Mahara- Das ist MEIN Ding

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MAHARA- das ist mein Ding. Moodle Meets Mahara. Nachdem sich Lernmanagement Systeme langsam aber stetig in Deutschland etablieren und Moodle hier eine führende Rolle besitzt, war es an der Zeit, den Schritt vom klassenzentrierten Kursraum zum persönlichen EPortfolio für jeden Lernenden zu wagen. In Deutschland ist dies ein recht schwieriges Unterfangen, da die in den angelsächsischen Ländern seit langem etablierte EPortfolio Kultur in unserem Bildungssystem noch weitgehend unbekannt ist. Dies könnte unter Umständen auch daran liegen, dass das Führen eines Portfolios in der Eigenverantwortung und Selbstbestimmung des Lernenden liegt und der Lehrende hier von seiner Kontrolle über den Lernprozess in die Rolle des Beraters zurücktreten muss. Zu der Rolle und Funktion eines EPortfolio gibt es in der Literatur und unter Experten sehr unterschiedliche Ansichten, vom Entwicklungsportfolio bis zum Bewertungsportfolio. 1 Das führt bei EPortfolio Einsteigern häufig zu großer Verwirrung und Unsicherheit. In diesem Aufsatz möchte ich Ansätze zum praktischen Einsatz von EPortfolio in der Schule und der Lehrerfortbildung darstellen. So hat alles angefangen Zur Einführung muss ich ein wenig weiter ausholen und über ein europäisches Projekt berichten, MOSEP (More self-esteem with my EPortfolio), www.mosep.org , das sich vor allem an die Zielgruppe der jugendlichen Schulabbrecher richtet. Für diese Zielgruppe soll ein EPortfolio eine neue Möglichkeit bieten, Kenntnisse und Kompetenzen darzustellen und zu reflektieren und dadurch das Selbstwertgefühl soweit zu steigern, dass die Schulausbildung nicht vorzeitig abgebrochen wird. Für den deutschen MOSEP Partner, die Landesakademie für Lehrerfortbildung in Esslingen, hatte ich 2008 die Testphase der umfangreichen Materialien und der Umsetzung in ein Trainingskonzept für Lehrkräfte übernommen. Die Materialien, Anleitungen und vieles mehr zu diesem Projekt findet sich in mehreren Sprachen ebenfalls auf der www.mosep.org Seite . Die Dokumentation zu meinem ersten Projekt in Esslingen gibt es hier: http://EPortfolio.mosep.org/view/view.php?id=24

Bis zum Zeitpunkt des Einstiegs in das MOSEP Projekt war auch für mich das Thema EPortfolio ein unbekanntes Gebiet. Ich wusste zwar, was man unter Portfolios versteht, hatte aber im schulischen 1

Häcker Vortrag zu Portfolio: http://mms.uni-hamburg.de/blogs/epush/2009/02/05/vortrag-von-prof-dr-hacker/

