichen Sounds alles gleichzuschalten.
„Jeder, der sich entschließt, Künstler zu sein, muss wachsen und an sich arbeiten.“
VÖ: „Koma“ 27. August 2010
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Wie steht es um die vielen Produktionen, die auf den Markt kommen, die qualitativ einfach nichts taugen, weil sich die Bands viel zu wenig Zeit nehmen für ihre Entwicklung? B.: Die CD ist einfach heute das Demotape von früher. Ich finde die Möglichkeit, schneller etwas zu veröffentlichen, gar nicht so falsch. Das gibt dem einzelnen Musiker auch schneller die Gelegenheit, etwas auszuprobieren und dann am Feedback zu wachsen. Junge Künstler wachsen viel schneller am Feedback des Publikums, als wenn sie ewig vor sich hinwurschteln. Dass man als Künstler dann vielleicht auch einmal abgewatscht wird, dem muss man sich stellen. Jeder, der sich entschließt, Künstler zu sein, muss wachsen und an sich arbeiten. Deshalb verstehe ich auch jede CD nur als einen Schritt in einem fortlaufenden Prozess. Der mündige Zuhörer ist durch die Vielfalt der Veröffentlichungen natürlich mehr genötigt, selbst zu selektieren. Das ist aber doch besser, als dass der Markt von einzelnen Plattenfirmen bestimmt wird und so die Konsumenten genötigt werden, stets die gleichen Sounds zu hören. PETER HEYMANN
www.dasich.de www.myspace.com/dasich
Mehr als nur eine Zeitung Angefangen hat 1988 alles ganz klein im Stil einer Schülerzeitung. 180 fotokopierte Exemplare, herausgegeben vom „SM-Sündikat Hamburg“, der ersten offenen SMGruppe Deutschlands. Mit inzwischen 110 Ausgaben in nun schon 22 Jahren sind die Schlagzeilen das wichtigste, nicht virtuelle Kommunikationsorgan der deutschsprachigen BDSM-Szene und das größte deutschsprachige, gedruckte SM-Magazin. Die SZ bieten ihren Leserinnen und Lesern Geschichten, Fotos und Comics als Futter für das erotische Kino im Kopf. Das Magazin setzt sich eingehend mit dem Thema BDSM (und allem, was damit zusammenhängt) auseinander, gibt Anstöße und informiert über Entwicklungen. Da die meisten Geschichten, Informationen und Reflektionen über Sadomasochismus
Schmuck aus der norwegischen Tundra
Kathrin Ulbrich von Design Cat.U hat ihre Passion zum Beruf gemacht. Zwischen Norwegen und Deutschland pendelnd, hat sich die studierte Designerin eine höchst individuelle Art des Schmuckdesigns erarbeitet. Ihr erstes Stück dieser Art entstand vor rund 15 Jahren. Die Motivation zu dieser Unternehmung war lediglich der Wunsch nach einem Anhänger, wie man ihn in keinem Szeneladen finden kann. Zum damaligen Zeitpunkt ging Kathrin ihrer Arbeit als Zahntechnikerin nach. Im Dentallabor boten sich hervorragende technische Voraussetzungen für die Umsetzung eines solchen Schmuckstückes. Nach der ersten erfolgreichen Kreation und viel positivem Feedback folgte das Studium zur Schmuckdesignerin. Es verschlug die
und die SM-Szene von den Lesern eingeschickt werden, bieten die Schlagzeilen die Möglichkeit zum regen Austausch untereinander. Natürlich ist die Zeitung immer noch der Kern des Schlagzeilen-Projekts. Aber „die von den Schlagzeilen“ sind mehr als nur ihre Zeitung. Sie sind auch: Buchverlag, Shop, politischsoziales Projekt. Das Schlagzeilen-Team leistet umfassende und herausragende Arbeit für die Szene. Es unterhält das Hamburger SM-Infotelefon, an das man sich mit allen Fragen rund um BDSM wenden kann. Der jährliche Katalog für den Online-Shop mit allem, was den gemeinen SMer (un) glücklich macht, ist inzwischen schon Kult. Nicht immer schwarz-rot-düster, sondern auch mal in Maigrün zeigen sich die Schlagzeilen auf vielen Festivals. Ein kleiner Talk bei einem Glas Prosecco oder Saft – und schon fühlt sich jeder zu Hause und herzlich willkommen. Denn Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit im Umgang mit BDSM in allen Facetten, das zeichnet die Schlagzeilen seit mehr als zwei Jahrzehnten aus. www.schlagzeilen.com
Abenteuerlustige irgendwann in die norwegische Tundra, wo sie die Samen, die dort ansässigen Menschen, kennenlernte. Kathrin wurde von dem dortigen Lebensstil inspiriert. Sie beschreibt es als einen ruhigen Fleck auf Erden, sogar als eine „ganz andere Welt“. Was für manche vielleicht langweilig klingt, war und ist für die Schmuckdesignerin ein guter Platz, um sich ein paar Jahre von Deutschland zurückzuziehen, zu arbeiten, viel zu lesen und natürlich auch neue Ideen zu entwickeln. Besonders fasziniert ist die reisende Sächsin von den Naturerscheinungen im kalten und dunklen Norden. Nordlichter und Eiskristalle bieten eine unbeschreibliche Schönheit, die als Inspirationsquelle dient. Als Angestellte in einer Silberschmiede wurde ihr die Möglichkeit gegeben, andere Techniken der Schmuckherstellung kennenzulernen. Das Ergebnis dieses Aufenthaltes ist schöner, hochwertiger Schmuck, der nicht nur den Geschmack von Schwarzkitteln trifft. NORMA HILLEMANN
www.designcatu.com 21
ark in After D
ll e H ty Ci Mit Beati Mortui in Helsinki Helsinki, das ferne Zentrum der Finsternis im Norden Europas hat nicht umsonst den Ruf, eine der musikalisch aktivsten Hochburgen für Metal bis Gothic zu sein. Nirgendwo sonst ist die Düsterrockdichte höher als in der bevölkerungsreichsten Metropole der tausend Seen zählenden Heimat schweigsamer und langhaariger Hünen. Liebevoll auch als Hell-City betitelt, ist der durchschnittlich konservative Finne sogar stolz auf all die im fernen Europa tourenden Vertreter seines Landes, seien es Nightwish, The 69 Eyes, Lordi, HIM, Tarja, Amorphis, Sentenced, Negative, Rasmus und viele hundert andere Düsterkünstler und Chartstürmer der Szene. Was wäre also naheliegender, als eine momentan angesagte Band aus Finnland um einen Reiseführer durch das nächtliche Helsinki zu bitten? Gesagt, getan: Beati Mortui, Finnlands erfolgreichster Electro/ Industrial-Export, gerade mit ihrem zweiten Album hoch in den DAC rangierend, stellt euch ihr Helsinki vor. Ein Wochenendtrip, den man nur empfehlen kann. Freitag: Am Freitag bietet es sich an, durch die Straßen im Stadtzentrum zu wandern. Hier gibt es einige schöne Metal- und Rock-orientierte Bars, wo man gut entspannen kann und das ein oder andere Bier lockt. So
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befindet sich beispielsweise eine Bar namens „Base“ im Citycenter von Helsinki, gleich beim großen Stockmann Store. Das „Base“ ist bekannt für seinen netten Umgang mit Gothics und dort findet auch der „Black Sunday“ an jedem ersten Sonntag im Monat statt. Viele finnische Gothics trifft man dort auch an den Donnerstagen. Ganz allgemein sollte man sich,
bevor man nach Helsinki fährt, frühzeitig darüber informieren, was wo und wann stattfindet. Events für die Gothic-Szene finden nicht immer regelmäßig statt, sodass es schon möglich ist, dass auch einmal drei Wochenenden nacheinander nichts läuft und man sich dann aber wieder an einem Wochenende zerreißen möchte, weil alles gleichzeitig stattfindet. Der beste Ort um herauszufinden, was läuft, ist dabei das Message Board des Club Schatten. Das ist zwar auf Finnisch, aber bereits mit Hilfe des Google Translators lassen sich die Hauptpunkte entschlüsseln und vor allem die Datumsangaben überprüfen. Einmal alle zwei Monate findet mit „Synapsi“ der vermutlich beste Gothic/Industrial Club Abend der Stadt statt. Nach dem Base kann man gut noch was essen ge-
hen, beispielweise im Iguana auf dem Mannerheimintie Boulevard, ebenfalls nahe beim Stockmann. Dieses Restaurant besitzt eine sehr atmosphärische Kellerdecke mit Kerzen und deshalb eine sehr romantische Ausstrahlung. Nach dem Iguana geht es dann zur erwähnten „Synapsi“ Party. Samstag: Nach einem durchfeierten Freitag mit wenigen Stunden Schlaf bietet es sich an, den Samstag fürs Einkaufen und Sightseeing zu nutzen. Insbesondere im Stadtteil Kallio, in dem all die coolen und hippen Bohemians, Rocker und durchgeknallten Typen leben und von morgens bis abends trinken. Bereits kurz nach dem Aufstehen lässt sich dort wunderbar durch die Läden, Bars und Seitenstraßen streifen und so einiges entdecken. Wenn man schließlich Durst verspürt und ein oder zwei Bier möchte, ist man als Anhänger des extremen Metal richtig in Tauko baari. In Roskapankki ist hingegen bei den Bikern der Stadt wirklich beliebt und es gibt dort billiges Bier. In Lepakkomies ist es hingegen eher gemütlich und manchmal spielen dort Live-Bands und das Bier ist ebenfalls nicht teuer.
In Sachen Shopping von Gothic-Klamotten und Accessoires gibt es in Finnland eine Reihe von Ketten, die sich auf diese Stile konzentrieren. Morticia war dabei der erste Gothic-Shop in Finnland und es lohnt sich wirklich immer, einen Blick in diesen Laden zu werfen. Das Geschäft befindet sich auf der obersten Etage des Kamppi Shopping Centers und lässt sich
von Kallio mit der Tram oder Metro sehr gut erreichen. Ebenfalls in diesem Center findet man auch den Backstreet Shop, wo es eine Menge Gothic/ Alternative Sachen zu kaufen gibt. Nach einem Rundgang in diesem Einkaufszentrum lohnt es sich, fürs Essen in die Stadtmitte zu gehen und im Santa Fe in der Nähe des Stockmann Kaufhauses zu speisen. Die mexikanischen Spezialitäten sind wirklich empfehlenswert und deren „Cajun Blackened Chicken“ schmeckt vorzüglich. Zu den Stoßzeiten kommt es zwar zu kleineren Schlangen, aber da es nicht möglich ist, einen Tisch zu reservieren, muss man einfach kurz warten, bis wieder etwas frei wird.
Nach all dem Einkaufen und Essen kann man sich so langsam daran machen, den Abend zu planen. Eine der besten Partys in Helsinki ist die zwei Mal im Jahr stattfindende „Graveyard Party“, bei der Gothic/Alternative/Metal Fans auf ihre Kosten kommen. Dort trifft man sehr viele coole und nette Leute und es spielen normalerweise auch einige vielversprechende finnische Electro-Bands. Wer hingegen auf Gothic Rock steht, sollte einmal im Monat samstags ins Charnel Haus gehen (Termine siehe Schatten Messageboard). Wenn man vorwiegend LiveBands sehen möchte, sind die besten Locations der Tavastia Club in Kamppi, das Gloria in IsoRoobertinkatu und Nosturi in Telakkakatu. Dort spielen wirklich viele Metal-Acts, von denen eine ganze Reihe aus Finnland stammen. Sonntag: Nach zwei oder drei Partynächten darf man es getrost ein wenig ruhiger angehen lassen und sich ein paar der normalen Sehenswürdigkeiten der Stadt zuwenden. Auf dem Kauppatori Marktplatz gibt es beispielweise viel Frisches zum Essen, das Kiasma Museum lockt mit moderner Kunst oder der bei Finnland-Touristen sehr beliebte Lutheraner Dom Tuomiokirkko wartet auf einen Besuch. Bei schönem Wetter lässt es sich auch gut Zeit in den Ruttopuisto oder Esplanadi Parks verbringen. Auf dem Mannerheimintie Boulevard befindet sich schließlich noch der Recordstore-X, der vielleicht Helsinkis größten Musikladen darstellt. Zwar findet man dort nicht viel Gothic, aber die Auswahl an Metal und Alternative ist beachtlich.
Tampere: Wer mehr als nur ein Wochenende in Finnland ist, sollte unbedingt nach Tampere fahren, das gerne als Gothic Hauptstadt des Landes bezeichnet wird. Die Zugfahrt von Helsinki dorthin dauert ungefähr zwei Stunden. Mit dem Lumous Gothic Festival findet dort jedes Jahr im Juli das größte finnische Gothic Festival statt. Außerdem finden mit dem Redemption Club, Kasari-ilta und LWS vs. Wastefield eine ganze Reihe von Partys statt, die ebenfalls einen Besuch wert sind. Auch hier bietet das Schatten Messageboard einen wichtigen Ausgangspunkt für Termine. Weitere Informationen findet Ihr hier: www.clubschatten.net/keskustelu www.synapsi.info www.basebar.fi www.omakaupunki.hs.fi/mesta/119180/ Bar+Tauko www.morticia.com www.backstreet.fi/shop www.graveyardparty.com www.vogue-electric.net www.myspace.com/torturetorstai www.tavastiaklubi.fi www.elmu.fi www.nk.hel.fi/gloria www.delifox.fi/stage www.recordshopx.com www.kvlt.fi www.vr.fi/eng www.lumous.net www.myspace.com/redemption_club www.suomenlinna.fi
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Der göttliche Wille In Russland glaubt man an Vögel, die das Gesicht von schönen Frauen besitzen. Genannt werden diese Sagengestalten Alkonost. Die russische Metal-Band, mit denen wir unser Interview führen, tragen eben diesen wohlklingenden Namen – und deren neues Album „On The Wings Of The Call“ passt perfekt ins Bild. Euer neues Album kommt druckvoll und klanglich brillant daher. Wie lange dauerten die Aufnahmen? Dmitry Sokolov: Die Aufnahmen dauerten in etwa ein Jahr, aber diese Zeit war nicht die einfachste in unserem Bandleben. Es gab diverse Ereignisse, die unseren Alltag beeinflussten und die Stimmung und das Drumherum veränderten. Gab es Probleme bei der Studioarbeit? Ach, wir kamen ins Studio und hatten die Gitarren vergessen oder es gingen Texte während der Aufnahmen verloren. Sachen eben, die jedem passieren können. Wie steht es um die Metal-Szene in Russland und wie ist der Unterschied zur deutschen Szene?
