Nele Waldert
krummer Mann, 2015
PappmachĂŠ und Gips 58 x 18 x 15 cm
in-between
Mann, 2015
Polymergips und Platanenholz 120 x 50 x 40 cm
ZWISCHEN HIER UND DA – Zu dem skulpturalen Werk von Nele Waldert Die Kraft des Künstlers liegt in der Regel darin einen eigenen, nie dagewesenen Kosmos zu schaffen. Die Protagonisten aus dem Atelier von Nele Waldert beispielsweise kommen aus einer Welt, die niemand von uns je zuvor betreten hat. Biologische, physikalische, selbst chemische Gesetzmäßigkeiten gelten für sie nicht. Ob wir sie lieben oder ablehnen, ist ihnen völlig gleich. Und man muss keine Liebe für Kunst atmen, um zu verstehen, dass dies mehr ist als ein Spiel. Eines mit Materialien, Oberflächen und Geschichten. Obskur und einfach. Verkastelt und transparent zugleich. Kommunikation zwischen mir und den Figuren findet lediglich im Habitus statt, weil ihre Wiederholungsstereotypen gar nicht darauf bedacht sind mit mir in Beziehung zu treten, mich ihr unfassbar kraftgebündelter Blick durchdringt.
Was entdecke ich in diesem kraftvollen Blick? Wachheit, selbst bei deren geschlossenem Lidern, Bewusstheit für diesen achtsamen Augenblick und bewundernswerte Klarheit für diese Situation. Selbstbewusste Schamlosigkeit, ob meist nichtexistenter Kleidung, die dann im nächsten Moment gleich Thema in der dekorativen Ornamentik werden kann. Fast im Nichts erreichen mich diese Wesen, gerade noch an der Nebelgrenze und dennoch mitten im Leben. Perfekt im Titel des Kataloges festgezurrt: "in- between".
Im Moment zwischen wach und Schlaf. Gerade da, wankelmütig wohin es mich zieht, auf dem falschesten Fuß von allen erreicht mich Walderts Weissgrauarmee. Dort, wo ich weich und erreichbar bin. Wie nur ist das möglich ?
'Wirkliche Kunst hat die Eigenschaft uns zu verunsichern' soll Susan Sontag einmal gesagt haben. Aber ich bin nicht alleine verunsichert, sondern habe zudem in der Waldert'schen Figurenwelt das ofenwarme Gefühl zu Hause zu sein. Angekommen, unter meinesgleichen. Völlig kompromisslos sind sie immerwährende Stammhalter eloquenter Überraschungen. Den Kanon aller Ambivalenzen zum Spielball eines künstlerischen Oevres zu machen, ist das Wertvollste was einem Künstler gelingen mag. Nele Waldert hat es perfektioniert. Deshalb macht es mich auch glücklich über diesen eigentlich toten Werkstoff Gips oder Pappmaché schwärmerisch zu schreiben, dem sie wie ein Magier so unendlich viel Leben, Emotionalität und Bedeutung einhaucht. Statt einer Mund zu Mund Beatmung nutzt die Künstlerin ihr virtuoses Fingerspiel und kombiniert mit Herzweisheit Pelz, Kristalle, Glas und weit andere Werkstoffe zu einer völlig neuen Bedeutungshaftigkeit. Augenscheinlich, dass alle genutzten Materialien, nebst den Arbeitsthemen immer dem grenzenlosen Reich der Natur entlehnt sind. Im digitalen Zeitalter sind sie lange noch nicht angekommen. Warum auch: Sind die Themen unseres Ursprungs und Seins bereits ansatzweise abgearbeitet? Sind sie nicht ! In stoischer Gefühlsstabilität sind ihre Protagonisten versunken in die Autonomie des Augenblicks. Ich höre deren Stille, ich sehe deren geschlossenen Blick, ich fühle deren nervenlose Haut. Schuld daran, könnte vermutet werden, ist ihre Schöpferin, welche sich hochphantasievoll an den Materialschubladen des Lebens bedient. Und das meine ich nicht mal rein physisch. Sehen wir darin doch eher eine Arbeitsfreundschaft, die sich ans metaphysische anhaftet. In traumähnlichem Kontext stehen, hängen und liegen die Skulpturen völlig für sich, fern jeder Vergleichbarkeit. Diese verschmelzen in traumähnlicher Existenz mit unopportunistischem Liebreiz, entfalten dabei auf mich höchste Begehrlichkeit. Michael M. Marks
Mann (mit Glasbauch), 2015 Alabastergips und Glas
65 x 17 x 11 cm
BETWEEN HERE AND THERE – about Nele Waldert’s sculptural work An artist’s power usually lies in creating a cosmos never seen before. The protagonists out of Nele Waldert’s studio for instance have arrived out of a world that nobody has ever set foot into before. The laws of biology, of physics, even of chemistry don’t apply here. Whether we love or reject them doesn’t bother those works. And one doesn’t have to breathe a love for art to understand that this is more than just a game with materials, surfaces and stories. Obscure and simple; concatenated and transparent at the same time. Communication between me and those figures just takes place in their habit, since their repetitive stereotypes don’t bother about being connected with me. At the same time, their stare is penetrating the observer with unbelievable force. What do I discover in this forceful view? It is alertness, even with eyelids closed; consciousness of this mindful moment; and admirable clearness of the situation. And it contains confident shamelessness due to their mostly non-existent clothing, which anyway can become a theme of decorative ornaments in the next moment. These entities touch me almost in nothingness, just at the foggy border and yet in the middle of life. This is perfectly encapsuled in the catalogue’s title: “in-between”.