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Umfeld noch keine Beispiele dazu gesehen. Nachdem ich schon einige Jahre mit Moodle gearbeitet hatte, sah ich jetzt eine gute Chance, das virtuelle Klassenzimmer zu erweitern. Die Möglichkeit, jedem Lernenden eine Plattform für Inhalte und eine Sammlung seiner Leistungen zu geben, für die er alleine verantwortlich zeichnet und die anderen Teilnehmern zugänglich machen kann, schienen mir die logische Fortsetzung meiner Arbeit mit der Lernplattform Moodle. Moodle als virtuelles Klassenzimmer, das allen Lernenden eine gemeinsame Lernumgebung bietet, hat Grenzen, wenn es um die individuelle Darstellung von Schülerinhalten geht. Bestimmend für die Gestaltung und die Inhalte des Moodle Kursraums ist in aller Regel die Lehrperson, während die Lernenden nur beschränkte Gestaltungs- und Einflussmöglicheit im Rahmen von Kooperation und Kommunikation haben. Die Moodle Lernumgebung ist also für Lerninhalte, Kommunikation und Kooperation in der Lerngruppe ein ausgezeichnetes und vielseitiges Instrument, während Mahara dem einzelnen Lernenden einen geschützten Raum zum selbstgesteuerten und selbstbestimmten Lernen eröffnet. Um das MOSEP Projekt auch selbst praktisch zu erfahren, führte ich MAHARA in meiner Berufskolleg Klasse ein. Diese Gruppe muss im ersten Jahr ein mehrwöchiges Betriebspraktikum absolvieren und die Tagesberichte in einem Berichtsheft festhalten. Der Praktikumsbericht war ein willkommener und praktischer Anlass, um die Lerngruppe für die Portfolioarbeit zu gewinnen. Allerdings war es recht schwierig, in einem schulischen Umfeld durchzusetzen, dass die Lernenden ihre Berichte nicht mehr ausgedruckt oder handgeschrieben abgeben mussten, sondern die MAHARA Plattform nutzen durften – ein für mich sehr überraschendes Hindernis in einer technischen Berufsschule! Diese Vorbehalte gibt es im Übrigen genauso bei Moodle, wo die Möglichkeit, ohne Kopien auszukommen auch besteht. Die Akzeptanz auf Schülerseite, auf Papier zu verzichten, ist ungleich größer als auf Seiten der Lehrpersonen, die dem Lesen und Schreiben am PC mit immer den gleichen Argumenten skeptisch gegenüber stehen. Hier muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um Kollegen den Mehrwert zu erschließen und die Ängste zu nehmen, es könne ja eine Arbeit verloren gehen oder der Zugriff auf die Seite könnte nicht verfügbar sein etc. Ich hatte mit den üblichen Argumenten zu kämpfen, die auch gegen den Einsatz von virtuellen Klassenzimmern vorgebracht werden, aber in aller Regel nur Abwehrreaktionen gegen neue Lernmethoden und eventuelle Mehrarbeit darstellen. Nachdem Bedenkenträger beruhigt waren, konnten die Lernenden sofort mit dem Verfassen ihrer Praktikumsberichte beginnen. Die technische Seite von MAHARA ist relativ einfach zu handhaben, wenn man bestimmte Grundlagen zu Beginn vermittelt. Dazu gehören die Funktionen von Profil, Nachrichten, Blog, Dateien und Ansicht, die das Hauptgerüst der MAHARA Seite darstellen. MAHARA – Blogger - Wordpress Um Portfolios zu erstellen, könnte man natürlich auch Blogger oder Wordpress Blogs einsetzen. Hierzu gibt es viele gute Beispiele. Das Problem in der Schule liegt allerdings darin, dass Blogs in der Handhabung von öffentlich bis privat sehr unflexibel sind, während MAHARA hier viele abgestufte Möglichkeiten bietet - vom absolut privaten Status einer Ansicht bis zur Veröffentlichung unter einer „Secret URL“ Adresse und der Möglichkeit, auch zeitliche Zugriffsbeschränkungen einzubauen. MAHARA bietet einen geschützten Bereich, insbesondere für jüngere Lernende eine wichtiges Funktion. Im schulischen Bereich sollte man dieses Argument nicht unterschätzen, um für Lernszenarien im Kollegium und bei den Eltern Akzeptanz zu erreichen. Wie ergänzt Mahara Moodle? Moodle ist per definitionem ein LMS – ein Lernmanagementsystem, das dem gesamten Kurs eine virtuelle Lernumgebung bietet. In dieser Lernumgebung stehen den Teilnehmern vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation, zur Information sowie zu Kooperation und Kollaboration zur Verfügung, auf die ich hier nicht weiter eingehen will. Der einzelne Lernende hat jedoch in Moodle keine oder nur wenig Möglichkeiten, seine eigenen Lernergebnisse oder Reflexionen gebündelt und in fortlaufender Form abzulegen. Alles, was ein einzelner Lernender in Moodle abliefert, sei es als Aufgabe, als Forenbeitrag, als Datenbankeintrag oder Eintrag in ein Glossar, steht im Gesamtrahmen des ganzen Kurses. Und das ist auch gut so. Hinzu kommt, dass das Hochladen von Aufgaben nur für den Kursleiter und den entsprechenden Lernenden einsehbar ist. Wenn man sich als Kursleiter ein Bild von den Leistungen und Beiträgen eines einzelnen Teilnehmers machen will, ist das recht mühselig, da man die einzelnen Beiträge nur als separate Dokumente oder Beiträge ohne inneren Zusammenhang sehen kann. Es gibt zwar in Moodle auch viele Tricks und Workarounds, um dem einzelnen LernenVom LMS zum PLE-final version