Nun, über die deutsche Szene können wir nichts sagen, aber hier in Russland ist alles etwas schwieriger zu handhaben. Hier ist alles etwas anders, was aber nicht heißt, dass unsere Szene schwach besetzt wäre. Sie ist nur kleiner und nicht so präsent wie im Rest Europas. Geht ihr mit eurem neuen Album auf Tour? Ja, wir gehen im August auf Tour und werden das neue Material vorstellen. Und wie seid ihr Live so drauf? Wir sagen gerne: Sehen heißt erleben! Wir machen eine kraftvolle und energiegeladene Show und interagieren mit dem Publikum, so gut es geht. Jeder Gast wird unsere Show lange in Erinnerung behalten. Wie sieht ein Bandalltag im Hause Alkonost aus? Tagsüber machen wir das, was viele Leute so tun – arbeiten gehen. Abends dann geht es los und wir finden Zeit, um neue Songs zu schreiben und um an neuen Meisterwerken zu arbeiten. DANIEL FRIEDRICH
www.alkonost.ru www.myspace.com/alkonostrussia VÖ: „On the Wings Of The Call“ 28. Mai 2010
Entstammt auch euer Bandname der „Edda“? Odroerir ist der sagenumwobene Met aus der „Edda“. Jeder, der von ihm kostet, erreicht sogleich Dichtkunst und jene vereinzelte Tropfen, die vor Asgard fielen, sind somit leider der schlechten Dichter Teil geworden. Zu unserem Logo gehört dementsprechend auch das Hörnertriskelion, welches unter anderem auf dem Runenstein von Snoldelev in Dänemark gefunden wurde.
Sagenhafte Dichtkunst Odroerir haben mit „Götterlieder 2“ ein kraftvolles Album für Freunde der Wikinger erschaffen. Der geneigte Hörer bekommt es mit Geschichten aus der sagenumwobenen „Edda“ zu tun. Allerdings weder plump noch klischeehaft, wie es in diesem Genre gerne verbreitet ist. Lest selbst, was die Skalden von Odroerir uns dazu sagen.
Auf „Götterlieder 2“ folgt ihr weiter dem Sagenkatalog der „Edda“. Wie kam es dazu, Sagen daraus zu vertonen und was erwartet die Hörer? Auf der neuen Platte, quasi Götterlieder Teil II, sind sieben Lieder enthalten, die eine Spielzeit von ungefähr einer Stunde haben. Unter anderem werden da weitere Mären über die Götter, Thursen, Kampf, Schicksal und sonstige mythologische Zusammenhänge rezitiert. Wie beispielsweise Thor seinen Hammer verliert und auf listige Art wiedererlangt.
Auffallend sind eure folkloristischen, traditionellen Anteile in der Musik. War das schon immer so und wo wird es hingehen? Eigentlich waren die schon von Anfang an ein essenzieller Teil von uns, denn Geige, Flöte, Schalmei, Akustikgitarre in unterschiedlichsten offenen Stimmungen oder gar die Maultrommel sind irgendwo verteilt, und das auch nicht zu gering, auf den älteren Aufnahmen zu hören. Natürlich bekamen sie mit der Erweiterung des Instrumentariums auf „Götterlieder II“ einen noch größeren Platz zugesprochen. DANIEL FRIEDRICH
www.odroerir.com www.myspace.com/odroerir VÖ: „Götterlieder 2“ 28. Mai 2010 25
Flucht und Freiheit In Finnland haben Indica bereits große Erfolge gefeiert, zahlreiche Chartplatzierungen erreicht und wurden sogar mit Gold und Platin ausgezeichnet. Nun versuchen die fünf Mädchen mit ihrem mittlerweile fünften Studioalbum, jedoch dem ersten in englischer Sprache, den europäischen Markt zu erobern. Obwohl „A Way Away“ als Best Of vorheriger Alben bezeichnet werden kann, war der Werdegang nicht einfach. Woran die Band beinahe gescheitert wäre und welche Klischees über Finnland nicht ganz unwahr sind, erzählte Sängerin Jonsu im Interview.
Nein, auf „A Way Away“ finden sich ausschließlich alte Lieder. Wir wollten sie jedoch neu einspielen und einen Schritt nach vorne machen. So erkennt man manche der Songs gar nicht wieder. Bei einigen Liedern haben wir zum Beispiel nur das Piano übernommen und alles andere geändert. Bei anderen Stücken haben wir ganze Orchester hinzugefügt. Manche der Songs habe ich bereits vor fünf Jahren geschrieben. Wir alle lieben zwar die alten Melodien, aber wir hatten auch neue Ideen, die wir einfließen lassen wollten. Wir haben eineinhalb Jahre an diesem Album gearbeitet und hatten vermutlich den bisher größten Druck und die höchsten Erwartungen an uns selbst.
Hast du die Texte der alten Songs übersetzt oder hast du neue Texte geschrieben? Wieso habt ihr euch dazu entschlossen, nun Es war vollkommen unmöglich, die Texte zu überein Album auf Englisch zu veröffentlichen? setzen. Eine Übersetzung kann nur schlechter als Jonsu: Wir haben Indica 2001 gegründet und das Original werden, daher habe ich teilweise damals habe ich mir gar nicht die Frage ge- neue Texte geschrieben. Das Wichtigste war für mich, die Grundstimmung der alten stellt, in welcher Sprache ich Indica Texte beizubehalten. Viele singen sollte. Finnisch hat sich „Die meisten Geschichten von alten Alben haben einfach natürlich angefühlt und Menschen sich verändert. Ich schreibe gerne zu dieser Zeit haben wir ausglauben, dass über Realistisches oder über Situaschließlich in Finnland getourt. wir uns nach tionen, mit welchen wir alle schon Doch 2007 gingen wir gemeineinmal konfrontiert waren. Ich mag sam mit Nightwish auf eine Cannabis Indica Tour in ganz Skandinavien. Fans benannt haben.“ es jedoch, mit Sprache zu spielen und mich poetisch auszurücken. Es würde haben sich beschwert, dass sie mir keinen Spaß machen, Dinge auf nicht verstehen können, worüber wir singen. Also haben wir angefangen, an banale Weise zu beschreiben. Ich denke, dass dies einem englischsprachigen Album zu arbeiten, den Texten eine märchenhafte Seite verleiht. Im ohne eine Zusage von einem Label zu haben. wirklichen Leben bin ich mir manchmal auch nicht ganz sicher, was real und was bloß Fantasie ist. Wir wollten einfach sehen, was passiert. Auf „A Way Away“ findet man Songs, die man bereits zuvor auf euren finnischsprachigen Alben gehört hat. Gibt es auch neue Stücke? 26
Wie hat deine musikalische Karriere begonnen? Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen und war als Kind verrückt nach Chopin. Als ich
aufgewacht bin, habe ich Chopin gehört und als ich schlafen ging, habe ich Chopin gehört. Mit vier Jahren fing ich an, Geige zu spielen und mit sechs Jahren kam das Klavier dazu. Später, als ich etwa 13 war, ging ich zu meinen ersten Festivals und fing an, mich für Rockmusik zu interessieren. Meine Lieblingsbands waren damals Pink Floyd, The Cranberries und The Beatles. Hast du zu dieser Zeit beschlossen, dass du auch eine Rockband gründen möchtest?
VÖ: „A Way Away“ 25. Juni 2010
nach, was richtig und was falsch ist. Ich mache einfach das, wonach mir gerade ist und sehe dann, wohin mich die Reise führt.
Ja! Ich kenne Heini, seit ich acht oder neun Jahre alt war. Wir gingen in dieselbe Schule und haben eines Tages beschlossen, eine Band zu gründen. Sirkku hat zu dieser Zeit noch hauptsächlich bei klassischen Konzerten gespielt. Wir haben sie trotzdem gefragt, ob sie in unserer Band mitmachen möchte und sie war von der Idee begeistert. Jenny und Laura haben bereits in anderen Bands gespielt und wir hielten sie für unglaublich talentierte Mädchen. Also haben wir sie ebenfalls gefragt, ob sie Interesse hätten, bei mit uns zu spie-
len. Am Ende hat die Chemie einfach gepasst und so machen wir noch heute gemeinsam Musik. Die Songs auf „A Way Away“ sind teilweise musikalisch sehr unterschiedlich. Ist Abwechslung wichtig für dich? Es gibt viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Seelen und so malt auch die Musik unterschiedliche Bilder. Ich muss jedoch zugeben, dass ich beim Komponieren nicht plane. Ich analysiere nicht oder denke darüber
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eure Band Indica zu nennen? Die meisten Menschen glauben, dass wir uns nach Cannabis Indica benannt haben. Ich könnte hunderte lustige Geschichten darüber erzählen! Wenn andere Musiker irgendwo unseren Bandnamen lesen, kommen sie manchmal zu uns und denken, dass wir mit ihnen etwas rauchen möchten oder zumindest etwas anbieten können. Andere lachen, klopfen uns auf die Schulter und sagen: „Jaja, gute Mädchen“. Häufig bringt diese Verwechslung aber auch wirkliche Probleme mit sich. Wir transportieren unsere Instrumente oft mit dem Flugzeug und auf den Koffern steht natürlich Indica. Die Leute bei den Sicherheitskontrollen nehmen das jedoch sehr ernst und so werden unsere Koffer immer geöffnet und durchsucht und unsere Gitarren sind fast immer beschädigt oder gar zerstört. Einmal hat jemand sogar ein Loch in eine Gitarre gemacht. Vermutlich hat man uns verdächtigt, Cannabis in Gitarren zu schmuggeln (lacht). In Zukunft werden wir es wohl lassen müssen, unsere Koffer zu beschriften. Vielleicht bleiben unsere Instrumente dann unversehrt. Und was ist nun die wahre Geschichte? Wir lagen gemeinsam in der Wiese und haben den Himmel angesehen. Zwei Tage später sollten wir ein Konzert spielen und brauchten dringend einen Namen für die Band. Eine von uns stellte fest, dass der Himmel indigoblau ist und irgendwie fanden wir, dass diese Farbe zur Stimmung unserer Musik passt. Schließlich haben wir nur die Endung von indigo geändert und schon hatten wir einen Namen für unsere Band. 27
eine Kollaboration mit Nightwish. Ich habe ihren Instrumentalsong „The Last Of The Wilds“ gesungen. Bei der Produktion von „A Way Away“ habe ich Tuomas Holopainen, unserem Produzenten, angeboten den Text zu „Precious Dark“ zu schreiben, was er auch gemacht hat. Wenn wir schon über andere Künstler sprechen: Habt ihr Hilfe mit euren Outfits? Und wer war für euer Video zu „In Passing“ zuständig? Ich bin vollkommen untalentiert, wenn es um das Designen von Outfits geht und nähen kann ich schon gar nicht. Daher nehme ich manchmal, was ich von anderen Leuten bekomme oder stöber im Kleiderkasten meiner Oma. Für ausgefallene Outfits ist die finnische Designerin Anne-Mari Pahkala zuständig. Beim Video zu „In Passing“ hat Patric Ullaeus Regie geführt und wir haben in Göteborg, in Schweden gedreht. Mittlerweile gibt es aber auch schon ein zweites Video, nämlich zu „Island Of Light“, welches auf der DVD bei der Limited Edition unseres Albums erscheinen wird. Darüber hinaus gibt es einen Bonustrack und viel Videomaterial von Auftritten, Interviews oder einfach nur kurze Filme von uns unterwegs. Man sagt Finnland eine gewisse Melancholie nach. Denkst du, dass sich eure Herkunft auf eure Musik auswirkt? Ich denke, dass die langen Winter und vor allem die lange Dunkelheit eine melancholische Grundstimmung hervorrufen. Das ist etwas, das wir alle ständig tief in uns tragen. Im Januar versuche ich meistens einige Wochen in einem anderen Land zu verbringen. Die Winter in Finnland sind zwar wunderschön, aber ich fühle mich besser, wenn ich der Dunkelheit für einige Zeit entkommen kann. Wenn man nicht damit aufgewachsen ist, weiß man gar nicht, was für einen Unterschied das macht. Ein Arzt soll einmal gesagt haben, dass ein finnischer Winter noch keinen Schaden anstellt. Nach dem zweiten fängt man an, seltsame Dinge zu sehen. Der dritte wird einen krank machen und nach dem vierten Winter wird man dauerhafte Schäden davontragen. Es ist schon etwas seltsam, wenn man so etwas hört.
und Antoine de Saint-Exupéry beeinflusst haben. Mich fasziniert auch, dass alles in einem ständigen Wandel ist. Das Meer hat auch einen wichtigen Platz in meinem Herzen.
Was inspiriert dich beim Komponieren deiner Musik oder beim Schreiben deiner Texte? Eigentlich alles, wobei mich Menschen vermutlich am meisten inspirieren. Ich finde, dass Menschen unglaublich interessante Geschöpfe sind. Doch ich glaube auch, dass mich andere Musiker oder herausragende Autoren wie Charlotte Bronte, Oscar Wilde
Gibt es Künstler, mit welchen du einmal zusammenarbeiten möchtest? Es gibt unglaublich viele interessante Künstler. Am meisten würde es mich reizen, Filmmusik zu komponieren, am liebsten für einen Film von David Lynch oder Kim Ki-duk. Ich finde aber auch Muse, Arcade Fire und The Cranberries großartig. Bisher hatte ich
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Spielt Natur generell eine wichtige Rolle in deinem Leben? Ja, absolut. Ich habe einen Wald hinter meinem Haus und jedes Mal, wenn ich mich deprimiert fühle, gehe ich in den Wald spazieren oder setze mich irgendwo hin. In meinem Leben und auch in unserer Gesellschaft allgemein, passiert alles so schnell. Im Wald sehe ich jedoch, dass alles seine Zeit und seinen natürlichen Lauf hat. Wir Menschen glauben immer, dass wir riesige Probleme haben. Doch in der Natur sehe ich, dass ich nur ein unbedeutender Tropfen im Meer bin und meine Probleme eigentlich völlig unbedeutend sind.
