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Positives

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1/2015

Ă–kodĂśrfer Gute Nachrichten aus aller Welt


Was ist ein Ökodorf? »Ökodorfer sind gewachsene Dorfgemeinschaften oder Lebensgemeinschaften, die durch bewusste Mitwirkung all ihrer BewohnerInnen gestaltet werden. Ein Ökodorf verbessert die Lebensqualität der Menschen und trägt gleichzeitig dazu bei, die umliegende Natur nicht nur zu schützen, sondern sogar zu regenerieren. Die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Wirtschaft, Soziales und Kultur – sind zu einem ganzheitlichen Ansatz integriert.« Offizielle Definition von Ökodörfern laut dem Global Ecovillage Network

Ökodörfer kann man mit Joghurtkulturen vergleichen: eine kleine, dichte und reichhaltige Konzentration an Aktivitäten, deren Hauptziel es ist, die Umwelt, die sie umgibt, zu verändern. Jonathan Dawson, früherer GEN Präsident

Ökodörfer weltweit – lokale


Eine stille Revolution vollzieht sich derzeit auf unserem Planeten. Abseits der großen Zentren, in Dörfern und Stadtteilen schließen sich Bürger und Bürgerinnen zusammen und übernehmen Verantwortung für ihre Umgebung: für die Natur, die sie umgibt, und für ihr soziales, ökonomisches und ökologisches Handeln. In Wohnzimmern, Kneipen oder Küchen werden Ideen und Initiativen geboren, die praktisch und direkt CO2-Emissionen senken, Gemeinden wiederbeleben und JobPerspektiven schaffen. Vielfach in Eigeninitiative entstehen gemeinde-getragene Landwirtschaftsbetriebe und Stadtteilzentren, Saatgut-Märkte und urbane Permakulturen, Tauschringe und lokale Währungen, kollektive Photovoltaikanlagen und freie Schulen, selbstverwaltete Dorf-Banken mit Mikrokrediten – und vieles mehr. Viele dieser Initiativen werden durch das Beispiel von Ökodörfern inspiriert und von ihnen ganz konkret mit Know-how unterstützt.

Lösungen für globale Probleme


Ökodörfer zeigen ganz praktisch, dass ein ökologisch und sozial nachhaltiges Leben ein Gewinn an Lebensqualität bedeuten kann. Durch ihr Beispiel wird deutlich: Der ökologische Fußabdruck kann deutlich verringert werden, die Wiederbelebung regionaler Wirtschafts- und Energiekreisläufe ist möglich. Das ist ein wichtiges Gegengewicht zur Globalisierung. Ökodörfer bereichern Regionen mit ökologischen Unternehmen, Arbeitsplätzen und kulturellen Angeboten und machen sie so auch für Familien wieder attraktiv. Sie sind damit ein aktiver Beitrag gegen den demographischen Wandel. Ökodörfer und Gemeinschaften weltweit verbinden modernes und traditionelles Wissen mit nachhaltigen und innovativen Ansätzen in Landwirtschaft, Energie- und Ressourcenversorgung, Wasser- und Abfallmanagement, Architektur und sozialen, partizipativen Prozessen. Sie sind ein entscheidender gesellschaftlicher Beitrag, um für globale Probleme neue, lokale Lösungen zu entwickeln.


Lichtblicke einer globalen Bewegung Wussten Sie schon, … … dass LA Ecovillage in Los Angeles Ökodorf-Strategien für Großstädte verwirklicht?

… dass die Regierung Senegals beschlossen hat, 14.000 traditionelle Dörfer auf ihrem Weg zu Ökodörfern zu unterstützen?

… dass Damanhur in Italien eine eigene Währung entwickelt hat?

… dass das Ecovalley Projekt in Ungarn 100%ige Selbstversorgung, engagierte Sozialarbeit im ganzen Land und ein religiöses Leben verbindet?


… dass das erste Ökodorf in Holland, Ecodorp Bergen, auf einem ehemaligen Militärgelände entsteht?