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den einen eigenen Arbeitsbereich zu schaffen, aber das ist eigentlich nicht die Hauptaufgabe von Moodle, bei dem Kommunikation, Kooperation und Kollaboration im Vordergrund stehen. Hier liegt der große Vorteil von MAHARA: Es bietet dem Lernenden eine Bühne für die eigenen Leistungen und Reflexionen. Er kann alleine darüber bestimmen, was sich auf der Bühne abspielt und wann sich der Vorhang für welches Publikum für wie lange öffnet. Diese Bühne bleibt dem Lernenden auch dann noch erhalten, wenn er die Schule verlassen hat und das virtuelle Moodle Klassenzimmer für ihn nicht mehr zugänglich ist (das ist leider in den meisten Schulen Standard!). MAHARA bietet jetzt auch eine Export-Möglichkeit der eigenen Ansichten 2 , falls eine restriktive Schulpolitik den Zugang zur Plattform nach Ausscheiden aus der Institution sperrt. Das Problem liegt darin, dass es bisher in Deutschland keine zentrale EPortfolio Plattform gibt, wie es z.B. in Wales flächendeckend der Fall ist. Die Schulen sind nicht von der Idee begeistert, aus dem Schulleben ausgeschiedenen Schülern weiterhin Asylrecht auf einer Plattform zu bieten, für die die Schule die Verantwortung trägt. Wenn man es also in der Schulzeit schafft, gemeinsam mit anderen Kollegen fächerübergreifend den Lernenden Unterstützung zum Erstellen ihres EPortfolio, zur Reflexion ihres Lernens und der Lernfortschritte zu geben, ist damit ein Grundstein für das lebenslange Lernen gelegt und die Lernenden haben Kompetenzen bei der Organisation, Darstellung und Reflexion des eigenen Lernens erlernt, die sie auf ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang begleiten können.

Praktischer Einsatz von MAHARA Um mit MAHARA zu arbeiten ist es von Vorteil, auch ein virtuelles Moodle Klassenzimmer für die ganze Klasse zu haben. Das ist zwar keine zwingende Voraussetzung, meiner Meinung nach aber eine Symbiose von zwei Systemen, die aufeinander abgestimmt sind. Man könnte dies vergleichen mit dem schulischen Klassenraum, der mehr oder weniger attraktiv und phantasievoll für die ganze Klasse gestaltet und eingerichtet ist und einem weiteren häuslichen Arbeitsplatz, den sich der Lernender ganz individuell einrichten kann. Auch mit der Einführung von MAHARA haben wir in der Klasse den virtuellen Moodle Kursraum beibehalten. Ich habe mich dann noch mehr bemüht, diesen gemeinsamen Raum besonders attraktiv, anregend und spannend zu gestalten, damit sich die Klasse mit „ihrem“ Moodlekurs auch identifizieren kann. Dabei spielt die visuelle Gestaltung eine ganz große Rolle.