„Ein Arzt soll einmal gesagt haben, dass ein finnischer Winter noch keinen Schaden anstellt. Nach dem zweiten fängt man an, seltsame Dinge zu sehen. Der dritte wird einen krank machen und nach dem vierten Winter wird man dauerhafte Schäden davontragen.“ Hast du Pläne für die Zukunft? Für den Herbst ist eine Tour geplant, wo wir natürlich auch in Deutschland auftreten werden. Dann möchte ich mich zuerst ein wenig zur Ruhe setzen und von dem ganzen Trubel und Stress erholen – zumindest für einen Monat. Ich bin mir sicher, dass ich wieder anfangen werde, Songs für ein neues Album zu schreiben. Definitive Pläne habe ich jedoch noch nicht. JOANNA BABICKA
www.indica-music.com www.myspace.com/theindicaband
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Der Goldene Schnitt Der Stuttgarter Raum scheint eine Wiege der elektronischen Stile zu sein. Bereits in den 80ern bereiteten Camouflage den Boden für eine kreative Elektroszene. Ganz in dieser Tradition, wenn auch ungleich progressiver Phantom: Ja, „Die Pest“ läutet in Ton, Bild und Inhalt eine neue Runde Z-Effektor ein. Was aber nicht heißen soll, dass von heute an alles wie „Die Pest“ klingt, denn natürlich versuchen wir auch weiterhin unsere stilistische Bandbreite zu erhalten. Wir legen beim neuen Album den Fokus noch mehr auf melodie- und gesangslastigere Stücke wie „Die Pest“ oder davor „Spinnlein“. Trotzdem werden aber auch wieder sehr klassisch angehauchte Songs einen Platz einnehmen. Mit „Symphonia Columbae“ haben wir den ersten Vertreter dieser Gattung auf unserer Homepage zum Probehören online gestellt. In Thomas Navas konnten wir zudem einen sehr engagierten Produzenten für uns gewinnen, mit dem die Chemie einfach stimmt. Das Resultat dürfte man hören - die Zusammenstellung ist ausgeglichener und der Klang runder geworden. Ihr bezeichnet euren Stil als Renaissance Elektro. Was begeistert euch an dem Begriff Renaissance? Inwieweit ist der Architekturstil mit eurer Musik zu vergleichen? Der Begriff scheint ja schon mehrfach für Verwirrung gesorgt zu haben. Da Renaissance wörtlich so viel wie Wiedergeburt bedeutet, wird uns auch gerne unterstellt, dass wir die Szene reformieren
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und experimenteller, gehen Z-Effektor zu Werke, deren Debütalbum im letzten Jahr Liebhaber elektronischer Dunkelromantik aufhorchen lies. Das Stiletikett Renaissance Elektro war schnell zur Hand und so werkelt
man ganz im Sinne schwäbischer Betriebsamkeit bereits am Nachfolger von „Zwischen 12 Uhr“. „Die Pest“ auf dem Dark Alliance Sampler darf man somit als Vorbote eines spannenden neuen Werkes verstehen. auf die Architektur beschränken, sondern die Dinge etwas globaler sehen. Für uns heißt das: Etwas „lebendig“ erschaffen (jedes Lied ist einzigartig), und dabei die Orientierung am rechten Maß, an klassischen Proportionen und Formen suchen. Immerhin hat sich die Kunst im Laufe des letzten Jahrhunderts dauernd selbst überholt und in den Schwanz gebissen. Die Anforderung war, immer etwas Neues zu produzieren. Egal wie, auch auf Kosten der Ästhetik. Irgendwann gibt es nichts völlig Neues mehr. Und dann? Dann bleibt nichtmal die Freude an der Schönheit der Kunst. Warum also keine Rückbesinnung auf das rechte Maß und klassische Formen, auch in der Musik? Unsere Arbeit ist dennoch einmalig, immerhin stammt sie von uns.
„Wenn man Spaß an kunstgeschichtlichen Untersuchungen hat, findet man sicherlich auch Parallelen zwischen der Architektur der Renaissance und unserer Musik.“ wollten. Um an dieser Stelle mit allen Gerüchten aufzuräumen: Natürlich machen wir mit unserem Stil etwas „irgendwie anderes“, das schwer in eine feste Schublade zu stecken ist, aber missioniert sollte sich durch uns niemand fühlen - wir machen Musik die uns gefällt, und wenn andere auch Gefallen daran finden, ist das wunderbar. Nun zu eurer Frage: Wenn man Spaß an kunstgeschichtlichen Untersuchungen hat, findet man sicherlich auch Parallelen zwischen der Architektur der Renaissance und unserer Musik, allerdings sollte man sich darin nicht
Das letzte Album hatte konzeptionell einen Reigen wilder Träume zwischen den zwölf Glockenschlägen der Nacht zu bieten. Gibt es auf dem neuen Album auch eine ähnliche Konzeption? Diese Konzeption gibt es. Das Kind heißt wie seine literarische Vorlage: „Dekameron“, eine Novellensammlung aus dem zwölften Jahrhundert von Boccaccio. Die Handlung: In Florenz wütet die Pest, und eine Gruppe von Mädchen und jungen Männern flieht aufs Land, um die schlimmste Phase auszusitzen. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sie sich gegenseitig Geschichten, zehn Tage lang. Dann fügen sie sich in ihr Schicksal und kehren in die Stadt zurück. Wir greifen diesen Rahmen musikalisch auf und (er)füllen ihn mit unseren Liedern und erzählenden Textpassagen. Ihr habt bereits einige Videoclips gedreht. Das ist sicher sehr aufwändig und kostspielig.
Wie realisiert ihr das? Leana ist ausgebildete Grafikerin und hat zudem ein Filmstudium hinter sich, sodass wir auf hausgemachte Videos zurückgreifen können. „Paranoid“ und „Wenn Engel fallen“ sind beispielsweise als Studienprojekte entstanden. Das war sehr von Vorteil, da wir uns sonst eventuell gar keine Videos hätten leisten könnten. Besonders stolz sind wir in diesem Zusammenhang auf unseren nächsten Clip zum Song „Die Pest“, welcher sich gerade im Schnitt befindet. Hier haben wir es aufgrund vieler ehrenamtlicher Helfer und einigen Special-Effects geschafft, die Genres Märchenfilm und Musikvideo miteinander zu verknüpfen. SIEGMAR OST
www.z-effektor.de www.myspace.com/zeffektor
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Front Line Assembly Klassisch neu
Front Line Assembly sind wohl so etwas wie die Urgesteine des EBM. Seit unglaublichen 24 Jahren bläst uns Bill Leeb mit wechselnder Unterstützung seine Beats um die Ohren. Dabei ist die Präsenz des Projektes so etwas wie eine Fahrt mit der Berg- und Talbahn: Die Besetzung wechselte regelmäßig, auf Alben wurde lange gewartet. Die einzige Konstante war immer Bandchef Bill. Jetzt sind aber auch die Ur-Mitglieder Rhys Fulber und Chris Peterson wieder mit an Bord und so wurde gemeinsam am neuen Longplayer „Improvised Electronic Device“ geschraubt. Anders als der Titel vermuten lässt, fällt der mal wieder überraschend g i t a r re n l a s t i g aus. Bill Leeb gab Auskunft.
VÖ: „Improvised Electronic Device” 25. Juni 2010 36
mit Front Line Assembly fertig bekommen haben. Wir waren in der Zwischenzeit aber sehr gut beschäftigt. Der Titel des Albums erinnert sehr an den Begriff „Improvised Explosive Device“, was so viel wie eine selbstgebastelte Bombe ist. Warum habt ihr euch an diesem militärischen Begriff orientiert und wie passt er zum Album? Front Line Assembly bewegt sich immer auf einem ganz schmalen Grat. Die Welt zeigt sich derzeit reichlich kampfeslustig, genau wie unsere Musik. Daher dachten wir uns, dass der Titel perfekt zum Album passen würde.
Der erste Titel eures Albums ist auch gleich der Drei lange Jahre Titeltrack „I.E.D.“. Was macht diesen Titel so war es still um besonders, dass er die Position als Titelgeber Front Line As- verdient hat? sembly. Was habt Unserer Meinung nach ist der Song ein guter Stellverihr in den letzen treter für den Grundton und auch die Hauptaussage Jahren getrieben? des Albums. Für uns war es neu, einen Song zu schreiBill Leeb: In den letzten drei ben, der einen ganz anderen Takt hat. Inhaltlich geht es Jahren haben wir immer um die Unzufriedenheit mit unseren Machthabern. Wir wieder an neuem Material brauchen einen Wandel, und wir brauchen ihn jetzt. gearbeitet, aber auch Pausen eingelegt. Der Text des Songs „AnIch war mit griff“ ist in deutscher „Wenn du in der meiner anderen Sprache. Warum das? Vergangenheit Band Delirium auf Nun, ich bin in Wien geboren worschwelgen willst: Tour und habe für sie den. Deutsch ist die Sprache, die Nur zu! Wir haben neue Songs geschrieben. Jeremy ich zuerst gelernt habe. Der Song uns jedenfalls war mit Left Spine Down auf Tour. Chris ist eine Hommage an meine Muthat ein Album mit Unit 187 fertiggestellt tersprache. Sie passt gut zu dem weiterentwickelt.“ und außerdem an seiner neuen Scheibe historischen Thema des Songs. mit Decree geschraubt. Jared hat Left Spine Down verlassen, um sein eigenes Projekt Circle Of Doom In den letzten Jahren gab es bei Front voranzubringen. Daran bin ich übrigens auch beteiligt. Insge- Line Assembly eine Menge Umbesetsamt hat es so zwei Jahre lang gedauert, bis wir unser Album zungen im Line-up. Was war da los?
Zurzeit wird „Big Faint Lane“ nochmals überarbeitDie Politik von Front Line Assembly war es schon immer, die Tür für die Mitglieder offen zu halten. Das momentane Line-up war mit dem Album „Artificial Soldier“ schon 2006 und 2007 auf ausgedehnter Tour. Das hat die Band sehr eng verbunden. Als wir uns dazu entschieden haben, neue Songs zu schreiben, stimmte die Chemie zwischen uns. Das hat man während des gesamten Prozesses des Songwritings sehr deutlich gemerkt.
Was glaubst du: Werden eure Die-Hard-Fans die neuen Metal-Stilelemente mittragen oder werden sie vielmehr schockiert sein? Ich denke nicht, dass man unseren neuen Stil mit Metal vergleichen kann. Wir haben eher musikalische Elemente miteinander in Verbindung gebracht, um unsere Songs kreativer und interessanter zu machen. Menschen müssen sich mit der Zeit verändern. Wenn du in der Vergangenheit schwelgen willst: Nur zu! Wir haben uns jedenfalls weiterentwickelt.
Es ist also zu vermuten, dass Front Line Assem- Für den Song „Stupidity“ habt ihr euch Unbly noch eine Weile in ihrer aktuellen Beset- terstützung von Al Jourgensen von Ministry zung weitermachen werden. Wer ist dabei für geholt. Und der Song erinnert wirklich sehr an was verantwortlich? seine Band. Am Songwriting zum neuen Album waren wir alle beteiligt. Der Song klingt so sehr nach Ministry, weil Al sich daran wirkChris und Jeremy haben die Programmierung und die Syn- lich die Hände schmutzig gemacht hat. Er hat den Track eingethesizer übernommen. Jared hat ebenfalls programmiert, sungen, produziert und gemixt. Komponiert wurde er übrigens sich um die Keyboards gekümmert und dazu noch die Gi- von Justin Hagberg von 3 Inches Of Blood. tarre in der Hand gehabt. Ich habe mich um die Texte und natürlich auch um den Kannst du dir vorstellen, „Ich glaube nicht, dass Gesang gekümmert. Außerdem habe ich dass Front Line Assembly wir den Stilwechsel die gesamte Produktion im Auge behalten. in Zukunft nur noch solche bewusst vollzogen Musik machen werden? haben. Wir haben Auf „Improvised Electronic DeIch kann heute nicht vorhersevice“ hat sich euer Stil bei einihen, welche Art von Musik uns einfach im gen Songs dramatisch verändert. wir mit Front Line AssemStudio getroffen Natürlich sind immer noch die bly zukünftig machen und angefangen zu elektronischen Tanzflächenfüller werden. Die aktuelle schreiben.“ dabei, aber manchmal stehen Scheibe vereint schon die Gitarren doch sehr weit im viele Musikrichtungen Vordergrund. Aber lass mich jetzt nicht alles in sich und ich glaube, dass unsere zukünftigen selber aufzählen. Was habt ihr beim neuen Al- Alben auch immer sehr abwechslungsreich sein bum anders gemacht als vorher? werden. Sie werden ihre eigene starke AusstrahIch glaube nicht, dass wir den Stilwechsel bewusst voll- lung haben und ich bin davon überzeugt, dass dies zogen haben. Wir haben uns einfach im Studio getroffen auch bei „Improvised Electronic Device” so ist. und angefangen zu schreiben. Chris Peterson hat uns ein bisschen in Richtung Horizonterweiterung gestoßen. Ein Ihr nutzt schon immer militärische Ergebnis ist zum Beispiel, dass wir unseren Songs auch mal Ausdrücke in euren Songs. Vielleicht einen anderen Takt gegeben haben als gewohnt. Wir alle kannst du mir eine Frage beantworzusammen waren uns bewusst darüber, dass wir auch mal ten, die ich mir schon so lange stelle: neues Territorium betreten wollten und das Album ist nun Gerade beim Wave Gotik Treffen sieht das Produkt dieser Überlegung. Wir sind überzeugt davon, man immer wieder sehr viele Leute in dass die Songs jetzt viel dunkler wirken und wesentlich Uniformen. Was macht deiner Meinung mehr Aussagekraft haben. nach diesen Military-Style für so viele Leute so attraktiv? Einige DJs haben eure letzten Alben kriti- Uniformen repräsentieren ein Zusammengehörigkeitssiert. War das auch ein Grund für die Neu- gefühl, indem sie Einigkeit ausstrahlen. Sie verbinden erungen? Menschen darin aufzustehen und für etwas, an das man Nein. Das letzte, was wir beim Songwriting im Kopf ha- glaubt, zu kämpfen oder einem Befehl zu gehorchen. ben, ist, dass wir einen Song clubtauglich machen oder ihn einer Mode unterwerfen müssen. An diese Techno- Was sind nun eure Zukunftspläne? Wie werdet Remixe glauben wir erst recht nicht. ihr euer neues Album promoten?