In the moment between being awake and sleeping. Waldert’s white grey army touches me just there, fickle of where it takes me, on the wrongest foot of all. Here where I’m soft and touchable. How is this possible?
“Real art has the capacity to make us nervous” Susan Sontag is attributed of having said. But I do not only feel insecure in Waldert’s figurative world still warm from the oven. Instead, I also feel at home, having arrived between my peers. Uncompromisingly they are enduring descendants of eloquent surprises. To turn the canon of all ambivalences into the match ball of your work is the most precious thing any artist can achieve. Nele Waldert has perfected this. That’s why it makes me happy to write euphorically about those usually dead materials like clay and papier-mache which she works magically and breathes into life, into emotions and meaning. Instead of mouth to mouth resuscitation the artist uses her virtuous touch and combines heartfelt wisdom, fur, crystal, glass and further materials into something significant. Evidently the materials used and the themes of the works are always based on the boundless realm of nature. They haven’t reached the digital age yet. And why should they: have the themes of our origins and beings been processed even rudimentarily? No, they haven’t! In stoical stability of their feelings her protagonists are lost in the moment’s autonomy. I hear their quietness, I see their closed sights, I feel their nerveless skin. It’s their creator’s fault (or so it seems), who uses life’s drawers of materials with so much fantasy.
And I don’t mean that in the physical sense since we tend to understand that as a strategic partnership attached to the metaphysical. The sculptures stand, hang and lie in a dreamlike context, each for itself and far from being comparable. They merge in dreamlike existence with unopportunistic charm; for me, they develop a strong covetousness. Michael M. Marks
Translation: Rolf Baltromejus
Mann, 2014 (bocca della veritĂ ) PappmachĂŠ und Polyester
67 x 17 x 24 cm
6 x atmen, 2013 - 2017 Polymergips mit Glas
mit Stuckgips oder Achatgeode
13 x 10 x 13 cm
Frau, 2015
Pappmaché mit Zement und Aquarell 58 x 13 x 12 cm
Mann (mit Reharmen), 2015 Pappmaché mit Präparat 60 x 18 x 14 cm
Ausstellung Fabelhaft
Kontur. Kunstverein Stuttgart e.V.
zu Gast im Kunstverein Landshut 2016 Foto: Lutz Sternstein, phocst
Reiter, 2016 Pappmaché
80 x 110 x 26 cm Ast, 2016
Pappmaché und Holz 40 x 17 x 25 cm
Mann hรถrt, 2016
Polymergips und Amethyst 20 x 40 x 50 cm
Bergmann, 2016
Polymergips und Amethyst 60 x 20 x 10 cm
Mann sieht, 2016
Polymergips und Gold 25 x 40 x 52 cm
Mann (mit FĂźgel), 2015 Bronze und Glas 59 x 26 x 12 cm Sturz, 2017
Polymergips und Achatgeode 16 x 14 x 10 cm
Mann lehnt, 2014
Pappmaché, Alabastergips und Platanenholz 63 x 35 x 70 cm
Mann und Löwe, 2014
Pappmaché und Sandstein 23 x 47 x 23 cm
Mann und LĂśwe, 2014
PappmachĂŠ und Sandstein
23 x 47 x 23 cm
Helm, 2016
Polymergips und Glas, 19 x 14 x 12 cm
Nele Waldert geb. 1964
in Düsseldorf
1988 - 1991
Akademie der bildenden Künste München
1986 - 1988
1991 - 1995
Meisterschule für Bildhauerei in Graz/Österreich
Kunstakademie Düsseldorf
1993
Meisterschülerin bei Fritz Schwegler
2004
Preis der Darmstädter Sezession
1997
2004 - 2006
WS 2007/08 2010
2010-2011 2018
Arbeitsstipendium bei Triangle in Marseille/Frankreich Lehrauftrag für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf Lehrauftrag für Bildhauerei an der Universität Paderborn Arbeitsstipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
Lehrauftrag für Bildhauerei an der Universität Paderborn