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Die Ansicht stellt bei MAHARA das Endprodukt aus vielen Komponenten dar und kann je nach Situation ganz privat bis ganz öffentlich gestellt werden. Es lassen sich auch beliebig viele Ansichten für den jeweiligen Zweck zusammenstellen bzw. modifizieren. Vom LMS zum PLE-final version

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Beispiel 1- Sandbox zum Ausprobieren Um den Teilnehmern die EPortfolio Philosophie näher zu bringen, ist es wenig hilfreich, dies nur theoretisch zu tun. Die meisten meiner Lernenden haben ihre Schwierigkeiten mit theoretischen Ansätzen. Wie man über sein Lernen reflektiert, ist für sie eine recht diffuse Angelegenheit. Daher sollte man den Lernenden zu Beginn möglichst die Freiheit lassen, zu einem selbst gewählten Thema eine Ansicht zu erstellen - in der Regel über ihr Hobby. Das dient dann auch gleichzeitig als Sandbox bzw. Spielwiese ohne Vorgaben der Lehrperson, um den Umgang mit MAHARA praktisch und spielerisch zu erlernen. Hier ein Beispiel einer Schülerin, die liebevoll ihr Hobby- fleischfressende Pflanzen – beschreibt.

An dieser Stelle kann man dann schon die Feedback-Funktion von MAHARA einführen und die Lernenden ihre Ansichten gegenseitig kommentieren lassen. Die Feedbackkultur ist leider bei uns genauso wenig entwickelt wir die EPortfolio Kultur und muss von den meisten erst noch angenommen werden. Die Implementierung solcher Lernmethoden bedingt aber zu allererst einen tiefgreifenden Wandel in der Lernkultur und dem Verständnis von Lernen und Lehren. Dies ist nur zu erfolgreich zu schaffen, indem sich eine ganze Schule in ihrer pädagogischen Zielsetzung diesen Veränderungen stellt. Ohne das aktive Vorleben durch Lehrende, z.B. auch beim Umgang mit Kommunikation in Foren und sozialen Netzwerken werden veränderte Lernformen den Lernenden nicht glaubwürdig vermittelt werden können. Beispiel 2 - Praktikumsansicht Der zweite Schritt, das Erstellen der Praktikumsberichte, wurde so organisiert, dass die Lernenden zuerst ein Blog 3 anlegten, in dem sie ihre täglichen Aufzeichnungen festhalten konnten. Dieses Blog kann dann in die Ansicht „Praktikum“ eingebunden werden und alle fortlaufenden Blogeinträge wer3 In MAHARA können beliebig viele Blogs zu einem bestimmten Thema angelegt werden. Ein Blog ist vergleichbar mit einem themenbezogenen Tagebuch oder einem Schulheft, in welchem z.B. täglich neue Einträge vorgenommen werden. Die Blogs sind erst dann von anderen einsehbar, wenn sie ganz oder in Teilen in eine Ansicht eingebunden werden

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den chronologisch in der Ansicht aktualisiert. Für die Klasse habe ich eine Gruppe 4 angelegt und wir haben vereinbart, dass alle ihre Ansichten für die Gruppe sichtbar machen. Durch die Feedbackfunktion besteht dann für die Gruppe und die Betreuer die Möglichkeit, einzelne Blogeinträge oder aber die gesamte Ansicht zu kommentieren. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und geschieht leider auch nicht ganz freiwillig, trägt aber dazu bei, dass Lernende üben können, wie man ein konstruktives Feedback abgibt. Hier ein Beispiel:

Wichtiger Bestandteil der Praktikumsansicht waren auch Textfelder 5 , in denen die Firma vorgestellt wurde, die Erwartungen an das Praktikum und alles, was nicht tagesaktuell in Blogeinträgen sondern fest auf der Ansicht stehen sollte. Eine Ansicht bei MAHARA ist immer das Endprodukt, quasi der gedeckte Tisch mit all den Zutaten, die man vorher schon in Blogbeiträgen, Dateien etc an „Artefakten“ gesammelt hat. Auf den Tisch können immer andere Menuvarianten kommen und eine Ansicht wächst dynamisch, wenn ein oder mehrere Blogs eingebunden sind. Es gibt allerdings auch feste Bestandteile der Ansicht und dazu gehören Textfelder. Diese Textfelder stehen nur auf der jeweiligen Ansicht und bleiben an der gleichen Stelle stehen, sind aber jederzeit verschiebbar. Da die Vorgaben für die o.g. Inhalte vom Fachlehrer als fester Bestandteil der Praktikumsberichte vorgegeben waren, mussten sie als Textfelder eingebunden werden. Hier ein Beispiel:

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In MAHARA können Gruppen zum gemeinsamen Lernen eingerichtet werden mit Foren und eigenem Dateiordner. Die Gruppenmitglieder können dadurch einfacher kommunizieren und es können sogar gemeinsame Gruppenansichten z.B. für eine Teamarbeit angelegt werden. 5 Textfelder können an jeder Stelle einer Ansicht direkt eingefügt und gefüllt werden. Sie stehen dann allerdings nur in der dieser Ansicht.

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Für das Layout wurden Empfehlungen gegeben (2-spaltig, keine Serifenschrift, Bildgröße- 200-250), die Lernenden konnten ihre Einteilung aber selbst bestimmen. Ein Schwachpunkt von MAHARA, der von fast allen Lernenden bemängelt wurde, war die fehlende Möglichkeit, andere Designs zu wählen, wie das beispielsweise bei Wordpress möglich ist. Zurzeit gibt es nur die Möglichkeit, das Design durch den Admin einer Einrichtung für alle Mitglieder dieser Einrichtung zu ändern. An diesem Feature wird von den Entwicklern gearbeitet. Positiv wurde von den Lernenden die Möglichkeit empfunden, auf externe Web 2.0 Anwendungen zu verlinken oder auch externe Anwendungen in ihre Ansichten einzubinden. Auch hier muss gesagt werden, dass wir von Moodle gewohnt sind, alles, was einen Code zum Einbetten von Objekten hat, einbinden zu können, von YouTube bis Wallwisher, Animoto, Prezi etc.. Dies bleibt jedoch bei MAHARA auf wenige Anwendungen beschränkt. Das liegt daran, dass Moodle in der Regel durch Lehrer gestaltet wird, denen man mehr Verantwortung bei der Einbindung von Objekten geben kann, während bei MAHARA der Lernende diese Rechte hat und dadurch auch viel Unheil angerichtet werden könnte. Es gibt die Möglichkeit, einen „HTML-Purifier-Code“ für die jeweilige Anwendung zu schreiben, eine allerdings etwas aufwändige Angelegenheit, da der Code für jede Anwendung separat geschrieben werden muss. Hierzu sind auch nur die Programmierer in der Lage. Es bestehen bereits Tendenzen, dies in Zukunft zu erweitern. Wenn genügend Nutzer der Plattform den Wunsch nach diesen Codes anmelden, wird die Priorität auf der Mahara Roadmap sicher erhöht. Beispiele von Praktikumsansichten Im ersten Beispiel sieht man die Verwendung von Textfeldern für feste Bestandteile der Ansicht und die Nutzung der rechten Seitenspalte für gescannte Dokumente, Bilder etc. Hier ist der Link zur öffentlichen Ansicht dieses Schülers: http://.mhs-moodle.de/view/view.php?id=688

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Im zweiten Beispiel hat der Schüler mehr auf Visualisierung (das ist seine Stärke) und weniger auf Textlastigkeit (das ist seine Schwäche) gesetzt und sogar Anwendungen außerhalb von MAHARA verwendet, um seine Fotodokumentationen unterzubringen – er hat dazu eine Jimdo Seite erstellt. Mit Jimdo kann man kostenlos ganz einfach eine eigene Homepage erstellen und auch Fotoalben einbinden. Diese Möglichkeit wurde von dem Schüler brillant genutzt, um eine Bildergalerie seiner Praktikumsbilder „auszulagern“. Für jeden einzelnen Tag hat er seine knapp gehaltenen Texte in der Ansicht ergänzt durch eine Bildergalerie in Jiimdo. Dieser Schüler konnte seine Defizite beim Schreiben ausgleichen durch seine beachtlichen Fertigkeiten im medialen Bereich, und seine Fertigkeiten waren für mich und die Klasse eine echte Bereicherung. Wir haben viel von ihm gelernt. http://sunnyhd.jimdo.com/bildergalerie/