Wir sind dabei, Touren zu planen. Konzerte zu spielen ist immer die beste Möglichkeit, um ein Album zu promoten. Und wir können die Wiedervereinigung von Front Line Assembly so weiter ausbauen. Wir feiern ja gerade die Fußball-Weltmeisterschaft. Verfolgst du die Spiele? Was glaubst du, welches Team wird gewinnen? Ich zittere immer mit Österreich, aber die sind einfach nie gut genug, um auch nur in die Nähe des Pokals zu kommen. Ich denke, dass Spanien oder Brasilien gewinnen werden. FREYA KETTNER www.myspace.com/thefrontlineassembly www.mindphaser.com
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Hauptstadtfieber Berlin ist eine Reise wert, und das nicht zuletzt wegen seiner einzigartigen Partykultur. Feiern rund um die Uhr gehört hier zum guten Ton, und Selbiges gilt natürlich gerade auch für den Underground. Eine der wichtigsten Anlaufstellen für Freunde des alternativen Musikspektrums in der Hauptstadt ist dabei eindeutig das K17 – schon längst weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt.
In der Pettenkofer Straße im schönen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, erwartet das hungrige Volk Spaß und Kultur auf bis zu sechs Floors. Doch das war nicht immer so. Ursprünglich startete das K17 als kleiner Club mit nur einer Tanzfläche in einem Hinterhof der Kadiner Straße mit der Hausnummer 17, was auch den eingängigen Namen erklärt. Durch konsequente Arbeit
Programm. Der Schwerpunkt liegt auf Veranstaltungen aus den Richtungen Gothic, Metal und Punk, aber auch verwandte Genres wie zum Beispiel Hardcore, Crossover oder auch NDW werden bedient. Das K17 ist offen für Vielfalt, ohne dabei seine Wurzeln außer Acht zu lassen. Und so verwundert es nicht, dass namhafte Bands hier immer wieder gerne zum Tanz aufspielen. Goethes Erben zum Beispiel haben im K17 ihre (vorläufigen) Abschiedskonzerte gegeben, Künstler wie Das Ich, Anne Clark oder auch Sacred Steel treten hier regelmäßig auf. Aber auch für die Nachwuchsförderung setzt sich das K17 ein. Immer wieder findet zum Beispiel „Welle:Schwarz“ statt, ein Konzertformat, bei dem noch nicht
will, oder einfach einen Startpunkt für seine touristischen Aktivitäten in Berlin sucht, schöner schlafen dürften Gothics und andere Subkulturelle an kaum einem anderen Ort in Berlin. Infos hierzu gibt es auf www.darkhostel.de, Check-in und Auskunft läuft über das Büro des K17.
ganz so bekannte Acts sich dem Publikum präsentieren können, und das zu sehr fairen Eintrittspreisen.
und Liebe zur Untergrund-Szene mit all ihren musikalischen Facetten hat sich das „Kasi“, wie es von seinen Stammgästen zärtlich genannt wird, zu einem kulturellen Highlight im Herzen Berlins gemausert. Heutzutage bestimmen verschiedenste Partys und Konzerte das
Berlin verirren, bietet sich hier eine Übernachtungsmöglichkeit in einzigartigem Subkultur-Ambiente. Ob man nun nach durchtanzter Nacht im Club ohne Umschweife ins Bett fallen
Die Tanzflächen im K17 sind an jedem Freitag und Samstag geöffnet und bieten dabei auf vier bis fünf Ebenen musikalische Unterhaltung verschiedenster Façon. Themenabende wie die „Alter Sack Party“, bei der Mitbürger über 30 Jahren keinen Eintritt zahlen, sind hierbei keine Seltenheit. Unter der Woche öffnet der Laden auch oft seine Pforten, um weitere Specials bieten zu können. Ein noch recht neues, aber einzigartiges Angebot ist das Dark Hostel, ein Szenehotel welches gleich neben dem K17 eröffnet wurde. Gerade für Besucher, die sich von weiter her nach
Ein Besuch in Berlin, ohne das K17 zu erkunden, wäre wohl verschwendete Zeit, besonders für Anhänger der Schwarzen Szene. Egal ob man zu abgefahrener Musik tanzen möchte, bei harten Metalsounds gerne sein Haupthaar schüttelt, oder sich einfach bei leckeren Cocktails und Bratwurst im Biergarten entspannen will, hier wird man fündig. Zum Schluss noch ein paar Konzertempfehlungen im K17 für die nächsten Monate: 31.07.2010: The Crüxshadows, Psyche und Empire in Dust 03.09.2010: Qntal 05.09.2010: Umbra et Imago Weitere Infos, Vorverkauf und das vollständige Programm gibt es auf K17.de FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.k17.de
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Anders l(i)eben Nürnberg darf man zurecht mit seinen berühmten Lebkuchen, Albrecht Dürer oder dem Christkindlesmarkt in Verbindung bringen. Doch Tradition und Nostalgie sind nicht das Einzige, das man in der fränkischen Großstadt antreffen kann. Auch die Schwarze Szene hat hier ein Zuhause gefunden – vor allem im Club Der Cult.
trial statt. Willkommen sind Anhänger jeglicher ausgefallener Vorlieben und Interessen. Wer noch tiefer in die bizarre Welt der Szene eintauchen möchte, sollte in der SpielBAR vorbeischauen, in welche die Veranstalter mit „Spielmöglichkeiten“ laden. Eine weitere Eventreihe für Liebhaber des hemmungs-
Was vor 150 Jahren als Fabriksgebäude erbaut wurde, beherbert nun den ausgefallenen Club. Vor drei Jahren haben sich die Betreiber selbst eines umfangreichen Umbaus angenommen, um die Location mit viel Liebe zum Detail ganz nach ihrem eigenen Geschmack zu gestalten. Heute zieht Der Cult Besucher aus ganz Deutschland und sogar aus vielen Teilen Europas an. Durch das breite Spektrum an Events und Partys ist für jeden Geschmack des Underground- und Szenepublikums etwas dabei.
Da Vielseitigkeit im Cult an erster Stelle steht, gibt es eine Reihe an wiederkehrenden Partys und Events. Seit über neun Jahren findet einmal im Monat die Fetischparty „Die Macht der Nacht“ mit inspirierendem Dresscode und musikalischer Untermalung aus den Bereichen Gothic, Electro und Indus-
losen Spaßkonsums ist „Kunst und Sünde“ mit dem vielversprechenden Motto „Die Orgie in der Stadt der Kaiserburg“. Der Dresscode fordert den Verzicht auf Alltagskleidung und animiert dazu, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Für jene, die es etwas weniger ausgefallen mögen, hat der Cult jedoch auch einiges zu bieten. Bei der „Hellectro Ugly Party“ bringen schnelle und harte Electrosounds die Menge zum Tanzen, „Weird Tales To Dance“ besticht mit jeglicher Art von Gothic, der zur Bewegung animiert und „Music For The Dead Ones“, sowie „We Want Revenge“ präsentieren Indie, Wave und Batcave. Im Sommer gesellen sich sogar ein Tangostammtisch und ein Blues Abend in die abwechslungsreiche Eventrunde. Von den Betreibern beworben und von Besuchern gepriesen, wird die Licht- und Tontechnik des Clubs. Die beeindruckenden Lichteffekte und Lasershows schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die von Sounds begleitet wird, welche jedes Glied der
Partygemeinde zum Vibrieren und sogar die zurückhaltenden Gäste zum Tanzen bringen. Die Tonqualität lockt jedoch auch regelmäßig eine beachtliche Anzahl an Bands in den Cult. Die 400m² sind in Bar, Raucherbereich und Tanzfläche unterteilt. Dies ermöglicht gemütliches und fast ungestörtes Plaudern, während nebenan bis in die Morgenstunden getanzt und getobt werden kann. Der Cult ist also der ideale Ort für alle, die abseits des Mainstream feiern oder einfach nur entspannt den Tag ausklingen lassen wollen. Das einzigartige Ambiente, freundliches Personal und überdurchschnittlich höfliche Türsteher machen jeden Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Konzert- und Veranstaltungstermine für die kommenden Monate: 14.07.2010: The Exploding Boy, Naukilot 21.07.2010: Faith and the Muse 30.07.2010: Umbra et Imago CD Release Party – präsentiert von Mozart 12.09.2010: Psyche, No More Vorverkaufskarten, Anfahrtsplan, Eventfotos und das aktuelle Programm sind auf der Website des Clubs. Zu finden ist Der Cult in der Dooser Straße 60 in Nürnberg. JOANNA BABICKA
www.der-cult.de www.myspace.com/dercult
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Gothic-Kultur in München Laute Biergärten, ein vollbusiges Oktoberfest, Bussi-Bussi-Schickimicki. Das sind die Dinge, die einem schnell zu München einfallen – zumindest, wenn man nicht aus Bayerns Hauptstadt selbst stammt und das Treiben nur aus der Ferne betrachtet. Dass aber auch in Süddeutschlands Metropole ein ziemlich großes Stück GothicKultur gelebt wird, ahnen eigentlich nur die Insider. Und so kommt es, dass München einen veritablen Gothic-Club zu bieten hat: Das Nerodom.
stolz: „Das richtige Licht zur entsprechenden Musik ist uns besonders wichtig. Mit unserer Lichttechnik schafft es unser Lightjockey immer, die richtige Stimmung aufzubauen.“
An den übrigen Wochentagen bleibt Münchens Gothic-Location dann geschlossen. Eine Anmietung für private oder geschäftliche Feiern und Foto-Sessions ist aber auf Anfrage möglich. Auch Filmteams können das Nerodom anmieten. Ein Catering wird aufAnfrage organisiert. Über Details gibt die clubeigene Website Auskunft. Wer immer auf dem Laufenden bleiben möchte, abonniert den
Klar, auch in München gibt es den einen oder anderen Veranstalter, der Gothic-Partys organisiert. Einen festen Anlaufpunkt für die Gothic-Szene bietet aber nur das Nerodom. Das befindet sich übrigens auch gar nicht so weit entfernt von den berühmten Theresi-
enwiesen, dem Austragungsort des Oktoberfestes. Vor über sieben Jahren zogen die düsteren Klänge ihre Anhänger in das Kellerlokal mit seinen kleinen Nebenräumen im Gewölbestil und seinem großen Hauptraum mit Bar und Bühne. Die liebevolle und detailreiche Dekoration ist einzigartig. Besonders auf die immer topaktuelle Lichtanlage ist Club-Chef Frank Ottenbacher besonders
Nerodom bietet dann ein wechselndes Essen zum Preis von 6,50 Euro an. Wer dann am Sonntag immer noch nicht genug hat, der wird immer mal wieder zu bestimmten Terminen eingeladen. So finden in unregelmäßigen Abständen Lesungen, Flohmärkte oder auch mal das „All You Can Bite“-Essen statt. Hier gibt es Spaghetti satt mit einer Auswahl von zehn Soßen für gerade mal sechs Euro pro Person. Die Getränkepreise sind ebenfalls nicht an die Münchener-Besserverdiener-Preise angepasst und so gibt es einen Rotwein schon für 3,90 Euro und die Maß Bier für 7,10 Euro.
Und die Stimmung ist natürlich das Wichtigste bei dem abwechslungsreichen Programm, das im Nerodom geboten wird. Am Samstag gibt es stets eine gemischte Musikauswahl. Da kommen Fans von Electro, EBM, Synthpop, Gothic und Gothrock voll auf ihre Kosten. Freitags wechselt das Motto dann regelmäßig: Am ersten Freitag im Monat wird gerockt, am zweiten ist das Nerodom dann Treffpunkt für die Fetish-Fans. Am dritten Freitag im Monat geht es mittelalterlich zu und am vierten steht die Vampyre Night auf dem Programm. „Zu den mittelalterlichen Terminen und der Vampyre Night wird das Nerodom dann auch entsprechend aufwändig dekoriert“, berichtet Frank Ottenbacher. Der Eintrittspreis ist mit fünf Euro am Freitag und Samstag recht moderat gehalten. Einzigartig ist auch die Dark Lounge, zu der immer dienstags geladen wird. Hier steht die Musik ausnahmsweise mal im Hintergrund und das Tanzbein muss mal still gehalten werden. Bei ruhigen Klängen und düsterer Atmosphäre darf hier gemeinsam gechillt, getratscht, gelacht und gegessen werden. Die Küche des
Nerodom-Newsletter. Damit kommen aktuelle Informationen regelmäßig ins heimische Postfach geflattert. Weitere Infos und das aktuelle Programm gibt es auf www.nerodom.de. FREYA KETTNER www.nerodom.de
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Die Koblenzer Unterwelt In Koblenz geht man zum Lachen in den Keller. Und zwar in den Szeneclub Druckluftkammer, wo natürlich auch gerne getanzt und gefeiert werden darf. Die Druckluftkammer öffnete am 02.10.2003 zum ersten Mal die Pforten und hat sich seitdem in der gesamten Szene einen breiten Kundenstamm und einen guten Ruf erarbeitet. Von Jahr zu Jahr wurde im unterirdischen Gewölbekeller der Alten Burg in die Innenarchitektur investiert und so entstand ein unverwechselbares und einzigartiges Gesamtwerk der Kelleretagen aus dem 12. Jahrhundert. Gestartet noch unter dem Namen Druckkammer, musste man sich inzwischen aus rechtlich Gründen umbenennen, und so wurde der Club kurzerhand in Druckluftkammer umgetauft.