Arbeitsaufenthalt in der Cité internationale des arts in Paris
Einzelausstellungen (Auswahl) 2018
“in- between” raum eins, Düsseldorf
2016
Galerie am Ratswall, Bitterfeld-Wolfen
2017
2015
2014
2013 2012 2011
2010
2009 2007
2006 2005 2004 2002
1999
1998
1996
„organic matter“ artherb, Wetzlar
Kunsthaus Klüber, mit Andreas Lau, Weinheim
„Della dissimulazione onesta“ Galerie Effearte, Mailand/Italien Galerie Ahlers, Göttingen
„kleine Helden“ Hürten-Museum, Bad Münstereifel „Seufzen“ Galerie Lethert, Bad Münstereifel Städtische Galerie Kaarst
„schweben“ Galerie Tedden, Düsseldorf
„superhelden“ Kunstverein Kohlenhof, Nürnberg „superhelden“ Galerie Lethert, Bad Münstereifel
„supereroes“ Galerie Muratcentoventidue, Bari/Italien „im Paradies“ Galerie Tedden, Düsseldorf Galerie Kasten, Mannheim
„im Büro“ Ey-artforum, Düsseldorf Galerie Alexa Jansen, Köln
„zuhause“ Galerie CO 10, Düsseldorf
„Heimat“ Kunstverein für den Rhein - Sieg- Kreis, Siegburg „in der Stadt“ Galerie Lethert, Bad Münstereifel „Schützenfest“ Galerie CO 10, Düsseldorf
„im Wald“ Galerie Grimm, Palma de Mallorca
„in den Alpen“ Galerie Lethert, Bad Münstereifel „im Park“ Kunstverein Schrobenhausen
Gruppenausstellungen (Auswahl) 2017
2016 2015
„dreams & fears“ Kunstbezirk, Galerie im Gustav-Siegle-Haus, Stuttgart „neue enden II“ GersonHöger Galerie, Hamburg
„Suezzo“ Kunstverein Schwetzingen, Orangerie Schloss Schwetzingen „neue enden“ Kasseler Kunstverein, Museum Fridericianum „Kunst aus NRW“ Reichsabtei Kornelimünster, Aachen „Spuren des Ich“ Schloss Dätzingen, Grafenau
2014
2012
2011 2010
2009
2007
„Heil/Götter/Götzen“ Schacher-Raum für Kunst, Stuttgart „HERRGOTTSWINKEL“ Galerie Tedden, Düsseldorf
„4 artists – 4 positions“ Galerie Peter Lethert, Bad Münstereifel „Leibeigenschaften“ Schacher-Raum für Kunst, Stuttgart „STILLE HELDEN“ Schacher-Raum für Kunst, Stuttgart „Butterflöckchen“ Galerie Tedden, Düsseldorf
„garten_projekt“ Galerie Sutter-Kress, Erlangen „Tierisch“ Grosse Kunstausstellung, München „Forum 2011“ Burg Vischering, Lüdinghausen
„Im Haus“ Grosse Kunstausstellung, München
„Menschenbild in unserer Zeit“, Darmstädter Sezession „Kunstverliebt II“, Düsseldorf
„Bianca” Galerie Muratcentoventidue, Bari/Italien „HirschART", Museum Schloss Burgk
„menschen - tiere - editionen” Galerie Kasten, Mannheim
„Kennzeichen D“ Sammlung Tedden, Galerie der Stadt Remscheid „Schöne Grüße aus Düsseldorf“ Fahrradhalle Offenbach
2006
2005 2004
2003
2000
„Der gedeckte Tisch“ Galerie Netuschil, Darmstadt „Die Kunstelf“ Galerie Peter Tedden, Düsseldorf
„Bêtes de style“ mudac, Museum für Design, Lausanne „Tendenzen 2005“ Mathildenhöhe, Darmstadt
„Hepp 8“ Galerie Patricia Ferdinand-Ude, Gelsenkirchen „Die Jägerprüfung“ Galerie Peter Tedden, Oberhausen „Darmstädter Sezession“ KunstForum D`ART,
Vaudremont/Frankreich
„Emprice Art Award“ Museum Baden, Solingen
„Wildlife“ ein Sommerbankett für Künstler, Neuss „Tierische Begegnungen “ Halle 6, Düsseldorf
„La Realitat Sota Sospita“ Museum Casal Solleric, Palma/Mallorca
„Allure“ Galerie Grimm, Palma/Mallorca 1998
1996
1995
1994
„Figürliche Plastiken“ Kulturbahnhof Eller, Düsseldorf „petshop“ Galerie Sies, Düsseldorf
„Junge Figurative“ Galerie Voss, Düsseldorf
„Im Sommer das Sonderbare“ Galerie Ilverich, Düsseldorf „Auswahl“ Galerie Krings-Ernst, Köln
Herausgeber - Kataloggestaltung - Fotos Nele Waldert Auflage 1000
Verlag
Peter Tedden © Nele Waldert, VG-Bild-Kunst, 2018 Fotos Umschlag
vorne: krummer Mann, 2015 Pappmaché
58 x 18 x 15 cm
hinten: Mann, 2014 (Tänzer) Pappmaché
42 x 26 x 30 cm
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