… dass sich in Kolumbien Indianer, F­ lüchtlinge und Kleinbauern zu Friedensgemeinden zusammenschließen, in denen keine Waffen, keine Gewalt und kein Alkohol erlaubt sind und die so der Gewalt im Land entgegen wirken? … dass die Ökodorfbewegung in Lateinamerika tatsächlich »in Bewegung« ist: Öko-Karawanen – EcoCaravanas – mit Bussen, Pferden, Fahrrädern und zu Fuß unterrichten Dorfbewohner über ökologische Techniken?

… dass Auroville von der Regierung ­Indiens beauftragt wurde, einen ­nachhaltigen Entwicklungsplan für ihre ganze Region zu erstellen?

… dass die Regierung der Chiang Mai Provinz im Norden Thailands sich entschlossen hat, mit Eco village Transition die gesamte Region in eine Ökoregion zu verwandeln?


Das Wissen und der Beitrag von Ökodörfern für eine nachhaltige Lebensweise lässt sich in vier Schlüsselbereiche aufteilen, die so genannten Dimensionen der Nachhaltigkeit:

Die kulturelle Dimension: Weltsicht, Werte, Verantwortung Bei aller Vielfalt der Ökodörfer gibt es in ihrer Kultur und Welt­ anschauung einen gemeinsamen Wert: Die Verantwortung und den aktiven Einsatz für die Erde. Die ökologische Dimension Ökodörfer zeigen: Wasser, Nahrung, Energie und Baustoffe können ausreichend in gesunden, regionalen Kreisläufen gewonnen werden – ohne Verzicht auf Lebensqualität. Die soziale Dimension: Gemeinschaft und die Kunst des Zusammenlebens gehören zur Kernkompetenz von Ökodörfern. Die ökonomische Dimension: Fair, gerecht, solidarisch, durchschaubar und zinsfrei – das sind die Merkmale einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Ökodörfer können dafür lokale Modelle sein. Beispiele:


Findhorn, Schottland Die Findhorn Foundation in Schottland, gegründet 1962, hat heute über 400 Mitglieder. Es ist ein Ökodorf und internationales Zentrum für ganzheitliches Lernen. Die Gründungsprinzipien der Findhorn Foundation und Gemeinschaft sind: • Tiefes, inneres Zuhören und Handeln aus dieser Quelle der Weisheit. • Kooperation mit der Intelligenz der Natur. • Dienst an der Welt. Mehr: www.findhorn.org


Sieben Linden, Deutschland Das Ökodorf in der Altmark mit rund 100 Erwachsenen und 40 Kindern versteht sich als sozial-ökologisches Modellprojekt. Einige Prinzipien: • Baukriterien mit strengem ökologischen Standard – Niedrigenergie- und Passivhäuser • Heizen ausschließlich mit Solarenergie und Holz • Photovoltaik deckt einen Großteil des Stromverbrauchs • ökologischer Gartenbau – ca. 70% Selbstversorgung mit Gemüse und Obst • geschlossener Wasserkreislauf: eigene Brunnen und Pflanzenkläranlage Mehr: www.siebenlinden.de


Kibbutz Lotan, Israel Der Reform-Kibbutz Lotan wurde 1983 von jungen Israelis und Amerikanern gegründet. Rund 150 Menschen leben hier von Landwirtschaft, Ökotourismus und Seminarangeboten. Das gemeinschaftseigene Zentrum für Kreative Ökologie ist eine Forschungsund Ausbildungseinrichtung für Permakultur, alter­natives Bauen und nachhaltige Technologien. Mehr: www.kibbutzlotan.org


Schloss Tempelhof, Deutschland Seit September 2010 gedeiht im schw채bischen Hohenlohe die Gemeinschaft und Zukunftswerkstatt Schloss Tempelhof auf 32 Hektar, mit 체ber 80 Erwachsenen und fast 30 Kindern. Sie betreibt einen Waldkindergarten, eine freie Schule, einen Seminarbetrieb mit G채stehaus, Tischlerei, Baubetrieb, G채rtnerei und Landwirtschaft und eine Bauwagenmanufaktur. Mehr: schloss-tempelhof.de


Tamera, Portugal Die Friedensforschungsgemeinschaft Tamera mit 150 Bewohner­ Innen wurde 1995 gegründet: als Modell für eine Kultur, die in allen Bereichen auf Vertrauen und Kontakt beruht. Durch die Permakultur-Wasserlandschaft konnte das von Wüstenbildung bedrohte Gelände in ein Nahrungsmittelbiotop verwandelt werden. Die ethischen Richtlinien der Tamera-Gemeinschaft sind gegenseitige Unterstützung, Wahrheit untereinander und verantwortliche Teilnahme an der Gemeinchaft. Mehr: www.tamera.org