Natürlich passt die Location mit ihren Gewölben hervorragend zum meistens schwarzen Publikum. Auch bei der EventPlanung oder der Unterstützung und Förderung anderer Projekte geht es hauptsächlich um die Schwarze Szene. So treffen sich hier beispielsweise regelmäßig Menschen aus der Gothic-, Metal-, Alternative-, Electro-, Punk-, Ska- oder Emo-Szene. Li-
ve-Konzerte, Ausstellungen, Märkte, Börsen, Lesungen und Varieté-Abende runden das Konzept schließlich ab. Auch SpieleFreunde treffen sich im Erdgeschoss der Druckluftkammer zum Schach-, Würfel-, Karten-Spielen oder Kickern. Hier findet man Platz zum Unterhalten oder einfach nur zum Sitzen. Die Musik aus dem Gewölbe wird leise übertragen, damit niemand einen Song verpasst. Im 1. Untergeschoss befinden sich die Bar und die Tanzfläche und überall gibt es Sitzmöglichkeiten. gen es mit ihrer Mischung aus Electro, Noise und Industrial zum Beben. Das Team rund um das Event „Black Planet“ (DJ Mo und DJ Oli) nimmt sich speziell der Gothic-Fans an. Hier liegt der Schwerpunkt auf Klassikern und Evergreens des Gothic- und Wave-Genres. Aber auch Raritäten und aktuelle Stilrichtungen kommen nicht zu kurz.
Für eine Vielfalt an Musik sorgen allerhand Resident DJs: DJ MortaR ist für die wichtigste Party „Neonschwarz“ zuständig. Nahezu jeden Samstag bietet er ein gemischtes Programm von Electro über Industrial, EBM, TBM, Darkwave bis hin zu Gothic, Mittelalter, Neofolk und mehr. Auch die Mittelalterklänge dürfen hier nicht fehlen und so sorgt seit neustem DJ Matthias für randvolle Mittelalternächte für Met-Fans, Dudelsackspieler und alle, die musikalisch in diese Richtung neigen unter dem Namen „In Taberna“. Mit „Kanal 80“ ist dank DJ Arsenique aus Bonn eine 80er-Party entstanden, die sich etwas von den üblichen Veranstaltungen dieser Art abzuheben weiß, mit einer Mischung aus Wave und Pop der 80er – mit den grandiosen Hits und Geheimtipps aus dieser Zeit, bei der Arsenique auch gerne die New-Wave-Schiene oder Rock- und Metal-Stücke dieser Zeit aufgreift. Zu guter Letzt lassen DJ Noisekomplex und DJ BeliOr das Gewölbe mit den „Nightmare-Partys“ erzittern und brin-
Neben diesen festen Programmpunkten liefern in regelmäßigen Abständen diverse Mottopartys die Akzente, die man an der Druckluftkammer schätzt. So gibt es jedes Jahr im April die deutschlandweit bekannte „The Sisters of Mercy-Party“ zum Geburtstag von DJ MortaR, im August die „Rammstein vs. Manson-Party“, drei- bis viermal Mal im Jahr eine „Depeche ModeParty“, „Ärzte- und Hosen-Partys“, „Tarantino-Partys“ und noch vieles mehr. Gothic- und Mittelalter-Flohmärkte und venezianische Maskenbälle haben den Weg in die Druckluftkammer genau so gefunden wie die Gothic-Erotik-Party-Reihe „Dekadente schwarze Nacht“. Natürlich gibt es auch diverse Live Konzerte, mit teils namhaften Bands wie zum Beispiel zuletzt [X]-Rx, Coma Noir und Noisuf-X. Sehr günstige Eintritts- und Getränkepreise, eine große Auswahl verschiedener Getränke, wie zum Beispiel viele verschiedene Absinthsorten und die verschiedenen Partyreihen und Events machen die Druckluftkammer zum Szene-Tipp zwischen Köln und Frankfurt. ROTE ZORA
www.druckluftkammer.de
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Die Stimmen des Schicksals legen nach Offensichtlich ist Monomanie ansteckend, wie könnte man sonst einen derartigen Siegeszug durch die Szene erklären. Zwar definiert der aus dem 19. Jahrhundert stammende Begriff der Krankheitslehre lediglich den Teilwahnsinn, doch angesichts des derzeit anhaltenden Erfolges darf man auch gerne vom kompletten Wahnsinn sprechen. Die erste eigene Headliner-Tour Anfang 2010 bescherte Mono Inc. zahlreiche ausverkaufte Konzerte. Aufgrund des Erfolgs und der konstanten Nachfrage nach weiteren Terminen kündigte die Band erst kürzlich eine Fortsetzung der „Voices Of Doom“ Tour ab Oktober dieses Jahres an. Auch eine neue EP soll ins Haus stehen. Grund genug, Frontmann Martin Engler ein paar Details zum Inhalt des kommenden Release zu entlocken. Martin: Die kommende EP ist nach dem ersten Song benannt, also „Comedown“. Zusätzlich haben wir noch zwei brandneue Songs aufgenommen und außerdem findet man drei Remixe, von so geschätzten Kollegen wie Combichrist und Heimataerde auf der CD, die Songs wie „If I Fail“, „Two Sinners“ oder „Trail Of Thorns“ eine ganz neue Perspektive verliehen haben. Veröffentlicht wird die CD in einem wunderschönen Pappschuber, was ich mir schon lange mal gewünscht hatte! Die EP erscheint in Deutschland, Österreich und der Schweiz am 27. August.
Ob das Duett mit Lisa von Xandria oder die Tracks mit Megaherz und Heimataerde – am Anfang war ein Drink und gegenseitiger Respekt. Danach kam dann die Lust, gemeinsam was auf die Beine zu stellen. Nur eines kann ich ausschließen: Mono Inc. wird keine deutschen Tracks aufnehmen. Ich schreibe Englisch, also singe ich Englisch!
für die Show schmieden wir seit Wochen aber … warte mal … wie war das mit Überraschungen? Die verrät man doch vorher nicht, oder?! Jetzt freuen wir uns erst mal auf die Veröffentlichung der neuen EP und die anstehenden Konzerte! Im Frühjahr 2011 wird es dann ein neues Album geben. Wir haben eben noch lange nicht genug! YVONNE STASIUS
Inwieweit bieten die neuen Songs einen Eure erste eigene Headliner-Tour Anfang Vorgeschmack auf noch kommendes Mate- des Jahres bescherte euch viele ausverrial? Werdet ihr angesichts kürzlich entstan- kaufte Shows, nun geht es, nach den Fedener Kooperationen mit Bands wie Me- stivalterminen im Sommer, ab Oktober in die nächste Runde. Welche gaherz und Heimataerde neue „Mono Inc. wird Überraschungen haltet ihr Dinge ausprobieren oder folgen gar deutschsprachige Songs? keine deutschen für eure Fans noch bereit? Natürlich entwickeln wir uns immer Tracks aufnehmen. Ja, der Vorverkauf für die „Voices Of Doom“ Tour im Oktober ist gerade gestartet und läuft auch weiter und probieren auch neue Dinge, Ich schreibe schon wieder fantastisch an. Natürlich freuen aber stilistisch werden wir sicherlich Mono Inc. bleiben. Was die Zukunft Englisch, also singe wir uns, wenn wir auch dann wieder in vollen ich Englisch!“ Häusern spielen dürfen. Wir haben nach dem ernoch an Kooperationen für uns bereitsten Tourteil im März genau drei Wochen Ferien hält, kann ich heute nicht wissen. Aber wir sind für (fast) jede Schandtat zu haben. Tatsache gemacht, aber das wird es für 2010 auch gewesen sein. Beklagen ist, dass wir auf unseren Tourneen und Festivals zahl- werden wir uns aber sicherlich nicht, denn wir freuen uns auf die reiche andere Künstler kennengelernt haben und viele zweite Jahreshälfte, die mit über 50 Konzerten noch einiges für uns neue Freunde gewonnen haben. Und genau das ist bereithält! Auf Tour zu sein, ist einfach das Größte für uns. Erstmals die Grundlage für eine Zusammenarbeit: Sympathie! in der Bandgeschichte gibt es auch echte Hardtickets. Und Pläne
www.mono-inc.com www.myspace.com/monoincmusic
VÖ: „Comedown“ 27. August 2010 43
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SHARON NEXT
ABSCHIED VON VERGANGENEM Inspiriert und geprägt vom Leben, haben sich Sharon Next in den letzten 15 Jahren einen festen Platz in der Szene erspielt. Anderthalb Jahre nach ihrer letzten EP „Embrace In Holyhead“ bringen sie nun mit „Fast Farewell“ ein neues Album auf den Markt.
nach schneller Befriedung in jeglichem Sinne. Es wäre sicher von Vorteil, sich so lange wie möglich vor Enttäuschung und Verletzung von außen schützen. Viele Gefahren lauern, wenig Freuden, aber viel Enttäuschung und Leid. Es steht einem frei, sich zu entscheiden, man könnte auch alleine die Zeit seines Lebens verbringen und sich den Menschenspielen verweigern.
Der Titel klingt ein wenig nach Abschied, hoffentlich doch nur in einem metaphorischen Sinne?
Musikalisch orientiert ihr euch nach wie vor an den 80ern. Was macht diese Dekade und ihren Sound so besonders, dass wir bis heute nicht davon ablassen können?
Helmut: Ja, da hast du recht, nicht Sharon Next nimmt hier Abschied! Es ist ein endgültiger, nun vollzogener Abschied von Vergangenem. „Fast Farewell“ verfolgt das Konzept, dass jedes der Stücke auf dem Album Trennung und Abschied nehmen in jeglicher Form beinhaltet. Jeder Song handelt von selbst Erlebtem und wir haben versucht, Gefühlen Ausdruck zu verleihen und Trauer zu verarbeiten. Das Ende kommt meist unerwartet, ein plötzlicher Bruch im Leben, ein schwerwiegender Einschnitt für immer.
Bei den meisten Tracks auf „Fast Farewell“ handelt es sich lediglich um neue Versionen bereits veröffentlichter Stücke. Was hat euch dazu bewogen, lieber alte Sachen zu überarbeiten als Neues zu komponieren?
H.: Traurigkeit, die man mit Personen oder Liedern teilt, trägt man sein Leben lang im Herzen. Es gibt viele Stücke aus dieser Zeit, die uns in gewisser Weise Trost waren und uns wie Freunde begleiteten. Ich denke, das ist es, was uns mit dieser Zeit noch immer stark verbindet.
Und doch klingen die Stücke auf „Fast Farewell“, als wären sie nicht lediglich Echos aus jener Zeit. Gibt es denn auch neuere Künstler, von denen ihr euch inspirieren lasst?
Fast Farewell VÖ: „Fast Farewell“ 09. Juli 2010 Michael: Natürlich! Editors, White Lies, Placebo und hundert andere. Man spricht wahrscheinlich deshalb immer von den 80ern, weil man damit einfach nur gute Songs meint. In den 80ern konnte man sich echt noch die Hitparade anhören. Die Amerikanisierung war damals noch nicht so stark. Wenn nun „Fast Farewell“ unters Volk gebracht wurde, habt ihr ja wieder etwas Luft. Was sind eure Pläne für die nächsten Monate? H.: Neue Songideen sind schon in der Umsetzung, einige Texte geschrieben und ich denke, bald ein neues Album. Das heißt, wir werden die ersten Aufnahmen für ein neues Album beginnen. M.: Ich hoffe auf möglichst viele Konzerte und wenn das momentane kreative Hoch anhält, wird es in zwölf Monaten ein neues Album geben. Zuerst muss aber ein Bandmitglied sein Leben in den Griff bekommen. www.sharonnext.com
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
H.: Wir wollten mit unserer letzten EP ein schnelles Lebenszeichen abgeben und uns zurückmelden. Wir hatten das Angebot bekommen, dass eine EP in kürzester Zeit erscheint, das haben wir dann genutzt und die Stücke in drei Wochen fertig gestellt. Das Konzept für das Album war damals schon in unseren Köpfen und die Idee, die Songs etwas anders zu gestalten, auch. Diese Stücke waren für den Inhalt des Albums unerlässlich. In den darauffolgenden Monaten haben wir die restlichen Ideen fertiggestellt und daran gefeilt. Auf „Fast Farewell“ hat natürlich jedes Stück seinen gleich wichtigen Anteil. Jetzt stehen wir vor dem großen Ganzen!
Euren Song „Outdoor Sex“ interpretiere ich auch als Kritik am aktuellen Trend, sich via Internet schnell und unverbindlich Befriedigung zu suchen. Seht ihr eine große Gefahr in dieser Form der Partnersuche?
H.: Ja, es geht jedoch nicht im Einzelnen um aktuelle Trends der Partnersuche, sondern um die Suche 45
Dark Underground Lifestyle Weekend Ein Wochenende, das niemand so schnell vergessen soll, nicht mehr, aber auch nicht weniger ist es, was sich die Macher des Summer Darkness, dem größten Alternative-Musik-Festival in den Niederlanden erhoffen. Vom 13. bis 15. August finden hierfür in der gotischen Altstadt von Utrecht an den verschiedensten Orten Konzerte statt. Sei es in Clubs, auf Plätzen, in Kirchen oder Hallen, eine ganze Palette an Veranstaltungsorten ist mit dabei. Musikalisch werden alle Genres, von Dark Wave, Gothic Rock, Avantgarde, EBM, Mittelalter bis hin zu Industrial abgedeckt. Dazu gibt es wie immer einen bunten Mix der Angebote im Rahmenprogramm: Zum Beispiel können die Nächte in den Discos durchgetanzt werden, man kann Kunstausstellungen besuchen, und wer nach einem erfolgreichen Einkauf diverser Szeneklamotten etwas Entspannung braucht, der relaxt bei einer Bootsfahrt durch die Grachten. Genau wie in den Vorjahren wird es beim Summer Darkness einen stimmungsvollen Markt auf dem Domplatz geben, der aus Marktständen mit szenetypischer Kleidung, Schmuck und Merchandise, Modenschauen, einer Terrasse und Live-Performances besteht. Es wird am Freitag, dem 13.08. eine exklusive Show mit Brendan Perry (Ex-Dead Can Dance) im Dom geben. Leider hat der Dom nur beschränkte Kapazitäten, so dass man früh kommen sollte. Für Besucher, die kein Festivalticket haben und nur die Show von Brendan Perry sehen möchten, gibt es begrenzte Tickets, die 20 Euro kosten. Diese Tickets sind beim Ticketservice, an der Kasse des Tivoli Oudegracht während der Bürozeiten (Mo-Fr, von 9 bis 18 Uhr) und im Plattenladen „Plato“ in Utrecht zu ab 1. Juli zu erwerben. www.summerdarkness.nl
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ROTE ZORA
den letzten Monaten sonst so getrieben haben, werden sie im Folgenden berichten.