Hier der Link zur öffentlichen Ansicht dieses Schülers: http://.mhs-moodle.de/view/view.php?id=696

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Beispiel 3 – Learning Diary Das dritte Projekt in der Klasse bestand darin, im Englischunterricht Aktivitäten und Aufgaben aus Moodle in MAHARA zu verlagern. Konkret heißt das: alle Aufgaben, die die Schüler bisher in Moodle hochgeladen hatten, wollten wir für die Gruppenmitglieder sichtbar machen. In Moodle kann man das zwar auch lösen über z.B. Datenbank oder Glossar, aber es gibt keine Möglichkeit, die Arbeit eines Lernenden individuell und kompakt in einer Ansicht darzustellen. So wurde das Projekt „Learning Diary“ geboren, eine Art virtuelles „Hausaufgabenheft“. Dort wurden allerdings nicht nur Texte und Aufgaben sondern auch Links auf entsprechende Seiten zum Thema, Videos, die vorher besprochen wurden, eingebunden. Anstatt wie zuvor in Moodle Dokumente hoch zuladen und die Arbeiten „einzureichen“ bietet sich die Möglichkeit des differenzierten Lernens. Zu Beginn habe ich meist die Alternativmöglichkeiten vorgegeben, was mit einem Text, einem Video, einem Podcast zu machen ist. Am Ende konnte ich mich sogar darauf beschränken, ein Cartoon, ein Video etc in Moodle einzubinden und die Schüler entwickelten eigene Ideen, welche Lernaktivitäten daraus entstehen konnten. Daraus ergab sich dann, dass nicht alle Learning Diaries der Lernender gleiche Inhalte hatten. Das ist zwar an sich nichts Neues und kann genauso im traditionellen Unterricht erfolgen, aber das Endergebnis in Form der Ansicht ist flexibel, modifizierbar, lädt zum Feedback ein und zur Reflexion. Am Ende hat der Lernende bei entsprechender Bemühung, auch ein durchaus vorzeigbares Werk, das manchen Lehrer in den Schatten stellt. Zielsetzung im Learning Diary war nicht, eine Ansicht in fehlerfreiem Englisch zu erstellen – das wird sich auch nicht in einem traditionellen Hausaufgabenheft erreichen lassen – sondern die Lernenden zu einer eigenständigen, sinnvollen und kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema zu bewegen. Die Ansicht soll also von der Lehrperson nicht „korrigiert“ werden, sondern durch Feedback so gesteuert werden, dass der Lernende seine Schwachpunkte verbessern kann. Hier Beispiele von öffentlichen Learning Diaries : http://.mhs-moodle.de/view/view.php?id=1066&login http://mahara.mhs-moodle.de/view/view.php?id=969 Hier ein Ausschnitt aus einem Learning Diary:

Das Erstellen eines Learning Diary hatte für die Lernenden den Vorteil, ihre Beiträge übersichtlich in einer Ansicht anstatt verstreut im Moodlekurs zu präsentieren. Ich konnte mir jederzeit ein Bild vom Fortschritt eines einzelnen Lernenden machen, ohne die einzelnen Moodle Aufgaben aufrufen und öffnen zu müssen Die Aufgabenfunktion in Moodle wurde dann nur noch für die Abgabe der Klassenarbeiten gewählt, da es hier praktisch ist, alle Einreichungen vonSchülerarbeiten in der Übersicht zu haben. Kommentare zum Lernfortschritt oder zu formalen Aspekten bezüglich des Layouts und der Darstellung wurden durch die Feedbackfunktion in den Ansichten wesentlich einfacher und für Vom LMS zum PLE-final version

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alle Beteiligten transparenter. Die Lernenden hatten auf diese Weise am Ende des Schuljahres auch eine – mehr oder weniger – komplette Zusammenstellung ihrer Arbeiten und der im Englischunterricht erarbeiteten Themen. Als „Bonbon“ ersetzten wir dann eine traditionelle Klassenarbeit durch die Bewertung der „Learning Diaries“. Die Bewertungsrichtlinien orientierten sich an der Bewertung von Projektarbeiten oder PowerPoint Vorträgen und wurden mit den Lernenden im Vorfeld abgesprochen.