Damanhur, Italien Die Föderation von Damanhur ist eine spirituelle Gemeinschaft in Nord-Italien. Vor über 30 Jahren gegründet, erstreckt sie sich über mehrere Dörfer, hat rund 1500 BürgerInnen und ist bekannt für ihren unterirdischen Tempel. Sie hat eine eigene Währung, den Credito. Mehr: www.damanhur.it


Das Global Ecovillage Network GEN verbindet rund 10.000 Gemeinschaften aus aller Welt und vernetzt sie mit Akteuren aus der Nachhaltigkeitsbewegung in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Projekte des globalen Nordens und Südens bilden eine gemeinsame Bewegung des gegenseitigen Lernens und Lehrens. Permakultur, Solarenergie, natürliches

Die regionalen Netzwerke GEN Afrika: www.gen-africa.org GEN Ozeanien und Asien: genoa.ecovillage.org GEN Lateinamerika: www.casa.ecovillage.org GEN Nordamerika: www.genna.ecovillage.org GEN Europa: gen-europe.org GEN International: www.ecovillage.org

Beispiel Senegal: Eine Regierung als Geburtshelfer für 14.000 Ökodörfer Die Regierung von Senegal hat den Nutzen von Ökodörfern für ihr Land erkannt: das Umweltministerium formulierte im August 2008 das Ziel, jedes zweite Dorf bei der Umwandlung zum Ökodorf zu unterstützen. Das wären 14.000 Dörfer. Im gleichen Zug änderte das Umweltministerium seinen Namen in Ministerium für Ökodörfer und nachhaltige Entwicklung. Heute gibt es bereits rund 100 Ökodörfer in Senegal.


Wassermanagement und Bauen mit regionalen Rohstoffen sowie soziales Wissen um Entscheidungsfindung, Stärkung der Frauen und Konfliktlösung sind im globalen Norden eine Verbesserung der Lebensqualität. In Krisengebieten können sie über das Überleben entscheiden.

Ausbildung Das Ausbildungsprogramm Ecovillage Design Education (EDE) findet mittlerweile in mehr als 35 Ländern aller Kontinente statt und bietet den TeilnehmerInnen gelebtes Wissen nachhaltigen Lebens. Mehr zu EDEKursen: www.gaiaeducation.net

Webseiten GEN International: gen.ecovillage.org GEN Deutschland: www.gen-deutschland.de GEN Suisse: www.gen-suisse.ch Verzeichnis europäischer Ökodörfer und Gemeinschaften: http://eurotopia.de Die Bibliothek der Lösungen – Solution Library: solution.ecovillage.org NextGEN – die Jugendorganisation der Ökodörfer: nextgen.ecovillage.org Der GEN International Newsletter (englisch): gen.ecovillage.org/ newsletter.html


Positives ist machbar, das beweist dieses Buch: ➤ Das Ökodorf-Netzwerk besteht weltweit ➤ Lokale Lösungen für globale Probleme ➤ Mit 23 Beispieldörfern, davon 10 in Europa ➤ Erscheint zum 20-jährigen Bestehen des Global Ecovillage Network, zu dem inzwischen rund 10.000 Dörfer gehören. Kosha Anja Joubert und Leila Dregger Ökodörfer weltweit Lokale Lösungen für globale Probleme Klappenbroschur, 192 Seiten mit vielen farbigen Fotos, 146 x 208 mm 16,90 s (D)/17,40 s (A) ISBN 978-3-89060-664-4

Erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder bei www.neue-erde.de

Dieses Heft kann zum Weiterverteilen gerne kostenlos bei uns angefordert werden. Impressum: Positives ist machbar © Neue Erde GmbH 2015; Redaktion: Leila Dregger; Gestaltung: Dragon Design; alle Fotos: GEN-Archiv. Herausgeber: Andreas Lentz; Verlag: Neue Erde GmbH, Cecilienstr. 29, 66111 Saarbrücken, Deutschland. www.neue-erde.de

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