Finden den Quell
der Wahrheit
Die Nordlichter melden sich zurück. Bereits in der Ausgabe 23 konnte sich der emsige NEGAtief-Leser über die interessante Entstehungsgeschichte der Band und die Planungen für die Zukunft informieren. Nun ist es endlich soweit. Das neue Album „The Arc Of Truth“ befindet sich endlich in der Vollendung und die Band schickt am 28. Juni „Fight Your Way Back To Life“ als Vorab-Single auf die Reise. Was die Jungs in
Was hat sich nach dem Label-Wechsel zu Danse Macabre geändert? Michael: Das können wir noch gar nicht so recht beantworten, denn wir arbeiten ja schon seit nunmehr zwei Jahren an unserem neuen Album. Aber grundsätzlich haben wir durch Danse Macabre eine sehr gute Vermarktungsfläche. Nun hoffen wir noch auf eine Vielzahl von Gig-Angeboten. Wie kamt ihr auf den Bandnamen und was verbindet ihr damit? Der Name steht als Synonym für unseren Musikstil in Verbindung mit den Songtexten, die immer Themen beinhalten, die uns am Herzen liegen und somit für uns stets hinter etwas ganz Persönlichem stehen. Wie jede gefragte Electroband steuert ihr häufiger Remixe bei. Was war eure interessanteste Kooperation und was ist momentan diesbezüglich in Planung? Am interessantesten waren die Zusammenarbeiten mit Peter Spilles und Sara Noxx. Es macht immer wieder Spaß und es ehrt uns, wenn andere Künstler ihren Song in einem typischen
VÖ: „Improvised Electronic Device” 25. Juni 2010
Shadow-Minds Gewand hören wollen. Derzeit gibt es eine engere Zusammenarbeit mit Isaac Junkie aus Mexiko. Mal schauen, was die Zukunft so bringt. Mehr lässt sich hierzu momentan noch nicht sagen. In eurer Vita fällt euer Engagement für Wohltätigkeit auf. Wie kam es dazu und wo seid ihr da aktiv? Ja, das ist richtig. Wir nutzen ganz bewusst das Medium Musik, um auch musikalisch die Problematik des Kindesmissbrauchs anzusprechen. Wir sind der Meinung, dass dieses sehr ernste Problem nicht vergessen werden darf, da es immer wieder im Herzen unserer Gesellschaft offensichtlich ein Tabu ist. Bereits beim letzten Mal habt ihr „The Ark Of Truth“ angesprochen. Warum „Arche der Wahrheit“ und was erwartet die Fans auf diesem Silberling? Das Album heißt sinngemäß „Quelle der Wahrheit“. Ausgewählt haben wir diesen Albumtitel, da die neue Scheibe uns viel intimer reflektiert als jede bisherige Veröffentlichung von den ShadowMinds. „The Arc Of Truth“ ist mehr Shadow-Minds als jemals zuvor. Mit „Extend The Line“ waren wir noch sehr vorsichtig mit unseren Songs. Nur nicht zu viel riskieren. Unser neues Album hingegen wird viel progressiver und abwechslungsreicher. Wir sind sehr gespannt, wie das neue Album ankommen wird. Einen Vorgeschmack wird es ja am 28. Juni geben, wenn unsere MP3Singleauskopplung „Fight Your Way Back To Life“ released wird. Welcher Song auf dem Album liegt euch besonders am Herzen und von welchem Song erwartet ihr, dass er die Tanzfläche zum Kochen bringt? Das lässt sich schwer sagen. Grundsätzlich liegt uns jeder Song am Herzen, denn jeder Track ist ein ganz persönlicher Teil von uns. Für die Tanzgemeinde sollten Tracks wie „Fight Your Way Back To Life“, „Standing Up“ oder „Beyond The Grave“ Spaß machen. Auch in diesem Jahr findet man euren Namen nicht bei den großen Festivals. Dabei seid ihr im Ausland doch sehr erfolgreich. Zählt der Prophet nicht im eigenen Land. Und wie ist das schwarze Publikum im Ausland? Ja wir hoffen sehr, dass wir nach unserem Release zunehmend die Möglichkeit bekommen, uns auch dem deutschen Publikum zu präsentieren. In wenigen Wochen sind alle nötigen Arbeiten abgeschlossen und dann werden wir uns zunehmend mehr um Gigs bemühen. Länder wie z.B. Italien sind wirklich sehr begeistert und dort ist unser Bandname mittlerweile in der Schwarzen Szene ein Begriff. Vielleicht liegt es daran, dass in den benachbarten Ländern der oder die Hörer neugieriger sind auf kleinere Bands als hier in Deutschland. Aber wir sind uns sicher, dass wir in der ein oder anderen Stadt zum Ende dieses Jahres live zu erleben sind. HEIKO NOLTING
www.shadow-minds.de VÖ: „The Arc Of Thruth” 28. August 2010 47
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X - M A R K S
T H E
P E D W A L K
LIVE UND EXKLUSIV Ein einmaliges Erlebnis erfuhren die Besucher des Wave-Gotik-Treffens, die sich am Samstag in der Agra-Halle einfanden: XMarks The Pedwalk gaben nach 15 Jahren Bandpause ein exklusives Konzert und eben jenes wurde gefilmt und wird bald mit einer Menge Zusatzmaterial veröffentlicht werden. Sevren erzählte uns mehr über diesen Auftritt und die bevorstehende DVD. Hat es beim WGT Spaß gemacht, wieder auf der Bühne zu stehen? Wird es eine Tour geben? Sevren: Es war ein besonderes Erlebnis nach so langer Bühnenabstinenz vor einem so großen Publikum eine Show zu spielen. Klar waren wir ein wenig angespannt, denn wir haben unglaublich viel in die visuelle und technische Umsetzung der Show investiert – nicht nur was die finanzielle Seite anbelangt. Die Vorbereitungen und der Feinschliff gerade an den Videoscreens dauerte tatsächlich bis kurz vor Showtermin. So war der Auftritt selber auch in gewisser Hinsicht die Generalprobe. Entsprechend glücklich und zufrieden waren wir, dass alles reibungslos funktioniert hat. Das Ergebnis konnte bzw. kann sich wirklich sehen lassen. Aber auch wenn wir ein überaus positives Resümee ziehen und unseren Spaß hatten, eine Tour wird es definitiv nicht geben. Das war aber bereits im Vorfeld klar, unsere Reunion-Show beim WGT hatte entsprechenden Exklusivitätscharakter. Für die, die nicht da waren: Habt ihr vor allem die neuen Songs von „Inner Zone Journey“ gespielt oder gab es einen Querschnitt durch all die Jahre? Natürlich war schon im Zuge der Vorbereitungen klar, dass wir nicht nur Songs von unserem aktuellen Album „Inner Zone Journey“ spielen werden, sondern auch unsere frühen Werke berücksichtigen. Die Songauswahl wurde lediglich durch fehlendes Archiv-Material bzw. die Gesamtspielzeit der Show limitiert. Von einigen Tracks hatte ich aber schlicht keine Backups bzw. Samples, um diese zu rekonstruieren. Wir haben in
Fans auch einige Leute dabei waren, die uns bis dato noch gar nicht kannten oder lediglich von unserem neuen Material her. Entsprechend wird es dort sehr unterschiedliche Erwartungen gegeben haben. Aber die Resonanz war doch sehr gut und zumeist begeistert. Für viele gilt unser Gig – nicht zuletzt auch wegen der extrem aufwendigen Videound Lightshow – als eines der Highlights des WGT. Ich denke, wir können also mehr als zufrieden zurückschauen. Was wird den Fans auf der DVD alles geboten? Die Live-DVD wird im September dieses Jahres via Infacted Recordings erscheinen und enthält neben den zehn Live-Tracks, die wir live auf dem WGT performed haben, noch zusätzliches Material, wie z.B. eine umfangreiche Bildergalerie, ein Interview, das wir im Anschluss an unseren Gig aufgenommen haben sowie zwei Videoclips und weiteres VideoFootage vom WGT. VÖ: „Visual Journey“ 3.September 2010 der Tat die Original-Live-Versionen aus vergangenen Zeiten gespielt. Sprich „Abattoir“ auf dem WGT 2010 war die gleiche Version, wie bei unseren vergangenen Konzerten. Alle Livetracks wurden allerdings noch einmal speziell für das WGT remastered. Zudem habe ich ein paar zusätzliche Sounds, Sequenzen und FX komponiert, die wir dann live dazu gespielt haben. So konnte ich die einzelnen Songs an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig veredeln oder wie z.B. bei „Desolation“ mit neuen zusätzlichen Melodieführungen im Stimmungsbild verstärken. Wie empfandest du die Atmosphäre beim eurem WGT-Konzert? Wie war die Resonanz des Publikums? Die Atmosphäre war insgesamt sehr positiv, wenngleich auch mitunter teilweise etwas verhalten und abwartend. Interessant war, dass neben unseren zahlreichen alten
„Aber auch wenn wir ein überaus positives Resümee ziehen und unseren Spaß hatten, eine Tour wird es definitiv nicht geben.“ Hattet ihr schon länger geplant, eine DVD zu machen? War es ein lang gehegter Wunsch? Nein, das hat mit einem lang gehegten Wunsch nichts zu tun, aber im Zuge der Vorbereitungen zum WGT, die von unserer Seite mit entsprechendem Aufwand betrieben wurden, und natürlich der Tatsache, dass es die einzige Show 2010 war, ist die DVD-Produktion in gewisser Hinsicht eine logische Konsequenz. Die DVD bietet so auch den Fans, die nicht beim WGT dabei waren, die Chance, die XMTP-Show zu erleben. Das dürfte vor allem unsere zahlreichen Fans im Ausland freuen. DIANA SCHLINKE
www.xmtp.de www.myspace.com/xmtpde 49
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Ganz entspannt So richtig geglaubt hatte man es Wayne Hussey ohnehin nicht, dass mit „God Is A Bullet“ tatsächlich die letzte The Mission Scheibe erscheinen würde. Insbesondere deshalb nicht, weil eben jenes Album ganz deutlich bewies, mit wie viel Energie die Gothic Rock Veteranen noch immer am Start waren. Und so verwundert das Erscheinen von „Dum Dum Bullet“ dann zunächst auch wenig, denn den Rückzug vom Rücktritt, den gab es schließlich schon bei vielen Bands. Wobei, wirklich frisches Material und damit die Hoffnung auf weitere The Mission Alben bietet die neue Scheibe dann leider auch nicht. Stattdessen finden sich auf „Dum Dum Bullet“ die B-Seiten und Bonustracks einiger Singles und EPs, bislang unveröffentlichte Instrumentals oder aber Demos, die ganz allein von Wayne eingespielt wurden. Der Sänger fasst dementsprechend diese Kuriositäten, die aus einer sehr kreativen Phase der Band stammen unter „An album of could-haves, would-haves, & should-haves......“ zusammen, was zweifelsohne den Kern der Sache ziemlich gut umreißt. Inmitten der Fußball-WM gestaltete es sich zwar ein wenig kompliziert, mit einem ballverrückten Engländer, der in Brasilien lebt, einen Termin für ein Telefonat zu finden, aber schlussendlich konnten wir Wayne doch noch ein paar Fragen stellen.
„Anstelle der Veröffentlichung dieses Albums hatte ich auch überlegt, einen Live-Longplayer auf den Markt zu bringen, aber dann erschien es mir doch besser, diesen Songs eine Chance zu geben.“
Hast du die anderen, die teils an der Entstehung der Originalversionen dieser Stücke beteiligt waren, nach ihrer Meinung zu dieser Veröffentlichung gefragt? Nein, ich weiß noch nicht einmal, ob sie bislang die fertigen Versionen gehört haben. Ich will zwar nicht unfreundlich erscheinen, aber ich muss sie nicht nach ihrer Meinung fragen. Schlussendlich ist nur wichtig, ob mir die Songs so gefallen, wie sie sich jetzt anhören. Es war aber auch überhaupt nicht die Zeit, noch jemand anderen in diesen Prozess hineinzuziehen. Ich denke aber, dass ihnen die Endfassungen gefallen würden. The Mission als Band ist schon seit vielen Jahren mein persönliches kreatives Ventil. Es bestehen aber auch keine Animositäten im letzten Line-up. Warum machst du dann nicht weiter mit The Mission? Die ganze Entstehungszeit von „God Is A Bullet“ umfasste beinahe ein ganzes Jahr und eine so lange Produktion kostet eine Menge Geld. Das ganze Konzept, auf diese Weise Platten zu veröffentlichen, trägt sich jedoch einfach nicht mehr. Wie weit sind deine Solo-Aktivitäten inzwischen gediegen? Nun, ich habe es momentan nicht sehr eilig. Ich bin zwar nicht reich, aber auch nicht arm. Ich gehe gerne auf Tour und so ergeben sich auch immer wieder schöne Erlebnisse, die ihren zeitlichen Bedarf einfordern. Ich habe hier mein eigenes Studio, sodass es schnell gehen kann, aber vielleicht auch noch etwas dauert. Wir werden sehen.
Wie kam es zur Auswahl dieses Albumtitels? Wayne: Sehr offensichtlich entstand dieser Titel als Ableitung des Namens des letzten Albums „God Is A Bullet“. Mir persönlich gefällt die Idee, dass es sich um ein Geschoss handelt, das beim Aufprall explodiert und eine Menge Schaden anrichtet. Man sollte aber nicht zu viel in diesen Namen interpretieren, denn er verfolgt kein ausgeklügeltes Konzept. Entstanden sind die Stücke alle bereits vor einiger Zeit, aber war außer dir bei der Fertigstellung noch jemand anderes beteiligt?
Nein, aber es war auch so, dass an einigen Stücken wirklich nicht mehr viel gemacht werden musste. Bei manchen der Lieder könnte man sagen, dass sie damals einfach ignoriert worden sind. Anstelle der Veröffentlichung dieses Albums hatte ich auch überlegt, einen Live-Longplayer auf den Markt zu bringen, aber dann erschien es mir doch besser, diesen Songs eine Chance zu geben.