Voraussetzungen für ein Gelingen von EPortfolio-Arbeit in der Schule: Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es einiger Prämissen für die erfolgreiche Implementierung der Portfoliokultur an einer Schule bedarf. 1. Das Führen von EPortfolios sollte möglichst im Curriculum verankert sein – die Akzeptanz in allen Instanzen wird dadurch erleichtert. 2. Ich kann als Lehrer nichts von den Lernenden erwarten, was ich nicht selbst vorlebe. Das bedeutet für die beteiligten Lehrkräfte, entweder selbst einen den Unterricht begleitenden Blog zu pflegen oder sich mindestens aktiv am Feedbackprozess zu beteiligen und auch die digitalen Portfolios der Lernenden als eigenständige Leistung zu bewerten. Die Lernenden müssen das Gefühl haben, dass ihre Portfolioarbeit als Leistung auch von den anderen Lehrern geschätzt und gewürdigt wird. Sie sollten außerdem daran gewöhnt sein, selbstverantwortlich und selbstgesteuert zu lernen. Das kann man bei der gegenwärtigen Schulstruktur und Lernkultur leider nicht unbedingt voraussetzen, so dass man dies vor Einführung eines EPortfolios mit den Lernenden unbedingt eingehend thematisieren und trainieren muss. Der Lernprozess wird sich allerdings nicht auf die Lernenden beschränken, sondern auch für die beteiligten Lehrkräfte ein Umdenken erfordern. Sinnvollerweise sollte dies auch ein Mosaikstein in der Schulentwicklung sein. 3. Aus dem schulischen Bewertungsschema kann ich mich nicht ausklinken. Allerdings setzt die Bewertung eines Portfolios andere Maßstäbe. Die Kriterien müssen den Lernenden vorher bekannt sein. Besser noch, sie werden gemeinsam mit ihnen aufgestellt. So kann ich sehr wohl in einem Bewertungsraster die Leistungen der Lernenden adäquat bewerten – ähnlich wie bei einer PowerPoint-Präsentation, einer Prüfung in besonderer Form oder einer Projektarbeit. 4. Ich hatte als „Trendsetter“ in der Schule die schwierige Situation, nicht nur meine Schüler und Schülerinnen für das Projekt zu gewinnen, sondern die Skepsis von Kollegium und Schulleitung zu überwinden. Mein Rat: Man suche sich von Anfang an Verbündete, Gleichgesinnte, die in ihrem Unterricht auch gerne mal neue schülerzentrierte Methoden ausprobieren. Idealerweise könnte man dann die Portfolioarbeit fächerübergreifend organisieren, wobei die Betreuung und Einführung der Lernender dann nur durch den Lehrer erfolgen müsste, der sich mit MAHARA am besten auskennt. Das hat mit einem Kollegen, der Photoshop und Gestaltung in meiner Klasse unterrichtete, ganz gut geklappt. Die Schüler und Schülerinnen haben dann schon recht schöne Ergebnisse geliefert. 5. Mögliche Trainingsszenarien, die ich auch schon ausprobiert habe: • Schulinterne Fortbildung für eine Klasse bei gleichzeitiger Einbindung von drei bis vier Lehrern, da alle sowieso zusammenarbeiten müssen und dann die Lernenden auch ihren Lehrern helfen können. Bei diesem Szenario können dann auch echte Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht und Szenarien angedacht werden. Das erfordert jedoch a priori eine Bereitschaft der Lehrkräfte, neue Wege zu beschreiten. • Fortbildung von Lehrkräften, die dann in ihrem jeweiligen schulischen Umfeld ihre Ideen umsetzen. Das bringt zwar in der Fortbildung selbst viele gute Ansatzpunkte und Synergieeffekte, bei der Umsetzung in der Schule müssen die Lehrer dann aber mit den o.g. Hindernissen klarkommen. Ich favorisiere daher eindeutig das projektbezogene Arbeiten mit Schülern und Lehrern einer Klasse, obwohl ich mittlerweile beobachten kann, wie neue „Keimzellen“ an anderen Schulen entstehen und sich der Geist von EPortfolio Arbeit verbreitet. 6. Zum Schluss gehe ich noch auf die meiner Meinung nach wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung ein: in der Schulkultur sollte dieses veränderte selbstverantwortliche und selbstgesteuerte Lernen, was ein Abgeben der Lehreraktivität an die Lernenden bedeutet, verankert und das Arbeiten mit Medien, Internet und Lernplattformen Alltag sein. Die Schulleitung darf dem Vorhaben nicht nur billigend zusehen. Vielmehr muss sie das Kollegium dabei aktiv unterstützen und sich unbedingt informieren lassen, wozu und weshalb ein solches Projekt für den Lernprozess förderlich ist. D.h. also Arbeiten mit Medien wie Moodle, EPortfolio usw. muss Teil der Schulentwicklung sein. Vom LMS zum PLE-final version

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7. Wie überzeuge ich die Schulleitung? Das ist eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. In der Regel sind Schulleitungen darauf bedacht, den „Normalbetrieb“ am Laufen zu halten. Ansinnen wie das Einführen von LMS oder EPortfolio werden da als zusätzlicher und meist unnützer Ballast gesehen, insbesondere wenn die Schulleitungen sich mit diesen Lernformen (noch) nicht auseinandergesetzt haben. Vorteilhaft für das „Verkaufsgespräch“ ist es, praktische Beispiele zeigen zu können, deren Vorteile auch von fachlich weniger versierten Kolleginnen und Kollegen sofort erkannt werden können. Als Beispiel nenne ich hier die Umsetzung des obligatorischen Praktikumsberichts in MAHARA. Folgende Präsentation zu Moodle-Mahara, die auf Slideshare zu finden ist, geht nochmals auf die oben beschriebenen wesentlichen Punkte ein:

http://www.authorstream.com/Presentation/sigi-187835-pr-sentation-mahara-cbs-eportfolio-flasheducation-ppt-powerpoint/ Was die Arbeit mit Moodle und MAHARA ab Moodle 2.0 sehr erleichtert, ist die komplette Anbindung der beiden Systeme, die über das Single-Sign-On hinaus auch einen Datenaustausch ermöglicht, insgesamt also eine runde Sache mit Zukunftspotential in Schule und Lehre. Bei Single-Sign-On vertrauen sich die beiden vernetzten Systeme gegenseitig. Ein angemeldeter Moodle Nutzer wird so durch einen Klick in Mahara eingeloggt, ohne dass er sich erneut ausweisen muss". Dateien, die in Moodle stehen, kann der Nutzer auch in Mahara verwenden, ohne sie erneut hochladen zu müssen. Zur Website von : www.mahara.org Autorenangabe: Sieglinde Jakob-Kühn unterrichtet Englisch und Anwendungssoftware an der HLSII Mannheim und an der CBS Heidelberg. Seit Schuljahresbeginn 05/06 haben alle Klassen einen Moodle Kursraum. Seit vielen Jahren in der Lehrerfortbildung Bereich Englisch - Neue Medien - eLearning tätig, setzt sie in allen Fortbildungen Moodle auch als Kommunikations- und Materialplattform ein. Priorität hat jedoch die schülerbezogene Seite von Moodle und die Umstellung des Lernens und Lehrens, so dass der Lernende für sein eigenes Lernen Verantwortung übernimmt und zu selbständigem Handeln geführt wird. Die logische Weiterentwicklung des eigengesteuerten Lernens besteht in der Einführung von EPortfolio für Lernende, die sich dadurch ihren eigenen Bereich schaffen, in dem sie ihr Lernen dokumentieren und für andere sichtbar machen können.

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