PETER HEYMANN
VÖ: „Dum Dum Bullet“ 28. Juni 2010
www.themissionuk.com 51
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Realistisch, aber optimistisch Ihre Musikerlaufbahn begann wie so oft. Ein paar Freunde treffen sich, nehmen die Gitarren zur Hand und covern die Hits ihrer Favoriten. Anno 2001 waren das für Amorticure die Klänge von Metallica oder Megadeth. Schließlich trennen sich die Wege und hätte nicht Johannes Wenisch am Musik machen festgehalten, so gäbe es heute die Band vermutlich längst nicht mehr. So jedoch folgte nach einer Hinwendung zum Melodic Blackmetal und dem Debütalbum „Die Reise“ (2005) der erneute stilistische Wandel zum Melancholic Rock und die aktuelle Veröffentlichung des zweiten Albums „A Bleeding Soul In A Dying World“. Seit Juni 2010 stehen Amorticure nun bei Danse Macabre unter Vertrag und erzählen uns gerne von ihrer Kunst. Ihr kommt nicht gerade aus einer pulsierenden Metropole, in der menschliche Schicksale ständig medienwirksam ausgeschlachtet werden. Wie würdet ihr euer persönliches Umfeld beschreiben? Wie viel Einfluss hat dies auf eure Musik? Johannes Wenisch: Wir bewegen uns in unserem Umfeld durch alle Schichten der Gesellschaft. Es ist in der Tat schwierig, Kontakt zu anderen Musikern oder Leuten aus der Szene zu knüpfen und sich mit ihnen auszutauschen. Somit waren wir während der Produktion mehr oder weniger auf uns allein gestellt. Allerdings ist Regensburg als nächstgrößere Stadt nur 25 km entfernt und hat mit dem RGT in diesem Jahr auch ein größeres Festival am Start. Auf unsere Musik hat unser Umfeld eher wenig Einfluss. Unsere Einflüsse sind mehr persönlicher Natur bzw. von unserem musikalischen Werdegang geprägt.
Wie lange und intensiv habt ihr am neuen Album gearbeitet? Gab es in dieser Phase wichtige Wendepunkte? J: Intensiv gearbeitet haben wir ca. ein Jahr, wobei sich das Songwriting, der Studiobau und die Beschaffung des nötigen Equipments ca. vier Jahre hingezogen hat. Wichtige Wendepunkte waren für uns aus technischer Sicht die Fertigstellung des Tonstudios, aus musikalischer Sicht, sich von den Blast-Beats zu befreien. Schön war, als ein Ende in Sicht war. Weniger schön war hingegen, dass scheinbar alles gegen
uns gearbeitet hat - von kaputten Instrumenten, Kleinigkeiten, die den Ablauf störten, unzuverlässigen Menschen, die die Ernsthaftigkeit unseres Projekts anzweifelten und nicht zu vergessen, gehen wir alle im „echten Leben“ normalen Berufen nach, somit war auch Zeit Mangelware. Wie viel von euren Themen ist persönlicher Natur? Wie stark müssen beispielsweise die Quellen euch persönlich betreffen? Matthias Müller: Die Texte basieren teils auf tatsächlichen Begebenheiten und teils auf Themen, zu denen ich ernsthafte Überlegungen anstelle. Ich lag noch nicht im Sterben wie es bei „When I’m Gone“ der Fall ist, aber die Fragen, die einem dabei womöglich durch den Kopf gehen, habe ich mir gestellt und der Text mit der offenen Frage nach dem „Wer wird sich an mich erinnern? Wird mein Dasein eine Bedeutung gehabt haben?“ ist entstanden. Ein toller Song für meine Beerdigung wäre das. Im Großen und Ganzen basieren alle Texte auf echten Emotionen. Die Quellen sollten bei jedem Musiker/Texter authentisch sein, sonst haben die Casting-Shows schon gewonnen.
„Im Großen und Ganzen basieren alle Texte auf echten Emotionen. Die Quellen sollten bei jedem Musiker/Texter authentisch sein, sonst haben die CastingShows schon gewonnen.“
Wie fühlt es sich an, jetzt da „A Bleeding Soul In A Dying World“ fertiggestellt ist und der Öffentlichkeit präsentiert wird? J: Etwas nach fünf Jahren Arbeit endlich fertigzustellen, ist natürlich fantastisch, aber die Selbstkritik wächst mit den Jahren und nachdem das Album fertig ist, ist man froh, wieder an neuem Material arbeiten zu können. Wir hoffen, mit diesem und jedem weiteren Album mehr und mehr zu einer respektierten und diskussionswürdigen Band zu reifen. Eine mehrseitige Titelstory wäre wünschenswert aber wir bleiben realistisch und sind auch mit kleinen Erfolgen zufrieden. PETER HEYMANN
www.amorticure.de www.myspace.com/amorticure VÖ: „A Bleeding Soul In A Dying World“ 6. August 2010 53
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verzerrt rumzuschreien, haben wir uns auf die Feinheiten konzentriert, ohne dabei zu klingen wie Teenager, die einen Wutanfall haben. Musikalisch ist es einfach der nächste Schritt für uns. Wir haben dazugelernt und eine präzisere Richtung eingeschlagen.
„Anstatt zu dunkler Musik verzerrt rumzuschreien, haben wir uns auf die Feinheiten konzentriert, ohne dabei zu klingen wie Teenager, die einen Wutanfall haben.“
Weltretter aus Kanada Schon mit ihrem Debüt „A Shameless Display of Superior Intelligence“ im Jahre 2006 konnten die drei Kanadier von Defence Mechanism mit solidem Dark Electro überzeugen. Ihr neues Werk „Invasion Of The Robot Brains From Planet Zero“ stellt dagegen eine Stiländerung in Richtung Oldschool EBM mit 80er Schlagseite und klarem Gesang dar. Die selbst ernannte kanadische „Special Alien Force“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erde vor Außerirdischen zu retten und legt ein humorvolles Werk vor, das im Stile 60er Comic-Science-Fiction und Tim Burtons „Mars Attacks“ zu überzeugen weiß. Wie kam es zu den Veränderungen auf eurem neuen Album „Invasion of The Robot Brains From Planet Zero“ im Vergleich zu eurem Debüt „A Shameless Display of Superior Intelligence“? Dr. Daniel X: Wir haben seit der Bandgründung lange gebraucht, um unsere musikalische Identität zu finden. Auf „Invasion Of The Robot Brains From Planet Zero“ haben wir einen ganz anderen Fokus gelegt. Nicht nur, was die Qualität der Musik betrifft. Auch in Sachen Artwork und unserem ganzen Image. Paul K: Wir sind nicht mehr so wütend. Wir sind zwar immer noch ein Haufen von Zynikern, aber unser Humor hat sich auf dem neuen Album viel mehr durchgesetzt. Anstatt zu dunkler Musik
Ihr riskiert euer Leben, um durchgeknallte interplanetarische Roboter vom Zerstören der Erde abzuhalten. Warum habt ihr euch entschieden, der „Defense Mechanism“ unseres Planeten zu sein? Dr. Daniel X: Im Gegensatz zum allgemeinen Glauben ist die Erde ein schöner Ort. Ich glaube, dass die Menschen trotzdem nicht erkennen, wie einzigartig unser Planet ist. Deshalb kämpfe ich dafür, die Einzigartigkeit der Erde zu erhalten. Und außerdem: Wer liebt es nicht, riesige interplanetarische Roboter mit Strahlenwaffen zu bekämpfen? Paul K: Weil ich es einfach liebe, Dinge wegzublasen. Umso besser, wenn es Aliens sind. Außerdem sind 90 Prozent der Leute Abschaum. Also brauche ich auch Arbeitskräfte, wenn ich Nordamerika übernehmen werde und ein neues Land gründe.
VÖ: „In vas from P ion of the Ro lanet Z ero“ 2. bot Brains Juli 201 0 Dr. Daniel X: Ich habe einen sehr starken musikalischen Background. Mein größter Einfluss ist auf jeden Fall die elektronische Musik aus den 70ern, wie Kraftwerk oder der Kanadier Hugh Le Caine bis hin zu Industrial/Electronic aus den 80ern und 90ern. Die 80er haben uns schon seit unserer Bandgründung im Januar 2004 beeinflusst. Paul K: Ich habe in den letzten 13 Jahren in Bands gespielt, meistens in Underground-Bands. Ich habe mit Oldschool-Industrial im Stile von Ministry, Nitzer Ebb und Skinny Puppy angefangen. In meiner ersten Band habe ich Bass gespielt. Diese war aber eher Oldschool-Punk. Wie sieht es mit Liveauftritten in Europa aus? Paul K: Ich werde im Sommer in Europa sein und die Defense Mechanism-Flagge hissen, so gut ich kann und hoffentlich ein paar Gigs für uns an Land ziehen. Wahrscheinlich werden wir noch in Kanada und USA auf Tour gehen. Dr. Daniel X: Ich werde mich wohl mit Mr. K Ende dieses Sommers in Europa treffen und bei der Promotion unseres Albums helfen. Ich war 2009 mit meiner Band Modern Digital Militia auf dem Wave Gotik Treffen. Ich mag Deutschland und würde gern eine Tour bei euch machen. RINGO MÜLLER
Beim neuen Album geht es um Roboter vom Planeten Zero. Was ist eigentlich aus Planet X geworden? Paul K: Es geht um gigantische Roboter, die versuchen, die Erde einzunehmen. Sie wollen uns versklaven und brauchen unser Rückenmark, um sich Cocktails zu mixen. Dr. Daniel X: Abgesehen vom großen Platypus Space Disaster von Archon-Z-Alpha leben die Leute auf Planet X sehr ruhig und kollektiv, ähnlich wie in einer Bauernschaft. Der Planet hat viele natürliche Ressourcen, wie SPAM und alte Piratenhaken. Fast so wie in Hawai, nur ohne all die Surfer. Wie auch immer: Auf dem Album geht es um Menschen, die Roboter hassen. Wie lange macht ihr schon Musik? Was habt ihr vorher gemacht?
www.defencemechanism.ca www.myspace.com/defencemechanism 55
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Hoffnung und Verehrung Das Regensburger Projekt Lyronian wartet nach dem Longplayer „Side Scan“ nun mit der EP „Hope And Veneration“ auf. Seit dem Debütalbum verging nicht viel Zeit, deswegen gehen auch wir direkt ins Gespräch mit dem sympathischen Bandchef Alex. Nach eurem genialen Album „Side Scan“ nun eine neue EP. Das Warten auf neues Material dauerte nicht lange. Warum? Alex: Schönen Dank! Ich bin jetzt so richtig im Songwriting aufgeblüht und mache täglich nichts anderes mehr. Nein, im Ernst: Da hängt echt noch ein riesiger Rattenschwanz anderer Sachen mit dran. Ich hatte schon Entwürfe von Tracks, die ich für „Side Scan“ nicht mehr verwenden wollte. Klasse Songs, die aber einfach einen neuen Stil ans Tageslicht brachten. Zwar unbewusst, dennoch aber war dies ganz klar zu hören. Dann hatte ich mit meinem Label nach dem großen Erfolg von „Side Scan“ ausgemacht, einfach noch ein paar neue Songs zu schreiben und eben nur das Beste davon zu produzieren und in einer separaten EP zu veröffentlichen. Außerdem steht noch der eine oder andere Live-Gig an. Eine größere Auswahlmöglichkeit an Songs ist dafür nie verkehrt. Für die EP war ich auch mit Martin im Studio und wir haben die Bude mal richtig gerockt. Die EP wird aus meiner Sicht rein technisch einen Meilenstein setzen. Ich habe mit der Produktion zu „Side Scan“ meine Erfahrungen erweitert und kann diese nun verwerten. Etwas, was der Musik an sich stark zuträglich sein wird. Wird es fruchtbare Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern geben? Ich bin schon offen für etwas Spannendes. Vor allem wenn mir der Stil des Gegenüberliegenden gefällt. Hier sind immer nette Kreuzkombinationen möglich, die eine ganz neue Art von Musik ans Tageslicht bringen. Und was gibt es Besseres als die Vereinigung von zwei interessanten Individuen? Wir arbeiten für die EP mit den Labelkollegen Distain und The Eternal Afflict zusammen, ebenso noch mit einem dritten Künstler. Was dann in
der Zukunft ansteht, wird sich zeigen. Ich bin jedenfalls für alles offen, was mir gefällt und wozu ich Zeit finden kann. Euer Sound ist eindringlich und geht voll ins Ohr. Was ist das Geheimnis des Sounds? Und dieser wunderbaren Stimme?
„Ein Instrument zu spielen kann man lernen. Musizieren kann man lernen. Gute Songs schreiben meiner Meinung nach nicht.“
Danke für das Kompliment. Ich freue mich immer wieder, so etwas zu hören. Dennoch ist dies eine schwierige Frage. Ich denke, neben musikalischem Talent gehört hier noch eine große Portion Umsetzungskreativität und vor allem Biss dazu. Der Weg von der eigentlichen „kreativen“ Phase, also der Komposition, bis zum fertigen „Produkt“ ist ein großer Kraftakt, der konsequent durchgezogen werden muss. Auch dies erfordert großes Windungsvermögen und Hingabe. Du musst dich da total in der Musik wiederfinden und fallen lassen. Das geht nur, wenn es dir aus dem Herz spricht. Nur so kann, gepaart mit der musikalischen Seite und der eigenen Kreativität, ein gutes Ergebnis entstehen. Du hörst, ob es aus „dir selbst heraus“ kommt. Ein Instrument zu spielen kann man lernen. Musizieren kann man lernen. Gute Songs schreiben, meiner Meinung nach nicht. Deshalb ist es so wichtig, dass man sich im Leben auf das konzentriert, was man kann. Manche sind Allrounder in verschieden tiefen Ausprägungen, manche haben ausgesprochenes Fachwissen, andere wiederum haben Talente. Der Idealfall ist es, alles davon zu haben und auf eine Karte zu setzen. Leider nutzen die Menschen heutzutage ihre Stärken meist nicht wirklich, sie leben das Korsett, was ihnen andere auferlegen, weshalb sie immer auf der Suche sind und sein werden. Und das gilt fast für alle Bereiche und Berufsfelder. Meine Stimme ist so, wie sie ist, es gibt deutlich bessere Sänger als mich. Wichtig ist nur, dass man das sagt, was man sagen will, wie man es fühlt, dann ist man ehrlich zu sich selbst und es muss demnach authentisch klingen. DANIEL FRIEDRICH
www.lyronian.com www.myspace.com/lyronian VÖ: „Hope and Veneration“ 2.Juni 2010 57
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TNT und andere Gemeinheiten Betrachtet man das Bandlogo des hellektronischen Duos Gorgot, so kann man die Nähe zur Chemie kaum abstreiten. Bei genauerer Recherche dann die Gewissheit: Es handelt sich um die chemische Formel des Sprengstoffes TNT. Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Provokante Sprachsamples, tanzbare Songstrukturen und verzerrte Leadsounds lassen das musikalische Betätigungsfeld zu einem grausamen, aber bisweilen auch humoresken Schlachtfeld der elektronischen Stile mutieren. Gorgot klingt nach „Der Herr der Ringe“ meets Goth. Was steht hinter dem Namen? Tim: Tatsächlich entstand der Name vor langer Zeit, als ich damals, als kleiner Scheißer, für die Schule ein Englisch-Referat am Computer schrieb. Ich vertippte mich, als ich das Wort „forgot“ schreiben wollte. Dieses fehlende F repräsentiert auf eine witzige Weise diese Anfangszeit meiner Musik.
ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Konsequent sampelt ihr euch durch Filme und Hörspiele. Gibt es einen Lieblingssprecher? Im Grunde gibt es keinen speziellen Lieblingssprecher. Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach Sprachsamples, die extreme Gefühle wie Hass und Verachtung ausdrücken, aber auch nach Samples, die ein gewisses Maß Humor enthalten. Hauptsache die Stimmung passt. Der Titel eures Debüts ist auch der tanzbarste Song des Albums. Wie lange habt ihr an dem Werk gefeilt und was steckt hinter dem Schmerzkiller? Die Geburtsstunde einiger Songs des Albums reicht bis zu zwei bis drei Jahre in die Vergangenheit zurück (wie „Zerschneiden“ oder „Synapsenfick“). Aber auch Songs, die erst 2010 geschaffen wurden, sind dabei, (wie „Kollektiv“ oder „Die Ewigkeit“). Für uns ist dieses Debüt ein Best-Of Gorgot 20072010 und damit ein Schulterklopfer für das, was wir bis heute geschaffen haben. Der Titel „Schmerzkiller“ ist mein persönliches Lieblingsstück bis heute und deshalb musste es dann auch als Namensgeber der kommenden Scheibe herhalten. Das Logo mit der enthaltenen Strukturformel wird auch wieder als Albumcover vertreten sein, und damit kann man einen Schmerzkiller mit einem Sprengstoff assoziieren, was meiner Meinung nach ein makaberes und gesellschaftskritisches Bild darstellt, wobei ich mir
Wie kann man sich die Arbeitsweise von Gorgot vorstellen? Zwei betrunkene oder bekiffte Misanthropen mit Synthesizern machen Musik. Hauptsache laut, gemein, tanzbar und gesellschaftskritisch. Im Grunde ist es unterschiedlich, wie die Songs entstehen. Manchmal bastle ich oder wir aus Langeweile an einem Beat, der irgendwann wieder Verwendung findet, manchmal entdecke ich aber auch ein Sprachsample, das mich so inspiriert, dass ich sofort eine Thematik im Kopf habe, die umgesetzt werden muss. So war es zum Beispiel bei „Schmerzkiller“.
„Zwei betrunkene oder bekiffte Misanthropen mit Synthesizern machen Musik.“ Jenseits des EBM: Welche Stile haben euch beeinflusst? Powernoise wie Xotox und Terrorfakt oder TPROE, aber auch Clubmusik wie Noisuf-X oder Soman. So hat sich der kecke Mix aus knackigen Effekten und simplen, eingängigen Melodien, die für Gorgot typisch sind, etabliert. Seid ihr eine konsequente TanzflächenBand? Was gibt es für den Hörer zu Hause zu entdecken? Das meiner Meinung nach Interessante an Gorgot ist die Symbiose aus eingängiger Musik mit der Einbettung gesellschaftskritischer Sprachsamples, welche dem Zuhörer einen breiten Interpretationsraum bieten und auch zum Nachdenken anregen. PETER ISTUK
www.myspace.com/gorgotmusic VÖ: „Schmerzkiller“ 20. August 2010 59
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This Drowning Man Breathing like the drowning man Dass der Bandname This Drowning Man an einen The-Cure-Song erinnert, ist sicher kein Zufall. Melancholisch klingende Gitarren, wie wir sie von der Band um Robert Smith kennen, gibt es auch auf „Big Faint Lane“ zu hören, dem Debütalbum der Formation aus Hamburg. 2005 gründeten Gitarrist Veiko Tüllmann und Bassist Frank Haehnelt das Projekt This Drowning Man. Zwei Jahre später stieß Sänger Roland Klein hinzu, der in den 90ern mit seiner damaligen Band Scoda Blush eine EP bei Andrew Eldritchs Label Merciful Release veröffentlichte. So viel zu den Referenzen, nun lassen wir die Band aber selbst zu Wort kommen.
VÖ: „Big Faint Lane“ 16. Juni 2010
Veiko, wie kam es dazu, dass Roland Klein bei euch eingestiegen ist? Nach der Veröffentlichung der „Little Late“EP von Scoda Blush ist es ja ziemlich still um ihn geworden. Veiko: Roland ist ein ganz alter Freund von mir. Wir haben damals mit 12 Jahren unsere ersten musikalischen Gehversuche zusammen unternommen. Umso schöner ist es jetzt, mit ihm in einer Band zu spielen. Frank und ich haben bei den Aufnahmen zu „Big Faint Lane“ gemerkt, dass wir beide ganz und gar nicht singen können. Ich erinnerte mich an meinen alten Strategen Roland Klein, der auch sofort begeistert zum Projekt dazu stieß. Rolands längere musikalische Schaffenspause hat damit zu tun, dass er bereitwillig und nicht ganz altersuntypisch horizontalen Projekten nachkam – sprich, der Zeugung eines Sacks voll Nachkommen. In eurem Sound lassen sich eindeutig Einflüsse von The Sound, The Church, The Chameleons oder auch Joy Division erkennen. Seid ihr alle mit dieser Musik aufgewachsen? Wer gehört noch zu euren musikalischen Vorbildern? Ja, auf jeden Fall! Roland und Jürgen haben zusätzlich auch eine schwere Heavy-Rock-MetalSozialisation durchlaufen. Ich glaube, ich bin in meinem Gitarrenspiel vor allem von The Edge von U2 geprägt worden. Bands wie Cactus World News, Simple Minds, The Cure und The Smiths haben be-
stimmt auch prägend gewirkt. Aber auch aktuelle Bands, wie zum Beispiel Sigur Rós oder The National, haben Einfluss auf unsere musikalische Arbeit. Hattet ihr die Möglichkeit, besagte Bands in ihrer aktiven Phase live zu sehen? Klar! Die meisten Bands hat man damals oder bei ihrem späteren Revival live gesehen. Besonders ärgert mich aber, dass ich nie ein Konzert von The Smiths oder den Sugarcubes gesehen habe. Aber diese Konzerte haben bei mir dazu geführt, eine schredderige Gitarre, einen noch spackigeren Verstärker und vor allem eine Unzahl von Effektgeräten zu erwerben und selbst Songs zu schreiben. Ich stand damals immer fasziniert vor den Gitarristen, hab’ denen aufs Brett gestarrt und dachte: So viel machen die ja eigentlich auch nicht, aber das Ergebnis, der Sound, die Emotionalität, hat mich regelmäßig umgehauen. Im vergangenen Jahr habt ihr einen Support-Gig für A Flock Of Seagulls gespielt. Wie war es für euch, mit den alten NewWave-Helden auf der Bühne zu stehen? Für mich war das etwas ganz Besonderes. Ich glaube, jeder hatte die erste Scheibe von A Flock Of Seagulls, nur hat es keiner zugegeben, weil sie damals als zu poppig und zu uncool galten. Man denke nur an das Bild auf der Rückseite des Covers. Aber die haben wirkliche Popklassiker geschrieben!
„Ich glaube, jeder hatte die erste Scheibe von A Flock Of Seagulls, nur hat es keiner zugegeben, weil sie damals als zu poppig und zu uncool galten.“
Die Aufnahmen auf „Big Faint Lane“ sind bereits drei Jahre alt. Wann werden wir neues Material von This Drowning Man zu hören bekommen? Zurzeit wird „Big Faint Lane“ nochmals überarbeitet. Jürgen Hardt und Alex von Falkenhausen, die 2009 bei uns eingestiegen sind, überarbeiten und verfeinern die Drum- und Keyboardspuren, sodass wir ein noch lebendigeres und professionelleres Album erhoffen können. Dieses Album wird dann wahrscheinlich im Spätsommer bei Danse Macabre erscheinen. Zeitgleich arbeiten wir gerade aber auch an Songs zur zweiten CD, die eventuell schon im Frühling 2011 erscheinen könnte. PHILIPP STROBEL
www.thisdrowningman.npage.de www.myspace.com/this.drowning.man 61
Die Herrschaft der Aggression Bei EBM in der dritten Generation kommt man heutzutage an einem Namen nicht vorbei. Johan Damm, auch „The Voice“ genannt, steht für viele als Paradebeispiel für modernen EBM-Sound. Der Schwede lieh schon bekannten Szene-Bands wie Dupont oder Menticide seine Stimme. Mit seinem neuesten Projekt Agrezzior und dem Albumtitel „Domination“ gibt er auch hier klar die Richtung vor. Mit seinen Verbündeten von Autodafeh, einer weiteren Hausnummer im EBM-Bereich, wird gnadenlos alles niedergewalzt, was im Weg steht und soll aufzeigen, wie EBM im Jahr 2010 zu klingen hat. Wie kam es zum Projekt Agrezzior? Wie habt ihr euch gefunden? Mika: Agrezzior wurde von Jeppe, Rob und mir gegründet. Wir hatten aber schon einige andere Kollaborationen zuvor. Mit Agrezzior konzentrieren wir uns auf harte Middle-Beat-Songs mit kräftigen Basslines. Am Anfang war ich für die Vocals zuständig. Als Menticide sich trennten, haben wir die Chance ergriffen, Johan diesen Part zu überlassen, denn glücklicherweise wollte er auch gleich. Johan: Die Band existierte schon, als ich dazukam. Ich habe Mika und Jeppe von Autodafeh in Schweden auf Tour mit Front 242 getroffen. Und dann auf ihrem ersten Konzert in Sandersleben auf dem Familientreffen V. Jeppe: Wir wollen auf jeden Fall Musik mit HardcoreAttitüde und harten Rhythmen kreieren. Das Gefühl, von tiefen und dunklen Basslines umgeben zu sein, ist unsere Message. Als „Die Stimme“ des EBM: Wo siehst du dich selbst in der EBM Szene mit Agrezzior? Und wie seht ihr die Entwicklung des EBM mit seinen drei Generationen? Johan: Vielleicht ganz oben in der EBM Szene. Ziemlich bald oder nächstes Jahr, wenn die CD ein Jahr auf dem Markt ist. Zur Entwicklung von EBM kann ich nicht wirklich viel sagen. Drei Generationen? Ich kenne nur eine. 62
„Es ist eine gute Mischung aus Aggression und Liebe, die wir anstreben.“
Jeppe: Die EBM-Entwicklung dauert so lange, wie neue Bands dazukommen und alte Bands dabeibleiben. EBM begeistert mehr und mehr Fans auf der ganzen Welt. Ohne diese Fans würde es überhaupt keine Szene geben. Also an alle da draußen: Ihr seid wichtiger als ihr glaubt! Was steht hinter dem Albumtitel „Domination“, auch in Verbindung mit dem Coverartwork? Wie lange habt ihr am Album gearbeitet? Und wie habt ihr zusammengearbeitet? Johan: Ich denke, der Background des Albums ist Herrschaft durch Sex, hehe. Ich denke, es ist besser, wenn Jeppe diese Frage beantwortet. Das Coverartwork war nicht unsere Idee sondern die unseres Labels. Aber es gefällt uns allen sehr gut. Es ist ziemlich hart. Jeppe: Dazu kann ich nur sagen: Versuche, nach den Sternen zu greifen und schon kommst du ein Stück weiter. Wir arbeiten als Einheit zusammen, doch jeder hat natürlich seine eigene Rolle in der Band, fast so wie in einer Fußballmannschaft. Übrigens: Go, Go, Germany! Mika: Die Arbeit am Album war zum Teil ein Hin- und Hersenden von Dateien zwischen mir und Rob, der in Holland lebt. Das dauert zwar manchmal ein bisschen länger, funktioniert aber wunderbar. VÖ: „Domination“ 11. Juni 2010
Wie wichtig sind euch Aggression und textlicher Inhalt? Johan: Bei EBM ist Aggression sehr wichtig für mich. Die Texte sind nicht ganz so wichtig, hehe. Manchmal kann man sehr alberne Sachen singen. Jeppe: Es ist eine gute Mischung aus Aggression und Liebe, die wir anstreben. Wichtig ist, dass unsere Kräfte aus harter, pumpender Musik und den dazugehörigen Lyrics die Leute zum Tanzen und Schreien animieren. Mika: Aggression ist gut für unsere Art von Musik, denn sie bringt die Energie zum Maximum. Wie kann man sich ein Live-Konzert von Agrezzior vorstellen? Jeppe: Du kannst eine fette Party und eine Menge Ohrwürmer erwarten. Johan: Eine harte Stimme, harte Drummachines und ein springendes Publikum! Wir haben noch nicht so viele feststehende Konzerte im Moment. Doch wenn das Album erst einmal draußen ist, dann werden wir auf jeden Fall touren. Wir haben ein paar Gigs in Schweden geplant und werden im Dezember auch nach Deutschland kommen. POLONI MELNIKOV
www.myspace.com/agrezzior
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JULI / AUGUST 10
AUSGABE 26 - JAHRGANG 4
ZERAPHINE FRONT LINE ASSEMBLY DAS ICH LYRONIAN EYES SHUT TIGHT ROMAN RAIN AGREZZIOR MONO INC. THE MISSION
G M RA IT T N IS EH Z M UM EN
INDICA
FRONT LINE ASSEMBLY